Heft 4, 2012

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Nr. 4 | 2012

MENSCHEN FĂœR ANDERE Das Magazin der Jesuitenmission

Ein Licht strahlt auf


EDITORIAL

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Missionare und Partner weltweit! Die Gefühle, die Menschen angesichts des Kindes in der Krippe bewegen, sind Staunen und die Frage: „Was wird aus diesem Kind wohl werden?“ Mit dieser erwartungsvollen Haltung blicken wir auf unsere Freunde und Projektpartner im Osten. Wir stehen an der Wiege der neuen Entwicklungen in unserer Welt. Es ist eine hoffnungsvolle Zeit der frohen Erwartung - des Advent. Wir müssen keine Trendforscher sein um eine Verlagerung der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Schwerpunkte Richtung Asien zu erkennen. Die Weltwirtschaft erhofft sich neue Impulse aus dem Osten. Dass diese Hoffnung ambivalent ist, wissen wir alle. Viele beobachten den ungebremsten, kapitalistisch-orientierten Aufschwung in China und anderen asiatischen Ländern mit gemischten Gefühlen. Bei Projektbesuchen in Myanmar, Osttimor, Kambodscha und China, den uns anvertrauten „Missionsgebieten“, erlebe ich hautnah die Geburtswehen neuer Länder. Die Gesellschaften sind geprägt von jungen Menschen und Kindern. Hoffnungsträger, deren Zukunft offen ist. Unser Weihnachtsheft lädt Sie ein, den Hoffnungsträgern ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Das Kind in der Krippe braucht Eltern, Weise aus fernen Ländern, den Segen der Vorfahren. Das Kind in der Krippe von Betlehem wurde zum Licht für die Welt. Ich danke Ihnen für Ihre beständige und treue Unterstützung und Hilfe. Sie ermöglichen damit vielen armen Menschen einen Start ins Leben. Viel Segen in dieser Weihnachtszeit und im Neuen Jahr

Hans Tschiggerl SJ MENSCHEN FÜR ANDERE

Impressum

JESUITENMISSION - MENSCHEN FÜR ANDERE, 2012 - Heft 4 Medieninhaber und Herausgeber: Missionsprokur der Gesellschaft Jesu in Österreich, Mag. Johann Tschiggerl SJ, Dr. Ignaz Seipel Platz 1, A-1010 Wien, Tel +43 01 5125232-56, office@jesuitenmission.at, www.jesuitenmission.at, Redaktion und Gestaltung: P. Johann Tschiggerl, Marie Eleonore Liechtenstein &Team, Druck: LDD Communication, Ziel der Publikation: Information der Spender über die aktuellen Entwicklungen in den Hilfsprojekten. Bildnachweis: Jesuitenmission

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DVR 0029874 (234), P.b.b. Verlagsort 1010 Wien GZ 02Z032649M. ZVR Zahl 530615772, SO 1345 MENSCHEN FÜR ANDERE

MYANMAR Aufbruch in die Zukunft Seit das jahrzehntelang politisch und wirtschaftlich isolierte Burma vor einem Jahr auf Reformkurs gegangen ist, verändert sich das ostasiatische Land rasant. Es herrscht Goldgräberstimmung. Doch nur, wenn die gesamte Bevölkerung am Aufschwung teilhaben kann, ist eine nachhaltige Entwicklung möglich. Pater Hans Tschiggerl SJ besuchte Myanmar. Es passiert enorm viel in diesem Land. Unerwartete Freiheiten entstehen. So konnte ich zusammen mit meinen Mitbrüdern das Irrawaddy-Delta besuchen, das 2008 von Zyklon Nargis schwer verwüstet wurde und bislang für ausländische Besucher nicht zugänglich war. Für den westlichen Reisenden ist Burma eine Traumdestination, die viele Sehnsüchte nach dem exotisch-asiatischen zu erfüllen vermag. Dabei ist die Tatsache, dass in Burma die Zeit stehen geblieben ist, auf Umstände wie die britische Kolonialzeit bis 1948 und dann vor allem auf die Militärdiktatur von 1962 bis 2010 zurückzuführen. Myanmar er-

füllt alle Klischees eines exotischen Landes: unendliche Reisfelder, die noch mit Ochsenkarren bewirtschaftet werden, Bilderbuch-Buddhismus mit unzähligen goldenen Pagoden und safranrot gewandeten Mönchen, prachtvolle Kolonialbauten. Gleichzeitig ist das Militär allgegenwärtig, die Überwachung spürbar. Es ist eine zerrissene Wirklichkeit. Aung San Suu Kyi Am 16. Juni dieses Jahres konnte Aung San Suu Kyi in Oslo die Vorlesung zum ihr 1991 zugesprochenen Friedensnobelpreis halten. The Lady, wie Aung San Suu Kyi vom Volk lie3


BURMA

Lehrer einer Schule, die von der Jesuitenmission nach dem Zyklon Nargis aufgebaut wurde

Aung San Suu Kyi, liebevoll „The Lady“ genannt, ist in vielen Haushalten präsent.

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Burma und die Jesuiten Die ersten Jesuiten erreichten Burma auf ihrem Weg nach Südostasien um 1600 und etablierten dort erste christliche Gemeinschaften. Kurz später wurden sie jedoch des Landes verwiesen. Nach der Unabhängigkeit 1958 baten die Bischöfe um einige Jesuiten für die Priesterausbildung. Amerikanische Jesuiten der MarylandProvinz engagierten sich mit großem Eifer am Nationalen Priesterseminar in Yangon, das heute noch besteht, und waren hoch angesehen. Mit dem Militärputsch 1962 verschärfte sich bevoll genannt wird, ist die einzige die politische Situation in Burma; Person, die uneingeschränkte Glaub- 1966 wurde der letzte Missionar des würdigkeit besitzt. Ihr Vater hatte ge- Landes verwiesen. 1996 konnten erstgen die Briten um die Unabhängig- mals wieder Bischöfe zum Ad-liminakeit des Landes gekämpft und wäre Besuch nach Rom reisen. Dort baten wohl erster Präsident geworden, hät- ehemalige Schüler Pater General ten ihn nicht die kommunistischen wieder einige Jesuiten nach Myanmar Rebellen ermordet. Sie selbst lebte zu senden. 1998 eröffnete ein Mitin London ein unauffälliges Leben an bruder aus Indonesien das erste Noder Seite ihres britischen Mannes bis viziat. Heute sind 35 junge Männer sie 1988 nach Burma zurückkehrte, in Ausbildung. Im September wurum ihre kranke Mutter zu pflegen. de der erste Diakon geweiht, 2013 Bald wurde sie zur Ikone der Opposition. Es folgten 15 Jahre Hausarrest. Auch wenn sie während dieser Zeit nicht politisch aktiv werden konnte, gab allein ihre Präsenz dem Land in den schwierigen Zeiten eine Hoffnungsperspektive. Jetzt ist „The Lady“ wieder vermehrt in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Eine Wohltat für das Volk, zu merken, dass es nicht ganz in Vergessenheit geraten war. Aung San Suu Kyi wird im Land integrativ wirken und durch den Kontakt zu verschiedenen Gruppierungen die einzelnen Stämme einen können. Die burmesische Regierung hat sich inzwischen sogar bereit erklärt, sie als nächste Präsidentin aufzustellen.

