INNSB Vom Neuenhof zum Goldenen Dachl die Anfänge der Innsbrucker Residenz Anläßlich des im heurigen Jahre gefeierten 500-Jahr-Jubiläums des in den Jahren 1494/96 durch einen Erkerumbau entstandenen Goldenen-DachlPrunkerkers Maximilians I. zeigt das Stadtarchiv in seiner neuen Ausstellung nicht nur dessen Geschichte, sondern auch die bislang kaum beachtete Vorgeschichte des Goldenen-Dachl-Gebäudes. Den Kern desselben bildeten jene zwei Bürgerhäuser an der nördlichen Stirnseite der Herzog-Friedrich-Straße Von Stadtarchivdirektor SR.Univ.Doz. Dr. Franz - Heinz Hye von der Ecke zur Pfarrgasse westwärts bis zur ersten Fensterachse westlich neben dem Prunkerker, welche Herzog Friedrich IV. von Österreich-Tirol („mit der leeren Tasche") im Februar 1420 gekauft und hierauf zu seiner Residenz, zu seinem neuen Hof in Innsbruck adaptieren hat lassen. Die dabei im östlichen Eckraum des zweiten Obergeschosses errichtete und seit 1428 urkundlich nachweisbare St.Georgs-Hofkapelle hat hier bis zum Jahre 1780 bestanden. Friedrich selbst, der sich seit der Anlage dieser Residenz fast nur noch in Innsbruck aufgehalten hat, ist überdies im Jahre 1439 „in dem stubl unndter derselbn capellen", also im Eckzimmer des ersten Stockes verstorben. Haben sich also die ersten Jahrzehnte der Innsbrucker Residenz im Neuenhof Friedrichs abgespielt, so ließ sich sein weniger bescheidener Sohn Sigmund der Münzreiche um 1460 am Ostrand der Altstadt die heutige Hofburg errichten. Seinen im Jahre 1489 selbstgesetzten Gedenkstein hat Sigmund nicht in der in Randlage befindlichen Hofburg anbringen lassen, sondern an der Fassade des väterlichen Neuenhofes am Stadtplatz östlich neben dem dortigen ursprünglichen Hauserker. Dieser Erker war zweigeschossig und ließ die beiden Fenster des dritten Obergeschosses frei, welche jedoch beim Erkerumbau Maximilians von 1494/96 durch das hochgezogene Erkerdach verdeckt und erst wieder bei der Restaurierung in den Jahren 1898/99 wie-
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sen von der heraldischen Bildfläche Tirols verschwindet. Diese beiden Wappenpaare liefern somit die eindeutige Datierung für den eigentlichen Erkerumbau innerhalb des Zeitraumes von 1494/96. Dem Bau Niklas Türings d.Ä., verbunden mit dem prächtigen und weitgehend noch erhaltenen Reliefschmuck folgte im Jahre 1500 der Freskenschmuck mit der in der Art der Finanzverwaltung angeschriebenen Jahreszahl „XV x C Jar" (= 15 mal 100 = 1500) sowie die Neudeckung des Daches mit Das Wappenpaar Erzherzog Sigmunds des den seither namengebenden feuerverMünzreichen von Österreich - Tirol (gest. goldeten Kupferschindeln, -dies be1496) und seiner zweiten Gattin Kathari- dingte auch die Errichtung eines für die na von Sachsen (ohne Helm I), welche be- schwereren Kupferschindeln nötigen reits im Juli 1496 in zweiter Ehe die Gattin neuen Dachstuhles. Herzog Erichs von Braunschweig wurde, im Acht Jahre später hat Maximilian dann Netzrippengewölbe der Loggia des Goldeam 4.Februar 1508 in Trient den Titel einen Dachl. Foto: Frischauf. nes „Erwählten Römischen Kaisers" anderentdeckt worden sind. genommen und damit die Berechtigung Damit kommen wir zur Erörterung des erlangt, in seinem Wappen fortan auch Umbaues dieses Erkers zum bestehenden kaiserlichen Doppeladler zu führen. den Prunkerker, dessen EntstehungsUm nun diese auch am Goldenen Dachl zeit durch den Wappenschmuck im anbringen zu können, wurden die urNetzrippengewölbe der offenen Loggia sprünglichen sechs Wappenreliefs an im zweiten Obergeschoß des Erkers dader südseitigen Brüstung des ersten tiert wird, welches Gewölbe den zeitlich Obergeschosses entfernt und durch eiletzten Abschnitt des Erkerumbaues darne neue, die bestehende Wappensuite stellt. Neben dem Wappenpaar Erzher- mit dem Doppeladler - ersetzt. Von den zog Sigmunds des Münzreichen von alten Wappenreliefs der Erkerbrüstung Österreich - Tirol und seiner zweiten (von 1494/96) blieben nur die Wappen Gattin Katharina von Sachsen, befinden von Steiermark und Tirol an der westsich dort die Erinnerungswappen für die und ostseitigen Schmalseite erhalten. Eltern Maximilians, Kaiser Friedrich III. Mit der wohl noch im Jahre 1508 durchund Eleonore von Portugal und schließgeführten Wappenergänzung fand dielich das Wappenpaar König Maximilians ses MONUMENTUM MAXIMILIANI ( Kaiser seit 1508 ) und seiner zweiten dieses ganz persönliche und selbstgeGattin Bianca Maria Sforza von Mailand, setzte Denkmal Kaiser Maximilians I. welche Eheschließung am 16. April ihren Abschluß. 1494 in Hall i.T. stattgefunden hat. Läßt Das Gebäude des Neuenhofes war in nun die Präsenz dieses Wappenpaares der Folge bis 1780 Sitz der landeserkennen, daß der Erkerumbau erst fürstlichen Kammer bzw. des Finanznach dieser Hochzeit in Angriff genomamtes, fungierte hierauf bis 1811 als Kamen worden ist, so weist das Wappenserne und gelangte in diesem Jahre im paar von Österreich und Sachsen darTausch in den Besitz Innsbrucks. auf hin, daß Erzherzog Sigmund zum Alle hier in aller Kürze angedeuteten Zeitpunkt des Erkerumbaues noch am Phasen der Geschichte der Innsbrucker Leben war. Nach seinem Tode am Residenz und des Goldenen-Dachl-Ge4.März 1496 ward seine Witwe noch im bäudes und - Erkers werden in der neuJuli 1496 in zweiter Ehe die Gemahlin en Ausstellung des Stadtarchivs andes Herzogs Erich von Braunschweig, schaulich urkundlich und bildhaft dokuwomit ihr bzw. das Wappen von Sachmentiert.
INNSBRUCK INFORMIERT -JUNI 1996