«Liebesbotschaft» – Abokonzert Kammerorchester Basel

Page 1

Matthias Goerne Bariton

Daniel Bard Violine und Leitung

Fr 25.3.2022 – 19.30 Uhr

Stadtcasino Basel

www.kammerorchesterbasel.ch |

In Kürze

Drei im Kontrast sorglos heiter daherkommende Instrumentalwerke französischer Komponisten umfassen im Programm orchestrierte Klavierlieder Robert Schumanns. Lieder aus seiner ersten Liedperiode 1840, voller Hoffnung. Und solche, die in einem zweiten «Liederjahr» nach der Frustration der 1848er-Revolutionen entstanden sind. Zusammen ergeben sie ein Gefühlsspektrum von himmelhoch jauchzend bis todbetrübt. Ein Spektrum, das weit mehr als nur die persönliche Biographie des auf gesellschaftliche Veränderung hoffenden Komponisten Schumann abbildet.

Hör-Impuls

Die Musik jubiliert. «Du meine Seele, du mein Herz». Das angehimmelte Gegenüber scheint vital zu sein in allen Bereichen. Das lyrische Ich gerät darob fast ausser Atem. Doch dann: «Du bist die Ruh, du bist der Frieden». Die Grundtonart lässt sich eine Terz in die Tiefe fallen, das Tempo verlangsamt. In Robert Schumanns Widmung aus den Myrthen op. 25 scheint sich das Paar plötzlich tiefer in die Augen zu schauen. Ja, da ist mehr als flatternde Verliebtheit zu hören. Da steckt Zukunft drin, Vertrauen, echte Liebe.

Wir danken!

Presenting Sponsor

Programm 25.03.2022 | Liebesbotschaft 2
Das Kammerorchester Basel und Matthias Goerne sind mit diesem Programm auf Tour in Budapest (Müpa).

Fr 25.03.2022 – 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel

«Hingehört» um 19 Uhr im grossen Saal des Stadtcasino Basel

Mit MusikerInnen des Kammerorchester Basel

Claude Debussy (1862 – 1918)

Petite Suite pour orchestre, orchestriert von Henri Busser (1907) 15' En Bateau (Im Boot). Andantino

Cortège (Aufzugsmarsch). Moderato

Menuett. Moderato

Ballet. Allegro giusto

Robert Schumann (1810 – 1856)

Ausgewählte Lieder für Kammerorchester, bearbeitet von Alexander Schmalcz

Albert Roussel (1869 – 1937)

Petite Suite op. 39

Aubade

Pastorale

Mascarade

Pause

Charles Gounod (1818 – 1893)

Petite Symphonie für Bläser

Adagio–Allegretto

Andante cantabile

Scherzo. Allegro moderato

Finale. Allegretto

Robert Schumann (1810 – 1856)

Ausgewählte Lieder für Kammerorchester, bearbeitet von Alexander Schmalcz Heimliches

Abendlied 3' Der
4' Die Lotosblume 2' Widmung 2' Hör
3'
Einsiedler
ich das Liedlein klingen (Dichterliebe)
15'
20'
3' Liebesbotschaft 6' Herzleid 2' Ins Freie 2' Programm 3
Verschwinden