Myanmar wird er Priester. werden. Die neuen Möglichkeiten inspirieren die Mitbrüder. Man wagt es, in größeren Dimensionen zu denken. Bisher wurden die Jesuiten lediglich geduldet, sie besitzen aber keinerlei Rechtssicherheit. Ihre Stellung ist verletzlich, weil sie jederzeit des Landes verwiesen werden könnten. Im Rahmen der zunehmenden Freiheiten intensivieren sie ihren Wirkungskreis und loten ihren Spielraum aus. Schließlich warten 35 lokale und solid ausgebildete Jesuiten auf ihren Einsatz. Hoffnung für eines der ärmsten Länder der Welt Die Reform soll wirtschaftlichen Aufschwung und Wohlstand bringen. Jesuiten möchten ihren Beitrag für die Zukunft des Landes leisten,. schwerpunktmäßig in der Bildung der Bevölkerung und des Klerus und im Gesundheitswesen. In Yangon und in Taunggi wurden sogenannte «English-Language-Institutes» gegründet – Privatschulen sind in Burma verboten –, die neben den klassischen Sprachkursen auch in zwei- und vierjährigen Lehrgängen junge Frauen und Männer mit dem College ähnlichen Curriculum für eine spätere Unterrichtstätigkeit befähigen. Ein weiteres Institut bildet paramedizinisches Personal aus, das sich in entlegenen Gebieten für die Gesundheitsfürsorge engagieren soll. Schätzungsweise dreißig Prozent der Studierenden an unseren Lerninstituten stammen aus der Elite. Es ist für die zukünftigen Leader der Gesellschaft wichtig, mit christlichen Werten in Berührung zu kommen. Und sie tragen eine wichtige Rolle bei der Finanzierung der Schule. Vierzig Prozent der Studenten werden als zukünftige Verantwortungsträger

in ihren entlegenen Heimatgebieten von uns gefördert und die restlichen dreißig Prozent sind Stipendiaten aus ärmsten Kreisen.

Die Jugend als Hoffnungsträger für das Land

Buddhismus und Christentum Eine institutionalisierte Form des interreligiösen Dialoges existiert nicht. Religion ist in Burma oft eine Frage der ethnischen Identität: Das Christentum dient den Bergstämmen auch als Form der Abgrenzung gegen die Regierung, deren Religion der Buddhismus ist. Der Zyklon Nagris, der letztlich die Militärregierung zum Stürzen gebracht hat, weil nachgewiesen werden konnte, dass sie die Bevölkerung nicht rechtzeitig gewarnt und ausländische Hilfe lange verunmöglicht hatte, führte dazu, dass die Religionsgemeinschaften durch gemeinsames Helfen miteinander ins Gespräch kamen. Die Jesuiten sind nicht ausschließlich für die Christen da. Sie suchen den Kontakt mit den Buddhisten und helfen den Christen, durch Begegnung und Wissensvermittlung, ein neues Verständnis für die Staatsreligion zu entwickeln, die für viele bedrohlich ist. Hans Tschiggerl SJ 5


Osttimor sia gibt Handarbeitskurse für Frauen. Mein Freund Bong ist als Arzt in den Orden eingetreten. Seine Arbeit als Missionar interpretiert er beeindruckend.

Ein Medizinmann in Osttimor P. Bong lebt seit 12 Jahren in Osttimor, das offiziell Timor-Leste heißt und seit 2002 unabhängig ist.

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Bong Abad Santos ist Arzt und philippinischer Jesuit. Er lebt in Osttimor und begleitet die Landbevölkerung als Seelsorger und Mediziner. Unser Missionsprokurator Hans Tschiggerl SJ berichtet über einen eindrucksvollen Projektbesuch. Gemeinsam mit meinen beiden Kollegen Klaus Väthröder SJ aus Deutschland und Toni Kurmann SJ aus der Schweiz bin ich unterwegs in Osttimor. Der südostasiatische Inselstaat wurde 1975 von Indonesien annektiert und hat 2002 nach einem blutigen Befreiungskampf die Unabhängigkeit erreicht. Heute ist das kleine Land noch immer geprägt von politischen Spannungen mit Indonesien, wirtschaftlichen Konflikten mit Australien wegen der Rechte zur Ölförderung im Meer, sowie von der Präsenz vieler Investoren aus China und Hilfsorganisationen. Wir wollen mithelfen die rech-

te Medizin zu finden, damit Osttimor in eine gesunde Zukunft gehen kann. Arzt und Missionar Railaco ist eine Pfarrei im Distrikt Ermera in Osttimor. Hier treffe ich meinen Studienkollegen aus den Philippinen wieder: Bong Abad Santos SJ leitet gemeinsam mit Pater Phuong SJ aus Vietnam die etwa 20.000 Menschen zählende Pfarrei, zu der zwölf Dorfgemeinden gehören. Im Pfarrhaus leben noch zwei Scholastiker und einige Jugendliche. Schwester Rita, eine Benediktinerin aus Australien, unterrichtet an der Schule Englisch und eine Freiwillige aus Malay-

