GASTRO das Fachmagazin 6/19

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Es geht auch ohne Pizza Kinderessen auf dem Prüfstand! Kinder und gesundes Essen haben ein ganz eigenes Verhältnis zueinander. Meist schmeckt nicht, was gesund ist und vice versa ist das Schmackhafte oft nicht gesund. Optik spielt dabei eine wesentliche Rolle und so legt Ernährungsexpertin Ursula Weixlbaumer-Norz auch großen Wert auf das Anrichten. Im Gespräch mit Gastro Redakteurin Petra Pachler hat sie ihre Philosphie für gesundes Kinderessen dargelegt und auch, wie Gastronomen dieses am besten um und in Szene setzen.

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Denn bekanntlich isst das Auge mit, und auf Kinder trifft das doppelt zu.

Was bei erwachsenen Gästen schon längst Standard ist, erreicht nun – man möchte fast sagen endlich – auch das Kinderessen: Qualität, die eine Zertifizierung hat und bei der Gäste auf entsprechende Kriterien vertrauen können. Mit „Ausgezeichnetes Kinderessen“ wurde ein Label geschaffen, dessen Kriterien von den beiden Fachleuten Ursula Weixlbaumer-Norz, Expertin im strategischen Kinder- und Familienmarketing, und Manuel Schätzer, Ernährungswissenschafter bei SIPCAN, der Initiative für ein gesundes Leben, festgelegt wurden. Was gutes Essen ausmacht, ist schnell definiert: Frisch, regional und saisonal soll es sein und aus hochwertigen Zutaten bestehen. Was beim Kinderessen in der AußerHaus-Verpflegung aber nicht der Realität entspricht, denn dieses wird seit je her von Schnitzel, Würstel und Pommes dominiert. Dass ein Umdenken in diesem Bereich dringend notwendig ist, zeigen die neuesten Zahlen einer aktuellen WHO-Studie, laut der bereits ein Drittel aller 6 bis 18jährigen übergewichtig ist.

Essen wie zu Hause! Dabei kann es eigentlich ganz einfach sein, auch außer Haus gesundes Essen anzubieten. Nämlich dann, wenn so gekocht wird, wie zu Hause, denn in privaten Haushalten wird bereits stark auf gesundes (Kinder)Essen geachtet. Ursula Weixlbaumer-Norz gibt nun mit ihrer Initiative „Ausgezeichnetes Kinderessen“ der Hotellerie und Gastronomie die entsprechenden Module in die Hand. Die Expertin schult Gastronomen und Köche für gesunde Speisen, entwickelt Rezepte und Ideen und gibt Tipps für das Anrichten von kindgerechten Speisen.

Lebensmittel: wertvoll und gut Österreich ist Vorreiter in Sachen gesunder Lebensmittel und die Gastronomie ist gefordert, dieses Thema endlich auch fachspezifisch auf das Kinderessen auszuweiten, wie Ursula Weixlbaumer-Norz betont. Gesundes Essen im Urlaub und in der Freizeit werden verstärkt nachgefragt, und das birgt durchaus auch Potenzial für mehr Umsatz in der Gastronomie. Die Motivation von Weixlbaumer-Norz, gemeinsam mit SIPCAN diese Initiative zu gründen, ist klar: Neben ihrer persönlichen Leidenschaft für qualitätsvolles Kinderessen ist es die Möglichkeit für die Gastronomie, sich mit der

Qualitätsmarke „Ausgezeichnetes Kinderessen“ einen Mehrwert zu schaffen und sich von der Masse abzuheben.

Die Vorteile für die Gastronomie Was hat die Gastronomie nun von dieser Initiative? Sie schafft sich mit dem Label ein Alleinstellungsmerkmal, das für Gäste ein wichtiges Entscheidungskriterium sein kann. Und sie hat die Möglichkeit, ihr Engagement in diesem Bereich auch sichtbar zu machen und den Eltern zu sagen: „Hier gibt es gesundes Essen für eure Kids!“ Drei Betriebe führen derzeit diese Auszeichnung, und sie alle berichten ausnahmslos positiv über die Umstellung beim Kinderessen. Mit dabei ist unter anderem auch das Vitalhotel der Parktherme Bad Radkersburg mit seinen Restaurants und Claudia Wendner, Direktorin des Vitalhotels, zieht eine positive Bilanz: „Durch die Unterstützung in der Umsetzung durch SIPCAN ist es gelungen, uns von anderen ähnlichen Anbietern in Österreich abzusetzen“.

Nicht übertreiben

Bild: Weixelbaumer-Norz

GASTRO 06/2019 | AUS DER BRANCHE

Bild: Parktherme Bad Radkersburg

Ursula Weixlbaumer-Norz, Expertin im strategischen Kinder- und Familienmarketing: „Schulen und Kindergärten bemühen sich massiv um gesundheitsförderndes Essen. Auch die Gastronomie muss in die Zukunft denken!”

„Das Potenzial von kindgerechtem Essen wird völlig unterschätzt“, meint Manuel Schätzer. Wenn etwa ein Gastronom sagt, dass die Kinder gesunde Speisen „nicht annehmen, wird entweder die Zielgruppe nicht verstanden oder die Küche setzt sich nicht wirklich mit dem Thema Kochen auseinander. Das Ziel ist also auch, in der Gastronomie eine kulinarische Kultur mit weniger Fett und Zucker zu pflegen und dazu beizutragen, dass sich der Geschmack der Kinder entwickelt“! Kinderessen darf weder fad schmecken noch so aussehen. „Die Gastronomie hat hier eine schier


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