Orbit des Asteroiden, die vier inneren Planeten (um Faktor 5.000 vergrößert) die vier inneren Planeten um die Sonne und der Asteroidengürtel. Foto: Planetarium Klagenfurt
Ein Asteroid, der seinen Namen trägt
CARINTHIja 2020
Ob Manfred Posch, der 2016 verstorbene Autor, Journalist und Sternenforscher, von dem nach ihm benannten Himmelskörper auf die Erde sieht? Bei allem Kummer über das Weltgeschehen würde ihm der Blick auf Kärnten Genugtuung bereiten. Eine Science-Fiction-Story zum Jubiläumsjahr.
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Wer von uns hätte die im Wortsinne kosmischen Dimensionen unseres Chefs erahnen mögen, damals, als Manfred Posch Tag für Tag die Redaktionskonferenz der Kärntner Tageszeitung mit den Worten eröffnete: „Ein neuer Tag, ein neues Glück.“ Ein Ritual, wir hatten uns daran gewöhnt. Manche haben Jahrzehnte mit ihm zusammengearbeitet, wir alle kannten ihn als engagierten Journalisten, als akribischen Puristen, was die Sprache im Blatte betraf. Wir wussten, dass er als passionierter Alpinist in Europa, Mexiko und Afrika „zugange“ gewesen war („zugange“, die Formulierung haben wir von ihm gelernt). Und dass ihn eine mystische Liebe mit der Astronomie verband, mit dem Kosmos, im erweiterten Wortsinne mit dem Himmel. Daneben verehrte er Goethe. Seine Sachbücher über Kärntner Themen, Alpinistik und Brauchtum waren in allen Buchhandlungen ausgestellt.
DIE BRÜCKE Nr. 20 | Brückengeneration 5
Das alles haben wir im Laufe der Jahre mitbekommen. Aber, das muss ich gestehen, wir kannten ihn überhaupt nicht. Zu scheu gab er sich, um seinen intimen Kosmos der Öffentlichkeit preiszugeben. Erst zuletzt, im Angesicht seines Todes, hat er Einblicke in seinen „Weltinnenraum“ gewährt. Konnten wir denn ahnen, dass unser Chef, während er sein journalistisches Tagesgeschäft überkorrekt abarbeitete, sich die Metrik („5-7-5“...) und die metaphysischen Grundlagen japanischer „Haikus“ mit einer Intensität einverleibte, dass er uns mit seinen Gedichtbänden „Milchstraßenschimmer“ und „Letzte Silben“ (Hermagoras Verlag) Werke hinterlassen würde, die zu Gipfelleistungen der neueren (nicht allein Kärntner) Lyrik zählen. Gar nicht so viele Autor*innen können neben solchen Versen bestehen: Christine Lavant sicherlich, Josef Winkler, Paul Celan fällt einem ein,
ja auch Ezra Pound ... Allerletzte „Silben“ notierte er noch in der bewussten Erwartung unabwendbarer Agonie. „Der Arabeske / Schlinge setzt Geist ins Weltall / Bläht sich zum Lichtjahr“ ... „Psychopompos späht / Vom schwarzen Zaun her zu mir / Versteckt sich nicht mehr“ ... „Bald verlass ich den / Treuen HaikuSpinnrocken / Die Silben verwehn“ Nun aber steht Kärnten im Jubeljahr 2020, astronomisch, aber auch journalistisch unter Beobachtung: Ein Asteroid, der in den Tiefen der Galaxis beheimatet ist und in alter Treue regelmäßig über uns auftaucht, um sich bald wieder in den Nebeln des Alls zu verbergen, ist eine ideale Raumsonde, wenn es um die Befindlichkeiten in der Idylle zwischen Großglockner und Lavamünd geht. Dem Beobachter, der von dort droben seine Forschungen anstellen dürfte, wurde noch