Wahlprogramm SPD

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Ganzheitliche Bildung - Individuelle Förderung als zentrale Aufgabe Im Mittelpunkt einer guten Schule steht stets das Kind selbst. Jedes Kind ist einmalig. Die Bildungsangebote müssen sich an den Bedürfnissen des Einzelnen orientieren. Die Lehrpläne der bayerischen Schularten sind vollgestopft mit Einzelwissen und betonen zu sehr den kognitiven Bereich. Wir wollen den Artikel 131, Absatz 1 der Bayerischen Verfassung ernst nehmen: „Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.“ In diesem Sinne streben wir eine gründliche Überarbeitung der Lehrplaninhalte aller Schularten an und nehmen die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit der jungen Menschen in den Blick. Dabei müssen Unterrichtsinhalte wie „Alltags- und Lebensökonomie“ in allen Schularten genauso ihren Platz haben wie eine lebensnahe Umweltbildung. Aus der Lern- und Gehirnforschung wissen wir, dass nur selbstgesteuertes und selbstaktives Lernen zu wirklich nachhaltigen Ergebnissen führt. Dabei geht es nicht darum, Wissen in der Wiedergabe von möglichst vielen Fakten zu verstehen, sondern Wissen zu vernetzen und vielfältige Kompetenzen zu erlernen. So bringen wir echte individuelle Förderung ins System und werden jedem einzelnen Kind gerecht. Längeres gemeinsames Lernen als zusätzliches Angebot Gute Bildungspolitik ist nie abgeschlossen, sondern entwickelt sich immer weiter unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Neben den bewährten Schulangeboten müssen neue Wege ermöglicht werden. Längeres gemeinsames Lernen in Gemeinschaftsschulen wird daher durch unsere initiativen auch in Bayern eine Chance erhalten. Pädagogische und organisatorische Weiterentwicklung ist grundsätzlich Aufgabe aller Schularten. So werden sich Realschulen und berufliche Oberschulen gemeinsam zu einer starken Säule neben dem Gymnasium positionieren. Mittelschulen und Wirtschaftsschulen werden bei diesem Prozess aktiv mit einbezogen. Jede Schulart kann und soll in der vielfältigen bayerischen Schullandschaft einen zukunftsweisenden Platz einnehmen. Wahlrecht zwischen G 8 und G 9 schaffen Nach der überstürzten Einführung des achtjährigen Gymnasiums sehen wir gerade beim bayerischen Gymnasium Nachbesserungsbedarf: In Verbindung mit einer pädagogischen Ausrichtung hin zu selbstaktiven Lernformen, einer Reduzierung der Pflichtstundenzahl in der Unter- und Mittelstufe und einem raschen Ausbau des Ganztagsangebots entlasten wir die Schülerinnen und Schüler. Durch eine Flexibilisierung der gymnasialen Oberstufe schaffen wir ein Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten und damit ein Wahlrecht für eine acht- oder neunjährige Schulzeit. Neue Wege gehen Aber auch Schulen, die andere Wege gehen wollen, brauchen unsere Unterstützung. Wir werden daher Anreize für pädagogische Neuausrichtungen schaffen. Wir werden es allen Schulen ermöglichen, sich auf Antrag zu Gemeinschaftsschulen weiterzuentwickeln, damit vor Ort ein neues pädagogisches Angebot entstehen kann. Dafür werden wir das Schulgesetz so anpassen, dass regionale Schulmodelle und längeres gemeinsames Lernen auch an kleinen ländlichen Schulstandorten ermöglicht werden können. Leistungsstarke und pädagogisch hochwertige Schulen sind unser Leitbild für eine Schule der Zukunft.


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