Appreciation/Oeuvre/Prof. Kami

W端rdigung des Lebenswerkes von R.M. Ikram Azam (unter besonderer Ber端cksichtigung der Seelenverwandtschaft) -Eine thematische Synopse(von Stephen I. Ternyik) /www.stephen.ternyik.scienceoflife.nl/

Dies ist ein Auszug aus den Wahlverwandtschaften (Cotta, T端bingen, 1809; Teil 2, Kapitel 4); Goethe deutet an dieser Stelle an, dass die

Kommunikation ein Teil der menschlichen Natur ist, aber das die Umwandlung in menschliche Kultur und Bildung eine Frage der korrekten Rezeption von gegebener Information voraus setzt. Es genügt zur Bildung von menschlicher Kultur nicht, die Natur der menschlichen Kommunikation zu bedienen; das Naturphänomen Kommunikation muss kultiviert und weitergebildet werden, um die mathematisch unendliche Reihe der möglichen Fehlinterpretationen und Gegeninterpretationen zu vermeiden, welche letztlich in noch mehr Unverständnis endet. Die Wahlverwandtschaften sind praktisch eine Studie der menschlichen `Thermodynamik oder Energetik‘ in literarischer Form und behandeln den molekularen Aufbau menschlicher Beziehungen.

R.M. Ikram Azam ist Autor, Dichter und Lehrer, seitdem er 1985, nach 30jähriger Berufslaufbahn, sein Amt bei den pakistanischen Steuerbehörden in Islamabad verlassen hat. In seiner Freizeit hält er sich gerne im elterlichen Stammhaus bei Bunkotal (Murree) in den Bergen auf; er zählt zudem zu den nur 4% der Pakistanis, die über 65 Jahre alt sind. Sein Werk umfasst über 100 Bücher, tausende von Gedichten und sein pädagogischer Rat wird von Studierenden auf Hochschulen sehr nachgefragt. Ikram Azam (im Folgenden Prof.

Kami genannt) gründete 1986 die Stiftung Pakistanisches Zukunftsinstitut, welches sich mit der wissenschaftlichen Erforschung der spezifischen Landessituation auseinandersetzt; hier werden Bildungsfragen, Wirtschaftsweisen und Gesundheitsthemen aus der Sicht des Islam behandelt. Dies führt zuweilen zu erheblichen Enttäuschungen und Niedergeschlagenheit, wenn Ideal und gelebte Realität auseinanderklaffen; zudem ist das militärpolitische Gewicht, welches dieses Land zu bewältigen hat, auch eine Entwicklungsbremse, da wesentliche Zukunftspotentiale an das Sicherheitsproblem gebunden sind. Südostasien ist nicht nur die

Weltregion mit der größten Menschenmasse, es ist auch eine der jüngsten Populationen, am Durchschnittsalter gemessen.

Die englischen Bücher von Prof. Kami behandeln alle diese Zukunftsprobleme; geo-sozialwissenschaftliche Überlegungen, verteidigungspolitische Erwägungen und bildungswirtschaftliche Konzepte werden zu einer islamischen Agenda für Pakistan zusammengefasst, aber die führenden Kräfte des Landes scheinen sich von der Kolonialmentalität nicht lösen zu können. An Stelle von z.B. wirtschaftlich-technischer Zusammenarbeit erfolgt eine Globalisierung von außen, welche den inneren Druck scheinbar erhöht. Auch die Gedichte von Prof. Kami spiegeln diesen seelischen Konflikt zwischen islamischer Idee und Wirklichkeit in Pakistan wieder. Als Hochschullehrer sieht er die zentrale und entscheidende Rolle der professionellen Zukunftsbildung für Führungskräfte; hierbei nimmt er besonderen Bezug auf die Priorität der Sprachen im Lande (z.B. Urdu versus Englisch), die lebenspraktischen Fähigkeiten und den aufgeklärten Islam. Es ist somit kein Wunder, dass ein Mensch mit derartig hohen Idealen für sein Land, von Zeit zu Zeit erheblichen Stimmungsbrüchen ausgesetzt ist. Jeder gottgläubige Mensch ist einfach gezwungen nach Erklärungen für das viele unnötige Leiden zu suchen, dem wir Zeuge werden; Hinweise für diese Leidensphänomene stehen nur ansatzweise in den Heiligen Büchern der Menschheit und müssen aus diesem Grunde tiefer erforscht werden. Dieser Forschungsprozess, auch wenn erfolgreich, führt zu neuen seelischen Belastungen, da sich das Problem der Umsetzung von Wissen in Anwendung ergibt. Gemessen am Zeithorizont des menschlichen Lebens ist dies eine gigantische Lebensaufgabe, welche Prof. Kami mit seiner Stiftung in Angriff genommen hat. An der Notwendigkeit einer solchen Institution besteht für mich kein Zweifel.

