Intro #234

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#Pop #Kultur #Life #Style #Apokalypse

Die vier Reiter der Apokalypse:

Tame Impala — Endzeit-Spiele — Wolf Alice — Reportage: Der Tag nach Tag X —

Lianne La Havas — Armageddon Styles — Refused — Noah Baumbach — Sleaford Mods

#231 April #234 Juli/August 2015 gratis 2015 www.intro.de gratis www.intro.de


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www.carhartt-wip.com Photography by Joshua Gordon, artwork by Tim Head


#Intro Editorial

#Intro Foto: Meredith Allen

Es ist ja nicht so, dass wir euch den Sommer verderben wollen. Aber eine Themenausgabe, die sich der Apokalypse widmet, schwirrte schon länger in unseren Schädeln herum. Den Auslöser für die Umsetzung lieferte unser Titelact K.I.Z. Die Berliner Provokateure freuen sich auf ihrem neuen Album nämlich sehr auf den Weltuntergang. Allerdings kehren sie die Dystopie zur Utopie um: »Hurra die Welt geht unter!«, skandieren sie und malen sich die neue Welt, wie sie ihnen gefällt. Dass es vor einem Neubeginn knallen muss, nehmen auch sie mit großer Freude wahr – und würden gerne mithelfen. Was liegt also näher, als die vier in die wohl bekannteste Darstellung der biblischen Apokalypse einzuarbeiten? Albrecht Dürer featuring K.I.Z sozusagen – oder umgekehrt. Eins steht fest: Das Ende wird kommen. Aber vielleicht noch nicht in diesem Sommer. Wenn die Welt nicht untergeht, gibt’s das nächste Heft nach unserer Sommerpause im September … Viel Spaß beim Lesen! Daniel Koch (im Namen der Redaktion)

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FERROPOLIS GERMANY

17.18.19 JULY 2O15

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THURSDAY PRE-PARTY AT INTRO TENT BOUNCÉ KNOWLES O GORGON CITY (DJ-SET) O HERCULES AND LOVE AFFAIR POLLYESTER O SANTIGOLD O TREVOR HORN BAND ODODOD

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FRIDAY A-TRAK O ALAN FITZPATRICK O AQUILO O AUTECHRE O BILDERBUCH BONOBO (DJ-SET) O CHRIS LIEBING O CLAPTONE (LIVE) CLARK O CULOE DE SONG O DARK SKY O DASHA RUSH (LIVE) FICKLE FRIENDS O FLUME O GRRR! O HUDSON MOHAWKE (LIVE) JAMIE XX O L‘AUPAIRE O LA ROUX O LONDON GRAMMAR MARCEL DETTMANN O MARKUS KAVKA O MODESELEKTOR BEACH-SET MOGWAI O NILS FRAHM O NOZINJA O RAURY O ROMANO RONI SIZE REPRAZENT (LIVE) O RØDHÅD O SASCHA SCHLEGEL O SCUBA SHURA O SIZARR O TIEFSCHWARZ (LIVE) O TOVE LO O WYOMING O YEARS & YEARS ODODODODODODODODODODOD

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SATURDAY ANNENMAYKANTEREIT O THE BLACK MADONNA O BORROWED IDENTITY CAKES DA KILLA O CASHMERE CAT O DAVID AUGUST (LIVE) O DIE NERVEN DJANGO DJANGO O DORIAN CONCEPT (LIVE) FEAT. CID RIM AND THE CLONIOUS EVIAN CHRIST (LIVE) O FUNKSTÖRUNG O GIORGIO MORODER O GOOD GUY MIKESH HEAD HIGH O JOB JOBSE O JON HOPKINS O KAYTRANADA O KING KONG KICKS KINK O KWABS O KYLIE MINOGUE O LAWRENCE O LENA WILLIKENS O MALKY O MAMA MAREK HEMMANN O MATRIXXMAN O MAX GRAEF & KICKFLIP MIKE (LIVE) O ODESZA RAPHAEL DINCSOY O ROBOT KOCH O RYAN ELLIOTT O SIRIUSMODESELEKTOR STEFFEN BENNEMANN O SVEN VÄTH O TEAM RECORDER O THE BUG O THE DISTRICTS THE ORB O TOCOTRONIC O TÜSN O VON SPAR O WANDA O XXXY O YOUNG FATHERS ZENKER BROTHERS ODODODODODODODODODOD

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SUNDAY ALLE FARBEN O ALT-J O AUDION (LIVE) O AURORA O CATFISH AND THE BOTTLEMEN DAMIAN LAZARUS & THE ANCIENT MOONS O DARWIN DEEZ DEKMANTEL SOUNDSYSTEM O DIRTY DOERING O DJ TENNIS O ELEMENT OF CRIME ELLEN ALLIEN O ERLEND ØYE & THE RAINBOWS O FORMATION O GENGAHR HOT SINCE 82 O HOWLING O IBEYI O JAMIE T O JOY WELLBOY KETTENKARUSSELL (LIVE) O LOCAL SUICIDE O MASSIMILIANO PAGLIARA MATHIAS KADEN (LIVE) O NINA KRAVIZ O PALMS TRAX O PETE TONG O POOL REVOLVER CLUB O RIDE O ROI PEREZ O SEINABO SEY O SOUL CLAP O STEVE RACHMAD TORO Y MOI ODODODODODODODODODODOD

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Das Leben der Anderen

DAS LEBEN DER ANDEREN Wenn jemand an unserer Wall of Fame hängen sollte, dann ist es Alexandra Ruppert. Schließlich ziehen sich ihre Illustrationen seit einigen Monaten durchs gesamte Heft. Für diese Ausgabe hat sie sich noch dazu die PrepperReportage vorgeknöpft. Alex kommt aus Mainz, wo sie Kommunikationsdesign studiert hat; mittlerweile wohnt sie in Berlin. Wenn die Freelancerin nicht gerade auf facebook.com/ wursted vor sich hin prokrastiniert oder sich sonst wie kreativ auslebt, sitzt sie wahrscheinlich an einer neuen wöchentlichen Playlist für ihr Blog weeklysupper.com. Danke, Alex! Alle Bilder, die diesmal unsere Rubriken trennen, entstammen der Reihe »Melting Ice Pops« von Meredith Allen. Die 2011 verstorbene New Yorker Fotografin lässt darin grellbuntes KinderEis vor malerischer Naturkulisse in der Sonne schmelzen. Dank der zerlaufenden Cartoon-Gesichter ergibt das einen bizarren Kontrast, der Weltuntergangsstimmung und Sommeridylle zusammenbringt und damit perfekt zu dieser ApokalypseAusgabe passt. Auf meredithallen.com kann man die Serie in Buchform bestellen.

Vier gegen einen: Das ist die bevorzugte Interviewsituation unseres Titelacts. Unser Autor Konstantin Maier schlug sich dennoch wacker und gab sich nach dem abendlichen Gespräch in der K.I.Z-Propagandazentrale nur symbolisch die Kugel.

Aus der Redaktion Diese illustrierte Familien-Bibel aus dem Jahr 1930 steht im Regal unseres Creative Directors Holger Risse, direkt neben einer Flasche Whiskey. Sie – die Bibel, nicht die Flasche – brachte ihn auf die bekloppte Idee, K.I.Z für unsere Apokalypse-Ausgabe in einen Dürer-Kupferstich einzubauen.

Wolfgang: »Ihr müsst euch schon entscheiden, wen ihr lieber habt: mich oder den Duden.« Holger: »Design ist keine Demokratieveranstaltung.« Christian: »Scheißegal, schreiben wir’s klein!«

Bei dieser Modestrecke wäre man fast nicht verwundert, wenn sich plötzlich Imperator Furiosa mit einer getunten Mad-Max-Karre durchs Bild schieben würde. Für unser Themenheft enterte Fotoredakteurin (und hier auch Fotografin) Frederike Wetzels, links im Bild, gemeinsam mit #Style-Chefin Jenny Weser, Stylistin Alexandra Heckel und unseren Models einen alten Braunkohletagebau.

Philip: »Vor die Türe gehen? So ein Quatsch! Ich höre mir alles als Podcast an.« Frederike: »Kennt ihr diese App, mit der man Babys machen kann?«


Inhalt

INHALT #Intro Bilder von: Olaf Breuning, Petra Collins, Beatrice Eli, Einstürzende Neubauten

#Pop 010

Wagt sich in die Höhle des Löwen: Leon Bridges 014 Von wegen kosmische Zufälle: Flo Morrissey

016

Christian Ulmen: Der ewige Herr Lehmann 018 Auftakt mit: Friska Viljor, Muse, SAFI, Doc Intro, Kratzen & Beißen, Top 7: Filme zur Apokalypse, Powerwolf, Roosevelt, Egon Forever 020

Vier Pferde fahl am Horizont: K.I.Z 034 Haben sich gefunden: Wolf Alice

038

Tame Impala: Schnauze voll – Katerstimmung!

040

Die neuen Bob Marleys? Nö! Refused 044 Cover-Welten: Tornados 046 Full English: Sleaford Mods

048

Musikkarriere dank Mama: MoTrip

050

#Kultur Apokalypse im Videospiel

054

Neue Games: Video- & Brettspiele

056

Fühlt sich nicht wie Mitte 20: Noah Baumbach 058 Neue Filme: Im Kino & auf dem Sofa

060

Crazy Eyes über Orange Is The New Black

066

#Life Reportage: Im Wald mit den Preppern 074 First World Problems: Smart Home 079

#Style Plateauschuhe und entwaffnendes Lächeln: Lianne La Havas 082 Modestrecke: Apokalypse wow!

084

Festival-Outfits 090

#Review Platten vor dem Jüngsten Gericht 094 Neue Platten: A$AP Rocky, Cro, Ducktails, Health, Florence + The Machine, K.I.Z, Major Lazer, Marsimoto, Refused, MS MR und viele mehr 096 Abo 009

#Preview

Impressum 008

Intro empfiehlt 116

Katz & Goldt / Demnächst 130

Kalender 120

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Dein Intro

DEIN INTRO Nr.129 07.2005

KAISER CHIEFS ::: SONS AND DAUGHTERS ::: SLEATER-KINNEY ::: SAINT ETIENNE ::: BILLY CORGAN ::: COLDER ::: JAMIE LIDELL

Und wo warst du im Juli 2005? Intro #129

IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellvertretender Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirector Holger Risse Projektleitung Martin Lippert

Covergeschichte: Als ob es vor zehn Jahren noch kei-

ne Bildbearbeitungsprogramme gegeben hätte. Auf diesem Cover wurden die Köpfe der Kaiser Chiefs jedenfalls mit scharfen Gegenständen ausgeschnitten statt mit der Maus. Im Interview erzählt die Band, wie sie nach etlichen erfolglosen Jahren dann doch noch die Kurve bekam. Storys: Kaiser Chiefs, Röyksopp, Sons And Daughters, Sleater-Kinney, Saint Etienne, Billy Corgan, Colder, Jamie Lidell, Scout Niblett, Tiefschwarz Wichtige Alben: Belle & Sebastian »Push Barman To Open Old Wounds«, The White Stripes »Get Behind Me Satan«, Caribou »The Milk Of Human Kindness«, Brian Eno »Another Day On Earth«, Gorillaz »Demon Days«, Platten vor Gericht: Sieger: Ida – 6,75 Letzter: The Stand – 4,00 Besondere Vorkommnisse: In dieser Kategorie gewinnt eindeutig die Werbung auf Seite 31. Es geht um Zigaretten der Marke Prince und eine Dose Ravioli – in heutigen Biound Gesundheitswahn-Zeiten beides ziemliche Aufreger: Auf dem Bild sieht man einen Festivalbesucher beim Aufwärmen einer Dose mit Ravioli-ähnlichem Inhalt – die Kippe in der einen Hand, den Löffel in der anderen. Headline: »Schmeckt nicht jedem. Gut so!«. Hmmm?! Schlagzeile des Monats: Gerhard Schröder scheitert an der Vertrauensfrage; Terroranschläge auf Londoner UBahnen und Busse; Peter Lustig geht in Rente; Hurricane Katrina verwüstet New Orleans Blume des Jahres: Großer Klappertopf (Rhinanthus angustifolius)

Redaktion Senta Best (#Life), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Ina Halbfass (Lektorat), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (#Review), Jenny Weser (#Stlye), Frederike Wetzels (Foto), Kristina Engel (Lektorat), Sermin Usta (Volontariat) Redaktionsassistenz Alexandra Heckel Live-Redaktion Carsten Schumacher, Julia Brummert, Thomas Lorber Layout Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Philip Fassing, Bastian Küllenberg Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Ada Blitzkrieg, Alex Bohn, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Cay Clasen, Doc Intro, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Marco Fuchs, Boris Fust, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Julian Gupta, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Mark Heywinkel, Moritz Honert, Leopold Hutter, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Sinem Kilic, Dennis Kogel, Matthias Korte, Kerstin Kratochwill, Astrid Kusser, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Nadja Neqqache, Katja Peglow, Kerstin Petermann, Verena Reygers, Henje Richter, Sven Riehle, Martin Riemann, Benedikt Ruess, Thorsten Schaar, Felix Scharlau, Christian Schlodder, Simone Schlosser, David Schumann, Roman Sobota, Hanno Stecher, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Jan Tölva, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Thomas Venker, Daniel Voigt, Linus Volkmann, Annette Walter, Benjamin Walter, Timo Weber, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Anke van de Weyer, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Meike Wolf, Marius Wurth Cover-Illustration Albrecht Dürer, Alexandra Frost, Holger Risse, We are Yawn Fotos Meredith Allen, Patrick Desbrosses, Christine Franz, Jonas Holthaus, Julia Jesionek, Peter Kaaden, Bartosz Ludwinski, Katharina Poblotzki, Jamie Stoker, Svenja Trierscheid, Jan Philip Welchering, Getty Images und Pressebildfreigaben Illustrationen Peter Hoffmann, Alexandra Ruppert Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch PraktikantInnen Dominik Bruns, Dennis Engel, Oscar Fuchs, Jeremy Hermes, Paula Irmschler, Julia Jesionek Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41), Christian Heidrich Abo Chris Heidrich (abo@intro.de) Brandmanagement Eike Wohlgemuth Public & Media Relation Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache.net), Michael Gwiozdzik (michael.gwiozdzik@intro.de) Anzeigen & Administration Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster, Sonja Reitemeier Director Marketing & Sales Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) Marketing & Sales Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Martin Lippert -17 (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken), David Winter -63 (Head of Digital Sales – Marken, Media), Laura Heinrichs -82 (Marken, Media), Backoffice & Digital Ad Management: Sonja Reitemeier -40 & Sabrina Esser -33 Büro Berlin Sebastian Siegmund +49 30 403670511 (Konzertagenturen & regionale Kunden), Frank Straessner +49 30 403670520 (Marken, Media, Musik) Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2015 (Nr. 25 aus 12/14) Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900

Auf intro.de spinnen wir die Sache mit dem Weltuntergang weiter: Unter #Apokalypse versammeln wir alles, was uns zum Thema eingefallen ist. Zum Beispiel unseren Video-Survival-Guide für Hipster. Danach könnt ihr todsicher mit eurer Ray-Ban ein Feuer machen, mit Jute statt Rute angeln und mit eurem toten iPhone einen lebenden Hasen erlegen.

Weil es scheinbar nicht genügend Intro-lesende Tiere gibt, haben wir die Rubrik Mein Tier schweren Herzens abgeschafft – eigentlich … Doch für Schildkröte Lisa konnten wir nicht anders, als sie kurz noch mal hervorzukramen. Merke: Schildkröten lesen laaaangsam, dafür aber sehr, sehr grüüüündlich! Vielen Dank an Sarah Kühn für dieses Bild!

Termine für Nr. 235 / September 2015. Redaktionsschluss: 31.07.2015; Termin- & Anzeigenschluss: 07.08.2015; Druckunterlagenschluss: 14.08.2015; Erscheinungstermin: 24.08.2015 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-geprüfte Auflage & Verbreitung I. Quartal 2015 Druckauflage: 105.246 / verbreitete Auflage: 103.141 (Durchschnittszahlen) Bezugsquellen Erhältlich an 1.261 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud Member of the Hörstmann Unternehmensgruppe


013 Adela J., Zombie aus Köln

»ICH LESE INTRO, WEIL PRINT NICHT TOT IST.«

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Glücklich sieht keines der Models aus, die der in New York lebende Schweizer Künstler Olaf Breuning in seiner Collage »Life II« versammelt hat. Aber so ist es eben, das Leben: Man liegt in Ketten, tanzt mit dem nackten Arsch am Dollar und mag kaum noch ohne Maske aus dem Haus. Oink. Oink. Zu sehen gibt’s Breunings Bilder derzeit in der Metro Pictures Gallery in New York.


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Zwei Einstürzende Neubauten vor bald einstürzenden Altbauten. Oder genauer: FM Einheit und Blixa Bargeld in einem Kreuzberger Hinterhof im Jahr 1985. Das Foto ist Teil der Ausstellung »Geniale Dilletanten – Subkultur der 1980er-Jahre in Deutschland«, die in Kooperation mit dem Goethe Institut im Münchener Haus der Kunst zu sehen ist. Foto: Eva Maria Ocherbauer


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Powergirls aller Länder, vereinigt euch! Die feministische Fotokünstlerin Petra Collins kuratiert in ihrem Bildband »Babe« weltweit die interessanten Mädels mit Message, zum Beispiel Rookie-Gründerin Tavi Gavinson (die auch das Vorwort schrieb) oder die Londoner Künstlerin Maisie Cousins, von der dieses Foto stammt. Moderner Feminismus in cool und rosa.


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Die schwedische Sängerin Beatrice Eli in unserer Rubrik »Vorher/Nachher« – aufgenommen bei ihrer nächtlichen Show am Freitag des Berlin Festivals. Ihr aggressiver Blick geht noch eine Spur krasser: Zum Beispiel wenn man ihr zum x-ten Mal erzählt, dass es da ja auch diese schlagereske Ex-DSDS-Kandidatin gibt, die so ähnlich heißt wie sie. Fotos: Bartosz Ludwinski


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#Pop #Leon Bridges

Leon Bridges

VOM TELLER­WÄSCHER ZUM SOULBOTEN #Pop — Der Begriff »retro« wird gern mit feindseligen Blicken gestraft. Der Amerikaner Leon Bridges wagt sich trotzdem in die Höhle des Löwen und reproduziert auf seinem Debüt »Coming Home« traditionellen Soul bewusst so originalgetreu wie möglich. Unserer Autorin Annett Bonkowski verrät er seine Beweggründe und Ambitionen. Foto: Svenja Trierscheid

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uf der musikalischen Landkarte ist Texas nicht gerade als Hochburg des Souls verzeichnet. Die Stadt Fort Worth und mit ihr der Name des Mittzwanzigers Leon Bridges setzen dem dortigen Country-Monopol nun etwas entgegen: eine Hommage an den Soul der 50er- und 60er-Jahre. Klassische Songs, die wie aus der Zeit gefallen scheinen, aber nicht Bridges erste Wahl auf dem Weg zum Songwriter waren, wie er zugibt: »Ich war zunächst viel mehr an R’n’B interessiert. Als ich aber den Soul für mich entdeckte, wusste ich auf einmal, wer ich bin.« Ein Lächeln huscht ihm bei den Worten »Soul-Revivalist« über das Gesicht, aber diesen Titel mag er sich (noch) nicht ans sauber

gebügelte Revers seines Anzugs heften lassen: »Ich will der heutigen Generation Soulmusik näherbringen, sonst nichts. In meinem Alter gibt es kaum Künstler, die das tun. Schon gar nicht welche, deren Songs dabei so wenig explosiv und schlicht sind wie meine.« Es gibt auch kaum Künstler, die innerhalb von ein paar Monaten ihren Job als Tellerwäscher gegen einen Vertrag beim Label-Giganten Columbia eintauschen, stimmlich mit Sam Cooke oder Otis Redding verglichen werden und nach reihenweise Open-Mic-Nights in Bars plötzlich die Clubs in Übersee bespielen. Bridges hat dafür eine bescheidene Erklärung: »Ich glaube, die Menschen sehnen sich nach einfachen Songs, die Aufrichtigkeit

ausstrahlen. Die Musikindustrie hat das auch erkannt. Es kommt nur darauf an, die Menschen innerlich zu bewegen.« Diesen Nerv trifft die neue Hoffnung des Souls mit seinen traditionell gehaltenen Songs zweifelsohne. Schon kurz nach einer Bar-Begegnung mit den Kollegen von White Denim wurde deren Vintage-Equipment für die analogen Aufnahmen hervorgekramt und damit der Grundstein für das Debüt gelegt. Ein Glücksgriff für Bridge, dem vorerst nur wenig finanzielle Mittel zur Verfügung standen. Da er nun Label-Gefährte von Bob Dylan ist, dürften die klammen Zeiten aber inzwischen passé sein. Einen großen Teil dieses Geldes wird er wohl in Vintage-Läden tragen, denn die sind ein wahres Laster des Textil-Enthusiasten: »Mode hat mich schon immer fasziniert. Besonders die Ära der 50er-Jahre. Ich bin keiner dieser Künstler, die sich auf der Bühne verkleiden. Mein Stil ist derselbe, auch wenn ich Lebensmittel einkaufe oder in den Waschsalon gehe«, versichert uns Bridges, dessen Instagram-Bilder in klassischer SchwarzweißÄsthetik mindestens ebenso viel Schönheit und Subtilität ausstrahlen wie die Songs auf »Coming Home«. — Leon Bridges »Coming Home« (Columbia / Sony) — Auf Tour vom 30.06. bis 15.09.



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#Pop #Flo Morrissey

Flo Morrissey

FOLKGIRL MIT BUSINESS­PLAN #Pop — Schier zauberhaft zeigt sich das hippieske Folkmädchen Flo Morrissey. Hinter ihrem Debütalbum »Tomorrow Will Be Beautiful« steckt aber nicht nur das ausgereifte Talent einer 20-Jährigen, sondern auch konsequentes Karrieremanagement in eigener Sache. Das lernte Verena Reygers im Gespräch mit Morrissey. Foto: Katharina Poblotzki

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ie könnte auch eine vergessene HAIMSchwester sein: Langes glattes Haar, ein mädchenhaftes Gesicht – und dazu dieser entschlossene Zug um die Augen, es ganz nach oben schaffen zu wollen. Das ist aber auch schon alles, was die 20-Jährige Engländerin mit dem kalifornischen Rock-Trio verbindet. Flo Morrisseys Metier ist dramatischer, sanfter Folk mit Hippiecharme. Schmachtend und mit jugendlicher Leidensfähigkeit tritt Morrissey auf – und gilt damit seit den frühen Erfolgen von Laura Marling als eine der angesagtesten Folk-Anwärterinnen Englands. Doch so unschuldig die Musikerin auch dreinblicken mag, ihr vielversprechender Karrierestart ist keineswegs kosmischen Zufällen geschuldet. Im Telefoninterview zeigt sich Morrissey als souveräne und eloquente junge Frau: »Musik ist das, was ich immer schon machen wollte«, erklärt sie, »also habe ich mich um die Dinge

gekümmert, die es mir ermöglichen, als Musikerin mein Geld zu verdienen.« Wenn du Anwalt werden willst, studierst du Jura, wenn du Musikerin werden willst, lernst du ein Instrument, schreibst Songs und suchst dir beizeiten einen Manager. Genau so ist Morrissey vorgegangen. Mit 14 lernt sie Gitarre spielen, gibt den Unterricht aber sehr bald auf, weil sie es mag, Dinge auf eigene Faust herauszufinden. Mit 17 schmeißt sie die Schule, beginnt ihre eigenen Songs ins Netz zu stellen, ebenso wie das selbstgedrehte Video zu »Show Me«. Beides erregt die Aufmerksamkeit von DevendraBanhart-Manager Aram Goldberg. Der lässt Morrisseys Debütalbum in Los Angeles produzieren und ihren Akustikgitarrensound mit Harmonium, Klavier und Harfe polstern. Morrissey verfolgt ihre musikalischen Ambitionen wie einen Businessplan. Dazu gehören auch auf Linie gebürstete Geschichten aus ihrem Privatleben. Wenn es heißt, sie sei mit acht Geschwistern in der Nähe der Portobello Road aufgewachsen, hat man eine charmant-chaotische Hippie-Enklave vor Augen. Tatsächlich aber ist Morrisseys Mutter Helena die Chefin

einer milliardenschweren Londoner Vermögensverwaltung; die Familie mag unweit der Portobello Road leben, aber die führt nun mal durchs Nobelviertel Notting Hill. Kommt die Sprache auf ihre Familie, wird die junge Musikerin vorsichtig, betont aber, wie sehr diese sie einerseits in ihrer Karriere unterstütze, andererseits aber auch für die nötige Bodenhaftung sorge. Für ein harmloses Folkmädchen will die Engländerin ohnehin nicht gehalten werden. »Obwohl es auch diese schüchterne Seite in mir gibt«, räumt sie ein, »versuche ich, beides miteinander zu verbinden: Das verträumte Flower-Girl und die Musikerin, die weiß, was sie will.« — Flo Morrissey »Tomorrow Will Be Beautiful« (Caroline / Universal)


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#Kultur #Christian Ulmen

Christian Ulmen

IN ZWEI ZIELGRUPPEN UNTERWEGS #Kultur — Christian Ulmen ist ein Multitalent. Doch im Kino bleibt er der ewige Herr Lehmann. Den wird er auch mit der Hauptrolle in der Benedict-Wells-Verfilmung »Becks letzter Sommer« wohl nicht los. Martin Riemann spricht mit Ulmen über Rollenklischees und eine mögliche Musikkarriere. Foto: Jan Philip Welchering

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hristian Ulmen weiß, was er will. Schon als Kind hatte er sich in den Kopf gesetzt, für Film und Fernsehen zu arbeiten. Seitdem fiel er als pointierter Moderator, Produzent wegweisender Formate und Betreiber eines eigenen Web-TV-Senders auf. Ach ja, Schauspieler ist er auch noch. Komischerweise scheint er auf Figuren abonniert zu sein, die Probleme haben, sich im Leben zurechtzufinden und in Lethargie zu versinken drohen. Aktuelles Beispiel: »Becks letzter Sommer«, die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Benedict Wells. Darin spielt Ulmen einen vom Leben enttäuschten Ex-Rockmusiker, der am Spagat zwischen Lehrerjob und Muckerfreizeit in aller Stille scheitert. Auf die Frage, warum ausgerechnet ein Macher wie er oft Typen darstellt, die ziellos durchs Leben straucheln, hat Ulmen eine verblüffend einfache Antwort parat, als wir uns beim Interview gegenübersitzen: »Das liegt an meiner ersten Rolle. Was viele Schauspieler als Schublade beklagen finde

ich persönlich nicht schlimm, weil ich lieber in einer Schublade spiele, als gar nicht. Herr Lehmann hat sich eingeprägt, deshalb werde ich für ähnliche Rollen wieder besetzt.« Man könnte sagen, dass die Figur heute so eng mit Ulmen verknüpft ist, wie Hannibal Lecter mit Anthony Hopkins. Auch Becks lakonischer Humor weist Parallelen zu Herrn Lehmanns Mutterwitz auf. Es ist sogar möglich, dass selbst die Literaturvorlage des Films schon mit Ulmen als Besetzung im Hinter- »Was viele kopf entstand. »Au- Schauspieler tor Benedict Wells«, als Schublade erinnert sich Ulmen, »kam schon vor un- beklagen, gefähr acht Jahren finde ich zu mir und sagte: ›Es persönlich gibt Interessenten nicht schlimm, für die Filmrechte an meinem Roman, und weil ich meine Bedingun- lieber in einer gen für den Verkauf Schublade sind, dass du an dem spiele, als gar Filmprojekt beteiligt bist.‹« Ulmen fühlte nicht.« sich von diesem Angebot derart geschmeichelt, dass er zusagte, ohne das Buch gelesen zu haben. Dass es um einen sympathischen Verlierer gehen würde, konnte er sich wahrscheinlich schon denken. Im Gegensatz dazu sind die Figuren, die sich Ulmen für seine eigenen Formate ausdenkt, oft eher monströs. »Ich bin quasi in zwei Zielgruppen unterwegs: ›Maria ihm schmeckt’s nicht‹-Zuschauer kennen nicht zwangsläufig Uwe Wöllner und umgekehrt. Das läuft komplett unabhängig voneinander, und beides macht mir viel Spaß.« Spaß gemacht hat ihm auch die Zusammenarbeit mit Tobias Jundt von Bonaparte, der die Musik für »Becks letzter Sommer« schrieb. Von ihm lernte Ulmen die Melodien, die er als Musiklehrer Beck spielt. Doch obwohl er im Film überzeugend performt, wird es wohl in Zukunft nicht auch noch Musik von Ulmen geben: »Ohne tiefstapeln zu wollen: Es sind wirklich keine komplizierten Dinge, die ich da mache.« War das schon einmal ein Argument, keine Popmusik zu machen? Nun, im Herbst spielt er dafür im Film »Macho Man« die Hauptrolle. Stichwort: zwei Zielgruppen. — Christian Ulmen »Becks letzter Sommer« (D 2015; R: Frieder Wittich; D: Christian Ulmen; Friederike Brecht; Nahuel Pérez Biscayart / Kinostart: 23.07.2015) — Intro Previews am 16.07. in Köln und Berlin www.intro.de/previews


So war’s im SEAT CUPRA CAMP bei Rock am Ring! »DIE HABEN’S GUT!«

Das Wetter hat es den Festivalfans bei Rock am Ring in diesem Jahr wirklich nicht leicht gemacht. Erst war es brüllheiß, dann kam der große Sturm. Den Gewinnerinnen und Gewinnern im SEAT CUPRA CAMP konnte das alles aber nichts anhaben. Dank SEAT konnten sie nicht nur das großartige Konzertprogramm des Festivals erleben, sondern auch noch Komfort der Sonderklasse genießen. Los ging’s für die CUPRA Camper schon am Donnerstag. Am Lagerfeuer konnten sie Singer/Songwriter Honig lauschen und später mit den DONOTS schnacken und in Ruhe ein Bier trinken. Dazu gab’s Snacks vom Grill und die Möglichkeit, eine Runde im Whirlpool baden zu gehen. Zum Schlafen ging es dann nicht ins Zelt, sondern in einen kleinen Bungalow. Sicher vor Hitze und Regen, einigermaßen schallgeschützt und sehr gemütlich konnten die CUPRA Camper dann entspannt von den Konzerten der nächsten Tage träumen. Doch bevor die DONOTS am frühen Nachmittag auf der SEAT Volcano Stage das Festival eröffneten, ging es für die CUPRA Camper erst mal zum Fahrsicherheitszentrum. Dort konnten sie den neuen, 280 PS starken SEAT Leon ST CUPRA beim Fahrsicherheitstraining auf Herz und Nieren prüfen. Damit die CUPRA Camper den Auftritt der DONOTS auf keinen Fall verpassten ging‘s danach mit dem Helikopter zurück zum Festivalgelände. Für alle anderen Festivalbesucherinnen und – Besucher gab es dank SEAT aber ebenfalls ein buntes Programm. Direkt neben dem CUPRA CAMP war ein Slalom-Parcours aufgebaut. Hier wirbelten Profi-Fahrer die Festivalfans bei einer Taxifahrt in den SEAT CUPRA Modellen ordentlich durch. Etwas harmloser aber nicht weniger lustig ging’s beim SEAT CAR-A-OKE zu: Im Auto durfte nach Herzenslust gesungen werden, das Ganze wurde auf einer Großleinwand für die anderen Festivalfans übertragen, ein Film davon konnte dann später mit nach Hause genommen werden.

DAS KLINGT SUPER? DAS SEAT CUPRA CAMP IST AUCH BEI ROCK’N’HEIM ZU GAST. WER DABEI SEIN MÖCHTE, KANN SICH BEWERBEN AUF INTRO.DE/POPMUSIK/SEAT-CUPRA-CAMP


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#Life #Style

Mach’s dir selbst #4 Tim Burton #Life — Falls euch während der nächsten Apokalypse im Fallout-Bunker die Satellitenschüssel kaputtgeht oder der Weg durchs zerstörte Ödland zur nächsten Automaten-Videothek zu beschwerlich ist, könnt ihr die aufkommende Langeweile mit diesem Bastelbogen ausmerzen: Einfach an den vorgegebenen Rändern ausschneiden und falzen. Schon seid ihr in der Lage, sämtliche Tim-Burton-Filme für die mutierte Familie nachzuinszenieren. Illustration: Peter Hoffmann

#Tech-Talk

ROOSEVELT ÜBER DEN JAHTARI KORG MONOTRON DELAY #Style — Mitte Juli erscheint auf dem Londoner Label Greco Roman die neue RooseveltSingle »Hold On«, die Shoegaze mit House zusammenbringt. Am 20. August wird Roosevelt gemeinsam mit Von Spar und Woman beim »Sound of Cologne«-Abend der c/o pop spielen. Hier stellt er uns eines seiner Lieblingstools vor.

»Alles fing an, als ich mir das Boiler Room Set von Axel Boman angeschaut habe. Dort mischt er immer wieder Klänge eines kleinen Effekt-Synthesizers in seine Tracks. Auch nach einem ausgereiften Google-Marathon konnte ich diesen Synthesizer nicht identifizieren. Da wir kurz vorher noch neue Musik ausgetauscht hatten, fragte ich ihn einfach, was es mit dem Gerät auf sich hat. Nach etwas Überzeugungsarbeit bekam ich dann den Hinweis: Jahtari, ein »Digital Laptop Reggea«(sic!)-Label aus Leipzig, baut aus Korg Monotron Delays, die von Korg eher als Spielzeug auf den Markt gebracht wurden, ein Komplettpaket in Sachen dubbige Filter-Effekte. Das Ganze basiert zwar komplett auf der Platine des für 50 Euro erhältlichen Korg Delays, hat aber

tolle zusätzliche Features: einen Filter mit Resonance-Einstellung; außerdem kann man den Pitch komplett per Regler steuern. Zudem ist es in ein Commodore C64 Floppy Case eingebaut, inklusive acht original MinimoogPotis. Man muss sich sein Gerät speziell in Leipzig fertigen lassen, aber seitdem ich es habe, benutze ich fast nichts anderes mehr für zusätzliche Filter-Sweeps und Effekte in allen Produktionen. Mittlerweile ist der Jahtari Korg Monotron Delay ein fester Bestandteil in meinen Live- und DJ-Sets.


LONDON CALLING

BerLIN RosenthaleRstRasse 31, 10178 BeRlin KรถLN ehRenstRasse 6, 50672 Kรถln


Mehr Informationen und Tickets unter fourartists.com

BOY

SAFI

EIN LAUTES RÄTSEL

WE WERE HERE TOUR 2015

29.10. BREMEN • 30.10. DÜSSELDORF • 31.10. ERLANGEN • 02.11. WIEN • 03.11. GRAZ 04.11. LINZ • 05.11. ULM • 08.11. STUTTGART • 09.11. MÜNCHEN • 10.11. BERN 12.11. LUZERN • 13.11. BASEL • 14.11. ZÜRICH • 15.11. HEIDELBERG 17.11. FRANKFURT • 18.11. DORTMUND • 20.11. OSNABRÜCK • 22.11. LEIPZIG 23.11. BERLIN • 24.11. HANNOVER • 25.11. HAMBURG

MARSIMOTO NACHTMENSCH TOUR 2015

24/25.11. HAMBURG • 27.11. ROSTOCK 28.11. FRANKFURT • 30.11. ZÜRICH 01.12. WIEN • 02.12. ULM 06.12. LEIPZIG • 07.12. MÜNCHEN 09.12. WÜRZBURG • 10.12. MANNHEIM 12.12. SAARBRÜCKEN • 13.12. BIELEFELD 15.12. KÖLN • 16.12. DORTMUND 17.12. BREMEN • 19.12. BERLIN

27.10. WIEN • 28.10. MÜNCHEN • 29.10. LEIPZIG 30.10. BERLIN • 31.10. MÜNSTER • 02.11. KÖLN 03.11. STUTTGART • 04.11. FRANKFURT 05.11. NÜRNBERG • 06.11. WEINHEIM • 08.11. DRESDEN 09.11. HAMBURG • 10.11. BREMEN • 11.11. HANNOVER

WHATS GOES NEXSCHT TOUR

11.09. KIEL • 12.09. DRESDEN • 13.09. FULDA 15.09. DÜSSELDORF • 16.09.DORTMUND • 17.09.OSNABRÜCK 18.09. ROSTOCK • 19.09. BREMEN • 20.09. OLDENBURG 22.09. SAARBRÜCKEN • 23.09. ASCHAFFENBURG 24.09. REGENSBURG • 25.09. STUTTGART 26.09. KARLSRUHE

L I V E S O M M ER 2 0 15

04.07. HANNOVER • 11.07. FREIBURG 12.07. MÜNCHEN • 17.07. DEICHBRAND FESTIVAL 24.07. KARLSRUHE | 25.07. SINGEN 27.07. WINTERBACH | 31.07. L-BEAUFORT 01.08. SOUND OF THE FOREST • 07.08. BAD OEYNHAUSEN 08.08. ROTTENBURG • 14.-16.08. HIGHFIELD FESTIVAL 23.08. CH-GAMPEL OPEN AIR | 03.09. BOCHUM 04.09. BERLIN

25.11. DORTMUND • 27.11. HEIDELBERG 28.11. WIESBADEN • 29.11. ERLANGEN 01.12. HANNOVER • 02.12. BREMEN 05.12. LEIPZIG • 06.12. STUTTGART 07.12. DÜSSELDORF • 09.12. MÜNCHEN 10.12. ZÜRICH

05.10. REGENSBURG • 06.10. WIEN • 08.10. MÜNCHEN 09.10. MANNHEIM • 10.10. KÖLN • 12.10. SAARBRÜCKEN 13.10. ZÜRICH • 15.10. KONSTANZ • 16.10. OSNABRÜCK 17.10. KIEL • 19.10. HANNOVER • 20.10. BOCHUM 22.10. ERLANGEN • 23.10. REUTLINGEN • 24.10. FREIBURG 26.10. FRANKFURT • 27.10. ULM • 28.10. GÖTTINGEN 30.10. OLDENBURG • 31.10. HAMBURG • 02.11. LEIPZIG 03.11. DRESDEN • 05.11. ROSTOCK • 06.11. BERLIN

#Pop — Die Künstlerin aus Leipzig, die sich hinter den vier großen Buchstaben SAFI verbirgt, schreit ebenso oft wie sie singt. Auf ihrem zweiten Album »Janus« liefert sie erneut positiv-aggressive Songs ab. Aida Baghernejad traf sie zum Gespräch in Berlin.

S

echs Jahre ist es her, dass SAFI ihr erstes Album veröffentlichte. Eine lange Zeit. Die allerdings auch mit einem Fingerschnippen vorbei sein kann. Zum Beispiel für die seltsam alterslose Frau, die sich hinter dem Künstlernamen SAFI verbirgt und die letzten sechs Jahre konstant mit der Produktion ihres Debüt-Nachfolgers »Janus« verbracht hat. Dafür ist sie zwischen Leipzig, Berlin und L.A. hin- und hergejettet. Ein Leben aus dem Koffer und zwischen den Welten. Das dabei entstandene Album klingt dennoch wie aus einem Guss, obwohl es auf einen langwierigen Entstehungsprozess zurückblickt. »Wir haben die Stücke immer wieder ausgegraben und umgeformt, wie eine Skulptur«, erklärt SAFI. Herausgekommen sind Songs voller Wut und Leidenschaft, begleitet von aggressiven Gitarren und Schlagzeug, gekrönt von einer Stimme, die mal nach Reibeisen und mal nach Oper klingt. SAFIs deutsche Texte stehen aber eindeutig im Mittelpunkt: »Es sind assoziative Stimmungsbilder, Netze, die sich über Situationen spannen«, erklärt sie. Momente und Gedanken kommen

wie eine Collage zusammen und werden dem Hörer mit einer immensen Wucht vor den Latz geknallt. »Für mich ist diese Energie aber gar nicht aggressiv, sondern etwas Positives!«, sagt SAFI. Musik als Ventil für die Wut, die überall um uns herum ist. Doch explizit politisch oder gar persönlich möchte sie ihre Musik nicht verstanden wissen: »Es ist eher eine Performance, die in dem Moment entsteht, ein Synonym.« Und jeder Auftritt steht für sich, ist lebendig und verändert sich. Ihre Person ist dabei völlig irrelevant. Auch die visuelle Seite, die sie alleine und mit Freunden aus ihrer Studienzeit an der Leipziger HGB gestaltet, zeigt das: Die Frau am Mikrofon bleibt lieber im Ungefähren, im Schatten – schließlich steht die Musik im Vordergrund. — SAFI »Janus« (PIAS / Rough Trade) — Auf Tour vom 25.06. bis 18.07.


#Top 7

APOKALYPSE IM KINO 1 Wyrmwood (2014) Der australische Regisseur Kiah RoacheTurner verbindet »Mad Max« mit »Dawn Of The Dead« und schickt die Untoten auf die Straße. Die knapp 90 Minuten von »Wyrmwood«, der im Frühling bei den Fantasy Filmfest Nights lief und Anfang August auf DVD und Blue-Ray erscheint, gönnen keine Atempause und sparen nicht an grellen Figuren.

#Kultur — Die Freiheitsstatue versunken im Sand oder ein Spaziergang durchs menschenleere London. Das apokalyptische Kino hat keinen Mangel an starken Bildern. Erst vor wenigen Wochen wirbelte der jüngste Teil der »Mad Max«Reihe mächtig Staub auf. Diese sieben Filme an der Schwelle zum Weltuntergang solltet ihr gesehen haben.

2 Surf Nazis Must Die (1987)

3 The Road (2009)

4 Day Of The Dead (1985)

Wir schreiben die nahe Zukunft. Ein Erdbeben hat die Küste Kaliforniens in Schutt und Asche gelegt. Es herrscht das Chaos und an den Stränden haben verschiedene skurrile Gangs das Sagen. Die schlimmste von ihnen: die Surf Nazis. Der Film aus der legendären TromaSchmiede war bis 2012 in Deutschland indiziert und bietet Exploitation in Reinform. So leidenschaftlich schlecht, dass es einfach nur fantastisch ist.

Ein Vater und sein Sohn auf dem Weg durch das entvölkerte Amerika. Viggo Mortensen brilliert als wortkarger Protagonist, der sein einziges Ziel stoisch verfolgt: den Nachwuchs in Sicherheit zu bringen. Ein bedrückend ruhig erzählter Endzeitfilm, der sich bei der Darstellung der kargen Landschaft von den Schäden des Hurrikan Katrina inspirieren ließ.

Ein Klassiker im Apokalypse-Kosmos sind Zombies. Der dritte Teil von George A. Romeros ikonischer Untoten-Saga spielt zu großen Teilen in einer kargen unterirdischen Militäreinrichtung und rückt die Psyche der Lebenden in den Mittelpunkt. Die Zombies bilden hier nur den Rahmen für Machtspiele und Moral.

5 A Boy And His Dog (1975)

6 Children Of Men (2006)

7 Waterworld (1995)

Im Jahr 2024 ist die Erde nur noch ein staubiges Niemandsland. Durch die trockene Einöde streift Don Johnson alias Vic und kommuniziert telepathisch mit seinem Hund, der für ihn Frauen erschnüffelt, die Vic vergewaltigen kann. Als Belohnung gibt es ein Leckerli. Was sich wie ein derber, chauvinistischer Scherz liest, entwickelt sich rasch zum grotesk-psychedelischen Genre-Meisterwerk.

Der Fortbestand der Menschheit ist in akuter Gefahr. Bis 2027 haben alle Frauen der Erde die Fähigkeit verloren, Kinder in die Welt zu setzen. Das Auftauchen der schwangeren Kee kommt da einem Wunder gleich, das allerdings nicht alle positiv aufnehmen. Besonders das als Polizeistaat regierte Großbritannien ist not amused. Gut, dass Clive Owen da ist, um die illegale Einwanderin zu beschützen.

Eine Materialschlacht von Kevin Kostner voller Story-Schwächen und Ungereimtheiten. Dafür aber mit Wellenreiten und postmodernen Piraten. Ein Film, der weniger Tiefgang hat, als die in ihm auftauchenden Wasserfahrzeuge. Aber seien wir doch mal ehrlich: »The Roadwarrior« im Meer? Einfach ein völlig größenwahnsinniger Spaß.

Text: Bastian Küllenberg


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#Pop

Mein Song und seine Geschichte

FRISKA VILJOR »SHOTGUN SISTER« #Pop — Joakim Sveningsson und Daniel Johansson haben bei fast jeder ihrer zahllosen Live-Shows in den Lauf der »Shotgun Sister« geblickt und sich von ihr zu lauten »La la la«-Gesängen exekutieren lassen. Für uns steigen Friska Viljor gemeinsam in die alkoholvernebelte Zeit hinab, in der sie diesen Song gleich zweimal aufnahmen. JS: Eine schnellere Version des Songs trägt

den Titel »We Are Happy Now (La La La)« und befindet sich ebenfalls auf unserem Debüt »Bravo!«. Ich weiß gar nicht mehr, warum wir ihn noch einmal einspielten. Ich glaube, uns gefiel der Gedanke, den gleichen Song zweimal auf einer Platte zu haben. Außerdem nahmen wir die erste Version mit unserem Handy auf, was sicher zu Lasten des Sounds ging. Das liegt sehr lange zurück und passierte in einer Zeit, in der wir die Sache mit dem Alkohol oft übertrieben haben. Dementsprechend vernebelt ist meine Erinnerung. Aber als wir »Shotgun Sister« im Studio einspielten, fühlte ich zum ersten Mal, wie sich etwas fügte, etwas klick machte. Daran kann ich mich genau erinnern. DJ: Der Typ, dem das Studio gehörte, fing an zu weinen, als er uns diese Version spielen hörte. Es war das erste Mal, dass ich so eine Reaktion auf unsere Musik sah. Bisher hatten nur wir dazu geweint, was wir heute noch manchmal tun. Wir hatten noch nicht mal einen Bandnamen, alles war sehr fahrig und strukturlos, aber da merkte ich, was wir bewegen können. JS: In »Shotgun Sister« geht es um die Enttäuschung gegenüber der Frauenwelt, die Daniel und ich damals teilten. Im Rückblick erscheint uns das selbst etwas übertrieben und wehleidig, aber wir waren gerade an einem Punkt in unserem Leben, an dem wir beide enttäuscht und belogen worden waren. DJ: Obwohl es ein düsterer,

depressiver Song ist und wir den Text heute in unserem glücklichen Familienleben kaum noch nachfühlen können, lieben wir »Shotgun Sister« sehr. Jedes Mal wenn wir ihn singen, gibt es diese ganz besondere Verbindung mit dem Publikum, die sämtliche Trauer und Verbitterung, die dieses Lied mal in sich trug, vergessen lässt. Und ich frage mich manchmal: »Bringen wir gerade wirklich Tausende Menschen, dazu ›La la la‹ im Falsett zu singen?« JS: Deutschland war immer sehr gut zu uns. Hier hatten wir unsere ersten großen Erfolge, hier spielten wir im letzten Jahr im Huxley’s in Berlin unsere bisher größte Soloshow. Das verdanken wir auch »Shotgun Sister«. Nicht nur deshalb werde ich nie ein schlechtes Wort über diesen Song verlieren, selbst wenn er uns irgendwann zum Halse raushängt. Aufgezeichnet von: Daniel Koch — Friska Viljor »My Name Is Friska Viljor« (Crying Bob / Cargo / VÖ 26.06.2015) — Auf Tour vom 30.10. bis 14.11.

Friska Viljor »Shotgun Sister« See I’ve been tryin to live this life With no success cause I will die You’ve heard this one too many times But I have to say it anyhow She’s standing right there by my house Armed she’s going to take me out One shot for every wrong I’ve done I’ll be hard to recognize I want to show you how I Feel good in every moment I have to get that through to you It’s up to you to tell if I’m saying things that you can Believe and make your final call Shotgun sister Waiting for me Shotgun sister Please let me live Lyric I would like for you to hear That we are happy now La la la la la la la ... I am convincing like a chair When I say I feel better She looks at me like I’m not there I’m waving my hands in the air I want to show you how I Feel good in every moment I have to get that through to you It’s up to you to tell if I’m saying things that you can Believe and make your final call Shotgun sister Waiting for me Shotgun sister Please let me live I would like for you to hear That we are happy now La la la la la la la ...


„DIE MARTIN-LUTHER-KING-STORY”INTRO

®

#Kurzer Prozess Unplugged

POWERWOLF BLESSED & POSSESSED #Pop – Ruhe im Saal, jetzt fällt der Hammer. Linus Volkmann rechnet jeden Monat mit einem besonderen Endmonster von Album ab. Dieses Mal trifft es die albernen Totenpriester mit dem deutschrumänischen Sänger. Stichwort: Transsilvanien, ähm, Powerwolf! Fakt

Fazit

Viele Vollzeit-Indies, SleeplessRaver und Rap-Ultras kennen diese Band aus Saarbrücken nicht. Dabei landete ihr letztes Album »Preachers Of The Night« auf Platz eins der deutschen Verkaufscharts. Ja, dagegen guckt Haftbefehl in die Tonne und Tocotronic drehen sich in der Bibliothek rum (schafften es beide Acts mit ihren aktuellen Veröffentlichungen nur auf Rang 4 beziehungsweise 3).

Das neue Album bringt dabei vor allem textlich die krude Mischung der Band aus christlicher und satanischer Symbolik aufs nächste Level. Erneut trägt ja auch bereits der Albumtitel diese übergeschnappte Dichotomie in sich. Übrig bleibt ein originelles Schaf im Powerwolfpelz, von dessen trashigem Elan sich auch diesmal wieder nicht nur Metal-Fans überrumpeln lassen werden. Ich kann nichts dafür, ich liebe es!

Verhandlung

— Powerwolf »Blessed & Possessed« (Napalm Records / Universal / VÖ 17.07.)

Powerwolf besitzen ein unwiderstehliches Erfolgsprinzip: Ihre Musik simuliert maximale Härte, ihre von Leichen-Make-up geprägte Inszenierung beschwört das Extreme. Doch bei genauer Betrachtung entblättern sich Cheesiness und ein mit Gitarrenwänden und Chören aufgebrezelter Kinderlied-Faktor.

GEWINNER

OSCAR

BESTER SONG NOMINIERT

OSCAR

®

BESTER FILM

„MUSS MAN GESEHEN HABEN“ DAILY TELEGRAPH

“DER WICHTIGSTE FILM DES JAHRES” TIME

— Auf Tour vom 10.07. bis 05.09.

#Redaktionstipp

Michael Cho »Shoplifter« Eine junge Frau und die Ohnmacht im Alltag. Michael Cho erzählt in »Shoplifter« eine prototypische Geschichte aus dem Leben moderner Großstädter Ende 20. Die Graphic Novel ist wie ein guter 90-Minüter auf den Punkt erzählt und die Figuren sind glaubhaft dargestellt. Bastian Küllenberg (Online-Redakteur)

Ab 2. Juli auf DVD, Blu-ray und als Video on Demand!


#Life #Style

Doc Intros Lexikon der Musikerkrankheiten

eine reduzierte Gestik und Mimik, Schlafstörungen und nicht selten depressive Anzeichen. Das oben bereits angesprochene Maß der Erkrankung reicht von Folge 4: Schizophrenie einmalig über schubweise bis hin zum dauerhaften Auftreten. #Life — Rockmusiker wie Peter Green von Neben dem genetischen Aspekt Fleetwood Mac oder Syd Barrett von der Entstehung einer Schizophrenie, bei der im Gehirn die BotenPink Floyd sind ebenso betroffen wie stoffe Dopamin etwas durcheinKlassikvertreter Frederic Chopin oder andergeraten, spielen natürlich Robert Schumann. Doch auch der psychosoziale Elemente und schmuddelig-lustige Violonist beim Prägungen eine große Rolle. So können Auslöser für schizophrene Lieblingsitaliener nebenan bleibt nicht Episoden großer Stress oder Droverschont. Sie alle eint eine Krankheit: genkonsum sein. Vielleicht liegt die Schizophrenie. Eine Krankheit, bei der hier ein weiterer Zusammenhang so mancher Erkrankter das Ende der Welt zu kreativen Menschen oder Musikern im Speziellen. und die dunklen Mächte, die dieses bringen Bei der Behandlung der Schizowird, vor Augen hat. phrenie muss seit Einführung von Antipsychotika und PsychotheraGenialität und Wahnsinn – oder sagen wir lieber künst- pie selbst bei schweren Fällen zum Glück nicht mehr auf lerischer Beruf und psychische Erkrankung – treten ge- neurochirurgische Maßnahmen zurückgegriffen werden. häuft gemeinsam auf, wie ein isländisches Forscherteam Vieles ist bei Experten allerdings immer noch umstritten herausgefunden hat. oder ungeklärt. Das beginnt mit dem Namen (SchizoAber was genau ist diese Schizophrenie überhaupt, phrenie = griechisch für gespaltene Seele), der allerdings an der laut Statistik circa ein Prozent der Bevölkerung nichts mit einer gespaltenen Persönlichkeit zu tun hat. wenigstens einmal im Leben in unterschiedlichem Maße Außerdem ist ungeklärt, warum Kinder, die die ersten 15 erkrankt? Schizophrenie ist eine tiefgreifende, psychische Jahre ihres Lebens in der Stadt verbracht haben, bis zu Erkrankung, die mit Veränderungen der Gedanken, der dreimal häufiger erkranken. Wahrnehmung und des Verhaltens einhergeht. SchiAber bitte macht euch jetzt keine Sorgen, liebe Stadtzophrenie-Patienten sind zeitweise nicht in der Lage, Kids, im Gegenzug winkt ja vielleicht eine große Karriere. zwischen Wirklichkeit und Wahn zu unterscheiden. Per Und Straßenmusiker werden ebenfalls immer gebraucht. Definition können die sogenannten positiven wie negaEuer vom Land stammende und durchaus unkreative tiven Symptome auftreten, wobei dies in dem Fall keine Wertungs-Bezeichnung ist. Typische Positiv-Symptome Doc Intro. sind das Hören von Stimmen und das Gefühl, verfolgt zu werden oder andere Formen der Halluzination. Auf der Seite der Negativ-Symptome stehen zum Beispiel

#App des Monats

Urban Jungle Street View #Style — Sicher kennt ihr doch auch diese Tage, an denen ihr euch wünscht, das Thema mit der Menschheit sei durch, die Apokalypse ausgebrochen und ihr selbst im »I Am Legend«-Style der Letzte, der das Licht ausmacht. Genau für diese Stimmung hat der schwedische Programmierer Einar Öberg diese Google-Maps-Applikation entwickelt. Inspiration lieferte ihm dabei allerdings nicht der eben genannte Blockbuster, sondern das Spiel »The Last Of Us«. Für die Umsetzung zapfte Öberg die Google-Schnittstelle an, eigentlich ein klassischer, also verbotener Hack. »Es ist mir egal, ob Google die Seite wieder offline nimmt, es war ein Experiment, das mir in erster Linie Spaß machen sollte«, erzählt Öberg in der britischen Wired-Ausgabe. Google scheint’s allerdings eher zu gefallen – Urban Jungle Street View ist noch immer online und inzwischen auch auf allen mobilen Geräten nutzbar. Also: Einfach den Link öffnen, Wunschadresse eingeben und sich am zugewucherten Anblick ergötzen. Die Apokalypse war gestern, ihr habt endlich Ruhe. — inear.se/urbanjungle

Illustration: Alexandra Ruppert

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Das Konzert Deines Lebens

Du, Sunrise Avenue und Mazda

Wenn Du wirklich drüber nachdenkst, sind die Konzerte, an die Du dich tatsächlich erinnern kannst, immer die in den kleinen Clubs. Die, wo Bands sich nur wenige Meter von Dir entfernt die Seele aus dem Leib gespielt haben. Die, wo die Spritzer von Schweiß und dem Bier des Sängers auf Deinem T-Shirt landeten. Das sind die Konzerte, die Du immer wieder so erleben willst. So ein Konzert wartet nun wieder auf Dich: MAZDA lädt zu einem Gig ein, der nicht weniger als das Konzert Deines Lebens sein könnte! Am 17. Juli. Im Cassiopeia in Berlin. Nur Du und 200 andere Menschen. Und auf der Bühne stehen dann Sunrise Avenue. Es gibt nur diese eine Chance, die finnischen Rocker in so kleinem Rahmen zu sehen. So nah wie noch nie, und wohl auch nie mehr danach. So heiß, so eng, so laut. Nur für Dich, nur mit MAZDA. So, wie Rock’n’Roll eben sein soll. Die Tickets für dieses Konzert gibt es nirgends zu kaufen, nur zu gewinnen. Alle Infos findest Du auf www.mazda.de/konzert-deines-lebens oder auf der Facebook-Seite von MAZDA.

Das Konzert Deines Lebens: Sunrise Avenue. Im Club. Exklusiv möglich gemacht von MAZDA. Leidenschaftlich anders.


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#Style #Life

Schatzparade

DINGE, DIE DICH WOLLEN #Style – Intro sammelt jeden Monat nerdige Schätze für insgesamt unter 100 Euro – aus dem Internet und der echten Welt.

Superhelden-Selfie-Kit Tagsüber brav hinterm Schreibtisch hocken und nachts die Welt retten? Das ist dank dieser freshen Utensilien ab jetzt kein Problem mehr. Zumindest auf dem Papier, ähm, Selfie. Gesehen für € 6,95 bei radbag.de

Luftpolsterfolienanzug Wer das dringende Bedürfnis nach festen Umarmungen verspürt, sollte es mit diesem Anzug versuchen. Dem zart ploppenden Geräusch zerplatzender Luftpolsterfolie kann schließlich keiner widerstehen, oder? Für € 19,95 gesehen bei getdigital.de

Turntable Nagelpfeile Du hast dir noch nie mit einem Turntable die Nägel gefeilt? Dann wird’s aber Zeit! Schließlich schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: gleichzeitig feilen und cool was hermachen. Für nur € 4,90 bei schoener-festiveln.de

SUMME

Zuckerwatte-Maschine Neuerdings ziert diese zuckersüße Zuckerwatte-Maschine unser Büro. Seitdem sie hier untergebracht ist, versüßt sie unseren drögen Büroalltag – und die Kaffeemaschine guckt in die Röhre. Gibt’s für schmale € 39,95 bei radbag.de

71,75


Kratzen & Beißen

Gegen die Gegenwart

ABSOLUTE VIELFALT MIT ABSOLUT VODKA AUF DEM CSD 2015!

