Musikfest Bremen 2011 Magazin

Page 1

AUG/SEPT

2011 VOM 27. AUGUST BIS 17. SEPTEMBER 2011


© The Munch Museum / The Munch Ellingsen Group / VG Bild-Kunst, Bonn 2010

Kunsthalle Bremen

Edvard Munch

Rätsel hinter der Leinwand 15. 10. 2011 – 26. 2. 2012

Mit freundlicher Unterstützung von

Medienpartner

Kulturpartner


INHALT

BACH PUR Viktoria Mullova/Violine, Ottavio Dantone/Cembalo

RÖMISCHE VOKALPRACHT GRUSSWORTE EINE GROSSE NACHTMUSIK

2–5 6 – 11

IL FARNACE I Barocchisti, Solisten, Diego Fasolis/Dirigent

EINE ZAUBERFLÖTE

KÜNSTLERFREUNDSCHAFTEN

12 – 13

Frei adaptiert von Peter Brook, Franck Krawczyk und Marie-Hélène Estienne nach Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder

14 – 20

52 – 53

Tölzer Knabenchor und seine Solisten, Gerhard Schmidt-Gaden/Leitung

Eröffnungsfest mit diversen Künstlern an acht Spielstätten rund um den Marktplatz

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL

50 – 51

54 – 55

56 – 57

Ensemble Contraste, Bertrand Chamayou, Orchester Spira mirabilis

KLAVIERABEND

58 – 59

Hélène Grimaud/Klavier Der bedeutendste europäische Orgelbauer der Barockzeit

MATTHÄUS-PASSION

22 – 23

AUF DEN SPUREN VON LISZT

60 – 61

Bertrand Chamayou/Klavier Bach Collegium Japan, Rachel Nicholls/Sopran, Robin Blaze/ Countertenor, Gerd Türk/Tenor, Peter Kooij/Bass, Masaaki Suzuki/Leitung

KAMMER-KONZERT

FÖRDERPREISTRÄGER DEUTSCHLANDFUNK 2010 24 – 25

Emmanuelle Bertrand/Violoncello, Pascal Amoyel/Klavier

ROYAL CONCERTGEBOUW ORCHESTRA Andris Nelsons/Dirigent

BREMER PHILHARMONIKER

Orchester Spira mirabilis

VERABSCHIEDUNG EINES FÜRSTEN 26 – 27

64 – 65

Ensemble Pygmalion, Solisten, Raphaël Pichon/Leitung

10 JAHRE JACOBS UNIVERSITY 28 – 29

62 – 63

66 – 67

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Cameron Carpenter/Orgel, Alexander Shelley/Dirigent

Krist¯ıne Opolais/Sopran, Markus Poschner/Dirigent

IL CARO SASSONE

30 – 31

IT’S ONLY LOVE

68 – 69

hr-Bigband, Tania Maria/Gesang und Klavier, Jörg Achim Keller/Leitung The English Concert, Lucy Crowe/Sopran, Harry Bicket/Dirigent

HASSE & HÄNDEL: OUVERTÜREN & DUETTE

32 – 33

70 – 71

Capriccio Stravagante Trio: Sophie Gent/Violine, Josh Cheatham/Viola da Gamba, Skip Sempé/Cembalo

Cappella Gabetta, Veronica Cangemi/Sopran, Vivica Genaux/Mezzosopran, Andrés Gabetta/Dirigent

KRÖNUNGSMESSE

CONCERT ROYAL

34 – 35

CALDARA IN WIEN

72 – 73

Concerto Köln, Philippe Jaroussky/Countertenor, Markus Hoffmann/Konzertmeister Akademie für Alte Musik, Lydia Teuscher/Sopran, Ruth Sandhoff/Alt, Colin Balzer/Tenor, Jens Hamann/Bass, RIAS Kammerchor, Hans-Christoph Rademann/Leitung

PARIS UND DIE ROMANTIKER

VIRTUOSE KAMMERMUSIK 36 – 37

PSALMEN, PSALMEN...

38 – 39

OPEN UP MUSIKFEST-PREIS 2011

40 – 41

Viktoria Mullova/Violine, Kristian Bezuidenhout/Hammerflügel

GIULIO CESARE IN EGITTO

76 – 77

Orchestre Les Siècles, Anna Caterina Antonacci/Sopran, François-Xavier Roth/Dirigent

Gesualdo Consort Amsterdam, Harry van der Kamp/Leitung

BEETHOVEN PUR

Janine Jansen/Violine, Itamar Golan/Klavier

AUS NEUEN WELTEN

Le Cercle de l’Harmonie, Bertrand Chamayou/Klavier, Julien Chauvin/Violine, Jérémie Rhorer/Dirigent

74 – 75

42 – 43

21 78 – 79

Verleihung des Musikfest-Preis 2011 und des Förderpreis Deutschlandfunk 2011

MUSIKALISCHE GESELLSCHAFT

81

BUS-SHUTTLE

85

PROGRAMMÜBERSICHT

86

PREISE/ORTE/IMPRESSUM

87

Accademia Bizantina, Solisten, Ottavio Dantone/Dirigent

MUSIKFEST SURPRISE Zum zweiten Mal: unkonventionell, frisch, aufregend!

44 – 49


Sehr geehrte Damen und Herren,

MARTIN GÜNTHNER

JENS BÖHRNSEN

Liebe Leserin, lieber Leser, aber vor allem: Liebe Musikfreunde,

das 22. Musikfest Bremen das Musikfest Bremen ist ein ist mit seiner erfolgreichen schon traditioneller Höhepunkt Mischung aus international des Bremer Kulturjahres: Hochrenommierten Künstlern, neukarätige Künstler, außergegierig machenden Programmen wöhnliche Formate, besondere und traditionsreichen wie innoSpielorte – diese Kombination vativen Spielorten auch dieses macht für mich immer wieder den Reiz dieses Festivals aus. Jahr wieder ein Höhepunkt im kulturellen Leben der Hansestadt.

In diesem Jahr bin ich zum Beispiel gespannt auf die Autorin Das besondere Festival-Flair des Musikfestes führt Menschen Donna Leon, die sich gemeinsam mit Alan Curtis und seinem zusammen. Und die hohe künstlerische Qualität trägt maßgebBarockensemble auf musikalische Spurensuche in den Werken lich zur Attraktivität unserer Stadt und der gesamten Region Händels begeben wird. Daneben freue ich mich auf die Deutsch- bei. Bereits seit 10 Jahren finden Konzerte in der bremischen land-Premiere der »Zauberflöte« des Théâtre des Bouffes du Nachbarschaft statt. Inzwischen ist dieser Programmbestandteil Nord aus Paris. Mozarts Oper ist im BLG-Forum in der Inszenie- immer weiter in die Metropolregion gewachsen. Diese musikarung von Peter Brook zu sehen, einem der einflussreichsten Re- lischen Brückenschläge mit ihren erfrischenden Impulsen bieten gisseure des 20. Jahrhunderts. die willkommene Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und PartEine Fortsetzung erfährt in diesem Jahr das Arp-Schnitger-Festi- nerschaften zu pflegen und stärken so nachhaltig die kulturelle val, welches das Wirken dieses stilbildenden Orgelbauers aus der Identität in der Metropolregion. Dies ist für das ZusammenwachWesermarsch in den Mittelpunkt stellt und uns die enorm reiche sen der Metropolregion von besonderem Wert. Orgellandschaft rund um Bremen näher bringt. Über die kulturelle Strahlkraft hinaus ist das Musikfest Bremen Es sind Veranstaltungen wie diese, die das Musikfest Bremen seit Jahren auch ein vorbildhaftes Beispiel für eine erfolgreiche seit seinem Bestehen über die Grenzen unserer Region hinaus Public Private Partnership. Mit den beschränkten öffentlichen profiliert haben. Das durchlässige Repertoire zwischen Klassik, Mitteln alleine wäre eine solche Veranstaltung nicht realisierbar. Jazz und elektronischer Musik, verbunden mit ungewöhnlichen Nur das umfangreiche Sponsoring zahlreicher Unternehmen aus Konzertformen und Aufführungsorten hat dafür gesorgt, dass der gesamten Region macht es überhaupt erst möglich, ein so auch immer mehr Menschen aus ganz Deutschland und den Nie- vielfältiges und hochkarätiges Programm zu realisieren. derlanden den Weg zum Festival finden. Mein herzlicher Dank gilt den Sponsoren und Förderern zwischen Dafür danke ich allen Beteiligten sehr, insbesondere dem Inten- Ems, Weser und Elbe, die mit ihrem Engagement den Nordwesten danten Prof. Thomas Albert und seinem Team. Möglich ist eine nach innen und außen so glanzvoll musikalisch strahlen lassen. solch hochkarätige Veranstaltungsreihe nur durch das Engage- Den Organisatoren wünsche ich einen erfolgreichen Verlauf und ment von Förderern und Sponsoren – auch ihnen spreche ich allen Besucherinnen und Besuchern bewegende Konzerterlebmeinen Dank für ihren großartigen Einsatz aus. nisse, die lange in bester Erinnerung bleiben mögen. Ich wünsche Ihnen ein inspirierendes Musikfest 2011!

Ihr

Herzlichst, st, Ihr Martin Günthner Senator für Wirtschaft und Häfen Bürgermeister Jens Böhrnsen, Präsident des Senats und Senator für Kultur


PROF. THOMAS ALBERT

Verehrte Musikfest-Freunde,

ein Festival programmatisch zu gestalten ist für mich seit den Anfängen im Jahr 1989 mit dem Gedanken verbunden, etwas »Besonderes« vorzustellen, Grenzen zu überschreiten und tradierte Inhalte mit neuen Impulsen zu konfrontieren. Mein erklärtes Ziel ist es dabei, die wertvolle Chance zu nutzen, etwas auszuprobieren und Projekte und Programme anzubieten, die in der Form hier noch nicht zu erleben waren – das Festival als Labor für neue Erfahrungen jeglicher Art!

gesamten Überseestadt-Areals reicht das Spektrum von einer komprimierten, entstaubten Fassung von Rameaus »Castor et Pollux« bis zu fetzigen Klängen aus der New Yorker Club-Szene.

Diesem innovativen Impuls in der Stadt entspricht das für die gesamte Region so wertvolle, weil ganz eigenständige Thema »Arp Schnitger und das norddeutsche Orgelparadies«, das wir um eine neue Komponente erweitern: das Arp-SchnitgerEnsemble. Mit der Gründung dieses Ensembles soll der Schatz dieses herausragenden Orgelparadieses vor unserer Haustür in die Hände der nächsten Generation gelegt werden. Mit dem Arp-Schnitger-Ensemble wird der schlagende Beweis angetreten, dass die so bedeutenden Orgeln Schnitgers und seiner Zeitgenossen neben ihrer solistischen Rolle als »Königin der Instrumente« vor allem auch große Ensembleinstrumente Ein legendärer Theatermensch, der für mich geradezu diese waren, die mit Sängern, Streichern und Bläsern die Repertoires Prinzipien personifiziert, ist der britische Regisseur Peter der jeweiligen Epoche zu Gehör gebracht haben. Als PerspekBrook. Daher ist es für mich unumgänglich, Ihnen unsere tive für die Zukunft soll über das projektbezogen sich immer diesjährige szenische Produktion »Eine Zauberflöte« beson- wieder neu formierende Ensemble jungen Musikern aus aller ders ans Herz zu legen, verbinden sich in dem Projekt doch Welt der adäquate Umgang mit diesem reichen Erbe vermittelt auf das Vortrefflichste die zwei künstlerischen Koryphäen und in der Wechselwirkung damit wiederum ein Stück Identität Wolfgang Amadeus Mozart und Peter Brook. Mit dieser konge- unseres Nordwestens in die Welt hinausgetragen werden. nialen Inszenierung hat sich Brook, der Meister der magischspartanischen Theatersprache, von seiner langjährigen Die jetzt hier aus Platzgründen nur anskizzierten Aspekte sind Pariser Wirkungsstätte, dem Théâtre des Bouffes du Nord, nur einige der programmatischen Akzente, die ich mit meinem verabschiedet. Aus diesem Grund ist es für das Musikfest Bre- Team auch in den kommenden Jahren umsichtig und unter Beimen eine besondere Ehre, als exklusiver deutscher Partner in behaltung der hohen künstlerischen Qualität ausbauen möcheinem internationalen Kreis renommierter Koproduzenten aus te. Mein besonderer Dank bei der bisherigen Umsetzung gilt aller Welt – vom Mailänder Teatro Piccolo über das Londoner daher der Unterstützung aus öffentlicher und privater Hand. Barbican oder das New Yorker Lincoln Center – gemeinsam die Die Zuwendungen der Freien Hansestadt, der Metropolregion Realisierung dieses Projektes ermöglicht zu haben. Das spie- Bremen-Oldenburg im Nordwesten und vor allem der zahlgelt einmal mehr wider, wie gut der Ruf und die internationale reichen treuen wie neuen Sponsoren, Freunde und Förderer Akzeptanz des Musikfest Bremen im nunmehr 22. Jahr des sowie die Unterstützung durch unsere Medienpartner machen Festivals ist. ein solches Festivalprogramm erst möglich. Mein Dankeschön für das diesjährige Engagement möchte ich abschließend mit Doch eine gute internationale Vernetzung ist selbstverständ- dem Appell verbinden, die zukunftsweisende Ausrichtung des lich nur »die halbe Miete«, gilt es doch vor allem, das Publi- Musikfest Bremen auch weiterhin zu ermöglichen – zur Freude kum vor Ort mit dem Festivalprogramm zu erreichen. Mit aller für einen kulturell weiterhin strahlenden Nordwesten! großem Erstaunen und umso größerer Freude habe ich daher im vergangenen Jahr erleben dürfen, wie zwei ganz neue Ihr Akzente im Programm, das Arp-Schnitger-Festival und die Reihe »Musikfest Surprise« im BLG-Forum in der Überseestadt, gleich bei ihrer Premiere durchweg auf rein positives Echo gestoßen sind. Das hat uns natürlich bestärkt, diese Prof. Thomas Albert beiden Feste im Festival mit neuen künstlerischen Aspekten Intendant Musikfest Bremen fortzusetzen und Ihnen wieder die Augen und Ohren für erfrischende Konzerterlebnisse zu öffnen. Nach Peter Brooks Sicht auf Mozarts »Zauberflöte« können Sie sich somit bei »Musikfest Surprise« auch in der zweiten Festivalwoche im BLG-Forum auf wahre Über raschungen freuen. Passend zum progressiven Ambiente der ehemaligen Staplerhalle und des

2|3


© Eiichiro Sakata

GLOCKE Vokal 2011/12

Edita Gruberova Münchner Rundfunkorchester Andriy Yurkevych, Leitung

Mittwoch 14. März 2012 20.00 Uhr

Ticket - Service in der Glocke Tel. 0421- 33 66 99 | www.glocke.de


LANDRAT GERD STÖTZEL 1. Vorsitzender, Landkreis Diepholz

DR. STEPHAN-ANDREAS KAULVERS 2. Vorsitzender, Vorstandsvorsitzender der Bremer Landesbank

LIEBE KULTURINTERESSIERTE, in der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten liegt das Herzstück einer weltweit einmaligen Orgellandschaft. Hier stehen einige der am besten erhaltenen Arp-Schnitger-Orgeln, die auch heute noch bespielbar sind. Die Kirchen in Cappel, Ganderkesee und Golzwarden seien an dieser Stelle als Beispiele genannt. Die Orgeln des aus der Wesermarsch stammenden Schnitger genießen in klanglicher wie baulicher Hinsicht Weltgeltung. Mit dem Musikfest Bremen werden diese Schätze nun neu gehoben und einer weiten Öffentlichkeit vorgestellt. Seit dem Jahr 2008 ist es nicht nur gelungen, die hochkarätigen Veranstaltungen des Musikfest Bremen auch in die NordwestRegion zu bringen, sondern auch einen internationalen OrgelWettbewerb aufzubauen, der nach dem Debüt im vergangenen Jahr bereits großes Renommee genießt. Mit ihrem großen Einsatz haben Herr Prof. Albert und viele Mitwirkende dank der Unterstützung der Metropolregion und zahlreicher Sponsoren auch für die Spielzeit 2011 wieder ein Programm der Spitzenklasse organisiert.

Wir freuen uns außerordentlich, dass es auch in diesem Jahr gelungen ist, die Zahl der Konzerte und Spielstätten zu erweitern. Mehr als 40 Veranstaltungen an 29 Spielstätten lassen die gesamte Region ab dem 27. August zur Kultur-Metropole Nordwest werden – eine bessere Werbung können wir uns für unsere Metropolregion kaum wünschen. Wie wünschen Ihnen einen »frischköpfigen« und exzellenten Musikgenuss beim Entdecken der bislang noch viel zu wenig bekannten Orgelregion Nordwest und bei allen Veranstaltungen des Musikfest Bremen 2011. Für den Vorstand der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e. V.:

Landrat Gerd Stötzel, 1. Vorsitzender, Landrat Landkreis Diepholz

Dr. Stephan-Andreas Kaulvers 2. Vorsitzender, Vorstandsvorsitzender der Bremer Landesbank

4|5


27 08

ERÖFFNUNG EINE GROSSE NACH

3 AUS 24... ... lautet dieses Jahr die Maxime, nach der Sie sich individuell das Programm für den Festival-Auftakt zusammenstellen. Bei der Auswahl von 24 Konzerten an 8 Spielstätten in 3 Zeitschienen rund um den Marktplatz ist für jeden Geschmack etwas dabei – schwelgerische Orchesterklänge, sinnliche Barockoper-Arien, sakrale Meisterwerke, fetzige Kammermusik oder heiße Tango- und JazzRhythmen. Bürgt das Renommee der internationalen Künstler für höchste musikalische Qualität, so garantieren die stimmungsvollen Illuminationen von Lichtdesigner Christian Weißkircher auch visuell erneut einen Abend der Extraklasse.

SA 27. AUG / AB 19.30 UHR TICKETS: 66,- EUR (ERM. 48,-) 8 Spielstätten rund um den Marktplatz

EINE GROSSE NACHTMUSIK Details siehe Übersicht auf Seite 10/11


TMUSIK

pr채sentiert von

6|7


DIE KÜNSTLER LIEBE MUSIKFREUNDE,

DER »GROSSEN NACHTMUSIK«

das Musikfest Bremen bietet seit Jahren ein außergewöhnliches Spektrum exklusiven Musikgenusses. Regionale, nationale und internationale Künstler geben sich in diesem Jahr erneut ein Stelldichein in Bremen und Bremerhaven und an zahlreichen weiteren Spielorten im Nordwesten. Als Bereicherung hat sich das Arp-SchnitgerFestival erwiesen, das im vergangenen Jahr erstmals stattfand. Insgesamt bietet das Programm Musikliebhabern attraktive Konzerte an verschiedenen Orten in der Region, in der unser Unternehmen seit mehr als 80 Jahren zuhause ist. Diese regionale Ausrichtung trägt zu einer attraktiven Veranstaltungslandschaft bei und macht die Idee des Musikfest weit über Bremen hinaus erlebbar. Die besondere Qualität der Musik ist ihre Wandlungsfähigkeit: Sie zeigt sich in der lebendigen Vielfalt klassischer Interpretationen und in der faszinierenden Symbiose verschiedener Stilrichtungen zu etwas ganz Neuem. Den Veranstaltern des Musikfest Bremen gelingt es darüber hinaus, das hochwertige Konzertangebot in ein anregendes, authentisches Ambiente einzubetten. Besonders augenfällig wird dieses am Eröffnungsabend, der in der Tradition der Promenadenkonzerte mehrere Spielorte rund um den historischen Marktplatz miteinander verbindet und Brücken schlägt zwischen ganz unterschiedlichen Stilrichtungen. Dieses Konzept öffnet neue Musikwelten und richtet den Fokus auf das Wesen jeder Musik: Musik ist Sinnesfreude und Inspiration. In diesem Sinne wünschen wir dem 22. Musikfest Bremen, seinen Besucherinnen und Besuchern viele freudige und inspirierende musikalische Momente.

Jung, dynamisch und offen für den Brückenschlag zwischen westlicher und östlicher Musiktradition: das Seoul Philharmonic. Seit Maestro Myung-Whun Chung die Leitung übernommen hat, setzt es als eines der führenden Orchester Asiens neue Maßstäbe. Besondere Klangerlebnisse versprechen daher nicht nur »Klassiker« von Debussy, Ravel und Tschaikowsky, sondern auch das Konzert für Sheng und Orchester der aus Korea stammenden Komponistin Unsuk Chin. Interpretiert wird es von Wu Wei, dem weltweit führenden Virtuosen auf diesem der traditionellen chinesischen Musik angehörenden Blasinstrument. Masaaki Suzuki und sein Bach Collegium Japan widmen sich so kompetent, virtuos und innig den Werken ihres Namensgebers, dass ihre CD-Einspielungen längst als Referenz gelten. Ihr Bach ist von einer meditativ-spirituellen Kraft und imponiert gleichzeitig durch Frische, Dynamik und Elan – ein Erlebnis! Wenn Donna Leon nicht gerade Krimis schreibt, hört sie mit Vorliebe Musik ihres Lieblingskomponisten Händel. Dabei ist ihr aufgefallen, dass er in seinen Arien immer wieder Tiere in Töne umgesetzt hat. Was meinte Händel, wenn eine Schlange durch seine Arie zischelt oder wenn Heerscharen von Fröschen in die Gemächer des Königs eindringen? Zusammen mit Alan Curtis, seinem Ensemble Il Complesso Barocco und den beiden Sängerinnen Klara Ek (Sopran) und Mary-Ellen Nesi (Mezzosopran) folgt sie mit Witz und Herz den Spuren der Tiere in Händels Opern – ein sinnlich-tierisches Vergnügen! Heiße Kammermusik, die zündet! Die fünfköpfige Band Spark – zu deutsch Funke – macht ihrem Namen alle Ehre und bricht die Grenzen zwischen den Genres auf: Balkan-Beats, Jazzrhythmen und Art-Pop treffen auf die klassische Avantgarde für einen aufregenden Multi-Kulti-Mix. Chanticleer, das sind die zwölf Sänger (von Countertenor bis Bass) des führenden A-cappella-Ensembles der USA. Von der Kritik als »Orchester der Stimmen« gefeiert, beeindrucken die zwölf Sänger mit einem Repertoire, das spielerisch vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht. Tango ist zeitlos modern, erst Recht, wenn er so enthusiastisch und poetisch zugleich gespielt wird wie von den Musikern des französischen Ensemble Contraste. Mit Klavier, Streichinstrumenten und Saxophon geht es auf eine Reise nach Buenos Aires voller Folklore, Jazz und Klassik! Er gilt als Italiens renommiertester Jazzer: Enrico Pieranunzi. Mit seinem Quintett vereint der Pianist rhythmischen Reichtum und geistreiche Improvisationen und verbindet Filmmusik sowie eigene Kompositionen zu einer dynamischen Mischung voller Kreativität und Spiellaune. Der französische Bassklarinettist Denis Colin und seine Societé des Arpenteurs – auf deutsch: Gesellschaft der Landvermesser – wandeln in der Tat abseits ausgetretener Jazz-Pfade und erkunden neues Terrain, indem sie souverän Modern, Free, Funk und Fusion miteinander verschmelzen – Überraschungen vorprogrammiert!

Dr. Werner Brinker Vorstandsvorsitzender der EWE AG


EINE GROSSE NACHTMUSIK MIT OHB AG Die OHB AG mit Hauptsitz in Bremen ist der erste börsennotierte Luft- und Raumfahrtkonzern Deutschlands. Die über 25-jährige Erfahrung im Bereich der Hochtechnologie sowie die Bündelung von Luftfahrt-, Raumfahrt- und Telematik-Know-how sorgen für eine herausragende Positionierung des Konzerns in Europa. OHB arbeitet traditionell mit führenden nationalen und internationalen Unternehmen, um projektspezifische Kompetenzen gezielt zusammenzustellen. Sie ist eine der bedeutenden unabhängigen Kräfte in der europäischen Raumfahrtbranche und ein gesuchter Partner für sowohl die Europäische Raumfahrtagentur ESA, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR als auch für öffentliche und private Auftraggeber. Die OHB-Gruppe beschäftigt derzeit über 2.200 Mitarbeiter. Wir freuen uns, kulturelles Engagement für ein ebenso anspruchsvolles wie unterhaltsames Programm beim 22. Musikfest Bremen zeigen zu können und wünschen allen Besuchern einen wunderbaren Auftakt rund um den Bremer Marktplatz.

8|9


HOCHWERTIGER HÖRGENUSS Neuerlich eine feste Burg für besonders hochwertigen Hörgenuss wird das Musikfest Bremen 2011 sein, im Jahr 22 nach seiner Gründung. Dargeboten wird vom 27. August bis 17. September ein sehr vielfältiger Ohrenschmaus: zwischen bewährter Tradition und staunenswerter Innovation, mit weltweit renommierten Stars und aufstrebenden Geheimtipps, reich an Atmosphäre und magischen Nocturnes. Der WESER-KURIER fördert dieses Festival mit überregionaler Strahlkraft seit etlichen Jahren leidenschaftlich gern, weil es für Bremens Bewohner und Besucher längst zur herausragenden Institution im ohnedies prall gefüllten Kulturkalender der Stadt geworden ist. Wiederum beeindruckt die Bandbreite des von Professor Thomas Albert 1989 mit viel Umsicht und Idealismus gegründeten Musikfest Bremen. Sie reicht vom stimmungsvoll illuminierten Eröffnungsabend, den in diesem Jahr unter anderem ein literarisch-musikalisches Gastspiel der Krimiautorin und HändelKennerin Donna Leon adelt, bis zu Konzerten an kleineren Spielstätten, von Peter Brooks Interpretation der »Zauberflöte« bis zum hochkarätigen Sinfoniekonzert, vom Solo-Konzert der Ausnahmepianistin Hélène Grimaud bis zum Arp-Schnitger-Festival, das im vergangenen Jahr sehr erfolgreich gestartet ist. In vergleichbarem Maße imposant wie die überbordende Epochen-, Stil- und Instrumentenfülle ist die Anzahl der am bunten Veranstaltungsreigen beteiligten Ensembles und Nationen. Bei dem für alle Einflüsse offenen Musikfest trifft Klassik auf Jazz, E- auf U-Kultur, Überlieferung auf Avantgarde, Postmoderne auf historisches Instrument. Hier vereinen sich bei 40 Veranstaltungen an 29 Spielstätten Könner und Kenner, Profizuhörer und Liebhaber. Die 22. Auflage dieser feierlichen Fülle des Wohllauts verheißt aufregende und inspirierende Paarungen, die sich Musikfreunde keinesfalls entgehen lassen sollten.

PROGRAMM 3 AUS 24 SO FUNKTIONIERT’S 19.30 UHR DIE GLOCKE Großer Saal

SEOUL PHILHARMONIC ORCHESTRA MYUNG-WHUN CHUNG Dirigent C. Debussy: La Mer M. Ravel: La Valse

ST. PETRI DOM

BACH COLLEGIUM JAPAN MASAAKI SUZUKI Leitung J. S. Bach: Magnificat BWV 243 und andere Werke

RATHAUS BREMEN Obere Halle

IL COMPLESSO BAROCCO DONNA LEON Lesung ALAN CURTIS Leitung »Tiere und Töne – Auf Spurensuche in Händels Opern«, Teil I

HAUS DER BÜRGERSCHAFT

SPARK

UNSER LIEBEN FRAUEN KIRCHE

CHANTICLEER

HAUS SCHÜTTING

ENSEMBLE CONTRASTE

»City beats«: Werke von A. Vivaldi, G. Fauré, C. Meijering, J. Motschmann, K. Bunch, K. Ince, L. Zhurbin u. a.

»Divine Love«: Werke von T. L. de Victoria, S. de Vivanco, M. Duruflé, J. Tavener u. a.

»Café 1930 – Tangos«

ATLANTIC GRAND HOTEL

ENRICO PIERANUNZI QUINTETT

Innenhof

»Fellinijazz«

LANDGERICHT

DENIS COLIN & LA SOCIETÉ DES ARPENTEURS

Innenhof

»Subject to change«


KLASSIK ON AIR

Stellen Sie sich nach Ihren Wünschen eine musikalische Route zusammen und wählen Sie je ein Konzert um 19.30 Uhr, um 21.00 Uhr und um 22.30 Uhr. Sie müssen bei Ihrer Wahl nur Folgendes beachten: Ein Konzert in Ihrer Zusammenstellung muss im St. Petri Dom oder in der Glocke stattfinden sowie mindestens ein Konzert an einem der anderen sechs Orte. Die einzelnen Konzerte haben eine Länge von ca. 45 Minuten, so dass Ihnen zwischen den Konzerten jeweils genügend Zeit bleibt, den nächsten Veranstaltungsort aufzusuchen. Tickets: Einheitspreis 66,- Euro (Erm. 48,-)

21.00 UHR

22.30 UHR

SEOUL PHILHARMONIC ORCHESTRA WU WEI Sheng MYUNG-WHUN CHUNG Dirigent

SEOUL PHILHARMONIC ORCHESTRA MYUNG-WHUN CHUNG Dirigent

U. Chin: »Šu« - Konzert für Sheng und Orchester, M. Ravel: La Valse

P. I. Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 »Pathétique«

BACH COLLEGIUM JAPAN MASAAKI SUZUKI Leitung

BACH COLLEGIUM JAPAN MASAAKI SUZUKI Leitung

J. S. Bach: Kantate »Freue dich, erlöste Schar« BWV 30 und andere Werke

J. S. Bach: Magnificat BWV 243 und andere Werke

IL COMPLESSO BAROCCO DONNA LEON Lesung ALAN CURTIS Leitung

IL COMPLESSO BAROCCO DONNA LEON Lesung ALAN CURTIS Leitung

»Tiere und Töne – Auf Spurensuche in Händels Opern«, Teil II

»Tiere und Töne – Auf Spurensuche in Händels Opern«, Auszüge aus Teil I und II

SPARK

SPARK

»One world«: Werke von R. Vaughan Williams, J. Hisaishi, C. Meijering, F. Say, K. Ince, L. Zhurbin u. a.

»Nightlife«: Werke von A. Vivaldi, J. S. Bach, M. Nyman, F. Say, K. Bunch, J. Motschmann, C. Hermann, D. Koschitzki u. a.

CHANTICLEER

CHANTICLEER

»Divine Love«: Werke von T. L. de Victoria, S. de Vivanco, M. Duruflé, J. Tavener u. a.

»Divine Love«: Werke von T. L. de Victoria, S. de Vivanco, M. Duruflé, J. Tavener u. a.

ENSEMBLE CONTRASTE

ENSEMBLE CONTRASTE

»Café 1930 – Tangos«

»Café 1930 – Tangos«

ENRICO PIERANUNZI QUINTETT

ENRICO PIERANUNZI QUINTETT

»Originals«

»Fellinijazz«

DENIS COLIN & LA SOCIETÉ DES ARPENTEURS

DENIS COLIN & LA SOCIETÉ DES ARPENTEURS

»Subject to change«

»Subject to change«

Mal die große Politik, mal das Konzert für Genießer – das Nordwestradio ist Ihr zuverlässiger Begleiter rund um die Uhr. Ein Radioprogramm aus dem Nordwesten Deutschlands mit anspruchsvollen Musikstrecken, detaillierten Informationen aus Politik, Kultur und Gesellschaft und avancierter Radiokunst. Das Musikfest Bremen ist seit Jahren ein musikalisches Highlight in unserem Programm. Wir holen Ihnen die internationalen Stars des Festivals ins Radio, plaudern mit prominenten Gästen und informieren Sie kompetent über die wichtigsten musikalischen Ereignisse. Bei den meisten Konzerten in Bremen und in der Nordwestregion sind wir mit unseren Ü-Wagen vor Ort und sorgen mit modernster Technologie für ein optimales Klangbild. Genießen Sie die schönsten Konzerte des Musikfest Bremen in den Klassik-Sendungen am Abend oder im mittäglichen Sonntagskonzert. Seien Sie live dabei, wenn wir die Große Nachtmusik in Echtzeit von allen Spielorten übertragen: Ein Radioereignis in allerhöchster Qualität.

10|11


28-30

08

EINE ZAUBERFLÖTE Sein Name ist legendär in der Bühnenwelt und kaum ein Regisseur hat das zeitgenössische europäische Theater so maßgeblich beeinflusst wie er: Peter Brook. Ein Leben lang hat der heute 86-jährige englische Regisseur Wege gesucht, um sein Publikum zu erreichen, die Distanz zwischen Bühne und Zuschauerraum zu überwinden. Brook folgt keinen Maßstäben, er setzt welche! Seinen besonderen Ruf begründete er zunächst mit eigenwilligen Shakespeare-Interpretationen und radikalen Inszenierungen zeitgenössischer Bühnenstücke. 1971 gründete der Avantgardist in Paris ein Zentrum für internationale Theaterforschung, aus dem das legendäre Théâtre des Bouffes du Nord hervorging. Von diesem Theater hat sich Brook nun verabschiedet und dem Publikum und sich eine weitere Maßstäbe setzende Inszenierung geschenkt: Eine individuelle Auseinandersetzung mit Mozarts »Die Zauberflöte«, die daher folgerichtig bei ihm »Eine Zauberflöte« heißt. Oper bedeutet bei Brook immer konsequenten Reduktionismus, Entschlackung und Befreiung von jeglichem Ballast der Rezeptionsgeschichte – Oper als intimes Kammerspiel!

SO 28. AUG / 20 UHR MO 29. AUG / 20 UHR DI 30. AUG / 20 UHR TICKETS: 45,- / 40,- / 30,- / 20,- EUR (ERM. 20%) BLG-Forum Überseestadt, Bremen

EINE ZAUBERFLÖTE Adrian Strooper (Tamino), Jeanne Zaepffel (Pamina), Malia Bendi-Merad (Königin der Nacht), Thomas Dolié (Papageno), Dima Bawab (Papagena), Patrick Bolleire (Sarastro), Raphaël Brémard (Monostatos), William Nadylam und Abdou Ouologuem (Schauspieler) Philippe Vialatte/Licht Franck Krawczyk/Klavier PETER BROOK Regie »Eine Zauberflöte« frei adaptiert von Peter Brook, Franck Krawczyk und Marie-Hélène Estienne nach der Partitur von Wolfgang Amadeus Mozart und dem Libretto von Emanuel Schikaneder Eine Koproduktion von C.I.C.T/Théâtre des Bouffes du Nord/Paris, Festival d’Automne à Paris, Attiki Cultural Society/Athen, Musikfest Bremen, Théâtre de Caen, MC2/Grenoble, Barbican/London, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, Piccolo Teatro di Milano – Teatro d’Europa/Mailand und Lincoln Center Festival/New York


Wie schon bei seiner legendären »Carmen« (1981) hat er auch bei seiner »Zauberflöte« das Orchester durch eine Klavierbearbeitung ersetzt und das Dekor so minimalistisch wie möglich gehalten: Nur Bambusstangen, die den Raum gliedern und je nach Situation Kerkermauern, Tore, Gestrüpp oder Galgenbaum darstellen. In dieser freien Adaption von Peter Brook, Franck Krawczyk und Marie-Hélène Estienne wird aus Mozarts »Zauberflöte« ein auf hundert Minuten reduziertes Stück für sieben Sänger, ein Klavier und zwei charismatische Schauspieler. Diese bietet Brook mit der typisch schwebenden Magie seiner Personenführung als Spielführer und Begleiter auf, die die Sänger an die Hand nehmen und durch das Wirrwarr ihrer Gefühle navigieren. Dadurch werden überzeugend alle – Sänger, Pianist, Publikum und Werk – auf das Wesentliche des Theaters und der »Zauberflöte« zurückgeworfen. Das Ergebnis: Eine von allen herkömmlichen Opernkonventionen befreite »Zauberflöte«, die durch phantastische Assoziationen dennoch tief ins Innere des Werks vordringt – zeitlos modern und von einer bezwingenden Einfachheit. Bei der Verleihung des »Molière«, des renommiertesten französischen Theaterpreises, ging erst unlängst im April die Auszeichnung in der Kategorie beste Musiktheater-Produktion an »Eine Zauberflöte«. Das Musikfest Bremen, mit weiteren internationalen Partnern Koproduzent dieser Produktion, zeigt Peter Brooks faszinierende Auseinandersetzung mit Mozarts Meisterwerk exklusiv als Deutschland-Premiere! Carsten Preisler

PETER BROOK

PETER BROOKS SICHT AUF MOZARTS MEISTERWERK

Der Ausnahme-Regisseur, 1925 als Sohn russischer Emigranten in London geboren, begann seine Karriere 1945 in Birmingham, Stratford-upon-Avon und London, wo er hauptsächlich William Shakespeare inszenierte und die Sicht auf diesen Dramatiker und die Weise, wie er gespielt wird, grundlegend veränderte. 1971 gründete er in Paris das Centre International de Recherche Théâtrale (C.I.R.T.), aus dem nach Eröffnung des Théâtre des Bouffes du Nord das Centre International de Créations Théâtrales (C.I.C.T.) als eines der wichtigsten Zentren der europäischen Theaterkunst entstand. Peter Brook hat zahlreiche Schriften veröffentlicht, darunter seine 1968 als Buch herausgegebenen Vorträge über modernes Theater unter dem Titel »Der leere Raum«, die die Arbeit einer ganzen Generation europäischer Regisseure maßgeblich beeinflussten. Peter Brook wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. 2005 mit dem Dan-David-Preis, 2008 mit dem Internationalen Ibsen-Preis und 2011 mit einem EhrenMolière für sein Lebenswerk.

