Ungestaltetegestalt julianschwarze

UNGESTALTETE GESTALT

Passiv genutzte Objekte im รถffentlichen Raum und ihre Gestaltung.

Am Besipiel des Stromkastens.

THEORETISCHE DIPLOMARBEIT Julian Schwarze

Ungestaltete Gestalt.

Passiv genutzte Objekte im Raum und ihre Gestaltung.

Am Beispiel des Stromkastens.

Betreuer Prof. Dr. Martin Gessmann Sommersemester 2015 Hochschule fĂźr Gestaltung Offenbach am Main Matrikelnummer 1592 Modulnummer 8502 Abgabe: 03.09.2015

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Inhalt Einleitung 6 1. Gewohnheit 8 1.1. Der gewohnte Blick auf das Alltäglche 8 1.1.1. Der natürliche Schutz vor Überreizung 9 1.2. Die Gewohnheit in der Gestaltung 12

2. Wahrnehmung im öffentlichen Raum 16 2.1. Haptische und visuelle Wahrnehmung von Objekten

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2.2. Zwei Gestaltungsebenen nach Gert Selle: Primäre und sekundäre Gestaltung

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2.2.1 Die Dritte Gestaltungsregel für den Öffentlichen Raum

2.3. Objektive Gestaltung im öffentlichen Raum 22 2.4. Die subjektive Gestaltung im öffentlichen Raum

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2.5. Das richtige Maß der Gestaltung: Nach Naoto Fukasawa und Jasper Morrison

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2.6. Nichtorte und ihre Bedeutung: Nach Marc Augé 30 2.7. Die Veränderung des Stadtbildes 31 2.8. Wert von Design im öffentlichen Raum 33

3. Empirischer Versuch zur Wahrnehmung 36 22 Probanden werden mit Hilfe eines Wahrnehmungstests darauf untersucht, wie Sie Öffentliche Räume wahrnehmen und welche Objekte visuell eine Rolle spielen. Schwerpunkt: Stromkasten 3.1. Versuchsaufbau / Zielsetzungen / Beispiele 36 3.1.1. Versuch 1: Indirekte Suche 38

3.1.2. Versuch 2: direkte Suche

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3.2. Auswertung 60

4. Gestaltung von Stromkästen 62 4.1. Zusammenfassung 62 4.2. Entwurfsvorschlag für die Gestaltung von Stromkästen des öffentlichen Raumes

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5. Quellenverzeichnis 66

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Einleitung Mit zunehmender technologischer Entwicklung und Erweiterung unseres Wissens schaffen wir es, uns mit immer mehr Artefakten zu umgeben. Wir interagieren tagtäglich mit ihnen. Sie begleiten unseren Alltag, sei es zu Hause beim Essen, in der Bahn oder auf der Arbeit. Seit der Erfindung der Elektrizität und der steigenden Technisierung steigt unser Verlangen nach ständiger Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Artefakten. Sie sollen uns das Leben erleichtern und schaffen uns Freiheiten, die wir vorher nicht kannten. Besonders die Möglichkeit, schnell und bequem große Distanzen per Zug oder Flugzeug überwinden zu können, veränderte uns und unsere Infrastruktur maßgebend.

Nicht nur der Mensch und seine Bedürfnisse veränderten sich, sondern auch der Raum, in dem er lebt und interagiert. Der Raum passt sich den Bedürfnissen des Menschen an, mit Hilfe innovativer Technologien, zeitgenössischer Architektur und gewandelten Strukturen. Das Bild der Stadt verändert sich. Nach dem 2. Weltkrieg führten neue Transportwege und neue Technologien zu neuen städtischen Infrastrukturen.1 Trotz steigender Ansprüche und erweiterter technischer Möglichkeiten sind die altbekannten Strukturen nach wie vor sichtbar und werden weiterhin in der selben Weise genutzt.

Stromkästen sind ein solches Phänomen, das sich nach dem 2. Weltkrieg als eine Art Indikator für die elektrisierte Stadt hervorhebt. Die Kästen sind notwendiger denn je, in einer in allen Lebensbereichen des Alltags elektrisierten Welt. Entstanden als schnelles und günstiges Kastensystem verteilt in der Stadt, das schnell gewartet werden kann und den öffentlichen Raum so wenig wie möglich beeinträchtigen soll. Die Bedeutung wird durch seinen indirekten Nutzen nicht sichtbar, die Daseinsberechtigung von Stromkästen im öffentlichen Raum zu einer kontroversen Diskussion über die Subjektivierung des öffentlichen Raumes. Die Kästen werden angemalt, beschmiert oder beispielsweise als Sitzmöglichkeit umgenutzt. Der Drang zur Umnutzung, zum Integrieren als Leinwand oder als aktiv genutztes Objekt ist groß und naheliegend. Doch ist es damit getan, ein passiv genutztes Objekt in den Alltag zu integrieren? Oder ist der Stromkasten schon so weit integriert in das soziale und öffentliche Leben, dass wir ihn nicht mehr wahrnehmen und jede Veränderung am Objekt für uns eine Umstellung bedeuten würde und somit Auffälligkeit und Grad der Belästigung steigen würden?

Im öffentlichen Bereich ist unser Alltag von vielen Objekten beeinflusst. Zumeist sind dies Objekte, die das Leben und den Alltag in der Stadt regulieren sollen. Sie bieten Platz für unser Altglas, ermöglichen uns das Hinsetzen nach einem Spaziergang oder das Wegwerfen des Kaugummis. Objekte, die aktiv genutzt werden, um unserem eigenen Wohlbefinden zu dienen, die allgemeinverbindliche Regeln für unterschiedliche Orte oder Nutzungen erläutern, an die sich der Städter aus sozialer Erwartung hält. Der Stromkasten jedoch erhält keine weitere Bedeutung. Er wird lediglich visuell wahrgenommen, die eigentliche Nutzung ist nur für Fachkräfte ersichtlich. Besitzverhältnisse und Nutzen des Kastens bleiben verborgen.

In der vorliegenden Arbeit soll geklärt werden, welchen Bezug der Mensch zu öffentlichen Objekten

1 http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39602/infrastruktur-und-gesel schaft?p=1

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hegt und welche Rolle sie für ihn spielen.

Im Abschnitt Gewohnheit soll erläutert werden, in wie weit die Bereitschaft besteht, Gewohntes zu verändern. Geht mit der Zeit die differenzierte Wahrnehmung verloren und Objekte im öffentlichen Raum werden als gegeben akzeptiert? Mit Hilfe eines empirischen Wahrnehmungstests soll ermittelt werden, welche Aspekte der Gestaltung von Stromkästen für Aufmerksamkeit sorgen und ob diese das Stadtbild maßgebend verändern. Wie verändert sich die Wahrnehmung einer (zentralen) auffällig gestalteten Stromkasteninsel gegenüber der Wahrnehmung vieler einzelner Stromkästen im Stadtraum? Welche Mittel sind erforderlich, wenn Objekte um Aufmerksamkeit ringen?

Welche Rolle spielt der Mehrwert, der erweiterte Nutzen eines Objekts für einen Passanten und wie lassen sich Objekte, die keine unmittelbare Verbesserung des Wohlbefindens bei der Benutzung auslösen, in den Alltag integrieren, bzw. ihre Akzeptanz steigern? Ist es nötig, sie in unser aktives Leben zu integrieren, um ihnen somit Bedeutung beizumessen? Sollen solche Objekte visuell versteckt werden oder eher auffallen? Führt eine einheitliche Gestaltung öffentlicher Objekte zu bewussterer Wahrnehmung der Objekte und damit zu besonderer Wertschätzung? Ist ein Gestaltungsnetzwerk von Vorteil für die allgemeine Akzeptanz störender Objekte im öffentlichen Raum? Gibt es bei Stromkästen eine bewusste Gestaltungsleistung, die sie passend als unabdingbare Artefakte repräsentieren würde?

Lässt sich eine Gestaltungsgrundlage für Stromkästen oder andere passive Objekte im öffentlichen Raum finden, die diese unabdingbar und wohl überlegt repräsentieren?

Kann sich über Gestaltung der Wunsch nach subjektiver legaler oder illegaler Veränderung der Objekte verändern?

Wie sollte Gestaltung für den öffentlichen Raum, sowohl von passiv als auch aktiv genutzten Artefakten, aussehen?

Das beiliegende Fotobuch soll einen Einblick in unsere gewohnte Sicht auf alltägliche Dinge geben, jeweils verbunden mit einer Frage nach Auffälligkeit oder Unauffälligkeit der Objekte. Hierdurch wird der Blick neu gerichtet und der Betrachter angeregt, das Gesehene zu reflektieren. Das Buch ist dem Hinterfragen des Designers nachempfunden, der bei der Betrachtung von Objekten verstehen muss, wie das Objekt wirkt, benutzt und angewendet werden kann.

Am Schluss der Arbeit soll geklärt werden, welcher Weg der Gestaltung für Stromkästen der Richtige ist, gründend auf den vorausgegangenen Analysen der Entwicklung von Gewohnheiten, ausgewählten Gestaltungsregeln, der Analyse des öffentlichen Stadtbildes und empirischen Tests zur Wahrnehmung.

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1. Gewohnheit 1.1. Der gewohnte Blick auf das Alltägliche

Als Gewohnheit bezeichnet man eine selbstverständlich gewordene Handlung, Haltung oder Eigenheit, die durch stete und häufige Wiederholung eintritt.2 Je nach Häufigkeit der Wiederholung ist der Grad der Gewohnheit stärker oder schwächer. Je nach Lebensweise und Lebensort treten Gewohnheiten unterschiedlich stark und polarisiert auf. Unser ganzes Leben ist von Gewohnheiten bestimmt: Das Aufstehen, die Häufigkeit unsere Emails zu checken, was und wann wir essen, die Fahrt zur Arbeit, der Umgang mit den Kindern und Gewohnheiten aller Art, die uns den Tag leichter bewältigen lassen. Zwischen 30-50 Prozent unseres täglichen Handelns wird durch Gewohnheiten bestimmt. Das ständige neu abwägen müssen, was wir gerade tun oderbald tun werden, wird reduziert.

Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT), Abteilung Neurowissenschaften, erforschten mit Hilfe von Ratten die Entwicklung von Gewohnheiten. Sie ließen Ratten mit Elektroden am Kopf zur Untersuchung der Gehirnaktivität in einem Labyrinth ein Stück Schokolade suchen.

Zum Start öffnete sich eine Klappe mit einem Ton. Nach mehrfacher Wiederholung des Versuchs mit dem gleichen Tier wurde sichtbar, das zwar die Hirnaktivität hoch blieb, das Tier die Belohnung aber immer schneller fand. Die Arbeit des Gehirns verlagerte sich vom Bereich, der für komplexe Denkprozesse zuständig ist, auf den Bereich, in dem Instinkte und Reflexhandlungen stattfinden: Es sind die Basalganglien, die dann aktiv werden. Das übrige Gehirn kann während einer Routinehandlung ruhen. Gewohnheiten sind sowohl stoffwechselbiologisch als auch neuronal billig. Durch die gesparte Energie bleibt dem Gehirn mehr Leistung für neue und komplexe Denkprozesse, die uns im Alltag und bei der Arbeit begleiten.

Der Blick auf bekannte Dinge ändert sich und wird zur Gewohnheit. Das neue Smartphone geht durch regelmäßige Interaktion fließend in den Alltag des Benutzers über und die anfängliche Begierde des stolzen Besitzers verblasst. Gewohnheiten ermöglichen uns, den Alltag mit immer mehr komplexen Prozessen zu füllen, die nach einiger Zeit kaum noch Aufmerksamkeit benötigen und von ganz alleine funktionieren.

1.1.1. Der natürliche Schutz vor Überreizung Gewohnheiten sind unsere täglichen Begleiter, die Tagesabläufe automatisieren und uns Kapazitäten im Gehirn verschaffen, die wir sinnvoll anderweitig einsetzen können. Ohne Gewohnheiten wären wir durch vielfältige Reize und unzählige Details im Alltag überfordert.

Bei dem zuvor beschriebenen Experiment der Schokolade suchenden Ratte im Labyrinth wird eine weitere Erkenntnis sichtbar. Die routinierte Ratte schaltete, sobald sie das Startgeräusch der Klappe hörte, die ihr den Weg zum Labyrinth freigab, ihr Gehirn auf Routine um, bis sie das Stück Schokolade gefunden hatte. Kleine Reize geben den Start- und Endpunkt einer Gewohnheit an, die das Gehirn

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umschalten lässt. Dies geschieht sowohl bei einfachen als auch bei komplexen Gewohnheitsaufgaben. Im Alltag werden diese Schlüsselreize unterbewusst aufgenommen, wie beispielsweise das automatische Zähneputzen am Morgen beim Betreten des Bades. Durch häufige Wiederholungen setzt sich das automatisierte Handeln immer mehr im Gehirn fest und lässt sich nur schwer wieder abtrainieren. Kinder verbinden mit dem Betreten des Badezimmers noch gar nichts und werden sich erst durch mehrmaliges Wiederholen eine Gewohnheit antrainieren. Mit der Zeit wird sehr vieles zur Gewohnheit. Anfangs haben wir noch nachgedacht, haben viel Denkzeit investiert in den Job, den Umgang mit den Kindern oder wie man sich kleidet. Durch regelmäßige Wiederholung entstehen Gewohnheiten - unsere kleinen Ausflüchte, die kleinen Pausen des Gehirns mitten im Leben.