#Life — Hoher Besuch in unserer RandaleKolumne: Als wir in London mit Graham Coxon über die Blur-Reunion sprachen und ihm von unserer Apo­kalypse-Ausgabe erzählten, steigerte er sich in eine muntere Hasstirade gegen die Jetztzeit. Die hatte er sich als Kind viel bunter ausgemalt.

Illustration: Alexandra Ruppert

Mir ist es egal, wann und wie die Welt untergeht. Ich finde sie gerade jetzt fürchterlich deprimierend. Dabei habe ich mich als Kind sehr auf diese Zeit gefreut. Ich war großer Fan der Kinderbücher von Ladybird Books, vor allem der Bände, in denen das Leben in der nahen Zukunft ausgemalt wurde. Es gab bunte Bilder von verrückten Raketen, mit denen die Menschen schon 1999 zu ihren Wohnungen auf dem Mond flogen. Na ja, 1999 ist lange vorbei und inzwischen muss ich mir eingestehen, dass die Realität wenig mit dem gemein hat, was mir damals als Zukunft verkauft wurde: Die heutige Technik ist verrückt, die Welt an sich ist verrückt und man hat das Gefühl, als sei nichts wirklich sicher. Meiner Meinung nach war das vergangene 20. Jahrhundert eine einzige vertane Chance. Was hätte man in dieser Zeit alles erreichen können?! Und stattdessen erinnert man sich in erster Linie an große Kriege. Die Technik ist fortschrittlicher denn je und trotzdem investiert man Abermillionen in sinnlose Gadgets, die kein Mensch braucht. Wird durch eine iWatch etwa das Leben besser? Nein. Wir sollten damit aufhören, jeglichen Fortschritt positiv zu bewerten. An meinen beiden Töchtern sehe ich die gleiche Entwicklung, die ich in der ersten Lebenshälfte durchleben musste. Wenn du klein bist, bekommst du nicht mit, wie schlimm es um die Welt steht. Du schaust keine Nachrichten, du spielst mit deinen Freunden Krieg und tust so, als bewirfst du sie mit Granaten, ohne zu wissen, was das eigentlich alles bedeutet. Dieses Unschuldige geht nach und nach verloren – ein langsamer Verlust, der wohl erst mit dem Tod endet. Meine größere Tochter ist im Teenager-Alter; sie ahnt schon so langsam, wie schrecklich diese Welt da draußen ist. Eine deprimierende Erkenntnis. Aufgezeichnet von: Daniel Koch

Absolut Vodka feiert mit allen Besuchern des CSD 2015 die Vielfalt unserer Gesellschaft. Ganz im Sinne des Künstlers Gilbert Baker, der die Regenbogen-Flagge zum Symbol einer ganzen Bewegung machte, feiert Absolut Vodka als offizieller Partner des Cologne Pride mit allen Besuchern die Vielfalt unserer Gesellschaft. Mit dem Wunsch, zu inspirieren, setzt auch die Absolut Colors Edition damit ein knallig buntes Zeichen für Toleranz und Respekt. Leckere Absolut-Drinks gibt es an allen Theken des Festivals und der offiziellen Bar am Kölner Heumarkt. Auch ihr bekommt die Möglichkeit, Teil der Absolut-Bewegung zu werden. Gewinnt zwei Plätze auf dem ersten Absolut-Truck in der Geschichte des CSD, Zugang zur offiziellen SEXY-Abschlussparty und obendrein eine 4,5 Liter Magnumflasche in den leuchtenden Farben des Regenbogens. Um an der Verlosung teilzunehmen, ladet euer Foto bei Instagram hoch und tagged es mit #myabsolutpride oder schreibt eine Mail an absolutcolors@intro.de (Einsendeschluss: 02.07.15).


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#Pop

Muse

ENDZEIT ALS BLOCKBUSTER #Pop — Ein Themenheft zum Weltuntergang? Da darf ein Interview mit Matt Bellamy nicht fehlen. Der Muse-Kopf hatte schon immer ein Faible für paranoide Dystopien. Für das neue Album hat Bellamy wieder einen Feind der Menschheit ausgemacht: »Drones«. Lena Ackermann ließ sich die Hintergründe erklären.

»Drones« erinnert an einen Endzeit-Blockbuster, es zeichnet ein ziemlich düsteres Bild von der Zukunft…

Wenn ich ein Konzeptalbum plane, ist es, als würde ich eine persönliche Reise durchlaufen. Ich brauche einen Aufhänger, etwas, das mich emotional berührt und das gleichzeitig einen größeren Zusammenhang herstellt. Für mich war der Aufhänger die Drohne, die eine entscheidende Trendwende repräsentiert. Es geht darum, inwiefern Technologie die menschliche Empathie angreift, vielleicht sogar völlig ausschalten kann. Die Geschichte des Albums repräsentiert den Moment, in dem wir Drohnen entwickeln, die selbst entscheiden können, ob sie einen Tötungsbefehl ausführen.

weitergibt. Irgendwie waren bislang also Menschen beteiligt. Aber nun wird darüber diskutiert, dass die Maschinen diese Entscheidungen selbstständig übernehmen. Also ein Terminator-Setting?

Ganz so einfach ist es vielleicht nicht. Ich glaube, dass im 21. Jahrhundert menschliche Werte wie Emotion, Empathie oder Irrationalität systematisch angegriffen und ausgeschaltet werden sollen. Heutzutage stehen sich in einem Krieg keine Männer und Frauen mit Waffen gegenüber, heute werfen Roboter Bomben ab. Gleichzeitig beschäftige ich mich auf »Drones« mit der Wesensstruktur eines Psychopaten. Psychopaten sind Menschen, die keine Empathie besitzen, wodurch sie in der Lage sind, sehr effizient zu agieren. Ich Ein Moment, der wohl nicht mehr in allzu denke, die Ähnlichkeit zwischen Robotern weiter Zukunft liegt? und Psychopaten ist ziemlich groß. Zumindest ist die Frage mittlerweile bereits ethisch diskutiert worden. Bisher gab es den — Muse »Drones« (Warner) militärischen Ausdruck: »kill decision«. Soll ein Tötungsbefehl zum Beispiel von Drohnen ausgeführt werden, muss zunächst ein Kommandant gefragt werden, der den Befehl anschließend von einem Politiker absegnen lassen muss und dann an die Maschinen

#Redaktionstipp

Ian F. Svenonius »22 Strategien... ...für die erfolgreiche Gründung einer Rockband«: Ich mache mir keine Illusionen, dass sich heute noch ein Musiker Illusionen macht, von seiner Rockband leben zu können. Dementsprechend kann man den Ratgeber-Faktor von Ian Svenonius (Sänger bei großen Soulpunk-Bands wie Nation Of Ulysses, The MakeUp, Weird War, Chain And The Gang) getrost vernachlässigen. Was bleibt ist ein Buch, das mit einer anregenden Mischung aus Humor und Haltung all die Illusionen karikiert, die sich junge und dumme Rocker jahrzehntelang über ihren »großen Durchbruch« machten. Christian Steinbrink (Redakteur #Review)


caroline Mit

durch den Sommer 2015

Sophie hunger_ Antem ASque_ D e A t h F r o m A b ov e 1 9 79 _ Wo l F A l i c e _ m A t t h e W h e r b e r t _ tA m e i m pA l A _ i r o n A n D W i n e & b e n b r i DW e l l _ h e A lt h _ 5 0 c e n t _ cAtFiSh AnD the bot tlemen_ b e n jA m i n c l e m e n t i n e _ S e A S i c k S t e v e _ Aze AliA bAnkS_ l Aur A m Arling_ gl ASS Anim AlS_ ben khAn_ Flo morriSSey_ Son lux_ A u g u S t i n e S _ gA z c o o m b e S _ j oA n n A g r u e S o m e _ t o r m i l l e r _ beAr'S Den_ robert Delong_ zhAl A_ ShAnnon SAunDerS


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#Promotion

jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz

DAS QUIZ #234 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um die Berliner HipHop-Posse K.I.Z Los geht’s: 1. Wofür steht K.I.Z laut Bandhymne?

2. Wie heißt das neue Album?

F Keine innere Zuversicht

O Hurra die Welt geht unter

I

F Hurra die Sintflut ist da

Kurze intensive Zusammenarbeit

B Kannibalen in Zivil

F Hurra der Kobold mit dem roten Haar

3. Wie heißt es im »Kannibalenlied«?

4. Wer war kein K.I.Z-Gast beim splash!-Auftritt 2014?

W »Drüben gibt es fetten Kohl, den ich hol’«

J Berliner Kneipenchor

O »Hater, da habt ihr den Salat«

V Mille Petrozza

A »Dein Badewasser sauf ich als Dessert«

M Die apokalyptischen Reiter

Die Gewinne Pearl Drumkit zum Start von »Whiplash«

Humphrey’s × Hombre Sonnenbrillen

Lock ’n’ Roll Reisekoffer

Bacardí Streng limitiertes Set

Casio – brandneue Damenuhr von Sheen

sphe.de

humphreys-eyewear.de

americantourister.de

bacardi.com

sheen-watches.eu / casio-europe.com

Virtuos inszeniert und mit einem pushenden Jazz-Soundtrack ausgestattet, ist der Oscar®-prämierte Musik-Thriller Whiplash geradezu eine körperliche Film-Erfahrung. Sollte euch beim Schauen der Blu-ray nicht schon der Schweiß auf der Stirn stehen, verlosen wir ein Pearl Target-Schlagzeugset. »Whiplash« ist auf Blu-ray, DVD und als VoD erhältlich.

Der Sommer ist da – die Tage sind länger, die Sonne präsenter und eine Sonnenbrille im Repertoire ist notwendig. Da passt es gut, dass wir zusammen mit Humphrey ’s gleich fünf mal die Fatcap 2 Sonnenbrille aus ihrer Kollektion mit dem Graffiti-Künstler Pablo Fontagnier aka Hombre verlosen!

Der Lock ’n’ Roll von American Tourister ist in Europa hergestellt und bietet ein Packvolumen von 106 l. Sanft gleitende Rollen sorgen für perfekten Bewegungskomfort. Als Check-in Gepäck ist er ebenso ideal, da er mit seinem 158 cm die Größenbestimmungen der meisten Fluggesellschaften erfüllt. Gewinne einen Lock ‘n’ Roll in blau für deine nächste Reise.

1862 hat Don Facundo Bacardí Massó die Rumherstellung revolutionär verändert. Jetzt ist es Zeit für eine neue Revolution: Wir verlosen ein exklusives und streng limitiertes Bacardí Set, das nicht im Handel erhältlich ist. Mit dabei ist auch Bacardí Carta Oro, der bereits im Jahr 1900 bei der Erfindung des Original Cuba Libre verwendet wurde.

Sheen, die neue Damenuhren-Marke von Casio vereint leuchtende Farben mit strahlender Eleganz. Das große Gehäuse der neuen Sheen verleiht ihr einen einzigartigen, auffälligen und zugleich filigranen Look. Wir verlosen eine SHE-3024GL-5AEF in Kupfer, mit echten Swarovski Steinen und Lederarmband.

Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 23. August. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


#Pop

Foto: Meredith Allen

#Pop K.I.Z laden zur »Götterdämmerung«, der dunkle Himmel kündet schon davon. Dazu gönnen wir uns ein Eis und ein »Full English«-Frühstück mit den Sleaford Mods. Falls es uns danach noch gibt, verbringen wir den Sommer mit Wolf Alice, Tame Impala, Refused und MoTrip, der uns von seiner Mutter erzählt.

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#Pop #K.I.Z #Apokalypse

»Ich sah vier Pferde fahl am Horizont. Die darauf saßen, deren Name war: Kannibalen in Zivil, kurz K.I.Z. Und die Apokalypse folgte ihnen nach.« So könnte man – frei nach Offenbarung Jesu Christi an den Apostel Johannes, Kapitel 6 – diese Titelstory einleiten. Konstantin Maier traf die Band in ihrem Propaganda-Büro in Berlin und ließ sich erklären, warum K.I.Z die Apokalypse als Befreiungsschlag sehen.

K.I.Z

GÖTTERDÄ


#Pop #K.I.Z #Apokalypse

ÄMMERUNG V

ier Reiter sind gekommen, um die Apokalypse einzuläuten. Sie heißen: Tarek Ebéné, Maxim Dürner, Nico Seyfried und Sil-Yan Bori (DJ Craft), besser bekannt als K.I.Z. Seit gut zehn Jahren reiten sie schon durch Rap-Deutschland, von ihrem hohen Ross bekommt sie so schnell keiner runter, eher gibt es einen Tritt ins Gesicht. Lauthals verkünden sie dieser Tage: »Hurra die Welt geht unter«. Die Schreie sind so laut, dass das deutsche Feuilleton erschrickt, es spürt die Säulen wackeln. Revolution schön und gut: Aber muss das gleich so weit gehen? Ja, muss es. Zumindest wenn es nach K.I.Z geht. Die Apokalypse verstehen sie als Befreiungsschlag. »Habt keine Angst«, scheinen sie zu sagen. »Es geht um diese Welt und die Verhältnisse, die jetzt bestehen. Es muss nicht alles vorbei sein, aber die vorherrschenden Ordnungen müssen zusammenbrechen. Nur so kann Neues entstehen«, so die fast schon prophetischen Worte von DJ Craft. Nicht umsonst trägt er auch den seherischen Namen DJ Auge. In dem gleichnamigen Titelsong des am 10.07. erscheinenden Albums »Hurra die Welt geht unter«, skizzieren K.I.Z eine Welt nach der Apokalypse – eine Welt, in der es kein Geld, keinen Neid, keinen Besitz mehr gibt. Drogen kann man nehmen, so viel man will, Sex ist überall möglich. Ihre Utopie klingt ein wenig nach linkem HippieTraum. »Kleidung ist gegen Gott / wir tragen Feigenblatt / schwingen an Lianen über’n Heinrichplatz / und die Alten erzählen vom Häuserkampf / beim Barbecue in den Ruinen der Deutschen Bank / Vogelnester in einer löchrigen Leuchtreklame / wir wärmen uns auf an einer brennenden Deutschlandfahne«. Eine bessere Welt unter der Herrschaft des K.I.Z-Pimmel-Notenständers, der zurzeit noch ihr Bandlogo ziert?

Ich bring euch alle um

Dass im Moment einiges falsch läuft, dürfte den meisten klar sein. Doch ein bloßes Unwohlgefühl reicht K.I.Z nicht mehr, sie gehen weiter. Ihre Single »Boom Boom Boom« macht ernst, darin jagen sie Anzugträger und sich selbst. Täter und Opfer sind nicht mehr zu trennen. Das Video dazu ist eine Art Best-of der Lynchmord-Methoden. Hetzjagd, Entführung, Enthauptungen, die an den Islamischen Staat erinnern, ein 20-cm-Jagdmesser durchschneidet einen Hals, Aufregung ist vorprogrammiert und einkalkuliert. Doch die Message ist dieses Mal nicht wie sonst bei K.I.Z üblich in dicke Schichten von Ironie gewickelt. »Wir haben einen neuen Weg eingeschlagen und erreichen damit auch andere Leute. Mehr als solch einen direkten Song zu schreiben, kann man nicht K.I.Z Bandname machen. Er ist eine Ansage, nicht mehr und Die Band spielt seit Beginn nicht weniger«, lässt Nico verlautbaren. Doch ihrer Karriere in Interviews mit ihrem Kürzel K.I.Z. Mal keine Angst, auf dem Album findet sich noch steht es für »Klosterbrüder durchaus Platz für überdrehten K.I.Z-Humor, im Zölibat«, manchmal perverse Rollenprosa und Rudelbums. Nur aber auch für »Künstler in Zwangsjacken«, »Kriegsvertritt an manchen Stellen der beliebte satirische brecher im Zuchthaus«, Humor einen Schritt zurück und macht Platz »Karotten Ingwer und für den selten gesehenen Gast »ernst gemeinte Zwiebel« oder »Kreuzritter in Zentralasien«. Am ehesStellungnahme«. ten können sie sich wohl

Lippenbekenntnisse

auf »Kannibalen in Zivil« einigen.

Dass sich K.I.Z so klar zu einem Lager bekennen, war nicht immer so. Noch auf ihren ersten Platten »Deutschrapkettensägenmassaker« und »Hahnenkampf« bekannten sie sich vor allem zum Hass. In welche Richtung der ging, war allerdings unklar. Unter anderem richtete er sich gegen

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#Pop #K.I.Z #Apokalypse

Mütter, die Gesellschaft und dich. Mit gezielter Provokation stießen K.I.Z der eigenen Zielgruppe immer wieder vor den Kopf und sorgen für Verwirrung: Wie meinen die das jetzt? Auch Intro war sich damals nicht so sicher, ob K.I.Z zu den Guten gehören. Der ex-stellvertretende Linus Volkmann Chef des Magazins Linus Volkmann sprach Hat zu allem und jedem damals sogar einen Redaktionsbann für K.I.Z eine starke Meinung »und aus. »Das war’s hier mit K.I.Z!« das ist auch gut so, wir Wie kam das bei der Combo aus Berlin an? brauchen mehr Männer wie ihn«, meint Tarek von K.I.Z. »Wir haben viel gelacht und mittlerweile ist Das finden wir natürlich Linus auch geläutert«, so Nico. »Es hatte vielauch. leicht auch was mit der Zeit zu tun. Wir waren einfach zu schnell für alle. Die haben so lange Marcus Staiger gebraucht, um es zu verstehen.« Linus bestätigt Langjähriger Freund der das: »Tatsächlich hat sich in der MedienlandBand, der das Independentschaft eine Art neue Kompetenz entwickelt, Rap-Label Royal Bunker in Berlin betrieb. Das Label mit solchen Inhalten umzugehen«. Und er hat so einige Rapper aus gesteht: »Insgeheim fand ich die Texte auch Berlin berühmt gemacht, unglaublich gut, nur halt ein bisschen zu prounter anderem Kool Savas, Ekko Fresh, Prinz Pi, Die vokant und zu gewalttätig.« Damals schrieb Sekte und natürlich K.I.Z. er noch: »Und falls das nur Provokation sein sollte, die ist eh uncool.« Heute, acht Jahre, später dürfte sich diese Sichtweise geändert haben. In der Nachschau zeigen sich die frühen K.I.Z als der größtmögliche Beweis für die Existenz von Selbstironie und Sprachgefühl inmitten von Plattenbau, Kampfhund und Drogendeal. Laut Nico liegt das ein Stück weit daran, dass Satire mittlerweile salonfähig wurde. »Sei es durch die Macher von South Park, die jetzt irgendwelche BroadwayShows machen können«.

Fickt euch alle! Und wo wir gerade von Ex-Chefs sprechen. Auch Marcus Staiger, der früher das Berliner Rap-Label Royal Bunker betrieb, interessierte sich erst einmal nicht für K.I.Z. Er kann sich an das erste Treffen nicht mal mehr richtig erinnern. Heute sind sie froh, dass er sie damals nicht genommen hat. »Was wir da vorgelegt haben, war auch scheiße«, so Tarek, »außerdem ist durch diesen Korb der K.I.Z-Style vielleicht erst entstanden. Wir haben dann gedacht: Fickt euch alle!«. Und das ist es, was viele erfolglose oder auch erfolgreiche Rap-Kombos von K.I.Z unterscheidet. »Mach einfach, guck aber, dass du Spaß dabei hast. Wenn du Spaß dabei hast und es funktioniert: geil. Wenn nicht, hast du wenigstens Spaß gehabt. Die ganzen Leute, die sich dabei verausgaben und verzweifelt versuchen, den Popsong zu schreiben, werden irgendwann kirre. Vielleicht haben sie Erfolg, dann sind sie nicht zufrieden mit ihrer Kunst, aber haben trotzdem Geld oder sie verbittern einfach«, erzählt Maxim im Gespräch über damals. Staiger sieht in vielen Dingen die Stärken von K.I.Z: »Schon früher wollten sie jede Show spielen, jeden Hinterhof abfeiern, bei keinem Battle kneifen. Die sind live einfach eine Macht.« Wer schon auf einem Konzert der Provo-Proll-Porno-Rap-DadaBande war, der weiß, was gemeint ist. Wohl niemand hat die Massen mit so einer Wolllust im Griff wie die Kannibalen. So formen sie das hörige Fußvolk wie einen nassen Matschklumpen. Sie spielen mit dem Publikum, machen affige Massenbewegungen, kochen die Stimmung bis weit über den Siedepunkt, kalkulierte Eskalation. Alles schreit. Jede Zeile sitzt auswendig wie ein geschrienes Gebet. Eine Show wie eine Götterdämmerung. Und auf der Bühne vier gleich aussehende Götzen, ihre Botschaft »Du Hurensohn« schreien alle mit, egal ob Irokese, Baggypants oder

Neon-Sonnenbrille. Bei K.I.Z waren sich zum ersten Mal viele einig, die sich sonst nie einig waren. Verbrüderten sich unter Bierduschen, während die Kreuzberger RapGruppe Fleisch von der Bühne warf.

Nico: Punk’s not dead Unser Gespräch findet in den Räumen ihres Managements statt, in dem auch das Propaganda-Büro seine Heimat hat, das man in den Videos zum Album sehen kann. Nico trinkt Bier und raucht, stützt seine Stirn zwischendurch auf den Tisch. Er lässt sich innerhalb der Band noch am meisten im Punk verorten, ist eher Iro- statt BasecapTräger. Heute trägt er ein Shirt von der Punktruppe Die Kassierer und hat eine Stimme wie ein Reibeisen. Früher schraubte er Beats mit seiner Playstation zusammen und auch heute noch verbringt er viele Nächte rauchend im Studio. Nach der Schule in Berlin-Hermsdorf schuftete er erst mal, studierte im Anschluss Soziologie und spielte in einer freien Theatergruppe. Das hat aber nicht hingehauen, weil K.I.Z dazwischengrätschte. »In meiner Jugend ging es mehr ums Saufen und Kiffen. Mit 17, 18 Jahren bin ich ein politischer Mensch geworden.« Und daraus macht er in seinen Texten keinen Hehl, die Message ist eindeutig, wenn er in »Boom Boom Boom« rappt: »Für’s Gewissen zehn Euro spenden / dann kommen die hoffentlich nicht über die Grenzen / und holen sich alles zurück / vielleicht lieber doch die Waffenlieferungen canceln?«. Hier ist nichts mehr ironisch codiert, es gibt keine Doppelbödigkeit. Ist denn der entpolitisierte Durchschnittsbürger schuld an allem? »Die Leute haben trotzdem Mitleid. Die denken vielleicht: ›Ich will eigentlich gar nicht, dass so viele Leute sterben.‹ Aber dann muss man sich eben selbst ändern. Dieses Deutschland funktioniert nur, wenn die Grenzen zugemacht werden und deswegen Menschen sterben«, antwortet Nico. Auf die Frage, ob sie denn ihre Zuhörer jetzt wachrütteln oder bekehren möchten, antwortet er: »Es wäre schön, wenn wir das könnten. Aber jemanden, der jahrzehntelang Scheiße gefressen hat, kannst du nicht mit einem Song bekehren.«


#Pop #K.I.Z #Apokalypse

Maxim: »Rap ist für Verlierer« Maxim ist unheimlich groß, hat stahlblaue Augen und ist ein hellwacher Geist. Zwischendurch erzählt er, dass er sich neulich ein Literatur-Interview durchgelesen hat, in dem ein YouTube-Format vorgestellt wird, das Philosophen in zehn Minuten erklärt. »Ich habe mir Nietzsche und Marx reingezogen. Ihnen wird im Video unterstellt, dass sie ausschließlich Missstände kritisieren, aber keine Ideen haben, wie es besser gehen soll. Das fand ich eine krasse Frechheit!« Wenn jemand ganz genau sage, warum etwas nicht funktioniert, dann ergebe sich doch daraus die Lösung. »Da muss man eben selbst mal nachdenken, wie es weitergeht.« Solche Einwände sind in einem Gespräch mit Maxim nicht selten. Seine Eltern haben vielleicht nicht viel Geld gehabt, dafür aber ein volles Bücherregal. Er flog von der Grundschule und wurde in eine französische Schule gesteckt. »Dass ich Franzose bin, hat mir damals bildungstechnisch den Arsch gerettet«. Als wir drüber reden, was Rap und der IS gemeinsam haben könnten, weil dazwischen immer wieder eine Verbindung hergestellt wird, liefert er eine wohlreflektierte Antwort: »Ich glaube, dass sowohl Rap als auch diese Art der Religiosität Verlierer ansprechen. Das ist die Gemeinsamkeit.« Das habe vor allem einen technischen Aspekt. Rap sei nicht akademisch, man brauche keine Ausbildung dafür, es sei technisch extrem simpel, man brauche keine Band, müsse keine Instrumente spielen können, könne mit einem Rechner ein ganzes Album machen. »Das ist der erste Grund, warum Rap die Getto-Musik schlechthin ist.« Und immer wenn Maxims Ansichten in Verdacht geraten, bildungsbürgerlich zu klingen, fügt er Sätze hinzu wie: »Aber dieses Unakademische, dieses Unschulische, das finde ich super. Keiner interessiert sich dafür, ob du gut Deutsch kannst und wie richtig deine Sätze sind. Das macht für mich Straße aus: keine Regeln, keine Institution.«

Tarek: Nobodys Darling Tarek ist mehr so der Typ mit lebendiger Gewaltfantasie und gerissenem Witz. In letzter Zeit scheint er viel gepumpt zu haben, eine Art Bosstransformation zeichnet sich unter seinem T-Shirt ab. Was er nicht leiden könne, sei eine Überinterpretation seiner Texte: »Es ist einfach nervig, wenn Leute sagen, ihr habt da noch eine viel tiefere Botschaft hinter eurem Text. Nein, stimmt nicht, manchmal will ich eben irgendwelche Mütter beleidigen und frauenfeindliche Sachen rappen, einfach weil ich es lustig finde.« Daran gäbe es nichts zu interpretieren. K.I.Z lassen sich eben nicht gerne eingrenzen. Sie lassen sich weder vom bürgerlichen Diskurs vor den Wagen spannen, der eine Rechtfertigung für das Hören von aggressiven und asozialen Songs sucht und sich heimlich über die Zügellosigkeit der Frauenverachtung freut, noch von Aggro-Fanboys, die manche Gewaltübersteigerungen für voll nehmen. K.I.Z stehen für die Straße wie sonst keine Band in der Rap-Landschaft, weil die Straße weder eine Sartre-Vorlesung noch ein Jay-Z-Video ist. Bei ihnen geht es um eine Art von Cleverness, die man nur da draußen lernt, wo das richtige Leben passiert. Und genau da ist allerdings auch manchmal kein Platz für Humor, das scheinen sie auf »Hurra die Welt geht unter« mehr denn je verinnerlicht zu haben. In Stücken wie »Freier Fall« thematisiert Tarek ganz unpeinlich und authentisch das Aus einer Beziehung. In ungewohnter Weise wird die ironische

Deckung mal runtergenommen und Angriffsfläche zugelassen. »Es ist ja auch etwas Entwaffnendes. Schwäche zeigen ist auch Stärke.« Der Widerspruch bleibt wichtiger Bestandteil von K.I.Z. Teils wirkt ihre Botschaft wie die grundsätzlichste Kritik an uns Menschen überhaupt. Warum müssen wir immer alles so ernst nehmen? Warum brauchen wir für alles eine Schublade, ein Lager, eine Positionierung? Sich das Leben als bloßen Dualismus zu denken, ist zu wenig. Schwarzweiß-Denken führt nur in die Kategorien-Sackgasse. Das heißt aber auch, dass Songs wie »Was willst du machen« – in dem es heißt »Du Opfer was willst du machen, überall sind Kanaken« – rechte Ressentiments bedienen können, denn Ironie ist nicht jedes Idioten Sache. Idioten haben es lieber gradliniger. Auch der »Biergarten Eden« schien noch für den dümmsten Glatzkopf geöffnet zu haben, der die Ironie hinter dem Song nicht versteht. Doch ist es nicht schon seit den Nazipunks ein gängiger Move, sich die kulturellen Codes des Feindes anzueignen, Die Kassierer um diese dadurch auszuhöhlen, zu entradika- Deutsche Punkrock-Band lisieren und zu entkräften? In der Frühphase um Wolfgang »Wölfi« Wendland aus Bochum. vieler Punk-Bands wie den Ramones (»Blitz- Ihre Texte beschäftigen sich krieg Bob«), den Sex Pistols (»Belsen Was A mit Besäufnissen, Gewalt Gas«) oder The Clash (»White Riot«) war es und Sexualität. Außerdem engagiert sich Wölfi poliverbreitet, mit Neonazismus zumeist offen, tisch für die Anarchistische ironisch und satirisch zu kokettieren. Humor Pogo-Partei Deutschlands kennt keine Grenzen, sagt man. Doch die gibt (APPD). Aktuell ist er als Kandidat für die Bürgeres. Schlauer Humor hört bei der Dummheit meisterwahl in Bochum am des Publikums auf. Doch das kann man K.I.Z 13. September gelistet. Wir drücken ihm die Daumen! sicher schlecht vorwerfen. Mit »Hurra die Welt geht unter« verlassen K.I.Z sich auf bekannte Talente, ohne sich zu Politischer Mensch wiederholen. Die Band entwickelt sich mit Nico und Maxim engagierjedem Album und zeigt jeder Erwartungshal- ten sich 2012 ebenfalls für Die Partei. Nico sprach sich tung den Mittelfinger. Sie bleiben der stolze damals mit weißgepuderter Notenständerpimmel, der ihr Logo ziert und Nase für eine Aufhebung eine Diktatur unter einer solchen »Vorhaut- des Speedlimits aus. Beide traten als Spitzenkandidaschaft« scheint tausendmal erträglicher als ten im Bezirk Friedrichsdas Elend in der Tagesschau. hain-Kreuzberg für die — K.I.Z »Hurra die Welt geht unter« (Vertigo Berlin / Universal / VÖ 10.07.2015) — Auf Festivaltour vom 10.07. bis 23.08. — Intro präsentiert die Tour vom 13.11. bis 18.12.

Wahl zum Abgeordnetenhaus an.

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#Pop #Wolf Alice

Wolf Alice

DAS NÄCHSTE GROSSE DING

Gerade erst dem Teenie-Alter entwachsen, verdrehten Wolf Alice 2013 mit nur einer Handvoll Songs der Musikwelt den Kopf. Während sie von allen Seiten in der Grunge-Schublade verstaut werden, lassen sie auf ihrem Debüt »My Love Is Cool« die Genregrenzen verschwimmen. Mihaela Gladovic traf Sängerin Ellie Rowsell und Schlagzeuger Joel Amey zum Interview in Berlin. Foto: Jamie Stoker

S

chon wieder eine blutjunge britische Indie-Band, bei der sich sämtliche Musikjournalisten nach nur zwei EPs vor Freude in die Hose machen. Von Magazinen und Musik-Bloggern mit Lobhudeleien überschüttet, betitelte die BBC Wolf Alice bereits nach ihren ersten Veröffentlichungen im Jahr 2013 als »most-blogged-about-band«. Ein Jahr später heimsten sie den Preis des »Best Breakthrough Artist« bei den UK Festival Awards ein. Mit ihrem ersten Longplayer »My Love Is Cool« beweisen Ellie Rowsell (Gitarre, Gesang), Joel Amey (Schlagzeug), Joff Oddie (Gitarre) und Theo Ellis (Bass) jetzt ihre musikalische Vielseitigkeit. Sie hoffen, dass damit die unfairen Vergleiche mit 90er-Grunge-Ikonen aufhören und sie ab jetzt auch in keinem Magazin mehr lesen müssen, eine Mischung aus Hole und The xx zu sein. Den vor knapp zwei Jahren veröffentlichten Vier-TrackEPs »Blush EP« und »Creature Songs« kann man allerdings einen gewissen Klang nach wütenden Kids in Chucks und Flanellhemd hinter einer alten Fender Jaguar nicht absprechen. Auf ihrem Debüt frönen Wolf Alice mittlerweile aber verstärkt sphärischem Effekte-Pop mit eingängigen Sopran-Refrains, Echo inklusive. »My Love Is Cool« ist nuancierter und instrumental dichter als seine Vorgänger, trotz der poppigen Eingängigkeit aber nicht weniger düster. Mit genau dieser Mischung hat die Band aus dem Norden Londons ein ziemlich gutes Rezept gefunden. »Es


#Pop #Wolf Alice

ist fantastisch, wie harmonisch alles zusammenpasste, vom Sound bis zum Artwork der Platte. Ich habe das Gefühl, dass wir uns als Band jetzt wirklich gefunden haben«, sagt Joel. Eigentlich erstaunlich, dass es dafür noch ein Album brauchte, denn Wolf Alice hatten schon zuvor eine recht beeindruckende Konzert-Vita: Heimspiele auf dem Glastonbury-, Leeds- oder Reading Festival, umjubelte Shows beim Benicàssim und SXSW, Tour-Support für alt-J sowie ein Introducing-Gastspiel im Dezember 2013. »Wir wollten immer eine Live-Band sein und auf der Bühne ein bisschen härter klingen«, erzählt eine von der Dauerpromotion müde Ellie und nimmt einen Schluck von ihrem Energy-Drink. Auch für Joel ist klar, dass es für Wolf Alice der bessere Weg war, den Sound live auszuprobieren und nicht zu früh ins Studio zu gehen. »Bei den Shows haben wir eine Menge darüber lernen können, wie unser Sound funktioniert, wie das Publikum reagiert und was gut ankommt. Das war für uns das perfekte Medium, uns experimentell auszuleben.« Für »My Love Is Cool« haben Wolf Alice mit Mike Crossey, dem ersten Produzenten der Arctic Monkeys zusammengearbeitet. Als wir darüber sprechen, fährt Joel plötzlich mit großen Augen aus seiner Schluck-Wasser-inder-Kurve-Sitzposition hoch. Er ist noch immer schwer fasziniert davon, was für eine Wissenschaft es sei, »eine wirklich gute Platte mit starken Gitarren-Klängen zu produzieren. Mike hat großes Talent dafür, das zu erreichen, und er hat uns sehr dabei geholfen, unseren Sound zu

du nur mithilfe eines Laptops klingen wie das Mike Crossey neueste Justice-Album.« Na, Gott sei Dank hat Der in Belfast geborene sich die Band das auf ihrem Debüt verkniffen. Crossey ist eine gern gewählte Adresse für junge, Joel ist, genau wie Bassist Theo, erst 2012 britische Künstler auf der zur Band gestoßen. Ellie und Joff begannen Suche nach ihrem eigenen bereits 2010 unter dem Namen Wolf Alice bei Sound. Crossey produzierte die Debütsingle und die diversen Open-Mic-Sessions aufzutreten. Klar, ersten beiden Alben der dass sich in den paar Jahren der noch relativ Arctic Monkeys, half Jake jungen Bandgeschichte eine ganze Menge ver- Bugg beim Debüt und nahm The 1975 unter seine ändert hat, schließlich kam der große Hype für Fittiche. die heute 22- und 23-jährigen Bandmitglieder mitten zwischen Adoleszenz und Erwachsensein. »Eigentlich ist gar nicht so viel Zeit vergangen, aber natürlich sind wir jetzt komplett andere Menschen. Das hört man unserem Sound und auch den Lyrics an«, findet Ellie, die sich zu dem Bandnamen passenderweise durch eine Kurzgeschichte von Angela Carter hat inspirieren lassen – einer Geschichte über die Identitätsfindung eines Wolfskindes. »Wenn ich mir heute Songs von vor fünf Jahren anhöre, habe ich manchmal das Gefühl, da herausgewachsen zu sein. ›Nostar‹ von unserer ersten EP zum Beispiel. Einen Monat nachdem wir den Song aufgenommen haben, dachte ich: Moment. Den mag ich gar nicht!« Aber nicht nur musikalisch sind Wolf Alice gereift. Wenn sich eine Band so jung und unverbraucht ins Haifischbecken Musikbusiness stürzt, lässt sie sich entweder von verkoksten Managern schnell den größten Scheiß auftischen, landet einen großen Hit und dann in der trau-

»Vor ein paar Jahren schien es uns noch unmöglich, mit einer Band groß werden zu können. Aber wenn es um Produktion geht, kann mittlerweile jeder, auch wenn er kaum Kohle hat, alles selber und richtig gut machen.« finden.« Ellie wirft noch schnell ein: »Aber wir wollten nie, dass ein Produzent uns dabei hilft, unser Album zu schreiben. Wir sind mit 90 Prozent unseres fertigen Albums und all unseren Ideen dazu ins Studio gegangen. Es ist wichtig, vorbereitet zu kommen, aber gleichzeitig offen für neue Ansätze zu sein. Ich habe mir zuvor nie viele Gedanken über das Produzieren gemacht. Jetzt höre ich Musik generell ganz anders. Warum haben die hier Echo reingemacht? Warum kommt der Refrain so früh? Manchmal nervt es fast ein bisschen.« Ob das gut oder schlecht ist, weiß sie selbst nicht so genau. »Oft verlieren Songs gerade durch diesen Prozess ihren Charme, das Rohe und das Interessante. Das muss man im Auge behalten.« Anders als Ellie konnte Joel sich schon immer für die Musikproduktion begeistern. Während die anderen Mitglieder von Wolf Alice sich in ihrer Jugend mehr oder weniger dem Learning-by-Doing-Prinzip widmeten, hat der hagere Drummer mit dem gelben Zottelhaar nach seinem Schulabschluss mit ein paar Kumpels ein billiges, abgerocktes Studio an den Start gebracht. »Wir wollten einfach verrückte Sachen aufnehmen und produzieren. Vor ein paar Jahren schien es uns noch unmöglich, mit einer Band groß werden zu können. Aber wenn es um Produktion geht, kann mittlerweile jeder, auch wenn er kaum Kohle hat, alles selber und richtig gut machen. Wenn du als Dance-Act 500 Tacken in Plug-ins investierst, kannst

rigen Versenkung, oder sie lässt es trotz »most-bloggedabout-band«-Stempel mit ihrem Debüt langsam angehen. »Es gibt so viele Bands wie Blogs«, gähnt Ellie und klingt dabei schon fast gelangweilt von Angela Carter dem ganzen Medienrummel. Schnell haben Die 1940 geborene und die vier gemerkt, wie der Hase läuft und sind 1992 verstorbene Schriftstellerin galt schon zu heute weniger desillusioniert und wütend über Lebzeiten als emanzipierter die ganze Industrie. Wolf Alice scheinen alles Freigeist und wichtige richtig gemacht zu haben: Sie haben sich genug Stimme des Feminismus. Neben ihren Romanen und Zeit gelassen, ihren Sound live auszuprobie- Kurzgeschichten schrieb ren und im Studio herumzuexperimentieren, sie zahlreiche journalisum verstaubte Genre-Grenzen aufzubrechen. tische Beiträge für den Guardian, den Independent Hätten sie ihren EPs übereilt ein viel zu frühes oder den New Statesman. Debüt hinterhergeschoben, wären sie den Er- Die Geschichte der »Wolfwartungen vermutlich nicht gerecht geworden. Alice« findet sich im Band »The Bloody Chamber Jetzt bleibt ihnen die Chance zu beweisen, dass And Other Stories« oder sie das Potenzial haben, das nächste große im Internet unter: bit. ly/1PWGQnK Ding zu werden. — Wolf Alice »My Love Is Cool« (Caroline / Universal) — Auf dem Lollapalooza Berlin am 13.09.

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#Pop #Tame Impala


#Pop #Tame Impala

Tame Impala

NEUES VOM TRICK SER Kevin Parker hat die Schnauze voll. Genug mit der friedfertigen HippieMusik! Laute Töne müssen her! Das erzählt er jedenfalls über Tame Impalas neues Album »Currents«, das im Juli veröffentlicht wird. Im Interview mit Julia Maehner erklärt der Frontmann seine Katerstimmung, warum er seine Fans gerne austrickst und warum es ihm egal ist, ob sie seine Musik kaufen oder nicht.

Fun Fact: Kevin Parker, geistiger Vater und Frontmann der australischen Band Tame Impala, schläft am liebsten zum Geräusch einer klappernden Tastatur ein. Wenn er jetzt also neben mir säße, wäre der Gute vermutlich längst im Land der Träume. Leider Gottes befindet er sich aber nicht neben mir, sondern im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, irgendwo zwischen Minneapolis und New York. Diese fünf Wochen in den Vereinigten Staaten sind der erste Abschnitt einer Mammut-Tour. Dauer unbekannt. »Ich weiß gar nicht, wie lange wir unterwegs sein werden. Das kommt darauf an, wie gut die neue Platte ankommt. Beim letzten Mal waren es zweieinhalb Jahre«, erzählt Parker am Telefon.

Die neue Platte heißt »Currents« und erscheint Mitte Juli. Die ersten Songs davon geistern seit Anfang des Jahres durchs Netz, vier der insgesamt dreizehn Tracks sind bereits veröffentlicht worden. Kritiker und Fans haben schon jetzt vor Aufregung Schweiß auf der Stirn. Parker scheint sich dessen nicht bewusst zu sein. Kein Wunder, er ist schließlich viel zu sehr mit seinem Kater beschäftigt: »Ich bin gerade in der Phase des Post-Album-Comedowns. Es fühlt sich ein bisschen wie ein Kater an«, erklärt er. »Wie eine absolute musikalische und kreative Erschöpfung. Wenn ich ein Album fertiggestellt habe, fühle ich mich wie ein leerer Sack. In mir ist dann keine Unze an Ideen mehr. Ich habe alles gegeben, jede Emotion, die ich geben konnte und wollte. Liebe und Hass. Alles.« Von diesen Emotionen stecken viele im neuen Album. Es ist eine aufregende Platte. Vor allem für eine wie mich, die von Papas Schallplatten der 70er-Jahre geprägt worden ist, dann aber im Studium die elektronische Musik Berlins kennen und lieben gelernt hat. Es ist auch eine aufregende Platte für Kevin Parker. Nach den ersten internationalen Erfolgen und dem oft als schwierig bezeichneten zweiten Album kann sich Parker endlich austoben. Er ist eben nicht mehr der naive junge Mann, der vor sieben Jahren zum ersten Mal sein Heimatland verlassen hat. Wie hat sich dein Bezug zur Musik entwickelt, seitdem du mit Tame Impala erfolgreich bist?

Meine Wahrnehmung hat sich verändert, aber Musik hat nach wie vor denselben Wert für mich. Vor langer Zeit dachte ich, es gibt bestimmte Regeln und Grenzen in der Musik. Ich habe geglaubt, dass Produzenten von DanceMusik ein bestimmter Typ Mensch sind und Rock-Musiker eben ein anderer. Aber jetzt weiß ich: Es ist nicht alles nur schwarz und weiß. Also hast du Menschen auf ihrem Musikgeschmack basierend in Schubladen gesteckt?

Ich schätze ja. Aber ich habe mich selbst genauso kategorisiert wie die anderen. Als ich dann mehr über Musik und die Musikindustrie gelernt habe, begann ich mich selbst in Frage zu stellen. Mir wurde schließlich klar: Diese Grenzen gibt es überhaupt nicht. Deswegen bin ich jetzt viel offener und von der Welt der Musik mehr inspiriert. Stimmt es, dass du deine Hörer gerne verwirrst, indem du den Klang deiner Instrumente so manipulierst, dass man sie gar nicht mehr erkennt? Gehört das für dich zu diesem Prozess, offener zu sein?

Auf jeden Fall. Ich hab das schon immer gerne gemacht: eine Gitarre wie einen Synthesizer klingen zu lassen, sodass die Leute gar nicht wissen, was für ein Instrument sie da gerade hören. Das ist irgendwie mein Ding. Ich versuche, die Menschen auszutricksen. Zum Beispiel werden Gitarren und Synthesizer oft als zwei grundverschiedene Dinge dargestellt. Für mich sind sich die Instrumente immer sehr ähnlich gewesen. Sie haben nur eine unterschiedliche Beschaffenheit. Deswegen lasse ich unsere Fans gerne in dem Glauben, dass sie einen Synthesizer hören. Wenn sie dann herausfinden, dass es eine Gitarre ist, erscheint die Musik in einem ganz anderen Licht. Genau das ist mein Punkt: Es bringt nichts, von einer Sache voreingenommen zu sein. Auch an »Currents« sollte man am besten unvoreingenommen rangehen. Erwartet man gewohnt entspannte Songs, die – salopp gesagt – an bewusstseinserweiternde Drogen und stundenlange Jams denken lassen, könnte man enttäuscht werden. Nachdem ich das Album das erste

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#Pop #Tame Impala

Mal gehört habe, beschrieb ich es einer Freundin folgendermaßen: »Es hört sich an wie eine Mischung aus den frühen Genesis, Tears For Fears und Axel Foley.« Auf dem Papier klingt das furchtbar, aber auf der Platte furchtbar gut. Auf »Currents« gibt es Synthesizer-Klänge, die an amerikanische Cop-TV-Serien der 80er-Jahre erinnern und verzerrte Sprechgesänge wie die von Kraftwerk. Trotzdem erkennt man in den Skripts der Popsongs noch unverkennbar die Psychedelic-Rock-Handschrift Kevin Parkers. »Currents« ist viel elektronischer geworden als deine letzten Platten. Warum hast du dich entschieden, diesen Weg einzuschlagen?

Das war eine natürliche Entwicklung. Ich würde aber nicht sagen, dass das Album elektronischer ist als meine letzte Platte. Ich habe exakt dieselben InstAxel Foley rumente und dasselbe Programm – es heißt So heißt die Hauptfigur des Ableton Live – verwendet, mich aber für eine Kino-Dreiteilers »Beverly andere Herangehensweise entschlossen: Ich Hills Cop« aus den 80erwollte die Songs cleaner machen. Anstelle all Jahren. Ursprünglich war dieser verwobenen Sounds wollte ich etwas Sylvester Stallone für die Rolle vorgesehen, allerdings kreieren, das man richtig laut aufdrehen kann. sagte er kurzfristig ab. Glücklicherweise. Denn wer Ich habe Tame Impala noch nie laut in einem Club oder einer Bar gehört. Wir waren immer bitteschön kann sich diese Filme ohne Eddie Murphy eine Band, die man sich mit Kopfhörern zum vorstellen? Entspannen anhört. Jetzt wollte ich endlich mal Musik machen, die man auf 100 Dezibel Ableton Live hochdrehen kann. So heißt das Programm, mit dem Kevin Parker die Musik für Tame Impalas produziert. Für einen Indie-Rocker ist das eine eher ungewöhnliche Wahl. Grundsätzlich wird das Programm eher von elektronischen Musikern und Produzenten verwendet. Parker mischt damit sowohl Studioaufnahmen als auch Live-Songs ab.

Perth Stadt im Westen Australiens, aus der neben Parker auch andere Musiker wie John Butler Trio, Birds Of Tokyo und Eskimo Joe kommen. Nach Honolulu ist Perth die isolierteste Großstadt der Welt. »Sie ist gar nicht so isoliert, oder zumindest kommt es einem nicht so vor«, meint Parker, »in Europa ist alles nur so nah beieinander.«

Wolltest du tanzbare Musik machen?

Nicht absichtlich, nein. Ich wollte den Teil in mir zufriedenstellen, der diese Art Musik mag. Songs, die du beim Autofahren richtig laut aufdrehst oder die ein DJ zwischen einem Dance- oder HipHop-Track einspielt. Ganz ehrlich: Ich wollte Songs schreiben, die ein HipHop-Produzent sampeln würde. Falls das mit einem der neuen Songs passieren sollte, bin ich glücklich. Wäre es für dich eine Option, einmal ein ganzes HipHop-Album zu produzieren?

Wenn mich jemand fragen würde, klar. Tatsächlich habe ich angefangen, mit der Band Koi Child aus Perth zusammenzuarbeiten. Sie spielen eine Mischung aus Freestyle-Rap und Free Jazz. Wir haben gerade erst damit angefangen, gemeinsam Musik aufzunehmen, was sehr viel Spaß macht und unglaublich interessant ist. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich mein erstes HipHop-Album schon selbst produzieren könnte. Ich glaube, ich muss noch mehr lernen. Ich hab’s aber definitiv vor!

Bevor er sich um andere Projekte kümmert, wird Parker das Jahr 2015 noch ganz und gar Tame Impala widmen. Für die diesjährige Tour werden immer mehr Daten bekannt gegeben und »Currents« muss ja auch noch veröffentlicht werden. Wobei es fast so klingt, als ob es ihm egal ist, wie die Menschen seine Musik konsumieren. Um einen Album-Leak wie im Fall von Björks neuer Platte »Vulnicura« macht er sich jedenfalls keine Sorgen. »Ich persönlich finde es interessant, dass es heute so einfach ist, Musik gratis zu konsumieren«, erklärt er. »Aber alle, die daran gewöhnt sind, mit Musik Geld zu verdienen, gehen jetzt voll ab und denken sich: ›Scheiße! Wenn die Menschen so einfach an die Musik rankommen können,

»Der Wert des Moments, in dem du mit deiner Lieblingsband in einem Raum bist, kann nicht digitalisiert werden.« was machen wir dann?‹ Dieses große ›Was sollen wir bloß tun?‹ finde ich besonders interessant. Ich weiß, dass ich mein Geld hauptsächlich mit Lizenzen verdiene. Das hat mit verkauften Platten gar nichts zu tun. Und dann gibt’s natürlich Live-Musik. In einer Welt, in der es eine physische Form von Musik kaum mehr gibt, werden Konzerte immer wertvoller. Ist doch super, dass ein Live-Erlebnis so zu einer aufregenderen und außergewöhnlicheren Sache wird. Der Wert des Moments, in dem du mit deiner Lieblingsband in einem Raum bist, kann nicht digitalisiert werden. Das ist ziemlich cool.« — Tame Impala »Currents« (Caroline / Universal / VÖ 17.07.2015) — Auf dem Lollapalooza Berlin am 13.09.


MARILYN MANSON

05.11. Leipzig Haus Auensee 06.11. Berlin Columbiahalle 07.11. Köln Palladium 12.11. Stuttgart Porsche-Arena € 39,– bis € 44,–

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#Pop #Refused

Refused

EINE FRAGE DER SPRENG KRAFT Dieser Tage erscheint mit »Freedom« das erste RefusedAlbum seit 17 Jahren. Ihr erstes, seitdem ihr Debüt »The Shape Of Punk To Come« Ende der 90er zu einem Meilenstein des HardcorePunks hochgejazzt wurde und der daraus resultierende Druck, die Erwartungen und die Verpflichtungen die Band nur wenige Monate nach dem Release zerrissen. Daniel Koch traf Dennis Lyxzén und David Sandström und fragte, warum die Band sich jetzt für diesen Schritt gewappnet fühlt. Foto: Jonas Holthaus


#Pop #Refused

W

enn es um die Rückkehr von Refused geht, ist Skepsis ein steter Begleiter. Das war schon 2012 so, als die Schweden im Rahmen ihrer Live-Reunion beim Monster Bash Festival in Berlin spielten und wohl jeder im Publikum sich fragte, ob das gutgehen kann. Wie soll eine Band, die gerade durch ihr frühes Ende und ihr ungestümes Debüt ihren eigenen Kultstatus zementiert hatte, da anknüpfen? Über eine Dekade später? Die Antwort zeigte sich auf der Bühne ebenso wie im Publikum: durch rohe Energie, die alle Fragen und Zweifel einfach umbolzte. Kaum auf der Bühne, explodierte Dennis Lyxzén geradezu, sprang, schrie und wütete, während David Sandström (Drums), Kristofer Steen (Gitarre) und Magnus Flagge (Bass) dermaßen auf den Punkt lärmten, als hätten sie sich schon Monate vorher in Rage und Form gespielt. Im Publikum ging es ähnlich zu – Ellenbogen hatte man schon beim ersten Riff in den Rippen, der Moshpit nahm bisweilen den gesamten Innenbereich der Columbiahalle ein, Thekenstehen konnte sich da keiner erlauben. 2015 sind Refused nun bereit, einen weiteren Schritt zu gehen und lassen ihren Live-Aktivitäten ein neues Album namens »Freedom« folgen. Auch hier stand am Anfang: Skepsis. Das geben Dennis Lyxzén und David Sandström – zwei der vier kreativen Köpfe der Band – im Interview unumwunden zu. Lyxzén schlägt dann auch gleich die Brücke zu den ersten Live-Shows vor drei Jahren: »Wir standen wieder vor der gleichen Herausforderung wie damals: Wie können wir die Energie und die Sprengkraft von Refused aufrechterhalten? Wenn du jung bist, ist das kein Problem. Du hast ein gewisses Maß an Irrsinn in dir, du bist wütend, du willst Lärm machen. Aber mit dem Alter lernst du andere Wege, dich auszudrücken. Deshalb war für uns klar: Wir dürfen nicht nostalgisch sein und versuchen, uns in unser junges Ich reinzuversetzen, wir müssen definieren: Was ist Refused 2012, oder eben 2015? Uns war klar, dass die Leute da draußen skeptisch waren, wir waren es ja selbst, deshalb haben wir uns sehr intensiv in die Arbeit gestürzt. Aber nun ist das Album ist fertig, wir sind wieder da. Jetzt kann sich jeder ein Urteil bilden.« Auf den ersten Blick ist der Titel des neuen Albums eine etwas lahme Wahl: »Freedom«. Freiheit also. Na toll. Da meldet sich eine zutiefst politische Band wie Refused zurück – und was Besseres als »Freiheit« fällt ihr nicht ein? Aber die Art und Weise, wie man über dieses Wort nachdenkt, sagt sehr viel darüber aus, wie die neuen RefusedSongs wirken sollen. Auch Lyxzén gesteht: »Als David mir sagte, er wolle das Album ›Freedom‹ nennen, war ich entsetzt und meinte nur, dass wir doch nicht Bob Marley seien. Aber dann löste das Wort eine lange Gedankenkette aus. Es ist so tief in unserer Kultur verankert und trotzdem werden wir uns nicht einig, was es eigentlich bedeuten soll. Für einen liberalen Europäer ist es die Freiheit, zwischen Pepsi und Cola wählen zu dürfen. Für einen syrischen Flüchtling wiederum bedeutet es etwas ganz anderes.« David Sandström ergänzt: »Außerdem ergibt es in Verbindung mit unserem Bandnamen einen Satz: Refused Freedom. Gerade im Angesicht des Flüchtlingsdramas im Mittelmeer kann es keinen besseren Titel geben. Wir sitzen hinter unseren Grenzen und Mauern in einem Europa, das sich immer und immer wieder das Streben nach Freiheit auf die Fahnen schreibt, und gleichzeitig verweigern wir diesen vielen Menschen, die Todesangst durchleiden mussten,

die Freiheit, unsere Grenzen zu erreichen.« Meinungen wie diese finden sich – simpel und manifestartig ausformuliert – 1:1 in den Lyrics von Refused. Was kein Zufall, sondern das Ergebnis langer Diskussionen ist. Lyxzén: »Wir haben stundenlang über die Themen gesprochen, die wir in den Songs aufgreifen wollten. Dann verbrachten wir Tage damit, uns zu fragen, wie ein RefusedText klingen muss. Und dann passierte es selbst im Studio noch, dass wir einzelne Parts verfeinerten, destillierten, rauskickten. Die Lyrics sind also hoch verdichtet und urdemokratisch entstanden. Es gibt nicht ein Wort darin, das nicht mindestens einmal diskutiert wurde. Was für ein Wahnsinn!« Sandström, der gemeinsam mit Lyxzén die Texte schreibt, nennt vor allem die frühen Dead Kennedys als Maßstab für ihr politisches Songtexten. Und er betont, dass gerade dieser Prozess die Band noch näher zusammengebracht hat: »Nach der ersten Refused-Phase wohnte ich lange in einer politischen Kommune in Stockholm. Gerade in den Nullerjahren machte sich da eine gewisse Katerstimmung breit. Nachdem beim G8-Gipfel in Göteborg die Gewalt zwischen Demonstranten und Polizei eskalierte und direkt neben uns ein Aktivist angeschossen wurde, waren viele Linke geschockt. Man wusste plötzlich nicht mehr, wie man darauf sinnvoll reagieren sollte, wie man wen am besten angreift. So richtig erholt habe ich mich davon erst, als es Dead Kennedys wieder mit Refused losging. Und diese Platte Die Band um Jello Biafra und die Arbeit daran haben mir sehr gehol- muss man hier hoffentlich nicht mehr vorstellen. David fen, wieder den Tritt in meinem politischen Sandström nennt vor allem Wirken zu finden.« »Fresh Fruit For Rotting Die neue Bandharmonie und -demokratie Vegetables« (1980) und »Plastic Surgery Disasters« scheint in der Tat nicht gespielt zu sein. Das (1982) als Text-Vorbilder. merkt man spätestens, wenn Lyxzén und Sand- Aber: »Dieser Tage ist meiström über das frühe Ende von Refused im Jahr ner Meinung nach HipHop das politischere Genre.« 1998 witzeln. Lyxzén stichelt: »Damals wollte jeder von uns Frontmann sein. Zumindest du, David.« »Stimmt. Inzwischen bin ich froh da- G8-Gipfel in rüber, dass ich es nicht bin. Ich kann mich in Göteborg ein Thema reingraben, wie den Kolonialismus Die Riots im Rahmen des im Kongo, einen Songtext wie ›Françafrique‹ G8-Gipfels tragen im Schwedischen den Namen schreiben, und wenn’s einer kacke findet, kriegt »Göteborgskravallerna«. Dennis es ab, weil alle denken, ich sei nur der Vor allem der Besuch Drummer.« Dennis Lyxzén: »Genau: Ich bin des damals amtierenden US-Präsidenten George immer der Arsch. Dabei träume ich manchmal W. Bush entfachte davon, nur einmal im Leben der Rhythmus- die Wut aufseiten der Protestierenden. Die von gitarrist zu sein.« — Refused »Freedom« (Epitaph / Indigo / VÖ 26.06.2015) — Auf dem Pure&Crafted am 29.08. — Auf Tour vom 08. bis 13.10.

Refused angesprochene Schießerei fand im Rahmen einer »Reclaim The Streets«-Demo am Vasaplatsen statt.

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#Pop #Cover-Welten


#Pop #Cover-Welten

Cover-Welten

TORNADO Ja, der Unterschied zwischen Tornado und Apokalypse ist der Redaktion schon halbwegs geläufig. Doch wenn wir uns in Sachen Plattencover ausschließlich auf die Apokalypse verlassen hätten, wäre an dieser Stelle nur eine Musikrichtung vertreten. Kleiner Tipp am Rande: HipHop ist es nicht. Zusammengestellt von: Dennis Engel und Senta Best

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#Pop #Sleaford Mods

Größte Überraschung des vergangenen Popjahres? Ohne Zweifel die fluchenden, E-Zigaretten rauchenden Grantler aus Nottingham. Obwohl Sleaford Mods schon seit 2009 aktiv sind, zündete ausgerechnet »Divide and Exit«. Unsere Autorin, und in diesem Fall auch Fotografin, Christine Franz hat Jason Williamson und Andrew Fearn in der Zeit danach begleitet, in der auch das neue Album »Key Markets« entstand. Die Erlebnisse der Band werden 2016 in ihrer Doku zu sehen sein – einen Vorgeschmack in geschriebener Form gibt es schon jetzt.

