125 Jahre St. Josefskrankenhaus Heidelberg

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125 Jahre

1890 – 2015

Tradition und Moderne


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125 Jahre St. Josefskrankenhaus Heidelberg


125 Jahre Tradition und Moderne

1890 – 2015

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m 27. Oktober 1890 wurde das St. Josefshaus in der Heidelberger Weststadt feierlich eingeweiht. 125 Jahre Geschichte stecken in dem Krankenhaus, darunter viele Um- und Neubauten, medizinische Neuausrichtungen, veränderte Pflegekonzepte, technische Weiterentwicklungen. Was stets geblieben ist, ist der Grundgedanke der Krankenhausgründerinnen: Die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul in Freiburg kümmerten sich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts um kranke und hilfsbedürftige Menschen. Dieser christliche Gedanke der Nächstenliebe ist bis heute in den Leitsätzen des St. Josefskrankenhauses verankert und im Alltag auf den Stationen des Hauses spürbar. Dazu kommt die soziale Komponente, die sich im Motto des Hauses „gemeinsam handeln“ widerspiegelt. 

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125 Jahre St. Josefskrankenhaus Heidelberg


Gemeinsam handeln

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Erzbischof

Stephan Burger

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um 125jährigen Jubiläum des St. Josefskrankenhauses gratuliere ich von ganzem Herzen! Ich freue mich mit Ihnen über diesen Geburtstag, der Anlass gibt zum dankbaren Rückblick und zum Ausblick in die Zukunft.

Dabei geht es vor allem und zuerst um das Wohl der Menschen. Hier im Krankenhaus ist ein Ort, an dem Sorge und Angst, Hoffen und banges Fragen, gesundheitliche Besserung und das sichtbare Nachlassen der Kräfte oft Ein besonderer Glückwunsch und nahe beieinander liegen. Existenzielle großer Dank gilt dem Orden der Barm- Fragen brechen angesichts von Krankherzigen Schwestern vom heiligen Vin- heit stärker auf. Gerade inmitten unserer zenz von Paul. Die Schwestern führten oft so lauten und hastigen Welt wird oft die Klinik in all den Jahren sowohl mit erst dann Tieferes angestoßen, das auf äußerstem Engagement und mit viel Tat- menschliche Zuwendung und ein offekraft wie auch mit großer Umsicht und nes Herz wartet. Weitblick durch alle „Stürme der Zeit“. So Diese Zuwendung in Medizin, Kranist aus den Anfängen im Oktober 1890 kenpflege, Besuchsdienst und Klinikseelbis heute Großes und Großartiges ge- sorge verweist auf Jesus Christus selbst. wachsen. Schritt für Schritt wurde er- Er hat sich stets unmittelbar und in beweitert, umgebaut und aufgebaut und sonderer Weise den Kranken und Schwaes wurde deutlich: Ein modernes und chen zugewendet. Und zugleich macht leistungsfähiges Krankenhaus ist nie sein Wort „Ich war krank, und ihr habt „fertig“, sondern bleibt immer auch eine mich besucht“ (Mt 25,36) deutlich: Jesus „Baustelle der medizinischen wie fürsorg- identifiziert sich auch mit den Kranken. lichen Innovation“. Somit ist für den Glaubenden die Zuwendung zu ihnen immer auch Zuwendung zu ihm. So wurde die Sorge um die Kranken, ihre Pflege und Begleitung, der Bau von Krankenhäusern und Hospizen von Anfang an ein Erkennungszeichen der christlichen Gemeinde und der Kirche. Ein solches Erkennungszeichen der Liebe und Fürsorge Gottes ist in Heidelberg das St. Josefskrankenhaus.

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Im heiligen Josef haben Sie einen verlässlichen Schutzpatron, dessen Fürsprache Sie sicher sein können und der Sie auch in die Zukunft begleiten wird. Damit diese Zukunft in guter Weise und zum Wohl der Menschen gestaltet und angepackt werden kann, erbitte ich dem St. Josefskrankenhaus und allen Zugehörigen Gottes Segen! Mit herzlichem Gruß

Erzbischof Stephan Burger

125 Jahre St. Josefskrankenhaus Heidelberg


Oberbürgermeister

Dr. Eckart Würzner

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as St. Josefskrankenhaus Heidelberg besteht seit 125 Jahren. Zu diesem beachtenswerten Jubiläum gratuliere ich auch im Namen aller Heidelbergerinnen und Heidelberger der Klinik und allen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich. Meine Glückwünsche gelten nicht zuletzt dem Träger des St. Josefskrankenhauses, dem Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul, der das Krankenhaus gründete und am 27. Oktober 1890 in der Heidelberger Weststadt eröffnete.

Heidelberg, die Stadt der ältesten Universität in Deutschland, genießt weltweit den Ruf, ein hervorragender Standort sowohl der traditionellen als auch der modernen Wissenschaften zu sein; wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der medizinischen Forschung und Lehre liegt. Dass Heidelberg darüber hinaus ein Zentrum der medizinischen Versorgung ist, das weit über die Grenzen der Stadt und der Region hinaus strahlt und Patienten aus aller Welt die von ihnen erhoffte ärztliche Hilfe anbietet, daran hat das St. Josefskrankenhaus zweifellos Aus der anfänglich kleinen Klinik mit einen beachtlichen Anteil. 35 Betten, die zunächst auf die Gebiete Chirurgie und Innere Medizin speRund 21 000 Menschen lassen sich im zialisiert war, hat sich im Laufe von 125 Jahresdurchschnitt im St. JosefskrankenJahren eine große und hochmoderne haus behandeln. Circa 600 Kinder komAnstalt mit 234 Betten und sechs Fachab- men im gleichen Zeitraum in der tradititeilungen – von Chirurgie und Innere onsreichen Weststadt-Klinik zur Welt. Medizin mit den Abteilungen KardioloÄrztinnen, Ärzte und Pflegepersonal gie und Angiologie, Gastroenterologie des St. Josefskrankenhauses möchten und Endokrinologie/Diabetologie, über die Menschen nicht nur nach einer Anästhesie und Intensivmedizin, Gynä- Erkrankung optimal behandeln, sondern kologie und Geburtshilfe sowie über ihnen schon im Vorfeld wichtige und Radiologie bis zur HNO-Belegabteilung umfassende Informationen über die – entwickelt. Hinzu kommen eine Dia- Möglichkeiten der Vorsorge vermitteln. betes-Tagesklinik, eine interdisziplinäre Die von ihnen regelmäßig veranstalteten 24-Stunden-Notfallambulanz sowie eine Patiententage – unter anderem zu HerzKrankenpflegeschule, in welcher derzeit Kreislauf-Erkrankungen oder zum Thema 66 junge Menschen für einen pflegeri- Diabetes und Folgeerkrankungen – finschen Beruf ausgebildet werden. den jeweils großes Interesse bei Patien-

Das Motto „gemeinsam handeln“ bestimmt das Leitbild der ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des St. Josefskrankankenhauses, die so in eng abgestimmter, fachübergreifender Zusammenarbeit ihr Wissen und Können zum Wohl der Patienten einsetzen. Sie folgen damit den Grundsätzen des Ordensgründers Vinzenz von Paul, der einen kranken Mitmenschen nicht nur als einen zu behandelnden „Fall“ ansah. Für ihn war jeder Kranke immer ein ganzer Mensch und die Zuwendung zu ihm eine besondere Verpflichtung. Für diese vom St. Josefskrankenhaus seit 125 Jahren praktizierte Sichtweise auf seine Patientinnen und Patienten danke ich seinen Ärztinnen und Ärzten, Pflegerinnen und Pflegern ganz besonders. Die Stadt Heidelberg ist froh, solch eine Anstalt mit hoch motivierten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu haben. Ich wünsche dem St. Josefskrankenhaus eine glückliche und erfolgreiche Zukunft zum Wohle der Menschen in unserer Stadt und unserer Region.

Dr. Eckart Würzner Oberbürgermeister

ten und Angehörigen nicht nur in Heidelberg, sondern weit darüber hinaus.

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Generaloberin des Ordens

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Schwester Birgitta Stritt

Jahre St. Josefskrankenhaus Heidelberg, in langjähriger Trägerschaft des Ordens der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, sind Grund zu Freude und Dank. Ebenso ist dies Anlass, einen kurzen Blick zurück auf die Wurzeln und die Gründung des Ordens sowie auf die Anfänge des Krankenhauses zu richten, denn die Geschichte des Hauses ist eng mit der Geschichte des Ordens verbunden.

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Geist und Auftrag an den notleidenden Menschen besonders verpflichtet.

Liebe und des Erbarmens angesteckt und durchdrungen war. Sein Gottesbild brachte er auf einen kurzen Nenner, in dem deutlich wird, was er vom Wesen Gottes erfahren und begriffen hatte: Erbarmen ist das innerste Geheimnis Gottes. Mit nüchternem Realismus, großer Kreativität und unerschütterlichem Gottvertrauen packte Vinzenz von Paul sein Werk an und verschrieb sich mit Leib und Seele seinem Vorbild Jesus Christus, dessen Liebe ihn drängte. Die vinzentinische Spiritualität wurde zu einer Spiritualität der Tat: Liebe handelt!

Erzbischof Hermann von Vicari hatte das Anliegen seines Vorgängers übernommen, Schwestern von Straßburg für seine Freiburger Erzdiözese zu gewinnen. Er wusste um das segensreiche Wirken dieser Gemeinschaft. Endlich, nach langen und schwierigen, ja zähen Verhandlungen mit dem Badischen Staat, war es ihm gelungen. Die Unterschrift des Die Sorge um kranke Menschen Großherzogs erfolgte am 13. März 1845. gehörte von Anfang an zum vinzenti- Dadurch wurden die Statuten rechtskräfnischen Auftrag. Darum hatte der Frei- tig, die mit dem Satz begannen: „Der Orburger Erzbischof, Hermann von Vicari, den der barmherzigen Schwestern des Gemäß den genehmigten Ordensstaschon am 27. Dezember 1846 beson- heiligen Vincenz von Paulo ist in dem tuten war die Gründung eines Mutterderen Grund, Gott zu danken, als die Großherzogthum Baden aufgenommen hauses als Zentrale des Ordens verpflichersten sechs Barmherzigen Schwestern und eingeführt.“ tend. Der Orden entschloss sich zum von Straßburg nach Freiburg kamen, um Der Orden der Barmherzigen Schwes- Bau des Mutterhauses und konnte in der im Klinischen Hospital den Kranken und tern vom hl. Vinzenz von Paul in Freiburg Nachbarschaft des Klinischen Hospitals Armen zu dienen, sie zu pflegen und zu ist der erste Pflegeorden in der badi- ein Grundstück erwerben, das auch für versorgen. Die Schwestern wurden feier- schen Geschichte und erhielt staatlicher- spätere Ausdehnung genügend Raum lich vom Erzbischof im Freiburger Müns- seits die Stellung einer Körperschaft des bot. ter eingeführt, in das Klinische Hospital öffentlichen Rechts. Der offizielle Einzug in das neue Mutin der Albertstraße begleitet und dort terhaus fand im Mai 1853 statt. Nun Die spirituellen Wurzeln des Dienstes von den Professoren der Medizinischen konnten Postulantinnen und NovizinFakultät begrüßt und in Empfang ge- der Schwestern an den Menschen grün- nen im Freiburger Mutterhaus in das den im Erbe des hl. Vinzenz von Paul nommen. (1581 – 1660). Er wirkte in und um Paris Ordensleben eingeführt werden und Die sechs Schwestern gehörten zur und teilte sein Leben mit den Armen mussten nicht mehr nach Straßburg. Gemeinschaft der Sœurs de la Charité und Hilfsbedürftigen, den Kranken und von Straßburg, die 1734 vom damaligen Schwachen, weil er von einem Gott der Bischof von Straßburg gegründet wurden. Begeistert und überzeugt vom Leben und Wirken des hl. Vinzenz von Paul, wussten sich die Schwestern seinem 125 Jahre St. Josefskrankenhaus Heidelberg


Auch Pensionäre fanden im Mutterhaus Aufnahme. 1880/81 wurde als geistliche Mitte die Mutterhauskirche erbaut. Nach und nach breitete sich der Orden, die Schwesterngemeinschaft, mit verschiedenen Niederlassungen, Schwesternstationen und Einrichtungen in der ganzen Erzdiözese aus.

