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Editorial

neh m en Sie sich bitte fünf Minuten Zeit, lehnen Sie sich zurück und denken Sie ein m al intensiv über Ihre Stadt nach. Vielleicht gehen Ihre G edanken in die ähnliche Richtung, wie sie bei den m eisten M enschen gingen, mit denen wir gesprochen haben. M an denkt an die Kaufhäuser, an die Stra ß e in der m an w ohnt, an die U- und S-Bahn, an die Allianz-Arena. Eher selten ab er d enken wir an die sch ö n en münchner Bauten, Brunnen oder die Bedeutung unse- Innenstadt rer Stra ß enna m en. A uch an die G eschichte unserer schönen Stadt dachten die w enigsten. 10/2007

Das M agazin für Freizeit, Kultur und Shopping

Wir w ollen Sie mit der 10. A usgabe der " M ünchner-Innenstadt" wieder ein bisschen in die G eschichte M ünchens eintauchen lassen. Vielleicht können wir da mit Ihr Bew usstsein über Ihre Stadt und deren G eschichte stärken. Erforschen m üssen Sie Ihre Stadt selber, wir können nur den A nsto ß dazu geben. N eh m en Sie sich einfach die Zeit dazu und lassen Sie die Zeitklauer links liegen. Viel S p a ß w ü nscht Ih n en Ihr M ü nch n er-In n enstadt-Tea m beim Durchblättern und Lesen dieser neuen A usgabe.

Die Theatinerkirche Wussten Sie es? Lebender Marmor Pétanque im Hofgarten Prinzregent Luitpold

PS: Die 11. A usgabe der " M ünchner-Innenstadt" erscheint Mitte Juli 2007

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Münchner Kirchen

W ussten Sie es ? Besonderheiten aus dem Münchner Stadtleben

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6 Die Münchner Residenz

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Straßen und Plätze und ihre Herkunft

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Pétanque

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Prinzregent Luitpold

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Innenstadt 10/A pril 2007

Impressum Herausgeber: M ario Sch midbauer Sedanstra ß e 14 81667 M ünchen e-m ail: m ario.sch midbauer @ t-online.de

Gesamtherstellung und Anzeigen: sms-sch midbauer G bR Sedanstra ß e 14 81667 M ünchen T 089-480 68 68-6 F 089-480 68 68-7 e-m ail: info @ sms-sch midbauer.de Grafik, Design und Foto: studio liebhart Breisacher Stra ß e 3 81667 M ünchen T 089-459 94 38 -19 F 089-459 94 38 - 50 e-m ail: herbert-liebhart @ w eb.de Foto und Text: La n d esh a u ptsta dt- M ü nch e n, S t a d t a rc h i v M ü n c h e n , M ü n c h n e r Stadtm useu m, H a u s d e r B a y e risch e n G eschichte, Schlö ß er u n d S e e n v e r w a lt u n g , C a m a y S u n g u , W ern er J u n g e, H e r b e rt u n d P h il i p p Lie b h art, Bea Burkhardt, Petra Perle.

8 Wussten Sie es ? Besonderheiten aus de m M ünchner Stadtleben

Inhalt

Verlag und Redaktion: sms-sch midbauer G bR Sedanstra ß e 14 81667 M ünchen T 089-480 68 68-6 F 089-480 68 68-7 e-m ail: info @ sms-sch midbauer.de w w w.m ünchner-innenstadt.co m

6 M ünchner Kirchen

12 Münchner Straßen

20 Die Münchner Residenz 23 Lebender Marmor 26 Pétanque

28 Münchner-Innenstadt-Brunnen Loreley-Brunnen

30 Prinzegent Luitpold

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Münchner Kirchen Theatinerkirche (St. Kajetan)

M ausoleu m für König M ax II. und seine G e m ahlin M aria

d e n w ulstig e n Volute n sin d ein Wahrzeichen M ünchens.

Barockkirche von pathetischer Wirkung und im periale m G estus:

Ein Stück Rom in München. Die Turm helm e sind ein M eisterstück barocker Bizarrerie. Die vollblütige Kuppel und die Türm e mit

Im Innenrau m der Kuppelbasilika fällt besonders die von A ndreas Faisten b erg er aus d u nkle m Holz geschnitzte Kanzel, die sich stark von den w eiß en Stützsäulen abhebt, ins A uge. In der Gruft sind die Wittelsbacher Könige M ax Josef I., M ax II. und Kronprinz Rupprecht von Bayern die Stifter der Kirche, Kurfürst Ferdinand M aria und Henriette A delaide von Savoyen beigesetzt. A nlass zu m Bau der Kirche w ar ein G elübde, das Henriette A delaide

Hauptschiff mit einer Länge von 72,50 m u. einer Breite von 15,50 m u. einer Höhe von 28,55 m u. 400 Sitzplätzen

U nter Leitung des sch w eizerischen M eisters Z uccali u n d d es T h e atin erpro bsts S pin elli w urd e d as G otteshaus 1688 fertiggestellt. Die F assa d e n i m Rokokostil w urd e n 1768 von Cuvilliés gestaltet. Das an die Kirche südlich anschlie ß ende Kloster w urde nach de m Z w eiten Weltkrieg teils rekonstruiert.

Höhe der Türm e 64,40 m

von Savoyen, die Frau des Kurfürsten Ferdinand M aria anlässlich der langersehnten G eburt des Thronfolgers M ax E m anuel 1662 ablegte.

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Die Kuppel mit eine m Durch m esser von 17,70 m und einer Höhe von 70,20 m


Die Attika mit den beiden Wappen

Vokalkapelle ehe m als Königliche Hofkapelle Leitung: P. A m adeus Sch m alhofer Werke für vier bis acht Stim m en a cappella, vorwiegend aus de m 16. / 17. Jh. Die Vokalkapelle von St. Kajetan ist die N achfolgeInstitution der ehe m aligen Hofkapelle, die u.a. auch in der Theatinerkirche die Kirchen m usik besorgte.

Orlando di Lasso (1532-1594) In dieser Traditio n erklin g en an Sonn- und Feiertagen beim Lateinisch e n H och a m t u m 10.30 U hr Werke der Vokalpolyphonie, u.a. von Orlando di Lasso, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Caspar Ett, Joseph G abriel Rheinberger, mit d e m lateinisch e n Pro priu m d er Choralschola. Ein m al im M onat Ordinariu m und Propriu m ausschlie ß lich im Gregorianischen Choral. Historisches Archiv mit M usikhandschriften von 1600-1900.

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W ussten Sie es ?

Besonderheiten

1928 D

as Auto verdrängt das Pferd 1. A pril: Der G asthof "Bögner" eröffnete eine Gro ß garage. Die Presse ko m m entierte diese N euerung w ehm ütig: " Der Einbau dieser G aragen bedeutet einen w eiteren Schritt in der A usschaltung des Pferdes aus de m Verkehrsw esen und zugleich das Ende einer Alt-M ünchner Einrichtung. Der ‚Bögner' w ar bekanntlich eine alte und stark besuchte Einstell-Wirtschaft für die Botenfuhrw erke vo m Lande."

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onbonière schließt 11. A pril: M ünchens elegantestes Kabarett, die "Bonbonière" a m Kosttor, schloss w egen Konkurs seine Pforten.

W

egweisende Erfindung 11. A pril: A uf der O pel-Rennbahn bei Rüsselheim startete der erste pulvergetriebene Raketen w agen der Welt, ein Projekt des M ünchner Astrono m en M ax Valier. Er erreichte in nur acht Sekunden eine G esch windigkeit von 100 km/h. " Der Be w eis für die praktische Verw endbarkeit des Raketenschiffes, das Fritz von O pel hergestellt hat, ist erbracht. A us de m Raketen w agen soll sich das Ü berflugzeug und späterhin die Rau mrakete entwickeln."

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trese m ann als Wahlkä m pfer in M ünchen 25. A pril: Im Bürgerbräukeller fand eine M assenversa m mlung der Deutschen Volkspartei statt, bei der " der Spitzenkandidat der Partei für die südbayerischen Wahlkreise, Reichsau ß en minister Strese m ann, sein Progra m m entwickelt". U nter den ca. 3.000 Teilneh m ern w aren auch viele G egner der DVP, vor alle m N ationalsozialisten. Als ihre Störm a ß nah m en zu m assiv w urden, räu mte die Polizei den Saal."