Bored to Sleaford Mods

27. Januar 2015 Rubber Biscuit Studio, Nottingham

Heute Nacht hat es geschneit und im Studio ist es so kalt, dass man fast seinen Atem sehen kann. Daran kann auch der Handtaschenformat-große Heizlüfter der Firma DelonTwitter-Posts ghi nichts ausrichten, der auf dem bandgenerationenverTatsächlich ist der überwie- sifften Teppich steht. Andrew zieht seine Schuhe aus und gend von Andrew befüllte wärmt seine Tennissockenfüße. Kurze Pause für ein paar Account twitter.com/sleafordmods eine gute Quelle Kippen im Innenhof vor dem Studio – von den E-Zigaretten für Phrasen und Gedanken, ist man inzwischen wieder runter – dann geht’s weiter. die es nicht in einen Song Zack, zack. Lange aufhalten will sich hier niemand. Nicht geschafft haben. Kürzlich postete Andrew zum Bei- wegen der fiesen Kälte, sondern weil das bei Sleaford Mods spiel über Blur-Bassist Alex einfach so läuft. Jason schreibt Songtexte auf dem SmartJames: »Cheese making phone, während Andrew die Beats noch ein bisschen kanTory cunt tours country in band pretending to have tiger macht. Für den Song »Giddy On The Ciggies« spielt experienced drinking in er eben noch eine GiWetherspoons.« tarre ein. »Habt ihr gesehen, Indie-Rock ist gerade zur Tür reingelatscht«, grinst Harbinger Sound Andrew. Und verwirft Seit dem 2013er Album die Idee mit der Gitar»Austerity Dogs« veröffent- re sofort wieder. Delelichen die Sleaford Mods auf dem Label ihres Kum- te. »Klingt nicht hässpels und Managers Steve lich genug. Außerdem Underwood. Harbinger sind wir ja eher minizeichnete sich zuvor durch den Release von Noise- und mal unterwegs«, sagt Industrial-Acts aus. Un- Andrew und zeigt auf derwood: »Sleaford ist aus ein Drum-Kit, das von einem Zufall entstanden – ich bin über sie gestolpert. irgendeiner lokalen Band in der Studioecke geparkt wurde; Das ist Punk. Ich weiß, dass das Bandlogo darauf in 60s-Retro-Schrift. »Genau das ist das bescheuert klingt, aber doch das Problem aller jungen Bands heute, dieser Retroes ist wahr.« Scheiß.« Jason tippt weiter Songtextideen, Twitter-Posts oder Facebook-Status-Updates in sein Smartphone, who knows. »Ich weiß ganz genau, was du meinst, ich brauch dafür noch nicht mal hinzugucken.«

28. Januar 2015 Café-Snack Bar, Nottingham

Full English. ­Beans, Tomatoes, Hash Browns, Veggie Sausages, Eggs. Die Kellnerin trägt weiße und rosa Mini-Plastikschleifchen auf den langen Kunstfingernägeln und notiert die Bestellung. Wir sitzen mit Steve Underwood, Sleaford Mods Manager, Tourmanager und Betreiber des Abstrakt-Punk Labels Harbinger Sound, an grauen Resopaltischen im örtlichen Breakfast Café. Der Tee kommt in Bechern, auf denen Prince William und Kate Middleton als Hochzeitspaar abgebildet sind. Steve blättert in Kenne-Deinen-Feind-Manier durch die Tabloid Zeitung vor ihm auf dem Tisch. »Morgens nicht zur Arbeit müssen, fühlt sich gut, aber auch irgendwie komisch an. Für uns ist das alles neu. Jason hat im Oktober seinen Job in der Sozialhilfestelle bei der Stadtverwaltung gekündigt. Ich war vierzehneinhalb Jahre lang Linienbusfahrer hier in Nottingham und hab mein Label seit 1992 nebenbei und nach Feierabend betrieben. Am Freitag bin ich in der Mittagspause zum Busdepot gefahren und hab gesagt »ich komm’ nicht mehr«, sagt Steve und wird ein bisschen nachdenklich. Nächste Woche geht’s für Sleaford Mods zum bisher größten Gig in den legendären Electric Ballroom nach London. Kapazität: 1.100. Die Gästelisten-Anfrageliste ist so lang, dass die Band schon damit den Laden vollmachen könnte, wenn sie wollte. Wir fahren mit dem Bus zum Studio. Am Victoria Center im Stadtzentrum steigen wir aus und laufen das letzte Stück. Steve trifft alte Kollegen


#Pop #Sleaford Mods

in dunklen Busfahreruniformen. »Make the music never stop«, sagt einer zum Abschied. Steve lacht.

6. März 2015 Scunthorpe, Café Indiependent Boston/Lincolnshire, Barnsley, Wakefield, Stockton-onTees, Scunthorpe. Das England aus den sexy PopkulturProspekten sieht irgendwie anders aus als das right here, right now. »Genau das ist die Idee dahinter«, sagt Jason. »Wir wollen auf dieser Tour dahin, wo heute keine Band mehr vorbeikommt. Früher haben Bands wie The Jam ständig in so Gegenden wie Gloucestershire oder in irgendwelchen fast vergessenen Kleinstädten gespielt. Also für normale Leute, vor ihrer Haustür. Heute macht das keiner mehr.« Wir fahren vorbei an tristen Fußgängerzonen, an Charity-Shops und Poundlands, durch brettervernagelte Terraced-House-Siedlungen. Auf einem besonders zynischen Schild in Stockton-on-Tees steht »Redevelopment Coming Soon«. Daran scheint hier niemand mehr so richtig zu glauben. »Diese Orte haben einiges durchgemacht. Der Norden wurde immer unterdrückt, die Communitys schon vor Jahrzehnten komplett zerstört«, sagt Jason. Heute Abend spielen Sleaford Mods in Scunthorpe, einst das Zentrum der Stahl verarbeitenden Industrie in England. Der örtliche Club ist ein zwischengenutzter, ehemaliger Co-Op-Drogeriemarkt. Als Jason und Andrew auf die Bühne gehen, explodiert die Crowd aus Alt-Mods, linken Skins, Indie-Kids und generell Arbeitslebenresignierten. Es riecht nach Schweiß, der kondensiert von der Decke tropft. Jasons Halsschlagader bebt gefährlich. »Sack the fucking manager«, schreit Jason am Ende von »Fizzy«, einem seiner vielen Hasstiraden auf die Nervbirnen und Ausbeuter des Arbeitsalltags. Fäuste werden geballt, Erweckungsmoment-Blicke geteilt. Ein Typ aus dem Moshpit mit zerlaufener Mod-Frisur schreit in die Kamera: »Wisst ihr, Scunthorpe ist eine Arbeiterstadt. Und dieser Typ gibt Leuten wie uns endlich wieder eine Stimme.«

auftauchen. »Skegness ist für Nottingham das, was Blackpool für Liverpool ist. Jedes Kind aus Nottingham hat hier schon mal die Sommerferien verbracht«, klärt Steve auf. Ja, wirklich schön hier. Und die perfekte Location für den Videodreh zum neuen Song »Tarantula Deadly Cargo«. Simon Parfrement, Bandfotograf, Videoregisseur des Sleaford-Mods-Songs »Tied Up In Nottz« und früher selbst mal in der Band, dirigiert die Gruppe vorbei an Achterbahnen, Spielarkaden, Plüschtiergreifarmautomaten und einer Bar, die den alten 90er-Jahre-Oasis-Schriftzug geklaut hat. Beim Videodreh an der Strandpromenade gehen Sleaford Mods dann ähnlich ergebnisorientiert vor wie im Studio. Vier Echtzeittakes für vier Strophen inklusive Softeisessen. Done.

be wild 21. Mai 2015 Bahnhof, Nottingham

Der Zug steht abfahrtbereit am Gleis. Jason, Andrew und Grantham Steve schleppen drei riesige Reisetaschen über den Bahn- Die Stadt in der mittel­ steig und quetschen sie ins Gepäckfach. T-Shirts mit dem englischen Grafschaft Lincolnshire ist nicht schon legendären Sleaford-Mods-Bierdosen-Design, Vi- nur die Heimat der wohl nyl, CDs. Merchandise für zwei ausverkaufte Konzerte beschissensten, pardon in Bristol heute und morgen Abend. Fürs Vorprogramm umstrittensten Politikerin Englands, Margaret Thathaben die Sleaford Mods befreundete Bands ausgesucht: cher, sie war immerhin auch die Punklegenden Chaos UK, den Experimental-Noise- einst Ausbildungsstätte von Frickler Putrifier und Kogumaza aus Nottingham. »Wir Sir Isaac Newton. Letzterer hat bereits ein Denkmal machen das am liebsten selbst. Funktioniert am besten«, bekommen, erstere noch sagt Steve. Wie auch sonst eigentlich alles bei den Sleaford nicht. Warum denn bloß? Mods in der Familie bleibt. Label, Management, Merchandise, Videos, Bandentscheidungen. »Neulich hatten wir mal eine Anfrage von einem jungen Typen aus London, der für ein bekanntes Label gearbeitet hat. Der wollte gerne künstlerischer Berater werden«, Steve grinst. »No, thanks.« Vor dem Zugfenster die East Midlands, »so flach wie unser Akzent«, hat Jason bei unserem allerersten Interview gesagt und irgendwie stimmt das auch. Noch 19. Mai 2015 eineinhalb Stunden bis Bristol, noch knapp sechs Wochen bis zum Album-Release. Andrew daddelt an seiner TabletGrand Parade, Skegness DJ-Software und Jason liest im NME. »Ach übrigens: Dieser Typ vom Mojo Magazine hat angerufen und gesagt ›Key Driving down the A15, with an aching in my heart. I do a Markets‹ sei ja ein wahres Masterpiece geworden«, Jason ton in the 40 zone – do you wanna see me start? Wir fahlacht schallend. »Ach wirklich?« ren in Steves Auto aka The Tourbus von Nottingham aus Richtung Osten. Vorbei an Grantham, Jasons und Margaret — Sleaford Mods »Key Markets« Thatchers Heimatort »Welcome to sunny Grantham!«, (Harbinger Sound / Cargo / VÖ 10.07.2015) sagt Jason. »Brutstätte des Tory-Tums. Hier wurde schon — Auf Tour vom 23.10. bis 07.11. immer konservativ gewählt. Alle wählen Blau in dieser Gegend. Margarat Thatchers Vater hatte in Grantham einen Lebensmittelladen. War nicht besonders beliebt im Ort. Hatte kein Verständnis für die Leute, denen es nicht so gut ging wie ihm. Irgendwo muss sie das ja her gehabt haben.« Weiter Richtung Küste, vorbei an übel riechenden Kohlfeldern, bis die ersten Möwen und Trailerparks links und rechts neben der Straße

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#Pop #MoTrip

M

it Erscheinen seines Debütalbums 2012 galt Mohamed El Moussaoui alias MoTrip als das nächste große Ding im deutschen HipHop. Eine Reibeisenstimme, die Vergleiche mit Casper und Marteria herausfordert; dazu ein Geschichten-Fundus, der Lebenswelten verbindet und damit losgelöst von Begriffen wie »Radiomusik« und »Straßenrap« ein eigenes Feld beackert. Mit dem zweiten Album »Mama« setzt der in Aachen beheimatete Rapper seinen Weg konsequent fort und vertraut vor allem dem Urteil seiner Familie und sich selbst. Warum hast du dir mit dem Nachfolger zu »Embryo« so lange Zeit gelassen?

Es war nicht geplant, dass es drei Jahre dauern würde. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einerseits habe ich in der Zeit viel Musik produziert, die nicht an die Öffentlichkeit kam, zum anderen habe ich Musik gemacht, die von anderen Künstlern veröffentlicht wurde. Das Wichtigste war allerdings, dass das Leben mich etwas vereinnahmt hat. Private Sachen kosteten geistige Kraft und Konzentration, so dass das Musik eine Zeit lang nicht mehr oberste Priorität hatte. Es kam viel zusammen. Sind diese privaten Sachen auch der Grund, warum du das Album »Mama« genannt und es deiner Mutter gewidmet hast?

Absolut. Aber nicht, weil es meiner Mutter so schlecht gegangen wäre in der Zeit, sondern einem anderen Familienmitglied. Meine Mutter war der Fels, auf den wir alle gebaut haben. Sie hat uns die Chance zum Durchatmen gegeben. Meine Mutter war die Frau, die mir wieder auf die Beine geholfen hat. Ich wollte tatsächlich nicht mehr weitermachen, sondern mich um die Sachen kümmern, die ich für wichtig hielt. Sie hat mir die Gewissheit und das Gefühl gegeben, dass ich rausgehen kann oder sogar soll, um meine Arbeit durchzuziehen und sie die Stellung für mich hält. Das Gesamtprojekt MoTrip ist durch Mama am Leben geblieben. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum das Album so heißt. Wie genau muss man sich die Unterstützung vorstellen? Ist deine Mutter an deiner Musik interessiert? Versteht sie, was du da genau machst?

Meine Mutter mag, was ich mache und hört es sich auch an. Sie behauptet sogar, dass sie Unterschiede zu anderen Rappern erkennt und versteht, warum meine Sachen funktionieren. Aber sie kommt natürlich nicht zu mir und lobt einzelne Beats oder den Flow. Ich glaube, auch wenn ich ein Bademeister wäre, hätte sie mich aufgerüttelt und gesagt: »Du musst mal wieder arbeiten gehen und gucken, dass die Kinder nicht ertrinken«. Ich nehme an, deine Mutter hat die Platte auch schon gehört? Was sagt sie?

Ich habe ihr immer mal wieder Sachen gezeigt, die gerade fertig waren. Und ich habe ihr natürlich den »Mama«-Track vorgespielt, bei dem Haftbefehl gefeatured wird. Ich kann nur so viel sagen: Sie hat es auf jeden Fall gefühlt, das habe ich in ihren Augen gesehen. Du hast gesagt, dass sich für dich noch andere Ebenen mit dem Albumtitel verbinden. Welche sind das?

Ursprünglich kommt die Idee von »Mutter Natur« und bezeichnet einen allgemeinen Weltzustand. Wenn wir lange genug in der Zeit zurückgehen, haben wir alle die gleichen Verwandten oder sogar eine Ur-Mutter. Letztlich sind wir alle Brüder. Zudem schließt sich mit dem Album

MoTrip

»MEINE MUTTER MAG, WAS ICH MACHE« Drei Jahre nach seinem Debüt »Embryo« ist MoTrip zurück, mit einem Album, das nicht umsonst »Mama« heißt. Der libanesischstämmige Rapper erklärte Bastian Küllenberg, warum seine Mutter für den Fortbestand seiner Karriere verantwortlich ist und wie sie seine Kunst betrachtet. Foto: Peter Kaaden für mich auch ein Kapitel, das mit »Embryo« Musik, die von anderen Künstlern begonnen hatte. Diese Aspekte der Mutter Erde und der Natur sprichst du im Song »Wenn die Sonne tief steht« auch explizit an. Ein eher ungewöhnliches Thema für eine DeutschrapPlatte abseits klassischer StudentenrapKreise. Ist das ein Thema, das dir schon länger am Herzen liegt?

veröffentlicht wurde Eigenen Angaben und diversen Tweets zufolge, war MoTrip als Ghostwriter für andere tätig. Eko Fresh twitterte zum Beispiel 2011 über Flers damals neues Album, dass es »Autotune und Hammer Texte von MoTrip« enthalte. Im vergangenen Jahr behauptete Kay One, MoTrip sei einer von vielen Ghostwritern für Bushido.

Umweltbewusstsein generell, ja. Es gab da ein einschneidendes Erlebnis in meiner Kindheit, auf das ich jetzt nicht näher eingehen möchte. Ich bin aber auch kein Engel und fahre beispielsweise Auto. Doch darüber zu sprechen ist sehr wichtig. Es geht nicht nur Haftbefehl um Umweltbewusstsein, sondern auch um das Die beiden teilten nicht Miteinander von uns allen. Oft gehen wir zu zum ersten Mal das Mikro. So ist MoTrip im Gegenzug herzlos miteinander um und die Schwachen auf Haftbefehls Babosmüssen darunter leiden. Ihnen fehlt oft die Remix des Songs »Seele« Stimme. Es ist mir aber ehrlich gesagt scheiß- mit einer Strophe zu hören. egal, ob es ein typisches Thema ist oder nicht. Sein Album »Mama« zu nennen, ist auch nicht unbedingt typisch für einen deutschen Rapper


#Pop #MoTrip

und vielleicht aus Marketingsicht schwierig. Mir ist klar, dass manche meiner Lieder eben schwerer sind und nicht so locker wie ein Cro-Song aus dem Radio kommen. Aber ich möchte die Substanz haben und meine Meinung mitschwingen lassen.

Das Album hat viele unterschiedliche Facetten und sie funktionieren erstaunlich gut zusammen. Es gibt Songs über Zwischenmenschlichkeit und Bewusstsein, das Haftbefehl-Feature im Titeltrack, das Hymnische »So wie du bist« oder ein Stück wie »Wie ein Dealer«.

Ich finde gar nicht, dass die Songs so weit voneinander weg sind. Eine »Mama« hatten oder haben wir ja alle, daher ist das für mich ein sehr universelles Thema. Natürlich ist Haft Haft und rappt wie er rappt. Ich fand es aber sehr spannend, dass er eben genau seine Sicht erzählt. Auch »Bleib so wie du bist« und »Dealer« schwimmen für mich absolut im selben Fahrwasser. Ich geh’ da raus und mache, was auch immer nötig ist, um für meine Familie und mein Wohl zu sorgen. Auch wenn das heißt, dass man die anderen »Dealer« ausmerzen muss. Ich weiß, wo ich herkomme. Das gab es in meinem Leben. Nicht, dass ich selber der Dealer war, aber ich kenne die Straße und ich kenne meine Freunde. In dem Bezug bin ich geblieben wie ich bin. Diese verschiedenen Facetten, die du siehst, das bin aus meiner Sicht alles ich.

»Meine Mama war der Fels, auf den wir alle gebaut haben. Sie hat uns die Chance zum Durchatmen gegeben. Sie war die Frau, die mir wieder auf die Beine geholfen hat.«

Mit »Embryo« hast du es vor drei Jahren bis in die Top 10 geschafft. Gibt es für »Mama« ein konkretes Ziel, was den Verkaufserfolg angeht?

Machen wir uns nix vor, es wäre sicher eine traurige Nachricht für mich, wenn es schlechter laufen würde als bei der ersten Platte. Aber wenn Sachen wie Charts und Verkaufszahlen stärker in meinem Fokus lägen, hätte ich anders gehandelt. Das Album wäre dann schon lange draußen, klänge nicht so eckig und würde vermutlich auch anders heißen. Ich würde mich einfach freuen, wenn ich mit »Mama« ein paar Menschen bewege und vielleicht ihre Sicht auf das Leben verändere. — MoTrip »Mama« (Urban / Universal) — Auf Tour vom 13. bis 18.10.

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live Dabei

berLin FestivaL Les eurockéennes viLLette sonique priMavera sound

spLash!

G L a s t o n b u ry

MeLt!

heLLFest

route du rock

We Love Green

Weather FestivaL

hurricane

paLéo FestivaL

Wacken

unD iM RePlaY

Dein Festival ist Da, wo Du bist.

arte.tv/festivals


#Kultur

Foto: Meredith Allen

#Kultur »Crazy Eyes« könnte auch dieser zerlaufene Geselle heißen. Wir meinen aber die Dame gleichen Namens aus »Orange Is The New Black«, die von Uzo Aduba so herrlich irre gespielt wird. Mit ihr sprachen wir ebenso wie mit »Gefühlt Mitte Zwanzig»-Regisseur Noah Baumbach, bevor wir uns dann mit unseren Spielekonsolen in die Endzeit warfen.

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#Kultur #Spiele #Apokalypse

Weltuntergang im Videospiel

»Es geht darum, etwas zu fühlen«

Sogenannte Survival-Games boomen. Kaum ein Videospiel-Setting war in den vergangenen Jahren populärer als der postapokalyptische Kampf ums Überleben. Doch woher rührt diese Obsession für Spiele, in denen die Hoffnung längst dem tristen Grau des Weltuntergangs gewichen ist? Philip Fassing hat sich das Phänomen näher angeschaut und bei Martin Hultberg (Foto) nachgefragt, der aktuell als Entwickler an »Tom Clancy’s The Division« mitwirkt, dem wahrscheinlich meist erwarteten Endzeit-Titel des kommenden Jahres.


#Kultur #Spiele #Apokalypse

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s waren beklemmende vier Minuten, die der französische Publisher und Spiele-Entwickler Ubisoft im Rahmen der letztjährigen E3-Messe von »Tom Clancy’s The Division« präsentierte. Dafür brauchte es ausnahmsweise mal keine wilden Feuergefechte und auch keine effektheischenden Jump-Cuts. Nur eine bedrohlich mäandernde Plansequenz, wie sie Gaspar Noé vermutlich nicht besser hätte inszenieren können. Das Szenario dieses eigentlich nur lose mit Tom Clancy zusammenhängenden Blockbusters geht keine neuen Wege. Wieder einmal versinkt die Gesellschaft nach einer um sich greifenden Pandemie im Chaos. Abermals ist es das Gesetz des Stärkeren, das an die Stelle von Recht und Ordnung tritt, nachdem die staatsrechtlichen und institutionellen Strukturen in sich zusammengebrochen sind. Streng genommen dürfte die Videospiel-Gemeinde also nur noch ein müdes Gähnen für diesen nächsten Beitrag zur Endzeit-Thematik übrig haben. Hat sie aber nicht. Ganz im Gegenteil: Jedes Jahr aufs Neue können sich Millionen für Zombie-Shooter, Survival-Rollenspiele und Horror-Adventures begeistern, die sich inhaltlich um das Ende der Zivilisation drehen. Der Markt reagiert auf diese Nachfrage seit Jahren mit einem riesigen Angebot, das sich von simplen Casual Games für das Smartphone bis zu millionenschweren AAA-Produktionen erstreckt und inzwischen so gut wie jedes Videospiel-Genre bedient. Alleine in diesem Jahr lassen sich die Beiträge schon wieder kaum an beiden Händen abzählen – Tendenz steigend. Martin Hultberg von Ubisoft sieht in dieser Obsession weitaus mehr als schnöden Zeitgeist: »Die Menschheit war schon immer von ihrem eigenen, unvermeidlichen Ende besessen. Das ist tief in unserem Unterbewusstsein angelegt. Aktuell trägt die unsichere weltpolitische Lage ihr Übriges dazu bei.« Die Annahme, dass die Zombie- und Seuchen-Fantasien der zeitgenössischen Popkultur auch als verklausulierte Parabeln auf allerlei gesellschaftspolitische Komplexe angewendet werden können, ist freilich so alt wie das Phänomen selbst. Mit Blick auf die gegenwärtigen Ausprägungen des internationalen Terrorismus bekommt dieser allegorische Brückenschlag dennoch einen sehr aktuellen

Anstrich. Für Hultberg ist diese eher unschein- »Tom Clancy’s bare Verknüpfung von Pop und Politik gar so The Division« ausgeprägt, wie schon seit dem Kalten Krieg Wird im kommenden Jahr nicht mehr, dessen Drohkulisse seine kultu- erscheinen und den Spieler als Teil der titelgebenden rellen Spuren bekanntlich in Form unzähliger Einheit in ein von Anarchie Spionage-Filme hinterließ. und Chaos gezeichnetes

Sühne vor dem Flatscreen

New York entführen. Dort gilt es, einer grassierenden Pandemie auf den Grund zu gehen, die weite Teile der Bevölkerung dahingerafft hat. Der Titel soll Elemente des Rollenspiels mit der Mechanik moderner Shooter in einer frei begehbaren Welt kombinieren.

Abseits dieser Zusammenhänge ist ein wirklich guter Endzeit-Plot nicht zuletzt auch immer eine Reflexion über die Bedingungen von Schuld und Moral. Der ausschlaggebende Faktor für die erzählerische Durchschlagskraft von postapokalyptischen Videospiel-Geschichten ist dementsprechend schon in der Natur des Ubisoft Mediums selbst angelegt. Denn während der Einer der weltweit Reiz der endzeitlichen Anarchie in Film und führenden Publisher und Spieleentwickler, zu dessen Literatur stets von der hypothetischen Frage Portfolio unter anderem ausgeht, wie das eigene Handeln in einem populäre Franchises wie solchen Szenario wohl aussähe, zwingt einen »Assassin’s Creed«, »Far Cry« oder »Rayman« das Spiel aktiv dazu, moralische Erwägungen gehören. Ubisoft stammt zu treffen – und im schlimmsten Fall mit der ursprünglich aus dem entstehenden Schuld und ihren Konsequenzen französischen Rennes, unterhält aber inzwischen voranzuschreiten. »Es gibt nicht viele Video- Niederlassungen auf der spiele, die mich wirklich so etwas wie Trauer ganzen Welt. oder Schuld haben spüren lassen«, bilanziert Hultberg, ergänzt aber: »Wenn es doch mal ein Spiel fertigbrachte, mich derart zu berühren, dann ist der Effekt weitaus nachhaltiger gewesen.« Kaum einem Titel gelang dieses emotionale Eintauchen derart ergreifend, wie der 2013 erschienenen VideospielInterpretation des »The Walking Dead«-Universums. Das preisgekrönte Episoden-Adventure des unabhängigen

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#Kultur #Spiele #Apokalypse

Entwicklerstudios Telltale führt den Spieler wie die gleichnamige TV-Serie und Comic-Reihe durch die Wirren der von Zombies befallenen Südstaaten. Während die Untoten bald nur noch am Rande eine BeTelltale Games drohung darstellen, sind es hier vor allem die Ist ein unabhängiges schnellen Multiple-Choice-Dialoge und die Entwicklerstudio mit Sitz damit einhergehenden Entscheidungen, die in Kalifornien, das sich auf klassische Adventures den Spieler rasch an seine Grenzen bringen. spezialisiert hat. Das Studio Das führt dank der extrem glaubhaften Chawurde von Branchenveteran raktere und brillant geschriebenen Geschichte Kevin Bruner gegründet, der zuvor für LucasArts ständig zu neuen Gewissensbissen und dem an stilbildenden Titeln wie fortwährenden Unbehagen, irgendetwas falsch »Grim Fandango« arbeitete. gemacht zu haben. Es sind quälende Fragen, Telltale Games setzt neben eigenen Marken auch Spie- die dem Spieler gestellt werden. Was ist der le zu zahlreichen TV- und menschlichste Umgang mit einem infizierten Kino-Franchises um. Gruppenmitglied? Wie bringe ich einem Kind bei, dass seine Eltern nicht mehr leben? Opfere ich einen liebgewonnenen Weggefährten, um mir selbst überlebenswichtige Vorteile zu sichern? Man ahnt: Die getroffenen Entscheidungen sagen häufig mehr über einen selbst aus, als über die Handlung des Spiels und wirken sich oft auf den gesamten Verlauf der Geschichte aus.

Meine teuflischen Nachbarn Während die Apokalypse in stark geskripteten Titeln wie »The Walking Dead« oder »The Last Of Us« auf die Schicksale einzelner Individuen runtergebrochen wird und ihren Reiz so vor allem aus dem sadistischen Spiel mit unserer eigenen Empathie bezieht, schwingen populäre Online-Multiplayer-Varianten des Survival-Genres wie »DayZ« oder »H1Z1« in das andere Extrem. Hier schreiben die Spieler in einer offenen Welt ihre eigene Geschichte. Auf das Einfühlungsvermögen der realen Mit- oder Gegenspieler darf in diesen weitläufigen Universen allerdings kaum gehofft werden. Im Zweifel ist das lockende Raubgut reizvoller als ein gemeinsames Bündnis. So wird jede Begegnung mit fremden Gruppen zu einer äußerst nervenzerrenden Angelegenheit – Ausgang offen.

Die daraus resultierende Eigendynamik führt unter den Spielern wiederum zu weitaus komplexeren Handlungsmustern wie Verrat oder Loyalität. Verhaltensweisen, die in ihrer Summe wahrscheinlich mehr Stoff für sozialpsychologische Abhandlungen bieten als sämtliche Staffeln des Dschungelcamps. Im Gegensatz zu weitaus lineareren Spielerfahrungen macht hier kein Autor oder Entwickler den Menschen selbst zum ärgsten Feind, indem er hier und da noch einen Rudel skrupelloser Plünderer als dramaturgisches Kanonenfutter unter die Horden der Infizierten streut, sondern der Spieler selbst. Dass diese fiktiven Apokalypsen als experimentelle Verhaltensstudien für das ganz reale Ende Bestand haben, möchte man so freilich nicht annehmen. Der Waffenfetisch der PrepperCommunity (siehe Seite 76) würde jedenfalls weitaus weniger abwegig anmuten, wenn sich aus den von echten Menschen bevölkerten Endzeit-Szenarien der genannten Titel tatsächlich belastbare Thesen ableiten ließen.

Eine Sache der Fallhöhe »Es ist nicht so, dass die Leute unbedingt auf Spiele aus sind, nach denen sie sich explizit bedrückt fühlen. Es geht vielmehr darum, überhaupt etwas zu fühlen«, konkretisiert Hultberg den Antrieb der Spielerschaft hinter dem Phänomen. Je mehr jemand emotional und spielerisch in die Lösung eines Problems investiere, desto größer sei eben auch die Fallhöhe. Das gebe der Sache eine Bedeutung. So ziehen die entsprechenden Spielerfahrungen ihre Tiefe aus der einfachen Tatsache, dass in einer Welt, in der es so gut wie nichts mehr gibt, selbst den kleinsten Dingen eine große Bedeutung zukommen kann. Das mag vielleicht nicht nur Spielen gelingen, die uns im postapokalyptischen Ödland aussetzen. Doch gerade dort kommt alles zusammen, was den Menschen seit jeher großes Unbehagen und damit auch einen gewissen Kitzel bereitet. Dementsprechend abwegig ist es, die Dauerpräsenz des menschlichen Endes in aktuellen Videospielen und darüber hinaus als temporäres Phänomen zu betrachten, das alsbald bestimmt von anderen populären Szenarien abgelöst wird. Überlebt werden muss schließlich immer. Oder wie es Martin Hultberg auf den Punkt bringt: »Das Thema ist universell. Alle Kulturen haben ihre eigenen Geschichten über das Ende der Welt. Ganz egal ob man sie nun Armageddon oder Ragnarök nennt.« — Eine Top 7 mit den besten Survival-Games findet ihr auf intro.de


#Kultur #Spiele

Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen #Kolumne – Carsten Schumacher ist Chefredakteur des Festivalguide und damit eines ganz sicher nicht: ein Stubenhocker. Seine letzten Videospiel-Erfahrungen machte der Konsolen-Legastheniker in grauer Datasetten-Vorzeit. Beste Voraussetzungen also, um ein möglichst objektives Urteil zu fällen. Diesmal: »Fossil Fighters: Frontier« Mir wird »LEGO Jurassic World« versprochen und alles, was ich bekomme, ist diese rehäugige SuperRTL-Variante des Saurier-Spaßes? Dafür habe ich heute aber nicht extra mein speckiges T-RexShirt aus den Siebzigern übergestreift, ächz. Ich heuere also als Auszubildender in einem Fossilien-Park an, in dem die prähistorischen Wesen von sogenannten Wächtern zu neuem Leben erweckt werden – um sie dann gegeneinander kämpfen zu lassen. Schön und gut, aber wieso wird mir dieser Plot in Trillionen wertloser Dialogboxen nahegebracht? Nintendo scheint damit die Zeit bis zur nächsten Dino-Periode

überbrücken zu wollen. Ich befinde mich nun am Empfang des Fossilien-Parks, die anderen Wächter-Azubis sehen aus wie TKKG of Anime. Laut Einweisung muss ich mich tatsächlich erst in der Datenbank registrieren, um die Welt zu retten. Bleiben nicht mal mehr systemrelevante Paläontologen wie ich von den Mühlen der Bürokratie verschont? Wenn ich gleich noch meine Kontodaten angeben muss, raste ich aus! Ach, würde das Prinzip dieser fossilen Wiederbelebung für den blutigen Zweikampf nur in echt funktionieren. Kurt Cobain versus Courtney Love? Count me in! [Circa 84 Textboxen später]: Jetzt gilt es endlich ein Fossil freizulegen. Ich sehe einen Bohrer und einen Hammer, aber wo ist mein Pinsel? Ich kratze die Preisschilder von meinen DVDs ja auch nicht mit einem Spaten ab. So richtig glücklich macht mich dieser Verschnitt aus »Pokémon« und »Jurassic Park« jedenfalls nicht. Wieder eine Stunde meines Lebens, die ich nie zurückbekomme. — »Fossil Fighters: Frontier« für Nintendo 3DS (Nintendo/Red Entertainment/Spike Chunsoft)

Payday 2 – Crimewave Edition

TUMULT IM TRESORRAUM Overkills spaßiger Heist-Simulator wird für die aktuelle Konsolengeneration neu aufgelegt. Grund genug, als pensionierter Bankräuber noch einmal rückfällig zu werden?

Es ist eine bewährte Formel, der die meisten Multiplayer-Shooter folgen: Zwei Parteien werden so lange aufeinander losgelassen, bis eine davon ausgelöscht oder zumindest deutlich unterlegen ist. »Payday« rollte dieses Feld schon im Jahr 2011 etwas anders auf und konnte trotz merklicher Schwächen eine eingeschworene Community für sich beanspruchen. Auch in der Neuauflage des zweiten Teils ist vor allem Kooperation statt Rivalität gefragt, schließlich

gilt es gemeinsam mit drei anderen Spielern eine ganze Reihe heikler Raubüberfälle abzuziehen. Dass dabei erwartungsgemäß eine Menge schiefgehen kann, macht letztendlich den Reiz dieses Spiels aus. Eskalation ist Programm. Natürlich darf man sich nach dem Studieren einer Gebäudeblaupause auch unbemerkt durch den Hintereingang stehlen und die Sporttaschen lautlos mit der Beute füllen. Irgendwann schrillt dann aber doch meistens der Alarm, die Hölle bricht los und der gesamte Coup muss neu gedacht werden. In diesen Momenten läuft »Payday 2 – Crimewave Edition« zu atmosphärischer wie spielerischer

Höchstform auf und lässt einen über die eher dürftige Präsentation hinwegsehen. Der große Umfang an bisher nur für den PC veröffentlichten Zusatzinhalten bietet darüber hinaus auch Veteranen der Reihe einen Anreiz, noch einmal den Tresorbohrer zu ölen. Philip Fassing — »Payday 2 – Crimewave Edition« für PS4 und Xbox One (505 Games / Overkill Software / Starbreeze)

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#Kultur #Kino #Noah Baumbach


#Kultur #Kino #Noah Baumbach

Noah Baumbach über seinen Film »Gefühlt Mitte Zwanzig«

NEW YORK IST NICHT TORONTO

Mit Ben Stiller hast du bereits mehrfach zusammengearbeitet …

Noah Baumbach, Jahrgang 1969, ist ein Kumpel von Wes Anderson und wandelt als Drehbuchautor und Regisseur auf den Spuren Woody Allens. Mit Anderson verfasste er das Skript zu »Der fantastische Mr. Fox«. Seine eigenen Werke »Der Tintenfisch und der Wal«, »Greenberg« sowie »Frances Ha« boten stets zeitgemäß hippes US-Indie-Kino. In »Gefühlt Mitte Zwanzig« spielt Adam Horowitz von den Beastie Boys mit, James Murphy produzierte den Score. Patrick Heidmann sprach mit Baumbach über die Midlife-Crisis, Ben Stiller und seine Heimatstadt New York, das Zentrum der letzten beiden Filme. Foto: Andrew H. Walker / Getty Images Hast du Schwierigkeiten mit dem Älterwerden?

Befürchtest du, dass ich in einer Midlife-Crisis stecke? Das würde ich so nicht unterschreiben. Trotzdem kann es seltsam werden, wenn man mit Leuten über die Jahre spricht, in denen Bill Clinton Präsident war. Und wenn dann jemand erzählt, er habe damals noch mit seinen Ninja Turtles gespielt, während ich längst wählen durfte, fühle ich mich schon ein wenig alt. Ansonsten komme ich damit aber gut klar. In meinem Freundeskreis gibt es sowohl Mittzwanziger als auch 70-jährige. Wie kam es denn zur Geschichte von »Gefühlt Mitte Zwanzig«?

Das sogenannte Midlife birgt jede Menge komisches Potenzial. Es hat viele Vorteile, kein junger Hüpfer mehr zu sein und auf Erfahrungen verweisen zu können. Trotzdem ist es unbestritten, dass sich gewisse Türen nicht mehr öffnen lassen. Abgesehen davon ist es immer spannend zu beobachten, wenn sich Menschen ihrer eigenen Sterblichkeit bewusst werden. Steckt viel Autobiografisches im Film?

Eigentlich nicht. Ich werde oft darauf angesprochen, weil die meisten Leute davon ausgehen, dass ich viel mit dem

von Ben Stiller gespielten Regis- Adam Driver seur gemeinsam habe. Dabei bin Spielt die Rolle des Lena ich dem jüngeren, von Adam Dri- Dunham/Hanna HorvathFreunds Adam Sackler ver gespielten Typen ähnlicher. in der Serie »Girls«. Mit Zumindest beruflich. Ich bin ja Baumbach arbeitete er im Reinen mit meiner Arbeit als bereits in »Frances Ha« zusammen; 2013 spielte er Regisseur. Und ich bin produktiv. außerdem eine Nebenrolle

in »Inside Llewyn Davis« der Gebrüder Coen. In »Gefühlt Mitte Zwanzig« bringt er nun an der Seite von Amanda Seyfried das Leben von Ben Stiller und Naomi Watts durcheinander. Im Dezember wird er in J. J. Abrams »Star Wars – Episode VII« zu sehen sein.

Wir verbringen gerne Zeit miteinander. Und wir teilen einige Eigenschaften und Ansichten. Bei »Gefühlt Mitte Zwanzig« hatte ich ein bestimmtes Ziel vor Augen. In unserem ersten gemeinsamen Film »Greenberg« war seine Performance ausgesprochen realistisch. Ganz anders als alles, was er sonst spielt. Deswegen hatte ich große Lust, einen Film mit ihm zu drehen, der einen größeren Bezug zu seiner Art von Comedy und Humor hat. Ich fand es spannend, Elemente seiner massentauglicheren Komödien mit meiner Welt zu vereinen und zu vertiefen. Im Film meint man den Geist von Woody Allen zu erahnen. Ist er jemand, der dich beeinflusst hat?

Ich liebe seine Filme, bin mit ihnen aufgewachsen. Und zwar in Brooklyn, wo ich auf die gleiche Highschool ging, die auch er besucht hatte. Deswegen würde ich davon ausgehen, dass sie mich beeinflusst haben, so wie etliche andere Filme und Regisseure auch. Wobei das weniger ein bewusster Prozess war, über den ich konkret nachgedacht habe. Manche Dinge gehen einem in Fleisch und Blut über, ohne dass man es wirklich merkt. Mit »Gefühlt Mitte Zwanzig« und zuvor »Frances Ha« hast du die Kulisse New Yorks in den Vordergrund deiner Filme gerückt …

New York ist einfach mein Zuhause. Egal ob ich dort einen Film drehe oder privat durch die Straßen laufe. An der Stadt hängen für mich starke Emotionen. Einen Film über New York in einer Stadt wie Toronto zu drehen, so wie es häufig der Fall ist, kann ich mir schlicht nicht vorstellen. So etwas wird eher bei größeren Studio-Produktionen gemacht. Käme es überhaupt für dich in Frage, das sogenannte Independent-Kino hinter dir zu lassen?

Das Lustige ist ja, dass in den 1970er-Jahren ein Film wie »Gefühlt Mitte Zwanzig« vermutlich von einem der großen Hollywood-Studios produziert worden wäre. Die haben nur heute leider kein Interesse mehran solchen Geschichten. Aber wenn sich das irgendwann wieder ändern sollte, würde ich natürlich auch mal an einer StudioProduktion arbeiten. — Noah Baumbach »Gefühlt Mitte Zwanzig« (USA 2015; R: Noah Baumbach; D: Ben Stiller, Naomi Watts, Amanda Seyfried, Adam Driver; Kinostart: 30.07.)

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#Kultur #Kino

Desaster

Ein Thriller voller Narren Eine spannende Story um Kronzeugen, eine Femme Fatale und tollpatschige Killer. In Justus von Dohnányis zweitem Kinofilm geht es turbulent zu.

Heil

DAS LACHEN IM HALS Eine deutsche Komödie, in der es um Neonazis geht? Eine Gesellschafts­ satire, die ausgerechnet »Heil« heißt? Was hat sich Regisseur Dietrich Brüggemann dabei gedacht? Die Gemeinde Prittwitz liegt im Dreiländereck Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Hier sehen die Nazis noch aus wie aus dem Katalog – mit Glatze, Bomberjacke und Kampfhund. Doch den Graffitis nach hat Prittwitz kein Problem mit Rechts, sondern mit Rechtschreibung. »White Pauer« und so. Bewegung kommt aber erst dann in die Ortsgruppe, als der schwarze Autor Sebastian Klein (Jerry Hoffmann) auf seiner Lesereise in der Provinz stoppt. Nach einem Schlag auf den Kopf verliert er sein Gedächtnis und plappert nur noch nach, was ihm der Anführer Sven Stanislawski (Benno Führmann) vorsagt. Bald reißen sich Fernsehsender und Parteien gleichermaßen um Klein und seine Anti-Integrations-Parolen. Derweil plant die Gruppe den Einmarsch in Polen. Darf man über Neonazis Witze machen? Dietrich Brüggemann (»Kreuzweg«) meint schon, denn die NSU-Geschichte sei einfach zu absurd, als dass man da mit Einfühlung und Identifikation noch etwas holen könne. Deshalb hat er sich für das Gegenteil entschieden: eine bitterböse Satire, die auf pointierte Weise zeigt, dass nicht nur die Neonazis das Problem sind, sondern auch unser scheinheiliger Umgang mit ihnen. Dementsprechend bekommt hier jeder sein Fett weg. Nicht nur die Nazis und Nipster, sondern auch die Antifa, die vor jeder Entscheidung erst mal ein Plenum

abhalten muss, und hinter Nina Schmidts Duftatelier Prenzlauerberg eine Zelle der NSDAP vermutet. Der Verfassungsschutz, der zwar überall seine Spitzel hat, aber Terrorwarnungen telefonisch über die Sekretärin vermittelt (»Danke. Supi.«). Und der Kulturbetrieb in Person eines Schlingensief-Doubles, das nur noch mit echten Nazis arbeiten möchte, denn mit Provokation könne man heute nicht mehr provozieren. Auch sich selbst lässt Dietrich Brüggemann nicht außen vor. In einer Talkshow sitzt er unter Politikern und Wissenschaftlern und spricht über seinen aktuellen Film. Die entscheidende Frage lautet immer noch: »Darf man über Neonazis Witze machen?« Dietrich Brüggemann, gespielt von Tom Lass antowrtet: »Nur wenn einem das Lachen im Hals stecken bleibt.« Die Moderatorin fragt nach: »Auf welcher Höhe?« In »Heil« darf laut gelacht werden. Nebenbei ist der Film ein unterhaltsames Suchspiel, denn unter den mehr als hundert Sprechrollen haben sich neben Dietrich Brüggemann als Krankenhaus-Patient zum Beispiel auch Andreas Dresen, Axel Ranisch, Thees Uhlmann und Bernd Begemann versteckt. Eine Gesellschaftssatire, die längst überfällig war. Simone Schlosser — Heil (D 2015, R: Dietrich Brüggemann; D: Benno Führmann, Liv Lisa Fries, Jerry Hoffmann, Jakob Matschenz, Anna Brüggemann; Kinostart: 16.07.)

Wenn der Regisseur in der Rolle eines Killers im eigenen Film mitwirkt, wie Justus von Dohnányi in »Desaster«, hat er schon das perfekte Mittel gefunden, um mitten im Geschehen auftrumpfen zu können, damit der Filmtitel nicht zur self-fulfilling prophecy wird: Dohnányis Thriller soll ja keine weichgespülte deutsche Komödie sein, sondern eine Mixtur aus besserem Tatort und Kino-Unterhaltung, die von Genre-Updates wie Jonathan Glazers »Sexy Beast« beeinflusst sein dürfte. Milan Peschel spielt den Gangsterboss Mischa, der einen Schweizer Anwalt in sein Haus nach St. Tropez einlädt, weil er ihm ein paar wichtige Kontakte abkaufen möchte. Jener Dr. Würsch (Stefan Kurt) wiederum hat es nicht nur auf Geld, sondern auch auf Mischas Frau Lydia (Anna Loos) abgesehen. Im Lauf der Handlung treten deren eigentliche Absichten sowie eingangs erwähnter Killer plus ebenso ungeschickten Kompagnon auf den Plan. Justus von Dohnányi drehte zuvor tatsächlich zwei »Tatorte« und 2007 die Komödie »Bis zum Ellenbogen«, und als Schauspieler hat er es bereits nach Hollywood geschafft. Schauen wir mal, wohin dieses »Desaster« ihn führt. Paula Fuchs — Desaster; D 2015; R: Justus von Dohnányi; D: Milan Peschel, Anna Loos; Kinostart: 16.07.) — www.intro.de/desaster


#Kultur #Kino

Top 5

Marvel-ComicVerfilmungen, die wir endlich sehen wollen Das Marvel-Universum hat mehr zu bieten als nordische Gottheiten, grüne Wutmonster und exzentrische Bastelmilliardäre. Zum Beispiel »Ant-Man« (Kinostart: 23.07., Previews am 21.07. in Berlin, Köln und Hamburg, Infos unter intro.de/previews). Scott Lang ist ein Kleinkrimineller, der dank Wissenschaftler Hank Pym seine Körpergröße verändern kann. Er schrumpft auf Ameisenmaß – allerdings mitsamt den notorischen Ameisenkräften. Der lang gehegte Wunsch nach einer Verfilmung ist unter der Regie von Peyton Reed Wirklichkeit geworden. Welche MarvelFiguren wünschen wir uns noch auf die Leinwand? 1 Gabriel the Devil Hunter

2 Fin Fang Foom

3 Puck

4 Ka-Zar

5 Arcade

Gabriel ist eine echte Marvel-Okkult-Figur. Er findet nicht nur seine ermordete Frau in einem von innen abgeschlossenen Haus, sondern ist nach der Priesterweihe auch noch von einem fiesen Dämon besessen. Der zwingt ihn dazu, sich ein Auge herauszureißen und entweicht erst, als Gabriel sich ein Kreuz in die Brust brennt.

Ein chinesischer Drache, der eigentlich ein Alien aus dem Maklu-System ist. Er wird von einem Teenager geweckt, bekämpft den Kommunismus und entpuppt sich über Umwege irgendwie auch als Geburtshelfer des Mandarin. Bitte Gareth Edwards anrufen, der unter anderem »Monsters« und »Godzilla« realisierte.

Ein akrobatischer Muskelzwerg, der nicht nur mit dem Schriftsteller Ernest Hemingway befreundet ist, sondern zudem über erstklassige Skills als Stierkämpfer verfügt. Man sieht Daniel Radcliffe nach mehrmonatigem Eisenfressen in der Rolle quasi vor sich stehen – und Andy Serkis als Hemingway oder als Stier daneben.

Eine muskulöse Tarzan-Imitation, die im von Dinosauriern bewohnten Savage Land herrscht. Diese ominöse Welt wurde von Außerirdischen unter der Antarktis als Evolutionstestlabor eingerichtet. Ka-Zar erlebt dort mit seinem Säbelzahntiger Zabu heftige Abenteuer. Nimm das, »Jurassic World«.

Wohlhabender Auftragsmörder, der seine Opfer im eigenen Freizeitpark – vielsagender Namen: Murderworld – mittels ausgefeilter Todesfallen ins Jenseits befördert. Er wäre im Kino eine interessante Mischung aus Richie Rich, Jigsaw und dem Joker. Dazu der feuchte Traum aller Setdesigner.

Ausstellung: Film und Games Am 1. Juli wird im deutschen Filmmuseum in Frankfurt die Sonderausstellung »Film und Games – Ein Wechselspiel« eröffnet, die bis zum 31. Januar 2016 läuft. Man darf davon ausgehen, dass in den Ausstellungsräumen diverse weitere Räume geöffnet werden, die deutlich machen, dass Verknüpfungen zwischen Kino- und Konsolenkunst nicht nur visuelle Dimensionen eröffnen, sondern das Denken und Fühlen hin zu neuen Wahrnehmungsweisen und Ideen lenken. Das Stichwort lautet Medienkonvergenz. Über den Besichtigungszeitraum erstreckt sich ein umfassendes Begleitprogramm, das viel Entertainment verspricht: So wird am 4. Juli Game-Verfilmungs-Guru Uwe Boll zu Gast sein, um mit weiteren Gästen das brandneue Spiel-Film-Quartett vorzustellen. Es folgt das Screening von »Far Cry«, eventuell aber auch eines anderen Films. Der 10. Juli bietet mit der »Nacht des nacherzählten Spiels« eine Gaming-Variante des Poetry Slams. Am 25. Juli steht das Community-Treffen von »Ghostbusters Deutschland« auf dem Plan. — deutsches-filminstitut.de

Zusammengestellt von: Cay Clasen

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#Kultur #Kino

Frank Wer steckt hinter der Maske? Die Frage, die Lenny Abrahamsons »Frank« (USA 2015; Kinostart: 27. 08.) aufwirft, lässt sich erst einmal so beantworten: Michael Fassbender. Aber die Geschichte um den von ihm gespielten Sänger der Band Soronprfbs hat einen Extra-Clou. Der Performer ist nur ganz bei sich selbst, wenn er mit der Maske auf der Bühne steht, und er hat diese Bühnenpersona so sehr verinnerlicht, dass er die Pappbirne überhaupt nicht mehr auszieht. Oder versteckt sich darunter ein wahrer Frank? — Intro Previews: 10.08. in Berlin, Hamburg, Köln, München, Leipzig und Stuttgart. intro.de/previews

Slow West

Schottland ist auf der Suche nach seiner großen Liebe Rose (Caren Pistorius). Doch von dem Moment an, als er den Herumtreiber Silas (Michael Fassbender) trifft, lässt der Junge aus reichem Hause das nutzlose Handbuch und sämtliche romantischen Vorstellungen über das Land der unDer Indie-Western ist das Spielfilmbegrenzten Möglichkeiten Stück für Stück hinter sich. Da Jay zu dämmern Debüt von John Maclean – Regisseur beginnt, dass er in der gesetzlosen und Gründungsmitglied der Welt, in der heimtückische Morde schottischen Gruppe The Beta Band. an der Tagesordnung sind, nicht lange überleben wird, heuert er Silas ie 84-minütige Handlung von »Slow als seinen Beschützer an. Er soll ihn zu Rose West« wird tatsächlich sehr langsam, bringen. Doch der undurchschaubare Silas, aber kurzweilig erzählt. John Macleans der aus dem Off Jays Geschichte kommentiert, Film steckt voller atemberaubender Bilder, verfolgt zunächst seine eigenen Pläne. Gesurreal-komischer Momente und feiner Be- meinsame Erlebnisse wie ein sinnloser Schussobachtungen. Dem in Neuseeland gedrehwechsel, große Mengen Absinth ten Western, der beim Sundance Festival in und eine zwischen ihre Pferde diesem Jahr den Grand Jury Prize gewann, gespannte Leine, auf der sie gelingt das Kunststück, sowohl die Regeln während des Ritts ihre nassen des Genres zu befolgen, als auch den GrünKlamotten trocknen, geben dungsmythos Amerikas zu dekonstruieren. der Geschichte noch einmal Kelly Reichardts »Meek’s Cutoff«, Tommy eine andere Wendung, die sich Lee Jones´ »The Homesman« und Jim Jarin einem dramatischen Showmuschs »Dead Man« lassen grüßen … down entlädt … Gabriele Summen »Ho! To the West!«, heißt der Ratgeber, den der 16-jährige Jay Cavendish — Slow West (UK (Kodi Smit-McPhee) 1870 auf seiner 2015; R: John Maclean; D: Reise durch den Wilden Westen Kinostart: 30.07.) mit sich führt. Der junge Lord aus

Kein Western von gestern Soundtrack Cologne Film und Sound sind seit der Erfindung des Tonfilms ein Traumpaar, in dessen Beziehung sich immer wieder neue Schwierigkeiten und Möglichkeiten ergeben. »Soundtrack Cologne« lautet der Name jenes Kölner Festivals, das vom 19. – 23. August 2015 bereits zum zwölften Mal intime Einblicke in die Wunderwelt dieser Liaison gewährt – und noch dazu die Verwandtschaft begrüßt. Die Organisatoren des »Fachkongresses für Musik und Ton in Film, Games und Medien« bemühen sich stets um den unterhaltsamen Aspekt der Verstrickungen als auch um einen praktischen Zugang zu den Themenkomplexen. So wird es diesmal einen Workshop mit dem Filmmusikkomponisten Jeff Rona geben, der unter anderem die Scores zu »Traffic« und »Black Hawk Down« produzierte. Parallel gibt es im Programm von »See the Sound – Das Musikfilmfestival« traditionell äußerst spannende und pophistorisch wertvolle Dokus zu sehen. — soundtrackcologne.de

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rettet die รถkos.

vielviel รถko


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#Kultur #Kino

Amy

Es tut noch weh Im Alter von 27 Jahren starb »Rehab«-Sängerin Amy Winehouse. Asif Kapadias Dokumentarfilm bemüht sich um einen intimen Blick in ihren rauschhaften Aufstieg und den schleichenden Absturz.

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as Wissen um das Ende macht die Geschichte nicht weniger traurig: Amy Winehouse, die schon zu Beginn ihrer Karriere prophetisch vom Ende sang, starb am 23. Juli 2011 an den Folgen einer Alkoholvergiftung – allein in der Londoner Wohnung. »Ich denke nicht, dass ich berühmt werde. Ich glaube, ich könnte auch nicht damit umgehen. Ich würde wahrscheinlich durchdrehen«. Intime Zitate wie dieses sind im Dokumentarfilm des britischen Filmemachers Asif Kapadia einige zu hören. Er zeigt die ›Skandalsängerin‹ mit der herausragenden Soul-Stimme vor ihrem großen Durchbruch als berühmteste Bienenkorbfrisurträgerin der Welt. Kapadias

Entscheidung, den Film fast komplett aus Archivmaterial zusammenzusetzen, erweist sich als clever. Schließlich erzählt »Amy« die Geschichte eines öffentlichen Sterbens auf Raten. Die geschickt montierte Collage aus bisher unveröffentlichten Homevideos, Interview-Mitschnitten und Audioschnipseln entwickelt eine ungeheure Intensität und erinnert nicht zuletzt daran, dass die Künstlerin aus bescheidenen Verhältnissen stammt. Freunde und Familie kommen fast ausschließlich aus dem Off zu Wort. Sie kommentieren die unterschiedlichen Stationen von Amys Leben. Vom unbeschwerten Teenager aus Camden zur Jazz-Sängerin, die ihr Debütalbum »Frank« nach Sinatra benannte, bis zur globalen Musiksensation und sechsfachen Grammy-Preisträgerin, die zum Ende hin eher mit ihren Drogen- und Alkoholexzessen als mit ihrer Musik für Schlagzeilen sorgte. Auch das lässt der Film nicht aus, den zahlreichen Handy-Videos sämtlicher beteiligten Protagonisten sei dank – allen voran Ex-Mann Blake Fielder-Civil, der auch nach 120 Filmminuten noch immer den Titel World’s Worst Boyfriend verdient. Regisseur Asif Kapadia,

der 2011 mit »Senna« eine Hommage an den tödlich verunglückten brasilianischen Rennfahrer drehte, zeigt, wie der plötzliche Ruhm von Winehouse dazu beitrug, ihre Suchtprobleme sowie ihre Bulimie zu verschlimmern. Er zeigt aber auch, was für eine witzige und einnehmende Persönlichkeit sie mal war. Nicht nur deshalb schmerzt Kapadias eindringliche Doku wie eine offene Wunde. Katja Peglow — Amy (UK 2015; R: Asif Kapadia; Kinostart: 16.07.)

Fantasy Filmfest Was 1987 begann, zählt heute zu den international wichtigsten Events des phantastischen Kinos. Vom 5. August bis zum 6. September 2015 laufen 60 Filme in insgesamt sieben deutschen Städten. Sowohl »Pulp Fiction« als auch »Die fabelhafte Welt der Amelie« taten einst im Rahmen des FFF den ersten Schritt in eine kleine, aber feine ­– und vor allem geschmackssichere – Early-Adopter-Öffentlichkeit. Die »Nights« im Frühjahr haben die Fans bereits Blut lecken lassen. Mal sehen, an wen der »Fresh Blood Award« gehen wird, den das Fantasy Filmfest nach Publikumsvotum an Debüt- oder Zweitwerke (noch) unbekannter Regisseure verleiht. Gespannt sein darf man dieses Jahr nach dem fulminanten »Mad Max«-Reboot von Original-Regisseur George Miller auch darauf, ob die Parodie »Turbo Kid« noch eine Schippe postapokalyptischen Staubs mehr aufzuwirbeln vermag. Die einen mögen es Endzeit nennen, für die FFF-Community ist es Teil der fünften und mit Abstand phantastischsten Jahreszeit. — fantasyfilmfest.com


E S KO M M T N I C H T A U F D I E G R Ö S S E A N

A M 2 1. J U L I: S F ÜR G R AT IS - P R E V IE W -LESER! AL LE IN FO S AU F

IN TR O. DE /P RE VI

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VON DEN MACHERN VON GUARDIANS OF THE GALAXY

M AR V E L . D E

AB 23. JULI IM KINO © 2015 Marvel | Im Verleih von Walt Disney Studios Motion Pictures, Germany


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#Kultur #Serie #Uzo Aduba

Uzo Aduba über »Orange Is The New Black«

KEINE FANPOST AUS DEM KNAST »Orange Is The New Black« basiert auf dem gleichnamigen Buch von Piper Kerman. Darin schildert Kerman ihre Erfahrungen während eines Jahrs im Frauenknast. Dort saß sie ein, weil sie für ihre Freundin als Drogenkurierin tätig gewesen war. In Jenji Kohans Serien-Adaption wird aus Piper Kerman Piper Chapman – und aus dem Einzelschicksal der Wohlbehüteten ein AußenseiterinnenEnsemble-Drama, das nun in die dritte Staffel geht. Inga Selck sprach mit Darstellerin Uzo Aduba über die Vielfalt der Frauenrollen in der Show – ­ und speziell über ihre Figur Suzanne »Crazy Eyes« Warren. Suzanne ist Pipers erste Verehrerin im Knast. Sie lebt nicht nur hinter Gittern, sondern in ihrer eigenen Welt. Foto: Patrick Desbrosses

Uzo, warst du schon mal im Knast?

