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W ussten Sie es ? Besonderheiten aus dem M端nchner Stadtleben Franziskanerkloster

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Brauch im Alten Peter

Tore und T端rme

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Innenstadt 3/Juli 2005

Impressum

Verlag und Redaktion: sms-schmidbauer GbR Sedanstraße 14 81667 München T 089-480 68 68-6 F 089-480 68 68-7 e-mail: info@sms-schmidbauer.de www.münchner-innenstadt.com Gesamtherstellung und Anzeigen: sms-schmidbauer GbR Sedanstraße 14 81667 München T 089-480 68 68-6 F 089-480 68 68-7 e-mail: info@sms-schmidbauer.de Grafik, Design und Foto: studio liebhart Breisacher Straße 3 81667 München T 089-45 87 06 19 F 089-45 87 06 50 e-mail: herbert-liebhart@web.de Foto und Text:

LH-München, Stadtarchiv München, Münchner Stadtmuseum, Haus der Bayr. Geschichte, Franziskaner Kloster im Lehel, Herbert und Philipp Liebhart, Bea Burkhardt

5 Fra n z i s ka n e rk l o s te r Vo m B e tt e l k l o s t e r z u r S t a a t s o p e r

9 Wussten Sie es ? Besonderheiten aus dem Münchner Stadtleben

Inhalt

Herausgeber: Mario Schmidbauer Sedanstraße 14 81667 München e-mail: mario.schmidbauer@t-online.de

12 Brauch im Alten Peter 13 gesehen bei..... Einkaufstipps

19 Viktualienmarkt

26 Münchner-Innenstadt-Brunnen Ro i d e r Ja ck l

29 Türme und Tore

12 Die Münchner Stadtgeschichte

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Franziskanerkloster Vom Bettelkloster zur Staatsoper Im frühen 13. Jahrhundert, nach der Ordenstradition im Jahr 1221, kamen die ersten Brüder des hl. Franziskus nach München. 1284 übersiedelten die Mönche von St. Jakob auf Wunsch Herzog Ludwigs des Strengen in die Nach-

barschaft der herzoglichen Residenz. Ihr neues Kloster St. Franzikus (ab 1392: St. Antonius von Padua) lag in der nördlichen Vorstadt an der Hauptstraße nach Regensburg. Hier befand sich auf herzoglichem Grund eine Kapelle St. Agnes. Sie bildete den Kern der neuen Klosteranlage. Es ist anzunehmen, dass bereits einige Jahre vor dem Umzug mit dem Bau begonnen wurde. In der Regierungszeit Kaiser Ludwigs des Bayern entwickelte sich das Kloster der Münchner Franziskaner zu einem wissenschaftlichen und politischen Zentrum von europäischem Rang. Hier lebten ab 1328 bis zu ihrem Tod die Franziskaner Michael von Cesena (gest. 1342), Bonagratia von Bergamo (gest. 1340) und William von Occam (gest. 1349). Zur Zeit seiner größten Bedeutung war das Münchner Franziskanerkloster nahezu eine Ruine, denn der Stadtbrand von 1327 hatte große Teile der Anlage zerstört. Aus seiner großen Armut führte den Konvent erst der Münchner Patriziersohn Vinzenz Ridler. 1375 war eine um-

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fassende Renovierung der KlosterSeiten der neuen Verfechter der kirche abgeschlossen und 1385 strengen Observanz. konnten die Mönche nach einem Seit 1469 war nördlich des Klosters jahrzehntelangen Provisorium wieam Rande des heutigen Hofgartens der einen richtigen Konventbau die "Neuveste" des Herzogs entbeziehen. standen. 1480 zwang der Fürst mit Von besonderer Bedeutung für den päpstlicher Genehmigung den KonKonvent wurde nun eine wertvolle vent, mit Ausnahme von drei reReliquie, nämlich ein Oberarmknoformwilligen Mönchen, zum Abzug. chen des hl. Antonius von Padua. Er Er besetzte das Kloster neu mit Anwar 1330 als Geschenk Kaiser hängern der sogenannten ObserLudwigs des Bayern nach München vanten. Als sichtbaren Ausdruck gelangt, jedoch in den wirren Zeiten ihrer Anteilnahme am Leben des der Großen Pest eingemauert worKlosters stifteten Albrecht IV. und den. Nach ihrer Wiederauffindung seine Gemahlin Kunigunde von im Jahr 1394 bildete die Reliquie Österreich den Barfüßern 1492 eides hl. Antonius das Ziel zahlreicher nen neuen Hochaltar. Das Werk von Wallfahrer. Zu einem weiteren spiriJan Pollack im Stil der Münchner tuellen Anziehungspunkt des Klosters Spätgotik ist heute ein Glanzstück bis zur Säkularisation wurde das des Bayerischen Nationalmuseums Grab des 1327 im Ruf der Heiligin München. mäßigkeit verstorbenen Fraters Die Münchner Franziskaner lebten Marquad Weismaler. 1405 wurden nach der Reform von 1480 in erster seine irdischen Überreste in einem Linie von Almosen. Auch entstand Schrein auf den Altar erhoben und ihre Klosterbrauerei wohl erst nach bis 1802 verehrt Einführung der Im Lauf wenistrengen Observanz ger Generatioals neuer Erwerbsnen erwarben zweig. Traditionell die Münchner bildeten zudem die Barfüßer ein Gebühren für Bestattliches Verstattungen auf dem mögen. Zahlbei den Münchner reiche Adlige Bürgern beliebten und Bürger stifKlosterfriedhof eine teten an das Einnahmequelle. Die Kloster sogeNachfolger Herzog nannte JahrAlbrechts IV. erweitage mit regelterten die Neuveste mäßigen Reichzu ihrer ständigen nissen in NaturResidenz als Ersatz alien und Barfür den Alten Hof. geld. Über die Das FranziskanerZulässigkeit kloster stand schliesolch regel- Situationsplan ßlich in unmittelbamäßiger Ein- des Franziskanischen Viertels rer Nachbarschaft zur künfte und von Grundbesitz kam es Residenz und konnte von dort aus innerhalb des Ordens im späten 15. sogar direkt betreten werden. Jahrhundert zum Streit. In MünUnter dem Herzog und späteren chen stand Herzog Albrecht IV. auf Kurfürsten Maximilian entstand ab


