Werner Berg - Kinder

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WERNER BERG KINDER





WERNER BERG KINDER



WERNER BERG KINDER HERAUSGEGEBEN VON HARALD SCHEICHER

WERNER BERG MUSEUM BLEIBURG | PLIBERK



INHALT

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AUF DICH KOMMT ES AN! CHRISTOPH KLIMKE

WERNER BERGS KINDERBILDER 14

HARALD SCHEICHER

ZWEI GEDICHTE 68

CHRISTINE LAVANT

KINDHEIT AUF DEM RUTARHOF 76

URSULA KUCHLING

1 66

ANNETTE MOCHAR

2 16

CHRISTINE SHAMARI

2 36

HARALD SCHEICHER

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AUF DICH KOMMT ES AN! CHRISTOPH KLIMKE


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A U F DI C H KO MMT E S AN !

CH RI ST O PH KL IM K E

In welch' einer Welt leben die Kinder, die Werner Berg portraitiert. Sie sind Kinder seiner Zeit, Kinder der Bauern, der Bettler und Tagelöhner und der Mütter vor allem, die mithelfen im Heim und auf dem Hof. Eine archaische Welt, heißt es oft, verspricht sie einerseits das Eingebettet-Sein in einen Glauben an Fügung und Schicksal, an Religion und die Sicherheit, die eine Gemeinschaft geben kann und bedeutet aber gleichzeitig auch das Gefangen-Sein in einer Zwangsgemeinschaft mit ihren Gesetzen und Strafen. Glücklich sehen diese Kinder selten aus, eher ernst und beinahe erwachsen schon, meist melancholisch und traurig, wohl ahnend, was sie vom Leben zu erwarten haben. Natürlich spielt hier die Familie die zentrale Rolle im Alltag der Kinder, deren Rituale, die Härte, Zuneigung, der Glauben, das Leben mit der Natur, der Landwirtschaft, mit den Tieren, auf den Feldern, an den Hängen, im Stall, die Jahreszeiten mit heißen Sommern und eisigem Winter, das frühe Aufstehen, das Beten-Müssen, die Achtung vor dem Alter, reichlich Aberglauben, viele Ängste und Träume. In dieser Welt sind die Kinder wirklich noch die Zukunft. Ohne sie sterben die Höfe und Dörfer. Wer sind sie und was wird aus ihnen? Bauern, Bettler, Kinderfresser, sterbende Kinder, kleine Leichname, Väter und Mütter wiederum, die ihren Kindern eine Zukunft ermöglichen, hart erarbeiten wollen und müssen; eine Zukunft, ganz in ihrem Weltbild und Sinne. Beinahe abgeschottet werden die Traditionen nie hinterfragt, sondern zwangsläufig weitergegeben und weitergelebt. Somit spiegelt sich in den Gesichtern nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch schon ihre Zukunft. Wenig Liebe sieht man ihnen an und Zuwendung geben die Kinder eher den Haus- und Jungtieren, die vielleicht etwas von der eigenen Unschuld spiegeln. Stolz tragen sie ihre Sonntagstracht, und wenn Werner Berg sie malt, wie sie daliegen und träumen, ahnen wir, was sie sich wünschen. So farbenfroh viele dieser Bilder sind, immer bleiben sie dunkel in ihrer Atmosphäre. Man sagt, der richtige Weg gabelt sich ständig, doch wer hat schon die Wahl.

AUF DEM WAGEN 1935


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A U F DI C H KO MMT E S AN !

CH RI ST O PH KL IM K E

Diese Kinder erst einmal nicht. Wir haben heute gelernt, in den Himmel zu bauen und dabei die Wurzeln vergessen. Das haben diese Kinder nicht. Noch unbelästigt von jeder Globalisierung bleiben sie, wo sie sind. Bis in den Tod hinein spielen sie ihre Rolle. Aufgebahrt liegen sie, gebettet in das schönste Tuch, das Haar der Mädchen ist geflochten, sie halten Blumen in den gefalteten Händen. Den Reichtum der Armen verkörpern sie und die Liebe zu genau dem Leben, das sie nicht gewählt haben. Aus Kärnten sind bedeutende Künstler, Maler, Schriftsteller und Theaterleute gekommen. Die meisten von ihnen sind aufgestanden und weggegangen. Werner Berg ist geblieben und hat immer wieder seine fünf Kinder gemalt. Bei den einen wurde aus Fernweh Heimweh wie bei Peer Gynt, der die Heimat und Berge verließ, um um die Welt zu reisen, voller Abenteuerlust auf die Liebe, das Fremde, auf Reichtum und das Unbekannte. Am Ende kehrt er zurück und weiß, hier ist doch alles schon da, hier ist sein Platz. Aus Heimweh kann auch Fernweh werden. Da reichen die Träume, die Melodien der Natur, des Wissens und Lebens: „Es ist nicht notwendig, dass du aus dem Haus gehst. Bleib bei deinem Tisch und horche. Horche nicht einmal, warte nur. Warte nicht einmal, sei völlig still und allein. Anbieten wird sich dir die Welt zur Entlarvung, sie kann nicht anders, verzückt wird sie sich vor dir winden“, schreibt Franz Kafka. Doch um bleiben zu können, muss man erst einmal fort gewesen sein wie der sympathische Anarchist Peer Gynt. Eine archaische Welt gibt es längst nicht mehr, Werner Berg aber bewahrt deren Spuren. Was ist aus diesen Kindern geworden, was hätte aus ihnen werden können. Auf die Kinder, auf Dich kommt es an, das Glück, die Verantwortung, die Freiheit, die Veränderungen, eine bessere Welt eben.

DIE KINDER DES ROTBÄRTIGEN 1937


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DAVONSCHREITENDE ALTE MIT BUBEN 1981


Hin und her die müden Wellen immer gleich unermesslich der Himmel nur die Möwen schreien um die Wette stürzen sich ins Blau machen Beute Kinder fangen Feuerquallen vergraben sie im schwarzen Sand gegen Abend im klaren Licht packt uns das Fernweh hier zu bleiben

Christoph Klimke



WERNER BERGS KINDERBILDER HARALD SCHEICHER


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H ARAL D SCH EICH ER

Werner Berg hatte im Alter von 23 Jahren schon ein Studium der Volkswirtschaft mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen, als er im Herbst 1927 bei Karl Sterrer an der Wiener Akademie Malerei zu studieren begann. Auch seine Gefährtin Amalie Kuster, die er 1924 an der Wiener Universität kennen gelernt hatte, beendete 1927 ihr Studium und fand bald darauf eine aussichtsreiche Anstellung bei der Wiener Handelskammer – für eine Frau zu dieser Zeit ein beachtlicher Werdegang. Bereits damals fasste das junge Paar jedoch einen verblüffend ungewöhnlichen und auch waghalsigen Beschluss – die beiden wollten sich, aller sich durch ihre Ausbildung eröffnenden Berufsmöglichkeiten zum Trotz, nach Werner Bergs Akademieausbildung als Bauern auf dem Land ansiedeln.

SCHLAFENDER BUB 1929 KINDER 1928


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Obwohl Karl Sterrer als Lehrer von einigen seiner Schüler, insbesondere von Max Weiler, sehr geschätzt wurde, kam Werner Berg mit ihm nicht zurecht. Zu sehr vermisste er wohl Ungebundenheit und Anerkennung, besonders aber das Vermitteln eines klaren künstlerischen Zieles. Dieses konnte der junge Maler innerlich zwar drängend undeutlich ahnen, aber noch nicht konkret vor Augen sehen. Die oft als quälend streng empfundene Schule Sterrers lehrte ihn jedoch die Genauigkeit des Sehens und eine klare, schnörkellose Gestaltung. Diese Eigenschaften zeichnen bereits einzelne gelungene Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus Bergs Akademiezeit aus. Erstaunlich präzise und ohne pseudoartistische Attitüde sind die Farbflächen gewählt und gegeneinander abgegrenzt. Unter seinen ersten Studienköpfen an der Akademie finden sich zwei Kinderportraits – die Darstellung von Kindern sollte über viele Jahre eines der zentralen Themen seines Werkes bleiben. Bei einem dieser ersten Ölbilder – einem Knabenkopf im hellen Sonnenlicht – besticht der Ernst des Dargestellten – der Blick richtet sich nicht auf den Betrachter, sondern KNABENKOPF 1928 SCHLAFENDES KIND 1929

scheint nach innen zu gehen. Die das Gesicht formenden hellen und dunklen Farbflächen erzeugen ein Muster, das die innere psychische Bewegtheit des äußerlich so ruhigen Knaben wiederzugeben scheint.


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Am 12. Oktober 1928 wird in Salzburg Werner Bergs erste Tochter Ursula geboren. Seine Gefährtin Mauki hatte unter dem Vorwand eines nötigen Urlaubs – ihr Dienstgeber wusste nichts von ihrer Schwangerschaft – einige Tage frei bekommen. In Salzburg vereinbarte das junge Paar ein Treffen zur Entbindung in einem von Nonnen geführten Spital. Werner Berg zeichnete die kleine Ursi an der Brust ihrer Mutter und als Neugeborenes. In den folgenden zwei Jahren thematisieren zahlreiche seiner Arbeiten Unterwegssein, Flucht und Herbergssuche, am deutlichsten sein 1930 entstandener, die Ereignisse vor der Geburt der Tochter behandelnder Zyklus von zwölf Radierungen „Erinnerungen an einen Herbst“.