12|13


AUG/SEPT

2011

2. ARPSCHNITGERFESTIVAL

DER BEDEUTENDSTE EUROPÄISCHE ORGELBAUER DER BAROCKZEIT Im vergangenen Jahr widmete sich das Musikfest Bremen erstmals mit seinem Arp-Schnitger-Festival konzentriert dem Schaffen des aus der Wesermarsch stammenden Orgelbauers Arp Schnitger (1648-1719). Ein internationaler Orgelwettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet, sowie parallel dazu durchgeführte Musikfest-Konzerte haben mit einer großen Resonanz einen neuen Fokus auf Arp Schnitger und sein Erbe gesetzt. Damit wurde einmal mehr auch hervorgehoben, dass Bremen in der Mitte der reichsten Orgellandschaft Europas liegt. Die im Nordwesten so zahlreich exemplarisch erhaltenen Instrumente sind exponierte Beispiele der nordeuropäischen Orgelkultur und Schnitger eine ihrer herausragendsten Leitfiguren. Das Arp-Schnitger-Festival versteht sich als Teil der Initiative, seine in mehreren europäischen Ländern und in Brasilien erhaltenen Orgeln anlässlich des 300. Todesjahres 2019 grenzüberschreitend in die UNESCO-Welterbeliste aufnehmen zu lassen. Die Konzerte des 2. Arp-Schnitger-Festivals stellen erneut eine repräsentative Auswahl an Instrumenten im Nordwesten vor. Mit international renommierten Organisten sowie einem flexibel zusammengesetzten Arp-Schnitger-Ensemble, das sich eigens aus jungen Künstlern neu formiert, werden die Orgeln nicht ausschließlich allein als Soloinstrumente, sondern im konzertierenden Kontext auch als Continuo-Instrumente erlebbar – ganz so, wie es zur Zeit Schnitgers gängige Praxis war! Krönender Abschluss ist ein Konzert mit dem jungen Preisträger des 1. Arp-Schnitger-Orgelwettbewerbs in 2010. Auch zwei der drei Preisträger der Stipendien des letztjährigen Arp-Schnitger-Orgelwettbewerbs können Sie in diesem Jahr noch an zwei Konzertabenden kennenlernen: SA / 20. AUG / 18 UHR / Findorff-Kirche Grasberg Stipendiumskonzert Hye-Won Woo SA / 01. OKT / 18 UHR / St. Cyprian- und Corneliuskirche Ganderkesee Stipendiumskonzert Michael Unger


MIT BACHS AUGEN UND OHREN – ORGELWERKE VON BUXTEHUDE Dieterich Buxtehude gilt als der größte norddeutsche Orgelmeister vor Bach, schon seine Zeitgenossen nannten ihn einen »weitberühmten Musicus und Organiste«. Die längste Zeit seines Lebens – von 1668 bis zu seinem Tod 1707 – bekleidete er als Organist an der Lübecker St. Marienkirche die führende kirchenmusikalische Stellung im Ostseeraum. Gleichwohl verblasste der Ruhm des Komponisten in den beiden nachfolgenden Jahrhunderten und er wurde häufig als reines Bindeglied zwischen Schütz und Bach abgetan. Gesichert ist, dass der als einzige umfassende Quelle von Werken Buxtehudes aus dem 17. Jahrhundert überlieferte Codex »EB 1688« (heute Teil des vom gleichnamigen amerikanischen Komponisten, Anthologen und Lehrer gesammelten Lowell Mason Codex in Yale) von dem in Dresden tätigen Organisten Emanuel Bencher zusammengetragen wurde. Präludien Buxtehudes nehmen darin eine dominierende Stellung ein und zeigen, dass seine Werke weit über seine Wirkungsstätte hinaus in Mittel- und Süddeutschland große Anerkennung und Verbreitung gefunden haben müssen. Neuere Funde wie die sogenannte Weimarer Tabulatur legen darüber hinaus nahe, dass bereits der junge Bach im Alter von etwa 13 Jahren eines der anspruchvollsten Werke Buxtehudes abgeschrieben hat. Auch wenn das Schaffen Bachs generell ohne die Einflüsse von Buxtehude nicht denkbar wäre, muss gleichwohl Spekulation bleiben, ob ihm die von Hans Davidsson in diesem Programm vorgestellten Orgelwerke Buxtehudes vertraut gewesen sind. Da diese aber an der am besten erhaltenen Schnitger-Orgel in Cappel erklin-

DIE SCHNITGERORGEL IN CAPPEL gen werden, die aufgrund der hier eingespielten Bach-Aufnahmen von Helmut Walcha (1950 und 1952) maßgeblich die Renaissance von Bachs Orgelwerken im 20. Jahrhundert eingeleitet hat, erleben Sie Buxtehude »mit Bachs Augen und Ohren«! Carsten Preisler

präsentiert von der

HANS DAVIDSSON Der 1958 in Schweden geborene Hans Davidsson ist Organist und Musikwissenschaftler. 1995 bis 2000 war er Direktor des Göteborg Organ Art Center und ist bis heute Künstlerischer Direktor dieses Instituts wie auch Künstlerischer Direktor der Göteborg International Organ Academy. Er unterrichtet Orgel an der Eastman School of Music, ist Direktor der Eastman-Rochester Organ Initiative und Professor für Orgel an der Hochschule für Künste in Bremen. Sein Einsatz bei namhaften Festivals und Akademien ist weltweit vielfältig und engagiert, sein unterrichtender Einfluss ist prägend. 2010 war er Vorsitzender der Jury des 1. Arp-SchnitgerOrgelwettbewerbs im Rahmen des Musikfest Bremen. Neben vielen vorangegangenen Einspielungen hat Hans Davidsson kürzlich das Orgel-Gesamtwerk Buxtehudes aufgenommen.

28 08

SO 28. AUG / 17 UHR / 12,- EUR (ERM. 10,-) Kirche St. Peter und Paul, Cappel

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL I: MIT BACHS AUGEN UND OHREN HANS DAVIDSSON Orgel D. Buxtehude: Orgel-Solowerke aus dem MS. E.B. 1688 (Lowell Mason Codex), Yale University Library (USA)

14|15


30 08

präsentiert von

BUXTEHUDE & BACH & SCHNITGER lebendig machte, die zu Zeiten Schnitgers gängig war. Masaaki Suzuki hat so großen Gefallen daran gefunden, dass er dieses für Künstler wie Publikum gleichermaßen faszinierende Hörerlebnis in diesem Jahr in Ganderkesee für drei geistliche Kantaten von Bach fortsetzt. Zwei davon, BWV 29 und BWV 120, zählen zu den Festkantaten, mit denen Bach in Leipzig für den jährlichen Ratswechsel den angemessenen musikalischen Rahmen zu liefern hatte. Entsprechend des feierlichen Anlasses sind diese mit vier Solisten, vierstimmigem Chor, drei Trompeten, Pauken, zwei Oboe d’amore, sechs Violinen, zwei Violen und Basso Continuo opulent besetzt. Der ein oder andere Abschnitt wird manchem Hörer zu Recht bekannt vorkommen, bediente sich Bach doch später auch bei diesen beiden Kantaten, um sie umgearbeitet in seine berühmte h-Moll-Messe einfließen zu lassen. Die Kantate BWV 158 wiederum zählt zu den lediglich zwölf Solokantaten im reichen Œuvre Bachs und gehört zu den schönsten und ausdrucksvollsten Werken barocker Kirchenmusik für tiefe Stimmlage. Flankiert werden die Bach-Kantaten eindrucksvoll von einer repräsentativen Auswahl von Orgelwerken Buxtehudes, darunter mit dem Präludium in G BuwWV 149 dessen umfangIm letzten Jahr sorgte Masaaki Suzuki für Furore, reichstes freies Orgelwerk, das durch musikalische als er beim Eröffnungskonzert des 1. Arp-Schnit- Geschlossenheit und Ausdruckskraft beeindruckt. ger-Festivals in der Kirche St. Nicolai in CuxhavenCarsten Preisler Altenbruch Buxtehude-Kantaten mit der vor Ort stehenden Klapmeyer-Orgel als Continuo-Instrument zur Aufführung brachte und damit eine Praxis

DIE SCHNITGER-ORGEL IN GANDERKESEE

DI 30. AUG / 20 UHR / 25,- EUR (ERM. 20,-) St. Cyprian- und Corneliuskirche, Ganderkesee

MASAAKI SUZUKI UND DAS BACH COLLEGIUM JAPAN

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL II: BUXTEHUDE & BACH & SCHNITGER BACH COLLEGIUM JAPAN RACHEL NICHOLLS Sopran ROBIN BLAZE Countertenor GERD TÜRK Tenor PETER KOOIJ Bass MASATO SUZUKI Orgel MASAAKI SUZUKI Leitung

Masaaki Suzuki, 1954 geboren, studierte zunächst in Tokio Komposition und Orgel und absolvierte danach am Konservatorium in Amsterdam eine Ausbildung an Cembalo und Orgel. Neben Auftritten als Solist sorgt er seit 1990 als Künstlerischer Leiter seines Bach Collegium Japan, einem Barockorchesters mit historischen Instrumenten und Chor, international für Aufsehen, u. a. mit der von der Fachkritik hochgelobten laufenden Gesamteinspielung aller Bach-Kantaten beim schwedischen Label BIS. Suzuki lehrt als Gründer und Leiter der Abteilung für Alte Musik an der Tokyo National University of Fine Arts and Music. Biografien der Solisten finden Sie auf Seite 22/23.

J. S. Bach: »Wir danken dir, Gott, wir danken dir« BWV 29, »Gott, man lobet dich in der Stille« BWV 120, »Der Friede sei mit dir« BWV 158 D. Buxtehude: Präludium in G BuxWV 149, »Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ« BuxWV 196, »Vater unser im Himmelreich« BuxWV 219, Te Deum laudamus BuxWV 218


MUSIKALISCHE AUSGANGSPUNKTE... 1648 Einige der zentralen Figuren des pulsierenden Musiklebens jener Zeit waren Johann Schop, Thomas Selle, Matthias Weckmann und Christoph Bernhard. Schop wurde 1621 Direktor der Ratsmusik und Kapellmeister der Stadt Hamburg, später auch Organist der dortigen Jakobikirche bis zu seinem Tod 1667. Thomas Selle war seit 1641 Kantor am Johanneum, womit ihm die Gesamtverantwortung für die vokale Kirchenmusik an den Hauptund Nebenkirchen, ab 1642 auch am Dom oblag – ein Posten, der sich unter seiner Ägide und der seines Nachfolgers Christoph Bernhard zu einem der bedeutendsten kirchenmusikalischen Ämter Deutschlands entwickeln sollte. Matthias Weckmann wiederum gründete 1660 das Collegium musicum, in dessen Konzerten laut Johann Mattheson »die besten Anfang Juli 1648: In Schmalenfleth, einem kleinen Ort in der Sachen aus Venedig, Rom, Wien, Wesermarsch, erblickte der Orgelbauer Arp Schnitger das Licht München, Dresden etc.« aufgeführt der Welt und wurde am 9. Juli in der Kirche St. Bartholomäus zu wurden. Diese Blütezeit des HamburGolzwarden getauft. In welche musikalische Welt wurde Schnit- ger Musiklebens – auch die Oper am ger hineingeboren? Der 30-jährige Krieg hatte über weite Teile Gänsemarkt war 1678 als erstes und Deutschlands Verarmung, Elend und Inflation gebracht, die wichtigstes bürgerlich-städtisches stolze Hansestadt Hamburg jedoch stand unversehrt da. Die Theater im deutschen Sprachraum mächtigen Kaufherren und Advokaten förderten das kulturelle eröffnet worden – sollte Arp SchnitLeben und leisteten sich die prachtvolle musikalische Unterma- ger schließlich 1682 vorfinden, als er lung solcher Feierlichkeiten wie des Reformationsfestes oder sich mit seiner Orgelwerkstatt in der Hansestadt niederließ. des Friedensschlusses 1648.

31 08

DIE MUSIKWELT IN SCHNITGERS GEBURTSJAHR

MANFRED CORDES UND DAS ARP-SCHNITGER-ENSEMBLE Nach dem Studium von Schulund Kirchenmusik sowie klassischer Philologie und Gesangspädagogik folgte für Manfred Cordes eine Gastdozentur für Musiktheorie in Groningen. Seit 1985 in Bremen, übernahm Cordes das Vokalensemble des Forum Alte Musik Bremen und gründete für die Spezialisierung auf das Repertoire des 16. und 17. Jahrhunderts das Ensemble Weser-Renaissance. 1994 wurde er als Professor an die Hochschule für Künste Bremen berufen. Bis 2005 leitete er als Dekan den Fachbereich Musik, 2007 wurde er zum Rektor der HfK Bremen gewählt. Das Arp-SchnitgerEnsemble (siehe auch Biografie S. 18) setzt sich projektbezogen aus Absolventen und Studierenden der Akademie für Alte Musik an der HfK Bremen sowie Gästen zusammen und gibt mit diesem Konzert seine Premiere.

präsentiert von der

Carsten Preisler

MI 31. AUG / 20 UHR / 25,- EUR (ERM. 20,-) Kirche St. Bartholomäus, Golzwarden (Brake)

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL III: MUSIKALISCHE AUSGANGSPUNKTE... 1648 ARP-SCHNITGER-ENSEMBLE MANFRED CORDES Leitung Werke von J. Praetorius, J. P. Sweelinck, J. Schop, T. Selle, J. J. Loewe, J. J. Weiland, M. Weckmann und C. Bernhard

16|17


01 09

LAMENTI... 1719 del 1705 seine erste Oper »Almira« zur Uraufführung brachte. Wie ein Pasticcio macht dieses Konzertprogramm erlebbar, welche ästhetischen Prägungen neben und mit der Orgel in dem Ensembleklangbild der Zeit zu finden sind. Dies betrifft die sich verändernden kompositorischen Aufbauten zum Beispiel von Trio-Sonate, Concerto, weltlicher und geistlicher Arie oder aber auch die unterschiedlichen Besetzungsstärken. Dank des regen Handelsverkehrs fand in der Hansestadt auch ein reicher kultureller Austausch statt und Werke venezianischer Kirchenmusik gelangten ebenso an die Alster wie musikalische Einflüsse von den führenden nordeuropäischen Höfen jener Zeit. Die Anmutung, Atmosphäre und Stimmungslage unterschiedlicher Trauermusiken fügt sich so zu einem großen Ganzen und verspricht in der Grabeskirche Schnitgers eine standesgemäße Würdigung des Meisters der norddeutschen Barockorgel. Carsten Preisler

DIE MUSIKWELT IN SCHNITGERS TODESJAHR Gibt das vorherige Konzert einen Überblick über die musikalische Welt zur Geburt Arp Schnitgers, fokussiert dieses Programm auf den Wandel der musikalischen Ästhetik in Europa, die Schnitger in seiner zweiten Lebenshälfte begleitet hat. Neben dem bis 1707 in Lübeck weiterhin die Kirchenmusik dominierenden Meister des »Stylus phantasticus«, Dieterich Buxtehude, wurde Schnitger in Hamburg Zeuge der aufregenden Zeit der Gänsemarktoper, die eine Elite aufstrebender und experimentierfreudiger Musiker anzog. Darunter den Komponisten Reinhard Keiser, der von 1703 bis 1707 die Geschicke des Theaters lenkte; eine glorreiche Zeit, in der auch der junge aus Halle gekommene Georg Friedrich Hän-

DO 01. SEPT / 20 UHR / 25,- EUR (ERM. 20,-) St. Pankratius-Kirche, Hamburg-Neuenfelde

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL IV: LAMENTI... 1719 ARP-SCHNITGER-ENSEMBLE GEMMA BERTAGNOLLI Sopran THOMAS ALBERT Leitung Werke von R. Keiser, G. F. Händel, D. Buxtehude, J. S. Bach, A. Vivaldi u. a.

GEMMA BERTAGNOLLI Sopranistin Gemma Bertagnolli wird derzeit als eine der Referenz-Interpretinnen ihrer Generation für die italienische Alte Musik angesehen. Sie ist weltweit an den wichtigsten Theatern, Festivals und Konzertsälen wie Mailänder Scala, Maggio Musicale Fiorentino, Salzburger Festspiele und Rossini Opera Festival mit den führenden Dirigenten und Ensembles aufgetreten.

THOMAS ALBERT UND DAS ARP-SCHNITGER-ENSEMBLE Thomas Albert beschäftigte sich nach dem Violinstudium intensiv mit der musikalischen Aufführungspraxis des 16. bis 18. Jahrhunderts. 1978 gründete er das Ensemble Fiori musicali, 1986 gründete er die Akademie für Alte Musik Bremen als erste spezielle Ausbildungsstätte dieser Art in der Bundesrepublik, die 1994 in die Hochschule für Künste Bremen integriert wurde. Das Arp-Schnitger-Ensemble gründete er mit der Zielsetzung, auf der Basis der zahlreichen international erfahrenen Alumni der Akademie für Alte Musik ein vokalinstrumentales »Orchester des 17. und frühen 18. Jahrhunderts« zu bauen. Analog zu den Lebensdaten Schnitgers soll es Ästhetik, Repertoires, Handwerklichkeit, Wissenschaft und Forschung der Zeit zusammenführen und über eine jährlich stattfindende Arp-Schnitger-Akademie auf anstehende Konzertprojekte vorbereiten.


GEORG BÖHM UND DER JUNGE BACH

DIE BIELFELDT-ORGEL IN OSTERHOLZ-SCHARMBECK

Georg Böhm spielte als Verbindungsglied zwischen der norddeutschen und der mitteldeutschen Orgelschule in der Zeit um 1700 eine wichtige Rolle. Die für Tasteninstrumente bestimmten Werke von Böhm zeigen eine stilistische Bandbreite, die von keinem anderen Komponisten seiner Generation erreicht wurde. In Hohenkirchen bei Ohrdruf in WestThüringen 1661 geboren, erhielt Böhm seine musikalische Ausbildung vor allem in Gotha und Jena. Gesicherte Daten zur Biographie gibt es jedoch erst ab 1693, als er mehrere Jahre an der Hamburger Oper tätig war. Von dort aus bewarb er sich um die angesehene Stelle als Organist an der Lüneburger Johanniskirche, die er von 1698 bis zu seinem Tod 1733 innehatte. Als Johann Sebastian Bach zwischen 1700 und 1702 eine traditionelle Orgellehre bei Böhm absolvierte, wurde er zu einem seiner wichtigsten Förderer. Die Einflüsse auf den jungen Bach sind sehr deutlich, vor allem in der Entwicklung der freien Orgelwerke, des Choraltrios und der Anlage der Choralpartiten. Die beiden freien Werke von Böhm haben in ihrer mehrteiligen Anlage, ihrer Fugendisposition und vielen Elementen im dialogisierenden Gestus Bach als unmittelbares Vorbild gedient und können in diesem Programm im Vergleich gehört werden. Erasmus Bielfeldt, der Erbauer der Scharmbecker Orgel, hat von 1712 bis 1714 am Umbau der Orgel in der Lüneburger Johanniskirche mitgewirkt und dabei eng mit Georg Böhm zusammengearbeitet – so schließt sich der Kreis exakt am 350. Geburtstag des Komponisten!

02 09

Harald Vogel

HARALD VOGEL Harald Vogel, 1941 in Ottersberg geboren, gilt als eine führende Autorität auf dem Gebiet der norddeutschen Orgelmusik. Seit den späten sechziger Jahren hat er exemplarisch die wichtigsten historischen Orgeln des Nordseeküstenraums für Radio Bremen aufgenommen. 1972 gründete er die Norddeutsche Orgelakademie, die seitdem Organisten aus aller Welt fortbildet und internationale Meisterkurse anbietet. Ebenfalls 1972 startete Harald Vogel eine ausgedehnte weltweite Konzert- und Kurstätigkeit. Daneben hat er als Orgelsachverständiger viele Restaurierungs- und Neubauprojekte in aller Welt betreut. Von 1982 bis 2006 war er als Landeskirchenmusikdirektor der Reformierten Kirche für viele historische Orgeln in Nordwestdeutschland verantwortlich. Seit 1994 ist Harald Vogel Professor an der Hochschule für Künste Bremen.

FR 02. SEPT / 19.30 UHR / 15,- EUR (ERM. 12,-) Kirche St. Willehadi, Osterholz-Scharmbeck

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL V: GEORG BÖHM UND DER JUNGE BACH HARALD VOGEL Orgel G. Böhm: Präludium d-Moll, Partita »Ach wie nichtig, ach wie flüchtig«, Präludium C-Dur, Trio super »Freu dich sehr, o meine Seele« J. S. Bach: Partita »O Gott, du frommer Gott« BWV 767, Präludium C-Dur BWV 531, Trio super »Nun freut euch, lieben Christen gmein« BWV 734, Toccata C-Dur BWV 566

18|19


04 09

BACH UND SEINE MEISTER

PREISTRÄGER-KONZERT IN WEENER

präsentiert von

Die Jugendjahre Johann Sebastian Bachs sind trotz einiger neuer Archivfunde in den letzten Jahren, die Anlass zu vielen umstrittenen Spekulationen gegeben haben, nicht lückenlos belegt. Gleichwohl können heute Komponisten wie Georg Böhm (siehe auch Konzert Arp-Schnitger-Festival V, 02.09.), Johann Adam Reincken und Dieterich Buxtehude als maßgebliche Mentoren des jungen Bach angeführt werden. So war während Bachs Schulzeit als Chorknabe an der Michaelisschule in Lüneburg zweifellos der Einfluss von Böhm, Organist an der dortigen Johanniskirche, sehr groß. Belegt ist auch, dass Bach sich mehrfach von Lüneburg nach Hamburg begab, um dort den berühmten Organisten und ehemaligen

SO 04. SEPT / 17 UHR / 15,- EUR (ERM. 12,-) Georgskirche, Weener

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL VI: PREISTRÄGER DES 1. ARP-SCHNITGER-ORGELWETTBEWERBS 2010 KRZYSZTOF URBANIAK Orgel D. Buxtehude: Toccata in F BuxWV 156 G. Böhm: »Vater unser Himmelreich« J. A. Reincken: »An Wasserflüssen Babylon« J. S. Bach: Toccata, Adagio und Fuge C-Dur BWV 564, »Wo Gott der Herr nicht bei uns hält« BWV 1128, Toccata C-Dur BWV 566a

Lehrer Böhms, Johann Adam Reincken, an der Orgel der Katharinenkirche zu hören. Zutiefst beeindruckt war Bach von Reinckens Choralfantasie »An Wasserflüssen Babylon«, einem der mächtigsten Werke der Orgelliteratur überhaupt. Die Verbindung zu Dieterich Buxtehude schließlich ist hinlänglich bekannt: Zu dem zu jener Zeit alle überragenden Organisten an der Marienkirche in Lübeck, pilgerte Bach 1705 zu Fuß von Arnstadt aus, um den Meister während eines längeren Aufenthalts hören und seine Werke genauer kennen lernen zu können. Die Kenntnisse, die Bach während seiner Schul- und Studienaufenthalte in Lüneburg, Hamburg und Lübeck erwarb, flossen dementsprechend in seine zwischen 1705 und 1710 komponierten Werke ein, die Krzysztof Urbaniak dramaturgisch folgerichtig jeweils ans Ende der beiden Hälften seines Preisträgerkonzertes setzt. Carsten Preisler

KRZYSZTOF URBANIAK Er kam, spielte und siegte! Von neun angetretenen Teilnehmern aus acht verschiedenen Nationen, die sich mit einem Repertoire von 1600 bis 2009 messen mussten, ging am 28. August 2010 Krzysztof Urbaniak in der Finalrunde als Gewinner des 1. Arp-Schnitger-Orgelwettbewerbs im Rahmen des Musikfest Bremen hervor. Urbaniak, 1984 in Turek/ Polen geboren und in Warschau und Stuttgart ausgebildet, kann bereits Preise bei weiteren Wettbewerben vorweisen, u. a. in Pistoia (Italien), Kitzbühel und Opava (Tschechien). Derzeit arbeitet er als Dozent für künstlerisches Orgelspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik in Łod´z, Polen.


ermöglicht durch die

... heißt seit dem vergangenen Jahr das Programmangebot des Musikfest Bremen, das junge Menschen im Alter von 12 bis 22 Jahren für Musik abseits der Popmusik-Pfade begeistern will. Der Dialog mit Künstlern und eine adäquat abgestimmte Vorbereitung auf die jeweiligen Inhalte bereiten gezielt auf das Entscheidende vor: die Einmaligkeit des Live-Erlebnisses! Das direkte Erleben eines Konzertes macht (klassische) Musik richtig lebendig und leibhaftig erfahrbar. Und was wäre spannender, als hautnah mitzuerleben, wie vor den eigenen Augen und Ohren Künstler live miteinander musizieren und sich eine Energie freisetzt, die das Publikum fesselt. Dieses Erlebnis kann eine entscheidende Initialzündung sein und die Begeisterung und Motivation wecken, sich weitergehend mit der Musik vergangener Epochen auseinanderzusetzen. Diese wichtige und authentische Erfahrung möchte OPEN UP jungen Menschen bieten. In diesem Jahr wird OPEN UP unterstützt durch die Musikalische Gesellschaft, deren Freunde und Förderer nicht nur das Musikfest im Großen und Ganzen, sondern hier insbesondere die Förderung und Vermittlung von Kunst und Kultur an die junge Generation im Blick haben. Durch gezielte Angebote, die eine direkte Erlebnisebene beinhalten, werden jungen Menschen kulturelle Zusammenhänge vermittelt, die zu einer kritischen, offenen und kreativen Auseinandersetzung einladen. Die Unterstützung der Musikalischen Gesellschaft ermöglicht zudem bewusst moderat gehaltene Eintrittspreise, so dass beispielsweise Schüler OPEN UP-Veranstaltungen für 5 Euro besuchen können. OPEN UP verbindet unterschiedlich gestaltete Rahmenprogramme mit dem Besuch von MusikfestKonzerten in Bremen, Bremerhaven, Emden, Ganderkesee, Osterholz-Scharmbeck, Wilhelmshaven und Verden. Die spezielle Auswahl an Konzerten verspricht durch das Zusammenspiel von programmatischen Inhalten, Künstlerbesetzungen und dem einmaligen Ambiente der Spielstätten ganz besondere Erlebnisse. Ins Konzert gehen, Augen und Ohren aufhalten und abwarten, was passiert – das ist OPEN UP!

Weitere Informationen zu OPEN UP finden Sie unter www.musikfest-bremen.de in der Rubrik OPEN UP

20|21


SOLI DEO GLORIA Steht die Persönlichkeit Johann Sebastian Bachs an sich schon völlig unvergleichbar in der Musikgeschichte da, so gilt dies in besonderem Maß auch für seine Matthäus-Passion. Vermutlich 1727 und – überarbeitet – noch einmal 1729 aufgeführt, also einige Jahre nach seiner Johannes-Passion, sprengt sie mit gut drei Stunden Aufführungsdauer schon äußerlich alles bisher Dagewesene. Nahezu sämtliche musikalischen Parameter werden der Deutung und Interpretation des Passionsgeschehens in symbolischer Weise untergeordnet: die Ordnung der Tonarten, der Einsatz der Instrumente, das aus dem Fundus der musikalischen

JOHANN SEBASTIAN BACHS MATTHÄUS-PASSION

Figurenlehre geschöpfte musikalische Material, die Anzahl der Sätze, ja selbst der Pappdeckel des Autographs: Nichts scheint Bach in diesem Werk persönlicher Willkür anheim fallen zu lassen. Gleich mehrere, sich überlagernde formale Achsen stützen den gigantischen Bau. Auffälligstes Merkmal ist die komplette Doppelchörigkeit des Werkes, die auch Orchester und Solisten mit einbezieht und die ganze Passion zu einem großen Dialog zwischen Christus und uns, der Gemeinde werden lässt, die zu begreifen versucht, was mit der Passion Christi geschehen und wie diese zu verstehen ist. Der dramatische, mit schroffem Realismus komponierte Evangelientext auf der einen Seite, betrachtende Arien und Choräle auf der anderen Seite, lassen die Zeit voranschreiten und heben sie dann immer wieder auf. Die rationale Konstruiertheit, Komplexität, Fülle und Vielschichtigkeit der Matthäus-Passion ist vom Hören allein unmöglich zu erfassen, sie dient »Soli Deo Gloria«, einzig und allein zur Ehre Gottes. Dass die Musik bei aller Rationalität aber auch noch von einer Ausdrucksintensität ist, die ihres gleichen sucht und die unmittelbar jedem Hörer verständlich ist, macht sie zu einem der bedeutendsten Kunstwerke des Abendlandes. Ulrich Matyl

MO 29. AUG / 20 UHR TICKETS: 60,- / 50,- / 35,- / 15,- EUR (ERM. 20%) St. Wilhadikirche, Stade

MATTHÄUS-PASSION BACH COLLEGIUM JAPAN RACHEL NICHOLLS Sopran ROBIN BLAZE Countertenor GERD TÜRK Tenor PETER KOOIJ Bass MASAAKI SUZUKI Leitung J. S. Bach: »Matthäus-Passion« BWV 244


BACH COLLEGIUM JAPAN UND MASAAKI SUZUKI Ein »Bach Collegium« in Japan? Ein Japaner als Spezialist für die urdeutsche Kantorenmusik Johann Sebastian Bachs? Das musste Hörer und Fachwelt natürlich erst einmal irritieren. Doch das erste ungläubige Kopfschütteln wich schnell einer emphatischen Begeisterung für die Interpretationen von Masaaki Suzuki und seinem Ensemble. 1954 in Kobe geboren, lernte er mit zwölf Jahren Orgel spielen. Und auch das verwundert, denn Japan ist nicht gerade eine dicht bestückte Orgellandschaft. Aber Masaaki Suzuki gehört der Minderheit von Christen in Japan an, die etwa ein Prozent ausmacht. Genauer gesagt gehört er zur reformierten calvinistischen Kirche. Und hier kam er früh in Berührung mit der Musik Johann Sebastian Bachs, die, so Suzuki, in Japan viel bekannter sei, als hierzulande vermutet. Natürlich gibt es in Japan wenig Möglichkeiten, Bachs Musik professionell zu studieren, und so bereiste Masaaki Suzuki Deutschland und Holland, wurde Cembalolehrer in Duisburg (wo er perfekt und nahezu akzentfrei Deutsch lernte!) und Schüler von Ton Koopman in Amsterdam. Mit Elan nach Japan zurückgekehrt, gründete er dort 1990 unter dem Namen »Bach Collegium Japan« zwei Ensembles in Tokio und Kobe und erregt seitdem internationales Aufsehen.

GERD TÜRK Der Tenor Gerd Türk studierte Musikerziehung, Kirchenmusik und Chorleitung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und vertiefte sein Können später an der Schola Cantorum Basiliensis, wo er heute selbst Barockgesang und Ensemble unterrichtet. Als gefragter Solist unternahm Gerd Türk Konzertreisen in fast alle Länder Europas sowie nach Australien, Amerika und Fernost. Sein besonderes Interesse gilt der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und dies zeigt sich unter anderem in seinen umfangreichen, mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten CD-Einspielungen, ebenso an seiner regelmäßigen Mitarbeit an Masaaki Suzukis viel beachteter Gesamtaufnahme aller Bach-Kantaten mit dem Bach Collegium Japan.

ROBIN BLAZE Der vielbeschäftigte Countertenor Robin Blaze, ein Interpret ersten Ranges der Musik von Purcell, Bach und Händel, hat auf seinen Tourneen Europa, Südamerika, Nordamerika, Japan und Australien bereist. Er studierte Musik am Magdalen College in Oxford und erhielt ein Postgraduierten-Stipendium am Royal College of Music, wo er heute als Professor für Gesang tätig ist. Robin Blaze arbeitet mit den herausragenden Dirigenten für Alte Musik zusammen, darunter Sir John Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, Ton Koopman, Robert King, Nicholas Kraemer und Trevor Pinnock. Er gehört zum festen Kreis derer, mit denen Masaaki Suzuki und das Bach Collegium Japan sämtliche Bach-Kantaten einspielen.

RACHEL NICHOLLS Die englische Sopranistin Rachel Nicholls gilt als eine der vielseitigsten Sängerinnen ihrer Generation: Ihr Repertoire reicht von Bach und Händel bis Schönberg und Michael Berkeley. Seit ihrem internationalen Debüt in Halle im Jahr 2000 singt sie auf vielen großen Bühnen der Welt und arbeitet mit Dirigenten wie z. B. Sir Andrew Davis, Sir Colin Davis, Sir John Eliot Gardiner, Valery Gergiev, Sir Roger Norrington oder Sir Simon Rattle. Mit Masaaki Suzuki und dem Bach Collegium Japan singt sie in diesem Jahr u. a. das Requiem von Mozart, die Matthäus-Passion von Bach und Händels Messias.

PETER KOOIJ Der niederländische Bariton gehört zu den bekanntesten Barock- und Bachinterpreten unserer Zeit und ist nahezu weltweit auf den großen Konzertbühnen zu erleben. Er studierte zunächst Violine am Konservatorium Utrecht, das anschließende Gesangsstudium am Sweelinck Conservatorium in Amsterdam schloss er mit Auszeichnung ab. Sein umfangreiches Repertoire stellt er mittlerweile auf mehr als 130 CD-Produktionen vor, und wie Robin Blaze und Gerd Türk wird er regelmäßig zu den Gesamtaufnahmen der Bach-Kantaten gebeten, die Masaaki Suzuki mit dem Bach Collegium Japan einspielt. Peter Kooij ist u. a. auch Künstlerischer Leiter des 1999 von ihm gegründeten Vokalensemble Sette Voci und Professor für Gesang am Koninklijk Conservatorium in Den Haag.