Kinder erholen sich bei häufig erzählten Gute-Nacht-Geschichten von den unzähligen Reizen und den nötigen Denkprozessen eines aufregenden Tages. Im Alter, mit schwindender Leistungsfähigkeit des Gehirns, ermöglichen sie gar die Bewältigung des Alltages. 3 Es lässt sich also festhalten, dass uns Gewohnheiten erst einmal gut tun. Sie erleichtern uns das Leben und garantieren, dass die Welt um uns herum und das Ich vertraut bleiben.4 Doch es gibt auch eine Kehrseite. Manchmal nutzen uns Gewohnheiten nicht, dann stören sie, rauben uns Zeit oder sind sogar gesundheitsschädlich.5 Gewohnheiten lassen uns blind oder gar starr werden. In gewohnten Abläufen werden neue Reize kaum wahrgenommen. So werden beispielsweise neue und schnellere Routen zur Arbeit nicht in Erwägung gezogen. Die Gewohnheit lässt uns unachtsam für Neues, Verbesserungen und Gefahren werden. Die Effizienz unseres Handelns verschlechtert sich, auch wenn sich unsere Umwelt zum Positiven verändert. Nach Verplaken entscheiden sich Menschen mit stark entwickelten Routinen vorhersehbar für das Gewohnte, es wird als gegeben betrachtet und vorzugsweise gewählt.6 Ein gewisser Grad an Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der Umgebung ist Voraussetzung beim Betreten des öffentlichen Raumes. Hier sind Gewohnheiten nur bedingt hilfreich. Neue Straßenführungen, laute Straßenmusikanten, großformatige Werbung im Einkaufszentrum, zu schnelle Rolltreppen, usw. holen uns regelmäßig aus routinierten Handlungen heraus. Doch zu viele neue Reize stören unser Wohlbefinden und sind sogar schädlich.7 Nach einer gewissen Zeitspanne, die durch zahllose Informationen und vielfältige Reize geprägt ist, bildet sich eine Art Tunnelblick aus.

Dinge werden weniger differenziert wahrgenommen. Es wird nur das wahrgenommen, was einen gewissen Schwellenreiz erreicht oder beispielsweise eine notwendige Information darstellt, um die Fortbewegung in der Stadt zu sichern. Die Werbebranche nutzt Schwellenreize, um Werbung erfolgreich im öffentlichen Raum zu platzieren. Daher finden sich in Städten an stark frequentierten Orten unterschiedlichste Quellen mit Farben, Lichtern, Geräuschen und sonstigen Objekten, die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Der Kampf um die Aufmerksamkeit beginnt.8 3 http://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/02/Psychologie-Gewohnheiten 4 Hoffmann, Nicolas: http//www.zeit.de 5 Verplaken, Bas: http//www.zeit.de 6 http://www.welt.de/gesundheit/article122552997/Reizueberflutung-kann-Gehirn-schaedigen.html 7 http://www.welt.de/gesundheit/article122552997/Reizueberflutung-kann-Gehirn-schaedigen.html 8 http://www.marke-x.de/deutsch/webmarketing/archiv/wahrnehmungsmanipulation.htm

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Um das Wichtige und Zielführende zum Beispiel bei einem Einkauf im Supermarkt erkennen zu können, wird das Unwichtige und Ablenkende planmäßig ausgeblendet. Der zu Hause geschriebene Einkaufszettel soll beim Fokussieren helfen und schützt vor dem Informationsüberfluss im Supermarkt und dem versehentlichen Kaufen von Dingen, die nicht benötigt werden. Werbung auf Plakaten und über Lautsprecher, Reize die eine gewisse Schwelle überschreiten, wollen die Fokussierung unterbrechen und dazu anregen, mehr zu kaufen, als eigentlich gewollt. Optische und akustische Reize verleiten uns zum Einkaufen und lösen über die Stimulation des Gehirns Gefühle aus, die unser Handeln beeinflussen.910 Neben der geplanten Manipulation unseres Verhaltens durch die Werbung gibt es eine Beeinflussung kleineren Stils: Beim Betreten eines Raumes registrieren wir Dunkelheit und schalten das Licht an. Es ist kalt und wir schließen das Fenster. Die Musik ist zu laut, also stellen wir sie leiser. Jeder Reiz verleitet zur Veränderung und Anpassung unserer Situation und steigert unser Wohlbefinden.

Die Fähigkeit, bestimmte Wahrnehmungen auszublenden ist unterschiedlich ausgeprägt und stark interessengeleitet. Mit dem Bedürfnis sich hinsetzen zu wollen, verändert sich die Wahrnehmung: Stühle, Bänke und andere Sitzmöglichkeiten werden auf einmal sichtbar. Alle Einzelheiten wahrnehmen zu können, die sich im Blickfeld befinden, ist nicht möglich.11 Erst durch ein bestimmtes Ziel, ein Bedürfnis oder eine Aufgabe wird die Wahrnehmung fokussiert und schützt uns gleichzeitig vor zu vielen Informationen. Die ziel- und bedürfnisorientierte Fokussierung bildet den Raum, in dem wir leben. Hierdurch wird auch unsere Umwelt, eine Stadt geprägt: durch Bedürfnisse, Lebensweisen und Interessen ihrer Bewohner.

9 http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article120973827/Akustische-Verfuehrung-am-Weinregal.html 10 http://www.br.de/themen/wissen/inhalt/bildung/verkaufspsychologie-werbung100.html 11 http://www.mpg.de/6891299/ESI_JB_2013

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1.2. Die Gewohnheit in der Gestaltung Tony Fadell ist Gründer der Firma NEST labs inc. in Palo Alto, Kalifornien, ehemaliger Designer von Apple Inc. und gilt als „Vater“ des iPods. Als prägnantes Beispiel zur Beschreibung der menschlichen Fähigkeit Gewohnheiten auszuprägen, zitiert Fadell aus dem Film Blues Brothers aus dem Jahre 1980 (Bild oben rechts): In einem an Gleisen gelegenen Appartement werden durch im Abstand von 10 Sekunden vorbeifahrende Züge die Wände zum Wackeln gebracht, Bilder fallen herunter und das Bett wird durchgeschüttelt. Unvorstellbar dort zu leben. Der Dialog nach den ersten beiden Zügen: “How often does the train go by? - So often you won‘t even notice it.“12 Dieser leicht überspitzte Ausschnitt bringt es auf den Punkt: Der Mensch gewöhnt sich mit der Zeit an fast alles. Vieles wird selbstverständlich und Störendes wird ausgeblendet. Der Mensch akzeptiert stark belastende Umstände und ist in der Lage, diese als gegeben wahrzunehmen.

Bei der Gestaltung von Objekten ist diese Fähigkeit unerwünscht. Die als etabliert und unveränderbar gespeicherten Gegebenheiten verhindern freie Gedankenspiele, blockieren neue Überlegungen und Ideen.

NEST Labs Inc. entwickelt seit einigen Jahren neu gedachte passive Objekte, die im Alltag kaum in Erscheinung treten. Beispielsweise der Rauchmelder (Bild unten rechts), den NEST Labs Inc. mit einer fortgeschrittenen Technologie neu interpretiert und somit eine vorher aus technischen Gründen unmögliche Gestaltung und Bedienung ermöglicht. NEST Labs Inc. hat den wichtigsten Aspekt bei der Gestaltung von Objekten zum Leitgedanken erhoben: Das In-Frage-Stellen von Objekten, seien sie auch noch so gewohnt, vertraut, bekannt und manchmal auch festgefahren.13 „It‘s easy to solve a problem that almost everyone sees. But it‘s hard to solve a problem that almost no-one sees.“14 Der Gestalter hat immer wieder den gewohnten Blick abzulegen und neu auf das Problem zu blicken, um losgelöst von der Gewohnheit neu gestalten zu können.15 Gewohnheiten sind bei der Gestaltung von Objekten manchmal jedoch hilfreich. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Stadtplaner entwarfen für eine Stadt in Deutschland einen Park. In einem ersten Schritt entwickelten sie ein Hauptwegenetz. Der Park und die Hauptwege wurden gebaut, dann wurde der Park eröffnet.

Die Städter nahmen die Fläche in Besitz und mit der Zeit entstanden Trampelpfade und Abkürzungen, die die Hauptwege verbanden oder ergänzten und später zu befestigten Wegen umgebaut wurden. Der Nutzer konnte somit unmittelbar an der Gestaltung des öffentlichen Raums mitwirken.

Die Trampelpfade wurden in der Breite ausgebaut, wie sie von den Nutzern (dem Durchschnitt) generiert worden waren. So entstand ein allein nach den Bedürfnissen und Gewohnheiten der Nutzer gestalteter öffentlicher Ort.16 Die Gewohnheit des Menschen, den Nutzen des Vorgefundenen zu analysieren und im Rahmen der eigenen Aufgabenstellung kreativ zu nutzen, erweist sich als eine durchaus sinnvolle Gestaltungsmethode für den öffentlichen Raum (Bild auf Seite 14 zeigt einen

12 www.youtube.com/watch?v=S65lJGs7YC8 13 Ted-Talk, Tony Fadell, www.ted.com/talks/tony_fadell_the_first_secret_of_design_is_noticing#t-41341 14 Zitat: Ted-Talk, Tony Fadell, www.ted.com/talks/tony_fadell_the_first_secret_of_design_is_noticing#t-41341 15 Ted-Talk, Tony Fadell, www.ted.com/talks/tony_fadell_the_first_secret_of_design_is_noticing#t-41341 16 Brandes, Uta. Design durch Gebrauch. Die alltägliche Metamorphose der Dinge,Birkhäuser 2009, S. 170

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ähnlich entstandenen Park in Vila Amauri/Brasilien).

Es entstehen Muster, die viele Nutzer ansprechen und somit dem Produkt eine höhere Akzeptanz geben. Auch wenn der Gestalter über die selben Gewohnheiten wie der Nutzer verfügt, so muss er die Fähigkeit entwickeln, diese abzulegen und einen neuen und unverstellten Blick auf das Objekt zu gewinnen.

Als Nutzergewohnheit mit negativer und kontraproduktiver Auswirkung sei nachfolgendes Beispiel genannt: Aktuell haben Marktforscher, Kommunikations- und Gestaltungsexperten der Forschungsabteilung der TFL (Transport For London, Bild unten rechts) mit Hilfe einer Eye-Tracking-Brille herausgefunden, das sich die Passagiere in den Tunneln der Londoner U-Bahn wohl fühlen (routiniertes, interobjektives Zusammenspiel der Akteure). Die Reisenden hinterfragen das Sinnsystem der Orientierung und Ordnung nicht mehr, sie gehen routiniert ihrer Wege und nutzen das Verkehrsmittel in für sie gewohnter Weise. Dies beeinflusst die Aufenthaltsqualität in positiver Form, der Aufenthalt unter der Erde wird als angenehm wahrgenommen. Doch hier greift der Tunnelblick: Die Aufmerksamkeit bei akustischen Warnhinweisen oder optischen Hinweisen zu Verspätung von Zügen schwindet, das sichere Gefühl für die Relevanz einer Situation oder Information sinkt, oder ist nicht mehr vorhanden.

Der Tunnelblick verhindert sinngemäß den Blick aufs Ganze und beeinflusst somit die Wahrnehmung des sonst als angenehm und produktiv empfundenen Systems in negativer Weise. 17 Daher werden nun von der TFL Lösungen gesucht, die Gewohnheiten der Nutzer zu durchbrechen ohne das Wohlbefinden zu stören. An diesem Beispiel wird deutlich, das die Gewohnheit des Menschen an bestimmte Umstände mit negativen Folgen behaftet ist.

Für negative Auswirkungen durch menschliche Gewohnheiten sei als Beispiel die schwindende Sicherheit im Straßenverkehr durch gewohnheitsbedingte mangelnde Aufmerksamkeit genannt.

Oder auch die stillschweigende Akzeptanz von Objekten im öffentlichen Raum, deren Existenz wir als gegeben hinnehmen, obwohl sie unter anderen Umständen als störend empfunden und daraus folgend neu überdacht würden.

Gewohnheiten kann man somit sinnvoll für die Gestaltung einsetzen, um Produkte je nach Bedarf unauffälliger oder auffälliger für die Allgemeinheit gestalten zu können, um eine Balance zwischen Wohlbefinden und Aufmerksamkeit zu finden.

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Steinmetz, Hanna: Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs. Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 353

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2. Wahrnehmung im öffentlichen Raum 2.1. Haptische und visuelle Wahrnehmung von Objekten Objekte der Benutzung genießen unsere Aufmerksamkeit, sobald wir sie brauchen, einschalten, betrachten oder berühren. Die Interaktion bringt diese Objekte dem Nutzer näher und gibt ihnen auf diese Weise erst eine sinnvolle und nachvollziehbare Daseinsberechtigung - sie werden aktiviert. Objekte anderer Art, die weniger direkt zwischen Handhabung und nachfolgendem Ereignis stehen, befinden sich passiv im Raum. Ihnen fällt keine Aufmerksamkeit zu, sie sind der inhaltlichen Auseinandersetzung entzogen und genießen meist nur optische Wahrnehmung. Eine Lampe, ob im Raum oder auf der Straße, oder ein Stromkasten ermöglichen indirekt aktive Aktionen mit anderen Objekten. Sie gestalten unsere Lebenswelt mindestens genauso stark wie aktiv genutzte Objekte.