Zwei Priester für zwölf Gemeinden Es ist Unabhängigkeitstag – Nationalfeiertag in Osttimor. Bong nimmt uns mit in die Dorfgemeinde von Letodon. Dort feiern wir die Messe in Tetum, der Nationalsprache. Frauen und Männer sind aktiv beteiligt: als Messdiener, Lektorinnen und Kommunionhelfer. „Die Kommunionhelfer leiten sonntags meist auch die Kommunionfeier“, erzählt Bong. Etwa zweimal im Monat kommt ein Priester in jede Gemeinde, in der Regel werktags. „Sonntags können wir nicht alle zwölf Gemeinden besuchen. Dafür sind die Wege einfach zu weit.“ Die Menschen sind sehr herzlich und freuen sich über den Besuch aus Europa. Der Gottesdienst verbindet uns als Brüder und Schwestern. Sparziel Mitgift Zum Mittagessen werden wir ins Haus neben der Kirche eingeladen. Theresita lebt hier schon mehr als drei Jahre mit ihrem Freund zusammen. Mit zwei anderen Familien teilen sie sich die gepflegte Hütte mit einem Gemeinschaftsraum in der Mitte. Der Boden ist aus gestampfter Erde, die Holzwände sind teilweise mit Zeitungspapier tapeziert, Plastikstühle werden um einen großen Tisch aufgestellt. Theresita hat in der Schule Englisch gelernt und wir können uns gut mit ihr unterhalten. Kochen und Schneidern hat sie auch gelernt, erzählt sie uns. Mit 19 Jahren ist sie mit ihrem Freund zusammengezogen. Oder genauer gesagt: Damals

haben beide Familien bei einem offiziellen Besuch die Ehe vereinbart. Die Mitgift wurde auf eine Summe von 2.500 US-Dollar festgelegt. Plus zwei Kühe, zwei Ziegen und zwei Kartons lokaler Wein. Sobald die Mitgift bezahlt ist, können die beiden heiraten. Sie haben einen Hektar Grund im Tal, wo sie Süßkartoffeln, Reis, Gemüse und auch Kaffee anbauen. Rund 20 Säcke zu je 55 Kilo produzieren sie pro Jahr – wenn alles gut geht. Aber mehr als 40 USCent bekommen sie kaum für ein Kilo Kaffeebohnen. Theresita zeigt uns in der Küche neben ihrer Hütte die Feuerstelle und die Pfanne, in der

Theresita mit ihren beiden Kindern.

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osttimor

Osttimor

tet sich an Kinder zwischen sechs Monaten und sechs Jahren. Einige sehen schlecht ernährt aus, andere sind für ihr Alter viel zu schmächtig oder können mit drei Jahren immer noch nicht gehen. Eine indonesische Krankenschwester engagiert sich täglich beim Kochen: Reis, Gemüse, etwas Fleisch und ein Ei. Damit werden jetzt die Teller und Näpfe gefüllt, die die Dorfkinder aus ihren Hütten mitgebracht haben. Rund 360 KinBetelnüsse gegen Hunger Wir fahren weiter zu einem Sozial- der werden so in der Pfarrei erreicht. projekt der Pfarrei: Neunmal in der Ein Zukunftsziel von Bong ist über Woche werden Kindergruppen reih- Elternkurse vor allem die Mütter mit um in den Dörfern mit einem ver- in das Programm einzubinden. Das ist nünftig zubereiteten Essen versorgt. bisher leider noch nicht geglückt. Bong weiß aus Erfahrung: „Das Hauptproblem im Gesundheitsbe- Spannungen in der Schule reich ist eine schlechte Ernährung. An der Sekundarschule der Pfarrei Die Erwachsenen töten ihr Hunger- werden 200 Schüler zwischen 16 und gefühl mit dem Kauen von Betelnüs- 25 Jahren unterrichtet. Momentan sen, die eine narkotische Wirkung ha- gibt es einige Spannungen. Die staatben. Und bei den Kindern ist meist lich finanzierten Lehrer lehnen die Mangelernährung der Grund für Jesuiten aus Vietnam und den PhiKrankheiten.“ Das Programm rich- lippinen ab. Der Nachbarpfarrer hat in einer Nacht- und Nebelaktion die Leitung der Schule übernommen. Erst als die Lehrer merken, dass damit auch die Finanzierung der Teilzeitlehrer ausfällt, sowie aller anderen Ausgaben für die der Staat nicht aufkommt, suchen sie das Gespräch mit den Jesuiten und dem lokalen Bischof. Ein Lösungsvorschlag ist, die Leitung der Schule organisatorisch dem neuen Jesuitenkolleg anzugliedern, das gerade in der Hauptstadt Dili gebaut wird. die Kaffeebohnen geröstet werden. Die Frauen in der Küche haben rot gefärbte Zähne und Lippen vom Betelnuss-Kauen. Unbeschwert stillen sie ihre Kinder und spucken nebenbei den Saft der Betelnuss auf den Boden. Stolz stellt Theresita uns ihre beiden Kinder vor,: ein und drei Jahre sind sie alt. Sie strahlt über das ganze Gesicht.

Reis, Gemüse, etwas Fleisch und ein Ei: Das Ernährungsprogramm der Gemeinde für die Kinder in den Dörfern.

Mobile Klinik im Jeep Als ausgebildeter Arzt hat Bong mit der Pfarrei auch die medizinische Betreuung der Menschen übernommen. Zwei Krankenschwestern helfen beim Beladen seiner mobilen Klinik, die ein schlichter Geländewagen 8

ist. Kunstvoll zurrt Bong die Medikamentenboxen und medizinischen Geräte fest. Dann werden noch die Reifen aufgepumpt und wir brechen auf nach Fatuglana. Die Fahrt ist aufgrund fehlender Straßen ein Abenteuer. Unser Ziel ist eine kleine Dorfkirche aus Bambus und Schilf mit einem überdachten Vorplatz. Die Gemeinde wartet bereits: Frauen, Kinder, Jugendliche, Männer. Und was wir nun erleben, hat urkirchliche Dimensionen. So hat Jesus gefeiert! Zuerst drängen sich die Menschen zur Beichte. Bong nimmt sich Zeit für die Aussprache mit jedem. Hinter dem Altar versteckt sieht man nur zwei Köpfe, Menschen, die vor Gott mit ihren menschlichen Erfahrungen ringen, Vergebung und Frieden erbitten. Sobald Bong das Messgewand überzieht, strömen die Leute vom Vorplatz in den Kirchenraum, der Chor bricht in einen freudig flehenden Gesang aus. Bong kommt bei der Predigt richtig in Fahrt: „Unser Körper ist der Tempel Gottes. Rauchen und Betelnuss-Kauen - damit zerstören wir unser Heiligtum!“ Die Feier ist sehr persönlich, alle sind mit einbezogen. Klaus Väthröder SJ redet am Ende der Messe zur Gemeinde – er spricht von der berührenden Nähe zum Leben Jesu, die wir hier erfahren. So hat Jesus gefeiert, gebetet und Gemeinschaft gelebt.