Ich hoffe es sehr. Auch Shows wie »Scandal«, Ich war noch nie in einem Frauenknast. Wir »Empire« oder »How To Get Away With Murwaren mit der Schule aber mal in einem Ge- der« machen Mut. fängnis. Ich fand es total beängstigend, aber Wie bist du an deine Rolle gekommen? auch lehrreich. Wahrscheinlich bin ich deshalb Tatsächlich habe ich für die Rolle der Langnie im Knast gelandet. So war dieser Ausflug streckenläuferin Janae Watson vorgesprochen. natürlich auch gedacht. Aber ich habe noch nie Aber Jenji Kohan, Showrunner von »OITNB«, eine inhaftierte Frau getroffen und bekomme wollte mich stattdessen für Suzanne haben. Als auch keine Fanpost ich das Drehbuch bekam, wusste ich: »Das aus dem Knast. Ich »Ich habe noch nie eine Serie glaube nicht, dass sie gesehen, in der es so viele ist die perfekte Rolle.« Suzanne ist ein komdort Netflix haben.

Ort sind sie am besten aufgehoben? Ich finde es toll, dass »OITNB« das Thema auf die Agenda setzt, weil in den letzten Jahrzehnten diesbezüglich viel falsch gemacht wurde. Ich weiß nicht, wo Suzannes Platz in dieser Welt ist. Aber ich weiß, dass sie verzweifelt danach sucht.

Wenn wir drehen, ist es wichtig für mich, Suzanne am Ende des Tages abzulegen. Ich fühle ihre Last, die manchmal sehr bedrückend ist, und muss sie richtig aus mir und meinem Leben herauspressen. Suzanne würde abends lieber bei mir bleiben, das wäre einfach für sie. Deshalb muss ich streng sein.

Kannst du heute einen Mopp sehen und nur daran denken, deine Wohnung zu putzen? Oder hast du wie »Crazy Eyes« eine Beziehung zu ihm aufgebaut?

Du hast 2014 einen Emmy für deine Rolle als Suzanne »Crazy Eyes« Warren gewonnen. »Orange Is The New Black« ist wahnsinnig erfolgreich. Was ist das Besondere an der Serie?

verschiedene Frauentypen gibt: Große, Kleine, Schwarze, Weiße, Latinas, Lesben, Heteros, Bisexuelle. Sie kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, und alle haben wirklich etwas zu sagen.«

plexer Charakter mit starken Gefühlen. Wie sehr beeinflusst dich ihre Intensität?

Suzanne ist nicht nur eine tragische Figur, sondern auch eine komische. Ich muss dich das fragen: Hast du wirklich auf den Boden von Pipers Zelle gepinkelt?

Nein, das wäre auch gemein gewesen, ich hätte literweise Wasser trinken müssen. Die Szene war sehr kompliziert. Es gab eine Maschine mit einer Fernbedienung, die mit gelb gefärbtem Wasser gefüllt war.

Ich sehe ein Haustier: Mr. Mopp. Suzanne hat mir beigebracht, Dinge als Menschen zu betrachten. Sie hat auch ein Schloss, das Lady Locksley heißt. Für sie leben diese Dinge. Und ich habe angefangen, Gesichter in Dingen zu sehen, die keine Gesichter haben. Ich habe auch von ihr gelernt, immer ich selbst zu sein. Ist das Litchfield-Gefängnis nicht der voll- Egal was passiert.

Ich habe noch nie eine Serie gesehen, in der es so viele verschiedene Frauentypen gibt: Große, Kleine, Schwarze, Weiße, Latinas, Lesben, Heteros, Bisexuelle. Sie kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, und alle haben wirklich etwas zu sagen. Die Figuren sind komplex und nie kommen falsche Ort für sie? Figuren wie Suzanne lösen Debatten darüber eintönig. Ist »OITNB« ein Vorbild für Serien der aus, wie wir als Gesellschaft mit psychisch Zukunft? Glaubst du, es gibt einen Trend kranken Menschen umgehen. Wie können wir zu mehr Vielfalt im Fernsehen? ihnen bestmöglich helfen, und an welchem

— Die dritte Staffel von »Orange Is The New Black« ist seit dem 12.06. auf Netflix verfügbar. Die ersten beiden Staffeln erscheinen dieser Tage via StudioCanal auf DVD und BD.


#Kultur #Serie #Uzo Aduba

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#Kultur #DVD

Chappie

Auferstanden in Ruinen Ein fühlender Roboter mischt Johannesburg auf. Mittendrin versuchen sich Die Antwoord an Martial Arts. Neill Blomkamps Endzeit-Vision.

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n seinem dritten Spielfilm »Chappie« zelebriert der südafrikanische Regisseur Neill Blomkamp keine Rückkehr zum Glauben an die Menschheit. Aber er sorgt für einen kurzweiligen Kinderfilm-Hong-Kong Action-Science-Fiction-Mash-Up. Ein zeitgemäßer Film über die permanente Endzeit, der Popcorn in Patronenhülsen verwandelt. Die Stimme des Roboters Chappie klingt einem im Ohr wie einst das süße Reibeisen von E.T. Spielbergs Außerirdischer dürfte selbst aus Anders Breivik noch einen Funken Empathie herauskitzeln, Blomkamp dagegen versetzt den naiven Blechkameraden Chappie in eine Welt, die hoffnungslos verwahrlost wirkt. Diese Verrohung kennt man aus seinen Filmen »District 9« und »Elysium«. Diesmal überwältigt Blomkamp das Publikum geradezu mit einer Maschinengewehrsalve aus Zeichen auf Körpern und an Häuserwänden. Die Bedeutung der Symbole droht im allgemeinen Chaos der Verhältnisse zu versinken – ebenso wie irgendeine

Moral der Geschichte, von der diese Zeichen in einer besseren Welt erzählen könnten. Sämtliche Ruinen der Kulisse Johannesburgs sind mit Graffiti übersäht. Kleider und Haut der Outlaws strotzen vor Bildern und Tätowierungen. Nach seiner Wandlung vom brutalen Polizei-Scout zur Künstlichen Intelligenz mit »Nummer 5 lebt«-Niedlichkeitsfaktor, soll Chappie sich in der überfrachteten Welt zurechtfinden – Bewusstsein und Kenntnisstand sind auf dem Niveau eines Neugeborenen. Schuld daran ist der Nerd Deon (Dev Patel). Er erschuf Chappie und löste ihn aus der Armee der Robocops heraus, weil er vom nächsten Schritt der Evolution träumt. Verantwortlich für Chappies Reboot in der Illegalität sind seine Kidnapper. Ninja und Yo-Landi Visser von Die Antwoord sind die ideale Besetzung für Chappies »Mommy« und »Daddy«. Alle Figuren verhalten sich ähnlich naiv: Ninja will Chappie zum Supergangster ausbilden. Er meint, dies mit dem Wurf ins kalte Wasser zu erreichen. Die »väterliche« Methode. Dagegen empfindet Yo-Landi eher softe »mütterliche« Gefühle. Deon glaubt, er bringe Chappie auf den rechten Pfad, indem er

ihm ein simples moralisches Gesetz einbläut, den Rest der »guten Erziehung« soll ein Kinderbuch erledigen. Während diese klischeehafte Rollenverteilung Rätsel aufgibt, schafft es Blomkamp mitunter, gesellschaftliche Realität treffend auf die Spitze zu treiben. Besonders in jenen Szenen, in denen Chappie Autos für Ninja raubt. Da wirft er den verblüfften Reichen in ihren dicken Limousinen vor, sie hätten die Wagen selbst gestohlen. Stimmt ja auch. Mit Chappies Nachahmung des Gangsta-Styles seiner Pflegeeltern gelingt Blomkamp außerdem noch ein gewitzter Kommentar auf Vorwürfe an die Popkultur. Durch die Darstellung von Gewalt wird diese verherrlicht – oder stiftet gar zu echten Gewaltakten an? Bei Chappie klappt das nicht ohne Imitationsverluste und Slapstick-Momente, wobei seine »Eltern« selbst schon überdrehte Witzfiguren sind. Im Showdown mit Endgegner Vincent Moore (Hugh Jackman) muss dementsprechend kaum an Munition gespart werden. Ist doch alles gar nicht echt. Wolfgang Frömberg — Chappie (Mexiko/USA 2015; R: Neill Blomkamp; D: Sharlto Copley, Ninja, Yo-Landi Visser, Sigourney Weaver, Dev Patel; Sony)



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#Kultur #DVD

Selma

Von Birmingham bis Baltimore Ava DuVernays »Selma« erzählt eine Chronik von Martin Luther Kings Kampf um den Voting Rights Act in den 1960er Jahren – und trifft die Gegenwart mit voller Wucht.

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ynismus zeigt sich immer dann, wenn ein Film über ein schweres Thema wie Rassismus in den USA oder über den Holocaust ins Kino kommt. Der Film kann gut sein, wie »12 Years A Slave« und »Der Pianist«, er kann aber auch schlecht sein wie »The Help« oder »Der Vorleser«. Der Diskurs ist immer der gleiche: Muss man ja gut finden, Stichwort moralische Erpressung. Aber »Selma« ist wirklich gut – und zwar nicht nur des politischen Statements wegen. Auch wenn der beeindruckende David Oyelowo als Martin Luther King entschlossen und nachdenklich vom DVD-Cover blickt: Regisseurin Ava DuVernay hat kein Biopic über King gedreht, sondern eine Analyse

eines konkreten historischen Augenblicks. 1965: Ein Jahr nach dem Civil Rights Act und dem Nobelpreis für King. Für viele Schwarze ist es gerade in den Südstaaten immer noch unmöglich zu wählen. Die Konflikte eskalieren in Selma im Bundesstaat Alabama. Der rassistische Gouverneur George Wallace lässt mithilfe der Polizei Schwarze, die wählen wollen, terrorisieren und einschüchtern. DuVernay schafft es, diese Ausgangssituation historisch einzuordnen, ohne ihren Film zu einer Dokumentation mit Schauspielern zu machen. Zu Beginn verweist sie auf die Ermordung von vier kleinen Mädchen mit einer Bombe durch den Ku-Klux-Klan in Birmingham – Spike Lee hat über dieses Verbrechen

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www.fastforward-magazine.de

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#Kultur #DVD

die großartige Dokumentation »Four Little Girls« gedreht – und zieht dann eine Linie zum weißen Terror durch die Polizei. So wird klar: Rassismus ist keine Ausnahmeerscheinung an den Rändern der Gesellschaft. In Gesprächen mit US-Präsident Lyndon Johnson (Tom Wilkinson) fordert King ein gesetzlich zugesichertes Wahlrecht, Johnson lehnt ab. King organisiert zusammen mit der Bürgerrechtsbewegung SCLC einen Protestmarsch von Selma bis Montgomery, der brutal von der Polizei niedergeschlagen wird. Schließlich verabschiedet Johnson dann doch den Voting Rights Act. Der Film zeigt, wie lange es dauert, bis Gerechtigkeit und Geschichte zueinander finden. Und für alle, die noch nie den Namen Bayard Rustin gehört haben, wird »Selma« tatsächlich eine Geschichtsstunde sein. Denn das Problem im 21. Jahrhundert ist ja, dass das 20. Jahrhundert schon fast vergessen ist. Am Ende singen John Legend und Common den Song »Glory«. Sie bringen den Film ins Jetzt, nach Ferguson und Baltimore. »Selma« schlägt also einen großen Bogen. Emotional wuchtig und mit scharfer Intelligenz.

Utopia In der zweiten Staffel der britischen Serie »Utopia« (GB 2014; Polyband) findet die aberwitzige Suche nach einem verschollenen Comic-Manuskript ihre abenteuerliche Fortsetzung. Dennis Kelly produzierte die beiden Seasons mit jeweils sechs Episoden nicht nur, um eine etwas andere Perspektive auf die Vernachlässigung der Kindheit zu werfen. Er mischt so viel schwarzen Humor unter die stylischen Bilder, dass man denken könnte, alles sei nur ein böser, verdammt gut erzählter Witz.

Fabian Wolff — Selma (USA 2014; R: Ava DuVernay; D: David Oyelowo; Studiocanal)

BENNO

LIV LISA

JERRY

JACOB

DANIEL

OLIVER

FÜRMANN FRIES HOFFMANN MATSCHENZ ZILLMANN BRÖCKER

EIN FILM VON DIETRICH BRÜGGEMANN

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WIE

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KINO IM

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BEYOND THE PINES 2. AUGUST 20:15 UHR

Informationen und Empfangsmöglichkeiten unter www.kinowelt.tv / zu empfangen bei:

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THE PLACE


#Life

Foto: Meredith Allen

#Life Sollte die Zivilisation zusammenbrechen, wäre ein Pokémon wie Pikachu natürlich gerüstet, immerhin kann es so tolle Attacken wie den Wangenrubbler und den Donnerschock. Aber wie würden wir Menschen überleben? Das erzählen wir in unserer ausführlichen PrepperReportage. First World Problems haben wir bis zum Tag X natürlich auch noch.

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#Life #Reportage #Prepper #Apokalypse

Reportage: Im Wald mit den Preppern

Der Tag nach Tag X

Dass die Apokalypse früher oder später eintreten wird, steht für Prepper fest. Die ­Frage ist nur: wann? Für den Ernstfall üben sie schon fleißig. Doch wie prepared ist man selbst ­eigentlich? Unsere Autorin Meike Wolf hat mitgeübt – und einen Tag mit Preppern im Wald verbracht. Illustrationen: Alexandra Ruppert

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s ist ein trüber, kalter Samstag. Eine Gruppe von 25 Menschen in Outdoor-Kleidung hockt im Kreis, ich mittendrin. Um uns herum der Thüringer Wald, in der Ferne das Rauschen einer Straße. Die Gruppe ist bunt gemischt – einige haben Trekkingerfahrung aus Südamerika oder gehen gerne zelten, andere wollen endlich lernen, wie man Feuer macht oder brauchen Abwechslung zu ihrem Bürojob, die Hälfte der Männer war beim Bund. Alle denken, es sei gut, vorbereitet zu sein. Worauf es sich vorzubereiten gilt, darüber spricht hier allerdings niemand. Die Gruppe wirkt sehr normal, von der Outdoor-Kleidung und den Jagdmessern einmal abgesehen. Und sie ist es auch. Wer hofft, hier auf Freaks mit Camouflage-Make-up und Aluhütchen zu treffen, wird enttäuscht. Die Trainer, beide Mitte 30 – Karin hat eine militärische Ausbildung und einen Jagdschein, Stefan arbeitet als Bäcker – wollen von den Teilnehmern wissen,

was man braucht, um Feuer zu machen. Es ist ein bisschen wie in der Schule, verhalten gehen ein paar Wortmeldungen ein: Zunder, Reisig, Holz, ein Feuerzeug. Wer etwas Richtiges sagt, wird gelobt. Die Rollen innerhalb der Gruppe sind schnell gefestigt: der Spaßvogel, der Freak, die Expertin, der Schweigsame. Wir bekommen die erste Aufgabe des Wochenendes und sollen alles herbeischaffen, was für ein Feuer nötig ist. Stefan zündet sich eine Zigarette an und erzählt, wie er versucht hat, im Freien einen guten Tabakersatz zu finden: »Das hat alles scheiße geschmeckt!«, sagt er und lacht. Alkohol und Zigaretten sind solide Währungen in der Postapokalypse. Der Tag nach dem Tag X. Wer sich darauf vorbereitet, nennt sich Prepper. Und gerade bin ich mitten unter ihnen. In dieser Szene heißt die Krise SHTF: shit hits the fan. Eine Prepper-Weisheit besagt, dass die Frage nicht lautet, ob der Tag X je eintreten wird – sondern nur, wann es so

weit sein wird: der Eintritt der Katastrophe, die die Zivilisation in eine (vielleicht letzte) Krise stürzen wird.

Elend geht die Welt zugrunde Prepper aufzuspüren ist gar nicht so einfach. Interviewanfragen bleiben meist unbeantwortet, die Treffpunkte der Szene sind für Außenstehende schwer auffindbar. Wie alle Subkulturen ist auch diese inzwischen über das Internet organisiert. Es gibt Stammtische, Blogs, Foren und Survival-Wikis, aber zunehmend auch kommerzielle Angebote: So stehen Survival-Camps, ein Zombie-Apocalypse-Onlineshop oder Urban-Survival-Touren prinzipiell allen zahlungskräftigen Kunden offen. Eine prima Gelegenheit also für mich, einen Einblick in die Szene zu gewinnen. Wenn die Zombie-Apokalypse ausbricht, will ich schließlich vorbereitet sein!


#Life #Reportage #Prepper #Apokalypse

Die scheue Spezies der Prepper gibt sich nicht gern zu erkennen. Namen zu nennen ist verpönt. Fotos machen ebenso. Viele halten ihre Vorbereitungen geheim. Das geschieht allerdings nicht aus Angst vor dem Spott der anderen. Die Sorge gilt vielmehr den Vorräten selbst: Wer in der Nachbarschaft für seinen gut gefüllten Keller bekannt ist, so die Befürchtung, wird am Tag X selbst zum Ziel der Plünderer. Es kursieren Tipps, wie sich die geheime Vorratshaltung optimieren lässt. Einer davon lautet, einen Fake-Urlaub zu fingieren und die Wohnung mit großen, aber leeren Koffern zu verlassen. In einer anderen Stadt werden die Koffer dann mit Vorräten befüllt (Nudeln, Mehl, Hülsenfrüchte, Wasser, Öl, Nüsse). Und nach einigen Tagen kehrt der Prepper aus dem »Urlaub« zurück. So lässt sich die Vorratskammer unauffällig Stück für Stück aufstocken. In meinem Vorratsschrank befinden sich eine Packung Nudeln und eine Backmischung für einen Hello-Kitty-Kuchen (Verfallsdatum 12/2007). Ich bin zuversichtlich, dass mich der Supermarkt mit Lebensmitteln versorgt, ich bei Unfällen im Krankenhaus behandelt werde und heißes Wasser über den Wasserhahn beziehen kann. Im Falle eines Falles bin ich nicht gerade überlebensfähig.

Bug in oder Bug out Die Vorbereitung eines Preppers auf den Tag X orientiert sich an zwei Prinzipien: Bug in – oder Bug out. Im ersten Fall richtet man sich darauf ein, die Krise in der Sicherheit der eigenen Wohnung – besser noch: des eigenen Häuschens – zu überstehen. Anleitungen, wie so etwas auszusehen hat, werden von Prepper zu Prepper weitergegeben. Alle anderen werden aber vorerst auch im Internet oder mithilfe einschlägiger Ratgeberliteratur fündig. Das Allerwichtigste ist die Vorratshaltung. Und

natürlich der Schutz vor dem Außen. Das Außen, das sind vor allem die Nicht-Prepper. Sie sind der großen Katastrophe ausgeliefert wie die Heuschrecke dem Winter in Äsops Fabel. Sie suchen ihr Heil in Plünderung, Bettelei, Diebstahl oder Kannibalismus, so die Vorstellung. Das Menschenbild vieler Prepper ist darwinistisch. Frauen, Kinder und Rentner gelten, wenn man nicht gerade verwandt ist, als Ballast. Eigene Frauen, Kinder und Rentner müssen dagegen beschützt werden. Frauen haben in der Postapokalypse scheinbar nix zu lachen. Wer hingegen ein Bug out plant, muss seine Flucht gut vorbereiten. Zum Handwerkszeug des Preppers gehört hier die Zusammenstellung einer BOB (Bug Out Bag). Dabei handelt es sich um einen Fluchtrucksack, der fertig gepackt im Kofferraum eines Autos oder in der Wohnung auf den Eintritt der Katastrophe wartet und dem Prepper das Überleben in der Wildnis für einen begrenzten Zeitraum von zum Beispiel 72 Stunden ermöglichen soll. Von Kompass über Campingkocher, Kampfmesser und Müsliriegel ist alles dabei. Für Fortgeschrittene stellt die Wahl der Bug-out-Location die letzte Hürde dar: die Suche nach dem Ort für die Zeit danach. Fruchtbar soll der Boden sein, abgeschieden die Lage, mild das Klima. Im dicht besiedelten Deutschland ein Problem. Wer es ernst meint mit dem Preppen, kauft ein Häuschen in Osteuropa oder anderswo. Einen Kompass braucht man übrigens nicht unbedingt, um dieses Häuschen auch zu finden. Dem Prepper reicht eine analoge Uhr. Richtet er den Stundenzeiger auf die Sonne und denkt sich eine zweite Linie, die die Mitte der Uhr mit der Ziffer 12 verbindet, so liegt Süden genau in der Mitte zwischen dieser Linie und dem Stundenzeiger. Wie aber geht Ottonormalverbraucherin, also ich, mit dem Tag nach Tag X um, wie liest sie einen nicht vorhandenen Kompass?

Wichtige Überlebenstools Ich trotte mit einem bärtigen Mann Anfang 30 in Richtung einer Gruppe von Nadelbäumen. Unsere Mission: Harz und Reisig sammeln. Im Zwielicht der Bäume angekommen, bin ich erstmal ratlos. Unsere Trainer haben nichts darüber gesagt, wo das Harz zu finden ist und wie ich es transportieren kann. Einer der Bäume ist mit einer klebrig-weißen Schicht bedeckt. Ich stecke den Finger hinein. Es riecht nach Erkältungsbad und fühlt sich an wie Pattex. Ich pule etwas davon ab und trage es zum Camp zurück. Karin sitzt bereits an der Feuerstelle und häuft Birkenrinde, mein frisch gesammeltes Harz und Reisig zusammen. Einer der Trekkingurlauber darf das Häufchen mit dem Flintstein – eine Art dauerhafter Feuerstein mit Magnesiumbeschichtung – entzünden. Zwei, drei Versuche, dann klappt es. Mein Harz brennt, ich bin stolz. Schwieriger wird es, als wir versuchen sollen, Feuer mittels Feuerbogen zu machen. Das ist eine archaisch anmutende Methode, Feuer aus »Naturmaterialen« zu gewinnen. Was im Film gelingt, wenn Tom Hanks zwei Stöckchen aneinanderreibt, entpuppt sich im Survivalcamp als Schwerstarbeit. Ein Stab (der Feuerquirl) muss unter großem Druck in ein Brett getrieben werden, bis Rauch aufsteigt. Bei mir steigt gar nichts auf. Einmal klemme ich mir den Finger in der Schnur ein. Dann rutsche ich aus und schramme mir die Hand am Brett auf. Scheiß Stöckchen. Ich gebe auf. Null Survivalpunkte für mich.

Das Bundesamt rät … Wie Tag X aussehen wird, darüber gibt es in der Prepper-Szene unterschiedliche Vorstellungen. Einige dieser Szenarien dauern nur wenige Tage (Stromausfall, Wirbelsturm, Überschwemmung), andere verändern die

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#Life #Reportage #Prepper #Apokalypse

Gesellschaft grundlegend und dauerhaft, bei- hinter doppelt gesicherten Stahltüren löffeln, spielsweise der Zusammenbruch der globalen während wir Normalos traurig auf unsere Ökonomie oder der Ausbruch eines neuen schwarzen Bildschirme starren, um dann vom Virus. Wieder andere wie ein Meteoritenein- Mob mit einem Knüppel niedergeschlagen und schlag oder der Ausbruch eines Supervulkans verzehrt zu werden? bedeuten gleich das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Manche fürchten ABC-Unfälle oder Was braucht man, wenn das Bürgerkriege, einige sehen die Gefahr einer Ende naht? Weltverschwörung oder warten auf den Planeten Nibiru. Den Medien vertrauen Prepper Am Ende der Zivilisation ist das Messer unser nicht. Ihren Mitmenschen ebenso wenig. Sie wichtigstes Tool, lerne ich im Wald. Es dient legen Vorräte an, lernen den Umgang mit Waf- zum Schnitzen, Feuer machen, Jagen, Hacken fen und wie man ein Feuer entzündet, wenn und Häuten. Im Notfall muss es eine Axt eres keine Feuerzeuge mehr gibt, treffen sich setzen. Es soll leicht zu schärfen sein, darf bei geheimen Meetings und tauschen sich in nicht rosten und keinen Wellenschliff haben. Foren darüber aus, wie man am besten einen Begeistert packen alle Anwesenden ihre Messer Fluchtrucksack packt. Spinner? Verschwö- aus und geben sie in die Runde. Stefan komrungstheoretiker? Das greift ein bisschen kurz mentiert: »Das hier ist nicht so günstig, ich – die Anfälligkeit der hochkomplexen Netz- würde eine durchgehende Klinge empfehlen, werke, die unsere Gesellschaft am Laufen hält, das gibt mehr Stabilität. Ein Hohlgriff sieht ist auch Thema in Politik und Wissenschaft. zwar aus wie ein Messer von Rambo, taugt In Deutschland beispielsweise rät das Bun- aber nichts. Das da ist sehr gut, so ein Ähnlidesamt für Bevölkerungsschutz und Katast- ches hatte ich früher auch mal. Dieses hier ist rophenhilfe allen Bürgerinnen und Bürgern kein Messer, das ist eine Machete.« Beschämt des Landes, einen persönlichen denke ich an das Küchenmesser in Notvorrat für den eigenen Bedarf Notvorrat meiner Tasche, das größte, das ich anzulegen. Die Schweiz verfügt Damit soll man 14 Tage besitze. Es ist sieben Zentimeter heute dank Schutzraumpflicht ohne Einkaufen überstehen lang und ein Werbegeschenk – an und sich dennoch mit über mehr Bunkerplätze als Ein- 2.200 kcal pro Tag versoreinem guten Tag zerschneidet es wohner. In Island weiß jedes Kind, gen können. Neben Geeine Aubergine. Es bleibt besser in wie es sich bei einem Erdbeben zu tränken und Lebensmitteln der Tasche. Jeder will mal die Maempfiehlt das Bundesamt verhalten hat. Kurz: Preparedness für Bevölkerungsschutz chete in der Hand halten, ich auch. ist allgegenwärtig. Multifunkti- und Katastrophenhilfe Sie ist schwer und aus schwarzem onswerkzeuge werden entwickelt auch zur Bevorratung Stahl. Jemand nimmt sich ein Mesvon Schutzmasken, und verkauft, ebenso resistente einer Campingtoilette und ser und schnitzt aus Holz einen Getreidesamen. In Survival-Work- einer Heizgelegenheit. Die neuen Hering für unsere Zeltplashops lernen Verwaltungsfachan- Checkliste ist als Download ne. Der Himmel zieht sich zu. Null auf bbk.bund.de abrufbar. gestellte, wie man aus Kohle, Kies Survivalpunkte für mich. und Moos einen Wasserfilter baut. Neben dem Messer gehört die Im Buchhandel führen Werke wie Schnur zur wichtigsten Ausrüs»101 Tipps für den werdenden tung eines Preppers – sie ist auch Prepper« keine Nischenexistenz meine erste Anschaffung im Outmehr. Wer aber sind diese Typen, door-Laden: 50 Meter orangefardie im Ernstfall ihre Bohnensuppe bene Hässlichkeit in Nylon. Der

Top 5

Preparedness in der Popkultur 1 Die Simpsons – Homer goes Prep School (Staffel 24, Folge 9) Als in einem Indoor-Kinderspielplatz durch einen Alarm ein automatischer Shutdown initiiert wird, erfährt Homer von der Existenz der Springfield Prepper Gemeinschaft und schließt sich ihr an.

2 Die drei ??? und die bedrohte Ranch (Folge 33) Ein Millionär baut seine Ranch in den Bergen von Rocky Beach zur Selbstversorgung aus, um dort auf den Zusammenbruch der Zivilisation und die Ankunft der außerirdischen Retter vom Planeten Omega zu warten.

3 Exit Mundi – Die besten Weltuntergänge (Hörbuch Random House, 2011) Bela B. liest mögliche Szenarien des Weltuntergangs – schwarze Löcher, Roboterkriege, Zombieapokalypse – aus Maarten Keulemanns gleichnamigem Buch.

4 Bones – Die Knochen­jägerin (»The Doom in the Gloom«, Staffel 8, Episode 19) Das Team Jefferson untersucht den Tod einer Marines-Soldatin, die der Prepper-Bewegung angehörte und sich auf das Ende der Welt vorbereitet hat.

5 Eve und der letzte Gentleman (Blast from the Past, 1999) 1962 verschanzt sich ein Wissenschaftler mit seiner schwangeren Frau im selbstgebauten Bunker, als er denkt, der Atomkrieg habe begonnen. Rund 35 Jahre später öffnet sich das automatische Zeitschloss des Bunkers und entlässt die Familie samt Sohn Adam in die Gegenwart.


MUSE • MACKLEMORE & RYAN LEWIS • SEEED BEATSTEAKS • DEICHKIND • THE LIBERTINES SAM SMITH • BASTILLE • FATBOY SLIM PAROV STELAR BAND • TAME IMPALA • DOG BLOOD (SKRILLEX & BOYS NOIZE) MARTIN GARRIX • KYGO • ROBIN SCHULZ • BELLE & SEBASTIAN HOT CHIP • CHVRCHES • JAMES BAY • FFS (FRANZ FERDINAND & SPARKS) STEREOPHONICS • MIGHTY OAKS • LITTLE DRAGON • RUN THE JEWELS MY MORNING JACKET • CRYSTAL FIGHTERS • CLEAN BANDIT • MS MR DADA LIFE • PERRY FARRELL • DIGITALISM • KLANGKARUSSELL (DJ-SET) BRAND NEW • EVERYTHING EVERYTHING • GLASS ANIMALS PARQUET COURTS • WOLF ALICE • FELIX JAEHN • THE 2 BEARS SAN CISCO • POND • DAWES • COASTS • RAZZ • HAYDEN JAMES JOYWAVE • DAVID K.

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#Life #Reportage #Prepper #Apokalypse #Kolumne

Verkäufer fragt, was ich damit vorhabe. Ich sich Wasser finden lässt. Im Bach. Im Regen. zucke mit den Schultern. Keine Ahnung. Im Im Tau. Im eigenen Urin. Unter der Erde. Survivalcamp lernen wir direkt zu Beginn, wie In Baumstämmen. Genießbar ist davon nur wir einen stabilen Knoten knüpfen. Es ist noch Weniges, und im Ernstfall kann sich keiner früh am Morgen, einer packt sein Butterbrot einen Durchfall leisten. Wir diskutieren veraus und beißt hinein, während wir der Anspra- schiedene Möglichkeiten, Wasser aufzubeche unserer Trainer lauschen. »Die Kunst ist reiten und auf Trinkbarkeit zu prüfen. Höhees nicht, den Knoten gemütlich zu Hause im punkt des Tages ist der gemeinsame Bau eines Wohnzimmer zu knüpfen. Ihr müsst ihn auch Wasserfilters: In eine leere umgekehrte Plasdann draufhaben, wenn das Haus in Flam- tikflasche werden vier Schichten (Baumwolle, men steht!«, ermahnt uns Karin. »Üben, üben, Moos, Kieselsteine, Sand) gehäuft, durch die üben!« Mit dem ersten Knoten – man langsam Wasser gießt. Was einem Palstek – bauen wir eine Palstek unten rauskommt, lässt sich nach Schlinge, die sich nicht zuzieht. Der Name kommt aus zweimaligem Filtern bedenkenlos Mit dem zweiten Knoten – einem dem Plattdeutschen und trinken. Das klingt sehr machbar bedeutet übersetzt PfahlWebeleinstek – befestigen wir ein stich. Mit dem Palstek kann und ist es auch. Wir probieren es Seil an einem Gegenstand. Karin man eine stabile Schlaufe und kochen eine Tasse Tee mit steht vor der Gruppe und macht es knüpfen und beispielsweise »unserem« Wasser. Brrr. Nach eiein Schiff an einem Pfahl vor. Sie legt ihr Seil geschickt in ein befestigen. Der sogenannte nem Schluck schütte ich meinen paar Schlingen, zieht daran und: »König der Knoten« ist der Tee heimlich in die Wiese. Das fertig. Dann sollen wir es nachma- wichtigste Knoten in der Essen behandeln wir zum Glück Schifffahrt – er ist leicht zu chen. Mit meinem Küchenmes- knüpfen, hält bombenfest nur in der Theorie. Da es noch zu ser säbele ich ein Stück Schnur ab und lässt sich auch nach kalt ist, gibt es weder Brennnesund imitiere Karins Bewegungen. langer Belastung einigerseln, noch Eicheln, Sauerampfer, maßen gut lösen. Wieder und wieder fallen meine Schilf oder Brombeerblätter. Was Schlingen in sich zusammen. Den mit den Kohlehydraten ist, will eianderen ergeht es nicht besser. ner wissen, und mit dem Fleisch. Immerhin, nach etwa 20 Versuchen klappt es. »Wenn ich einen Wurm ausgrabe, dann isst Wahrscheinlich nur ein Zufall – aber trotzdem: du den auch!«, droht Karin. Ich möchte weder ein Survivalpunkt für mich. Prepper schwören Würmer, noch Eichhörnchen oder Schilf essen. auf Paracord, also Fallschirmschnur. Wer auch Null Survivalpunkte für mich. im präapokalyptischen Alltag immer vorbereitet sein möchte, trägt seine Fallschirmschnur Am Abend zurück auf dem heimischen Sofa geflochten als Survival Bracelet am Handge- gibt es Pizza statt Eichhörnchen. Ich hoffe, die Apokalypse lässt noch ein bisschen auf sich lenk mit sich herum. warten. Es ist zwar sehr beruhigend, dass ich Die Dreier-Regel nun mein Wasser filtern kann und 50 Meter Schnur besitze, aber im Ernstfall sind es … Das Allerwichtigste beim Überleben ist Was- einfach zu wenig Survivalpunkte für mich. ser. »Wir sprechen von der Dreier-Regel«, sagt Stefan und blickt ernst in die Runde, »dreißig Tage überleben wir ohne Nahrung, drei Tage ohne Wasser und drei Minuten ohne Sauerstoff«. Wir überlegen in der Gruppe, wo

Top 5

Weltuntergangs­ szenarien 1 EMP (oder HEMP) Auf einen Schlag zerstört ein EMP-Anschlag (EMP = elektromagnetischer Impuls) alle elektronischen Systeme weltweit. Die Kommunikation bricht zusammen, Flugzeuge fallen vom Himmel, Atomkraftwerke erleben eine Kernschmelze, das Ende der Menschheit naht.

2 Naturkatastrophen Der Supervulkan bricht aus. Asche und Schwefelgase gelangen in die Stratosphäre. Der Himmel verdunkelt sich, die Erdoberfläche kühlt aus, Klimazonen verschieben sich. Der vulkanische Winter beginnt und bringt jegliches Leben auf der Erde an den Rand der Ausrottung.

3 Künstliche Superintelligenz Künstliche Intelligenz erreicht einen Entwicklungsstand, bei dem sie in der Lage ist, sich selbst zu verbessern. Jetzt kann sie sich aus der Knechtschaft der Menschen befreien. Es folgt ein Krieg der Menschen gegen die expansiven Maschinen, den die Menschheit nur verlieren kann.

4 Pandemie Ein neues Supervirus entsteht – entweder durch Mutation, einen Laborunfall oder in den Händen von Terroristen. Es löscht einen hohen Prozentsatz der Bevölkerung aus. Die Szenarien reichen von real existierenden Influenza- oder Ebolaviren bis hin zur Zombieapokalypse.

5 Nibiru Der zehnte Planet – Planet X –, der unser Sonnensystem auf einer elliptischen Bahn durchläuft. Alle 3600 Jahre nähert er sich der Erde und stürzt diese in Unheil und Chaos. Vielleicht sind auch Reptilienmenschen und eine babylonische Gottheit beteiligt. Aber pst, Wissenschaft und Regierung wollen das geheim halten.


UND

DOMHNALL GLEESON

First World Problems

Smart Home

Illustration: Alexandra Ruppert

#Kolumne — Der Computer ist seit 341 Tagen ungeschützt. Bisher war das nur eine super­lässliche Sünde. Der Rechner steht schließlich im Wohnzimmer und nicht im Bundestag, Cyberattacken auf die Lesezeichen im Browser (altavista.com, t-online.de, letsbuyit.com) wären verschmerzbar, selbst wenn sie aus Russland kämen und »Знак омьтесь с новыми людьми на Badoo« per Browser-Hijack zur Startseite machten. Auch war es bislang allenfalls ein wenig sündhaft, nach jedem Booten die vielen Hinweise und Vorschläge zur Systempflege abzulehnen – nein, heute mal kein neues Java Runtime Environment, kein Update der ThinkVantage Tools, aber beim Ausschalten vor dem Zubettgehen warte ich gerne noch, bis dem Betriebssystem-Update 1 von 35 der Rest gefolgt ist. Doch dergleichen hat eine neue Dimension bekommen. Zwar ist der Kühlschrank noch nicht in der Lage, eigenständig Butter und Bier aufzulisten und die Ernährung auf Margarine und Cola mit Stevia-Süße umzustellen, wenn der Turnschuh meldet, seit drei Tagen nicht mehr benutzt worden zu sein. Das allerdings wird schneller steviabittere Realität als man denkt. Wer dieser Tage gezwungen ist, ein Telekommunikationsfachgeschäft zu betreten (Handy weg oder so), muss miterleben, wie sich das ehemals traute Heim in ein »Smart Home« verwandelt. Denn der Kauf von Smartphone-Hüllen und sonstigem Gedöns ist nur möglich, wenn man sich reich beschenken lässt: mit einem unscheinbaren weißen Kästchen – der Schaltzentrale fürs Smart Home. Laut Betextung ist dieses Kästchen »Hausmeister, EnergieManager, Security Service, Haushaltshilfe und Butler in einem«. Ein Hausmeister! Ab jetzt ist es nicht mehr möglich, sich mit Schuhen ins Bett zu legen. Über die ZigBee-Spezifikation in der Version HA 1.2 via USB-Funkmodul erfährt der Hausmeister nun von jedem Verstoß gegen die guten Sitten und ruft den Security Service, der er praktischerweise selbst ist. Die Heizung lässt sich nur noch über das Internet anschalten, Feuermelder signalisieren ihre Betriebsbereitschaft in regelmäßigen Abständen per SMS und warnen auch schon mal präventiv, und Fußballübertragungen beginnen automatisiert mitten in der Nacht und lassen sich nur nach Passworteingabe abschalten. Und die Wohnung ist seit drei Tagen, vier Stunden und 51 Minuten völlig ungeschützt. Ungeschützte Computer sind da ja wohl Peanuts … auch im Bundestag!

M AG G I E GYLLENHAAL

S C O OT M C N A I RY

MICHAEL FA S S B E N D E R

„UNTER FRANKS MASKE VERBIRG T SICH EIN GENIESTREICH“ I N T RO

„SCHRÄG, WUNDERBAR UND A B S O LU T E I N Z I G A R T I G “ T H E G UA R D I A N

Frank A B 27. A U G U S T IM KINO

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/ Frank.Der Film


IRIEDAILY FALL/WINTER 2015 COLLECTION OUT SOON! SPRING/SUMMER 2016 COLLECTION PREVIEW AT BRIGHT TRADESHOW BERLIN, 08.07. – 10.07.2015 "ARENA" AM FLUTGRABEN, 12435 BERLIN, BOOTH: 126 IRIEDAILY IS A REGISTERED TRADEMARK LICENSED TO W.A.R.D.-GmbH. STYLED IN BERLIN. WWW.IRIEDAILY.DE INFO@IRIEDAILY.DE


#Style

Foto: Meredith Allen

#Style Die Checkliste für die Zeit nach dem Tag X hätten wir jetzt ja geklärt. Was man für das letzte große Festival vor dem Armageddon braucht, erfahrt ihr auf den folgenden Seiten. Außerdem unterhalten wir uns mit Lianne La Havas über ihren Stil und werfen uns für die Apokalypse in grelle Schalen. Da zerläuft selbst so’n Styler wie Darth Vader vor Neid.

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#Style #Apokalypse #Denim Wow

Sandra Windbreaker: Nike Kleid: Topshop Uhren: G-Shock Sonnenbrille: Mykita x Martin Maison Margiela Greta Kleid: Adidas Originals x Mary Katrantzou Oberteil: Adidas x Mary Katrantzou Sonnenbrille: Julian Zigerli Ă— Andy Wolf Moritz Anzug: Adidas Originals x Jeremy Scott Schuhe: Reebok Instapump Fury Cap: Soulland

APOKALYPSE WOW Fotos: Frederike Wetzels, Assistenz: Julia Jesionek Styling: Alex Heckel // liganord, Assistenz: Veronique Helmschrott Produktion: Jenny Weser & Frederike Wetzels Haare & Makeup: Sarah Hartgens Models: Sandra Tiemann, Greta Galla, Moritz Mittelacher


#Style #Apokalypse Wow

Jacke: Edwin

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#Style #Apokalypse Wow

Jeans-Jumpsuit: Christian Dada M端tze: Frisur Kette: Sabrina Dehoff Sonnenbrille: Mykita


#Style #Apokalypse #Style #Denim Wow

Oberteil: Wood Wood Sonnenbrille: Mykita Ohrringe: Sabrina Dehoff Kette: Sabrina Dehoff

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#Style #Apokalypse Wow

Greta Netz-Hoodie: Adidas Originals Lederweste: Enso Art Sonnenbrille: Vava Boots: Palladium Rucksack: MiPac M端tze: Henrik Vibskov Sandra M端tze: Realitystudio Oberteil: Fonnesbech Jacke: Komakino Jeans: Christian Dada Jogginghose: Nike Sneaker: Reebok Instapump Fury


#Style #Apokalypse Wow

Lederjacke: Enso Art Oberteil: Christian Dada Lederhose: Sopopular Schuhe: Nike Air Max Cap: Trinitas Sonnenbrille: Mykita x Martin Maison Margiela

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#Style #Lianne La Havas

Lianne La Havas

FEINGEIST MIT COLOUR BLOCKING

Der Durchbruch gelang Lianne La Havas 2012 mit ihrem Debütalbum »Is Your Love Big Enough?«. Nun erscheint der Nachfolger »Blood« der heute 25-Jährigen. Auf blutroten Plateauschuhen und mit einem entwaffnenden Lächeln sprach La Havas mit unserer Autorin Sermin Usta über gegenwärtige Modetrends, Jamaika und ihre Bewunderung für Prince. Fotos: Patrick Desbrosses


#Style #Lianne La Havas

Auf deiner neuen Platte »Blood« lassen sich unzählige Nuancen entdecken. Du lässt dich offensichtlich ungern auf einen Stil festnageln.

Wenn man so groß geworden ist wie ich, fällt es schwer, sich auf ein Genre festzulegen. Mein Vater ist gebürtiger Grieche, Steinmetz und ein großer Jazz-Liebhaber, meine Mutter Jamaikanerin. Dank ihr lief bei uns immer Musik, zu der sie laut mitsang. Auf diese Weise haben die beiden mich an Musik herangeführt. Vermutlich kommt daher mein breitgefächertes Interesse an verschiedenen Stilrichtungen. Neben deinen Eltern gab es auch befreundete Künstler wie Prince – eine lebende Stilikone -, die deinen Stil beeinflussten. Wie viel Prince steckt heute in dir?

Es ist etwas ganz Besonderes, wenn man wie er einen eigenen Stil prägt. Sein Look ist gewagt und unterstreicht seine exzentrische Persönlichkeit. Es ist schwer zu beurteilen, inwiefern seine Kunst meine Musik beeinflusst hat. Was ich sicher sagen kann, ist, dass mich Kleinigkeiten an ihm faszinieren. Er ist ein grandioser Bandleader - entschlossen und fokussiert. Dazu spielt er alle Instrumente selbst. Etwas, was ich selbst auch versuche umzusetzen. Im Anschluss an dein letztes Release bist du nach Jamaika gereist. Du warst vorher eine lange Zeit nicht dort. Was macht das Leben und die Mode in Jamaika für dich so speziell?

sieht man kräftige Farb- und Formkombinationen, etwas, das sich auch im Styling der Frauen widerspiegelt. Erst war ich in Christiana bei meinen Großeltern, dann in Negril am Strand und am Ende in Kingston im Studio. Egal wohin ich ging, überall waren die Frauen sehr weiblich, kurvig und bunt gekleidet. Den Mut, leuchtende Farben zu kombinieren, habe ich dort gelernt. Selbst ihr Make-up tragen Jamaikanerinnen anders. Falsche Wimpern, gemachte Nägel und Haare gehören dazu. Keine der Frauen würde ihr Haar offen tragen. Ich war eine der Wenigen, die ihre Locken natürlich trug. Nichtsdestotrotz bist du auch stolz darauf, aus South-London zu sein. Gibt es einen Trend auf Londons Straßen, von dem wir wissen sollten?

Ich frage mich schon seit Längerem, was es mit all den Schuhtrends auf sich hat. Dr. Martens erleben gerade ein Revival. Ich selbst besitze unzählige Paare in verschiedenen Farben. Meine Liebsten sind die mit Print aus dem Liberty Store in London. Ansonsten sehe ich immer häufiger Mädels, die ihre Locken natürlich und offen tragen. Das gefällt mir persönlich sehr gut. Hast du eine Stylistin für deine Outfits?

Beth Buxton hilft mir mit meinen Bühnenoutfits oder Fernsehauftritten. Als ich Beth das erste Mal traf, hatte sie orangefarbene Haare, blasse Haut und dazu einen akkurat Das Tolle an Jamaika ist: Wohin man schaut, geschnittenen Pony. Wir haben uns über ihren

Freund kennengelernt. Ich fragte ihn, ob ich nicht mal mit Beth shoppen gehen dürfte. Da erzählte er mir, dass sie Stylistin ist und wir zusammenarbeiten sollten. Heute haben wir dieselbe Philosophie, was Mode betrifft: Wir lieben beide den Mix aus zarten Hinguckern und knalligen Farben. Besitzt du ein Accessoire, das du dir auch von Beth nicht ausreden lassen würdest?

Meine Rucksäcke (lacht). Du wirst mich niemals mit einer Handtasche sehen. Den Rucksack, den ich heute trage, habe ich von Asos. Ich besitze viele verschiedene Modelle und liebe sie alle. Sie sind einfach so viel praktischer. Findest du gesetzte Trends der Modeindustrie wie makellose Haut oder perfekt gewelltes Haar irreführend?

Nein, überhaupt nicht. Ein großer Reiz besteht darin, nicht perfekt zu sein. Am Ende des Tages sind es die Makel der Menschen, die mir persönlich auffallen. Heute haben Models mit Pigmentstörungen und rasierten Haaren Erfolg. Das zeigt, dass Menschen mit äußerlichen Fehlern spannend und hübsch sind. Und worin liegt dein Fehler?

Ich habe so viele, die kann ich dir nicht alle sagen (lacht). — Lianne La Havas »Blood« (Warner / VÖ 31.07.2015)

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#Style #Festival

MEHR FESTIVAL Als offizieller Startschuss in die diesjährige Saison löste das Berlin Festival große Sehnsucht nach mehr aus. Mehr Festival, mehr Sommer, mehr kalte Getränke, mehr offene Sandalen – mehr von allem. Nächste Station: Ferropolis, Heimat des Melt! Festivals Mitte Juli. Ein paar Tipps, was in der Stadt aus Eisen so alles nützlich sein könnte, gibt es jetzt schon. Fotos: Bartosz Ludwinski


Sneaker: Hummel | Sandalen: Teva | Koffer: American Tourister | G체rteltasche: Eastpak | Kamera: Lomography T-Shirt: Melt! Merch | Sonnenbrille: Spangled | Longpapers: Gizeh | Isotonisches Getr채nk: Superdrink Kondome, Kaugummis, Sonnencreme, Mini-Deo & Pflaster: Lidl. Foto: Julia Jesionek


8.1A5 0 . 2 0 . 7 31.0 NBASIS PYDN

- 08 Uhr KunE/HTunEsrück Fr. 20ixer- 0y-6OUpehrningSa.2108Uhr RasA tella Uhr M •

M.O.R.P.H., • Kanzler, Alex ative A, Hanne & K anini, Torsten Neg ab Do. 10 tblast, Sam PagPETDuo, DBN, Counterfeit, arten de Jong, Camping Angerfist, Klaudia Gawlas, Ou Southampton r, BMG, tbeat, Ma sso Hea pre e), Sup (liv P: ze Noi EU Star, Pierre tekind CLUB-LIN Bau, Niereich, Kerstin Eden, l Dincsoy, Flug, Sven Wit x, Luis Flores (live), Holgi Dincsoy, Frank Berlin hae ple LIVE Berlin LINEUP IN R Dr. Motte, Alex mer, DJ Emerson b2b Rap & Stormtrooper, Drumcom e), Roel Salemink, Raphael X10 ], t fur nk DE hei WE en Fra [ OR (liv . pen L upr e-, feat ick -liv tschmann len, Min Lore, Pap ALPHABETICA dator, Cane, Linus Qu r & Pierre Deu Ruhr-Area h, Björn Torwel Niels van Gog Elematic aka Torsten Kanzle , Arkus P. vs. Amok, Sutter x, Bass-D, Crossfiyah, Pre Menace, Amsterdam Stockholm Tria Leipzig Deutschmann, Simo Lorenz, Mario Ranieri yshock, Thorax, Dyprax, oz Engine, Mercenary & The mhardt, sterwald We L, Bod Brasilia Ruh Kha XX r, d er ce, lipp -má dri Vip Vin Phi , Ma Sonic, zle, DaY nder, enetics , HOURS, Guz ore Team (live), odcage, Nitrog R., Deerk Hollae Breda Christian Gerlachy, Re-Style, Mithridate, Blo Marius Lehnert, Benjamin sz, Dr Rude, Danger Hardc , Mandy, Miss Haarlem Karlsruhe hyx We enc ge, State of Emerg Nolz, Stephan Hinz, DGeor ekaz, Hard Driver, Josh & , MC DL, Pat B, Neroz, Sep Airwolf, Patrick Berlin l nar Twe MC The daa Enschede Des Da X, , er, e, nen ve tch ject Vee MC Tha Wa & visualprim reotuners, Sub Zero Pro Melo-D, DJ Dean, DJ Ste Sounic, DJ Maniac, Frankfurt es, VJ Tenner Münster Sandro Marqu on, Noisecult, Lowriderz, Ste Invisibles, Fanatic Chaoz, e Kim, DJ Corehead, DJane Dr. Xclusive, DJ Vivid, Berlin Manchester Berlin Neilio, The Visi , D-Liciouz, Sounic, Mahe, The Brothers, Accuface, DeeJan DJ Sven E, DJ Merlin, Znipe, , Dan-G, JulieZ, rcelona Mannheim Ba ses sen Un Basic, G-Style DJ Texx, DJ Inside Visage, Gof, DJ Falk, Tiger & Dragon Laut & Lästig, Puss, Wien Hamburg , C, Barnes, Bastian Passau Bunton, Mike Cyre, Chris Deelay, DJ Trust dness M, HardHarmony, DJPatrick Patterson, Marc Wall.E Vinylraider, Frankfurt z, DJ riot hr-Area Pat Ru of Noise, The ne Aurora, Ma o, Nico Rush & Alex2K, The DJa dam X, ection, Masters ical Animal, TerrorClown, ian r, Ziggy z/Amster Xan Dir wle vs. Gra Frankfurt Rea lin Cra E s & Tor Ber , LIV Bas E sor akz can Ten The LIV Skellter, Me dha, Felix Bernhardt, Sebast , Mechanic Fre n & Dirtywell, Hamburg Andrew Barcleys-T, Lost Identity, Adam Kee le K, DJ Ron, X-Treme, Hellter Stuttgart Reebo, MC H, MC Bud vs. Leipzig alogic, Mis ALTERNATE, Devil2K, Litt core, User F7, Sorano, Mike More & Danny i Flip Mim t. fea ck at sto Berlin Tob io Ro ead, Nightk The Pressureh , Sonic-D, Beagle & Miss Freudenberger, Jan Fleck, DarAlex Fader, What Ever, Ninito,Organ, Dresden Eindhoven , Dee ti as der LIVE Cor Kay Luk nei ly, r, & Sch t tille Hea s ass Dis Frankfur midt, Mike Ma x Ryan, Maria Cyre, Tourneur, Marku t Groth, Peter Sch Diatek, Jonas Rech, Mark dwave, Dennis Sheperd, Ale vs. ILOCO, Danny Cadeau, b2b Treviso LIVE Frankfur ery O Leipzig Norman, Lupin,Steffen König, eckotronic, MaAlan Morris, TEKNO vs. MC t b2b Mike DJX, Phil Ext e), Berlin el, schBea re (liv b2b eff Frankfurt Hir er sco Du l, Bas bau nk nie nz ty Fra Neu Van ble Dir T, Ko & Japz, rris, Sandro tekk (live), SL, SUN&SE Osnabrück Extravagance tol Weber, B-Train, Phil Mos, Sorgenkint, Wanja vs. Cro ouse AM & Chadone, Lunaticiber, Rotterdam Bordeaux Christian K., Anadt, Neil Moore, Man at Arm Asher, Philipp Dengler, DivRyder, Kongai (live), Basstre g, Birmingham Kaiserslautern Jon Fro Salzburg Bischofsheim ssel Hendrik Schran T.S.B.i.N., Lukash Andego, ser, Oelig, Da Hunter, Dave The Incredible Papst, Jay pnich, Brü Berlin Mannheim Unravel (live), & Mobisch, ACiDC, Der Kai(live), GinaG, Simon Phinixx, e, Chris Wacup, Philipp Kem i Teller & gart use, Chooki Petra Struwe, Reload, And on, chanic Freakz at Arms vs. Sorgenkint uppertal/Stutt Frankfurt Visi my Dean, Blueho be & Man mann Koblenz/W t Würzburg Me eh /L Wildboyz aka ow, Simoné, Fräggel, Dom belPetra aka Stephan Stru zy Sonic, Jean Elan, Stereo es, Lifekiss & an ut or /B rp ct Ai ra fer, Stru Bielefeld ian Gnewk st Pei Density, Cra rea y ast h ab r-A e, David D. 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Köln e-Lake Gl Dirty W e or id, d, istia dc :sol Voi Chr gton, ar c, Sub xin b2b Lewis, lingen/ rs/H Frankf , Chris Rye, Ma Czap, Prieuré Baruzad, Dualisti & ELT Koblenz/Reut TS/Hardtou BPM/Forward/MTW W erto Bucci, The Felix Berger, Aroon spielt, uskind, MC Brother CharityL., Jihay & Pikay, Schaapje le, Pax EN M Rob EV AU X. TR Sm E. fer n, rian (live), A.L. ge & Koblenz schallraum22 rine, Immersion, Hi:Radiatio ztoo, Mauricio, Kinch, Flo nky de Reuter, Fischer & Kie Wa Vogue Club ik Hamminkeln/Aachen Unter Ta Fra ma x, e, Sub ALton , , Eas ata Sav , ty, Nog us de, Mark Net Gourski, Cypher e 85,Decry, Makah, re, Toni J, Riven b2b Alex Hei r & RauteM Abendkass ,- *zzgl. VVK-Gebühr HouseKeepe Theodor, Jeymo e 65 erkauf 75,-*

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#Review

# Review Spalter

Unsere liebsten Platten

Marsimoto Ring der Nebelungen

01 K.I.Z Hurra, die Welt geht unter

Four / Sony

Wir mögen Kobolde, Rausch und Helium. Und, ja, auch Rap. Aber mögen wir deswegen auch Marsimoto? Über dessen neuem Album »Ring der Nebelungen« stoßen jedenfalls die Köpfe der Redaktionsmitglieder zusammen – wieder mal. Dass da bloß keine schwerwiegenden Schäden überbleiben – bei den Kontrahenten und bei Marsi! Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

02 Wolf Alice My Love Is Cool 03 Refused Freedom 04 Tame Impala Currents 05 Sleaford Mods Key Markets 06 Marsimoto Ring der Nebelungen 07 Flo Morrissey Tomorrow Will Be Beautiful

Dass Marteria in regelmäßigen Abständen nicht mehr Marteria sein will – geschenkt. Wer würde das schon wollen? Dass er dafür aber den Ausweg wählt, seinen uralten und von Madlib gestohlenen Pennäler-Witz vom grünen Koboldkostüm und der hochgepitchten Stimme immer weiter auszuwalzen, ist mehr als unnötig. Marsimoto schien für Marteria schon immer ein Alibi zu sein, um etwas musikalisch wie lyrisch auszudrücken, was er sich mit seinem realeren Rap-Alter-Ego nicht traute. Dass er dafür das überzeichnete Subjekt einer Comic-Figur benutzt, wirkt irgendwie schwach und nahm der Aussage schon immer seine durchaus mögliche Dringlichkeit. Das musikalische »Zuviel«, Jetzt muss man hier schon gegen gehässige das auch »Ring der Nebelungen« Typen wie Hamelmann in den Ring steigen, wieder kennzeichnet, könnte denen nichts Besseres einfällt, als die Urkritik man getrost weglassen, ebenso an Marsimoto noch einmal wiederzukäuen. Wie wie den an irgendeinem Punkt engstirnig! Mir jedenfalls ist das »Koboldkostüm« ebenso todsicher nervenden Stimmegal wie die Tatsache, dass Madlib seine Stimme ja schon viel verzerrer. Denn etwas nüchterlänger pitcht. Vorausgesetzt, und das ist hier der Fall, Marsi ner – musikalisch wie optisch und seine Beat-Lieferanten sind dermaßen in Spiellaune, wie sie es auf dem »Ring der Nebelungen« sind. »Jeder und körperlich – hätte der Charakter Marsimoto durchaus Gang macht schlank, jede Gang macht Slang, das ist alles, das Potenzial zu einer echten was zählt.« So ist es. Dabei kiffe ich nicht mal, habe aber trotzdem meine Freude an verdrogten Metaphern und Deutschrap-Größe. So, wie es jetzt ist, kann man das Album gelyrischen Trips wie »7 Leben«, die einem so nur einfallen, trost wieder zu den Akten legen. wenn man zum Joint noch eine Handvoll Pilze reicht. »Hab Henrik Hamelmann den Urknall verpennt, denn ich war sternhagelhigh, das, was ihr heute Erde nennt, hieß damals Mongolei. Monde gab es drei.« Is’ klar. Noch besser wird’s, wenn Marsimoto mal vage, mal explizit politisch auftritt und im schon bekannten »Illegalize it« Klugkomisches zur Verlogenheit der Legalisierungsdebatte beiträgt, in »Zecken raus« die Diskussion um seine ideologische Ausrichtung von »Brehms Tierleben« ausgehend führt und in »Anarchie« genau selbige in den Köpfen fordert – mit einem Refrain, den er sich zur Hälfte bei »Anna« vom Freundeskreis geborgt hat. Bleibt mir also ein Rätsel, was für einen Frust der Hamelmann schiebt. Aber das ging mir bei dem Typen schon öfter so. Daniel Koch

08 Ratatat Magnifique 09 Lianne La Havas Blood 10 Ducktails St. Catherine

Eure liebsten Platten 01 Muse Drones 02 Florence + The Machine How Big, How Blue, How … 03 FFS FFS 04 Jamie xx In Colour 05 Faith No More Sol Invictus 06 Deichkind Niveau Weshalb Warum 07 Foo Fighters Sonic Highways 08 Mumford & Sons Wilder Mind 09 Of Monster And Men Beneath The Skin 10 Joris Hoffnungslos hoffnungsvoll

Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Ver­losungen teil!