Sie bilden die Voraussetzung für weitere, bestimmte Objektinteraktionen.

Passive Objekte spielen im öffentlichen Raum sowohl in ihrem Nutzen als auch in ihrer Wahrnehmung eine wichtige Rolle. Da sie vom Passanten nicht aktiv genutzt werden können, besteht ihre Wahrnehmung meist in visueller Art und Weise. Ein passives Objekt wie beispielsweise ein Stromkasten kann jedoch auch eine Umnutzung erfahren. Ein solcher Kasten in Höhe und Form ähnlich einem Stuhl, würde eine haptische Erfahrung ermöglichen, die der eigentlichen Bestimmung nicht entspricht.

Die Akzeptanz von Objekten im öffentlichen Raum ist sowohl von ihrer visuellen als auch von ihrer haptischen Erfahrbarkeit abhängig. Nach Uta Brandes ist ein Objekt im öffentlichen Raum erst dann störend, wenn sein Sinn, seine Nutzbarkeit in Frage gestellt werden kann. Falsch platzierte Objekte in der Öffentlichkeit stoßen häufig auf Ablehnung und sind nicht selten Opfer von Vandalismus und Subjektivierung, gerne auch in Form von Graffitis.18 Der Grat zwischen Akzeptanz und Ablehnung von Objekten im öffentlichen Raum ist sehr schmal.

Artefakte in diesem Raum sind meist dafür gestaltet, eine vielschichtige Gemeinschaft mit unterschiedlichsten Interessen zu organisieren und Interaktionen zu bieten, für junge Leute, Mütter, alte Menschen, verschiedene Kulturen, verschiedene Einkommensgruppen, usw..19 Für manche Passanten stehen Objekte im Weg, werden nicht gebraucht, entsprechen nicht den eigenen ästhetischen, emotionalen und funktionalen Ansprüchen. Für Andere sind sie hilfreich und erleichtern oder schaffen Orientierung für das Leben im öffentlichen Raum.

Auf einen Ort konzentrieren sich somit die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Erwartungen. Im öffentlichen Raum werden diese Ansprüche zumeist erfüllt, um jedem Charakter und für viele Erwartungen einen weitestgehend angenehmen Lebensraum zu bieten. Ein Ansatz, um den unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht zu werden, stellt die Objektivierung der Gestalt eines Objekts dar. Darunter fallen funktionale Aspekte, aber auch die Integrierung durch Benutzung oder visuelle Gestaltung, die die Umgebung des Objektes aufnimmt. Auch die Platzierung des Objektes wirkt sich stark auf seine Akzeptanz aus:

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Brandes, Uta. Design durch Gebrauch. Die alltägliche Metamorphose der Dinge,Birkhäuser 2009 S. 166f.

Brandes, Uta. Design durch Gebrauch. Die alltägliche Metamorphose der Dinge,Birkhäuser 2009, S. 158f.

Eine Sitzbank sollte mit Blick auf den See platziert werden anstatt auf die benachbarte Straße.

Bänke befinden sich meist an Wegen und stehen nicht einfach auf der Wiese.

Mülleimer oder öffentliche Toiletten finden sich meist an nachvollziehbaren Orten, an denen sie häufig gebraucht werden.

Das Bedürfnis der Nutzer sowie Aufteilung und Funktionsweise einer Stadt stellen bei der Stadtplanung die wichtigsten Aspekte dar. Doch welche Rolle spielt die Gestaltung von Gebrauchsgegenständen im öffentlichen Raum für deren Akzeptanz? Objekte werden vordergründig auf Stabilität und Wetterfestigkeit entwickelt, mit dem wirtschaftlichen Ziel, bei geringen Produktionskosten lange zu halten. Sie sollen bei Gebrauch gerne benutzt werden und bei Nicht-Gebrauch weitestgehend unauffällig sein und nicht stören.

Ein weiterer Aspekt der urbanen Gestaltung ist es, dem Passanten Flächen zur Verfügung zu stellen, die von den Nutzern selbst bespielt werden können. Einschränkungen des öffentlichen Raumes durch Gegenstände, Häuser, Fahrradständer oder andere Objekte werden vermieden. Topografisch notwendige Elemente wie Mauern, Treppen und Straßenbegrenzungen bleiben. Hierdurch gerät der Nutzer in den Fokus bei der Gestaltung und Inanspruchnahme der Fläche. Subjektive Improvisation als Gestaltungsmerkmal. Plötzlich ergeben sich überall Sitzmöglichkeiten. Jede Erhöhung wird zum Sitzen benutzt, jede Fläche kann beliebig genutzt und bespielt werden. Den Nutzern einer städtischen Freifläche den Raum unreglementiert zur Verfügung zu stellen, aber auch den Ausgleich der Interessen aller Gruppen im Fokus zu behalten ist ein kaum aufzulösender Widerspruch. Die Domplatte in Köln ist ein solcher Ort, an dem Freiraum gelassen wurde, um Leben zu generieren.20 1971 vom Kölner Architekten Fritz Schaller entworfen, galt die Fläche lange Zeit als Schandfleck der Stadt. Durch fehlende Kontrolle und Einschränkung der Nutzung entstanden Bereiche, die in einem objektiven Raum stark subjektiv bespielt wurden. Touristen eroberten den Raum zum Knipsen ihrer Fotos, als auch die Skaterjugend der Stadt, die Blumenkübel und Treppenstufen zum Ausführen von Tricks nutzt. Die Stadt, als Vertretung der Öffentlichkeit, sah die Skater selten gerne und entschied sich, die Platzgestaltung zu verändern, um eine bessere Kontrolle ausüben zu können. Sie schnitt Blumenkübel auseinander und verhinderte, das die Skater ihre Spuren hinterlassen konnten. Somit war die Idee des Platzes weitestgehend brüchig geworden. Immer mehr und mehr solcher Eingriffe wurden durchgeführt. Aspekte der Kontrolle erhielten den Vorzug vor dem Freiraum als Ort subjektiver Aneignung, die den besonderen Charakter des Platzes ausgemacht hat (siehe Bild S. 19 oben rechts).

Können Aspekte der Gestaltung des urbanen Freiraums auch auf die Gestaltung von Produkten übertragen werden? Lassen sich Produkte offen und interpretierbar gestalten? Kann man die Größe eines Stromkastens nicht einfach an eine mögliche Zweitnutzung anpassen, das Sitzen beispielsweise? Ist die primäre Funktion öffentlich zugänglicher Objekte, die nicht aktiv genutzt werden können, möglicherweise nebensächlich und der Zweitnutzen wichtiger für Akzeptanz und Bedeutung dieser Objekte? Vielleicht geben nach diesen Kriterien gestaltete Artefakte mehr Freiraum und mindern

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http://www.tagesspiegel.de/kultur/koelner-domplatte-flache-flaeche-freiheit/1289632.html

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die Wahrnehmung als Hindernis bei Nichtnutzung? Eine Bank wird bei gleichem Standort grundsätzlich als weniger störend empfunden als ein auf dem Bürgersteig platzierter Stromkasten (siehe Bild unten rechts).

Auch ein Stromkasten könnte eine neue Bedeutung im öffentlichen Raum erhalten, wenn er aktiv genutzt werden könnte. An welchen Standorten ist so etwas sinnvoll und lässt sich diese Methode bei jedem Stromkasten, in jedem Stadtgebiet, anwenden? Muss die Gestaltung von Stromkästen bezogen auf das Umfeld unterschiedlich ausfallen? Oder bringt Einheitlichkeit dem Kasten den Wert als unumgängliches und wertvolles Objekt zurück und stärkt es in seiner passiven Funktion?

2.2. Zwei Gestaltungsebenen nach Gert Selle Primäre und sekundäre Gestaltung Gestaltung spielt sich nach Selle auf zwei Ebenen ab. Auf der einen Seite gibt es ein unsichtbares Primärdesign der Technologien, Zwecke und Gewohnheiten, das unseren Standort in der Produkt-Umwelt bestimmt und auch den Hintergrund des Handelns professioneller Gestalter.21 Auf der anderen Seite das visuell wahrnehmbare Design. Dies versteht Selle als das Sekundärdesign. Hieraus entsteht gewissermaßen eine Gesamt-Benutzeroberfläche, auf der wir uns als Nutzer bewegen.

Erst durch beide Ebenen, die Sichtbare und die Unsichtbare, verorten wir uns in der Welt und dem Zeitalter in dem wir leben.22 Der Griff zum Smartphone situiert uns im Heute. Hammer und Schaufel stehen als Beispiel für Situierungsobjekte vergangener Epochen.23 Objekte stehen für eine Epoche in der Menschheitsgeschichte. Zumeist für die, in welcher sie entstanden sind. Einen Walkman oder den ersten Computer wird man immer einer bestimmten Zeit zuordnen können. Selbst Designobjekte, wie beispielsweise eine von Le Corbusier entworfene Couch, wird immer in der Zeit des Bauhauses situiert sein. Bei den eindeutig einem Zeitalter zuzuordnenden Objekten handelt es sich meist um Objekte, die wir aktiv in unseren Alltag einbeziehen und die unser Leben mehr oder weniger stark beeinflusst haben. Objekte, die schwer situiert werden können, sind meist Dinge, die wir nicht aktiv nutzen. Solche Objekte bringen keinen vordergründigen Nutzen oder Verbesserung des Alltags und genießen daher nur eine geringe Wertschätzung. „Sie haben ein produktkulturelles Profil, einen ihnen anhaftenden gesellschaftlichen Bedeutungshintergrund und eine Biografie des Gebrauchs in unserer Hand. Begegnen sie uns als Bilder, zielen Sie auf den Fernsinn des Sehens bzw. auf das Gesehen werden. Begegnen Sie uns als Bild und als Körper, werden Sie berührbar und prägen sich in das taktile Gedächtnis ein, nachdem man sie tastend identifiziert hat“.24 Der Gebrauch und die haptische Erfahrung lässt Objekte somit wichtiger erscheinen und weist ihnen einen Wert zu, der über visuelle Werte bei Gebrauchsgegenständen nur selten erreicht werden kann. Sobald Interaktion stattfindet, bleibt die Erinnerung an einen Gegenstand besser im Gedächt-

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Selle, Gert. Symptom Design, Vom zeigen und sich zeigen der Dinge,,Verlag transcript,2014, S.39 Selle, Gert. Symptom Design, Vom zeigen und sich zeigen der Dinge,,Verlag transcript,2014, S.39 Selle, Gert. Symptom Design, Vom zeigen und sich zeigen der Dinge,,Verlag transcript,2014, S.39 Zitat Selle, Gert. Symptom Design, Vom zeigen und sich zeigen der Dinge,,Verlag transcript,2014, S.60

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nis haften, so dass hierüber die Situierung entsteht. Die Qualitäten des Objektes wurden schließlich mit zwei Sinnesorganen erfasst, verarbeitet und im Gehirn gespeichert.

Sollte sich der Stromkasten durch aktive Nutzung besser einprägen können? Welchen Vorteil hätte das? Oder ist seine allein visuell wahrnehmbare Erscheinung die Herausforderung seiner Gestaltung und gilt es, ihn allein visuell und stadtplanerisch zu situieren?

2.2.1. Die dritte Gestaltungsregel für den öffentlichen Raum Um eine Interaktion mit einem Objekt im öffentlichen Raum zu schaffen, muss dessen Funktion und Nutzbarkeit sichtbar werden. Das vorhandene Objekt muss kommunizieren, welchen Vorteil es für den Nutzer hat. Dabei ist es zunächst egal, ob es sich um eine Sitzgelegenheit ergo Parkbank handelt, oder um Schallschutzelemente in Wohngebieten an der Autobahn. Der bekannte Vorteil der Funktion überwiegt die optische Störung der Landschaft oder des Stadtbildes. Die Akzeptanz des Objektes steigt daher merklich.

Der Nutzen einer Schallschutzwand wird durch den Vergleich Vorher-Nachher für die Allgemeinheit erkennbar und hieraus resultierend der positive Effekt für das eigene Leben des Betrachters.

Somit wird eine dritte Gestaltungsregel für öffentlich genutzte und jedermann zugängliche Objekte deutlich: Der Mehrwert gegenüber seinen störenden Eigenschaften. Dieser muss dem Passanten gewidmet sein, der zum größten Teil optisch oder haptisch der Interagierende ist. Die Wartung eines Stromkastens muss zwar bei der Gestaltung berücksichtigt werden (Erreichbarkeit der Technik, Öffnen der Türen, Sicherheit bei der Arbeit), doch auch die weitere Nutzung, das Herumstehen (das auf die meiste Zeit eines Stromastens zutrifft), Interagieren mit dem Passanten und das Beeinflussen der Umwelt muss mindestens gleichwertig beachtet werden.