Die Ordensleitung war immer darauf bedacht, im ordenseigenen Krankenhaus den Herausforderungen der Zeit gerecht zu werden, die Kranken medizinisch und pflegerisch gut zu versorgen und die wirtschaftliche Zukunft des Hauses zu sichern. Darum blieb die notwendige bauliche, organisatorische und So wurden auch drei Schwestern medizinische Weiterentwicklung des schon 1860 nach Heidelberg in das St. Josefskrankenhauses bis in die GeSt. Annahospital gesandt. 1877 bekamen genwart eine stete Herausforderung. sie den Kulturkampf und die Vertrei- Dazu der nächste Beitrag der Festschrift. bung hart zu spüren und hätten beina- Kranke Menschen treffen heute im St. Johe Heidelberg verlassen müssen. Doch sefskrankenhaus auf ein qualitativ hochder ehemalige Spitalarzt, Prof. Dr. F. v. wertiges vielfältiges Angebot. Chelius richtete in einem Mietshaus in Was wesentlich von Anfang an mit der Hauptstraße eine Privatklinik ein, in dazu beigetragen hat, das St. Josefskrander die inzwischen sechs Schwestern kenhaus zu prägen und zu dem werden die Pflege und Betreuung der Kranken zu lassen, was es heute ist, war das Daübernahmen. Nach und nach mangelte sein und Wirken unserer Schwestern im es mehr und mehr an Platz und Raum, vinzentinischen Geist und Tun: Liebe so dass die damalige Oberin Friederike handelt! an einen Neubau dachte, den auch die Diesem Auftrag haben sich die vienachfolgende verantwortliche Schwes- len Schwestern mit Hand und Herz verter Sidonia weiter anstrebte. schrieben, die in den fast 125 Jahren im Mit Hilfe von Herrn Veth gelang es, Krankenhaus in den verschiedensten im April 1888 in der Weststadt einen Bereichen tätig waren. So prägten sie Bauplatz zu erwerben; und so konnte die menschliche Atmosphäre des Hauam 15. Mai 1889 in der Landhausstraße ses und durch sie kam den Kranken und 25 schon der Grundstein gelegt werden. Sterbenden der menschenfreundliche Der Bau wurde im Herbst 1890 vollendet. und barmherzige Gott nahe. Ihren jahGott sei Dank blieben Heidelberg und damit das Krankenhaus im Zweiten Weltkrieg von direkten Kriegseinwirkungen verschont, während in Freiburg fast das ganze Ordensareal mit Mutterhaus, Mutterhauskirche, Krankenhaus und Carolushaus vom Fliegerangriff zerstört wurden. Der christliche Geist, die Glaubenskraft und der unermüdliche und tatkräftige Einsatz der Schwestern halfen, die harten Nachkriegsjahre zu meistern. 1948 verfügte das Haus über 100 Betten.

ben der Schwestern übernommen und versuchen auf ihre Weise, den vinzentinischen Auftrag in die Zukunft weiter zu tragen. Dafür sind wir dankbar. Und wir freuen uns, dass seit dem Weggang unserer Schwestern sechs indische Schwestern zweier anderer Congregationen zur großen Dienstgemeinschaft des St. Josefskrankenhauses gehören und in unseren Spuren weiter gehen. Das Erbe des hl. Vinzenz von Paul – die Sorge für Kranke und Sterbende – ist auch heute notwendig und unerlässlich. Das Vinzenzwort: „Wie oft haben die Armen überhaupt kein Gesicht und ohne aufrichtige Wertschätzung des Bedürftigen und Kranken kann man ihm keine wirksame Hilfe leisten“, ist aktuell. Der zentrale Inhalt: Wert und Würde jedes Menschen sind wesentlich im Umgang mit dem Kranken. Ich freue mich und bin dankbar dafür, dass wir das 125jährige Bestehen des St. Josefskrankenhauses feiern. Der Geschäftsführung, den Ärzten, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den verschiedensten Bereichen des Krankenhauses, des Hospizes und der Schule danke ich sehr herzlich für Ihren engagierten Einsatz zum Wohl der Patientinnen und Patienten.

relangen, alltäglichen Dienst am MenFür die Zukunft wünsche ich Ihnen schen taten die Schwestern aus der Kraft allen Gottes Schutz und Segen, Gelinihres Glaubens und in der Sendung ihrer gen und Bestand zum Wohl der KranBerufung und wollten den Kranken das ken. geben, was sie an Leib und Seele nötig haben. Die Realität unserer Gemeinschaft ist die Überalterung, junge Schwestern fehlen. Deshalb mussten wir die letzten beiden Schwestern vor sieben Jahren aus dem St. Josefskrankenhaus zurücknehmen. Schon seit Jahren haben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Aufga-

Schwester Birgitta Stritt

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Geschäftsführer

Manfred Albrecht

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eit nunmehr 125 Jahren besteht das St. Josefskrankenhaus in der Heidelberger Weststadt. Im Verlauf einer ereignisreichen Geschichte hat sich ein modernes Krankenhaus entwickelt. In dieser langen Zeit hat das das Haus die vielfältigen Herausforderungen der gesellschaftlichen und medizinischen Veränderungen angenommen und diese hervorragend gemeistert. War das St. Josefskrankenhaus Heidelberg in seinen Anfängen noch ein stark von Ordensschwestern und wenigen Belegärzten geprägtes Krankenhaus, so hat es sich heute zu einer Einrichtung entwickelt, die vielfältige und hochwertige medizinische Leistungen anbietet und auch weiterhin eine patientenorientierte Pflege verwirklicht.

Die vielfältigen Veränderungen bei der Krankenhausfinanzierung hat das St. Josefskrankenhaus Heidelberg gut gemeistert. Im Jahr 2000 wurde das Krankenhausfinanzierungssystem grundsätzlich neu geregelt. Zunächst wurden nur in den operativen Fächern, danach für alle stationären Behandlungen Fallpauschalen, sogenannte DRGs, eingeführt. Ab 2004 wurde die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten weiter ausgebaut. Durch verschiedene Kooperationen, z. B. in der orthopädischen Chirurgie und der Wirbelsäulenchirurgie, konnte das Angebot des St. Josefskrankenhauses Heidelberg nochmals deutlich erweitert werden.

Heute bietet es moderne Medizin und eine an den Bedürfnissen der Patienten In der jüngsten Vergangenheit konn- orientierte professionelle Pflege. ten verschiedene bauliche VerbesserunIn der Inneren Medizin gibt es zwei gen durchgeführt werden. So wurde Abteilungen: Zum einen die Abteilung mit dem Süd- und Nordbau in den 90er für Gastroenterologie, Diabetologie und Jahren die beengte Situation deutlich Ernährungsmedizin mit einer diabetoloverbessert. Zuletzt wurden mit dem Ergischen Tagesklinik und einer modern gänzungsneubau an der Zähringerstraausgestatteten endoskopischen Abteiße sowie dem kompletten Neubau der lung; zum anderen die Abteilung KardioOP-Abteilung, der Intensivstation und der Zentralsterilisation optimale Mög- logie und Angiologie mit einem Linkslichkeiten für die medizinischen Fachab- herzkatheterlabor. teilungen geschaffen.

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In der Chirurgie werden die Fachgebiete Viszeral-, Gefäß- und Unfallchirurgie angeboten. Daneben gibt es in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten ein Endoprothetikzentrum für Hüftund Knieendoprothetik, Wirbelsäulenchirurgie und spezielle Hand- und Fußchirurgie. Die Gynäkologie bietet ein breites Leistungsspektrum mit zusätzlicher plastischer Chirurgie an und in der Geburtshilfe kommen im St. Josefskrankenhaus Heidelberg jährlich ca. 600 Babys zur Welt. Die Hals-Nasen-Ohren-Belegabteilung ergänzt mit einem vielfältigen Leistungsangebot das medizinische Leistungsspektrum. In unserer Radiologieabteilung werden unter anderem CT- und MRT-Untersuchungen sowie interventionelle Kathetereingriffe auf hohem Niveau durchgeführt.

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Die Anästhesieabteilung übernimmt die Betreuung der Patienten im zeitlichen Umfeld einer Operation bis hin zur Nachbetreuung im Aufwachraum oder unserer Intensivstation. Mit der ergänzenden Schmerztherapie können wir heute den Patienten einen schmerzfreien postoperativen Verlauf bieten.

Dies alles hat sich aus den Anfängen von 1890 kontinuierlich und zielgerichtet entwickelt. Nur der herausragende Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Jahrzehnte hinweg hat diese Entwicklung ermöglicht. Dabei wurde der Grundgedanke einer am Menschen ausgerichteten Pflege und Behandlung Für alle Fachabteilungen besteht eine niemals aus den Augen verloren und hat interdisziplinäre 24-Stunden-Notfallam- heute noch einen unverändert hohen Stellenwert im St. Josefskrankenhaus bulanz. Heidelberg. Unser Pflegepersonal orientiert sich Für den Einsatz zum Wohle der Patibei ihrer Arbeit an modernen pflegeenten danke ich allen Mitarbeiterinnen wissenschaftlichen Grundsätzen und und Mitarbeitern des Krankenhauses. Wir arbeitet in der Tradition der Patientenwerden auch in Zukunft zu jeder Zeit für orientierung nach dem Vorbild des heidie uns anvertrauten Patienten da sein ligen Vinzenz von Paul. Sowohl auf den und das St. Josefskrankenhaus HeidelStationen als auch im OP der Anästhesie berg nach den neuesten Erkenntnissen und Intensivmedizin sind sehr viele spezielle Fachkräfte tätig. In Zusammenar- der Pflege und Medizin weiterentwibeit mit unserer Bildungseinrichtung für ckeln. Gesundheitsberufe, der Louise von Marillac-Schule, bilden wir jedes Jahr über 20 Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger aus. Auch die sonstigen Funktionsabteilungen sowie die Technik und Hauswirt- Manfred Albrecht schaft sind nach modernsten Gesichts- Geschäftsführer der punkten orientiert und eigenständige St. Josefskrankenhaus Heidelberg GmbH Abteilungen des St. Josefskrankenhaus Heidelberg.

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Das St. Josefskrankenhaus ca. 1950


In den Anf채ngen

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Die Anfänge der Ordenstätigkeit in Heidelberg

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m 1. Januar 1860 kamen drei Barmherzige Schwestern aus Freiburg nach Heidelberg, um die Krankenpflege im St. Annahospital in der Plöck zu übernehmen. Da die Zahl der Patienten damals stetig zunahm und die segensreiche Arbeit der Schwestern überall geschätzt wurde, konnten bald weitere Schwestern nach Heidelberg berufen werden. Im Jahre 1864 richtete Hofrat Prof. Dr. F. v. Chelius im zweiten Stock des Spitals eine Privatklinik ein, deren Einnahmen für die dringend nötige Verbesserung des gesamten Hauswesens verwendet wurden. Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 wurde die Privatklinik zum Lazarett, in welchem der Hofrat mit der liebevollen Hilfe der Schwestern noch lange nach Friedensschluss die überwiegend schwerverletzten Patienten pflegte.