22|23


30 08

BERÜCKENDE KAMMERMUSIK FÜR CELLO & KLAVIER »La lugubre gondola« (»Die Trauergondel«) gehört zu Liszts späten Threnodien, zu denen u. a. auch Werke wie »R. W. – Venezia« sowie »Unstern. Sinistre. Disastro« zählen – Musik, in der sich Trostlosigkeit und Apokalypse spiegelt. Eine frühe Klavierfassung des dunkel timbrierten Stücks, das von einer Begräbnisfahrt auf schwarz verkleideten Gondeln inspiriert wurde, entstand nach Liszts eigener Angabe »aus Vorahnung 6 Wochen vor Wagners Tod« im Dezember 1882. Eine zweite Version der Elegie voller Allusionen der »Tristan«-Motivik, deren verschwebende Akkorde mit der traditionellen Harmonik kaum noch zu beschreiben sind, komponierte Liszt 1885 – in einer Fassung für Klavier bzw. einer für Klavier und Violoncello. Gehörte Franz Liszt (ebenso wie Richard Wagner) zu den sogenannten »Zukunftsmusikern«, fühlte sich

DI 30. AUG / 20 UHR TICKETS: 25,- EUR (ERM. 20,-) Kammersaal der Industrie- und Handelskammer Bremerhaven

KAMMER-KONZERT EMMANUELLE BERTRAND Violoncello PASCAL AMOYEL Klavier F. Liszt: Elegie Nr. 1, Die Trauergondel C. Saint-Saëns: Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 1 c-Moll op. 32 M. Reger: Kleine Romanze op. 79e2 E. Grieg: Sonate für Violoncello und Klavier a-Moll op. 36

Camille Saint-Saëns stets der Tradition verhaftet: »In meiner Jugend wurde ich als Revolutionär apostrophiert, im Alter kann man nur Vorfahre sein.« Saint-Saëns hielt ebenso an der klassischen Periodizität fest wie an der Dur-Moll-Tonalität: »Man sagt, die Dissonanz von gestern sei die Konsonanz von morgen. Sicher, man kann sich an alles gewöhnen – doch es gibt auch schlechte Gewohnheiten.« Dabei komponierte der französische Komponist, der wie Mozart und Mendelssohn ein musikalisches Wunderkind war, unabhängig von aktuellen Strömungen und Moden »wie ein Apfelbaum Äpfel hervorbringt« (Charles Gounod). Die Sonate für Violoncello und Klavier c-Moll op. 32 schrieb er 1872 in einer Zeit, die von persönlichen Verlusten und politischen Verwerfungen geprägt war (nach der katastrophalen Niederlage Napoleons III. bei Sedan lag Frankreich am Boden). Insofern mag es kaum verwundern, dass das verhaltene Werk vor allem die düster klingenden tiefen Register beider Instrumente ausnutzt. Uraufgeführt wurde die Sonate bei einer der beliebten Montagssoireen, die SaintSaëns veranstaltete. Laut der Überlieferung von Charles-Marie Widor hatte Saint-Saëns’ Mutter das Finale nicht gefallen, weshalb der Komponist den ursprünglichen Schlusssatz vernichtete und kurzerhand einen neuen schrieb. Entstand Max Regers »Kleine Romanze« op. 79e als zweites der »Zwei Stücke« für Violoncello und Klavier 1901 (erschienen 1904), komponierte Edvard Grieg die seinem Großvater gewidmete


IHK BREMERHAVEN LÄDT EIN ZUM KAMMER-KONZERT Violoncello-Sonate a-Moll op. 36 1883 im Zeitraum von sechs Monaten. Die Zeitgenossen überraschte vor allem der geringe Aufwand, mit dem Grieg hier einen berückenden Klangzauber entfaltete, der seinesgleichen sucht: harmonische Wendungen in weit entfernte Tonarten oder der bloße Wechsel zwischen Dur und Moll sowie häufige Tempoveränderungen. Dennoch – oder gerade deswegen? – avancierte das Werk zu Griegs eigener Überraschung bald zum oft gespielten Repertoirestück und erfreut sich bis heute beim Publikum allergrößter Beliebtheit. Harald Hodeige

EMMANUELLE BERTRAND Ihre CD-Einspielungen wurden mit den wichtigsten Kritikerpreisen ausgezeichnet: »Cannes Classic Award«, »Diapason d’Or«, »10 Répertoire-Classica«, »Choc« der Zeitschrift »Le Monde de la Musique« sowie »ffff Télérama«: Emmanuelle Bertrand zählt zweifellos zu den gefragtesten Cellistinnen Frankreichs, und sie verfügt über internationales Renommee. Studiert hat sie am Conservatoire National Supérieur de Musique in Lyon und Paris und ist Preisträgerin zahlreicher bedeutender Wettbewerbe. Als Konzertsolistin war Emmanuelle Bertrand Gast des Jerusalemer Sinfonieorchesters, des BBC National Orchestra of Wales, des Orchestre Symphonique de Québec und des Orchestre National de Lille. Sie gastierte in den großen Pariser Konzertsälen und bei namhaften Festivals in Europa, Japan, den USA und Kanada. Als Kammermusikerin arbeitet sie seit 1999 eng mit Pascal Amoyel zusammen.

PASCAL AMOYEL Pascal Amoyel, der im Rahmen der »Victoires de la Musique 2005« in Frankreich vom Publikum und der Fachpresse zur »Révélation Soliste Instrumental« gekürt wurde, gehört zu den herausragenden Musikerpersönlichkeiten Frankreichs. Er studierte an der École Normale de Musique in Paris und erhielt am dortigen Conservatoire National Supérieur de Musique den ersten Preis (Klavier und Kammermusik). Amoyel ist Preisträger der Menuhinund der Cziffra-Stiftung und besuchte Meisterkurse bei Lazar Berman, Aldo Ciccolini, Pierre Sancan und Charles Rosen. Er ist in Europa, den USA, in Kanada, Russland und Japan aufgetreten, wurde mit dem Premier Grand Prix »Arts-Deux Magots« ausgezeichnet und ist zudem Chevalier de l’Ordre des Arts et de Lettres.

Im vergangenen Jahr weihte die IHK Bremerhaven mit einem Kammerkonzert im Rahmen des Musikfest Bremen ihren neu gestalteten Kammersaal ein. Und auch bei der 22. Auflage des Musikfest Bremen ist die IHK dabei: Am 30. August bittet sie zu einem Kammerkonzert mit der Cellistin Emmanuelle Bertrand und dem Pianisten Pascal Amoyel! Die Kulturförderung ist für die Bremerhavener IHK seit vielen Jahren ein wichtiges Thema. So errichtete sie aus Anlass des 125-jährigen Jubiläums im Jahr 2000 die »Stiftung der Bremerhavener Wirtschaft«. Auch auf diese Weise soll die Standortqualität Bremerhavens unter anderem in den Bereichen Bildung, Kunst und Kultur gestärkt werden. Aktuell unterstützt die IHK zum Beispiel die Bestrebungen des Stadttheaters Bremerhaven im Hinblick auf ein eigenes Kinderund Jugendtheater. Die IHK lässt sich bei ihren Aktivitäten von der Erkenntnis leiten, dass ein anregender kultureller Austausch und eine kreative lebendige Atmosphäre grundlegende Voraussetzungen für Fortschritt und Innovation sind. Die IHK Bremerhaven betreut fast 6.000 Mitgliedsunternehmen im gesamten Stadtgebiet von Bremerhaven. Die Kammer ist ein moderner Dienstleister, der mit Qualitätsstandards arbeitet und sich engagiert für Bürokratieabbau einsetzt. Der Service umfasst unter anderem die Bereiche Aus- und Weiterbildung, International, Umwelt/Energie und Unternehmensförderung. Zu den Hauptaufgaben gehört der Einsatz für die Entwicklung der Infrastruktur am Standort und für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen, die Industrie, Handel und Gewerbe sowie die Häfen unbedingt benötigen. Im Sinne der Interessenvertretung für die regionale Wirtschaft unterhält die IHK intensive Arbeitsbeziehungen zu Politik und Verwaltung. Kontakt:

Hauptgeschäftsführer Michael Stark Industrie- und Handelskammer Bremerhaven Friedrich-Ebert-Straße 6, 27570 Bremerhaven Tel 0471 92460-0 · Fax 0471 92460-90 www.bremerhaven.ihk.de

24|25


31 08

ROYAL CONCERTGEBOUW ORCHESTRA BESUCH AUS AMSTERDAM Richard Wagners dritte Oper »Rienzi, der letzte der Tribunen« wurde 1842 in Dresden uraufgeführt. Sie ist im Unterschied zum späteren Entwurf Wagners des »Musikdramas« noch eine sogenannte Nummernoper mit den Einflüssen der großen französischen und italienischen Oper. Sie spielt in der Mitte des 14. Jahrhunderts und behandelt den vergeblichen Versuch Rienzis – den es historisch gegeben hat –, Rom von der Herrschaft der Adelscliquen zu befreien. Das Stück ist enorm belastet durch die Rezeption Adolf Hitlers, der nach einer Aufführung in Linz »die Eingebung hatte, dass es auch mir gelingen müsse, das deutsche Reich zu einen und groß zu machen« (Albert Speer, Tagebücher). So wurde die Ouvertüre zu »Rienzi« zur Eröffnung der NS-Parteitage gespielt,

MI 31. AUG / 20 UHR TICKETS: 105,- / 85,- / 65,- / 50,- / 40,- EUR (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen

ROYAL CONCERTGEBOUW ORCHESTRA ANDRIS NELSONS Dirigent R. Wagner: Ouvertüre aus »Rienzi« (1842) R. Strauss: Tanz der sieben Schleier aus »Salome« (1905) D. Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65

aber auch zum 10. Jahrestag der Sowjetunion, eines der vielen Beispiele der Missbrauchsmöglichkeiten von Musik. Die Ouvertüre, die mit einer groß besetzten Blechfanfare beginnt, zeigt nacheinander die inhaltlichen Motive und reißt regelrecht mit durch eine »Italianità«, die sich Wagners Begeisterung für Vincenzo Bellini verdankt. Die Uraufführung der Oper »Salome« von Richard Strauss nach einem Text von Oscar Wilde 1905 war ein Skandal, der 1864 geborene Komponist behauptete sich als die Speerspitze der Moderne. Die Oper spielt im Palast des Herodes Antipas unmittelbar vor der Lebenszeit Jesus’. Gefangen lebt im Palast der Prophet Johannes der Täufer, der die nahe Ankunft des Messias verkündet und der das Interesse der 16-jährigen Stieftochter Herodes’ auf sich ziehen kann. Herodes, dessen Blicke Salome kaum ertragen kann, bietet ihr an, jeden Wunsch zu erfüllen, wenn sie nur für ihn tanze: Der »Tanz der sieben Schleier« ist das Zentrum der Oper. Salome tanzt und fordert dafür auf einer Silberschale den Kopf des Jochanaan. Die Klänge mit der von Wagner übernommenen Leitmotivtechnik, die Strauss schafft, sind von unerhörter Neuigkeit, von zwingender dramaturgischer Logik, indem die pflichtbewussten Rhythmen für Herodes wechseln mit Salomes wilder Ekstase ihres Begehrens in einer schwülen orientalischen Atmosphäre.


1936, das Jahr der vernichtenden Kritik Stalins – »Chaos statt Musik« – an der Oper des 27-jährigen Dmitrij Schostakowitschs »Lady Macbeth von Mzensk«. 1937, ein Jahr der politischen Säuberungen, Angst bestimmt die Menschen, auch die Künstler, »in der Periode war ich dem Selbstmord nahe...«. Dann die fünfte Sinfonie, die »schöpferische Antwort eines sowjetischen Künstlers auf berechtigte Kritik«. Gleichsam über Nacht war er rehabilitiert, wurde 1939 ordentlicher Professor, er komponierte die sechste Sinfonie. »Über Nacht endet diese nur drei Jahre währende Ruhepause, die Zeit eines stillen Glücks...« (Lothar Seehaus, Dmitrij Schostakowitsch). 1942 folgte die siebte, begonnen im von den Deutschen besetzten Leningrad, und 1943 die achte fünfsätzige Sinfonie, die offen mit den Elementen der Groteske und der Satire spielt, aber auch mit der Passacaglia des Finales die Endlosigkeit des Leidens symbolisiert. Schostakowitsch nannte seine 15 Sinfonien »Grabdenkmäler«. 1948 wurde er aus allen Ämtern entlassen. 1960 gelangte er als 1. Sekretär des sowjetischen Komponistenverbandes erneut zu Ruhm und Ehren – als ein gebrochener Mann. Ute Schalz-Laurenze

ANDRIS NELSONS In Großbritannien übernahm der 1978 in Riga geborene Andris Nelsons das City of Birmingham Symphony Orchestra 2007 als indirekter Nachfolger von Simon Rattle. Er ist Schüler von Mariss Jansons und einer der gefragtesten jungen Dirigenten unserer Tage. 2010 dirigierte er »Lohengrin« in Bayreuth, wo er auch 2011 wieder zu Gast ist. Zu der Wiedergabe von Strauss’ »Ein Heldenleben« schrieb die Times, es sei eine der »kostbarsten und raffiniertesten Wiedergaben, die es je auf CD gegeben hat«.

ROYAL CONCERTGEBOUW ORCHESTRA Das Royal Concertgebouw Orchestra zählt mit den Berliner und den Wiener Philharmonikern zu den drei besten Orchestern der Welt. Zu dieser Preisverleihung sagt das renommierte britische »Gramophone Magazin«: »Die gefeierten Ensembles auf unserer Liste stehen für den Triumph des ’Charakters’ in Orchestern. Viel zu viele Orchester haben heutzutage einen einheitlichen, glatten, jedoch generalisierten Klang, während das Concertgebouw (Nr. 1) eines der letzten ist, das über einen sofort erkennbaren Klang verfügt, und das den Charakter von Komponisten ebenso auslotet, wie es ein Schauspieler mit seinen Rollen tut.« Das 1888 gegründete Orchester wurde u. a. von Willem Kees, Willem Mengelberg, Eduard van Beinum, Bernard Haitink, Riccardo Chailly und seit 2004 bis heute von dem lettischen Dirigenten Mariss Jansons geleitet.

KONTAKTE ZUR KUNST Unter diesem Slogan fördert die Bremer Landesbank Kunst und Kultur. Die Bremer Landesbank mit den Standorten Bremen und Oldenburg ist die größte Regionalbank zwischen Ems und Elbe. Als solche fühlt sie sich der Region verpflichtet und setzt sich deshalb nachhaltig für gesellschaftliche und kulturelle Themen ein. So fördert die Bremer Landesbank Ausstellungen zeitgenössischer internationaler Kunst und herausragende Inszenierungen des Musiktheaters sowie hochkarätige Konzerte klassischer Musik mit Solisten und Ensembles von Weltniveau. Das Musikfest Bremen wird seit 1990 von der Bremer Landesbank kontinuierlich unterstützt. Beim Musikfest Bremen 2011 präsentiert die Bremer Landesbank: Royal Concertgebouw Orchestra Andris Nelsons/Dirigent R. Wagner: Ouvertüre aus »Rienzi« R. Strauss: Tanz der sieben Schleier aus »Salome« D. Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65 Mittwoch, 31. August, 20 Uhr, Die Glocke, Bremen Arp-Schnitger-Festival III: »Musikalische Ausgangspunkte... 1648« Arp-Schnitger-Ensemble, Manfred Cordes/Leitung Werke von J. Schop, T. Selle, M. Weckmann u. a. Mittwoch, 31. August, 20 Uhr, Kirche St. Bartholomäus, Golzwarden »Römische Vokalpracht« Tölzer Knabenchor und seine Solisten Gerhard Schmidt-Gaden/Leitung O. Benevoli: Missa Tira Corda, G. O. Pitoni: Dixit Dominus Mittwoch, 07. September, 20 Uhr, St. Laurentius Kirche, Langförden Mit einem Geschäftsvolumen von rund 41 Mrd. Euro und über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bremen und Oldenburg ist die Bremer Landesbank die führende Regionalbank im Nordwesten. Aufgrund ihres kundenorientierten Geschäftsmodells ist sie von den Auswirkungen der Finanzmarktkrise nicht betroffen und präsentiert sich nachhaltig ertrags-, kapital- und ratingstark. Träger sind die NORD/LB Norddeutsche Landesbank sowie das Land Bremen. Die Bremer Landesbank versteht sich als regionale Geschäftsbank mit überregionalem Spezialgeschäft und nimmt gleichzeitig ihre Funktion als Landesbank und Sparkassenzentralbank wahr. Nordwestdeutschland ist der Kern ihres Geschäftsgebietes. Von hier aus unterstützt die Bank ihre regionalen und überregionalen Kunden mit erstklassigen Lösungen Mehr über die Bremer Landesbank und das gesellschaftliche Engagement der Bank finden Sie im Internet unter: www.bremerlandesbank.de

26|27


01 09

DER GEIST DER ROMANTIK Mit der vierten Sinfonie Es-Dur (»Romantische«) von Anton Bruckner und den »Vier letzten Liedern« von Richard Strauss begegnen sich in diesem Konzert der Bremer Philharmoniker zwei Komponisten, die vor allem die Bewunderung für Richard Wagner eint. Auch wenn zwischen den Werken rund 70 musikgeschichtlich ereignisreiche Jahre liegen, so sind sie beide klangliche Ereignisse und deutliche Bekenntnisse zum romantischen Kompositionsstil. Nur wenigen Komponisten stand das Ende ihres Lebens und Schaffens so genau vor Augen wie Richard Strauss. Schon zwei Jahre vor seinem Tod soll der Komponist in einem Interview auf die Frage nach seinen Plänen geantwortet haben: »Na sterben halt...« So sind die »Vier letzten Lieder«, die der 84-Jährige 1948 in der Schweiz komponierte, eine Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Abschied – nicht nur vor dem Hintergrund des gerade zu Ende gegangenen Krieges, sondern auch im Hinblick auf das eigene Abschiednehmen von der Welt. Dabei begegnet Strauss dem Tod durchaus mit der Zuversicht, dass seine Werke weiterleben werden. Die »Vier letzten Lieder«, die Vertonungen von drei Gedichten Hermann Hesses (»Frühling«, »September« und »Beim Schlafengehen«) sowie des Gedichtes »Im Abendrot« von Joseph von Ei-

chendorff umfassen, waren nicht als abgeschlossener Zyklus geplant. Auch der Titel wurde erst posthum hinzugefügt. Kurz vor seinem Tod schickte der Komponist die Partituren der norwegischen Sopranistin Kirsten Flagstadt, die den Zyklus 1950 unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler in London uraufgeführt hat. Seitdem haben zahlreiche große Sängerinnen die »Vier letzten Lieder« in ihr Repertoire aufgenommen. Der Komponist Anton Bruckner ist allein deshalb ein Phänomen, weil seine unsichere, mitunter lächerliche äußere Erscheinung so wenig zu der kraftvollen und monumentalen Musik passt, die er komponiert hat. Zwar waren seine Fähigkeiten als Organist unumstritten, doch als Komponist blieb Bruckner die Anerkennung lange versagt. »Bei Bruckner handelt es sich gar nicht um die Werke, sondern um einen Schwindel, der in ein bis zwei Jahren tot und vergessen sein wird«, spottete etwa Johannes Brahms. Nach dem desaströsen Misserfolg von Bruckners dritter Sinfonie, bei deren Uraufführung 1877 das Publikum unter dem Gelächter der Musiker beinahe fluchtartig den Saal verlassen hatte, feierte der Komponist mit der Premiere der »romantischen« vierten Sinfonie Es-Dur vier Jahre später den vielleicht größten Triumph seines Le-

DO 01. SEPT / 20 UHR TICKETS: 70,- / 60,- / 50,- / 35,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen

BREMER PHILHARMONIKER KRIST¯INE OPOLAIS Sopran MARKUS POSCHNER Dirigent R. Strauss: Vier letzte Lieder A. Bruckner: Sinfonie Nr. 4 Es-Dur (»Romantische«)

STRAUSS’ VERMÄCHTNIS UND BRUCKNERS VIERTE


bens. Wie bei Bruckner nicht unüblich, gingen auch dieser Sinfonie zahlreiche Umarbeitungen voraus, ehe es zur Aufführung kam. »Nur der erste Satz ist spielbar, das andere verrückt«, hatten die Wiener Philharmoniker das ursprüngliche Werk abgelehnt, das im Wesentlichen im Jahr 1874 entstanden war. Später bezeichnete auch der Komponist selbst die Urfassung als »unpractische 4. Sinfonie« und nahm zwischen Januar 1878 und Juni 1880 nicht nur Korrekturen in den ersten beiden Sätzen vor, sondern schrieb einen völlig neuen dritten Satz, das so genannte »Jagd-Scherzo«. Vom Finale existieren sogar drei Fassungen. Die Uraufführung unter der Stabführung von Hans Richter fand schließlich nicht in einem offiziellen Konzert der Wiener Philharmoniker, sondern im Rahmen einer privaten Veranstaltung des Deutschen Schulvereins statt. Das Publikum reagierte völlig begeistert auf das Werk und rief den Komponisten nach jedem Satz auf die Bühne. Überwältigt von dem Enthusiasmus, der ihm entgegen schlug, soll Bruckner nach Augenzeugenberichten Bücklinge vollführt, Kusshändchen verteilt und unentwegt »Dank schön, dank schön« gestammelt haben.

VON ADAGIO BIS DISAGIO In der Welt der Musik ist es wie in der Wirtschaftswelt: Man sollte die gesamte Klaviatur beherrschen. Wir begleiten unsere Mandanten seit über 90 Jahren umfassend bei der Ausgestaltung und Optimierung ihrer geschäftlichen Möglichkeiten. Und manchmal auch zu einem Konzert. Denn Erfahrung ist dann wertvoll, wenn man sie gemeinsam teilt. Wir glauben, dass Wirtschaft und Kultur jeweils auf ihre Weise die Lebensqualität einer Region beeinflussen. Daher fühlen wir uns als Partner der Wirtschaft auch der Kunst und Kultur besonders verpflichtet – so auch als langjähriger Sponsor dem Musikfest Bremen. Wir freuen uns auf ein exzellentes Konzert mit den Bremer Philharmonikern, Markus Poschner und der Sopranistin Krist¯ıne Opolais. Kontakt:

www.fides-treuhand.de

Jochen Brünner

BREMER PHILHARMONIKER Mit ihrem Repertoire zwischen Oper, Sinfonik, Kammermusik, Crossover-Projekten und einer engagierten Förderung des musikalischen Nachwuchses sind die Bremer Philharmoniker nicht nur eines der vielseitigsten Orchester Deutschlands, sondern mit rund 250 Aufführungen pro Saison auch eines der meist beschäftigten. Seit vielen Jahren ist das Orchester fester Bestandteil des Musikfest Bremen.

MARKUS POSCHNER Markus Poschner ist seit 2007 Generalmusikdirektor der Bremer Philharmoniker und setzt seitdem mit einem außergewöhnlichen programmatischen Weg Akzente. In den vergangenen Jahren hat er sich vor allem mit seinen Interpretationen der Werke Beethovens, Brahms’ und Strauss’ einen hervorragenden Ruf erarbeitet.

KRIST¯INE OPOLAIS Ihre ersten Erfolge feierte die lettische Sopranistin Krist¯ıne Opolais als Ensemblemitglied der lettischen Staatsoper in Riga. 2008 debütierte sie in Prokofjews Oper »Der Spieler« an der Mailänder Scala, und auch an der Wiener Staatsoper, der Berliner Staatsoper Unter den Linden, der Bayerischen Staatsoper sowie bei den Salzburger Festspielen ist sie ein gern gesehener Gast.

28|29


01 09

präsentiert von

HÄNDEL IN ITALIEN Dass Georg Friedrich Händel die meisten seiner rund 100 Kantaten während eines ausgedehnten Italienaufenthaltes in den Jahren 1706 bis 1710 komponierte, hatte seine Gründe – erfreute sich das Genre in der seinerzeit führenden Musiknation doch allergrößter Beliebtheit. Da die Stücke in der Regel nur mit einer Singstimme, Basso continuo und gegebenenfalls noch mit einem oder zwei obligaten Instrumenten besetzt waren, konnten sie jederzeit ohne großen Aufwand aufgeführt werden. Zudem dienten in Rom Kantaten als nützlicher Ersatz für Opern, die in der Stadt nicht öffentlich aufgeführt werden durften. Anders als im Operngenre ging es in der auch »scena di camera« genannten Kantaten-Gattung nicht darum, eine längere Handlung zu entwickeln, sondern eine Schlüsselszene aus einem größeren Zusammenhang herauszugreifen, die aus der Sicht der jeweiligen Hauptfigur geschildert wird. Die Kantate »Armida abbandonata«, die vermutlich am 26. Juni 1707 im Rahmen der wöchentlich stattfindenden »conversazioni« im Palazzo Bonelli in Rom erstmals aufgeführt wurde, handelt vom Zorn der Zauberin Armida, die von ihrem Geliebten Rinaldo verlassen wurde – zu lange hatte sie ihn mit ihren magischen Kräften gefangen gehalten. Die Musik zeichnet eindrucksvoll nach, wie sehr sich Armida in ihre Wut hineinsteigert, Meer und Winde zu Hilfe ruft, um schließlich doch feststellen zu müssen, dass sie Rinaldo noch immer liebt; in einer abschließenden Siciliana bittet sie Amor, sie von ihrer Leidenschaft zu befreien. In der Kantate »Alpeste monte«, die vermutlich 1707 in Florenz entstand, beklagt ein junger Mann seine hoffnungslose Liebe zur schönen Siegesgöttin Nike, wobei die Musik bereits im einleiten-

den Rezitativ eine Stimmung von Melancholie und völliger Verlorenheit ausbreitet. »Agrippina«, ein Werk, mit dem Händel seinen bis dahin größten Erfolg als Opernkomponist hatte, erzählt die im alten Rom spielende Geschichte der gleichnamigen Kaiserin, die ihren Sohn Nerone mit allerhand Intrigen auf den Thron bringen möchte. Das Werk ging vermutlich in der ersten Januarhälfte 1710 in Venedig in Szene, wo es in der laufenden Karnevalssaison nicht weniger als 27 Aufführungen erlebte. In Italien lernte Händel nicht nur das aktuelle Opernund Kantatenschaffen der dortigen Komponisten kennen, er begegnete auch der instrumentalen Klangwelt von Albinoni, Geminiani, Corelli und Vivaldi. (Die Originalität Vivaldis, die sich bereits in frühen Werken wie dem Cellokonzert a-Moll RV 420 oder auch dem Fagottkonzert F-Dur RV 485 zeigt, musste Händel fasziniert haben.) In der Folgezeit wurden die italienischen Concerti auch in England bekannt, was bei den britischen Komponisten bald zu einer allgemeinen Auseinandersetzung mit der Form des Barockkonzerts führte. Auch der Wahl-Londoner Händel legte mit seinen Concerti grossi op. 3 eine erste Sammlung derartiger Werke vor. Obwohl diese erst 1734 veröffentlicht wurde, entstand das zweite Stück – eine fünfsätzige Komposition nach dem Konzert-Modell von Corelli mit direkter Anlehnung an dessen berühmtes »Concerto fatto per la notte di natale« – bereits 1717/1718. Als der britische Musikforscher Charles Burney das Werk hörte, war er begeistert: Es sei »reich an Harmonie und erfinderischer Kunst«, weshalb ihm die Musik »viel Vergnügen« bereitet hätte. Harald Hodeige

DO 01. SEPT / 20 UHR TICKETS: 30,- / 25,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Stiftskirche St. Mauritius & St. Viktor, Bassum

IL CARO SASSONE THE ENGLISH CONCERT LUCY CROWE Sopran HARRY BICKET Dirigent G. F. Händel: Kantate »Armida abbandonata« HWV 105, Kantate »Alpestre monte« HWV 81, Arien aus »Agrippina« HWV 6, Concerto grosso B-Dur op. 3 Nr. 2 HWV 313 A. Vivaldi: Cellokonzert a-Moll RV 420, Fagottkonzert F-Dur RV 485

LUCY CROWE Die Sopranistin Lucy Crowe studierte an der Royal Academy Opera Foundation of Music, 2002 gewann sie die Royal Overseas Gold Medal. Sie trat mit renommierten Orchestern u. a. in Kroatien, Japan, Spanien, England und in der Londoner National Portrait Gallery auf. An der Scottish Opera debütierte sie als Sophie (»Der Rosenkavalier«), an der English National Opera als Poppea (»Agrippina«), wo sie auch als Drusilla (»L’incoronazione di Poppea«) zu erleben war. Jüngst vergangene Engagements führten Lucy Crowe u. a. nach Glyndebourne sowie an das Royal Opera House Covent Garden, an die Deutsche Oper Berlin und an die Bayerische Staatsoper.


THE ENGLISH CONCERT

HARRY BICKET

The English Concert wurde 1973 von dem Cembalisten Trevor Pinnock gegründet und avancierte schnell zu einem der führenden Barockorchester Europas. 2007 übernahm Harry Bicket das Amt des Künstlerischen Leiters. Zu den künftigen Engagements der Formation zählen ein erneuter Auftritt in der Great Performers Reihe der Barbican Hall in London, Reisen nach Frankreich, Belgien und Spanien sowie eine Kammermusikreise auf die Kanarischen Inseln. 2011 gastiert The English Concert mit Harry Bicket und dem Countertenor Andreas Scholl erneut in den USA.

Der in Liverpool geborene Dirigent Harry Bicket studierte am Royal College of Music sowie an der Oxford University. Als Organist und Cembalist arbeitete er u. a. mit der Academy of Ancient Music, dem Monteverdi Orchestra, dem Philharmonia Orchestra und dem City of Birmingham Symphony Orchestra. Als Dirigent trat Bicket mit dem Minnesota Orchestra, Israel Philharmonic, Los Angeles Philharmonic, Royal Liverpool Philharmonic, Chicago Symphony Orchestra, Orchestre Philharmonique de Monte Carlo, Seattle Symphony Orchestra, New York Philharmonic und mit The English Concert auf. Seit 2000 dirigiert er regelmäßig an der Bayerischen Staatsoper und debütierte 2004 mit »Rodelinda« an der Metropolitan Opera New York. Zukünftige Projekte beinhalten Opernproduktionen in Bordeaux, Toronto, Chicago und New York.

30|31


02 09

ZWEI SACHSEN EROBERN ITALIEN

HASSE & HÄNDEL

FR 02. SEPT / 20 UHR TICKETS: 50,- / 40,- / 30,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Unser Lieben Frauen Kirche, Bremen

HASSE & HÄNDEL: OUVERTÜREN & DUETTE CAPPELLA GABETTA VERONICA CANGEMI Sopran VIVICA GENAUX Mezzosopran ANDRÉS GABETTA Dirigent Ouvertüren und Duette aus Opern von J. A. Hasse und G. F. Händel, u. a. aus »Zenobia«, »Il Ciro riconosciuto«, »Demofoonte«, »Radamisto« HWV 12a, »Arminio« HWV 36 und »Poro, re dell’Indie« HWV 28

Die Paarung klingt nach zwei ungleichen Mitspielern: Johann Adolph Hasse und Georg Friedrich Händel. Doch der Schein trügt. Im Nachleben hat Händel zwar zweifelsohne den größeren Ruhm davon getragen als der aus Bergedorf bei Hamburg stammende Hasse. Von dessen Werken hat einzig »Ruggiero« im Repertoire überlebt. Doch zu Lebzeiten standen sich beide im Erfolg ihrer Opern vor dem Publikum in nichts nach. Am deutlichsten wird dies, wenn man den Umweg über Italien nimmt. Sowohl Händel als auch Hasse gewannen hier ihre ersten Meriten als Opernkomponisten; Händel freilich rund 20 Jahre früher als der jüngere Hasse. Aber dennoch gewährten die Venezianer beiden Männern einen gemeinsamen landsmännischen Ehrentitel. Händel wurde zum »caro Sassone«, zum »lieben Sachsen« ernannt, und Hasse, der aus Braunschweig nach Venedig gekommen war, brachte es sogar zum »divino Sassone«, also zum »göttlichen Sachsen«. Seine Oper »Artaserse« hatte zur Karnevalszeit 1730 so großen Eindruck gemacht, dass er nicht nur jenseits der Alpen schlagartig bekannt wurde. Unter anderem brachte sie ihm die Berufung zum königlichen Kapellmeister am Dresdner Hof Augusts des Starken ein. Hier wirkte Hasse fast 30 Jahre lang und schuf seine großen Opern wie »Tusnelda und Arminio« und »Antigono«. Er brillierte durch Melodienvielfalt sowie Eingängigkeit und brachte die alte Opera seria damit zu einer letzten Blüte. Ihm gelang dies just zur selben Zeit, als Georg Friedrich Händel in London langsam mit seiner Opernarbeit abschloss und sich dem Oratorium zuwandte. Händel hatte seit den frühen Tagen als Komponist in Venedig mit vielen seiner Opern versucht, den ernsthaften italienischen Stil auch diesseits der Alpen zu etablieren. Obwohl er 14 Jahre älter als Hasse war, darf Händel als der progressivere von beiden gelten. Wie nahe sich beide dennoch auf dem Feld der Musik kamen, stellt das Programm unter anderem durch Ouvertüren und Duette weniger bekannter Opern Händels klar, die denselben Stoff wie Werke aus der Feder Hasses behandeln, namentlich »Armino« und »Zenobia«. Und es gab noch andere Berührungspunkte zwischen Hasse und Händel – darunter einen durchaus prekären: Bekanntlich trieb nicht zuletzt das Konkurrenzunternehmen von Nicola Antonio Porpora in London den OpernImpresario und Komponisten Händel in den Ruin, und es gehört zu den kleinen Pikanterien, dass


Hasses Oper »Artaserse« 1734 ausgerechnet in Porporas Opernhaus erfolgreich gespielt wurde. Johann Adolf Hasse ist zu dieser Aufführung denn auch nicht nach London gereist. Als bescheidenen Grund gab er an, dass er sich nie mit Händel habe direkt messen wollen. Stephan Cartier

CAPPELLA GABETTA Es sind handverlesene Virtuosen, die in der noch jungen Cappella Gabetta mitwirken. 2010 von der Ausnahme-Cellistin Sol Gabetta gegründet, widmet sich das Ensemble überwiegend barocker Musik. Die Mitglieder der Cappella sind allesamt auch in weiteren Ensembles tätig, so dem Kammerorchester Basel und der Gruppe Il Giardino Armonico. Bereits kurz nach ihrer Gründung war die Cappella Gabetta während einer ausgedehnten Städte- und Festivaltournee zu hören. Ehrensache, dass einer der ersten Auftritte beim »hauseigenen« SolbergFestival der Namenspatronin Sol Gabetta stattfand.

ANDRÉS GABETTA Der Konzertmeister der Cappella, Andrés Gabetta, ist ein viel gefragter Violinist und steht in derselben Position auch dem Kammerorchester Basel und dem Orchestre Baroque de Limoges vor. Der Bruder Sol Gabettas hat zudem auch ein eigenes Ensemble, die Swiss Baroque Soloists, und wurde für deren Einspielung der Brandenburgischen Konzerte Johann Sebastian Bachs 2008 mit einer Grammy-Nominierung ausgezeichnet.

VERONICA CANGEMI

DIE BERENBERG BANK PRÄSENTIERT OUVERTÜREN & DUETTE VON HASSE & HÄNDEL Deutschlands älteste Privatbank zählt zu den führenden Bankhäusern im deutschsprachigen Raum. Sie wird von persönlich haftenden Gesellschaftern geführt und setzt damit die Tradition eines hanseatischen Familienunternehmens fort. 1590 gründeten die Brüder Hans und Paul Berenberg ihre Firma in Hamburg. War das Unternehmen ursprünglich im Tuchhandel tätig, übernahmen die Kaufleute in Ermangelung eines funktionierenden Bankensystems bald selbst die Finanzierung der Warengeschäfte. Sie gewährten ihren Kunden Kredite und bevorschussten die Sendungen ihrer Lieferanten. So erfolgte der Wandel vom Kaufmann zum Bankier. Heute ist die Berenberg Bank eine der angesehensten Bankadressen Deutschlands. Sie verwaltet über 25 Mrd. Euro für private und institutionelle Investoren und ist in den vier Geschäftsfeldern Private Banking, Investment Banking, institutionelles Asset Management und Commercial Banking tätig. Die Werte, die die über 1.000 Mitarbeiter an neun Standorten in Deutschland und acht Niederlassungen im Ausland leben, gelten heute genauso wie vor über 400 Jahren: persönliches Engagement, Verlässlichkeit und Verantwortung. Die Berenberg Bank ist seit über zehn Jahren mit einer Niederlassung in Bremen vertreten. Wir freuen uns deshalb sehr, in diesem Jahr ein besonderes Konzert des Musikfest Bremen präsentieren zu dürfen: Genießen Sie mit uns die Sopranistin Veronica Cangemi und die Mezzosopranistin Vivica Genaux mit Ouvertüren & Duetten von Johann Adolf Hasse und Georg Friedrich Händel!

Die Argentinierin Veronica Cangemi studierte zunächst Cello, bevor sie sich für die Laufbahn als Sopranistin entschied. Ihre Vorliebe für barocke Opern überzeugte sie von der historischen Aufführungspraxis, und so avancierte sie schnell zu einer international gefragten Interpretin in der ambitionierten Szene. Cangemis Repertoire überschreitet aber die Grenze des Barock, es reicht von Monteverdis »Orfeo« bis zu den großen Opern Mozarts.