1620 eine selbstständige bayerische Franziskanerprovinz. Sie wurde auf Betreiben des Landesherrn vom Papst einer italienischen Reformgruppe innerhalb des Ordens übergeben. Die sogenannten Reformaten übernahmen als erstes und wichtigstes Kloster in Bayern

Gewölbter Kreuzgang im ehemaligen Antoniuskloster zu München um 1755

den Konvent bei der Residenz. Als neuer Hausbetrieb entstand im Münchner Kloster eine Tuchmanufaktur. Sie belieferte die gesamte Provinz mit Stoffen für den Habit und mit Wolldecken. An handwerklich ausgebildeten Laienbrüdern mangelte es nicht, verfügte doch der umfangreiche Konvent durchschnittlich über 70 Mönche. Auch das Studium der Kleriker fand im eigenen Haus statt. Nach der Niederlage des Kurfürsten Max Emanuel im Spanischen Erbfolgekrieg fand der wittelsbachische Hausschatz von 1705 bis 1715 ein sicheres Versteck bei den Münchner Franziskanern. Aus Dankbarkeit stiftete Max Emanuel dem Orden ein neues Kloster in Neuötting. Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Franziskaner am kurfürstlichen Hof, in den Palais des Adels und den großbürgerlichen Häusern geschätzte Beichtväter und Krankenseelsorger. Doch ungeachtet ihrer über Jahrhunderte bezeugten Loyalität für das Haus Wittelsbach waren die Franziskaner das bevor-

zugte Ziel der Säkularisation. Schon im Jahr 1792 hatte die kurfürstliche Hofbauintendanz für den Bau eines neuen Theaters den Abbruch des Klosters bei der Residenz ins Auge gefasst. Minister von Montgelas plante 1801 die Verlegung der Münchner Franziskaner in die Vorstadt Au. Am 25. Januar 1802 erließ Kurfürst Max IV. Joseph das Säkularisationsdekret für das Kloster. Bereits am 6. Februar 1802 begann Philipp Graf Arco als kurfürstlicher Kommissar mit der Aufhebung des Konvents. Eine genaue Inventur des Klosters ergab ein recht bescheidenes Kapitalvermögen. Umfangreich war jedoch der Bestand an Kunstwerken zur Ausstattung der Kirche mit nicht weniger als 25 Altären. Der Konvent bestand aus 25 Priestermönchen, fünf Klerikern und vierzehn Laienbrüdern. Um kein Aufsehen bei der anhänglichen Bevölkerung zu erregen, erfolgte der Abtransport der Barfüßer unter militärischem Geleit am 4. März um 3 Uhr früh in das Zentralkloster Ingolstadt. Die Klostergebäude in München wurden "auf Abbruch" an die Meistbietenden versteigert. Gegen Überlassung der noch verwendbaren Haussteine, Ziegel, Balken und Metallteile planierten private Baufirmen den Klosterkomplex vom August bis zum November 1802.

Kreuzviertel als neuen bürgerlichen "Promenadeplatz" diente der MaxJoseph-Platz vom Sommer 1804 bis zum Frühjahr 1826 als Exerzierstätte der Münchner Garnison. Von 1826 bis 1835 errichtete Leo von Klenze im Auftrag König Ludwigs I. auf dem Areal der Klöster der Ridlernonnen und der Barfüßer den Königsbau der Residenz. Neben der einstigen Pforte des Franziskanerklosters wurde 1835 das Denkmal für König Max I. Joseph aufgestellt. Hinter dem eigentlichen Kloster baute Carl von Fischer in den Jahren 1811 bis 1818 das neue Königliche Hof- und Nationaltheater. Die Einmündung der heutigen Maximilianstraße auf den MaxJoseph-Platz markiert die Lage der früheren Kirche. Im Geist der Säkularisierung wurde der Wandel zum Musenort gefeiert. Umgekehrt empfanden andere Zeitgenossen einen Dachstuhlbrand im April 1817 und vor allem den Totalbrand des Theaters am 14. Januar 1823 als eine Strafe des Himmels. Ungeachtet dessen entstand bis 1825 durch Leo von Klenze das Nationaltheater, heute Sitz der Bayerischen Staatsoper. Bereits 1827 holte Ludwig I. wieder Franziskaner in die königliche Haupt- und Residenzstadt. Sie erhielten für ihre erneute Niederlassung in München die Kirche St.

Die alte Abbildung des Klosterkomplexes

Das weitflächige Ödland erhielt den Namen "Max-Joseph-Platz". Nach der Überlassung des alten "Paradeplatzes" des Militärs im

Anna im Lehel (St.-Anna-Vorstadt) und einen Teil des ehemaligen Klosters der Hieronymiten.

