Romanic aleman (esmenat 6/2008)
2/7/08
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Routen der Romanik
Hand Gottes, Sant Climent de Taüll (1123). MNAC.
Altarvorsatz mit Aposteln ( Diözese Urgell). MNAC.
Kataloniens ureigenste Kunst Katalonien war und ist ein für die europäischen Kunstströmungen empfängliches Land. Am stärksten assimiliert wurden dabei wohl die Romanik – die zeitlich mit der Entstehung des historischen Katalonien zusammenfiel – und der Modernismus, zeitgleich mit dem Höhepunkt der Renaixença (Wiedergeburt), in der Katalonien sich erneut seiner Identität bewußt wurde. Zur Zeit des Beginns und der Ausbreitung der Romanik wurden die Grafen von Barcelona von den restlichen katalanischen Grafschaften als Herrscher anerkannt. Die Einheit des Landes fiel de facto zusammen mit dem Ende jeglicher Vasallität gegenüber der französischen Krone, die die Nachfolge der Karolinger angetreten hatte, und dem Feldzug gegen Córdoba (1010), der die Gefahr einer arabischen Invasion endgültig bannte und die islamischen Teilreiche, die durch den Zerfall des Kalifats entstanden waren, unter den Schutz katalanischer Grafen stellte (1031). Es war eine günstige, von Begeisterung bestimmte Zeit, in der die großen Adelsfamilien Fuß faßten und sich die feudale Hierarchie organisierte, während Goldmünzen in Umlauf kamen und die Bevölkerung stark zunahm. Schauplatz dieser Ereignisse war das sogenannte „Altkatalonien“ (Catalunya Vella) nördlich des traditionellen Weges, der über Anoia, die Segarra und das Urgell nach Aragonien führte und der später, im Zuge der 1148-49 beendeten christlichen Rückeroberung ganz „Neukataloniens“ (Catalunya Nova), überschritten wurde. Diese zeitliche Differenz erklärt die hohe Dichte romanischer Bauwerke in den Pyrenäen und Vorpyrenäen, deren Anzahl auf den Hochebenen Zentralkataloniens abnimmt und die im Süden des Landes kaum noch zu finden sind. In Katalonien stehen rund 1900 Kirchen und 200 Burgen und Festungen mit romanischen Elementen, einige teilrenovierte Herrenhäuser und Stadtpalais, einzigartige Gebäude wie die jüdischen Mikwa, Brücken, Mühlen und sonstige Bauwerke: insgesamt über 2000 Zeugnisse der Romanik. Dem architektonischen Reichtum sind Wandmalereien und illustrierte Manuskripte sowie Skulpturen, Altarschmuck, Retabel und andere Gegenstände hinzuzufügen, die in den Kirchen, für die sie geschaffen wurden, oder in Museen in Barcelona, Vic, Solsona, Girona, La Seu d’Urgell und Lleida erhalten sind. Natürlich ist nicht alles Romanische gleichermaßen wertvoll. Zwischen einem großen Kloster und einer Dorfkirche besteht der gleiche Unterschied wie zwischen einer Burg oder einem Palast und einem kleinen Pachthof. Einige Gebäude haben vor allem Wert als historisches Zeugnis oder Teil einer Landschaft. Insgesamt gehört das romanische Erbe Kataloniens jedoch zweifellos zu den umfangreichsten und schönsten Europas.
Taüll. Sant Climent.
Die Romanik, der erste europäische Kunststil Die Romanik war der erste ganz Westeuropa gemeinsame Kunststil. Sie entstand im Mittelalter gegen Ende des ersten Jahrtausends, zeitgleich mit dem Zerfall des Karolingerreichs und dem daraus folgenden Entstehen der europäischen Nationalitäten, und breitete sich – angetrieben von den christlichen Eroberungen, den religiösen Orden und den Pilgerströmen – schon bald energisch von Dalmatien bis zu den Britischen Inseln und vom Norden Germaniens bis zur Südgrenze des christlichen Spaniens aus. Selbst als Synthese der architektonischen Tradition des Römischen Reichs und der Erkundungen und Erfahrungen der Karolingerzeit und Anfänge des Heiligen Reichs war die Romanik ein origineller, mutiger Stil, der bis in das 13. Jh. lebendig blieb. Solide und ausgewogen erfaßte sie nicht nur sämtliche Gebäudetypen der Epoche (Kirchen und Klöster, Burgen, Herrenhäuser, Brücken), sondern brachte auch in Malerei, Bildhauerei, Goldschmiedekunst, Miniaturen und Möbelschreinerei herausragende Werke hervor. Darüber hinaus steht die Romanik eng mit den ersten Versuchen der Volksdichtung, den Anfängen der westlichen Philosophie und Theologie, juristischer Reflexionen und Studien sowie der Entstehung und Konsolidierung der auf dem Niederlateinischen basierenden romanischen Sprachen in Beziehung. Der Begriff „Romanik“ wurde 1818 vom französischen Architekten Adrien de Gerville geprägt, auch wenn sie erst zu Ende des 19. Jh. Gegenstand systematischer Studien wurde. Die erste – noch gültige – Bestandsaufnahme der katalanischen Romanik wurde 1909 bis 1918 unter Leitung von Josep Puig i Cadafalch erstellt.