VIVICA GENAUX Die Mezzosopranistin Vivica Genaux stammt aus einer Weltgegend, die nicht eben für ihre üppige Klassik-Szene bekannt ist. Die in Fairbanks, Alaska, geborene Sängerin hat aber Dank ihres enormen Talents den Sprung schnell geschafft. In den USA und in Europa ist sie Gast in den ersten Häusern wie der Metropolitan Opera, der Opéra National de Paris und der Bayerischen Staatsoper gewesen. Ihr Augenmerk liegt vor allem auf den Opern der Klassik.

32|33


03 09

KRÖNUNGSMESSE Giovanni Battista Martini, aus Bologna stammend und Padre Martini genannt, lebte von 1706 bis 1784 und war die musiktheoretische Instanz seiner Zeit. Er hinterließ neben seinen heute unbekannten Kompositionen große musiktheoretische Werke und nahezu alle jungen Komponisten besuchten seinen Unterricht. So auch der jüngste Sohn – als das elfte von dreizehn Kindern – von Johann Sebastian Bach, der bekannt ist als der Mailänder Bach (ab 1754 oder 1756) oder der Londoner Bach (ab 1762) und der besonders großen Einfluss auf Mozart hatte. Dieser Johann Christian Bach (1735-1782) also studierte ab 1754 Kontrapunkt bei Padre Martini, hatte als einziger der Bach-Söhne eine tiefe Vorliebe für die italienische Opera seria und trat für eine Anstellung am Mailänder Dom zum Katholizismus über. Seine »Missa da Requiem« ist in dieser Zeit 1757 komponiert und enthält die Teile Introitus, Kyrie und Dies Irae, die damals übliche Kurzform der Messe. Johann Christian Bach war ein »unruhiger Geist, voll neuer Ideen, aber auch geschickter Anpassung, einmal errungene Erfolge partiell genießend, aber ihrer auf Dauer nicht froh werdend, stets schon zu neuen Ufern unterwegs« (Peter Rummenhöller). Für die Komposition des Requiem stand er in ständigem Austausch mit Padre Martini. 1764 traf der achtjährige Mozart mit seinem Vater in London Johann Christian Bach, eine folgenschwere Begegnung: Das italienische »singende« Allegro, die Besetzungsvielfalt des »galanten Stils« prägten fortan Mozarts Stil. Anfang 1770 bis März 1771 unternahm Leopold mit seinem Sohn die erste

SA 03. SEPT / 20 UHR TICKETS: 60,- / 50,- / 40,- / 25,- / 15,- EUR (ERM. 20%)

PADRE MARTINIS MEISTERSCHÜLER

Dom zu Verden

KRÖNUNGSMESSE AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK LYDIA TEUSCHER Sopran RUTH SANDHOFF Alt COLIN BALZER Tenor JENS HAMANN Bass RIAS KAMMERCHOR HANS-CHRISTOPH RADEMANN Leitung J. C. Bach: Missa da Requiem W. A. Mozart: Sinfonie Nr. 16 in C-Dur KV 128, Messe C-Dur KV 317 »Krönungsmesse«

Italienreise, auf der der 14-Jährige neben seinen beispiellosen Erfolgen Unterricht bei Padre Martini erhielt. Und weil 1772 in Salzburg gerne Sinfonien von Johann Christian Bach gespielt wurden, konnte es nicht ausbleiben, dass auch von hier aus ein Einfluss auf die Sinfonie KV 128 stattfand: Joseph Haydn und Johann Christian Bach waren die einzigen zeitgenössischen Komponisten, die Mozart anerkannte und bewunderte. Für die Salzburger Kathedrale schrieb Mozart zwischen 1768 und 1780 sechzehn Messen, die sogenannte »Krönungsmesse« entstand im März 1779. Sie ist eine »Missa brevis« nach den einengenden


HANS-CHRISTOPH RADEMANN

AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK

Seit 2007 ist der 1965 geborene Hans-Christoph Rademann Chefdirigent des RIAS Kammerchores: »Ich will, dass wir nicht nur perfekt klingen, sondern eine Haltung verkörpern, eine Botschaft vermitteln und damit die Menschen überall auf der Welt berühren«. Rademann studierte an der Musikhochschule in Dresden Chor- und Orchesterdirigieren. Bis 1999 war er Musikalischer Leiter der Singakademie Dresden, einem der traditionsreichsten Chöre Sachsens. 2000 wurde Hans-Christoph Rademann Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Alte Musik, er leitete zahlreiche Erstaufführungen von Werken Zelenkas, Hasses und Heinichens – epochale Wiederentdeckungen, die auch als CD-Produktionen zahlreiche Preise erhielten.

Die Akademie für Alte Musik Berlin wurde 1982 in Berlin gegründet und heißt kurz einfach »Akamus«. Besonders mit René Jacobs verbindet das Ensemble seit beinahe 25 Jahren eine enge künstlerische, mehrfach ausgezeichnete Partnerschaft. 2009 wurde die Akademie für Alte Musik Berlin mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet und erhielt 2010 den MIDEM Classical Award und den Choc de l’année für ihre Einspielung von Telemanns Brockes-Passion.

Vorgaben des Fürstbischofs Colloredo: Kurz musste sie sein. An Padre Martini schrieb Mozart 1776: »(...) da eine Messe (...) auch beim feierlichsten Anlass nicht länger als dreiviertel Stunden dauern darf, wenn der Fürst selbst die Messe liest. Und das (...) mit vollem Orchester: Trompeten und Pauken! Es bedarf eines besonderen Studiums für diese Machart«. Mozarts gelungene Synthese zwischen sinfonischer Konzeption und kirchenmusikalischen Traditionen auf der Basis einer explosiven Orchestersprache machten das Werk zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten der Kirchenmusik.

RIAS KAMMERCHOR Der RIAS Kammerchor wurde 1948 zu einer festen Einrichtung des Berliner Senders in zunächst kleiner Besetzung. »(...) Die Musik sollte nicht nur beeindrucken, sie sollte sprechen und zum Hineindenken verlocken« (Habakuk Traber). Mit dieser Auffassung singt der Chor Alte Musik ebenso wie Neue Musik und kann auf zahlreiche Preise verweisen.

präsentiert von

Ute Schalz-Laurenze

34|35 32|33


PARIS UND DIE ROMANTIKER

04 09

DIE TONANGEBENDE METROPOLE DES 19. JAHRHUNDERTS Inzwischen ist das Prädikat »Stadt der Liebe« für die französische Hauptstadt Paris reichlich strapaziert. Doch bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bot die Seine-Metropole der Romantik in den Künsten – so auch in der Musik – mit ihrem Bekenntnis zum Individuum und zum subjektiven Empfinden einen idealen Nährboden. Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass der Ruhm jener romantischer Komponisten, die beim Pariser Publikum zwischen 1830 und 1850 hoch im Kurs standen, heute ziemlich verblasst ist.

SO 04. SEPT / 20 UHR TICKETS: 70,- / 60,- / 50,- / 35,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen

PARIS UND DIE ROMANTIKER LE CERCLE DE L’HARMONIE BERTRAND CHAMAYOU Klavier JULIEN CHAUVIN Violine JÉRÉMIE RHORER Dirigent H. Berlioz: »Rêverie et Caprice« op. 8 (Romanze für Violine und Orchester) F. Liszt: Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur, G. Onslow: Ouvertüre aus »Le Colporteur« N. H. Reber: Sinfonie Nr. 4 G-Dur Programm realisiert in Zusammenarbeit mit Palazzetto Bru Zane - Centre de Musique Romantique Française

Die Zeit überdauert haben dagegen Werke von Künstlern, die ihre Zeitgenossen zunächst verwirrt haben, weil sie sich an keine formalen Regeln hielten. Und genau in diesem Spannungsfeld bewegt sich das Programm des Orchesters Le Cercle de l’Harmonie. Hector Berlioz etwa sprengte bereits mit seiner fünfsätzigen »Symphonie fantastique«, mit der er im Jahr 1830 die musikalische Bühne betrat, die Konventionen. »Was die französische Kritik an Widersinn und Verrücktheit, an Dummheit und Verblendung sich geleistet hat, um meine Werke zu preisen oder zu verunglimpfen, geht über alle Begriffe«, klagte der Komponist später. Die Romanze »Rêverie et Caprice« op. 8 (etwa »Träumerei und Eigensinn«) schrieb er im Jahr 1831 für den belgischen Violinisten Alexandre Artot. In seinem Œuvre nimmt das etwa achtminütige Stück vor allem deshalb einen besonderen Stellenwert ein, weil es das einzige Werk ist, das Berlioz im Stile eines Instrumentalkonzerts komponiert hat. Berlioz spielt auch eine wichtige Rolle bei der Uraufführung des Klavierkonzerts Nr. 1 Es-Dur von Franz Liszt, bei der er das Orchester dirigierte, während der Komponist den Solopart übernahm. Das war zwar erst am 17. Februar 1855 in Weimar, wo Liszt zu dieser Zeit Kapellmeister war. Die Anfänge der Komposition reichen jedoch bis in dessen Pariser Zeit Anfang der 1830er Jahre zurück. Damals hatte der spätere Klaviervirtuose und musikalische Erneuerer noch schwer mit seiner künstlerischen Reputation zu kämpfen: Mendelssohn etwa nannte


ihn den »dilettantischsten aller Dilettanten« und Chopin befand, Liszt sei »eine pianistische Null.« Heute gehören seine Klavierkonzerte unbestritten zu den wichtigsten Werken der Gattung – und das nicht nur aufgrund ihrer enormen technischen Schwierigkeiten. Während sich der 15-jährige Franz Liszt 1827 in Paris mit einer Lebenskrise plagte, erlebte George Onslow, Sohn eines britischen Adligen, gerade die Uraufführung seiner zweiten Oper »Le Colporteur« (»Der Hausierer«). Langfristig konnte sich das Werk, das auch in Deutschland einige Male gespielt wurde, allerdings nicht auf den Spielplänen der Opernhäuser etablieren. Die Ouvertüre dagegen war über mehrere Jahrzehnte als beliebtes Konzertstück immer wieder zu hören. Berlioz prägte den Vergleich vom »französischen Beethoven«, und zwar nicht nur, weil Onslow nach einem Jagdunfall im Jahr 1829 auf einem Ohr taub war. Dennoch musste der Komponist um 1850 noch selbst miterleben, wie seine Werke langsam aus den Konzertprogrammen verschwanden. Völlig in Vergessenheit geraten ist heute Napoléon Henri Reber (1807-1880), der Mitte des 19. Jahrhunderts als wichtigster französischer Komponist neben Berlioz galt. Neben einem Ballett »Der verliebte Teufel« schrieb er unter anderem fünf Opern, vier Sinfonien und Kammermusik. Die größte Beachtung fand indes sein Handbuch zur Harmonielehre. Die Aufführung seiner Sinfonie Nr. 4 in G-Dur darf deshalb als echte Ausgrabung und Wiederentdeckung gelten. Jochen Brünner

LE CERCLE DE L’HARMONIE Das Orchester Le Cercle de l’Harmonie, das der Dirigent Jérémie Rhorer und der Violinist Julien Chauvin im Jahr 2005 gegründet haben, hat sich vor allem mit den Werken Mozarts und Haydns einen hervorragenden Ruf auf den wichtigsten europäischen Musikfestivals erspielt. Aber auch die Wiederentdeckung französischer Komponisten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert liegt dem Orchester sehr am Herzen.

DIE KBC BANK DEUTSCHLAND AG PRÄSENTIERT JUNGSTARS DER INTERNATIONALEN KLASSIKSZENE Wir freuen uns, Ihnen im 22. Jahr des Musikfest Bremen ein ganz besonderes Konzerterlebnis zu präsentieren, dessen Motto lauten könnte: Alle Wege führen nach Paris! Denn sowohl der junge, bereits preisgekrönte Dirigent Jérémie Rhorer als auch das von ihm und dem ausgezeichneten Violinisten Julien Chauvin gegründete und geleitete Orchester Le Cercle de l’Harmonie sind in Paris beheimatet und feierten nicht nur dort bereits triumphale Erfolge. Der zweite herausragende Solist des Abends neben Julien Chauvin ist Bertrand Chamayou, der am Pariser Konservatorium ausgebildet wurde und zum meistbeachteten französischen Pianisten einer neuen Generation aufgestiegen ist. Fühlt sich das Orchester Le Cercle de l’Harmonie eher dem Repertoire des späten 18. Jahrhunderts verpflichtet, so unternimmt es an diesem Konzertabend einen musikalischen Ausflug in die Epoche der Romantik, um Werke von Hector Berlioz, Franz Liszt, dem »französischen Beethoven« George Onslow und dem hierzulande verkannten Napoléon Henri Reber zur Aufführung zu bringen. Das Ende der Epoche der Romantik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts markiert zugleich den Anfang der Geschichte unserer Bank. Seit diesen Anfängen sehen wir uns als traditionelle Bankiers, die als verlässliche Partner für mittelständische Firmenkunden und vermögende Privatkunden aufgeschlossen für zukunftsweisende neue Geschäftsideen sind. Mit großer Vorfreude blicken wir einem gemeinsamen Abend mit Ihnen entgegen und sind gespannt zu hören, wie »frischer Wind« die Tradition belebt.

JULIEN CHAUVIN Die Violinist Julien Chauvin leitet gemeinsam mit dem Dirigenten Jérémie Rhorer das Orchester Le Cercle de l’Harmonie. Er hat barocke und klassische Aufführungspraxis in Den Haag studiert. Seit seinem Erfolg beim Internationalen Wettbewerb für Alte Musik in Brügge im Jahr 2003 reist er als gefeierter Solist um die Welt.

JÉRÉMIE RHORER Seine ersten Sporen als Dirigent verdiente sich der 1973 geborene Jérémie Rhorer als Assistent von Marc Minkowski und William Christie. Inzwischen leitet er das Mozartfestival am Theâtrè des Champs Élysées in Paris und wird vor allem für seine Opernaufführungen gefeiert. Eine Biografie von Bertrand Chamayou finden Sie auf Seite 49.

KBC Bank Deutschland AG . Zentrale . Wachtstraße 16 . 28195 Bremen . Telefon (0421) 3684-0 . Fax (0421) 3684-473 Internet: www.kbcbank.de . e-mail: kbc.bank.deutschland.ag@kbc.be

36|37


04 09

PSALMENVESPER AUS DEN »CANTIONES SACRAE« Der Streit der Konfessionen, der in der Nachfolge der Reformation ganz Europa erfasste, bestimmte auch das Leben Jan Pieterszoon Sweelincks in einem weitaus größeren Maße, als man es bei dem »Vorzeigekomponisten« der freien und stets liberalen Handelsmetropole Amsterdam vermuten würde. Denn auch wenn sich die Niederlande nach ihrem Freiheitskampf mit dem katholischen Spanien als protestantische Hausmacht etablierten, so blieben doch viele Bürger – und unter ihnen eben auch Sweelinck – insgeheim dem katholischen Glauben zugewandt. Die Möglichkeit zum musikalischen Widerstand bot dem großen Organisten und Vokalkomponisten die lateinische Kirchenmusik, die er gegen alle Widerstände von offizieller Seite pflegte.

SO 04. SEPT / 17 UND 19 UHR TICKETS: 22,- EUR (ERM. 18,- EUR) Johanniter-Kapelle, Bokelesch/Saterland

PSALMEN, PSALMEN... GESUALDO CONSORT AMSTERDAM HARRY VAN DER KAMP Leitung »Musik aus der Zeit der Johanniter in Bokelesch«: J. P. Sweelinck: Werke aus den »Cantiones Sacrae« und Orgel-Solowerke

Die 39 Motetten der »Cantiones Sacrae«, die Sweelinck 1619 veröffentlichte, sind somit so etwas wie ein kleines musikalisches Glaubensbekenntnis. Ursprünglich waren sie sogar für die Verwendung in der katholischen Messe gedacht. Mit diesem leicht subversiven Gedanken passen die »Cantiones Sacrae« zur Geschichte des Johanniterklosters Bokelesch, das dem Konzert seinen regionalen Anknüpfungspunkt gibt. Seine Ursprünge liegen im Dunkeln, erstmals erwähnt wird es 1319 im sogenannten Groninger Vergleich. Das Kloster der Johanniter hatte nach der Refor-


mation in dem überwiegend dem Protestantismus zugeneigten Nordwesten des deutschen Reiches keinen leichten Stand, die Kommende blieb aber bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 dem Johanniter-Orden unterstellt. Danach fiel das Kloster an die Herzöge von Oldenburg, die jedoch verfügten, dass die Einnahmen aus der Kommende weiterhin katholischen Kirchen- und Schuleinrichtungen zugute kommen sollten. Für dieses spannungsreiche Umfeld hat das Gesualdo Consort aus den 39 Psalmvertonungen der »Cantiones Sacrae« eine Vesper zusammengestellt. Bemerkenswert ist dabei, dass Jan Pieterszoon Sweelinck dieses Bekenntnis zur katholischen Tradition in einer musikalisch besonders progressiven Form umsetzte. Auffällig ist zum Beispiel, wie häufig er auf die Bearbeitung eines überlieferten Cantus Firmus verzichtete und stattdessen die Melodie- und Begleitstimmen sehr komplex miteinander verwob und dabei auch harmonisch ungewöhnliche Verbindungen schuf. Ganz dem neuen Stil der Zeit folgend, setzte Sweelinck hier auf chromatische Wendungen, um sein Ausdrucksspektrum zu erweitern, in dem sich der Text der Psalmen widerspiegeln konnte. In den »Cantiones Sacrae« ist Jan Pieterszoon Sweelinck das Paradoxon geglückt, mit fortschrittlichen Mitteln konservativ zu bleiben.

LzO – UNSERE NÄHE BRINGT SIE WEITER. SEIT 225 JAHREN. Als fest im Oldenburger Land verwurzeltes Kreditinstitut zählt die Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) zu den Großsparkassen in Deutschland. Privat- und Firmenkunden profitieren von der kundenorientierten Beratung, dem flächendeckenden Filialnetz und dem umfassenden Serviceangebot im Internet unter www.lzo.com, ganz im Sinne des Unternehmensleitsatzes »Unsere Nähe bringt Sie weiter.« »Unsere Nähe bringt Sie weiter.« leitet uns aber auch bei unserem gesellschaftlichen Engagement, das für uns selbstverständlich ist. So fördert die LzO Jahr für Jahr zahlreiche Projekte im Sport, im sozialen Bereich, in der Wissenschaft – und nicht zuletzt in der Kultur. Das Musikfest Bremen hat sich fest im Nordwesten etabliert und so sind wir gerne Partner bei der 22. Ausgabe. Allen Besuchern wünschen wir gute Unterhaltung!

Stephan Cartier

GESUALDO CONSORT AMSTERDAM Keiner seiner Zeitgenossen schrieb so farbige Musik wie der Neapolitaner Carlo Gesualdo. An der Schwelle zum 17. Jahrhundert stand er an der Grenze zwischen dem alten, der hohen Kunst des Kontrapunkts gewidmeten Stil und dem neuen, der geprägt war von Verzierungen, Koloraturen und gewagten harmonischen Experimenten. Aus gutem Grund hat sich das Ensemble um den niederländischen Sänger Harry van der Kamp den adeligen Komponisten als Namenspatron gewählt. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gegründet, untersucht das renommierte Vokalensemble diesen ästhetischen Umbruch. Zudem führt das Gesualdo Consort auch die Dynamik moderner Musik vor Ohren – viele zeitgenössische Komponisten schrieben Werke für das Ensemble. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen aber das Madrigal und die Kantate des 16. und 17. Jahrhunderts, insbesondere das Werk Sweelincks. Das Gesualdo Consort hat erstmals dessen gesamtes Vokalwerk eingespielt.

HARRY VAN DER KAMP Als Sänger und Chorleiter ist der Niederländer Harry van der Kamp seit mehr als vier Jahrzehnten gleichermaßen erfolgreich. Er gehörte zu den Gründern der Cappella Amsterdam und arbeitete für den Netherlands Chamber Choir. Der Bassist ist zudem ein erfolgreicher Solist auf internationalen Bühnen von New York bis Peking. Seit 1986 lehrt van der Kamp Alte Musik an der Hochschule für Künste in Bremen.

38|39


05 09

KAMMERMUSIK ZAUBERHAFT KONZENTRIERT VIKTORIA MULLOVA Die russische Geigerin Viktoria Mullova wurde 1959 geboren und studierte am Moskauer Konservatorium bei Leonid Kogan. Als Siegerin des Sibelius-Wettbewerbes 1980 in Helsinki und Gewinnerin der Goldmedaille des Tschaikowsky-Wettbewerbes 1982 wurde sie weltberühmt.1983 floh sie aus der Sowjetunion und lebt heute mit ihren drei Kindern in London. Ihr Interesse an der historischen Aufführungspraxis ist profund, ihr Repertoire ist weit gesteckt und reicht vom barocken und klassischen Repertoire bis hin zu zeitgenössischen Werken und den aktuellen Entwicklungen im Bereich Fusion und Experimentalmusik. Viktoria Mullova spielt eine Guadagnini Violine von 1750 und arbeitet mit namhaften Dirigenten und den weltbesten Orchestern zusammen.

KRISTIAN BEZUIDENHOUT MO 05. SEPT / 20 UHR TICKETS: 60,- / 50,- / 40,- / 25,- / 15,- EUR (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen

BEETHOVEN PUR VIKTORIA MULLOVA Violine KRISTIAN BEZUIDENHOUT Hammerflügel L. van Beethoven: Violinsonate Nr. 4 a-Moll op. 23, Violinsonate Nr. 3 Es-Dur op. 12/3, Violinsonate Nr. 9 A-Dur op. 47 »Kreutzer«

2007 erhielt Kristian Bezuidenhout den Förderpreis Deutschlandfunk. Er ist 1979 in Südafrika geboren, studierte Klavier an der Eastman School of Music und lebt in London. Im Alter von 21 Jahren erhielt er 2001 sowohl den Publikumspreis als auch den Jury-Preis beim Internationalen Fortepiano-Wettbewerb in Brügge. Schon früh entdeckte er auch andere Tasteninstrumente für sich, er spielt Cembalo, Hammerklavier und Fortepiano. Seine Einspielung sämtlicher Violinsonaten von Ludwig van Beethoven mit Viktoria Mullova verzeichnet eine außerordentliche internationale Presseresonanz.


VISIONEN IN MUSIK – VISIONEN IN GLAS BEETHOVEN PUR Die Sonaten für Klavier und Violine von Ludwig van Beethoven stehen im Bewusstsein der Kammermusikliebhaber nicht unbedingt im vordersten Fokus. »Dabei«, so der große Geiger Carl Flesch, »enthalten diese Sonaten soviel des Schönen, dass bei vollkommener Wiedergabe Hörer und Spieler in gleichem Maße dem Banne des Beethovenschen Genius verfallen müssen, wie beim Anhören der Klaviersonaten, Streichquartette und Sinfonien.« Im Unterschied zu den Sinfonien, Streichquartetten und Klaviersonaten – Gattungen, die er lebenslang schrieb – sind die zehn Violinsonaten von 1797 bis 1803 entstanden (mit einer Ausnahme). Sein Schüler Ferdinand Ries berichtet: »Beethoven hat in Wien noch Unterricht auf der Violine bei Krumpholz genommen, und im Anfang, als ich da war, haben wir noch manchmal seine Sonaten mit Violine gespielt«. Der junge Hofmusiker aus Bonn hatte es nach seiner Ankunft in der Musikmetropole Wien 1792 schnell geschafft, sich als Klaviervirtuose in der höfischen Gesellschaft zu etablieren. Mäzene hielten ihm den Rücken frei, Verleger kauften seine Werke zu ansehnlichen Preisen. An seinen Bonner Freund Franz Wegeler schrieb er im Juni 1801: »Meine Kompositionen tragen mir viel ein, und ich kann sagen, dass ich mehr Bestellungen habe, als fast möglich ist, dass ich machen kann. Auch habe ich auf jede Sache 6, 7 Verleger und noch mehr; wenn ich’s mir angelegen sein lassen will, man accordiert nicht mehr mit mir, ich fordere und man zahlt«. Bis auf erste Anzeichen beginnender Taubheit ging es Beethoven so gut wie nur wenigen Komponisten seiner Zeit. Er revanchierte sich bei seinen Gönnern, indem er ihnen zahlreiche Werke widmete und Musik schrieb, die in den Salons der Adeligen aufgeführt werden konnte. So entstanden die Violinsonaten als Kabinettstückchen für Konzertabende, die Beethoven in der Regel auch gemeinsam mit Geigenvirtuosen wie George Bridgetower in den Kammermusiken des Fürsten Lichnowsky aufführte. Beethoven hatte die Praxis vor Augen. Seine Sonaten wurden im Hinblick auf Konzerte geschrieben und zeichnen sich deshalb bis heute durch besondere Anforderungen an die Interpreten aus: »Jede dieser Sonaten ist eine Welt für sich«, meint der französische Geiger und Dirigent Augustin Dumay, »jede entstand an unterschiedlichen Punkten von Beethovens Leben. In der ersten gibt es Spuren von Mozart, die letzte hat einen reinen, klaren Charakter«.

FRERICHS GLAS ist mit seiner über 130-jährigen Unternehmensgeschichte in der Nord-Region zwischen Bremen – Hamburg – Hannover als kompetenter und innovativer Flachglasveredeler verwurzelt. Das gesellschaftliche Engagement und die Förderung kultureller und sozialer Ziele ist fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie. So engagieren wir uns seit vielen Jahren beim Musikfest Bremen. In diesem Jahr fördern wir das Konzert »Beethoven pur« mit den wunderbaren Künstlern Viktoria Mullova und Kristian Bezuidenhout. Ebenso wie die Expertin auf der Barockvioline und der Spezialist am Hammerflügel ihrem heterogenen und anspruchsvollen Publikum auch die ungewöhnlichsten Musikwünsche erfüllen, realisiert Frerichs Glas seit vielen Jahrzehnten die Vorgaben und Wünsche seiner Kunden mit ästhetischen und perfekten funktionellen Lösungen aus Glas. Ein Beweis für die Innovationskraft des Unternehmens zeigt sich in der einzigartigen Weltneuheit der gläsernen Medienfassade, die durch ihre technische Perfektion, höchste Transparenz und ästhetische Integration in großflächige Fassaden fasziniert. Die Erfüllung höchster Ansprüche an Funktion, Technik, Qualität und Design unserer Geschäftspartner sind die vergleichbaren Herausforderungen zu den unterschiedlichen Erwartungen des Musikpublikums an einen Künstler. Die authentische Violinistin und der gefragte Pianist werden ihren historischen Instrumenten ein faszinierendes Spektrum an Farben, Schattierungen und dynamischen Abstufungen entlocken. Wir freuen uns mit Ihnen auf Beethovens Violinsonaten Nr. 4 a-Moll op. 23, Nr. 3 Es-Dur op. 12/3 sowie Nr. 9 A-Dur op. 47 »Kreutzer« und wünschen dem Musikfest-Publikum einen wunderschönen Konzertabend in der Glocke mit nachhaltigem Genuss.

Ute Schalz-Laurenze

40|41


06 09

GIULIO CESARE

RÄNKESPIEL IN DER ANTIKEN MEDITERRANEN WELT

DI 06. SEPT / 19.30 UHR TICKETS: 70,- / 60,- / 50,- / 35,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen

GIULIO CESARE IN EGITTO ACCADEMIA BIZANTINA SONIA PRINA Giulio Cesare MARIA GRAZIA SCHIAVO Cleopatra RICCARDO NOVARO Achilla JOSÉ MARIA LO MONACO Cornelia FILIPPO MINECCIA Tolomeo PAOLO LOPEZ Sesto FLORIANO D’AURIA Nireno ANDREA MASTRONI Curio OTTAVIO DANTONE Dirigent G. F. Händel: »Giulio Cesare in Egitto« HWV 17 (konzertant) (Koproduktion mit dem Teatro Comunale di Ferrara)

Die der Tradition der italienischen Opera seria folgenden Opern Georg Friedrich Händels zählen auf den ersten Blick zu den erstaunlichsten und gleichzeitig am schwierigsten nachvollziehbaren Paradoxien des 18. Jahrhunderts. Da schrieb ein aus der kirchlichen Tradition des protestantischen Sachsen kommender deutscher Komponist italienische Opern für ein englisches Publikum – und feierte Triumphe. Zum Zeitpunkt seines Ablebens jedoch genoss er nur noch als Oratorienkomponist höchste Wertschätzung, wohingegen seine Opern in Vergessenheit geraten waren! Erst die in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts einsetzende Händel-Renaissance entriss seine Opern dem Dornröschenschlaf und ermöglichte einen neuen Blick auf den Komponisten.


Doch warum hat sich heute von seinen zahlreichen Opern gerade »Giulio Cesare in Egitto« als weitaus beliebteste Händel-Oper der Moderne auf den internationalen Bühnen erwiesen? Zunächst einmal scheint das Thema ein wichtiger Faktor zu sein. Julius Cäsars Landung in Ägypten 48 v. Chr. und seine damit einhergehende legendäre Liaison mit der schönen und geheimnisumwobenen Cleopatra ist heute gewiss einer der bekanntesten Stoffe der Antike. Doch bereits Händel hat das Ränkespiel um Liebe, Rache, Macht, Eros und Politik zu Spitzenleistungen beflügelt. Zweifellos ist es sein Verdienst, die Möglichkeiten des dankbaren Sujets genutzt zu haben. So schuf er ein Meisterwerk, das dank der aufwändigen, farbigen Instrumentation und den wunderschön ausgestalteten Arien zu den schönsten und bewegendsten Beispielen der barocken Opera seria überhaupt gehört. Dabei hat er sich jedoch nicht von den äußeren Dimensionen des Stoffes ablenken lassen, sondern vielmehr die privaten Gefühle der Protagonisten in den Mittelpunkt gestellt. Auf diese Weise gelang es ihm überzeugend, die Entwicklungen der einzelnen Charaktere in Töne zu gießen. Das Ergebnis ist eine vortreffliche Verschmelzung von Drama und Musik zu einer Einheit: erotische Verstrickungen, Intrigen, Trauer und Verzweiflung in der antiken mediterranen Welt – mit Ottavio Dantone, der Accademia Bizantina und namhaften, stilerfahrenen Barockmusik-Spezialisten ein Ohrenschmaus der ganz besonderen Art!

WIE DIE STADT– SO DAS MUSIKFEST Während des Musikfest wird Bremen zu einer einzigen großen Bühne der Vielfalt. Wie die Stadt – so das Fest der Musik. Traditionell und modern, Raum für Raritäten, aber auch für das Liebgewonnene. Der Norden hat seine ganz eigene Art, Feste zu feiern. Eine ganze Region ist Gastgeber für ein Festival, das seinen festen Platz im Kalender der Musikliebhaber hat. Mit dem Musikfest macht Bremen in gutem Sinne von sich reden. Solche Botschafter brauchen Stadt und Land. Wir freuen uns sehr auf den inspirierenden Funken des Musikfest Bremen und wünschen den Künstlern und allen Besucherinnen und Besuchern viel Erfolg, Freude und unvergessliche Tage an der Weser.

Carsten Preisler

OTTAVIO DANTONE UND DIE ACCADEMIA BIZANTINA Die italienische Dirigent und Cembalist Ottavio Dantone studierte Orgel und Cembalo am Mailänder Konservatorium und startete früh seine Konzertkarriere, wobei der Schwerpunkt im Bereich der Musik des Barock und der Klassik lag. 1985 erhielt er beim internationalen Wettbewerb der Stadt Paris den Preis für die beste Continuo-Begleitung, ein Jahr später gewann er den internationalen Wettbewerb in Brügge. Ein bedeutender Schritt war 1996 die Übernahme der musikalischen Leitung der Accademia Bizantina in Ravenna, die er zu Konzerten in vielen wichtigen Konzertsälen Europas und den USA führte. 1999 debütierte Ottavio Dantone mit Giuseppe Sartis Oper »Giulio Sabino« im Bereich der Oper. Seitdem dirigiert er neben seiner Tätigkeit als Solist und der Zusammenarbeit mit der Accademia Bizantina regelmäßig Opernproduktionen an renommierten Bühnen wie der Mailänder Scala, der Berliner Staatsoper Unter den Linden, der Opéra National du Rhin in Straßburg oder dem Teatro Real in Madrid sowie auf bedeutenden Festivals wie denen von Glyndebourne, Beaune und Jesi. Die Einspielungen Dantones als Cembalist oder Organist sowie an der Spitze der Accademia Bizantina finden bei Publikum und Presse große Beachtung.

42|43


DIE SHOPPINGWELT DODENHOF: GANZ GROSSES EINKAUFEN Seit der Unternehmensgründung im Jahr 1910 hat sich aus einem kleinen Kaufmannsladen in Posthausen das größte Shopping-Center Norddeutschlands entwickelt. Innovationsbereitschaft, Servicestärke und Qualitätsbewusstsein sind damals wie heute die Garanten für die erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Ob »Die WohnWelten«, »Die ModeWelt«, »Die SportWelt«, »Die TechnikWelt« oder »Die GenießerWelt« – in den Produktwelten erleben dodenhof Kunden pure Marken- und Themenvielfalt. Das einzigartige Sortiment, der Service und das familienfreundliche Einkaufserlebnis werden auf über 100.000 Quadratmetern präsentiert und überzeugen jährlich weit mehr als fünf Millionen Besucher. Derzeit wird die ShoppingWelt erweitert – im Jahr 2012 eröffnet ein neues Haus für Mode, Lifestyle und Gastronomie auf über 10.000 Quadratmetern. Mit der Architektur, Themenvielfalt, Ladeneinrichtung und Wareninszenierung setzt das Unternehmen deutschlandweit Maßstäbe. Mit der neuen Konzertreihe MUSIKFEST SURPRISE kann sich dodenhof deshalb so gut identifizieren, weil hier statt des gewohnten Konzertcharakters neue Darbietungsformen in den Mittelpunkt gestellt werden. Mit seinen einzigartigen Shopping-Welten und faszinierenden Präsentationsformen geht auch dodenhof neue Wege. Das Unternehmen freut sich über die neue Partnerschaft mit dem Musikfest Bremen und auf außergewöhnliche Konzertabende in der Bremer Überseestadt! Weitere Informationen erhalten Interessierte unter:

www.dodenhof.de

MUSIKFEST SURPRISE: UNKONVENTIONELL, FRISCH, AUFREGEND! Seit dem vergangenen Jahr bündelt MUSIKFEST SURPRISE die Veranstaltungen, die in keine Schublade passen! MUSIKFEST SURPRISE stellt als Laboratorium aktuelle Entwicklungen im internationalen Musikleben zur Diskussion, die durch ihren programmatischen Inhalt oder ihre Darbietungsform den traditionellen Charakter klassischer Konzerte hinter sich lassen! So können Sie bereits vertraute Künstler einmal mit gänzlich anderen Repertoires erleben! Oder Sie entdecken Künstler, die in ihrer Heimat schon Kult-Status genießen, bei uns aber noch ein Geheimtipp sind. Oder Sie lernen vermeintlich bekannte Werke in einem neuen Kontext kennen. Oder Sie lassen sich mal ganz neugierig auf Musikrichtungen ein, mit denen Sie bisher noch gar nicht vertraut sind. MUSIKFEST SURPRISE und seine moderate Preisgestaltung machen es möglich – seien Sie dabei!