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W ussten Sie es ? Besonderheiten aus dem Münchner Stadtleben

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1902

ohrpost feiert Geburtstag 1. April: die Münchner Rohrpostanlage feierte ihr 25-jähriges Jubiläum. Nachdem im Jahre 1871 die TelegrafenZentralstation von der Hauptpost in das neue Telegrafengebäude am Bahnhofsplatz verlegt worden war, überlegte man, wie die Telegramme so rasch als möglich von der Hauptpost zur Zentralstation gebracht werden könnten. Die Handels- und Gewerbekammer setzte sich schließlich für eine "pneumatische" Beförderung ein. Die Anlage war 1877 in Betrieb gegangen und hatte anfangs nur die Zentralstation, die Börse und die Hauptpost miteinander verbunden.

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ünchner Kellnerinnen kämpfen um bessere Arbeitsbedingungen 28. November: Im Wirtshaus "Kollergarten" fand eine Versammlung der Münchner Kellnerinnen statt. Verschiedene Referenten schilderten die schwierige soziale und wirtschaftliche Lage der Kellnerinnen. Einer erwähnte besonders die "bemerkenswerte Tatsache, dass die Kellnerinnen von dem ihnen neuerdings eingeräumten halb- bzw. ganz freien Wochentage vielfach gar keinen Gebrauch machen". Aus Gründen der Gesundheit sowie einer geordneten Lebensführung sei aber ein Ruhetag der Kellnerin unentbehrlich.

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traßenhändlerinnen zur Ruhe gemahnt 5. Dezember: Die Polizei verbot Lumpensammlerinnen, Taubenweibern, Orangenhändlerinnen und Obstverkäuferinnen u.a. bei Strafe, durch Rufen in den Straßen auf sich aufmerksam zu machen. Da diese nun von Wohnung zu Wohnung gehen mussten, bedeutete diese Anordnung für die Betroffenen, meist ältere Leute, eine erhebliche Erschwernis in ihrer Berufsausübung. Eine von drei "Haderlumpensammlerinnen" bei der Polizei vorgetragene "Bitte um Milderung der Vorschriften" war erfolglos.

1903

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berlegungen zur Frauenmode 12. Januar: Via Presse riefen der Kunsthistoriker Bassermann-Jordan, der Maler von Debschitz, Dr. Lange, ein Arzt für orthopädische Chirurgie, sowie eine Universitätsprofessorswitwe, eine Professorengattin und eine Lehrerin der Frauenarbeitsschule u.a. die Münchner/innen dazu auf, sich an der Gründung eines "Vereins zur Verbesserung der Frauenkleidung" zu beteiligen. Zur konstituierenden Sitzung am 15. Januar fanden sich 180 Personen ein.

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rotest gegen die Eröffnung von Kaufhäusern 16. April: "In Sachen der neuen Münchener Waarenhausprojekte rief der Allgemeine Gewerbeverein München eine öffentliche Versammlung ein. Der Besuch war ein außerordentlich zahlreicher. Kommerzienrat Nagler eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache, in der er darauf hinwies, daß der Allgemeine Gewerbeverein heute zum dritten Male gegen die Waarenhäuser Stellung nehme. Vor 13 Jahren sei dank dem Eingreifen Seiner Kgl. Hoheit des Prinz-Regenten das Inslebentreten des Bayerischen Waarenhauses für Offiziere und Beamte verhindert worden. Heute gelte es laut und feierlich zu bekunden, daß die Waarenhäuser der Ruin des gewerblichen und kaufmännischen Mittelstandes sind und daß es daher Pflicht der staatserhaltenden Gewalten wäre, der fortgesetzten Vermehrung dieser großkapitalistischen Unternehmungen ein Ziel zu setzen. Man verlange von den verbündeten Regierungen nur, daß sie gezielte Mittelstandpolitik treiben”. münchner

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ine Frau promoviert in München im Fach Medizin 22. Juli: "Fräulein Margarete Schüler aus Fürth, die vor einigen Wochen in München das medizinische Staatsexamen absolvierte, wurde heute nach bestandenem Rigorosum zum Doktor der Medizin promoviert. Es war das erste Mal, dass die Münchner medizinische Fakultät den Doktorgrad an eine Dame verlieh."

treit um freie Arztwahl entschieden 26. September: Der Kampf um die freie Arztwahl hat in München ein günstiges Ende gefunden, in dem die auf heute Abend in das Rathaus zur entscheidenden Beratung einberufene Kommission der Generalbevollmächtigten aller Krankenkassen und der ärztlichen Vertreter die freie Arztwahl angenommen hat."

rstmals Umzug per Auto bewältigt 16. Oktober: "In München hat heute zum ersten Male ein Auszug mittels Automobil stattgefunden. Ein solches dreirädriges Vehikel mit einem Chauffeur als Lenker prustete heute einen mit Hausgeräten schwer beladenen Wagen, in dessen Vorderfront zwischen Möbelstücken ein Packträger sich befand, der Reichenbachbrücke zu."

1904 Z

ugunglück im Hauptbahnhof 11. Januar: "Der heute Früh 8 Uhr 5 Minuten von Lindau kommende, mit zwei Lokomotiven bespannte Personenzug Nr. 602 fuhr mit solcher Geschwindigkeit in die Einsteighalle ein, daß ein Prellbock zertrümmert wurde und die erste der beiden Maschinen in allen Achsen entgleiste”.