Bong sein mobiles Behandlungszimmer aufgebaut hat. Die Männer und Frauen sind dankbar für die professionelle Betreuung und die einfühlsame Aufmerksamkeit, mit der Bong jedes Patientengespräch führt. Schlechte Ernährung ist das Grundübel. Jede Verkühlung wird dann zum Problem. Ich habe beim Blutdruckmessen teilweise Arme vor mir, die so dünn und abgemagert sind, dass ich Schwierigkeiten habe, die Manschette des Blutdruckgerätes am Oberarm zu befestigen. Nach mehr als zwei Stunden mobiler Behandlung gibt es ein Essen mit den Gemeindeverantwortlichen unter dem überdachten Vorplatz. Nahrung für Leib, Geist und Seele, für den ganzen Menschen, für die Menschen in Osttimor auf dem Weg in eine bessere Zukunft.

Auf der Feuerstelle in der Küche wird gekocht und Kaffee geröstet.

Nahrung für Leib und Seele Harmonisch geht die Feier nach dem Segen über in die medizinische Betreuung. Die Schwestern beginnen auf dem überdachten Vorplatz mit der Patientenaufnahme. Ich darf den Blutdruck messen und schließlich geht es weiter in die Sakristei, wo Dr. Hans Tschiggerl SJ

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Projektreise

kirgisien

Wenn die Liebe gehen lernt Asel kann bald gehen.

P. Herwig Büchele SJ und der Vorarlberger Dr. Thomas Weggemann haben zu Kirgisien Beziehung gestiftet. Stefan Reichel SJ hat als Scholastiker zwei Jahre in der Jesuitenmission mitgearbeitet. Er berichtet von seiner Projektreise. Die kirgisische Hochebene ist umrandet von 7000 Meter hohen Gebirgsketten. Dr. Weggemann, P. Remigiusz SJ, die Mitarbeiterin Rima aus Bishkek und ich, wir sind auf dem Weg zum Rehabilitations- und Erholungszentrum für Kinder und Jugendliche. Bruder Damian hat das Sozialzentrum aufgebaut. Es hat einige Jahre gedauert bis der „Lauf“ durch den örtlichen Behördenweg vollbracht war.

tersucht. So auch die achtjährige Asel, die bei ihrer Geburt eine Hypooxydation erlitt. Asel wird mit uns in das Krankenhaus von Osh fahren, um dort eine Gehhilfe für ihre verkrümmten Beine zu bekommen.

Auf dem Weg essen wir zu Mittag.Wir bestellen uns Suppe und Samsar, ein Nationalgericht Kirgisiens.Teigtasche mit Lammfleisch und Zwiebeln gefüllt. Die Köchin, die direkt vor uns auf dem Tisch zwischen dampfenden Töpfen und lauten Diskussionen der Asel heißt Liebe In Karakol, der nächstgrößeren Stadt anderen Gäste das Essen zubereitet, im Osten, treffen wir auf die Fami- freut sich über die ausländischen Gälie von Asel, das heißt auf Kirgisisch ste. Ihre Söhne kommen und präsen„Liebe“. Die Familie freut sich, Dr. tieren stolz ihr Englisch. Weggemann, den freundlichen Arzt aus Vorarlberg, wieder zu treffen. Im Eine bunte Schar letzten Jahr war er mit zwei Physio- Die Gebirgspässe zwischen Bishkek therapeutinnen beim Reha-Zentrum und Jalal-Abad sind wegen Lawinengewesen und hatte viele Kinder un- gefahr gesperrt, wir müssen fliegen. 10

Angekommen in Jalal-Abad fahren wir in die Pfarrei von Pater Remigiusz. Er erzählt uns vom Pfarrleben. An die zwanzig Gemeindemitglieder - Erwachsene, Kinder und Jugendliche - kommen wöchentlich zu Frühstück, Katechese und Hl. Messe. Es ist Palmsonntag und alles wird aufgeputzt. Jeder bekommt einen Zweig Palmkätzchen. Unsere Prozession führt aus der kleinen Missionsstation hinaus. Die muslimischen Nachbarn freuen sich über die bunte Schar. Sie haben einen freundschaftlichen Kontakt mit P. Remigiusz und unterstützen ihn. Sie wissen, dass er nicht missioniert. Sein sozialer Einsatz wird geschätzt. Nach der Feier gibt es eine Tasse Tee. In der Nähe gibt es ein Heim für Erwachsene mit Behinderung. Der erste Eindruck ist verstörend. Entstellte Gestalten sitzen im Hof auf einer Decke, nichts regt sich. Von der Leiterin werden wir durch die Zimmer geführt. Im Speisesaal bekommt eine Gruppe das Mittagessen.Wie ein Rudel Wölfe verschlingen sie den Gemüsebrei. Die Aufsicht versucht, durch Strenge, Ordnung zu schaffen. Die Waschanlagen sind jenseits hygienischer Richtlinien. Als wir einen überdachten Aufenthaltsplatz erreichen, hören wir Schreie. Zwei Frauen sitzen zusammengebunden zwischen anderen Heimbewohnern und schlagen um sich. Für Asel verändert sich die Welt Am nächsten Morgen fahren wir nach Osh. Während der Fahrt sehen wir kleine Moscheen am Straßenrand. In der Ferne Hügel, die aussehen, als würden sie bluten. Tiefrotes

Gestein kommt zum Vorschein. In der weitläufigen Stadt Osh angekommen machen wir eine Pause in einer anderen Pfarre. Das Haus wirkt wie eine abrissreife Lagerhalle, die Kapelle hingegen ist schön hergerichtet. Bei einer Gynäkologin, die sich als Politikerin engagiert und dem Projekt geholfen hat, machen wir Halt. Sie ist Usbekin. Vor zwei Jahren wurden 1200 Usbeken getötet, Häuser und Läden verbrannt oder enteignet. Die Gynäkologin ist voller Hass und Trauer. Sie lebt in den Trümmern ihres Hauses mit der Angst, es könnte wieder zu Übergriffen kommen.

