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Josef Rosalia Hein Alpha und Omega

„Was, Sie malen noch?“ sagte Joseph Beuys in seiner Zeit an der Düsseldorfer Kunstakademie zu einem seiner Schüler. Tatsächlich wurde in den 1960er Jahren in vielen Manifesten das Ende der Malerei ausgerufen, und es erschien Vielen plausibel. Nach 50 weiteren Jahren Kunstgeschichte kann man ohne weiteres sagen: Ja, es wurde weiter gemalt und es wird weiter gemalt, gerade in Düsseldorf und dort besonders auch von Josef Rosalia Hein. Er malt groß und beeindruckend. Eine erste großformatige Serie von Arbeiten hat Hein 2005 unter dem Eindruck eines Studienaufenthalts in China geschaffen: Halali, Bilder, die sich um die Jagd drehen. Ein Motivkreis, der vom Künstler in verschiedenartigsten Ausprägungen vorgestellt wird - von der Schweissjagd bis zum Verblasen der Strecke nach der Gesellschaftsjagd - aber jedenfalls wird Landschaft impliziert. Wie immer man es allerdings betrachtet, geht es beim Jagen um das archaische Moment der

Halali, 2005, Öl, Lack und Holz auf Leinwand, 228x328 cm

Schweiss, 2005, Öl und Lack auf Leinwand, 258x160 cm

Nahrungsbeschaffung und damit eben um das Töten von Tieren. Insofern ist es von dieser Serie nicht mehr weit bis zur Kriegsthematik und zum Töten von Menschen. Angelegt ist die inhaltliche Erweiterung bereits in der grellen Tongebung der Halali-Serie, die mit fluoreszierenden Grün- und Gelbtönen die das weitere Schaffen bestimmende Farbigkeit einleitet. Ebenfalls seit 2005 arbeitet der Künstler an einer Werkgruppe großformatiger, oft mehrteiliger Gemälde mit dem Titel Finsternis wirft keine Schatten. Josef Rosalia Hein nimmt damit Bezug auf das gleichnamige, autobiographische Buch des jüdischen Schriftstellers und Auschwitz-Überlebenden Arnošt Lustig1, der darin die Flucht zweier jüdischer Jungen aus einem KZ-Transport schildert. Heins dadurch inspirierte intensive künstlerische Auseinandersetzung mit NS-Diktatur und Holocaust zeigt sich besonders deutlich in der friesartigen Arbeit Deutsches Theater, von der gleichzeitig motivische Versatzstücke in die Nachkriegszeit weisen. Auch das zweiteilige Werk Oria – Reise in die Vergangenheit ist in inhaltlicher Beziehung vergleichbar komponiert. Für dieses Bild wurde Josef Rosalia Hein2 mit dem Pfalzpreis für Malerei 2012 des Bezirksverbands Pfalz ausgezeichnet. Die „große narrative Kraft, die zu zahlreichen Vermutungen und Geschichten anregt“3 überzeugte die Jury des Wettbewerbs. Tatsächlich regt die kryptisch

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