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DONNERSTAG, 8. SEPTEMBER 2011
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ARZTRAUM KREATIVES EINRICHTEN FÜR ÄRZTE
Mehr Aufmerksamkeit für das stille Ör Passendes Design, leicht in der Pflege, sparsam im Verbrauch: So wird das Patienten-WC in der Arztpraxis jedem Anspruch gerecht – und hinterlässt bei den Benutzern einen guten Eindruck. Von Sabine Henßen
Sie steht nicht im Rampenlicht wie die Empfangstheke, wird nicht unweigerlich von jedem Patienten wahrgenommen, doch einen angenehmen Eindruck sollte sie bei Besuchern in jedem Fall hinterlassen: die Patiententoilette. Wer sich dort aufhält, soll sich wohl fühlen. Neben Sicherheit und Hygiene gehört dazu auch die Beleuchtung, die Farbgestaltung, die Wahrnehmung von Gerüchen – und der Platz für das „Örtchen“ in der Praxis. Auf die Lage der Patiententoilette sollte in einer neuen Praxis unbedingt geachtet werden. Innenarchitekt Norbert Thöne aus Hamm, der sich auf Gesundheitsbau spezialisiert hat, rät: „Das WC sollte sich im vorderen Praxisbereich, nahe der Rezeption und des Wartezimmers befinden. So muss der Patient nicht lange nach der Toilette suchen, und die Mitarbeiter haben eine gewisse Kontrollmöglichkeit.“ Zudem werde der Praxisbetrieb nicht beeinträchtigt durch Patienten, die etwa zum Aufsuchen der Toilette immer bis in den Behandlungsbereich laufen müssten. Wird die Patiententoilette nachträglich verlegt, weil etwa ein Anschluss ans Labor entstehen soll, so erfordert das umfassende Eingriffe in die Haustechnik: Be- und Entlüftungsleitungen müssen verlegt und neu installiert werden. Insbesondere Abwasserleitungen können Probleme verursachen, da vielleicht am geplanten Standort keine Fallrohre in der erforderlichen Größe vorhanden sind. „Grundsätzlich ist die Anbindung an das Labor sinnvoll und sollte Standard sein in Praxen, in denen Urinproben genommen werden“, erklärt Thöne. Technisch sinnvoll sei die Zusammenlegung von allen in der Praxis notwendigen Sanitär-Anlagen, rät der Planer. So ist es auch in der Praxis für Kardiologie in der Aachener Theaterstraße geschehen. Als die Praxis geplant wurde, legten die Bauherren auch auf das Design der Sanitärräume besonderen
Wert. Kardiologe Dr. Bruno Rösch, der gemeinsam mit zwei Kollegen die Praxis im Juli 2011 neu eröffnet hat, berichtet: „Unser Architekt machte uns für den Sanitärbereich mehrere Vorschläge. Entschieden haben wir uns für ein Design, das sich in den anderen Räumen wiederfindet.“ Die Ärzte wählten Natursteinfliesen aus. „Der Sandstein fühlt sich angenehm an, nicht spiegelglatt, aber eben auch nicht zu rau. Der Boden in den Sanitärräumen wurde so gefliest, und auch die Wände bis auf halbe Höhe. So wirkt alles aus einem Guss“, sagt Rösch. Innenarchitekt Thöne empfiehlt neben Naturstein auch andere Materialien: „Bei den Bodenbelägen kann man auch auf PVC-Bahnenware zuDie Eine Anbin- rückgreifen. PVC-Böden solldung an das ten allerdings und Labor ist für verschweißt fugenlos zehn Urinproben Zentimeter an den Wänden sinnvoll. hochgeführt werden.“ Auch Terrazzoböden bieten viele Gestaltungsmöglichkeiten. Dabei gilt immer: Die Böden müssen über die geforderte Rutschhemmung verfügen. Kardiologe Rösch ist vom Design überzeugt: „Die Fliesen haben eine freundliche, hellgelbe Farbe, die wir mit weißer Keramik kombiniert haben. Das Weiß – als Farbe der Medizin – wiederholt sich in der gesamten Praxis. Die Sandsteinfarbe bringt eine natürlich-warme Atmosphäre in die Sanitärräume. Wir finden diese Kombination sehr ansprechend und zeitlos.“ Die weiße Keramik kombinierten die Ärzte mit Chrom-Armaturen. Thöne rät, grundsätzlich auf Armaturen mit Einhandbedienung oder berührungsloser Bedienung zu setzen. Die Armaturen sollten zudem über einen Temperaturbegrenzer thermostatisch abgesichert sein, um einen Verbrühschutz zu gewährleisten.
