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Malerei

Der Heilige Lukas porträtierte der Legende nach die Jungfrau Maria und wurde später zum Schutzpatron der Malerei. Deshalb bezeichnete man die Malergilden als «Lukasgilden».

die Jungfrau Maria und wurde später zum Schutzpatron der Malerei. Deshalb bezeichnete man die Malergilden als «Lukasgilden». Als frühestes Beispiel eines versteckten Selbstporträts gilt Jan van Eycks (um 1390–1441) berühmte «Arnolfini-Hochzeit» von 1434. Im Spiegel hinter dem angeblichen Brautpaar sind zwei weitere Personen zu sehen, von denen eine als Van Eyck interpretiert wird. Diese Vermutung stützt sich auf die Signatur «Johannes de Eyck fuit hic», die nicht nur bezeugt, dass Van Eyck das Gemälde geschaffen hat, sondern dass er auch «hier gewesen ist» («Johannes von Eyck ist hier gewesen»). Ob das Spiegelbild in der «Arnolfini-Hochzeit» tatsächlich ein verstecktes Selbstporträt zeigt, ist jedoch fraglich. Eindeutiger ist die Situation in italienischen Historiengemälden des 15. Jahrhunderts. Fil-

Hans Memling, Donne-Triptychon, um 1478. Öl auf Holz, 71 x 30,5 cm, London, National Gallery; linker Flügel: Johannes der Täufer, wahrscheinlich mit einem Selbstbildnis des Künstlers hinter der Säule.

ippo Lippi (um 1406–1469) integrierte sich in sein Gemälde «Die Marienkrönung» (1441–1447). Er kniet im rechten unteren Bildbereich und faltet die Hände zum Gebet. Ein Engel hält das Schriftband, das den Mann als Schöpfer des Werks kennzeichnet: «Is perfecit opus» (Dieser hat das Werk ausgeführt). Ein weiteres Beispiel findet sich in Benozzo Gozzolis (um 1420– 1497) Fresko des «Zuges der Heiligen drei Könige» von 1459 bis 1463 in der Privatkapelle des Florentiner Palazzo Medici. In diesem Wandgemälde begegnet uns unter der Menschenmasse ein Mann, der aus dem Bild herausschaut und dessen Kopfbedeckung die Signatur «OPUS BENOTII» (Das Werk des Benotius) aufweist. Auch in den Niederlanden nahm dieselbe Entwicklung ihren Lauf. So hat sich beispielsweise Hans Memling wahrscheinlich auf dem linken Flügel seines «Donne-Triptychon» von etwa 1478, hinter einer Säule hervorspähend, eingefügt. Einen Schritt weiter in der Ausbildung des Assistenz-Selbstbildnisses ging Perugino (um 1445–1523) zwischen 1496 und 1500 bei der Ausmalung der Sala delle Udienze des Collegio del Cambio in Perugia. Hier integrierte er seine Person nicht in das Bildgeschehen, sondern sie erscheint auf einem gerahmten Staffeleibild, das mit einer Schnur an einem Pfeiler befestigt ist. Das eigene Porträt in Form eines gerahmten Gemäldes erscheint auch in Pinturicchios (um 1454–1513) «Verkündigung» in der um 1502 vollendeten Ausmalung der Cappella Baglioni in der Kirche Santa Maria Maggiore in Spello. Am rechten Bildrand wendet sich der Maler aus einem Goldrahmen zu uns, unter dem eine Tafel mit seinem Namen angebracht ist. Solche Einzelporträts entstanden unter niederländischem Einfluss, denn nördlich der Alpen war das eigenständige Bildnis stärker verbreitet als in Italien. Die Funktion der frühen Assistenz-Selbstbildnisse lag einerseits in der Zeugenschaft des Malers am heiligen oder historischen Geschehen und diente andererseits als Beweis für die Autorenschaft durch die «personifizierte Signatur» im Gemälde. Dabei ersetzte das versteckte Selbstporträt in der Regel nicht die Signatur, sondern ergänzte sie. Trotz der Entstehung des autonomen Selbstporträts im 15. Jahrhundert wurde das Assistenz-Selbstbildnis als Zeichen der Urheberschaft oder als künstlerische Spielerei weiterhin verJan van Eyck, Arnolfini-Hochzeit, 1434. Öl auf Holz, 82,2 x 60 cm, London, National Gallery.

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