„Asel“ heißt auf Kirgisisch Liebe

Endlich sind wir im Spital von Osh angelangt. Das Personal lernt einen Stützgips anzulegen, bevor die Stützschiene verwendet werden kann. Der Spitzfuß von Asel wird sorgsam bandagiert, damit sich die Sehne dehnen kann. Nach zwei Wochen wird mit weiteren physiotherapeutischen Übungen der Fuß gestärkt. Die Schiene wird es der Kleinen ermöglichen selbständig zu gehen. Sie hat Glück. Asel schläft erschöpft ein. Es waren intensive Tage. Für Asel hat sich die Welt verändert. „Die Liebe“ hat gehen gelernt. Helfen Sie uns das Leben von Behinderten in Kirgisien zu erleichtern. Projektname: Kirgisien Stefan Reichel SJ 11


Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.


china

Casa Ricci und die Frauen Die Schwestern brauchen Weiterbildung für ihr Ordensleben und für den sozialen Einsatz.

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Die Arbeit mit Lepra- und Aidskranken in China geht weiter. Casa Ricci ist das Sozialzentrum der Jesuiten. Fernando Azpiroz SJ, der Leiter, gibt Einblick in die Sozialarbeit. Als P. Ruiz SJ und P. Gutheinz SJ ihre Arbeit in China begannen, wussten sie, sie würden starke Helfer und gute Mitarbeiter brauchen. Als ich vor 8 Jahren ankam, sah ich, dass die Arbeit von vielen Frauen unterstützt wird. Ich fand heraus, dass die, die in China im Dienst an den Armen, mit den Kindern und Alten arbeiten, Ordensfrauen sind. Nach all den Jahren in Casa Ricci erkannte ich im Blick auf die gesundheitliche Bedingungen, den gesellschaftlichen und sozialen Status, die Bildungsmöglichkeiten in den Gemeinschaften der Leprakranken und HIV/AIDS Kranken, denen wir dienen wollen, Frauen sind. Das Evangelium berichtet uns an mehreren Stellen vom Einfluss von Frauen auf Jesu und seine Entscheidungen.

Jesus wirkte sein erstes Wunder bei der Hochzeit zu Kana, dank einer Frau. Diese Frau war fähig, die Notlage des jungen Paares zu erfassen, sie Jesus zu vermitteln und alles zu organisieren, dass die Dinge ihren Lauf nehmen konnten. Frauen als Mitarbeiterinnen, Frauen als Freundinnen. Drei Geschichten möchte ich mit euch teilen. Wir Männer haben viel zu lernen. So wie Jesus es tat. Die Liebesgeschichte von Jia Fen und Lao Huang Lao Huang und Jia Fen heirateten, als beide noch keine zwanzig Jahre alt waren. Auch wenn sie es uns nie erzählten, hatten sie nach ihrer Hochzeit Pläne und Träume. Die meisten Träume platzten, als bei Lao Huang

bald nach der Hochzeit die Symptome von Lepra auftraten. Damals betrachtete man Lepra als etwas Böses. Bei manchen Menschen ist das heute noch so. Lao Huang war sich sicher, dassJia Fen ihn verlassen würde. Doch seine junge Frau blieb bei ihm, und nach einigen Jahren waren sie von Kindern umgeben. Sie schufteten zusammen auf dem Feld. Obwohl es hart und schwierig war, verbesserten sich ihre Lebensverhältnisse. Nach einigen Jahren verlor Lao Huang, aufgrund der Krankheit, seine Finger und Hände. Jia Fen war damals vierzig Jahre alt, stark und tapfer und sie schenkte einem sechsten Kind das Leben. Ein reizendes Mädchen. Die Lepra schlug bei Lao Huang nochmals zu. Er verlor sein Augenlicht. Jia Fen ließ sich nicht entmutigen. Sie brachte ihre Familie durch, schaffte es, dass fünf ihrer Kinder die Schule besuchen konnten, während sie schwer auf dem Feld arbeitete und ihren Mann mit Zuversicht begleitete. Beide sind jetzt achtzig Jahre alt. Sie geben uns ihr berührendes Lebenszeugnis und begegnen einander mit offen sichtlicher Liebe und Respekt. H. Maria de Cana arbeitet in einer Leprakolonie In der Liebe wachsen Ich habe mehr als ein Jahr in dem Kinderheim gelebt und gelernt wie schwierig es ist, mit den Kindern Beziehung und Vertrauen aufzubauen. Beeindruckt hat mich Bibbin. Elf Jahre alt, hatte er Probleme mit dem Herzen, konnte nicht zur Schule gehen und sich ohne Operation nicht normal bewegen. Als ich ihn ins Krankenhaus brachte, hatte er wegen des Todes seiner Eltern schreckliche Angst. Zum Glück gab es Freiwilli-

ge, die täglich kamen um mit ihm zu spielen und ihn aufzumuntern. Am Operationstag war seine Abwehrreaktion besonders heftig und er weigerte sich die Medizin zu nehmen. Mit Überredung und Begleitung ging er schließlich tapfer mit. Nachdem ich längere Zeit bei ihm im Krankenhaus verbracht hatte, erzählte er mir von seiner Familie, von seiner heiß geliebten Mutter, von der Großmutter und von den Schulfreunden. Ich habe verstanden, dass wir achtsam und sensibel auf die Kinder eingehen müssen. Mitarbeiterin in einem HIV Kinderheim

Fernando Azpiroz SJ im Aids Zentrum in Hunnan

Dankbarer Rückblick und froher Ausblick Ich stamme aus einer armen Familie in einem Dorf mit Leprakranken. Meine Eltern haben drei Kinder. Meine beiden älteren Geschwister sind verheiratet. Mit Eltern, die Lepra infiziert sind, fühlte ich mich diskriminiert, die anderen zeigten auf mich. Als ich in die Grundschule 15


china zentren eingerichtet. Diese Zentren werden in China von den Schwestern, die im Ausland studieren konnten, organisiert.