Besetzung

Matthias Goerne Bariton

Daniel Bard Violine und Leitung

Kammerorchester Basel

Flöte

Isabelle Schnöller

Matthias Ebner

Oboe

Matthias Arter

Francesco Capraro

Klarinette

Markus Niederhauser

Etele Dosa

Fagott

Matthias Bühlmann

Matteo Claudio Severi

Horn

Konstantin Timokhine

Mark Gebhart

Trompete

Simon Lilly

Jan Wollmann

Violine 1

Daniel Bard

Matthias Müller

Valentina Giusti

Fanny Tschanz

Mathias Weibel

Sofia De Falco

Violine 2

Antonio Vinuales

Tamás Vásárhelyi

Laia Azcona Morist

Cordelia Fankhauser

Regula Schwaar

Viola

Mariana Doughty

Bodo Friedrich

Stefano Mariani

Sebastian Wohlfarth

Violoncello

Christoph Dangel

Georg Dettweiler

Miquel García Ramón

Kontrabass

Stefan Preyer

Peter Pudil

Pauken

Alexander Wäber

Schlagzeug

Luca Borioli

Pascal Viglino

Julien Annoni

Harfe

Consuelo Giulianelli

Programm 25.03.2022 | Liebesbotschaft 4

Die «Freundin» Musik

In den Liedern eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde des Malers und Dichters Robert Reinick ist auf Seite 16 das Gedicht Liebesbotschaft gedruckt. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man auf einer der schmückenden «Randzeichnungen» einen jungen Mann. Er sitzt, seine Fischerrute an die Schulter gelehnt, am einem Bach. Sinnend sein Blick, der Kopf in die rechte Hand gestützt. Die nackten Füsse im Wasser. Seine Gedanken ziehen in die Ferne. Zur «einen», zur «meinen», wie es im Gedicht «Liebesbotschaft» heisst?

Wohl sicher. Ist doch die Liebe, das Verlangen, das Sehnen der bestimmend topische Kreis romantischer Lyrik. Und damit ist diese Lyrik oft eigentliche «Liebesbotschaft», auch wenn sie nicht so heisst. «Wolken, die ihr nach Osten eilt, wo die eine, die meine weilt. All meine Wünsche, mein Hoffen und Singen, sollen auf eure Flügel sich schwingen.» Zu diesen Anfangszeilen des Reinick’schen Gedichts zitiert Schumann ein Lied seiner künftigen Frau Clara. Man erinnere sich: Im so genannten «Liederjahr» 1840 heirateten die beiden, beziehungsweise erhielten zunächst vom Leipziger Appellationsgericht die gegen den Vater Claras mühselig erstrittene Heiratserlaubnis. Solche äusseren Widerstände, wie das auch später im Leben Schumanns noch einmal der Fall sein sollte, nach den blutigen Revolutionswirren 1848 nämlich, beflügelten den Komponisten.

Das musikalische Zitat nun, das in den ersten Zeilen von Robert Schumanns Lied Liebesbotschaft, op. 36, Nr. 6 steckt, ist der Anfang des Liedes Liebeszauber von Clara Schumann. Eines der sechs Lieder ihres op. 13. Der Text dort: «Die Liebe sass als Nachtigall im Rosenbusch und sang. Es flog der wundersüsse Schall den grünen Wald entlang.» Im klingenden Äther der beiden Liebenden Robert und Clara Schumann treffen also die in der Nachtigall personifizierten Gesänge der Liebe auf ostwärts ziehende Wolken, deren Flügel mit den Wünschen, Hoffnungen und dem Gesang des verliebten Gegen-Subjekts beladen sind. Man kann sich gut vorstellen, von welchen Wolkenzaubern die beiden in ihrer aufeinander bezogenen Liebes-Kunst umgeben waren. Wie Robert auf Claras Liebeszauber mit einer Liebesbotschaft reagiert, ist nur ein Beispiel für den intensiven musikalischen Dialog der beiden. Ihre Geheimsprache in Tönen schützte sie während einer von Vater Wieck verordneten fast dreijährigen Schweigezeit. Ja, durch Musik zu kommunizieren, schien den beiden zunehmend die eigentlich passende Ausdrucksform: «Meine liebe Clara, ich weiss nicht, wer mir verwehren könnte, Dir noch einmal zu schreiben. Am liebsten möchte ich es mit Musik – denn das ist doch die Freundin, die alles am Besten ausrichtet, was innen steht.»

5

Das Liederjahr? Die Liederjahre.

Die Zeit um 1840 war nicht nur geprägt von den privaten Hoffnungen der beiden auf eine bessere Gemeinschaft, auf ihre endlich in einer Eheschliessung offiziell bestärkte Beziehung. Die gesellschaftliche Stimmung dieser Vormärz genannten Zeit war überhaupt mit grossen Hoffnungen verbunden. Nebst der autobiographischen Grundierung des Liedschaffens jener Zeit lässt sich Robert Schumanns Wirken also auch im politischen Kontext lesen. Der hoffnungsvolle Ton vieler Lieder weist in eine hoffentlich bessere Zukunft Aller. Uns nachgeborenen Kennerinnen und Kennern erschliesst sich das daraus, dass Schumann in seinen Liedern hier schon motivische Keimschichten legt, die er später in seinen mehrstimmigen Gesängen und Chören, also in kollektiveren Formaten, wieder aufnehmen wird.