URSI 1929 URSI 1929 URSI, SCHLAFEND 1930


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Im Herbst 1929 zog Werner Berg von Wien nach München, wohin Mauki ihm bald nachfolgen konnte. Dort traf er bei Karl Caspar auf einen ganz anderen Lehrer – doch auch dieser konnte seinen hohen Erwartungen nicht genügen. Er war nun schon 25 Jahre und strebte sehnlich, seinen Vorstellungen von einem einfachen, tätigen Leben am Land auch künstlerisch Ausdruck zu geben – er suchte nicht den mit Verve vorgetragenen Anschein früher Meisterschaft, sondern ein unmittelbares und unverfälschtes Gestalten seiner Empfindung. Dies führte ihn – nach wenig zufriedenstellenden Versuchen, seine künstlerischen Bestrebungen mit dem in München angeeigneten Rüstzeug auszuführen – zu den Künstlern des Protoexpressionismus, insbesondere zu Emil Nolde. Doch neben der Kunst Emil Noldes nahm er in den Münchner und später Berliner Ausstellungen, bei Besuchen von Museen und privaten Sammlungen viele Anregungen auf, die in seinem Werk AuswirMAUKI UND URSI 1930 MAUKI UND URSI 1931

kungen hatten. Die Jahre 1930 und 1931 waren noch durch eine mühsame Phase tastenden Suchens geprägt, dessen vereinzelt schon sehr beachtliche Ergebnisse Berg dennoch nicht befriedigen konnten.


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Schon 1927 hatte eine gemeinsam mit seiner Mutter unternommene Österreichreise Werner Berg erstmals nach Kärnten geführt. In den Sommermonaten 1929 besuchte er seinen Jugendfreund Curt Sachsse, einen Dichter und frühen „Aussteiger“, der nahe Eberndorf in Unterkärnten ein landwirtschaftliches Praktikum absolvierte. Begeistert von der Kärntner Landschaft fassten die beiden Freunde bald den Entschluss, in der Nähe einen Bauernhof zum Erwerb zu suchen und sich dort gemeinsam anzusiedeln. Im April 1930 konnten Werner und Mauki in München heiraten – von nun an ist die kleine Ursi häufiges Motiv seiner Bilder und Zeichnungen. Die Sommermonate verbrachte die junge Familie in Kärnten in der Ortschaft Steinerberg, nahe dem Klopeiner See. Vor allem die ursprüngliche Lebensweise der meist slowenisch sprechenden Bauern beeindruckt Berg und es entstanden zahlreiche Skizzen und Zeichnungen. Mit der Rohrfeder zeichnete er, den Eindruck akademischer Gekonntheit bewusst vermeidend, in kräftigen Strichen das Gesehene. Oft waren die Landkinder bei ihren Spielen sein Thema. Die breiten, geradezu ungelenk wirkenden Striche der Rohrfeder geben den besten dieser Blätter etwas Rohes, Ungeschliffenes – ein adäquates Mittel, die unverbildet einfache Art der Landkinder wiederzugeben.

KINDER UNTERWEGS 1930 BADENDE KNABEN 1930


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KINDER VOR HAUSTÜRE 1931

Im Oktober 1930 war nach längerem Suchen ein geeigneter Bauernhof hoch über der Drau gefunden – der „Rutarhof “, eine kleine Wirtschaft mit kargen, auf mehreren Terrassen gelegenen Feldern und Wiesen. Der Hof war nur mit dem Pferdewagen über einen steilen Weg vom Tal aus erreichbar, zum nächsten Gemeindeamt war eine Stunde Fußmarsch erforderlich. Es mag auch die Lektüre von Thoreaus „Walden“ gewesen sein, die Berg zu diesem völligen Rückzug aus der Zivilisation und zur Annahme des damit verbundenen harten, arbeitsreichen und mehr als einfachen Lebens veranlasste. In dem schottrigen Gelände gab es keine eigene Quelle – mühsam musste das Wasser aus dem Tal heraufgepumpt werden. Alles war händisch oder mit der Arbeitskraft der Pferde zu verrichten – es gab weit und breit noch keinen Stromanschluss, keine Maschinen oder Traktoren. Werner Bergs Konzept fernab der Zivilisation ohne alle technischen Errungenschaften in einfachsten Verhältnissen zu leben hat seiner Familie von Anfang an sehr viel abverlangt und war in den Folgejahren oft sehr belastend und in hohem Maße fordernd. Bergs Jugendfreund Curt Sachsse war bereits seit dem Ankauf im Oktober 1930 als Wirtschafter auf dem Hof geblieben, im März 1931 zog auch Werner Berg mit Frau und Tochter endgültig auf den Rutarhof. Im November 1931 wurde in Kärnten Bergs zweite Tochter Klara geboren. Die Archaik des Lebens und der Bräuche seiner slowenisch sprechenden Nachbarn auf den umliegenden Höfen und Dörfern überwältigte Werner Berg. Die Bilder des Jahres 1931 verraten jedoch noch nicht seinen später so charakteristischen Weg. Obwohl er das Gesehene bereits zu klar abgegrenzten Rundformen verdichtet, ist deren Binnenstruktur noch durch den kräftigen Duktus des Pinsels belebt und die Bildkomposition wirkt zuweilen noch ungelenk. Die Farben sind vereinzelt akzentuiert, dennoch bestimmen gebrochene Töne die Bildwirkung. Erst ein Jahr später, 1932, unter dem starken Eindruck seines ersten Besuches bei Emil Nolde in Berlin, sollte Berg die künstlerischen Mittel finden um in geradezu naiver Weise den Reiz dieser für ihn neuen Welt zu schildern.


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Ein noch von der Akademie gestelltes Kompositionsthema war „Mensch und Tier“. Werner Berg hat dafür zahlreiche Studien mit seiner mit kleinen Hasen spielenden Tochter Ursula gezeichnet. Das daraus resultierende Bild zeigt jedoch ein anonymisiertes Kleinkind ohne individuelle Charakteristika. Es ist ein charakteristisches Übergangsbild, in seiner Farbigkeit noch sehr zurückhaltend, doch schon auf den blau-braun Kontrast aufgebaut, den Berg später so gerne verwendete. Formal ist das Bild klar in großen Flächenpartien gegliedert, deren großzügige Vereinfachung jedoch noch etwas starr wirkt. Das Jahr 1931 war vor allem dem Bau eines großen Atelierraums gewidmet, welchen sich Werner Berg über einem alten Schafstall auf der Wiese über dem Wohngebäude errichtete. Auch in die landwirtschaftliche Arbeit, die die Familie von Anfang an selbst verrichtete, galt es sich erst hineinzufinden.

HOCKENDES MÄDCHEN 1931 KIND MIT KANINCHEN 1931


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Im Herbst 1931 riet Karl Caspar Berg den Kreidegrund zu verwenden – die trockene, matte Optik der Farben auf diesem Grund müsste Bergs Intentionen zugutekommen. Als erstes Bild auf den später für seine Malweise so charakteristischen Kreidegrund entstand ein Portrait Maukis mit der neugeborenen Tochter Klärchen im Arm. Der trockene Malgrund verweigerte nun jede flüssig den Pinselstrich betonende Malweise, im Zusammenhang mit der Textur des groben Leinwandgewebes wird der Farbauftrag weniger glatt und körniger. Die Handschrift des Pinselstrichs ist nicht mehr ablesbar, vielmehr begünstigt der saugende Grund – ähnlich einem Fresko – das Gestalten in klar gegliederten Flächen.

KLÄRCHEN 1932 MAUKI MIT KLÄRCHEN 1931



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JUNGE MUTTER (MAGD MIT KIND) 1932

Im Jänner 1932 besuchte Werner Berg Emil Nolde in Berlin. Der überwältigende Eindruck des Gesehenen wirkte gleich einem Erweckungserlebnis – plötzlich stand ihm sein eigener Weg klar vor Augen. Die Akademie in München konnte ihm dabei nichts mehr geben und er brach alle Verbindungen zu ihr ab. Sobald er wieder in Kärnten war, kam es geradezu eruptiv zu überwältigenden Zeichen der eigenen künstlerischen Findung. Vollkommen sicher gestaltet er nun seine Bilder in monochrom hingestrichenen, scharf begrenzten, starkfarbigen Flächen. Das Dargestellte ist geradezu naiv-primitivistisch gesehen und die Bilder erhalten so eine signalhaft eindringliche Wirkung. Erst in diesem zweiten Jahr auf dem Hof vermögen Bergs Bilder den Reiz des Beginnens, den Reiz des Neuanfangs in seiner neuen Lebenswelt erfrischend direkt zu vermitteln – die nun so selbstverständlich wirkende Reduktion der Gestaltung auf das Wesentliche entsprach der bewusst gewählten einfachen Lebenswirklichkeit. Alles war für ihn mit unglaublich bildhafter Anschauung gesättigt und wie ein Kind staunend eignete er sich seine neue Umgebung an.


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Ein Mittel die Faszination des Neubeginns anschaulich zu machen war ihm die Darstellungen seiner eigenen Kinder. In ihrem Leben sah er exemplarisch die angestrebte Ursprünglichkeit und Unverfälschtheit. Auf zahlreichen Zeichnungen blickt die noch nicht ein Jahr alte Klara wie ein urtümliches Wesen in die Gegend und die bald vierjährige Ursula wendet sich zärtlich der kleinen Schwester zu. Immer wieder werden nun die beiden Schwestern gemeinsam dargestellt – beim Gutenachtkuss friedlich in der Umarmung an älteste urzeitliche Darstellungen des Zueinanderfindens erinnernd. Oder aufgeschreckt kreischend bei der drastischen Darstellung des Kinderfressers: Der Dichter Curt Sachsse spielte gerne am Abend mit den beiden Töchtern ein sie prickelnd-grausam erschreckendes Spiel: „Jetzt kommt der Kinderfresser“, rief er und packte die von wohligen Schauern quietschende, kleine Klara, während Ursi im Hintergrund schnell davonlief. Wie Saturn, der seine Kinder verschlingt, hat ihn Werner Berg dargestellt, das Gesicht des Freundes besteht nahezu nur aus dem riesigen Mund. Von unten gesehen erscheint er durch den radikalen Bildschnitt fast einäugig – mit schaurigen Zahnlücken, borstigen Bartstoppeln und voluminösen Nasenlöchern. Die humorvolle Darstellung der gespielten Gewalt kippt in rohe, brutale Bedrohung – wie in vielen, zahlreiche Kinder zu allen Zeiten gleichzeitig ängstigenden und faszinierenden Schauermärchen.

