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Kvanefjeld - Zwischen Tradition und Wandel Reportage über ein Grönländisches Dorf in Zentrum eines international Ressourcenkonfliktes

Kvanefjeld - Zwischen Tradition und Wandel Reportage über ein Grönländisches Dorf in Zentrum eines international Ressourcenkonfliktes

Ane Egede schaut besorgt aus ihrem Küchenfenster während sich Nebel vom Meer gegen die nahen Hügel drückt und die Eisberge verschluckt. „Dort oben im Tal, dort soll die Mine entstehen.“ Sie kam erst 2020 mit ihrem Ehemann zurück in ihre Heimatstadt Narsaq, als das Minenprojekt vom Tisch schien. Doch noch immer haben die Bewohner keine endgültige Sicherheit.

Die kleine Stadt wurde von der Geopolitik eingeholt, denn unter steilen Hängen der umliegenden Fjorde liegt ein Schatz: große Mengen von Seltenen Erden, aber auch Uran. Die Entdeckung rückte die Region in den internationalen Fokus: China wollte den Lizenznehmern die Bergbaulizenzen abkaufen, der ehemalige US-Präsident Trump gleich den ganzen Inselstaat erwerben.

Hinter der Elementgruppe der Seltenen Erden verbergen sich 17 Metalle, ohne die viele hochtechnologische Anwendungen heute nicht möglich wären. Magnete aus Legierungen mit Praseodym oder Neodym erzeugen die derzeit stärksten bekannten Magnetfelder und sind daher in den Motoren von Elektroautos und den Generatoren von Windkraftanlagen unverzichtbar. Die angestrebte Energiewende in Europa durch die Dekarbonisierung der Industrie und die Elektrifizierung der Mobilität kann grundsätzlich zu einer Unabhängigkeit von Gas-, Kohle- und Ölimporten führen.

Dieser Weg birgt jedoch das Risiko, dass sich die Abhängigkeit vom Import fossiler Energien lediglich zu anderen Rohstoffen wie beispielsweise den Seltenen Erden verschiebt.

Heute ist Europa bei Seltenen Erden zu fast 100% abhängig von China. Um unabhängiger zu werden wird innerhalb der Grenzen Europas die Exploration nach Seltenerdvorkommen vorangetrieben. Auch Grönland ist dabei interessant, die Vorkommen in den Hügeln rund um Narsaq zählen zu den größten ihrer Art auf der Welt. Die Mine könnte der Stadt dringend benötigte Jobs bringen und die Gemeinde zu altem Wohlstand führen. Doch die mit dem Abbau verbundenen Risiken sind aufgrund der hohen Radioaktivität im Gestein unkalkulierbar.

Die Reportage wirft den Blick auf eine gespaltene Stadt, zwischen Tradition, wirtschaftlichem Abschwung und möglichem Reichtum.

Bildunterschriften

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Blick über Narsaq. Die kleine Stadt im Süden Grönlands war einst ein wichtiges Handelszentrum. Seit Jahren schrumpft jedoch die Bevölkerung, da es in der Region kaum wirtschaftliche Perspektiven gibt. Gegen das Kvanefjeld-Minenprojekt, welches Jobs bringen könnte, spricht sich die Bevölkerung aufgrund der unkalkulierbaren Risiken seit Jahrzehnten aus.

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Für Grönländer besteht eine Ausnahmeregelung bei der Robbenjagd. Die Meeressäuger dürfen weiter bejagt werden und bringen den Fischern aus kleinen Gemeinden entlang der Fjorde ein kleines Nebeneinkommen. Die Felle werden in den Gemeinden gesammelt und dann an die große Gerberei von Great Greenland in Qaqortoq verkauft.

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Links: Ane Egede in ihrem Haus in Narsaq. Sie verließ die Stadt vor Jahrzehnten und kehrte 2020 mit ihrem Ehemann zurück. Sie gingen fest davon aus, dass das geplante Minenprojekt vom Tisch ist, doch es gibt weiterhin keine Garantie. Sie ist sehr verunsichert und glaubt mittlerweile an eine Verschwörung der Regierung gegen ihre Heimatstadt. Rechts: Sodalit unter UV-Licht.

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Blut einer frisch zerlegten Robbe im Hafen von Narsaq.

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Links: Lars Løftgaard leitet die Gerberei von Great Greenland in Qaqortoq. Hier werden jedes Jahr bis zu 30.000 Robbenfelle verarbeitet. Die Industrie ist stark subventioniert, der Preis pro Fell ist national festgelegt und wird der Gerberei von der Regierung erstattet.

Rechts: Robbenfelljacken kosten schnell über 2.000 Euro, pro Jacke werden bis zu 4 Felle verarbeitet.

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Links: Lars Løftgaard leitet die Gerberei von Great Greenland in Qaqortoq. Hier werden jedes Jahr bis zu 30.000 Robbenfelle verarbeitet. Die Industrie ist stark subventioniert, der Preis pro Fell ist national festgelegt und wird der Gerberei von der Regierung erstattet.

Rechts: Robbenfelljacken kosten schnell über 2.000 Euro, pro Jacke werden bis zu 4 Felle verarbeitet.

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Die Schlachterei von Neqi in Narsaq. Über einen Zeitraum von wenigen Wochen werden hier im Herbst bis zu 30.000 Lämmer und Schafe aus ganz Süd-Grönland geschlachtet. Die Tiere werden anschließend eingefroren und über das Jahr nach und nach in den Markt gebracht.