T

ennis-Stadion eröffnet 4. M ai: " A m Freitag N ach mittag w urde das N eue M ünchner Tennis-Stadion beim A u m eister offiziell eröffnet. Zu der Ein w eihung w aren Vertreter des Staates, der Stadt so wie des Sportverbandes für Leibesübungen und des Deutschen Tennisbundes geko m m en. N ach den Feierlichkeiten begann der Tennis-Länderka m pf zwischen Deutschland und Griechenland, der mit de m Siege Deutschlands (1:0) endete."

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aus dem Münchner Stadtleben 1928 L

angwierige Haushaltsberatungen 23. M ai: " D er Stadtrat b efasste sich in ein er au ß erord entlich en öffentlich en Vollsitzu n g m it d e m Haushaltsplan 1928 der Stadt M ünchen, den der Haushaltsausschuss nach m onatelangen Beratungen in 23 Sitzungen zu m A bschluss gebracht hat. Die Einnah m en und A usgaben schlie ß en insgesa mt mit 386.767.333 M ab; es ergibt sich kein Fehlbetrag; G ebührenerhöhungen sind nicht notw endig ".

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usstellung "Heim und Technik" eröffnet 25. M ai: "In A n w esenheit zahlreicher Ehrengäste wird in feierlicher Weise die A usstellung ‚Heim und Technik, M ünchen 1928' eröffnet. Das A usstellungsorchester spielt eine Tondichtung ‚Heim und Technik', die Richard Strauss zur Eröffnung der A usstellung geschrieben hat. Die A usstellung hat den Z w eck, die von der Technik bisher geschaffenen Hilfsmittel a m Dienste der Wohnung und der Hauswirtschaft zu m Allge m eingut der Bevölkerung zu m achen und ihr durch eine u mfassende Schau alles vor A ugen zu führen, w as auf diese m G ebiete bereits vorhanden ist."

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Münchner Aquarium 20 Jahre 1. Juni: " Das A quariu m (Gründer Leonhard Sch mitt), w elches sich seit drei Jahren im A usstellungspark befindet und früher viele Jahre a m Salvatorplatz in der Do mschule untergebracht w ar, begeht sein 20jähriges Jubiläu m."

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inweihung des Dante-Stadions 2. Juni: Heute Sa mstag vormittags w urde das von der Stadt M ünchen erbaute Stadion an der Dantestra ß e in feierlicher und offizieller Form eröffnet und in Betrieb geno m m en. N ach de m im posanten Ein m arsch der 3.000 Mitwirkenden, Volksschüler und -schülerinnen und Schüler der höheren Lehranstalten hielt Bürgerm eister Dr. Küfner die Begrü ß ungs- und Eröffnungsrede, mit der er das Stadion der Jugend und der gesa mten sporttreibenden Bevölkerung übergab. Ein Studierender der höheren technischen Lehranstalt dankte der Stadt für die soziale Gro ßtat der Schaffung der Sportanlage. U nter der O berleitung von Studienlehrer Lud wig Behr erfolgten dann zahlreiche Turn- und Freiübungsdarbietungen."

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110 Jahre Musik Rauscher Ein Münchner Traditionsgeschäft stätten gehörte auch Karl Valentin, der sich seine Kuriositäten-Instrum ente von den M eistern nach seinen W ünschen bauen lie ß. Der technischen Entwicklung aufgeschlossen, w urden bereits 1924 Radio-A pparate und Gra m m ophon e- d a m als S prech a p p arate g enannt- in das Verkaufsprogra m m mit aufgeno m m en.

Im Jahre 1892 w urde die Firm a von Josef Rauscher gegründet und a m 1. Deze m ber des gleichen Jahres beim M agistrat der Stadt M ünchen als M usikinstru m enten- und M usikalien h an dlu n g an g e m eld et. S eit dieser Zeit befindet sich der Betrieb im Fa milienbesitz. 1902 w urde das G eschäft im Tal durch Filialen in der Orleans- und Weisse n b urg er Stra ß e er w eitert. Bereits 1903 w urde mit der eigenen Herstellung von M usikinstru m enten begonnen. G ebaut w urden Harm onikas, Holz- und Blechblas- sowie Zupfinstru m ente. Zu den Sta m mkunden in den Werk-

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Im gleichen Jahr, nach de m Tod des Firm engründers, übernah m seine Ehefrau Katharina mit ihre m Sohn Otto Rauscher gelernter G eigenbauer die G eschäftsführung. W ährend des zw eiten Weltkrieges m u ßte die Herstellung von M usikinstru m enten eingestellt und die beiden Filialen geschlossen w erden. A uch das Sta m m haus im Tal w urde vo m Krieg nicht verschont und fast völlig zerstört. In m ühevol-


ler Arbeit und unter sch wierigsten Bedin g u n gen ko n nte das Ladengeschäft und die Werkstatt wieder aufgebaut w erden. Der Enkel des G eschäftsgründers O tto Frie drich Ra usch er erlernte den Beruf des Holzblas-Instru m enten m achers und übernah m nach de m Tod des seines Vaters 1967 die Firm a. Durch die Verbindung seines Berufes mit seine m Hobby als Klarinettist und Saxophonist gehören bis heute sehr viele bekannte M usiker zu den Sta m mkunden des Hauses. Das 80jährige Firm enjubiläu m konnte im Jahr 1972 in erw eiterten, neu gestalteten Räu m en gefeiert w erden. Im Deze m ber 1975 verstarb Otto Friedrich Rauscher mit 47 Jahren U m den alten Fa milienbetrieb für den da m als erst 15jährigen einzigen Sohn aufrechtzuerhalten, führte seine Ehefrau Inge Rauscher die Firm a alleine w eiter. Erst nach seiner A usbildung als Holzblas-Instru m enten m acher, die er als B u n d essie g er a bschlo ß , trat d er Sohn Otto 1982 in die Firm a ein. 1984 legte er seine M eisterprüfung ab und führt seitde m erfolgreich die Werkstatt. Den Kunden im G eschäft steht er mit Rat und Tat mit seine m Fach wissen zur Verfügung. A uch heute noch, w eit über die Grenzen Bayerns hinaus, ist das Fachgeschäft für M usikinstru m ente und M usikalien mit seiner M eisterw erkstätte für seinen fach m ännischen Service u n d die fa m iliäre Atm osphäre bekannt.

Firm engründer Josef Rauscher mit Ehefrau Katarina

Musik Rauscher, Tal 36, 80331 München, Tel.: 089/22 78 95

Der langjährige Kunde von M usik Rauscher, Roy Etzel traf sich mit seinen populären Künstlerkollegen, Franz Eder, M anfred Schnelldorfer und Josef Wahl im Bratw urstherzl a m Viktualien m arkt u m den Erfolg seines Buches „ Das ist m ein Leben “ erschienen im Westkreuzverlag, in ge m ütlicher Atm osphäre zu feiern. münchner

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*1877: (U m 1660 M osserstra ß e) nach Dachau, der Stadt an der A m per.

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Straßen und Plätze und ihre Herkunft

*1947: Sim on Dach (1605-1659) Barocklyriker, Professor der Dichtkunst und Verfasser vieler volkstü mlicher Lieder.

*1973: G ottlieb Daimler (1834-1900) Erfinder und Ingeni, ein Pionier des A uto m obilbaus, baute seit 1882 Kraftfahrzeuge mit eine m von ih m konstruierten Verbrennungsm otor.

Wann und wie sie zu ihren Namen kamen. Genau genommen sind Straßen und Plätze ja nur anonymer Raum zwischen Häuserzeilen. Charakter und Stil bekommen sie erst, wenn Menschen ihnen Namen geben. Dabei könnte die Bezeichnung von diesem Gässchen und jenem Sträßchen in vielen Fällen einen historischen Roman erzählen. Hier verweist der Name auf ein altes Rittergeschlecht. Dort standen die Vips unterschiedlichster Epochen Pate.