KLÄRCHEN 1932 DER KINDERFRESSER 1932


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Nicht nur die eigenen Kinder, auch die slowenisch sprechenden Nachbarskinder ziehen Bergs Aufmerksamkeit auf sich und er stellt auch diese, wie etwa den „Frierenden Bub“ in einfachsten Formen in signalhafter Verknappung dar. Selbst wenn Erwachsene zum Bildmotiv werden, sind diese oft von Kindern umgeben – als ein allgegenwärtiges Zeichen vegetativen Wachsens und Erneuerns. Doch Werner Berg sieht seine Welt keineswegs als verklärte Idylle – auch der Tod ist ihr allgegenwärtiger Bestandteil. So gelingt ihm die in ihrer Einfachheit umso eindringlichere Gestaltung der um ihr totes Kind trauernden Mutter in dem Bild „Abschied“ (Abb. S. 73). Auf das Wesentliche reduziert, transportieren die Bilder doch ganz die Eigenart, das Wesen der Kärntner Slowenen und deren damals noch in archaischen Lebensweisen verhaftete Welt.

ZWEI BUBEN 1930 FRIERENDER BUB 1933



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Entscheidende Anregungen für seine Kinderdarstellungen erhielt Werner Berg aus dem Werk Paula Modersohn-Beckers. Ihrem Vorbild folgt sowohl Bergs Komponieren mit vereinfachten Rundformen als auch das konsequente Verwenden der Nahsicht, durch welche eine starke emotionale Involvierung des Betrachters erreicht wird. Für die Kinderbilder beider Künstler sind die großen, den Betrachter fragend bis abwesend anblickenden Augen ebenso charakteristisch wie die pathoslose Darstellung einzelner oder kleiner Gruppen von Kindern in einer ländlichen Umgebung. Oft findet sich dabei auch dasselbe ikonographische Inventar: die karierten Stoffe, Wolldecken, Tiere und Blumen.

KLÄRCHEN, SCHLAFEND 1932 BETTLERKINDER 1933



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Auch Werner Bergs Rezeption der Südkärntner Volkskunst prägt die zu dieser Zeit entstehenden, radikal flächigen, zuweilen geradezu naiv-primitivistischen Bilder. Von wahrscheinlich größter Bedeutung für Werner Bergs Kinderbilder der Jahre 1932 und 1933 ist jedoch das Werk des Zöllners Henri Rousseau – insbesondere die, für Rousseau so charakteristische Frontalität der Darstellung von scharf begrenzten, zuweilen wie ausgeschnitten wirkenden Figuren, sowie deren Einbettung in exemplarisch wiedergegebene Vegetations- oder Landschaftsformationen. Anregend für Berg war auch Rousseaus unaufgeregt-empathische Zuwendung zu den kleinen Ereignissen und Begebenheiten aus dem einfachen Alltag seiner Umgebung. Wie später auch Werner Berg, stellten sowohl Paula Modersohn als auch Henri Rousseau die Kinder aus deren Augenhöhe gesehen dar. Beide Künstler scheinen für Bergs frühe Kinderbilder prägender als der Einfluss Emil Noldes. Der Auseinandersetzung mit dem Expressionismus verdanken Bergs Bilder dieser Jahre die ungebrochene Frische der Farben. In der präzisen Begrenzung signalhafter Formen und der plakativen Direktheit trivialer Motive scheinen sie jedoch eher Elemente der späteren Pop-Art vorwegzunehmen. Eine deutlichere stilistische Annäherung an Nolde ist paradoxer- und doch bezeichnenderweise vor allem erst unmittelbar nach AM GRABE 1933

dem 1934 erfolgten Bruch mit dem verehrten Meister feststellbar und für die Kinderbildnisse insgesamt von geringerer Bedeutung.


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KIND, KATZEN, BLUMEN 1933

Exemplarisch zeigt das Bild „Kind, Katzen, Blumen“, die zweijährige Klara mit zwei Katzen in einem „Dschungel“ von Blumen. Besonders in diesem Bild ist der Blick auf das Mädchen aus der ihr eigenen Augenhöhe charakteristisch – ihr großer Kopf ist am oberen Bildrand positioniert. Berg eignet sich den kindlichen Blick auf die Welt an und stellt die Welt auch aus diesem heraus dar – so müsste die Bildbegebenheit einem Kind von der Größe des dargestellten Mädchens erscheinen.


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Obwohl auch Bergs Aquarelle einige der spezifischen Errungenschaften des Expressionismus aufgreifen, wie etwa die starken Konturen, die, mit der Rohrfeder in Tusche ausgeführt, klar die Farbflächen begrenzen und deren Kontrast verstärken, sind gerade diese Aquarelle Bergs doch dessen ganz eigenständige Schöpfung. Mehr noch als die zeitgleichen Ölbilder transportieren sie seinen schrägen Humor, seine Begeisterung für das Groteske, aber auch sein Einfühlungsvermögen in eine kindliche Weltsicht. Stets findet sich auch hier eine geradezu plakativ klar gegliederte Anordnung der Flächen, wobei Bergs ruhigem Farbauftrag die zuckend nervöse Pinselschrift des Expressionismus fremd bleibt.


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BETTLER MIT BETTLERKINDERN 1932 PUSTE 1947


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ZIGEUNERKINDER 1933 BUB UND STIER 1933 MÄDCHEN 1934

Am unmittelbarsten kam Werner Berg den dargestellten Kindern in seinen Skizzen nahe. Deren rasch wechselnde und doch charakteristische Haltungen konnten von ihm in den oft in Sekundenschnelle gefertigten Skizzen kürzelhaft verdichtet prägnant erfasst werden. Zutraulichkeit, Scheu, Ängstlichkeit, Trägheit, Unbekümmertheit und Wildheit finden in den Kinderskizzen Werner Bergs ihren Ausdruck. Die Skizzen dienen Berg von Anfang an nicht etwa zum Festhalten von Einzelheiten, sondern enthalten im Kern bereits die ganze Bildkomposition. Dass diese wiederum direkt dem Augenblickserlebnis der Skizze folgt, verleiht ihr umso größere Unmittelbarkeit.


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Im Jänner 1934 erfolgt anlässlich eines Berlin Besuches von Werner Berg und seiner Frau Mauki der schmerzhafte Bruch mit Nolde. Wiederholt musste Werner Berg damals bekräftigen, dass er kein Epigone Noldes sei. Er fühlte die Notwendigkeit der Loslösung vom so verehrten Meister. Im Grübeln über den Verlust schien jedoch die traumwandlerische Unschuld des Beginnens verloren oder zumindest gefährdet – auch wenn er im Folgejahr zu erstaunlichen Bildlösungen mit vertieftem geistigen Gehalt findet.

THERESA (DAS TOTE KIND) 1935 THERESA (DAS TOTE KIND) 1935


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1935 unterbrachen weitere Ereignisse den aus einer unerschöpflichen Quelle der Begeisterung und Faszination schöpfenden Strom von Bergs Werk der ersten Kärntner Jahre. Es kam zur polizeilichen Sperre seiner Personalausstellung im Kölner Kunstverein auf Anordnung der Reichskunstkammer. Es verunsicherte ihn anhaltend, dass ihm, der ein einfaches Leben ohne alle urbanen Annehmlichkeiten allein im Kontakt mit den Menschen seiner ländlichen Umgebung führen wollte, vorgeworfen wurde, seine Bilder entsprächen nicht dem gesunden Volksempfinden. Die wirtschaftlichen Folgen dieser und folgender Anfeindungen durch die Kulturpolitik der Nazis waren für seine inzwischen auf vier Kinder angewachsene Familie verheerend. Der Bauernhof erwirtschaftete für deren Auskommen von Anfang an zu geringe Erträge. Teil von Bergs Lebenskonzept war daher immer – trotz allem Wunsch nach Unabhängigkeit – die Existenzfinanzierung auch durch Bildverkäufe gewesen. Diese waren gerade erst zaghaft zustande gekommen und nun für Jahre mit einem Schlag vollkommen weggebrochen. Dermaßen aus der Bahn geworfen wandte er sich einer in den Folgejahren zunehmenden naturalistischen Schilderung seiner Umgebung zu – in der wohl vorhandenen Hoffnung, so eher ausstellen und womöglich verkaufen zu können – ohne letztendlich mit diesem von den Zeitumständen aufgezwungenen Vorgehen auch nur im Geringsten erfolgreich zu sein. Später sprach er von der flauen Wirkung vieler Bilder dieser Zeit, welche er in ähnlicher Weise auch bei anderen, schon bedeutenden Malern wahrnehmen konnte. Für lange, nicht absehbar endend URSI UND KLÄRCHEN 1935

erscheinende Jahre war dieser Generation, so sie nicht emigrierte, ihr öffentlich zu erreichendes Publikum und damit auch ihren Hervorbringungen der Markt entzogen.