Oft wird vergessen, dass es in Robert Schumanns Leben nicht nur ein «Liederjahr» gab, sondern deren zwei. Schumann fasste in den späten 1830er Jahren den Vorsatz, als Komponist systematisch die Gattungen seiner Zeit

Randzeichnungen zum Gedicht «Liebesbotschaft»

Aus: Reinick, Robert: Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde, S. 17.

Programm 25.03.2022 | Liebesbotschaft 6

abzuschreiten. Forthin erweiterte er das bis dahin hauptsächlich für Klavier entstandene Werk der Reihenfolge nach auf Lieder, Sinfonik, Kammermusik, Solokonzerte, Oratorien und schliesslich als Höhepunkt auf die Oper. Nach der Fertigstellung seiner Oper Genoveva 1848, deren Textdichter übrigens unser Maler-Dichter Robert Reinick war, der fünfzehn Jahre zuvor das oben erwähnte Gedicht Liebesbotschaft verfasst hatte, folgte ein weiteres diesmal nicht nur Schumann persönlich betreffendes Ereignis: Die Hoffnungen der europäischen Intellektuellen und Künstler – als beides darf man Robert Schumann getrost bezeichnen –, ihre Erwartungen, und zunehmend auch die politisch spürbaren Spannungen des Vormärz entluden sich in den Revolutionen von 1848. Aufständen in ganz Europa, die blutig niedergeschlagen wurden. Auch in Dresden, wo die Schumanns seit 1844 lebten. Am 3. Mai kam es zur offenen Revolte gegen den König, der nach kurzer Flucht mit seinen Truppen in die Residenzstadt zurückkehrte. Der Kampf erforderte unvorstellbare 300 Tote. Prominentester Flüchtling jener Zeit aus Dresden ist Richard Wagner, der in der Schweiz sein Unterkommen fand. Aber auch das Ehepaar Schumann war gefährdet. Robert hatte offen mit den Aufständischen sympathisiert, hatte bekenntnishafte Klaviermärsche geschrieben. Das Ehepaar flüchtete in die südlich der Stadt gelegene Gemeinde Kreischa.

Falsch liegt jedoch, wer nun denkt, diese Ereignisse hätten den sensiblen Komponisten künstlerisch gelähmt. «Nie war ich tätiger, nie glücklicher in der Kunst», schreibt Schumann im November 1849. «Auf mich hat die ganze Zeit anregend im höchsten Grad gewirkt.» Und wiederum rückt das Lied ins Zentrum von Schumanns kompositorischem Wirken. Die Unterschiede im Habitus der vormärzlich hoffnungsvollen Lieder der Jahre 1840/41 und der Gruppe der späteren Werke dieses zweiten «Liederjahres» 1849 sind frappant.

Blumen allüberall

Als Hochzeitsgabe schenkte Robert Schumann am 12. September 1840 seiner Braut einen Liederzyklus in vier Heften, die Myrthen op. 25. Anfänglich noch als lose Sammlung konzipiert von Liedern nach Johann Wolfgang von Goethe, Robert Burns und weiteren Dichtern, stellte Schumann im Frühjahr 1840 Überlegungen zu einer zyklischen Gestaltung an. Die Myrte ist seit der griechischen Antike eine Pflanze mit grosser symbolischer Bedeutung. Geweiht wurde sie der Schönheitsund Liebesgöttin Aphrodite. Seit der Neuzeit wurden Myrtenzweige und -kränze auch in Deutschland zur Hochzeit getragen. Und so ist der Zyklus denn auch als Privatum lesbar: Heft 1 beschreibt die verliebten Eheleute. In Nr. 1 Widmung geht das so weit, dass das Gegenüber als «Welt, in der ich lebe» bezeichnet wird, als «Grab», als «bess’res Ich». Das früheste Gedicht, das Schumann für den späteren

7

Myrthen-Zyklus aussuchte, war Heines «Du bist wie eine Blume». Die Flora spielt aber auch an anderen Stellen von op. 25, nicht zuletzt im Titel, eine Rolle. Es tauchen «östliche Rosen» auf, die Blüten eines «Nussbaums» im dritten Lied und natürlich die berühmte Nr. 7 Lotosblume nach einem Gedicht, das Heinrich Heine 1827 im Buch der Lieder veröffentlicht hatte. Unschwer kann, wer möchte, im Text Parallelen zur Biographie der Schumanns finden: Die Lotosblume (Clara) ängstigt sich vor der Sonne Pracht (Friedrich Wieck) und erwartet mit gesenktem Haupte ihren Buhlen den Mond (Robert).