VOM BALKAN ZUM BAIKAL-SEE Wenn Viktoria Mullova nicht mit Sonaten von Bach, Beethoven und Janáˇcek oder mit Violinkonzerten von Vivaldi über Mozart bis zu Mendelssohn auf der Bühne steht, dann interessiert sich die Ausnahmegeigerin auch für gezielte Grenzüberschreitungen. Das hat sie schon 1999 gezeigt, als sie das Album »Through the looking glass« einspielte, das einen kunterbunten Mix von Miles Davis bis zu Youssou N’Dour, von George Harrison bis zu Duke Ellington enthielt. Wenn man so will, stellt Viktoria Mullova beim diesjährigen Musikfest Bremen den zweiten Teil ihrer Grenzübertritte vor, der allerdings (noch) nicht auf CD vorliegt. »The Peasant Girl« ist das Programm überschrieben. Das kann man mit »Das Mädchen vom Lande« übersetzen, und genau darum, nämlich um ihre bäuerlichen Wurzeln, die sich allerdings auf ihre Großeltern beziehen, geht es Viktoria Mullova, sowie um die Schönheit und Ruhe des Lebens auf dem Lande. Mit ihren Begleitern, die allesamt schon bei »Through the looking glass« mitgewirkt haben, unternimmt die Geigerin bei »The Peasant Girl« eine Reise durch Klassik, Jazz und Folklore. Mit auf der Bühne sind ihr Mann Matthew Barley (Violoncello), der damals die CD auch arrangiert und produziert hat, Julian Joseph (Klavier) sowie Paul Clarvis und Sam Walton (beide Percussion). Ein Stück der französischen, im Gypsy-Sound spielenden Gruppe Bratsch steht neben John Lewis’ Hommage an den großen Gitarristen Django Reinhardt. Überdies platziert Viktoria Mullova Kompositionen von Béla Bartók und Zoltán Kodály, und zwar solche, die sich deutlich auf die Folkloretradition der Balkanregion beziehen.

06 09

Aber auch Stücke der Maßstäbe setzenden Jazzformation Weather Report, darunter das mit dem programmatisch passenden Titel »The Peasant«, finden sich im Programm sowie das von Matthew Barley gewissermaßen als Ode auf den Baikal-See komponierte »Yura«. In Matthew Barley hat Viktoria Mullova einen fast noch energischeren Grenzgänger an ihrer Seite, der sich bereits in der verblüffenden Bandbreite von frühester europäischer Musik über Barock und Klassik bis zu Jazz, Rock, Freier Improvisation und Weltmusik musikalisch bewegt hat. Mit dem Pianisten Julian Joseph sitzt ein ausgemachter Jazzmusiker am Klavier, der aber gelegentlich auch im klassischen Bereich wildert. Percussionist Paul Clarvis ist ein gefragter Studiomusiker in den Sparten Rock und avancierter Jazz, während sein Kollege Sam Walton sich eher aufs klassische Repertoire kapriziert. Christian Emigholz

VIKTORIA MULLOVA & MATTHEW BARLEY PRÄSENTIEREN »THE PEASANT GIRL«

präsentiert von

DI 06. SEPT / 21 UHR / 25,- EUR (ERM. 20,-) VIKTORIA MULLOVA Viktoria Mullova wurde 1959 in Moskau geboren. Sie studierte am Moskauer Konservatorium bei Leonid Kogan und wurde 1980 international bekannt, als sie den Sibelius Wettbewerb in Helsinki gewann. Weitere Siege bei Wettbewerben folgten. 1983 flüchtete sie aus der Sowjetunion und ließ sich in den USA nieder. 1994 gründete sie das Mullova Ensemble, das sich auch an Crossover-Projekte wagt. Viktoria Mullova lebt heute in London und spielt eine Stradivari-Geige, hat aber auch eine Guadagnini mit Darmsaiten zur Verfügung. Das Programm »The Peasant Girl« präsentiert Viktoria Mullova zusammen mit dem Matthew Barley Ensemble.

BLG-Forum Überseestadt

MUSIKFEST SURPRISE I: THE PEASANT GIRL VIKTORIA MULLOVA Violine MATTHEW BARLEY Violoncello & Arrangements JULIAN JOSEPH Klavier PAUL CLARVIS Percussion SAM WALTON Percussion »The Peasant Girl« – Classic, Gypsy & Jazz Werke von B. Bartók, Z. Kodály, Weather Report, J. Lewis/Bratsch, Bratsch u. a.

44|45


07 09

ACHTERBAHNFAHRT DURCH DIE WELT DER MUSIK Kristjan Järvi ist mit seinem Absolute Ensemble ein gern gesehener Gast beim Musikfest Bremen. Immer wieder hat er mit verblüffenden Konzeptprogrammen das Bremer Publikum begeistert. Da ist es nur folgerichtig, dass auch Mitglieder seines New Yorker Ensembles immer wieder mit eigenen Projekten hier zum Zuge kommen. In diesem Jahr ist es Gene Pritsker. Manch ein Musikfest-Besucher mag sich noch an Pritskers kompositorische Beiträge zu »Das Parfum der Musik« im Jahr 2007 erinnern. Jetzt kommt er mit seinem eigenen Ensemble Sound Liberation, das man besser Band nennt. Gene Pritsker’s Sound Liberation lässt Hip Hop und Klassik zusammenkrachen!

GENE PRITSKER’S SOUND LIBERATION

präsentiert von

Ähnlich wie das Absolute Ensemble den Zusammenprall scheinbar gegensätzlicher musikalischer Stilistiken proklamiert und praktiziert, verhält es sich auch bei Sound Liberation; nur prallen die Gegensätze hier noch härter aufeinander. Gene Pritsker, der Gründer der Band, hat die musikalische Philosophie folgendermaßen formuliert: »Aufhebung der Trennung der Klangschwingung (das heißt, der musikalischen Genres)«. Tatsächlich gehen Pritsker und seine Mitstreiter dabei durchaus radikal vor: Da wird zu Rock-Beats gerappt und plötzlich »O du, mein holder Abendstern« aus Wagners »Tannhäuser« angestimmt, werden

Mozart-Paraphrasen in Klezmer aufgelöst oder die Don Giovanni-Serenade »Deh, vieni alla finestra« in Hardrock-Manier begleitet. Das Resultat ist ein entsprechend wildes und auch heiteres Tohuwabohu, das ein wenig an Frank Zappa erinnert, und in gewisser Weise die musikalischen Späße eines Gerard Hoffnung mit seinen Klassikverwirbelungen oder des Amerikaners Peter Schickele mit seiner Erfindung des Bach-Sohns P. D. Q. Bach in die heutige Zeit transponiert. Bei Sound Liberation bilden deshalb Hip Hop, Rock und Jazz den Ausgangspunkt, der dann bei Klassik und Barock maust, aber auch Minimal Music-Anleihen macht oder die Verfahren der Neuen Musik nutzt. Ganz wie bei Rockbands üblich, tragen die Mitglieder von Sound Liberation Kampfnamen: Gitarrist, Komponist und Rapper ist Gene „»Noizepunk« Pritsker, Greg »B-man« Baker zupft die zweite Gitarre, Cellist ist Dave »Criminal Cello« Gotay, Mat »The Outfielder« Fieldes spielt den Bass und David »The Constable« Rozenblatt sitzt am Schlagzeug. Nur Sängerin Chanda Rule, Keyboarder Ralf Schrabbe und der Tiroler Trompeter Franz Hackl haben bisher keine solchen Zusätze. Sound Liberation spielt eine Auswahl aus der beim deutschen Label col legno erschienen CD »Open up your Ears and get some« sowie Teile des Suitenwerks »Varieties of Religious Experience«. Für Klassik-Puristen könnte ein Kontakt mit Pritskers Achterbahnfahrten gefährlich werden, ein bisschen Humor müssen die Besucher schon mitbringen. Christian Emigholz

MI 07. SEPT / 21 UHR / 25,- EUR (ERM. 20,-) BLG-Forum Überseestadt

GENE PRITSKER MUSIKFEST SURPRISE II: VARIETIES OF RELIGIOUS EXPERIENCE SUITE GENE PRITSKER’S SOUND LIBERATION: GENE PRITSKER Gitarre GREG BAKER Gitarre DAVE GOTAY Violoncello MAT FIELDES Kontrabass DAVID ROZENBLATT Schlagzeug RALF SCHRABBE Keyboard CHANDA RULE Gesang FRANZ HACKL Trompete Sound Liberation: Genre blurring music from their albums »Varieties of Religious Experiences Suite«, »Open up your Ears and get some« and »Money«

Gene Pritsker wurde 1972 in der Sowjetunion geboren, aus der seine Eltern 1978 in die USA flohen, und er betrachtet Brooklyn als seine Heimat. Er studierte Komposition an der Manhattan School of Music, war 1993 Mitgründer des Absolute Ensembles und mehrere Jahre dessen »composer-inresidence«. Von Gene Pritsker liegen bisher über dreihundertneunzig Werke vor, darunter Kammeropern, Orchester- und Kammermusikwerke, aber auch Stücke für Hip Hop- und Rockbands. Er gründete 1996 die bis zu achtköpfige Band Sound Liberation.


UNSTERBLICHE ZWILLINGE:

CASTOR UND POLLUX IM 21. JAHRHUNDERT »Dieses wundervolle Werk«, schrieb der Musiktheoretiker Jean-Benjamin de la Borde in seinem »Essai sur la musique ancienne et moderne« von 1780, »trägt hundert Aufführungen ohne jede Verringerung des Beifalls oder der Begeisterung des Publikums; es entzückt zugleich die Seele, das Herz, den Verstand, die Augen, die Ohren und die Phantasie von ganz Paris.« Die Rede ist von JeanPhilippe Rameaus Oper »Castor et Pollux«, die seit ihrer Pariser Premiere am 24. Oktober 1737 vom Publikum gefeiert wurde; bis 1785 sind nicht weniger als 254 Aufführungen nachzuweisen. Rameau hatte, obwohl er sich selbst zu den Traditionalisten zählte, ein durch und durch »modernes« Bühnenwerk geschaffen, das von den Anhängern der »Tragédie lyrique« Jean Baptiste Lullys als bizarr, verworren und formlos verworfen wurde. (Die Lager teilten sich seinerzeit in die sogenannten »Lullisten« und die Rameau-Anhänger, die als »Ramoneurs«, Kaminfeger, verunglimpft wurden.) Dementsprechend findet sich in der Oper, in welcher die Geschichte der beiden ungleichen Zwillingsbrüder Castor und Pollux erzählt wird, die in dieselbe Frau verliebt sind, ein ganzes Arsenal von neuen Ausdrucksmitteln. Anzuführen wäre hier vor allem die Harmonik, die zum Schrecken der kon-

ENSEMBLE AUSONIA Ausonia ist ein Ensemble von Instrumentalisten und Sängern, das 1998 von Frédérick Haas und Mira Glodeanu mit dem Ziel gegründet wurde, die expressiven Möglichkeiten der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts durch dedizierte Anwendung der historischen Aufführungspraxis auszuloten. Die Formation, die zahlreiche prämierte CD-Einspielungen vorgelegt hat, ist regelmäßiger Gast bei den Festivals für Alte Musik in Souvigny, Deauville, Catalogne Romane, Callas, Spa, Baarn, Abbaye du Relec und Abbaye d’Aulne.

FRÉDÉRICK HAAS Frédérick Haas spielte zunächst Klavier, bevor er mit zwölf Jahren zum Cembalo wechselte. Er absolvierte ein Solistenstudium am Sweelinck Conservatorium in Amsterdam sowie am Conservatoire Royal in Brüssel und schloss ein Musikwissenschaftsstudium an der Sorbonne ab; zudem lernte er Orgel bei André Isoir. Haas tritt sowohl solistisch als auch als Musikalischer Leiter des Ensembles Ausonia auf, das er gegründet hat. Er trat u. a. im Centre de musique baroque de Versailles und im Concertgebouw Amsterdam auf und ist gern gesehener Gast bei zahlreichen internationalen Festivals.

servativen Kritik ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus war. Auch die Instrumentation der großen Orchesterstücke, Chöre und Accompagnati ließ die Zeitgenossen aufhorchen: Während man bisher die Bläser nur registerartig oder für Soli verwendet hatte, nutzt sie Rameau zur Erzeugung massiver »Akkordsäulen« – eine Technik, von der man lange glaubte, sie sei erst rund 30 Jahre später von Gluck entwickelt worden. Die hieraus resultierende Realistik der für die französische Musik des 18. Jahrhunderts so typischen Tonmalereien musste (je nach Anhängerschaft) begeistern oder verstören – etwa in der musikalischen Darstellung des plötzlich einbrechenden Sturmes im letzten Akt, bei der wilde Streichertremoli auf harte Bläserakkorde und akzentuierte Haltetöne treffen. Dass sich anschließend das düstere Gewittergemälde in fast romantisch anmutender Klangmalerei in ein heiteres Sonnentableau verwandelt (die sechs Blasinstrumente, die zuvor Blitz und Donner dargestellt hatten, werden von einer einzigen Flöte abgelöst), ist wieder der Konvention des »lieto fine«, des glücklichen Endes, geschuldet: Jupiter schwebt als »Deus ex machina« von Himmel herab, um – nachdem Pollux seine Liebe aufgegeben hat, um Castors Leben selbstlos zu retten – beiden Brüdern die Unsterblichkeit zu verleihen und ihnen als Sternbild der Zwillinge einen Platz am Firmament zuzuweisen. Rameaus »Castor et Pollux« liegt in zwei Werkfassungen vor: in der Premierenversion von 1737 und in einer revidierten und dem veränderten Zeitgeschmack angepassten Ausführung von 1754. Beide haben während ihrer Rezeptionsgeschichte allerhand Rokoko-Patina angesetzt, weshalb Frédérick Haas beim diesjährigen Musikfest Bremen eine neue, historisch fundierte Lesart des Werkes präsentieren wird.

08 09

Harald Hodeige

präsentiert von

DO 08. SEPT / 21 UHR / 25,- EUR (ERM. 20,-) BLG-Forum Überseestadt

MUSIKFEST SURPRISE III: CASTOR ET POLLUX ENSEMBLE AUSONIA, EUGÉNIE WARNIER Télaire REINHOUD VAN MECHELEN Castor ARNAUD RICHARD Pollux TAMI TROMAN Stagedesigner FRÉDÉRICK HAAS Leitung Jean-Philippe Rameau: »Castor et Pollux« (Fassung F. Haas)

46|47


09 09

präsentiert von

NUR ECHT MIT DEM KLEINEN GRÜNEN KAKTUS Die vier Herren des Schlagzeug-Quartetts S¯o Percussion posieren auf Fotos gerne mit einem kleinen grünen Kaktus in der Mitte. Das ist nicht etwa eine Reminiszenz an den 20er-Jahre-Schlager der Comedian Harmonists, sondern eine Verbeugung vor dem großen amerikanischen Komponisten und musikalischen Erneuerer John Cage. Bei dessen Komposition/Improvisation – beide Elemente sind in dem Stück enthalten – »Child of tree« ist nämlich ein (allerdings vertrockneter) Kaktus mit seinen Stacheln Auslöser für das Werk gewesen. Deren zartes Pling faszinierte Cage so, dass er 1975 die komponierte Improvisation schrieb mit der Anweisung, dass ausschließlich Perkussionsinstrumente aus pflanzlichem Material von den Spielern gefunden und gespielt werden sollen. S¯o Percussion werden bei ihrem Konzert in Bremen dieses Stück spielen, und damit auch sicherlich einen solchen kleinen grünen Kaktus mitbringen, dessen Klänge dann hoch verstärkt werden. Für sein Programm setzt das junge Quartett aus New York auf eine gelungene Mischung aus Standardwerken der Schlagzeugliteratur und eigenen Kompositionen, bei denen sie auch elektronische Hilfen einsetzen und mit Videozuspielungen operieren, denn S¯o Percussion wollen eine »funky contemporary music« spielen, wie Bandmitgründer Jason Treuting das nennt. Da ist es kein Wunder, dass die Schlagzeuger neben Steve Reich und John Cage auch Radiohead und Björk zu ihren Einflüssen zählen. Mit Steve Reichs »Music for Pieces of Wood« aus dem Jahr 1973 beginnt der Abend. Das Stück, das ausschließlich auf Claves geschlagen wird, arbeitet

mit allmählichen rhythmischen Verschiebungen und Überlappungen. Von dem Minimal-Music-Spezialisten Steve Reich ist auch »Drumming 1«, das ebenfalls mit allmählichen Phasenverschiebungen arbeitet, die sich aus dem leicht versetzten Anziehen des Tempos bei den Spielern ergeben. Wie schon erwähnt, findet sich von John Cage »Child of Tree« im Programm sowie das bereits im Jahr 1941 komponierte »Third Construction«, bei dem die rhythmische Struktur von einem Spieler zum nächsten wechselt. Zwischen diese Trommelklassiker haben S¯o Percussion Ausschnitte aus dem Werk »Amid the Noise« ihres Mittrommlers Jason Treuting platziert, bei dem es ebenso Videozuspielungen gibt wie bei dem 2009 von der Gruppe erarbeiteten »Imaginary City«, das von einer Novelle Italo Calvinos inspiriert wurde. Christian Emigholz

S¯O PERCUSSION TROMMELT KLASSIKER UND EIGENES

FR 09. SEPT / 21 UHR / 25,- EUR (ERM. 20,-) BLG-Forum Überseestadt

S¯O PERCUSSION MUSIKFEST SURPRISE IV: PERCUSSION FROM BROOKLYN S¯O PERCUSSION: JOSH QUILLEN ADAM SLIWINSKI JASON TREUTING ERIC BEACH S. Reich: Music for Pieces of Wood, Drumming Pt 1 J. Cage: Child of tree, Third Construction und andere Werke

Das Schlagzeugquartett S¯o Percussion besteht aus Josh Quillen, Adam Sliwinski, Jason Treuting und Eric Beach, die das Ensemble bereits während ihres Studiums an der Yale School of Music gegründet haben. Das Quartett wurde schnell für seine innovative und frische Herangehensweise an Schlagzeugliteratur ausgezeichnet. Nachdem S¯o Percussion anfänglich vor allem Klassiker von Cage, Reich und Iannis Xenakis gespielt hatte, begannen die vier aber bald mit Komponisten wie David Lang (von Bang on a Can), Paul Lansky, Fred Frith und Arvo Pärt Stücke zu erarbeiten und forcierten zugleich die eigene Arbeit an Perkussionsmusik.


MUSIKALISCHES TAGEBUCH EINES PILGERS um fünf Bearbeitungen aus dem »Album d’un voyageur«, während Liszt zwei Titel seiner mit »Fleurs mélodiques des Alpes« benannten Sammlung entnommen hat; zwei weitere Werke, von denen das eine von einem Schweizer Hirtenlied abgeleitet wurde, hat Liszt neu komponiert. Die 1855 erschienene Erstausgabe vom ersten Jahr der »Années de pèlerinage« zieren Titelblätter mit Landschafts- und Genrezeichnungen, die auf das Sujet der jeweiligen Stücke Bezug nehmen und mit Zitaten aus Werken von Byron, Schiller und Sénancour versehen sind. Die im zweiten Jahr der »Années de pèlerinage« enthaltenen Klavierstücke entstanden in Zusammenhang mit Liszts erster Italienreise 1837 bis 1839. Inspiriert wurde Liszt zu den Stücken durch Werke aus der bildenden Kunst und Literatur. So entstand etwa das erste Stück der Sammlung, »Sposalizio«, unter dem Eindruck des Raffaelo-Gemäldes »Mariä Verlobung«, während »Il Penseroso« von der Statue Michelangelos angeregt wurde, mit der in der Kirche von San Lorenzo das Grabmal Lorenzo de’ Medicis geschmückt ist. Dass in der Sammlung auch »Tre sonetti di Petrarca« sowie die sogenannte »Dante Sonate« enthalten sind, überrascht kaum – hat sich Liszt während seines Italienaufenthaltes doch intensiv mit der Dichtung Petrarcas auseinandergesetzt und gemeinsam mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Marie d’Agoult in Lugano, Florenz und San Rossore mehrfach Dantes »Divina Commedia« gelesen. Die dritte Sammlung »Années de pèlerinage – Troisième Année« entstand rund drei Jahrzehnte nach den schweizerischen und italienischen Reisebildern und vereint sieben Werke, in denen BERTRAND CHAMAYOU sich der musikalische Impressionismus des 20. Jahrhunderts in Bertrand Chamayou, 1981 in aller Deutlichkeit ankündigt.

»Da ich in der letzten Zeit viele neue Länder, verschiedene Gegenden durchwanderte«, schrieb Franz Liszt im Vorwort seines 1842 erschienenen »Album d’un voyageur«, »Orte, die durch die Geschichte und Poesie geheiligt sind; und ich fühlte, daß die abwechslungsreichen Antlitze der Natur und die Szenen, die ihnen anhaften nicht als leere Bilder an meinen Augen vorbeizogen, sondern in meiner Seele tiefe Gemütsbewegungen erregten; daß zwischen ihnen und mir eine unbestimmte, doch sofortige Beziehung (...) entstand, habe ich versucht, einige meiner stärksten Empfindungen und lebhaften Eindrücke in Musik wiederzugeben.« Zur Komposition dieser musikalischen Reisebilder war Liszt durch Ereignisse inspiriert worden, die er während seines Schweizer Aufenthaltes in den Jahren 1835/1836 erlebt hatte. Zwischen 1848 und 1854 überarbeitete er die Werksammlung und gab sie 1855 unter dem Titel »Années de pèlerinage, Première Année, Suisse« heraus. Bei den neun Stücken, in die Schweizer Alphornweisen und Appenzeller Kuhreigen Eingang fanden, handelt es sich

Toulouse geboren, zählt zu den Shooting Stars der jungen Pianisten-Generation. Noch während seines Studiums am Conservatoire à Rayonnement Régional de Toulouse erregte er die Aufmerksamkeit des renommierten Pianisten, Dirigenten und Pädagogen JeanFrançois Heisser, der ihn ans Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris holte. Chamayou ergänzte seine Studien bei Maria Curcio in London sowie bei Leon Fleisher, Dimitri Bashkirov und Murray Perahia. Als Preisträger des angesehenenen »Long-Thibaud«-Wettbewerbs und des Wettbewerbs junger Pianisten »V. Krainev« in der Ukraine startete er eine internationale Karriere, die ihn bisher in so bedeutende Konzertsäle wie die Salle Pleyel und das Théâtre des ChampsÉlysées in Paris, den Herkulessaal München, das Concertgebouw Amsterdam, das Palais des Beaux-Arts Brüssel, die Wigmore Hall London und an das Teatro de la Zarzuela Madrid führte. Zudem war Chamayou bei den Festivals von Roque d’Anthéron, Radio France in Montpellier, la Folle Journée in Nantes, Ravenna, Schubertiade Schwarzenberg sowie bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern zu erleben. Als Kammermusiker tritt er regelmäßig mit Augustin Dumay, Renaud und Gautier Capuçon auf sowie mit dem Quatuor Ysaÿe, dem Quatuor Ebène, François Salque, Xavier Phillips, Henri Demarquette u. a. Bei den »Victoires de la musique classique 2006« wurde er als »Entdeckung des Jahres« gefeiert und zuletzt als »Künstler des Jahres 2011« nominiert.

10 09

Harald Hodeige

in Zusammenarbeit mit

SA 10. SEPT / 19 UHR / 25,- EUR (ERM. 20,-) BLG-Forum Überseestadt

MUSIKFEST SURPRISE V: EINE LANGE LISZT-NACHT BERTRAND CHAMAYOU Klavier Franz Liszt: »Années de pèlerinage« I, II und III

48|49


07 09

VIKTORIA MULLOVA SPIELT BACH PUR Mit seinen 1720 vollendeten je drei Sonaten und Partiten für die Violine allein (BWV 1001-1006) hat Johann Sebastian Bach beispielhaft vorgeführt, wie sich eine komplexe Mehrstimmigkeit auf nur einem einzigen Streichinstrument erzeugen lässt – nicht umsonst schrieb Albert Schweitzer bezüglich der Werke, man wisse nicht, »was man am meisten bewundern soll: den Reichtum der Erfindung oder die Kühnheit, der Violine eine solche Polyphonie abzutrotzen«. Angeregt wurde Bach zu den Stücken, die im Original als »Sei Solo. a Violino senza Basso accompagnato« bezeichnet werden, möglicherweise durch die sechs Suiten für unbegleitete Violine von Johann Paul Westhoff (1665-1705), der lange Zeit in der Dresdner Hofkapelle als Geiger tätig war. Dessen ungeachtet weist Bachs komplexe und hochgradig differenzierte Musik mit Westhoffs einfach konzipierten Stücken kaum Gemeinsamkeiten auf. Während sich die Partita für Violine Solo Nr. 3 EDur BWV 1006 aus einer freien Folge von Tanzsätzen zusammensetzt, folgt die Partita d-Moll in ihrer Anlage der traditionellen Satzfolge der viersätzigen Suite: Allemande, Corrente, Sarabande und Gigue. Ans Ende stellte Bach allerdings mit einer monumentalen Ciaconna den heute wohl bekanntesten Satz der Werksammlung, in dem ein achttaktiges Thema bei zunehmender Komplexität vierundzwanzigmal variiert wird, bevor es am Ende noch einmal in seiner Originalgestalt erklingt. »Der Hörer«, schrieb Philipp Spitta im ersten Band seiner 1873 erstmals erschienenen Bach-Biographie, »steht dieser Ciacone gegenüber wie einer elementaren Erschei-

OTTAVIO DANTONE MI 07. SEPT / 20 UHR TICKETS: 45,- / 35,- / 25,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Unser Lieben Frauen Kirche, Bremen

BACH PUR VIKTORIA MULLOVA Violine OTTAVIO DANTONE Cembalo J. S. Bach: Partita für Violine solo Nr. 3 E-Dur BWV 1006, Sonate für Violine und Cembalo Nr. 1 h-Moll BWV 1014, Sonate für Violine und Cembalo Nr. 5 f-Moll BWV 1018, Ciaconna aus der Partita für Violine solo Nr. 2 d-Moll BWV 1004

Ottavio Dantone, der heute als der führende Cembalist Italiens gilt, studierte am Konservatorium »Giuseppe Verdi« in Mailand Orgel und Cembalo und widmete sich frühzeitig dem Studium der Alten Musik. Seit 1996 leitet er als Musikalischer Direktor die Accademia Bizantina in Ravenna, die er in die bedeutendsten Konzertsäle Europas und der USA führte. In seiner Funktion als Leiter der Accademia Bizantina debütierte Dantone 1999 mit der ersten modernen Inszenierung der Oper »Giulio Sabino« von Giuseppe Sarti im Bereich des Musiktheaters. Seitdem dirigiert er neben seiner Tätigkeit als Solist und der Zusammenarbeit mit der Accademia Bizantina regelmäßig Opernproduktionen mit Werken, die von der klassischen bis zur romantischen Epoche reichen.


PHILHARMONISCHE GESELLSCHAFT BREMEN nung, welche in ihrer unbeschreiblichen Großartigkeit entzückend, begeisternd wirkt und zugleich schwindelerregend und sinnverwirrend. (...); am Schlusse des Dur-Satzes strömt es wie Orgelklang, zuweilen glaubt man wenigstens einen ganzen Chor von Geigen zu hören.« Die Sonaten für Violine und Cembalo BWV 1014 und 1018 entstammen einem Zyklus von sechs Sonaten (BWV 1014-1019), die Bach als Sammelwerk zur Veröffentlichung vorgesehen hat. Auch bei diesen Stücken, die laut Johann Nikolaus Forkel in Bachs Köthener Zeit entstanden sind (1717-1723), finden sich im Violinpart zahlreiche Doppelgriffe, so dass – etwa in der h-Moll-Sonate BWV 1014 – das Satzbild teilweise bis zur Fünfstimmigkeit erweitert wird. Wohl deshalb hob Spitta die »kühnen Dimensionen« hervor, zu denen Bach in den Werken vorgedrungen sei und bezeichnete die Sonate f-Moll BWV 1018 als »eins der machtvollsten Stücke der Sammlung und unter den Bachschen Kammermusikwerken überhaupt«.

Als Kulturträger engagiert sich die Philharmonische Gesellschaft Bremen ehrenamtlich seit fast 200 Jahren im Bremer Musikleben und hat maßgeblich zu dessen Entwicklung und Vielfalt beigetragen. Viele Musikliebhaber, Förderer und Firmen unterstützen als Mitglieder die Arbeit der Gesellschaft. Um in Zeiten knapper öffentlicher Kassen auch in Zukunft das Bremer Konzertleben in dieser Vielfalt, auf diesem Niveau und zu erschwinglichen Preisen halten zu können, wird es noch mehr auf eine starke Philharmonische Gesellschaft in Bremen ankommen. Mit der Philharmonischen Gesellschaft ist es möglich geworden, die historische Sauer-Orgel in der Glocke zu restaurieren. Darüber hinaus zählen Auftragskompositionen, Ur- und Erstaufführungen zu ihrem Selbstverständnis. In der Zusammenarbeit mit dem Musikfest Bremen unterstreicht die Philharmonische Gesellschaft ihr hohes Qualitätsbewusstsein, das sich in der Aufführung der »Années de pèlerinage« von Franz Liszt mit dem jungen Pianisten Bertrand Chamayou widerspiegelt. Dieser besondere Abend ist gleichzeitig der Auftakt unserer achtteiligen Kammerkonzert-Saison 2011/2012. Auch Sie können durch Ihre Mitgliedschaft die Philharmonische Gesellschaft mit ihren vielfältigen und anspruchsvollen Aufgaben unterstützen und damit Verantwortung für das Musikleben in Bremen übernehmen:

Harald Hodeige

VIKTORIA MULLOVA »Viktoria Mullova Bach spielen zu hören ist eine der großartigsten Erfahrungen, die man machen kann«, schrieb Tim Ashley im »Guardian«. Das Repertoire der russischen Geigerin, die an der Zentralen Musikschule Moskau und am Moskauer Konservatorium studiert hat und 1980 mit dem 1. Preis beim Sibelius-Wettbewerb in Helsinki sowie 1982 mit der Goldmedaille beim Tschaikowsky-Wettbewerb international auf sich aufmerksam machte, ist weit gesteckt und reicht vom barocken und klassischen Repertoire bis hin zu zeitgenössischen Werken und den aktuellen Entwicklungen im Bereich Fusion und Experimentalmusik. Heute arbeitet Viktoria Mullova, die 1983 unter dramatischen Umständen in den Westen geflohen ist, mit namhaften Dirigenten und den weltbesten Orchestern zusammen. Als Kammermusikerin verbindet sie eine enge musikalische Partnerschaft mit dem Cembalisten Ottavio Dantone.

Bremer Philharmoniker Die Philharmonische Gesellschaft und der Freundeskreis der Philharmonischen Gesellschaft unterstützen als Gesellschafter und Partner aktiv die Bremer Philharmoniker. Philharmonische Kammerkonzerte Die Philharmonische Gesellschaft veranstaltet jährlich eine achtteilige Kammerkonzertreihe, die mit ihren hochkarätigen Künstlern im norddeutschen Raum einmalig ist. Musikbildung Mit der Förderung ausgewählter Musikinitiativen engagiert sich die Philharmonische Gesellschaft für die musikalische Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. So fördert die Philharmonische Gesellschaft die Arbeit an verschiedenen Schulzentren mit Instrumenten und anderen Materialien. Darüber hinaus verbindet die Philharmonische Gesellschaft eine Kooperation mit der Universität Bremen. Sie bietet dort u. a. ein Seminar innerhalb der General Studies an und unterstützt derzeit eine Promotionsarbeit von Katrin Bock im Fachbereich Musikwissenschaft. Nähere Informationen erhalten Sie in unserem gesonderten Vorschauheft, im Internet unter: www.philharmonische-gesellschaftbremen.de und über die Geschäftsstelle bei Dr. Ulrich Matyl, Telefon: 0421-25 75 180, matyl@philharmonische-gesellschaft-bremen.de.

50|51


07 09

Hier wird der Raum zum Instrument. Die Werke, die die Protagonisten der Römischen Mehrchörigkeit für die Kirchen der Ewigen Stadt schrieben, waren opulente Kompositionen, hochgezüchtet bis zur 53-Stimmigkeit; der 1605 in Rom geborene Orazio Benevoli gilt als Meister dieses Stils, der Prachtentfaltung nicht für eine Sünde, sondern eine Tugend hielt. Seine »Missa Tira Corda«, 16-stimmig für vier Chöre angelegt, zählt zu den eindrucksvollsten Werken dieses musikalischen Hochamts des Barock.

PERFEKTE BESETZUNG FÜR EIN FASZINIERENDES KLANGVOLUMEN Nach dem Vorbild der franco-flämischen Schule – und hier besonders der Lichtgestalt Palestrina – folgten Komponisten wie Benevoli dem Grundsatz, dass die Macht der Musik zwar in einer symbolischen, fast hermetischen Kunst gründet, aber stets der effektvollen, prächtigen Aufführung und Umsetzung bedarf. So wurden die Chöre bei den Aufführungen auf den Emporen der Kirchen wie etwa St. Maria Maggiore und im Petersdom, an denen Benevoli wirkte, weit von einander entfernt verteilt, um einen Raumklang zu erzeugen, der eine atemberaubende Wirkung auf die Zuhörer hatte. Anders als in der Palestrina-Schule, die noch sehr der strengen Kontrapunktik verpflichtet war, nahm sich Benevoli Freiheiten im Satz heraus, die ihn sowohl als Kenner der Musiktradition wie auch als Erneuerer zeigen. In der »Missa Tira Corda« mischen sich mittelalterliche Homophonie und ausufernde Mehrstimmigkeit zu einem Klangereignis, das ganz seiner Wirkung auf die Gläubigen verpflichtet war und keine Spezialisten mehr bedienen wollte. Für die Emanzipation des Römischen Vokalstils von der Last der mathematischen und metaphysischen Verklausulierungen steht auch Giuseppe Ottavio Pitoni mit seiner Psalmvertonung »Dixit Dominus«. Pitoni zählt bereits zur nächsten Generation der Römischen Großvokalisten nach Benevoli.

MI 07. SEPT / 20 UHR TICKETS: 30,- / 25,- / 20,- EUR (ERM. 20%) St. Laurentius Kirche, Langförden

RÖMISCHE VOKALPRACHT TÖLZER KNABENCHOR UND SEINE SOLISTEN GERHARD SCHMIDT-GADEN Leitung O. Benevoli: Missa Tira Corda G. O. Pitoni: Dixit Dominus


RÖMISCHE VOKALPRACHT

TÖLZER KNABENCHOR UND SEINE SOLISTEN

Seine Kunst, die sich auch im »Dixit Dominus« zeigte, bestand darin, den Schein und die Pracht der Chormusik durch weiteren Schein noch zu erhöhen. Denn wenngleich er ganz am Kontrapunkt geübt war, so folgte er in seinen eigenen Werken doch einer Scheinpolyphonie, die nur die Anfangsmotive imitierte, sich im weiteren Verlauf der Kompositionen jedoch aus dem Korsett des strengen Satzes befreite. Pitoni nutzt auch ganz unkonventionelle lautmalerische Figuren und chromatische Interventionen, um dem Text des Psalms näher zu kommen. So groß der kompositorische Aufwand der »Missa Tira Corda« und des »Dixit Dominus« auch ist, so bleibt doch in beiden Werken das Ziel bescheiden und klar, nämlich dem Adressaten zu gefallen: Gott in der Höhe oder wenigstens dem Publikum auf Erden. Stephan Cartier

Wenige Ensembles haben es geschafft, mit ihrem Namen für ein ganzes Genre zu stehen. Doch wer an Knabenchöre denkt, der verbindet hiermit zuerst den der Tölzer Sänger. Entscheidend für diese jahrzehntelange »Marktführerschaft« ist nicht zuletzt die Kontinuität in der Qualität seit der Neugründung 1956. Innerhalb kürzester Zeit erwarben sich die Knaben einen weltweiten Ruf als filigranes Gesangsensemble, das sich zwar auch der Moderne widmet, hauptsächlich aber der Alten Musik verbunden ist. Auslandsreisen führten den Tölzer Knabenchor in die USA und nach Japan. Zu den größten Förderern des Chores gehörten die besten Orchesterleiter der Welt, darunter Herbert von Karajan und Nikolaus Harnoncourt.

