Ein Vergleich des Blattes «Köpfe I» (1911) von Karl Schmidt-Rottluff mit Werner Bergs «Singende» (1950) (Abb. S. 127) lässt Gemeinsamkeiten hinsichtlich einer Reihe stilistischer Besonderheiten erkennen, etwa in der konsequenten und kontrastreichen Durchbildung des Schwarz-Weiß, im Verhältnis von Linie und Fläche sowie in der grundsätzlich flächigen Auffassung in Bezug auf den Bildraum. Weitere Ähnlichkeiten liegen in der exakten Umgrenzung der Formen sowie überhaupt in der ruhigen, klaren Schnittführung. Die Übereinstimmungen reichen bis zur Wahl des Sujets und des Bildausschnitts. Mit Abschluss der hier skizzierten Frühphase Werner Bergs zeichnet sich das Holzschnittwerk des Künstlers hinfort durch relative Geschlossenheit aus. Dies mag überraschen, finden sich doch später Phasen, in denen Berg zuweilen über Jahre hinweg überhaupt keine Holzschnitte angefertigt hat, so zum Beispiel während der kriegsbedingten Unterbrechung von 1938 bis 1946 oder in den Jahren von 1968 bis 1971. Auch in den allerletzten Lebensjahren kommen längere Unterbrechungen im Holzschneiden vor. Im Holzschnittwerk von Werner Berg lassen sich vorwiegend drei thematische Gruppen feststellen, welche jeweils stilistische Eigenheiten aufweisen, die prägnanter sind als jene, die sich innerhalb dieser Gruppen in der zeitlichen Abfolge feststellen lassen. Die erste und größte Gruppe sind Darstellungen von Köpfen. Die zweite Gruppe sind Halb- und Ganzfiguren in den unterschiedlichsten ikonographischen Zusammenhängen, also Figurendarstellungen und Kleinfigurendarstellungen. Dieser Gruppe gehören stilistisch auch die Tierdarstellungen und die Stillleben an. Die dritte Gruppe sind Landschaften. Die beiden ersten Gruppen umfassen circa vier fünftel des gesamten Holzschnittwerkes, während die Landschaften lediglich ein Fünftel des Werks ausmachen. Die Ziele, die sich Werner Berg in seinen Holzschnittarbeiten setzte, können wohl folgendermaßen charakterisiert werden. Der Holzschnitt ist im reinen Schwarz-Weiß zu bewältigen. Das Ziel ist eine flächig-malerische Gestaltung, und die Linien und andere zeichnerische Elemente treten zurück. Schwarz-Weiß-Kontraste werden dem Bildinhalt untergeordnet. Sie haben dem Inhalt eher zu dienen als 38
Karl Schmidt-Rottluff Köpfe I 1911, Holzschnitt Heads I 1911, woodcut
A comparison of the print «Heads I» (1911) by Karl Schmidt-Rottluff and Werner Berg’s «Singers» (1950) (ill. p. 127) reveals similarities with regard to a number of stylistic features: in the rigid and contrasted implementation of black and white, in the relationship between line and surface, and in the fundamentally flat conception of the picture space. Further similarities are to be found in the exact outlines of the forms and in the calm, clearly carved lines. The correlations even include the selection of subject and the images’ framing. With the conclusion of the early phase of Werner Berg’s work sketched here, all of the artist’s subsequent work in the woodcut medium remained relatively unified and closed to outside influence. This may come as a surprise when one considers that there were phases in the artist’s later life in which he did not produce a single woodcut for years, during the interruption caused by the war years from 1938 to 1946, for example, or in the years from 1968 to 1971. In Berg’s very last years there are also long interruptions in the production of woodcuts. Three primary thematic groups can be identified in Werner Berg’s woodcut output, with each of them showing stylistic attributes whose variations are more pronounced than the differences found within each group over time. The first and largest group consists of depictions of heads. The second group is made up of full- and half-figure depictions in a