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Verunsichert und isoliert durch den Bruch mit Nolde suchte und gewann Werner Berg 1934 die Freundschaft des zehn Jahre älteren, in Österreich bereits anerkannten und erfolgreichen Malers Herbert Boeckl. Im Einfluss Boeckls mag eine weitere Ursache für die Wende im Frühwerk zu sehen sein. Vor seiner Berufung als Professor an die Wiener Akademie verbrachte Herbert Boeckl die Sommermonate 1935 mit seiner ganzen Familie in unmittelbarer Nähe des Rutarhofs – die beiden Maler trafen sich wochenlang nahezu täglich zu längeren Gesprächen (bevor es kurz vor der Abreise Boeckls aus unbekanntem Grund zum vollständigen Bruch der Freundschaft kam). Boeckl hatte sich zu diesem Zeitpunkt von seinem eruptiven Frühwerk distanziert und suchte selbst nach einer dem realen Augenschein näheren, das Volumen der Gegenstände betonenden, gebändigt expressiven Gestaltung. Wohl unter dem Eindruck der Künstlergespräche mit Herbert Boeckl, welcher seinen Ansichten zuweilen durchaus polternd und direktiv Ausdruck zu verleihen wusste, zeigen Bergs Zeichnungen und Ölbilder ab 1935/36 nun eine andere Mal- und Sichtweise: während die gewollt flächigen Bilder und Aquarelle der Vorjahre meist nach Skizzen entstanden waren, malte er nun und in den folgenden Jahren, wie auch Boeckl, meist direkt vor dem Motiv. Besonderen Wert legte Werner Berg nun auf die plastische Herausarbeitung der Volumina, welche er durch abgestuft modulierte Farbflächen erfasste. Dabei setzte er nun auch die stimmungsvermittelnde Wirkung der Farben gezielt ein – diese erscheinen in satten, gedämpften Tönen, gebrochener und dem Empfinden näher als die kräftig übersteigerten Farben der Vorjahre. Weniger auffällig als in den Vorjahren verwenden seine Bildkompositionen ineinandergreifende Rundformen, wobei mit den Jahren die immer stärkere Annäherung der Bildlösungen an den naturnahen Augenschein festzuJUNGE MUTTER 1934

stellen ist. Exemplarisch ist diese Entwicklung etwa bei dem Bild „Nani und Klärchen“ (Abb. S. 57) von 1937 nachvollziehbar.


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VEIT 1936 VEIT 1940

Ende der 1930er Jahre ähnelt Werner Bergs nüchterne Darstellung der Alltagswirklichkeit der Neuen Sachlichkeit, wobei er im Gegensatz zu dieser Kunstrichtung inhaltlich jede Sozialkritik vermissen lässt. Auch das kleinteilig penible Schattieren von Plastizität suggerierenden Modellierungen des Bildmotivs war ihm fremd. Während die vergangenen Jahre dem Holzschnitt mit seinen scharf umrandeten schwarzen Flächen gewidmet waren, gewinnt nun die – im Unterschied zu den Skizzen – bedächtig ausgeführte großformatige Zeichnung, mit ihrer Fähigkeit zu differenzieren und modulierend Volumen herauszuarbeiten, eine viel stärkere Funktion in seinem Schaffen. Es entstanden nun hauptsächlich Portraits seiner engsten Angehörigen und Nachbarn. Während Bergs Zeichnungen bis 1935 die klare Linie als einziges Gestaltungsmittel benutzten, werden sie in den folgenden Jahren häufig in Kombination von Bleistift und Rötelkreide ausgeführt, was ihnen eine unverwechselbar farbige und auch weichere Note gibt. In den Darstellungen seines Sohnes Veit schien Werner Berg ein Spiegelbild der eigenen Verletzlichkeit zu finden. Diese Zeichnungen erinnern zuweilen an die Kinderdarstellungen des Schweizers Albert Anker aus dem Ende des 19. Jahrhunderts – in ihrer nüchternen Sachlichkeit und doch leicht mitschwingenden Sentimentalität – insbesondere wenn Berg seine 1935 geborene Tochter Hilde darstellt.


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HILDI UND VEIT 1940 BEIM FRISIEREN (NANI UND KLÄRCHEN) 1937


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Um 1940, zur Zeit der Geburt seiner jüngsten Tochter Annette, erreicht Bergs Naturalismus seinen Höhepunkt. Der Schein nun durchmodellierter Volumina trügt zwar – immer noch sind es kleinste Flächensegmente, die modulierend abgestuft, den Eindruck von Plastizität ergeben. Mit diesem gekonnt vorgetragenen, sachlichen Naturalismus der Darstellung empfahl sich Werner Berg wohl – obschon noch gerade als entartet gebrandmarkt und verhöhnend zur Schau gestellt – für die Verwendung als Kriegsmaler in Skandinavien. Seine Fähigkeit, Mensch und Landschaft nüchterndistanziert darzustellen wurde ihm in Finnland und Norwegen zur Kriegsaufgabe. Im Krieg entstand auch die Zeichnung eines Fischerbubens, die im Thema an Bergs Darstellungen der eigenen Kinder anknüpft – unweigerlich aber die diese so kennzeichnende empathische Nähe vermissen lässt. In den letzten Monaten des Krieges hatte er hauptsächlich Öl auf Papier gemalt – dies erlaubte ihm nur einen dünnen Farbauftrag. Dieser anhaltend dünne, magere Farbauftrag ist auch ein bleibendes Kennzeichen der nach 1945 entstandenen Bilder. Bündel paralleler und doch bewegter Pinselschraffuren bestimmen für einige Jahre die Malweise. Eine Anregung hierfür mag Bergs Kontakt zu Anton Kolig gewesen sein, welchem Berg in den Nachkriegsjahren bis zu dessen Tod 1950 freundschaftlich verbunden war. Zu dieser Zeit erfolgte Bergs intensivere Auseinandersetzung mit der Malerei des Nötscher Kreises, einer für die österreichische Malerei insbesondere der Zwischenkriegszeit bedeutenden Künstlergruppierung im Südwesten Kärntens. Doch Bergs Farbauftrag bleibt auch in diesen Jahren deutlich trockener als der oft in lyrisch-satten Öltönen vorgetragene Anton Koligs. Blau-violette Farbtöne bestimmen in zunehmendem Maße die Wirkung seiner nun oft nächtliche Motive zeigenden Bilder. Der Neubeginn nach Bergs Heimkehr im Oktober 1945 setzt zögernd ein – als müsse der Zugang zur einst schon vertrauten Welt nach der Menschheitskatastrophe erst wiedergewonnen werden. Exemplarisch geradezu ist die Fremdheit, mit der das ANNETTE (SÄUGLING) 1940

Kriegskind Annette in ärmliche Decken gehüllt den ihr durch die Jahre der Abwesenheit im Kriegseinsatz nicht wirklich bekannten Vater anblickt. (Abb. S. 169)


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ANNETTE (GEBURTSTAG) 1949

Auch alle anderen Kinder Bergs werden nun nochmals zum Bildmotiv bevor mit dem Bild „Annette Geburtstag“ 1949 die Reihe der Darstellungen der eigenen Kinder ihr Ende findet. Nur zwei Bilder aus den 1950er Jahren haben noch die Enkel Gerald und Christine zum Thema – sie wirken trotz des freundlich geschilderten Sujets etwas konventioneller und distanzierter als die von großer Nähe, Einfühlungsvermögen und wohl auch Wunschvorstellungen gekennzeichneten Portraits der eigenen Kinder. Auch in den Skizzen tauchen Kinder ab 1950 nun wesentlich seltener und meist nur zufällig auf .


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W E R NE R B E RGS K I N D E RB I L D E R

H ARAL D SCH EICH ER

Nach dem Krieg befand sich der Rutarhof im Demarkationsgebiet, auf das auch von Tito-Jugoslawien Gebietsansprüche gestellt wurden. Die Lage der als deutsche Staatsbürger geltenden Familie Berg war prekär – erst 1947 erhielten alle die österreichische Staatsbürgerschaft. Erst jetzt konnte Werner Berg wieder reisen und der Besuch der Biennale von Venedig 1948 bedeutete für ihn nach zehn Jahren der durch die Zeitumstände erzwungenen Abgeschlossenheit von den maßgeblichen Kunstströmungen der Moderne den Beginn eines sich deutlich von seiner Malerei der Vorkriegsjahre unterscheidenden künstlerisch präzise formulierten Programms. Anstelle des Individuellen suchte er fortan in klar organisierten, einfach konturierten und nur durch feine Farbschwingungen belebten Flächen das Exemplarische, Typische darzustellen. Sein Ziel war, die Besonderheit seiner Lebensumwelt und seiner Region in der „großen Form“ zu erfassen. In Skizzen hielt er sein Augenblickserlebnis in knappen, raschen Strichen fest – Ölbild und Holzschnitt verliehen der besonderen Begebenheit gereiften, dauerhaften Ausdruck. Formal bestimmt seine Bilder nun zunehmend ein, schon in den sparsamsten Strichen der Skizze enthaltenes, konstruktiv-geometrisch gestaltendes Vorgehen. Gleichzeitig besitzen seine Bilder die Fähigkeit unverwechselbar charakteristische Eigenheiten der dargestellten Menschen oder Landschaft wiederzugeben.

ZWEI KNABEN 1946 FRIERENDES MÄDCHEN 1947


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W E R NE R B E R GS K I N D E RB I L D E R

H ARAL D SCH EICH ER

GEPLÄNKEL 1958

Eines seiner bevorzugten Themen sind nun Gruppen von Figuren in der Landschaft. Die Menschen werden dabei, um ihre Statuarik zu betonen, mit meist deutlich überlängten Körpern und kleinen Köpfen dargestellt. Dieser Umstand verleiht auch den nur mehr selten zum Thema werdenden Kindergruppen etwas seltsam Unkindliches. Fehlt die Größenstaffelung untereinander oder zu den Erwachsenen im Bild, lassen oft nur Kleidung und Haltung erkennen, dass es sich um Kinder handelt.


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In den letzten Lebensjahren Bergs blicken einzelne Kinder seltsam wehmütig und verloren aus seinen Bildern heraus direkt den Betrachter an – als blickten sie, wie der Maler selbst, auf eine entschwindende Welt. Werner Berg findet die reale Entsprechung für diese Situation in den aus Zug- oder Autobusfenstern blickenden Fahrgästen, die er nun wiederholt festhält. Meist sind die Kinder nun in Begleitung von Erwachsenen dargestellt. Doch einer der allerletzten Holzschnitte Werner Bergs aus 1981 zeigt eine Dreiergruppe von Kinderköpfen – als nostalgische Reminiszenz an jene Welt des Beginnens, die er in seinen ersten Jahren in Kärnten erlebte.