GERHARD SCHMIDT-GADEN Als künstlerischer Vater des Tölzer Knabenchores avancierte der 1937 in Karlsbad geborene Gerhard Schmidt-Gaden zu einem der erfolgreichsten Musikpädagogen der Nachkriegszeit in Deutschland. 1956 übernahm er den damals noch kleinen Chor und führte ihn zu Weltruhm. Schmidt-Gaden selber studierte Gesang unter anderem bei Thomaskantor Kurt Thomas in Leipzig. Mit Carl Orff verband ihn fast ein Vierteljahrhundert gemeinsamer Arbeit. Neben seiner Tätigkeit beim Tölzer Knabenchor wirkte er auch als Professor am Mozarteum Salzburg und als Chordirektor der Mailänder Scala.

präsentiert von der

52|53


10 09

IL FARNACE Opern schrieben sich schnell in jener Zeit, aber Antonio Vivaldi brach um die Jahreswende 1726/27 jeden Rekord. Drei Opern in nur fünf Monaten – darunter mit »Il Farnace« ein wahres Juwel! Dieser kreative Überschwang mag durch die Rückkehr Vivaldis in seine Heimatstadt Venedig kurz zuvor befeuert worden sein. »Il Farnace« gilt jedenfalls als ein Höhepunkt unter den mehr als 50 Opern Vivaldis. Die Geschichte um den König von Pontus, der sein Reich gegen die Römer zu verteidigen sucht, bot Vivaldi mit ihren dramatischen Wendungen genügend Raum, um seine eigenen Vorstellungen von moderner Musik voranzutreiben. Auf dem Kampfplatz der Eitelkeiten und inmitten des politischen Überlebenskampfes fordert Farnace von seiner Frau Tamiri, sie solle sich lieber töten, als in die Hände der Römer zu fallen; was diese aber schlussendlich nicht tut. Seine Schwiegermutter wiederum hilft den Besatzern, weil sie Farnace hasst. Die Verzweiflung der Frau gibt der Oper einen roten Faden, entlang dem Vivaldi und sein Librettist Antonio Maria Luccini das Königspaar durch ein Labyrinth aus Intrigen und Schicksalsschlägen schickt. Stoff genug also für ein musikalisches Feuerwerk. Heute ist Antonio Vivaldi vor allem durch seine Instrumentalwerke bekannt und gilt als ein Protagonist der Komponistengeneration am Übergang vom Spätbarock zur Klassik. Doch er selbst verstand sich in erster Linie als Mann der Oper. Die Rolle als Impresario des Teatro di San Angelo in Venedig füllte er gern und mit aller Leidenschaft aus und begriff sich dabei gleichermaßen als Unternehmer und Komponist. In »Il Farnace« wendet sich Vivaldi ganz dem neuen und populären lombardischen Stil zu, in dem ungerade und punktierte Rhythmen, Synkopen und wechselnde Taktierungen dominieren und der Emotionen in die strenge Affektenlehre des Hochbarock bringt. So setzte Vivaldi in diesem Werk auch weitaus weniger auf die

SA 10. SEPT / 20 UHR TICKETS: 50,- / 35,- / 25,- / 15,- EUR (ERM. 20%) St. Lamberti-Kirche, Oldenburg

IL FARNACE I BAROCCHISTI MAX EMANUEL CENCIC Farnace MARINA DE LISO Tamiri VIVICA GENAUX Gilade DANIEL BEHLE Pompeo MARY-ELLEN NESI Berenice ALISA KOLOSOVA Selinda EMILIANO GONZALEZ-TORO Aquilio DIEGO FASOLIS Dirigent A. Vivaldi: »Il Farnace« RV 711 (konzertant)

simplen Da-Capo-Arien als viele seiner Zeitgenossen, sondern richtete sich bei der musikalischen Gestaltung vor allem nach dem Charakter des Textes. In Arien wie »Gelido in ogni vena« lässt Vivaldi den Interpreten Freiraum zum Sentiment, die Tempi variieren dynamisch, das Orchester behandelt Vivaldi in »Il Farnace« so kraftvoll wie in keiner zweiten seiner Opern. Das Werk diente Vivaldi denn auch nicht ohne Grund als Steinbruch für sein weiteres Schaffen. Teile aus »Il Farnace« finden sich in seinem Meisterwerk, den Violinkonzerten der »Vier Jahreszeiten« wieder. Mit dem Königsdrama aus Pontus erreichte der Opernkomponist Vivaldi den Höhepunkt seines Schaffens. Stephan Cartier


VIVALDIS KÖNIGSDRAMA AUS PONTUS I BAROCCHISTI

DIEGO FASOLIS

Seit dem Jahr 2000 bilden I Barocchisti das Stamm-Ensemble des Baroque Music of Lugano Festival und führen damit die Tradition der Società Cameristica di Lugano aus den frühen 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts fort. Der Name ist Programm: I Barocchisti beherrschen das gesamte Spektrum der barocken Musik. Ganz auf die Bedürfnisse der jeweiligen Werke abgestimmt, hat das Orchester mal sechs oder auch mal 26 Musiker. Unter dem Namen »Ensemble Vanitas« arbeiten I Barocchisti zudem eng mit dem Schweizer Radio Chor zusammen. Die Mitglieder des schweizerisch-italienischen Ensembles sind ausgewiesene Spezialisten der Alte-MusikSzene und arbeiten meist auch noch mit anderen Gruppen wie der Accademia Bizantina oder dem Amsterdam Baroque Orchestra zusammen.

Der Schweizer Diego Fasolis ist gleichermaßen als Dirigent wie auch als Organist seit Jahrzehnten erfolgreich. Vor allem Johann Sebastian Bach, dessen Orgelwerk er komplett eingespielt hat, bestimmte seine künstlerische Entwicklung. 1993 wurde Diego Fasolis zum Leiter des Schweizer Radiound Fernseh-Orchesters gewählt und stellte auch seine Kompetenz als Ensembleleiter und Musikmanager unter Beweis. So wurde er mehrfach als Spielleiter nach Verona und an die Mailänder Scala eingeladen.

präsentiert von

54|55


11 09

KÜNSTLERFREUNDSCHAFTEN

S0 11. SEPT / 12 UHR, 14.30 UHR, 16 UHR Große Kunstschau Worpswede

TICKETS: 12 UHR ODER 16 UHR: 25,- EUR (ERM. 20,- EUR) je 2 Konzerte à 30 min (Rotunde und Halle)

14.30 UHR: 10,- EUR (ERM. 8,- EUR) Konzert à 45 min (Außengelände bzw. bei Regen in der Zionskirche), Tickets für 14.30 Uhr sind nur an der Tageskasse erhältlich

KOMBI-TICKET: 30,- EUR (ERM. 22,- EUR) (12 Uhr/14.30 Uhr oder 14.30 Uhr/16 Uhr)

KÜNSTLERFREUNDSCHAFTEN ENSEMBLE CONTRASTE Konzerte 12 Uhr und 16 Uhr, Rotunde: Werke von C. Debussy, E. Chausson, G. Fauré und F. Poulenc BERTRAND CHAMAYOU Klavier Konzerte 12 Uhr und 16 Uhr, Halle: Werke von C. Debussy, M. Ravel und C. Saint-Saëns

ORCHESTER SPIRA MIRABILIS Konzert 14.30 Uhr, Außengelände: Werke von L. van Beethoven, F. Mendelssohn Bartholdy und W. A. Mozart

Als die von Frankreich kommende Freilichtmalerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland zu ihrem Siegeszug ansetzte, schwärmten vielerorts Künstler in entlegene Regionen aus, um ungestört Naturstudien zu betreiben. Dies führte auch zur künstlerischen Entdeckung der Landschaft um Worpswede, in der schließlich 1889 Fritz Mackensen und Otto Modersohn die Künstlerkolonie Worpswede gründeten. Hans am Ende, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler schlossen sich der Gemeinschaft an und machten das Dorf im Teufelsmoor zum »deutschen Barbizon«. Nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Beziehungen der Künstlerkolonie mit Frankreich steht unter dem Titel »Künstlerfreundschaften« der Musikfest-Tag mit seinen Kammerkonzerten in der Großen Kunstschau ganz im Zeichen des Nachbarlandes. Paris war im Gründungsjahr der Worpsweder Künstlerkolonie unangefochten die kulturelle Metropole der Welt. Schillernde Namen wie Marguerite de Saint-Marceaux, Pauline Viardot oder Winnaretta Singer-Polignac unterhielten Salons, organisierten Konzertabende, förderten Komponisten und beeinflussten die zeitgenössische Musik im Paris der Belle Époque maßgeblich.


Ungefähr zeitgleich zu den Impressionisten, die in der Malerei den Aufbruch in die Moderne wagten, und Schriftstellern wie Rimbaud, Mallarmé oder Verlaine, die in der literarischen Welt für Wirbel sorgten, bahnten sich so auch in den Pariser Salons große Veränderungen im Musikleben an. Komponisten wie Camille Saint-Saëns, Ernest Chausson und Gabriel Fauré, bei denen zunächst noch ihre Begeisterung für Beethoven und Wagner künstlerisch dominierte, entwickelten allmählich ein spezifisch französisches Klangideal. Merkmale wie Sensibilität, Eleganz, Klarheit und Leichtigkeit sorgten fortan für ganz eigene Akzente. Ein für die weitere Entwicklung wichtiger Einschnitt war schließlich die berühmte Weltausstellung von 1889. Sie bescherte der pulsierenden Kapitale nicht nur den Eiffelturm, ebenso wurde erstmals bei einem größeren Publikum auch das Interesse an exotischen Kulturen geweckt, an fernöstlicher Musik und neuen Instrumenten. Ausgehend von diesen neuen aufregenden Eindrücken und Inspirationen war es dann nur noch eine Frage der Zeit, bis die sogenannten musikalischen Impressionisten Claude Debussy und Maurice Ravel ihre persönliche Musiksprache entwickeln konnten oder schließlich das Enfant terrible der 1920er Jahre auftauchte, Francis Poulenc. Für »Künstlerfreundschaften« in einem ganz praxisnahen Sinn steht wiederum das junge Orchesterprojekt Spira mirabilis, das sich seit 2007 projektbezogen aus vielen der besten jungen Musiker Europas im norditalienischen Städtchen Formigine formiert, um in einem bewusst kammermusikalischen Geist Orchester zu spielen. Ohne Dirigent und mit dem demokratischen Verständnis eines gemeinsamen Miteinanders geben sie in ihren Arbeitsphasen jedem Mitglied die Möglichkeit, künstlerische Ideen einzubringen und gemeinsam Interpretationen zu erarbeiten, mit denen sich alle Musiker identifizieren. Carsten Preisler

MUSIKFEST MIT KUNSTAUSSTELLUNG IN WORPSWEDE Ein Museum wird Konzertsaal für französische Musik: Das ist stimmig, hatte doch der Architekt und Baukünstler Bernhard Hoetger seinen künstlerischen Durchbruch in Paris. Dort lernte er Paula ModersohnBecker kennen, die ihn auf Worpswede aufmerksam machte. So kam Hoetger 1914 nach Worpswede, schuf Paulas Grabmahl und u. a. ein Gesamtkunstwerk mit Kaffee- und Logierhaus sowie Ausstellungshalle. All das liegt im Herzen der Künstlerkolonie Worpswede inmitten eines Kiefernwäldchens. Das später ergänzte Museum Große Kunstschau mit der lebendig gestalteten expressionistischen Architektur von 1927 und dem geometrischen Bau aus dem Jahr 1971 bieten Platz für vielseitige Ausstellungen der ersten Worpsweder Maler und der Kunst nach 1945. Die Gebäude sind durch eine lichte Glas-Stahlkonstruktion verbunden und bis zum Frühjahr 2011 umfassend renoviert und erweitert worden. Entstanden ist ein Juwel für vielfältige kulturelle Aktivitäten: Hier musizieren am 11. September das Ensemble Contraste und Bertrand Chamayou vor dem berühmten Gemälde »Sommerabend« von Heinrich Vogeler. Das Bild und die Musik beschäftigen sich mit dem Thema der Künstlerfreundschaften. Die Ausstellung »Junge Gruppe Worpswede« mit ihrer aufbrechenden Abstraktion der 1950er Jahre umrahmt nach der Pause den zweiten Teil des Konzerts im modernen Museumsflügel. Der Kunstgenuss wird im Park durch Schattenskulpturen des in Frankreich ansässigen, international bekannten deutschen Künstlers Stefan Szczesny (geb.1951) ergänzt. Zur Mittagszeit findet ein weiteres stimmungsvolles Hörerlebnis mit der Gruppe Spira mirabilis statt, bei schönem Wetter draußen und bei Regen in der Zionskirche. Am Nachmittag wird das Konzert des Vormittags im Haus wiederholt. Zum Gesamtkunstwerk gehört eine hervorragende Gastronomie, die am musikalischen Festtag die Besucher mit französisch inspirierten Speisen verwöhnen wird.

ENSEMBLE CONTRASTE Als Schmelztiegel von Ideen und ungewöhnlichen Experimenten sucht das Ensemble Contraste immer die Nähe zum Publikum. Mit seiner Stammformation bestehend aus der Besetzung Klavier (Johan Farjot), zwei Violinen (Pierre Fouchenneret und Maud Lovett), Viola (Arnaud Thorette) und Violoncello (Antoine Pierlot) steht das im Jahr 2000 in Paris gegründete Ensemble für Energie, Humor, Frische, aber auch Poesie und Feingefühl. Mit ihrer Offenheit für alle Stile und der Spontaneität ihres Musizierens garantieren die Musiker ambitionierte Programme, zu denen das Ensemble – wie in diesem Fall – immer wieder Künstler wie Klarinettist JeanLuc Votano oder Sopranistin Emilie Pictet als Gäste einlädt. Die Biografie von Bertrand Chamayou finden Sie auf den Seiten 49 und 60, die von Spira mirabilis auf Seite 62.

56|57


12 09

REISE DURCH DIE GESCHICHTE DER KLAVIERMUSIK »Résonances« hat Hélène Grimaud ihr Programm überschrieben, mit dem sie den Hörer auf eine vielschichtige Reise durch die Geschichte der Klaviermusik schickt. Eine Reise, die sich geographisch quer durch die ehemalige kaiserlich-königliche Donaumonarchie zieht: Mozart und Berg repräsentieren die zwei »Wiener Schulen«, Liszt und Bartók haben viele ihrer Wurzeln im ungarischen Teil des damaligen Reiches. Innerlich entfaltet sich zwischen den Kompositionen bei näherer Betrachtung geradezu ein Kosmos von »Widerhallendem« und »Nachklingendem«. Gemeinsam ist ihnen der innere Drang nach neuem musikalischen Ausdruck, der sein Gefäß in der tradierten Form der Sonate findet. Mozarts a-Moll Sonate offenbart eine Leidenschaftlichkeit, wie es sie in der Klaviermusik zuvor noch nicht gegeben hat, die zum ersten Mal die Welt Beethovens erahnen lässt, und die die galante, heiter verspielte Kunst seiner Zeit auf geradezu gespenstische Art verscheucht. Auch Franz Liszts monumentale, einsätzige Sonate in h-Moll trägt unüberhörbar bekenntnishafte, dramatisch-pathetische Züge und lässt sie, wie bei Mozart, gleichsam als Oper ohne Worte erscheinen. Auch sie rückt musikalisch in neue Bereiche vor, stellt neue thematische und formale Zusammenhänge her, die wie Pfeiler die riesige Architektur stützen. Bezüge zu Alban Bergs Sonate scheinen da evident: Auch Berg wendet sich wie Liszt nur einmal der Klaviersonate zu, auch er verwendet – zumindest in seinen Rahmenteilen – die Tonart h-Moll, und auch er benutzt das Halt bietende Korsett der Sonate, um von innen her um so freier nicht nur neue Wege der Materialbehandlung, sondern auch der Materialerfindungen beschreiten zu können. Wege, die zur Atonalität und schließlich zur Zwölftontechnik der

MO 12. SEPT / 20 UHR TICKETS: 85,- / 70,- / 55,- / 40,- / 25,- EUR (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen

KLAVIERABEND HÉLÈNE GRIMAUD Klavier W. A. Mozart: Klaviersonate a-Moll KV 310 A. Berg: Klaviersonate op. 1 F. Liszt: Sonate h-Moll B. Bartók: 6 Rumänische Volkstänze Sz 56


DEUTSCHE BANK Zweiten Wiener Schule führen. Nach den äußerst komplexen Sonatenkompositionen von Liszt und Berg mündet das Programm in die Schlichtheit und Unmittelbarkeit von Béla Bartóks Rumänischen Tänzen. In der Volksund Bauernmusik seiner Heimat fand Bartók ganz eigene Ansätze zu einer Erneuerung der Tonsprache und machte dort die vorgefundenen, für die Kunstmusik bisher fremden Rhythmen und Tonarten für seine Musik nutzbar. In dieser Schlichtheit bei größter Kunstfertigkeit, in dieser authentischen Sprache menschlichen Seins findet sich hier ein Widerschein auf die Musik Mozarts... Ulrich Matyl

HÉLÈNE GRIMAUD Mit ihren existentiellen, weit über die Musik hinausgehenden Fragestellungen, denen sie sich in ihren Büchern und Interviews stellt, zählt Hélène Grimaud zu den meistbeachteten Künstlerinnen der Klassikszene. Fragestellungen, die sie selber immer wieder zu überraschenden Konsequenzen führen, die ihr Spiel und ihre Programme beeinflussen. 1969 in Aix-en-Provence geboren, wurde ihr Talent früh erkannt, sie studierte am Pariser Konservatorium, machte ihren Abschluss mit dem »Premier prix« und brachte gleich anschließend ihre erste CD mit Werken von Rachmaninow heraus, die prompt mit dem »Grand prix du disque« ausgezeichnet wurde. Ein erster Höhepunkt ihrer Karriere war 1995 das Debüt mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Claudio Abbado, das ihr den Weg auf alle internationalen Podien ebnete. Sie erhielt zahllose Auszeichnungen und Ehrungen, 2009 bekam Hélène Grimaud den Bremer Musikfest-Preis. Aufmerksamkeit erregte darüber hinaus auch ihre Arbeit zum Schutz von bedrohten Wölfen, die 1999 zur Gründung eines »Wolf Conservation Center« in South Salem, Westchester County, führte.

Die Deutsche Bank ist eine weltweit führende Investmentbank mit einem starken und erfolgreichen Privatkundengeschäft sowie sich gegenseitig verstärkenden Geschäftsfeldern. Partner weltweit – in Bremen seit 1871 Die Bank, die sich laut Satzung die »Förderung und Erleichterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, den übrigen europäischen Ländern und überseeischen Märkten« zum Ziel gesetzt hatte, war schon im ersten Jahr nach ihrer Gründung am Standort Bremen präsent. In der Hansestadt, über deren Hafen vor 140 Jahren ein wesentlicher Teil des deutschen Überseehandels lief, eröffnete die Deutsche Bank ihre erste Inlandsfiliale. Kundenzufriedenheit ist bis heute höchstes Maß und Ziel, um das sich die Deutsche Bank täglich neu bemüht. Als verlässlicher Partner steht sie ihren Kunden weltweit bei Finanz- und Strategiefragen mit Rat und Tat zur Seite, in Bremen schon seit 1871. Breite Palette hochwertiger Bankdienstleistungen Die Deutsche Bank als Mittelstandsbank ist Partner für Freiberufler, Familienunternehmen und Aktiengesellschaften. Privatkunden steht eine Rundumbetreuung von der Kontoführung über die Beratung bei der Geld- und Wertpapieranlage bis hin zur Vermögensverwaltung und Vorsorgeplanung zur Verfügung. Firmen- und institutionellen Kunden bietet die Bank das ganze Spektrum einer internationalen Firmenkunden- und Investmentbank – von der Zahlungsverkehrsabwicklung über die gesamte Bandbreite der Unternehmensfinanzierung bis hin zur Begleitung von Börsengängen und der Beratung bei Übernahmen und Fusionen. Darüber hinaus nimmt die Bank eine führende Stellung im Bereich des internationalen Devisen-, Anleiheund Aktienhandels ein. Gesellschaftliches Engagement Der Heimatmarkt Deutschland hat für die Deutsche Bank auch in Bezug auf das gesellschaftliche Engagement einen besonderen Stellenwert. Die Bank nimmt die Verantwortung als Unternehmensbürger sehr bewusst wahr, indem sie gesellschaftlich sinnvolle Projekte unterstützt in den Handlungsfeldern Nachhaltigkeit, Corporate Volunteering, Soziales, Bildung sowie Kunst und Musik – wie beim Musikfest Bremen. Die Deutsche Bank unterstützt bereits seit Jahrzehnten vielversprechende Nachwuchskünstler und eröffnet gleichzeitig einem möglichst breiten Publikum den Zugang zu Kunst und Musik.

58|59


12 09

UNIVERSALKÜNSTLER DES 19. JAHRHUNDERTS

MO 12. SEPT / 20 UHR TICKETS: 22,- EUR (ERM. 18,-) Schloss Agathenburg (bei Stade)

AUF DEN SPUREN VON LISZT BERTRAND CHAMAYOU Klavier F. Mendelssohn Bartholdy: »Auf Flügeln des Gesanges« (bearbeitet von Franz Liszt für Klavier solo) F. Liszt: Auszüge aus »Années de pèlerinage« I und andere Werke


ZUM 200. GEBURTSTAG: BERTRAND CHAMAYOU WANDELT AUF DEN SPUREN VON FRANZ LISZT Franz Liszt wanderte nicht, er pilgerte. Ein spiritueller Mensch wie er nahm eben auch Landschaften nicht nur als Naturereignis wahr, sondern zudem als Anlass zur Meditation. So kam es, dass aus seinen Reiseerinnerungen an die Schweiz und an Italien aus den Jahren 1835 und 1836 ein Klavierzyklus mit dem ambitionierten Titel »Années de pèlerinage« wurde, also »Jahre der Pilgerschaft«. Den hohen Anspruch, der sich hieran knüpft, lösen die Stücke allein schon durch ihre kompositorische Tiefe ein; mehr noch aber sind sie das Ergebnis einer ästhetischen Pilgerschaft, die den rastlosen Klavier-Egomanen Liszt als gereiften Meister seines Instruments zeigen. Nach Jahrzehnten der Hatz über den Virtuosen-Parcours, schuf Liszt hier subtile Werke, die durch Einfachheit und Klarheit glänzen. Der erste Teil dieser Sammlungen, aus der Bertrand Chamayou Auszüge spielen wird, erschien in seiner endgültigen Fassung 1855. Er bebildert die Reise Liszts mit Marie d’Agoult durch die Gebirgswelt, die beide von Genf aus unternahmen. In den insgesamt neun Stücken des »Première Année« verarbeitet Liszt sowohl Eindrücke von Naturschauspielen wie auch poetische oder historische Motive. Die musikalische Schilderung etwa der Wasseroberfläche des Wallenstadt-Sees zählt zu den schönsten Momenten romantischer Synästhesie.

In den neun ganz unterschiedlichen Klangbildern beweist Franz Liszt zudem sein Credo, dem Klavier einen neuen Stellenwert zu geben. »Im Bereich seiner sieben Oktaven umschließt es den ganzen Bereich eines Orchesters, und die zehn Finger genügen, um die Harmonie wiederzugeben, welche durch den Verein von Hunderten von Musizierenden hervorgebracht wird«, schrieb Liszt einmal in einem Brief. Das Klavier bot ihm einen eigenen Klangkosmos. Deswegen imitierte Liszt auch nicht nur einfach orchestrale Strukturen, sondern schuf spätestens mit seiner zweiten Bearbeitung der »Années de pèlerinage« eine in sich geschlossene Tonsprache, die für die weitere Entwicklung des Klavierstils seiner Zeit von entscheidender Bedeutung war. Zu diesem »instrumentenpolitischen« Plan, der dem Klavier seine ohnehin wichtige Bedeutung in der europäischen Kunstmusik weiterhin sichern sollte, zählten auch die vielen Transkriptionen und Bearbeitungen Franz Liszts von Werken anderer Komponisten. Die Fassung von Felix Mendelssohn Bartholdys »Auf Flügeln des Gesanges« zählt dabei zu den effektvollsten. Mit Aplomb beansprucht hier das Klavier beide Rollen – nicht nur die der Begleitung, die ihm das Original zuweist, sondern auch die der Sängerin. Für Liszt gehören alle Stimmen dem Klavier. Stephan Cartier

BERTRAND CHAMAYOU Bei den angesehenen »Victoires de la musique classique« hat der französische Pianist Bertrand Chamayou geradezu ein Abonnement auf große Titel. 2006 wurde er zur »Entdeckung des Jahres« gekürt; im Jahr 2011 brachte er es zum »Künstler des Jahres«. Diese Entwicklung zeigt auch, dass der 1981 in Toulouse geborene Chamayou dem nicht immer hilfreichen Status des Nachwuchstalents innerhalb nur weniger Jahre entwachsen ist. Nach ersten Studien am Konservatorium seiner Heimatstadt setzte er seine Ausbildung am Pariser Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris fort und belegte gleichzeitig Kurse bei Koryphäen wie Leon Fleisher, Dmitrij Bashkirov und Murray Perahia. Bertrand Chamayou hat sich vor allem durch die Zusammenarbeit mit der Philharmonique de Radio France und weiteren großen Orchestern in Frankreich schnell ein großes Renommee erworben. Besonders als Interpret des klassischen und romantischen Repertoires reüssierte Chamayou. Als Star der jüngeren Pianistengeneration in Frankreich ist er auch ein viel gefragter Partner bei Duo-Partnern und hochklassigen kammermusikalischen Ensembles wie etwa dem Quatuor Ysaÿe.

präsentiert von

60|61


13 09

FÖRDERPREISTRÄGER DEUTSCHLANDFUNK 2010

SPIRA MIRABILIS Es gibt viele bestens eingespielte Orchester, die gerne und auch sehr gut mal ohne Dirigenten spielen. Spira mirabilis hat sich das Spielen ohne Dirigenten zum Gesetz und Programm gemacht, um die Eigenverantwortlichkeit und Kreativität jedes Einzelnen extrem zu provozieren und zu fördern. Es bleibt nicht aus, dass das Ergebnis dieser »Wunderspirale« ganz überraschende und ungemein frische Interpretationen sind. Die 1983 geborene italienische Geigerin Lorenza Borrani

DI 13. SEPT / 20 UHR TICKETS: 30,- / 25,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Johannes a Lasco Bibliothek, Emden

FÖRDERPREISTRÄGER DEUTSCHLANDFUNK 2010 ORCHESTER SPIRA MIRABILIS F. Schubert: Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944 »Die Große«

gründete das Kammerorchester 2007, die sehr jungen Musiker kommen aus den führenden europäischen Orchestern. Spira mirabilis experimentiert nicht nur ohne Dirigent, sondern auch mit anderen, kürzeren Programmen, mit ungewöhnlichen Orten, mit »neu-gierigem« Publikum. Für diese herausragende musikalische Arbeit wurde das Orchester im Musikfest 2010 mit dem Förderpreis Deutschlandfunk ausgezeichnet.


Robert Schumann besuchte 1838 in Wien Franz Schuberts Bruder Ferdinand, der ihm das Manuskript der C-Dur-Sinfonie zeigte. 1839 wurde sie unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt. Schumann schrieb an seine Braut Clara Wieck: »Wärst du dagewesen. Die ist nicht zu beschreiben, das sind Menschenstimmen, alle Instrumente geistreich über die Massen und diese Instrumentation trotz Beethoven – und diese Länge, diese himmlische Länge wie ein Roman in vier Bänden, länger als die neunte Sinfonie. Ich war ganz glücklich und wünschte nichts als du wärest meine Frau und ich könnte auch solche Sinfonien schreiben«. In seiner bereits 1834 gegründeten Zeitschrift schrieb er dann in einer Rezension über Schuberts Sinfonie: »Sag ich es gleich offen, wer diese Sinfonie nicht kennt, kennt noch wenig von Schubert (...) Hier ist (...) Leben in allen Fasern, Kolorit bis in die feinste Abstufung, Bedeutung überall (...) Die Sinfonie hat denn unter uns gewirkt, wie nach den Beethoven’schen keine noch.« Als der 16-jährige Schubert 1813 anfing, Sinfonien zu schreiben, war sozusagen neben ihm der Superstar Beethoven, der seit 1800 – er war 1792 aus Bonn nach Wien gekommen – mit seinen Sinfonien Erfolg an Erfolg reihte. Sechs Sinfonien hatte Schubert bis 1818 für sein Konviktorchester geschrieben, sein Gefühl vertraut er seinem Freund, dem Dichter Joseph von Spaun, an: »Heimlich im Stillen hoffe ich wohl selbst noch etwas aus mir machen zu können, aber wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen? Was sollte man da noch machen und wer?« Schuberts C-Dur-Sinfonie, 1825 geschrieben, steht neben der am 7. Mai 1824 uraufgeführten Neunten von Beethoven, die Schubert kannte. Lange, zu lange wurde er an Beethoven gemessen und für weniger gut befunden. Es dauerte, bis man sein Anderssein nicht als Mangel, sondern als eine vollkommen andere Qualität erkannte: »Himmlische Längen«, das Episch-Assoziative wird hier mit der noch erkennbaren klassischen Sonatensatzform in genialer Synthese verbunden. Der zweite Satz assoziiert das »Wandern« des Heimatlosen, neben dem »Winter« und dem »Bach« eine Grundchiffre in Schuberts Leben und Werk. Und das Finale zeigt uns das Paradox des grauenvollen Jubels, Fest und Bedrohung sind stets anwesend, der »optimistische Ausdruck ist verzweifelt schwer geworden« (Dietmar Holland). Ute Schalz-Laurenze

DAS PROJEKT SPIRA MIRABILIS

ermöglicht durch die

62|63


13 09

MUSIKALISCHE WIEDERAUFERSTEHUNG Dieser Todesfall traf Johann Sebastian Bach schwer. Das Verhältnis zu seinem Dienstherren war zwar nicht immer ungetrübt gewesen, aber mit Fürst Leopold von Anhalt-Köthen verband ihn eine Liebe zur Musik, die auch über die Standesunterschiede hinwegreichte. Mehrfach spielte Leopold als Violinist in der Hofkapelle und übernahm die Patenschaft für Bachs Sohn Leopold August. Als der mit 34 Jahren noch junge Herrscher dann im November 1728 überraschend starb, stand für den damals bereits seit fünf Jahren als Thomaskantor in Leipzig wirkenden Bach fest, dass mit dem Auftrag zur Trauermusik für Leopolds Begräbnis mehr als nur eine Pflichtaufgabe anstand.

DI 13. SEPT / 20 UHR TICKETS: 50,- / 40,- / 30,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Unser Lieben Frauen Kirche, Bremen

VERABSCHIEDUNG EINES FÜRSTEN ENSEMBLE PYGMALION SABINE DEVIEILHE Sopran CARLOS MENA Countertenor JAMES GILCHRIST Tenor BENOÎT ARNOULD Bass RAPHAËL PICHON Leitung Ein geistliches Pasticcio von J. S. Bach nach BWV 244a

Und so mag es auch nicht verwundern, dass die Trauerkantate »Klagt, Kinder, klagt es aller Welt« in engster Verbindung zur Matthäus-Passion, einem der größten Vokal-Werke Bachs, steht. Allein zehn Arien sowie die Schlussmusik der Passion finden sich in der sogenannten Köthener Trauermusik wieder, die ein Vierteljahr nach dem Tod des Fürsten am 24. März 1729 zu seiner Beerdigung in der St. Jacobskirche zu Köthen erklang. Die Trauerkantate mit ihren insgesamt 24 Sätzen ist ein bewegendes Werk, das den Verstorbenen sowohl als Landesvater wie auch als Menschen würdigt. Die Verabschiedung der Seele Leopolds in die ewige Ruhe des Himmels, mit der das Werk endet, wirkt im Libretto des Dichters Picander weit über das Maß obligatorischer Herrscherverehrung hinaus anrührend und ehrlich.

WIE BACH SEINEM DIENSTHERREN DIE LETZTE EHRE ERWIES


Mit der Aufführung der Kantate »Klagt, Kinder, klagt es aller Welt« verbindet sich jedoch selbst eine Art Wiederauferstehung – zumindest in musikgeschichtlicher Hinsicht. Denn die Köthener Trauermusik ist in ihrer Urfassung verschollen. Die Spuren der Partitur verlieren sich nach dem Tod des letzten Besitzers und Bach-Biographen Johann Nikolaus Forkel im Jahr 1818. Erst 2010 gelang eine vollständige Rekonstruktion, die nicht allein die Arien, sondern auch die Accompagnato-Rezitative aus den Überarbeitungen der Matthäus-Passion heraus destillierte. Lange hatte man in der BachForschung darüber diskutiert, ob auch hier Parodiebeziehungen bestanden. Damit war zum ersten Mal seit rund 200 Jahren die Köthener Trauermusik in ihrer ursprünglichen Gestalt zu hören. Die »Verabschiedung eines Fürsten« beim Musikfest Bremen wird so auch zum Willkommensgruß für ein verloren geglaubtes großes Werk der europäischen Musikgeschichte. Stephan Cartier

ENSEMBLE PYGMALION & SOLISTEN Kunst kann selbst Totes zum Leben erwecken: So wie Pygmalion in der griechischen Sage eine Statue von der Liebesgöttin verzaubern ließ. Etwas bescheidener ist das 2005 gegründete Ensemble gleichen Namens schon – und weiß dennoch zu beeindrucken. Der Chor und das Orchester aus jungen Musikern haben sich als Interpreten vor allem Bach’scher Werke schnell einen internationalen Namen gemacht. Das Ensemble Pygmalion erhielt wegen seiner ausgefallenen Programme auch den Titel des französischen Kulturbotschafters. Als Doppeltalent verbindet Raphaël Pichon die Kunst des Countertenors mit der des Orchesterleiters. 2005 gründete Pichon das Ensemble Pygmalion und reüssiert seither sowohl als Programmmacher in eigener Sache sowie als international gefragter Sänger. Die Sopranistin Sabine Devieilhe wirkt als Solistin bei einer Vielzahl von Chören und Projekten mit und gilt als Spezialistin des Barock. Die Absolventin des Pariser Konservatoriums ist aber auch in modernen Partien wie der Lucia in Benjamin Brittens »Rape of Lucretia« hervorgetreten. Der spanische Countertenor Carlos Mena studierte in der Schweiz an der renommierten Schola Cantorum Basiliensis und zählt zu den Meisterschülern Emma Kirkbys. Sein besonderes Interesse gilt der mittelalterlichen Musik und den Werken der Renaissance. In den 15 Jahren seiner Karriere als Tenor hat der Engländer James Gilchrist fast alle großen Opernrollen und Solostimmen der Oratorien des Barock gemeistert. Der 1966 geborene Gilchrist gehört mit seinem Repertoire zu den führenden Tenören der britischen Inseln. Bach ist das Zentralgestirn, um das sich während der vergangenen Jahre fast alles bei dem französischen Bariton Benoît Arnould drehte. Unter Marc Minkowski sang er 2010 in der Johannes-Passion. In diesem Jahr wird er unter anderem mit dem Kammerorchester Basel in Bachs MatthäusPassion zu hören sein.

SIKORA AG PRÄSENTIERT: ENSEMBLE PYGMALION Qualität, Innovationskraft und technologisches Know-how bilden das Fundament des Erfolgs der Bremer SIKORA AG seit 38 Jahren. Mit innovativen Mess- und Regelsystemen für den Einsatz in Kabelproduktionslinien und in Rohr- und Schlauchextrusionsanlagen setzt das Unternehmen weltweit Maßstäbe. Produktschwerpunkte liegen im Bereich der berührungslosen Exzentrizitäts-, Wanddicken- und Ovalitätsmessung mittels Röntgenstrahlung sowie der optischen Durchmessermessung auf der Basis von Lasertechnologie. Mit SIKORA Mess- und Regeltechnik werden Kabel sowie Rohre und Schläuche materialeffizient produziert. Die Materialeinsparung reduziert nicht nur Produktionskosten, sondern schont gleichzeitig die Ressource Rohöl, aus dem die Kunststoffe zur Kabelisolation beziehungsweise Rohre und Schläuche hergestellt werden. Durch den reduzierten Verbrauch an Kunststoffmaterial lassen sich im Jahr rund vier Millionen Tonnen des Rohstoffes einsparen. Das entspricht der Ladung von acht bis neun Supertankern der Extraklasse. Entwickelt und gefertigt werden die Produkte am Hauptsitz in BremenMahndorf, wo heute 137 Mitarbeiter beschäftigt sind. Darüber hinaus sichern 42 Mitarbeiter in zehn internationalen Niederlassungen und mehr als 30 regionale Vertretungen eine schnelle und zuverlässige Kundenbetreuung vor Ort. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg nimmt die SIKORA AG ihre gesellschaftliche Verantwortung sehr ernst. SIKORA unterstützt regelmäßig zahlreiche Institutionen und Veranstaltungen und ist auch in diesem Jahr fester Kooperationspartner des Musikfest Bremen.

