Eine historische Wanderung auf vielschichtigen Spuren
CARINTHIja 2020
Hundert Jahre Kärntner Volksabstimmung. Eine Zusammenschau der CARINTHIja 2020-Symposien zwischen Erinnern und Perspektiven, zwischen Identitätsentwürfen von Menschen und von Ländern.
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Was bedeutet das für die slowenische Volksgruppe? Unter dem Titel Die Zukunft der Kärntner Slowen*innen. 100 Jahre nach der Volksabstimmung beschäftigte sich Anfang Juni eine Tagung des Vereins Hermagoras/Mohorjeva mit der bisherigen Entwicklung und den Zukunftsaussichten der slowenischen Volksgruppe. Den Dialog führten prominente Redner*innen – darunter Volks gruppenvertreter*innen, Bildungs- und Rechtsexpert*innen, der Kärntner Bischof Josef Marketz, Politiker*innen aus Österreich, Slowenien und anderen EU-Ländern – mit engagierten Jugendlichen. Das Jubiläum bildete dabei nur eine Schnittstelle in der bisherigen Entwicklung des Zusammenlebens der Volksgruppen. Das alljährlich stattfindende Symposion sorgt für das dauernde, wachsame und wissenschaftliche Monitoring der Entwicklungen in Kärnten. Die Aufarbeitung der historischen Entwicklung der Volksgruppe war das zentrale Thema eines CARINTHIja 2020-Projektes unter dem Titel 1918-1920. Kriegsende – Abwehrkampf – Volksabstimmung: eine zweijährige Serie von acht zwischen November 2018 und Oktober 2020 gehaltenen Vorträgen von Kärntner und/oder in Kärnten lebenden Wissen schaftler*innen wie Wilhelm Wadl, Wilhelm Deuer oder Brigitte Entner. Die
DIE BRÜCKE Nr. 20 | Brückengeneration 5
Veranstaltung wurde von der Kärntner Landsmannschaft in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv organisiert. Nun ist dazu eine Festschrift erschienen. Die Präsentation fand am 29. September im Landesarchiv statt, dort gibt es noch einen zweiten Vortrag am 10. November um 18 Uhr. Eine weitere Festveranstaltung mit Vorträgen unter dem Titel Erinnerungen organisierte die Familientrachtengruppe Völkermarkt in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Völkermarkt am 26. September 2020. Versehrt vom Krieg. Unter dem Titel INVALID 2020 hat sich der Verein ARBOS mit dem Problem „Kriegsinvalidität“ gemeinsam mit Fachleuten auf medizinischem und künstlerischem Gebiet beschäftigt. Die Vorträge des Orthopäden Gerold Holzer und des Psychologen Georg Fraberger richteten sich auch an Kinder und Jugendliche. Sie wurden im Rahmen der mehrsprachigen Projektumsetzung (Gebärdensprache, Deutsch und Slowenisch) in den Wissenstransfer einbezogen und unter fachkundiger Anleitung in Workshops und Stationentheater mit dem Alltag beeinträchtigter Menschen bekannt gemacht. Sprachbrücken/Jezikovni mostovi lenken seit 21. September unter Einbeziehung von Groß und Klein in einer dreiteiligen populärwissenschaftlichen Vortragsreihe
in Kombination mit einer interaktiven Ausstellung sowie Sprach-Spiel-Wettbewerben den Fokus auf das vielfältige Potenzial von Zwei- und Mehrsprachigkeit. Außerdem wurden an ausgewählten Schulen in Kärnten und Slowenien wissenschaftlich-praktische Projekte zum Thema Erinnerungskulturen im Grenzraum/ Spominske kulture v obmejnem območju der Pädagogischen Hochschule Kärnten (PH) durchgeführt und zu grenzüberschreitenden Unterrichtsmaterialien – für beide Länder in beiden Sprachen – weiter verarbeitet (Buchvorstellung mit Vorträgen am 9. Oktober, 9 Uhr, PH Kärnten). Junge Erwachsene werden von 9. bis 11. November auch mit der Tagung Jugendbe teiligung und Demokratisierung im Zeitalter der Beschleunigung: Historische Reflexionen – Gegenwartsanalysen – Zukunftsperspektiven der Fachhochschule Kärnten und der PH Kärnten angesprochen. Schwerpunkt ist die Frage nach politischen Partizipationschancen junger Menschen in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Die Bedeutung von Kulturinitiativen als soziokulturelle Interventionen für demokratische Prozesse thematisierte die IG KiKK in ihrem zweitägigen Symposion (24. und 25. April coronabedingt im virtuellen Raum) Demokratie in Bewegung – Demokracija v razvoju. Die zentralen Aussagen sowie die Besonderheiten der Kulturinitiativen