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entralbahnhof bekommt einen neuen Namen 1. Mai: "Mit dem heutigen 1. Mai wurde die bisherige Benennung ‚Zentralbahnhof' in ‚Münchner Hauptbahnhof' offiziell umgeändert."

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chreibwarenhändler fürchten um ihre Umsätze - Magistrat kann nicht helfen 31. August: "Der Verein der Papier- und Schreibmaterialienhändler Münchens hat im Juli dieses Jahres die Gemeindekollegien in einer Eingabe ersucht, zur Hintanhaltung von Mißbräuchen künftighin die Lehrmittelfreiheit nur solchen Schulkindern zu gewähren, die bei der Einschreibung ein Bedürftigkeitszeugnis beibringen. Er hat ferner die Lokalschulkommission gebeten, daß dem Lehrpersonal untersagt werde, die Kinder auf einzelne Geschäfte hinzuweisen, wenn bei allen die betreffenden Artikel erhältlich sind. Um eine baldige Behandlung der Eingabe im Magistrat zu veranlassen, begab sich eine Deputation zu Bürgermeister Brunner; sie erhielt den Bescheid, daß das Gesuch zu spät eingereicht wurde, um noch bis Schulbeginn erledigt werden zu können. Der Lehrerschaft gegenüber, habe der Bürgermeister erklärt, nichts tun zu können, da sie der kgl. Regierung unterstehe. Es bleibe also nichts übrig, als die Entschließung der Behörden für das übernächste Schuljahr abzuwarten”.

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Verband gegen betrügerisches Einschenken gegründet 3. September:"Ein Verband gegen betruegerisches Einschenken der Schenkkellner wurde heute Abend in einem Gesellschaftszimmer des kgl. Hofbräuhauses gegründet. Die Versammlung war gut besucht. Egerer begrüßte die Erschienenen und bat, die Besprechung des in Betracht kommenden Themas in möglichst sachlicher Weise durchzufüh ren, denn es handle sich hier um eine ernste Angelegenheit. münchner

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Feuerwehreinrichtungen im 19. Jahrhundert

Die Feuerwächter auf Peterskirche, um 1865.

dem

Turm

der

Wurde ein Brand bemerkt, alarmierten sie durch Glockenzeichen, durch lautes Rufen mit einem Sprachrohr und durch Ausstecken von Fahnen oder Laternen die Feuerwehr. Zum 1. November 1901 wurde die Feuerwache auf dem Turm der Peterskirche eingestellt. Damit endete ein jahrhundertelang prakiziertes Alarmsystem.

Feuerwehrübung am „Steigerturm” an der Frauenstraße, 1884. Im Hintergrund das Brunnenhaus am Katzenbach, abgebrochen 1891. Das Areal wurde 1900/1901 mit der Riemerschmiedschen Handelsschule überbaut.

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Ein besonderer Brauch im Alten Peter Im Zentrum des barocken Hochaltars des mit gestrafften Stuckvorhängen festlich geschmückten Säulenrunds thront der Apostelfürst, ein spätgotisches Schnitzwerk Erasmus Grassers (um 1493/95). Buch, Ornat und Tiara veranschaulichen den hl. Petrus als ersten Papst. Es ist Brauch, dass diese Dreifach Krone des Münchner Goldschmieds Joh. Michael Ernst (um 1720/30) jeweils beim Tod eines Papstes bis zur Amtseinführung seines Nachfolgers abgenommen wird. Die Krone wird in der Zwischenzeit neben dem Hochaltar ausgestellt.

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Unser Einrichtungsgeschäft ist seit 1996 mit dem Namen Stadthaus Wohngenuss am Viktualienmarkt im Herzen Münchens bekannt. Wir lieben schöne Dinge, haben ein Auge fürs Detail und fahren durch die Welt, um unseren Kunden ein einzigartiges Sortiment bieten zu können, welches es nicht überall zu kaufen gibt. Lassen Sie den Stress hinter sich und erlauben Sie uns, Sie in eine Welt der Freude für Auge und Gemüt zu entführen. Dass Exklusivität nicht teuer seinmuss, zeigt unser ausge-

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Das kulinarische Herz Münchens 1807 entschloss sich der damalige König Maximilian I., das Marktgeschehen in seiner Residenzstadt zu ändern. Er war zu der Überzeugung gekommen, dass das heutige Arial des Marienplatzes für all die Händler, die hier Tag für Tag ihre Waren anboten, viel zu eng geworden war. Kunden und Händler traten sich gegenseitig auf die Füße. Ein Teil des Marktes war ohnehin schon 1801 verlegt worden und zwar auf das Gelände des aufgelassenen Friedhofs der Peterskirche. Um den Platz für einen neuen Münchner Markt zu schaffen, musste das altehrwürdige Heiliggeistspital zu Füßen des Petersbergls aufgelöst werden. münchner

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Viktualienmarkt, 1884 Unterhalb der Peterskirche der 1883 errichtete Terrassenbau des „Cafè Neumayer”, daneben rechts die Terrasse mit Metzgerläden und die 1881 im neugotischen Stil gestaltete Südfassade des sog. „Kleinen Rathauses”, in dem seit 1876 das Standesamt untergebracht war. Dahinter das alte Rathaus, rechts daneben das Spitalgebäude (Fleischbank) und die Heiliggeistkirche. Rechts im Bild der Fischerturm.


