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Vorwort

Begleitung zur Ehe – eine pastorale Chance

Ausgehend von „Amoris laetitia“ hat die Österreichische Bischofskonferenz ein Update der kirchlichen Ehevorbereitung in Auftrag gegeben. Im hier vorliegenden Konzept, das in einem mehrjährigen Prozess erarbeitet wurde, konnten die wesentlichen Anliegen des 2015 erschienenen päpstlichen Schreibens aufgegriffen werden. Weiterhin wird es die bewährten Ehevorbereitungskurse geben, die in unterschiedlichen Formaten seit Jahrzehnten zum Standard der Familienpastoral gehören. Darüber hinaus soll im neuen Konzept die kirchliche Gemeinschaft vor Ort stärker in die Vorbereitung und Begleitung der Paare eingebunden werden.

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Wesentliche Parameter im gesellschaftlichen Selbstverständnis haben sich geändert. Die meisten Paare, die sich für eine kirchliche Eheschließung interessieren, kommen heute mit anderen Voraussetzungen. Vieles, was an Vorverständnis für den christlichen Glauben vor einigen Jahrzehnten noch selbstverständlich war, ist weitgehend weggebrochen. Außerdem haben nicht-kirchliche Ritualanbieter das Geschäftsfeld Hochzeit längst für sich entdeckt. Sie profitieren von der ungebrochenen Faszination einer feierlichen Trauung. Auf diese veränderten Bedingungen müssen wir als Kirche möglichst kreativ und geistvoll reagieren.

Die Vorbereitung auf die Trauung darf sich keinesfalls in der raschen Erledigung einiger kirchlicher Vorgaben erschöpfen. Sie ist im besten Fall ein längeres miteinander Unterwegs-Sein, das mit einem gastfreundlichen Willkommen für das konkrete Paar beginnt und über das Hochzeitsfest hinausreicht. Innerhalb dieser Zeitstrecke von mindestens einem halben Jahr kann es mehrere Berührungspunkte geben, die vom ehrlichen Interesse an der Situation der Brautleute geprägt sein sollten. Dazu gehört auch der Versuch, den Schatz des Glaubens in adäquater Weise zugänglich zu machen. Darin liegt eine pastorale Chance für alle Beteiligten.

Ein wesentlicher Akzent des neuen Konzepts besteht darin, Einzelpersonen oder Paare zu finden, die für das Brautpaar eine persönliche Begleitung anbieten. Damit sollte in ungezwungener Weise ein Hineinwachsen in das Verständnis

von Ehe als christliche Berufung und Sakrament der Kirche unterstützt werden. Vor allem sollte vermittelt werden, dass es in der auf Dauer angelegten Lebens- und Weggemeinschaft von Frau und Mann um mehr geht als nur um einen „Brautsegen“. Dass sich der lebendige Bund Gottes mit den Menschen im alltäglichen Auf und Ab einer herausfordernden Beziehungsgeschichte darstellen lässt, ist beglückendes Geschenk und Herausforderung zugleich. Das hier vorgelegte Konzept zur Ehevorbereitung und der neuerlich veröffentlichte Leitfaden für das Trauungsgespräch sollen über das aktuelle „Jahr der Familie“ hinaus für die Ehepastoral vor Ort eine konkrete Hilfe sein. Ich danke allen, die an diesem pastoralen Dokument mitgearbeitet haben, allen voran Dr. Walter Krieger für die Textfassung, und wünsche diesem vertieften Neuansatz eine nachhaltig positive Wirkung.

Bischof +Hermann Glettler

Referatsbischof für Ehe und Familie