Die Gestaltungsregeln von Selle, Primärdesign der Technologie und Sekundärdesign der Oberfläche für den Benutzer, werden im öffentlichen Raum um die dritte Gestaltungsregel ergänzt: Die verdeutlichung der Fähigkeit25. Doch welche Fähigkeit hat der Stromkasten an sich? Welche Folgen hat es, wenn die klare Daseinsberechtigung eines Stromkastens transparent wird? Gehört es nicht auch zum öffentlichen Leben, Dinge zu akzeptieren und zu tolerieren, die nicht unbedingt als Privatperson im öffentlichen Raum genutzt und gebraucht werden können? Muss man denn als Passant alles nachvollziehen können, um Akzeptanz und Wohlbefinden erzeugen zu können?

Kann Gestaltung, der Akzeptanz des Stromkastens als unabdingbares Objekt, als reines passives Funktionsobjekt, unterstützend dienen und könnte die dritte Gestaltungsregel vielleicht lauten: Eindeutige Gestaltung. Das eindeutige Gestalten eines Stromkastens. Die bewusste Integrierung durch eine eigenständige Gestaltung, ohne das Objekt verstecken oder umnutzen zu wollen, doch es an neue Umstände anpassen zu können. Neue Netzwerke der Mobilität und des elektrifizierten

25 http://www.duden.de/rechtschreibung/Faehigkeit

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und mobilen Lebens geben dem Stromkasten neue Anwendungsmöglichkeiten, die zur Zeit der Entstehung von Stromkästen noch nicht denkbar oder möglich waren. Mobilität heute steht für ständige Erreichbarkeit und flexible Nutzungen allerorts. Die hierfür eingesetzten Objekte benötigen regelmäßige Stromzufuhr. Ansonsten verlieren sie ihren Nutzen für den mobilen Menschen. Daher orientiert sich dieser an den Anlaufstationen zum Laden der mobilen Produkte. Diese Ladestationen sind meist unser Zuhause, der Arbeitsplatz, ein Cafe oder oder zunehmend mehr Verbreitung findende Stationen in Einkaufszentren, die uns das Laden der Smartphones während der Einkäufe ermöglichen. Der notwendige einfache und allerorts verfügbare Zugang zu Ladestationen, als Voraussetzung für Mobilität und Flexibilität, richtet den Fokus auf neue Aspekte. So würde der Stromkasten gewissermaßen seine Zuständigkeit auch auf die Aspekte der Mobilität und Erreichbarkeit ausweiten, da durch diese technische Einrichtung an vielen Orten Strom und sogar Internetzugang für verschiedenste Anwendungen und Nutzer zur Verfügung gestellt werden kann.

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2.3. Objektive Gestaltung

Ein Mensch, aus den kraftvollen und sinnenhaften Kulturen der Antike oder des Mittelalters, ja noch der Barockzeit in unsere versetzt, würde sich vor allem über eines verwundern: über die massenhaft gedrängte physische, jedoch durchaus formlose, ungestaltete Nähe, in der die Menschen durcheinander vegetieren, und über die Ungreifbarkeit, Abstraktheit unserer Institutionen, die ganz überwiegend „unsinnliche Tatbestände“ sind.26 Objektive Gestaltung im öffentlichen Raum ist nicht gleichzusetzen mit „ungestalteter Gestaltung“.

Es bedeutet nicht, allein praktische Gegebenheiten wie Stabilität, Wetterbeständigkeit und Bequemlichkeit in den Entwurfsprozess mit einzubeziehen. Öffentliche Entwürfe bedeuten auch, dass die Wahl, das subjektive Wählen einer Marke, einer Mode oder eines Gadgets wegfällt. Der Nutzer kann sich nicht frei zwischen den Gestaltungsmerkmalen beispielsweise einer Bank entscheiden. Er muss das für die Öffentlichkeit gestaltete Objekt als einzig, als gegeben hinnehmen. Da diese Objekte den öffentlichen Raum und das Zusammenleben verschiedener Charaktere und unterschiedlicher Ansprüche prägen, darf objektive Gestaltung keinesfalls falsch verstanden werden. Mehrschichtige Gestaltungskriterien müssen auch hier beachtet werden, denn die Funktionalität ist nicht ausschließlich von der primären Nutzung abhängig. Daher liegt beim Gestalter dieser Objekte ein hohes Maß an Verantwortung für die Qualität des öffentlichen Raumes und somit in gewisser Weise auch die Zufriedenheit der Bewohner mit ihrem Umfeld und ihrer Stadt.

Objektiv zu gestalten bedeutet, sich nicht von Gefühlen und Vorurteilen leiten zu lassen und von einem Subjekt unabhängig zu sein.27 Gehlen wirft jedoch die Frage auf, ob genau dies vielleicht verhindert werden solle. Denn ein Mensch aus dem Barock würde genau das in unserer Zeit kritisieren: die formlose, ungestaltete Nähe. Sollte nicht der einheitlichen Gestaltung des öffentlichen Raumes der Vorzug gegenüber der objektiven eingeräumt werden? Das Zeitalter des Barock kannte klare Gestaltungsvorgaben, die in allen Bereichen zur Umsetzung kamen. „Der Mensch handelt letzten Endes so wie er es tut, um Lust zu erreichen und Unlust zu vermeiden“28. Diese scheinbar einfachen Ziele lassen sich in heutiger Zeit jedoch nicht auf nur einem einzigen Weg erreichen. In einer pluralistischen Gesellschaft strebt jeder einzelne nach einer individuellen Methode der Luststeigerung.

Dies resultiert aus einer fundamental veränderten gesellschaftlichen Situation in der Gegenwart gegenüber dem barocken oder auch dem antiken Zeitalter. Der öffentliche Raum wird subjektiv bespielt: Dies zeigt sich in subjektiver Fensterdekoration, subjektive Restaurants mit Gerichten aus aller Welt, die öffentliche Flächen beanspruchen, usw.. Entsteht die Subjektivität des öffentlichen Raumes heutzutage erst durch die Benutzung? Welche Regeln gibt es für eine objektive Gestaltung, in der subjektive Werte zusammentreffen? Wie lässt sich aus dem öffentlichen Raum eine vor allem einheitliche und für jeden bespielbare Fläche generieren? Gibt es Gestaltungsansätze, die auf öffentliche Objekte angewendet werden können? Bewegt sich im Rahmen einer objektiven Gestaltung das

26 Zitat: Gehlen, Arnold. Die Seele im technischen Zeitalter, Klostermannverlag,2007, S. 63 27 http://www.duden.de/ 28 Zitat: Gehlen, Arnold. Die Seele im technischen Zeitalter, Klostermannverlag,2007, S. 112

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subjektive Leben?

Stromkästen und andere öffentlichen Objekte könnten somit eine Einheit in der Gestaltung aufweisen, um ihnen nach Gehlen eine Greifbarkeit zu geben und ihre Abstraktheit zu verhindern. Wertund Akzeptanzgewinn entsteht durch eine Einheit der öffentlich nutzbaren Objekte.

2.4. Die subjektive Gestaltung im öffentlichen Raum Längst gibt es Ansätze, passive Objekte im öffentlichen Raum zu subjektivieren. Viele Städte prägen beispielsweise eigene Gullydeckel, die das Wappen der Stadt oder andere typische Motive tragen.

Eine direkte und einzigartige Verbindung zu dieser Stadt entsteht, denn diesen Gullydeckel gibt es nur in dieser Stadt.

Auch Straßenpoller werden häufig dem Stadtbild angepasst. So gibt es beispielsweise in Schwäbisch Hall, Weil am Rhein, Biberach, Stolberg, Villingen und Aalen speziell für diese Städte entworfene Poller, die sich besser in das Stadtbild einpassen sollen.29 Dabei wird das Bild der Stadt als Ganzes gesehen und versucht, dieses so wenig wie möglich zu stören. Vor allem in Städten mit historischen Zentren wird häufig auf dieses Mittel zurückgegriffen. Dabei verfügt jede Epoche über spezifische Gestaltungsmerkmale und spezielle Prioritäten im Stadtbild. Die historisierende Interpretation eines Straßenpollers, der sich Gestaltungsgrundlagen aus Zeiten unterwirft, die keine Autos kannten, muss sich dem Vorwurf des Kitsches aussetzen. Hier sollen nostalgische Gefühle geweckt werden, die jedoch mit der heutigen Realität nicht in Einklang zu bringen sind.30 Wie kann eine zeitgemäße Gestaltung für solche Fälle aussehen? Wie können alte Städte modern geprägt werden, ohne das erhaltenswerte Gesamtbild zu zerstören?

Die eigenständige Subjektivierung von öffentlichen Objekten ist eine Möglichkeit, diese in Erscheinung treten zu lassen oder sie „verstecken“ zu wollen. Durch die künstlerische Bemalung von Stromkästen gelingt es beispielsweise diese in den Vordergrund zu rücken und sie unabhängig von ihrer Umgebung wirken zu lassen. Sie fallen wie ein Kunstwerk ins Auge und wollen betrachtet werden.

Das Gegenteil der Anpassung an das Stadtbild ist hier der Fall. Am See werden sie mit Schwänen bemalt, neben dem Kindergarten mit Fingerfarben. Der Bezug zur Umgebung wird hergestellt, allerdings nicht bezogen auf das Stadtbild, sondern ist orientiert an der direkten Umgebung des Stromkastens. Er wirkt somit losgelöst von der Stadt, als Unikat, den es kein zweites Mal gibt. Auch das nächste Unikat beim Vorbeigehen fordert erneut die Wahrnehmungsleistung des Passanten, denn auch dieser Kasten will betrachtet und in seiner Einzigartigkeit erkannt werden. Da wir vielleicht gerne etwas anderes wahrnehmen würden, stellt sich die subjektivierte Bemalung von Stromkästen als schwierig heraus. Sie fordern Wahrnehmungsleistung im Gehirn und können das Bild einer Stadt maßgeblich verändern. Steht die Gestaltung des Kastens im Widerspruch zum eigenen ästhetischen Empfinden, so wird er als störend empfunden.

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Sack, Manfred. Alltagssachen,Verlag Christian Brandstätter, 1992, Wien, S. 96 Kitsch. Texte und Theorien; Verlag Reclam

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Überreizung, wie im ersten Kapitel der Arbeit erwähnt, wäre das Resultat einer kontinuierlichen gestalterischen Subjektivierung des öffentlichen Raumes. Nach einer Zeit stellt sich der Tunnelblick ein und die Wahrnehmung der Umgebung schwindet. „Ein Stromkasten wird zum Hingucker: Einer der Stromkästen in der Weiler Domhofstraße in Weil am Rhein ist von Wind und Wetter mehr als deutlich gezeichnet, ein anderer, an der Ecke zur Bergstraße, ist dagegen seit kurzem mit einem prachtvollen Naturmotiv verziert: Von vorn grüßt ein im Wasser stehender Fischreiher, auf der Rückseite des Kastens ist eine Mohnblume zu sehen.“31 „Ästhetik ruft eine subjektive Empfindung hervor. Was sie bewirkt, kann durchaus unterschiedlich sein und je nach Stil auch auf Ablehnung stoßen.“32 Die Gestaltung des einzelnen Stromkastens im Bezug auf seine unmittelbare Umgebung oder des Pollers im Bezug auf die Stadt: Beide Möglichkeiten sind subjektiv und stoßen in unterschiedlichem Maße auf Akzeptanz oder Ablehnung. Sieht man die Stadt als Ganzes oder besteht sie aus Teilbereichen, die jeweils unterschiedlichen Gestaltungsgrundlagen unterliegen?

Den Charakter einer Stadt prägen vor allem die Spuren aktiver Nutzer, der Bewohner und Besucher sowie die Einflüsse der unterschiedlichen Epochen durch die Zeit des Bestehens. „Das, was in einer Stadt materiell sichtbar wird, basiert auf den hegemonialen Diskursen einer jeweiligen Zeit und ist Ausdruck dessen, was von den Menschen je als angemessen betrachtet wird.“33 Es wird deutlich, das neue Stadtstrukturen in alte eingebettet werden und gesellschaftliche Formen der Organisation, des Wohnens und des Transports parallel existieren können und gemeinsam das Stadtbild prägen und bestimmen. Stadtgestaltung, Rezeption, Nutzung und Bedeutung verändert sich immer im Kontext des neu Geschaffenen und der Bedürfnisse der Bewohner, sei es technisch oder kulturell. Neues überlagert Altes und gibt der Stadt ihren besonderen Charakter.

Ein einheitliches Stadtbild wird durch die einheitliche Gestaltung von Objekten erzielt. Diese werden weniger auffällig und der Fokus des Nutzers kann gezielt und ganzheitlich auf die unterschiedlichsten Informationen und Objekte gelenkt werden. Eine aufgezwunge Aufmerksamkeit durch die subjektivierte Gestaltung eines eher banalen Objekts kann zu Ablehnung führen.

