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Gesundheitliche Folgen von Tschernobyl 25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe
Eine von Netschaj im Jahr 1996 veröffentlichte Studie über die Entwicklung hämatologischer Erkrankungen in der belorussischen Region Gomel zeigte einen deutlichen Anstieg der Inzidenz bösartiger Bluterkrankungen: Untersucht wurde eine 5-Jahres-Periode vor Tschernobyl und zwei 5-Jahres-Perioden danach. Die Analyse zeigte eine deutliche und stetige Zunahme der Inzidenz Akuter Leukämien, Chronisch-Lymphatischer Leukämien und des Myelodisplastischen Syndroms sowohl im ersten als auch im zweiten 5Jahres-Zeitraum nach Tschernobyl. 176
Tabelle: Inzidenz von Bluterkrankungen im Gebiet Gomel (Anzahl)177 Fünfjahreszeiträume Erkrankung
1981-1985
1986-1990
1991-1995
AL
115
162
210
- davon Kinder
55
71
66
CLL
191
255
266
CML
84
95
147
Erythrämie
42
64
63
Andere CL
50
70
64
Alle Leukämien
482
646
752
Multiple Myelome
50
79
82
Myelodispl. Syndrom
k.D.
8
43
Aplastische Anämie
24
38
22
Tabelle: Anstieg der Inzidenz im 1. und 2. 5-Jahreszeitraum nach der Katastrophe im Vergleich zum 5-Jahres-Zeitraum vor der Katastrophe (absolut(in %)) im Gebiet Gomel177 Anstieg der Inzidenz gegenüber 1981-1985 Erkrankung
1986-1990
1991-1995
AL
+47 (40,9%)
+95 (82,6%)
- davon Kinder
+16 (29,1%)
+11 (20,0%)
CLL
+64 (33,5%)
+75 (39,2%)
CML
+11 (13,1%)
+63 (75,0%)
Erythrämie
+22 (52,4%)
+21 (50,0%)
176 V.V. Netschai, Epidemiologie einiger Blutkrankheiten im Gebiet Gomel in der Zeit vor und der Zeit nach der Katastrophe von Tschernobyl, Tschernobyl, Ökologie und Gesundheit, 2/1996, S. 42-44 (russ.). Strahlentelex, 266-267/ 1998, S. 1f., Im Gebiet Rovno in der Ukraine nahm die Zahl der Blutkrebserkrankungen in den letzten Jahren drastisch zu.