*1886: Fra nz D aiser, A u m eister, w urd e 1705 w ährend der Sendlinger M ord w eihnacht auf de m Ritt zu m G ottesdienst von den kaiserlich-österreichischen Truppen erschossen.

*1833: (Bis Ende 1800 Salesianerinnengasse) Von der Kurfürstin M aria A nna, der Witw e von M ax III. im ehe m aligen Kloster der Salesianerinnen gegründeten „ A deligen Da m enstift St. A nna “.

*1912: Heinrich Ritter und Edler von Dall´Armi (1846-1922) Ta b akka uf m a n n u n d In d ustrieller, errichtete die Stiftung des „ M ünchner Bürgerheims“ und das „ Dall´ Armi Heim für Dienstboten “.

*1959: Josef Ferdinand Dankl, w ar 1703 Kurfürstlicher Pflegeko m missär in Tölz, 1705 Mitorganisator des A ufstandes der Bayerischen Bauern gegen die österreichische Besetzung.

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*1929: Der Bruder von Hagen und M arschall König G unthers im Nibelungenlied.

*1964: N ach „ Daphne “ einer O per von Richard Strauss. Uraufführung 1938.

*1931: N ach Dannenfels, eine m Ort in der Rheinpfalz bei Kirchheim.

*1982: Oskar Daumiller (1882-1970) evangelischer Pfarrer an der Him m elfahrtskirche in Sendling, organisierte 1945 Hilfe für ehe m alige KZ-Häftlinge von Dachau.

*1927: M aximilian Dauthendey (1867-1918) M aler, Lyriker, Erzähler, schrieb G edichte, N ovellen und Ro m ane.

*1927: Sebastian Franz von Daxenberger ( 18091878) Dichter, Staatsrat unter König M aximilian II. Verfasser von Dra m en und N ovellen schrieb ein Stück über die Sendlinger Schlacht.

*1923: N ach Danzig, der Stadt an der Ostsee, frühere deutsche Hansestadt, im Mittelalter bedeutende Handelsstadt an der Ostsee.

*u m 1918: Hannibal Freiherr von Degenfeld (16481691), w urde als Offizier 1682 Befehlshaber der kurbayerischen Truppen im Türkenkrieg. Er zeichnete sich bei der Befreiung von Wien (1683) aus.

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1. Münchner Frühlingsfest auf der Theresienwiese vom 3.-19. April 1965. Es gibt U nterlagen von 1947, nach denen die M ünchner Schausteller schon jahrelang die Durchführung eines Frühlingsfestes auf der Theresien wiese bei der Stadt M ünchen beantragt haben. Das G esuch w urde aber im m erwieder aus verschiedensten Gründen abgelehnt. M it Schreiben vo m 14. Deze m ber 1964 hat der da m alige O berbürgerm eister Dr. Hans-Jochen Vo gel den M ünchner Schaustellern mitgeteilt, dass der Wirtschaftsausschuss des M ünchner Stadtrats die A bhaltung eines 14tägigen Frühlingsfestes auf der Theresien wiese in der Zeit u m Ostern geneh migt hat. Bürgerm eister Albert Beyerle und der Erste Vorsitzende des Landesverbandes der Schausteller, G eorg Pötzsch, erläuterten das Zustandeko m m en dieses Frühlingsfestes: Erstens solle da mit der Jugend ein Tu m m elplatz geschaffen w erden,

z w eite ns ist für die M ü nch n er Schausteller dieses zentralgelegene Frühlingsfest eine Lebensnotw endigkeit, d a die alte n Plätze a m Rande der Stadt durch N eubauten verloren gegangen w aren. (M ünchner M erkur vo m 1. A pril 1965). Schon beim 1. Frühlingsfest gab es attrakti v e F a hrg esch äfte w ie z. B. einen Zeppelin-Weltflug, einen JetCli p p er (Pressl uftkarussell), ei n e Kalipsobahn, einen Sturzbo m ber, 3 A utoskooter und 3 Kettenkarussells so w ie ein Riese nra d u n d ein e G eisterbahn. Josef Heim er w ar der erste Wirt auf de m Frühlingsfest u n d w urd e v o n d e n M ü nch n er Brauereien beliefert. Was 1965 noch alles geschah: M ünchen: Die Stadt M ünchen be wirbt sich u m die Oly m piade 1972, Richtfest a m F ernse htur m , d as Kra nke n h a us Harlaching wird fertig gestellt, Baubeginn der U-Bahn vo m Goethe-

platz zu m M arienplatz, Einführung von Parkscheiben, Radio Freies Europa hat 20 Millionen Hörer. Bayern: B a h nstrecke M ü nch e n-A u gsb urg: D er fa hrpla n m ä ß ig e Z u g fä hrt 200km/h schnell, A mtsgericht Heng ersb erg: Prü g elstrafe a n Volksschulen ist erlaubt, Grundstein der U niversität Regensburg (vierte U ni in Bayern) Deutschland: Alkohol-Testgeräte ko m m en in den H a n d el, b arg eldlose G e h altsza hlung verdrängt die Lohntüte, Franz Beckenbauer gibt sein Debüt in der N ationalm annschaft. Europa: Öffnung M ont Blanc-Tunnel, Erstm als Werbesendungen im Sch w eizer Fernsehen. Welt: Erster N achrichtensatellit im All.


Veranstaltungstermine 2007 der Münchner Schausteller und Marktkaufleute 20.April bis 06.Mai 43. Münchner Frühlingsfest auf der Theresienwiese Die Münchner Volksfestsaison beginnt mit dem Frühlingsfest auf der Theresienwiese. B esondere Highlights im Rahmenprogramm sind heuer (Auszug): Freitag, 20.04. ab 14.30 Uhr: Eröffnungsfeier, 16.00 Uhr: B etriebsbeginn; Samstag, 21.04., ab ca. 7 Uhr : Riesenflohmarkt des BRK auf der Wiesn (Infos unter Tel. 2373-254); Sonntag 22.4. ab 11 Uhr Oldtimertreffen auf der Wiesn; Dienstag 23.4. können Sie mit der D-Mark zahlen; Mittwoch (25.4. und 02.Mai) ist von 11 bis 19 Uhr F amilientag mit ermäßigten Preisen; Freitag bis Sonntag (27.4. bis 29.04) ist ein großes Truckertreffen mit anschließender Prämierung; Freitags: großes F euerwerk (27.4.) bzw Musik-F euerwerk (4.5.); Samstag 5.5. TH W-Tag; Sonntag, 6.5., Smart Treffen( angemeldet zum Eintrag ins G uinnessbuch der Rekorde als „größtes Smart-Treffen“.

28. April bis 6. Mai

Auer Dult (Maidult) am Mariahilfplatz in der Au Mit der Maidult beginnt die städtische Volksfest- und Marktsaison. Der traditionsreiche Markt mit Volksfestcharakter, der bereits im Mittelalter urkundlich belegt ist, wird vom Tourismusamt München veranstaltet. www.auerdult.de

16. bis 17. Juni

Stadtgründungsfest in der Münchner Innenstadt Den Jahrestag der Stadtgründung Münchens, der im „Augsburger Schied“ von K aiser Friedrich B arbarossa am 14. Juni 1158 urkundlich belegt ist, feiert die Landeshauptstadt alljährlich mit einem großen F est in der Stadtmitte.

14. Juli bis 22. Juli

Magdalenenfest im Hirschgarten Ein G eheimtipp unter den Münchner Volksfesten ist das Magdalenenfest, das alljährlich im Juli im Hirschgarten stattfindet. Idyllisch im Park und direkt neben dem größten Biergarten der Welt gelegen bietet das kleine Volksfest mit Marktteil für Groß und Klein was das H erz begehrt.

28. Juli bis 5. August

Auer Dult (Jakobidult) am Mariahilfplatz in der Au Die Jakobidult wieder mit der Auer-Dult-N acht als Highlight am Freitag den 3. August. www.auerdult.de

2. bis 19. August

Münchner Schaustellerr

Sommerfest im Olympiapark Fun und Action gibt es beim beliebten Sommerfest auf dem C oubertinplatz im Olympiapark. Fischerstechen auf dem Olympiasee, F amilientage, Live Acts von Rock- und Jazzgruppen aus der Münchner Musikszene im Theatron, eine Vielzahl von Schaustellergeschäften und einen großen Marktbereich. F euerwerke am 9. und 16. August.

