Innsbrucker Stadtnachrichten

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I

Ein Wappen für Allerheiligen

In der Reihe der Innsbrucker Stadtteile gibt es einige wenige, die bereits als ehemals selbständige Gemeinden, also vor ihrer Eingemeindung ein Wappen geführt haben. Dabei handelt es sich um Wüten, Hötting und Mühlau. In jüngster Zeit zeigte sich, daß auch in den übrigen Stadtteilen das Bedürfnis nach solchen Gemeinschaftssymbolen besteht, wobei diesem Wunsche bis heute für Amras, das Olympische Dorf Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye

Es war nun gar nicht leicht, für den Stadtteil Hötting-West/Allerheiligen ein Symbol zu finden, mit dem sich die Bewohner aller Viertel dieses stark untergliederten Stadtteiles identifizieren können. Das naheliegendste Symbol, nämlich jenes des Pfarr- und Kirchenpatrons — sonst ein häufig genutztes Motiv — schied bei „allen Heiligen" verständlicherweise aus. Für die Lohbachsiedlung allein hätte man einen symbolischen Schrägfluß oder für Kranebitten einen Ast des Kranebittstrauches als Heraldicum heranziehen können, doch hätte eine solche Symbolik jeweils nur die Bewohner der Lohbachsiedlung bzw. von Kranebitten, nicht aber alle Bewohner dieses Stadtteiles angesprochen.

und die Reichenau Folge geleistet werden konnte. Nunmehr war es der ebenso junge wie rege und aktive Stadtteil Hötting-West/Allerheiligen, dem aus gegebenem Infolge dieses Sachverhaltes galt Anlaß das Fehlen eines Stadtteiles, ein Motiv zu finden, welches Wappens bewußt ward. die Bevölkerung des ganzen Grundsätzlich muß dazu jedoch Stadtteiles als „ihr" Zeichen anfestgestellt werden, daß es sich bei nehmen würde: Das gemeinsame einem solchen Wappen nicht um Charakteristikum von Höttingein verfassungsrechtlich veran- West/Allerheiligen im Rahmen kertes „Gemeindewappen" han- der Stadt Innsbruck ist nun darin delt, sondern um ein Gemein- zu erblicken, daß dieser Stadtteil schaftssymbol, welches in die Nordwest-Ecke der Stadt und Zusammenwirken mit den Re- somit einen wesentlichen Grenzpräsentanten der lokalen Vereine bereich bildet. Bis zur Eingeetc. frei vereinbart und von diesen meindung von Hötting im Jahre beschlossen wird. 1938 war diese Westgrenze die

Grenze zwischen den Gemeinden Hötting und Zirl und zugleich bis 1949 durch viele Jahrhunderte die Grenze zwischen den ehemaligen Landgerichten Sonnenburg und Hörtenberg. Kein Wunder also, daß diese Grenzlinie schon früh durch entsprechende Grenzmarken gekennzeichnet worden ist. Eine derselben, ein gotischer Grenzstein, der urkundlich bereits seit 1476 nachgewiesen werden kann, hat sich wenige Meter oberhalb der Bundesstraße, ca. 200 Meter östlich vom Meilbrünnl erhalten. Gestaltet wie ein gotischer Wohnturm mit hohem schlankem Walmdach, wobei die Westseite des Brecciensteines mit einem mächtigen eingemeißelten und schwarz gefärbten Tatzenkreuz geziert erscheint, stellt dieser Stein den ältest-erhaltenen und zugleich einzigen vom Stil der Gotik geprägten Grenzstein unserer Stadt dar, ein Geschichtsdenkmal also, welches einzig und allein hier in Hötting-West/Allerheiligen angetroffen wird. Dieses singuläre Denkmal dieses Innsbrucker Stadtteiles an der Nordwest-Grenze, kombiniert mit den Innsbrucker Stadtfarben rot-weiß, wurde nun vom Autor dieses Berichtes als Motiv für ein

Das neue Stadtteil-Wappen von Hötting- West/A Herheiligen, oben in schwarz-weiß mit den entsprechenden Farbsignaturen, unten in Farbdarstellung. Foto: FranzHeinz Hye Stadtteil-Wappen für HöttingWest/Allerheiligen unterbreitet, welchem Vorschlag die Obleute bzw. Vertreter der Institutionen, Vereine und Korporationen etc. von Hötting-West/Allerheiligen bei einer am 6. Dezember 1989 abgehaltenen gemeinsamen Sitzung im Kolpinghaus einstimmig ihre Zustimmung erteilt haben. Im einzelnen lautet die Beschreibung des neuen Stadteil-Wappens für Hötting-West/Allerheiligen (Entwurf: F. H. Hye, graphische Ausführung: Heraldiker Ernst Mairhofer, Sautens), wir folgt: „In rot-weiß gespaltenem Schild erhebt sich auf niederem grünem Einberg der oben beschriebene, an seiner westlichen Breitseite mit einem schwarzen Tatzenkreuz geschmückte gotische Grenzstein!'

1890 VOR HUNDERT

JAHREN

18. Jänner: „Concurs-Ausschreibung. Bei der Stadtgemeinde Innsbruck ist die Stelle eines Stadtarztes, welche zugleich die Funktionen des Spitaldirektors zu versehen hat, zu besetzen. Mit dieser Stelle ist ein Jahresgehalt von 2000 fl., sowie die Pensionierung nach dem für die städtischen Beamten geltenden Normale verbunden. Der Bürgermeister: Dr. Falk!'

7. Februar: Im Innsbrucker Gemeinderat wurde beschlossen, daß „bezüglich des Erweiterungsbaues der Mädchenschule in St. Nikolaus der bereits vor Jahren abgeschlossene Grundtausch mit Metzgermeister Mader gegen ein Aufgeld von 150 fl. sofort in Kraft trete und mit dem Zubau sofort begonnen werde."

24. Jänner „Der hiesige Gemeinderath beschloß in der gestrigen Sitzung, das Elektricitäts-Werk von Ganz und Comp. dermalen nicht zu erwerben, da der Wert desselben bei seiner gegenwärtigen Leistungsfähigkeit von nur 2000 Flammen die enorme Summe von 305.000 fl. erreicht und zu Der gotische Grenzstein mit dem Tatzenkreuz von 1476 an der Grenze diesem Preise jede Rentabilität zwischen Hötting und Zirl. (Foto: Margarethe Hye-Weinhart) ausgeschlossen erscheint!'

10. Februar: „Se. Eminenz Cardinal Graf Schönborn, Fürsterzbischof zu Prag, beehrte gestern auf seiner Durchreise die Tiroler Glasmalerei mit einem längeren Besuche. Er war gefesselt durch ein reiches Kunstmateriale, das der führende Director Dr. Jele dem hohen Kirchenfürsten aufweisen konnte."


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