Amtsblatt Innsbruck

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

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lauften immer wieder Tschurtschenthaler auf. die i» tirolischer Pflichterfüllung den Verpflichtungen des alten Namens nachkamen. Ob ihrer Verdienste erfolgte 1592 uon Erzherzog Ferdinand II. die erste Verleihung von „Wappen und Elainot" mit den Tschurtschen im Schild und dem Pusterer Hut über der Helmzier, welches Wappen auch heute noch allen Tschurtschenthaler Nachfahren zukommt. 1625 erfolgte die erste Adelserhebung mit Wappenbesserung des Salzkammcrgutzweiges als rittermäßige Adelige des Heiligen Römischen Reiches mit der Bezeichnung Zurtschenthaller von Zurtschenthall und Grafeneck, der zwei weitere Adelserhebungen des Vozner Zweiges und die Verleihung des Prädikates „von" und Edle von Helmheim folgen. Der Vozner Zweig rückt in der Kurie des Tiroler adeligen Großgrundbesitzes zum Tiroler Landtag auf und wird in späterer Folge in die Tiroler Adelsmatrikel als Herr und Landmann von Tirol aufgenommen. I n Innsbruck lassen sich um 1700 die ersten Tschurtschenthaler tätig nieder, erwarben Besitz und Ansehen. Aus ihnen geht Johann Georg Tschurtschenthaler, Magistratsrat und mehrmals 1796. 1809—1813 ausgezeichneter Hauptmann der Innsbrucker Vürgerwehrfiisiliere, hervor. Neben mehreren TschurtschenthalerGroßhandlungen in der Altstadt entsteht 1812 die Tschurtschenthaler-Vrauerei am Innrain Nr. 2 mit dem Tschurtschenthaler-Felsenkeller beim Peterbrünnl und eine Großspedition sowie ebenfalls von Innsbruck aus in Trieft die durch etwa ION Jahre bestehende Firma der Gebrüder Tschurtschenthaler, die zu den bedeutendsten Großhandelshäusern dieser österreichischen Hafenstadt zählte. Außer mehrfachem Stadtbesitz erwarben die Tschurtschenthaler den Allerheiligenhof, den Vrockenhof (Aldrans), die Figge (Gallwiese), den Tschurtschenthalerhof westlich des Plumeskopfes, den Grillhof (Vill), den Ansitz Giggelberg (Natters), auf dem Hermann von Gilm. der Walzerkönig Lanner und Viele andere mit Vorliebe einkehrten. Der Innsbrucker Dr. jur. Johann Tschurtschenthaler (1828—1893). Notar und Direktor der hiesigen Sparkasse, wird dreimal, und zwar 1869, 1872 und 1875 zum Bürgermeister der Landeshauptstadt gewählt und ob seiner vielfachen Verdienste zum Ehrenbürger von Innsbruck ernannt. Die Tschurtschenthalerstraße am Saggen erinnert an diese angesehene Persönlich-

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keit. Die Vrüder Dr. jur. Hugo (1861—1929) und Dr. med. Alfred (1863—1931), Ehrenbürger von Vill und Igls, sind der älteren Innsbrucker Generation als Wissenschaftler, große Wohltäter und Nunslmäzene noch in bester Erinnerung. Nicht fehlen darf in dieser Aufzählung der hervorragende Mediziner Hofrat Anton von Tschurtschenthaler-Helmheim (1815—1900). Er trat 1843 in den tirolischen Sanitätsdienst ein, lehrte seit 1845 als suppl. Assistent, dann als Professor an der Innsbrucker Universität, war 1884/85 Reltor derselben und gehörte von 1870—1898 vorwiegend als Präsident dem Tiroler Landessanitätsrat an. Auch sein Sohn. Hofrat Leo von Tfchurtschenlhaler, sicherte sich in der Zeit zwischen beiden Weltkriegen als beliebter Ehef der Tiroler Verwaltungsschuldehörden einen guten Namen. Gleichzeitig wirkte in Klagenfurt der Rechtsanwalt Dr. Ignaz Tschurlschenthaler als Stadtrat und Landeshauptmannstellvertreter von Kärnten. Durch Verheiratungen mit weiblichen Familienmitgliedern entstanden zahlreiche nahe Slammuerwandtschaften und Beziehungen zu Tschurtjchenlhalern in Nord- und Südtirol. So z. V. heirateten Landeshauptmann Dr. Freiherr Th. von Kathrein. LAbg. und Herrenhausmitglied Dr. Karl von Gral'mayr und Univ.-Prof. Dr. R. von Klebelsberg Tschurtschenthaler-Tö'chter des Vozner Zweiges, aus dem auch Clara von Tschurtschenthaler-Helmheim, die Mutter des LR.a.D.Stadtrat Dipl.-Ing.Anton von Hradetzti) stammte, während Univ.-Prof. Reichstagsadgeordneler Dr. Tobias von Wildauer eine Innsbruckcr Tschurtschenthaler. die Großmutter des derzeitigen Propstes Msgr. Dr. Heinz Huber, ehelichte und so weiter. Für Hunderte von Angehörigen dieses allen Geschlechtes wurde der Sonntag, 17. Juli 1960, zum einmaligen Erlebnis. An diesem Tag fand am alten fahnenumwehten Stammhof in Sexten, angesichts der herrlichen Vergheimat, ein Familientag der Tschurtschenthaler statt, an dem sich alt und jung zu eiucr großen und stolzen Familiengemeinschaft neu zusammenschlössen. Echt und inhaltsreich, voll Froheit und Ernst, ohne Firlefanz und „voltstümelnden" Beiwerk, ist dieser Tag verlaufen. Möge er auch anderen Geschlechtern des Landes Beispiel und Ansporn sein — das ist Tirol. W. Eppacher

Innsbruck — meine Heimatstadt

Als der Kriegsausbruch die friedliche Entwicklung der Landeshauptstadt jäh abriß, stand Innsbruck mitten im Aufblühen und konnte, unter normalen Umständen, einer hoffnungsvollen Zukunft entgegensehen. Unter dem großen, weitblickenden Bürgermeister Wilhelm Greil waren die Grundbedingungen eines modernen, großstädtischen Gemeindewesens geschaffen worden, wichtigste Unternehmungen, die Licht- und Kraftwerke waren der Stadt eingegliedert und ausgebaut worden, so schon 1898 das Mühlauer Elektrizitätswerk, 1901—1903 die neu erbauten Sillwerke, 1905 das Gaswerk. Die Trinkwasser- und Lebensmittelversorgung der Stadt wurde gesichert, be-

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(1. Forschung)

sonders durch Anlage eines neuen Schlachthofes und anderer Avprovisionierungsanstalten. die Gesundheitspflege erhielt durch Einrichtung eines eigenen Stadtphysikates im Etadtmagistrat eine behördliche Stütze, das Schulwesen, der wachsenden Bevölkerung entsprechend, empfing seine Förderung durch den Neubau verschiedener Volks- und Mittelschulen. Vor allem war es das Bestreben der Stadtverwaltung, das Verkehrswesen in moderne Bahnen zu leu ten. um dem steigenden Fremdenvertehr zu dienen und zu genügen. Gaststätten, Hotels und Geschäftshäuser wetteiferten, um Gästen aus aller Welt den Aufenthalt in Tirols bergumrahmler Hauptstadt anziehend zu


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