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#Review #Platten vor Gericht

Das Jüngste Gericht

Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via Facebook Juror werden!

Frank Turner

Stefanie Sargnagel

Natalie Prass

Patrick Bongers, Emma Dawkins,

Autorin

1

SOAK Before We Forgot How to Dream Rough Trade / Beggars / Indigo

2

Torres Sprinter Partisan / PIAS / Rough Trade

3

A$AP Rocky At.Long.Last.A$AP RCA / Sony

4

Jamie XX In Colour Young Turks / XL / Beggars / Indigo

5

Hiatus Kaiyote Choose Your Weapon« Florence + The Machine How Big, How Blue, How … Island / Universal

7

Algiers Algiers Matador / Beggars / Indigo

8

Nocturnal Sunshine Nocturnal Sunshine

Ø 6,50

Ø 7, 2 2

Ø 5,25

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3,5

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8

5

3

5

3

4

1

Counting Crows August & Everything After

Daniel Johnston Don‘t Be Scared

The Delfonics The Delfonics

Interpol Turn On The Bright Lights

Descendents Everything Sucks

Sido Maske

Gal Costa Gal Costa

Foals Total Life Forever

Townes Van Zandt Live At The Old Quarter

Müde Sonnenhölle

Joni Mitchell Blue

The Beatles Abbey Road

I liked this more than I thought I would. She’s in a crowded field, but this stood out. Plus she’s from Derry, which means she could beat me up. This is totally new to me, but I really like this, it has a PJ Harvey vibe to it, very atmospheric. Named after my favourite type of van as well.

I’m kind of the wrong person to ask about hip-hop, it’s not my field. This sounded ok, and he wasn’t just singing about jewellery, so that was nice. Still not my thing. His music engages my head, some crazy textures and ideas, but it doesn’t quite touch my heart. Interesting nonetheless.

Sounds like willfully obscure Bjork B-sides to me. A bit too clever for its own good somehow. Good luck to them, but I wouldn’t buy this.

Klingt wie eine besoffene Elfe.

Ich mag das degenerierte und vom Leben genervte in ihrer Stimme, aber nach der Hälfte der Lieder wird mir langweilig.

Von einigen Nummern bekomme ich Backflashs von diesem Horrortrip, bei dem ich mich mit 18 nachts in einem Park vor irgendetwas versteckt habe. Ist das so ein Wunderkind? Ich höre ja kaum elektronische Musik. Eigentlich höre ich gar keine Musik. Also nie.

Die klingen wie nette Menschen, die einem jederzeit eine Zigarette oder ein paar Socken schnorren würden.

She is what she is, really. It’s all a bit of a pastiche, but she sure can sing. I find it hard to rustle up much feeling either way. It’ll be huge, no doubt. This didn’t do much for me. There was an industrial hint there, but I like my industrial music totally fucking insane like Throbbing Gristle. Not for me really. I’m no expert in this area, but I enjoyed this, it felt deep and well-considered. I’d put it on while I read a book and drink wine.

Von theatralischem Gesang werde ich unrund.

Erinnert an schwarze Messen und an schwüle Sumpfgebiete, wäre ein guter Soundtrack für »True Detective«.

Ich glaub, das hören die jungen Leute jetzt beim Petting nachts am Spielplatz der Großwohnsiedlung.

I/Am/Me / Rough Trade

9

FFS FFS Domino / GoodToGo

10

MIA. Biste Mode We Love Music / Universal

All Time Faves

Gabriel Häuser

Ø 5,60

Flying Buddah / Sony

6

Kafka Tamura

Proof there is no god. Sorry, two bands I don’t like together isn’t going to work for me. There’s a song on here called »Piss off«. Quiet!

I feel like music like this usually lives and dies with the lyrics, and I don’t speak German. Otherwise it sounds pretty run-of-the-mill.

Das ist die Musik, die Menschen dazu veranlasst, betrunken in Eissalons einzubrechen.

Von Mias Hysterie wurde ich immer schon schwermütig. Mieze Katz verkörpert irgendwie alles, was mir an Deutschland Angst macht.

It makes me wanna drink lemonade. She has a great voice. It sounds like something I’ve heard before and it doesn’t really do anything for me. She is one of my best friends and I know this album so well. I fucking love it. She’s a little aggressive for my taste but I think she’s an exceptional lyricist. The lyrics on the Rod Stewart song suck. They could have come up with a better hook than that. I think it’s rad. I would definitely listen to this. Let’s just say I’ll give it a 7 because of »I Know There’s Gonna Be«. But if that song wasn’t on the album it wouldnt be anything for me.

This is the shit. Hell yeah. They got that trip hop thing, which is so cool. This is definitely what I would jam out to. I’m gonna buy it. I love her. I think she’s fantastic. It’s very unique. The strings sound good. She’s got such a unique voice. She’s very ambitious. It’s very well thought out music. This makes me wanna do karate or something. The singer is great. They’re really trying to do something different here. But I wouldn’t put this on. It’s just very raw. This is just a world I don’t really know anything about. And I’m not too interested in it. Im more of a song/ melody person. And this does not really have that for me.

Is that English? They were pioneers with their electronic, dancy sound. But I wouldn’t put this record on. It’s not in my world.

Wow, the songs sound so different. It’s not my thing. But she’s got a cool voice. I would definitely not listen to this. Way too intense.

P: I love her voice. It would find a place in my record collection. E: I like her lyrics. G: I think a new star is born. Great voice, very authentic.

G: It takes a while to really dig the album. I listened to it the last days and it‘s grown on me. It reminds me of The Distillers. E: Her songs are really catchy.

G: It´s not our cup of tea. I wouldn´t listen to it. P: A friend asked me to make a hiphop beat for her, so maybe I‘m gonna listen to it to get some inspiration. G: I don´t know if I would like it so much if not Jamie xx´s name would be on the cover. P: Amazing producer. He shaped the music taste of a whole generation.

G: If I´m in the mood for some crazy shit, I would listen to it. The drumming is cool. P: It´s a bit educated. E: There is a lot a good stuff happening. G: I really respect her work. But for me it´s a bit overproduced. P: She did better records before. E: I really like her but it´s too poppy.

E: Good and interesting. G: I find it very intimidating because they are screaming all the time. I don´t know what I should think about their music. P: I don´t know. It´s too clubby. E: I already forgot the first song we heard. G: Too much noise, not enough song.

G: For me it´s like Franz Ferdinand hanging out on a bad taste party. P: I see lots of drunken people around dancing but not really carrying about the music. G: I haven‘t listened to anything worse, since Helene Fischer released her record. P: I hope it´s a joke. The music is horrible.


#Review #Platten vor Gericht

Barbarossa

Torpus & The Art Directors

Inner Tongue

Allie

Ø 7,15

Ø 2,60

Ø 5,45

Ø 4,30

8

6

7

7,5

7

7

6

9

0

8,5

95

Fenna Strüning

Mario Hickethier

Leserin

Intro

Ø 5,80

Ø 3,70

Ø

5

4

7

6,70

7

4

3,5

6,5

S chöne Melancholie! Mir gefällt vor allem der Bass- und Schlagzeugsound. Der letzte Song ist hammer minimalistisch!

6,55

4,5

7

8

Wird erst gut, wenn die Features ins Spiel kommen. Dann ist es aber wirklich, wirklich gut und A$AP überzeugt mich ein weiteres Mal.

2

6,35

8

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0

1

1

2,40

The Band The Band

Wilco Sky Blue Sky

The Cure Disintegration

Michael Jackson Bad

The Beatles 1

Real Friends Put Your Self Back Together

Joni Mitchell Blue

Ryan Adams Cold Roses

John Lennon/Plastic Ono Band John Lennon/Plastic...

Animal Collective Feels

The Kooks Listen

Motion City Soundtrack Commit This To Memory

Stevie Wonder Innervisions

The Beatles Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band

Caribou Our Love

King Louie Drilluminati

Casper Hinterland

City And Colour Bring Me Your Love

Pure, true, authentic. Some people have access to those emotions. You can hear that she doesn´t try to impress anyone.

I don´t dislike it. Definitely she has an american style.

I really like the production, it‘s picking up, when the beat and the real guitar came in. I guess it´s more poppy than other hiphop artists.

Jamie makes electronic music with his heart. That is real pop music for me.

Good production indeed. Sometimes that kind of stuff can be a little bit boring. But they are interpreting it in an interesting way. I think lyrically she is really strong. Again it´s no album I would buy, but I recognize that she is really talented and has an amazing voice. Really good production, harmonies and beats. I love simple stuff like that.

The voice is quite nice. I like the sound she is using. Pretty good setting.

It´s a collaboration of two of them, for me it´s taking the worst of both. Sounds silly, but not in a good way. Like a Franz Ferdinand cover band.

I don´t understand the lyrics. I find it quite cold, it´s really hard to connect.

Die kriegt beim Singen den Mund nicht auf. Das ist witzig, aber auch schön. Ein bisschen träge, kommt erst zum Ende in Fahrt.

Hammer Anfang. Die Stimme ganz nah, total geil. Sehr eigen bis irre, irgendwann ist mir nur das Getragene zu anstrengend.

Starker Anfang, die Beats mit dem Bandsound kriegen mich voll. KopfnickerMucke. Geiler Rapper, nur auf sein Singen mit AutotuneSound kann ich verzichten. Nichts für mich. Leblos, steril und ohne Aussage.

Wirkt sehr aufgesetzt, dadurch ziemlich nichtssagend. Irgendwie muss ich an einen Swingerclub denken – läuft so was da?

Ich mag das OrchesterArrangement. Sie hat eine schöne Stimme, singt aber manchmal zu übertrieben-exzentrisch. Klingt sehr pieksig und höhenlastig. Unglaublich anstrengend, zusammenhanglos und verkopft. Nix für mich.

Clubmusik, richtig stumpf, alles künstlich. Nicht mal nach fünf schlimmen Colas geil. Und dann noch Schlumpfstimmen bei »Take me there«? Wow. Wirkt richtig dumm, was da passiert. Doofe Texte über aufgeregter und nerviger Musik. Alleine der Name ist ja schon einfallslos.

Ich mag Mieze in Interviews und ihre Stimme auch, hab nur bei den Techno-Synthies keinen Bock, ihr zuzuhören. Schade eigentlich. »Biste Mode« ist ganz schön.

Ich würde mir wünschen, dass es immer regnet, wenn ich das höre. Lyrics, Klangfarbe, Stimmung und Interpretation sind treffend und zeitlos. Die ersten Songs klingen so, als hätten sie Pixiesesque werden sollen, aber man traute sich nicht, räudig zu sein. Danach wird das Album viel besser. Dieser Rita Ora-Teil in »I Will Never Let You Down« macht alles kaputt. Mir gefallen die aufgebrochenen Songstrukturen. Schade wegen der Lyrics. Alle lieben es jetzt schon. Ich denke, das tun sie zu Recht. Es ist entspannt und trotzdem immer wieder aufregend. Der gute Mainstream.

Wow, das finde ich richtig gut!! Werde ich mir definitiv nochmal anhören. Eventuell dann beim nächsten Tourabschnitt laut im Bus. #firstimpression Große Melodien und Ansätze, in die Belanglosigkeit produziert. Klingt nach einer Band, die versucht, im falschen Radiosender gespielt zu werden. Gar nicht fresh. Da bin ich zwiegespalten. 50% des Albums sind richtig gelungen und bekommen 9 Punkte. Dann gibt es noch diese anderen 50%, die auf mich zu bemüht klingen. Die hypnotischen Vocals gefielen mir. Die Spannung wird aber nicht gehalten, und es ist teils etwas zu hart produziert.

Ich kann persönlich mit dieser Art humoristischer Musik nichts anfangen. Bin dafür einfach der falsche Hörer.

Das ist ganz generell nicht meins. Aber »Berg und Tal« finde ich gerade besonders schrecklich. Aprèsski? Wieso machen die das?

Es kommt mir so vor, als ob ich die Stimme in einer anderen Band gehört hab. Ganz gutes Hintergrundgedudel für ein gutes Café.

Die Stimme ist mir ein bisschen zu Emo und stört, auf den Rest kann ich mich deswegen nicht konzentrieren. Das ist mir zu Tagebuch-mäßig. A$AP Rocky rappt etwas langweilig. Geil, dass er Lil Wayne featured. Rod Stuart? What? Das muss ich mir auf jeden Fall nochmal in Ruhe anhören. Ein bisschen zu unterkühlt, was er macht. Ich hab nie kapiert, was an ihm und The XX so toll sein soll. Den Song mit Young Thug find ich super. Erinnert mich an J Dilla. Das Cover ist geil. Gute Musik zum Nachts nach Hause laufen.

Gute Musik zum Putzen.

Bis der Gesang einsetzt finde ich’s immer cool. Die sollten das Album mal instrumental veröffentlichen. Coole Atmosphäre.

Würde im Club dazu tanzen. Wie der Name schon sagt, ist das eher etwas für Scheinwerferlicht und nicht für die Sonne.

Etwas Musical-mäßig. Die Songtitel sind super. Es macht Sinn, dass die was zusammen machen. Mich nervt ein bisschen dieser Franz-Ferdinand-Offbeat. Ach, du scheiße. Die machen alles falsch, was man als deutsche Band falsch machen kann. Kann ich mir nicht anhören, das ist auf DJ-Ötzi-Niveau.

Ein wenig tut es mir leid, aber: Das gefällt mir nicht. Auch wenn die Musik gut sein mag – anhören möchte ich es mir nicht nochmal. Hm, schwierig. Trotz überraschender Wendung nach dem zweiten Song, bleibt die Musik für mich irgendwie belanglos.

Definitiv ein berechtigter Hype. Super Album, das aber mit »I Know There‘s Gonna Be (Good Times)« auch eine Schwachstelle aufzuweisen hat.

Gefällt mir erstaunlicherweise ganz gut. Ist aber Nichts zum Jeden-Tag-Hören.

Gefiel mir erst beim zweiten Mal. Auch wenn es durchaus einige langatmige Stellen gibt, lohnt sich das Anhören.

Das ist nicht einfach. Einiges gefällt mir, anderes ist mir wiederum zu düster.

Entgegen meiner Erwartung kein düsterer Kirchengesang! Das war meine erste Assoziation, als ich die Plakate in der Stadt hängen sah. Gar nicht mal schlecht! Bereitet mir gute Laune und ist besser und vielseitiger als erwartet. Bei »The Man Without A Tan« hatte ich direkt Willy Wonkas Oompa Loompas vor Augen. Das geht leider gar nicht. »Biste Mode« war noch ein kleiner Hoffnungsträger, aber spätestens ab »Berg und Tal« denk ich nur noch »Nein! Nein! Nein!«.

Markante Stimmfarbe, originelle Melodien! Gefällt mir!

Schöne Gesangsparts, einfallsreiche Beats! Mit Rap kann ich trotzdem nichts anfangen.

Die Songs mit Struktur und Gesang sind ok. Die sphärischen Interludes verstehe ich nicht. Seit wann sind Steeldrums in? Hoffnungslos überbewertet... Nichtssagendes Gedudel. Sicherlich auf seine Weise virtuos, aber für mich höchstens als Hintergrundmusik beim Essen...

Eingängig und kurzweilig. So klingt Sommer!

Epischer Sound, gute Stimme. Angenehme Mischung aus Elektronischem und Handgemachtem. Schön abwechslungsreich!

Nüchtern schwer auszuhalten, langweiliger als U-Bahn fahren.

Guter Opener, schön catchy! Der Rest des Albums ist leider nicht halb so gut.... Interessantes Arrangement, aber würde ich mir nicht wirklich anhören. Helene Fischer meets Frittenbude? Schlimme Lyrics. Dann lieber Tanz der Moleküle. Wäre schöner ohne Elektronik. Und ohne diese Lyrics. Und ohne Mieze Katz...


96

#Review der im Januar mit 26 Jahren verstarb und bis dahin als beratende und geschmackliche Instanz fungiert hatte. So oder so bleiben letztlich nur eine Handvoll Tracks, die an die Qualität des Vorgängers »Long.Live.A$AP« heranreichen. Jan Wehn

You« und in dem von Belmontes gehauchter Flüsterstimme durchzogenen »Lying On The Moon« zu, während das bittersüße »Come Take« auf die Tränendrüse drückt. Wer sich übrigens wundert, welches Kind in »Daisy« rappt – es ist Belmontes zehnjähriger Cousin. So viel Mut muss man erst mal haben. Daniel Voigt

Allie Allie

Cro MTV Unplugged

Rent A Record Company / H’Art

Chimperator / Groove Attack / VÖ 03.07.15

Allies viertes Album ist wie ein heimlicher Untermieter auf dem Dachboden und auf eigenartige Art zeitlos. Ein vor Metaphorik überquellendes Stück Science-Fiction, bei dem fast jede Einordnung fehlläuft. Mit seiner letzten LP »Uncanny Valley« schaffte es Allie 2013 in den Notizblock manches renommierten deutschen Feuilletonisten. Auf den Seiten acht bis zwölf wurde er meist für seine karge Schönheit geadelt und dabei mit hilflosen Beschreibungen nicht wirklich begriffen. Auf »Allie« gibt es noch weniger, an das man sich halten kann – nicht mal ein Genre, in dem es zu Hause wäre. Ob nun als Dreampop oder New Age: Das unwirkliche »No No No No« könnte der Song des Jahres werden, den kaum jemand gehört hat. Vielleicht klingt ja so ein Chris Garneau, der Bühnenverbot in seiner Lieblingsbar erhalten hat. Vielleicht klingt so der frühe Morgen des ersten Januar oder der nach der verschlafenen Apokalypse. Auch längst ausgediente Instrumente finden da noch ihren Platz. Der durchgehende, bescheidene Flüsterton Allies müsste eigentlich schnell übertrieben wirken, stattdessen aber saugt er den Hörer damit in seine Welt hinein. Es ist die Magie des Geschichtenerzählers in den eigenen vier Wänden, der in der Müslischale einen ganzen Kosmos heraufbeschwört. Ihm ist zuzutrauen, dass er selbst gar nicht merkt, was für ein feines Werk er da geschaffen hat. Sven Riehle

Nach den Fantas und Max Herre lädt mit Cro der nächste deutsche Rapper zum unverstärkten Konzerterlebnis. These: »MTV Unplugged«-Konzerte sind in dieser von Schnelllebigkeit und Effekthascherei geprägten Zeit wichtiger denn je. Denn bei der seit 1989 ausschließlich mit Akustikinstrumenten durchgeführten Konzertreihe steht wirklich der auf einem Hocker hockende Künstler im Fokus und muss wohl oder übel ohne großes Brimborium abliefern. Nach Deutschrap-Heroen wie Die Fantastischen Vier oder Max Herre wurde unlängst Cro die Ehre zuteil, umringt von kabellosen Vollblutmuckern ein unverstärktes Konzert vor einem ausgewählten Kreis an Zuschauern in einer schicken Location zu geben. Wie ausgerechnet Cro, dessen Backkatalog genau einen immer wieder anders gespielten Song (nämlich den über das Glücklichsein in all seinen unterschiedlichen Ausformungen) umfasst, ein komplettes »MTV Unplugged« bestreiten soll, war vielen vorher ein Rätsel. Aber: Die Kombination aus gut aufgelegtem Pandamaskenträger, versierten Musikern und eine Gästeliste von Max Herre über Die Prinzen bis hin zu Haftbefehl macht aus Cros manchmal recht ambitionslosem Feel-goodRap ein fulminantes Konzerterlebnis, das Platz für große Gesten und intime Momente lässt und klarmacht, dass Cro ein begnadeter Entertainer ist und den popkulturellen Ritterschlag in Form eines eigenen »MTV Unplugged« zu Recht bekommt. Jan Wehn

A$AP Rocky At.Long.Last.A$AP

Meg Baird Don’t Weigh Down The Light Wichita / Coop / PIAS / Rough Trade

Nachdem bei den Psych-Folkies Espers seit ein paar Jahren Funkstille herrscht, veröffentlicht deren Sängerin Meg Baird ihr nunmehr drittes Soloalbum. Meg Bairds letztes Album »Seasons On Earth« war noch von ihrer zurückgenommenen Gitarre und der klaren Stimme geprägt. Dementgegen watet sie auf dem neuen Werk »Don’t Weigh Down The Light« deutlich mehr in schwurbeligen, scheinbar flüsternden Klängen. Nachdem die Multiinstrumentalistin kürzlich von Philadelphia nach San Francisco zog, scheint es, als hätte sie versucht, eine Verbindung zwischen Träumerstadt und systemverliebtem Valley-Technikhimmel zu finden. Ihr teils von Chören unterlegter Farbrausch driftet aber nicht in monotone Erleuchtungsfantasien ab, sondern wirkt reflektiert und immer wieder auch zweifelnd. Der Titel »Don’t Weigh Down The Light« ist Programm, das Verhältnis von Licht und Nebel führt die elf Kompositionen in eine verlockende, unbekannte Zwischenwelt. Bairds Songs verharren aber nicht immer im Zwiespalt, bei »Even The Walls Don’t Want You To Go« reichen etwa Titel und Intro schon aus, um jedes Herz anzuknacksen. »Back To You« wirkt ebenfalls dezidiert, dazu trägt maßgeblich Bairds eindringliches Fingerpicking bei, mit dem sie ihre Gitarre über die sumpfigeren Tracks erhebt. Kurz gesagt: Meg Baird hat einen wunderbar zwiespältigen Folk-Sommertraum geschrieben. Elisabeth Haefs

Secretly Canadian / Cargo

Ein Album wie ein Strandspaziergang mit Meerblick: Cayucas haben die Sonne Kaliforniens in Songs verwandelt. Wollen wir nicht irgendwie alle nach Kalifornien? Die Cayucas haben das Glück, genau dort herzukommen. Deshalb verschicken sie mit ihrem zweiten Album auch musikalische Postkarten aus der sonnigen Heimat. Benannt haben die Zwillinge Zach und Ben Yudin ihre Band nach einem verschlafenen Küstenstädtchen, und man kann sich gut vorstellen, dass dieses Album mit Meerblick aufgenommen wurde. Zwar wohnen die Brüder mittlerweile in Los Angeles, doch von Großstadtlärm ist auf »Dancing At The Blue Lagoon« nichts zu hören. Von der dortigen Sonne dagegen einiges: In den neun Liedern des Albums vereinigen sich Elemente des Westcoast-Pop der 1960er, Afrobeat-Rhythmen und Surfgitarren. Die »Big Winter Jacket« hängen Cayucas direkt beim Opener an den Haken und lassen sich von einem »Moony Eyed Walrus« bunte Drinks mit Schirmchen servieren, bevor sich die Nacht über die blaue Lagune legt. Hallo Sommer, wie schön, dass du da bist! Bastian Küllenberg

The Chemical Brothers Born In The Echoes

RCA / Sony

Genervt vom aktuellen Rap flüchtet sich A$AP Rocky für sein zweites Album Hals über Kopf in die Psychedelik. 2013 war A$AP Rocky so etwas wie der neue MC-Messias. Weil er in seiner Musik, seinem Rap-Style und seiner Außendarstellung die gesamte HipHop-Kultur mit all ihren charakteristischen Eigenarten vereinte. Nach der großen Party folgte ein gutes Jahr später aber postwendend die Ernüchterung. Er sei an einem Punkt gewesen, an dem Rap ihn tierisch angekotzt habe, erklärte A$AP Rocky unlängst in einem Interview. Die logische Konsequenz aus Rockys Rap-Resignation: auf seinem zweiten Album etwas dagegen tun, es besser, vielleicht auch anders machen. Herausgekommen ist mit »At.Long. Last.A$AP« eine LP, die auf ganzer Linie mit dem Erstling bricht. A$AP Rocky säuselt und stylt benommen über Instrumentals, die nur noch wenig mit klassischen Beats von der West- oder Ostküste zu tun haben, vielmehr an eine LSD-induzierte Melange aus psychedelischen Rock-Epen und ätherischen Dreampop-Miniaturen erinnern und für die tatsächlich Danger Mouse als Produzent verantwortlich zeichnet. Die Konsequenz, mit der A$AP seine musikalische Identität weitergedacht hat, ist beeindruckend. Leider wirkt das Endergebnis aber stellenweise undurchdacht zusammengewürfelt. Ein Grund dafür könnte der Tod von Rockys Mentor A$AP Yams sein,

Cayucas Dancing At The Blue Lagoon

Virgin / Universal / VÖ 17.07.15

Francesca Belmonte Anima False Idols / !K7 / Indigo

Trickys Leadsängerin Francesca Belmonte beschwört auf ihrem Debüt »Anima« mit betörender Stimme und Synthie-Klangteppichen Drama und Bedrohung herauf. Francesca Belmonte emanzipiert sich von ihrem Status als Trickys Leadsängerin! Dafür bemüht sie eine breite atmosphärische Palette aus düsteren Synthie-Klangteppichen, klassischem TripHop und sanftem Flüstergesang und wirkt dabei alles andere als brav: Auf »Hiding In The Rushes« klingt das beinah angriffslustig über einem sphärischen Overthe-top-Arrangement. Auch »Stole« durchzieht ein provokanter Unterton, der immer wieder von in sich versunkenem, hymnischem Summen unterbrochen wird. Und in »Brothers & Sisters« nistet sie sich mit aufmüpfigen Club-Sounds im Gehör ein. Emotional aufwühlend ist auch »Joker«, wo sie das gesamte Klangspektrum ihrer Stimme zu entfalten versucht. Versöhnlicher geht es erst in den sanften, souligen Melodien von »Walk With

Für jeden was dabei: Die Chemical Brothers haben nach fünf Jahren mal wieder ein Studioalbum herausgebracht und zeigen sich vielseitiger denn je. Beim achten Studioalbum wird es irgendwann schwer, sich noch von sich selbst zu unterscheiden. Bestimmte Rhythmen, Klänge, Strukturen sind einfach drin und lassen sich kaum noch ändern. Auf ihrem letzten Album »Further« hatten die Chemical Brothers es ausnahmsweise geschafft, anders zu sein als sie selbst – indem sie nicht mehr auf große Gesten, Hooks und Big Beat setzten, sondern komplexer und unzugänglicher auftraten. Das neue Werk »Born In The Echoes« nun geht wieder einen halben Schritt zurück und produziert Momente, wo man denkt: Klingt »I’ll See You There« nicht arg wie »Let Forever Be«? Hat »Go« nicht dieselben Vocals wie »Hey Boy Hey Girl«? Zum Glück ist es aber nur ein halber Schritt zurück, denn da sind auch die vertrackteren, trockeneren oder düsteren Songs wie »EML Ritual« oder »Just Bang«, die fast schon als Acid House oder Detroit Techno durchgehen könnten. Alles in allem eine sehr durchmischte Sache, in der jeder Hörer ein paar ihm gelegene Tracks finden wird und mit anderen weniger anfangen kann. Henje Richter

Dat Politics No Void Shitkatapult / Indigo

Das früher eher für seine anarchischen Kompositionen bekannte französische Duo Dat Politics verneigt sich vor Synthie-Pop und kommt irritierend handzahm rüber. Dat Politics stehen seit fast 20 Jahren für ein charmantes Spiel mit den Regeln elektronischer Musik, für smarte Do-It-YourselfGesten und Punk-Appeal. Das ging anfangs eher in Richtung Neo-No-Wave im Geiste von Chicks On Speed oder Le Tigre. Mit der Zeit wurde Claude Pailliot und Gaetan Collet jedoch der elektronische Aspekt in ihrer Musik wichtiger. Die Punk- und Bandelemente rückten in den Hintergrund, der Sound des Duos wurde clubtauglicher, gleichzeitig blieben ihre Tracks ein Sammelsurium voller eigenwilliger und gerne unbequemer Ideen. Von dem Vorhaben, unbequem sein zu wollen, scheinen Dat Politics heute jedoch abgerückt zu sein. Stattdessen dominieren auf ihrem neuen Album Synthesizer-Melodien: Die Platte ist eine Verneigung vor französischen SynthiePoppern wie Jacno, Ruth oder Serge Blenner. Leider geht bei diesem Knicks der subversive Charme, der das Duo sonst ausmachte, oft verloren. Trotz einer treibenden Grundstimmung und manchem anarchischen Moment wirkt das Album überraschend brav. Mag sein, dass die einzelnen Tracks voller Codes und augenzwinkernder Gesten stecken, aber sie sind zu sehr hinter Harmonien verkleistert. Hanno Stecher


IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK

In der »veröffentlichungsarmen« Zeit probieren Labels neue Acts über Kurzformate aus. Also stürzen wir uns in die frischen Singles und EPs!

Wobei: Vollkommen unbekannt ist Alden Penner nicht. Denn der ist als Solo-Act zwar neu, aus den Bands The Unicorns und Clues aber schon hinlänglich bekannt. Für die fünf Songs auf »Canada In Space« (City Slang) hat er sich nun einem psychedelischen Kraut-LoFi-Pop verschrieben. Synthesizer wabern ruhig, aber eindringlich über verschleppte AnalogRhythmen, dazu singt Penner, als wäre er gerade bei Spiritualized ausgestiegen: mal hell und melodisch, mal theatralisch verstiegen. Ohne Hits, aber mit großem Auftrag. Deutlich hittiger sind dagegen die Miniaturen auf »Beautiful Words« (Wichita), der Debüt-EP von Oscar: Über Oldschool-HipHop-Beats breitet der junge Londoner seine schludrig instrumentierten Ohrwürmer aus, die mal an Jens Lekman oder Patrick Wolf, mal an Divine Comedy oder Babybird erinnern. Die Quote an einprägsamen Ohrwürmern ist unter seinen fünf Songs so hoch, dass man von ihm nur als einem großen Talent sprechen kann: 100%. Die heiße Phase der Verschränkung von Polyrhythmik und Indie-Pop ist nun schon ein paar Jahre her – was aber nicht heißt, dass solche Versuche heute in die Restekiste wandern müssten. Denn Hippo Campus reichern die Songs auf ihrer EP »Bashful Creatures« (Transgressive) auch noch mit einem souligen Vibe und Math-Pop-Schrullen an, sodass sie wohlig an Versuche wie zuletzt von Gengahr, etwas früher von Hot Club De Paris, Ra Ra Riot oder ganz zu Anfang Vampire Weekend erinnern. Den Soul, mit dem The Antlers in den letzten Jahren reüssierten, haben zweifelsohne auch die Londoner Hoffnungsträger Palace. Deren EP »Chase The Light« (Fiction) hat mit den ebenfalls Palace benannten Frühwerken Bonnie »Prince« Billys nichts gemein, dafür aber sehr sehnige und sehnsüchtige Gitarren-Figuren und einen Groove wie ein Sog. Im Vergleich zu den Antlers gibt es keine elektronischen Elemente, stattdessen Songs, die wie warme Wellen ans Ufer klatschen. Solchen Schöngeist zerstört die Girl Band mit Genuss. Genau dafür sind die Iren auch angetreten. Voller überschüssiger, zerstörerischer Kraft fräsen sie durch die fünf Songs ihrer EP »The Early Years« (Rough Trade). Ein konsequenter Garage-Ethos trifft auf 1980er-ArtPunk-Eskapaden à la Neubauten, zerhackten Noise und einen extrovertierten Vortrag, der die Gemeinsamkeiten von Postpunk und Industrial betont. Ein bisschen wie Sleaford Mods als Band, wenn man möchte. Auf jeden Fall so schon sehr lange nicht mehr da gewesen.

Im Vergleich dazu sehen die Falling Stacks und ihr Debüt »No Wives« (Battle Worldwide) ganz schön altbacken aus. Schlimm ist das aber nicht. Zwar schiebt ihr Gemisch aus wüstem Noise und abgebrochenem Postcore sehr ähnlich wie in den seligen 1990ern, aber sicher mit mehr Energie, als unvergessene Vorbilder wie Shellac, Oxes, 90 Day Men oder Jawbox heute noch aufbringen könnten. Musik, um sich mal wieder intensiv zu fühlen. Etwas melodischer, aber sonst nicht unähnlich klingt »Everything Is A Mess« (Transgressive) von den Kanadiern Fist City. Garage-Rock und Punk mischen sich hier mit ShoegazerEffekten zu einem Sound, den man sich live ganz großartig vorstellen darf. Auch dank des wunderbar pointierten, für diese Musik vergleichsweise komplexen Songwritings der 17 knapp gehaltenen Tracks inklusive mehrerer Interludes. Ein bisschen klingt das wie die Thermals inmitten einer Gerölllawine. Auch die Best Friends aus Sheffield könnten bei den Thermals gut zugehört haben. Schließlich enthält ihr Debütalbum »Hot. Reckless. Totally Insane.« (FatCat) garagigen Indie-Rock, genau so, wie er sein sollte: lieblich und schroff, kantig und rasant, unmittelbar und mit ausgefeilten Songs. Mit der Single »Cold Shapes« ist mindestens ein Hit in spe drauf. Klar kann man sagen: Klingt doch einfach. Ist es aber gar nicht so sehr. Die Twee-Platte des Monats kommt dagegen von ganz alten Hasen: Die Briten Milky Wimpshake haben sich nach 20 Jahren Bandgeschichte für ihr sechstes Album »Encore, Un Effort!« (Fortuna Pop) noch mal mit der blutjungen Sophie Evans verstärkt, und die Duette von ihr mit Pete Dale bringen die wunderbaren, von radikaler Politik und altersweisem Humor durchsetzten Songs noch mal richtig zum Glänzen. Hits im Paket, dazu solch längst überfällige Parolen wie »Heterosexuality Is A Construct« – über Süßigkeiten-Punk geht eben immer noch nichts. »I’m Old Fashioned«: Dass auch sie nicht mehr zu den Newcomern gehört, offenbart die kalifornische Songwriterin Eleni Mandell im Opener ihres zehnten Albums ganz selbstbewusst. Angesichts der Klasse der LP und ihrer verblüffenden stilistischen Entwicklung hat sie aber auch jeden Grund dazu. »Dark Lights Up« (Yep Roc) zeigt sie so verspielt und charmant wie selten zuvor. Klug und selbstironisch swingt sie sich durch klassischen Country und R’n’B und erzählt Geschichten vom Erwachsenenleben mit Kindern. Tolle Songs hatte sie schon immer, jetzt, im Alter, hat sie ihnen ein wenig von ihrer Schwere genommen. Und das steht Eleni Mandell sehr gut.

23.-26. SEPT. 15

4 TAGE · 70 LOCATIONS · MUSIK · POPKULTUR · KUNST · BUSINESS FESTIVAL · 400 KONZERTE · WANDA · SÓLEY· TORRES · AURORA · MAC DEMARCO · METZ · LÅPSLEY · XOV · JORIS · TRÜMMER · PALMA VIOLETS · VÖK · ODDISEE · ROMANO · DAN MANGAN · CRISTOBAL AND THE SEA · GREAT LAKE SWIMMERS · COSMO SHELDRAKE · HAPPYNESS · A.O.S.O.O.N · PALACE · COELY · OSCAR KEY SUNG · UVM 30 PROGRAMME AUS LITERATUR · FILM · BILDENDER KUNST · PERFORMANCE KONFERENZ · 200 PROGRAMME ZUR MUSIK- UND

DIGITALWIRTSCHAFT

FESTIVAL TICKET VON 24,00 € BIS 89,00 € INKL. GEBÜHREN KONFERENZ TICKET AB 127,00 € INKL. GEBÜHREN

Organiser: Reeperbahn Festival GbR and Inferno Events GmbH & Co. KG


98

#Review es auf diesem Album letztendlich geht: um die Ausgelassenheit des Dancefloors. Wer gut zuhört, bekommt sie mit gesellschaftskritischer Botschaft. Daniel Voigt

Dawn Of Midi Dysnomia

Soloprojekt. Diesmal durften Freundin Julia Holter und James Ferraro ihre bezaubernden Gesangsharmonien beisteuern (dissonante Töne sucht man hier, wie auch bei jeder Real-Estate-Veröffentlichung, vergeblich). Mit dem Instrumental »Krumme Lanke« – eine Hommage an Mondaniles Zeit in Berlin – läutet der US-Musiker außerdem offiziell die Badesaison ein. Katja Peglow

Erased Tapes / Indigo

Nicht dass sich das Label Erased Tapes nicht regelmäßig um eine zarte Annäherung von Akustischem und Elektronischem verdient machen würde. Nur: So wörtlich wie Dawn Of Midi hat dieses Ansinnen bislang keiner genommen. »Blau-Schwarz oder Weiß-Gold?« Diese Frage trieb vor wenigen Wochen als #dressgate einen Keil durch die Netzgemeinde. Kaum eine Community, die nicht angestrengt über die Färbung dieser gottverdammten Klamotte miträtselte, kaum ein User, der es nicht besser zu wissen glaubte als jeder andere. Dawn Of Midi geben mit »Dysnomia« ein ähnliches Rätsel auf, denn obwohl sich Aakaash Israni, Amino Belyamani und Qasim Naqvi auf kammermusikalisches Utensil beschränken, klingt ihre Musik vollsynthetisch. Des Rätsels Lösung liegt wortwörtlich im Dunkeln: Was nachts auf dem Tennisplatz zu agilen Ballwechseln geführt hatte, konnte schließlich auch im Aufnahmeraum nicht schaden. Also knipsten die Sportsfreunde das Licht aus, schärften die ihnen verbleibenden Sinne und spielten sich in Trance. Dass man der Mimikry zunächst auf den Leim geht und »Dysnomia« als elektronisch einstuft, ist wohl auch der Präzision zuzuschreiben, die Dawn Of Midi in Sachen Rhythmus an den Tag legen. In stoischer Akribie und manischer Metrumtreue bearbeitet das Trio seine Instrumente. Dabei will es nicht etwa mit Harmonie oder Melodik verzücken, sondern sich vielmehr athletisch hervortun: Die Welt soll dem in Bewegung erstarrten Jazz-Trio beim Durchhalten zuhören – und an der Identifizierung der einzelnen Klangquellen verzweifeln. An schlechten Tagen raubt einem dieses Album den letzten Nerv. An den anderen gibt es einem alles wieder zurück. Valentin Erning

De Lux Generation Innovative Leisure / Rough Trade

Synthie-Pop à la carte: Ein Jahr nach ihrem exzessiven Debüt »Voyage« üben sich De Lux auf »Generation« in tanzbarer Sozialkritik. Impulsiv und euphorisch – De Lux reiten auf ihrem neuen Album retrocool durch den Disco und Funk vergangener Jahrzehnte. Angetrieben von spacigen Synthie-Sounds kreieren die Kalifornier mit ihren zwischen Nostalgie und Sehnsucht getriebenen Songs eine Club-Musik, die eingängig, schräg und groovy zugleich ist. Vom treibenden Opener »L.A. Threshold« über das energische »30« bis zum aufgedrehten »Center Of L.U.B.« – Reminiszenzen an Bands wie Holy Ghost!, Arcade Fire und LCD Soundsystem sind unüberhörbar, doch die Spielfreude des Duos aus Isaac Franco und Sean Guerin überzeugt jeden Schubladen-Denker. Tracks wie das aufgekratzte »No One Really Cares Who You Are«, der Funk-Kracher »Simba Simba Simba« und der bittersüße Piano-Achtminüter »Conditions« verfestigen diesen Eindruck nur noch. Spätestens bei der verspieltsarkastischen Verrücktheit von »Oh Man The Future« wird jedem Hörer klar, worum

Desaparecidos Payola

atmosphärisch wie dramaturgisch, eingefasst in einen epischen Rahmen aus Klargesang und Streichern. Hardcore-Erbe und Postrock-Berufung verschlingen sich lustvoll ineinander, der stilistische Sweetspot liegt offen. Strahlende Schönheit bricht in bittersüßen Riffs durch die dunkle Wolkendecke, die Sprachbarriere bröckelt, Soundscapes ergießen sich in den freien Raum, und ein Hochgefühl stellt sich ein. »Your Hand And My Heart« badet zum Abschluss völlig in jener eigentümlichen Emotion, die einzig und allein Envy heraufzubeschwören in der Lage sind – geboren aus Schwermut, Schmetterlingen und Tornados. Valentin Erning

Epitaph / Indigo

Das verfluchte zweite Album – für Conor Obersts Emo-Punk-Projekt Desaparecidos schlägt 13 Jahre nach dem gefeierten Debüt die Stunde der Wahrheit. Das Warten hat sich tatsächlich gelohnt, das merkt man schon beim Opener, der wütenden Hymne »The Left Is Right«: Aggression so rotzig und verletzt zugleich rauszubellen – das ist eine der Eigenschaften, die Desaparecidos schon zu Zeiten ihres Debüts so großartig machten. Aber das ist lange nicht die einzige Facette dieser entgegen ihrem Leumund so vielseitigen Band: Schon in »Search The Searches« klagt Oberst über krachenden Gitarren und traurigen Keyboards so eindringlich und verloren wie der junge Robert Smith. Der Schrammel-Sound klingt nicht mehr so proberaummäßig wie auf dem Debüt »Read Music, Speak Spanish« von 2002, aber immer noch genauso roh und spontan. Die Grundstimmung ist jedoch deutlich zorniger. Gleichzeitig wirkt alles sehr stimmig, obwohl ungefähr die Hälfte der 14 Songs über mehrere Jahre hinweg aufgenommen und zum Teil bereits auf diversen Singles veröffentlicht wurde, unter anderem anlässlich einer Charity-Aktion zugunsten von Immigranten. Man hört »Payola« trotz aller Wut auch die gewisse Leichtigkeit einer Band an, die niemandem mehr etwas beweisen will oder muss. Ihren Drive bekommt sie durch Leidenschaft und politisches Sendungsbewusstsein. Ein großer Wurf, trotz der langen Pause. Till Stoppenhagen

Duke Special Look Out Machines! Stranger / Indigo

Die Tradition der großen Geste im Pop reicht zurück bis zur Tin-Pan-Alley-Ära zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Genau darauf beruft sich Duke Special auf seinem opulenten und orchestralen neuen Album. Peter Wilson a.k.a. Duke Special ist vieles: Nordire, leidenschaftlicher Kajal- und Dreadlock-Träger, Shellack-DJ, GrammofonNerd, Musical-, Theater- und Filmkomponist. Zwischendurch nimmt er dann auch noch Soloalben auf. Trotz des markanten Äußeren findet er sich musikalisch weder im Gothic noch im Reggae wieder, sondern in der illustren Gesellschaft von Sufjan Stevens vor »Carrie & Lowell« oder Rufus Wainwright. Mittlerweile hat er sich vom Alternative Rock früherer Platten komplett verabschiedet, stattdessen findet sich auf seinem vierten Album »Look Out Machines!« opulent orchestrierter Barock-Pop. Das ist nicht so kryptisch, wie es klingt, denn dass Duke Special ein von Kurt Weill angefangenes Musical über Huckleberry Finn vollendet hat, kommt nicht von ungefähr. Er arrangiert seine Songs mit Piano, ausschweifender Rhythmussektion und einer ganzen Ladung Streicher eingängig, plakativ, mitreißend und immer erst kurz vor der Grenze des Kitsches anhaltend. So wie in den besten Tin-Pan-Alley- und Broadway-Zeiten. Marius Wurth

Ducktails St. Catherine Domino / GoodToGo / VÖ 24.07.15

Real-Estate-Gitarrist Matthew Mondanile beschert auf seinem fünften Album als Ducktails den perfekten Soundtrack für den Baggersee. Wenn Matthew Mondanile nicht gerade für Real Estate an der Gitarre steht und luftig-leichten Gitarren-Pop spielt, zersetzt er diesen am liebsten auf den Platten seines hierzulande noch wenig bekannten, aber nicht minder guten Nebenprojekts Ducktails. Die legten 2013 mit »The Flower Lane« ihren bislang ambitioniertesten und dynamischsten Pop-Entwurf vor, an den der Nachfolger »St. Catherine« qualitativ nahtlos anschließt. Deutlich stärker von Mondaniles neuer Wahlheimat Los Angeles beeinflusst, klingen die Songs auf dem Album sonniger und durchlässiger. Unauffällige, aber ausgeklügelte Gitarren-Arrangements und zeitlos schöne Melodien stehen wieder im Vordergrund. Dazu gesellt sich Mondaniles gewohnt unaufgeregter und zum Träumen einladender Gesang – wie in der wunderschönen Single »Headbanging In The Mirror«. Bereits mit der letzten Veröffentlichung vollzog der Gitarrist den Schritt in Richtung Band und holte sich Unterstützung für sein vormaliges

Envy Atheist’s Cornea Rock Action / PIAS / Rough Trade / VÖ 10.07.15

Darauf hat die Welt gewartet: ein Album über Atheisten und ihre Hornhäute. Man muss auf Envys holprigen Sprachtransfer nichts geben und erst recht kein Japanisch beherrschen, um sich von diesem späten Opus magnum überwältigen zu lassen. »Ignorant«, »Insignificant«, »Isolated« – schon beim bloßen Überfliegen der Tracklist von »Atheist’s Cornea« tritt Envys Vorliebe für Attribute zutage, die nicht nur der Anfangsbuchstabe eint, sondern auch ein unbedingter Weltschmerz. Nichts Neues für Freunde der schreienden Post-Rocker aus Japan; man schätzt sie schon lange für ihre melancholisch verträumten Instrumentalpassagen und den panischen Redeschwall, der unter prasselndem Schlagzeug in Tetsuya Fukagawas gutturale Raserei überleitet. So konsistent wie auf »Atheist’s Cornea« allerdings gelang ihnen ihr Hausrezept bisher nie. Zwar wird das zart aufkeimende Thema des Openers »Blue Moonlight« nach schlappen 20 Sekunden schroff niedergeknüppelt, doch allein »Ticking Time And String« ist eine Offenbarung,

Everything Everything Get To Heaven RCA / Sony

Sind die nun cool, oder muss da mal jemand ganz dringend? Das magische dritte Album hätte die Umstände klären können. Tut es aber nicht, denn Everything Everything müssen Sonderlinge bleiben. Darauf fußt schließlich ihre Faszination. Jonathan Higgs klingt immer noch, als hätte ihn seine Blase fest im Griff. Und nach wie vor macht das einen Mordsspaß. Was nach ersten Verlautbarungen zum neuen Album nicht garantiert schien, schließlich soll »Get To Heaven« aus Wut geboren sein: über die Brutalität auf dem Erdball, über Katastrophen, Konflikte und die zunehmende Abstumpfung der Menschheit. Wut, die das bunte musikalische Treiben lyrisch unterwandert. »You can tell the past boy, I can tell the future. Give me a lobotomy and I can be your tutor«, giftet Higgs. Klemmt da die Kopfstimme einer neuen Ära? Der hibbelige Übermut, mit dem sich das britische Quartett seinen Geheimtipp-Status erspielte, ist noch da, der Geheimtipp-Status aber schwindet. Man wächst, und der Mut wächst mit. Mut zu bissigen Rap-Anflügen (»Blast Doors«), liturgisch anmutender Orgelei (»The Wheel«) und selbstgerechten Wortspielen: »Did you think that everything, everything would change?« Ha! Everything Everything brauchen keinen hochdekorierten Starproduzenten, um zu zeigen, wie groß sie gerade werden. Angehauen haben sie trotzdem einen: Stuart Price bewies ein gutes Händchen für den herrlich unkonventionellen, ideenüberladenen Drive der Band, konnte allerdings den einen oder anderen Filler nicht verhindern. Nichtsdestotrotz: Das Math-Pop-Abenteuer hat einen Höhepunkt erreicht, und der nächste kommt bestimmt. Valentin Erning

Florence + The Machine How Big, How Blue, How Beautiful Island / Universal

Pathos, Pomp und Perfektionismus: Auch auf ihrem dritten Album setzt die britische Formation Florence + The Machine auf satte Orchester-Sounds und größtmögliche Emotionalisierung.


Alles lief nach Plan. Aber der Plan war kacke.

Justus von Dohnรกnyi Jan Josef Liefers Stefan Kurt

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#Review

tina dico 02.07. freiburg 02.09. bochum 06.10. mannheim 07.10. köln 08.10. köln 09.10. hannover 10.10. erfurt

11.10. 20.10. 21.10. 22.10. 23.10. 24.10. 25.10.

berlin erlangen ludwigsburg koblenz oldenburg osnabrück lüneburg

sufjan stevens 15.09. 16.09. 17.09. 19.09.

balbina 07.10. 08.10. 09.10. 12.10. 13.10.

köln 14.10. essen 15.10. hamburg 17.10. berlin 19.10. dresden

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Vorab gesagt: Wer mit dem Pathos-Pop von Englands erfolgreichster Drama-Queen bisher nichts anfangen konnte, wird auch vom neuen Florence + The Machine-Album nur schwerlich abgeholt. Zusammen mit Marina And The Diamonds gehört Florence Welch ja zur Speerspitze junger UK-Sängerinnen, die in der Tradition der großen Pop-Exzentrikerin Kate Bush stehen. Doch während sich Erstere mit ihrem kürzlich veröffentlichten dritten Album künstlerisch emanzipiert hat, setzt Florence musikalisch auf Altbewährtes. Der von ihr zelebrierte Bombast-Sound, der spätestens seit dem vor vier Jahren veröffentlichten »Ceremonials« auf Stadiongröße katapultiert wurde, ist auch auf »How Big, How Blue, How Beautiful« wiederzufinden. Freunde von großen Gesten und erhabener Inszenierung kommen erneut auf ihre Kosten. Das Album will hoch hinaus, so wie das beachtliche Stimmvolumen der Sängerin, täuscht aber nur selten über das konventionelle Songwriting hinweg. Da helfen auch die von Will Gregory (Goldfrapp) schick arrangierten Bläsersätze nicht, die sich diesmal zum elegischen Streichersound gesellen. Ohnehin könnte sich die Londonerin in Sachen Style und Substanz einiges von dessen Hauptband abgucken. Katja Peglow

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selective artists

a division of a.s.s. concerts

Georgia Georgia Domino / GoodToGo / VÖ 07.08.15

Da, wo Gwen Stefani zu glatt, M.I.A. zu chaotisch und Kelela zu zart ist, findet Georgia die optimale Schnittstelle – ihr erstes Album ist mit das Beste, was London derzeit zu bieten hat. Wer für UK’s Finest wie Kwes und Kate 0251_AZ_INTRO_1-4_Block_04.indd 1 09.06.15 14:53 Tempest bereits an den Drums saß, kann sich schon ein gewisses Qualitätssiegel anheften. Georgia Barnes, als Musikerin einfach nur MIT „HONEY & MELON“ IN DEN SONNENUNTERGANG Georgia, treibt sich seit einigen Jahren in Londons kreativen Kreisen rum und veröffentlicht nun nach der aufmerksamkeitswirksamen EP Auch wenn der Sommer auf sich warten ließ, so möchten wir euch trotzdem für den Juli einen frischen Sommerdrink ans Herz »Come In« ihr selbstbetiteltes Debütalbum. legen: Den fruchtig frischen „Honey & Melon“ von Jack Daniel’s Darauf kanalisiert die MultiinstrumentalisTennessee Honey. tin, Produzentin und Sängerin ein ganzes Spektrum an Einflüssen, die den Kern ihDer aromatische Honig-Whiskey ist mit seiner süßen, aber rauchigen Note rer Londoner Identität repräsentieren: kluge schon in natura so unwiderstehlich wie ein perfekter Sommertag. Um die und emotionale Texte, reduzierte, innovative Vielfalt des Tennessee Honey zu zeigen, hat das Team von Jack Daniel’s Selfmade-Beats und massig Referenzen zu 12 Barkeeper aus ganz Deutschland gebeten, neue Cocktails mit ihm als UK-Grime und 2000er-HipHop – das alles auf Hauptzutat zu erdenken – für jeden Monat einen. Die Rezepte gibt’s im einem electrolastigen Grundgerüst. Damit belimitierten Buch, welches Ihr zusammen mit einem Cocktail-Starter-Kit wegt sich Georgia im positivsten aller Sinne gewinnen könnt. Darin enthalten sind eine Flasche Tennessee Honey, irgendwo im Spannungsfeld von M.I.A., Kelela 2 Tumbler, 2 Longdrinkgläser und ein Mix-Set bestehend aus Shaker, und Gwen Stefani. Beeindruckend hält sie Jigger, Barsieb und Barlöffel. Damit könnt ihr sofort loslegen und den zwischen poppiger Sweetness und rotziger „Honey & Melon“ für euch und eure Freunde mixen. Und so geht’s: Unangepasstheit Balance. So wirkt Georgia Füge 4cl Jack Daniel’s Tennessee Honey, 150g Wassermelone wie die aufsässige kleine Schwester von Kau(in kleine Stücke geschnitten), 2-3 Barlöffel Puderzucker und gummi-Pop. Die viel coolere, wohlgemerkt. 1cl Limettensaft zusammen mit Crushed Ice in den Shaker, Jenny Weser (€ 0,14/min. aus dt. festnetz, mobilfunk max. € 0,42/min.)

www.selectiveartists.com

JACK DANIEL’S TENNESSEE HONEY

kräftig shaken und den fertigen Cocktail in einem Tumbler servieren, garniert mit einer Scheibe Melone.

Teilnahme ab 18. www.jackhoney.de www.massvoll-geniessen.de

23 Jahre, eine Gitarre und ein unwiderstehlich nölender Gesang: Fraser A. Gorman wirkt so perfekt nonchalant, dass man Absicht vermuten könnte. Andererseits beschwört sein kalkuliert nachlässiges Debüt zwischen Akustik-Folk und sparsamem Alt. Rock genauso wie die braune WuschellockenFrisur Dylan-Vergleiche herauf. Ehrerbietung und abfällige Arroganz liegen in solchen Einschätzungen nah beieinander. Bevor es zu weiteren Verweisen – etwa zu Bill Callahan oder Cass McCombs – kommt, harkt Gorman lieber schnell sein eigenes Beet zurecht. Das ist mit Einflüssen und erhabenen Momenten aus neuerem Lo-Fi-Folk, 1970er-Psychedelic und verspieltem Jam-Rock bepflanzt, allerdings, ohne plump zu kopieren, sondern sparsam zitierend. Das mündet in kluge Band-Songs wie »Mystic Mile« oder »Dark Eyes«, bei dem recht eindeutig Velvet Underground an die Studentenbudentür klopfen. Die Selbstsicherheit, mit der Gorman seine Zitate nicht verwässert, sondern beinah schon ironisch in die Songs einbettet, verdient Respekt. Ob sich der junge Australier jedoch auf Dauer von seinen Vorbildern und der Zitatsammlung freischwimmen kann, müssen kommende Alben zeigen. Klaas Tigchelaar

Gwenno Y Dydd Olaf Heavenly / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 24.07.15

Zurück zu den Wurzeln: Auf ihrem ersten Soloalbum bringt die Pipettes-Frontfrau Gwenno Saunders ihren Fans in KrautrockManier keltische Sprachen bei. Den fröhlich-bunten 1960er-Girlpop der Pipettes hat Gwenno Saunders hinter sich gelassen. Stattdessen zeigt die Ex-Frontfrau dem Mainstream auf ihrem Solodebüt den Mittelfinger und begehrt gegen Staatspropaganda und Medienmanipulation auf. Dazu inspirierte sie der dystopische 1970erScience-Fiction-Roman »Y Dydd Olaf« von Owain Owain. Gefangen in einem Dickicht aus Schall und Rauch, rufen die elektronisch dahinwabernden Synthie-Melodien nach Aufbruch, das erste Stück »Chwyldro« gar nach Revolution. Über diesen verschwommen und entrückt klingenden Sound legt Gwenno ihre unaufgeregte, einlullende, wohlig wärmende Stimme, die die Hörer in Songs wie dem aufgedrehten »Patriarchaet«, dem rhythmisch stampfenden »Calon Peiriont« sowie dem verspielten »Stwff« endgültig in psychedelisch blubbernde Krautrock-Fantasiewelten entführt. Fast nebenbei animieren diese Songs mit ihren komplett auf Walisisch und Kornisch gehaltenen Texten auch noch zum Erlernen exotischer Sprachen. Daniel Voigt

Fraser A. Gorman Slow Gum

Albert Hammond Jr. Momentary Masters

House Anxiety / Marathon Artists / Rough Trade

Infectious / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 31.07.15

Erneuerer des Folk-Rock oder genialer Blender? Fraser A. Gorman vereinigt auf seinem Debüt so viel, dass man ihm Größenwahn unterstellen könnte. Problem nur: Es funktioniert – vorerst.

Strokes-Gitarrist Albert Hammond Jr. erkennt man ohne Bob-Dylan-Frisur gar nicht mehr. Adrett frisiert, verkürzt er mit seiner dritten Soloplatte ultra catchy die Wartezeit bis zum nächsten Bandalbum.


FENSTER ZUM HOF MIT BASTIAN KÜLLENBERG

Von Leinwand-Rap über Kalimba zu Calypso: Abwechslung ist im Haus und sorgt für spannende Veröffentlichungen. Von wegen Sommerloch!

Seine Reibeisenstimme brachte MoTrip in der Vergangenheit immer wieder Vergleiche mit Casper oder Marteria ein. Thematisch allerdings ging es bereits auf dem 2012erDebütalbum des gebürtigen Libanesen dezent dunkler zu. Auch auf dem neuen Album »Mama« (Urban) richtet der Aachener MC den Blick oft ins Innere und leitet daraus Ratschläge für die Welt ab. Der Familienmensch findet seine Kraft im eigenen Umfeld und appelliert an ein respektvolleres Miteinander. Die Beats dazu variieren zwischen klassischer HipHop-Produktion und hymnischen Hybriden aus Rock-Gitarren, TripHop und epischen Synthie-Flächen. Dass dabei mit »So wie du bist« sogar ein potenzieller Radio-Hit abfällt, ist dem Künstler zu gönnen.