31 www.badische-zeitung.de/weil-am-rhein/ein-stromkasten-wird-zum-hingucker--72705288.html 32 Wagner, Frank. The value of Design. Wirkung und Wert von Design im 21. Jahrhundert,

Verlag Hermann Schmidt, Mainz, 2015, S. 65 33 Zitat: Müller, Lisa. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 317

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2.5. Das Richtige Maß der Gestaltung: Nach Naoto Fukasawa und Japer Morrison In ihrem Buch Supernormal. Sensations of the ordinary setzen sich Naoto Fukasawa und Jasper Morrison mit der grundlegenden Gestalt der uns umgebenden Dinge auseinander. Woraus ergibt sich der Wert eines Objekts und wie lässt er sich vermitteln? „Perhaps both Jasper and myself were tired of the same thing, of designs that are designed.“34 Nach Fukasawa und Morrison bedeutet ein Zuviel an Gestaltung den Verlust der Nützlichkeit und das Schwinden der Wertigkeit des Produkts (Modeerscheinungen). „Special things demand attention for the wrong reasons, interrupting potentially good atmosphere with their awkward presence.“35 Die Gestaltungsmethode supernormal ist ein gewollter Ersatz des Normalen. Es wird die Ursprungsform, die sich über die Zeit und mittels Alltagsakzeptanz etabliert, substituiert. Supernormal ist eine Weiterentwicklung auf der Basis des Ursprünglichsten, dem Archetypus eines Produktes. Übertragen auf den öffentlichen Raum könnte sich daraus eine Gestaltungsgrundlage für in diesem Bereich genutzte Produkte ableiten lassen. Eine grundlegend neue und geschlossene Einheit der Gestaltung, die öffentliche Objekte als solche charakterisiert. Supernormal als Gestaltungsgrundlage, als verbindende Ästhetik, die Objekte im öffentlichen Raum wertvoller und akzeptierter werden lassen könnten. „By making them so normal they aren‘t normal anymore, they become both normal and exceptional at the same time. So exceptional they seem normal.“36 Produkte des öffentlichen Raumes benötigen, neben der Erweiterung und Anpassung an neue technische oder kulturelle Gegebenheiten Erscheinungsbilder, die aufbauend auf dem Bekannten etabliert werden können. Dabei spielen Platzierung, Material und Einheitlichkeit eine wichtige Rolle.

Wieso sollten Stromkästen, bei gleichbleibender Funktion, im öffentlichen Raum unterschiedlichen Gestaltungsprinzipien unterliegen, wenn die einheitliche Gestaltung von Bänken in einer Stadt angestrebt wird.

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Zit.: Morrison, Jasper. supernormal-sensation of the ordinary. Lars Müller Publishers, 2006. S. 29 Zit.: Morrison, Jasper. supernormal-sensation of the ordinary. Lars Müller Publishers, 2006. S. 29 Zit.: Fukasawa, Naoto. supernormal-sensation of the ordinary. Lars Müller Publishers, 2006. S. 5

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2.6. Nichtorte und ihre Bedeutung (nach Marc Augé) „Dennoch sind die Nicht-Orte das Maß unserer Zeit, ein Maß, das sich quantifizieren läßt und das man nehmen könnte, indem man - mit gewissen Umrechnungen zwischen Fläche, Volumen und Abstand - die Summe bildete aus den Flugstrecken, den Bahnlinien und den Autobahnen, den mobilen Behausungen, die man als »Verkehrsmittel« bezeichnet (Flugzeuge, Eisenbahnen, Automobile), den Flughäfen, Bahnhöfen und Raumstationen, den großen Hotelketten, den Freizeitparks, den Einkaufszentren und schließlich dem komplizierten Gewirr der verkabelten oder drahtlosen Netze, die den extraterrestrischen Raum für eine seltsame Art der Kommunikation einsetzen, welche das Individuum vielfach nur mit einem anderen Bild seiner selbst in Kontakt bringt.“37 Um den Unterschied zwischen der Gestaltung eines Stromkastens und einer aktiv genutzten Parkbank sichtbar zu machen, ist es hilfreich, den Anthropologen Marc Augé zu zitieren. Er unterscheidet zwischen Räumen, in denen eine Mensch-Objekt Interaktion stattfindet und Räumen, die als Verbindung dieser Räume fungieren. Stromkästen sind somit visuell sichtbare Objekte, die für die Vernetzung der Stadt mit Elektrizität, Postverkehr (häufig Zwischenlagerung für Postboten) und Kommunikationsleitungen stehen. Sie verkörpern unsere moderne Zeit der Vernetzung, sind allerdings keine aktiv genutzten Objekte und Orte. Die Betreiber der Kästen und die Stadt versucht sie zu verstecken und sie sollen von Passanten übersehen und nicht anderwärtig genutzt werden.

Jedoch auch Nicht-Orte besitzen einen symbolischen Wert: Bei einer Stadt handelt es sich um ein geschlossenes System, in dem alles Zeichen ist, ein Ensemble aus Codes. Sie dienen zum Wiedererkennen und nicht zur Erkenntnis38.

Somit erhalten Stromkästen einen charakterlichen Wert für eine Stadt und dienen eventuell sogar als eine Art Orientierung, als ein Anlaufpunkt zum Sammeln, Bündeln und Organisieren von Netzwerken, seien sie technisch oder menschlich.

Durch die berechtigte Existenz von Nicht-Orten, die mit zunehmendem Wachstum der Gesellschaft und Fortschritt der Technologie eine immer wichtigere Rolle spielen, sind Stromkästen nach Augé ähnliche Vernetzungsapparate, die für unsere Zeit der Elektrifizierung stehen.

Sie dienen eventuell sogar als eine Art Orientierung, Strukturierung, Bündelung und Organisation von Netzwerken, seien sie technisch oder menschlich, genauso wie Flughäfen, Bahnhöfe oder Flüchtlingsunterkünfte. Somit könnte der Stromkasten bei richtigem Umgang mit ihm eine ganz neue Bedeutung für die Gesellschaft erhalten.

37

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30

Zit.: Augé, Marc. Orte und Nicht-Orte.Vorüberlegung zu einer Ethnologie der Einsamkeit.

S.Fischer, Frankfurt am Main 1994. S.94 Augé, Marc. Orte und Nicht-Orte.Vorüberlegung zu einer Ethnologie der Einsamkeit.

S.Fischer, Frankfurt am Main 1994. S.42

2.7. Die Veränderung des Stadtbildes Die Gestalt einer Stadt entsteht in der Interaktion zwischen sozialen Aspekten und Objekten, die den städtischen Raum bilden.39 Die fortschreitende technische Entwicklung zieht Veränderungen des Stadtbildes nach sich, die sich auf das Miteinander der Städter auswirken. Die intensive Nutzung von Autos und anderen Fahrzeugen übt einen großen Einfluss auf das heutige Stadtbild aus, da sich Städte an die Bedürfnisse der mobilen Gesellschaft anpassen. Insofern sind die Folgen der Mobilität ausschlaggebend für die Entwicklung einer Stadt, gleichgültig welche Form der Fortbewegung gewählt wird, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto. Zur Überwindung großer Distanzen, zwischen Städten, Ländern oder Kontinenten, werden andere Verkehrsmittel gewählt: Es werden schnelle Autos genutzt, Hochgeschwindigkeitszüge oder Flugzeuge, die jeweils andere Bereiche der Stadt benötigen, um funktionsgerecht organisiert werden zu können. Diese Formen der Fortbewegung setzen voraus, dass der Mensch die Vernetzung der Systeme wahrnimmt. Städte bilden die Knotenpunkte vieler Infrastrukturen, wie dem der Gesundheitssysteme, der Ernährung, der Bildung, des Wohnens, der Mobilität sowie des Tourismus.

Paris gilt als Vorläufer des heutigen modernen Stadtbildes. Georges-Eugène Haussmann war Ende des 19. Jahrhunderts Stadtplaner in Paris. Er plante die Neuordnung der Stadt und versuchte Infrastrukturen und Abläufe in zeitgemäßer Weise zu organisieren. Dies erstreckte sich auf unterschiedlichste Lebensbereiche: Es wurde dem gestiegenen Konsumbedürfnis, dem größeren Freizeitanteil der Menschen aber auch den Vorstellungen einer effektiveren polizeilichen Überwachung durch die Stadtplanung entsprochen. Selbst die Natur wurde organisiert, Straßen mit Blumenkübeln und Bäumen dekoriert. Die Stadt wurde zu einer Bühne, auf der sich die Bewohner präsentieren konnten. 40 Für die Mobilität spielt Gestaltung nach engen Regeln eine wichtige Rolle. Schilder, Farben und Straßenmarkierungen lenken den Straßenverkehr. Vor Gefahren wird gewarnt und auf Erlaubtes hingewiesen. Es entsteht eine Informationsebene, die eine Sprache voraussetzt, die verstanden werden muss, um aktiv am Stadtleben teilnehmen zu können.

Andere Informationen werden fast unterbewusst wahrgenommen und sind häufig nicht für Jedermann gedacht. Es sei als Beispiel die Straßenbeleuchtung genannt: Sie zeigt bei Nacht an, welche Straßen wichtige Verkehrsadern sind oder möglicherweise auch gefährliche Zonen. Monumente oder Wahrzeichen werden beleuchtet und markieren wichtige Orte der Stadt. Auf einen bestimmten Personenkreis fokussierte Informationen, wie zum Beispiel Blindenpfade, geben dem sich in der Stadt bewegenden Blinden haptisch ein Feedback. Sie vermitteln die Sicherheit, sich auf dem richtigen Weg zu befinden und warnen an Straßenübergängen. 41

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Müller, Lisa. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 314 Erlhoff, Michael. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 302 Erlhoff, Michael. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 304

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Auch die Architektur verhilft zu Orientierung und Ordnung in der Stadt. Industrielle Zonen, Wohngebiete, Bankenviertel und Altstädte lassen sich durch verschiedene Gestaltungsgrundlagen meist sicher von einander unterscheiden. Jede Gestaltung in der Stadt dient als Orientierung für unterschiedlichste Personen und ihre Vorhaben im öffentlichen Raum.

Das Ziel des Designers ergibt sich aus den multiplen Informationsebenen: Er unternimmt den Versuch alle Überlagerungen, Formen und Netzwerke zu analysieren, zusammenzufassen und neu zu gestalten.42 Städte organisieren sich fortlaufend neu: Wurden Häuser früher individuell gebaut, so finden sich heute ganze Siedlungen, die ausschließlich dem Wohnen dienen und alle dem gleichen Gestaltungskonzept entsprechen. Ob Reihenhaussiedlung oder Blockbau: Beide städtebaulichen Bauweisen bilden eine mögliche Form der Stadtentwicklung und verbinden Wohneinheiten zu einem optisch zusammengehörenden Element. Tagesabläufe der Bewohner, die Fahrt zur Arbeit oder zum Einkaufen, müssen neu strukturiert werden. Die am Rande der Stadt gelegenen Wohnsiedlungen sind isoliert vom Leben im Stadtzentrum. Hieraus bildet sich eine beinahe stadtähnliche Autonomie der Wohnsiedlung. Mit wachsender Bevölkerung und geografischer Ausdehnung entstehen auf diese Weise viele kleine Orte, die den verschiedensten Regeln und Strukturen unterliegen: Parkverboten, Ruhezeiten, Gartenregeln, Einkaufen mit dem Auto, Nachbarschaftswachen, usw..

Orientierung fällt in einem architektonisch eintönigen Stadtbild zunehmend schwerer. Orientierungspunkte und Blickachsen sind wichtig für das Verständnis und die Navigation in einer Stadt.43 Eine Kirche dient beispielsweise seit Jahrhunderten als eine Art Wegweiser in Städten. Sie ist von Weitem zu sehen und gibt Orientierung. Doch durch die immer zahlreicheren Hochhäuser besteht die Gefahr, dass durch neue Bauhöhen von Wohn- und Bürogebäuden die Orientierung in Städten schwerer fällt. Die Höhe eines Gebäudes spielt zur Orientierung immer weniger eine Rolle. Neue Aspekte der Gestaltung kommen hinzu, um einprägsam zu wirken (siehe folgendes Kapitel 2.8. Wert von Design im öffentlichen Raum) Was bedeutet das für die Gestaltung von Objekten und Produkten im öffentlichen Raum? Sollen sie sich in das Stadtbild einfügen und gar unsichtbar werden oder eher als auffällige Inseln dienen, die angesteuert werden können und zur Orientierung oder der Erholung dienen. Sind vielleicht unterschiedlichste Gestaltungsansätze, je nach Situation, nötig? Gewohnheit spielt eine wichtige Rolle in der Frage der Akzeptanz oder der Fähigkeit des Übersehens (siehe Kapitel 1: Gewohnheit). Braucht es Unikate, die sich ihrer direkten Umgebung anpassen? Stadträume besitzen längst keine klare Trennung mehr zwischen privat und öffentlich, was an Einkaufszentren deutlich wird, wo Privates und Öffentliches komplett verschmilzt. Alle diese Formen, Überlagerungen und Netzwerke gilt es vernünftig zusammen zu bringen, zu gestalten und mit einer gewissen Lebendigkeit auszustatten.