Die Kinder erfahren Liebe und Zuneigung in den Aids Zentren von Casa Ricci.

kam, fand ich Freunde. Meine Schule war weit von unserem Dorf entfernt und wenige Menschen wussten etwas über Lepra. Ich verlor meinen Minderwertigkeitskomplex und hatte den großen Wunsch zu studieren. Ich verstand, dass sich die Sicht der anderen auf mich durch meine Leistung ändert. Als ich in die Mittelschule kam hatte ich das Glück Unterstützung von Casa Ricci bis zum Abschluss meines Studiums zu erhalten. Nach dem Universitätsabschluss bekam ich eine Stelle als Lehrerin. Ich komme mit meinen Kollegen gut aus und die Kinder, die ich unterrichte, erzielen gute Ergebnisse. Ich gebe mir Mühe eine verantwortungsvolle Lehrerin zu sein. Xiao Yuan Ausbildung von Schwestern in China Die Zahl der Ordensschwestern in China ist höher als die der Priester und Seminaristen. Es ist nicht möglich, allen ein Studium im Ausland zu ermöglichen. Um trotzdem eine gute Ausbildung anzubieten, haben Schwesterngemeinschaften Bildungs-

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Das Bildungszentrum Shanxi Derzeit gibt es drei Bildungszentren, die mit uns Jesuiten in Verbindung stehen. Eines ist in Shanxi. Schwester Clara, die vom Studium zurückgekehrt ist, hat es vor acht Jahren gegründet. Mit Hilfe des Ortsbischofs, finanzieller Unterstützung durch Schwestern aus anderen Gemeinden und Wohltätern, konnte sie den zweijährigen Ausbildungskurs für vier Gruppen organisieren. Begonnen wurde mit 38 Schwestern aus verschiedenen Teilen Chinas. Durch den Erfolg im ersten Jahrgang konnte die Zahl der Teilnehmer fast verdoppelt werden. Die meisten Lehrer, die zum Unterrichten eingeladen werden, haben in Europa oder Amerika studiert. Das Zentrum möchte auch als Ort der Versöhnung zwischen Untergrundkirche und offizieller Kirche dienen. Ein Ort, wo im Blick auf den Herrn Hilfe und Heilung für persönliche Wunden und solche in der Kirche Chinas, erfahrbar wird. Begleiten Sie uns weiterhin. Im Namen der Schwestern danke ich Ihnen für Ihre Großzügigkeit und Treue. Emanuel Lim, SJ

Die Arbeit mit den Lepraund Aidskranken in China geht weiter. Die Ausbildung der Schwestern und des Krankenpflegepersonals ist von großer Bedeutung. Helfen Sie mit Ihrer Spende. Projektname: China Leprahilfe.

Begleiten – Dienen – Fördern Beim Flüchtlingsdienst der Jesuiten (JRS) in Asien übergibt Bernard Hyacinth Arputhasamy SJ die Verantwortung an Bambang A. Sipayung SJ. Wir unterstützen in Myanmar, Thailand und Kambodscha die Betreuung von Flüchtlingen, die in Städten gestrandet oder in Schubhaft gekommen sind. Ein Gespräch mit beiden Fachleuten. Seit wann seid ihr im Flüchtlingsdienst der Jesuiten tätig? P. Bernhard: Seit 23 Jahren bin ich Jesuit. Ich studierte und arbeitete mit Flüchtlingen und Vertriebenen. Von 2005-2012 war ich verantwortlich für JRS Asien Südpazifik. P. Bangbang: Seit 1. Juni 2012 bin ich zum Direktor von der JRS Region Südpazifik ernannt. Von 2004– 2009 arbeitete ich für JRS in Indonesien und Ost-Timor. Wir betreuten Menschen, die aufgrund von gewalt-

Stolz auf die geernteten Kartoffel

samen Konflikten oder Naturkatastrophen innerhalb des Landes auf der Flucht waren. Was sind die Herausforderungen in Eurer Arbeit? P. Bernhard: Pater Arrupe SJ gründete den Jesuit Refugee Service, um direkt auf eine Krisensituation zu antworten. Damals mussten viele Menschen aus Vietnam in Booten fliehen. P. Bangbang: Eine Herausforderung sind heute die „urban refugees“. 17


interview Die Flüchtlinge in den Städten sind unsichtbarer, weil das Bild von Flüchtlingen immer mit einem Camp verbunden wird. Sie leben in der ständigen Gefahr verhaftet und deportiert zu werden. Unsere Aufgabe ist, uns aktiv in den Prozess einzubringen und den politischen Entscheidungsträgern humane Wege zur Lösung aufzuzeigen.

Schicksale zu erzählen und auch ihre Talente und Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

P. Bangbang: Natürlich braucht es auch die materielle Unterstützung, um unsere Arbeit zu ermöglichen. Eine besondere Hilfe ist der Einsatz von talentierten, begeisterten und gut ausgebildeten Menschen. Bei uns können sie ein oder zwei Jahre ihres P. Bernhard: Die zweite Herausfor- Lebens für Flüchtlinge und Vertriederung sind die Naturkatastrophen. bene einsetzen. 2011 hatten wir eine Flut in Thailand und Kambodscha, einen Taifun P. Bernard: Zeit ist ein großes Geauf den Philippinen und den Tsunami schenk an die Schutzsuchenden. in Japan. Sie können sich auch noch Nehmen wir uns die Zeit, um mit an die Auswirkungen des Tsunami im Menschen an den Grenzen der GeIndischen Ozean erinnern, bei dem sellschaft in Berührung zu kommen? schätzungsweise 250.000 Menschen Es ist notwendig, sich die Hände in Aceh/Indonesien, Sri Lanka und schmutzig zu machen. Zunächst stört Südindien ihr Leben verloren. JRS der Blick auf das Leben von Heimatkann im Notfall rasch handeln. losen. Wir müssen verletzlich werden wie sie, um uns einzufühlen und P. Bangbang: Die dritte Hürde ist gleichzeitig kreative Wege zu entdeMyanmar mit rund 150.000 Flücht- cken, um kleine Verbesserungen in lingen in den Lagern an der Gren- ihrem Leben möglich zu machen. ze zu Thailand. Die jüngste politische Wir bauen an einer neuen Welt, Entwicklung lässt einen Demokrati- wenn wir uns in die Gesellschaft sierungsprozess erhoffen. Die Bevöl- von Flüchtlingen, Vertriebenen, Mikerung wurde in Euphorie versetzt. granten, Asylwerber begeben. Wir Wir hoffen natürlich, dass der Opti- müssen zuhören. Ihren Geschichmismus angebracht und die Flücht- ten lauschen. Sie und ihre Familien linge sicher und freiwillig heimkehren kennenlernen. Ihre Zukunftsträume werden. Wenn die Repatriierung be- und Hoffnungen hören. Wachsam ginnen kann, wird es Bedarf an Be- sein und sehen! In ihren Augen die gleitung geben. Es muss sichergestellt Vision erkennen, die eine „Commusein, dass die Heimkehrer ihre Bür- nio“ mit Gott und der Menschheit gerrechte zurückbekommen. möglich macht. Wo Menschen unterschiedlicher Kulturen, NationaWie können wir unsere litäten, Farbe und Religion am geSolidarität zeigen? meinsamen Festmahl teilnehmen. Nur miteinander können wir unser P. Bernard: Durch persönliche An- göttliches Menschsein feiern. teilnahme am Leben der Vertriebenen, wenn sie unsere Nachbarn werden. Das Interview führte Wir können sie einladen, uns ihre Marie Eleonore Liechtenstein 18