In die Dichterliebe op. 48, ebenfalls nach Heine, mischen sich bereits die Zwischentöne der Ironie. Resignation gar macht sich in Nr. 10 Hör’ ich das Liedchen singen breit, wie überhaupt dieser Zyklus, anders als die Brautgabe des op. 25, pessimistisch endet. Charakteristisch sind hier die längeren Klaviernachspiele, die den Text in ein ahnungsvolles Ungewisses hinauslaufen lassen.

Fasste Schumann mit seinen Liedern um 1840 erstmals Schritt ausserhalb der Welt der ihm vertrauten Klavierkompositionen, so steht er zehn Jahre später schon ganz anders da, hatte Sinfonien geschrieben, Solokonzerte, das Oratorium Das Paradies und die Peri und die erwähnte Oper Genoveva. Ausserdem war er als Musikkritiker der Musikdramen Richard Wagners begegnet. Die spontan wirkende Äusserung der frühen Lieder weicht, wie im Nr. 3 Einsiedler aus den Drei Gesängen op. 83 einer choralartigen Schlichtheit. Passend dazu lässt sich auch der Text in den drei Strophen als lyrisches Abbild der Dreieinigkeit lesen. Die Sechs Gesänge op. 89 aus demselben Jahr 1850 wären in ihrer von Abschied und Verlust geprägten Haltung («Dass der Lenz so heimlich floh, ach, das lässt uns nimmer froh») in Nr. 1 Heimliches Verschwinden geradezu unerträglich pessimistisch, würde Schumann nicht mit Nr. 5 Ins Freie einen Hoffnungsschimmer aufblitzen lassen. Ob man der Botschaft allerdings trauen soll, die da von Befreiung und dem Flug durch das Weite singt? Geradezu depressiv sodann mutet die Faktur von Nr. 1 Herzeleid aus den Sechs Gesängen op. 107 an. Und auch wenn es im Text die unglückliche Ophelia ist, die ihren Blumenstrauss (wieder Blumen!) in die «ziehenden Wasser» fallen lässt, so beschleicht uns, vertraut mit dem tragischen Ende Robert Schumanns, doch ein unheilvolles Gefühl beim Hören.

Drei Franzosen ohne Worte

Mit dem Abendlied schlägt das Programm die Brücke zu den französischen Instrumentalstücken von Debussy, Roussel und Gounod. Dieses Abendlied aus Robert Schumanns Vierhändigen Klavierstücken op. 85 ist nämlich ein Lied ohne Worte für Klavier zu (sic!) 3 Händen. Es wurde weitherum in Europa rezipiert und bearbeitet. Unter anderem auch von Camille Saint-Saëns, der dem «Lied» wieder einen Text gab: «Calme des nuits». Nach zwei Sinfonien für grosses Orchester

Programm 25.03.2022 | Liebesbotschaft 8

(und vor einer unvollendeten dritten) schrieb Charles Gounod gegen Ende seines Lebens eine Petite Symphonie pour vents. Ein Werk zwischen Kammermusik und Sinfonik voller Leichtigkeit, dessen Tonfall an die mozart’schen Bläserpartiten erinnern lässt. Für viele französische Komponisten war Gounod so etwas wie der Vater der modernen französischen Musik im 19. Jahrhundert. Nur Claude Debussy liess verlauten, man könne Gounod eigentlich keiner Schule einordnen. Dasselbe könnte auch für Debussy selbst gelten. So changiert seine Petite Suite, ursprünglich für Klavier zu vier Händen, zwischen Tonmalerei und absoluter Musik. Die ersten beiden Sätze heissen En Bateau und Cortège, sind also Tonmalereien, worauf Debussy kontrastierend dazu mit einem Menuett und einem walzerartigen Ballett zwei Tanzsätze folgen lässt. Jüngstes Werk im Programm des Kammerorchester Basel ist die Petite Suite op. 39 von Albert Roussel aus dem Jahr 1929. Eine Aubade, übersetzbar mit «Musik zum Morgen», kündet in ihrer Ausgelassenheit die vielen Farben des letzten Satzes Mascerade bereits an. Dazwischen schiebt sich eine Pastorale, deren ländliche Gefühle von einer Atmosphäre harmonischer Ambiguitäten durchzogen werden.

