Amtsblatt Innsbruck

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derNndesnaupktadt Innsbruck S ch r i f t l c i l n » ^ i R a t h a u s 3 . S t o c k , Z i m m e r N r . 1 i) 0 Fernsprecher N r . 6371/190

r sä) e i n t c i u in a l i m Monat Iahrcsaboim. 5 l'>.—, Einzeln 8 l.5U beim N a t h a n s - P o r t i e r 1954

17. Jahrgang

St. Pirminius, der alte und neue Patron Innsbrucks I m folgenden sei den Bewohnern von Innsbruck ein kurzes Lebensbild des hl. Pirmin und das Schicksal seiner Gebeine, die am 14. November 1954 neuerdings auf ihren angestammten Platz in der Innsbrucker Iesuitenkirche zurückkehrten, in Erinnerung gebracht. I n seiner Heimat, vermutlich Nordspanien oder Südfrankreich, dem alten Septimanien, um das Jahr 675 geboren, trat Pirminius, nach altdeutscher Sprachdeutung der „Bärenstarke", in ein Kloster ein. wo die ?clx I5enc6ictin<'l gelebt und wo er in Wissenschaft, Dichtkunst und Baukunst instruiert wurde. Zum Abtbischof emporgestiegen, erhielt er von Karl Martell den Auftrag, in Alemannien Recht und Ordnung zu schaffen. I n der Tat zog er mit einer mehr als hundertköpfigen Schar von glaubensstarken Mönchen in das zum großen Teil noch heidnische Mitteleuropa, um dort sein Missionswerk zu beginnen. Von Melsbruck (bei Brüssel) aus, wo er seinen Bischofssitz aufschlug, trug er das Licht des Glaubens in die umliegenden Gegenden. So wirkte er als Apostel und Organisator in Belgien und Luxemburg, später in der Schweiz und in Süddeutschland, überall Klöster gründend oder restaurierend. Als die bedeutendste dieser Art gilt wohl die Gründung des auf einer Vodenseeinsel gelegenen Klosters Neichenau. Nach einer alten Lebensbeschreibung hat Pirminius nicht weniger als zwölf Klostergründungen vorgenommen' neun weitere Stifte betrachteten ihn als ihren Reformator. Alle diese religiös und kulturell wirkenden Einrichtungen vereinigte er in eine Om^l-c^.'itio l^rnlii^ilm.-l. Seine letzte Klostergriindung erfolgte um das Jahr 74l) zu Hornbach in der Rheiupsalz. Pirmiuo Mönche legten in jener Gegend auch den ersten Grund zur heutigen Stadt Pirmasens (früher Pirminshausen). I m Kloster Horulmch. wo Pirmiuius im Jahre 751 oder 752 vom anderen großen Deutschland-Apostel, St. Bonifntiuo. besucht wurde, verbrachte der gottselige Abtbischof auch seine letzten fünf Lebensjahre' hier legte er - ^ als Sterbetag wird der 3. November 753, 754 oder 755 angenommen — sein müdes Haupt zur ewigen Ruhe. Seine Gebeine, umgeben von hoher Verehrung des gläubigen Volles, ruhten gleichfalls

hier bis zu den Stürmen der kirchlichen Revolution im 16. Jahrhundert. Am 5. November 1575" mußten die ehrwürdigen Reliquien des heiligen Wanderapostels selbst auf Wanderschaft gehen, indem sie in die Iesuitenkirche nach Innsbruck, und zwar als Geschenk des Statthalters von Tirol, des Grafen Schweithard von Helfenstein, und seiner Gemahlin Maria von Hohenzollern gebracht wurden. Schweikhard war zum Luthertum abgefallen, als Statthalter in Innsbruck aber durch den hl. Petrus Canisius wieder zum katholischen Glauben bekehrt worden. Als er Innsbruck verließ, um sich nach Landsberg in Bayern zurückzuziehen, schenkte er als Zeichen dankbarer Gesinnung dem Innsbrucker Kolleg der Gesellschaft Jesu mehrere Kostbarkeiten, unter anderem den heiligen Leib des Bischofs Pirminius. Aber wie kam Schweikhard in den Besitz dieser Reliquien? Durch seinen Vater Georg von Helfenstein, der zur Zeit des Religionssturmes österreichischer Statthalter im Elsaß war, wozu damals auch Hornbach gehörte. Als solcher hatte er die Macht, und bei der Gefahr für die ehrwürdigen Reliquien wohl auch das Recht, dieselben an sich zu nehmen und einstweilen als kostbaren Familienbesitz aufzubewahren. So fügte es die Vorsehung, daß der große Apostel Süddeutschlands in der Hauptstadt Tirols beheimatet wurde. Et. Pirmin hat sich den alten Innsbruckern auch überaus gnädig als Helfer in schwerer Not erwiesen, besonders in den Jahren 1611 und 1631. I m elfteren Jahre herrschte in der Stadt eine schwere Seuche, der nacheinander mehrere hundert Menschen zum Opfer fielen, darunter auch drei Patres der Gesellschaft Jesu, die sich dem Dienste der Pestkranken geweiht. Einer derselben, Pater Kaspar Melchior Kaßlau, ein geborener Brixener, riet dem Magistrate, da die menschlichen Mittel versagten,sichan den Himmel zu wenden und den drei Heiligen! Sebastian, Pirminius und Rochus den Bau eines Gotteshauses zu versprechen, wenn die Pest erlösche. Der Magistrat tat dies am 21. September 1611 und wählte zugleich die drei Heiligen zu Schirmherren (Patrone) der Stadt. Nach

' ) Wissende Daten sind z»m 3e!I der leider veinrissencn Eendboten»Proschl!re „ ? c r heilige Piimi»!»»", verfaßt von 1'. Michael Gatterer 8.^., erschienen 1922 Ini P r i l l ò Felina» Nmich, enüwlüme».


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