KÄNGURU Stadtmagazin für Familien in KölnBonn November 2012

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Meter hohen Murelle – ein idealer Rastplatz. Wir lassen uns auf den sonnenbeschienenen Wiesen nieder und genießen Ciabatta mit dem soeben erstandenen Ricotta. Der Vorschlag, statt den Gipfel zu machen beim Biwak in der kühlen Bergluft zu chillen, stößt erstaunlicherweise auf einhellige Ablehnung. Jetzt hat alle der Ehrgeiz und die Magie dieser Landschaft gepackt, die sich an der Spitze des Focalone vollends offenbart: eine Hochgebirgswüste von unbeschreiblicher Kargheit, eine öde, geheimnisvolle Welt. Der Weg verliert sich in zahllosen Felsblöcken, Brocken und Steinen. Jeder Tritt gerät zu einem Experiment mit der Schwerkraft, immer wieder wackeln die lose geschichteten Brocken. Der Wind wird stärker, wie ein Magnet scheint der Acquaviva ihn auf sich zu ziehen. Als wolle er die Störenfriede von seinem kahlen Haupt fegen. Gute vier Stunden nach dem Start sind wir am Gipfelkreuz, wo wir nur zehn Minuten ausharren. Nebelfetzen, die aus den Tälern hinauftreiben, mahnen zum Aufbruch. Auf halbem Weg zurück zum Biwak reißt der Himmel wieder auf, ganz so, als hätte es der Acquaviva jetzt nicht mehr nötig, uns zu beeindrucken. Als wir nach rund sieben Stunden ziemlich erschöpft wieder am Auto sind, freuen sich tatsächlich alle darauf, nach der kurzen Rückfahrt noch in die angenehm frischen Fluten des Mittelmeers springen zu können. Aber während wir noch durch die Spitzkehren gen Küste kurven, werden bereits Pläne für die nächste Tour geschmiedet: der Gran Sasso sah einfach zu verlockend aus. Dank einer Seilbahn bis auf 2000 Meter werden wieder alle mit dabei sein – trotz Newton, dem Sand und dem Meer. Christoph Schrahe


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