9

Abendlied (GottfriedKinkel)

Es ist so still geworden, Verrauscht des Abends Wehn, Nun hört man aller Orten

Der Engel Füße gehn, Rings in die Thale senket

Sich Finsterniß mit Macht -Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht!

Nun stehn im Himmelskreise

Die Stern' in Majestät; In gleichem festem Gleise

Der goldne Wagen geht. Und gleich den Sternen lenket

Er deinen Weg durch Nacht --

Wirf ab, Herz, was dich kränket, Und was dir bange macht!

Der Einsiedler (JosephvonEichendorff)

Komm, Trost der Welt, du stille Nacht! Wie steigst du von den Bergen sacht, Die Lüfte alle schlafen, Ein Schiffer nur noch, wandermüd', Singt übers Meer sein Abendlied

Zu Gottes Lob im Hafen.

Die Jahre wie die Wolken gehn Und lassen mich hier einsam stehn, Die Welt hat mich vergessen, Da tratst du wunderbar zu mir, Wenn ich beim Waldesrauschen hier Gedankenvoll gesessen.

O Trost der Welt, du stille Nacht!

Der Tag hat mich so müd' gemacht, Das weite Meer schon dunkelt, Laß ausruhn mich von Lust und Not, Bis daß das ew'ge Morgenrot Den stillen Wald durchfunkelt.

Die Lotosblume (HeinrichHeine)

Die Lotosblume ängstigt

Sich vor der Sonne Pracht

Und mit gesenktem Haupte

Erwartet sie träumend die Nacht.

Der Mond, der ist ihr Buhle Er weckt sie mit seinem Licht, Und ihm entschleiert sie freundlich Ihr frommes Blumengesicht, Sie blüht und glüht und leuchtet Und starret stumm in die Höh'; Sie duftet und weinet und zittert Vor Liebe und Liebesweh.

Widmung (FriedrichRückert)

Du meine Seele, du mein Herz, Du meine Wonn’, o du mein Schmerz, Du meine Welt, in der ich lebe, Mein Himmel du, darein ich schwebe, O du mein Grab, in das hinab

Ich ewig meinen Kummer gab!

Du bist die Ruh, du bist der Frieden, Du bist der Himmel, mir beschieden.

Daß du mich liebst, macht mich mir werth, Dein Blick hat mich vor mir verklärt, Du hebst mich liebend über mich, Mein guter Geist, mein beßres Ich!

Hör’ ich das Liedchen klingen (HeinrichHeine)

Hör' ich das Liedchen klingen, Das einst die Liebste sang, So will mir die Brust zerspringen Von wildem Schmerzendrang.

Es treibt mich ein dunkles Sehnen Hinauf zur Waldeshöh', Dort löst sich auf in Tränen Mein übergroßes Weh’.

Heimliches Verschwinden (WilfriedvonderNeun)

Nachts zu unbekannter Stunde

Flieht der liebe Lenz die Flur, Küßt, was blüht, still in der Runde

Und verschwindet sonder Spur.

Rings von seinen Küssen prangen

Früh die Blumen hold verschämt, Daß an ihrem Mund zu hangen,

Programm 25.03.2022 | Liebesbotschaft 10

Schmetterling sich nicht bezähmt.

Doch die Leute draußen sagen, Daß der Lenz vorüber sei; Und an wetterheißen Tagen

Kennt man Sommers Tyrannei.

Und wir denken dran beklommen, Daß der Lenz so heimlich floh; Daß er Abschied nicht genommen, Ach! das läßt uns nimmer froh.

Also schmerzt es, geht das erste Lieb ohn' Abschied von uns fort. Ruhig trügen wir das Schwerste, Spräch' sie aus das Scheidewort.

Liebesbotschaft (RobertReinick)

Wolken, die ihr nach Osten eilt, Wo die eine, die Meine weilt, All meine Wünsche, mein Hoffen und Singen Sollen auf eure Flügel sich schwingen, Sollen euch Flüchtige

Zu ihr lenken, Daß die Züchtige

Meiner in Treuen mag gedenken!

Singen noch Morgenträume sie ein, Schwebet leise zum Garten hinein, Senket als Tau euch in schattige Räume, Streuet Perlen auf Blumen und Bäume, Daß der Holdseligen, Kommt sie gegangen, All’ die fröhlichen

Blüten sich öffnen mit lichterem Prangen!

