KSB-Update 01/21

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Gynäkologisches Tumorzentrum

Tumor in der Schwangerschaft Vorfreude mit bitterem Beigeschmack Tumorerkrankungen in der Schwangerschaft sind selten und stellen immer eine besondere Herausforderung dar. Der folgende Fallbericht stellt dar, wie eine solche problematische Situation interdisziplinär zum Wohl von Mutter und Kind angegangen werden kann. AUTOREN Prof. Dr. med. Martin Heubner, Direktor Departement Frauen und Kinder und Chefarzt Gynäkologie; Dr. med. Rüdiger Mascus, Leitender Arzt, Leiter Blasen- und Beckenbodenzentrum; Dr. med. Kirsten Steinauer, Leitende Ärztin Radio-Onkologie Standort KSB; Prof. Dr. med. Rahel Kubik, Direktorin Departement Medizinische Dienste und Chefärztin Radiologie; Dr. med. Clemens Caspar, Chefarzt Onkologie/Hämatologie, Leiter Tumorzentrum; Prof. Dr. med. Leonhard Schäffer Chefarzt für Geburtshilfe und Pränataldiagnostik

Eine 39jährige Schwangere wurde mit einem

burtlichkeit mit hoher Morbidität für das Kind

suspekten zytologischen Abstrich zugewiesen.

resultiert.

Die Patientin erwartete ihr erstes Kind, sie be-

wurde daher die Durchführung einer neoadju-

fand sich in der 24. Schwangerschaftswoche,

vanten Chemotherapie in der Schwangerschaft

der bisherige Schwangerschaftsverlauf war

vor einer geplanten primären Radiochemo-

völlig unauffällig gewesen. Bei der Frauenärztin

therapie nach der Geburt empfohlen. Die Pa-

war routinemässig ein Abstrich erfolgt, es war

tientin willigte nach ausführlicher Aufklärung in

der Verdacht auf eine hochgradige Dysplasie,

dieses Vorgehen ein und erhielt 3 Zyklen einer

einer Vorstufe des Gebärmutterhalskrebses,

Chemotherapie mit Paclitaxel und Cisplatin in

gestellt worden.

3-wöchentlichem Abstand unter engmaschiger

Im

interdisziplinären

Tumorboard

Kontrolle der Schwangerschaft. Nach 3 MonaIn der Dysplasiesprechstunde der Gynäkologie

ten erfolgte in der 38. Schwangerschaftswoche

des KSB wurde eine Kolposkopie durchgeführt,

die Entbindung per Kaiserschnitt, intraoperativ

bei der sich hoch suspekte Veränderungen des

erfolgte die gleichzeitige Entnahme von para-

Muttermundes bestätigten. Es wurden mehrere

aortalen Lymphknoten zu Stagingzwecken vor

Biopsien entnommen, in denen sich leider nicht

geplanter Radiochemotherapie.

nur eine hochgradige Dysplasie, sondern auch ein invasives Plattenepithelkarzinom der Zervix uteri bestätigte.

In der 38. Schwangerschaftswoche einen gesunden Knaben geboren

Karzinom mit einer Grössenausdehnung bis zu 4,5cm

Es kam ein gesunder Knabe mit einem Kindsge-

Es wurde ein MRI veranlasst, in welchem sich

Operation verlassen. In einem von 7 entnom-

das Karzinom mit einer Grössenausdehnung bis

menen paraaortalen Lymphknoten wurde eine

zu 4,5cm mit Verdacht auf beginnende Para-

Metastase des Zervixkarzinoms beschrieben.

wicht von 2.600g auf die Welt. Die Mutter konnte mit ihrem Kind das Spital am 6. Tag nach der

metrieninfiltration darstellte. Der Handlungsbe-

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darf hinsichtlich einer onkologischen Behand-

Vier Wochen nach der Geburt erfolgte die Ein-

lung war eklatant. Die Therapie der Wahl, eine

leitung einer primären Radiochemotherapie des

kombinierte Radiochemotherapie, war unter

kleinen Beckens sowie der Paraaortalregion

Erhalt der Schwangerschaft nicht möglich. Eine

über eine Gesamtdauer von fünf Wochen. Die

Beendigung der Schwangerschaft zu diesem

Bestrahlung wurde im Kubus des KSB am Li-

Zeitpunkt hätte in einer erheblichen Frühge-

nearbeschleuniger mit komplexen Bestrahlungs-


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