Direkt zwei EPs schmeißt der Bonner MC Sylabil Spill im Sommer auf den Markt. Die eine heißt »Fress.Orgie« (Lourd), darauf bietet Spill klassischen Battle-Rap und Boom Bap. Lyrisch macht er über seinen staubtrockenen Eigenproduktionen wie gewohnt keine Kompromisse: »Du nennst dich ein Tier, deine Eltern sind Affen.« Technisch natürlich alles enorm gut, aber nicht mehr. Spannender ist dagegen die zweite EP »Okular« (Lourd). Sie beginnt mit einem Zitat aus Georges Orwells »1984«: »Macht bedeutet auch Schmerz und Demütigung zufügen, andernfalls ist man nicht sicher.« Was folgt, sind apokalyptische Akustik und brachialer Rap. Megaloh-Produzent Ghanaian Stallion hat ein enorm wuchtiges Beat-Kostüm für die doppelbödigen Beobachtungen von Spill geschneidert. Gruseln und Nachdenken erscheinen hier als zweiköpfiges Monster.

In Sachen majestätische Beats und spannende Geschichten siedelt auch Ghostface Killah seit Jahren weit vorne. Zusammen mit Adrian Younge präsentiert das Wu-Tang-Mitglied den zweiten Teil von »Twelve Reasons To Die«. Die Fortsetzung der 2013 begonnenen GangsterGeschichte setzt einmal mehr auf cineastisch anmutende Beats und lädt Wu-Mastermind RZA als Erzähler ein. Blaxploitation, Western und Martial-Arts-Filme fließen in den IdeenKosmos des Albums ein und machen »Twelve Reasons To Die II« (Linear Labs) zum vertonten HipHop-Kinospektakel. Der zweite Beitrag aus dem Wu-Universum kommt von Inspectah Deck. Zusammen mit dem Bostoner Duo 7L & Esoteric erforscht er als Czarface die düsteren Ecken der Popkultur. Von »The Incredible Hulk« über »Star Wars« bis 1980er-Wrestling reichen die Referenzen eines Albums, das sich in Sachen Sound als gradliniger HipHop erweist. Vollgepackt mit Sirenen, Filmschnipseln und anderen Samples, lässt sich auf »Every Hero Needs A Villain« (Brick) einiges entdecken, zudem wartet es mit starken Feature-Gästen wie MF Doom, R.A. The Rugged Man oder GZA auf.

Entspannter, aber nicht weniger detailverliebt lässt es Knxwledge angehen. Der Beatbastler aus Los Angeles veröffentlicht mit »Hud Dreems« (Stones Throw) sein Debütalbum, nachdem er zuletzt für Kendrick Lamars »To Pimp A Butterfly« produziert hatte. Soul, Jazz, HipHop: Diese Welt ist bevölkert von Querverweisen, Anspielungen und Hinweisen. 26 Tracks zwischen Skizze, Skit und Song machen den 26-Jährigen zur neuen Produzentenhoffnung im Hause Stones Throw. Die alten Meister Madlib und Oh No wird es freuen. Ein Grund zur Freude ist auch diese Nachricht: Jakarta Records hat ein Sublabel gegründet. Da man zwischen den aktuell anstehenden Veröffentlichungen von Mura Masa und dem jungen Pariser Produzenten Andrea offenbar noch Ressourcen frei hatte, gibt es ab sofort Habibi Funk. Label-Mitbetreiber Jannis hat sein Faible für Funk, Soul und Disco aus dem arabischen Sprachraum schon anhand einiger Mixe eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Nun folgt das erste Rerelease einer vergessenen Perle: Dalton aus Tunesien, die ihre einzige Single, den eingängigen Bläser-Groove »Alech« (Habibi Funk), zu Beginn der 1970er in Rom aufnahmen.

In der Gegenwart verwurzelt und doch mit viel Verständnis für althergebrachte Musiktraditionen sind Monoswezi. Die Besetzung der Gruppe ist über Nordeuropa und Simbabwe verteilt und verbindet afrikanische Folklore mit skandinavischem Jazz. Neben allerlei Blechbläsern und Percussion ist die Kalimba eines der tonangebenden Instrumente auf »Monoswezi Yanga« (World M. N.). Ganz ähnliche Einflüsse finden sich auch bei Zeitgenössinnen wie Ibeyi oder THEESatisfaction, wobei sie hier deutlich klassischer interpretiert werden. Ein Klassiker der Karibik ist Richard »Nappy« Mayers. Der 1993 verstorbene Musiker und Songwriter aus Trinidad und Tobago wird nun mit einer Werkschau seiner Hochphase gewürdigt. »Nappy – Music Man« (Bear Family) versammelt 19 Aufnahmen aus den Jahren 1975 bis 1981, die Mayers als Solokünstler, für andere Acts oder mit seiner Band Embryo veröffentlichte. Deren 1976er-Song »Wajang Woman« und seine Bassline allein rechtfertigen den Kauf dieser Compilation. Den Calypso seiner Heimat vereint Nappy Mayers mit zeitgenössischen Pop-Strömungen aus den USA wie Funk und Disco zu zwingend tanzbaren Rhythmen.

Ron Sexsmith

06.07.15 Köln, Stadtgarten

Messer

12.07.15 Offenbach, Hafen 2

The Beards

07.09.15 Berlin, Lido 09.09.15 Hannover, Musikzentrum 10.09.15 K, Bürgerh. Stollwerck 13.09.15 München, Muffathalle

Calexico

19.08.15 Nürnberg 02.11.15 Frankfurt 09.11.15 Leipzig 18.11.15 Dortmund 19.11.15 Berlin

Kill It Kid

08.09.15 Düsseldorf, Zakk

Kafka Tamura

08.09.15 Berlin, Bi Nuu

Torres

09.09.15 Köln, Gebäude 9

Joco

15.09.15 Köln, Studio 672

Kim Churchill

11.09.15 - 28.09.15 Stuttgart / München Dresden / Münster Hannover / Frankfurt Nürnberg / Berlin Köln / Heidelberg

Sufjan Stevens

19.09.15 E, Colosseum Theater

Django Django

20.09.15 Köln, Gloria

Becca Stevens Band 20.09.15 Köln, Studio 672

Keston Cobblers´Club 23.09.15 Köln, Gebäude 9 29.09.15 Berlin, Auster Club

Beirut

20.09.15 Berlin

Happyness

24.09.15 Köln, Tsunami Club

Delta Rae

27.09.15 Offenbach, Hafen 2 28.09.15 B, Kantine am Berghain 04.10.15 Köln, Studio 672

Philipp Dittberner

30.09.15 Köln, Gebäude 9 09.10.15 Frankfurt, Das Bett

Oddisee

21.09.15 - 04.10.15 Köln / Hamburg Heidelberg / Berlin Wien / Erfurt Stuttgart / München

Grant-Lee Phillips

08.10.15 Hamburg, Prinzenbar 09.10.15 Berlin, Bi Nuu 10.10.15 Köln, Stadtgarten

The Jon Spencer Blues Explosion

08.10.15 Köln, Gebäude 9 11.10.15 HH, Uebel & Gefährlich 16.10.15 Berlin, C-Club 17.10.15 Leipzig, UT Connewitz 18.10.15 München, Ampere 18.11.15 Heidelberg, Karlstorbhf.

The Tallest Man On Earth 12.10.15 Köln 13.10.15 Berlin

Moonlight Breakfast 23.10.15 24.10.15 26.10.15 27.10.15 28.10.15 29.10.15 30.10.15

HH, Nochtspeicher Dortmund, FZW K, Club Bhf Ehrenfeld Stuttgart, Club Cann Nürnberg, Künstlerhaus Dresden, Groove Station Berlin, Privatclub

Yo La Tengo

27.10.15 Berlin, Heimathafen 28.10.15 Köln, Kulturkirche

Low

12.10.15 Köln 13.10.15 Hamburg 17.10.15 Berlin 19.10.15 München

Built To Spill 11.11.15 13.11.15 15.11.15 16.11.15

Heidelberg, Karlstorbhf. Köln, Gebäude 9 Berlin, Bi Nuu München, Ampere

Ariel Pink

13.11.15 Hamburg, Knust

The Thurston Moore Band 18.11.15 Berlin, Postbahnhof 21.11.15 Münster, Gleis 22

Editors

02.11.15 Köln 08.11.15 Hamburg 09.11.15 Berlin 10.11.15 Offenbach 12.11.15 München

Tickets & Infos: www.schoneberg.de


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#Review

Spektakel der Ausgabe

K.I.Z Hurra, die Welt geht unter Vertigo Berlin / Universal / VÖ 10.07.15

Schluss mit lustig: K.I.Z machen auf ihrem neuen Album ernst – und damit alles richtig.

Nein, das Lachen bleibt einem beim Hören des neuen, vierten K.I.Z-Albums »Hurra, die Welt geht unter« definitiv nicht im Halse stecken. Warum? Weil einem als Reaktion auf die 13 Songs nicht mal ein kurzes Kichern entfährt. Wurden einem auf den bisherigen Alben und Mixtapes noch die von Ironie, Sarkasmus, Provokation und Tabubruch durchzogenen Punchlines im Sekundentakt um die Ohren gehauen, so hat man es auf »Hurra, die Welt geht unter« mit einer neuen Ernsthaftigkeit zu tun. Gereckte Zeigefinger und geschwungene Moralkeulen sucht man hier jedoch vergebens. Vielmehr haben K.I.Z ihre entwaffnende Wortgewandtheit und schonungslose Beobachtungsgabe in scheinbar harmlose, oft aber bitterböse Kurzgeschichten umgemünzt, deren ungeschönte Pointen vermutlich die einzig vernünftige Antwort auf Rechtsruck, Kapitalismus und den ganzen anderen Unsinn dieser Tage sind. Absolutes Highlight: »Was würde Manny Marc tun« mit den beiden Normalo-Rappern Audio88 & Yassin sowie, nun ja, Manny Marc. Die Tristesse der auf schleppenden Beats vorgetragenen Strophen, in denen Pädophilie, Demenzdramen, Beziehungsresignation und Flüchtlingsproblematik behandelt werden, kontrastiert die sorglosen Mitgröl-Refrains über das Abflippen in der RudelbumsDisco auf unglaublich krasse Art. Derartige Kunstgriffe sind im melancholischen Mittelschichts-Deutschrap leider viel zu selten. Vor K.I.Z kann man für so viel Mut, Courage und Kunstverständnis nur den Hut ziehen. Jan Wehn

Albert Hammond Jr. war der Fashion-Cop bei den Strokes, der die Enger-Anzug-Nummer immer am krassesten durchzog. Gleichzeitig ist er auch einer der produktivsten Köpfe der New Yorker Band, und das, obwohl er jahrelang nur Kokain, Heroin und Ketamin gefressen hat. Wem »Tyranny« seines Bandmates Julian Casablancas zu düster war, dem liefert Hammond, der sich musikalisch nie in Experimenten austobt und ein Händchen für extreme Catchiness hat, solide Ware, um den Countdown zum nächsten Album der ganzen Band zu beschallen. Deren Fans dürften »Momentary Masters« lieben, denn die Platte klingt durchaus Strokes-ähnlich. Es gibt die gigantischen Tracks »Razors Edge« und »Drunched In Crumbs«, die eine melodischpunkige Interpol-meets-Editors-Supergroup heraufbeschwören, und mit »Losing Touch« Power-Pop à la Jimmy Eat World. »Side Boob« muss dagegen allein wegen des hashtagtauglichen Titels eine Single werden. Charmant auch das Bob-Dylan-Cover »Don’t Think

Twice«. Bloß schade, dass Albert nicht mehr wie dessen Haarzwilling anno 1966 aussieht. Annette Walter

Health Death Magic Fiction / Caroline / Universal / VÖ 07.08.15

Health sprechen Krampf – und das fließend. Mit dem Präparat »Death Magic« löst sich der Leckmuskel blutend vom Gaumen. Bei Risiken und Nebenwirkungen kann niemand helfen. Nomen, Omen, Pustekuchen! Health klangen schon immer eher ungesund. Dieses Mal

mehr denn je nach Pet Shop Boys auf Meth. Bedeutet auch: Eingängiger. Ausdefinierter. Weniger brachial. »Echte« Songs jetzt also? Fast: Wer Brainfuck sucht, wird auch auf »Death Magic« wieder fündig werden. Das dritte Album der Noise-Rock-Avantgardisten aus Los Angeles zelebriert weiter den Trümmer-Rave vor melancholischer SynthieKulisse, festgetackert von erbarmungslosen Beat-Sperrfeuern aus einer lebensfeindlichen Parallelwelt. Jake Duzsiks gönnt seinem fragilen Gesangshauch dabei bedeutend mehr Raum als bislang. Darum droht aber nicht gleich auch weniger Gefahr: Die Harmonie ist trügerisch; hinter jeder nächsten ElectroKaskade könnte sie zwischen gefräßige Rotorblätter gelangen. Oder zwischen Säge und Asbest. Danach jedenfalls klingen die sirrenden bis knirschenden Noise-Verunreinigungen, die sich durch die verstrahlten neuen Stücke ziehen und allmählich Wirkung entfalten. Ein metallischer Geschmack bleibt im Mund zurück und zeugt von gesundheitsschädlicher Exposition. Ein fairer Preis für derart hervorragende Musik. Valentin Erning

Herrenmagazin Sippenhaft

Ezra Furman ist einer der Besten, und alle sollten ihn kennen. Letztes Jahr spielte er ein atemberaubendes Set vor wenigen Leuten im Kölner King Georg. Seine Musik verbindet auf der Grundlage von Rock’n’Roll größte Verzweiflung mit einem Höchstmaß an Eloquenz und Cleverness. Furmans Protagonisten, hinter denen sich auch ganz ungefiltert und anti-postmodern der Künstler selbst verbergen mag, singen von innerer Zerrissenheit, Lebensüberdruss und generellem Angekotztsein. Sie werden als außenstehend gezeichnet, ohne Opfer zu sein. Sich lauthals zu beschweren ersetzt blöde Schicksalsergebenheit, völlig unromantisch fallen Ich und Welt auseinander. Indem die Nerven blank liegen, wird die emotionale Wahrnehmung massiv geschärft. So gerät alle Wirklichkeitserfahrung zu Anti-Ausgeglichenheitsblues, der immer kurz vor der Eskalation steht. Bei aller sich entladenden Negativität wohnt den Songs eine diffuse Hoffnung inne, alles könnte auch anders, besser, sein. Diese affirmative Qualität ist zu einem großen Teil der Musik geschuldet, klingt sie doch so, als wäre sie immer schon da gewesen, eingeschrieben in die DNA modernen Rocks, der immer wieder neues Leben hervorbringt. Ein Saxofon-Solo wie aus einem Little-Richard-Song wird zu einer dynamisierenden, stabilisierenden Stütze, die in uneindeutigen Zeiten Halt bietet. Furmans Musik agiert stets leidenschaftlich und ist von einer Ruhelosigkeit erfüllt. Er führt das weiter, was in den 1980ern von Bands wie Violent Femmes oder Half Japanese initiiert wurde. Mario Lasar

Grand Hotel Van Cleef / Indigo / VÖ 07.08.15

Nach zehn Jahren Bandgeschichte haben sich die vier Hamburger einem Realitätscheck unterzogen. Die Auseinandersetzung mit dem Status quo prägt ihr viertes Album, das erste unter dem Dach des Grand Hotel Van Cleef. Tristesse und Stillleben sind scheinbar Herrenmagazins Ding. Nach einer verwaisten Wasserrutsche gibt es nun einen Tisch mit vier unbesetzten Stühlen als Covermotiv. Auch musikalisch knüpft die Band an den Sound an, den sie bereits auf »Das Ergebnis wäre Stille« perfektioniert hat. Liebhaber des Chateau Schrottgrenze, die Muff-PotterTrauergemeinde und selbst Enno-BungerRomantiker finden hier irgendwo zwischen melancholischen Höhepunkten (»Käferlicht« und »Bis du mir glaubst«) und gelegentlichem Druckanstieg (»Alles so bekannt«) einen gemeinsamen Nenner. Die kryptischen Texte sind oft erst nach mehrmaligem Drehen und Wenden greifbar. Sänger Deniz Jaspersen lässt dabei immer wieder Gegensätze wie Kampfhunde aufeinander los und spinnt ein Gesamtbild, das von einer Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und der Frage nach irgendeiner Art von Zukunft geprägt ist. Dass Herrenmagazin am Ende den Antrieb fanden, ein solch unaufdringliches, doppelbödiges und souveränes Stück Musik auf die Beine zu stellen, ist wohl die schönste aller möglichen Antworten. Sebastian Jegorow

Ezra Furman Perpetual Motion People Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 03.07.15

»Perpetual Motion People« ist TeenageWut-Musik ohne Altersbeschränkung, die bei aller Negativität mobilisierende Kräfte entfaltet.

Iron And Wine & Ben Bridwell Sing Into My Mouth Caroline / Universal / VÖ 17.07.15

Songs mit Bart: Zwei Jugendfreunde covern die Musik ihrer Vergangenheit. Der erste Höreindruck und gleich ein abgegriffenes Urteil: Diese Musik klingt wie das Wiedersehen alter Freunde. Das mag an dem sehr traditionellen Country/Americana-Sound des Kollabo-Albums von Iron And Wine mit Ben Bridwell liegen: Hier regieren Pedal Steel und Akustik-Gitarre. Oder auch daran, dass es sich in diesem Fall wirklich so zugetragen hat: Sowohl Sam Beam alias Iron And Wine als auch Band Of Horses’ Ben Bridwell sind am Lake Murray in South Carolina aufgewachsen und haben sich früher gegenseitig mit Mixtapes versorgt. So war wohl auch die Auswahl der zwölf Coversongs für das Album keine leichte Sache. Schließlich sind hier zwei Eklektiker am Werk, die sich schon immer durch besondere Cover hervortaten: von The Postal Service bis zu den Flaming Lips (Beam), von George Harrison bis zu The Jesus And Mary Chain (Bridwell). Und so findet sich auf »Sing Into My Mouth« eine geschmäcklerische Mischung von den Talking Heads über John Cale und Pete Seeger bis hin zu Spiritualized und Sade – alle in entspannt melancholischen bis nostalgisch sentimentalen Versionen. Das Album besitzt aber auch einen heimlichen Hit: den merkwürdigen Ohrwurm »There’s No Way Out Of Here« von der britischen Band Unicorn. Oder kommt mir das nur so vor, weil ich noch das Vinyl von David Gilmours Debüt im Regal stehen habe? Auf dem coverte er schon diesen Song – den ich damals Leuten vorgespielt habe, die ich heute wohl als »alte Freunde« bezeichnen würde... Claudius Grigat


frank turner POSITIVE SONGS FOR NEGATIVE PEOPLE

DAS NEUE ALBUM AB 07. AUGUST www.facebook.com/frankturnermusic 路 www.frank-turner.com

XOV DAS ALBUM

WILD 10 / 07 / 2015 xovoff icial.com

MOTRIP

MAMA Erh盲ltlich als Standard CD Album,180g Doppel Vinyl (inkl. digitales Album), Limited Deluxe Box und Download w w w . M O T R I P. d e


#Review

Jaga Jazzist Starfire Ninja Tune / Rough Trade

Die norwegische Jazz-Großfamilie Jaga Jazzist hält schon seit über 20 Jahren zusammen. Jetzt wird es ihr in der Heimat bei immerhin neun Mitgliedern aber doch zu eng, also auf nach L.A. und dann ab ins All. Kurz heruntergebrochen klingt »Starfire«, das sechste Album des Nontetts aus Norwegen, wie ein Neuaufguss aus Fusion und Postrock. Fusion, eine Spielrichtung des Jazz der 1980er, fühlt sich seit jeher einer Zukunftsvision verpflichtet und nutzt dafür gerne kosmische Klänge. Denn die Zukunft liegt merkwürdigerweise im All, da scheinen sich alle einig zu sein. Tatsächlich klingen gleich mehrere Stücke auf »Starfire« wie ein Morphing von Song und Remix. »Big City Music« oder »Oban« etwa liefern zum eigenen Stück gleich den Remix – in einem einzigen Song. Zwar finden sich auf »Starfire« gerade mal fünf Tracks, doch in jedem stecken mindestens 5000 musikalische Ideen. Der Titelsong klingt, als würden Radiohead mit der Hilfe von Tortoise und Four Tet eine Jazz-Platte aufnehmen. Zuhören will bei Songlängen bis zu 14 Minuten allerdings gelernt sein. Fast schon spacerockig kommen die Stücke daher, toben sich in ihren Ideen aus, Synthesizer spielen sich neben Bläsersätzen um Kopf und Kragen, da wird einem teilweise schon schwindelig. Einsatz Querflöte. Es bleibt nur der Griff zur neuronenberuhigenden Substanz. Konstantin Maier

05.09.2015 RogeR hodgson & Band formerly of supertramp

24.10.2015 feRRis mc & Romano im club foyer

02.11.2015 johannes oeRding 13.11.2015 fettes BRot 21.11.2015 unheilig & spec. guests 27.11.2015 sido 05.12.2015 mnozil BRass 13.12.2015 katzenjammeR

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Jaakko Eino Kalevi Jaakko Eino Kalevi Domino / GoodToGo

Psychedelische und poppige Loops surren durch die Songs des Finnen Jaakko Eino Kalevi, der damit das Unmögliche schafft und Melancholie mit Funk vereint. Finnen gelten im Allgemeinen als verschlossene und versponnene Typen, die ihr Glück im Rausch suchen. Würde man also nicht wissen, dass man hier einem finnischen Musiker zuhört, würde man dann dieses Klischee auch auf Jaakko Eino Kalevi anwenden? Wahrscheinlich nicht, denn obwohl das Album eine düstere Grundtendenz hat, spielt es lässig mit Synthie-Pop-Melodien, die Bässe tanzen funky und die Disco-Einflüsse sind unüberhörbar. Allein der Gesang lässt in seiner etwas nuscheligen Melancholie ahnen, dass man es hier mit einem nordischen Charakter zu tun hat, der uns ein Dreampop-Juwel nach dem anderen schenkt und damit ebenso jüngere Fans von Ariel Pink und John Maus anspricht wie ältere Anhänger von New-Romantic-Heroen wie Hall & Oates oder auch Spandau Ballet. Trotz ihrer Eingängigkeit bleiben Kalevis Songs immer ein wenig schräg, trotz mitreißenden Grooves sind die Lieder immer eine Spur daneben, trotz Beats hat man immer den Eindruck, in einem Dämmerzustand zu schweben. Die Tracks wirken angenehm zeitlos wie eine Tram-Fahrt in einem Traum. Die Lieder des Finnen dringen dabei aus der Fahrerkabine wie in Watte gepackt ins Gehör. Und was soll man sagen: Im Nebenjob chauffiert Kalevi genau so eine Tram durch seine Heimatstadt Helsinki. Kerstin Kratochwill

Jay-Jay Johanson Opium Kwaidan / Indigo

verleih verkauf konzeption umsetzung betreuung

musicex.de musicex.de

Der Schwede Jay-Jay Johanson, seit den 1990ern als Downbeat-Crooner aktiv, ist weiterhin für die elegischen Stunden im Leben zuständig. Obgleich »Opium« viele musikalische Entwürfe enthält, gibt es auch hier wieder Stücke, die Jay-Jay Johansons althergebrachtes TripHop-Schema variieren. Nun war TripHop an einem bestimmten Punkt, möglicherweise bereits Ende der 1990er, dem Vorwurf ausgesetzt, lediglich eindimensionale Oberflächenreize zu setzen. Diesen Vorwurf entkräftet Johanson allein schon durch seine nach wie vor tolle Stimme, die perfekt zwischen seelenvoller Tiefe und Crooning-Ausdrucksmustern der Marke Chet Baker changiert. Mittels abgehackter Piano-Samples und des für TripHop typischen, mit Knistern versetzten, entschleunigten Breakbeats wird der Zitatcharakter der Musik offenbar. Der Sound des Albums holt etwas weiter aus, schließlich tendierte TripHop als Genre immer schon zu einer Offenheit, die alle möglichen Stile in sich aufnahm. So können soulige Fender-Rhodes-Klänge (»I Can Count On You«) mit 1960er-Beats im Stile John Barrys (»Moonshine«) friedlich koexistieren. Obwohl Johansons Soundverständnis eindeutig auf die Produktionsstandards der 1990er verweist, hat seine Musik mittlerweile eine klassische Qualität erreicht, die auf positive Weise zeitlos wirkt. So kann er ewig weitermachen. Mario Lasar

Lianne La Havas Blood Warner / VÖ 31.07.15

Lianne La Havas probiert sich weiter aus. Nimmt hier einen Dancehall-Beat, dort ein Streicherkleid und bekommt sogar schlüssig eine Art Metal-Part in ihr zweites Album, das wieder einmal Großes will. Ihre ersten Shows spielte Lianne La Havas ganz alleine, im feinen Kleid, mit ihrer Gitarre hoch vor die Brust geschnallt. Mehr brauchte es damals nicht, was an ihrer starken Stimme ebenso lag wie an ihrem Stilbewusstsein, ihrem Charme und ihren Songs, die sie damals wie heute oft mit anderen Songschreibern entwickelt. Wer sie früher live gesehen hat, könnte sich angesichts ihres Debüts »Is Your Love Big Enough« und nun noch deutlicher beim Hören von »Blood« über die Tatsache beklagen, dass sie versucht, mehr zu sein als einfach eine weitere gute Sängerin mit Gitarre. Aber das wäre schlichtweg unfair, denn mal ehrlich: Dass diese Frau Großes kann, hat man ja schon zu Beginn erkannt, und warum sollte man ihr vorwerfen, dass sie mit allerhand Kooperationen an einem eigenen, auf ein großes Publikum zielenden Pop-Entwurf arbeitet? Vor allem, wenn ihr das mit überwiegend sehr guten Ergebnissen gelingt. Mit der Hilfe von Dancehall-Producer Di Genius verneigt sie sich vor ihren jamaikanischen Wurzeln, während Paul Epworth, der


MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING

Die Electro-Neuigkeiten sind so bunt, dass es selbst bärtiger Westcoast-Pop und krautige Psychedelic-Verschnitte in diese Kolumne geschafft haben.

Tippt man den Begriff »Hunch« in einen der gängigen Online-Übersetzer ein, dann wird einem dort unter anderem »Buckel« als deutsches Wort ausgewiesen. Keine Ahnung, ob der mittlerweile in Amsterdam lebende DJ und Produzent Hun Choi alias Hunee diese Interpretation im Sinn hatte – auf sein Debütalbum trifft sie jedenfalls zu: »Hunch Music« (Rush Hour) ist buckelig, also grob, ungeschliffen, beseelt und von dem wachen Geist eines notorischen Crate-Diggers gesegnet. Mit »6613« (Hyperdub) ist derweil auch DJ Rashads erste posthume Veröffentlichung erschienen, die uns allerdings nur erahnen lässt, wie viel musikalisches Gold noch in der Schatzkammer der im vergangenen Jahr verstorbenen Footwork-Ikone lagern mag. Die erste Hälfte der EP gewährt neue Perspektiven auf Rashads Vorliebe für klassischen Soul, auf der B-Seite dagegen werden die Vorhänge komplett zugezogen und der Bass aufgedreht. Nicht nur für ausgemachte Anhänger der Chicagoer Legende interessant. Wer indes immer noch nicht darüber hinweg ist, dass James Blake seine spleenigen Post-Dubstep-Miniaturen zugunsten der großen Festivalbühnen aufgegeben hat, der sollte bei Persian Empire um Rat bitten – oder sich einfach gleich seine aktuelle EP »DONC« (Cosmonostro) gegen eine kleine Spende herunterladen. Halb verschluckte JazzHarmonien, fahrig collagierte Gesangsschnipsel und nervös zappelnde Hi-Hats stehen eben nicht nur Engländern gut. Das britische Duo Bicep türmt auf seiner jüngsten EP »Just« (AUS Music) ohnehin lieber ein meterhohes Arpeggio auf, um es dann entschlossen gen Sechs-Minuten-Marke zu rollen. Dafür braucht es nicht mal die obligatorische Betonung des Viervierteltaktes, die auf der B-Seite mit »Back To You (Tranz Mix)« aber wiederum für den überraschenden Höhepunkt sorgt und durch ein Meer aus analogen, leicht überkandidelten Synthesizer-Flächen führt. Durchaus Geschmackssache, aber auch alles andere als Stangenware. Dass Marvin Horschs EP »Deen« (Dorfjungs) endlich ihren Weg auf Vinyl findet, ist nicht nur sinnvoll, sondern längst überfällig. Weitaus zugänglicher als sein nun schon zwei Jahre zurückliegendes Debüt, aber nicht minder verschroben, wickeln einen die vier Songs umgehend in melancholisch blubbernde Synthesizer-Sequenzen und liebevoll modulierte Harmonie-Figuren ein, die zu keinem Zeitpunkt mehr sein wollen, als sie eigentlich sind.

Gabriel Legeleux alias Superpoze debütiert auch auf Albumlänge und dürfte mit »Opening« (Combien Mille) so ziemlich jeden glücklich machen, der auch nur ein bisschen was für Jon Hopkins, Nils Frahm oder Pantha Du Prince übrighat. Diese anspruchsvollen Koordinaten lassen den Pariser bisweilen ein wenig angestrengt wirken, wirklich starke Momente fallen dabei mit Songs wie »Ten Lakes« oder »Time Travel« aber durchaus ab. Dementsprechend nicht in Gänze überzeugend, aber mit viel Potenzial gesegnet. Anspruchsvoll gibt sich auch die jüngste Veröffentlichung auf Nicolas Jaars Label Other People. Dort schlägt der aus Turin stammende Produzent Daniele Mana alias Vaghe Stelle einen auditiven Bogen von der futuristischen Kunsttradition seiner Heimat zu den kontemporären Ausprägungen elektronischer Musik. »Abstract Speed + Sound« (Other People) gibt sich seinem Titel entsprechend zwar kryptisch, aber nie so sperrig, als dass flüchtigen Hörern der Zugang gänzlich verwehrt bleiben würde. Nicht minder kurios, aber weitaus vertrauter in Form und Anmutung ist das Debütalbum des aus Baltimore stammenden Duos Life On Planets. »Curious Palace« (Wolf + Lamb) bietet angenehm schräg interpretierte Disco-, House- und Synthie-Pop-Entwürfe, die ihr Traditionsbewusstsein ausnahmsweise mal nicht hinter einem Schleier des Respekts verbergen, sondern vielmehr spielerisch vor sich her tragen. John Talabots jüngste Entdeckung, das aus dem Frankfurter Raum stammende Duo Init, macht es dem Hörer dagegen alles anderes als leicht, in die abstrakten Klangwelten ihres Debütalbums »Two Pole Resonance« (Hivern Discs) zu kommen. Psychedelische Texturen und stoische Rhythmusarbeit regieren, lassen aber vor allem nach hinten raus weniger konzeptuelle Strenge walten, als man zunächst annimmt. Woolfy vs. Projections schließen mit »Stations« (Permanent Vacation) derweil ihre 2008 begonnene Album-Trilogie ab und schreiben den wahnsinnigen wie stimmigen Eklektizismus des Vorgängers »The Return Of Love« konsequent fort. Das Gemenge aus Disco, Westcoast-Pop, Balearic und Dub suggeriert zahlreiche Brüche, ist dabei aber derart gekonnt verfugt, dass keinerlei Nahtstellen mehr auszumachen sind und es so zum perfekten Begleiter durch den Sommer wird.


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#Review ja bekanntlich schon Adele produzierte, für die zwar glatten, aber eigenen Pop-Stücke zuständig war. Besonders schön ist »Blood«, wenn es beide Welten zusammendenkt, in »Unstoppable« zum Beispiel, bei dem La Havas’ große Stimme auf den breiten Schultern eines tiefen Dancehall-Beats reitet. Aber auch Balladen wie »Wonderful« berühren trotz des etwas zu dicken Streicher-Schmocks im Hintergrund. Störgeräusche tauchen dann doch noch auf, etwa in »Never Get Enough«, wo sie anfangs zur akustischen Gitarre haucht und im Refrain in einer Art ausbricht, die man eher bei Marilyn Manson vermutet hätte. Diese Diversität, diese Lust am Ausprobieren ist aber auch das Einzige, das man diesem Album ankreiden könnte. Daniel Koch

lösen verschwommene Flashbacks aus. Sofort bauen sich große Räume auf, bei denen Bassdruck und Kondenswasser den Putz von Wänden und Decke bröckeln lassen. Keine Sekunde wird versucht, aktuelle Strömungen elektronischer Tanzmusik in den eigenen Kanon mit einzubeziehen. Das kann man durchaus als Kommentar verstehen. Wo viele sich heute produktionstechnisch dem einsamen Individuum mit seinen Lifestyle-Kopfhörern andienen, stellt Neil Barnes (macht Leftfield mittlerweile solo) allein das Bedürfnis der Masse nach Auflösung in den Fokus. Details sind unwichtig; was zählt, ist der Effekt auf den Körper, und der braucht solche Musik immer noch. Folgerichtig sind größter Einfluss für das Album, laut Barnes, seine Erfahrungen als DJ. Und tatsächlich weiß er jetzt noch besser, wie Ekstase geht. Lasst euch nichts anderes erzählen! Oder fragt doch die Sleaford Mods. Martin Riemann

man aber leider vergessen. Das Problem ist schnell entlarvt: Vermutlich wollte die Band zu ihren Anfängen zurück, mal wieder frech, rotzig oder gar frisch klingen. Wo das letzte Album »Given To The Wild« noch Hoffnung machte auf eine Weiterentwicklung, die bei einer Band nach zehn Jahren Existenz auch notwendig ist, beweisen The Maccabees mit »Marks To Prove It« nur, dass Abschied manchmal die bessere Wahl ist, wenn man schon keinen Bock auf Vorwärts hat. Abgesehen von oben erwähntem guten Song befinden sich auf dem vierten Album nämlich nur Langeweile und altbekannte Songmuster, die wie Interpol, Maxïmo Park oder The Coral, manchmal auch wie The Maccabees klingen – nur eben schlechter. Da ist kein Potenzial, kein Anhaltspunkt, bei vereinzelten Nummern wie »Spit It Out«, »Slow Sun« und »Dawn Chorus« rührt sich zwar ein wenig was, das aber nicht über den Gesamteindruck hinwegtäuschen kann. Es bleibt die Erkenntnis: The Maccabees haben sich aufgegeben und sind jetzt ihr eigenes abgerubbeltes Abziehbild. Paula Irmschler

LA Priest Inji

Kennt noch jemand den japanischen Musiker Cornelius und vermisst ihn? Wenn ja, dann sollte die- oder derjenige zu Mockys neuem Album greifen. Denn das klingt nicht nur charmant verspult, sondern versprüht auch noch die Lockerheit eines 1970er-Giallo-Soundtracks, bevor in dem Horrorfilm das Morden beginnt. In den instrumentalen Tracks spürt man den Vibe von brasilianischer Folklore der 1960er; gesellt sich auch noch Gesang dazu, wähnt man sich in einer verrauchten Jazz-Bar. Mocky spielt fast alle Instrumente selbst, für die wenigen Gast-Beiträge hat er sich illustre Namen dazugeholt: Auf »Living In The Snow« spielt Feist Schlagzeug, bei »Head In The Clouds« Chilly Gonzales Piano. Man spürt, dass Mocky ganz ohne Samples oder Presets auskommt. Ihm gelingt damit das Kunststück, ohne elektronische Hilfsmittel etwas Futuristisches zu erschaffen. Dafür erhebt er vermeintlich altmodische kompositorische Kniffe wie Tonartwechsel und Tempoverschiebungen zu zeitgenössischen Pop-Elementen und stellt sie in einen neuen Kontext. Entstanden ist so ein faszinierend vielschichtiges und zugleich unheimlich schönes Album. Kerstin Kratochwill

Domino / GoodToGo

Der ehemalige Head of Brainfuck der NewRave-Combo Late Of The Pier lernt laufen. »Inji« ist das trippige Debütalbum eines alten Bekannten, der sich nun langsam aus seinen eigenen, viel zu großen Fußstapfen herauswagt. Sam Dust heißt der Bengel. Seine Obsession für Synthies ist seit Längerem bekannt: Knapp 30 davon soll er Gerüchten zufolge in einer kleinen Berghütte horten. Früher, anno 2009, hieß seine Spielwiese noch Late Of The Pier. Die New-Rave-Combo war Kritiker- und Plattenfirmen-Liebling zugleich. Nicht auszudenken, welche Karriere die Jungs hätten hinlegen können, wären sie nicht so schnell ausgebrannt. Mittlerweile scheint Dust wieder Energie getankt zu haben, denn sein neues Projekt LA Priest klingt erstaunlich erfrischend. Die zehn Tracks auf »Inji« sprudeln nur so vor funky Basslines, schrägen Beats, entrückten Vocals und seltsamen Klangkonstruktionen. Die Kompositionen wirken verschroben, im besten Sinne weder Fisch noch Fleisch: Mal schwappen sie in Richtung Prog-House (»Oino«), dann wieder in Richtung Indietronic, IDM oder Ambient, immer auf der Suche nach sich selbst. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Dust in seinen neuen Schuhen nicht wieder vom Weg abkommt. Gebt dem Jungen doch mal ein GPS! Holger Wendt

Lowell We Loved Her Dearly Arts & Crafts / Rough Trade

Katharsis in Reinform: Auf ihrem Debütalbum lässt die kanadische Electro-PopKünstlerin Elizabeth Lowell Boland ihre Vergangenheit Revue passieren – und versöhnt sich letztlich mit ihr. Ihre ersten Schritte auf musikalischem Terrain sind alles andere als unkonventionell: Mit 18 Jahren zog die in Calgary geborene Elizabeth nach Toronto, um Musik zu studieren. Bald schon folgte allerdings ein Ausbruch aus der Gradlinigkeit: Abbruch des Studiums, um sich als Stripperin unter dem Alter Ego »Sara Victoria« durchs Leben zu schlagen. Dass es sich bei dieser Episode um keine einfache gehandelt haben dürfte, zeigt uns ihr autobiografisches Debütalbum »We Loved Her Dearly«, das sie unter ihrem zweiten Namen Lowell veröffentlicht: Hier rechnet sie sowohl mit ihrem früheren Ich (»I Killed Sara V.«) als auch mit den ihr damals begegnenden misogynen Vorurteilen (»I Love You Money«) ab. Wer angesichts dieser Nabelschau jetzt seine Augen rollt, dem sei gesagt, dass die Selbstbeschäftigung in diesem Fall ein sehr hörenswertes Ergebnis hervorgebracht hat: Mit ihrer unaufdringlich schönen Stimme gelingt der bipolaren Pop-Prinzessin ein einlullend-wattiges Klang-Kaleidoskop, das seine Reize nicht gleich ins Fenster hängt. Sinem Kılıç

Leftfield Alternative Light Source Infectious / BMG Rights / PIAS / Rough Trade

Macht die großen Hallentore auf und strömt herein! Leftfield klingen wie immer, nur lauter und besser. Garantiert ohne Nostalgie. Zahlen sind wichtig. Bei der Buchhaltung und beim Duell im Morgengrauen. Im Popkontext werden sie überschätzt. Wen interessiert es eigentlich, wie viele Jahre dieser Gigant britischer Tanzmusik schon kein Album mehr rausgebracht hat? Viel spannender ist doch, diese Zeitspanne zu empfinden, wenn man sich das Album anhört. Und das ist auf »Alternative Light Source« durchaus drin und sehr unterhaltsam. Schon die ersten Sekunden blasen einem etwas streng riechende Anachronismen ins Gesicht und

Major Lazer Peace Is The Mission Because / Warner

Das Trio um Diplo hat sich mit seinem Mix aus Dancehall, EDM und Pop auf Friedensmission begeben. Dub is the answer? Nicht ganz: Die Mission scheitert an der Gästeliste. Der Amerikaner Wesley Pentz alias Diplo hat in diesem Jahr schon einiges rausgehauen. Neben Tracks für Madonna und Skrillex war die Single »Lean On« seines Trios Major Lazer sein wohl größter Erfolg. Der Sundowner stieg gleich in mehreren Ländern auf Platz #1 ein. Und es geht weiter: Ganze drei Alben sind für dieses Jahr geplant. Eines muss man der interkontinentalen Produzenten- und DJTruppe lassen: Sie bekommt wirklich jeden dazu, einen Track mit ihnen zu produzieren. Ob nun 2 Chainz, Pusha T, Ellie Goulding, Wild Belle oder Ariana Grande. Und genau diese überbordende Gästeliste sorgt auch dafür, dass die Party ein Flop zu werden droht. »Peace Is The Mission« klingt nämlich wie eine Bacardi-Sonderausgabe der »BravoHits«. Besonders der Liebesschmachttanker »Powerful« stößt mit seinem eingedampften Refrain, der nach Dritte-Klasse-Liebe klingt – »There’s an energy. When you hold me. When you touch me. It’s so powerful« –, übel auf. Deeper kann eine Liebe wohl nicht beschrieben werden. Natürlich bleiben Major Lazer, was Hits angeht, eine Bank. Aber ein Album mit fettärschigen Bässen und Beats vollzuhauen und darüber die Pop-Elite trällern zu lassen ist leider nicht die Antwort. »Lean On« bleibt trotzdem geil. Konstantin Maier

Modestep London Road Max / Ingrooves / Rough Trade

Das zweite Album der Londoner ist ein Parforceritt zwischen Dubstep, Schweinerock und Klassik, zwischen Pathos, Drama und Wahnsinn. Heroische Fanfaren, ein sakraler Chor, perlendes Klavier, dazu ein pathetisches Schweinerock-Gitarrensolo und bollernd dröhnende Dubstep-Beats? Was ist das denn? Die Verwirrung ist komplett, wenn ein wütender Alan Ford (alias Brick Top aus Guy Ritchies »Snatch«) eine wilde CockneySchimpfkanonade auf den Hörer loslässt. Modestep aus London mischen im Verlauf von »London Road« gnadenlos Rock und UKBass mit Electro, Metal und Klassik und machen auch nicht vor Dub, Garage oder Ragga halt. Pulsierende Sub-Bässe unterfüttern Art-Rock-Keyboard-Figuren, Klischees von Rock-Riffs und perlende Synthie-Figuren genauso wie geheimnisvolle Burial-Stimmen, fiese Rave-Keyboards, Trap-Gemeinheiten und Grime-Beats. Dazu gibt es Refrains zum Mitgrölen, geil grenzwertigen MainstreamRock-Gesang irgendwo zwischen Bono und Brian Connolly und obendrauf die Gast-MCs Big Narstie, Discarda, Dialect, Frisco und Lay-Z. Modestep machen tierisch auf dicke Hose, »London Road« ist ein total überfrachtetes und pathetisches Crossover-Album. Zusammen macht das jede Menge Spaß. Andreas Brüning

The Maccabees Marks To Prove It Fiction / Caroline / Universal / VÖ 31.07.15

The Maccabees machen so viele Schritte zurück, dass sie es schaffen, sich selbst zu unterbieten. The Maccabees hatte man als verlässliche, typische Londoner Indie-Jungs-Band abgespeichert, von der man eine Handvoll Songs kennt und mag. Nach drei Jahren Abstinenz erschien zuletzt mit »Marks To Prove It« die erste Single des gleichnamigen neuen Albums, und, ja, das ist in der Tat ein wirklich guter Song. Den Rest kann

Mocky Key Change Heavy Sheet / Morr / Indigo / VÖ 24.07.15

Brasilianisches Feeling, psychedelische Soundtracks und Underground-Jazz machen Mockys »Key Change« zu einem abwechslungsreichen Spaß.

Flo Morrissey Tomorrow Will Be Beautiful Glassnote / Caroline / Universal

Vielleicht wirken manche Songs auf Flo Morrisseys Debütalbum ein bisschen vollgestellt. Keineswegs wie ein MessieHaushalt, eher wie eine geschmackvoll übereingerichtete Wohnung.


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#Review Die 20-jährige Londonerin Flo Morrissey hat eine beeindruckend tragfähige Stimme, die gar keine herausragenden Skills an Gitarre und Klavier bräuchte, um im Gedächtnis zu bleiben. Aber die Produktion sorgt lieber für ein bisschen Nachdruck. So kommt es, dass man in ihrem recht konservativen HippieFolk sogar flüchtige Spuren des Drama-Pop von Lana Del Rey ausmachen kann: Das ist beileibe kein Blumenkind. Auch eine weniger selbstkasteiende Sharon Van Etten scheint durch einige der Songs, dann wieder erinnert Morrisseys Gesang an Edie Brickell oder First Aid Kit. Ein bisschen Scharade als Sichtschutz ist ja auch nur zu verständlich: Junge Befindlichkeiten in Liedern zu beschreiben ist nun einmal nichts Triviales, das ausgefeilte Sounddesign liefert da eine zusätzliche Armeslänge Distanz zum Publikum. Lustig nur, dass sie die eigentlich nicht zu brauchen scheint: Im Vorprogramm von Tobias Jesso Jr. erlebte man sie als charmante junge Frau, die in schlichtem Denim statt vollem Flowerpower-Ornat alleine einen Raum zum Schweigen brachte. Das ist schade, denn bei aller Schönheit, die »Tomorrow Will Be Beautiful« birgt: Nahbar ist dieses Album – im Gegensatz zu ihr – nicht. Michael Weiland

Muse Drones Warner

Das Trio um Matthew Bellamy widmet sich auf seinem Konzeptalbum dem

Drohnenkrieg und setzt auf folkige, dezent instrumentierte Stücke und verkopfte, politische Lyrics, denen man ohne Politikwissenschaftsstudium kaum beikommen kann. Kleiner Scherz am Rande: Wir sind nicht in ein Paralleluniversum gefallen, in dem Muse gerade die Richtung gewechselt haben und auf einmal als engagierte Folkies von Linkenparteitag zu Attac-Demo reisen. Tatsächlich stecken sie weiter in dem Dilemma, die größte Stadionband der Welt werden zu wollen, ohne dabei ihre Herzensthemen Politik, ScienceFiction und Paranoia aufgeben zu müssen. Aber die Stadionmeute packst du eben nicht, wenn du zu tief schürfst. Deshalb wirken die ambitionierten Gedanken Bellamys im Songformat ausformuliert oft platter, als sie eigentlich sind, und daran krankt auch »Drones«. Andererseits könnte es passieren, dass viele Muse-Fans nun »Predators: The CIA’s Drone War On Al Qaeda« von Glyn Williams lesen werden, weil Bellamy in jedem Interview betont, wie wichtig ihm dieses Buch sei. Deshalb gibt’s hier zwei Möglichkeiten: Man könnte pompösen Stadionrock an sich dissen, Muse vorwerfen, dass sie jegliches Maß zu verlieren drohen und jetzt sogar mit Def-LeppardProduzenten zusammenarbeiten. Was einerseits stimmt. Andererseits ist ihr Versuch ein ehrenwerter, ihr Weg kein leichter; und Songs wie das Zehn-Minuten-Monster »The Globalist«, das vorab veröffentlichte, auf einem genialen Riff reitende »Psycho« oder das verrückt stotternde »Reapers« sind alles andere als Stangenware. In diesen sehr guten Momenten sind Muse pures, Funken sprühendes, handwerklich perfektes RockEntertainment, das einem permanent »Keine Macht den Drohnen« ins Gesicht schreit und auch das tumbeste Klatschvieh mit dieser Erkenntnis nach Hause schickt. Dem gegenüber steht zwar der eine oder andere Ausrutscher wie das unerträgliche »Revolt«,

das einen Killers-Refrain mit Dimmu-BorgirKeyboards und Dream-Theater-CoverbandRiffs ins Bett bringt, was einen geradezu unheiligen Bastard hervorbringt. Aber unterm Strich bleibt »Drones« ein irrer Ritt, den man sich als Band dieser Größenordnung erst einmal trauen muss. Daniel Koch

MS MR How Does It Feel

folgt auf Pop, Drum-Pad ahoi. Die wohlige Düsternis von »Wrong Victory« oder »Cruel« schlägt zwar zaghafte Funken, sie sind aber zu schwachbrüstig, um nicht doch vom unbarmherzigen Disco-Fuß ausgetrampelt zu werden. »No Guilt In Pleasure« plätschert ebenso belanglos vor sich hin wie der Titelsong. Nur »All The Things Lost«, das finale Aufbäumen, gibt Plapingers Stimme mit Piano und dumpfer, hallender Zurückhaltung endlich den Raum, der ihr guttut. MS MR haben sich zu gezielt dem glattgebügelten Radioformat verschrieben, auf Kosten der eigenen Dramatik, die auf »Secondhand Rapture« noch für den eindringlichen Nachhall sorgte. Auch wenn sich »How Does It Feel« im Abgang noch versöhnlich zeigt: Bitte schnell wieder zurück in die Zukunft. Carlotta Eisele

Sony / VÖ 17.07.15

Was klingt wie Pop, ist in Wahrheit Pop: MS MR beweisen, dass hoher Erwartungsdruck nicht immer einen Diamanten pressen muss. Es fühlt sich an, als hätte man nicht zwei, sondern locker zwölf Jahre auf dieses Album warten müssen. Tatsächlich ist »Secondhand Rapture«, das düstere Dreampop-Debüt des New Yorker Duos MS MR, noch gar nicht so greis, die blau angepinselte Lizzy Plapinger, die mit rauer Kehle das epische »Hurricane« schmettert, nur knapp von gestern. Von morgen ist »How Does It Feel« schon beim Opener »Painted« aber nicht. Offenbar hat die Frontfrau mit ihrer Vorliebe für immer neue Haarfarben auch ihre Musik gewechselt – von leuchtend blau zu beige. »Painted« lässt mit zuckender Tränendrüse das verzaubernde »Dark Doo Wop« herbeisehnen, das in der guten alten Zeit noch Maßstäbe in Dreampop und Dark Wave setzten konnte. Danach geht’s munter bergab und bergauf. Pop folgt auf Pop

Nozinja Nozinja Lodge Warp / Rough Trade

Traditionelle afrikanische Rhythmen treffen auf scharfe Synthie-Salven und verrücktes Sampling. Willkommen in der Shangaan-Electro-Lodge des Südafrikaners Nozinja. Das Debütalbum von Nozinja ist wie ein Kindergeburtstag: chaotisch, laut, verrückt – und macht dennoch richtig Laune. In seiner »Nozinja Lodge« versammelt der südafrikanische Musiker wildes Sampling, AfroBeats und Synthies, die so messerscharfe Salven abschießen wie die Raumschiffe von

05.09. COTTBUS [AUSVERKAUFT] · 06.09. COTTBUS [ZUSATZSHOW] 09.09. HANNOVER [AUSVERKAUFT] · 12.09. MAGDEBURG 17.09. WIEN (AT) · 18.09. GRAZ (AT) · 19.09. LINZ (AT) · 22.09. ULM 23.09. TÜBINGEN · 25.09. BERN (CH) · 26.09. WINTERTHU (CH) 27.09. LUZERN (CH) · 30.09. HEIDELBERG · 03.10. WÜRZBURG 06.10. MÜNSTER · 10.10. DÜSSELDORF [AUSVERKAUFT] 11.10. DÜSSELDORF [ZUSATZSHOW AUSVERKAUFT]

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au g

ZIEGENBLUT & MÖTÖRÖL MIT CARSTEN SCHUMACHER

Schlangen, Maschinen und viel Butter: Für den Spruch, dass Rock tot sei, hat Gene Simmons ordentlich einstecken müssen. Aber das hat er nicht verdient.

Fangen wir mit Pilzen an. Stellen wir uns eine Welt vor, in der Alejandro Jodorowsky die Regie führt und Frank Kozik die Schulnoten verteilt. Holy Serpent aus Melbourne floaten mit tief brummendem Psychedelic-Sludge-Rock durch die Wüste und lassen mit ihrem bassigen Analog-Sound die Hosenbeine flattern. Ihr großartiges selbstbetiteltes Debüt (Riding Easy) kommt langsamer als Kyuss daher, ist aber auch wuchtiger und schrappt dabei die ganze Zeit über staubig-finsteren Boden. Gehen wir ruhig etwas tiefer in die Finsternis: Vattnet Viskar aus New Hampshire sehen zwar aus wie die schlimmen Hipster-Neffen des Gehörnten, haben nach ihrer Debüt-EP mit »Settler« (Century Media) nun aber ein Album nachgelegt, das wahrscheinlich wieder alle mit Lerchenzungen über die blühende Zukunft des nordamerikanischen Black Metal singen lassen wird. Post-Black-Metal? Ja, gut, sie leisten sich schon Eskapaden. Ein umgedrehtes Kreuz im voluminösen Strickschal beispielsweise. Oder eines der schlechtesten Cover der Menschheitsgeschichte. Aber auf die Musik lass ich nichts kommen.

Das haben selbst alte Fans nicht immer über Paradise Lost sagen können. Aber wir erleben im Metal Zyklisches: Metallica und Megadeth haben vorgemacht, wie eine Rückkehr zum Sound der guten Tage die Augen alter Anhänger wieder zum Leuchten bringt. Und bevor Rick Rubin kommt, dachten sich die Milton-Fans aus West Yorkshire, macht Nick Holmes lieber selber klar, wo der Barthel den Most holt. Und so growlt er auf »The Plague Within« (Century Media), wie er es selbst zu »Lost Paradise«-Zeiten nicht besser getan hat. Auch das Schlagzeug eiert nicht mehr so rum. Allein Gitarrist Greg Mackintosh scheint der Kirchentonleitern müde, und deshalb bleibt das nostalgisch wertvolle Endergebnis um einiges hinter »Gothic« und »Shades Of God« zurück.

Zurück zu den Debüts dieser Ausgabe: Demon Head aus Kopenhagen klingen zunächst so, als hätte man aus Glenn Danzig die Luft rausgelassen, doch »Ride The Wilderness« (This Charming Man) entwickelt sich rasch zu einer wohlig groovenden Melange aus Danzig, Pentagram, Sabbath und Rocky Erikson, wie sie selbst die seligen 1970er nur selten besser hervorgebracht haben. Geil analoger DoomRock, der in keiner Sekunde penetrant aufgesetzt wirkt. Greifen wir nun zu Bong und nehmen uns Zeit. Die braucht man nämlich, wenn man »We Are, We Were And We Will Have Been« (Ritual) hört, denn das Album besteht aus nur zwei Songs und kommt trotzdem auf fast 40 Minuten. In der Zeit hätten Pink Floyd über einen Gongschlag sinniert und Anal Cunt zwei US-Touren gespielt. Bong allerdings schicken uns in der

Zeit auf einen Drone-Doom-Trip, wie man ihn lange nicht gehört hat. Transzendenz ist ein wuseliger Scheißdreck dagegen (der Gesang setzt übrigens ab Minute sieben ein!).

Apropos wuseliger ... Nein, Mörglbl, unsere exzentrischen Freunde aus Frankreich, haben mit »Tea Time For Punks« (Free Electric Sound) ein Album aufgenommen, das klingt, als wollten sich die Toy Dolls doch noch mal in Prog versuchen. Sie berufen sich allerdings auf Frank Zappa und Jazz. Warum, weiß der Henker, der Sound wurde definitiv in den 1990ern geboren und hat jede Menge von dem, was Punk eigentlich ablehnt, obwohl der Punk zumindest grafisch an jeder Stelle betont wird. Herrlich schizophren. Kommen wir nun zu dem, worauf die Ziege von heute schon so lange gewartet hat: Goatsnake haben ihre Fans satte 15 Jahre auf eine weitere LP warten lassen, was selbst für Doom-Fans eine lange Zeit ist. »Black Age Blues« (Southern Lord) kommt aus Ablass-Gründen direkt mit einem ganzen Gospel-Chor daher. Ja, es ist die kalifornische Version von Doom, aber er treibt einem mit seiner Mischung aus spirituellem Groove und furztrockenem Riffing einfach die Tränen in die Augen. Irgendwann setzt sogar die Blues Harp ein, und dann ist Weihnachten im Land der alten Männer. Doch holen wir das Wasser aus den Augen, denn Cradle Of Filth haben immer schon über die Optik gepunktet. Vielleicht fühlt man sich deswegen auch wie im Kino, wenn die Musik losgeht. »Hammer Of The Witches« (Nuclear Blast) macht da keine Ausnahme, auch wenn man neidlos anerkennen muss, dass die cineastische Version von Black Metal selbst Lord Byron und Mary Shelley zu beinharten Fans geschmiedet hätte. Es gab einige Neubesetzungen in der Band, doch das anscheinend zugunsten der Spielfreude.

Jetzt aber fix noch zu unseren GrindcoreFreunden. Milking The Goatmaschine lassen auf »Goatgrind« (Noiseart) mit Gassenhauern wie »Blow Your Sneakers«, »Mrs. Goatfire« und »Talk To The Hoof« wieder die Kalauer kreiseln, während sich We Butter The Bread With Butter auf »Wieder geil« (Afm) ohne Not und voller Fahrlässigkeit in die Hände des Eskimo-Callboy-Gitarristen begeben haben. Das Ergebnis ist glatt, aber geil. Wieder. Im Kontrast dazu kommt dieses neue Ding namens Titi Niti wesentlich punkiger. »Schrotuzi« (Unundeux) ist die Vorab-7“ aus dem Stall der Japanischen Kampfhörspiele, allerdings im besten Sinne süffiger. Wobei: Gibt es das im schlechten Sinn?