Und am Abend, in stiller Ruh' Breitet der sinkenden Sonne euch zu!

Mögt mit Purpur und Gold euch malen, Mögt in dem Meere von Gluten und Strahlen

Leicht sich schwingende

Schifflein fahren, Daß sie singende

Engel glaubet auf euch zu gewahren.

Ja, wohl möchten es Engel sein, Wär’ mein Herz gleich ihrem rein;

All' meine Wünsche, mein Hoffen und Singen

Zieht ja dahin auf euren Schwingen, Euch, ihr Flüchtigen, Hinzulenken

Zu der Züchtigen, Der ich einzig nur mag gedenken!

Herzeleid (TitusUlrich)

Die Weiden lassen matt die Zweige hangen, Und traurig ziehn die Wasser hin:

Sie schaute starr hinab mit bleichen Wangen, Die unglückselge Träumerin.

Und ihr entfiel ein Strauss von Immortellen, Er war so schwer von Tränen ja, Und leise warnend lispelten die Wellen: Ophelia, Ophelia!

Ins Freie (WilfriedvonderNeun)

Mir ist's so eng allüberall!

Es schlägt das Herz mit lautem Schall, Und was da schallt, sind Lieder!

Aus düstrer Mauern bangem Ring

Flieg' ich ins Weite froh und flink:

Da atm' ich Wonne wieder!

Da flattert aus der offnen Brust

Die Sehnsucht nach verrauschter Lust

Und nach gehoffter Wonne: Die Winde tragen's himmelan, Die Gräslein geben Fürbitt' dran, Sich neigend in der Sonne.

Mir ist's so eng allüberall!

Es schlägt das Herz mit lautem Schall, Und was da schallt, sind Lieder!

Aus düstrer Mauern bangem Ring

Flieg' ich ins Weite froh und flink:

Da atm' ich Wonne wieder, Da atm' ich Wonne wieder;

Es schlägt das Herz mit lautem Schall, Und was da schallt, sind Lieder!

11

Matthias Goerne

Der deutsche Bariton Matthias Goerne zählt zu den vielseitigsten und weltweit gefragtesten Sängern seines Stimmfachs. Er ist regelmässig zu Gast in den international renommierten Konzertsälen und Opernhäusern sowie bei den bedeutenden Festivals und hat mit nahezu allen namhaften Dirigenten und Orchestern in Europa, Amerika und Asien zusammengearbeitet.

Matthias Goerne singt an den grossen Opernbühnen der Welt, darunter die Wiener Staatsoper, die Opéra National de Paris, das Opernhaus Zürich, die Metropolitan Opera in New York und die Mailänder Scala. Das Spektrum seiner sorgfältig ausgewählten Opernrollen reicht von Pizarro (Fidelio), Wolfram (Tannhäuser), Amfortas (Parsifal), Wotan (Die Walküre, Das Rheingold), Wanderer (Siegfried), Orest (Elektra) und Jochanaan (Salome) bis zu den Titelpartien in Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg und Paul Hindemiths Mathis der Maler

In der Saison 2018/19 war Matthias Goerne als Artist-in-Residence zu zehn Konzerten mit dem New York Philharmonic Orchestra eingeladen, in der Saison zuvor Residenzkünstler in der Elbphilharmonie Hamburg. Goernes künstlerische Tätigkeit ist in zahlreichen Aufnahmen dokumentiert, die teils mehrfach preisgekrönt wurden (u.a. Grammy Award, Preis der Deutschen Schallplattenkritik, ICMA Award 2014, Diapason d’or, Gramophone Award und BBC Music Magazine Award). Zuletzt erschienen Aufnahmen von Wagners Ring des Nibelungen (Rolle des Wotan) mit Jaap van Zweden, Schubert-Lieder mit dem Quatuor Ebène, Mahler-Lieder mit BBC Symphony, Bach-Kantaten mit dem Freiburger Barockorchester und zwei Solo-Alben mit Liedern von Brahms und Schumann sowie eine grosse Schubert-Edition von zwölf CDs bei harmonia mundi mit berühmten Partnern wie Christoph Eschenbach und Leif Ove Andsnes am Klavier. Im März 2020 erschien Goernes neues Album von Beethoven-Liedern mit Jan Lisiecki beim Label Deutsche Grammophon.

2017 wurde Matthias Goerne mit dem ECHO Klassik als «Sänger des Jahres» ausgezeichnet.