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Doch die hingebungsvolle Tätigkeit der Ordensschwestern in Heidelberg hätte schon wenige Jahre später beinahe ein jähes Ende genommen, als sich die Auswirkungen des Kulturkampfes auch hier bemerkbar machten. Das Verhältnis des preußisch geführten Reiches zur katholischen Kirche war schon seit dem Krieg gespannt – Mitte der 70er Jahre entbrannte der Kampf Bismarcks gegen die den politischen Katholizismus repräsentierende Zentrumspartei schließlich mit voller Schärfe. Von den Liberalen unterstützt versuchte er, den Einfluss der Kirche auf Staat und Gesellschaft weitestgehend einzuschränken. So ging auch die Verwaltung des Annahospitals infolge eines neuen Stiftungsgesetzes in die Hände der städtischen Behörde über, die bald darauf den Vertrag „über den inneren Dienst“ mit dem Mutterhaus in Freiburg kündigte. So mussten die sechs Schwestern nach siebzehnjähriger Tätigkeit das ihnen liebgewordene Spital am 30. Mai 1877 verlassen.

1860 kamen die ersten Barmherzigen Schwestern nach Heidelberg, um die Krankenpflege im St. Annahospital zu übernehmen 


Rhein-Neckar-Zeitung vom am 16. Oktober 1976 î ˆ

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Beinahe hätten die Ordensfrauen Heidelberg ganz den Rücken zukehren müssen, wenn sich nicht der Hofrat und ehemalige Spitalarzt Dr. F. v. Chelius eingeschaltet hätte: In einem Mietshaus in der Hauptstraße 22 richtete er eine Privatklinik ein, in der die Schwestern die Krankenpflege übernahmen und ein neues Domizil fanden. Durch das freundliche Entgegenkommen des Hauseigentümers, des Zimmermeisters Stephan Veth, konnte im Hinterhaus eine Notkirche eingerichtet werden, in der bereits im Juli 1877 der erste Gottesdienst gefeiert wurde. Nachdem auch Herr Hofrat Dr. Lossen anbot, seine Patienten in dieser Privatklinik zu operieren, konnte sich das kleine Spital etablieren: In den Jahren von 1877 bis 1890 wurden hier 1937 Kranke gepflegt.

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Die unruhige Lage an der Hauptstraße und Platzmangel ließen bei der damaligen Oberin Schwester Friederike den Gedanken an einen Neubau aufkommen. Dieser Gedanke wurde nach dem Tod der ersten Heidelberger Oberin im Januar 1888 von deren Nachfolgerin Schwester Sidonia aufgenommen und weitergeführt. Durch die Bemühungen des Zimmermeisters Veth gelang es im April 1888 in der Weststadt einen Bauplatz zu erwerben. Am 15. Mai 1889 erfolgte die Grundsteinlegung in der Landhausstraße 25 und im Herbst 1890 war der Neubau vollendet. Bereits am 6. Oktober des gleichen Jahres konnte Schwester Oberin Sidonia mit ihren Schwestern das neue Haus beziehen, das dann am 27. Oktober 1890 feierlich als das „St. Josefshaus“ eingeweiht wurde. 

Professor Dr. Hermann Lossen

Professor Dr. Franz von Chelius

Die Hofräte Prof. Dr. Hermann Lossen und Prof. Dr. Franz von Chelius waren durch die Gründung einer Privatklinik, in der die Barmherzigen Schwestern die Patienten von 1877 – 1890 pflegten, quasi die Wegbereiter für die Gründung des St. Josefshauses. Sie leiteten von 1890 bis zu ihrem Tod die ersten beiden Abteilungen des neuen Krankenhauses. In einem Nachruf heißt es: „Beide Hofräte und Ärzte waren stets wohlwollend, edeldenkend, gerecht und väterlich gegen Kranke und Schwestern, besonders auch rücksichtsvoll gegen arme Patienten, die sehr oft unentgeltlich behandelt wurden.“ 

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Die historische Entwicklung des Hauses

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Das St. Josefskrankenhaus ca. 1924 

ei der Grundsteinlegung des St. Josefshauses sprach der damalige Architekt Krause die unvergesslichen Worte: „Mit Gottes Hilf’ der Kranken Hort wachse und gedeihe fort.“ Wirft man einen Blick auf die weitere Entwicklung des Hauses, so hat sich der fromme Wunsch von damals zweifelsohne erfüllt. In dem neu entstandenen Krankenhaus existierten zunächst zwei Fachrichtungen, die Chirurgie und die Innere Medizin, unter der Leitung von Prof. Dr. Hermann Lossen und Prof. Dr. Franz v. Chelius. Es gab insgesamt 35 Betten, die von zehn Schwestern betreut wurden.

Dankeskarte eines Soldaten, der 1915 im Vereinslazartett St. Josefshaus behandelt wurde 

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Das St. Josefshaus als Pension

Nachdem die schwierigen Jahre des Ersten Weltkrieges, in denen St. Josef als sogenanntes Vereinslazarett fungierte, und die wirtschaftlich und politisch unruhigen Nachkriegsjahre überwunden waren, hatte man im St. Josefskrankenhaus wieder einen optimistischeren Blick auf die Zukunft. So entstand 1924/25 der erste Erweiterungsbau (B-Bau) in T-förmiger Anbindung und Verlängerung zum alten Gebäude. Auf drei Stockwerken fanden neue Krankenzimmer und Nebenräume Platz. Die Bettenzahl erhöhte sich durch den Anbau auf 65 Betten in 44 Krankenzimmern. 1927 wurde es durch die Aufnahme einer Hypothek möglich, auch den Altbau auf den neuesten Stand der Technik zu bringen, so wurde beispielsweise der erste elektrische Aufzug eingebaut. Neben der baulichen Erweiterung wurde mit einer drei Betten zählenden „Belegstation“ für HNO-Patienten 1928 auch das fachliche Spektrum erweitert. In diesem Jahr hatte man bereits 658 Patienten bei 11.624 Pflegetagen aufgenommen.

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In den 20er Jahren waren es nicht nur Kranke, die im Hause verweilten, sondern auch sogenannte „Passanten“, d.h. Personen, die sich meist auf der Durchreise befanden und einige Tage im Haus beherbergt wurden. Neben diesen gab es noch die „Pensionäre“, die oft das ganze Jahr anwesend waren und ihren Lebensabend unter der Obhut der Vinzentinerinnen zubrachten. 

Hilfe für Bedürftige: Als die meisten Deutschen unter den Folgen von Inflation und Massenarbeitslosigkeit litten, standen die Türen der Barmherzigen Schwestern für alle Notleidenden weit offen. (Auszug aus der Tagespresse 1931) 


Die Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen des Krankenhauses wurde Ende Oktober 1940 in aller Stille gefeiert – tobte doch bereits der nächste Weltkrieg, von dessen Auswirkungen Heidelberg und das St. Josefskrankenhaus glücklicherweise weitestgehend verschont blieben. Nach dem Krieg fehlte es überall an Krankenbetten, da in vielen Städten die Krankenhäuser völlig zerstört waren oder den Betrieb nur teilweise aufrechterhalten konnten. Somit war man gezwungen, aus den großen mit maximal zwei Betten ausgestatteten Zimmern 4- bzw. 5-Bettzimmer zu gestalten.

Schwester Oswalda auf Einkaufstour In den Nachkriegsjahren fuhr die Oberin mit Herrn Frotz, einem dem Hause nahestehender Geschäftsmann aus Köln, mehrmals im Jahr in die Gegend von Mainz, um am Abend mit einem LKW voll Erdbeeren, Erbsen und anderen Früchten zurückzukehren. Zu Hause angekommen wurde lautstark verkündet: Alles,was abkömmlich ist, antreten zum Putzen! Schnell wurden im Wirtschaftshof lange Tische aufgestellt und alle halfen mit, die Erdbeeren zum Einmachen zu zupfen, die Erbsen aus den Hülsen zu pressen und vieles mehr. Da es nach dem Krieg tagsüber kein Gas gab, hatten die Schwestern nachts gegen 1.00 Uhr Einkochdienst. 

1952 gab der Orden dann die Genehmigung zur Eröffnung einer neuen Fachrichtung. Es wurde eine kleine gynäkologische Station eingerichtet, die 1954 durch eine Abteilung für Geburtshilfe erweitert wurde. Die Geburtenzahl von anfangs 79 stieg in den Folgejahren stetig an und erreichte 1969 mit 947 Geburten die Höchstzahl. Heute kommen im St. Josefskrankenhaus pro Jahr rund 600 Kinder zur Welt.

Die harten Nachkriegsjahre wären ohne die Schwestern mit ihrem großen Idealismus wohl kaum zu meistern gewesen. Angefangen von Lebensmitteln, Wasch- und Reinigungsmitteln bis hin zu Geschirr, Betten und Decken mangelte es an allem. Doch dank des Engagements und Organisationstalents der damaligen Schwester Oberin Oswalda konnten immer wieder notwendige Lebensmittel beschafft werden.

Ordensschwestern bei der Säuglingspflege 

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Priester segnet das Kinderzimmer in den neuen Räumlichkeiten, 1957 

1954 herrschte in Heidelberg große Bettennot. Auch das St. Josefskrankenhaus war erneut zu klein geworden für den großen Patientenzustrom. So entstand in den Jahren 1954 bis 1957 ein Neubau mit vier Stockwerken für 80 Betten in Anbindung an den Altbau. Noch vor Beendigung des Neubauabschnittes konnten die Räume der alten Küche saniert und für eine kleine Röntgenabteilung umgebaut werden. Gleichzeitig entstand auf dieser Ebene erstmals eine kleine Badeabteilung.

Professor Dr. Dr. Emil Messmer

Am 1. August 1957 übernahm Prof. Dr. Dr. Emil Messmer die Leitung der Inneren Abteilung. Er war der erste planmäßige Chefarzt am St. Josefskrankenhaus. Bisher waren hier nur Belegärzte tätig. 

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Aus der Tagespresse: Einweihung des Neubaus 1957 

In dieser Zeit kam es auch zu Neuerungen in der Verwaltung. Durch den Neu- und Umbau war es deren Mitarbeitern möglich, einen größeren Raum zu beziehen, welcher jedoch nach Einführung einer ersten großen Buchungsmaschine bereits eine Vergrößerung erforderte. Zukunftsweisend war auch die Entscheidung der Ordensleitung, die seit November 1960 vakante Stelle der Verwaltungsleiterin – zunächst probeweise – mit einer weltlichen Mitarbeiterin zu besetzen.


Ehemaliges Personalwohnheim 

Auch in den 60er Jahren wurde fleißig weitergebaut. 1961 begann der Bau eines Personalwohnheims mit neun Stockwerken. Als dieser drei Jahre später vollendet war, zog zusätzlich zu den Mitarbeitern im Erdgeschoss eine staatlich anerkannte Krankenpflegeschule ein, die auch heute noch besteht. 1965 wurde das alte Wirtschaftsgebäude abgerissen und ein neues erstellt. Dort entstanden ein Tiefkeller als Lager, eine moderne Waschküche, ein Mitarbeiter-Casino, eine Werkstatt für die Handwerker sowie eine große vollklimatisierte Bäderabteilung. Außerdem konnte der C-Bau nach Norden hin verlängert werden. 1970 wurde Frau Erika Ulmer offiziell durch das Mutterhaus des Ordens als Verwaltungsleiterin des St. Josefshauses bestätigt – hier im Gespräch mit dem aktuellen Geschäftsführer Manfred Albrecht. 

Der erste Examenskurs 

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Die alte Kapelle am Standort der heutigen Cafeteria 

Sozialer Arbeitgeber – auch ohne Quotenregelung Bis 1968 bestand eine rege Zusammenarbeit mit der psychiatrischen Einrichtung Wiesloch. Unzählige Patienten erhielten zeitlich befristet die Möglichkeit, versuchsweise unter Aufsicht im Krankenhaus zu arbeiten. Bis zu drei Monaten kamen die Patienten am Morgen von Wiesloch aus zur Arbeit, wurden tagsüber verpflegt und verbrachten die Nacht wieder in Wiesloch. Übrigens waren im Krankenhaus immer Menschen beschäftigt, die – aus welchen Gründen auch immer – keine volle Arbeitsleistung erbringen konnten. Die Vergütung wurde auf Basis des Arbeitserfolges vereinbart. Mit Einführung des Schwerbehindertengesetzes musste dieses Personal kurzfristig abgebaut werden. 