22. September bis 7. Oktober

Münchner Oktoberfest auf der Theresienwiese „ O zapft is“ – mit diesem Ausruf des Münchner O berbürgermeisters beim Anstich des ersten F asses F estbier beginnt das größte Volksfest der Welt. www.muenchen.de/oktoberfest

20. bis 28. Oktober

Auer Dult (Kirchweihdult) am Mariahilfplatz in der Au Die Kirchweihdult beendet die Münchner Dultsaison. www.auerdult.de

30. November bis 24. Dezember

Münchner Christkindlmarkt auf dem Marienplatz Der Münchner C hristkindlmarkt im H erzen der Landeshauptstadt München, weitere Weihnachtsmärkte finden im gesamten Stadtgebiet statt, wie z.B. am Sendlinger Tor, Rotkreuzplatz, Weißenburger Platz, usw… www.christkindlmarkt-muenchen.de

www.münchner-volksfeste.de


DIE MÜNCHNER RESIDENZ Die M ünchner Residenz w ar von 1508 bis 1918 Wohn- und Regierungssitz der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige. Eine Burg in der N ordostecke der Stadtbefestigung (" N euveste ", 1385) verw andelten die Fürsten im Laufe der Jahrhunderte in einen prunkvollen H errsch ersitz u n d d e h nte n H öfe und G ärten in die Stadt hinein aus. Räu m e und Kunstsa m mlungen aus den Epochen der Renaissance, des Frühbarock und Rokoko bis hin zu m Klassizism us bezeugen den Kunstsinn und den politischen A nspruch des Hauses Wittelsbach

Die Residenz stellt heute mit den M useen der Bayerischen Schlösserverw altu n g (Residenzm useu m, Sch atzka m m er, C u villiés-T h e ater, A llerh eilig e n-H ofkirch e) u n d v erschie d e n e n a n d ere n kulturelle n Institutio n e n ein e n d er grö ß te n M useu msko m plexe Bayerns dar. Herzog Stephan III. der Kneissl (reg. 1375-1392) bis Herzog Wilhelm IV. (reg. 1508-1550)

• Errichtung des Antiquariums 1568-1571 nach Entw ürfen von Jacopo Strada und Sim on Z witzel als Saal für die herzogliche Sa m mlung antiker Skulpturen • Ballhaus (nur Kellerge w ölbe erhal ten)

Herzog Wilhelm V. (reg. 1579-1597)

Hofkunstintendant: Friedrich Sustris • Reichere A usgestaltung des Antiquariums 1581-1600 • Grottenhoftrakte 1581-1586 • Schwarzer-Saal-Bau u m 1600 • Erbprinzentrakt und Witwenstock 1580-1581 an der Residenzstra ß e (nicht erhalten)

straße 1612-1616 • Hofkapelle 1601-1603, Chor 1630 • Reiche Kapelle 1607 • Kaiserhoftrakte 1612-1616 mit Kaisertreppe, Kaisersaal, Vierschim m elsaal, Steinzim m ern und Trierzim m ern • Hofdamenstock mit Alte m Herkulessaal zwischen Kaiserund Kapellenhof • Brunnenhofumbauung mit Charlottengang 1613-1615 • Charlottengang 1613-1615 und Gro ß er Hirschgang (nicht erhalten) a m A pothekenhof • A nlage des Hofgartens nördlich der Residenz ab 1613

Kurfürst Ferdinand Maria (reg. 1651-1679)

• Goldener-Saal-Trakt 1666-1667 an der Residenzstra ß e • A pparte m ent der Kurfürstin, so g e n a n n t e s Päpstliche Zimmer, 1666-1667 Herzog / Kurfürst Maximilian I. (reg. 1598-1651) • Errichtung der Neuveste • Stufen w eiser A usbau bis ins 16. Jahrhundert (Teile unter de m A pothekenhof und de m Ostflügel des Festsaalbaus erhalten)

Kurfürst Maximilian II. Emanuel (reg. 1679-1726)

Herzog Albrecht V. (reg. 1550-1579) Hofkunstintendant: Hans Kru m per • Erdgeschossräu m e an der Residenzstra ß e, heute so genannte Paramentenkammern (u m 1600) und Fassade an der Residenz-

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Hofarchitekt: Henrico Zuccalli • Alexander- und Sommerzimmer 1680-1685 (nicht erhalten) • Renovierung von Vierschimmel-


saal und Steinzimmern nach Brand 1690-1700 • Cäcilienkapelle 1693-1704 (Raumschale nach Kriegszerstörung rekonstruiert)

Kurfürst Max IV. Joseph (reg. ab 1799) / König Max I. Joseph (reg. 18061825)

Kurfürst Karl Albrecht (reg. 17261745) / 1742 Römischer Kaiser: Karl VII.

Hofarchitekten: J ose p h Effn er u n d Fra nçois Cuvilliés d.Ä. • Ahnengalerie 1726-1730 • Reiche Zimmer mit Grüner Galerie und Miniaturenkabinett 1726-1737 Kurfürst Max III. Joseph (reg. 17451777)

König Maximilian II. (reg. 18481864) Wintergarten zwischen Königsbau u n d N atio n alth e ater 1854 d urch Franz Jakob Kreuter und A ugust von Voit (nicht erhalten) König Ludwig II. (reg. 1864-1886)

• Hofgartenzimmer anstelle von Kaiser- und Vierschim m elsaal 1799-1816 durch Charles-Pierre Puille und A ndres G ärtner (nicht erhalten) • Staatsratszimmer entlang der Residenzstra ß e 1810 (nicht erhalten, heute Silberka m m ern) • U m gestaltung des alten Herkulessaals 1814-1816 durch A ndreas G ärtner (heute Joseph-Saal ) • A usgestaltung der Charlottenzimmer a m Brunnenhof 1814 (teil w eise erhalten) • Hofreitschule a m M arstallplatz 1817-1822 durch Leo von Klenze • Königliches Hof- und Nationaltheater 1811-1825 durch Karl von Fischer und Leo von Klenze

• Wohnappartement im nord w estlichchen Pavillon a m O deonsplatz 1866-1869 durch Franz Seitz (nicht erhalten) • Wintergarten 1868-1869 über de m Kaisersaaltrakt (nicht erhalten) Prinzregent Luitpold (reg. 18861912)

König Ludwig I. (reg. 1825-1848) H ofarchitekte n: J o h a n n B a ptist G unetzrhainer und François Cuvilliés d.Ä. • N eugestaltung der Kurfürstenzimmer über de m A ntiquariu m 1746-1748 und 1760-1763 • Cuvilliés-Theater 1751-1755

Kurfürst Karl Theodor (reg. 17771799) A nlage des Englischen Gartens als Volksg arte n ab 1789 d urch Friedrich Lud wig von Sckell anstelle der ehe m aligen herrschaftlichen J a g d g e-biete in d e n Isara u e n un w eit der Residenz

Alte Schatzkammer 1897 d urch J ulius H of m a n n (h e ute: Kasse / M useu msladen)

Hofarchitekt: Leo von Klenze • A bbruch der Reste der 1750 abgebrannten N euveste und A bbruch des Witw enstocks • Königsbau mit den königlichen A pparte m ents und den Nibelungen sälen 1826-1835 • Allerheiligen-Hofkirche 1826-1835 • Festsaalbau mit A pothekenflügel 1835-1842 (nur Fassaden erhalten)

König Ludwig III. (reg. 1913-1918) Technische M odernisierungen vor alle m i m Kö nigsb a u (elektrisch e Beleuchtung, Zentralheizung, Wasserleitung, A ufzug) K ö nig Lu d w ig III. v erlässt n ach A usrufung der Republik durch Kurt Eisner a m 7.11.1918 die Residenz.

