Innsbruck informiert

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STADTGESCHICHTE

Als die Maria-Theresien-Straße n o c h Neustadt h i e ß Es w a r d e r T i r o l e r L a n d e s f ü r s t G r a f M e i n h a r d I I . ( R e g i e r u n g s z e i t 1 2 5 9 - 1 2 9 5 ) , d e r 1281 m i t d e m K l o s t e r W ü t e n v e r h a n d e l t e , u m s e i n e S t a d t „ J n n s p r u c k " u m d i e N e u s t a d t , w i e d a m a l s das A r e a l der heutigen Maria-Theresien-Straße genannt w u r d e , zu erweit e r n . D e r Preis, d e n M e i n h a r d dafür zu zahlen h a t t e , w a r die Z o l l f r e i h e i t f ü r d i e D u r c h f a h r t v o n 80 S a u m l a s t e n W e i n . Das dazugewonnene Gebiet umfasste den Verlauf der Maria-Theresi-

Felder und Wiesen weiterhin zum Stift W i l t e n gehörten. A m Südende dieser Neustadt wurde - erstmals belegt I 350 - ein Tor, Aus dem Stadtarchiv das sogenannte Obere Tor der Neuvonj.justic stadt, errichtet, das ca. hundert Jahre en-Straße bis hinauf zum heutigenAIdanach als Georgentor erwähnt wird. ten Landhaus, wobei, wie F. H.Hye in Dieses Stadttor, das vor 1571 abgeseinem A r t i k e l „ D i e N e u s t a d t " in brochen wurde, war wohl nach dem ..das Fenster" 21 (1977) schreibt,andamaligen Landespatron so benannt. zumerken ist, dass nur die an der In Erinnerung an dieses Bauwerk Straße gelegenen Häuser mit den wurde am Vorsprung des PalaisTrapp Gärten dazugehörten, während die auf Initiative des Verschönerungsveröstlich und westlich anschließenden eins eine Gedenktafel mit der Darstellung des hl. Georg angebracht. Die Neustadt oderVorstadt, wie sie auch genannt wurde, war in den ersten Jahrhunderten ihres Bestandes vorwiegend von Handwerks- und Gewerbebetrieben besiedelt und die Häuser zumeist aus Holz erbaut. Die prächtigen Bauten, die heute das Erscheinungsbild des nördlichen Abschnittes der Neustadt ausmachen, entstanden erst später. Die Neustadt gegen Süden mit dem Josefs- Dies gilt vor allem für die noch heubrunnen vor der Annasäule, um 1865/70. te zu bewundernden Bauten, wie z. B. Original im Stadtarchiv/Stadtmuseum, Sign. das Palais Lodron (Maria-TheresienPh-8136/M Straße 7). das zwischen I 744 und 1749 im Auftrag von Josef Nikolaus Graf Lodron im Rokokostil errichtet wurde; oder das Palais Trover-Spaur, ein Barockbau, den sich Franz Anton Graf Troyer von Johann Martin Gumpp d.Ä. erbauen ließ und heute die Num5 kWHW^, mer 39 trägt. Neben der 1706 errich-

zwei weitere Kleindenkmale, die heute an anderen ,,Ausweichquartieren" zu finden sind: Es sind dies der Josefsund der Joachimsbrunnen, die nördlich und südlich der Annasäule aufgestellt waren, um die (damals noch) verkehrsarme Neustadt zu schmücken. Der 1709 errichtete Josefsbrunnen wurde 1870 wieder entfernt, die Brunnenstatue steht heute auf der Mauer des früheren städtischen Schlachthofes im Saggen. Der 1706 aufgestellte Joachimsbrunnen, der bereits 1732 wieder versetzt wurde, ziert heute den Waltherpark im Stadtteil St. Nikolaus.

Bis zum Ende des 19.Jahrhunderts belebten in der Neustadt neben Fußgängern in erster Linie Pferdekutschen und Fuhrwerke die Straße. Bevor die Motorisierung und Elektrifizierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzte, brachte das Jahr l 89 ! mit der Eröffnung der dampfbetriebenen Lokalbahn I n n s b r u c k - Hall eine einschneidende Änderung des Straßenbildes. Bis 1909, dem Jahr, in welchem auf der Strecke vom Bergisel zum Landeshauptschießstand der elektrische Betrieb aufgenommen wurde, schnaubten rauchende Lokomotiven durch die Hauptstraße. Abschließend ist natürlich noch anzumerken, dass es bis zum Jahr 1873 dauerte, dass die Neustadt zur MariaTheresien-Straße wurde. In der Sitzung des „Bürgerausschusses" (Gemeinderat) am 22. Dezember 1873 wurde die Namensänderung diskutiert! Die „Neustadt sollte in Maria Theresienstadt umgeändert werden". Weder für diesen noch für den anderen Antrag, die Neustadt in Bürger- oder Annastraße umzubenennen, gab es eine Stimmenmehrheit. Erst ..über neuerliche durch den A n trag des Herrn Schumacher veranlasste Abstimmung wird die Bezeichrv kA • TI • c. n im mm teten und die Straße präv Die Mana-Theresien-Straßc, um 1910/20. nung Maria-Theresien-Strasse mit Original-Postkarte von Karl Redlich im Stadtarchiv/Stadt- genden Annasäule.gab es in Majorität angenommen". muséum, Sign. Ph-18842 deren Nahbereich noch

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INNSBRUCK INFORMIERT - OKTOBER 2002


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