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Neue Kapelle im St. Josefskrankenhaus 

Zu einschneidenden Veränderungen im medizinischen Sektor kam es in den 70er Jahren. Bedingt durch einen Chefarztwechsel in der Inneren Abteilung im Jahre 1974 wurden etliche technische und personelle Neuerungen für Diagnostik und Therapie geschaffen, um den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. Damit die moderne Funktionsabteilung für Kardiologie, Angiologie und Pulmonologie Platz fand, musste erstmals ein Teil der Verwaltung ausgelagert werden. Im Folgejahr wurden eine kleine Endoskopieabteilung sowie ein Zimmer mit vier modernen Intensivbetten eingerichtet.

In den 80er Jahren folgten zwei weitere bauliche Erweiterungen: 1985 bis 1987 der Neubauteil Süd sowie 1991 der Erweiterungsbau Nord. Parallel dazu wurde in der Kaiserstraße 21 das Hospiz Louise eingerichtet. 1988 wurde die neue, wunderbar gestaltete Kapelle im vierten Stock des katholischen Krankenhauses feierlich eingeweiht.


Schwestern beim Faschingfeiern 

Das Ende einer Ära Mit den Schwestern Anna Lioba (links) und Prisciana (rechts) verabschiedeten sich die letzten beiden Freiburger Vinzentinerinnen vom St. Josefkrankenhaus. (In der Mitte des Bildes Pfarrer Ludwig Bopp) Schwester Anna Lioba arbeitete 42 Jahre als Krankenschwester und leitete später die Krankenpflegeschule. 1992 gründete sie das Hospiz Louise. Schwester Prisciana war 52 Jahre im St. Josefskrankenhaus tätig. Sie hat ihre Berufung immer in der Fürsorge für kranke und sterbende Menschen gesehen; über Ihr Wirken in der Klinik sagt sie selbst: „Meine Arbeit war für mich ein Geschenk des Himmels.“  In den 80er Jahren unternahmen die Schwestern einmal im Jahr einen gemeinsamen Ausflug, hier nach Trippsdrill. 

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Platz für Neues: Das 1962 erbaute Personalwohnheim musste 2007 weichen … 

… um dem jüngsten Ergänzungsneubau Platz zu machen 

2008 ging am St. Josefskrankenhaus das jüngste große Bauprojekt zu Ende: Der Ergänzungsneubau zur Zähringerstraße hin wurde nach zweijähriger Bauphase in Betrieb genommen. Um diese Modernisierung beginnen zu können, waren umfangreiche Vorarbeiten nötig: Der asbestbelastete G-Bau wurde fachgerecht zurückgebaut und später abgerissen. Ebenso musste das Personalwohnheim weichen, um Platz für den Erweiterungsbau zu machen. In den neuen Bereichen wurde ein hochmoderner OP-Trakt eingerichtet, Untersuchungsräume der meisten Fachdisziplinen vereint, um kürzere Wege für die Patienten zu ermöglichen, sowie ein Herzkatheterlabor eingerichtet. Außerdem wurden verschiedene Zugänge zum St. Josefskrankenhaus barrierefrei ausgebaut. 

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Impressionen

Zimmer mit Telefon 1958  Leibesübung der Schwesternschülerinnen unter Anleitung von Ordensschwestern, ca. 1965 

Die Küche ca. 1958 

Der OP ca. 1958 

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Das St. Josefskrankenhaus heute

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Medizinische Bereiche 28


Für ein gutes Bauchgefühl

Innere Medizin: Gastroenterologie, Diabetologie und Ernährungsmedizin

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Sonografische Untersuchung des Bauchraumes 

nnerhalb des breiten Spektrums der allgemeinen Inneren Medizin stellen die Gastroenterologie, Diabetologie und Ernährungsmedizin wesentliche Schwerpunkte der Abteilung dar.

Um dem Anspruch der Schwerpunktbildung Rechnung zu tragen, verfügen sechs Ärzte der Abteilung über die Teilgebietsbezeichnungen Gastroenterologie, Endokrinologie, Diabetologie, Pneumologie und Geriatrie. Erkrankungen im Alter bedürfen der besonderen Erfahrung, da vielfältige Beschwerden und komplexe Krankheitsbilder im Zusammenhang ganzheitlich interpretiert werden müssen. Regelmäßige Fortbildungen der Mitarbeiter garantieren einen hohen medizinischen Standard entsprechend der Leitlinien deutscher Fachgesellschaften. In der Gastroenterologie werden Patienten mit Erkrankungen von Speiseröhre, Magen, Darm, Gallenwege, Leber und Bauchspeicheldrüse behandelt.

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Endoskopische Untersuchungen ermöglichen detailgenaue Einblicke 

Chefarzt mit Patient 

Sämtliche minimal-invasiven diagnostischen und therapeutischen Endoskopien werden in der modernen Endoskopie-Abteilung durchgeführt. Spezielle Behandlungsverfahren wie Video-, Chromo- und Zoom-Endoskopie, Dilatation und Bougierung von Stenosen, ArgonPlasma- und Laserapplikation von Tumoren, Endosonographie, Cholangioskopie, Kapselendoskopie und Bronchoskopie können bei Bedarf durchgeführt werden. 30

Darüberhinaus wird das gesamte Spektrum der gängigen funktionsdiagnostischen Verfahren (Säuremessungen, Atemtests etc.) angeboten. In der Endoskopieabteilung belegen regelmäßige Kontrollen durch externe Fachärzte für Hygiene einen hohen Standard in Geräteaufbereitung und -pflege.

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Das Diabetes-Team des St. Josefskrankenhauses 

Im Ultraschallzentrum wird mit modernsten Geräten das komplette Spektrum diagnostischer Untersuchungen der Bauch- und Brustorgane sowie der Gefäße durchgeführt, wobei auch modernste Verfahren (wie z. B. kontrastmittelgestützte Darstellungen, Elastographie, Fibroscan etc.) eingesetzt werden. Auch therapeutische Eingriffe wie Einlage von Drainagen in Abszesse sind möglich. Außerdem können in örtlicher Betäubung Gewebeproben aus erkrankten Organen entnommen und unter dem Mikroskop untersucht werden. Diese Methode erlaubt eine schnelle Diagnosestellung und ist wenig belastend. Die Qualität wird durch einen DEGUM-Ausbilder sichergestellt. Spezielle Betreuungsangebote existieren für Patienten mit Morbus Crohn/Colitis ulcerosa, Hepatitis, Refluxerkrankungen, Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, Bei der Diagnostik, Behandlung und Tumorerkrankungen sowie chronischem Nachsorge bösartiger Erkrankungen beBauchschmerz (Reizdarm/Reizmagen). steht eine enge interdisziplinäre Kooperation mit der Abteilung für Allgemeine Chirurgie, der Abteilung Diagnostische Radiologie, dem Institut für Pathologie und der Radioonkologie und Strahlentherapie am Universitätsklinikum Heidelberg sowie der onkologischen Schwerpunktpraxis. Erforderliche chemotherapeutische und radioonkologische Behandlungen bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes werden im fachlichen Konsensus aller Fachärzte durchgeführt.

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In der Abteilung für Diabetologie erfolgen Diagnostik, Therapie und Schulung aller im Erwachsenenalter vorkommenden Diabetesformen. Ersteinstellungen bei Manifestation und Behandlung von Krisensituationen gehören ebenso zum Repertoire wie Schulungen im multidisziplinären Team, psychologische Betreuung und Bewegungstherapie. Einen besonde-

ren Schwerpunkt legen wir im Interdisziplinären Zentrum Diabetischer Fuß auf die Behandlung dieser Folgeerkrankung. Hier wird das Team durch Wundexperten, Orthopädietechniker, und Schuhmacher sowie Podologen und Biomechaniker ergänzt, die modernste Verfahren der Diagnostik und Therapie (Pedographie, Thermographie etc.) einsetzen.

Persönliche Diabetes-Beratung 

Patienten mit Diabetes mellitus können in unserer Tagesklinik betreut und umfassend geschult werden. Die Klinik ist von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) als Zertifiziertes Diabeteszentrum für Typ 1 und Typ 2 Diabetiker im Jahr 2015 erneut anerkannt und zugelassen worden. Trotz zunehmender Spezialisierung in Teilgebieten vertreten die Mitarbeiter der Abteilung die gesamte Innere Medizin in großer Breite kompetent und lassen jedem Patienten eine individuelle ganzheitliche Betreuung zukommen. 

Diabetes-Schulung in Kleingruppen 

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Das Herz und die Gefäße im Fokus

Innere Medizin: Kardiologie und Angiologie

W

Minimalinvasive Eingriffe zur Gefäßstabilisierung im Herzkatheterlabor 

esentlicher Schwerpunkt der Abteilung ist – über die allgemeine Innere Medizin hinaus – die Diagnostik und Therapie bei Patienten mit Herz- und Gefäßkrankheiten. Dazu gehören neben einer ausführlichen Besprechung der Symptome des Patienten die körperliche Untersuchung, die EKG- und Ultraschall-Diagnostik sowie zur weiteren ‚nicht-invasiven‘ Abklärung die Magnetresonanz-Tomografie (MRT). Eine Herzkatheter-Untersuchung (Koronarangiografie, gegebenenfalls einschließlich Bypass-Darstellung) wird bei Bedarf zur ‚invasiven‘ Diagnostik durchgeführt sowie zwecks Therapie Ballondilatationen/ Implantationen von Stents.

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Angiologische Lungenfunktionsuntersuchung 

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Die Implantation und Nachsorge von Herzschrittmachern, implantierbaren Defibrillatoren und Event-EKG-Recordern gehören ebenfalls zu den Aufgaben der Abteilung (in Zusammenarbeit mit der Chirurgischen Abteilung). In Zusammenarbeit mit der Radiologischen Abteilung werden kardiale MRT sowie CT-Koronarangiografien (Computer-Tomografie) durchgeführt. In vielen Fällen kann anhand der Beurteilung dieser Befunde eine Herzkatheter-Untersuchung vermieden werden.

Die Aufmerksamkeit gilt dem Patienten 


Ist das Herz in Ordnung? Das EKG bringt Aufschluss 

Im Bereich der Angiologie werden Farbduplex-Doppler-Sonografien an Arterien und Venen, Belastungstests und weitere Spezialdiagnostik durchgeführt, um Gefäßerkrankungen aufdecken und eine individualisierte, optimale Therapie einleiten zu können. Eine eventuell erforderliche invasive Therapie peripherer Gefäßveränderungen (Ballondilatationen/ Implantationen von Stents) erfolgt in enger Kooperation mit der Radiologischen Abteilung.

Doppleruntersuchung 

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Die Fachärzte und Pflegekräfte der Abteilung verfügen über langjährige Erfahrung und eine moderne medizintechnische Ausstattung, um jeden Patienten individuell versorgen zu können. Bei Bedarf werden die Kollegen anderer Fachbereiche hinzugezogen und der Patient interdisziplinär betreut. Wichtigstes Ziel ist hierbei eine persönliche, fachlich und menschlich qualifizierte Beratung, Diagnostik und Therapie aller Patientinnen und Patienten im ambulanten und stationären Bereich. 

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Messerscharfe Therapien zum Wohle des Patienten

Die Chirurgie

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Modernste Technik in den Operationssälen 

ie Chirurgie des St. Josefskrankenhauses deckt bis auf wenige spezielle Großeingriffe alle Bereiche der Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Unfallchirurgie ab. Die Abteilung mit 66 Betten steht für eine moderne Chirurgie, die auf erprobten und bewährten Verfahren basiert. Die operativen Eingriffe werden von erfahrenen Fachärzten durchgeführt, welche die Operationen in der Regel schon seit Jahren und in hoher Fallzahl durchführen.