Matthias Goerne, gebürtiger Weimarer, studierte bei Prof. Hans-Joachim Beyer in Leipzig sowie bei Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau. Er ist Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London und seit 2019 auch Botschafter des Kunstfests Weimar.

Programm 25.03.2022 | Liebesbotschaft 12
Matthias Goerne, © Marie Staggat

Daniel Bard

Daniel Bard, zweifacher Chalmers-Preisträger, wurde in Haifa, Israel, geboren, wo er sein Violinstudium begann. 1990 zog er mit seiner Familie nach Toronto und studierte anschliessend bei David Zafer. Er arbeitete auch mit Lorand Fenyves in Toronto, Peter Oundjian in den USA und David Takeno in London zusammen.

Seine Liebe zur Kammermusik entdeckte Daniel Bard während seiner sechs Jahre im Metro String Quartet in Kanada. Er war Mitbegründer des Trio Mondrian, das von 2007 bis 2019 zusammenspielte. Beim International Chamber Music Competition 2007 in Triest erhielt das Ensemble den ersten Preis und trat seither an renommierten Orten wie der Wigmore Hall, dem Concertgebouw und dem Teatro La Fenice in Venedig auf. Das Trio Mondrian erhielt 2009 ein Stipendium der BBT Trust of London. Daniel Bard ist darüber hinaus Mitglied des Israel Chamber Projects, das sowohl in Israel als auch in den USA ansässig ist.

Zu seinen grössten Leidenschaften gehört das Spiel im Kammerorchester. Sowohl als Geiger wie als Bratscher wird er zu Kammermusikkonzerten in ganz Europa und Israel eingeladen. Seit 2003 ist er Principal Violinist in der schwedischen Camerata Nordica und spielt regelmässig als Gast im Norwegischen Kammerorchester. 2007 wurde Daniel Bard von Tabea Zimmermann eingeladen, die Camerata Bern als Gast zu leiten. Von 2009 bis 2016 war er Solobratscher der Amsterdam Sinfonietta. 2017 wurde Daniel Bard Konzertmeister des Kammerorchesters Basel, wo er u.a. Meta Arca von Heinz Holliger unter der Leitung des Komponisten aufführte. Im April 2018 spielte er mit der Amsterdam Sinfonietta die niederländische Erstaufführung von John Woolrichs Ulysses Awakes.

Daniel Bard arbeitete mit Künstlern wie Menahem Pressler, Antje Weithaas, Shmuel Ashkenzi und Tabea Zimmermann zusammen und trat bei Festivals wie Prussia Cove, Musikdorf Ernen und Peasmarsh Music Festival auf.

Seine Leidenschaft für das Musizieren teilt er gerne mit der nächsten Generation und leitete sowohl Instrumental- als auch Kammermusikklassen am Conservatorium van Amsterdam und im Jerusalem Music Centre.

Daniel spielt auf einer 2020er Geige von Paul Belin aus Maintal und mit einem James-Tubbs-Bogen.

13
Daniel Bard, © Matthias Müller

Kammerorchester Basel

Das Kammerorchester Basel, eines der führenden Kammerorchester des internationalen Musiklebens, gastiert regelmässig auf den wichtigsten Festivals und in den weltweit bedeutendsten Konzerthäusern wie Elbphilharmonie Hamburg, Théâtre des Champs-Élysées Paris oder Theater an der Wien. Eine eigene Konzertreihe verbindet das Ensemble mit seiner Heimat Basel, wo es im Stadtcasino konzertiert und im neuen Musik- und Kulturzentrum Don Bosco Basel beheimatet ist. Eine Diskographie mit über 30 preisgekrönten Einspielungen bei renommierten Labels wie Sony, Alpha oder Deutsche Harmonia Mundi zeugt von der Qualität des Klangkörpers. Für ihre historisch informierten Interpretationen wurde das Ensemble mehrfach mit dem ECHO Klassik gekürt und 2019 als erstes Orchester mit einem Schweizer Musikpreis ausgezeichnet.

Das Kammerorchester Basel arbeitet mit KünstlerInnen wie Sol Gabetta, Nuria Rial und René Jacobs zusammen. Unter der Leitung seiner KonzertmeisterInnen sowie unter der Stabführung ausgewählter Dirigenten präsentiert das Orchester sein breites Repertoire von Barock in historischer Aufführungspraxis, Klassik in historisch informierten Interpretationen bis hin zu zeitgenössischer Musik.