Der Kabinettsgarten münchner

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für Sie probiert..... Einfaches, Schnelles und Gutes H u n g er n achts u m h alb drei in M ünchen. Es hat uns schon Ende der 90er genervt, dass M ünchen nach 20:00 U hr nichts Einfaches, Schnelles, G utes im G astrono mieportfolio zu bieten hat. Von „to-go “ ganz zu sch w eigen. N eidvoll blickten wir auf andere M etropolen, die-

M ünchen im Juli 2006 Die M ünchner Altstadt hat sich w eiter e nt w ickelt. Die M a xi m ilia nstra ß e v erjü n gt sich d urch die M aximilianshöfe - eine junge, urbane Subkultur hat sich „ heimlich “ u nterg e m ischt. Die M a xi m ilia nstra ß e ist kein reines „ FlagshipValle y “ m e hr. Ein interessa nter Publiku ms-Mix aus Business, Lifestyle, Tourism us, Kultur und Szene rekultiviert dieses sch ö n e Fleckchen M ünchen. Die Altstadt ist wieder hip. A ber nach 20:00 U hr im m er n och h u n grig n ach Einfach e m , Schnelle m und G ute m. hier hungrigen N achtsch w ärm ern aller Couleur gro ß en Bahnhof bieten. U nd in M ünchen? Entw eder „fettig, billig, friss“, Erascorant von d er Ta nkstelle o d er H och preisSnacken im N obel-Club. M ünchen im Juli 2002 Die Altstadt fängt langsa m an, sich

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auch jenseits von Touristenströ m en w eiter zu entwickeln. Vereinzelte Clu bs u n d B ars v ersuch e n ein „ geächtetes“ Terrain mit eine m Mix m einungsführender Szenen wieder zu beleben. Inspiriert haben wir in der Altstadt begonnen, nach einer Location zu suchen. Eine m Ort mit Charm e, an de m m an bis u m 6:00 U hr früh eben Einfaches, Schnelles und G utes essen kann. A uch zu m M itn e h m e n. S o w ie in W ie n, Ha m burg & Co. Im Frühjahr 2004 glaubten wir, diesen Ort gefunden zu haben.

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Lebender Marmor Die G eschichte der Aktfotografie ist so alt wie die Fotografie selbst. A us heutiger Sicht sind die Bilder von nackten Frauen, die vor über 100 Jahren unseren Vorfahren die S c h a m e sr ö t e i n s G e si c h t trieb, harmlos bis unschuldig. U m den W ünschen ihrer Kunden zu entsprechen, stellten die Fotografen m eistens " pikante", oft auch zie mlich " deftige" Aktbilder her, die jedoch den U n willen der M oral- und G esetzeshüter erregten. U m Sitte und A nstand doch scheinbar zu w aren, w urde die Darstellu n g n ackter Fra u e n u nter d e m

der Versto ß gegen die " guten Sitten " w urde mit e m pfindlichen G eldu n d G efä n g nisstrafe n g e a h n d et. Die M odelle fanden sich fast nur unter den Tänzerinnen der Varietés oder auch bei den Prostituierten.

Evas Töchter in verhüllter Pracht zu b e w u n d ern d urfte n atürlich n ur heimlich geschehen. Die Bilder gingen als Stille Post von M ännerhand zu M ännerhand oder w urden als " hochbrisantes M aterial" heimlich unterm Ladentisch hervorgezogen. Die deutsche Sprache hielt schon im m er auf de m Bereich der Sexualität hauptsächlich a mtliches, m edizinisches und unseriöses Vokabular bereit. Deckm äntelchen der etnologischen V ölkerku n d e u n d d er bild e n d e n Kunst gestellt. Den Höhepunkt dieser Vertuschungsm a ß nah m en bilden die Akte aus der Serie "Lebender M arm or". Hautenge Köstü m e aus Seidenjersy oder Crépe Charm euse (der Vorläufer von Viscose) verhüllten den n ackte n K örp er h a ute n g. Brustw arzen sind nur noch mit viel Fantasie zu erahnen und im Scha mbereich kräuselt sich kein einziges, versch mitztes Härchen u m ja die Sitten w ächter der da m aligen Zeit nicht auf den Plan zu rufen, denn

H e utzuta g e zie ht sich fast je d e Da m e der G esellschaft für irgendein H och gla nz m a g azin a us u n d e m pfin d et diese n z w eifelh afte n Dienst an der G esellschaft auch noch als ehren w erte Aktion und ist stolz d as sie ü b erh a u pt g efra gt w urde.

Also „ICH “ w ürde das nie tun! Do dad i mir ja der Sünd fürchtn! Petra Perle, Wirtin vo m Turmstüberl im Valentin-Karlstadt-M usäu m " Weiblich e N ackth eit m uss m a n den M än nern m it de m Teelöffel geben, nicht mit der Schöpfkelle" (Coco Chanel)


Das Münchner Stadtmodell von Sandtner

S a n dtn er ka m in Stra u bin g zur Welt; das G eburtsjahr ist nicht überliefert. Die erste urkundliche Erw ähnung Sandtners sta m mt aus de m Jahr 1561. Es ist davon auszugehen, dass er zu diese m Zeitpunkt b ereits ein eta blierter Drechsler w ar; m öglicherw eise w ar er schon verheiratet. Offenbar ohne A uftrag fertigte er aus Lindenholz ein m a ßstabsgetreues und bis ins kleinste Detail richtig verm essenes M odell von Straubing an. Wie auch bei seinen späteren M odellen nah m er sich d a b ei a b er die Freih eit, Stra ß en der Ü bersichtlichkeit halber etw as zu verbreitern und wichtige G ebäude zur Hervorhebung in ein e m et w as grö ß ere n M a ß sta b darzustellen. A ls d as Stadt m o d ell 1568 fertig gestellt w ar u n d der bayerische

Herrscher Herzog Albrecht V. von de m M odell seiner Residenzstadt erfuhr, kaufte er es. Er w ar sehr interessiert an der Erfassung seines Reiches, die durch neue Erkenntnisse in der To p o g r a f i e i n b i s d a t o u n g eka n nter Präzisio n m öglich w ar. Einige Jahre zu v or h atte A lbrecht sch o n den Ph ysiker Philip p A pia n d azu v erpflichtet, eine Karte von Bayern zu erstellen. Sandtner erhielt von Albrecht nache i n a n d e r d e n A u ftr a g , w e i t e r e Sta dt m o d elle für die ü brig e n Resid e nzstä dte M ü nch e n, La n dsh ut, In g olsta dt u n d B urg h a use n a nzufertig e n u n d d a b ei ein e n detaillierteren M a ßstab als bei m Straubinger M odell zu verw enden. Sie w aren als Sch m uckstücke für die v o n A lbrecht ein g erichtete Kunstka m m er in M ünchen gedacht und w urden nach ihrer Fertigstellung dort als Teil der Bavaria illustrata, der u.a. auch die Bairischen Landtafeln A pians angehörten, aufgestellt. A u ß erde m w ollte Albrecht m it d e n M o d elle n a uch sein e n M achtanspruch über die Residenzstä dte d er seit d e m E n d e d es La n dsh uter Erbfolg ekrie gs 1506

wiedervereinigten bayerischen Herzogtü m er zu m A usdruck bringen. Sandtner verlegte in diesen Jahren seinen Wohnsitz nach M ünchen, w o Albrecht für seinen U nterhalt a ufka m . Ü b er die A rb eits w eise Sandtners ist nicht viel bekannt, aber aufgrund der hohen Detailtreue der M odelle m uss die Fertigung von u mfangreichen Verm essungen begleitet w orden sein. A u ßerde m w urde Sandtner w ohl von G ehilfen unterstützt, denn bereits 1574 w ar das letzte M odell vollendet. A b 1576 w ar Sandtner unter den Werkleuten a m herzoglichen Hof beschäftigt. Als Albrecht 1579 starb, ka m sein Sohn Wilhelm V. an die M acht. Er teilte die Kunstbegeisterung seines Vaters nicht und kündigte Sandtner im darauf folgenden Jahr. Der A uslöser für diese Entsch eid u n g w ar m ö glich er w eise auch die schlechte finanzielle Lage des Hofes. Sandtner zog daraufhin mit seiner Frau und seinen Kindern nach Ingolstadt und verdingte sich als Seifensieder. Die Q uellen berichten, dass Sandtner sich auf eine Reise nach Venedig begab - danach verlieren sich aber seine Lebenssp ure n. S a n dtn er hinterlie ß vier Kinder.


