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LADENHÜTER 2008 Alle Al A lle le J Jahre ahre ah re w wieder: iie e ed der: de r Alben ehemals oder aktuell hoch gehandelter Acts, die die Erwartungen dann Errw E wa art rtun u ge un en da d nn doch nicht erfüllen. Manchmal die kommerziellen, manchmal die ästhetischen – und gar gar nicht so selten beides zusammen. Eine trotzdem natürlich völlig subjektive Liste von Christian Steinbrink. 01 Alexander Marcus »Electrolore« Ein Coup, den das Web 2.0 möglich machte. Erst wurden die Videos des ehemals erfolglosen Dance-Produzenten hunderttausendfach angeklickt, dann berichtete das Feuilleton in seltener Eintracht über ihr neues »Phänomen«. Das Album konnte eigentlich nur ein Megaseller werden. Ergebnis: Eine Woche in den Albumcharts auf Platz 90. 02 Dirty Pretty Things »Romance At Short Notice« Carl Barat hat nicht den Boulevardrummel betrieben wie sein schnulliger Freund Doherty. Und das wurde seiner Band letztendlich zum Verhängnis. Die Auflösung folgte kurz nach der Veröffentlichung. Verkaufszahlen kann man sich in etwa denken. 03 N*E*R*D »Seeing Sounds« Mit »She Wants To Move« von der letzten Platte »Fly Or Die« war eigentlich die Saat gelegt für eine neue Erfolgsstory in Bling. Doch irgendwas ging schief. Das Album schaffte es gerade mal auf Platz 65, die Singles charteten gar nicht. 04 4 The Dandy Warhols »Earth To The Dandy Warhols« Es gibt sicher kaum jemanden, dessen meistgehörter Song des Jahres 2002 nicht »Bohemian Like You« war. So penetrant war die Werbekampagne, die der Song damals beschallte. Was danach folgte, war eine Bruchlandung par excellence – und das trotz bester Ausgangsbedingungen. Dementsprechend brauc brauchte a hte auch dieses Album niemand. 05 Janet Jackson »Discipline« Es sollte sollte t ei eigen eigentlich gentli tlich ch h ein Neuanfang Neuan Ne uanfan fang g werd w werden. erden. en. Jackso Jac kson n stec s teckte kte e gr große oße Er Erwar wartun tungen gen in n ih ihrr Jackson steckte Erwartungen neues neu es Lab Label el Def Ja Jam. m. Tro Trotzd tzdem em flo floppt ppte e die die Trotzdem floppte Platte, Platte Pla tte,, zumi zzumindest um nde ndest st in Europa. Europa Eur opa.. Die Die Firma Firma habe habe sich sic h zu zu wenig weni e g um um Promotion Promoti Prom ot on gekümmert gekümm gek ümmert ert und und letztendletzten letz tenddlich lic h auch auch di die e geplante geplant gepl ante e Europatournee Europat Euro patour ournee nee pl platz platzen atz t en lassen, lassen las sen,, w wird i ird Jackson Jackso Jac kson n ziti zzitiert. itiert ert.. Nun Nun gibt gibt es es den den nächsten näc ä hst hsten en Neuanfang, Neuanf Neu anfang ang g, wohl wohl auf Ja Jay-Z Jay-Zs y-Zs s neue n neuem euem m Labe Label L abell StarRoc. StarRoc Star Roc..

