Kaba Ratgeber Food Defense - 2

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INTERVIEW

Professor Dr. Ing. Bernd Lindemann im Gespräch

„Wer IFS konsequent lebt, macht sein Unternehmen sicherer “ Es gibt eine Vielzahl von Normen und Vorschriften im Lebensmittelbereich. Jede hat ihre Daseinsberechtigung und ihr spezielles Einsatzgebiet. Eine zunehmend wichtige Rolle spielt der International Featured Standard IFS. Prof. Dr. Ing. Bernd Lindemann, Professor für Getränketechnologie an der Hochschule Geisenheim University und Auditor im Rahmen des IFS Integrity Programs, beantwortet unsere Fragen zum Thema IFS sowie zu anderen relevanten Normen und erläutert den Umgang mit dem Thema Food Defense. Kaba: Herr Professor Lindemann, welche Rolle spielt der IFS für Unternehmen in der Lebensmittelindustrie? Prof. Lindemann: Dazu muss man wissen, dass der IFS eine besondere Form eines Standards darstellt, nämlich einen privaten Standard, den die Einzelhändler selbst geschrieben haben, um ihre Eigenmarkenlieferanten besser überwachen zu können. Schließlich sind rechtlich gesehen die Einzelhändler haftbar für ihre Eigenmarken und wollen sich dementsprechend absichern. Also ist der IFS eher eine standardisierte Einkaufsspezifikation. Damit kann man die Frage so beantworten: Ein Hersteller von Eigenmarken muss sich nach IFS zertifizieren, da sein Kunde das von ihm fordert.

“Der IFS fordert mit Food Defense mehr als die Gesetzgebung.” Kaba: Wird die IFS-Norm nur bei Eigenmarken angewendet oder auch darüber hinaus? Prof. Lindemann: Das hängt von der Marktmacht des jeweiligen Handelsunternehmens ab. Wenn ein Lieferant gerne beim Lebensmittel-Einzelhändler ins Regal möchte und der Einkäufer ein IFS-Zertifikat verlangt, kann sich der Lieferant entweder für eine IFS-Zertifzierung entscheiden oder dafür, den Einzelhändler nicht zu beliefern. Viele große Markenhersteller orientieren sich also durchaus am IFS, auch wenn sie keine Eigenmarken herstellen. Manche lassen sich zertifizieren, manche machen einfach das Audit, lassen sich aber nicht zertifizieren. Auch das gibt es.

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Kaba: Neben dem IFS gibt es noch eine ganze Reihe anderer Normen oder Standards, welche davon sind relevant? Prof. Lindemann: Es gibt zum Beispiel vom britischen Einzelhandelsverband mit dem BRC ein Pendant zum IFS. Der ist durchaus vergleichbar und auch von Bedeutung. Es ist ebenso ein privater Standard, der primär für die Eigenmarkenlieferanten gedacht ist. Leider gibt es keine offizielle, gegenseitige Anerkennung, so dass diese beiden Standards weltweit parallel laufen und international agierende Hersteller oft beide oder sogar mehrere Zertifikate benötigen. Immer bedeutender wird die ISO 22000 als internationale Norm. An der orientieren sich insbesondere große Markenhersteller, die systematische Lebensmittelsicherheit betreiben wollen, sich aber nicht nach IFS oder BRC zertifizieren lassen müssen.


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