Obwohl das Fleisch lokal hergestellt wird ist es teurer als importiertes aus Argentinien oder Neuseeland. Ein Export nach Festland-Europa ist aufgrund verschiedener Regularien nicht möglich.

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Ole Vestergaard ist der Geschäftsführer von Neqi. Das Fleisch aus seinem Schlachthof, welcher der einzige seiner Art in Grönland ist, wird in Supermärkten in ganz Grönland verkauft.

In der Schlachtsaison beschäftigt er bis zu 100 Leute, ansonsten knapp 40.

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Vor allem die Schaffarmer machten Stimmung gegen die geplante Mine in Narsaq. Sie fürchteten einen Imageschaden und somit einen Einbruch des Absatzes von Lammfleisch. Ihre Befürchtung: Die Mine würde radioaktiven Staub aufwirbeln, ihn in der Umgebung verteilen und am Ende über die Nahrung bei den Schafen ankommen.

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Wie in vielen Teilen Grönlands haben die modernen Zeiten ihre Flüche mit sich gebracht. Es gibt kein Konzept für die Endlagerung von Müll, Abwasser wird in die Fjorde geleitet und der Alkoholkonsum liegt weit über dem europäischen Durchschnitt .

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Zwei Tourguides des Touranbieters Tasermiut. Das Unternehmen bietet den Sommer über mehrtägige Kayaktouren durch Süd-Grönland an. Das Unternehmen wurde von Spaniern gegründet und beschäftigt fast ausschließlich Nicht-Grönländer. Die Saison ist nur wenige Monate lang, ein Anlernen von örtlichen Arbeitern lohnt sich für den Anbieter nicht.

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Im Sommer legt einmal pro Woche eine Personenfähre in Narsaq an, welche die gesamte Westküste Grönlands miteinander verbindet. Trotz wachsender Flugverbindungen ist die Fähre immernoch die beliebteste und günstigste Option.

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In den 80er Jahren wurde ein Minenschacht in den Berg unterhalb des Kvanefjeld getrieben um den Gehalt an wertvollen Rohstoffen im Gestein zu bestimmen. Das geförderte Material wurde unterhalb des Schachtes auf Haufen abgeladen. Heute werden die Haufen von Hobbygeologen durchsucht, da in diesem Komplex Mineralien vorkommen, die weltweit einmalig sind.

Dass der Berg reich an Uran ist, ist seit den 50er Jahren bekannt. Jüngere Untersuchung kamen zu dem Schluss, dass das Gestein neben Uran außerdem extrem reich an Seltenen Erden ist. Greenland Minerals, ein australisches Unternehmen, erkundete das Gebiet seit 2011 intensiv und sicherte sich eine Abbaugenehmigung. Dies stieß auf starken Gegenwind bei der Bevölkerung, die daraus entstehende Kampagne gab der politischen Opposition Aufwind. Sie gewann die letzten Wahlen und setzte ein Uranabbauverbot durch. Davon ist auch das Kvanefjeld-Projekt betroffen. Greenland Minerals klagt nun auf Schadensersatz in Milliardenhöhe.

Links: Eine von unzählingen Bohrstellen auf dem Kvanefjeld-Plateau. In den 1980er Jahren und vor allem Anfang der 2010er Jahre wurde das Gebiet systematisch beprobt. Auf dem Plateau gibt es weit über 100 Bohrlöcher, hinzu kommende Dutzende Bohrlöcher in angrenzenden Gebieten. Rechts: Eine Krähe auf einem Laternenmast.

Rechts: Luftaufnahme des Kvanefjeld-Plateaus. Hier war bis zuletzt ein Tagebau geplant um die im Gestein enthaltenen Seltenen Erden zu fördern. Ein Nebenprodukt wäre dabei ein große Menge an Uran gewesen. Links: Eingang in den alten Minenschacht. Da das Gestein eine hohe Konzentration an Uran aufweist wurde der Eingang dauerhaft versiegelt.

Rechts: John Small auf seinem ATV im Zentrum von Narsaq. Er sammelt und verarbeitet Edelsteine, um sie dann an Touristen zu verkaufen. Besonders begehrt ist dabei Tugtupit, ein tiefroter Edelstein, welcher nur im Kvanefjeld-Komplex vorkommt. Links: Ein Geigerzähler auf dem Kvanefjeld-Plateau zeigt an der Oberfläche eine Äquivalentdosis von über 30 Mikrosievert an. Im UK darf nur Gestein bis zu 7,5 Mikrosievert abgebaut werden.

Die Mineralienausstellung ist Teil des örtlichen Museum und in einem der ältesten Gebäude der Stadt untergebracht. Die ausgestellten Steine stammen aus der Sammlung eines Privatsammlers und zeigt die ganze Bandbreite der in der Gegend vorkommenden Mineralien.

Einige sind dabei weltweit nur an diesem Ort findbar, andere wurden hier zuerst beschrieben.

Links: Josep Peterson ist einer der wenigen Befürworter des Minenprojektes. Er war lange Zeit Politiker und warb für die Mine. Nach dem Erdrutschsieg der Oppositionspartei, die sich gegen den Abbau von Uran einsetzte, zog er sich aus der Politik zurück. Heute leitet er ein B&B und unterrichtet junge Erwachsene, die die Schule nicht abgeschlossen haben. Rechts: Werbebanner von Greenland Minerals in der örtlichen Sporthalle. Das Unternehmen ver-