Als empirischer Wissenschaftler, welcher einer strengen rationalen und methodischen Mustererkennung folgt, sehe ich das pädagogische, wirtschaftliche und gesundheitliche Hauptproblem der Zukunftsforschung, einschließlich der Entwicklung in Pakistan, in der Reduktion von Komplexität auf einzelne Elemente (Regelmäßigkeiten versus `Unfälle‘). Prosa, Poesie und Instruktion können das Thema umschreiben, aber Lösungen lassen sich nur durch wissenschaftliche Genauigkeit finden. Damit ist nicht die akademische Archivierung von Wissen gemeint oder bürokratische Rangordnung, sondern die einfache Tatsache das die Phänomene dieser Welt gewissen Qrdnungsmustern und Hierarchiefunktionen folgen, welche viel zu wenig Beachtung finden, weil Wahlfreiheit und Willensbildung physischen Beschränkungen unterliegen.

Die zukünftige Rolle des aufgeklärten Islam in diesem wissenschaftlichen Forschungsprozess kann durch die klassischarabische Gelehrsamkeit eine neue Höhe erreichen, wie sie schon einmal in der Mathematik, Astronomie, Medizin und Kalam-Theologie erreicht war, lange bevor im Westen die industrietechnische Zivilisation entstanden ist; auch der Anteil der persischen Kultur an dieser Gelehrsamkeit muss erwähnt werden. Prof. Kami, der neben Urdu und Englisch auch Französisch und Punjabi spricht, ist ein modernes Musterbeispiel eines solchen Privatgelehrten, welcher religiöse Lehre und wissenschaftliche Methode harmonisch in Einklang bringen möchte. Dies ist auch ein moralischer Lernprozess, durch den instrumentelle Vernunft und tiefes Gottvertrauen vereint werden; dadurch wird die schöpferische Kraft des Geistigen über die materielle Weltanschauung gestellt, welche letztendlich die wesentliche Ursache für den kulturellen Zerfall der menschlichen Bildung ist. Gerade im Zeitalter der elektronischen Kommunikation gelten die obigen Einsichten von Goethe verstärkt, was dem

Bildungsproblem zukünftiger menschlicher Kultur einen erhöhten Schwierigkeitsgrad verleiht.

Prof. Kami (in der Bildmitte) hat mit Einführung der Futuristik in die pakistanische Welt des Lernens somit drei wesentliche Ebenen des menschliche Gemeinwesens angesprochen: A)Ethik des Wirtschaftens, B)Anwendung der Bildung, C)Gesundheitliche Aufklärung. Die Einbeziehung der Khomeini Universität/Abteilung Zukunftsstudien (Kaswin, Iran) und die Einbindung der Religionsphilosophie von Rumi geben der Stiftung zurzeit neue Impulse in der Themenstellung.

Allerdings hat die Alma Mater von Prof. Kami, die Universität Houston/Clear Lake, die Futuristik deutlich beschnitten und durch Schmalspurkurse ersetzt, was auf die herrschende Verwirtschaftlichung des akademischen Ausbildungsbetriebes hinweist. Weder amerikanischer noch europäischer Managementstil werden die Zukunftsprobleme in Pakistan erfolgreich lösen, sondern nur eine Indigenisierung der Führungskräftekultur. Dies ist die raison d’etre der Zukunftsstiftung von Prof. Kami! Die Eliten in Pakistan

werden an dieser Stelle erheblich umdenken müssen, wenn sie ihren `verwestlichten Pavlov-Reflex‘ abtrainieren werden, um einheimische Managementmodelle zu realisieren. Alles andere wäre aber eine Fortsetzung der Kolonialisierung unter neuen Deckmänteln und somit noch mehr Öl auf das Feuer.

Es bleibt also eine offene Frage, ob es der Stiftung von Prof. Kami gelingen wird den wissenschaftlichen Wert von Zukunftsstudien im pakistanischen Bildungs-und Hochschulsystem zu verankern. Eine neue technische Möglichkeit dazu bieten sicherlich die elektronischen Medien, welche interaktive Lernplattformen mit Begegnungspädagogik verbinden können. Als `Hamzaad `oder Seelenverwandter wäre dieser Weg in die Zukunft sehr zu wünschen; gerade durch die Elektronik ist eine effiziente Didaktik möglich, welche das Wesentliche einschließt und Unnötiges auslässt. Diese futuristische Vertiefung von Islam, Pakistan und Menschenbildung ist für das erfolgreiche Management von Schwellenländern unerlässlich; Pakistan wird in naher Zukunft 200 Millionen Einwohner zählen und steht schon jetzt auf Rang 6 der Bevölkerungsskala. Prof. Kami wünsche ich weiterhin viel Erfolg in seiner Pioniertätigkeit, die Zukunftsfragen seines Landes zum Bildungsthema Nr. 1 zu machen .Allah ka fazal ho.

Bunkotal/Murree/Pakistan