KNABE MIT HUND 1964 DREI KINDER 1981




ZWEI GEDICHTE CHRISTINE LAVANT


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Z W E I G E DI C H T E

CH RI ST I N E L AVAN T, DIE NACH T AN D EN TAG, 1 948

Erinnerung an ein Abendgebet Eine bräunliche Nacht, die das Zimmer behält, weil die Mutter die Lampe so tief abgedreht, dass nur die Spur eines Lichts auf die Arbeit ihr fällt und ringsum das Atmen der Schwestern … Und ein Nachklang vom endlosen Abendgebet und alles Schwere von gestern … Ob der heilige Joseph wohl helfen kann, dass die Schwester den Posten wird kriegen? Und das mit der Stube … Damit nimmer dann der Bruder im Keller muss liegen. – Ob der liebe Gott bestimmt allmächtig ist? Und ob er am Ende nicht doch noch vergisst, dass die Mutter kein Geld für die Milch hat? – Ich will gar nicht weinen, wenn morgen beim Bad die Wunden wieder so brennen und wenn die Augen verschwollen sind und wenn sie mich schimpfen – »Die Kröte ist blind!« –, die anderen Kinder und rennen. Sie sollen auch nicht (wie ich gestern gesagt) dafür in die Hölle dann kommen, wenn nur bloß die Mutter nicht mehr verzagt und wenn wir die Stube bekommen! Und mein Herz ist so klein, es darf niemand hinein als du, mein liebes Jesulein.

MUTTER MIT KIND 1936


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Z W E I G E DI C H T E

CH RI ST I N E L AVAN T, DIE B ET T L ERSCH AL E, 1 956

In meinem Herzen sind Kindheit und Tod die beiden erhabensten Zeichen, über welche niemals das Gras wächst. Aber es geht eine fremde Schrift innerhalb meines Gemütes um und vermittelt mir zwischen zwei Atemzügen immer tiefer die Lehre der Scheu und die Kunde des Meidens. Die Schrift steigt stetig der Kehle zu und mengt sich wörtlich in alle Gebete, die den Willen Gottes bestimmen wollen. Ehrfurcht steht wider Hoffnung auf und lässt sie niemals im Namen Jesu in dieser heilen magischen Kraft die Erfüllung der Zeichen verlangen. So wird es gut sein, ein Korn zu säen, darunter die beiden erhabenen Male langsam verwachsen und eben werden, bis Gott das eine erhöht.

ABSCHIED 1933


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EINGESCHLAFENE MUTTER 1948




KINDHEIT AUF DEM RUTARHOF URSULA KUCHLING

Die ält est e Tocht er Wer ner B er gs, *19 2 8 , i m Ge s p r ä ch


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KI NDHE I T A U F D E M RU TA RH O F

U RSU L A K UCH L ING

URSI UND OSCHMAUTZ MITZI 1930 URSI UND OSCHMAUTZ MITZI 1930



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KI NDHE I T A U F D E M RU TA RH O F

U RSU L A K UCH L ING

Meine früheste Erinnerung ist, wo wir auf dem Rutarhof eingezogen sind – mit meinen Eltern auf einem Pferdeschlitten oder -wagen im März bei Schneematsch. Ich war damals zweieinhalb Jahre alt. In der Stube waren die Elternbetten und ein Kindergitterbett mit ungeschälten Haselstäben. Da ist ein Kind in meinem Alter dringestanden und wir schauten uns groß an.

KLÄRCHEN IM GITTERBETT 1932 KINDER BEIM GITTERBETT 1932 SCHLAFENDES KIND 1930



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KI NDHE I T A U F D E M RU TA RH O F

U RSU L A K UCH L ING

Bald kam Klärchen zur Welt. Ich schaute zu, wie mein Schwesterchen gebadet, gewickelt und gestillt wurde und ich wollte auch so gern einmal an Mamas Brust saugen, doch leider war das nicht möglich.

MAUKI UND KLÄRCHEN 1931 JUNGE FAMILIE 1932


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U RSU L A K UCH L ING

KINDER UND HENDLN 1932 DIE GROSSMUTTER 1933


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U RSU L A K UCH L ING

DER FLÖTENSPIELER (CURT) 1933 URSI UND KLÄRCHEN (MIT HEILIGEN) 1934

An Curt Sachsse, den Dichter, der mit uns gemeinsam auf den Hof gezogen war, Onkel Curt, kann ich mich sehr gut erinnern – der war lustig und den haben wir sehr gern gehabt. Ich sehe noch, wie er im Frühling auf der obersten Feldterrasse mit Pferd und Ochs pflügt und dabei mit lauter schöner Stimme singt und ich gehe barfuß in den Furchen hinterher. Onkel Curt hat ja auch so lustig mit uns Kinderfresser gespielt. Als meine Eltern 1934 im Winter nach Berlin gefahren sind, waren Klärchen und ich für längere Zeit in Wien bei Tante und Oma. Onkel Curt musste in dieser Zeit für alles am Rutarhof sorgen.


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U RSU L A K UCH L ING

Einmal zu Weihnachten kam Onkel Curt von einer Reise zurück und brachte uns frische Kaktusfrüchte mit, die wir Kinder wegen ihrer Stacheln nicht selbst in die Hand nehmen durften. Ich habe das Bild vor mir, wie die Zimmertüre aufgeht und Onkel Curt aus der Dunkelheit herein kommt zum Christbaum mit den brennenden Kerzen. Weihnachten war immer aufregend schön, wenn wir Kinder ungeduldig auf das Christkindläuten warteten und dann glücklich dem strahlenden Christbaum mit der Krippe darunter gegenüberstanden und viele neue Spielsachen bekamen. Papa sang mit uns Weihnachtslieder und spielte am Klavier dazu und wir durften lange aufbleiben und mit den neuen Sachen spielen.

URSI UND KLÄRCHEN 1933 GUTENACHTKUSS 1933


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U RSU L A K UCH L ING

Mama sang gern bei ihrer Küchenarbeit Arien. Sie konnte auch sehr gut Klavier spielen. Onkel Curt spielte Querflöte und sonntags gab es manchmal Hausmusik. Bei uns Kindern kam die Musikausbildung leider zu kurz, aber ich erinnere mich gut, wie ich schon als Kleinkind gerne irgendwelche Töne sang und dabei vor Ergriffenheit die Tränen nicht zurückhalten konnte. In der Schule lernten wir dann deutsche Volkslieder – vom Oberlehrer auf der Geige begleitet.

SINGENDES MÄDCHEN 1931 DER FLÖTENSPIELER 1933



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SINGENDE FRONLEICHNAMSKINDER 1934 SINGENDE KNABEN 1934

U RSU L A K UCH L ING


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Im Stall beim Pferdestriegeln und Melken wurde slowenisch gesungen und auch in der Kirche und bei den Prozessionen. Unser Vater achtete sehr darauf, dass wir sonntags in die Kirche gingen. Die Messe war Lateinisch und Schriftslowenisch und ich verstand nichts davon, aber ich hatte das Gefßhl von feierlicher Entrßcktheit, das ich später in deutschen Messen vermisste.


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U RSU L A K UCH L ING

Vaters Mutter, Oma Elberfeld, hat das Projekt Rutarhof finanziell ermöglicht und unterstützt, obwohl ihr seine Bilder zu schwermütig waren. Ich habe noch so im Ohr, wie sie gesagt hat, als er ihr ein Bild gezeigt hat, das er gerad' gemalt hatte: „Ne, Werner, mal doch mal was Freundliches!“

MAUKI MIT KLÄRCHEN 1932 OMAS MIT URSI 1931


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Mit den Kindern im Tal haben wir viel gespielt, weniger mit den „Hollerischen“ vom einzigen Nachbarhof oben auf dem Berg, die waren älter. Deren Tochter Nani war Jahrgang 1921 und ich 1928 – ein großer Altersunterschied. Die Nani kommt auf vielen Bildern vor. Sie hat am Rutarhof gearbeitet, hauptsächlich als Kindermädchen. Wir sind sehr gern am Sonntagnachmittag mit der Nani zum Holler gegangen, da haben sich mehrere Mädchen eingefunden, KINDER MIT HENDLN 1933 URSI MIT NERA 1933

die haben so schöne Lieder gesungen – und zwar so gefühlvolle – deutsche! – „es wohnt ein Pfalzgraf wohl überm Rhein“ und „es wollt ein Mann in seine Heimat reisen“.


100 KI NDHE I T A U F D E M RU TA RH O F

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RAKONIG KATHI 1933 RAKONIG KATHI 1933



102 KI NDHE I T A U F D E M RU TA RH O F

U RSU L A K UCH L ING

Der Berg, auf dessen Anhöhe der Rutarhof liegt, ist die Ablagerung eines riesigen Eiszeitgletschers, der in Stufen abgeschmolzen ist. Dadurch entstanden Terrassen, verbunden durch teils mehr, teil weniger steile Hänge und felsige Abstürze. Auf der ersten geräumigeren Stufe unter einem felsigen Absturz liegt Unterkrain, das Dorf zu dem der Rutarhof gehört. Mit den Kindern aus Unterkrain – das waren die nächsten Häuser im Tal – haben wir oft gespielt. Etwas abseits, am steilen Abhang war eine Keusche, wo unsere Magd Pepi zu Hause war. Ihre jüngste Schwester Kathi, etwas älter als ich, spielte viel mit mir und begleitete mich am Schulweg. Papa malte sie mit Strohhut. Die alte Keusche war ein märchenhaftes kleines Holzhaus mit vielen Kindern, die die Töchter, die verstreut „in Dienst“ waren, ihrer Mutter, genannt „Mamuša“, in Obhut übergeben hatten.