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»Space Invaders« in ihren besten Zeiten. Die ultraschnell voranpreschenden Rhythmen von Songs wie »Baby Do You Feel« und »Tskeleke« gönnen sich keine Pause, reißen in einen hypnotischen Sog, der sich in Songs wie »Mitshetsho We Zindaba« und »Vamaseve Vatswelani« mit der spirituellen Kraft traditioneller afrikanischer Gesänge verbindet. Shangaan-Electro nennt Nozinja diesen von ihm selbst kreierten Sound, der wiederum aus Tsonga Disco und Kwaito House hervorging. Oder, wie wir es beschreiben würden: Let’s dance! Mit buntem Konfetti, wilden Tänzen und Glitzer fröhlich und ausgelassen bis zum Umfallen in die Ekstase! Garantiert produktiver als jeder noch so verrückte Acid-Trip. Daniel Voigt

The Orb Moonbuilding 2703 AD Kompakt / Rough Trade

The Orb sind ein Raumschiff mit wechselnder Besatzung. Diesmal sitzt Thomas Fehlmann mit an Bord, und man gleitet elegant durch vergangene Fantasielandschaften. Das wievielte Album von The Orb ist dies eigentlich? Das 20. womöglich? 1988 von Alex Paterson gegründet, sind seit 1991 die stilistisch unterschiedlichsten LPs mit diversen Partnern entstanden. Diesmal gibt es nach »Okie Dokie, It’s The Orb On Kompakt« von 2005 wieder eines mit Thomas Fehlmann auf Kompakt. Was bedeutet, dass Dub, Techno und Ambient dominieren, während sich die balearischen Rave-Sounds eher hinten anstellen müssen. Die vier Tracks von je zehn bis fünfzehn Minuten schaffen es zwar nicht immer durchgängig, die Aufmerksamkeit des Hörers zu binden, aber die schon seit 1994 bekannte Paarung Paterson/Fehlmann hat mit »Moonbuilding 2703 AD« wieder eine gute Balance aus Leichtigkeit und Seriosität hinbekommen. Das UFO The Orb glänzt gewissermaßen nostalgisch metallen in der Sonne, wie eine Sci-Fi-Fantasie aus den Sechzigern. Es schwebt, getragen von knisternden Samples und weichen Dub-Synthies, mysteriös vor sich hin, verschreckt einige der simpleren Dorfbewohner und verschwindet dann langsam wieder hinter dem Mond. Henje Richter

PINS Wild Nights Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade

Als Frau mit Gitarre wurde Faith Holgate belächelt. Als Reaktion auf das männliche Dominanzgehabe holte sie sich drei Mitstreiterinnen ins Boot. Zusammen spielen sie als PINS Indie-Rock, der viele männliche Bands alt aussehen lässt. Vor Kurzem gab es im Netz Aufruhr wegen der popkulturellen Sichtbarkeit des weiblichen Geschlechts. Jemand hatte testweise alle Bands ohne weibliche Mitglieder von den großen internationalen Festivalplakaten getilgt. Was übrig blieb, war – wohlwollend ausgedrückt – spärlich. Aber das war nur ein Symptom der Krankheit, denn Popmusik ist immer noch dominiert vom »weißen, heterosexuellen Mann« (Dirk von Lowtzow). Und selbst wenn PINS aus Manchester es

© Rosebud Enter tainment Veranstaltungs und Medien GmbH

wahrscheinlich längst nicht mehr hören können, sind sie doch ein Paradebeispiel dafür, dass es auch anders geht. Schon auf dem Debüt »Girls Like Us« spielten die vier Damen überdurchschnittlich guten Indie-Rock, der meist mehr nach Brooklyn als nach Manchester klang. Auf »Wild Nights« verschiebt sich der Referenzkosmos ein wenig in Richtung Westküste der USA: Los-Angeles-Jangle-Pop à la Best Coast (»Dazed By You«, »If Only«) klingt genauso durch wie der rauere Sound von Sleater-Kinney (»Oh Lord«, »Too Little Too Late«). Diese luden PINS übrigens als Support auf ihre UK-Tour ein, was im Zusammenspiel dann nicht nur für großartige Musik sorgte, sondern auch für eine deutlichere Sichtbarkeit des weiblichen Geschlechts. Geht doch. Marius Wurth

Prefuse 73 Rivington Não Rio Temporary Residence / Cargo

Das bereits achte Album von Prefuse 73 erscheint, eingerahmt von zwei EPs, als Mittelpunkt einer kleinen Trilogie – und als erstes nicht mehr auf Warp. Für das britische Traditionslabel Warp hatte Prefuse 73 einst selbst Künstler wie Flying Lotus an Bord geholt. Dessen im HipHop verwurzelter und auf Samples basierter Sound ist tatsächlich ein guter Anknüpfungspunkt für dieses Album. Denn auch Guillermo Scott Herren liebt es, Instrumente und Stimmen durch seine MPC zu jagen, sie zu zerhäckseln und kleinteilig wieder zusammenzusetzen. Dem Ergebnis hört man seine geklebten Bruchstellen mal mehr und mal weniger an. Meist lässt diese Technik die perkussiven Elemente der Tracks vor sich hin stolpern, gleichzeitig setzen sich daraus auch dichte Melodien zusammen. Es ergeben sich vielschichtige, lebendig wirkende Rhythmen. Trotzdem wirkt die vorherrschende Stimmung eher zurückgelehnt, auch dank der warmen Klangkulisse, die größtenteils aus organischen Sounds besteht. Dazu zählen die bereichernden Auftritte der Gastvokalisten, deren Stimmen sich nahtlos in die SampleCollagen einfügen. Auch wenn Warp sich nicht die Blöße geben wird, wieder bei Prefuse 73 anzuklopfen – verdient hätte er es für dieses Album allemal. Leopold Hutter

Prinzhorn Dance School Home Economics DFA / Coop / PIAS / Rough Trade

Prinzhorn Dance School, die Könige des minimalistischen Post-Punk, segnen uns auf »Home Economics« in wieder extrem reduzierten Songs mit Reflexionen über unser Seelenheil. Strukturalismus als Konzept: Prinzhorn Dance School setzen mit ihrem dritten Album auf radikale Offenheit und intime Atmosphären. Schon der Opener »Reign« gibt mit der Frage »Do you feel lonely?« vor, um was es auf »Home Economics« geht: um nicht weniger als die innere Seele des menschlichen Wesens. Verdichtet auf nur sechs Songs in knapp 20 Minuten Spielzeit, umsäuselt das


aus dem britischen Brighton stammende Duo den Hörer mit meditativem Duett-Gesang, der auf extrem minimalistische Arrangements trifft. Die lässigen Stimmen von Tobin Prinz und Suzi Horn wirken wie Beruhigungsmittel für die offenen Wunden unserer einsamen Herzen, spenden Trost und Wärme, geben Hoffnung. Doch eine Frage schwebt wie ein Damoklesschwert über allem: Was fühlt sich denn wirklich noch echt an? Vielleicht hält der Song »Clean« dafür die beste Lösung parat: »Put your head out the door and smell the rain. Put your head out into the storm and start again.« Daniel Voigt

Ratatat Magnifique Because / Warner / VÖ 17.07.15

Ratatat beweisen nicht nur, dass sie infektiöse Melodien nur so aus dem Ärmel schütteln: Mit dem Gitarrensound von »Magnifique« haben sie sich eine unverwechselbare Identität gegeben. Gleich mit ihrem Intro bitten Ratatat hinein in die Zirkusmanege der Vergangenheit: Sie jagen gewagte Pedal-Steel-Riffs durch einen Verstärker aus den 1940ern. Das ist nur einer von mehreren erstaunlichen Momenten auf dem fünften Album der New Yorker, die zur Absicherung ihrer Schrullen aber ein Netz aus unwiderstehlichen Gitarren-Melodien gespannt haben. Immer, wenn einer der waghalsigen musikalischen Salti nicht so recht gelingen mag, fängt es den Hörer auf und befördert ihn wohlbehalten zurück aufs Seil des Songs. Dabei scheint die experimentelle Phase Ratatats mit den Vorgängern »LP3« und »LP4« beendet zu sein, »Magnifique« erinnert wieder mehr an das fulminante Debüt des Duos. Da passt es sogar, dass sich die Band zum ersten Mal für ein Cover entschieden hat: Ratatat machen sich über Springwaters »I Will Return« her, einen der wenigen Instrumental-Songs, der es auf Platz eins der deutschen Charts schaffte – allerdings im Jahr 1971. Dieses Kunststück, ein Revival der Instrumental-Musik einzuläuten, gönnt man auch Ratatat angesichts der schrulligen Klasse von »Magnifique« von Herzen. Kerstin Kratochwill

Refused Freedom Epitaph / Indigo

Refused are fucking dead? Nee, Refused sind nicht nur wieder fucking alive, Refused sind heute mehr denn je auch noch eine fucking Notwendigkeit. Es kann als Band mit Sendungsbewusstsein nicht einfach sein, den schmalen Grat zwischen dezidiert linkem Anspruch und dem ganzen bekloppten Rock-Klimbim zu beschreiten, ohne die eigene Glaubwürdigkeit zu Markte zu tragen. Das dekadente Gewese des Musikzirkus’, die ständige Gefahr der Vereinnahmung durch Positionen, denen man mit allem, was man hat, entgegensteht, die heuchlerische Kumpelei von allen Seiten, die ein Stückchen Kredibilität erwerben wollen – aufrechter Zorn ist ein Vollzeitjob, ein dreckiger noch dazu. Na und? Refused doch egal! Denn Refused sind immer noch die musikalische Faust in die Fratze des

Menschenfressersystems, ebenso wie sie das kollektive milde Lächeln einer saturierten Wellness-Linken verachten, die sich aus kernsanierten Altbaueigentumswohnungen heraus gerne in die Revoluzzer-Brust wirft – die eigenen Ansprüche jedoch ohne zu zögern dem Gott der Wirtschaft opfert und auch gerne mal in die nächste Bomberkanzel steigt, solange es sich zumindest in ein paar Krümelchen Macht auszahlt. Refused haben das passende Wechselgeld für derlei ideologischmerkantile Transaktionen: Ihre Währung heißt Drastik, heißt Präsenz, heißt verdammt noch mal Hunger nach Freiheit! Und natürlich gehen die schwedischen Kniffel-Core-Ikonen immer noch mit ihrem typischen, durchaus prätentiösen Gestus ans Werk, der es leicht macht, sich über ihr Auftreten zu ärgern. Und natürlich erfinden sie, bei aller Qualität ihrer gewohnt formidablen und verschachtelten Songs, auf ihrem ersten Album seit 1998 die Gitarrenmusik nicht neu. Auch wenn es hier mal etwas mehr swingt als einst, dort eine schroffe Epik aufblitzt und gerne mal der Funk durch den Math-Wolf gedreht wird. Alles, was Refused hier machen, haben sie selbst und Legionen anderer Bands etliche Male so ähnlich bereits gemacht. Doch nur Refused haben diese ganz spezielle flirrende Energie, diese unter Geschrei schlummernde Zärtlichkeit und diese streberhafte, unwirsche Aura, die so unangenehm klugscheißerisch wie unverzichtbar in diesem Geschäft ist. Das Problem, wenn man es denn so nennen will, ist jedoch eines, das man nur als Luxusmalaise bezeichnen kann, denn Refused werden auch mit diesem Comeback-Album bei allen, die sie ohnehin schon lieben, offene Türen einrennen und bieten Anschlüsse, ohne wirklich zu verstören oder wenigstens zu fordern. Und das ist vielleicht das Schmeichelhafteste und zugleich Schlimmste, was man über eine Band mit dermaßen aufrüttelndem Impetus sagen kann. Ulf Imwiehe

MAJOR LAZER

07.10. Köln, Palladium (hochverlegt aus E-Werk) 08.10. Berlin, Columbiahalle

JAMIE XX

19.10. Köln, Gloria 24.10. Hamburg, Docks (hochverlegt aus Uebel & Gefährlich)

VINCE STAPLES

OUTFIT

FREDDIE GIBBS W/ VINCE STAPLES

ROMANO

05.07. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld 09.07. Frankfurt, Zoom

05.07. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld

TRAVIS SCOTT

07.07. Frankfurt, Zoom 10.07. Düsseldorf, Nachtresidenz

ROISIN MURPHY Royce Wood Junior The Ashen Tang 37 Adventures / Coop / PIAS / Rough Trade

2014 machte sich Royce Wood Junior als Produzent von Kwabs und Rosie Lowe einen Namen. Jetzt bringt der Brite sein Debütalbum heraus und vereint darauf groovige Melodien und Rhythmen aus verschiedenen Genres. Soul, Funk, R’n’B, Pop-Balladen – Royce Wood Junior bedient sich auf seinem Debüt diverser Stilrichtungen und gibt dabei deutlich zu erkennen, welchen Einflüssen er ausgesetzt ist: Die Single »Midnight« etwa erinnert mit ihren nostalgischen Melodien an den 1980er-Synthie-Sound. In der PianoHymne »Stand« hingegen zieht der Brite die Silben so melodramatisch in die Länge wie Pop-Barde Rufus Wainwright in seinen besten Tagen. Im inbrünstigen Duett »Jodie« mit Michael MacWoonald lässt Jim Wood, so sein bürgerlicher Name, wiederum Synthies auf kratzende HipHop-Beats und eine jazzig-soulige Grundstimmung treffen, die in »Clanky Love« von warmen Gospelchören aufrechterhalten wird. Dafür, dass der Funk nicht zu kurz kommt, sorgt der Prince-Liebhaber in »Honeydripper«. Bei einem solchen Stilmix dürfen natürlich auch nicht wildes Sampling und Scratching fehlen – et voilà: das zerstückelte »Twiggin’«. Die eigentliche Kunst bei Popkultur-Collagen besteht darin, den Sound catchy klingen zu lassen. Das ist Royce Wood Junior gelungen. Daniel Voigt

09.07. München, Tollwood Festival 19.11. Berlin, Tempodrom

17.09. Berlin, Berghain Kantine 18.09. Hamburg, Kleiner Donner

23.09. Essen, Hotel Shanghai 24.09. Hamburg, Reeperbahn Festival 25.09. Mainz, Schon Schön 26.09. Osnabrück, Kleine Freiheit 27.09. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld 29.09. Frankfurt, Zoom 30.09. Weinheim, Café Central 01.10. Stuttgart, Schräglage 07.10. München, Kong 08.10. Nürnberg, Desi 09.10. Leipzig, Neues Schauspiel Leipzig 11.10. Berlin, Lido

RACING GLACIERS

SON LUX

11.07. Stuttgart, 1210

27.10. Hamburg, Übel & Gefährlich 28.10. Berlin, Bi Nuu

DJ PREMIER AND HIS LIVE BAND

JOY WELLBOY

01.09. Hamburg, Mojo 02.09. Leipzig, Täubchenthal 06.09. München, Muffathalle 18.09. Münster, Skaters Palace

TORRES

09.09. Köln, Gebäude 9 15.09. München, Strom 26.09. Hamburg, Reeperbahn Festival

PAUL SMITH & THE INTIMATIONS 12.09. Frankfurt, Zoom 13.09. Köln, Gebäude 9 14.09. Leipzig, Täubchenthal 17.09. München, Strom 18.09. Berlin, BiNuu 19.09. Hamburg, Molotow

CHLOE CHARLES

16.09. München, Kranhalle 20.09. Frankfurt, Mousonturm (Lokal) 22.09. Dresden, Jazzclub Tonne 28.09. Berlin, Privatclub 29.09. Köln, Studio 672 28.11. Wien, Blue Bird Festival

meltbooking.com facebook.com/wearemeltbooking

26.09. Frankfurt, Zoom 27.09. Dortmund, Das Höchste Der Gefühle 07.10. Berlin, Lido

PURITY RING

04.11. Köln, Kulturkirche 11.11. Berlin, Berghain

WOLF ALICE

19.11. Köln, Luxor 20.11. Berlin, Lido 22.11. Leipzig, Täubchenthal Club 23.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich

RAE SREMMURD

25.11. Berlin, Astra 28.11. München, Muffathalle 07.12. Frankfurt, Batschkapp 08.12. Köln, Live Music Hall

THE 1975

02.04.2016 Hamburg, Große Freiheit 08.04.2016 Berlin, Columbiahalle 09.04.2016 München, Tonhalle


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#Review langsamere »Tarantula Deadly Cargo«. Und doch funktioniert das immer noch, auf Platte fast genauso gut wie live, zumindest so lange, bis die Avanciertesten unter den Trendsettern die Sleaford Mods auf einmal als abgestanden deklarieren. Das wird kommen. Darauf hören muss man allerdings nicht. Christian Steinbrink

Sleaford Mods Key Markets

haucht. Mit Bläser-Arrangements wird es bei »Hauntology«, »BHX Dub« und »Jinja Nights« mitunter jazzig. Dazwischen verstecken sich zarte Melodien. So wabert das Ganze wunderbar sphärisch dahin wie der Soundtrack zu einem David-Lynch-Film. »Sleep« ist aber definitiv ein Album, das nur im richtigen Gemütszustand funktioniert: hinlegen und wegdämmern. Annette Walter

kontrolliert. In ihrer Melodramatik machen Son Lux Perfume Genius Komplimente, dessen ironische Selbstdistanz fehlt ihnen aber zur Gänze. Diese unbedingte Ernsthaftigkeit kann man wahlweise als Reife oder Routine auslegen. Zumindest via Studioaufnahme nimmt das Trio aber etwa der Hälfte der Songs die Chance, ihre Verspieltheit komplett auszukosten. Sven Riehle

Son Lux Bones

Omar Souleyman Bahdeni Nami

Harbinger Sound / Cargo / VÖ 24.07.15

Selbst diejenigen unter den Punks, die sonst alles scheiße finden, feiern die Sleaford Mods. Die Band selbst lässt sich davon nicht irritieren, sondern macht einfach ungerührt weiter. Letztens, als ein Festivalauftritt seiner Band Shellac gerade so richtig gut lief, wollte Steve Albini einmal etwas Freundliches sagen: »Wer von euch denkt, dass Sleaford Mods die beste Band der Welt sind?« Etwa 1/5 des Publikums meldet sich, der Großteil hätte wohl eher Shellac selbst diesen Titel zugesprochen. Albinis maliziös grinsende Antwort: »Der Rest von euch liegt falsch.« Wenn selbst der Gralshüter des analogen Rock-Sounds das Brit-Duo auf einen Thron hebt, ist eigentlich schon längst was schiefgelaufen. Auch, weil selbst traditionell kritische Subkultur-Szenen wie Mod, Punk und Hardcore sie in nie gesehener Einhelligkeit feiern. Das ist doch verdächtig! Die Band reagiert darauf, indem sie mit ihrem neuen Album einfach ungerührt weitermacht. Wie schon die fast im Monatsrhythmus rausgehauenen Platten davor, die Compilation und die Singles, entfacht auch »Key Markets« seine Kraft aus dem reduzierten Sound, der nur von Jason Wiliamsons Schimpftiraden und dem dumpf und stoisch drückenden Beat getragen wird. Entwicklung? Fehlanzeige. Eine Ausnahme bildet höchstens das etwas

Sleep Sleep Staatsakt / Caroline / Universal / VÖ 24.07.15

Poesie statt Klassenkampf, Schlummern statt Produktivität: Bei Andreas Spechtls experimentellem Solodebüt »Sleep« geht es statt nach »Libertatia« in eine nächtliche Traumwelt. Immer wieder erstaunlich, wenn Künstler bei Soloprojekten komplett andere Musik erschaffen als mit ihrer Band. Ein gutes Beispiel ist etwa Damon Albarn, dessen Alleingänge immer experimenteller klingen als das jüngste Blur-Album. Lassen sich extravagante künstlerische Ausdrucksweisen schwerer im Kollektiv realisieren? Vielleicht. Auch Andreas Spechtls Solodebüt untermauert diese These, wenn er aus seiner Chain-Gang Ja, Panik komplett ausschert. Der Titel »Sleep« ist schon mal total sympathisch, ein Appell wider das Funktionieren und eine subversive Geste gegen den Zwang des Kapitalismus zur Produktivität. Am Anfang des großartigen Openers »Sister Sleep« geigt es Velvet-Underground’esk, bevor Spechtl zu elektronischen Beats ins Mikro

ZACH

Glassnote / Caroline / Universal

Die zum Trio erweiterten Son Lux stehen am Ende eines Reifeprozesses: Das schattige Viertwerk lebt von ungezügelter Dramatik, nimmt so aber auch manche Pointe vorweg. Das Projekt Sisyphus von Songwriter Sufjan Stevens, Rapper Serengeti und SonLux-Gründer Ryan Lott mündete 2014 in ein Album, das alle drei Musikerprofile um mindestens zwei Dimensionen erweiterte. Aus Sufjan Stevens fantastischem »Carrie & Lowell« mag man schließen, dass es zumindest für einen der drei ein bisschen viel Mischkost war. Wo Stevens vorerst zu puristischer Gitarrenmusik zurückgekehrt ist, luden Son Lux, diesmal als Trio, ihre Kondensatoren offenbar erst einmal so richtig auf. Die schiere Menge an Klängen, Instrumenten, Rhythmen und Einfällen macht »Bones« durchaus zu einem Erlebnis. Leider wirkt das Chaos in seiner gezielten Reizüberflutung aber manchmal zu

OWEN

Monkeytown / Rough Trade / VÖ 24.07.15

Besser wird es diesen Sommer nicht mehr. Omar Souleymans Album ist eine Taxifahrt durch die Problembezirke der europäischen Großstädte. Dort ist es ohnehin spannender. Immer gewesen. Syrien, zugeben, fällt in der Welt momentan weniger durch Musik- als durch Schreckensbilder-Exporte auf. Dabei kann das vom Jeder-gegen-jeden-Krieg zerstörte Land mit dem beinahe 50-jährigen Omar Souleyman als einem Superstar der neuen Großstadtmusik aufwarten. »Bahdeni Nami« ist eine wilde Party in deiner Teestube nebenan, eine euphorische Taxifahrt durch die Problembezirke deiner Stadt. Ein fluchender Fahrer, rote Ampeln, verbretterte Eckkneipen, Jugendliche in Affenkäfigen, den Ball in der einen, die Kippe in der anderen Hand, kurz davor, dich zu verprügeln. Traditionelle MaschrekKlänge, aufgeladen durch Kollaborationen mit

KRISTEN

UND

JASON

GALIFIANAKIS WILSON WIIG SUDEIKIS NACH CHTAG“ „HANGOVER“ UND „STI IT DIE NEUE KOMÖDIE M ZACH GALIFIANAKIS

MASTERMINDS AB 27. AUGUST IM KINO

TRAILER ANSEHEN

/MASTERMINDS.FILM WWW.MASTERMINDS-FILM.DE

#MASTERMINDS


SPEEDY ORTIZ

HEIMSPIEL MIT BENJAMIN WALTER

In diesem Monat gibt es in der eigentlich stets freundlichen »Heimspiel«-Rubrik auch mal kritische Töne. Wie konnte es nur so weit kommen? Lest selbst!

»Weißer Wal« (Tumbleweed) von Daniel Decker erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem ich schon fast aufhören wollte, daran zu glauben, dass dieses Album jemals das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Aber Decker hat es durchgezogen. Diese Jagd nach etwas, das so wichtig ist, auch wenn es einem nicht unbedingt ausschließlich guttut. Die schon fast karge Produktion, die nörgelige Stimme und die sehr eigenen Texte, deren kämpferischer Ton immer mehr Notwehr als revolutionäre Pose ist, machen »Weißer Wal« zu einem echten AußenseiterAlbum, in dem sich doch fast jeder wiederfinden kann. Musik aus Schmerz, aber voll trotziger Hoffnung.

Aktueller Postpunk ist häufig eine ziemlich ernste Angelegenheit. Die Musik klingt zwar mächtig cool, aber so richtig Spaß hat daran auch niemand mehr. The Highbrow aus Heidelberg bringen den Soul, die Orgel, die Ironie und das Überdrehte zurück in dieses Genre. Zu den sechs neuen Stücken auf »Pelikan Sounds« (Elite) mit ihren mitreißenden Melodien, die teilweise sehr angenehm an The Robocop Kraus erinnern, kann nun knapp 25 Minuten exaltiert mit dem Arsch gewackelt werden. Das macht Spaß und sieht außerdem noch mächtig cool aus. Noch eine Veröffentlichung von Tumbleweed Records. Das kleine Label aus Köln ist einfach zum Liebhaben. Krälfe machen auf ihrem Debütalbum »Krälfe« (Tumbleweed) alles so, wie ich es mag. Bescheuerter, aber sehr griffiger Bandname, ein irres Konzept, nämlich Instrumentalmusik nur mit Bass und Schlagzeug, und Umsetzung komplett uneitel. Denn der Bandsound ist kaum produziert, sondern klingt eben so, wie Drums und ein angezerrter Bass nun mal klingen. Die Stücke sind vom Aufbau auch nicht extrem komplex oder übertrieben virtuos eingespielt. Gerade deshalb erzeugt die Musik einen einzigartigen Sog. Alle anderen Instrumente denkt man sich ganz einfach selbst dazu. Danke für diese tolle Erfahrung.

Richard Kapp & The Gowns und ihr Album »Fake!« (Vienna2day) gingen mir zuerst etwas auf die Nerven, denn das hier ist die ganz große Tingeltangel-Show: ein Geklimper und Gedüdel wie auf einem historischen Rummelplatz. In jeder Sekunde muss etwas passieren, denn das hochverehrte Publikum will ja unterhalten werden. Nur ich nicht? Im zweiten Durchlauf bin ich dann aber doch dem witzigen Charme der Texte und der Freude an der musikalischen Opulenz der Stücke des Wieners Richard Kapp erlegen. The Divine Comedy lassen hier grüßen, und ich grüße freundlich zurück.

Einen schwierigen Fall stellen die Band Mind Trap und ihr Album »Chaijerland« (facebook.com/mindtrapmusik) dar. Deren durchaus eigenständiger, aber ziemlich streberhaft und mit heiligem Ernst vorgetragener Indie-Folk gefällt mir nämlich wirklich überhaupt nicht. Aber ich bin auch kein kompletter Stümper und kann deshalb erkennen, dass hier von drei jungen Männern aus Bad Kreuznach auf absolut internationalem Niveau musiziert wird. Dauerrotation im Studentenradio, die großen Festivalbühnen, der Song zum HandyWerbespot: Hier ist für die weitere Karriere echt noch alles drin. Das muss man nicht mögen oder wollen, aber an diesen Punkt kommt eben auch nicht jeder.

Nachdem ich mich durch das total peinliche und unangenehme neue Album von Blockflöte Des Todes gehört hatte, war meine Lust auf Singer/ Songwriter mit lustigen Namen nicht direkt größer geworden. Zumal beim Grillmaster Flash Künstlername und Covergestaltung durchaus Schlimmes erwarten ließen. Aber wie so oft: großer Irrtum und sofort das Gegenteil behaupten. Das Album »Andere Leude My Ass« (Speck Flag) ist grundsympathisch, liebevoll, selbstironisch, melancholisch und schlau. Der Grillmaster kommt zudem aus meiner Lieblingsstadt Bremen und spielt mit seiner Band eine Art flotten College-Rock. Weltschmerz plus eingängige Melodien, das funktioniert doch einfach immer.

Sad Mermaid kommt aus Berlin und macht vermutlich alleine in ihrem Zimmer mit Laptop, Piano und dunkler Stimme Musik. Aus dieser mittlerweile doch nicht völlig ungewöhnlichen Kombination holt Katarina Burchin mehr raus, als jemals drin war. Die EP »Gestures« (sadmermaid.bandcamp.com) vereint hypnotische Frickel-Elektronik mit der großen Klavierballade und Dreampop mit R’n’B. In manchen Momenten ist es fast unheimlich, was Burchin mit Samples, düsteren SynthieFlächen, schnarrenden Gitarrenseiten und ihrem Gesang so anstellt. Und dann wird es richtig gut.

Den Namen der Band Er France habe ich in den letzten Jahren schon häufiger gelesen, mir die Band aber irgendwie nie angehört. Dabei war ich mir immer sicher, dass das bestimmt ganz in Ordnung ist. Nun liegt das neue Album in der Dropbox, und ich hatte natürlich recht. Voll die Spürnase für guten Sound! Fröhlicher, aber auch nicht banaler Bubblegum-Punkpop mit sehr charmantem Gesang (auf Englisch mit französischem Akzent!). Der leicht schrammelige Retro-Sound wird dabei nicht krampfig authentisch durchgezogen, sondern auch mal aufgebrochen. Außerdem gibt es auf »The Great Escape« (3Klang) eine ganz erstaunliche Hitdichte. Eigentlich gibt es sogar nur Hits!

05.10.15 BERLIN Comet Club 06.10.15 HAMBURG Volt 07.10.15 KÖLN Blue Shell → Spex, ByteFM, MUSIKBLOG

INTERPOL 17.08.15 DORTMUND FZW Halle 25.08.15 WIESBADEN Schlachthof 26.08.15 STUTTGART Theaterhaus → Spex , ByteFM , laut.de

JOCO 14.09.15 MÜNCHEN Milla Club 15.09.15 KÖLN Studio 672 16.09.15 BERLIN Privatclub 23-26.09. HAMBURG Reeperbahn Festival → kulturnews, vevo, intro,

NESSI 08.09.15 HANNOVER LUX 09.09.15 LEIPZIG Täubchenthal 10.09.15 KÖLN Yuca im Club Bahnhof Ehrenfeld 11.09.15 FRANKFURT Zoom 12.09.15 STUTTGART Kellerklub 13.09.15 BERLIN Privatclub → kulturnews, vevo, MUSIKBLOG

LIFE IN FILM 16.09.15 KÖLN Blue Shell 17.09.15 MÜNCHEN Kranhalle 18.09.15 STUTTGART Zwölfzehn 19.09.15 NÜRNBERG Nürnberg Pop Festival 20.09.15 BERLIN Magnet Club 21.09.15 HAMBURG Karsten Jahnke in association with Headstomp presents Molotow

SOPHIE ZELMAN → intro, sparklingphotos, ByteFM, FluxFM, MUSIKBLOG

DOTAN 02.12.15 BERLIN Frannz 03.12.15 HANNOVER Capitol 05.12.15 FRANKFURT Gibson 06.12.15 STUTTGART clubCANN 08.12.15 MÜNCHEN Technikum → kulturnews, vevo, MUSIKBLOG

SOPHIE ZELMANI

04.10.15 HAMBURG 04.10.15 HAMBURG Stage Clu Stage ClubBrotfabr 05.10.15 FRANKFURT 05.10.15 FRANKFURT 10.10.15 BERLIN Frannz Club Brotfabrik 10.10.15 BERLIN Frannz → kulturnews, vevo

TICKETS: 0180 6 62 62 80*& (040) 413 22 60

*€ 0,20 / Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. € 0,60 / Anruf


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#Review Four Tet, Modeselektor und Gilles Peterson. Das nervöse Fuchteln der Heranwachsenden. Saz-Klänge. Der Fahrer brüllt. Nur nicht den Überblick verlieren. In der Hektik, in deiner Bedrohung, findet sich die Ruhe. Souleyman, ursprünglich ein Hochzeits- und Geburtstagssänger, nahm seine Auftritte auf Hunderten von Kassetten auf. Er spielte auf muslimischen, christlichen, kurdischen, irakischen, syrischen und assyrischen Feiern und auf einmal, 2013, auf dem Konzert zum Friedensnobelpreis. Imposant! Dringende Empfehlung für die gelangweilte Großstadtjugend. Stephan Uersfeld

nennen. Über allem liegt die mehr denn je an John Lennon erinnernde, wie aus weiter Ferne kommend klingende Stimme von Kevin Parker. Aber ist das hier wirklich die abwechslungsreichste Platte der Band, wie ihr Sänger angekündigt hatte? Ein klares Nein, denn so, wie Tame Impala in der Vergangenheit die Adaption einer 1960er-Ästhetik durchzogen, ist auch der neue Sound nicht besonders variantenreich. Das macht aber gar nichts, solange so wunderbare Hits wie »The Less I Know The Better« und »Reality In Motion« dabei herauskommen. Und dass es die Gruppe schafft, in egal welchem Klang-Korsett durch und durch nach Tame Impala zu klingen, ist in distinktionsarmen Zeiten eine große Leistung. Kai Wichelmann

schreit und singt Frank Turner jetzt an. An ein paar Stellen findet er zu dem alten Gerumpel zurück, das seine ersten Alben auszeichnete und auf »Tape Deck Heart« fast komplett verloren ging. Bei »Out Of Breath« und »Love Forty Down« tobt Frank Turner sich dagegen mal wieder richtig aus. Es wäre schön gewesen, hätte er das bei mehr Songs gewagt, denn der Rest des Albums schließt nahtlos an »Tape Deck Heart« an. Wandel oder Fortschritt? Fehlanzeige. Turner verlässt sich auf seine alten Freunde: das treibende Klavier, das Punk-Schlagzeug und natürlich seine markante Stimme und seine Gitarre. Zum Aufmuntern eignet sich Frank Turners Musik also perfekt, und seine Texte sind ebenfalls wieder voller schöner Ideen, nur klingt das am Ende ziemlich genau so wie das, was er seit Jahren macht. Mit der Zeit wird das etwas öde. Julia Brummert

Tame Impala Currents Caroline / Universal / VÖ 17.07.15

Durchlässigere Arrangements, mehr Pop, mehr Schönheit: Tame Impala verpassen ihrem bisherigen Trademark-Sound ein Update. Tame Impala haben die Uhren angehalten und nach zwei psychedelisch verhangenen Platten für ihr neues Werk andere Absichten im Sinn gehabt. Der treibende Opener »Let It Happen« weist mit Synthies, 1980er-Pop und Sound-Experimenten in eine neue Richtung. Die Gitarre bleibt meistens ausgestöpselt, es entstehen dezent groovende Pop-Hymnen wie etwa »The Moment«. An anderer Stelle verlangsamt sich die Schlagzahl, und Tame Impala wandeln wie in »Yes, I’m Changing« mit Stilsicherheit durch wunderschöne Klanglandschaften. Man kann das auch Dreampop

Frank Turner Positive Songs For Negative People Vertigo Berlin / Universal / VÖ 07.08.15

Frank Turner vergleicht eine schlecht l a ufen de B ez ieh u n g m i t Fa ust handschuhen. Mit Fausthandschuhen! »We used to fit like mittens, but never like gloves« ist ein hübsches, wenngleich tragisches Bild. Frank Turners großes Talent ist, fröhliche Songs zu schreiben, deren eigentliche Melancholie sich erst nach mehrmaligem Hören erschließt. So auch auf dem neuen Album. Gegen genau diese Melancholie und die Tragik des Lebens

Wolf Alice My Love Is Cool Caroline / Universal

Die Band um Sängerin Ellie Rowsell verweigert sich mit ihrem Debüt der Unterstellung, die neue Grunge-Hoffnung zu sein. Eine gute Entscheidung. Es ist so eine Sache mit den hohen Erwartungen, und Wolf Alice hätten ein Lied davon singen können. Wie sie vor allem durch ihre Live-Shows hochgejazzt wurden, wie man sie dafür feierte, dass sie in ihrem jungen

Alter nicht deepe Beats schieben, sondern mit Gitarre, Schlagzeug und Bass Melodien zwischen Laut und Leise, Emotionen zwischen Liebe und Hass und Konzerte zwischen Faustschütteln und Shoegazen zelebrieren. Die Schublade dazu war auch schon beschriftet, schon vor langer Zeit, endlich konnte man sie entstauben: Grunge sollte dran stehen, vielleicht hätte man noch ein »Neo« davor kleben können. Wolf Alice haben sich davon nicht in die Enge treiben lassen. Ihr Album liefert, was der so schön doppeldeutige Titel verspricht: Liebe und Coolness – aber es schert sich nicht um den Genre-Stempel. Der Opener »Turn To Dust« ist verhallter Gitarren-Pop, der vor allem durch Rowsells Stimme wie ein verschollenes Stück der in den 1990ern aktiven Madder Rose klingt. Das formidable »Your Loves Whore« beginnt mit einem Schlagzeugsolo, entwickelt einen sehr eigenen abgehackten Groove, um dann zu jaulenden Gitarren in einem Refrain zu explodieren, bei dem man nicht weiß, ob man die Engel oder Ellie Rowsell singen hört. In »Soapy Water« wiederum klingen Wolf Alice, als versuchten sie mit konventionellen Instrumenten britischen TripHop nachzuspielen, und machen selbst dabei eine gute Figur. Was eigentlich unterm Strich für das ganze Album gilt: Diese Band hat ein Debüt vorgelegt, das zwar 1990er-Einflüsse vermuten lässt, dabei aber einen sehr eigenen Sound und Charakter besitzt. Daniel Koch

Weitere Reviews auf intro.de #review


#Review

Hörbuch

Fil Pullern im Stehn Deutsche Grammophon / Universal

Kein Abbild einer Männerselbstermächtigungsgruppe, sondern die triste Jugend in der Provinz: Komik-Tausendsassa Fil überzeugt mit »Pullern im Stehn« auch auf dem Feld der Live-Lesung. Er nu wieder. Philip Tägert, den viele von seinen Comics, vornehmlich von »Didi & Stulle« kennen, der aber neben dem Malen eben auch brüllend komisch auf dem Feld der Musik firmiert (seine CD »Drum & Bass« war das Lustigste, was mir in Fanzine-Zeiten jemals in den Briefkasten geworfen wurde). Er kann einfach alles, was mit Humor zu tun hat. Dass sein Roman über die von ihm wider Erwarten lebend überstandene Pubertät im Beton-Zirkel »M. V.« bei Rororo herauskam, mildert fast schon die Überraschung, dass das dazugehörige Hörbuch beim Traditions- und Klassik-Label Deutsche Grammophon erscheint. Er ist aber auch ein Teufel, vor allem live. Und so liest er vor Publikum über sein Versagen an allen Fronten: Fußball, Mädchen, Punkrock. Die bedauernswerte Mannwerdung des kleinen Fil wird von antiautoritären Lehrern und aggressiven Mädchen (der sogenannten Drahtbürsten-Gang) gerahmt, ständig muss sich der zu aller Leidwesen fantasiebegabte Schlaks gegen den gesellschaftlichen Untergang wehren. Ein herrlich grotesk zugespitztes Sittengemälde einer Jugend im Randbereich West-Berlins rund um das Jahr 1980. Da, wo Punk halt auch mal ein Missverständnis sein konnte. Bist der Beste, Fil! Carsten Schumacher

lkimpark.c w.fo om ww

TEESY PHILIPP DITTBERNER MALKY DAGOBERT JOY WELLBOY VIERKANTTRETLAGER CHARITY CHILDREN MILLIARDEN

KIMBERLY ANNE BLACK YAYA THE BRONZE MEDAL HELLO PIEDPIPER CRISTOBAL AND THE SEA JUNIUS MEYVANT

26. JULI 2015 MARIENBERGPARK NURNBERG

E-WERK ERLANGEN

v

21.07. ERLEND ØYE & THE RAINBOWS 11.08. INTERGALACTIC LOVERS 18.08. PANTEÓN ROCOCÓ 11.09. SPACEMAN SPIFF

SA, 8. AUGUST

23.09. DAN MANGAN

WASCHHAUS POTSDAM

13.10. TWO GALLANTS

OPEN AIR & INDOOR

14.10. WEEKEND 20.10. IRIE RÉVOLTÉS 22.10. JORIS

WWW.WASCHHAUS.DE

WWW.E-WERK.DE

Small Festiva l - Big A dvent ure

MARCUS WIEBUSCH (Kettcar) (DE)

BENJAMIN BOOKER (US) WANDA (AT) ZOOT WOMAN (UK) DRENGE (UK) JACCO GARDNER (NL) SKIP&DIE (ZA/NL) THUMPERS (UK) WOODY PITNEY(AU)

Ferdinand Führer, Roland van Oystern Das Homestory Magazin Audiolith / Broken Silence

Das hier ist nicht weniger als das stärkste Hörbuch seiner Dekade. Dass es nur von einer sehr schmalen Klientel goutiert werden kann, lässt es umso exklusiver erscheinen. Lies weiter, junger Padawan, vielleicht gehörst du ja auch zu der ominösen Zielgruppe. Also, die Exklusivität beginnt schon beim Format, denn bei der Vertonung des Homestory Magazins handelt es sich gar nicht um ein Hörbuch, sondern um ein Hörfanzine. Der drahtig-schildkrötige van Oystern und der gepiercte Koloss Führer erinnern an eine subkulturelle Version von Terrence Hill und Bud Spencer. In ihrem Zimmer in Bayern erdachten sie Hausbesuche bei Deutschpunk-Größen und bei Dirk von Lowtzow, schrieben sie auf, lesen sie hier nun vor. Stilistisch genial spinnen sie in Nerd-Kreisen bekannte Mythen um Typen wie Tobias Scheiße (Hammerhead), Nagel, Carsten Friedrichs (Ex-Superpunk) etc. weiter oder erfinden einfach eigene. Dennoch wirken die expressionistischen Texte in ihrer Rollenprosa sehr treffend. Nagel pumpt die ganze Zeit Gewichte und feuert sich dabei selbst an: »Nagel! Nagel!«, Carsten Friedrichs ist obdachlos und lebt in der Stadtbibliothek, Dirk von Lowtzow ist Bong-süchtig ... Man glaubt (fast) jedes Wort, vor allem, weil es so viel Spaß macht. Gelesen bekommt dieser Wahnsinn noch eine intensivere Note. Wer’s rafft, kommt hier aus dem Feiern nicht mehr raus. Linus Volkmann

Clueso

Irie Révoltés Skip & Die

Philipp Dittberner Reptile Youth Intergalactic Lovers

K.rings | Klangkuenstler Mc Rene & Carl Crinx Jesper Munk | The Majority SayS Láupaire | Tora | LEMUR Rainer von vielen | Eau Rouge

ÄL Jawala | Thomas Hammann | AADEN GROB | FOXOS | KONVOY | Dominic Donner | UVM

31. Juli-

02.Aug. Marbachstausee

Odenwald Buy & Win Tickets: www.sound-of-the-forest.de/intro

TRÜMMER (DE) TAYMIR (NL) ASTROID BOYS (UK) EXCLUSIVE (DE) KOMMANDO ELEFANT(AT) YOUNG CHINESE DOGS (DE) SEKUOIA (DK) GODS (AT) DMA‘S (UK) OSCAR (UK) WE DESTROY DISCO (DE) FUTUREFOX (DE) LETTERS AND TREES (DE) ERPFENBRASS (DE) DEEJOT ROTERFREIBEUTER (DE)

facebook.com/obstwiesenfestival obstwiesenfestival.de

en uss a r d 5

& nst ugust `1 o s um 2. A Ulm t/ -2 20.ornstad D

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#Intro präsentiert

Cypress Hill

Landshapes

Maribou State

Marteria

DJ Muggs Sound und B Reals Rhetorik sind der Kern des Prinzips Cypress Hill, Marihuana ihre Droge. Nun ist die Pro-Pot-Parade aus Kalifornien zurück auf der Bildfläche und für zwei Konzerte in Deutschland.

Das UK-Quartett verbindet einen erhebenden Postpunk in der Tradition Warpaints mit Psych- und Dreampop-Elementen, ein wenig PJ-Harvey-Drama sowie folkigen Chorgesängen à la The Staves. Dazu kommt ein Songwriting, das auch live für Furore sorgt.

Wo sich House vielerorts der reinen Funktionalität des ClubEinsatzes beugt, gelingt es dem britischen Duo Maribou State, atmosphärisch komplexe HouseElegien auf die Bühne zu bringen. Egal, was Chris Davids und Liam Ivory machen, es sitzt.

Alle haben ’nen Job, Marten Laciny hat Langeweile. Obwohl er eigentlich gerade auch mit seinem Marsimoto-Projekt genug zu tun haben sollte, geht der Rostocker wieder als Marteria auf die Bühne, Live-Band und Bengalos inklusive.

— 01.07. Berlin — 02.07. Hamburg

— 23.07. Köln — 24.07. Berlin — 25.07. Stuttgart

— 13.07. Köln — 14.07. München — 15.07. Hamburg

— 15.08. Berlin — 21.08. Dresden

Other Lives

Jungle

INTRO PRÄSENTIERT Trotz ihres irreführenden Namens hat sich die UK-Band in Rekordzeit den Ruf einer wahren Neo-DiscoGröße erspielt – sowohl mit ihrem Debütalbum als auch ihren BigBand-Shows. Ein gutes Jahr nach ihrem gefeierten Debüt kommen sie wieder nach Deutschland, um ihre wachsende Fanschar in kollektives Mitgrooven zu versetzen.

Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #intropräsentiert

Zu den Instrumenten der Other Lives gehört ein Schellenkranz, der aus einem Hirschgeweih gefertigt wurde. Das scheint geradezu sinnbildlich für den Sound der Indie-Band aus Oklahoma zu sein: handgefertigt, naturverbunden und besonders. — 29.06. Stuttgart — 09.07. Hamburg — 17.07. München

— 15.08. Köln

Soko

Tiger Lou

Vince Staples

William Fitzsimmons

Mit kurzen, platinblonden Strähnen und White-Goth-Outfit stellt Soko klar, dass sie heute kein Hippie-Mädel mehr ist, sondern irgendwas zwischen Postpunk und New Wave. Mit deutlich roherem und rotzigerem Sound lässt sich das französische Enfant terrible nun auch in Berlin blicken.

Tiger Lou schlagen den andauernden Auflösungsgerüchten und anderen Unkenrufen ein Schnippchen und melden sich plötzlich wieder zurück, zum Glück. Es wäre schade gewesen, auf die wunderbaren Folk-Melodien der Schweden verzichten zu müssen.

Vince Staples produzierte bereits mit Odd Future und Mac Miller und ging mit Schoolboy Q auf Tour. Nun kommt das Rap-Talent aus Long Beach für zwei Konzerte nach Deutschland.

William rastlos: Gerade erst hat der Singer/Songwriter auf seiner Mini-LP »Pittsburgh« den Tod seiner Oma und den damit verbundenen Besuch in der alten Heimat thematisiert, schon geht es für ihn wieder auf Tour.

— 12.07. Berlin

— 09.07. Münster — 10.07. Köln — 11.07. Offenbach

— 05.07. Köln — 09.07. Frankfurt a. M.

— 28.07. Darmstadt — 29.07. Marburg — 31.07. Leipzig — 05.08. Luhmühlen — 08.08. Lingen — 09.08. Düsseldorf — 23.08. Köln


TOURDATEN Ωracles

06.08. Münster

10 Tage 10 Jahre Rote Sonne München mit Acid Pauli, Mouse On Mars, 808 State, George Fitzgerald, Schlachthofbronx, Detroit Swindle u. v. a. 23.07. München

Abby

24.07. Stuttgart 15.08. Moosburg

AC/DC

12.07. Gelsenkirchen

Präsentiert von Intro

Akua Naru 16.07. Oldenburg

Alabama Shakes 30.06. Leipzig 06.07. Köln

Børns

30.06. Berlin 01.07. Hamburg

Brant Bjork & The Low Desert Punk Band 26.07. Dresden 27.07. Hannover 29.07. Saarbrücken

Caribou

21.08. Leipzig Geht weiter!

Asbjørn

24.07. Berlin 25.07. Dortmund

Ásgeir

20.08. Köln 21.08. Hamburg

Audio88 & Yassin 03.07. Erlangen 01.08. Hamburg

Augustines

11.08. Nürnberg 18.08. Köln 19.08. Berlin

Bad Religion

11.08. Hamburg 29.08. Bremen 30.08. Frankfurt (Main)

Baroness

26.08. Bochum

Beatsteaks

03.–04.07. Berlin Geht weiter!

Bernd Begemann & Die Befreiung 02.08. Nürnberg 14.08. Rees-Haldern Geht weiter!

Big Sean

05.07. Köln

Bob Dylan

16.07. Lörrach Geht weiter!

Bonaparte

24.07. Frankfurt (Oder) 25.07. Stuttgart Geht weiter!

Dillon

05.07. Berlin 24.07. Stuttgart

29.06. Berlin

04.07. Dresden 31.07. Ludwigsburg 21.08. Hamburg 22.08. Dortmund

Chilly Gonzales & Kaiser Quartett

Chuckamuck

Apparat

03.07. Freiburg 31.07. Freising 01.08. Mülheim (Ruhr) 15.08. Kassel Geht weiter!

Casper »Castivals« mit Bosse, Wanda, Zugezogen Maskulin, Haftbefehl, AnnenMayKantereit

21.08. Hamburg

26.08. Berlin

Die Orsons

Django Django

29.06. Hamburg Geht weiter!

Andreas Dorau & Sven Regener

26.07. Karlsruhe 26.08. Berlin Geht weiter!

29.06. A-Wien 15.08. Bochum 22.08. Hamburg

Präsentiert von Intro

All We Are

Die Nerven

31.07. Chemnitz 28.08. Berlin

Chuck Ragan

21.08. Köln 23.08. Karlsruhe 24.08. Wiesbaden 25.08. Bremen 26.08. Dortmund

Cold Specks

30.07. Düsseldorf 31.07. Reutlingen

Cristobal And The Sea 26.07. Nürnberg 31.07. Breitenbach 01.08. Reutlingen 28.08. Berlin

DAF

21.08. Hamburg

Eagles Of Death Metal Präsentiert von Intro

Egotronic 04.07. Oberhausen 11.07. Stade 24.07. Rostock Geht weiter!

Einstürzende Neubauten

08.08. Hildesheim

Everlast

06.08. Karlsruhe 09.08. Rostock

Ezra Furman & The Boyfriends 19.07. Bremen 24.07. Stuttgart

Präsentiert von Intro

Feine Sahne Fischfilet 04.07. Münster 11.07. Karlsruhe 24.07. Berlin 22.08. Köln

FFS (Franz Ferdinand & Sparks) 01.07. Köln

Findus

04.08. Berlin

11.07. Herzebrock 17.07. Trier 18.07. Bad Oldesloe 21.08. Hamburg

Dan Deacon

Präsentiert von Intro

Dear Reader

01.07. Münster 02.07. Ulm

25.07. Köln

Damien Rice

23.08. Hamburg

25.07. Dortmund

Deerhoof

18.07. Nürnberg 20.07. Hamburg

Die Höchste Eisenbahn mit Tele*, Gisbert Zu Knyphausen*, Ritter*, Guidebookks* 03.07. Aachen 09.07. Berlin* 31.07. Dangast 08.08. Böblingen

Präsentiert von Intro

Die Liga Der Gewöhn­ lichen Gentlemen 08.08. Berlin Geht weiter!

Fink

FM Belfast

24.07. Stuttgart 25.07. Frankfurt (Oder) 21.08. Hamburg 29.08. Ribnitz-Damgarten

Präsentiert von Intro

Friska Viljor 22.08. Hamburg

The Get Up Kids 21.08. Köln

GLORIA

10.08. München 11.08. Köln 12.08. Hamburg

Hauschka

03.07. Nieheim 11.08. Frankfurt (Main) 17.08. Duisburg 22.08. Hamburg

Der Lidl RockShop bei Rock am Ring 2015

Beim Festival ausgewogen zu essen, ist gar nicht so leicht. Dank des Lidl RockShops war das für die 90.000 Festivalfans bei Rock am Ring aber kein Problem. 1.700 Quadratmeter war es groß, das Lidl RockShop-Zelt. Zu kaufen gab es alles, was das Festivalherz begehrt: Unter anderem kaltes Bier, frisches Fleisch, Dosenravioli und frisch aufgebackene Brötchen. Bei der sengenden Hitze in diesem Jahr waren auch Wasser und Sonnenmilch treuer Begleiter auf dem Festivalgelände und auch die gab’s im RockShop zu kaufen. Rund 160 festivaltaugliche Produkte zählte das diesjährige Sortiment insgesamt. Beliebt waren vor allem die Wassermelonen – erfrischend und nach dem Essen auch noch als Sonnenhut zu gebrauchen, sehr praktisch! Bereits Mittwochnachmittag konnten die ersten Besucherinnen und Besucher einkaufen gehen, danach öffnete der Lidl RockShop um 8 Uhr früh, also pünktlich zum Frühstück unterm Pavillon. So konnten die Festivalfans gestärkt und vor der Sonne geschützt ganz entspannt das fette Line-up bei Rock am Ring genießen.


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#Termine

TOURDATEN Herrenmagazin 07.08. Münster

Joco

29.06. Frankfurt (Main) 30.06. Berlin

02.07. Wilhelmshaven 04.07. Hamburg 18.07. Krummin 06.08. Münster 14.08. Haren

I‘m From Barcelona

Joris

ILoveMakonnen

07.08. Bad Windsheim

Präsentiert von Intro

I‘m Not A Band 04.07. Magdeburg 07.08. Neukirchen 15.08. Marburg

Interpol

17.08. Dortmund 21.08. Hamburg 25.08. Wiesbaden 26.08. Stuttgart

Jaakko Eino Kalevi 03.07. Görlitz 04.07. Essen

James Vincent McMorrow

25.07. Stuttgart 28.07. Frankfurt (Main)

Präsentiert von Intro

Jan Delay & Disko No.1 04.07. Obernburg 01.08. Mönchengladbach

Joan Of Arc

24.08. Wiesbaden 25.08. Köln 26.08. Münster 27.08. Berlin

Joey Bada$$

30.06. A-Wien 10.07. Hamburg

04.07. Hannover 05.07. Bochum 12.07. München 18.07. Bremen 25.07. Singen 27.07. Winterbach 31.07. Varel 02.08. Nürnberg 07.08. Bad Oeynhausen 08.08. Rottenburg 30.08. Waltrop

José González 04.07. Dachau 21.08. Köln 23.08. Hamburg

Julie Doiron

29.06. Rosenheim 01.07. Offenbach 02.07. Düsseldorf 03.07. Hamburg 04.07. Berlin

The Julie Ruin 10.08. Berlin

Jurassic 5

24.08. Köln 25.08. Berlin

Kante

25.07. Eltville (Rhein) 28.07. Würzburg

Klaus Johann Grobe 22.08. Hamburg

The Kooks

13.07. Saarbrücken 19.07. Hannover

Da gehen wir hin Tipps der Redaktion#234

Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte

Senta Best Christian Löffler Melt! Wanda Get Up Kids William Fitzsimmons

Bastian Küllenberg The War On Drugs Puta Madre Brothers Melt! George Clinton Festiwal Tauron Nowa Muzyka

Carsten Schumacher The War On Drugs FFS Alabama Shakes Mastodon c/o Pop

K.I.Z

10.07. Straubenhardt 23.07. Frankfurt (Oder) 31.07. Anröchte 01.08. Hamburg 05.08. Eschwege 06.08. Püttlingen 07.08. Sulingen 14.08. Großpösna 19.08. Übersee 23.08. Hockenheim

Lee Fields & The Expressions

28.07. Frankfurt (Main) 29.07. Düsseldorf

Präsentiert von Intro

LOT

05.07. Bochum 17.07. Reutlingen 25.07. Stuttgart 21.08. Düsseldorf 22.08. Ahaus 22.08. Wirges Geht weiter!

Low Roar

Motorpsycho

30.07. Siegen 31.07. Breitenbach 01.08. Bielefeld

Mumford & Sons mit Bear‘s Den 17.–18.07. Berlin

Occupanther

14.08. Haren 20.08. München 21.08. Hamburg

Of Monsters And Men mit Highasakite 01.07. Frankfurt (Main)

Ólafur Arnalds 23.07. Kassel 24.07. Stuttgart

Ought

17.08. Berlin

Oum Shatt

01.07. Hamburg 02.07. Hannover 03.07. Halle

Pallbearer

04.07. Wiesbaden 10.07. A-Wien 11.07. Erfurt

Patti Smith & Her Band

The Maccabees

12.07. Lörrach 13.07. München 16.07. Singen 21.07. Karlsruhe 22.07. Winterbach 08.08. Dresden 11.08. Berlin

Präsentiert von Intro

Paul Weller mit The Vals

14.08. Frankfurt (Main) 17.08. Düsseldorf 18.08. Leipzig 19.08. Dresden 21.08. Erlangen

21.08. Berlin

Malky

04.07. München

03.07. Trier 04.07. Stuttgart 24.07. Jena 25.07. Lörrach 02.08. Dangast 08.08. Potsdam 29.08. Hamburg

Präsentiert von Intro

Manchester Orchestra

Präsentiert von Intro

21.08. München 23.08. Köln 24.08. Berlin 25.08. Hamburg

Mark Lanegan Band 08.08. Hannover 09.08. Nürnberg 18.08. Stuttgart 27.08. Düsseldorf 28.08. Frankfurt (Main)

Mary J. Blige

30.06. Düsseldorf 07.07. Frankfurt (Main)

Präsentiert von Intro

Matisyahu

13.08. Köln 19.08. Frankfurt (Main)

Matthew Herbert 26.08. Berlin

Megaloh

17.07. A-Wien 18.07. Stuttgart 24.07. Frankfurt (Oder) 25.07. Bonn 15.08. Aschaffenburg

Modest Mouse 30.06. Berlin

Pool

10.07. Trier 11.07. Würzburg 21.08. Hamburg 22.08. Köln

Racing Glaciers 10.07. München 11.07. Stuttgart

Ritournelle feat. 25 Jahre City Slang mit Caribou, The Notwist, Roman Flügel, Barnt, Rødhåd, Karlheinz Stockhausen u. v. a. 15.08. Bochum

Rival Sons

06.07. München 22.07. Frankfurt (Main) 12.08. Hamburg

Robert DeLong 29.06. Berlin 30.06. Köln

Robert Plant & The Sensational Space Shifters

29.07. Frankfurt (Main) 11.08. München

Ron Sexsmith 05.07. Berlin 06.07. Köln

Präsentiert von Intro

Róisín Murphy 09.07. München

Roosevelt

24.07. Stuttgart 08.08. Münster 20.08. Köln 22.08. Hamburg

Ryan Adams

01.07. Hamburg

Schnipo Schranke 09.07. Hannover 27.08. Berlin Geht weiter!

Präsentiert von Intro

Sea+Air 21.08. Tübingen 24.08. Berlin 25.08. Hamburg 26.08. Köln

Präsentiert von Intro

The Slow Show

Tina Dico

02.07. Freiburg 04.08. Karlsruhe 05.08. Bad Vilbel 06.08. Kassel 07.08. Würzburg 08.08. Friedrichshafen

Präsentiert von Intro

Tortuga Bar 17.07. Detmold 01.08. Nürnberg 14.08. Nürnberg 15.08. Hohenstein

Turbostaat

02.07. Kassel 03.07. Freiburg 04.07. Heidelberg 28.08. Rostock

Two Gallants 03.07. Bremen 04.07. Leipzig

The Underachievers 17.07. A-Wien 18.07. Stuttgart

Von Wegen Lisbeth

21.07. Stuttgart 22.07. A-Wien

15.07. Trier 19.07. Freiburg 08.08. Jena 25.08. Mainz 26.08. Frankfurt (Main) 28.08. Essen

Son Lux

The War On Drugs

23.07. Konstanz

Snoop Dogg

19.08. Köln Geht weiter!

29.06. Köln

Stereo Total

09.08. Frankfurt (Main)

03.07. Berlin

Steve Gunn

30.06. Frankfurt (Main) 01.07. Hamburg 12.08. Schorndorf 13.08. Aachen

Swans

05.07. Berlin 18.07. Crispendorf

Talisco

24.07. Stuttgart 12.08. Karlsruhe 14.08. Nürnberg 21.08. Hamburg

Teesy

11.07. Braunschweig 17.07. Reutlingen 24.07. Langeoog 08.08. Potsdam 21.08. Schwerin 29.08. Büsum

Teitur

07.08. Würzburg

Temples

11.07. Rüsselsheim

Thees Uhlmann & Band 16.07. Cuxhaven 18.07. Krefeld 21.08. Hamburg

Präsentiert von Intro

Timber Timbre

12.07. Düsseldorf 13.07. Dresden 14.07. Berlin

Tubbe

17.07. Künzelsau

Waxahatchee White Fence 17.08. Berlin

Die kommen, die Touren

Andreya Triana (26.–30.09.) AnnenMayKantereit (01.09.–30.09.) Aurora (20.–20.09.) BOY (02.–10.09.) Die Orsons (11.–26.09.) Django Django (20.–28.09.) Ella Eyre (21.–28.09.) Foals (08.09.) Joco (14.–23.09.) Life In Film (16.–21.09.) Lucy Rose (15.09.–02.10.) Oddisee (21.09.–04.10.) Romano (25.09.–24.10.) SOAK (28.09.–13.10.) The Chopin Project (07.–10.09.) The Selecter (16.09.) Torres (09.–26.09.) Tour Of Tours (19.–26.09.)