Das breit gefächerte Spektrum der Abteilung benötigt ein fachübergreifendes Behandlungskonzept. Dieses steht durch die enge Zusammenarbeit mit den Fachdisziplinen der Inneren Medizin, der Radiologie, der Anästhesie und der Intensivstation zur Verfügung. Die Patienten werden so von einem Team aus Spezialisten behandelt, das eine interdisziplinär abgesicherte, individuelle Besondere Schwerpunkte sind Operaund somit für den Patienten optimale tionen von Therapie anbietet. Patienten mit Tumorerkrankungen  gut und bösartigen Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes und der werden in Zusammenarbeit mit den inGallenblase ternistisch-gastroenterologischen und onkologischen Fachkollegen behandelt  gut und bösartige Erkrankungen der sowie bei Bedarf in Kooperation mit endokrinen Drüsen (Schilddrüse und der Strahlentherapie der UniversitätskliNebenschilddrüse) nik Heidelberg im Rahmen des Tumor Erkrankungen der Bauchwand boards. (Hernien) 36

 Erkrankungen des Enddarmes (Proktologie)

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Mit Rückgrat bei der Sache

Sektion Wirbelsäulenchirurgie

Konzentration zu jeder Sekunde  Hygiene wird immer groß geschrieben 

Seit acht Jahren operiert Neurochirurg Dr. Pascal Militzer Patienten mit Wirbelsäulenbeschwerden am Heidelberger St. Josefskrankenhaus. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf verschleissbedingten Erkrankungen der Wirbelsäule wie Bandscheibenvorfällen, Wirbelkanalverengungen und Wirbelgleiten oder auch Arthrosen der Iliosakralgelenke (Darm-Kreuzbein-Gelenke). Darüber hinaus führt Dr. Militzer im St. Josefskrankenhaus Heidelberg auch umfangreiche konservative Schmerzbehandlungen mit computergesteuerten Infiltrationen an der Wirbelsäule durch. 

Eine besondere Spezialisierung der chirurgischen Abteilung ist die minimalinvasive Chirurgie, also Eingriffe mittels der „Schlüssellochtechnik“, bei der dem Patienten dank kleinster Einschnitte nach der Operation eine schnelle und angenehme Genesung ermöglicht wird. Bei minimalinvasiven Eingriffen sieht der Operateur per Kamera ins Innere des Patienten. Dank modernster Technik ist dies am St. Josefskrankenhaus auch in einer dreidimensionalen Perspektive möglich. 37


Spezielle Organe brauchen spezialisierte Chirurgen

Sektion Hand-, Ellenbogen- und Fußchirurgie

Visite auf Station 

Die Füße, Ellenbogen und besonders die Hände erfüllen sehr spezielle Funktionen: Es sind hoch differenzierte Körperteile, bei denen sich zahlreiche anatomische Strukturen auf sehr engem Raum finden: Knochen, Gelenke mit Bändern und Kapseln, Sehnen und Sehnenscheiden, Blutgefäße, Nerven und Haut können durch Erkrankungen, Unfälle oder deren Folgen geschädigt werden, so dass erhebliche Funktionsstörungen eintreten können. Um Patienten mit Beschwerden an diesen Körperteilen gerecht zu werden, arbeitet das St. Josefskrankenhaus seit 2007 mit der Atos-Praxisklinik zusammen. Die Chirurgen bringen umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen in Diagnostik und Therapie von Störungen an Händen, Ellenbogen und Füßen mit. Als Fachärzte für Chirurgie beziehungsweise Orthopädie mit Weiterbildungen für Hand- und Fußchirurgie können die Experten auf sehr hohes Fachwissen zurückgreifen. Die Hand-, Ellenbogen- und Fußchirurgie bedeutet aber nicht nur operative, sondern auch konservative (nicht-operative) Problemlösung bei Zuständen von Erkrankungen, bei Unfällen oder Unfallfolgen. 

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In der Gefäßchirurgie werden rekonstruktive arterielle Gefäßeingriffe durchgeführt. Dies schließt auch Operationen an großen Gefäßen wie zum Beispiel der Hauptschlagader (Aorta), der Beckengefäße und der Beingefäße ein. In einer interdisziplinären Besprechung entscheiden die behandelnden Ärzte, ob eine interventionelle Erweiterung der Gefäße mittels PTA oder Stent, eine Operation oder eine Kombination beider Verfahren das beste Ergebnis für den jeweiligen Patienten verspricht.

Auch die Behandlung von chronischen Wunden, Krampfadern und diabetischen Fußsyndromen gehört zu den Aufgaben der chirurgischen Abteilung und werden in hoher Fallzahl durchgeführt. In Kooperation mit dem Nierenzentrum der Universitätsklinik Heidelberg werden bei dialysepflichtigen Patienten passagere Dialysekatheter und Shunts angelegt. Die Unfallchirurgie befasst sich operativ und konservativ mit der Behandlung von Knochenbrüchen. In hoher Fallzahl werden hüftgelenksnahe Oberschenkelfrakturen, Schulter, Arm-


Langjährige Kooperation mündet in

Endoprothetikzentrum und Handgelenksfrakturen operiert und therapiert. Ein wichtiger Bereich der Unfallchirurgie sind die arthroskopische Diagnostik, die Chirurgie des Kniegelenkes und die endoprothetische Versorgung von Hüft- und Schultergelenken. Zu den Aufgaben der chirurgischen Abteilung gehört ebenfalls die Betreuung der 24 Stunden-Ambulanz, in der Notfälle aller Art behandelt werden. Die Ambulanz ist auch für die Behandlung von Berufs- und Arbeitsunfällen nach dem D-Arztverfahren zugelassen. Als Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg bildet das St. Josefskrankenhaus Medizinstudentinnen und -studenten im Praktischen Jahr aus. Pro Jahr durchlaufen etwa 15 angehende Ärzte die chirurgische Abteilung. Ziel des chirurgischen Teams ist es, auf schonende Art ein optimales und leitliniengerechtes Behandlungsergebnis, in möglichst kurzer Zeit und bei möglichst kurzem Krankenhausaufenthalt zu erreichen. Dies ist möglich durch den hohen Anteil an Fachärzten, bewährte Operationsverfahren, einer hervorragenden Pflege und Physiotherapie und durch eine enge, fachübergreifende Zusammenarbeit im St. Josefskrankenhaus. 

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Die fachärztliche Gemeinschaftspraxis Sportopaedie Heidelberg arbeitet seit 2006 intensiv mit dem St. Josefskrankenhaus zusammen. Ein Team aus sportorthopädisch und gelenkchirurgisch spezialisierten Belegärzten untersucht und operiert regelmäßig Patienten in den Operationssälen der Klinik. In diesem Jahr mündete die Kooperation in die Etablierung des Endoprothetikzentrums am St. Josefskrankenhaus. Im nächsten Jahr ist ergänzend eine Zertifizierung des Zentrums geplant. Die Sportopaeden begannen im Juni 2006 mit der Implantation von Knie-Endoprothesen am St. Josefskrankenhaus. Die Patienten wurden damals im Rahmen einer Kooperation mit der Chirurgischen Abteilung operiert. Diese enge Zusammenarbeit besteht noch heute. Im Laufe der Jahre ergänzten weitere Chirurgen der Sportopaedie das operative Spektrum um Hüft-Endoprothesen, Knorpelersatzoperationen und Achsumstellungen. Aufgrund des großen Zulaufs an Patienten und der hervorragenden Operationsergebnisse konnte die Zahl der durchgeführten Eingriffe über die vergangenen Jahre konstant gesteigert werden.

Mittlerweile werden über 400 Patienten jährlich im Rahmen dieser Kooperation versorgt. Um die Versorgungsqualität weiter zu verbessern, wurde das Endoprothetikzentrum ins Leben gerufen. Hier werden Hüftgelenk- und Kniegelenkoperationen durchgeführt, sowohl bei Patienten in der Erstversorgung mit einem künstlichen Gelenk als auch bei Patienten, bei denen ein künstliches Gelenk ausgewechselt werden muss. Bei jedem Eingriff steht die Operationsqualität des einzelnen Patienten im Vordergrund. Sie entscheidet über die Beweglichkeit des Gelenkes und die neue Lebensqualität, welche die Patienten durch den Eingriff gewinnen. Durch eine individuelle und differenzierte Schmerztherapie wird eine schnelle Mobilisation und Regeneration ermöglicht. Die Ärzte der Fachpraxis Sportopaedie sowie des St. Josefskrankenhauses arbeiten fachübergreifend zum Wohle der Patienten.  39


Die Wünsche der Frauen stehen im Mittelpunkt

Gynäkologie und Geburtshilfe

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en Begriff Geburtshilfe nehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung für Gynäkologie hier wörtlich: Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Bedürfnisse und Wünsche sowie die Lebensqualität und Zufriedenheit unserer Patientinnen.

Für werdende Mütter steht ein umfassendes Angebot an Kursen, Seminaren und Sprechstunden rund um die Geburt bereit. Ein eingespieltes Team aus Hebammen und Ärzten bietet den werdenden Eltern nicht nur die Sicherheit der modernen Geburtsmedizin, sondern auch das gesamte Spektrum der familienorientierten Geburtshilfe. Je nach den individuellen Wünschen der Gebärenden können homöopathische Mittel und Musik zur Entspannung eingesetzt sowie verschiedene Geburtsstellungen gewählt werden. Für die Zeit nach der Geburt stehen schöne Räumlichkeiten mit privater Atmosphäre sowie Familienzimmer zur Verfügung. Die medizinische Betreuung von Mutter und Kind wird auf der Wochenstation weitergeführt, wo Kinderkrankenschwestern und Hebammen den jungen Müttern rund um die Uhr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aber auch nach dem Klinikaufenthalt ist das St. Josefskrankenhaus noch Anlaufpunkt für Mütter und Kinder: Rückbildungsgymnastik, Pilates und Eltern-Kind-Kurse des Elterntreffs Heidelberg runden das 40 Angebot der Geburtshilfe ab.

Mutterglück in allen Phasen


10 Jahre am St. Josefskrankenhaus

Das Behandlungsspektrum der gynäkologischen Abteilung umfasst die Behandlung von Brustkrebs, gutartigen und bösartigen Erkrankungen der inneren und äußeren Geschlechtsorgane sowie die Urogynäkologie. In der Brustsprechstunde können unklare Herdbefunde mittels Biopsie abgeklärt und die weitere Behandlung festgelegt werden. Für die Behandlung von Inkontinenz und Beckenbodensenkung wurde eine urogynäkologische Sprechstunde inklusive eines urodynamischen Messplatzes eingerichtet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der minimal-invasiven Chirurgie, wodurch häufig ein Bauchschnitt vermieden werden kann. Mittels Gebärmutterspiegelung und Bauchspiegelung lassen sich zahlreiche Operationen zumeist organschonend durchführen. Seit 2014 verfügt die Abteilung zudem über eine 3D-Laparoskopie-Einheit, wodurch ein sichereres Operieren auch schwierigerer Eingriffe ermöglicht wird. Die Klinik ist Mitglied im Südwestdeutschen Brustcentrum (SWBC). Die Behandlung erfolgt entsprechend deren Leitlinien und wird in Kooperation mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in einer Tumorkonferenz abgestimmt. Zur Optimierung der Behandlungsqualität und des Therapieerfolgs arbeitet die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe fachübergreifend mit den anderen medizinischen Bereichen zusammen. 

