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Das Programm in Kürze

Henri Dutilleux’ «Mystère de l’instant» öffnet unsere Ohren: Das Orchester ruft, spielt mit dem eigenen Echo, munkelt, singt, führt Selbstgespräche. Ein sinnliches, humorvolles Stück über die Unvorhersehbarkeit der musikalischen Schöpfung.

Aus dem Vollen geschöpft hat Robert Schumann für seine 2. Sinfonie in C-Dur, um die Gattung weiterzuentwickeln. Alles hat er lange durchdacht – die Themen raffiniert verarbeitet und aufeinander bezogen, die Instrumentierung sorgfältig abgestimmt. Konzeptuell und technisch also ein Meisterwerk, das aber auch emotional, in seinem dauernden Schwanken zwischen Licht und Schatten, tief berührend ist.

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Einem der grössten Violinvirtuosen seiner Zeit, Pablo de Sarasate, schrieb Édouard Lalo mehrere Werke auf den Leib und sie brachten ihm den lang ersehnten Durchbruch als Komponist. Sein «Concerto russe» von 1879 knüpft an den Erfolg seiner «Symphonie espagnole» an. Als Pendant zum brillanten spanischen Violinkonzert setzt das russische auf Herbheit und Melancholie.

Hör-Impuls

Édouard Lalo: Intermezzo aus dem «Concerto russe»

Hier braust die Geige davon und hüpft federleicht über die verschobenen Akzente hinweg – wir kommen kaum hinterher. Und wenn es dann vom tänzerischen ins lyrische Thema geht, bezirzt sie uns mit dem Schmelz ihres Klangs. Das Intermezzo ist der wilde Kern des «Concerto russe» und schliesst deutlich an Lalos Scherzando seiner «Symphonie espagnole» an – böse Zungen würden sagen: wiederholt das Erfolgsrezept. Egal. Denn was hier zählt, ist die unbändige Spielfreude und ihr bietet Lalos Musik eine perfekte Bühne.