Einfluss moderner Formen urbaner Landwirtschaft …

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Schlussfolgerungen und Empfehlungen

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stelle zwischen der Urban Farm und der Gesellschaft. Bezüglich des ersten Punktes ist insbesondere die Kapitalintensität der Projekte zu nennen. Solange diese ihre Rentabilität nicht erfolgreich unter Beweis gestellt haben, könnte es schwierig sein, das notwendige Startkapital zu erhalten. Sobald aber erste Projekte in die Gewinnzone gelangen, dürfte sich diese Schwierigkeit abmildern. In der institutionellen Domäne werden gesetzliche Rahmenbedingungen, wie insbesondere die Ausnutzungsziffer von Gebäuden, die Möglichkeiten der Standortwahl einschränken: Interessierte Besitzer von geeigneten Dachflächen ist die Errichtung einer Dachfarm nicht möglich, da das betroffene Gebäude bereits das maximal zulässige Volumen erreicht hat. Dadurch wird eine weite Verbreitung von Dachfarmen eingeschränkt. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass auch geeignete Dächer vorhanden sind, bei welchen die Ausnutzungsziffer noch nicht an ihre Grenzen stösst, die Errichtung von Pilotanlagen also möglich ist. Was das Problem der Schnittstelle betrifft, so ist von Belang, ob die Produkte eine gesellschaftliche Akzeptanz und dementsprechend Abnehmer finden. Bei all diesen Punkten kann nun der Standpunkt vertreten werden, dass sich die Urban Farmers erst einmal beweisen und zeigen müssen , ob ihre Projekte auch wirklich funktionieren, bis sie in irgendeiner Weise institutionelle Unterstützung bekommen würden. Jedoch ist dies ein eher konservativer Ansatz und der Dringlichkeit gewisser globaler Probleme allenfalls nicht angepasst. Stattdessen könnte man sich auch auf den normativen Standpunkt stellen, dass sich im Sinne der Nachhaltigkeit etwas am vorherrschenden gesellschaftlichen und technologischen Regime verändern muss und dass es nicht den Spielkräften des Marktes alleine überlassen werden kann, die notwendigen Neuerungen hervorzubringen. Stimmt man dem zu, so ergibt sich für Institutionen ein Anreiz, als sinnvoll erachtete Innovationen zu fördern und mit unterschiedlichen Mitteln Nischen zu schaffen, in denen sich die jungen Projekte in einem teilweise geschützten Rahmen entwickeln können (Schot & Geels 2008). In der Expertendiskussion zeigte sich allerdings keine Bereitschaft, den Urban Farmers Unterstützung in irgendeiner Form angedeihen zu lassen. Vielmehr sieht man die Beweislast in gewohnt marktwirtschaftlicher Weise bei den Unternehmern, welche die Tauglichkeit ihrer Ideen erst einmal demonstrieren sollen. Auf diese Weise spart man sich zwar Kosten und Aufwand, vergibt jedoch auch die Möglichkeit, über rein wirtschaftliche Gesichtspunkte hinaus eine die Zukunft gestaltende Rolle einzunehmen.


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