125 Jahre St. Josefskrankenhaus Heidelberg

Sektion Plastische Chirurgie Passend zum 125jährigen Bestehen des St. Josefskrankenhauses feiert auch die Zusammenarbeit mit der Facharztpraxis von Dr. Ulrich Rohde ein kleines Jubiläum: Vor genau zehn Jahren begann die erfolgreiche Konsiliartätigkeit des Plastischen Chirurgen in der Klinik in der Heidelberger Weststadt. Es entwickelte sich eine ausgezeichnete und harmonische Kooperation mit den Fachbereichen Gynäkologie und Chirurgie. Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Plastischen Chirurgie liegt im Bereich der Rekonstruktion der weiblichen Brust nach einer Brustkrebserkrankung. Die Wiederherstellung der Brust mit und ohne Implantate gehört zu den Aufgabenbereichen dieser medizinischen Sektion. Diese Rekonstruktionen und Implantate erfolgen sowohl durch gestielte (mit Erhalt der bestehenden Blutgefäße) sowie durch freie Lappenplastiken (Neuanschluss eines Gewebes an die Blutversorgung in der neuen Umgebung). Erwähnenswert ist

Urodynamisches Gerät 

der freie und mikrochirurgische Gewebetransfer vom Bauch zur Rekonstruktion der weiblichen Brust, den Dr. Ulrich Rohde im September 2005 erstmalig am St. Josefskrankenhaus durchgeführt hat. Neben der Rekonstruktion gehören Selbstzahlerleistungen wie Operationen zur Bauch- und Bruststraffung zu den Angeboten der Sektion Plastische Chirurgie. Ebenso werden Fettschürzenresektionen durchgeführt, die häufig von den Krankenkassen übernommen werden. Im Bereich der Chirurgie besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Chirurgie. In Kooperation werden hier diabetische Ulcera, chronische Wunden, Weichdefekte sowie fortgeschrittene Hauttumore operiert. 

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Wenn die Hormone verrückt spielen

Hormonsprechstunde am St. Josefskrankenhaus

Seit Juli 2015 hat Frau Professor Dr. Eggert-Kruse, eine international geschätzte und anerkannte Endokrinologin, eine Praxis für gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen im St. Josefskrankenhaus eingerichtet. Sie ist auch konsiliarisch für die stationären Patienten des Hauses verfügbar, wodurch das medizinische Spektrum der Klinik um eine wichtige Facette bereichert wird. Die Hormonsprechstunde steht Frauen aller Altersklassen offen: Von Problemen bei der einsetzenden Regelblutung bis hin zu den Wechseljahren und darüber hinaus. Störungen der Funktion der Eierstöcke, der Hirnanhangdrüse oder der Schilddrüse können den Hormonhaushalt einer Frau durcheinander bringen und für erhebliche körperliche Turbulenzen sorgen. Bei der Behandlung ist es wichtig, interdisziplinär zu arbeiten, um die richtigen Ursachen für solche Krankheitsbilder ermitteln und anschließend die bestmögliche Therapie einleiten zu können. Vor allem während der Wechseljahre leiden Patientinnen häufig über einen sehr langen Zeitraum hinweg unter Beschwerden, die zu einer erheblichen Verunsicherung der führen.

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Ein weiterer Schwerpunkt von Prof. Eggert-Kruse ist die Fertilitätssprechstunde für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, außerdem die kontrazeptive Verhütungsberatung (auch in Problemfällen) sowie bestimmte Genitalinfektionen. Die Hormonsprechstunde steht auch Patientinnen mit komplizierten gynäkologisch-internistischen endokrinologischen Problemen offen, die eine Zweitmeinung einholen wollen. Die Professorin ist am St. Josefskrankenhaus außerdem Dozentin und Ansprechpartnerin für junge Ärzte, die sich für das Fachgebiet interessieren und trägt zur Ausbildung von Studenten und Ärzten im Praktikum bei. 


Immer der Nase nach

Hals-NasenOhren-Abteilung

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Mit guter Optik in Hals, Nase und Ohren blicken 

ie Belegabteilung für Hals-NasenOhren-Heilkunde und plastische Operationen wird von den niedergelassenen HNO-Ärzten Prof. Dr. Markus Fischer und Dr. Jens-Peter Hittel geleitet. Die beiden Fachärzte kümmern sich um Diagnostik sowie die konservative und chirurgische Therapie von Hals, Nase und Ohren. Beide Ärzte führen regelmäßig Eingriffe am St. Josefskrankenhaus durch. Die Abteilung umfasst 20 Betten, davon mehrere Mutter-Kind-Zimmer (Rooming-In bis zum 6. Lebensjahr). Für die Kinder steht außerdem ein Spielzimmer zur Verfügung. Bei Bedarf ist ein Team aus Fachärzten der 24-Stunden Notfallambulanz ständig vor Ort. Prof. Dr. Markus Fischer bietet diagnostische und konservative Maßnahmen in den Bereichen Allergologie, Audiometrie/Neurootologie, Schlafmedizin, Sonografie, Stimme und Sprache, Vestibularisdiagnostik sowie Geruchs- und Geschmacksprüfung. Im operativen Bereich gehören die mikrochirurgische Mittelohrchirurgie, plastisch-kosmetische Operationen, die Chirurgie von Nase und Nasennebenhöhlen, die Mikrochirurgie des Kehlkopfs, Tränenwegschirurgie, Speicheldrüsenchirurgie sowie schlafbezogene Atmungsstörungen zu seinen Aufgaben. Ergänzend bietet er Uvulopalatopharyngoplastiken, Adenotomien und Tonsillotomien an.

Das Angebot von Dr. Jens-Peter Hittel umfasst Allergie-Testungen, die Endoskopie von Nase, Nasennebenhöhlen, Kehlkopf, Bronchien und Speiseröhre, Hirnstrom-Messung (EEG), Stimm- und Sprachdiagnostik, Tauchtauglichkeitsuntersuchungen, Ultraschalluntersuchung von Kopf, Hals und Schilddrüse. In seinem Spektrum finden sich außerdem kosmetische Operationen des Gesichts, speziell der Augenlider, Ohren und Nase. Außerdem ist Dr. Hittel bestellter Gutachter der Berufsgenossenschaften. 

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Damit Patienten kaum Schmerzen haben

Anästhesie und Intensivmedizin

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ie Abteilung für Anästhesie am St. Josefskrankenhaus spielt eine wesentliche Rolle in der Patientenversorgung. Die Ärztinnen und Ärzte sorgen dafür, dass Patienten ihre Operationen beschwerdefrei durchschlafen können oder dass Untersuchungen und Eingriffe bei wachen Patienten schmerzfrei verlaufen. In diesem Zusammenhang stehen modernste Methoden der Anästhesie und Schmerztherapie, unter anderem der individuelle Einsatz von Schmerzpumpen oder auch das Setzen einer Periduralanästhesie nicht nur für gebärende Frauen, zur Verfügung. Die Intensivmedizin gehört ebenso in den Aufgabenbereich der Anästhesie. Die perioperative Betreuung der Patienten beginnt mit einem ausführlichen Aufklärungsgespräch, führt über moderne Allgemeinnarkosen und ultraschallgesteuerten Regionalanästhesieverfahren bis hin zur postoperativen Nachbetreuung im Aufwachraum oder auf der Intensivstation und darüber hinaus bis zur Schmerztherapie noch Tage nach der Operation. In allen fünf Operationssälen stehen moderne Narkose- und Überwachungsgeräte zur Verfügung, um das höchste Maß an Sicherheit für die Patienten bei der Überwachung der lebenswichtigen Funktionen zu gewährleisten.

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Chefarzt bei der Anästhesie 


Überwachung während der OP 

Speziell orthopädische Patienten, die zum Beispiel eine Knie-Endoprothese erhalten oder am Sprunggelenk oder Fuß operiert werden, erhalten die Empfehlung eines Schmerzkatheters, der über eine vom Patienten selbst gesteuerte Pumpe zur Schmerzausschaltung beiträgt. Auch nach großen Baucheingriffen werden Schmerzpumpen eingesetzt. Zur Überwachung der Schmerzbehandlung leisten die Anästhesisten des St. Josefskrankenhauses einen Akut-Schmerzdienst, der die Patienten auf der Station regelmäßig besucht, und rund um die Uhr bei Bedarf gerufen werden kann.

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Schmerzpumpe zur individuellen Schmerzregulierung 

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Blick in die Intensivstation 

Auf der interdisziplinären Intensivstation, bestehend aus acht Intensivbetten und drei Überwachungsbetten werden schwerstkranke Patienten sowohl der operativen, als auch der internistischen Fachgebiete versorgt. Die organisatorische Leitung der Intensivstation obliegt der Anästhesie. Die Patienten werden auch hier mittels neustem universitär empfohlenen Standard der Medizin betreut und überwacht. Bei Bedarf werden auch verschiedene invasive und nicht-invasive Beatmungsformen angewendet. In enger Zusammenarbeit mit dem Nierenzentrum Heidelberg werden außerdem verschiedene Nierenersatzverfahren durchgeführt. Die Anästhesieabteilung des St. Josefkrankenhauses leistet somit einen großen Anteil zum sicheren und schmerzarmen Verlauf der operierten Patienten und betreut diese weit über die Zeit der eigentlichen Operation hinaus. 

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Der Blick durch den Menschen

Die Radiologie

Aufbau des neuen MRT 

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ls typisches Querschnittsfach ist die radiologische Abteilung des St. Josefskrankenhauses sowohl für die diagnostische als auch interventionelle Versorgung sämtlicher Kliniken des Hauses verantwortlich. Die Abteilung ist zugleich auch Dienstleister für benachbarte Kliniken wie zum Beispiel die Schmieder Klinik.

Darüber hinaus ist es in den letzten Jahren durch den Aufbau einer Ermächtigungsambulanz gelungen, die Radiologie des St. Josefskrankenhauses als feste Größe zu etablieren, da sie sowohl in der endovaskulären Versorgung der Patienten als auch in der invasiven onkologischen Diagnostik ein Alleinstellungsmerkmal unter den Heidelberger Kliniken aufweist, wodurch eine feste Bindung an niedergelassene Gefäßmediziner, Onkologen, aber auch Hausärzte erreicht werden konnte.

MRT im Einsatz 

Möglich wurde diese Entwicklung durch eine kontinuierliche Modernisierung der Abteilung dank entsprechender Investitionen. Besonders hervorzuheben sind die Inbetriebnahme des 64-Zeilen Computertomographen (2010), die Aufrüstung des 1,5 Tesla-MR-Tomographen (2013) sowie die Inbetriebnahme der hochmodernen Flachdetektor DSA-Anlage. 47


Eingriff interventionelle Radiologie 

Auswertung einer radiologischen Untersuchung 

2014/2015 erfolgte eine komplette Digitalisierung der konventionellen Röntgendiagnostik. Die Installation modernster Workstations und die gleichzeitige Einführung eines Radiologie-Informationssystems (RIS) sowie eines modernen Bildarchivierungssystems (PACS) garantieren einen optimalen Workflow. Das Leistungsspektrum der Radiologie im St. Josefskrankenhaus umfasst aktuell das gesamte Gebiet der diagnostischen und interventionellen Radiologie, Neuroradiologie, (ambulante) Gefäßintervention, kardiale- und gastrointestinale MRT, CT-Koronarangiographie, virtuelle Koloskopie sowie die komplette sonographische Diagnostik.

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Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau der interventionellen Radiologie, insbesondere im Bereich der Gefäßtherapie und der invasiven onkologischen Diagnostik. Durch die interdisziplinäre Verknüpfung von Gefäßchirurgie, Angiologie und interventioneller Radiologie ist es gelungen, im St. Josefskrankenhaus nicht nur die Versorgung von Aorten-, Viszeral- und Poplitealaneurysmen auf modernstem Niveau zu sichern, sondern insbesondere auch komplexere Eingriffe in hoher Qualität durchzuführen. Im Rahmen einer Kooperation mit dem DKFZ in Heidelberg werden regelmäßig Kollegen aus der radiologischen Abteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums an die Radiologie des St. Josefskrankenhaus abgeordnet, um die für den Facharzt notwendigen interventionellen Techniken zu erlernen. Durch eine spezielle Kooperation mit einem renommierten Biotechnologieunternehmen in Heidelberg ist es gelungen, die mikrokathetergesteuerte Implantation von Stammzellen, insbesondere in die Bauchspeicheldrüse zur Therapie der Typ II Diabetes, routinemäßig zu etablieren. Aktuell werden am St. Josefskrankenhaus die meisten derartigen Stammzellenimplantationen in ganz Baden-Württemberg durchgeführt. 