64|65


14 09

SINNESFREUDEN ZUM JUBILÄUM Die internationale Jacobs University versteht sich als Bildungseinrichtung in der Tradition amerikanischer Privatuniversitäten, und so ist es nur folgerichtig, dass zum 10. Geburtstag der Hochschule ein Konzertprogramm mit Werken amerikanischer Komponisten erklingt. Doch auch wenn die Einrichtung in ihrem Streben nach Exzellenz höchste Ansprüche an Forschung und Lehre stellt, bietet das Konzert keineswegs nur intellektuelle, sondern sehr sinnliche und leidenschaftliche Musik. Ein Jahr, bevor Leonard Bernstein 1957 mit dem Musical »West Side Story« einen Welterfolg am Broadway feierte, hatte er mit seiner komischen Operette »Candide« einen veritablen Flop gelandet. Das Werk, das auf Voltaires gleichnamigem Roman beruht und das tragische Schicksal eines unverbesserlichen Optimisten zum Inhalt hat, setzt zu stark auf musikalische Raffinesse statt auf eingän-

MI 14. SEPT / 20 UHR TICKETS: 60,- / 50,- / 35,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen (verlegt vom Sports and Convention Center der Jacobs University)

10 JAHRE JACOBS UNIVERSITY DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMEN CAMERON CARPENTER Orgel ALEXANDER SHELLEY Dirigent L. Bernstein: Ouvertüre zu »Candide« C. Carpenter: »Der Skandal« op. 3a für Orchester und Orgel A. Copland: »Billy the Kid«

gige Melodien. Auch wenn Bernstein im Laufe von 35 Jahren zahlreiche Umarbeitungen vornahm, hat sich auch das spätere Musical »Candide« – trotz des Musical-Booms in den 90er Jahren – nie wirklich durchgesetzt. Allein die heitere und unbeschwerte Ouvertüre hat einen festen Platz auf den Konzertprogrammen gefunden und gehört heute zu den meist gespielten konzertanten Werken Bernsteins überhaupt. »Ich habe kein Interesse an übertrieben intellektueller Musik. Ich glaube, die meisten Leute sind furchtbar genervt davon. Ein Konzert sollte ein sinnliches Erlebnis sein. Und das ist ›Der Skandal‹ definitiv«, beschreibt der 1981 geborene extravagante Organist Cameron Carpenter sein Werk für Orgel und Orchester, das die Kölner Philharmonie für das Neujahrskonzert 2011 bei ihm in Auftrag gab und das er dort mit der Deutschen Kammerphil-

harmonie Bremen uraufgeführt hat. Der Komponist nennt sein Werk weniger ein Konzert als vielmehr ein sinfonisches Poem mit Orgel. Inhaltlich illustriert »Der Skandal« die Mechanismen und Abläufe eines Skandals in der Klatschpresse. Auf den Schock des Ereignisses folgen das Gerede in der Öffentlichkeit sowie die Aufarbeitung des Geschehens, bei dem auch der Schmerz der beteiligten Personen offenbar wird. Am Ende schließlich folgt das Eingeständnis des eigenen Fehlverhaltens, auf das die Öffentlichkeit meist mit großer Bereitschaft zur Vergebung reagiert. Orgel und Orchester sind in dem Stück gleichberechtigte Partner, wobei das Orchester die Öffentlichkeit und die Orgel die im Zentrum des Skandals stehende Person repräsentiert. Aaron Coplands Orchestersuite »Billy the Kid«


basiert auf dem gleichnamigen Ballett, das der Komponist 1938 für die Compagnie »Ballet Caravan« des berühmten New Yorker Impresarios Lincoln Kirstein geschrieben hat. Mit dem Werk, das das Leben des bekannten amerikanischen Revolverhelden zum Thema hat, hielt der Western quasi Einzug in die Ballettmusik. Etwa zwei Drittel des ursprünglichen Balletts hat Copland für die Orchestersuite übernommen. In sieben musikalischen Szenen skizziert er, wie sich ein ursprünglich sanfter und hilfsbereiter junger Mann durch das raue Leben im »wilden« Westen zum Outlaw entwickelt, wobei der Komponist einige authentische Cowboysongs zitiert und mit musikalischen Mitteln nicht nur die offene Prärie, sondern auch eine Straße in einer Grenzstadt, einen mexikanischen Tanz, ein nächtliches Kartenspiel, eine Schießerei sowie schließlich Billys Festnahme und dessen Tod beschreibt. Letzlich lassen der Sog und die Leidenschaft, die von »Billy the Kid« ausgehen, keinen Zweifel daran, dass Copland seinem Titelhelden eine große Sympathie entgegen bringt. Jochen Brünner

DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMEN Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, eines der weltweit führenden Orchester, hat bereits die Eröffnung der Jacobs University (damals International University Bremen) im Jahr 2001 musikalisch begleitet. Seit 1992 hat das Orchester seinen Sitz in Bremen, wo es jedes Jahr u. a. zwei AbonnementReihen, Sonderkonzerte, zwei Kammermusik-Reihen und das Festival »Sommer in Lesmona« gestaltet. Künstlerischer Leiter des Ensembles ist seit 2004 Paavo Järvi.

PARTNER UND FÖRDERER DER MUSIKSTADT BREMEN Schon seit mehr als 185 Jahren ist es selbst gestecktes Ziel und Aufgabe der Sparkasse Bremen, neue kulturelle Möglichkeiten zu fördern und Innovation und Wagnis zu belohnen; dies ist die Basis unseres kulturellen Engagements. Eine Grundvoraussetzung für Innovation ist Kreativität. Damit Kreativität jedoch gedeihen kann, braucht es einen gut bereiteten kulturellen Boden. Vor diesem Hintergrund ist es fast schon selbstverständlich und gute Tradition, dass die Sparkasse die Musikstadt Bremen auf intensive Art und in all ihren Facetten von Jazz bis Klassik tatkräftig fördert. Die Spannweite ist groß: Das Musikfest Bremen genauso wie den Sommer in Lesmona oder den Europäischen Klavierwettbewerb Bremen. Auch die Reihe »sparkasse in concert« – eine Kooperation mit Nordwestradio – bereichert mit international renommierten Interpreten aus Jazz, Blues und World Music die Bremer Kulturlandschaft. So ist die Sparkasse Förderer des Musikfest Bremen – von Beginn an – und fester Partner der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, die den musikalischen Ruf Bremens so erfolgreich in die weite Welt trägt. Auch der Jacobs University, die als Deutschlands führende englischsprachige Privatuniversität junge Menschen aus aller Welt nach Bremen zieht, sind wir verbunden und gratulieren herzlich zum 10. Geburtstag. Auf diese Weise ermöglichen Sponsoringaktivitäten kreative Partnerschaften mit innovativen Projekten: zum gegenseitigen Nutzen und zur Freude des Publikums!

CAMERON CARPENTER Der 1981 geborene Organist und Komponist Cameron Carpenter begann seine Karriere als »Wunderkind« und machte bereits im Alter von elf Jahren mit der Aufführung von Bachs »Wohltemperierten Klavier« von sich reden. Inzwischen tritt der extrovertierte, auch um Showeffekte nie verlegene Amerikaner an, das Orgelspiel zu revolutionieren. So hat der »Horowitz der Orgel« zahlreiche Werke des klassischen Repertoires für Orgel arrangiert. Carpenter war der erste Organist, der mit einem Soloalbum für einen Grammy nominiert worden ist.

ALEXANDER SHELLEY Der 32-jährige Brite Alexander Shelley ist nicht nur Chefdirigent der Nürnberger Symphoniker, sondern leitet seit einiger Zeit auch das »Zukunftslabor« der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Ziel dieses preisgekrönten Konzepts ist es, mit spannenden und ungewöhnlichen Programmen eine neue Generation von Zuhörern für die klassische Musik zu gewinnen.

66|67


14 09

IT’S ONLY LOVE Sobald Tania Maria Klavier zu spielen beginnt, spürt man, dass sie in jeder Faser Musik ist. Der Körper schwingt mit, die Finger spielen kraftvolle, oft perkussiv gesetzte Begleitlinien und Akkorde. Wenn sie dann zu singen beginnt, verschärft sich der Eindruck, dass diese Frau ganz und gar aus Musik besteht: Ein klare Stimme, der sie manchmal, vor allen Dingen bei Scat-Passagen, eine leicht rauchiges Timbre verleihen kann, eine Stimme, in der immer eine Erinnerung an Brasilien mitschwingt, die aber überwiegend bei klar umrissenen Jazzphrasierungen bleibt. Tania Maria ist Brasilianerin, aber trotz ihrer Verbundenheit mit Samba und Choro, den traditionellen Tanzrhythmen ihrer Heimat, sowie der am Jazz orientierten Bossa Nova, ist die Pianistin und Sängerin der vielleicht jazzigste unter den brasilianischen Musikexporten. Ursache mag sein, dass ihre eigentliche Karriere erst in den USA begann, obwohl sie schon als Jugendliche erste Erfolge in ihrer Heimat gefeiert hatte. Bei ihr müssen es nicht unbedingt Latin-Rhythmen sein, obwohl sie in ihren Combos immer auf eine ausreichende perkussive Untermalung mit typisch brasilianischen Instrumenten setzt. Aber ihre Pianolinien deuten eher auf die amerikanische Schule mit klar definierten, auch schon hart gehämmerten melodischen Passagen, anstelle der weichen Bögen, die brasilianische Musiker sonst favorisieren. Üblicherweise tritt Tania Maria mit ihrem Trio oder einer kleinen Combo auf. Im vorigen Jahr hat sie sich auf ein Projekt mit der Bigband des Hessischen Rundfunks eingelassen. Das früher eher behäbig im Bigband-Swing dümpelnde Orchester hat in der Zeit mit seinem Leiter Jörg Achim Keller, der im Jahr 2008 zur NDR Bigband wechselte, einen mehr als bemerkenswerten Aufschwung mit frischen, energiegeladenen Pro-

MI 14. SEPT / 20 UHR TICKETS: 30,- / 25,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Hangar WIKING Helikopter, JadeWeserAirport Wilhelmshaven-Mariensiel

IT’S ONLY LOVE HR-BIGBAND TANIA MARIA Gesang und Klavier JÖRG ACHIM KELLER Leitung »It’s only love«: Werke und Arrangements von T. Maria

grammen erlebt. Für das Projekt mit Tania Maria war erneut Jörg Achim Keller dabei, und die Tatsache, dass Keller »gelernter« Schlagzeuger ist, kam diesem Brazil-Jazz-Projekt mit seinen stark rhythmischen Akzenten sicherlich entgegen. So entstand im Frühjahr 2010 das Live-Album »It’s only love«, das schnell von den Jazzmagazinen höchstes Lob erhielt. Tania Maria zeigt sich hier in Höchstform und die hr-Bigband klingt eher brasilianisch als deutsch. Die Stücke dieser CD werden Tania Maria und die 18-köpfige hr-Bigband auch beim Musikfest-Auftritt vorstellen. Darunter finden sich Klassiker der Sängerin und Pianistin wie das fetzige und mit Funk-Feuer versehene »Confusion« oder »Dear Dee Vee« und natürlich auch ihr großer Hit »Come with me«, mit dem sie 1982, wenn man so will, die Welt eroberte. Christian Emigholz


TANIA MARIA ZÜNDET MIT DER HR-BIGBAND EIN BRASILIANISCHES FEUERWERK TANIA MARIA

HR-BIGBAND

Die charismatische Sängerin und Pianistin wurde 1948 als Tania Maria Correa Reis in São Luís, im Norden Brasiliens, geboren. Schon mit sieben Jahren begann sie Klavier zu spielen und gewann mit 13 Jahren einen ersten Wettbewerb. Sie studierte zunächst Jura, später Romanistik, entschied sich aber schließlich doch für das Klavier. Nachdem sie ein erstes Album in ihrer Heimat veröffentlicht hatte, ging sie nach Paris, später New York. Noch heute sind diese beiden Metropolen ihre Wohnorte. Auf Empfehlung des Jazzgitarristen Charlie Byrd erhielt sie in den USA einen Plattenvertrag. Zuvor schon von Kritikern gelobt, schaffte Tania Maria mit ihrem Album »Come with me« den internationalen Durchbruch auch beim Publikum und hat seitdem auf nahezu jedem bedeutenden Jazzfestival der Welt gespielt.

Die hr-Bigband wurde 1946 als »Tanzorchester von Radio Frankfurt« gegründet und spielte Tanz- und Unterhaltungsmusik. Aus Radio Frankfurt wurde dann der Hessische Rundfunk, aber erst in den siebziger Jahren wandelte sich das Orchester zur Jazz-Bigband. Mit Jörg Achim Keller, der vom Jahr 2000 bis 2008 das Orchester leitete, wurde eine Reihe spannender Projekte mit namhaften Solisten unternommen. Derzeitiger Dirigent der hr-Bigband ist Örjan Fahlström.

präsentiert von

68|69


15 09

CONCERT ROYAL

DO 15. SEPT / 20 UHR TICKETS: 22,- EUR (ERM. 18,-) Jagdschloss Clemenswerth, Sögel

CONCERT ROYAL CAPRICCIO STRAVAGANTE TRIO: SOPHIE GENT Violine JOSH CHEATHAM Viola da Gamba SKIP SEMPÉ Cembalo J.-P. Rameau: Pièces de clavecin en concerts (trio) M. Marais: Sonnerie de Sainte-Geneviève du Mont (trio), Pièces de viole (duo) F. Couperin: Suite pour viole et clavecin (duo) A. Forqueray: Pièces de clavecin (solo)

Der König war die Sonne, um die sich alles in Frankreich drehte; also auch die Musik. Ludwig XIV. und sein Nachfolger Ludwig XV. inszenierten sich in dieser Rolle des kunstsinnigen Mäzens wie kein zweiter Monarch Europas. Wer als Künstler etwas werden wollte, der musste an seinem Hof wirken. Die vier Protagonisten des »Concert Royal«, Jean-Philippe Rameau, Marin Marais, François Couperin und Antoine Forqueray, gehörten zu den Komponisten, die sich in dieser Liaison von Kunst und Staat besonders geschickt bewegten. Sie stehen mit vielen ihrer Werke für die groß inszenierte Hofkultur des Hochbarock in Frankreich. Das »Concert Royal« zeigt jedoch, dass diese Prachtentfaltung auch leisere Töne finden konnte. In der Besinnung auf die kleine Form werden die wahren künstlerischen Leitmotive der Zeit umso


MEISTERHAFT INSZENIERTE HOFKULTUR

belegen nicht nur die Unterschiede im persönlichen Temperament zu Marais, sondern auch die Wendung des deutlich jüngeren Komponisten hin zum italienischen Tonfall, der geprägt war von Verzierungen, chromatischen Figuren, Koloraturen und Imitationen. Weniger ideologisch als Marais und Forqueray zeigten sich François Couperin und Jean-Philippe Rameau in dieser nationalen Auseinandersetzung. Couperin veranstaltete für »seinen« König eigene Nachmittagskonzerte, zu denen er filigrane Werke wie die »Suite pour viole et clavecin« schrieb. Rameau indes steht in der heutigen Lesart zwar für die Fortführung des prachtvollen Opern- und Feststils Lullys, doch er beherrschte auch die kleine Form. Mit den fünf »Pièces de clavecin en concerts« schuf er denn auch gleich mit dem CembaloTrio eine neue Gattung. Wie wenige Komponisten zuvor behandelte er die drei Stimmen gleichberechtigt und inszenierte damit ein Triospiel weit jenseits der traditionellen Aufgabenverteilung von Melodieführung und Begleitung. Es wird bis zu den Klavier-Trios Franz Schuberts dauern, bevor den Instrumenten in dieser Form erneut eine solche spielerische Freiheit zugetraut wird. Stephan Cartier

CAPRICCIO STRAVAGANTE TRIO

deutlicher. Denn besonders der Widerstreit des italienischen und französischen Stils bestimmte die ästhetische Stimmungslage bei Hofe. Nach dem Tode Jean-Baptiste Lullys, des großen Hofkompositeurs Ludwigs XIV., entbrannte 1676 dieser Zwist. An den beiden Enden der Entwicklung standen Marin Marais und Antoine Forqueray. Marais galt als vehementer Vertreter des schnörkellosen, zwar filigranen, aber in seiner Form auch strengen französischen Fugensatzes. Der begnadete Gambenspieler bewies selbst in der an das Glockengeläut einer Kirche erinnernde »Sonnerie de Sainte-Geneviève du Mont« großes Formbewusstsein und vermied spielerische Lautmalereien. Zeitgenossen galt er als »engelhafter« Musiker, während sich Antoine Forqueray den Titel verdiente, »wie ein Teufel« zu spielen. Seine solistischen »Pièces de clavecin«

Die »Familie« von Capriccio Stravagante ist nicht eben klein. Neben dem klassischen Orchester, dem Renaissance Orchester sowie dem OpernEnsemble gibt es seit 1986 auch ein Trio, das Gründer Skip Sempé gemeinsam mit Josh Cheatham und Sophie Gent bildet. Die gebürtige Australierin Sophie Gent fand nach ihrem Studium am Königlichen Konservatorium in Amsterdam schnell zu Anerkennung als Violinistin mit Faible für das Barock. Gleich ihre erste Einspielung mit Triosonaten von Jean-Marie Leclair gewann 2007 einen Diapason d’Or. Sophie Gent ist auch immer wieder mit Soloauftritten oder als Ensembleleiterin in ihrer Heimat Australien zu hören. Dass man von Josh Cheathams Gamben-Kunst beeindruckt war, zeigte das Stravagante-Team, als man ihm 2006 den Capriccio Stravagante Preis zuerkannte. Seitdem ist Cheatham, der Gambe bei Wieland Kuijken und Anneke Pols sowie Violone bei Maggie Urquhart und Jordi Savall studierte, immer wieder Kooperationspartner der Gruppe. Der US-Amerikaner Skip Sempé zählt nicht zuletzt durch seine zahlreichen Ensembles zu den rührigsten Protagonisten der internationalen Renaissance- und Barockmusik-Szene. Dies gilt sowohl für seine Tätigkeit als Orchesterleiter wie seit 2006 als Produzent seines eigenen CD-Lables »Paradizo«.

präsentiert von

70|71


15 09

CALDARA IN WIEN Der Kaiser schätzte ihn, Wien lag ihm zu Füßen, er schuf über 3.400 Werke, darunter mehr als 80 Opern – und heute kennen ihn nur noch Spezialisten. Antonio Caldara gehörte zu den wichtigsten und einflussreichsten Komponisten während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, doch schon bald nach seinem Tod verblasste sein Stern. Dieses Schicksal ist nicht untypisch für so viele Komponisten, die zu Lebzeiten mit Ruhm und Anerkennung überhäuft wurden, weil sie den Tonfall und den Geschmack ihrer Epoche verkörperten. Von der Musikkritik und der Wissenschaft späterer Zeiten wurden Künstler wie Antonio Caldara deswegen gern als »Zeitmusiker« abgetan, die nichts zur Entwicklung der Musik beigetragen hätten. Es ist dies oft ein snobistisches Fehlurteil, wie sich am Beispiel des gebürtigen Venezianers Caldara eindrucksvoll zeigen lässt. Der Mann war gerade 19 Jahre alt, als er seine erste Oper in seiner Heimatstadt aufführen ließ. Der weitere Weg führte ihn über Stellen in Mantua, Barcelona und Rom an den Hof Kaiser Karls VI., der Caldaras Werke überaus schätzte. 1716 wurde Antonio Caldara zum kaiserlichen Vizekapellmeister ernannt – eine Ehre, wenn man bedenkt, dass der erste Kapellmeister kein geringerer als Johann Joseph Fux war. Dass Caldara später sogar ein höheres Gehalt als dieser bezog, zeigt seine Bedeutung in ganz nüchternen Zahlen. Bis zu seinem Tod blieb Antonio Caldara als hoch geschätzter Komponist in Wien. Zu seinen Aufgaben zählte unter anderem, eine Oper zum Namenstag des Kaisers und der Kaiserin zu schreiben. Hier liegt ein Großteil der umfangreichen Opernproduktion Caldaras mit Glanzpunkten wie »Temistocle«, »Adriano in Siria« oder »Ifigenia in Aulide« begründet. Zu seinem bevor-

DO 15. SEPT / 20 UHR TICKETS: 60,- / 50,- / 40,- / 25,- / 15,- EUR (ERM. 20%) Stadttheater Bremerhaven

CALDARA IN WIEN CONCERTO KÖLN PHILIPPE JAROUSSKY Countertenor MARKUS HOFFMANN Konzertmeister »Caldara in Wien«: Arien von A. Caldara und Instrumentalwerke von A. Vivaldi, G. B. Sammartini u. a.

zugten Librettisten zählte der Dichter Pietro Metastasio, dessen »La clemenza di Tito« auch ein gewisser Wolfgang Amadeus Mozart Jahrzehnte später verarbeitete. Caldara verband in diesen Werken deutschen und italienischen Stil so geschickt, dass hier eine ganz eigenwillige Musiksprache entstand. Außerdem gelang es ihm, die strenge Kontrapunktik der Tradition – für die unter anderem sein langjähriger Vorgesetzter Fux stand – mit einem wahren Feuerwerk an Inspiration und melodischem Esprit zu verbinden. Concerto Köln kombiniert die Arien des weithin vergessenen Opernkomponisten mit instrumentalen Werken von Zeitgenossen wie Evaristo Felice Dall’ Abaco und Giovanni Battista Sammartini, die ein ähnliches Schicksal im schwachen Gedächtnis des Publikums erfuhren. Einzig Antonio Vivaldi, der direkte Landsmann Caldaras, darf sich aus dem Programm des Abends seiner Bekanntheit auch heute sicher sein. Allerdings – so spielt das Schicksal – wurde ihm wiederum zu seiner Zeit Wien zum Verhängnis. Vivaldi starb hier verarmt fünf Jahre nach Caldara, dem musikalischen Herrscher der Stadt. Stephan Cartier

CONCERTO KÖLN Wissenschaft und Aufführung miteinander zu verbinden hat sich das 1985 gegründete Concerto Köln auf die Fahnen geschrieben. Immer wieder gelingt es dem Ensemble unter seinem künstlerischen Leiter Martin Sandhoff, die vergessenen Schätze ehemals berühmter Komponisten der Alten Musik zu heben und neu auf die Konzertbühne zu bringen. Für die »Wiederentdeckung« der Sinfonien Henri-Joseph Rigels beispielsweise erhielt die Gruppe sowohl den ECHO Klassik 2009 für die »Einspielung des Jahres« wie auch den MIDEM Classic Award 2010.

MARKUS HOFFMANN Markus Hoffmann ist seit der Gründung von Concert Köln ständiges Mitglied des Ensembles und fungiert mittlerweile als Konzertmeister. Nach seinem Studium in Köln und Wien ließ er sich in der österreichischen Hauptstadt nieder. Der Experte für Barockvioline ist auch Mitglied anderer Gruppen wie der »Wiener Akademie«, dem Marcolini Quartett und dem »Pleyel-Trio Wien«, das er selbst gründete.


PHILIPPE JAROUSSKY ENTDECKT ANTONIO CALDARA

PHILIPPE JAROUSSKY Wohl nur wenige Talente schaffen es, binnen so kurzer Zeit zum Star zu werden. Der heute 33-Jährige begann erst vor 13 Jahren seine Karriere als Countertenor, hatte zuvor Klavier studiert und auf eine Pianisten-Laufbahn gesetzt. Doch nachdem sein Ausnahmetalent für die hohe Stimme entdeckt worden war, wandte er sich ganz den schwierigen Partien der Kastraten aus der Renaissance und dem Barock zu. Neben Andreas Scholl ist er die beherrschende Figur unter Europas Countertenören. Er trat mit allen relevanten Ensembles der historischen Aufführungspraxis auf. 2008 erhielt er den ECHO Klassik.

72|73


16 09

FEINSTIMMIG UND VIRTUOS

FR 16. SEPT / 20 UHR TICKETS: 60,- / 50,- / 40,- / 25,- / 15,- EUR (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen

VIRTUOSE KAMMERMUSIK JANINE JANSEN Violine ITAMAR GOLAN Klavier E. Grieg: Sonate für Violine und Klavier c-Moll op. 45 K. Szymanowski: »Mythen« op. 30 O. Messiaen: »Thème et variations» M. Ravel: Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 (1923-27)

JANINE JANSEN & ITAMAR GOLAN Die Sonate für Violine und Klavier c-Moll op. 45, das letzte vollendete Kammermusikwerk Edvard Griegs, entstand 1886 – ein anspruchsvolles Stück von »weitem Horizont« (so der Komponist), auf dessen düster anmutenden Kopfsatz ein lichtes Allegro espressivo alla Romanza sowie ein bewegtes Finale folgten. Die Uraufführung, die am 10. Dezember 1887 im Leipziger Gewandhaus durch Grieg und Adolf Brodsky stattfand, wurde ein großer Erfolg. Eduard Bernsdorf schrieb in den »Signalen für die musikalische Welt« von einer Publikumsreaktion, »die an Wärme nichts zu wünschen übrig ließ«; allerdings wollte sich der Kritiker, der bereits aufgrund seiner Fehlurteile über Werke von Brahms und Tschaikowsky zu zweifelhafter Berühmtheit gelangt war, dieser Meinung nicht anschließen. Grieg nahm Bernsdorfs Tiraden gelassen zur Kenntnis, erfreute sich sein Werk beim Publikum doch sofort allergrößter Beliebtheit: Bereits kurz nach der Drucklegung, so Grieg in einem Brief an seinen Freund und Mäzen Frants Beyer, waren über 1.500 Exemplare der Partitur verkauft. Anders als Griegs Violinsonate c-Moll op. 45, die sich allgemein durch eine breit ausladende Thematik auszeichnet, findet sich in Karol Szymanowskis »Mythen« op. 30 für Violine und Klavier eine vertrackte Kleingliedrigkeit, indem beide Instrumente einen schillernden Flickenteppich aus Farben, Nuancen und dynamischen Kontrasten präsentieren. In dem dreiteiligen Werk, in welchem Szymanowski Eindrücke einer Mittelmeerreise in Töne fasste (die drei Sätze sind mit »Der Brunnen der Arethusa«, »Narziss« und »Die Dryaden und Pan« überschrieben), fand der Komponist nach eigenen Worten einen völlig neuen »Ausdruck im Geigenspiel, etwas, das man epochal nennen kann«. Tatsächlich sind die drei auf Charakteren der griechischen Mythologie basierenden Sätze durch einen vielfachen Einsatz von Tremoli, Trillern, Doppelgriffen, Obertönen, Pizzicati, Dämpfer sowie durch Klavier-Spezialeffekte wie ausgedehnte Arpeggios und Pedaleffekte geprägt. 17 Jahre nach Szymanowskis programmatischen Klangtableaus komponierte Olivier Messiaen 1932 kurz nach seiner Heirat mit der Geigerin und Komponistin Claire Delbos als eine Art Hochzeitsgeschenk »Thème et variations« – ein harmonisch an die alten Kirchentonarten angelehntes Variationswerk, dessen Veränderungen eins bis vier nach dem traditionellen Modell der sukzessiven Beschleunigung angelegt sind.


KAMMERMUSIKALISCHE KLÄNGE MIT DER OLB! Ravels Sonate für Violine und Klavier (1923-1927) wiederum ist einem klassizistischen Tonfall verpflichtet. Der zweite Satz, eine Blues-Adaption, gestaltet sich dabei nach dem Modell von »La Valse« als Verfremdungs-, Überformungs- und schließlich gewaltig gesteigerter Auflösungsprozess. Am Ende des Werkes erklingt ein hochvirtuoses »Perpetuum mobile», mit dem die Musik ihr schwungvolles Ende findet.

Einmal im Jahr blickt die nationale und internationale klassische Musikszene nach Bremen – dann ist das Musikfest »Hier zu Hause«. Die Oldenburgische Landesbank AG (OLB) hat sich vor Ort als beständiger Partner etabliert. Mit über 170 Filialen im Nordwesten bieten wir als größte private Regionalbank Deutschlands kompetente Beratung rund um das Thema Finanzen – und das seit Juli 2009 auch in Bremen. Mit der neuen Niederlassung wurde die positive Entwicklung der OLB bestätigt und das hohe Ansehen in der Region weiter gestärkt.

Harald Hodeige

JANINE JANSEN »Janine Jansen«, schrieb Hilary Finch in der Londoner »Times«, »spielte außerordentlich – das war so ziemlich die bezwingendste, kommunikativste, stärkste, in ihrer Sensibilität aber höchst verfeinerte Aufführung, die ich seit langem gehört habe«. Seit ihrem Concertgebouw-Debüt 1997 ist Janine Jansen ein Star in ihrer holländischen Heimat und gilt inzwischen auch international als eine der besten Geigerinnen ihrer Generation. Neben ihren Konzertauftritten und -projekten ist sie eine engagierte Kammermusikerin sowie Gründerin und Leiterin des Internationalen Kammermusikfestivals Utrecht. Zu ihren Kammermusikpartnern gehört neben Leif Ove Andsnes, Jean-Yves Thibaudet und Mischa Maisky auch Itamar Golan: »Eine traumhafte kammermusikalische Partnerschaft« (»The Times«). Janine Jansen wurde im September 2003 mit dem holländischen Musikpreis ausgezeichnet und erhielt zahlreiche weitere Preise.

Bereits zum 22. Mal dürfen sich Bremer und auswärtige Gäste auf das Musikfest Bremen freuen. Mit unserer Förderung möchten wir die Bedeutung des Festivals für die Region Bremen unterstreichen und einen Beitrag zur kulturellen Entwicklung der Stadt leisten. In diesem Jahr unterstützen wir das Konzert von Janine Jansen & Itamar Golan – zwei ebenbürtige kammermusikalische Partner, die sich gerne neuen musikalischen Herausforderungen stellen. Als intelligente Dramaturgen ihrer Kammermusik-Programme geschätzt, stellen die beiden epochale und populäre Werke gegenüber. Lassen Sie sich mit uns von den musikalischen Klängen verzaubern und von einer tollen Atmosphäre in den Bann ziehen. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen!

ITAMAR GOLAN Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten ist Itamar Golan als vielgefragter Pianist ständiger Gast auf den großen Konzertbühnen der Welt. Im Alter von einem Jahr emigrierte seine Familie aus Vilnius nach Israel, wo er mit sieben Jahren seine musikalischen Studien begann. Itamar Golan erhielt wiederholt das American-Israel Foundation Honor Stipendium, das es ihm ermöglichte, mit Emmanuel Krasovsky und Chaim Taub, seinem Mentor für Kammermusik, zu arbeiten. Später, als Stipendiat des New England Conservatory of Boston, wurde er Schüler von Leonard Shure. In den vergangenen Jahren hat er u. a. mit Vadim Repin, Maxim Vengerov, Julian Rachlin, Mischa Maisky, Shlomo Mintz und Sharon Kam konzertiert. Eine enge künstlerische Partnerschaft verbindet ihn zudem mit Janine Jansen. 1991 wurde Itamar Golan als jüngster Dozent an die Fakultät der Manhattan School of Music berufen; seit 1994 hat er eine Professur für Kammermusik am Pariser Konservatorium.

Kontakt:

www.olb.de

74|75


17 09

AUS NEUEN WELTEN Alle Werke, die das junge französische Orchester »Les Siècles« mit seinem Gründer und Dirigenten François-Xavier Roth an diesem Abend vorstellt, thematisieren im weitesten Sinne den Begriff »Heimat« – allerdings aus völlig unterschiedlichen Perspektiven. Während die volksliedhaften »Chants d’Auvergne« von Joseph Canteloube von einem ausgeprägten Heimatstolz zeugen, folgen die »Ballets russes«, die Anfang des 20. Jahrhunderts große Erfolge in Paris feierten, eher dem Prinzip der Heimat in der Fremde. Und die Amerikaner beauftragten Ende des 19. Jahrhunderts in Ermangelung eigener Komponisten mit dem Tschechen Antonín Dvoˇrák sogar einen Fremden, ihnen »heimatliche«, nationale Musik zu schreiben. Das Ergebnis ist die Sinfonie »Aus der Neuen Welt«.

SA 17. SEPT / 20 UHR TICKETS: 70,- / 60,- / 50,- / 35,- / 20,- EUR (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen

AUS NEUEN WELTEN ORCHESTRE LES SIÈCLES ANNA CATERINA ANTONACCI Sopran FRANÇOIS-XAVIER ROTH Dirigent J. Canteloube: Auszüge aus »Les Chants d’Auvergne« A. Dvoˇrák: Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 »Aus der neuen Welt« sowie Auszüge aus den Ballets russes »Le Festin« und »Les Orientales« (diverse russische Komponisten)

Zeit seines Lebens war der französische Komponist Joseph Canteloube (1879-1957) seiner Heimat, der Auvergne, sehr verbunden. So komponierte er über das Zentralmassiv sogar eine Oper. Berühmt ist Canteloube jedoch vor allem für die Sammlung »Chants d’Auvergne«, die er zwischen 1923 und 1955 in insgesamt fünf Bänden veröffentlicht hat. Immer wieder ist der Komponist von Ort zu Ort und von Hof zu Hof gezogen, um die Volkslieder der einfachen Landbevölkerung zu studieren und sie anschließend für Klavier oder Orchester zu arrangieren. Das Lied »Baïlèro« etwa soll er niedergeschrieben haben, als er zwei Hirten belauscht hat, die sich über weit entfernte Bergrücken einander zugesungen haben. Zweifellos gehört das Ballettensemble »Ballets russes« zu den bedeutendsten Compagnien des 20. Jahrhunderts. Der russische Impresario Sergej Djagilew gründete das Ensemble im Jahr 1909 in Paris mit dem Ansinnen, russische Kunst in Europa populär zu machen. Tänzer wie Vaslav Nijinsky oder Anna Pawlowa avancierten zu internationalen Stars der Szene. Bei der Produktion »Le Festin«, die unter der Leitung des Choreographen Michel Fokine am 18. Mai 1909 ihre Premiere feierte, handelt es sich nicht um ein durchkomponiertes Ballett, sondern um eine Zusammenstellung der »größten Hits« aus russischen Ballettwerken, unter anderem mit Musik von Glinka, Tschaikowsky, Glazounov, Rimsky-Korsakov und Mussorgsky. Die Uraufführung des Balletts »Les Orientales« mit Stücken von Glazounov, Sinding und Grieg erfolgte am 25. Juni 1910, übrigens am selben Abend wie Strawinskys »Feuervogel«.


»Wenn du es in New York schaffst, dann schaffst du es überall«, sang Frank Sinatra in seinem Hit »New York, New York«. Für Antonín Dvoˇrák galt Ende des 19. Jahrhunderts quasi das umgekehrte Prinzip. Nachdem er sich am Prager Konservatorium sowie bei Auslandsreisen einen hervorragenden Ruf erworben hatte, folgte er 1892 dem Ruf (und dem Geld) Jeanette Thurbers nach New York, wo er Direktor des National Conservatory of Music wurde. Konkreter Auftrag war, für die junge Nation USA so etwas wie eine Nationalmusik zu komponieren. Innerhalb von wenigen Monaten studierte Dvoˇrák die Musik schwarzer Plantagenarbeiter sowie Indianermelodien. Diesen Geist ließ er in seine Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95, der er den Beinamen »Aus der Neuen Welt« gab, einfließen. Gemessen an der Entstehungsgeschichte anderer sinfonischer Werke ist Dvoˇráks Sinfonie »Aus der Neuen Welt« ein »Schnellschuss«: Im Januar 1893 begann der Komponist mit der Arbeit, und bereits am 15. Dezember dirigierte Anton Seidl in der Carnegie Hall die Uraufführung. »Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle. Aus seinen Abfällen könnte sich jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben«, schwärmte etwa Johannes Brahms von Dvoˇrák. Jochen Brünner

ORCHESTRE LES SIÈCLES Wie der Name schon sagt, ist das im französischen Nanterre beheimatete Orchester »Les Siècles« nicht auf eine Epoche festgelegt, sondern spannt einen weiten Bogen von der Barockmusik bis zur Moderne. Dabei spielen die jungen Musiker auch auf verschiedenen Instrumenten aus der jeweiligen Zeit. Ihre Einspielung mit Werken von Bizet und Chabrier wurde von der Kritik gefeiert und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

ANNA CATERINA ANTONACCI Die italienische Sopranistin Anna Caterina Antonacci wurde in Ferrara geboren. Mit ihrem außergewöhnlichen Timbre und ihrer Darstellungskraft gilt sie als Spezialisten für Bel-Canto-Arien sowie für das Barock-Repertoire. Engagements führten sie unter anderem an die Mailänder Scala, die Bayerische Staatsoper oder das Opernhaus von San Francisco.