KLÄRCHEN UND KATHI 1933 ALTE MIT KINDERN 1934


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Ganz lustig war der Bertl, so phantasievoll war der. Der hat uns also so Raubergeschichten erzählt – die Kinder haben alle hingerissen zugehört. Er war zwei Jahre jünger als ich und noch ganz klein damals und hat schon phantastische Geschichten erzählt. Wo er den ersten Schultag in Möchling – dem nächsten kleinen Ort mit Kirche und Schule – gehabt hat, hat der Lehrer uns alle vorm Schulhaus im Freien versammelt und jeden gefragt, was er werden will. Ich weiß nimmer, was ich gesagt habe und was die anderen Kinder gesagt haben, aber der Bertl hat gesagt: „Menschenfresser!“ Er hat Menschenfresser gesagt. Er hielt sich nach dem Krieg in verschiedenen Ländern auf. Nichts erinnert mehr an die alte Holzkeusche. Wegen Steuerschulden wurde sie gepfändet und die Familie in alle Winde verstreut.

KATHI UND URSI 1933 KATHI UND URSI 1933


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KIND 1934 MUTTER MIT KINDERN 1934

Ich bin in Möchling in die Volksschule gegangen. Eingetreten bin ich 1934. Als ich in die Schule kam, konnten meine Mitschüler alle nicht Deutsch, deshalb war der Unterricht die ersten zwei Jahre Slowenisch, wie auch die erste Lesefibel. Ich konnte die Texte lesen, aber nicht verstehen. Ich hab‘ aber durch die Kinder Windisch gelernt – die Umgangssprache. (Damals wurde der Dialekt allgemein so bezeichnet – heute vermeidet z.B. die Schriftstellerin Maja Haderlap in ihrem Aufsatz „Meine Sprache“ diese Bezeichnung, spricht vielmehr von der „Großmuttersprache“, der sie einen besonderen Stellenwert gibt, während sie das Schriftslowenische als ihre „Sprachmaske“ bezeichnet). Plötzlich hab‘ ich aber gemerkt, ja ich versteh' alles, was die Kinder reden. Plötzlich, von einem Moment auf den anderen ist mir das aufgegangen. Ja, das war ein richtiges AhaErlebnis. Ebenso haben die Kinder bald Deutsch verstanden. Und dann ist plötzlich in der Mitte der Lesefibel eine Seite gekommen, die war in einer anderen Schrift, in der gotischen. Da stand auf der einen Seite in großen Buchstaben BEREMO NEMŠKO – und auf der anderen Seite: WIR LESEN DEUTSCH. Und von da an war Deutsch die Unterrichtssprache.



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U RSU L A K UCH L ING

Eines Abends, als wir schon im Bett lagen, kam Papa zur Tür herein und sagte: „Kinder, ihr habt ein Brüderchen bekommen.“ Wir konnten es gar nicht fassen, aber ein Jahr später kam auch noch ein Schwesterchen und Papa dichtete das Sprüchlein: „Ursi, Klärchen, Veit und die kleine Hildi schreit.“ Das verriet Klärchen, die mich einmal zur Volksschule begleiten durfte, dort den Kindern, die uns noch als Erwachsene damit neckten.


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HILDI 1935 DIE GROSSMÜTTER 1932


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U RSU L A K UCH L ING

Auf dem Bild mit den Fronleichnamskindern sind die Mädchen aus Möchling dargestellt. Ich hab‘ sie alle jetzt noch erkannt. Meist haben wir Kreisspiele gespielt – oder Verstecken-Spielen, oder Fangen-Spielen. Wir haben auch in der Schule viel gespielt, in den großen Mittagspausen, weil es war ja vormittags und nachmittags Unterricht, das war damals so. Die in der Nähe gewohnt haben, sind zu Mittag nach Hause gegangen. Die weiter weg gewohnt haben, sind in der Schule geblieben. Da haben wir immer viel gespielt.

PROZESSION 1931 FRONLEICHNAMSKINDER 1933


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U RSU L A K UCH L ING

TOTES MÄDCHEN 1932

Ein unheimlich starkes Erleben war für mich, wie mich einmal ein paar Mädchen in der großen Pause zum Beten für eine im Dorf aufgebahrte Tote mitgenommen haben – der kühle, dämmrige Raum mit den bunten, duftenden Sommerblumen, die slowenischen Gebete, der Weihwasserbecher mit dem Buchszweig, mit dem wir nacheinander die Tote anspritzten und Kreuze über ihr machten. Es war alles so neu und interessant. Es war ein ganz anderes Erlebnis als später beim Tod von Curt Sachsse. Beten gehen war was ganz Anderes. Im Katholischen ist das Beten ja sehr wichtig, damit der Tote gut aufgenommen wird im Himmel.


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U RSU L A K UCH L ING

Die ganze Volksschulzeit bin ich aber nicht in Möchling gegangen, dazwischen war ich dreimal im Winterhalbjahr in Elberfeld. Die Oma ist nämlich im Sommer bei uns gewesen und im Herbst nach Elberfeld gefahren. 1936 hat sie mich das erste Mal mitgenommen. Und ich weiß, mein Vater hat mir zuvor gesagt, ja ich könnt‘ mit der Oma fahren und da ist es so schön. Da habe ich zuerst gar nicht richtig verstanden, dass ich überhaupt dortbleiben soll. Und dann ist mir aber schon aufgefallen, dass ich da ja wegkomme von zu Hause und da hab‘ ich gesagt: „Nein, das will ich nicht!“

URSI UND KLÄRCHEN 1934 BLUMENSTRAUSS UND MÄDCHEN 1934



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U RSU L A K UCH L ING

Das nach Elberfeld-Fahren war ein schreckliches Erlebnis. Ich war ja ganz benommen, ich hab' gar nicht gewusst, was vorgeht. Wir sind nach Klagenfurt gefahren, mein Vater, die Oma, Klärchen und ich. Wir wollten die Oma verabschieden. Und ich war überzeugt: „Nein, ich fahr nicht mit!“ Am Bahnhof bei den Geleisen, da war zum Reparieren für die Mechaniker ein großes Loch, wo sie die Wagons und die Lokomotive von unten gewartet haben. Und wir sind dort am Bahnsteig gestanden und da war dieses Loch. Ich habe ja wohl den Verdacht gehabt, ich soll mitfahren – aber ich hab' gedacht: „Nein, da drüber kann sie nicht fahren die Lokomotive, da kann der Zug nicht drüberfahren. Da ist ein Loch.“ Ich hab' mich an diese Hoffnung geklammert. Und dann ist der Zug gekommen und ist drübergefahren. Und sie haben mich einfach in das Abteil gesetzt und fertig, aus. Und wir sind gefahren, die Oma und ich. Ich hab' ja die Oma gern gehabt –, aber weg wollt' ich nicht. Dann hab' ich weinen angefangen und hab' so schrecklich geweint. Bis Salzburg hab' ich nur geweint. Ich war halt alles am Rutarhof so gewöhnt, das war meine Familie. Das Leben in Deutschland war schon ein großer Unterschied zum Leben auf dem Rutarhof, außer Oma habe ich ja dort niemanden gekannt. In Elberfeld war das aber so eine verdrängte Geschichte – Heimweh war ja verboten, das gehört sich nicht. Aber ich hab' Heimweh gehabt – beim Einschlafen hab ich mir immer vorgestellt, wie wir am Turnersee sind und in der Sonne liegen und baden.


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ZWEI MÄDCHEN 1932 ZWEI MÄDCHEN 1932


118 KI NDHE I T A UF D E M RU TARH O F

U RSU L A K UCH L ING

Eines Morgens sagt Oma zu mir: „Curt Sachsse ist tot.“ Das hat mich wie ein Schlag getroffen und ist mir zu Curt Sachsse am stärksten in Erinnerung. Das war im Spätherbst 1936, als ich das erste Mal in Elberfeld war. Ich habe es „weggesteckt“ und mich bei den Verwandten, wo es auch Kinder gab, den Verkäuferinnen in Omas Spielwarengeschäft und auch bei den Lehrerinnen und Mitschülerinnen in der Klosterschule ganz gut eingelebt. Sie waren alle sehr lieb zu mir. Nur im Sommer zu Hause, wo ich mich auch an alles neu gewöhnen musste, vor allem auch an die kleinen Geschwister Hildi und Veit, wurde ich zeitweise ganz depressiv. Ich kann es mir im Nachhinein nur so zusammenreimen: Mein Vater hatte Curt Sachsse, der sich in Freiburg erschossen hatte, am Totenbett gezeichnet und diese Zeichnung im Atelier bei sich hängen. Das muss mich so tief beeindruckt haben, dass ich tagelang weinen musste. Die Eltern fragten mich: „Ja was hast du denn?“ Und ich hab' gesagt: „Ich muss immer dran denken, dass Papa und Mama sterben müssen.“ Im Nachhinein denke ich mir, es war dieses Bild, das alles auslöste. Ich habe nämlich immer meine Mutter so liegen sehen.


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CURT SACHSSE AUF DEM TOTENBETT 1936 MUTTER NÄHREND EINGESCHLAFEN 1934


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U RSU L A K UCH L ING

PACHER MIT LYDA 1960er Jahre HEUREUTER (RUTARHOF) 1960er Jahre

Als ich wieder zurück nach Hause kam, war der Herr Pacher da. Die Planung zu allem auf dem Hof hat mein Vater gehabt, aber Herr Pacher als Wirtschafter konnte doch vieles in die Hand nehmen. Er hat ja so viel können, er war so vielseitig. Zum Beispiel diese großen Gestelle zum Heutrocknen hat er gebaut – heute denke ich mir, das ist viel Arbeit gewesen. Die vielen Löcher, wo dann die Hölzer zum Auflegen der langen waagrechten Stangen hineingetrieben wurden, ohne Nägel. Alles so schön gemacht, das muss ja passen! Und in die Erde müssen die senkrechten Pfosten hineingetrieben werden – das ist auch nicht so leicht. Unglaublich! Er hat alles gemacht und es war so selbstverständlich. Alle Zäune sowieso. Körbeflechten hat er gut können. Das hat er gerne im Winter gemacht.


