750 Jahre Innsbrucker Stadtarchiv Bei Institutionen, deren Bestand bis in die Zeit des Mittelalters zurückreicht, läßt sich vielfach nicht das genaue Jahr ihrer Errichtung angeben, ihr Alter kann daher nur im Hinblick auf den ältesten Nachweis ihrer Existenz ermittelt werden. Beim Innsbrucker Stadtarchtiv liegt ein solcher Fall vor. Sein Alter wird durch das älteste Dokument fixiert, welches die Stadt Innsbruck Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
tung eines eigenen Rathauses notwendig erschien. So kam es 1358 mit Unterstützung durch den damaligen Landesfürsten, Markgraf Ludwig dem Brandenburger, zum Ankauf eines Bürgerhauses am Stadtplatz (Herzog-Friedrich-Straße 21), welches hierauf „ze ainem Rathaus", d.h. zum Haus des Stadtrates adaptiert worden ist, wobei selbstverständlich auch das städtische Archiv Berücksichtigung fand. Dieses verblieb nun dort bis ca. 1900, als es in einige ParterreLokalitäten des ehemaligen Mitteltraktes des (neuen) Rathauses an der Maria-Theresien-Straße übersiedelt wurde, welches Objekt die Stadt 1897 vom Innsbrucker Großkaufmann und Mäzen Leonhard Lang geschenkt erhalten hatte.
als Empfängerin desselben ganz bewußt in Verwahrung genommen oder „archiviert" hat. Dieses Dokument ist die in der letzten Nummer dieser Zeitung vorgestellte Stadtrechtsbestätigungsurkunde von 1239. Am Anfang diente sicherlich nur eine bescheidene Truhe (lat. „area") als „ArNach Jahrzehnten musterhafter chiv", welche in der Wohnung Neuaufstellung und Ordnung des jeweiligen Stadtrichters verdurch Kaspar Schwarz (im Archiv wahrt worden ist. Zugang dazu tätig 1907—1922, gest. 1937) und hatten wohl nur die Mitglieder Ludwig Petrowitsch (im Archiv des seit 1315 nachweisbaren tätig 1924—1935, gest. 1935) Stadtrates sowie der Stadtschreimußte das Archiv dann im Deber, dessen Amt uns in Innsbruck zember 1944 den finstersten Tag erstmals 1337 begegnet. seiner Geschichte erleben, als die Für die zeitliche Abfolge gerade- Brand- und Löschwasser-Folgen zu typisch ist der Umstand, daß eines Bombentreffers am 16. Derund 20 Jahre später der Verwal- zember rund 800 Urkunden und tungsaufwand der Stadt bereits zahlreiche weitere Handschriften derartige Dimensionen ange- des leider nicht in Sicherheit genommen hat, daß die Einrich- brachten Archives vernichteten;
Das Stadtarchiv-Gebäude in der Badgasse.
glücklicherweise helfen uns die von L. Petrowitsch in sechs Bänden verfaßten ausführlichen Urkunden-Regesten zumindest hinsichtlich ihres Sachinhaltes einigermaßen über den Verlust der Original-Urkunden hinweg. Die noch immer respektablen Archivbestände, die im Dezember 1944 noch gerettet werden konnten — hiebei haben sich besonders Wilhelm Eppacher und Mitarbeiter des Ferdinandeums verdient gemacht — erhielten nach über 20jähriger Notunterkunft endlich in dem (1963) aufgelassenen städtischen Volksbad Nr. 3 in der Badgasse eine neue Heimstätte, wobei die hiefür erforderlichen Adaptierungsmaßnahmen, im Frühjar 1964 begonnen und unter der Leitung der ebenso jungen wie engagierten Frau Dr. Monika Neuhauser-Fritz durchgeführt worden sind.
In den 25 Jahren seither konnte das Stadtarchiv zu den noch erhaltenen 1.408 immerhin noch 67 Urkunden neu hinzu erwerben. In der Hauptsache aber bezogen sich die Neuerwerbungen auf die graphische Sammlung (Stadtansichten etc., Porträts, Plakate, Ansichtskarten etc.) auf das Fotound Diapositiv-Archiv, auf Flugzettel, Karten und Pläne sowie auf die Bibliothek etc. Entscheidendes Kriterium für diese Ankäufe war und ist stets der Wunsch nach einer möglichst geschlossenen Dokumentation der Stadtentwicklung, womit die Absicht Hand in Hand geht, mit diesen Beständen ein Historisches Museum der Stadt Innsbruck aufzubauen. Über alle diese Tätigkeiten, wozu auch die bereits 1950 von Karl Schadelbauer initiierten „Veröffentlichungen" und die Anbringung von Hinweistafeln an Gebäuden der Stadt gehören, informiert die neue Ausstellung im Stadtarchiv, welche hier seit 26. Jänner bis 24. Mai d. J. gezeigt wird.
1889 VOR HUNDERT JAHREN 21. Februar: Die Gründung eines „Kranken- und UnterstützungsVereines für die der AmtsdienerKategorie angehörenden Personen in Innsbruck und Umgebung" wird im Boten für Tirol verlautbart. 23. Februar: Im Anzeigenteil des
Boten ist folgende Bekanntmachung zu lesen: „Die gefertigte Direktion beehrt sich öffentlich bekannt zu geben, daß heuer mit der Sammlung von freiwilligen Beiträgen für den städtischen Armenfond am 1. März begonnen, und daß diese Sammlung in der bisher üblichen Weise durchgeführt werden wird. Die Armendirektion." 28. Februar: Die Generaldirektion der österreichischen Staatsbahnen will „zur Erleichterung des Personenverkehrs und mit Rücksicht auf die Bequemlichkeit der Fremden" am Margarethenplatz (= Bozner Platz) eine Kartenausgabestelle mit Informationsbüro eröffnen, „wobei besonders die ausländischen Relationen und der Rundreiseverkehr im Auge behalten sind." 2. März: Nachdem der Innsbrucker Gemeinderat auf das seinerzeit gestellte Ansinnen, von der Lokalbahn-Gesellschaft für die Straßenbenützung durch die Haller Lokalbahn 10 Jahre lang jeweils 500 Gulden zu fordern, verzichtet hat, läßt er nun auch die Bedingung, daß Innsbruck der Sitz des Unternehmens sein müsse, „mit Rücksicht auf Hall" (Foto: Margarete Hye-Weinhart) fallen.