STADTGESCHICHTE
„Künstlerin aus Berufung Martha Strele" (1889-1984) „ I n i h r e n W e r k e n w a l t e t d e r G e i s t d e r H e i m a t , d i e Seele des V o l k e s , d e m M a r t h a S t r e l e a n g e h ö r t . I h r e e i g e n e S e e l e . A l l e s ist ihr eigenes V e r s t e h e n , ihr eigenes E r l e b e n . Jeder Z u g eine W a h r heit, a u s g e d r ü c k t in d e r Sprache v o l l e n d e t e r ä u ß e r e r Künstlerschaft." Mit diesen W o r t e n beginnt ein A r tikel von Oskar Döring, der 1926 in der Tiroler Kunst- und Kulturzeitschrift „Bergland" veröffentlicht wurde und zugleich das außergewöhnliche Talent der Künstlerin beschreibt. Für das Stadtarchiv/Stadtmuseum von Mag. Natalie Pedevilla
Martha Strele wurde 1889 in Brixen geboren und kam als 15-Jährige 1904 nach Innsbruck.
Hofrat, in einem gemeinsamen Haushalt in der Tempistraße. Im Wohnzimmer jener Wohnung schuf Martha Strele auch zeitlebens ihre Bilder, ein eigenes Atelier „Alte Bäuerin", 1913, besaß sie nie. Martha Strele (Foto: Bergland, 1926/6) Nachdem ihre
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Schwester den Beruf der Pianistin ergriff und Klavierunterricht gab, galt Marthas Interesse der bildenden Kunst. Die damaligen Möglichkeiten für Frauen, sich künstlerisch ausbilden zu lassen, waren jedoch sehr begrenzt. Martha Strele besuchte schließlich nach ihrer Matura die Staatsgewerbeschule in Innsbruck. Bei Hugo G r i m m , dem bekannten „romantischen" Tiroler Landschaftsmaler, l e r n t e sie zunächst drei Jahre die Grundzüge der Malerei. Auf Rat des nicht weniger bedeutenden Malers Franz von Defregger (1835-1921) ging Martha Strele 1911 nach München und studierte ein Jahr an der Damenakademie bei Max Feldbauer. Obwohl sie nach eigenen Aussa1926/6)gen „viel von ihm gelernt habe", f ü h r t e n wahrscheinlich unterschiedliche Auffassungen zu einer frühen Rückkehr Streles nach Innsbruck. D o r t intensivierte sie den Kontakt zu Hugo Grimm, mit dem sie auch gemeinsam ausstellte und der auf ihre rasch voranschreitende Entwicklung als Künstlerin großen Einfluss ausübte.
„Landschaft am Brenner", 1924, Martha Strele (Foto: Bergland,
Als Tochter aus gutbürgerlichem Hause besuchte sie die Höhere Töchterschule in Innsbruck. Kurz nach dem Ersten W e l t k r i e g verstarb ihre Mutter und Martha lebte fortan mit ihrer Schwester Luise und ihrem Vater, einem gut dotierten Ingenieur und
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Vielseitig begabt, umfasst ihr bildnerisches W e r k Landschaftsbilder, Blumen- und Stillleben, Porträts, Exlibris, Buchentwürfe und Illustrationen. Zeitgenössische Ausstellungskritiken beurteilen ihre W e r k e in der Landschaftsmalerei als zu abhängig von Grimms Vorbild, indem sie seinen Malstil bloß in eine „stillere, idyll-frauliche A r t " übertrage. Andere Stimmen wiederum sprechen von einer „epischen Poesie und Lyrik der Stimmungsmalerei" in ihren Landschaftsbildern. Einen unabhängigen und eigenständigen Stil entwickelte Strele vor allem in ihren Porträtbildnissen, speziell von Frauen und Kindern. Zahlreiche Porträtaufträge u. a. von großbürgerlichen Innsbrucker Familien, die ihre Kinder porträtieren ließen, waren wahrscheinlich für Martha Strele ausschlaggebend, dass sie sich von ihrer künstlerischen Tätigkeit erhalten konnte. Das Besondere in ihren Bildnissen ist das Wiedergeben des Charakterlichen, der Seele. Döring schreibt: „Im Bildnisse will die Künstlerin weitaus mehr und höheres, als etwa nur die Wirklichkeit wiedergeben. W i e in der Landschaft, so malt sie auch hier die Seele. Äußeres Beiwerk fehlt allen diesen Bildern Erwachsener, und damit verzichtet die Künstlerin auf jene billigen Charakterisierungsmittel, an denen so mancher Berühmtere oft glaubt, sich nicht genug tun zu können." Seit 1926 Mitglied des T i r o l e r Künstlerbundes umfasste ihre rege Ausstellungstätigkeit zahlreiche Einzelund Gruppenausstellungen bis in die 1970er Jahre. Ihre Bedeutung in der Tiroler Kunstgeschichte erzielte Martha Strele neben ihrem künstlerischen Talent vor allem in ihrem Bestreben, als autonome Künstlerin in der von Männern dominierten T i r o ler Kunstszene über Jahrzehnte tätig zu sein und anerkannt zu werden.
I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - A U G U S T 2008