Wodka in Lederhose

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EXISTENZAUFBAU IN NORDKASACHSTAN Meine Vorfahren haben sich eine Existenz in Nordkasachstan aufgebaut. In einem Dorf, das in zwei Fraktionen geteilt war. In eine deutsche und eine polnische. Warum Nordkasachstan? Ganz einfach, die Deutschen sollten so weit wie möglich von der Grenze platziert werden. Nachdem die ersten Polen im Frühling 1936 die Steppe einigermaßen lebenstauglich präpariert hatten, kamen im Herbst die ersten Deutschen in die Siedlungen. Das Land wurde in mehrere Sektoren geteilt. In jedem dieser Sektoren war solch eine Siedlung. In jedem Haus wohnten zwei bis drei Familien mit jeweils drei bis zehn Kinder, die mindestens einmal pro Tag essen wollten. Bis Mitte der Fünfziger Jahre wurde jede Siedlung streng überwacht. An allen Straßen und Wegen, die aus dem Dorf hinaus führten, standen Posten. Die Kommandanten waren rein russischen Blutes, versteht sich. Um raus zu fahren, brauchte man ein beglaubigtes Schreiben von dem Vorsitzenden Auf die Frage nach der Heimat nennen Russen den Namen eines Dorfes oder einer Stadt, alle Anderen-ein Land. (Valery Krasovsky)


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