Jesuit Volunteers Mitte Juli wurde der neue Jahrgang unseres Programms „Jesu- Jesuit Volunteers it Volunteers“ in einem Gottesdienst feierlich verabschiedet. Jahrgang 2012/13 mit dem Team der 29 Frauen und Männer zwischen achtzehn und vierundsechzig Jesuitenmissionen Jahren werden für ein Jahr in Sozialprojekten in Polen, Bulgarien, Wien, Nürnberg und Zürich Rumänien, Bosnien, Simbabwe, Kenia, Argentinien, Peru, Ecuador, Haiti, Mexiko, Indien und Israel mitarbeiten. In unserem Heft kommen die Freiwilligen mit ihren Erfahrungen zu Wort. Diesmal berichten Herta Tiefengrabner und Magdalena Kärle über ihre ersten Wochen in Simbabwe. Makumbi Ich versuche anzukommen, jeden Tag ein Stück mehr. Makumbi Mission ist ein wunderschöner Ort. Magdalena und ich wurden sofort herzlich empfangen. Ob alt oder jung, alle gehen auf uns zu und versuchen zu helfen, in Shona, der Landessprache. Die Sprache zu lernen, stellt uns vor eine große Herausforderung, aber bei diesem Überangebot an Lehrern werden wir es schon schaffen.Viele neue Gesichter und Namen, die es sich zu

merken gilt. Wir dürfen sogar beim Kochen mithelfen und hinter das Geheimnis der Zubereitung von Sadza blicken. Dieser Maisbrei ist Bestandteil jeder Mahlzeit und wird in großen Mengen gekocht. Langsam gewöhne ich mich an Simbabwe. Dass es morgens prinzipiell keinen Strom gibt, dass er vielleicht am Nachmittag, meist aber erst am Abend wiederkommt, oder auch gar nicht; dass in der Küche große Spinnen ihre Heimat gefunden haben.Tag für Tag wird es heißer. Mein erster Sonnenbrand. Noch eine Woche Eingewöhnung und dann geht‘s richtig los. Der erste Schultag Mein erster Schultag in der Primary School in Cheza, einer kleinen 19


jesuit volunteers

jesuit volunteers sei Dank! Nach dem Kreuzzeichen packen sie ihre wenigen Habseligkeiten und machten sich auf den Weg zurück in ihre Dörfer. Und ich – völlig erschöpft – freute mich auf mein kleines Paradies in Makumbi Mission. Herta Tiefengrabner ist Religionslehrerin in der Steiermark

Herta und Magdalena beim Ausflug

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Gesichter bekommen Namen Nachdem ich mir langsam die Namen und Gesichter merke, ist es gleich viel angenehmer durch die Mission zu gehen. Shona ist immer noch nicht richtig angekommen bei mir, aber mittlerweile hat sich mein Schule mit insgesamt 340 Schülern. Englisch wieder so verbessert, dass Ich kam mir hilfloser vor als in mei- ich gut zurecht komme. Die Kinder nen Anfängen vor zwanzig Jahren. klopfen an unsere Türe, sie möchten Die Kinder sprechen wenig Eng- mit uns spielen. Nachdem Herta sich lisch und ich nicht mehr Shona. Da- mit den Kleinen beschäftigt, gehe ich mit einige Schulstunden zu gestal- mit den älteren Mädchen Fußball ten, kann einen schon einmal an den spielen. Rand der Verzweiflung bringen. Ich habe mit allen zur Verfügung stehen- Aller Anfang ist schwer den Mitteln gearbeitet. Zuerst einige Ich arbeite in der Schule mit einer Sätze und Fragen von mir in Shona. sehr netten Kollegin, Zimbiti. Um Das hat nicht lange gedauert. Die Kinder übersetzen englische Begriffe ins Shona. War auch nicht viel ergiebiger. Versuchen wir es mit Rechnungen, plus und minus, doch der Zahlenraum der zweiten Klasse war bald ausgeschöpft. Lieber Gott, … Singen, aber wie? Dabei war ich so eifrig und konzentriert, dass ich ganz übersehen habe, die Kinder nach Hause zu schicken, aber mit der Zeit ist es hier nicht so genau. Der rettende Gedanke: ein abschließendes Gebet. Gott