Und: „Die Armatur sollte so gestaltet sein, dass die Bedienung keine Rätsel aufgibt!“ Wer die genannten Funktionen mit klassisch-zeitlosem Design kombinieren will, kann etwa auf das Angebot des dänischen Herstellers Vola zurückgreifen, das unverkennbar die Handschrift des Designers Arne Jacobsen trägt. „Ein Mediziner steht im Wettbewerb, er muss ein gewisses Ambiente schaffen. Und nicht selten schließen Patienten vom Ambiente auf die Leistung! Entscheidet sich der Arzt für klassische Elemente, setzt er damit ein Zeichen. Wer etwa die Bayerische Staatssammlung mit ihrer Pinakothek besucht, kann Vola sowohl in der Sammlung, als auch in der Benutzung erleben“, sagt Daniela
ne Start-Stopp Funktion bei den Bedienelementen. Selbst ältere Urinale und WC lassen sich durch Elektronik-Umrüstsätze entsprechend nachrüsten“, erklärt Architekt Thöne. Den Aachener Patienten des Kardiologen Rösch jedenfalls gefällt die Investition ins WC. Manchmal weisen sie auch auf Mängel hin: „Das Feedback der Patienten ist positiv. Nur kurz nach der Praxiseröffnung wurde ein einziges Mal geschimpft: Aus Gründen der Nachhaltigkeit haben wir im Patienten-WC einen Bewegungsmelder für die Beleuchtung eingebaut. Der war jedoch vom Elektriker mit zu kurzer Dauer eingestellt worden – ein Patient saß plötzlich im Dunkeln! Das Problem konnten wir aber sofort beheben.“
Darimont, Produktmanagerin bei Vola in München. Der Hersteller setzt auf massiven Edelstahl und hat die Unterputz-Armatur entwickelt. Darimont empfiehlt für den Gesundheitsbau Unterputz-Armaturen. „Sie bieten weniger Angriffsfläche! Das Beste ist, man entscheidet sich für die elektronisch steuerbare, berührungslose Armatur mit einer vorgegebenen Nachlaufzeit, einer Hygienespülung, um stehendes Wasser in Rohrleitungen zu vermeiden.“ Auch bei den WC- und Urinalspülungen ist eine bedarfsgerechte, wassersparende Spülung mittlerweile Standard. „Dies kann durch eine elektronische Steuerung oder alternativ durch zwei unterschiedliche Spülmengen erfolgen. Oder über ei-
! NEUES FÜR DIE PRAXISEINRICHTUNG
© Villeroy & Boch AG
Mit dem red dot award für Produktdesign wurde die Waschtisch-Serie My Nature von Villeroy & Boch ausgezeichnet. Das zentrale Gestaltungsmerkmal der Keramik ist die geschwungene Seitenlinie. Die geringe Stärke des Materials und die filigrane Formgebung unterstützen den Eindruck von Leichtigkeit. Neu ist das haptische, florale Dekor ‚Castanea‘. Eine inno-
vative Produktionstechnik ermöglicht nicht nur sichtbare, sondern auch spürbare Dekore, die trotz der Tiefenstrukturen gut zu reinigen sind. Die Befestigungslösung mit einer Konsole aus Kastanienholz erlaubt es, den Waschtisch auch als wandhängende Lösung einzusetzen. Preis: ab 300 Euro.
! www.villeroy-boch.com
Intuitiv die Praxis steuern
Prämiertes für die neue Teeküche
Bessere Visualisierung und Bedienbarkeit der Gebäudetechnik. Das hat sich die Firma Jung aus Schalksmühle zum Ziel gesetzt. Ihr Softwaresystem Facility-Pilot ist nach einer Modernisierung nun noch einfacher und komfortabler, weil intuitiv zu handhaben. Die Oberfläche des Touchscreens, dem Smart-Pilot, orientiert sich an Funktionen, Räumen und selbst festgelegten Favoriten. Die Smart-Pilots stehen in drei Größen zur Verfügung. Ihr Design erinnert an das iPhone von Apple. Und fürs iPhone
steht die App „Smart Remote“ zum Download im iTunes-Store bereit. „Smart Remote“ ist auch mit Smartphones mit Android-Betriebssystem kompatibel. Preis auf Anfrage.
Gebrauchskunst aus Edelstahl: Hersteller Blanco erweitert sein exklusives Steelart-Programm um die Armatur Blancolinee. Ihre klare Linienführung ergänzt gut die zylindrischen und kubischen Elemente. Für ein stimmiges Designkonzept empfiehlt Blanco, die Linee mit seinen Spülenmodellen Divon, Flow-IF oder den Claron-Becken zu kombinieren. Praktisch: Die Blancolinee-S wird mit ausziehbarer Schlauchbrause geliefert. Ergänzungen: Im Design passend ist unter anderem der Spülmittelspender namens Piona lieferbar. Das elegante i-Tüpfelchen für die neue Teeküche? Preis: ab 580 Euro.
! www.jung.de
! www.blanco-steelart.de
© JUNG
Natur-Design fürs Patienten-WC