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122 KI NDHE I T A U F D E M RU TA RH O F

U RSU L A K UCH L ING

Ein Jahr später, als mein Vater 1937 zur Weltausstellung nach Paris gefahren ist, ist er auch in Elberfeld, vorbeigekommen, da hat er mich besucht. Und ich hab' schon ganz elberfelderisch geredet und hab gedacht: „Mein Vater ist unmöglich, wie der redet!“ Er hat eine ganz süddeutsche Sprachfärbung gehabt – anders als die Elberfelder. Für Klara war es eine bleibende Erinnerung, wie ich zurückgekommen bin von Elberfeld und sie mich in Klagenfurt abgeholt haben, da hätte ich zu ihr gesagt: „Tach Klärschen!“ Das hat sie mir oft – nicht gerade böse – aber doch vorgehalten. Für meinen Vater hab' ich mich damals in Elberfeld direkt geniert, weil er überhaupt nicht ordentlich elberfelderisch geredet hat.

KLÄRCHEN 1935 KLÄRCHEN MIT STROHHUT 1936


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124 KI NDHE I T A UF D E M RU TARH O F

U RSU L A K UCH L ING


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Als wir klein waren, haben die Eltern vegetarisch gelebt. Da hab' ich auch eine besondere Erinnerung. Da waren der Maler Werner Scholz und seine Frau Ursula aus Berlin zu Besuch. Der Ateliergarten war neu mit dem Sitzplatz und ich hab' mit der Frau Scholz den Tisch gedeckt. Sie hat gesagt: „Ja da fehlen noch zwei Messer.“ Ich bin in die Küche gegangen und hab' gesagt: „Frau Scholz sagt, es fehlen noch zwei Messer.“ Sagt der Papa in der Küche: „Sag' der Frau Scholz, der Papa und die Mama hacken das Fleisch mit der Hacke!“ Und ich bin zur Frau Scholz gegangen und hab' ihr das ausgerichtet. Die Eltern haben ja kein Fleisch gegessen. Daran kann ich mich gut erinnern. Wenn ein Besuch gekommen ist, das war außergewöhnlich und ist im Gedächtnis SCHWEINEKÖPFE 1936 RUTARHOF 1931

haften geblieben. Damals waren Besuche am Rutarhof selten, 1938 kam Walter Bauer mit seiner Frau. Die Boeckls waren im Sommer 1935 da, aber sonst kann ich mich an keine Besuche erinnern.


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U RSU L A K UCH L ING

Einen Sommer habe ich in besonderer Erinnerung. Da hatte sich der Maler Herbert Boeckl mit seiner kinderreichen Familie in Unterkrain eingemietet. Sie kamen oft auf den Rutarhof. Wir Kinder spielten täglich zusammen. Unsere Spielgenossin war vor allem die Lotte, die war gleich alt wie ich und die Maria, die war älter – aber die war sehr lieb. Besonders mit der Lotte haben wir viel gespielt – auch Klärchen – die hatte ja überhaupt so eine Phantasie. Da haben wir auf Obstbäumen gespielt, haben uns jeder einen Baum gesucht: „Das ist mein Baum und mein Haus!“ Unter der Jauchengrube war ein Apfelbaum, der hat schöne rote Apferln gehabt und die Äste sind ziemlich tief unten auseinandergegangen und die Lotte ist hingelaufen und hat gesagt: „Des is mei olter Bam“. Und daraufhin hat ihn die Klara Lotte-Popo genannt. Der Aufenthalt der Boeckl Kinder war eine schöne Abwechslung. Ich glaub', dass es denen auch sehr gefallen hat.

KINDER 1934 AM WIESENMARKT 1933


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128 KI NDHE I T A UF D E M RU TARH O F

U RSU L A K UCH L ING


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Vater Boeckl ging mit uns zur Vellach baden. Einmal baute er mit uns im Sand das Dorf Unterkrain, alle Häuser und die Paulej-Keusche etwas erhöht, wie in Wirklichkeit. Da waren wir mit Freude am Werk. Am Abend holte mich Papa ab und Boeckl begleitete MAGD MIT KINDERN (NANI MIT HILDI UND KLÄRCHEN) 1936 URSI 1934

uns noch ein Stück den Berg hinauf. Ich hörte den Gesprächen der Väter zu. Boeckl schwärmte von den herrlichen Farben, die er im Himmel sah. Da weiß ich auch noch genau die Wegstelle, wo er das gesagt hat.


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U RSU L A K UCH L ING


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KLARA UND URSI (LESEND) 1936


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U RSU L A K UCH L ING

WELPE 1936 URSI MIT REH 1933

Ob ich die Tiere am Hof gerngehabt hab', kann ich nicht sagen. Wir haben vor allem gern mit den jungen Hunden gespielt. Der erste Hund war die Nera mit ihren Hundekindern. Besonders haben wir bewundert, wie große Zecken die Hunde haben konnten – wie Vogelkirschen. Aber ich habe kaum Beziehung zu Tieren. Ich habe sie versorgt, wenn es von mir gefordert wurde und hatte ein schlechtes Gewissen, wenn ich es nicht gut genug machte. Ich wollte nie einem Tier die Freiheit nehmen oder es töten. Es blieb aber oft an mir hängen. Wenn die Schweine so schrien, wenn sie zum Schlachten gezerrt wurden, ging es mir durch und durch. Als wir eine Kreissäge bekamen, um im Winter die Baumstämme in Stücke zu sägen, machte das ein ähnliches Gekreisch, das ich am Schulweg schon weit unten vom Tal aus hörte. Es versetzte mich wider jede Vernunft in Angst und Schrecken, zu Hause fände ein Massaker an meinen Eltern statt und am letzten steilen Stück die Halt hinauf klopfte mir das Herz bis zum Hals.


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134 KI NDHE I T A UF D E M RU TARH O F

U RSU L A K UCH L ING


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PFERD HINTER LILIEN 1934

Das einzige Tier, das mir nahestand war das wunderschöne dunkelbraune Vollblut Ustascha-Reitpferd Dora, aber da war ich schon sechzehn. Wir haben lange nur ein Pferd gehabt – erst nach dem Krieg zwei – das waren sogenannte „Beutepferde“, die Soldaten zurückgelassen hatten. Die musste man dem Staat melden und dafür auch zahlen. Reiten gab es bei uns nicht, aber ich besuchte Dora oft im Stall und hielt stumme Zwiesprache. Öfter konnte ich sie auch zu Besorgungen einspannen und natürlich auch zur Feldarbeit. Sie reagierte so feinfühlig und verständig – ein zauberhaftes Wesen.


136 KI NDHE I T A UF D E M RU TARH O F

U RSU L A K UCH L ING


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Beim Malen sind Klärchen und ich gerne mitgegangen. Wir haben die Malsachen mitgetragen und auch die verschiedenen Farben herausgesucht aus dem Malkasten. Selber gemalt hab ich nicht. Wie mein Vater mich wieder einmal gemalt hat, kann ich mich an eine lustige Geschichte erinnern: Da war ich acht Jahre, 1936, wo er auch den Kopf von mir im Wald gemalt hat, da hat er mich auch als ganze Figur gemalt. Dieses Bild hat er aber dann viel später zerstört – ein Mädchenakt im Wald. Und da bin ich Modell gestanden und sollte was holen und hab' eine Decke umgenommen. Hildi, die ein Jahr alt war, ist draußen vorm Haus in einem Schaffel gesessen – sie wurde gebadet. Mama hat in der Küche gekocht und ich bin zuerst zum Atelier hinauf und dann wieder bei dem Schaffel vorbeigegangen und sag URSI (WALD) 1936 URSI 1937

„Hildi“. Klärchen sagte: „Da ist ein Mann vorbeigegangen und hat „Hildi“ gesagt.“ Ich war so in die Decke eingehüllt, dass sie mich nicht erkannt hat. Das war den Eltern mysteriös. Aber es hat sich dann scheinbar aufgeklärt.


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Beschwerlich verglichen mit Elberfeld habe ich das Leben am Rutarhof nicht gefunden. Es ist mir lustig erschienen – abenteuerlich.

URSI MIT FIEBER (SCHLAFEND) 1936 URSI (SCHLAFEND) 1935


140 KI NDHE I T A UF D E M RU TARH O F

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Bis 1939 bin ich abwechselnd in Kärnten und in Elberfeld in die Schule gegangen. Ab Kriegsbeginn behielten mich die Eltern am Rutarhof. Da bin ich dann in Kärnten in die Schule gegangen. Da haben sie in der Hauptschule aber schon zwei Jahre Italienisch gehabt und ich hätte in die dritte Klasse kommen müssen. Auch hätte ich alleine weit zur Bahnstation gehen müssen. Da haben meine Eltern das so geregelt, dass ich ein Jahr zu Hause bleiben konnte und sie mich in dieser Zeit unterrichteten. Ich bin dann im nächsten Jahr ohne Probleme mit dem Lehrstoff mitgekommen. Mit meinem Vater hab' ich Italienisch gelernt. Wir haben alle sechs Halbjahre durchgemacht – in drei Monaten! So richtigen Unterricht gab es nur bei meinem Vater. Wir bekamen die Hauptschul-Lehrbücher der 2. Klasse. Mama hat mir Rechen- und Deutschaufgaben gegeben. URSI MIT FIEBER 1936 URSI UND LAMPE 1936

Naturkunde und Erdkunde habe ich ihr bei ihrer Küchenarbeit vorgelesen. Vierteljährlich kam die Schuldirektorin, mit der sich die Eltern anfreundeten, zur Inspektion.


142 KI NDHE I T A U F D E M RU TA RH O F

U RSU L A K UCH L ING

Die Mama hat immer gearbeitet. Ich glaube unsere Mutter konnte so Außergewöhnliches leisten und unserem nicht ganz einfachen Künstlervater die stärkste Stütze sein, weil sie glücklich war. Am liebsten arbeitete sie in der freien Luft, in ihrem bunten Blumengarten, der auf vielen Bildern ist, aber auch Feld- und Heuarbeiten machten ihr große Freude. Obwohl sie täglich einen großen Haushalt versorgte und für viele Personen kochen musste, hat sie dabei gesungen und war nie grantig zu uns Kindern. Dabei litt sie oft an argen Schmerzen. Sie sagte, das Schönste sei für sie, einen hohen Berg zu erleben, wie den Hochobir. Nie klagte sie.