8.10 Uhr wird mit der Glocke geläutet, damit sich alle Kinder vor der Schule versammeln. Plötzlich kommen von überall Kinder gerannt und stellen sich der Größe nach in Reihen auf. Dann hält der Direktor eine Rede. Herta und ich, werden vorgestellt. Anschließend singen die Kinder die Hymne Simbabwes, beten ein Gebet auf Englisch und nach den Abschlussworten des Direktors geht es in die Klassen. Gegen 9.00 Uhr beginnt der Unterricht. Meine Kollegin nimmt mich mit. Nach der Pause kehren die Kinder die Klassenräume, dann wird der Boden feucht gewischt. Das Wasser wird von den Kindern mit Eimern vom Fluss geholt. Nicht alle Kinder haben etwas zum Essen mit und wenn, dann nicht viel. Ein Zuckerrohr, ein Säckchen mit Nüssen. Die Kinder tragen eine grüne Uniform über die viele noch einen löchrigen grünen Wollpullover anziehen. Danach steht „Englisch lesen“ auf dem Stundenplan. Meine Aufgabe ist, auf die Aussprache der Kinder zu achten. Da in Cheza die Kinder zu zehnt an einem Tisch sitzen, zu zweit ein Buch haben und selbständig laut lesen, ist das nicht einfach. Ich versuche es mit meinen kläglichen Shona Kenntnissen und löse lautes Gelächter aus. Mein Englisch verstehen sie nicht und so lasse ich sie lieber weiterlesen. Um 11:45 Uhr ist für die erste Klasse die Schule zu Ende. Heute sind noch nicht alle anwesend. Einige haben den Schulbeginn vergessen. Im Bus unterwegs Herta und ich gehen zu Mittag zur Station und warten in der Hitze auf einen Kombibus. Der Bus ist voll und

aus dem Radio klingt Bob Marley “No Women, No Cry”. Links und rechts die Landschaft mit Lehmhütten und gedeckten Strohdächern. Diese Fahrt ist bis jetzt eine der schönsten Erfahrungen für mich, weil sie mir das Afrika wiederspiegelt, das ich mir ausgemalt hatte.

Magdalena spielt mit ihren Kindern

Magdalena Kärle ist nach der Matura für ein Jahr nach Simbabwe aufgebrochen Die Jesuit Volunteers sind ein Freiwilligenprogramm der Jesuitenmissionen D, Ö und CH. Pro Jahr haben wir Plätze für 30 Freiwillige ab 18 Jahren. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Den Einsatzort wählen wir in der Vorbereitungsphase gemeinsam mit den Freiwilligen aus. Die Einsatzfelder sind vielfältig: Sie arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, Menschen mit Behinderungen, alten und kranken Menschen, Obdachlosen, Flüchtlingen, aber auch für Ingenieure oder im IT-Bereich gibt es Einsatzmöglichkeiten. Kontakt und Info: Katrin Morales morales@jesuitenmission.at Dr. Ignaz Seipel Platz 1, 1010 Wien 01/5125232-56 21


UNSERE BITTE: Ein Licht strahlt auf

In Kürze

Sonidos de la Tierra Weltweite Klänge

Himmelstempel

Weltweite Klänge 2013 in Brixen Bitte die Konzerttermine für Jänner 2013 vormerken! Seit vielen Jahren fördern wir Musikprojekte wie die Gandhi Aschram Schule in Indien oder Sonidos de la Tierra in Paraguay. Auch an vielen Jesuitenschulen in Afrika, Lateinamerika und Asien spielt Musik eine wichtige Rolle. Die „weltweiten klänge“ bringen junge Musiktalente aus diesen Projekten mit europäischen Jugendlichen zusammen. Anfang 2013 wird das internationale Musikprojekt stattfinden. Nach einer Probenphase gibt die Gruppe Konzerte in Bonn (26.1.), Göttingen (27.1.), Dresden (28.1.), Nürnberg (29.1.), München (30.1.), Brixen (31.1.) und Frankfurt (2.2.). Das Konzert in Brixen beginnt am 31. 1. 2013 um 20.00 Uhr im Kultur und Kongresszentrum „Forum Brixen“ – Rom-straße 9. Nähere Informationen finden Sie rechtzeitig auf unserer Homepage: www.jesuitenmission.at China Reise von 29. August – 14. September 2013 Das Reich der Mitte fasziniert nicht nur heute. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts, als die ersten Jesuiten Fuß fassten, begann eine äußerst kreative Phase des Kulturaustausches, die gegenwärtig in China erstaunliche, öffentliche Anerkennung findet. Durch vielfältige Begegnungen im Bereich Geschichte, Kultur und Religion wollen wir einen Zugang zu dieser sagenumwobenen Kulturnation mit grandioser Vergangenheit finden und eine der wichtigsten Mächte im neuen Jahrtausend besser verstehen lernen. Weitere Informationen: Ausführlicher Reiseprospekt mit Kostenangaben ab Mitte Oktober erhältlich unter www.lassalle-haus.org Anmeldung: Lassalle-Haus Bad Schönbrunn, Edith Wieland, 6313 Edlibach, 041 757 14 14, info@lassalle-haus.org; Jesuitenmission, Toni Kurmann SJ, Hirschengraben 74, 8001 Zürich,044 266 21 30, prokur@jesuitenmission.ch Magis Messe und Begegnung mit der Jesuitenmission Einmal im Monat laden wir herzlich zur Messe in die Kapelle der Jesuitenkirche am Dr.-Ignaz-Seipel-Platz, 1010 Wien, ein. Anschließend berichtet ein Projektpartner aus Asien, Afrika oder Lateinamerika von einem Projekt, das wir begleiten und unterstützen. So erhalten Sie einen konkreten Einblick in unsere Arbeit. Termine bis Sommer 2013, Freitag 18:30 Messe 07. Dez. 2012 12. April 2013 11. Jänner 2013 03. Mai 2013 08. Februar 2013 21. Juni 2013 08. März 2013

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Liebe Leserin, lieber Leser! Myanmar - früher als Burma bekannt - ist in aller Munde. Ein Land, das über Jahrzehnte von einer diktatorischen Militärregierung unterdrückt wurde, geht erste Schritte in Richtung Freiheit. Pater Amal SJ hat bei der Flutkatastrophe mit diversen Hilfsprojekten großes Ansehen bei der Regierung erlangt. „Wir müssen an die Grenzen gehen!“: Mit dieser Aufforderung ermuntert er junge Jesuiten Novizen und andere Interessenten für den Einsatz zum Dienst an den Menschen. Helfen Sie uns: • Bei der Schulausbildung der Jugend • Bei der Ausbildung von Sozialarbeitern im Gesundheitsbereich sowie Krankenschwestern. Ihre Spende ist gemäß § 4a Z. 3 und 4 EstG absetzbar! ZVR-Zahl 530615772 / SO 1345 Spendenkonto: PSK 7086 326 / BLZ: 60000 MENSCHEN FÜR ANDERE Projektname: Myanmar

Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!

Hans Tschiggerl SJ Missionsprokurator

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Mein Beitrag für eine lebenswerte Zukunft

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