Ziel ist es, den Menschen das Leben im öffentlichen Raum zu strukturieren und eine praktikable und verständliche Darstellung aller notwendigen Informationen zu finden.44

42 Erlhoff, Michael. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 308 43 www.abendblatt.de/ratgeber/extra-journal/article107834929/Kirchen-geben-Orientierung.html 44 Erlhoff, Michael. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs. Hg.:Stephan Moebius, Sophia

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Mit größer werdenden Städten und Ausweitung der Infrastrukturen muss der Mensch mehr und mehr Informationen verstehen und verarbeiten. Das Stadtbild wird immer komplexer. Viele Städte besitzen schon jetzt mehrere Zentren. Die Maßstäblichkeit verändert sich und die Orientierung wird schwieriger. Vielleicht spielt hierbei die Gestaltung von öffentlichen Produkten eine größere Rolle als bisher angenommen. Sie bespielen gleichmäßig und flächendeckend die Stadt und könnten in Zukunft eine wichtige Rolle in der Orientierung und Strukturierung von Städten einnehmen.

2.8. Wert von Design im öffentlichen Raum Durch eine Fotoanalyse verschiedenster Orte der Graffitikunst im Rhein-/Main Gebiet wird deutlich, das Orte der Subjektivierung mittels Farbe meist wohl überlegt ausgesucht werden. An manchen Stellen werden Graffitis schnell wieder entfernt, ob von privater oder öffentlicher Hand, an anderen Stellen sind sie mehr oder weniger geduldet. Niemand fühlt sich angesprochen und verantwortlich für diese Bereiche der Stadt, somit gibt es keine Zuständigkeit für das Entfernen. An anderen Orten wird das Herstellen von Graffitis gefördert, um damit das unkontrollierte Entstehen von Graffitis zu verhindern.

Je bedeutender ein Objekt in der Stadt ist, desto schneller werden dort aufgesprühte unkontrollierte Graffitis entfernt. Durch das Graffiti wird aus dem gewohnten und akzeptierten Objekt ein ungewohntes. Die Bereitschaft zur schnellen Beseitigung steigt. Bei Objekten, die selbst vor der Subjektivierung mittels Farbe nicht akzeptiert oder ästhetisch nicht ansprechend waren, ist die Bereitschaft zur Entfernung geringer.

Aber auch die Hemmschwelle, etwas Neues, Teures und gesellschaftlich Akzeptiertes zu verunstalten, ist höher. Subjektivierung entsteht hauptsächlich dort, wo sie in gewisser Weise akzeptiert und toleriert wird. Gestaltung fördert sowohl die Bereitschaft zur Beseitigung von Graffitis, als auch präventiven Schutz gegen möglichen Vandalismus.

Ein weiteres wichtiges Akzeptanzkriterium für die Gestaltung des öffentlichen Raums besteht im Bedürfnis nach Sinnlichkeit. Früher galt eine Kirche als eine Art Orientierung in einer Stadt. Sie war meist das höchste Haus und die Höhenvorgabe durfte lange Zeit nicht überboten werden. Diese Rolle übernehmen nach Hanna Steinmetz Spektakelarchitekturen. Sie werden zu entscheidenden Referenzpunkten einer Stadt, wenn es um die städtische Symbolfunktion einer Stadt geht. Nach Steinmetz sind urbane Atmosphären und städtische Symbole sinnliche Wahrnehmungen und stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit.45 Mit zunehmender Gestaltungsleistung von Objekten werden gerade nicht gestaltete Objekte zu negativen Spektakelarchitekturen, die vorher als unauffällig galten, ästhetisch nicht den Ansprüchen der Zeit entsprechen und nun jedoch hierdurch auffällig werden.

45

Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 308 Steinmetz, Hanna. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 337

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Nach dem Anthropologen David Howes kreiert eine Kultur eine Art Werkzeugkasten der Sinne, dessen Einsatz sich unter wechselnden Bedingungen ändert und die sinnlichen Wahrnehmungspraktiken an neue Situationen anpasst.46 Es ändern sich Wert, Bedeutung und Wahrnehmung von Zeit zu Zeit ,die somit die Akzeptanz von Objekten regulieren.

Folglich ist nicht nur die sinnen-geleitete Wahrnehmung, die Rolle der Nutzung, sondern auch die ästhetische Wahrnehmung abhängig vom Werkzeugkasten der Kultur, ein Indikator für den aktuellen Maßstab von Wert in der Gestaltung. Martin Seel bringt dazu ein Beispiel: Eine Ampel kann sowohl als ästhetisch wahrgenommen werden (Farbenspiel, Kontraste mit der Umgebung, usw.) als auch als sinnen-geleitetes Objekt, das Information vermittelt. Die Farben werden mit Informationen verbunden und ermöglichen eine Navigation des Straßenverkehrs. Beide Sichtweisen können sich überlappen und sich wechselseitig ergänzen.47 Da sinnen-geleitete Gestaltung bei Stromkästen meist einseitig für den Elektriker gilt, spielt somit die ästhetische Wahrnehmung eine übergeordnete Rolle.

Der Wert von Design lässt sich mit Hilfe der herrschenden Normen und Werte einer Gesellschaft bestimmen. Diese Gestaltung kann mit der Zeit eine neue Bedeutung erhalten, sodass sie sich negativ auf die ästhetische Wahrnehmung des Betrachters auswirkt. Stromkästen sind ein Beispiel dieses Wertverlustes. Eine neue und zeitgemäße Gestaltung kann sie jedoch wieder wertvoll und weniger störend erscheinen lassen. Die Bereitschaft zur Subjektivierung durch Graffitis wird durch zeitgemäße Gestaltung und gesellschaftlicher Bedeutung des Objektes gesenkt.

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Howes, David. Sensual Relations: Engaging the Senses in Culture and Social Theory, Ann Arbor: University of Michigan Press, 2003, zit. von Steinmetz, Hanna. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs. Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 345 Seel, Martin. Zit. von Steinmetz, Hanna. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,Verlag transcript,Bielefeld,2012, S. 348.

35

3. Empirischer Versuch zur Wahrnehmung 3.1. Versuchsaufbau und Zielsetzungen Die Schwerpunkte der vorherigen Kapitel, Definition und Wirkung von Gewohnheit sowie Gestaltungsregeln, lassen sich auf die Gestaltung von Stromkästen beziehen. Welche Bedeutung haben Stromkästen in unserer täglichen Interaktion mit dem öffentlichen Raum? Gelten sie als leicht übersehbar oder stören sie maßgeblich? Haben wir uns mit ihnen abgefunden und sind sie selbstverständlich geworden? Welche Wirkung haben sie auf unser Alltagsleben in unterschiedlichsten Bereichen einer Stadt und welche Faktoren lassen sie auffällig, unsichtbar, störend oder nicht-störend werden?

Das dieser schriftlichen Auseinandersetzung beiliegende Fotobuch Ungestaltete Gestalt soll einen Einblick geben, in wie weit neu über das Gewohnte nachzudenken ist, um es zu erkennen und zu verstehen. Losgelöst von der Umgebung lassen sich Gestaltungsfaktoren definieren, die für Aufmerksamkeit, Wertsteigerung oder auch Unsichtbarkeit sorgen. Oft nur nach technischen Kriterien geplant, wirken die Objekte im öffentlichen Raum deplatziert oder im Ensemble mit anderen Objekten auffällig bis störend. Lässt sich herausfinden, welche Faktoren in welcher Weise auf den Betrachter wirken? Stromkästen haben vor allem vor Häusern, auf dem Bürgersteig, im Park, usw., eine optisch-ästhetische Wirkung auf den Passanten. Aktiv benutzt werden sie meist nicht. Sie prägen das Bild der Stadt und drängen sich auf Gehwegen häufig ins Blickfeld. Aber welche Rolle spielen sie in unserer Wahrnehmung?

Der folgende empirische Versuch soll zeigen, in wie weit wir uns bereits an Stromkästen gewöhnt haben und welche Rolle sie in unserem Blickfeld spielen. Dabei geht es um die Wahrnehmung verschiedenster Probanden in unterschiedlichen Szenen des öffentlichen Lebens und Alltags. Nicht nur Stromkästen werden dabei auf ihre Aufmerksamkeit hin analysiert, sondern auch andere Objekte, die uns Tag ein Tag aus begegnen.

36

37

3.1.1. Versuch 1: Indirekte Suche •

Es werden insgesamt 20 Bilder von Situationen in der Stadt gezeigt. Aufgenommen mit einem 14 mm Weitwinkel-Objektiv, um viele Informationen auf dem Foto darstellen zu können. Auf 10 Bildern sind Stromkästen jeglicher Art zu sehen, auf den restlichen 10 Bildern sind keine Stromkästen sichtbar..

•

Die Bilder werden mit Hilfe eines Beamers projiziert. 22 Testpersonen (Männer und Frauen zwischen 21 und 40 Jahren) betrachten nacheinander alle 20 Bilder für jeweils 3 Sekunden.

•

In dieser Zeit müssen 3 Artefakte oder Objekte aufgezählt werden, die visuell wahrgenommen werden. Die wahrgenommenen Objekte müssen laut ausgesprochen werden.

•

Jedem Bild geht eine weiße Folie voraus.

Zielsetzung Versuch 1: Welche Art von Objekten wird als erstes wahrgenommen und welche Objekte sind weniger von Interesse? Lassen sich Kriterien für Auffälligkeit ableiten? Werden Stromkästen wahrgenommen?

Wenn ja, unter welchen Umständen?

Aufteilung der Testpersonen in zwei Gruppen: Stromkästen in unterschiedlichen Erscheinungsformen und nach unterschiedlichen Grundlagen gestaltet, werden in unterschiedlichen Szenen gegenübergestellt.

Gruppe 1 (11 Testpersonen): Bilder mit unveränderten Stromkästen.

•

Temporär

•

Stationär

•

Farbig

•

Bemalt

•

Grau

•

Plakatiert

•

Beschmiert

•

Wohnviertel

•

Fußgängerzone

•

Kontrastarme und kontrastreiche Umgebung

•

Unterschiedliche Informationsdichte auf dem Foto

Gruppe 2 (11 Testpersonen):

38

•

Bilder mit teilweise digital veränderten Stromkästen

•

Gruppe gleichfarbiger öffentlicher Elemente

•

Farbliche Auffälligkeit

•

Plakatiert und nicht plakatiert

•

Veränderung von Größe und Form des Stromkastens

==>Mit Hilfe dieses Versuchs werden verschiedene öffentliche Räume einer Stadt - Wohngebiet, Einkaufspassage, Verkehrsstraße - analysiert und an 22 Testpersonen auf die markantesten, am deutlichsten wahrgenommenen Elemente hin überprüft.

Es stellt sich eine klare Fokussierung auf einzelne Objekte heraus.

Grafikerklärung

BLAU: Wahrnehmung der Gegenstände im Bild

ROT: Wahrnehmung der Gegenstände im Vergleichsbild GRÜN: Wahrnehmung des Stromkastens

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Anzahl (Antworten) 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Briefkasten Straßenschild Auto Commerzbank Plakat Straße Haus Auffälligkeit von Briefkästen

Anzahl (Antworten) 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Auto Parkverbotsschild Baum Haus Straße Stromkasten Bordstein Busch Straßenkreuzung mit wenigen Details. Auffälligkeit von Stromkästen.

40

Anzahl (Antworten) 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Eis Laterne Kirche Sonnenschirm Mensch Straße Kacheln Stuhl Haus Viele Details in einer Fußgängerzone. Der Stromkasten wird nicht wahrgenommen.

Anzahl (Antworten) 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Behindertenparkplatz Auto Mensch Haus Kran Parkschild Fahrrad Stromkasten Halteverbot Farbiger Stromkasten und wenig Details. Auffälligkeit steigt.

41

Anzahl (Antworten) 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Verbotsschild Wasser Stromkasten Baum Wiese Fußweg Bemalter Stromkasten. Bild mit wenig Details.

Anzahl (Antworten) 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Passant Sparkasse Laterne Poller Auto Hochhaus Haus Stromkasten Baum Gulli Fußgängerzone. Viele Details

42

Fußgängerzone

Anzahl (Antworten) 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Auto Haus Ampel Schild Stromkasten Straßenmarkierung Straße Fußgänger Schaufenster Ansammlung von Stromkästen ist auffälliger. Bild mit vielen Details

Anzahl (Antworten) 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Auto Poller Halteverbotsschild Haus Baum Straße Stromkasten Laterne Gehweg Tor Trotz guter Sichtbarkeit, Größe und Grafitti Sichtbarkeit nicht gesteigert.

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Gegenüberstellung Größe und Form: Gegenüberstellung des gleichen Bildes mit kleiner Veränderung: Der Stromkasten des rechten Bildes wurde verändert. Der Stromkasten wird nicht bemerkt, auch bei unüblicher Stromkastenform und Größe. Die Auffälligkeit steigt dadurch nicht.

Anzahl 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

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Doppeldecker Kirche Zebrastreifen Fahrrad Mensch Gebäude Poller Ampel

Anzahl 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Himmel StraĂ&#x;enschild Mensch Fahrradweg Kirche Gebäude Fahrrad Zebrastreifen Doppeldecker

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Gegenüberstellung Position, Anzahl und Kontrast: Position, Anzahl und Kontrast des Stromkastens spielt eine Rolle und beeinflusst seine Sichtbarkeit.

Getarnter Stromkasten (rechtes Bild) wird nicht wahrgenommen. Stromkasten auf der rechten Seite wird schlechter wahrgenommen.