Eine besonders fruchtbare Zusammenarbeit verbindet das Ensemble mit seinem Principal Guest Conductor Giovanni Antonini, unter dessen Leitung das Orchester im Wechsel mit dem Ensemble Il Giardino Armonico bis ins Jahr 2032 alle 107 Sinfonien Joseph Haydns aufführt und auf CD einspielt. Ab 2022 ist geplant, alle Sinfonien von Felix Mendelssohn Bartholdy unter der Leitung von Philippe Herreweghe aufzuführen und einzuspielen. Seit 2019 ist die Clariant Foundation Presenting Sponsor des Kammerorchester Basel.

Programm 25.03.2022 | Liebesbotschaft 14
Kammerorchester Basel, ©Sandro Isler (nougat.ch) / Matthias Müller

Chemistry Is the Science of Change

The perfect combination of harmony, tempo, and rhythm creates music that moves us. Likewise, if we want to get something moving in terms of climate change, we need science-based targets. To keep global warming well below 2°C, we will reduce absolute Scope 1 and 2 greenhouse gas emissions by 40% and Scope 3 from purchased goods and services by 14% by 2030. Setting targets that are grounded in climate science is our contribution to a net-zero economy. Follow us

the New on reports.clariant.com
Into
15

Nächste Konzerte

Fr 8.4.2022 – 21.00 Uhr, Don Bosco Basel

Nachtklang MUSIK IN GEFANGENSCHAFT

O. Messiaen: «Quatuor pour la fin du temps» für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier

Sa 16.4.2022 – 19.00 Uhr, Stadtcasino Basel

ACH, GROSSER KÖNIG

J. S. Bach: Johannespassion

Christoph Prégardien Leitung und Evangelist, Marie Heeschen Sopran, Margot Oitzinger Alt, Simon Bode Tenor, Martin Berner & Yorck Felix

Speer Bass, Rias Kammerchor Berlin

Weiteres Konzert: Luzern (KKL)

Fr 29.4.2022 – 21.00 Uhr, Don Bosco Basel

Nachtklang EIN MUSIKALISCHER SPASS

W. A. Mozart: Divertimento in F-Dur «Ein musikalischer Spaß», u.a.

Fr 27.5.2022 – 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel

ZIEMLICH BESTE FREUNDE

L. v. Beethoven: Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester «Tripelkonzert»; Sinfonie Nr. 5 in c-Moll

Isabelle Faust Violine, Sol Gabetta Violoncello, Kristian Bezuidenhout Klavier, Giovanni Antonini Leitung

Weitere Konzerte: Ludwigshafen (BASF

Feierabendhaus), Ludwigsburg (Forum am Schlosspark), Luzern (KKL), München (Isarphilharmonie), Berlin (Philharmonie)

Do 2.6.2022 – 19.30 Uhr, Musikakademie

SCHLUSSKONZERT 2022

SolistInnen der Musikakademie Basel, FHNW

Fr 3.6.2022 – 21.00 Uhr, Don Bosco Basel

Nachtklang NON, JE NE REGRETTE RIEN Chansons von Edith Piaf

Do 9.6.2022 – 20.00 Uhr, Don Bosco Basel

DON BOSCOS GARDEN Konzertlaboratorium Das Kammerorchester Basel sucht in einem musikalischen Labyrinth nach der Vereinigung von Barockarien und experimenteller Musik.

Baptiste Lopez Violine und Leitung, Giulia Semenzato Sopran, Interventionen : Trio Dangel, Oron, Preyer, Stefan Giger Szenograf und Lichtdesigner, Anne-May Krüger Stimmperformerin

Wählen Sie Ihre Lieblingskonzerte und buchen Sie Ihre Tickets: www.kammerorchesterbasel.ch | 061 306 30 44 (Mo bis Do, 10.30 – 12.30 Uhr) oder bei Bider und Tanner

Impressum

Herausgeber Kammerorchester Basel

Geschäftsleitung

Redaktion

Marcel Falk

Anna Maier

Texte Benjamin Herzog

Design Stadtluft

Druck Druckerei Thoma AG

Inhaber von Urheberrechten, die wir nicht ermitteln konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
«Liebesbotschaft» – Abokonzert Kammerorchester Basel by Kammerorchester Basel - Issuu