Amtsblatt Innsbruck

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derTandesnauMadt Innsbruck S ch r i f t l e i l n n g ' R a t h a u s 2. Stock, Z i m m e r N r . 163 Fernsprecher N r . 6371/163

scke i n l c i li m a m M »na t B e zugsp r e i s 5. j ä h r l. Einzelnummer .50 Mai

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W.Iahrgang

Das Wohmmgsclmd Von I n g . S i g l , Geschäftsführender Stadtrat für Wohn- und Siedlungswesen Die leidlichen Wohnnngsvcrhältnisse in unserer Landeshauptstadt sind bereits zu einer unschönen Tradition geworden, haben jedoch durch die eingetretenen Kriegsschädcn, nicht minder dnrch die nachtriegsbcdingtcn Ereignisse, eine,vorm angenommen, die man heute ohne Übertreibung, als katastrophal bezeichnen kann. Es bleibt dahingestellt, ob die fast ortsübliche normale Wohnungsnot in Innsbruck eine Folgeerscheinung mangelnder Aktivität der Gemeinde ist oder letzten Endes die praktische Answirkuug einer österreichischen Mieten-Gesetzgebung, die es verstanden hat, das Bauen von Wohnhäusern mit mehr als zwei Wohnungen für den privaten Bauherrn unpopulär zu machen. Es wäre jedoch irrig, den Hauptgrund der augenblicklichen Wohnuugssituation ausschließlich in den Kriegsschädcn zu suchen. Dieser Ausfall steht heute, soweit man das inmitten der angelaufenen Bausaison feststellen kann, mit zirka 3500 Wohnungen in der Verlustbilanz. Der Bedarf der Vesahungstruppe mit 1400 Wohnungen ist zwar im Vergleich zu auderen Städten als nicht abnormal hoch zu bezeichnen, jedoch ein weiterer, wenn auch nur augenblicklich empfindlicher Abstrich von Wohnraum. Mehr jedoch als diese durai Krieg und Besatzung bedingten Verluste ist die Überbevölkerung unserer Landeshanplstadt der Grnnd des Übelstandcs einer derzeitigen kaum lösbaren Situation. Am 3 1 . Dezember 1915 hat Innsbruck einen Einwohncrstand von 91.701 Personen gezählt, der sich bio heute trotz starker Drosselnng der Zuzugsgenehmiguugen noch immer laufend erhöht, am 3 l . August N»l6 93.5 l 2 am l. April ! !» l? bereits schon 9^.'.» <0 und schon am 12. M a i 1947 99.617 Personen erreicht hat. 'Wenn wir mit Stand vom M a i «917 grob sortieren, wie sicb diese Einwohnerzahl aufteilt, so stellen wir fest, daß davou xl.79 l österreichische Staatsbürger siud, deueu man in normalen Zeiten gut und gerne das

Recht einräumen w i l l , sich innerhalb ihrer österreichischen Heimat frei zu bewegen. I m Augenblick könnte man jedoch fast dazu neigen, diese Bewegungsfreiheit etwas einzuschränken, denn nicht selten ist Innsbruck und das gesamte westliche Bundesgebiet ein Sammelplatz für Staatsbürger, die allen Grund nnd Ursache haben, in einer Umgebung unterzutauchen, die sie aus den Jähren 1938 bis 1945 persönlich nicht kennt. Nach dem letzten Einwohnerstand zählen w i r außerdem 6894 Südtiroler. Es wäre zweifellos eine fühlbare Erleichterung des Wohnungsmarttes, wenn ein Teil des von ihnen belegten Wohnraumes, durch Rückwauderuug in ihre angestammte Heimat der Stadt zur Verfügung stünde. I m Augenblick sind sie jedoch hier und die Landeshauptstadt T i r o l s hat auch in der jetzigen Zeit der Wohnungskrisc die moralische Verpflichtung, diesen Landslcuten Asyl zu gewähren, wie jedem anderen österreichischen Staatsbürger. 7858 Ausländer weist der Einwohnerstand M a i 1947 aus und diese Zahl stellt für Innsbruck eine auf die Dauer unerträgliche Belastung dar. Über Bitte des Herrn Bürgermeisters Dr. M e l z e r bat sich die französische Kontrollmission entgegenkommenderweise bereit erklärt, in einer Nberprüsungskommission die von den französischen Dienststellen, von den Interessen-Vertretern der Ausländer und der Stadtgemeinde beschickt ist, die Möglichfeiten einer llmqnanieruna, und Zusammen;iehuug in Vageru fallweise zn überprüfen, um damit Wohnungen und Einzelzimmer, die der einheimischen Bevölkerung teilweise seit nnn zwei Jahren entzogen sind, wieder zurückgeben zu können nnd eine fühlbare Lockerung des Vela go zu erreicheu. Der durch diese Personen belegte Wohnraum beträgt immerbin zirka 500 Wohnungen und zirka 4500 Zimmer.


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