Anzahl 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

46

Haus Straßenschild 30er Zone Parkverbot Straße Stromkasten Auto Mauer Fenster

Mauer Fenster Auto StraĂ&#x;e Parkverbotsschild Baum Haus StraĂ&#x;enschild 30er Zone

Anzahl 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

47

Gegenüberstellung Einheitlichkeit: Bei einer einheitlichen Gestaltung mit anderen öffentlichen Objekten steigt nicht die Auffälligkeit des Stromkastens. In beiden Bildern wurde der Stromkasten nicht auf anhieb wahrgenommen.

Anzahl 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

48

Container Auto Schaufenster Jogger Baum Straße Wiese Schatten Poller Erde

Anzahl 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Haus Motorrad Poller StraĂ&#x;e Jogger Auto Baum Schaufenster Container

49

3.1.2. Versuch 2: Direkte Suche Es werden insgesamt 10 Bilder von Situationen in der Stadt gezeigt. Aufgenommen mit einem 14 mm Weitwinkel-Objektiv, um viele Informationen auf dem Foto darstellen zu können. Auf 7 Bildern sind Stromkästen jeglicher Art zu sehen, auf den restlichen 3 Bildern sind keine Stromkästen sichtbar. Es werden Elemente wie Briefkasten, Telefonzelle, Winterdienst-Kasten auf den Bildern erkennbar, die Stromkästen in manchen Gestaltungsmerkmalen ähneln. Welche Aspekte spielen bei der Wiedererkennung und Benennung eines Stromkastens eine Rolle?

Spezifische Aufgabe/Fragestellung: •

„Wo ist der Stromkasten, oder gibt es keinen?“

Antwort „ja“, wenn es einen Stromkasten im Bild gibt.

Antwort „nein“, wenn es keinen Stromkasten im Bild gibt

•

Die Zeit wird gestoppt, bis die Testperson eine Antwort gibt.

Zielsetzung Versuch 2: Unter welchen Umständen werden Stromkästen überhaupt, eher schnell oder erst mit Verzögerung wahrgenommen?

Spielt die Farbe eine Rolle, die Form, die Größe, Positionierung und die Menge? Kann das Umfeld des Stromkastens ablenkend wirken und die Suche beeinflussen?

Die gemessene Zeit für die jeweiligen Fotos wird in einem Schaubild dargestellt. Es lässt sich ablesen, welche Gestaltungsaspekte einen Stromkasten auffällig oder unauffällig wirken lassen.

Aufteilung der Testpersonen in zwei Gruppen: Stromkästen in unterschiedlichen Erscheinungsformen und nach unterschiedlichen Grundlagen gestaltet, werden in der Szenen aus der Stadt gegenübergestellt.

Gruppe 1 (11 Testpersonen): Bilder mit unveränderten Stromkästen.

•

bilder ohne Stromkästen mit viel Informationen

•

grau

•

versteckt

•

bemalt

•

Grafitti

•

plakatiert

Gruppe 2 (11 Testpersonen):

50

•

Bilder mit teilweise veränderten Stromkästen

•

farbliche Auffälligkeit

•

plakatiert und nicht plakatiert

•

Grafitti

•

Positionierung auf dem Dach

==>Mit Hilfe dieses Versuchs werden unterschiedliche Gestaltungsgrundlagen direkt auf ihre Auffälligkeit hin überprüft - analysiert an 22 Testpersonen, die auf Zeit die Stromkästen finden sollen und somit einen Überblick über auffällige Elemente des Stromkastens bei direkter Suche (direkte Absicht der Testperson) geben.

Grafikerklärung:

ja

nein

richtige Antwort für das dargestellte Bild

Ø 5,1 Sekunden Durchschnittsgeschwindigkeit der Antwort „ja“ oder „nein“

aller Probanden bezogen auf das dargestellte Bild

BLAU: Aufmerksamkeit der Gegenstände im Bild ROT: Aufmerksamkeit der Gegenstände im Vergleichsbild SCHWARZ: Falsche Antwort gegeben

51

Auffälligkeit bei aktiver Suche: Gewohnte Gestaltung führt zu schneller Identifikation des Stromkastens, selbst bei vielen Informationen im Bild.

Sek. 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

ja

52

Ø 1,2 Sekunden

Ungewohnter Stromkasten: Neue und ungewohnte Farben lassen den Stromkasten fremd wirken und verlängern die Zeit der Identifizierung als ein Stromkasten. Temporäre Kästen in orange kommen seltener vor. Sie werden zwar schneller gesichtet, aber langsamer als Stromkasten identifiziert.

Sek. 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

ja

Ø 2,84 Sekunden

53

Gegenüberstellung: Positionierung: Die Suche nach dem Stromkasten dauert länger. Nach der Analyse der gewohnten Positionen für Stromkästen wird klar, das sich hier kein Stromkasten befindet.

Sek. 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

nein

54

Ø 5,1 Sekunden

Ungewohnte Position: Unübliche Positionen von Stromkästen lassen sie unsichtbar werden. Hier hat keiner der 22 Testpersonen den Stromkasten auf dem Dach gefunden.

Sek. 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

ja

Ø Stromkasten nicht entdeckt

55

Gegenüberstellung: Gewohnte Farbe: Gewohnte Gestaltung führt zu schneller Identifikation als Stromkasten. Viel Bildinformation und der Versuch, den Kasten zu verstecken, lassen ihn aber unauffälliger werden.

Sek. 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

ja

56

Ø 2,045 Sekunden

ungewohnte Farbe: Neue und ungewohnte Farben für Stromkästen verlängern die Suche nach ihnen. Sie werden zwar schneller wahrgenommen, aber langsamer als Stromkasten identifiziert.

Sek. 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

ja

Ø 3,3 Sekunden

57

Gegenüberstellung: Plakatierung: Plakatierung und Information lässt Stromkösten nicht auffälliger werden. Grafitti hat ebenso keinen Einfluss auf die Identifikation als Stromkasten.

Sek. 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

ja

58

Ø 1,05 Sekunden

Sek.

ja

11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Ă˜ 1,1 Sekunden

59

3.2. Auswertung Die Umgebung des Stromkastens ist ein wichtiger Aspekt für die Auffälligkeit und Bedeutung dieses visuell wahrnehmbaren Objektes im öffentlichen Raum. Hebt er sich farblich oder formal von seiner Umgebung ab oder gibt es viele weitere visuell wahrnehmbare Informationen im Blickfeld des Betrachters?

Doch auch direkte Veränderungen und Gestaltungsmaßnahmen am Stromkasten beeinflussen seine Wahrnehmbarkeit.

Die folgende Auswertung der Tests bezieht sich auf die eindeutigsten Aspekte des Stromkastens im Bezug auf seine Gestaltung.

Test 1 •

Ansammlungen von Stromkästen sind selbst bei großer Informationsflut im Blickfeld auffällig.

S.43

•

Veränderte Form des Stromkastens in die Senkrechte spielen keine Rolle in der Wahrnehmung.

Die Auffälligkeit ist durch diese Abweichung von der gewohnten Form nicht gestiegen. S. 44-45

•

Dem Auto fällt die größte Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum zu. S. 43

•

Ein gelber Briefkasten genießt viel Aufmerksamkeit. S. 40

•

Auch im Vordergrund stehende Stromkästen werden bei zahlreichen weiteren Informationen und vielen anderen Elementen in einer Szene aus dem Blickfeld ausgeblendet. S. 41

•

Bei im farblichen Kontrast zur Umgebung stehenden Stromkästen nimmt die Aufmerksamkeit zu. S. 46-47

•

Bei in farblicher Gruppierung mit anderen öffentlichen Objekten stehenden Stromkästen ist keine Steigerung der Aufmerksamkeit feststellbar. S.48-49

60

Test 2 •

Die in gewohnter Form und Farbe platzierten Stromkästen werden leicht als solche identifiziert.

S. 52

•

Stromkästen in ungewohnter Farbe und Form fallen eher auf, werden aber langsamer als solche identifiziert. S. 53

•

Die neue und ungewohnte Platzierung eines Stromkastens lässt ihn unsichtbar werden. 100% der Testpersonen sahen keinen Stromkasten mehr. S. 54-55

•

Bei geplanter Gestaltung, die den Stromkasten verstecken soll, steigt die Dauer der Identifikation als Stromkasten bei den Versuchspersonen.

•

Farblich Ungewohntes verlängert die Identifikationsrate nochmals gegenüber dem Vergleichsbild mit gewohnter Farbe des Stromkastens. S. 56-57

•

Plakatierung und Graffitis beeinflussen die Auffälligkeit des Stromkastens nicht.

S. 58-59

Zusammenfassung Test 1 und 2 Durch beide Tests wird deutlich, welche Wirkung die unterschiedlichen Gestaltungsgrundlagen öffentlicher Objekte auf ihren Betrachter haben, welche Aufmerksamkeit sie erregen und wie viel Wahrnehmungsleistung sie fordern. Abhängig von Umgebung, Platzierung und Erscheinung wirken Gestaltungsansätze unterschiedlich und die Auffälligkeit der Stromkästen variiert von Situation zu Situation. Doch es wird auch deutlich, dass Stromkästen gegenüber aktiv genutzten Objekten eine wesentlich geringere Aufmerksamkeit genießen und teilweise im Stadt- bzw. Straßenbild untergehen.

Ob im Wohnviertel, Bankenviertel, Industrieviertel, Einkaufsviertel, usw. - Stromkästen der unterschiedlichen Stadtbilder unterliegen alle ähnlichen Gestaltungsregeln. Doch die Integration in das Stadtbild ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Sollte nun die Gestaltung auf die jeweiligen Stadtviertel und ihre Erscheinungsbilder angepasst werden? Oder gibt es die Möglichkeit, eine einheitliche Gestaltung zu finden, die die Bereiche einer Stadt verbindet? Können somit Stromkästen und andere öffentliche Objekte flächendeckend einer gleichen Gestaltung unterliegen ohne dabei als ungestaltet und Wert vermindert zu wirken? (siehe Schaubild S. 48-49: Stromkasten wird nicht auffälliger, unterliegt aber einer einheitlichen Gestaltung mit anderen öffentlichen Objekten) 61

4. Gestaltung von Stromkästen 4.1. Zusammenfassung Menschen orientieren sich anhand von Informationen ihrer Umgebung. Die Wahrnehmung dessen, was sich in der Umgebung befindet, ist stark von Gewohnheiten gesteuert. Diese Gewohnheiten sind, wie im ersten Kapitel dargestellt, antrainiert. Sich wiederholende Abläufe werden nach einer gewissen Zeit der Übung und Routine im Gehirn verlagert. Gehirnleistung wird in anderen Arealen gemessen, die Abläufe werden vereinfacht. Mit der Zeit wird der Blick fokussiert und unwichtige Informationen ausgeblendet.

Formen, Farben, starke Kontraste, usw. können mit der Zeit zur Gewohnheit werden. Um beim routinierten Menschen die Aufmerksamkeit zu wecken, muss ein Schwellenwert an Reizen überschritten werden, um Gewohnheiten zu stören. Dieser Schwellenwert steigt mit zunehmender Informationsflut im öffentlichen Raum (Siehe Kapitel: 1.2. Der gewohnte Blick auf das Alltägliche).

Durch haptische Erfahrung wird ein Gegenstand besser wahrgenommen und der potentielle Nutzen durch den Gebrauch schneller deutlich. Für das Beispiel Stromkasten gilt jedoch, dass sie keine Nutz-Objekte sind, wodurch sich für den Menschen im öffentlichen Raum, den Passanten, kein direkter Mehrwert ergibt. Die Akzeptanz des Objekts bleibt gering (Siehe Kapitel 2.2. Zwei Gestaltungsebenen nach Gert Selle). Nötig wird ein erkennbarer Mehrwert, der sich entweder direkt auf den Umgang mit dem Objekt bezieht oder passiv in Erscheinung tritt.

Mit Hilfe von objektiver Gestaltung lässt sich eine große Zahl von Menschen im öffentlichen Raum organisieren. Subjektive Gestaltung versucht entweder Objekte an das Stadtbild anzupassen, wie etwa durch Straßenpoller im Barock-Look, oder Unikate vertrauter Objekte zu generieren. So können auf diese Weise Stromkästen zu Kunstwerken umfunktioniert werden, wie es zum Beispiel durch Graffiti geschieht. Hier wird subjektiver Geschmack auf objektiven Elementen platziert. Die Akzeptanz der Objekte wird durch diese Eingriffe jedoch nicht gesteigert.