M ü n c h n e r

Im Hof des von den Augustinermönchen betriebenen Spitals wurde den Händlern Platz für ihre Geschäfte mit Kopfsalat, Pilzen; Gemüse, Kraut, Hühnern und Eiern zugewiesen. Die Metzger waren schon seit langer Zeit da. Bereits Ludwig der Bayer hatte ihnen 1315 eine Fleisch-bank zwischen dem Petersbergl und dem Spitalgebäude zugeteilt. Das Areal war also bereits als Handelsplatz für

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S u p p e n k ü c h e

Münchner Suppenküche GmbH Zenettistraße 11 80337 München Tel.: 089-74 74 74 78 Fax: 089-74 74 74 79 Email: info@muenchner-suppenkueche.com

Der Viktualienmarkt heute

Lebensmittel erprobt, ehe der Viktualienmarkt hier endgültig etabliert wurde. Er war ein Wunschkind Maximilians I., eines Monarchen, der sich nicht in seiner Residenz versteckte, son-

Blick vom Dach der Heiliggeistkirche über das Gewirr der „Standln” am Viktualienmarkt. (Aufnahme von 1908)

MÜLLER´S frisch gepresste Säfte Viktualienmarkt/Stand 6 80331 München Tel.: 089-26 77 99 Fax: 089-54 07 57 97 e-mail: natursaftmueller@t-online.de


dern liebend gern durch München bummelte. Ein Marktbesuch gehörte zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Für ihn war es ein Vergnügen, mit Radiverkäuferinnen oder Geflügelzüchtern zu ratsch´n. Dem König war klar, dass das Herz der Stadt dort schlägt, wo der Markt stattfindet. So beliebt der Viktualienmarkt bereits kurz nach seiner Eröffnung im Jahr 1807 war, so wenig luxuriös war freilich seine Austattung. Feste Verkaufsstände, die heute üblich sind, gab es nicht. Die Ware wurde direkt von den Karren der Bauern verkauft, manchmal auch aus den mitgeschleppten Körben. Die Händler standen sich in zwei Reihen gegenüber, die Kundschaft bummelte hindurch und prüfte kritisch das Tagesangebot.

Viktualienmarkt gegen Norden, um 1910 Hinter dem Markt die Heiliggeistkirche mit verlängertem Kirchenschiff und neu gestalteter Westfassade (1886).

Geflügelmarkt auf dem Areal zwischen Westenrieder- und Frauenstraße. (Aufnahme von 1913)

Eier-,Geflügel- und Gemüsestände auf dem Ostteil des Viktualienmarktes, 1875. Das „Cafè Kiechle” (im Hintergrund) bestand von 1868-1875.

Im Jahr 1831 wurden die Fischhändler vom heutigen Marienplatz auf den neuen städtischen Großmarkt verlagert, dessen Gelände die Stadt für 150 000 Gulden gekauft hatte, um sich das Hausrecht auf den wichtigsten südbayerischen Umschlagplatz für Lebensmittel zu sichern. Wie wichtig der Vikualienmarkt für München war, geht schon daraus hervor, dass er jeden Tag geöffnet war. Selbst an den Sonntagen kamen die Händler, um ihre Waren anzubieten - und die Kunden machten reichlich Gebrauch von diesen langen Verkaufszeiten. Nur an hohen Feiertagen wie an Weihnachten oder Ostern blieb der Markt geschlossen, um die Münchner nicht vom Kirchenbesuch abzuhalten. münchner

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Gemüsestände am Viktualienmarkt, 1875 im Hintergrund die Dächer der Häuserzeile am Petersbergl, die Ostfassade des Alten Rathauses und der Weiberbau des Heiliggeistspitals.

Typische Marktszene am Viktualienmarkt. Aufnahme von 1913


Biergarten Biergarten Viktualienmarkt Viktualienmarkt Fam. Fam. Hochreiter Hochreiter Viktualienmarkt Viktualienmarkt 99 80331 80331 München München Tel. Tel. 089-29 089-29 75 75 45 45 Fax Fax 089-2 089-2 91 91 30 30 02 02

Ein kleiner Ausschnitt aus dem vielfältigen Angebot des Viktualienmarktes (2004)

Weitere Weitere Gastronomiebetriebe Gastronomiebetriebe der der Familie Familie Hochreiter: Hochreiter: -- Haxenbraterei Haxenbraterei auf auf dem dem Oktoberfest Oktoberfest -- Gastronomie Gastronomie am am Bugasee Bugasee -- Hochreiters Hochreiters Glühweinstadl Glühweinstadl am am Münchner Münchner Christkindlmarkt Christkindlmarkt


Die Münchner Suppenküche produziert seit 25 Jahren die besten Suppen und Eintöpfe der Stadt. Der Grundstein des Erfolgs liegt in der frische des Gemüses vom Münchner Großmarkt und den bayrischen Weiderindern. Die Kunden: vom Baggerfahrer bis zum Geschäftsführer......alle lieben die feinen Suppen und die deftigen Eintöpfe, doch ganz besonders das saure Lüngerl.

Die Schmalznudel (Cafe Frischhut), der seit Jahrzehnten beliebte Münchner Frühtreff, auf ein Hafer`l Kaffee, dazu Schmalznudeln, Krapfen, Strizeln, Rohrnudel mit Zwetschgen oder Rosinen. Das ganze gibt es selbstverständlich auch den ganzen Tag.

