Die Errichtung der Annasäule In der Nacht zum 26. Juli ( = A n natag) 1703 verlegten die Bayern ihr Heerlager von Wilten nach Hötting und flohen dann über Ziri und Scharnitz aus Tirol. A m 1. März 1704 erklärte der Abgesandte des Brixner Fürstbischofs Kaspar Ignaz Graf Künigl Von Dr. Herbert Woditschka (1702—1747) in einer Sitzung des Engeren Ausschusses des Tiroler Landtags in Bozen, es sei notwendig, aus Dankbarkeit für die 1703 erfolgte Befreiung vom Feind ein Gelöbnis abzugeben. Nachdem in der Sitzung vom 4. März die Meinungen über den Inhalt eines solchen Gelöbnisses noch sehr verschieden waren, wurden am 7. März folgende drei Punkte beschlossen: 1. Das Fest Mariä Empfängnis soll im ganzen Land Tirol gefeiert werden; überdies soll eine Marmorsäule mit der Jungfrau und Gottesmutter Maria und den Diözesanpatronen Kassian (Brixen) und Vigilius (Trient) vor dem Landhaus errichtet und jede Samstagnacht dort eine Lampe angezündet werden. 2. Jährlich soll am 26. Juli (= Annatag), an welchem Tag der Feind
die Haupt- und Residenzstadt Innsbruck verlassen hat, von der Stadtpfarrkirche zu St. Jakob aus eine Prozession zur Votivsäule gehalten werden — aus diesem Grund erhielt diese Mariensäule den Namen „Annasäule" —, desgleichen sollen von der Landeskasse je ein Gulden als Almosen an zwölf Bedürftige gegeben werden. 3. Ein gleiches Almosen soll am 9. September ( = Fest Mariä Geburt), an welchem Tag der Feind die Stadt Trient verlassen hat, gegeben werden. A m 15. März 1704 erfolgte in der Mariahilfkirche in Innsbruck das feierliche Gelöbnis der Tiroler Landstände zur Errichtung der Annasäule. Der Auftrag wurde um 4000 Gulden an Cristoforo Benedetti (1660—1735) in Castione bei Mori (Trentino) vergeben, dessen Werkstatt, abgesehen von zahlreichen profanen Kunstwerken, etwa fünfzig Altäre geschaffen hat. Die Goldschmiedearbeiten führte Anton Kuprian aus, die Steinmetzarbeiten am Sokkel, der auf drei Stufen ruht, wurden vom Hofsteinmetz Georg Philipp Appeller und Baumeister Hanns Mayr ausgeführt. Die Kosten für die Aufstellung
der 12,8 Meter hohen Säule betrugen 2275 Gulden. Als Aufstellungsort der Annasäule wird im Gelöbnis von 1704 festgelegt, die Dankessäule werde „gleich vor dem Landthauß" errichtet, das heißt vor dem Bauvorgänger des heutigen Alten Landhauses, dem sogenannten St. Georgenhof. Die tatsächliche Aufstellung 1706 erfolgte dann jedoch in der Mitte der Maria-Theresien-Straße nördlich vom Landhaus. Als Vorbilder für die barocke Innsbrucker Mariensäule kann einerseits die Mariensäule am Marienplatz in München angesehen werden, die Kurfürst Maximilian I. 1638 in Erinnerung an seinen Sieg am Weißen Berg bei Prag errichten hatte lassen, andererseits die 1647 von Kaiser Ferdinand III. in Wien am Hof aufgestellte Mariensäule. Der Sockel der Annasäule ist mit den vier Statuen der heiligen Anna (Nordseite), des heiligen Kassian (Patron der Diözese Brixen; Westseite), des heiügen Vigilius (Patron der Diözese Trient; Ostseite) und des heiligen Georg (bis 1772 Patron des Landes Tirol) geziert. Die auf dem Sockel ruhende korinthische Säule aus rotem Marmor ist mit einer Marienstatue geziert, deren Origi-
nal sich seit 1958 in der Kirche des Benediktinerklosters Fiecht bei Schwaz befindet. Die Inschriften unter den Statuen des Kassian, Vigilius und Georg sind in der Form eines sogenannten Chronogramms verfaßt, das jeweils die Jahreszahl 1703 ergibt. Die Inschrift auf der Nordseite lautet in deutscher Übersetzung: „Der Jungfrau Maria, der unbefleckten Mutter, der Tochter der seligen Anna, setzte das Land Tirol zufolge eines Gelöbnisses dieses Denkmal als ewiges Zeichen schuldiger Dankbarkeit, da die Feinde, sowohl Bayern als auch Franzosen, welche im Jahre 1703 in Tirol eindrangen, auf beiden Seiten jedoch vertrieben wurden, und zwar aus Innsbruck gerade am Fest der heiligen Anna, aus Trient aber am Fest der Geburt der seligen Jungfrau Maria." A m 26. Juli 1706 fand die feierliche Enthüllung der Annasäule statt.
OR H U N D E R T JAHREN 15. Mai: „Um dem vielseitigen Wunsche des Publicums Rechnung zu tragen, hat sich der Innsbrucker Verschönerungsverein entschlossen, probeweise vom 15. Mai bis 15. September Reitthiere für das Gebirg zu tarifmäßigen Sätzen beizustellen. Aufträge nimmt entgegen Frau Witwe Anna Baur, Tabaktrafik, Margarethenplatz. ' ' 16. Mai: „Thierschutzfreundliches. Vor einigen Tagen fiel ein Hund (Rattler) in den Sillcanal, welcher jedenfalls zugrunde gegangen wäre, da keine Möglichkeit war, herauszukommen. Ältere Maurer, welche in der Nähe waren, ergötzten sich daran. E i nige junge .Mörtelbuben' hatten weichere Herzen, und einer davon wagte sich in den Sillcanal, um das arme Thier zu retten. Er zog dasselbe aus dem Wasser, trocknete es und ließ es laufen. "
23. Mai: „Die junge und so kräftig aufblühende Section Innsbruck-Wilten des .Oesterreichischen Touristenclub', welche jetzt nahezu 100 Mitgüeder zählt, hat beschlossen, am Habicht (3274 M.), der als Aussichtspunkt ersten Ranges in den deutschen Alpen gilt, eine Unterkunftshütte zu bauen, welche Die Neustadt mit der Annasäule. Stahlstich vonJ.H. Martens, um 1840. (Original: Stadtarchiv, Repro: den Namen ,Innsbrucker-Hütte' tragen wird." W. Murauer.)