Beispiel für den Einsatz von maßgeschneiderten Hauptschlagaderprothesen im Bereich der Beckenschlagadern. Beim schonenden Verfahren der Interventionellen Radiologie können diese ohne Schnitt über Katheterpunktion eingeführt werden: Vor (links)und nach (rechts) der Behandlung. 

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Wenn’s schnell gehen muss

Interdisziplinäre Notfallambulanz

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Betrieb vor der Notfallambulanz 

n der interdisziplinären Notaufnahme ist rund um die Uhr ein eingespieltes Team von Fachärzten aus Chirurgie und Innerer Medizin, Pflegekräften und Arzthelferinnen tätig. Durch das fachübergreifende, gemeinsame Vorgehen werden unnötige Doppeluntersuchungen vermieden und eine schnelle und zielgerichtete Behandlung ermöglicht. Aufnahme, Diagnostik und Therapie liegen auf einer Ebene dicht beieinander. Radiologische Diagnostik und Laboruntersuchungen können dort sofort ausgewertet werden. Eine Ablauforganisation regelt die Vorgehensweise von der Patientenaufnahme über die Diagnostik und Therapie bis hin zur Entlassung des Patienten. 

… wenn jede Sekunde zählt! 

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Wo Spezialisten am Tisch stehen

Wo Reinlichkeit oberste Priorität hat

OP-Bereich

Sterilgutversorgung

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Konzentration ist gefragt beim Siebe-Packen 

n den fünf hochmodernen OP-Sälen des St. Josefskrankenhauses ist immer etwas los: von der Entfernung eines Blinddarms über eine Ballondillatation der Herzkranzgefäße bis hin zum Kniegelenksersatz arbeiten Chirurgen und OP-Pflegekräfte gemeinsam im Herzstück des Krankenhauses. Neben den Operateuren der verschiedenen Fachbereiche sind es 14 speziell ausgebildete OP-Pflegekräfte, welche die Säle herrichten, Besteck bereitlegen und anreichen oder als Schnittstelle zwischen Anästhesie, Chirurgie und Pflege auftreten. 

V

ier Mitarbeiter arbeiten in der zentralen Sterilgutversorgungsabteilung (kurz ZSVA oder auch Zentralsterilisation) daran, medizinische Instrumente und OP-Bestecke hygienisch einwandfrei zu halten. Dabei erfüllen die ausgebildeten Kräfte noch deutlich mehr Aufgaben: Reinigung, Desinfektion und Sterilisation einerseits, andererseits stehen aber auch Pflege, Sortierung und Bereitstellung der Medizinprodukte in ihrer Verantwortung.

Nach einer Operation kommt das benutzte Operationsbesteck in den unreinen Bereich der ZSVA, wo es nach Herstellerangaben zerlegt und schwer zugängliche Stellen per Hand vorgereinigt werden. Die weitere Reinigung erfolgt in einem hochtechnischen Reinigungsund Desinfektionsgerät, das einem Geschirrspüler ähnlich ist. Am Ende prüfen die Mitarbeiter das Sterilgut auf korrekte Reinigung und Funktionsfähigkeit. Anschließend wird es logistisch: Packlisten geben vor, wie die Sets (meist Siebe genannt) aus Instrumenten zu packen sind.  51


Pflegedienst

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Mit Herz und Verstand im Dienst des Patienten

Die Pflege

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ie Patienten beim Gesundwerden begleiten: Das ist Aufgabe des Pflegedienstes, der mit etwa 120 Mitarbeitern die größte und patientennaheste Berufsgruppe im St. Josefskrankenhaus darstellt. Die Pflegekräfte leisten durch ihre fachkompetente und menschliche Betreuung einen wesentlichen Beitrag zum Genesungsprozess der Patienten. Diese bekommen rund um die Uhr Unterstützung in allen Bereichen des täglichen Lebens. Die Pflegekräfte helfen beim Aufstehen, bei der Körperhygiene, beim Toilettengang oder bei der Einnahme der Mahlzeiten, wechseln Verbände oder verabreichen nach ärztlicher Anordnung Medikamente. Die Förderung beziehungsweise Wiederherstellung einer größtmöglichen Selbständigkeit zur Bewältigung der Aktivitäten im Alltag ist eines der pflegerischen Hauptziele.

Das Wohl des Patienten im Blick haben 

Pflege ist ein verantwortungsvoller Beruf und eine Berufung 

Der Pflegedienst stellt außerdem ein wichtiges Bindeglied zwischen Patienten, Angehörigen und dem ärztlichen Bereich sowie den unterschiedlichen Diagnostik- und Therapieeinrichtungen dar – sowohl während des Krankenhausaufenthaltes als auch für die nachstationäre Versorgung. 

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Fach- und Sozialkompetenz für junge Menschen

Gesundheits- und Krankenpflegeschule

Louise von Marillac-Schule in Heidelberg: Hier macht das Lernen Spaß 

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m 15. März 2010 wurde die Krankenpflegeschule am St. Josesfkrankenhaus in Louise von Marillac-Schule, Bildungseinrichtung für Gesundheitsberufe umbenannt. Dieses Datum ist auch der 350. Todestag der Namensgeberin. Louise von Marillac ist die Patronin aller in der sozialen Arbeit Tätigen. Der neue Name unterstreicht das Anliegen der Einrichtung, die Stärken der Tradition mit den modernen Herausforderungen bei der Bildung junger Menschen zu verbinden. Die Schule am St. Josefskrankenhaus wurde vom Orden der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul bereits 1964 gegründet und startete unter der Leitung einer Unterrichtsschwester mit 20 Ausbildungsplätzen. Diese wurden kontinuierlich bis 1980 auf die heutige Anzahl von 66 Ausbildungsplätzen ausgebaut. Mit der Erweiterung der Ausbildungskapazität vergrößerte sich auch Schritt um Schritt das Team der Lehrerinnen für Pflegeberufe auf drei Lehrkräfte.

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Praxisanleitung am Patienten 

Ihre praktische Ausbildung absolvieren die Auszubildenden der Louise von Marillac-Schule sowohl am St. Josefskrankenhaus selbst wie auch in kooperierenden Einrichtungen der stationären Pflege, in Rehabilitationskliniken, der häuslichen Pflege, im Hospiz, in Kindergärten sowie bei niedergelassenen Hebammen. Unterstützt durch Praxisanleitung und Praxisbegleitung wird den Auszubildenden in diesen Einsatzgebieten ermöglicht, die im Unterricht erworbenen Kenntnisse zu vertiefen und ihre Handlungskompetenz auszubauen. Lerngespräche und spezifische Praxisaufträge in jedem Einsatz unterstützen dabei die Auszubildenden in ihrem Lernvorhaben. 

Anschauliche Lehrmethoden 

So lernten die „Schwestern“ damals: ca. 1965 

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Keine Chance für Viren und Bakterien

Hygiene

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irgends ist Hygiene wichtiger als im Krankenhaus, denn nur so können Infektionen der Patienten und des Personals vermieden werden. Zu den zentralen Elementen des Hygienemanagements zählen die Erarbeitung von Hygieneplänen, die regelmäßige Schulung des Personals, die Kontrolle des Hygienestatus durch Begehungen und mikrobiologische Untersuchungen sowie das Management beim Auftreten von Infektionskrankheiten oder multiresistenten Erregern. Zur Wahrnehmung dieser vielfältigen Aufgaben verfügt das St. Josefskrankenhaus über eine staatlich anerkannte Hygienefachkraft, hygienebeauftragte Ärzte und Pflegekräfte sowie eine beratende (externe) Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Hygiene und Umweltmedizin. Da die meisten Infektionen durch die Hände übertragen werden, beteiligt sich das St. Josefskrankenhaus an der Aktion Saubere Hände, deren Ziel es ist, Händedesinfektion als einen Schwerpunkt für mehr Qualität und Sicherheit in der Patientenversorgung deutscher Krankenhäuser zu etablieren. 

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Händedesinfektion 

Schutzmaßnahmen bei Infektionskrankheiten 

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... sonstige Bereiche

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Schnelle Genesung

Die Physikalische Therapie

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Gezielte Übungen helfen den Patienten ... 

m St. Josefskrankenhaus arbeitet ein Team aus sechs erfahrenen und engagierten Physiotherapeuten, die die klinische Versorgung und Genesung der Patienten mit einer Vielzahl von Therapien unterstützen. Durch eine individuelle Behandlung soll der Patient in einen möglichst schmerzfreien und selbstständigen Zustand versetzt werden, um ihn auf die Anforderungen des Alltags nach der Entlassung vorzubereiten. Gerade älteren Menschen wird so ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Die Physiotherapeuten sind als Querschnittsdisziplin in allen Fachabteilungen des Hauses tätig. Die Nachbehandlung von Hüft- und Kniegelenksoperationen, Bandscheiben- und Wirbelsäuleneingriffen gehört ebenso zu ihren Aufgaben wie Atemtherapie und Heiße Rolle bei Atemwegserkrankungen, das Trainieren von Treppensteigen, Fußzonenreflexmassage oder Lymphdrainage.

... wieder auf die Beine zu kommen 

Das Therapieangebot umfasst außerdem kraniosakrale Therapie, Kinesiologie, Bobath, funktionelle Bewegungslehre (FBL) und manuelle Therapie. 

Das Team der Physiotherapie 

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Blick auf die Details

Das Labor

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Tägliche Laborarbeit 

ie Anfänge des Labors liegen in den 60er Jahren, als Schwester Ermenhild in den Kellerräumen ein Labor eingerichtet und geführt hat. Sie selbst war als medizinisch-technische Assistentin ausgebildet und führte damals noch wenige Laborparameter durch: Blutbild, Urinwerte und Elektrolyte konnte man jederzeit bestimmen, notfalls auch nachts. In den folgenden Jahren wurde das Untersuchungsspektrum des Labors sukzessive erweitert: Zunächst konnten Gerinnung und Elektrophorese, viele klinisch-chemische Parameter und auch Blutgruppen bestimmt werden. Später kamen neue immunologische Tests dazu, Blutgasbestimmungen, Rheumafaktoren und Exoten wie Magensaftbestimmung, Malaria, Wurmeier oder osmotische Resistenzbestimmung erweiterten das Programm.

Mitte der 80er Jahre begann die Automatisierung der Arbeit in der klinischen Chemie. Nach und nach gab es für fast jeden Arbeitsbereich automatisierte Methoden und neu entwickelte Geräte. 1996 hielt die EDV Einzug in das Labor, so dass heute Laborwerte auf Station sofort in der EDV sichtbar sind, sobald sie im Labor fertiggestellt und validiert wurden.

1995 übernahm das Labor Dr. Limbach und Kollegen das Labor. Es erfolgte eine Neuorganisation, das Spektrum veränderte sich, aber das Labor blieb im Haus. Es ist weiterhin rund um die Uhr besetzt, auch an Wochenenden und Feiertagen, und bietet ein sehr breites Spektrum an Parametern.