06 Gnarls Barkley »The Odd Couple« Nein, so einen Riesenerfolg wie mit »Crazy« wird niemand erwartet haben. Trotzdem ist das Abschneiden des GB-Nachfolgers enttäuschend. Nur Platz 58 in den Charts, und die großartige zweite Single »Going On« blieb gänzlich ohne Charteintrag. 07 Everlastt »Love, War And The Ghost Of Whitey Ford« In den USA war Everlasts letztes Album »White Trash Beautiful« schon gefloppt, während die deutschen Fans dem Konvertiten noch die Stange hielten. Aber damit war es 2008 auch vorbei: Nur noch Platz 61 in den Charts. Vielleicht reißen es ja die im Dezember geplanten Konzerte raus. 08 Peter Bjorn & John »Seaside Rock« Ladenhüter selbst gewählt: Die Schweden hatten offenbar keine Lust, den Erwartungen ihrer Fanmassen nach dem Überhit »Young Folks« zu entsprechen und fabrizierten kurzerhand ein richtiggehendes Anti-Album. Platten verkaufen kann man so nicht, wohl aber seinen Fans genüsslich vor den Kopf stoßen. 09 Weezer »Weezer« Es gibt wohl kein Zurück mehr zu »Pinkerton«. Oder vielleicht doch noch, wenn die Fans Alben wie dieses rote im Laden stehen lassen? Nachdem die vorangegangenen Platten es immer noch in die 20er der Charts schafften, strandete »Weezer« in Deutschland auf Platz 60. Barcelona Killed 10 I’ I’m m From From Ba Barce rcelon lona a »Wh »Who o Kill K illed ed Har Harry ry Houdini?« Houdin Hou dini?« i?« 2006 200 6 war war nicht nicht nur das das Jahr Jahr von von »Young »Young »You ng Folks« Fol ks« s , es es war war auch auch das das von »We »We Are Are Fro From m Folks«, Barcelona«, Barcel Bar celona ona«, «, dem m Hit Hit des des fast fast gleichnamigen gleichn glei chnami amigen gen schwedischen sch hwed wedisc ischen h Popchors. hen Popch Po pchors ors.. Auf Auf dem di diesj diesjähesjähährigen Nac a hfo ffo olge lgerr w lg a kei ar kein n solcher solcher solc her Hit Hit vertreten, vertret vert reten, en, deshalb desha de shalb lb rigen Nachfolger war wurde wur de der Re Relea Release lease se str sträfl sträflich äflich ich ve verna vernachlässigt. rna n chl chläss ässigt igt.. Und Und gin ging gk komomm mplett ple tt unter. unt nter nt er. e r

Doppelter Erfolg Charlotte Roche konnte man noch nie böse sein. Nicht für ihre naiv-nassforsche Art als Viva-Moderatorin, die mit der gleichzeitigen Behauptung subversiver Bäuerinnenschläue so etwas wie die Figur des selbstbewussten Pop-Girlies im Medienzeitalter schlechthin ergab. Und jetzt nicht für ihre Rolle als gereifte Dame mit literarischen Anwandlungen und dem Mädchenimage von einst als Schalk im Nacken. Die Roche hat das Buch des Jahres geschrieben, das jede/r kaufte und worüber jede/r redete. Tabubruch! Skandal! Pornografie! Ihre »Feuchtgebiete« brachen jedoch kaum bestehende Tabus in Sachen Drastik. Es war vielmehr das Tabu des guten Geschmacks, das mit dem Erfolg des Romans zerbröselte, den keiner gelesen haben muss, um ihn zu verstehen. Es kam der Tag, da kam auch der Literaturchef des FAZ-Feuilletons nicht umhin, sich mit dem Buch zu beschäftigen, das er unter anderen Umständen vermutlich nicht mal mit der Kneifzange angefasst hätte. Man kann sagen: Der Autorin ist ein wahrer Coup gelungen. Man sollte Charlotte Roche nicht böse sein, dass sie keinen expliziten Anschluss sucht an feministische Literatur und dass sie den Reinheits- und Schönheitswahn, den sie mit mutig inszenierter Frechheit aufs Korn nimmt, manchmal als amerikanisches Phänomen bezeichnet. Der Rezensent möchte ihr dafür danken, dass er bekommen hat, was er wollte. Er sähe sie gerne ganz oben auf der Bestseller-Liste, schrieb der nämlich in Intro #158. Und den Literaturnobelpreis sähe er gern in den Händen Stephen Kings, möchte er – durch diesen Erfolg bestärkt – hinzufügen. Text: Wolfgang Frömberg Foto: Sandra Stein


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