Ludwig Freisinger oder das „Gurkenstandl” Seit 1903 gibt es die Freisingers jetzt schon in der 4. Generation auf dem Viktualienmarkt. Seitdem gibt es auch die sagenhaften Gewürz- und Salzgurken. Die Salzgurken werden immer noch von der Familie Freisinger nach alter Rezeptur eingelegt. münchner

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Seit nunmehr 18 Jahren betreibt die Familie Hochreiter den beliebten Biergarten am Viktualienmarkt. Nehmen Sie Platz und genießen Sie die Vielzahl an „Münchner Schmankerln”. Die Besonderheit dieses Biergartens ist, dass man im Wechsel alle Münchner Biere verköstigen kann. Besonderer Tip: „Der Obatzde”

Für Sie probiert...... Seit 17 Jahren gibt es „Müllers frisch gepresste Säfte” auf dem Viktualienmarkt. Das Geheimnis ist die individuelle Zusammensetzung der Säfte. Über 60 Saftkombinationen werden angeboten. Fast jeder Kundenwunsch kann erfüllt werden. Unser Tipp: „Haleluja” ein Saft der viele Rätsel aufgibt oder den Fitmacher schlecht hin, ein Saft aus Weizengras.

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Münchner-Innenstadt-Brunnen Der Roider-Jackl-Brunnen Der am 17. Juni 1906 in Weihmichl bei Landshut geborene Roider Jackl stammt aus Niederbayern. Von Beruf war er eigentlich Förster. Er schaffte es, das Gstanzlsingen von Wirtshausbühnen in das Licht der Scheinwerfer zu heben, indem er mit überdurchschnittlicher Könnerschaft diese Form des kurzen Spottliedes darbot. Er nahm sowohl aktuelle politische Geschehnisse aufs Korn wie auch allgemein menschliche Schwächen. Er war Mittelpunkt in der "Weißblauen Drehorgel" oder auch beim Salvatoranstich auf dem Nockherberg.

ner Braun ausgeführt, der Brunnenaufbau aus Marchinger Muschelkalk durch den Münchner Steinmetz Hans Rehm gestaltet. Die eingravierte Inschrift gibt bekannt: "Roider Jackl, Förster, Gstanzlsänger, Levitenleser". Die Brunnensäule hat sechs Ausläufe, die wie kleine Kanonen auch nach Roider Jackls Tod auf Politiker, Großkopferte, Siebengescheite, Protzerte, Großmäulige, Gwapplte und Bazis zielen. Die Brunnenenthüllung fand am 23. September 1977 statt, am gleichen Tag wie für die ebenfalls aus Niederbayern stammende Ida Schumacher und für die Elise Aulinger. Der Gstanzlsänger und Politiker-Derblecker ist mit geöffne-

tem Mund dargestellt und scheint mit dem Singen gar nicht mehr aufhören zu wollen. Er hält seine Klampfen in der linken Hand, als wolle er gerade a capella die Pointe eines hinterfotzigen Gstanzls ins Publikum schleuzen, vielleicht dieses: "Jetzt muaß i aufhörn zum singa, sonst werd i no berühmt und kriag so a Denkmal, wos Wassa rausrinnt." Doch alle Vorsätze sind buchstäblich ins Wasser gefallen. Singen hört man ihn noch heute auf den vielen Platten, die es von ihm gibt, und ein Denkmal hat er auch gekriegt, und berühmt und beliebt ist er allemal, der Roider Jackl, nicht bloß bei Viktualienmarkt-Besuchern.

Zwei Jahre nach seinem Tod am 8. Mai 1975 in Freising, wo er bei St. Georg begraben liegt, kam er auf dem Viktualienmarkt in dem von Hans Osel gestalteten Brunnendenkmal zu Ehren. Der Bronzeguß wurde von der Kunstgießerei Wer-

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München, eine Stadt der Der Marktfleck an der Isar wird zur Festungsstadt Sicher nicht, werden Sie sagen. Wir haben einen Olympiaturm, diverse Kirchtürme, einen Rathausturm und ein paar mehr oder weniger schöne Hochhaustürme, ein paar Tore wie das Isar-, Karlstor oder das Sendlinger Tor, aber sonst...

Der Falkenturm Dieser Stadtmauerturm nächst dem alten Wurzer, später Kosttor genannt im Graggenauer Viertel, lange Zeit Kriminalgefängnis. Kam zum Abbruch wegen Neubau der Maximiliansstraße. Aber München war im Mittelalter durchaus eine Festungsstadt mit Stadtmauer und zahlreichen Stadttoren und mit nicht weniger als 118 Stadt- und Wehrtürmen. Viel ist aus dieser Zeit nicht geblieben, und wir können die Stadtentwicklung von fast 847 Jahren nur noch an Straßenverläufen, alten Stadtmauerresten oder typischen Straßennamen erkennen. Sagen Ihnen die Namen wie Lueg ins Land, Kosttor oder Wurzertor etwas, können Sie sich vorstellen, dass München einen Hexenturm, einen Jungfernturm, einen Falkenturm, einen Rosenturm, einen Taschenturm, einen Heuturm oder einen Fischerturm hatte oder wismünchner

