IPPNW forum 145/2016 – Die Zeitschrift der IPPNW

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SOZIALE VERANTWORTUNG

Alle (fünf) Jahre wieder Der Kongress „Medizin und Gewissen“: Ein Interview

Warum findet der Kongress kommenden Oktober statt? Nürnberg bleibt der Ort, an dem sich deutsche Ärzte vor 70 Jahren für ihre Verbrechen während des Faschismus verantworten mussten. Nürnberg ist aber auch der Ort, an dem auf unsere Initiative hin der Deutsche Ärztetag 2012 offiziell die Schuld der deutschen Ärzteschaft im Dritten Reich anerkannte und die Opfer und deren Hinterbliebene um Verzeihung bat. Also ein authentischer Ort deutscher Medizingeschichte. Vor diesem Hintergrund werden wir neue medizinethische Fragen und uns alle betreffende medizinische und gesundheitspolitische Problembereiche ausleuchten und nach Antworten suchen. Dazu ist ein fünfjähriger Abstand zum letzten Kongress ein geeignetes Zeitintervall.

Um welche Themen geht es? In drei Themensträngen – medizinhistorisch, ethisch und gesundheitspolitisch – werden wir neue Ergebnisse und Entwicklungen darstellen, aktuelle kontroverse Diskussionen aufgreifen und mit anerkannten Referenten diskutieren. Zentrale Themen werden sein: medizinische Friedensarbeit, Global Health, Big Data, Menschenrechte in der Medizin, Gesundheitspolitik und Medizin im Dritten Reich. Genaueres ist im Internet unter unserer laufend aktualisierten Kongressseite nachzulesen.

Lohnt sich die Teilnahme auch für Studierende? Darauf kann ich nur mit einem überzeugten Ja antworten. Gerade Studierende wollen sich doch eine reflektierte Meinung

auch über die übergeordneten Fragen des „Arzt-Seins“ bilden. Dies können sie anhand der vielen Themen hier in Nürnberg komprimiert und fundiert tun. Neben den Studierenden sind natürlich Interessierte aus allen Berufs- und Altersgruppen willkommen. Diese Mischung macht’s!

Warum immer wieder Medizin im Nationalsozialismus? Viele Studierende und viele andere wissen darüber zu wenig. Dabei ist dieses Wissen eine Voraussetzung dafür, dass wir im Arbeitsalltag unser ärztliches Handeln immer wieder auf seine Menschlichkeit hin überprüfen. Über die NS-Medizin mehr zu wissen, ist doch Lernen am historischen Objekt. Wie mit einer Lupe können wir dort medizinimmanente Entwicklungen, Verwerfungen erkennen, deren Durchdringung unsere Widerstandskraft heute stärkt.

Was ist das Besondere an Medizin und Gewissen? Die horizontale und vertikale Herangehensweise an die zahlreichen Themen. So werden Entwicklungen, Hintergründe besser sichtbar. Aus dieser Analyse werden wir wie bei den Vorgängerkongressen den Blick nach vorne werfen. Was bedeutet das für unser ärztliches Handeln heute und morgen?

Gibt es herausragende ReferentInnen? Ja. Herausgreifen möchte ich beispielhaft Prof. Klaus Dörner, den immer noch fitten Nestor der deutschen Sozialpsychiatrie und der Euthanasieforschung. Er ist auch der Schirmherr des Kongresses. Oder Prof. Wolf Dieter Ludwig, den kritischen Vorsitzenden der Arzneimittelkommission der Deut16

schen Ärzteschaft. Wir freuen uns auch auf Dr. Monika Hauser von Medica Mondiale oder auf den Menschenrechtler und WHO-Beauftragten Prof. Heiner Bielefeld und auf Michael Wunder vom Deutschen Ethikrat. Allerdings schauen wir nicht auf den großen Namen, sondern eher auf die Qualität der Referenten. Und da brauchen wir uns nicht verstecken. Einmal wird es innerhalb des Kongresses ausreichend Zeit für persönliche Begegnungen geben: in den Pausen, beim Mittagessen und dem „Get together“ am Freitagabend. Außerhalb werden wir Führungen zum „Memorium Nürnberger Prozesse“, dem Doku-Zentrum zur Geschichte der Reichsparteitage der NSDAP und zum Parteitagsgelände anbieten.

Können Sie uns etwas zum Rahmenprogramm sagen? Einmal wird es innerhalb des Kongresses ausreichend Zeit für persönliche Begegnungen geben: in den Pausen, beim Mittagessen und dem Get together am Freitagabend. Außerhalb werden wir Führungen zum „Memorium Nürnberger Prozesse“, dem Doku-Zentrum zur Geschichte der Reichsparteitage der NSDAP und zum Parteitagsgelände anbieten. Programm und Anmeldung unter: www.medizinundgewisssen.de

Das Interview führte die Redaktion mit Elisabeth Heyn und Horst Seithe von der Kongressvorbereitungsgruppe.


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