Wirtschaft ohne Grenzen

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„Du kannst kaum atmen. Die Landschaft siehst du nur durch einen grauen Nebel. Die Luft ist von Industrieanlagen und Verkehr verpestet. Und durch den Grauschleier schimmern überall meterhoch brennende Gasfackeln.“ Susanne Geissler

Die meisten seltenen Tierarten, wie Jaguar, Zwergflusspferd oder das Stumpfkrokodil sind in Nigeria kaum oder gar nicht mehr zu finden. Schon seit 1958 ist Shell in Nigeria tätig, damals war Nigeria noch eine englische Kolonie. Die nigerianische Tochtergesellschaft Shell Petroleum Development Corporation (SPDC) ist mit zwei Millionen Barrel am Tag1 der größte Ölförderer Nigerias. (vgl. WERNER-LOBO, K. und H. WEISS, http://www.ecology.at/)

6.1.3. Kooperation mit Militärdiktaturen Von 1966 bis 1999 wurde Nigeria fast durchgehend von Militärdiktaturen beherrscht. Diese Regimes wurden von Shell finanziell unterstützt, im Gegenzug konnte Shell ungestört Erdöl abbauen, ohne ökologische Auflagen. Besonders schlimm war die Schreckensherrschaft von General Abacha von 1993 bis 1998. Dieser lies 1995 den Menschenrechtsaktivisten Ken Saro Wiwa ermorden, nachdem dieser jahrelang gegen Shell protestiert hatte. Es wird vermutet, dass Shell diese Hinrichtung wollte, die Firma bestreitet das natürlich. Dies war eine Zeit der Korruption und der Ausbeutung, profitiert haben davon in erster Linie die Erdölkonzerne und die Regimeanführer. Lebten im Jahr der Unabhängigkeit Nigerias, 1960, noch dreißig Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, so waren es 1999 ganze siebzig Prozent. Die Movement for the Survival oft the Ogoni People2 Organisation schaffte es 1993 unter der Leitung von Ken Saro Wiwa, zehntausende Menschen gegen Shell zu mobilisieren. Endlich bekam man Beachtung aus dem Westen. Dies führte so weit, dass Shell kurzzeitig seine Erdölförderung in Nigeria stillegen musste. Da aber über neunzig Prozent der Staatseinnahmen durch Erdölexport stattfand, fing das Regime unter Abacha an, willkürlich Ogoni zu verhaften und hinzurichten. Insgesamt wurden über 2000 Ogoni getötet und geschätzte 80.000 verloren ihre Häuser, da diese vom Militär zerstört wurden. Zwei Jahre nach Beginn dieses Terrors wurde Ken Saro Wiwa mit acht seiner Kollegen, trotz internationaler Proteste, hingerichtet. Die neun Männer bekamen keinen Prozess und die Hinrichtung wurde mit Morden an rivalisierenden Stammeschefs begründet. 1 In Nigeria werden etwa vier Millionen Barrel am Tag abgebaut 2 Die Ogoni sind eine Volksgruppe, die im Nigerdelta lebt

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