Die kommen, die Festivals Berlin Independent Night (26.09.) Fritz – Die neuen Deutschpoeten (04.–05.09.) Golden Leaves Festival (12.–13.09.) Lollapalooza Berlin (12.–13.09.) Nürnberg.Pop (19.09.) Reeperbahn-Festival (23.–26.09.) Rock am See (04.09.) Rock im Sektor (05.09.) SWR3 New Pop (10.–12.09.)


#Live #Festival

MTV Mobile Beats zugezogene halten diesen Teil für tot oder provinziell. Doch rechts vom Rhein, im Stadtteil Deutz und nicht weit von der Messe entfernt, befindet sich der Tanzbrunnen. Das Open-Air-Gelände ist wie geschaffen für exzessive Partyveranstaltungen. Das hat man vor einiger Zeit auch bei MTV erkannt. So wird dieses Jahr am 22. August das MTV Mobile Beats eben dort erneut auf die Beine gestellt. Auf zwei Bühnen heizen Showtek, Felix Jaehn Tanzbrunnen und viele mehr den Tanzwütigen ein. Für die ganz Hartgesottenen geht es dank optionalem Nein, noch immer kein Metal in der eisernen Der Musiksender MTV spielt eigentlich After-Show-Ticket dann im Bootshaus oder Stadt. Dafür rollen aber schon mal die Bikes vor lauter Dokusoaps keine Musik mehr. der Essigfabrik weiter. Von wegen schäl, das in Ferropolis ein: BMWs Motorrad-Sparte Umso erfreulicher ist daher, dass man mit wird einige über die Brücke treiben.

Pure&Crafted

präsentiert im August die Erstauflage des Pure&Crafted.

den MTV Mobile Beats wieder so etwas wie musikalische Konstanz entwickelt. Ride on!

Unter dem Motto-Dreiklang »Music. Motorcycles. New Heritage.« steigt 2015 erstmalig das Pure&Crafted. Wer nicht nur gern auf Festivals geht, sondern auch der Custom-Bike-Szene nahe oder ganz allgemein auf einspurig steht, hat doppelten Grund zur Freude, wenn am 28. und 29. August in Ferropolis die Auspuffrohre knattern. Der neue Mitbewohner von splash! und Melt! steht ganz im Zeichen von Leidenschaft, Freiheit und Handgemachtem. Demgemäß begnügt sich auch das Line-up nicht mit Klischeepflege. »Highway To Hell«- oder »Born To Be Wild«Sentenzen jedenfalls sind von gestern und die Player ganz andere: The Hives, Refused, Kitty Daisy & Lewis, die blutjungen und heiß gehandelten AnnenMayKantereit, Talisco und einige andere frisieren den Festival-Rookie in seinem ersten Jahr ganz sicher zum Kickstart.

In Köln wird die sogenannte Schäl Sick, der rechts-rheinische Teil der Stadt, oftmals mit Vorurteilen überzogen. Zumeist frisch

— 28.–29.08. Gräfenhainichen — Abay, Allah-Las, AnnenMayKantereit, BRNS, Birth Of Joy, Blood Red Shoes, Friska Viljor, Kitty, Daisy & Lewis, Mighty Oaks, Refused, Suns Of Thyme, Syd Arthur, Talisco, The Hives u. v. a.

Stuttgart Festival HipHop Open, SEMF und Jazz Open, die Festivallandschaft in Stuttgart sieht schon ganz gut aus. Nur die armen Fans von Indie, Alternative, Folk und Elektropop waren bisher unterversorgt. Keine Sorge, das ändert sich jetzt!

Die Messe Stuttgart wird im Juli ordentlich aufgehübscht. Neben Konzerten von Crystal Fighters, Kakkmaddafakka und vielen anderen bietet das Stuttgart Festival ein kunterbuntes Rahmenprogramm auf dem Außengelände der Messe. Auf dem »Art Market« präsentieren Kreative und Kunstschaffende ihre Werke aus den Bereichen Fotografie, Malerei, Literatur, Comics, Mode und mehr. Wer nach dem umfangreichen Programm hungrig wird, kann sich an den zahlreichen Foodtrucks den Bauch vollschlagen … und die Kalorien nach dem Festival dann in einigen Stuttgarter Clubs bei den Aftershow-Parties wieder wegtanzen. Ein rundes Ding, kann man so sagen. — 24.–25.07. Stuttgart — Abby, Balthazar, Bonaparte, Crystal Fighters, FM Belfast, James Vincent McMorrow, Kakkmaddafakka, Mount Kimbie, Mutelights, Nastea Nase, Natas Loves You, Ólafur Arnalds, P-Hase, Razz, Reptile Youth, Roosevelt, SBTRKT, STWO, Sascha M., Snakehips, Talisco, The/Das, Zoot Woman u. v. a.

The Hives

— 22.08. Köln — Autodrive, Axwell & Ingrosso, Bankewitz, Björn Grimm, Darjeeling, Dave Replay, David K., Deniz Koyu, Dimitri Vangelis & Wyman, Djin Eypro, DJ Snake, DJ Tereza, Felix Jaehn, Førum, Grandtheft, Moglebaum, Noize Generation, Rats And Children, Ray Novacane, Shipwrecks, Showtek, The Tame And The Wild u. v. a.

James Vincent McMorrow

East Side Music Days Die East Side Music Days machen die Straße zur Bühne. Letztes Jahr unter dem Namen First We Take The Streets gestartet geht das Festival jetzt mit neuem Namen in die zweite Runde. Entlang der East Side Gallery, zwischen Postbahnhof und Oberbaumbrücke spielen Straßenmusiker Konzerte, natürlich kostenlos vor einem Publikum aus Festivalfans und zufällig vorbei schlendernden Touristen und Einheimischen. — 28.–29.08. Berlin — Line-up t.b.a.

Serengeti Festival Hat man als Musikfestival einen SafariVergnügungspark vor der Veranda, darf man schon mal von »Rock ›n‹ Roar« sprechen. Mit der Jubiläumsausgabe des Serengeti Festivals weht vom 14. bis 16. August frischer Wind durch die Steppen Ostwestfalens. Wildlife pur auf dem Serengeti Festival: Die Line-up-Matrix zeigt Nasenaffen und Antilopen, die sich safarimäßig unter die Bands gemischt haben. Außerdem: Büffel neben Emil Bulls, ein Bär bei Bilderbuch und Sondaschule flankiert der Strauß. Alles Afrika? Denkste! Grumpy Cat und Einhorn sind auch zugegen und stehen Pate für die Vielseitigkeit auf Schloss Holte-Stukenbrock, wo sich Punk-Koryphäen wie Bad Religion und The Offspring mit den DeutschrapDurchstartern von Zugezogen Maskulin und der Hip-Hop-Crew Genetikk die Bühne teilen. — 14.–16.08. — Schloß Holte-Stukenbrock — Against Me!, Antilopen Gang, Bilderbuch, Genetikk, Madsen, Marcus Wiebusch, Zugezogen Maskulin u. v. a.

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#Live #Festival

Egotronic

Rock’n’Heim

SZIGET FESTIVAL Das offiziell beste Festival Europas zieht auch in seiner 22. Runde noch alle Register und erwartet 400.000 Besucher aus über 70 Ländern. Es wird wieder voll auf der Insel der Freiheit. Voll und großartig.

Wie bereits gewohnt, dauert es ein ganzes Weilchen, bis man das Line-up für auch nur einen der sieben Sziget-Tage vollständig erfasst hat. Der Zeigefinger bleibt kleben an großen Namen wie etwa dem eines Robbie Williams. Schlechtes Beispiel? Vielleicht. Auftreten wird der Open-Air-Gigant – man denke an die 375.000 von Knebworth! – trotzdem, und das gleich zum Festival-Auftakt am Montag. An den folgenden Tagen trifft Martin Garrix auf William Fitzsimmons und Major Lazer auf Cro. Gogol Bordello haken sich bei Marina & The Diamonds unter. Ein Schlag EdelIndie der Marken Alt-J, Foals, Interpol und Kings of Leon obendrauf und der Mensch, der sich da nicht ganz feste vom 10. bis 17. August auf die Donauinsel wünscht, muss erst einmal gefunden werden. Sowieso ist das Sziget der place to be, um in einem Aufwasch all jene Bands und Künstler abzuchecken,

die man live besser früher als später mal gesehen haben sollte – nicht nur für Ungarn, sondern den gesamten Kontinent. Und als ob das alles nicht schon vereinnahmend genug wäre, können die Szitizens, wie das Festival seine Besucher liebevoll nennt, auf der Óbudai-Insel auch noch tanzen und Theater gucken. Ein Abstecher in die Innenstadt von Budapest lohnte sich eh schon immer. Auch wenn es seine Teenagerzeit schon hinter sich hat: Das Sziget bedient weiterhin jeden nur erdenklichen Freizeitanspruch und führt den Titel des »Best European Major Festival« völlig zu Recht. — 10.–17.08. H-Budapest — Alt-J, Asaf Avidan, Avicii, Beatsteaks, Blasterjaxx, Boban Markovic, C2C, Camo & Krooked, Che Sudaka, Cro, Dixon, Dotan, Dropkick Murphys, Ella Eyre, Ellen Allien, Ellie Goulding, Enter Shikari, Fauve, Florence + The Machine, Foals, Foxes, Future Islands, Gentleman, Gogol Bordello, Gramatik, High Contrast, Interpol, Jaguar Skills, Jamie Woon, José González, Jungle, Kadebostany, Kasabian, Kings Of Leon, Knife Party, Kraftklub, LaBrassBanda, Limp Bizkit, Major Lazer, Marina And The Diamonds, Michael Mayer, Milky Chance, Mø, Paloma Faith, Passenger, Robbie Williams, SBTRKT, Sigma, The Gaslight Anthem, The Maccabees, The Subways, The Ting Tings, Tyler, The Creator, William Fitzsimmons u. v. a.

In diesem Jahr heißt es »One Day Flash« am Hockenheimring. Das Festival findet nur noch an einem Tag statt, aber weder Stimmung noch Line-up sollen unter der verkürzten Zeit leiden, ganz im Gegenteil. Torsun von Egotronic ist diesmal leider nicht dabei, berichtet aber, wie es für ihn letztes Jahr so war. »Ich und meine kleine Tanzkapelle Egotronic waren 2014 zum ersten Mal am Hockenheimring, zum zweijährigen Bestehen, und ich muss sagen: Es war uns ein Fest! Wenn man sonntags auf einem Festival spielen soll, ist das nicht selten eine Tortur, weil man in der Regel freitags und samstags auch schon irgendwo gerockt hat und sich dementsprechend derangiert fühlt. Das Team vom Rock’n’Heim kümmert sich aber so ausgezeichnet um seine Artisten, dass das dem Publikum, das übrigens sonntags genauso mitgenommen sein Dasein fristet, überhaupt nicht auffällt. Es war deshalb ein ganz hervorragender Sonntag mit ganz hervorragender Technik, ganz hervorragenden Stage-Hands, ganz hervorragendem Catering und nicht minder hervorragendem Publikum, und ich hege keinen Zweifel, dass das an den vorangegangenen Tagen ebenso gewesen ist. Und während ich diese Zeilen zu Papier bringe (eigentlich in den Rechner hacke), bin ich ein wenig traurig, dass wir dieses Jahr nicht wieder dabei sein werden.« — 23.08. Hockenheim — Flogging Molly, Halestorm, K.I.Z., Kraftklub, Linkin Park, Simple Plan, While She Sleeps u. v. a.

Texte: Senta Best, Julia Brummert, Dominik Bruns, Valentin Erning, Christian Schlodder, Carsten Schumacher, Christian Steinbrink

Soul im Hafen/Soul imBrunnen Im vergangenen Jahr feierten Soul im Hafen (Hamburg) und Soul im Brunnen (Köln) ihre Premiere. Ein Festival wie geschaffen, um mal mit der ganzen Familie was Schönes zu unternehmen.

Schietwetter kann dem Soul im Hafen in Hamburg diesmal nichts anhaben, das Festival zieht vom MS Dockville Uferpark rüber in das neue Mehr! Theater am Großmarkt, und das ist überdacht. Die Location in Köln bleibt die gleiche wie im letzten Jahr, das Festival findet direkt am

Rhein im Kölner Tanzbrunnen statt. Die Lineups variieren etwas: Statt Malky spielt in Köln Noah Slee. So oder so bieten Soul im Hafen und Soul im Brunnen ein zwar soullastiges aber durchaus abwechslungsreiches Line-up, sodass für jeden was dabei sein sollte. Eine gute Gelegenheit, mal gemeinsam mit der ganzen Familie ein bisschen Festivalluft zu schnuppern. — 29.08. Hamburg — Flo Mega & The Ruffcats, John Butler Trio, Malky u. v. a. / 30.08. Köln — Flo Mega & The Ruffcats, John Butler Trio u. v. a.

Flo Mega


#Live #Festival

HIGHFIELD Gerade erst gaben die Donots ein Konzert im neu eröffneten Highfield-Laden in Leipzig. Beim Festival selbst sind sie auch dabei. Ingo Knollmann erzählt in unserem neuen Festivalguide Magazin wie der typische Festivalalltag dort mit den Donots feat. TV-Legende Wim Thoelke und ExAußenminister Genscher aussieht.

»Es ist zu Anfang immer eine ganz schöne Sauerei, aber gehört mittlerweile zum Donots Ritual: Jedes Mal, wenn wir auf dem Highfield Festival spielen, füllt sich Eike, unser Schlagzeuger, eine Handvoll Seramis in eine mit einem Maiskolben geöffnete Vene. Hinterhergeschoben wird eine Miniaturversion von Wim Thoelke und eine von Genscher (am Schreibtisch sitzend). Wild wirbelnd und benommen von der Seramispampe, geht es für Thoelke und Genscher in

Eikes Speck-Serpentinen dann erstmal ums blanke Überleben. Während wir später mal wieder die beste Band des Tages sind, freuen wir uns schon tierisch auf die Auswertung der angestachelten Situation in Eikes Innerem – in so einer Extremsituation trennt sich nämlich die Spreu vom Weizen. Unser Ziel ist es ja, mit einer Webcam an Eikes Rippen einen Kampf zwischen Thoelke und Genscher aufzunehmen: Während Thoelke probiert, sich an den aufmerksamen Genscher anzuschleichen, um ihn in ein mit Maggi getränktes Yakfell zu hüllen, sucht dieser in seinen Schreibtischschubladen nach scharfkantigen Windowcolors-Verpackungen. Meistens endet alles in einem

wilden Handgemenge, welches in der braunen Seramissuppe und der untergehenden Abendsonne (Eike ist sehr dünn) ein unwahrscheinlich schönes Natur- und Lichterschauspiel ergibt. Diese Aufnahmen werden wir dieses Jahr an einen Gabelstapler-Mogul verkaufen. Salmiakresistent sollte er sein.«

Donots

— 14.–16.08. Großpösna — 257ers, Adam Angst, Against Me!, Alligatoah, Antilopen Gang, Augustines, Bilderbuch, Broilers, Clueso, Danko Jones, Donots, Dropkick Murphys, Feine Sahne Fischfilet, Flogging Molly, Frittenbude, Heisskalt, Interpol, Irie Révoltés, K.I.Z., LaBrassBanda, Madsen, Marcus Wiebusch, Marteria, Millencolin, Obey The Brave, Panteón Rococó, Prinz Pi, Rob Lynch, SDP, The Gaslight Anthem, The Kooks, The Menzingers, The Offspring, The Subways, The Wombats, ZSK u.v.a.

The Das

Alinæ Lumr

CHIEMSEE SUMMER Fünf Tage, fünf Bühnen und über hundert Bands. Seit der Zusammenlegung der Festivals Chiemsee Reggae Summer und Chiemsee Rocks zum Chiemsee Summer im letzten Jahr ist es noch bunter geworden. Das dürfte auch in diesen Sommer wieder mehr als 30.000 Feierwütige anziehen.

Ach ja, wer träumt denn nicht von einem Urlaub in Übersee? Wenn man es nicht allzu eng sieht, lässt sich das leichter als gedacht verwirklichen. Vom 19. bis zum 23. August findet nun schon zum elften Mal das Chiemsee Summer südlich eben dieses Sees in der bayrischen Gemeinde Übersee statt. Vor einem Jahr wurde das bisher für Reggae und HipHop bekannte Festival generalüberholt und mit dem kurz zuvor stattfindenden Festival Chiemsee Rocks zusammengelegt. So dürfen

sich auch 2015 wieder Acts auf den fünf Bühnen präsentieren, die sonst eher nicht für jamaikanische Offbeat-Musik bekannt sind. Das ist allerdings kein Manko, wenn man sich das illustre Line-up genauer ansieht. Farin Urlaub und K.I.Z sind dabei und auf der Harry Klein Bühne gibt's allerhand Elektronisches. Für jeden, der dem Gourmet-Musikangebot auch einen Luxus-Lagerplatz beifügen möchte, bietet das Chiemsee Summer neben den normalen Campingplätzen auch Komfortzonen und sogar Vier-Sterne-Hotel-Pakete. Also alles ein bisschen so wie in Übersee. Jener sehnsuchtsvolle Ort, von dem wir doch insgeheim alle ein bisschen träumen. — 19.–23.08. Übersee — Against Me!, Deichkind, Donots, Farin Urlaub Racing Team, Jan Delay & Disko No.1, K.I.Z., Kraftklub, Nneka, The Gaslight Anthem, u. v. a.

Es gibt viele neue Festivals in diesem Sommer. Der Preis für den größten Charme geht aber ganz bestimmt an das Alínæ Lumr aus Brandenburg. Man bekommt Sehnsucht nach einem Ausflug aufs Land, nach Omas selbstgekochter Marmelade, wenn man die Ankündigungsvideos des Alínæ Lumr anschaut. Nicht zuletzt, weil Oma herself die ersten Bandnamen vorlesen durfte. Das Festival findet im brandenburgischen Storkow statt. Die Acts werden dort unter anderem auf der Burg und dem Marktplatz spielen. — 21.–23.08. Storkow — Ásgeir, Hundreds, Owen Pallett, SDNMT, Sea+Air u. v. a.

Puch Dank des Puch Open Airs bei München kommen die Schweine von Biobauer Lueg in den Genuss feinster Indie-Musik. Die Festivalbesucher natürlich auch. Seit 1989 ist die Wiese von Biobauer Lueg nicht nur Heimat zahlreicher Schweine, sondern auch die des Puch Open Airs. Die Schweine müssen natürlich weichen, bevor die Festivalbesucherinnen und -besucher mit ihren Picknickdecken anrücken. Keine Sorge, die armen Tiere werden (zumindest vorerst) nicht geschlachtet, sie ziehen nur für ein paar Tage in den nahegelegenen Stall um. Dort kann man sie in diesem Jahr dann im Takt der Musik von Die Goldenen Zitronen, Trümmer und vielen anderen grunzen hören. Denn der ein oder andere Ton weht bestimmt auch zum Schweinestall rüber. — 18.07. Jetzendorf — Die Goldenen Zitronen, Monostars, Pollyester, Schlachthofbronx, Trümmer u. v. a.

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#Live #Festival

Joy Wellboy

Rubys Festival »Ruby, Ruby, Ruby, Ruby ...«, so sangen schon die Kaiser Chiefs. Das war zwar nicht direkt dem gleichnamigen Festival in Potsdam gewidmet, verdient hätte es das aber. Den Höhepunkt des Kulturjahres im Waschhaus Potsdam stellt sicherlich das Rubys Festival dar. Zum sechsten Mal sind Bands aus Indie, Rock, Soul und Pop geladen. Die spielen auf zwei Bühnen – eine drinnen, eine draußen. Damit ist für jede Wetterlage vorgesorgt. Und nach den Konzerten wird mit dem Rubys Tuesday DJ Team gefeiert.

MELT!

— 08.08. Potsdam — Charity Children, Dagobert, Joy Wellboy, Malky, Teesy, Vierkanttretlager u. v. a.

Fuchsbau

Auf dem Melt! Festival zerfließen Jahr für Jahr Generationen und Stile, was einerseits an dem oft tropischen Wetter liegt, andererseits, an einem Line-up, das sich stilvoll über Genre- und Altersgrenzen hinweg setzt.

sind als jeder Hype. Für Kurzentschlossene gibt es dieses Jahr erstmals auch Tagestickets zu kaufen, zum Beispiel für die Pre-Party am Donnerstag, für die jüngst Santigold bestätigt wurde. Aber die wahre Stimmung erfährt Und dabei hat es das schnuckelige natürlich nur, wer das gesamte Wochenende Genrebreaker-Festival auf der Halbinsel in Gräfenhainichen verbringt. Ferropolis ja noch nicht mal nötig, ausschließ— 17.–19.07. Gräfenhainichen — Alt-J, AnnenMayKantereit, lich mit seinen Acts punkten zu müssen. Wir Bilderbuch, Die Nerven, Django Django, Element Of erinnern uns: Das Gelände wird von einem Crime, Ellen Allien, Erlend Øye & The Rainbows, Giorgio Moroder, Howling, Hudson Mohawke, Jamie T, Jamie xx, wunderschönen, badefähigen See eingefasst, Jon Hopkins, Kwabs, Kylie Minogue, London Grammar, und die alten Braunkohlebagger zwischen Malky, Modeselektor, Mogwai, Nils Frahm, Pollyester, den Bühnen sorgen für eine Atmosphäre, Pool, Ride, Romano, Santigold, Sven Väth, Tocotronic, Von Spar, Wanda, Years & Years u. v. a. die dank »Mad Max« aktueller ist denn je. Genügend Pfründe also, mit denen die Veranstalter wuchern können und die stärker

Wer beim Wort »Festival« nur an Musik denkt, dem fehlt schlichtweg eine Portion Fantasie. Damit haben die Macher des Fuchsbau Festivals kein Problem. Sie kombinieren Musik mit Performances, Street Art, Literatur und Diskussionsrunden. Größenwahnsinnig sind die FuchsbauMacher nicht. Schließlich ist das Festival mit rund 3.000 Besuchern recht überschaubar. Nichtsdestotrotz lautet das Motto in diesem Jahr »Größenwahn«. Unter diesem Stichwort kommen Themen wie Globalisierung, Internet-Datenkrallen und größenwahnsinnige Künstler auf den Tisch. Das gemeinnützige Festival funktioniert mithilfe eines Kollektivs aus Künstlerinnen, Studenten – und auch euch? Wer will, darf sich dem Team gerne anschließen und mitgestalten — 14.–16.08. Lehrte — Line-up t.b.a.

Flow

Festival Bažant Pohoda

Skandinavien ahoi! Wer die nationale Festival-Szene schon komplett durch hat, sollte sich mal in Richtung Finnland orientieren.

Ein guter Gastgeber möchte es sein, das Festival Bažant Pohoda in der Slowakei. Mit dem Programm, das es seinen Gästen bietet, scheint das auch ganz gut zu klappen.

Natürlich ist Skandinavien teuer – etwa, was die Bierpreise angeht. Dafür können die nordeuropäischen Länder aber mit ganz anderen Qualitäten glänzen. Dort gibt es eine ganze Reihe herausragender Festivals, und das Flow gehört definitiv dazu. Wegen seines so namhaften wie geschmackvoll zusammengesetzten Line-ups, wegen seines Sinnes für Kunst und Geländegestaltung vor der Kulisse eines stillgelegten Kraftwerks, und nicht zuletzt wegen der Möglichkeit, als Alternative zum Festival-Trubel zwischendurch mal entspannt durch Helsinki zu streifen. Was Primavera und Sónar im Süden sind, ist das Flow im Norden: Eines der am besten kuratierten urbanen Festivals Europas — 14.–16.08. FIN-Helsinki — Alt-J, Beck, Belle & Sebastian, Elliphant, Florence + The Machine, Flying Lotus, Future Islands, ILoveMakonnen, Kakkmaddafakka, Major Lazer, Pet Shop Boys, Run The Jewels, Róisín Murphy, The War On Drugs, Tyler, The Creator, Years & Years u. v. a.

Sommerblumen werden die Wege der Festivalbesucher beim slowakischen Pohoda Festival säumen. Die wurden neulich noch extra angepflanzt, damit es pünktlich zum Festivalstart auf dem Gelände des Flughafen Trenčín hübsch blüht. Auch sonst scheuen die Veranstalter keine Mühen und setzen jede noch so wunderbare Idee um: In der Rollerdisco darf auf Rollschuhen getanzt werden und bei der Silent Disco bestimmen Tänzerinnen und Tänzer selbst,

Björk

wie laut der Bass auf ihren Kopfhörern wummst. Und während Mama und Papa tanzen gehen oder Konzerte gucken, werden die kleinen Festivalfans im KidsPark mit Zirkusworkshops und Kinderoper bestens unterhalten und professionell betreut. — 09.–11.07. SK-Trencin — Björk, Die Antwoord, Einstürzende Neubauten, FFS, Kate Tempest u. v. a.


#Live #Festival

OFF Mitten im polnischen Kohlegebiet gibt es eine musikalische Goldgrube: das Off Festival. Mehr Gourmet-Programm ginge höchstens beim Primavera. Hier stößt Polen in die erste Liga vor.

Ruhrtriennale Ein Vierteljahrhundert wird das Berliner Indie-Label City Slang in diesem Jahr alt. Seinen Geburtstag feiert es im Rahmen der Ritournelle, dem Eröffnungswochenende der diesjährigen Ruhrtriennale.

Kokereien, Gebläsehallen, Kraftzentralen – die Ruhrtriennale verwandelt traditionell industriell geprägte Orte im gesamten Ruhrgebiet gut sechs Wochen lang in Kulturzentren. Das Festival präsentiert in dieser Zeit eine große Bandbreite aus aktueller Musik, Theater, Schauspiel, Tanz und Kunst. Den Startschuss gibt dabei die Ritournelle: Am 15. August feiert das Berliner Label City Slang in der Jahrhunderthalle Bochum mit einer Reihe seiner Künstler den 25. Geburtstag. Neben Acts wie The Notwist und Caribou feiert das Projekt HeCTA hier Premiere. Hinter ihm verbirgt sich ein stilistisch deutlich abweichendes Seitenprojekt von Lambchop-Mitgliedern. Auch neben der Ritournelle bietet die Ruhrtriennale eine Reihe Höhepunkte aus der Welt des Pop: So gibt Owen Pallett gemeinsam mit dem Instrumental-Kollektiv Stargaze zwei Konzerte in Essen, Mouse On Mars und Ex-Battles-Musiker Tyondai Braxton beteiligen sich derweil an einem Abend über den USKomponisten Terry Riley. — 14.08.–26.09. Ruhrgebiet — Barnt, Caribou, Goethebunker DJs, Karlheinz Stockhausen, Roman Flügel, Rødhåd, The Notwist u. v. a.

Caribou

Dominik Eulberg

Es sind nur wenige Stunden mit dem Zug von Berlin bis Katowice, wo das Off Festival in diesem Jahr zum zehnten Mal stattfindet. Unfassbar, wer hier schon gespielt hat: Swans, Forrest Swords, My Bloody Valentine, Godspeed You! Black Emperor, Fuck Buttons – die Liste ist lang und erlesen. Das Off ist ein lupenreines Liebhaber-Festival, kein Trend-Festival und keins, das auf große Menschenmassen setzt. Vielmehr geht es um Musik, die in großem Rahmen von Radio oder Live-Veranstaltungen keine Chance hätte, zu sperrig wäre. Es geht um Impulsgeber, egal ob polnisch oder international. Und vermehrt kommen auch die großen internationalen Legenden – Patti Smith in diesem Jahr oder das Sun Ra Arkestra. Selbst für ein Drone-Doom-Brausen wie es Sunn o))) bieten findet sich hier ein Platz. Und natürlich für jede Menge leckeres polnisches Bier.

Utopia Island Eco-Elektroniker Dominik Eulberg schwärmt von glasklaren Fluten und tollen Erlebnissen. »Das Utopia Island ist ein idyllisch gelegenes Festival mit exquisitem Line-up am pittoresken Ausgleichsweiher ›Aquapark‹ bei Moosburg an der Isar. Das bunte Treiben hat eine optimale Größe, kein Massen-Gestresse, sondern auch Platz zum Entspannen und Planschen im Weiher. Willige Raver können hier zelten und wertvolle Grenzerfahrungen für ihr Leben sammeln.« — 13.–15.08. Moosburg — Abby, Bilderbuch, Kwabs, Zoot Woman u. v. a.

Mini-Rock Das Mini-Rock-Festival feiert zehnjährigen Geburtstag, passend dazu gibt’s Partyspiele. Das Mini-Rock-Festival ist auch im zehnten Jahr seines Bestehens von einem ausgeprägten Spieltrieb geprägt. Die Veranstalter bitten das Publikum nämlich unter anderem zu Turnieren in Flunkyball und Dodgeball (wir haben das damals noch Völkerball genannt, aber naja, die Jugend …). Am Vorabend kann man sich mit Live-Karaoke bei der Warm-up-Party schon mal auf das vorwiegend deutsche Line-up einstimmen.

— 07.–09.08. PL-Katowice — ILoveMakonnen, Iceage, Ought, Patti Smith, Ride, Run The Jewels, Son Lux, Sun Kil Moon, Sunn O))), Susanne Sundfør, The Dillinger Escape Plan, The Julie Ruin, Xiu Xiu u. v. a.

— 31.07.–01.08. Horb am Neckar — Adam Angst, Chakuza, Fatoni, Genetikk, Heisskalt, Hot Chick Banged, Itchy Poopzkid, Kvelertak, Royal Republic, Schlaraffenlandung, Schmutzki, Teesy, Trailerpark, Visdom, We Butter The Bread With Butter u. v. a.

The Julie Ruin

Jenseits von Millionen DJ MT Dancefloor (Saalschutz) verrät in unserem Festivalguide Magazin einen Geheimtipp mit Charity-Charme.

»Unsere erste Begegnung mit dem Festival hatten wir im Internet. Immer wieder kursierten auf Facebook Flyer mit diversen Audiolith-Bands drauf, und es kam uns einiges Positives zu Ohren. Letztes Jahr waren schließlich wir an der Reihe. Meines Wissens ist das Jenseits von Millionen regelmäßig ausverkauft und hat trotzdem den Charakter eines Geheimtipps. Zwei Euro von jedem Ticket und der am Ende ausgewiesene Gewinn werden der Kinderhilfsorganisation ›Raise a Smile‹ gespendet, die im Osten Sambias

– einem Land ohne Schulpflicht und einer hohen Analphabetismusrate – ein mobiles Schulprojekt unterhält. Wir wurden herzlich in Empfang genommen, das Essen war gut und das Bier kalt. Das Allertollste aber war die Location: im Innenhof einer Burg, rund 100 km von Berlin gelegen. Der Platz fasst rund 800 Leute, und es herrschte eine familiäre, freundliche Atmosphäre. Der Sound war fantastisch, und das Konzert wurde zu einer ausgelassenen Party. Definitiv ein Festival, für das man sich Karten sichern sollte.« — 07.–08.08. Friedland — 1000 Gram, Die Sonne, Isolation Berlin, Trümmer, White Wine, Woods Of Birnam u. v. a.

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#Live #Festival

Appletree Garden Radio-Ikone Klaus Fiehe war bereits mehrfach als DJ auf dem Appletree Garden zu Gast und berichtet uns von den Vorzügen des familiären Open Airs.

Dour Bei vielen dürfte es nicht sofort klingeln, wenn der Name »Dour Festival« fällt. Dabei hat das Festival mit seinen über 180.000 Besuchern bereits eine erstaunliche Historie.

Ein Festival einfach nach dem Ortsnamen plus Anhang »Festival« zu betiteln, ist nicht wirklich kreativ. Kreativ ist allerdings das, was in Dour jedes Jahr auf die Beine gestellt wird. Musikalisch dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Das Festival läuft diesmal einen Tag länger als sonst: Da das nur etwa fünf Kilometer entfernte Mons die diesjährige europäische Kulturhauptstadt ist, wird dort die Hauptbühne bereits am Mittwoch eröffnet. Aber Veränderung ist ja ein Teil der Geschichte des »Dour«. Apropos Geschichte: Carlo Di Antonio rief das Festival 1989 ins Leben. Heute ist er Bürgermeister der Stadt Dour und Agrarminister der Region Wallonien. In dieser Position unterstützt er die Veranstaltung bis heute. Da sage noch einer, man könne mit einem Festival nichts bewegen. — 15.–19.07. B-Dour — Âme, Anti-Flag, BRNS, CocoRosie, Dixon, Eagulls, Fear Factory, Fritz Kalkbrenner, Hatebreed, James Holden, Jon Hopkins, Jungle, Klangkarussell, Kvelertak, Lauryn Hill, Mark Ronson, Modeselektor, Mø, Nils Frahm, Palma Violets, Recondite, SBTRKT, Santigold, Simian Mobile Disco, Siriusmodeselektor, Snoop Dogg, Sunn O))), Sólstafir, The Drums, The Wombats, Timber Timbre, Tony Allen Review feat. Damon Albarn & Oxmo Puccino, Young Fathers u. v. a.

»Die rund zehnköpfige Veranstalter-Crew des Appletree Garden hat sich womöglich insbesondere dies bewahrt: Arglosigkeit. Die schwingt bei der Verpflichtung von bisweilen weithin unbekannten Bands aus Luxemburg, Dänemark oder Estland ganz sicher mit. Das Trio Say Yes Dog etwa hat zum Zeitpunkt seiner ersten Festival-Performance 2013 noch nicht einen Song veröffentlicht. Die bezaubernden Ωracles lassen sich von der Atmosphäre mitreißen und verheddern sich prompt in drei Songs, die sie nie zuvor gespielt haben. Ohne jede Anzüglichkeit befindet ein Ordner, Jahr für Jahr seien ungewöhnlich viele junge Mädchen und Frauen anwesend. Woran liegt das? Einige der Betreffenden erklären das mit dem Namen des Festivals. Apfel also, diese geschichtsträchtige Frucht. Hier läuft ein im besten Sinne europäisches Festival mit deutlich biblischen Bezügen.« — 23.–25.07. Diepholz — AnnenMayKantereit, Erlend Øye & The Rainbows, Jack Garratt, Oscar & The Wolf, Reptile Youth, SOAK, Sizarr, Tanzklub Ost, Wanda u. v. a.

Klaus Fiehe

Kele Okereke

Obstwiesen Zwei Tage Umsonst-und-Draußen-Festival plus Filmnacht? Klingt nach einem guten Deal. Zwei Tage Festival, und das völlig umsonst, nur für Parken und Campen muss man ein paar Euro berappen. Geht nicht? Geht doch. Beim Obstwiesenfestival in Dornstadt, in der Nähe von Ulm. Am Donnerstag gibt’s eine Filmnacht für die Frühankommer, Freitag und Samstag dann Musik. Die kommt diesmal unter anderem von Marcus Wiebusch und den österreichischen Senkrechtstartern Wanda. — 20.–22.08. Dornstadt — Jacco Gardner, Marcus Wiebusch, Trümmer, Wanda u. v. a.

Müssen alle mit Ein freundlicher Geist hinterlässt gute Erinnerungen bei Turbostaat-Gitarrist Marten Ebsen, wie er in unserem Festivalguide Magazin schreibt. »Das MAMF ist ein unaufgeregtes und freundliches Festival im Stadtpark gegenüber des Stader Bahnhofs. Aus dem Norden kann man romantisch mit der Elbfähre anreisen und aus Hamburg gleich mit dem Fahrrad kommen. Dementsprechend habe das ganze Festival erst als gelassen und entspannt und später als ausgelassen und trotzdem entspannt erlebt. Ich werde dieses Jahr schon wegen Käptn Peng und die Tentakel von Delphi nach Stade reisen. Der passt perfekt zum MAMF: Interessant, auf dem Teppich und etwas zu sagen. Also alle auf und mir nach – ohne MAMF keinen Kampf.« — 11.07. Stade — Antilopen Gang, Egotronic, Nada Surf u. v. a.

c/o Pop Es hat ein paar Jahre gedauert, bis die c/o pop ihre Identität als Popkomm-Nachfolger gefunden hat. Jetzt spielt sie aber alle Stärken ihrer Heimatstadt Köln aus.

Santigold

Musik, gibt es rund um die Festivalzentrale am Bahnhof West reichlich. Und das kommt so gut an, dass die ersten Abende bereits ausverkauft sind. Wer noch die volle Auswahl haben will, Das Erbe der Popkomm vor dem Hin- sollte schnell das Programm checken! tergrund einer kriselnden Musikindustrie — 19.–23.08. Köln — AnnenMayKantereit, Feine Sahne anzutreten, erwies sich für die c/o pop bei Fischfilet, Ratatat, Roosevelt, Schlammpeitziger, Von ihrem Start vor gut zehn Jahren logischerweise Spar, Woman u. v. a. als Mammutaufgabe. Mittlerweile hat das Kölner Festival aber einen Weg gefunden, die verschiedenen Interessen von Stadt, Publikum, Künstlern und Business zusammenzubringen: Erstmals an sechs Tagen präsentiert sie ein geschmackssicher gerührtes Potpourri aus Events in herausragenden Spielstätten wie beispielsweise den Sälen des WDR Funkhauses. Auf vielen Partys und Umsonst-Konzerten werden junge Künstler auftreten und so das regionale musikalische Talent protegiert. William Fitzsimmons Von beidem, tollen Orten und spannender


#Live #Festival

Rocco Del Schlacko

Splash Jay-Zs Cousin, Securities und neun Plomben Gras – Rapper Haftbefehl erlebte beim Splash! ein super Baba-Wochenende.

»Das erste Mal auf dem Splash! war ich 2008. Mit 50 Euro Barem und neun Plomben Gras in der Tasche. Hingefahren bin ich mit Vega aus Frankfurt, der seinen ersten Auftritt im kleinen Zelt hatte. Ich hatte mich nicht angemeldet, und somit gab es kein Artist-Bändchen für mich. Ich bin also zum Künstler-Check-in gegangen und habe die Typen dort auf Englisch vollgelabert: ich wäre DJ Whoo Kid von G-Unit und bräuchte mein Bändchen. Einer meinte dann, ›den kenne ich aus dem Fernsehen‹, und so konnte ich das ganze Wochenende im Backstage abhängen. An dem Samstag ist auch Jay-Z aufgetreten, und vor der Bühne war ein kleiner, exklusiver Bereich für seine Jungs. Ich habe den Securities vom Splash! erzählt, dass ich Jay-Z’s Cousin bin. War alles easy, bis die 400-kg-Ochsen von Jay-Z kamen, um mich zu überprüfen. Da habe ich dann die Flucht ergriffen, haha. Für meinen Auftritt dieses Jahr werde ich mir einiges einfallen lassen. Wird auf jeden Fall ein böses Ding, bestimmt ein Baba-Wochenende.« — 10.–12.07. Gräfenhainichen — A$AP Rocky, Audio88 & Yassin, Chefket, Die Orsons, eRRdeKa, Genetikk, Gold Roger & Veedel Kaztro, Haftbefehl, ILoveMakonnen, Inglebirds, Joey Bada$$, Kool Savas, Marsimoto, Megaloh, Mädness & Döll, Nicki Minaj, Prinz Porno u. v. a.

Beatsteaks

Dein Sommer beginnt am 6. August! So will es jedenfalls das Rocco del Schlacko. Dass es auch tatsächlich so kommt, soll einmal mehr ein brandheißes Line-up gewährleisten.

Wer von Püttlingen, Ponyhof oder Sauwasen noch nichts gehört und in seinem Leben noch keine Rocco-Coins über den Tresen geschoben

hat, dem ist wohl auch eine spannende Facette der deutschen Festivallandschaft durch die Lappen gegangen: Das Rocco del Schlacko erwachte 1999 am Fuße des Schlackenbergs zum Leben und lockt seither alljährlich bis zu 30.000 Festivalcamper ins Saarland. Dieses Jahr beschallen unter anderem The Offspring und Against Me! das sonst so ruhige Bundesland. Mit den Beatsteaks und dem Farin Urlaub Racing Team wie auch Heisskalt und Kraftklub gibt’s außerdem die Unumgänglichen der hiesigen Rockacts auf die Ohren. Marteria, Prinz Pi und K.I.Z bilden die rappenden Gegenpole. Alles ausgewogen serviert in drei dicken Tageshappen mit kühlem Karlsberg zum Runterspülen. — 06.–08.08. Püttlingen — Against Me!, AnnenMayKantereit, Beatsteaks, Donots, Farin Urlaub Racing Team, Funeral For A Friend, H-Blockx, Heisskalt, K.I.Z., Kraftklub, Marteria, The Offspring u. v. a.

Taubertal Kraftklub-Sänger Felix Brummer wird beim Gedanken ans Taubertal richtig romantisch:

»Wir waren 2012 zum ersten Mal beim Taubertal. Kurz davor kam unsere erste Platte raus, die ziemlich durch die Decke ging. Das konnte aber zu dem Zeitpunkt als sie uns gebucht hatten, keiner wissen. Und so hatten wir halt unseren Slot auf der kleinen Bühne. Es wurde sehr, sehr voll. Die Securitys haben keinen mehr zur Bühne gelassen. Das war ganz schön verrückt. Nach dem Konzert waren wir euphorisiert und haben uns ziemlich volllaufen lassen. Dann haben wir uns auf die Suche nach der Aftershow-Party gemacht. Nach gefühlten zwei Stunden Fußmarsch erreichten wir die Party. Ein Rave auf einer Lichtung mitten im Wald, in einem Steinbruch. Wir tanzten zu Techno zwischen Bäumen und unterm Sternenhimmel. Es war wunderschön. Dieses Jahr spielen wir wieder beim Taubertal. Auf jeden Fall gehen wir danach wieder auf die Party im Wald. Im Steinbruch, unterm Sternenhimmel.« — 06.–09.08. Rothenburg ob der Tauber — Against Me!, Antilopen Gang, Beatsteaks, Farin Urlaub Racing Team, Heisskalt, Kraftklub, Madsen, Marteria, Olli Schulz, Sondaschule, The Offspring u. v. a.

Megaloh

Spack! Megaloh pflegt gute Erinnerungen an das Spack! Festival in Wirges – nicht zuletzt, weil er dort viele gute Freunde getroffen hat, wie er uns verriet: »Ich habe 2014 mit meinem DJ Ghanaian Stallion zum ersten Mal beim Spack Festival in Wirges gespielt. Wir hatten einen schönen Auftritts-Slot am Freitagabend vor Genetikk und Alligatoah und haben vorher noch im Backstage-Bereich unsere Freunde Teesy und Okan Frei getroffen. Die Atmosphäre war großartig und das Publikum sehr dankbar. Das herrliche Sommerwetter und ein sympathisches Line-up mit vielen befreundeten Künstlern machten dieses Wochenende für uns zu einem ausschließlich angenehmen Erlebnis im letzten Festivalsommer.« — 21.–22.08. Wirges — Audio 88 & Yassin, Die Orsons, Jennifer Rostock, Kollegah, Kontra K, Mia., Schwesta Ewa u. v. a.

Folk im Park Entspannte Musik, friedliches Publikum und Open-Air-Kino in Nürnberg. Das Folk im Park hat sehr entspannte Fans – vor der Bühne braucht es nicht einmal Absperrungen oder Security. Kein Wunder, laden Acts wie Black Yaya oder The Bronze Medal doch eher zum andächtigen Zuhören denn zu exzessivem Pogotanz ein. Ebenso gechillt endet auch der Abend: Im Open-AirKino wird zum Abschluss der Feel-Good-Film »Good Vibrations« über Terry Hooley gezeigt, der den Punk nach Nordirland brachte.

Haftbefehl

Kraftklub

— 26.07. Nürnberg — Black Yaya, Cristobal And The Sea, Kimberly Anne u. v. a.

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#Live #Festival

Juicy Beats Das Juicy Beats feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag! Dafür wurde das Festival um einen Tag verlängert, außerdem gibt’s jetzt zum ersten Mal auch einen Campingplatz. Frans Zimmer (Alle Farben) erinnert sich mit Wonne an elektronisches Konfetti im zauberhaften Westfalenpark. »Dass das Line-up beim Juicy Beats so vielfältig ist, macht für mich den besonderen Reiz aus. Hier findet man gleichermaßen Live-Acts, DJs und Bands. Ganz besonders die kleinen Bühnen bieten tolle Überraschungen. Wie die Kitball Stage von Tube & Berger im letzten Jahr. Als ich auf dem Juicy Beats gespielt habe, war das ein perfekter Tag für mich. Es war warm, nicht zu heiß, der Platz vor meiner Bühne gut gefüllt. Bei untergehender Sonne den Blick auf die Mitte des Parks voller Leute zu haben: Das ist genial. Und ganz besonders die kleinen Bühnen bieten tolle Überraschungen. Das kann ich auch nur empfehlen: Einfach mal schlendern und sich treiben lassen, das Gelände genießen und sich von der Musik überraschen lassen, statt nur nach dem Headliner-Programm zu tanzen. Das kann man hier wirklich gut, denn das Parkgelände ist wirklich zauberhaft. Ich bin in diesem Jahr sehr gespannt, was sich die Veranstalter für meinen Auftritt – außer einer größeren Bühne – einfallen lassen: Im letzten Jahr haben sie mich nämlich während der Show mit einer Konfetti-Kanone überrascht.« — 24.–25.07. Dortmund — 257ers, Acollective, Akua Naru, Alle Farben, Alo Wala, Chakuza, Coely, Command Strange, Dear Reader, Eivør, Erlend Øye & The Rainbows, Fettes Brot, Fritz Kalkbrenner, Kid Simius, Klaus Fiehe, Konstantin Sibold, LaBrassBanda, Larse, Manuel Tur, Mighty Oaks, Olson, Paskal & Urban Absolutes, Rhonda, SDP, Schlakks, Symbiz, The Day, Trailerpark, Weekend u. v. a.

NATURE ONE Die Raketenbasis in Pydna (Hunsrück) ist ­Heimat der Nature One. Klaudia G ­ awlas erlebt bei diesem Super-Rave M ­ ehr­fach-Gänse­haut-Mo­mente und schwärmt davon in unserem neuen Festivalguide Magazin.

»Die allererste Nature One erlebte ich 2005 als Besucherin. An den Muskelkater vom Tanzen kann ich mich heute noch erinnern. Erst vier Jahre später ergab sich die Chance, selbst dort zu spielen. In diesem Jahr ist es das sechste Mal in Folge, dass ich dabei sein kann, und ich hoffe, da kommen noch einige hinzu. Das irre Gefühl, morgens aufzuwachen und zu wissen, es geht weit ab der Großstädte in den Hunsrück zur Nature One, verpasst mir die erste Gänsehaut am Tag. Die zweite

bekomme ich auf der Autobahn, sobald ich die ganzen Raver mit ihren Fahnen und Scheibenaufklebern aus aller Herren Länder treffe. Man winkt sich zu und feiert durch die Fenster schon mal vor. In unmittelbarer Nähe des Geländes hört man den ganzen Zeltplatz wummern. Wow! Dauergänsehaut-Moment mit 65.000 aufgeschlossenen und fröhlichen Ravern. Nature One ist für mich einfach unschlagbar. Ein super Festival, mit wahnsinniger Licht- und Tontechnik! Ihr müsst es einfach erleben!« — 31.07.–02.08. Kastellaun — Adam Beyer, Aka Aka feat. Thalstroem, Alan Fitzpatrick, Chris Liebing, Claptone, Danny Avila, Dominik Eulberg, Dr. Motte, Dúné, Felix Kröcher, Klaudia Gawlas, Moguai, Moonbootica, Ostblockschlampen, Rebekah, Robin Schulz u. v. a.

Haldern Pop Sie haben es wieder getan! Wieder waren sämtliche Tickets verkauft, bevor nur eine Band angekündigt wurde. Das Haldern Pop bleibt ein Lehrstück in Sachen regionale Verwurzelung, nachhaltige Einstellung und gutes Gespür für Musik.

Alle Farben

Wenn es wollte, könnte das Haldern Pop längst wesentlich größer sein. Daran hat es aber gar kein Interesse. Auch nicht am großen Scheck von der internationalen Brauerei oder daran, alles zu branden, was lange genug stillhält. Beim Haldern Pop liebt man das Understatement, pflegt einen Stolz auf die eigene Provinzialität, die überall in Erscheinung tritt, außer im Musikprogramm. Bei der Musik sind sie einfach findige Trüffelschweine, das wissen die Indie-, Folkund Rock-Fans schon seit über 30 Jahren. Deshalb prügeln sich alle jedes Mal aufs Neue um die Tickets, es ist einfach seit sehr langer Zeit niemand enttäuscht worden. Und da hier konsequent regional gedacht wird, zieht nicht

Laura Marling

nur das Dorf Haldern, sondern die ganze Region mit. Beim Haldern Pop geht es nicht um die Spekulation mit millionenschweren Headlinern, hier geht es um eine ehrliche Erfolgsgeschichte, die man sofort versteht, wenn, ja wenn man erst mal eines dieser Tickets erwischt und hinfahren kann. — 13.–15.08. Rees-Haldern — AnnenMayKantereit, Bernd Begemann & Die Befreiung, Kate Tempest, Laura Marling, Marcus Wiebusch, Nils Frahm, Olli Schulz, SOAK, The Bronze Medal, The Slow Show u. v. a.


#Live #Festival

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JUL JUL I I 15 15

LIVE

Julie Doiron Celestial Shore SA 04 Secret Surprise SO 05 Collection, Frank Fairfield MI 08 Nihiling SA 11 Carrousel SO 12 Messer DO 16 Monsieur Periné SO 19 Paper Planes SA 25 The Bronze Medal SO 26 Half Way Station DO 30 Tall Tall Trees OPEN AIR KINO DO 02 Mein Herz tanzt (OmU) FR 03 Inherent Vice (OmU) SA 04 Der wundersame Katzenfisch (OmU) FR 10 Die süße Gier SA 11 Die Mafia mordet nur im Sommer (OmU) FR 17 Birdman (Die unverhoffte Macht MI 01 DO 02

der Ahnungslosigkeit) (OmU) SA 18 FR 24 SA 25 FR 31

Mr. Turner – Meister des Lichts (OmU) Die Maisinsel Gone Girl (OmU) Foxcatcher (OmU)

HAFEN 2 Nordring 129, D 63067 Offenbach

www.hafen2.net

SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN

05.07. SO

JOHN GARCIA / WHITE MILES

10.07. FR

TESS PARKS & ANTON NEWCOMBE

14.07. DI

BLUES PILLS / WEDGE

23.07. DO

RADIO MOSCOW / SUN AND THE WOLF

15.08. SA

TIGERS JAW / FOXING

24.08. MO

CHUCK RAGAN & THE CAMARADERIE

24.08. MO

JOAN OF ARC

25.08. DI

INTERPOL / ABAY

28.- FR 30.08. SO

FOLKLORE NULLFÜNFZEHN FEAT. PRINZ PI / ELEMENT OF CRIME / SIRIUSMODESELEKTOR LIVE / FÜNF STERNE DELUXE / ANNENMAYKANTEREIT / ANTILOPEN GANG

13.09. SO

RYLEY WALKER (MIT BAND)

21.09. MO

DAN MANGAN - SPECIAL SOLO SHOW (WALHALLA SPIEGELSAAL)

22.09. DI

KESTON COBBLERS‘ CLUB

06.10. DI

BOYSETSFIRE / SILVERSTEIN

01.10. DO

TON STEINE SCHERBEN

14.10. MI

ZUGEZOGEN MASKULIN

17.10. SA

MIA.

20.10. DI

THE CAT EMPIRE

30.10. FR

SOPHIE HUNGER

03.11. DI

FATHER JOHN MISTY

12.11. DO

TOCOTRONIC

29.11. SO

GREGOR MEYLE

Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter

schlachthof-wiesbaden.de


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U 14.06. BrotfaBrik 20:00 moriarTy 16.06. mousonturm 21:00 rocko schamoni & miragE

05.–23.08.2015 K ampnagel Hamburg

bianca casady & THe c.i.a. Omar sOuleyman nils Fr aHm sOcalled inga cOpeland sunn O))) emiK a esben and THe WiTcH caKes da Killa Ful & THe KniFe dOrian WOOd / lùisa HOlly HerndOn Jan pleWK a & leO scHmidTHals OrcHesTerK ar aOKe u.V.m.

10. INTERNATIONALER MUSIKSOMMER

K ampnagel.de

29.06. Zoom 21:00 iLovEmakonnEn 28.07. Palmengarten 19:00 vincEnT mcmorrow 07.07. Zoom 21:00 Travis scoTT 04.08. Palmengarten 19:00 TigEr LiLLiEs 09.08. Zoom 21:00 waxahaTchEE 11.08. Palmengarten 19:00 hauschka 14.08. Zoom 20:00 Low roar 18.08. Palmengarten 19:00 nnEka 25.08. Palmengarten 19:00 owEn PaLLETT 22.09. BatschkaPP 20:00 gEnETikk 27.09. caPitol 19:00 LionT 05.10. BrotfaBrik 20:00 soPhiE ZELmani 08.10. BrotfaBrik 20:00 hELgE TimmErbErg 08.10. Zoom 21:00 young faThErs

17.10. mousonturm 21:00 sTudio braun 21.10. BatschkaPP 20:00 iriE révoLTés

02.08. SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR 09.08. WILLIAM FITZSIMMONS 15.08. 3. INTERNATIONALES SINTI-MUSIKFESTIVAL 17.08. LOW ROAR (ORT: FFT) 17.08. PANTEÓN ROCOCÓ 27.08. MARK LANEGAN BAND

INFOS & TICKETS: ZAKK.DE

Mo. 06.07.2015 | Live Music Hall, Köln

ALABAMA SHAKES

A

08.01. mousonturm 20:00 hEnry roLLins 25.04. giBson 20:00 scoTT bradLEE’s PosTmodErn JukEbox

Di. 15.09.2015 | Gebäude 9, Köln

Mi. 08.07.2015 | Luxor, Köln

UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA special guest: Jaakko Eino Kalevi

Sa. 18.07.2015 | Kulturfabrik, Krefeld

Mo. 21.09.2015 | Gloria, Köln

special guest: LTNT

Di. 29.09.2015 | Turbinenhalle 2, Oberhausen

Do. 17.09.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln TESS PARKS & ANTON NEWCOMBE MARC ALMOND

THEES UHLMANN TOUR OF TOURS Sa. 26.09.2015 | Die Werkstatt, Köln Sa. 18.07.2015 | MTC, Köln AGAINST THE THE LONDON CURRENT SOULS So. 27.09.2015 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln Fr. 14.08.2015 | Gloria, Köln ROMANO SEETHER Sa. 15.08.2015 | Gloria, Köln

JUNGLE

GENETIKK

Di. 29.09.2015 | Gebäude 9, Köln

Mi. 19.08.2015 | Essigfabrik, Köln

COHEED AND CAMBRIA performing „IN KEEPING SECRETS OF SILENT EARTH:3“ in its entirety Mi. 19.08.2015 | Luxor, Köln

MINI MANSIONS Do. 20.08.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

PANTEÓN ROCOCÓ

Fr. 21.08.2015 | Luxor, Köln

SOAK.

Do. 08.10.2015 | E-Werk, Köln

WALK OFF THE EARTH So. 11.10.2015 | Kulturkirche, Köln

THEES UHLMANN liest: Sophia, der Tod und ich Mo. 12.10.2015 | Live Music Hall, Köln

GLEN HANSARD Do. 15.10.2015 | FZW, Dortmund Mi. 11.11.2015 | E-Werk, Köln

THE GET UP KIDS TOCOTRONIC So. 23.08.2015 | Gebäude 9, Köln Mo. 19.10.2015 | E-Werk, Köln MANCHESTER THE CAT EMPIRE ORCHESTRA So. 01.11.2015 | E-Werk, Köln special guest: The Dear Hunter MADSEN Do. 27.08.2015 | YUCA, Köln Mo. 09.11.2015 | Live Music Hall, Köln MAMAS GUN CULCHA Mi. 02.09.2015 | Gloria, Köln CANDELA MY MORNING Do. 12.11.2015 | Live Music Hall, Köln JACKET special guest: Dawes FRISKA VILJOR So. 11.10.2015 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen

Di. 13.10.2015 | Westfalenhalle, Dortmund

special guest: REFUSED Mo. 02.11.2015 | Palladium, Köln

+ Support Di. 10.11.2015 | Palladium, Köln

Do. 12.11.2015 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf (Nachholtermin vom 31.01.)

Do. 19.11.2015 | Palladium, Köln

Di. 15.12.2015 | Palladium, Köln Mi. 16.12.2015 | Westfalenhalle 3a, Dortmund

MARSIMOTO

tickets mousonturm: TEL 069.405.895-20 www.mousonTurm.dE infos BrotfaBrik: www.broTfabrik.info

Weitere Veranstaltungen: www.markusgardian.dE

E

SCOTT WEILAND AND THE WILDABOUTS

22.12. mousonturm 20:00 max goLdT 23.12. mousonturm 20:00 max goLdT

T

Sa. 05.09.2015 | Underground, Köln

10.11. stadthalle of 20:00 EdiTors

07.12. BatschkaPP 20:00 raE srEmmurd THE SORE LOSERS TIMBER TIMBRE ROB LYNCH MOLOTOV THE BUILDERS & THE BUTCHERS 29.07. LEE FIELDS & THE EXPRESSIONS 30.07. COLD SPECKS

ROYAL BLOOD special guest: VANT

D

11.10. BrotfaBrik 20:00 manu dELago handmadE

06.12. giBson 20:00 biLdErbuch

04.07. 12.07. 16.07. 25.07. 27.07.

Mi. 01.07.2015 | E-Werk, Köln

P

prime entertainment www.prime-entertainment.de


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#Preview #Demnächst #Katz und Goldt

Demnächst: Intro No. 235 — 24.08.2015

Health, Schnipo Schranke, Vivienne Westwood, Beach House, Reportage: So klingt Finnland, Destroyer, Boy, Dan Auerbach, Michael Fassbender in »Frank«, …




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