Pétanque Boule

A m A nfang stand ein Zeitungsinserat, Mitte der 70er Jahre aufgegeben von Erwin Pektor: "Boulefreunde gesucht!" Es fand Resonanz und der Hofgarten mit seine m stilvollen A m biente w urde zu m Tu m m elplatz der da m als noch seltenen A nhänger des französischen Kugelspiels. Laue So m m ernächte w urden bis zu m M org e n gra u e n a usg ekostet und klirrend kalte Wintertage mit Pastis erw ärmt.

Zu seine m vierzigsten G eburtstag bat Erwin Pektor seine Boulefreunde von nah und fern in den Hofgarten. Die "Bouleparty " w urde ein Erfolg und im n ächste n J a hr w ie d erh olt. B ei d er Vorbereitung des dritten Hofgartenturniers, das bereits im Vorjahr den privaten Rah m en deutlich gesprengt hatte, m usste über eine Vereinsgründung zur finanziellen A bsicherung der Vorleistungen für das Boulefest ernsthaft nachgedacht w erden.

Pektor, Klaus von Bresinsky und Siegfried Hartm ann beantragten die A ufnah m e der „1. M ünchner Kugelw urfunion Petanque M unichoise" ins Vereinsregister. Der Z wist, der w egen der Vereinsgründung aufgebrochen w ar, ist heute längst kein The m a m ehr. Die ca. 120 H o b b y- u n d Turnierspieler g enie ß en gleicherm a ß en die ungezw ungene, frankophile Atm osphäre und Individualism us ist nach wie vor gro ß geschrieben. Trotzde m ko m mt der Sport nicht zu kurz. Mittlerw eile neh m en vier M annschaften an den Ligaspielen des Bayerischen Verbandes teil, w obei die erste M a n nsch aft sch o n m e hr m als Bayerischer Vereinsm eister w urde und von den Da m en schafften sogar zw ei den Sprung ins N ationaltea m, spielten für Deutschland erfolgreich u m den N ordseecup und die Weltm eisterschaft. Fünfhundert Spieler w ollen versorgt w erden! M o m entaufnah m e der Stimm ung bei Vorrundenspielen, gespannte A uf m erksa m keit Ko nze ntrierteres Interesse für die Spiele ab de m Viertelfinale im Hofgarten Das Savoir vivre ko m mt auch hier nicht zu kurz!

Glanzpunkt der Boulesaison ist aber nach wie vor das zw eitägige Hofgartenturnier. Es hat sich inzwischen zu m hochkarätigen und w ohl grö ßten offenen Bo uleturnier m it internatio naler Beteiligung in Deutschland entwickelt. Bis zu 252 M annschaften genossen jew eils das M ünchner und speziell das Flair des Hofgartens. Die sportlich a m bitionierteren Spieler hatten dazu schon länger gedrängt, u m an lizenzpflichtigen Turnieren des Deutschen und vor alle m des Französischen Peta n q u e Verb a n d es teiln e h m e n zu können. Den Individualisten des "savoir vivre" w ar jegliche Vereinsbindung ein Greuel. N och im M ärz1985 w ar es dann so w eit und die erste Vorstandschaft mit Erwin

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Triplette zw ei Kugeln zur Verfügung. G espielt w ird a us ei n e m klei n e n (Durch m esser 35 - 50 cm) auf de m Boden m arkierten Kreis, w oraus die Zielkugel, Cochonet, (Durch m esser 25 35 m m) auf eine Entfernung von sechs bis ze h n M eter a usg e w orfe n w ird. Welch e M a n nsch aft d as ü b erni m m t und so mit auch das Terrain ausw ählt, wird durch das Los bestim mt.

Ein S pieler dieser M an nsch aft wirft dann, mit beiden Fü ß en im Wurfkreis stehend, seine erste Kugel zu m Cochonet. Dann ko m mt ein Spieler der anderen M annschaft an die Reihe. Die nächste Kugel m uss dann von de m Tea m gespielt w erden, dessen Kugel w eiter entfernt vo m Cochonet liegt. Prinzipiell ist im m er das Tea m gefordert, dessen beste Kugel schlechter zu m Cochonet liegt als die beste eines G egenspielers. Es kann also durchaus vorko m m en, dass eine M annschaft sä mtliche ihr zur Verfü g u n g ste h e n d e n K u g eln i m w ahrsten Sinne verspielt hat und der Punkt im m er noch beim Spielgegner ist. A m Ende eines Durchganges, auch A ufnah m e genannt, w enn alle Kugeln gespielt sind, w erden die Punkte gezä hlt. J e d e S pielku g el ein er M a n nschaft, die näher a m Cochonet liegt als die b este d er g e g n erisch e n M a n nschaft, wird mit eine m Punkt belohnt.

Peta n q u e w ird a uf je d e m B o d e n g espielt, w as erh e blich e A nford erungen an die individuelle Wurftechnik stellt. Z w ei M annschaften spielen gegeneinander. Diese bestehen entw eder aus je w eils eine m Spieler (Tete a Tete), zw ei Akteuren (Doublette) oder drei Partnern (Triplette). Beim Tete a Tete und Doublette stehen jede m Spieler drei, beim

Die m a xi m ale Pu nkteza hl, die pro A ufnah m e erreicht w erden kann, entspricht also der A nzahl der Kugeln einer M annschaft, die ja beim Tete a Tete


drei, bei den anderen zw ei Tea m varianten sechs ist. Die nächste A ufnah m e wird von der M annschaft begonnen, w elche die eben beendete ge w onnen hat. Dazu wird erst von ihr u m die Stelle w o das Cochonet gelegen hat ein neuer Wurfkreis gezogen, das Sch w einchen wieder auf eine erlaubte Distanz ausge w orfen und dann die erste Spielkugel platziert.

Spielkugeln m ehr besitzt. Dann erhält das andere Tea m soviele Punkte wie es noch Kugeln in Händen hat und eröffnet de m nach auch die nächste Spielrunde. Die G ru n dre g eln d ürfte n für d e n A nfang genügen! Viel Spa ß bei den ersten Versuchen und seien Sie vorsichtig; die Infektion mit de m Boulespielvirus erfolgt rasend schnell! Heute noch wird in Italien und vor alle m in Südfrankreich mit Kugeln aus M etall, oder Holz gespielt. Beide Begriffe, der provencalische und der französische, versch m olzen zu m N a m en Pétanque und das Spiel, das aus der N ot des J ules g e b ore n w ord e n w ar, w uchs sch nell zu eine m S y n o n y m für das Spiel mit den Kugeln - Jeu de boules. In Frankreich beka m Pétanque 1945 offiziellen Charakter mit der Verbands-

Ein S piel ist b e e n d et, w e n n ein e M annschaft dreizehn Punkte erreicht hat und de m G egner keine Spielkugeln m ehr zur Verfügung stehen. Im Verlaufe einer A ufnah m e kann es durchaus geschehen, dass die Zielkugel von einer Spielkugel von ihre m ursprünglichen Platz verdrängt wird und w oanderst zu liegen ko m mt. Bleibt das Cochonet in einer Entfernung von drei bis z w a nzig M eter E ntfern u n g v o m Wurfkreis, wird die A ufnah m e fortgesetzt. Das kann zu gro ß en Veränderu n gen der S pielsituatio n u n d so m it zu m Punktestand führen, nicht aber zur S pielreih e nfolg e u n d Zä hl w eise, die i m m er n ach d e m gleich e n b ereits beschriebenen M odus ablaufen.