Angeboten werden viele Untersuchgen aus der klinischen Chemie, zahlreiche immunologische Tests sowie Urindiagnostik. Weitere Bereiche stellen die Gerinnungsdiagnostik und die Hämatologie dar. Das St. Josefskrankenhaus verfügt somit über ein modernes, gut ausgestattetes und effizientes Labor, das vor allem auch den Anforderungen einer Notfallambulanz und einer großen Intensivstation entspricht.  59


Fleißige Helfer im Hintergrund

Damit alles rund läuft

Reinigungsdienst und Hauswirtschaft

Technik

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auberkeit und Hygiene sind in einem Krankenhaus zwar eine Selbstverständlichkeit, doch sie kommt nicht von alleine. Der hauseigene Reinigungsdienst putzt nach strengen Reinigungs-, Hygiene- und Desinfektionsplänen, die gemeinsam mit der Hygienefachkraft des Hauses nach Richtlinien des Robert Koch Instituts (RKI) erarbeitet werden. Zu den weiteren Aufgabengebieten gehören die Wäscheversorgung des gesamten Krankenhauses sowie diverse Transportdienste. Das Hauswirtschaftsteam ist außerdem verantwortlich für die Vor- und Nachbereitung sämtlicher Veranstaltungen im Haus. In enger Zusammenarbeit mit der Küche übernimmt es dabei den hervorragenden Service.  Hygiene und Sauberkeit 

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ür reibungslose Abläufe braucht es jemanden, der alle Rädchen im Getriebe kennt. Das Technik-Team sorgt dafür, dass die technischen Systeme des St. Josefskrankenhauses störungsfrei ineinander greifen. Sanitär-, Heizungs-, Lüftungs-, Dampf- und Kühlungsanlagen sowie Strom, Kommunikationstechnik, Brandschutz und Aufzüge stehen unter ständiger Überwachung und Kontrolle.

Durch ein modernes Gebäudeleitsystem können Störungen schon im Vorfeld schnell und zielsicher erkannt und beseitigt werden. Um dies zu gewährleisten, steht unser Technik-Team 24 Stunden täglich zur Verfügung. Nach Möglichkeit wird auch jede Reparatur in der hauseigenen Werkstatt durchgeführt. Tropfende Wasserhähne, kaputte Schranktüren oder ein Rollstuhl, der nicht mehr funktioniert – die Technik-Mannschaft wird es richten. 

Hier laufen alle Drähte zusammen 


Damit’s richtig schmeckt

Die Küche

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Freude an der Küchenarbeit 

äglich frisch auf den Tisch! lautet das Motto des Küchenteams im St. Josefskrankenhaus. Die fleißigen Köche und Küchenhelfer bieten den Patienten und Mitarbeitern täglich eine ausgewogene und vitaminreiche Auswahl an verschiedenen Gerichten, die auf die jeweilige Saison abgestimmt sind. So werden etwa im Frühling Spargel oder im Herbst Kürbis- und Pilzgerichte angeboten. Die Frische der Lebensmittel steht dabei im Fokus. Diese werden überwiegend aus der unmittelbaren Nachbarschaft bezogen: Die kurzen Transportwege der Waren gewährleisten bestmögliche Qualität und optimale Frische. Eine schonende Zubereitung der Speisen ist oberstes Gebot, denn nur so können Geschmack und Frische richtig wahrgenommen werden. Selbstverständlich umfasst das Angebot auch verschiedene Portionsgrößen sowie Sonderkostformen, zum Beispiel für Diabetiker. Diese werden durch speziell ausgebildete Diätköche und Diätassistentinnen in Form von Schonkostgerichten zu jeder Mahlzeit zubereitet. 

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… bis ins kleinste Detail ! 

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Den ganzen Menschen im Blick

Die KrankenhausSeelsorge Zuhören können, miteinander sprechen – Seelsorge im St. Josefskrankenhaus 

bietet in entsprechenden Situationen Begleitung an. Dabei ist sie darauf angewiesen, dass das Klinikpersonal die religiösen Bedürfnisse der Patienten erkennt, respektiert und gegebenenfalls an die Seelsorge weiterleitet. Selbstverständlich ist die Seelsorge auch offen für die Sorgen und Anliegen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Mitarbeiter der Seelsorge tragen auch zur Entscheidungsfindung in ethischen Konflikten bei wie etwa im klinischen Ethik-Komitee. Durch die Mitarbeit im Heidelberger Klinikseelsorgerufdienstteam wird sichergestellt, dass Seelsorge im St. Josefskrankenhaus rund um die Uhr verlässlich erreichbar ist Durch die Mitarbeit als Dozent für Ethik in der Louise von Marillac-Schule trägt der Klinikseelsorger zur Vernetzung der hauseigenen Bildungseinrichtung und dem Krankenhaus bei. Seit Januar 2000 wird ebenfalls das Hospiz Louise durch den Klinikseelsorger betreut.

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n den zurückliegenden 125 Jahren haben sich die Bedingungen für die kirchliche Seelsorge sehr verändert – nicht aber deren biblische Grundlage: Kranke aufzusuchen, ihnen beizustehen (vgl. Mt 25,36; Jak 5,14).

Durch die Schaffung einer eigenen Klinikseelsorgestelle im März 1987 trug der Orden der Barmherzigen Schwestern von Freiburg diesen Veränderungen in Kirche und Gesellschaft und den damit verbundenen Erwartungen an den seelsorgeri62 schen Dienst im Krankenhaus Rechnung.

In der Mitverantwortung für die christlichen Grundhaltungen im konfessionellen Krankenhaus bringt die Seelsorge auch den prophetisch-kritischen Beitrag der biblischen Botschaft in den Krankenhausalltag ein. Die Krankenhausseelsorge leistet einen wesentlichen Beitrag zu den vielfältigen Bemühungen der verschiedenen Berufsgruppen um den kranken Menschen. Unabhängig von kirchlicher Bildung, spiritueller Ausrichtung oder Schwere der Erkrankung steht das Angebot der Seelsorge allen offen. Als Ansprechpartner für die religiösen und existentiellen Fragen der Kranken und ihrer Angehörigen kooperiert die Seelsorge mit den ärztlichen, pflegerischen und psychosozialen Diensten und

Sie wirkt mit an einem guten Klima im Haus, in der Mitarbeiterschaft und unter den Patienten. Besuch und Gespräch, Gebet und Gottesdienst sind unverzichtbare Elemente der Seelsorge. Sie bedürfen geschützter Räume und Zeiten. Diesen Schutz gewährt das St. Josefskrankenhaus. 

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Fragen des Leben

Das Ethikkomitee

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ie lange soll ein Komapatient, bei dem keine Hoffnung mehr auf Heilung besteht, künstlich am Leben erhalten werden? Soll man als Kind einer demenzkranken, hoch betagten Mutter einer lebens-, aber gegebenenfalls auch leidensverlängernden Therapie zustimmen? Fragen wie diese betreffen Patienten, deren Angehörige, aber auch die Mitarbeiter des Krankenhauses. Fragen, deren Antwort nicht leicht fällt – gerade, wenn es um Gesundheit und Krankheit oder sogar um Leben und Tod geht. In diesen Fällen hilft das Ethikkomitee des St. Josefskrankenhauses, das 2014 ins Leben gerufen wurde.

Das Ethikkomitee ist ein unabhängiges Beratungsgremium bestehend aus Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen. Die Mitglieder wurden für ihre Aufgaben gezielt weitergebildet und sind nur ihrem Gewissen verpflichtet. Es dient in erster Linie der Beratung im Einzelfall. Patienten, Angehörige sowie Mitglieder des Behandlungsteams erhalten dadurch die Gewissheit, dass ihre Anliegen ernst genommen und von möglichst vielen Seiten betrachtet werden. Das Wohl und der Wille der Patienten stehen dabei immer im Vordergrund. Durch Weiterbildungen der Klinikmitarbeiter, Vorträge und Symposien sowie durch persönliche Gespräche trägt das Komitee zur stetigen Verbesserung eines würdigen Umgangs mit den Patienten und untereinander bei.

Mitglieder des Etikkomitees 

Das Ethikkomitee nimmt sich auf Anfrage eines Patienten, Angehörigen oder Mitarbeiters der Situationen an, in denen Medizin, Pflege, Ethik und Recht kollidieren. Diese Situationen sind häufig heikel und tragisch – in erster Linie sind sie jedoch vor allem eines: real. Die täglichen Entscheidungen in Medizin und Pflege können nicht unabhängig von den Wertvorstellungen der Betroffenen gefällt werden. Dabei ist für die Mitglieder des Ethikkomitees wichtig, dass die theoretische Erörterung der Dilemmasituation in der Praxis umsetzbar ist. Sie muss zu einem Ergebnis führen, das von allen Beteiligten akzeptiert und befolgt werden kann. Ziele des Ethikkomitees sind vor allem die Stärkung und Konkretisierung von Verantwortung, Selbstbestimmung, Vertrauen, Respekt, Rücksicht und Anteilnahme als gelebte moralische Werte im Stationsalltag. 

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Den verbleibenden Tagen mehr Leben gebe

Hospiz Louise

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Ein Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut die Hospiz-Gäste 

as Hospiz Louise wurde 1992 gegründet. Der Name geht auf Louise de Marillac zurück, die sich im 17. Jahrhundert für arme und kranke Menschen einsetzte. Nach ihrem Vorbild entwickelte sich später der Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul. In dieser Tradition steht auch die heutige Hospizbewegung: In Einrichtungen wie dem Heidelberger Hospiz Louise verbringen schwer kranke Menschen ihre letzte Lebensphase. Manchmal sind es nur wenige Stunden, manchmal auch Monate – aber immer in einer besonderen, der Situation angemessenen Atmosphäre und stets in der Obhut einfühlsamer und gut ausgebildeter Mitarbeiter.

Das Gebäude, in dem das Hospiz Louise untergebracht ist, ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Deshalb hat man mit dem Umbau eines größeren und besser geeigneten Gebäudes begonnen, in welches das Hospiz Louise Anfang 2016 umziehen wird. Auch dort soll der Charakter des Hospizes erhalten bleiben: Im Herzen der Heidelberger Weststadt wird es für maximal acht Gäste ein wohnliches und freundliches Umfeld für den letzten Lebensweg sein. Menschen unabhängig von ihrer Religion, Nationalität und Herkunft werden dort begleitet. Die Gäste werden ganzheitlich und persönlich betreut. Eine stadiengerechte 64 und wirksame Schmerztherapie ist da-

bei ein besonderes Anliegen, das durch die betreuenden Palliativmediziner und Hausärzte gewährleistet wird. Die erfahrenen und qualifizierten Pflegefachkräfte gehen individuell auf die körperlichen, seelischen, spirituellen und lebenspraktischen Bedürfnisse der Gäste ein. Seelsorge, Musik- und Physiotherapie gehören zu den Angeboten. 

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Engagement im Ehrenamt

Die Grünen Damen

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us dem Klinik-Alltag sind die ehrenamtlich engagierten Grünen Damen nicht mehr wegzudenken. Seit 1986 leisten die derzeit 28 Mitarbeiterinnen im St. Josefskrankenhaus ihren Dienst zum Wohle der Patienten. Man findet sie auf den Stationen beim Besuchsdienst, beim Austeilen der Zwischenmahlzeit, im Patienten-Begleitdienst, in der Ambulanz oder beim Empfang. Oft nehmen sie sich Zeit für ein persönliches Gespräch, für kleine Dienste, Besorgungen oder Spaziergänge. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sind außerdem Ansprechpartner für Angehörige und Bindeglied zwischen Ärzten bzw. Pflegekräften und Patient; auch stellen sie Kontakte zum Sozialdienst und der Klinikseelsorge her. 

Persönlicher Kontakt und Zuwendung sind sehr wichtig 

Die Grünen Damen bei einem Ausflug nach Straßburg 2015 

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© Oktober 2015 bei St. Josefskrankenhaus Heidelberg GmbH Landhausstraße 25 69115 Heidelberg · Weststadt Deutschland Telefon +49 (0) 6221 5260 Telefax +49 (0) 6221 526960 info@st.josefskrankenhaus.de www.st.josefskrankenhaus.de Geschäftsführer: Manfred Albrecht Konzeption und Redaktion: Melanie Nily und Christian Klehr Fotos u.a.: St. Josefskrankenhaus GmbH, Michael Spiegelhalter (Merdingen), wikipedia.de Illustration: BPS Freiburg Konzeptionelle Mitarbeit: BPS Freiburg Gesetzt in der Myriad Pro, Initialen Minion Pro Printed in Germany Druckerei Schwarz auf Weiß Litho und Druck GmbH, Freiburg

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Layout, Beratung und DTP-Reinzeichnung: Johannes Klatt TypoGrafik Bad Krozingen|Tunsel

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‌ gemeinsam handeln

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