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sen Sie eigentlich, warum sich auf heute noch an der Ecke sehen Ihrem Weg vom Marienplatz zum kann, war aber kein Turm der Stachus plötzlich die StraßenStadtmauer, sondern eher ein namen ändern und das auf knapp unbedeutender Wasserturm. 400m? Nein? Viele Sagen ranken sich um die einDann folgen Sie mir einfach auf zelnen Türme, aber die Wirklichkeit eine kleine Reise auf den Spuren sah anders aus. alter Stadtmauern. Im 13./14. Jhd. wuchs die Stadt um Als 1158 Heinrich der Löwe durch das Sechsfache, was natürlich eine den Bau einer neuen Brücke über Erweiterung der Stadtmauer zur die Isar den Grundstein dafür Folge hatte. Betrug die Entfernung legte, dass aus dem kleinen zwischen den früheren Stadttürmen unbedeutenden Marktfleck an der noch exakt 400m - diese wurde Isar innerhalb kurzer Zeit eine damals wahrscheinlich durch Stadt entstand, die schnell aus Landvermesser mit Schnüren vom ihren neu geschaffenen Mauern zentralen Kreuzungspunkt der beiherauswuchs, konnte er sich den Hauptachsen ausgemessen-, sicher nicht vorstellen, dass aus war sie zu Zeiten Kaiser Ludwig des einer Ansiedelung mit 45 ha Bayern, der den 2. Mauerring endknapp 850 Jahre später eine gültig mit dem Bau des Isartores Stadt mit über 31000 ha wurde. 1337 abschloss, exakt 1200 m zwiSchon gegen Ende der Regierschen den jeweiligen Haupttoren. ungszeit Heinrich des Löwen entDie einzelnen Tore waren Bestandstand die erste Stadtmauer mit Toren und Türmen, von denen allerdings heute nur noch das Talburgtor, das alte Rathaus existiert. Alle anderen Stadttürme sind abgerissen. Wo sie standen, ändern sich heute die Straßennamen. Nehmen wir auf unserem Weg also den Marienplatz als zentralen Ausgangspunkt. Richtung Norden , an der heutigen Ecke Weinstr./Theatinerstraße stand der Wilbrechtsturm, auch Schäffleroder später Nudelturm genannt, der 1691 abgerissen wurde. Richtung Nord-Ost, dort, wo die Dienerstraße zur Residenzstraße wird, stand der Krumbleinsturm, der 1842 als letzter der Stadtmauertürme abgerissen wurde. Drehen wir uns nach Süden in Richtung Sendlinger Tor, wird Kosttor mit Neuturm die Rosenstraße dort zur Send- Der Neuturm, liks im Bild, auch Schuldturm linger Straße, wo damals der genannt, diente bis 1826 als Gefängnis für Püttrichturm, oder der Blau- Personen von Rang und Staatsdiener. ententurm oder Ruffiniturm stand, der 1808 abgebrochen teil der Stadtmauer, die München wurde. Den Löwenturm, den man vor den anstürmenden Feinden be-


Tore und Türme ? wahren sollte. Bestand diese Mauer zunächst nur aus der inneren Ringmauer, so wurde sie nach einigen Jahren durch eine vorgelagert Zwingermauer verstärkt, die einzelnen Tore wurden zu Festungswerken ausgebaut. Restbestandteile der Mauer und ihrer jeweiligen Rund- und Wehrtürme kann man heute noch vereinzelt in München finden. Die innere Ringmauer, ein reiner Ziegelbau, zu deren Erstellung

Rundturm an der Herrnstraße Der Geschützturm an der Stadtmauer vor dem „Lueg ins Land” wurde 1892 beim Neubau eines Rückgebäudes an der Herrnstraße demoliert. angeblich 13 Millionen Ziegelsteine verwendet wurden, war 4 Kilometer lang, 2 Meter breit und 10 Meter hoch. Ihre Wehrhaftigkeit zeigte sie unter anderem durch 62 Wehrtürme, die 13 Meter hoch, jeweils im Abstand einer Armbrustweite entfernt standen. Das Fundament dieser Mauer bestand aus Tuffsteinquadern, die aus dem nahen Wolfratshausen angeliefert wurden. Die Zwingermauer wurde im Abstand von 9 Metern vor der inne-

ren Ringmauer errichtet. Sie war 4 Meter hoch, und auch sie umschloss mit weiteren 50 Türmen die Stadt. Ihr Fundament bestand aus Nagelfluh, womit die aufsteigende Nässe der Stadtbäche verhindert werden sollte. Vier Haupttore - Das Schwabinger Tor, das Neuhauser- das später umbenannte Karlstor, das Sendlinger Tor und als letztes das Isartor - und drei Nebentore - Das Kost- oder Wurzertor, das Schifferoder Einlasstor und das Angertor vervollständigten diesen Festungsring. Sie sehen also, München Der Löwenturm um 1900 ist doch eine Stadt der Tore Der Turm, dessen Herkunft und Funktion bis und Türme. heute nicht geklärt sind. Wie muss man sich diese Tore eigentlich damals vorMünchen oder besuchen das stellen, welche Funktion hatten sie Stadtmuseum am Jakobsplatz, in in der mittelalterliche Stadtmauer dem Sie das geschnitzte Stadtund welche Bedeutung hatten sie modell des Drechslermeisters für die Stadt selbst? Jakob Sandtner besichtigen könDavon in der nächsten Folge, aber nen. vielleicht begeben Sie sich ja bis Viel Spaß dabei! dahin selbst einmal auf die Spuren der mittelalterlichen Festungsstadt

Schwabinger Tor Das Schwabinger Tor war einer der 4 Haupttore der Münchner Stadtmauer. münchner

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„Die Münchner Stadtgeschichte” Wilhelms-Gymnasium).

heutige Gestalt 1896.