(Siehe Kapitel: 2.3. Die objektive Gestaltung im öffentlichen Raum und Kapitel 2.4. Die subjektive Gestaltung im öffentlichen Raum) In dem Buch supernormal- sensations of the ordinary wird der Versuch gestartet, die Form eines formal bewährten Objekts auf eine neue Ebene zu heben, um den Wert des Objektes zu steigern und das normale zum super-normalen zu ernennen. „By making them so normal they aren‘t normal any more, they become both normal and exceptional at the same time. So exceptional they seem normal.“ (Siehe Kapitel: 2.5. Das richtige Maß der Gestaltung) Markante Punkte geben uns Orientierung und leiten uns in einer Stadt. Die nach den immer gleichen Regeln gestalteten Städte verlieren jedoch zunehmend ihr spezifisches Stadtbild und somit an eindeutigen Bezugspunkten die der Orientierung dienen können. Öffentlichen Objekten wie Stromkästen kommt dabei eine wichtige Rolle zu, um Städte zu strukturieren. Spezifische Details des gestalteten öffentlichen Raums können somit als Orientierungshilfe dienen. (Siehe Kapitel: 2.7. Die Veränderung des Stadtbildes) 62

Jede Epoche hält einen Werkzeugkasten an Regeln bereit, der für die Gestaltung anwendbar ist. Gestaltung

ermöglicht es weiterhin, subjektive Veränderungen, seien sie legal oder illegal, zu vermeiden. Wertigkeit des Objektes und Verantwortungsbewusstsein des Interagierenden kann durch Design beeinflusst werden. (Siehe Kapitel: 2.8. Wert von Design im öffentlichen Raum) Durch die empirische Auswertung am Ende dieser Arbeit werden Aspekte sichtbar, die zur Anwendung bei der Gestaltung von Stromkästen möglich sind. Der Test zeigt auf, dass gestaltete Elemente in Abhängigkeit von Auffälligkeit, (Un-)Sichtbarkeit und Neutralität vom Betrachter unterschiedlich gewichtet und wahrgenommen werden. Diese Gewichtung ermöglicht uns das Ordnen des Wahrgenommenen und das Filtern von für uns als unwichtig gewertete Artefakte und Situationen im Alltag.

(Siehe Kapitel: 3.1. Versuchsaufbau und Zielsetzungen)

4.2. Entwurfsvorschlag für die Gestaltung von Stromkästen des öffentlichen Raumes Gewohnheit nimmt ein Objekt in seinem Erscheinen und Nutzen als gegeben an und verhindert somit Veränderung. Gewohnheit bremst einerseits Fortschritt, ermöglicht es aber andererseits, dass wir uns in unserer Umgebung wohlfühlen können. Sie verschafft uns ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit. Vor diesem Hintergrund verblasst der Drang nach Veränderung in manchen Bereichen des Lebens. Die sich stetig verändernde und nach Fortschritt suchende Gesellschaft benötigt jedoch auch Erneuerungen in den Bereichen, die über weite Zeiträume hinweg als gegeben galten.

Stromkästen stehen häufig im Weg oder werden als störend empfunden. Wert und Bedeutung von Stromkästen werden hierdurch beeinflusst und der Wunsch nach subjektiver Veränderung durch Bemalung oder Umfunktionierung (in z. B. eine Sitzmöglichkeit) steigt. Daher ist eine zeitgemäße Gestaltung von Stromkästen erforderlich, um sie akzeptierter statt unsichtbar werden zu lassen.

Ein Stromkasten, wenn er keinen Mehrwert für das Wohl des Passanten vermittelt, gewinnt nicht an positiv gewerteter Aufmerksamkeit. Er muss sichtbar und erreichbar platziert werden, ohne dabei das Blickfeld des Stadtbewohners zu „stören“. Die objektive Gestaltung ist essentiell für die Akzeptanz als ein wertvolles Objekt und Symbol der Elektrifizierung.

Veraltete Stromkästen, die meist ungestaltet sind und seit dem 2. Weltkrieg keine Erneuerung in ihrer Erscheinung oder ihrer Platzierung genossen haben, sollten einem neuen und zeitgemäßem Bild entsprechen, um durch Gestaltung an Akzeptanz zu gewinnen. So kann der Wunsch nach Subjektivierung schwinden und das Objekt wirkt an seinem Standort nicht wie (nur) ungekonnt versteckt.

Der folgende Vorschlag präsentiert eine Herangehensweise zur Gestaltung eines zeitgemäßen und an die gegenwärtigen Bedürfnisse der Stadtbewohner angepassten Stromkastens. Das Vorgehen lässt sich aus der zuvor erfolgten Auseinandersetzung mit den Themen Gewohnheit, Auffälligkeit, Stadtbild, objektive Gestaltung, emotionaler Mehrwert wie bei der Firma NEST und der empirischen Analyse von Gestaltungsmerkmalen im öffentlichen Raum ableiten. Leicht abgewandelt können diese Leitgedanken bei der Gestaltung von weiteren Objekten im öffentlichen Raum Anwendung finden.

63

Integration / neue Gestalt Die Positionierung steuert das Integrieren des Stromkastens in das öffentliche Leben.

Erreichbarkeit, attraktive Standorte und neue Positionierungskonzepte können neue Nutzungs- und Vernetzungsmöglichkeiten bieten.

Einheitliche Gestaltung bildet die Voraussetzung einer reduzierten Aufmerksamkeitsarbeit des Passanten und fördert wiederum den Wiedererkennungswert des Produktes „Stromkasten“.

Ein wichtiger Aspekt ist eine produktgerechte Gestaltung, die Funktion und Wert des Objekts wahrt. Neben der Bedienung für die Wartung kann die Funktion des Stromkastens erweitert werden: Nicht nur die Gestaltung des Objektes, sondern auch der Netzwerkgedanke, der digitale Zugang zu Stromkästen und ihre gleichmäßige Verteilung in der Stadt. In den letzten Jahren entstanden mit der Erfindung von Apps neue Bereiche in der Gestaltung. Apps bieten digitale Funkionen, die auf die reale Welt anwendbar sind. Auf die Gestaltung von Stromkästen übertragen, könnte es bedeuten, dass diese an digitale Nutzung angepasst würden. Dies hätte ein verändertes Erscheinungsbild und die Entwicklung neuer Gestaltungsgrundlagen zur Folge. Letztlich würde der Begriff „Stromkasten“ inhaltlich erweitert werden müssen.

Digitalisierung und Vernetzung von Stromkästen Konzeptidee1: Funktion / Mehrwert Mit der Zunahme der Mobilität des Menschen und der daraus resultierenden Abhängigkeit von Strom sollte die Funktion des Stromkastens in zeitgemäßer Weise neu interpretiert werden. Die ursprüngliche Bedeutung als leicht zu wartender Knotenpunkt des Elektrizitätsnetzes kann erweitert werden und somit einen zeitgemäßen Mehrwert erlangen. Ein Kasten, der Strom führt und diesen direkt zum Laden von Handys, e-Bikes, Elektroautos, usw. zur Verfügung stellt. Hieraus entsteht ein Mehrwert eines altbekannten und eingeführten Elements, das für die Bereitstellung von Strom steht und als aktives Objekt des öffentlichen Raumes der Förderung der mobilen Gesellschaft dient.

Ein Aspekt eines zukünftigen Mehrwertes kann in einer weiteren Ebene der Wahrnehmung von Stromkästen bestehen: Über die Funktion als digitale Knotenpunkte, die über Apps in Karten und mit weitergehenden Informationen versehen, den Nutzern zu Verfügung gestellt werden können.

64

Konzeptidee 2: Information / Erscheinung Stromkästen gibt es in der ganzen Stadt, meist regelmäßiger verteilt als öffentliche Toiletten, Bänke oder Mülleimer. Sie sind immer dort vorhanden, wo es Häuser und Strom, also öffentliches Leben gibt. Stromkästen sind immer präsent. In einem stark homogenisierten Stadtbild werden neue Orientierungspunkte benötigt. Details der Stadtgestaltung gewinnen immer mehr Aufmerksamkeit zur Orientierung. Stromkästen können als Orientierung, Informationsträger und Sammelpunkte dienen. Der Stromkasten würde eine ganz neue Bedeutung in seiner Erscheinung bekommen und visuell aktiv am Stadtbild teilnehmen. Neben der „Verschilderung“ der Städte dient er als ein weniger augenfälliges Orientierungssystem, das bei Bedarf genutzt werden kann (Angebot von öffentlichen WLAN-Verbindungen, GPS-Tracking, Farbunterscheidung zur Einteilung der Stadtbezirke, usw.). Vergleichbar mit einem U-Bahnnetz, das nur an den Knotenpunkten und gut gestalteten Eingängen wahrnehmbar wird und von Jedermann genutzt werden kann.

Da der mobile Mensch in der Stadt Orientierungspunkte sucht, muss eine Anpassung der Strukturen an neue Entwicklungen in den Bereichen der Mobilität oder der Architektur erfolgen. Hier können vorhandene öffentliche Objekte eine weitere innovative Funktion übernehmen, die auf digitaler Ebene stattfinden kann. Bei der 2.0-Vernetzung der Stadt gewinnen Stromkästen eine neue Bedeutung in der Organisation und Strukturierung von Interaktion in einer Stadt. Im Rahmen dieser Arbeit soll dieser Aspekt nicht weiter ausgeführt werden. Er bietet jedoch zahlreiche Ansatzpunkte für weitere theoretische und praktische Auseinandersetzungen im Bereich des Designs.

65

5. Quellenverzeichnis: 5.1. Literatur Augé, Marc. Orte und Nicht-Orte.Vorüberlegung zu einer Ethnologie der Einsamkeit.

Verlag S.Fischer, Frankfurt/Main 1994 Brandes, Uta. Design durch Gebrauch. Die alltägliche Metamorphose der Dinge,

Verlag Birkhäuser, Berlin 2009 Erlhoff, Michael. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz

Verlag transcript, Bielefeld, 2012 Gehlen, Arnold. Die Seele im technischen Zeitalter,

Verlag Klostermannverlag, Frankfurt/Main 2007 Howes, David. Sensual Relations: Engaging the Senses in Culture and Social Theory, Ann Arbor:

University of Michigan Press, 2003, zit. von Steinmetz, Hanna. Das Design der Gesellschaft. Zur

Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz ,

Verlag transcript, Bielefeld 2012 Kitsch. Texte und Theorien; Verlag Reclam Morrison, Jasper. supernormal-sensation of the ordinary. Lars Müller Publishers, 2006. S. 29 Müller, Lisa. Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

Hg.:Stephan Moebius, Sophia Prinz , Verlag transcript, Bielefeld 2012 Steinmetz, Hanna: Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs.

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Verlag transcript,Bielefeld 2012 Sack, Manfred. Alltagssachen

Verlag Christian Brandstätter, Wien 1992 Seel, Martin. Ästhetik und Aisthetik. Über einige Besonderheiten ästhetischer Wahrnehmung

Verlag Suhrkamp, Frankfurt/Main 1996 Selle, Gert. Symptom Design, Vom zeigen und sich zeigen der Dinge,,

Verlag transcript, Bielefeld 2014 Wagner, Frank. The value of Design. Wirkung und Wert von Design im 21. Jahrhundert,

Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2015

5.2. ONLINEQUELLEN (ZUM LETZTEN MAL BESUCHT AM 04.10.2015) Fadell, Tony. Ted-Talk, http://www.ted.com/talks/tony_fadell_the_first_secret_of_design_is_noticing#t-41341 Filmed March, 2015 Hoffmann, Nicolas: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/02/Psychologie-Gewohnheiten/seite-3 ZEIT Wissen Nr. 02/2013 66

Roth, Gerhardt: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/02/Psychologie-Gewohnheiten/seite-2 ZEIT Wissen Nr. 02/2013

Verplaken, Bas: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/02/Psychologie-Gewohnheiten ZEIT Wissen Nr. 02/2013 http://www.welt.de/gesundheit/article122552997/Reizueberflutung-kann-Gehirn-schaedigen.html Hrg. 04.12.2013 http://www.duden.de http://bcs.mit.edu/ http://www.tagesspiegel.de/kultur/koelner-domplatte-flache-flaeche-freiheit/1289632.html 30/07/2008 http://www.abendblatt.de/ratgeber/extra-journal/article107834929/Kirchen-geben-Orientierung.html 17/08/2010 http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39602/infrastruktur-und-gesellschaft?p=1 http://www.marke-x.de/deutsch/webmarketing/archiv/wahrnehmungsmanipulation.htm http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article120973827/Akustische-Verfuehrung-am-Wein regal.html http://www.br.de/themen/wissen/inhalt/bildung/verkaufspsychologie-werbung100.html http://www.mpg.de/6891299/ESI_JB_2013

5.3. BILDERVERZEICHNIS: Timessquare/New York: http://cupegraf.com/data_images/wallpapers/30/393669-time-square.jpg

Film Blues Brothers:

http://1.bp.blogspot.com/-KI_tVrQYNlc/Tn30dvxX7ZI/AAAAAAAAGAY/FALpu5gscXo/s1600/BluesBrothers_091Pyxurz.jpg

Nest Rauchmelder: http://lovethatmag.com/wp-content/uploads/2013/10/Nest-Protect-Sensor1.jpg

Vila Amauri/Brasilien

http://raumarchitektur.com/wp-content/uploads/blogger/-Qptd_SuA2ec/TqxtW7rxazI/AAAAAAAAAPY/ dR4x51IwR3s/s1600/brasilia.jpg

Lärmschutzwand:

http://www.op-online.de/region/heusenstamm/laermschutzwand-wohngebiet-alte-linde-heusenstamm-3624729.html

Straßenpoller:

http://www.urbaneffects.co.nz/wp-content/uploads/2013/03/Globo-2.jpg

Historischer Stromkasten:

http://www.geograph.ie/photo/876335

Subway Station:

https://lametthesource.files.wordpress.com/2013/06/dsc_0010-6.jpg 67