Ü ber-, bzw. unterschreitet das Cochonet dabei die erlaubten Distanzen, oder stö ßt die Zielkugel in ihrer Be w egung g e g e n ein u n b e w e glich es Hin d ernis (Bau m, Parkbank, M auer u.s.w.) wird die A ufnah m e annulliert und die M annschaft, die zuvor die Zielkugel ausgew orfen hat, wirft von N eue m aus. Es sei d e n n, d ass ein e M a n nsch aft zu m Z eitp u nkt dieser sp ezielle n zu m A b bruch einer A ufnah m e fü hren den Ortsveränderung des Cochonets keine

grü n d u n g des " Jeu pro vencal". Das Freizeitv erg n ü g e n B o ule e nt w ickelte sich jetzt rasch zu m w ettka m pfm ä ßig betriebenen Sport Pétanque. mit leistungsorientierten Ligen, M eisterschafte n u n d G eld preisa ussch üttu n g e n. Beim alljährlich stattfindenden grö ßten Pétan-que-Turnier der Welt, der " M arseillaise " , n e h m e n ta use n d e M a n nschaften teil und das öffentliche Interesse in Frankreich an diese m Sportereignis ist ge w altig. Wie beim VasaLauf in Sch w eden, w o das Teilneh m erfeld ebenfalls riesig ist, wird der Sieg aber nur unter den Vollprofis ausgefochten. Ein e Tren n u n g zwisch en A m ateuren und Berufsspielern, wie sonst im Sport üblich, hat es beim Pétanque noch nie g e g e b e n. Ä h nlich w ie in d e utsch e n Wirtshäusern u m G eld, aber trotzde m zu m Vergnügen, Skat oder Schafkopf gespielt wird, geht es in Frankreich beim Boule zu mindest u m die Flasche Rotw ein auf de m Bistrotischchen des Cafés neben der Spielbahn. U nterhält m an sich mit Spielern in der Provence,

so hört m an nicht selten, dass ihre Väter, u m einen Sonntagsbraten für die Fa milie finanzieren zu können, vorher ein kleines Bouleturnier ge winnen m ussten. Eine klare A ngelegenheit Kugel kurz vor de m A bflug Des Boulespielers Handw erkszeug.

Siegerbild 2006, Lara und Sascha Koch mit Yves

Seit 1964 w erden Weltm eisterschaften ausg etrag en u n d die A ufn ah m e ins

oly m pische Progra m m wird angestrebt. Die Zahl nationaler Verbände, die sich der Federation internationale de Petanq u e et J e u pro v e ncal a nschlie ß e n w ächst ständig. O b auf M adagaskar, in Thailand, Singapur, den U S A, Skandin a vie n, J a p a n, Isra el, N ord afrika, Deutschland oder der Elfenbeinküste, überall kann m an bereits das mitlerw eile v ertra ute " Klacke n " d er K u g eln hören. Das M ünchner Hofgartenturnier wird seit 1983 im m er im Juli ausgetragen.

2006 beim Hofgartenturnier nächtens

Nächstes 25. Hofgartenturnier: Samstag 14. Juli, ab 12.00 Uhr bis Sonntag 15. Juli 2007 ab 9.00 Uhr. Aktuelle Infos: w w w.mkw u.net münchner

Innenstadt

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Loreley-Brunnen Quellnymphe

Dieser Bru n n e n a us Kirch h ei m er M usch elkalk, rö m isch e n Tra v ertin und Erzgu ß an der Westseite des Hofgartens w urde 1841 von Lud wig von Sch w anthaler in M arm or für das Schlo ß A nif in Österreich entw orfen. Der Hofgarten w urde von Herzog M axi m ilian 1613-1617 als italienischer Renaissance-G arten angelegt. Erst 1852 w urde der Loreley Brunnen in Bronze gegossen und im Hofgarten aufgestellt. Dieser Brunnen steht heute im m er noch an der gleichen

Stelle, nur die Schalen und Faunkö pfe w urd e n n ach d e m Krie g erneuert. Die krönende Loreley mit de m feingliedrigen Körper, m elancholischen G esichtsausdruck, lockig w allende Haare die sich u m eine Lyra schlingen. Das Füllhorn in der linken Hand steht für Reichtu m, in Ihrer Hand hält sie als Attribut den Liebespfeil. Energisch tritt sie auf ein Tier zu ihren Fü ß en

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Prinzregent Luitpold Prinzregent Luitpold: " München leuchtet" " D a m als, als die Welt n och in Ordnung w ar", diese Worte fallen h ä u f i g , w e n n v o n Pr i n zr e g e n t Luitpold die Rede ist. Prinzregentenstra ß e, das Prinzregententheater, Prinzregetentorte, der Luitpoldpark.... w er w ar dieser Prinzregent Luitpold? Luitpold Karl Joseph Wilhelm von B a y ern w urd e als S o h n K ö nig Lud wig I. und seiner Frau Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburgh a use n a m 12. M ärz 1821 in W ürzb urg g e b ore n. D ort, i m Weiß en Saal der W ürzburger Residenz w urde er auch feierlich getauft. Seine Erziehung verlief streng n ach d e m sp a nisch e n H ofzerem oniell, und er w urde bereits als Kind zur Sparsa mkeit und eiserner Disziplin erzo gen. S o fü hrte der junge Prinz schon als Heran w achsender eine sogenannte Tascheng eldliste, u m g e n a u ü b er sein e A usgaben Rechenschaft ablegen zu können. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, sehr gro ßzügig zu Arm en oder Bedürftigeren zu sein. Schon da m als zeigt sich, dass er die N ähe zur Bevölkerung sucht und keine Berührungsängste hat. A ussichten auf den Thro n hatte Luitp old als 3. g e b ore n er S o h n eigentlich keine, also schlug der junge Prinz bereits mit 14 Jahren ein e m ilitärisch e La ufb a h n ein. Dennoch erhielt er eine u mfassende A usbildung auch in kulturellen Dingen, da sein Vater der A nsicht w ar, d ass sein S o h n a uf alle Eventualitäten, auch einen überraschenden Regierungsantritt, vorbereitet sein sollte! 1835 erw arb sein Va t e r f ü r i h n d a s H a u p t m a n n spatent der Artillerie, eigentlich ein Bereich, der de m Bürgertu m vorbehalten w ar. Dass ih m dies viel bedeutet hat, wird vielleicht daran deutlich, dass er 70 Jahre später, im Jahr 1905, jede m bayerischen Sold ate n ein e Erin n eru n gs m e d aille zu m G edenken an seinen eigenen

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Beginn bei m bayerischen M ilitär verliehen hat. 1866 wird er Ko mm andeur der 3. bayerischen Division und erlebt persönlich die Niederlage gegen Preu ß en mit. 1870

befindet er sich im Hauptquartier der bayerischen Truppen, ist aber nicht m e hr direkt a m Ka m pfg esch e h e n b eteiligt, w as er se hr bedauert. Seine Karriere krönt er Jahre später mit der Ernennung zu m G eneralfeld m arschall. Seine sportlichen Interessen für das Reiten, Fechten und Sch wim m en w aren für die militärische Laufbahn des Prinzen sicherlich vorteilhaft. Die Leidenschaft für das Schie ß en verband Luitpold mit seiner Begeisterung für das Bergsteigen. Ebenso gern wie sein Vater liebte er aber das Reisen. In seiner Jugendzeit besucht er alle europäischen Kulturstätten und reist nach Griechenla n d, K o nsta ntin o p el, so g ar bis nach Kairo und Alexandria führen ihn seine Reisen im Laufe seines Lebens. A uf einer dieser Reisen lernt er seine spätere Frau, A uguste Ferdinande von Österreich in N ea p el ke n n e n u n d h eiratet sie schlie ßlich, in A b w esenheit seiner Eltern im Jahr 1844 in Florenz. Er schreibt seinen Eltern " G ustchen und ich sind jetzt ein glückliches E h e p a ar. " Die E h e ist glücklich, ob w ohl seine Frau Proble m e mit de m rauhen Klim a Bayerns hat und so baut er seiner Frau eine repräsentative Villa a m Bodensee, w o er und seine vier Kinder viel Zeit ver-