»DAS BESTE DER MUSIK STEHT NICHT IN DEN NOTEN«

... sagte der Komponist Gustav Mahler. Musik – so der Schluss der NORDMETALL-Stiftung – muss man also einfach machen, erleben und möglichst vielen Menschen öffnen. Denn Kreativität und Kultur sind wichtig für Innovation und Wandel in unserer Gesellschaft. Deswegen fangen die Stiftungsprojekte zur Musikförderung bereits bei den Jüngsten an und hören bei den ganz Großen immer noch nicht auf. Die NORDMETALL-Stiftung fördert Bildung, Wissenschaft, Forschung, Kultur und Soziales in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und im nordwestlichen Niedersachsen. Ziel ist es, Norddeutschland in der Fläche zu stärken. Die Region, in der die Mitgliedsunternehmen des Stifters, der Arbeitgeberverband NORDMETALL e. V., beheimatet sind. In der Partnerschaft mit dem Musikfest Bremen verbinden sich auf ideale Weise Standort- und Kulturförderung, zwei wichtige Anliegen der NORDMETALL-Stiftung. Wir freuen uns auf glanzvolle Höhepunkte beim 22. Musikfest Bremen und auf die Begegnung mit Ihnen! Kontakt:

www.nordmetall-stiftung.de

FRANÇOIS-XAVIER ROTH Der französische Dirigent François-Xavier Roth hat das Orchestre Les Siècles im Jahr 2003 gegründet und gilt als einer der charismatischsten und vielseitigsten Dirigenten seiner Generation. Aktuell ist er unter anderem Chefdirigent des Philharmonieorchesters in Lüttich. Im Herbst 2011 tritt Roth die Stelle als Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg an.

76|77


VERLEIHUNG DES 14. MUSIKFEST-PREIS UND DES FÖRDERPREIS DEUTSCHLANDFUNK In diesem Jahr werden bereits zum 14. Mal internationale Künstler für ihre herausragende musikalische Arbeit mit dem Musikfest-Preis und dem Förderpreis Deutschlandfunk ausgezeichnet, die ihnen im Rahmen der festlichen Musikfest-Gala in der Oberen Halle des Bremer Rathauses verliehen werden. Das Musikfest Bremen ehrt mit dem Musikfest-Preis Künstler, die durch ihr herausragendes künstlerisches Wirken in der internationalen Musikwelt eigenständige Akzente gesetzt haben und denen das Musikfest maßstäbliche Impulse und kreative Kontinuität verdankt. Mit 25.000 EUR dotiert – ausgestattet von der CommerzbankStiftung –, zählt der Musikfest-Preis zu den bedeutendsten und höchstdotierten Auszeichnungen für besondere künstlerische Verdienste im internationalen Konzertleben. Kriterium für die Ernennung zum Preisträger ist die ausgeprägte individuelle Gestaltungskraft bei der grenzüberschreitenden Darstellung klassischer Musik, die der Musikwelt dank unumstrittener musikalischer Qualität und Ausstrahlung nachhaltig neue Perspektiven eröffnet hat.

Der Musikfest-Preis symbolisiert sich in einer handgegossenen »Orpheus«-Bronze des Bremer Bildhauers Bernd Altenstein. Bisherige Preisträger waren Dirigent Sir John Eliot Gardiner (1998), Geiger Gidon Kremer und die Kremerata Baltica (1999), Schauspieler Klaus Maria Brandauer und Dirigent Thomas Hengelbrock (2000), Sopranistin Jessye Norman (2001), Dirigent Nikolaus Harnoncourt (2002), Pianist András Schiff (2003), die Dirigenten Sir Roger Norrington (2004) und Marc Minkowski (2005), Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter (2006), Kristjan Järvi und sein Absolute Ensemble (2007), Pianist Fazil Say (2008), Pianistin Hélène Grimaud (2009) und Dirigent und Pianist Jos van Immerseel (2010). Daneben verleiht das Musikfest Bremen zusammen mit Deutschlandradio den »Förderpreis Deutschlandfunk« an hochbegabte Nachwuchskünstler, die sich am Beginn ihrer Karriere bereits


DER MUSIKFEST-PREIS WIRD AUSGELOBT VON DER COMMERZBANK-STIFTUNG Von Ende August bis Mitte September ist die Hansestadt Bremen Treffpunkt für zahlreiche internationale Musikerinnen und Musiker. Zum zweiundzwanzigsten Mal findet in diesem Jahr das Musikfest Bremen statt – eine der wichtigsten städtischen Veranstaltungen mit vorwiegend klassischer Musik in Deutschland. Höhepunkt des Musikfest Bremen ist in jedem Jahr die Vergabe des Musikfest-Preises. Zum dritten Mal in Folge wird der mit 25.000 Euro dotierte Preis von der Commerzbank-Stiftung unterstützt. Dem Musikfest Bremen gelingt es mit seinem breiten Spektrum an Konzerten immer wieder, Musikfreunde mit den unterschiedlichsten Präferenzen zu begeistern und aus den verschiedenen Regionen in die Hansestadt zu locken. Denn in Bremen steht die klassische Musik nicht für sich. Vielmehr wird sie flankiert und manchmal sogar konfrontiert mit zeitgenössischen Werken, mit Jazz oder nichtwestlichen Musikformen oder sie wirkt im Zusammenspiel mit Populärmusik. Hier treffen Debütanten auf Weltstars, die gemeinsam die Grenzen der klassischen Musik nicht nur ausloten, sondern auch überschreiten. Solisten, Ensembles, Orchester, Dirigenten – und nicht zuletzt das begeisterte Publikum – machen das Musikfest Bremen zu dem, was es heute ist: ein Highlight in der deutschen Konzertlandschaft. Das Musikfest Bremen ist stellvertretend für die fördernden Aktivitäten der Commerzbank-Stiftung, in deren Mittelpunkt die Unterstützung bereits angestoßener Initiativen mit einer bundesweiten Wirkung steht. Seit mehr als 40 Jahren ist die Stiftung ein Ausdruck des gesellschaftlichen Engagements der zweitgrößten Bank in Deutschland. Ihr Stiftungskapital von 58 Millionen Euro dient der Förderung von gemeinnützigen Einrichtungen und Projekten im Bildungswesen und in der Forschung, von Kunst und Kultur sowie sozialen Belangen. Mehr unter:

mit individuellen Interpretationsansätzen empfohlen haben. Der Sachpreis bietet jungen Künstlern eine praktische Hilfestellung für die weitere erfolgreiche Etablierung im internationalen Kulturbetrieb: Als »Artist in Residence« realisieren sie mit dem preisstiftenden Sender Studio-Aufnahmen sowie eine CD-Produktion und werden ins nächstfolgende Musikfest eingeladen. Bisherige Preisträger waren Violoncellistin Tanja Tetzlaff (1998), Gitarrist Aniello Desiderio (1999), Geigerin Julia Fischer (2000), das new art saxophone quartet (2001), Klarinettistin Nicola Jürgensen (2002), Geiger Sergey Khachatryan (2003), Pianistin Yu Kosuge (2004), Komponistin Lera Auerbach (2005), Geigerin Patricia Kopatchinskaja (2006), Pianist Kristian Bezuidenhout (2007), Bratschist Antoine Tamestit (2008), das Vokalensemble Cinquecento (2009) und Spira mirabilis (2010).

www.commerzbank-stiftung.de

Carsten Preisler

78|79


SPONSOREN & PARTNER

KOOPERATIONSPARTNER

MEDIENPARTNER

HOTELPARTNER

Kulturpartner


NO ONE CAN WHISTLE A SYMPHONY. IT TAKES AN ORCHESTRA TO PLAY IT. HALFORD E. LUCCOCK

DIE KUNST, KULTUR ZU ERMÖGLICHEN! Klassische Musik lässt Ihr Herz höher schlagen? Sie fühlen sich dem Musikfest Bremen verbunden? Sie möchten Ihre Begeisterung durch interessante Einblicke rund um das Festival vertiefen? Kurzum, Sie möchten sich persönlich engagieren, um das internationale Renommee des Musikfest Bremen zu stärken und damit auch den Ruf Bremens als Musikstadt? Dann würden wir uns freuen, Sie in der Musikalischen Gesellschaft begrüßen zu dürfen. Dahinter verbirgt sich ein Kreis illustrer Musikliebhaber und Kulturinteressierter, die sich im Jahr 2004 zusammengefunden haben. Alle Mitglieder eint nicht nur die Begeisterung für das Musikfest Bremen und sein programmatisches Profil, sondern auch das Ziel, mit ihrem Engagement das Festival in seiner künstlerischen Ausrichtung ideell und materiell nachhaltig zu unterstützen. Gezielt und individuell. Zum Beispiel unsere Aktivitäten zur Förderung junger Musiker, die Unterstützung beim Ausbau szenischer Produktionen oder die Fortsetzung von Kooperationen mit renommierten ausländischen Festivals. Unser dynamisches Beitragssystem – von Piano bis Fortissimo jährlich nach Ihrer Bereitschaft steigerungsfähig und natürlich immer steuerlich abzugsfähig – ermöglicht Ihnen, aktiv am Geschehen rund um das Festival teilzunehmen. Sie unterstützen damit eine Sache, die Ihnen am Herzen liegt. Wir danken Ihnen dafür mit:

Privilegien • ein hochwertiges Willkommenspräsent • Information über das jährliche Programm vor der offiziellen Veröffentlichung • Ehrenkarten und vergünstigte Tickets für das Festival • individuelle und bevorzugte Betreuung und Beratung beim Ticketkauf Einblicke und Erlebnisse Blick hinter die Kulissen von Veranstaltungsorten, exklusive Künstlerbegegnungen, Probenbesuche, Kulturreisen, Besuch von Instrumentenwerkstätten, Einführungsvorträge, Empfänge, Gala Dinners, Premierenfeiern und vieles mehr. Das macht Freude! Und schafft ganz nebenbei einen persönlichen Rahmen für interessante Begegnungen und einen anregenden Gedankenaustausch. Nicht zu vergessen natürlich das gemeinsame Erleben von mitreißenden Interpretationen großer musikalischer Meisterwerke durch arrivierte Top-Stars wie verheißungsvolle Jungtalente. Beiträge: Piano 1.000 Euro I Forte 3.000 Euro I Fortissimo 5.000 Euro Informationen erhalten Sie über Musikalische Gesellschaft – Freunde und Förderer des Musikfest Bremen Frau Annette Schneider Tel. 0421/33 66 77, 0171/93 40 057 Fax 0421/33 66 880 E-Mail aschneider@musikfest-bremen.de

80|81


Eine besondere Note wussten wir schon immer zu schätzen. Die Mercedes-Benz Niederlassung Weser-Ems ist offizieller Partner des Musikfest Bremen 2011.

Mercedes-Benz Niederlassung Weser-Ems der Daimler AG, www.mercedes-weserems.de, E-Mail: kontakt@mercedes-weserems.de

Emil-Sommer-StraĂ&#x;e 12, Tel.: 0421/4681-302, Fax: 0421/4681-364,


Die Dinner-Show im Spiegelzelt vom 25. November 2011 bis zum 28. Januar 2012

© moltke design.de

„Avec Plaisir“

„Mit Vergnügen“ präsentiert das Park Hotel Bremen jetzt schon zum neunten Mal die phantastische Dinner-Show Palais im Park. Artisten aus aller Welt treffen sich in unserem nostalgischen Spiegelzelt und vereinen sich zu einer ganz besonderen Show voller Poesie, Entertainment und Genuss. Lassen Sie den Alltag hinter sich und vergessen Sie diesen bei atemberaubender Luftakrobatik, charmantem Witz sowie kulinarischen Highlights der Extraklasse. Wir freuen uns auf Sie!

Ticketpreise: 4-Gang-Menü zzgl. Getränke Di - Do und So: 115,– ¤ | Fr und Sa: 125,– ¤ | Silvester: 240,– ¤ Informationen und Reservierungen:

Tel. (0421) 34 08 666 oder unter www.palais-im-park.de

82|83


Sinfoniekonzerte Wilhelmshaven

2011 2012 I

5. September 2011

LE CERCLE DE L’HARMONIE

Jérémie Rhorer Dirigent Alexandra Coku Sopran | Julien Chauvin Violine

2

10. Oktober 2011

HEIDELBERGER SINFONIKER

5

19. Januar 2012

DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMEN .U]\V]WRI 8UEDʬVNL Dirigent Máté Szücs Viola

6

13. Februar 2012

TAPIOLA SINFONIETTA

Thomas Fey Dirigent Martin Stadtfeld Klavier

Mario Venzago Dirigent|Antti Siirala Klavier

3

7

1. November 2011

13. März 2012

RESIDENTIE ORKEST DEN HAAG

SOLISTENKONZERT

4

8

Neeme Järvi Dirigent 6. Dezember 2011

AUSTRALIAN CHAMBER ORCHESTRA Richard Tognetti Leitung und Violine Martin Fröst Klarinette

Arcadi Volodos Klavier 8. Mai 2012

BBC PHILHARMONIC ORCHESTRA Juanjo Mena Dirigent Sol Gabetta Violoncello

Acht Sinfoniekonzerte in der Stadthalle Wilhelmshaven – zusammengestellt vom Musikfest Bremen. Preise Abonnements: 121,60 bis 265,60 4 Einzelkarten: 19,00 bis 41,50 4 (Konzerte 1, 3 und 8 mit TOP-Zuschlag 11,30 4) Karten Service-Center Stadttheater Wilhelmshaven Telefon 0 44 21 / 94 01-15 Internet www.sinfoniekonzerte-wilhelmshaven.de Der Vorverkauf beginnt am 01. August 2011.


BUS-SHUTTLE ZU KONZERTEN IN DER REGION! Das Musikfest Bremen bietet erneut in Kooperation mit dem Deutschlandradio einen Bus-Transfer an. So gelangen Sie sicher und bequem von Bremen aus zu den Musikfest-Konzerten in der Nordwest-Region. Zentraler Abfahrts- und Ankunftsort am Veranstaltungstag ist jeweils vor der Glocke an der Domsheide. Anmeldungen nimmt ausschließlich der TicketService in der Glocke (Tel. 0421/33 66 99, Mo-Fr 10 18 Uhr, Sa 10-15 Uhr) entgegen. Die konkreten Abfahrtszeiten für die einzelnen Spielorte sind unter www.musikfest-bremen.de abrufbar. Nähere Informationen: www.musikfest-bremen.de

H MFB

FAHRPREIS 5,- EUR (Hin- und Rückfahrt) Bassum Bremerhaven Ganderkesee Oldenburg Osterholz-Scharmbeck Verden Worpswede

FAHRPREIS 10,- EUR (Hin- und Rückfahrt) Agathenburg Bokelesch/Saterland Brake-Golzwarden Cappel Emden Hamburg-Neuenfelde Langförden Sögel/Emsland Stade Weener Wilhelmshaven-Mariensiel

84|85


GESAMTPROGRAMM DES MUSIKFEST BREMEN 2011 SA 27. AUG / AB 19.30 UHR / 66,- (ERM. 48,-) EINE GROSSE NACHTMUSIK Eröffnungsfest mit diversen Künstlern an acht Spielstätten rund um den Marktplatz präsentiert von EWE, OHB AG und Weser-Kurier

SO 28. AUG – DI 30. AUG / 20 UHR 45,- / 40,- / 30,- / 20,- (ERM. 20%) BLG-Forum Überseestadt, Bremen »EINE ZAUBERFLÖTE« SOLISTEN, FRANCK KRAWCZYK Klavier PETER BROOK Regie

SO 28. AUG / 17 UHR / 12,- (ERM. 10,-) Kirche St. Peter und Paul, Cappel

DO 01. SEPT / 20 UHR / 25,- (ERM. 20,-)

MI 07. SEPT / 21 UHR / 25,- (ERM. 20,-)

St. Pankratius-Kirche, Hamburg-Neuenfelde

BLG-Forum Überseestadt, Bremen

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL IV: ARP-SCHNITGER-ENSEMBLE THOMAS ALBERT Leitung

MUSIKFEST SURPRISE II: GENE PRITSKER’S SOUND LIBERATION

FR 02. SEPT / 20 UHR 50,- / 40,- / 30,- / 20,- (ERM. 20%) Unser Lieben Frauen Kirche, Bremen CAPPELLA GABETTA, VERONICA CANGEMI Sopran VIVICA GENAUX Mezzosopran, ANDRÉS GABETTA Dirigent präsentiert von der Berenberg Bank

FR 02. SEPT / 19.30 UHR / 15,- (ERM. 12,-)

präsentiert von dodenhof

MI 07. SEPT / 20 UHR 30,- / 25,- / 20,- (ERM. 20%) St. Laurentius Kirche, Langförden TÖLZER KNABENCHOR UND SEINE SOLISTEN GERHARD SCHMIDT-GADEN Leitung präsentiert von der Bremer Landesbank

Kirche St. Willehadi, Osterholz-Scharmbeck

DO 08. SEPT / 21 UHR / 25,- (ERM. 20,-)

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL V: HARALD VOGEL Orgel

BLG-Forum Überseestadt, Bremen

SA 03. SEPT / 20 UHR 60,- / 50,- / 40,- / 25,- / 15,- (ERM. 20%)

MUSIKFEST SURPRISE III: ENSEMBLE AUSONIA UND SOLISTEN FRÉDÉRICK HAAS Leitung

Dom zu Verden

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL I: HANS DAVIDSSON Orgel präsentiert von der Nordsee-Zeitung

MO 29. AUG / 20 UHR 60,- / 50,- / 35,- / 15,- (ERM. 20%) St. Wilhadikirche, Stade BACH COLLEGIUM JAPAN UND SOLISTEN MASAAKI SUZUKI Leitung

DI 30. AUG / 20 UHR / 25,- (ERM. 20,-) St. Cyprian- und Corneliuskirche, Ganderkesee ARP-SCHNITGER-FESTIVAL II: BACH COLLEGIUM JAPAN MASATO SUZUKI Orgel MASAAKI SUZUKI Leitung präsentiert von EWE, VR-Stiftung und Volksbank Ganderkesee-Hude e. V.

präsentiert von dodenhof

AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK, SOLISTEN, RIAS KAMMERCHOR, HANS-CHRISTOPH RADEMANN Leitung präsentiert von EWE

SO 04. SEPT / 20 UHR 70,- / 60,- / 50,- / 35,- / 20,- (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen LE CERCLE DE L’HARMONIE BERTRAND CHAMAYOU Klavier, JÉRÉMIE RHORER Dirigent präsentiert von der KBC Bank Deutschland AG

SO 04. SEPT / 17 UHR / 15,- (ERM. 12,-) Georgskirche, Weener

präsentiert von EWE

SO 04. SEPT / 17 + 19 UHR / 22,- (ERM. 18,-)

EMANUELLE BERTRAND Violoncello PASCAL AMOYEL Klavier präsentiert von der IHK Bremerhaven

Die Glocke, Bremen ROYAL CONCERTGEBOUW ORCHESTRA ANDRIS NELSONS Dirigent präsentiert von der Bremer Landesbank

GESUALDO CONSORT AMSTERDAM HARRY VAN DER KAMP Leitung

Kirche St. Bartholomäus, Golzwarden ARP-SCHNITGER-FESTIVAL III: ARP-SCHNITGER-ENSEMBLE, MANFRED CORDES Leitung präsentiert von der Bremer Landesbank

DO 01. SEPT / 20 UHR 70,- / 60,- / 50,- / 35,- / 20,- (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen BREMER PHILHARMONIKER KRIST¯INE OPOLAIS Sopran MARKUS POSCHNER Dirigent präsentiert von FIDES

MO 05. SEPT / 20 UHR 60,- / 50,- / 40,- / 25,- / 15,- (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen VIKTORIA MULLOVA Violine KRISTIAN BEZUIDENHOUT Hammerflügel

DI 06. SEPT / 19.30 UHR 70,- / 60,- / 50,- / 35,- / 20,- (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen ACCADEMIA BIZANTINA UND SOLISTEN OTTAVIO DANTONE Dirigent präsentiert von swb

Stiftskirche St. Mauritius & St. Viktor, Bassum THE ENGLISH CONCERT LUCY CROWE Sopran, HARRY BICKET Dirigent präsemtiert von der Kreissparkasse Syke

SA 10. SEPT / 19 UHR / 25,- (ERM. 20,-) BLG-Forum Überseestadt, Bremen MUSIKFEST SURPRISE V: BERTRAND CHAMAYOU Klavier präsentiert von dodenhof – in Zusammenarbeit mit der Philharmonischen Gesellschaft Bremen

St. Lamberti-Kirche, Oldenburg I BAROCCHISTI UND SOLISTEN DIEGO FASOLIS Dirigent präsentiert von EWE

Große Kunstschau Worpswede, verschiedene Preise KÜNSTLERFREUNDSCHAFTEN: ENSEMBLE CONTRASTE BERTRAND CHAMAYOU Klavier, ORCHESTER SPIRA MIRABILIS präsentiert von EWE und der Worpsweder Gesellschaft für Kunst, Kultur und Wissenschaft e. V.

MO 12. SEPT / 20 UHR 85,- / 70,- / 55,- / 40,- / 25,- (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen HÉLÈNE GRIMAUD Klavier präsentiert von der Deutschen Bank

MO 12. SEPT / 20 UHR / 22,- (ERM. 18,-) Schloss Agathenburg (bei Stade) BERTRAND CHAMAYOU Klavier präsentiert von EWE

DI 06. SEPT / 21 UHR / 25,- (ERM. 20,-) BLG-Forum Überseestadt, Bremen MUSIKFEST SURPRISE I: VIKTORIA MULLOVA & FRIENDS präsentiert von dodenhof

DO 01. SEPT / 20 UHR 30,- / 25,- / 20,- (ERM. 20%)

präsentiert von dodenhof

SO 11. SEPT / 12 + 14.30 + 16 UHR

präsentiert von Frerichs Glas

MI 31. AUG / 20 UHR / 25,- (ERM. 20,-)

MUSIKFEST SURPRISE IV: ¯ PERCUSSION SO

Johanniter-Kapelle, Bokelesch / Saterland

präsentiert von der Landessparkasse zu Oldenburg

MI 31. AUG / 20 UHR 105,- / 85,- / 65,- / 50,- / 40,- (ERM. 20%)

BLG-Forum Überseestadt, Bremen

SA 10. SEPT / 20 UHR 50,- / 35,- / 25,- / 15,- (ERM. 20%)

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL VI: KRZYSZTOF URBANIAK Orgel

DI 30. AUG / 20 UHR / 25,- (ERM. 20,-) Kammersaal der Industrie- und Handelskammer Bremerhaven

FR 09. SEPT / 21 UHR / 25,- (ERM. 20,-)

DI 13. SEPT / 20 UHR 30,- / 25,- / 20,- (ERM. 20%) Johannes a Lasco Bibliothek, Emden ORCHESTER SPIRA MIRABILIS

MI 07. SEPT / 20 UHR 45,- / 35,- / 25,- / 20,- (ERM. 20%) Unser Lieben Frauen Kirche, Bremen VIKTORIA MULLOVA Violine OTTAVIO DANTONE Cembalo

ermöglicht durch die NORDMETALL-Stiftung

DI 13. SEPT / 20 UHR 50,- / 40,- / 30,- / 20,- (ERM. 20%) Unser Lieben Frauen Kirche, Bremen ENSEMBLE PYGMALION UND SOLISTEN RAPHAËL PICHON Leitung präsentiert von der SIKORA AG


%FOLFO ' IMFO 8JTTFO

neuen m i t s u g u A Ab 1.

%FS %FVUTDIMBOEGVOL JTU EBT BLUVFMMF *OGPSNBUJPOTQSPHSBNN G S BMMF EJF FT HFOBV XJTTFO XPMMFO .JU /BDISJDIUFO 1SFTTF TDIBVFO VOE 3FQPSUBHFO CFS "LUVFMMFT BVT %FVUTDIMBOE VOE EFS 8FMU %FVUTDIMBOESBEJP ,VMUVS JTU EBT 3BEJPGFVJMMFUPO G S %FVUTDI MBOE )zSFOT VOE 8JTTFOTXFSUFT CFS ,VOTU VOE ,VMUVS 1PMJUJL VOE (FTDIJDIUF 8JSUTDIBGU VOE 8JTTFOTDIBGU %3BEJP 8JTTFO JTU EBT OFVF 8JTTFOTSBEJP G S BMMF EJF CFTPO EFST OFVHJFSJH TJOE 7PO "MMUBHTXJTTFO CJT [VS 8JTTFOTDIBGU 6OE JNNFS FOH NJU EFN *OUFSOFU WFSLO QGU

#SFNFO ¼ #SFNFSIBWFO 0MEFOCVSH ¼ 8JMIFMNTIBWFO

%JF 1SPHSBNNF EFT OBUJPOBMFO )zSGVOLT TJOE .FEJFOQBSUOFS EFT .VTJLGFTUFT #SFNFO 8FJUFSF *OGPSNBUJPOFO )zSFSTFSWJDF PEFS XXX ESBEJP EF

#SFNFO ¼ #SFNFSIBWFO 0MEFOCVSH ¼ 8JMIFMNTIBWFO

fCFS %JHJUBMSBEJP ,BCFM 4BUFMMJU VOE *OUFSOFU XXX ESBEJP EF


MI 14. SEPT / 20 UHR 60,- / 50,- / 35,- / 20,- (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMEN CAMERON CARPENTER Orgel ALEXANDER SHELLEY Dirigent präsentiert durch Die Sparkasse Bremen

VERANSTALTUNGSORTE

TICKETSERVICE

BREMEN UND BREMERHAVEN

TICKET-SERVICE IN DER GLOCKE Domsheide 6–8, 28195 Bremen Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–15 Uhr

ATLANTIC GRAND HOTEL Bredenstraße 2, 28195 Bremen BLG-FORUM ÜBERSEESTADT Am Speicher XI, Cuxhavener Straße 3, 28217 Bremen DIE GLOCKE Domsheide 6–8, 28195 Bremen

MI 14. SEPT / 20 UHR 30,- / 25,- / 20,- (ERM. 20%) Hangar WIKING Helikopter, JadeWeserAirport Wilhelmshaven-Mariensiel HR-BIGBAND, TANIA MARIA Gesang und Klavier präsentiert von NORDFROST, EWE und der WIKING Helikopter Service GmbH

DO 15. SEPT / 20 UHR / 22,- (ERM. 18,-) Jagdschloss Clemenswerth, Sögel präsentiert von EWE

DO 15. SEPT / 20 UHR 60,- / 50,- / 40,- / 25,- / 15,- (ERM. 20%) Stadttheater Bremerhaven PHILIPPE JAROUSSKY Countertenor CONCERTO KÖLN, MARKUS HOFFMANN Konzertmeister

FR 16. SEPT / 20 UHR 60,- / 50,- / 40,- / 25,- / 15,- (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen JANINE JANSEN Violine, ITAMAR GOLAN Klavier präsentiert durch die Oldenburgische Landesbank AG

SA 17. SEPT / 20 UHR 70,- / 60,- / 50,- / 35,- / 20,- (ERM. 20%) Die Glocke, Bremen ORCHESTRE LES SIÈCLES ANNA CATERINA ANTONACCI Sopran FRANÇOIS-XAVIER ROTH Dirigent ermöglicht durch die NORDMETALL-Stiftung

IMPRESSUM Das Magazin erscheint zum MUSIKFEST BREMEN 2011 vom 27. August bis 17. September 2011. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Programmänderungen bleiben vorbehalten. Das Heft wird zum Preis von EUR 2,50 abgegeben.

KOORDINATION DESIGN MARKETING SPONSORING DRUCK

HAUS SCHÜTTING Am Markt 13, 28195 Bremen LANDGERICHT (INNENHOF) Domsheide 16, 28195 Bremen RATHAUS (OBERE HALLE) Am Markt 21, 28195 Bremen ST. PETRI DOM Sandstraße 10–12, 28195 Bremen UNSER LIEBEN FRAUEN KIRCHE Unser Lieben Frauen Kirchhof 27, 28195 Bremen IHK BREMERHAVEN Friedrich-Ebert-Straße 6, 27570 Bremerhaven

CAPRICCIO STRAVAGANTE TRIO

HERAUSGEBER INTENDANZ GESCHÄFTSFÜHRUNG REDAKTION AUTOREN

HAUS DER BÜRGERSCHAFT Am Markt 20, 28195 Bremen

Musikfest Bremen GmbH Prof. Thomas Albert Jörg Ehntholt Carsten Preisler, Silke Schneidewind Jochen Brünner, Dr. Stephan Cartier, Christian Emigholz, Dr. Harald Hodeige, Dr. Ulrich Matyl, Carsten Preisler, Ute Schalz-Laurenze Carsten Preisler, Silke Schneidewind kleiner und bold GmbH, Berlin Marko Tews Lisa Hogrebe Asco Sturm Druck

STADTTHEATER BREMERHAVEN Theodor-Heuss-Platz, 27568 Bremerhaven

TELEFONISCHE KARTENBESTELLUNG Tel.: 0421/336699 KARTENBESTELLUNG PER E-MAIL www.musikfest-bremen.de KARTEN-RESERVIERUNGEN Unabhängig von der gewünschten Anzahl von Karten gegen eine Pauschalgebühr von 3 Euro KARTEN-VERSAND Fürden Postversand berechnen wir eine Pauschalgebühr von 5 Euro (inkl. Reservierungsgebühr) Wir akzeptieren Visa und Eurocard! ABENDKASSE Eine Stunde vor Konzertbeginn, nur Barzahlung möglich (außer Glocke) WEITERE VORVERKAUFSSTELLEN IN BREMEN UND BREMERHAVEN:

DOM ZU VERDEN Domstraße 18, 27283 Verden

WESER-KURIER/BREMER NACHRICHTEN Kartenshop im Pressehaus Bremen, Martinistraße 43, 28195 Bremen, Tel.: 0421/36 36 36 und in allen regionalen Zeitungshäusern

EMSLANDMUSEUM SCHLOSS CLEMENSWERTH 49751 Sögel/Emsland

TOURIST-INFORMATIONEN DER BTZ im Hauptbahnhof und am Liebfrauenkirchhof (Obernstr. 1)

GEORGSKIRCHE WEENER Kirchplatz 3, 26826 Weener

BREMER KARTENKONTOR Zum alten Speicher 9, 28759 Bremen

JADEWESERAIRPORT WILHELMSHAVEN-MARIENSIEL Mariensieler Straße 1, 26452 Sande

NORDSEE-ZEITUNG BREMERHAVEN Obere Bürger 48, 27568 Bremerhaven

JOHANNES A LASCO BIBLIOTHEK EMDEN Kirchstraße 22, 26721 Emden

TOURIST-INFO HAFENPLAZA Am Längengrad, 27568 Bremerhaven

JOHANNITER-KAPELLE BOKELESCH Johanniterstraße 6, 26683 Saterland

WEITERE VORVERKAUFSSTELLEN IM NORDWESTEN:

KIRCHE ST. PETER UND PAUL CAPPEL Arp-Schnitger-Straße, 27632 Cappel

CUXHAVENER NACHRICHTEN Kaemmererplatz 2, 27472 Cuxhaven

KIRCHE ST. WILLEHADI OSTERHOLZ-SCHARMBECK Hinter der Kirche 10, 27711 Osterholz-Scharmbeck

DELMENHORSTER KREISBLATT Lange Straße 122, 27749 Delmenhorst

SCHLOSS AGATHENBURG Hauptstraße 45, 21684 Agathenburg

EMDER ZEITUNG Zwischen beiden Märkten 2, 26721 Emden

ST. BARTHOLOMÄUSKIRCHE GOLZWARDEN Raiffeisenstraße 21, 26919 Brake

TOURIST-INFORMATION OLDENBURG Kleine Kirchenstraße 10, 26122 Oldenburg

ST. CYPRIAN- UND CORNELIUSKIRCHE GANDERKESEE Ring 14, 27777 Ganderkesee

NORDWEST-ZEITUNG Peterstraße 28-34, 26122 Oldenburg sowie in allen Geschäftsstellen

IN DER REGION

ST. LAMBERTI-KIRCHE OLDENBURG Markt 17, 26122 Oldenburg ST. LAURENTIUS-KIRCHE LANGFÖRDEN Lange Straße 27, 49377 Vechta-Langförden ST. PANKRATIUS-KIRCHE NEUENFELDE Organistenweg 7, 21129 Hamburg ST. WILHADIKIRCHE STADE Wilhadikirchhof, 21682 Stade Anfahrtsbeschreibungen zu den einzelnen Spielstätten erhalten Sie beim Ticket-Servive in der Glocke oder unter www.musikfest-bremen.de.

TICKET-POINT STADE in der Birnbaumpassage, 21682 Stade KREISZEITUNG SYKE Am Ristedter Weg 17, 28857 Syke sowie in allen Geschäftsstellen REISEBÜRO WILMERING Große Straße 44, 49377 Vechta VERDENER NACHRICHTEN Große Straße 132, 27283 Verden VERDENER ALLER-ZEITUNG Große Straße 1, 27283 Verden RHEIDERLAND ZEITUNG Risiusstraße 6, 26826 Weener WILHELMSHAVENER ZEITUNG Parkstraße 8, 26382 Wilhelmshaven

BILDNACHWEIS Donna Leon @ Random House, Ensemble Contraste @ Amelie Tcherniak, Spark @ Noam S. Mamane, Bach Collegium Japan @ Marco Borggreve, Masaaki Suzuki @ Marco Borggreve, Enrico Pieranunzi @ Danilo Carriglio, Denis Colin & La Societé des Arpenteurs @ Fabien Monsinjon, Eine Zauberflöte @ Pascal Victor, Peter Brook @ Pascal Victor, Orgel St. Peter und Paul, Cappel @ Beate Ulich, Orgel St. Cyprian- und Cornelius, Ganderkesee @ Patric Leo, Orgel St. Bartholomäus, Golzwarden @ Patric Leo, Orgel St. Pankratius, HH-Neuenfelde @ Hans-Jörg Gemeinholzer, Robin Blaze @ Bob Workman, Peter Kooij @ Marco Borggreve, Emmanuelle Bertrand @ Jean Philippe Voidet, Pascal Amoyel @ Jean Philippe Voidet, Andris Nelsons @ Marco Borggreve, Markus Poschner @ Bremer Philharmoniker, Krist¯ıne Opolais @ Tatyana Vlasova, Lucy Crowe @ Marco Borggreve, Vivica Genaux @ Christian Steiner, Hans-Christoph Rademann @ HL Böhme, Gesualdo Consort@Sjaak Ramakers, Viktoria Mullova @ Sasha Gusov, Kristian Bezuidenhout @ Marco Borggreve, Ensemble Ausonia @ Jean Baptiste Millot, S¯ o Percussion @ Janette Beckman, Bertrand Chamayou @ Thibault Stipal, Hélène Grimaud @ Mat Hennek/DG, Ensemble Pygmalion @ Etienne Gautier, Cameron Carpenter @ Chris Owyoung, Skip Sempé @ Wouter Jansen, Philippe Jaroussky @ Virgin Classics-Simon Fowler, Janine Jansen @ Sara Wilson/Decca, Anna-Caterina Antonacci @ Serge Derossi, Musikfest Bremen-fotoetage

TOURIST INFO WORPSWEDE Bergstraße 13, 27726 Worpswede sowie bei allen weiteren Nordwest Ticketund CTS eventim-Vorverkaufsstellen SERVICE-HOTLINE DER BREMER TOURISTIK-ZENTRALE BTZ: 01805/10 10 30

86|87


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.