1560/70

1601

Beginn großer Neubauten für die "Neufeste" an der heutigen Residenzstraße, aus der in den folgenden Jahrhunderten die umfangreiche Anlage der Residenz (mit Hofgarten von 1613) als Wohnung und Regierungszentrale der Herzöge, Kurfürsten und Könige entsteht.

Mit der Berufung der Kapuziner nach München wird eine beispiellose Welle von neuen Klostergründungen durch das Herzogs- und Kurfürstenhaus eingeleitet, die bis 1754 andauert. Alleine 15 neue Klöster, dazu Kirchen, Kapellen und Klostergebäude breiten sich in der Stadt aus. Viele von ihnen wurden bei der Klosteraufhebung (Säkularisation) nach 1803 vernichtet. Trotzdem vermitteln die noch erhaltenen Bauten aus dieser Zeit immer noch den Eindruck einer katholisch-geistlichen Stadt.

1583/90

1522 Herzog Wilhelm IV. erlässt das erste bayerische Religionsmandat. Es ist eine Zensur-Verordnung, die die Verbreitung und das Lesen von lutherischem Schrifttum unter Strafe stellt. Damit beginnt in Bayern offiziell die Gegenreformation gegen die Lehre Martin Luthers und anderer Reformer des alten Glaubens.

Bau von Jesuitenkirche St. Michael und Jesuitenkolleg an der Neuhauser Straße. Diese größte Kirche im Stil der Renaissance nördlich der Alpen mit dem nach St. Peter in Rom größten Tonnengewölbe der Welt leitete auch den neuen Stil des Barock in Süddeutschland ein und wurde beispielhaft für über 100 Nachfolgebauten.

1558 Gründung der Hofbibliothek (heute Bayerische Staatsbibliothek in der Ludwigstraße). Um diese Zeit beginnt die Schaffung von einer Reihe von Zentralbehörden (Geistlicher Rat 1556/1570, Hofkammer 1572) in München, die heute noch als Staatsministerien, Regierungs- und Verwaltungsgebäude staatlicher Behörden oder Gerichten einen breiten Raum im Stadtbild, z.B. in der Ludwigstraße und am Hofgarten, einnehmen. München ist heute nicht nur Sitz der bayerischen Staatsregierung, sondern auch der Regierung des Regierungsbezirkes Oberbayern.

1559 Erstmals seit dem 13. Jahrhundert wird mit den Jesuiten durch Herzog Albrecht V. wieder ein neuer Orden nach München gerufen. Sie haben unter anderem die Aufgabe durch die Unterweisung von Schülern und durch öffentliche Propagandaveranstaltungen wie monströse Theateraufführungen mit biblischen Themen im Freien aufklärend für den alten, den katholischen Glauben, zu wirken. Bereits ein Jahr später eröffnen sie das erste Münchner Gymnasium (Jesuiten- oder später

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1589 Herzog Wilhelm V. gründet das Hofbräuhaus für das Brauen von braunem Bier (braunes Hofbräuhaus) an der heutigen Sparkassenstraße, im Anschluss an das sog. Zerwirkgewölbe. Bis dahin bezog der Herzogshof das Bier von bürgerlichen Bierbrauern in der Stadt oder ließ es von auswärts, unter anderem aus der berühmten Bierstadt Einbeck in Niedersachsen, einführen. Am Platzl, wo das weltberühmte Haus heute noch steht, wurde 1602 das weiße Hofbräuhaus - also für das Brauen von Weißbier - eingerichtet und beide Brauhäuser erst 1808 hier vereinigt. Der Brauereibetrieb wurde 1890 aus der Innenstadt hinausverlegt. Das Hofbräuhaus am Platzl, das seither nur noch Gaststätte ist, erhielt seine

1618-1648 Dreißigjähriger Krieg in ganz Deutschland, ein Religionskrieg der katholischen (Kaiserhaus Habsburg und bayerischer Herzog Maximilian) und der protestantischen Partei (Böhmen und sein König Friedrich V., die Dänen und Schweden). Die Auseinandersetzung brachte dem bayerischen Herzog 1623 die Kurfürstenwürde ein und damit das Recht, zusammen mit sechs (später sieben) weiteren Fürsten, den Kaiser wählen zu dürfen. Der Krieg führte zum Ausbau der Festungswerke (Mauer und Graben) um die Stadt, von denen heute nur noch spärliche Reste vorhanden sind, und zur Besetzung der Stadt 1632 durch die (protestantischen) Schweden unter ihrem König Gustav Adolf, dessen "Wirken" auch in anderen deutschen Städten schmerzlich bekannt wurde.

1638 Im Verlauf des Krieges lässt Kurfürst Maximilian mitten auf dem Marktplatz die Mariensäule errichten und löst damit einerseits ein Gelübde von 1632 für die Erhaltung seiner beiden Hauptstädte Landshut und München vor des Feindes endlichem Ruin und Zerstörung ein, gestaltete damit aber auch ein Symbol des durch den Krieg wiedererstarkten Glaubens und veranschaulichte durch die 1641 zu Füßen der Statue angebrachten bronzenen Heldenputti die vier Plagen der Zeit: Hunger (Drache), Krieg (Löwe), Pest (Basilisk) und Ketzerei (Schlange).


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