bringen. Ü ber den Tod seiner Frau im Jahr 1864 ko m mt Luitpold nur sch w er hin w eg und trauert u m sie bis zu seine m Lebensende. Schon in der Regierungszeit König M a x II. v ertritt Luitp old sein e n Bruder w ährend dessen i m m er wieder auftretenden gesundheitlichen Proble m en. Mit militärischer Disziplin erfüllt er repräsentative A ufg a b e n u n d eröffn et u.a. die je w eilig e n Sitzu n g e n d es La n dtages. Als der König völlig überraschend stirbt, und der da m als erst 18 -jährige Lud wig seine N achfolge antritt, unterstützt ihn Luitpold im Rah m en seiner M öglichkeiten. O bw o hl ih m i m m er lo yal ergeben, unterzeichnet Luitpold 3 Tage vor dessen To d die Ent m ü n dig u n gsurkunde Lud wig II. Allein schon deshalb wird ih m von der Bevölkerung, die seinen N effen abgöttisch verehrt, der Vorw urf des Staatsstreiches ge m acht, er wird gar als Königsm örder bezeichnet. Luitpold leidet sch w er darunter und w eigert sich vielleicht auch deshalb, seinen zu diese m Z eitp u nkt in Schloss F ürste nrie d internierte n N effe n Otto, den Bruder Lud wigs, ebenfalls zu ent m ü n digen, u m sich selbst zu m König w ählen zu lassen. Er legt sein Leben lang Wert darauf, nur der Reichsverw eser Bayerns zu sein, also der Prinzregent. D er eig e ntlich e T hro nfolg er ist Otto, ob w ohl er, aufgrund seiner G eisteskrankheit unfähig ist, den d afür n ot w e n dig e n Eid a uf die Verfassung zu leisten. Mit 65 Jahren tritt Luitpold sein A mt an. M ünchen, die lange verw aiste Residenzstadt, wird wieder zu m kulturellen Zentru m Bayerns. Zu einer Stadt, von der Tho m as M a n n s a g t, d a ss si e m i t i h r e n B r u n n e n , P a l ä st e n u n d Pl ä tz e n leuchtete. Der Prinzregent sucht im G egensatz zu Lud wig II. die N ähe der M enschen. Er bereist alle Regierungsbezirke, besonders aber schätzt er seine fränkische Heim at und das


Allgäu, w o er häufig auf der Jagd ist. Durch seine Jagdbegeisterung, die ihn sein ganzes Leben lang in die entlegendsten Viertel Bayerns geführt hat, ist er bei der Bevölkerung bekannt. M an kennt den alten Herrn mit der ledernen Kniebundhose, der rauhen Joppe und de m abgetragenen Jagdhut, m anch ein Jäger ist mit ih m per Du, und er fühlt sich unter ihnen sehr w ohl. Ein w eiteres typisches Erkennungszeich e n d es Prinzre g e nte n ist die Zigarre. Mindestens 12 Havannas, die ih m von den neu ernannten kgl. H ofliefera nte n g eliefert w erd e n, raucht er a m Tag, auch seinen Landeskindern schenkt er sie gerne als b eso n d eres Z eich e n sein er Sy m pathie. In M ünchen zeigt er sich nicht mit de m königlichen Herm elin m antel, so n d ern er trä gt m it Stolz d e n M a ntel d er G e orgs-Ritter, d ere n M itglie d er ist. In d er Resid e nz be w ohnt er den Steinzim m ertrakt, die königlichen G e m ächer bleiben ungenutzt. Schnell ändert sich das Bild vo m "Königsm örder", Luitpold wird zu m allseits b elie bte n u n d v ere hrte n g r o ß v ä t e r l i c h e n Pr i n zr e g e n t e n . Z a hlreich e Bru n n e n, D e nk m äler und Plätze erinnern an ihn. In M ünchen steht sein Denkm al vor de m bayerischen N ationalm useu m, eine Reiterfigur befindet sich a m N euen Rathaus. Eine ganze Stra ß e ist nach ih m b en an nt, eb enso wie d as Prinzregententheater , vor dessen Eingang sich eine Büste Luitpolds befindet. A ber nicht das Theater w ar seine Leidenschaft, sondern die Bildende Kunst und die M alerei. Er pflegte eine enge Freundschaft mit Franz von Lenbach und besuchte ihn und viele andere Künstler häufig in ihren Ateliers. Viele Portraits des Prinzregenten sind dort entstanden. Luitpold w ar ein leidenschaftlicher Sa m mler von G em älden, auch w enn sie ih m persönlich nicht gefielen, aber er w ar d er A nsicht, d ass die b a yrisch e Sta ats-sa m m lu n g die g esa m te kü nstlerisch e E nt w icklu n g dieser Zeit darstellen sollte. M aler wie M arc, Kandinsky, Klee aber auch Kaulbach tragen zu m Ruf M ünch-

ens als Kulturstadt bei. Die Stadt erw eitert sich zu m letzten M al. Die nach Luitpold benannte Prinzre g e nte nstra ß e w ird d urch ein e Brücke ü b er die Isar n ach Osten verlängert. Es entstehen auf der A nhöhe zwischen zw ei gebogenen Stra ß en die terrassenförmigen Parkanlagen und Treppen, der 38m hohe Friedensengel wird errichtet. Viele Bauten prägen die Regieru n gszeit Luitp olds, so die A kade mie der Bildenden Künste, der J ustizp alast v o n Frie drich v o n Thiersch, G abriel von Seidl erbaut das Kü nstler- u n d das Len bachhaus, die Ka m m erspiele, ein typi-

scher Jugendstilbau von R. Riem ersch mid entstehen. A uf der and ere n S eite d er Isar w ird d as M üllersche Volksbad gebaut, heute noch ein eindrucksvolles Zeugnis dieser Stilepoche. die sich von der Kulturzeitschrift die Jugend ableitete. In Sch w abing und im Lehel fand sie ihre b eso n d ere A usprä g u n g. Dort lebten zahlreiche Künstler und Dichter. Legen däre Feste fan den dort statt, auch die Treffen im Cafe Luitpold w aren berüh mt. A ber auch der Prinzregent feierte gern und lud zahlreiche Künstler zu sich ein. Er selbst pflegte vor den M ahlzeiten im m er sch wim m en zu gehen, egal w elche Te m peraturen herrschten. So m anchen G ast, den er dazu auf-

forderte, daran teilzuneh m en, sah er nie wieder. Luitpold selbst w ar ein b e g eisterter Sch w i m m er. S o soll er angeblich schon als Jugendlicher von Berg nach Possenhofen gesch w o m m en sein, u m bei seiner Tante Elisabeth Kaffee zu trinken. Es wird erzählt," er springe in jede Wasserlache, in der sich sch wimm en lässt". Luitpold w ar aber auch ein Förderer der Wissenschaft und der Technik. So w urde mit de m Bau des Deutschen M useu ms begonnen, zahlreiche Schulpaläste und Hallenbauten wie die M uffathalle entstanden. Der Prinzregent kü m m erte sich auch u m die alltäglichen Proble m e der rasch und explosiv an w achsenden Bev ölkeru n g M ü nchens, die v o n 230 000 auf 600 000 gestiegen w ar. Er sorgte für die Stro m- und Wasserversorgung seiner U ntertanen und förderte den Bau der elektrisch e n Stra ß e n b a h n, v or sein er Resid e nz in M ü nch e n allerdin gs w ollte er die Schienen nicht haben, dort w aren sie ih m zu laut. Bis ins hohe Alter reiste der Prinzregent n och zu viele n E m pfä n g e n u n d ertrug geduldig und freundliche die Lobgesänge auf seine Person, zahlreiche Postkarten von ih m beim Enten- und Sch w änefüttern w urden zu S a m m lero bjekte n, je älter er w urd e, d esto m e hr w ird sein e Perso n v o n sein en Beratern zur Stilfig ur d es m ildtätig e n G ro ßvaters erhoben. Zeitschriften wie der Sim plicissim us m achen sich ü b er ih n lustig, es h eisst: D er Prinzregent ist sch o n gestorben, aber m an darf es ih m nicht sagen, da mit er sich nicht aufregt. Mit 90 Jahren zieht er sich aus der Öffentlichkeit zurück. A m 12.12.1912 stirbt Prinzregent Luitpold. Beerdigt ist er in der Theatinerkirche. Die gute alte Zeit ging mit ih m zu Ende, es dauerte nur noch w enige Jahre, bis auch in M ünchen die Revolution ausbrach.

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Die Theatinerkirche Wussten Sie es? Lebender Marmor Pétanque im Hofgarten Prinzregent Luitpold


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