Entwicklung und Merkmale Einige Routenvorschläge Nach den Versuchen im Laufe des 10. Jh., Kirchen aus Stein und Kalk zu bauen und repräsentative Gebäudeteile mit Gewölben zu decken (vorromanisch) traten in ganz Europa lombardische oder lombardisch beeinflußte Baumeister und mit Ihnen die erste Romanik in Erscheinung, die durch größere, jedoch weiterhin nüchterne, funktionale Bauten charakterisiert war, bei denen (wegen des Gewichts der Tonnengewölbe) enorme Steinmassen verbaut wurden. Weitere Merkmale waren die Dekoration der halbrunden Apsiden und der Wände mit Blendbogen und Lisenen und die von Pilastern, die über die typischen, auch an Türen und Fenstern verwendeten Rundbogen miteinander verbunden waren, geteilten Kirchenschiffe. Seit Ende des 11. und im 12. Jh. entstanden in diversen Regionen Steinmetzschulen, die die Bildhauerei (mit Motiven, die orientalischen Stoffen, Bibelminiaturen, der Tierwelt oder dem Alltagsleben entlehnt waren) in Gebäude und Kreuzgänge integrierten, während die Architektur komplexer wurde (zweite Romanik). Auch wenn es die einschiffigen, kleinen Dorfkirchen mit nach Osten gerichteter Apsis, nach Süden gerichtetem Portal und Glockenwand weiterhin gab, wurden nun monumentale Kirchenbauten mit drei oder fünf Schiffen und Querhaus, mehreren Apsiden, Chorumgang, Kuppelgewölbe und schlanken Glockentürmen, Portalen mit Archivolten, Tympana und Säulen mit reich verzierten Kapitellen errichtet. Es entstanden klar umrissene, lokale Schulen und – je nachdem, ob von Cluny oder den Zisterziensern beeinflußt – schwülstigere oder nüchternere Strömungen, gefolgt von anderen, die bereits mit der frühen Gotik oder der französischen Kunst zu tun hatten. Im 13. Jh. gab es in Katalonien noch eine letzte Blüte der Romanik mit der sogenannten Lleidatanischen Schule, die dank beteiligter moslemischer Steinmetze Dekorationselemente arabischen Ursprungs verwendete.
Die Fülle an Denkmälern und der Rahmen dieser Publikation machen eine – stets schwierige – Auswahl unumgänglich. So können wir Ihnen nur eine begrenzte Anzahl an Beispielen der katalanischen Romanik vorschlagen, die wir in sechs Routen mit Nebenrouten und Varianten zusammengefaßt haben. Diese folgen den wichtigsten Verkehrswegen von Norden nach Süden und können je nach verfügbarer Zeit und Interesse reduziert oder auch miteinander verbunden werden. Drei Routen beginnen an der Grenze zum französischen (Katalonien historisch verbundenen) Roussillon und ermöglichen so auch Abstecher zum reichen romanischen Erbe jener Region. Zwei weitere erlauben die Verbindung mit der Romanik Andorras und der Gascogne sowie dem Katalonien ebenfalls historisch verbundenen Grenzgebiet Aragoniens. Die Route durch das Penedès und „Neukatalonien“ erlaubt es, die Zisterzienser- und Templerkunst kennenzulernen und sich ein Bild von der Verbreitung der Lleidatanischen Schule zu machen. Bedenken Sie, daß nur wenige Denkmäler geregelte Öffnungszeiten haben. Oft sind die Kirchen außer zu den Messen aus Sicherheitsgründen geschlossen, und der Schlüssel muß im Rathaus oder irgendwo anders abgeholt werden. In den Fremdenverkehrsbüros erhalten Sie Informationen zu Öffnungszeiten, Unterkünften und Restaurants, die Ihnen eine reibungslosere und bequemere Reise ermöglichen. Wir hoffen, unsere Vorschläge werden Ihnen als erster Schritt zum Kennenlernen der ganzen Vielfalt der katalanischen Romanik dienen.