MAUKI UND ANNETTE 1942 MAUKI UND HILDI 1936


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144 KI NDHE I T A UF D E M RU TARH O F

U RSU L A K UCH L ING


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Wenn wir mit den Eltern baden gegangen sind, war das jedes Mal etwas Besonderes. Das ist dann auch sehr in der Erinnerung haften geblieben. 1938 da haben meine Eltern mit Klärchen und mir vom Rutarhof aus einen Obir-Ausflug gemacht, auf den hohen Berg, auf der Talseite gegenüber. Wir haben oben in der Hütte auf einem Matratzenlager übernachtet. Das hat uns sehr imponiert. Zurück sind wir nach Zell hinunter abgestiegen und haben dann noch einen weiten Weg gehabt. Und weil wir ja Kinder waren und müde, hat mein Vater organisiert, dass wir auf einer Holzfuhre, auf einem Lastwagen mitfahren hätten können. Das Holz wurde so geladen, dass man hinten sitzen konnte. Doch ich hab so eine Angst gehabt – ich werde dort hinunterfallen und ich kann dort nicht sitzen – ich war ganz URSI UND KLARA (MIT AZALEE) 1940

hysterisch und hab' durchgesetzt, dass wir nicht mit dem gefahren sind.

AM OBIR (CURT SACHSSE, URSI, MAUKI UND DEREN SCHWESTER MIRL) 1931

haben mir gut zugeredet, aber ich konnte mich nicht überwinden, absolut

Und dann haben wir zu Fuß so weit gehen müssen. Es war sehr weit. Alle nicht. Und alle haben mitleiden müssen.


ZIGEUNERPFERD 1933


Einmal im Krieg hat Mama mit Klärchen und mir zwei junge Rinder auf die Obir-Alm geführt. Wir haben sie zuerst am Strick geführt und dann frei laufen lassen. Da sind sie wieder zurückgerannt – also haben wir sie lieber am Strick behalten. Dann haben sie mich aber an einen Baum gedrängt – einer auf der einen Seite, einer auf der anderen. Na jedenfalls sind sie ein paar Mal zurückgelaufen. Dann ist gottseidank eine Herde von Grafenstein gekommen und da sind sie dann mitgelaufen. Wir waren sehr früh aufgebrochen – um drei Uhr morgens – und sind spät zur Sennerhütte gekommen wo wir die Rinder endlich abgeben konnten. Dann gingen wir nach Eisenkappel hinunter zum Zug. Den Zug haben wir aber versäumt, also mussten wir von Eisenkappel den weiten Weg herausgehen. Das war aber auch lustig, weil lange ein Besoffener vor uns gegangen ist. Der ist so hin und her geschwankt, dass wir ständig Angst hatten, der fällt in die Vellach, denn dort ist es ganz eng und der Fluss gleich neben der Straße. Doch die Mama hat gesagt: „Ach die Besoffenen haben einen Schutzengel, denen passiert nix.“ Und der Besoffene hat gesagt: „Straße bleibt Straße.“ Wenn er ins Wasser kommt, ist’s auch eine Straße. Wir sind über Miklauzhof gegangen, und haben unsere Füße kaum mehr gespürt, als wir gegen Mitternacht heimkamen. Es war ja im Hochsommer, da war’s nicht so finster, wahrscheinlich war auch Mondschein.


148 KI NDHE I T A U F D E M RU TA RH O F

U RSU L A K UCH L ING

Am Schulweg haben wir, wenn es finster war, ein Petroleumlicht gehabt – so wie eine Stalllaterne, das hatten wir umgehängt. Da haben sie dann unten im Tal das Licht wandern sehen und immer gestaunt. Zur Bahnstation für den Zug nach Klagenfurt mussten wir eineinhalb Stunden zu Fuß gehen, zurück haben wir immer zwei gebraucht. Es gab dort den Berg hinunter keinen Weg, sondern nur Steige, wir haben sie natürlich gut gekannt. Es gab auch steile Stücke, unterbrochen von einem freien Holzschlag, der „Scheriak-Fraten“ und kleinen Waldwiesen.

KINDER II 1937 KLARA 1937


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U RSU L A K UCH L ING

URSI UND KLARA 1937 URSI UND KLARA (WALD) 1940

Auf dem Weg oberhalb von Pirk war eine Waldkeusche, da lebte eine alleinstehende Schneiderin. Dort haben die Landleute nähen lassen und mein Vater auch. Und da war er mit uns dort und sie hat uns abgemessen und er hat sie angesprochen. Sie hieß Emma und Klärchen und ich haben sie unter uns „Bemm“ genannt. Papa wollte sie höflich anreden und sagte „Fräulein Bemm“ zu ihr. Wir haben so lachen müssen. Und sie hat gelacht und „Ah, ich bin aber nix Fräulein, ich bin verheiratet!“ Sie war verheiratet, doch ihr Mann war untreu und hat irgendwo mit einer anderen Frau gelebt. Mit der hat er Kinder und mit ihr nicht, das hat sie meinem Vater erzählt. Und ich weiß nicht beim wievielten Kind hat sie gesagt, nein, jetzt lässt sie sich scheiden. Und das war das „Fräulein Bemm“ und war gar kein Fräulein. Sie hat so verschmitzt gelacht: „Ah, bin i nix Fräulein“.


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U RSU L A K UCH L ING


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Wir haben sehr gern und viel gelesen, vor allem in den Ferien und ich in Elberfeld. Oma hatte in ihrem Geschäft alle gängigen Kinderbücher. Am schönsten war es an Winterabenden, wenn wir bei Papa um den Ofen saßen und er uns Andersen-Märchen, Nils Holgersohn, Johann URSI UND KLARA 1943 SITZENDES MÄDCHEN (URSI) 1937

Peter Hebel-Geschichten, C. F. Meyer-Gedichte, Mörike, Chamisso und und und … vorgelesen hat. Leider war er im Krieg lange fort von uns.


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U RSU L A K UCH L ING

Ich verstehe heute überhaupt nicht, wie unsere Mutter das alles schaffen konnte. Sie war ja vor allem auch „geistige Gegenkraft“ – so hat er das genannt – unseres Vaters, die er ständig beanspruchte. Sie hat nur für ihn gelebt und sein künstlerisches Werk ermöglicht und mitgetragen. Unsere Mutter war absolut erfüllt von ihrer Aufgabe.

URSI UND ANNETTE 1943 MAUKI UND HILDI 1937


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Ich hatte schon auch Meinungsverschiedenheiten mit Mama. Sie hatte mit Anja – der russischen Zwangsarbeiterin, die dem Hof zugeteilt war – ein sehr gutes Verhältnis. Anja lernte schnell Deutsch, hat Mamas Kleider getragen und sah sehr gut damit aus. Sie schreitet wie eine Königin über den Hof, sagte Oma Elberfeld. Und Mama sagte, wenn sie denkt, Anja ist nur zwei Jahre älter als ich – sie war sechzehn und ich vierzehn. Ich sagte darauf, weil uns das von der Nazi-Propaganda auf Schritt und Tritt so eingebläut wurde: „Das sind Untermenschen, die haben kein Gefühl.“ Da war meine Mutter sehr entsetzt und hat mir erklärt, dass die sehr wohl ein Gefühl haben. Das sind Menschen wie du und ich, sagte sie und das sei auch der Titel von einem Roman. Das blieb mir hängen. Anja hat sich sehr gut eingelebt bei uns. Sie ist 1945 nicht gern zurückgegangen, aber sie hat sich auch nicht getraut da zu bleiben. Sie hat gefürchtet, dann sieht sie ihre Familie überhaupt nicht wieder und das wär ja auch der Fall gewesen. Sie hätte hier auch gar keine Aufenthaltserlaubnis bekommen – sie wäre staatenlos ANJA 1956 ANJA 1952

gewesen. Und dass sie ein gutes Verhältnis mit Deutschen hatte – von der anderen Seite war das ja genauso ein Grund für Repressalien. Aber mit meiner Mutter hat sie ein ausgesprochen gutes Verhältnis gehabt.


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HILDI 1943 HILDI 1939

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Das Leben in der Natur war für uns selbstverständlich, da sind wir ja damit aufgewachsen. Am Weg zur Bahn, ober der Hollerwiese war auch eine Quelle. Und da waren Unken. Ich kann mich noch erinnern, wenn die so uuh, uuh machten. Da war die Wiese und ein Weg und dann war ein Ackerstreifen und dahinter der Wald, mit einem Hügelplateau, auf dem wunderschöne große, alte Buchen standen. Dort fanden wir im Spätsommer und Herbst körbeweise die prächtigsten Herrenpilze. Von der Kante hatte man einen weiten Ausblick ins Klagenfurter Becken und am steilen Abhang, Richtung Möchling, blühten im Spätwinter Erika VEIT 1940 DIE KINDER DES ROTBÄRTIGEN 1937

und Schneerosen, die ersten Blumen. Den Pilzhügel liebten wir zu jeder Jahreszeit und auch Papa ging gerne mit uns Pilze suchen. „Meine Bäume, meine Träume, meine buchendunklen Höhn Ewig jung ist nur die Sonne, sie allein ist ewig schön.“ C. F. Meyer



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Bis Kriegsende wurden wir Kinder nicht zu regelmäßiger Stall- und Feldarbeit herangezogen. Schule und weiter Schulweg haben uns sehr beansprucht. Bei Arbeiten in den Ferien, wie Sonnenblumenteller von Kernen ausklopfen, Kartoffelernten und Ähnlichem waren wir gebraucht und gerne dabei. In den Ferien gingen wir auch gerne in die Wälder rundum Beeren und Pilze sammeln. An den Feldrändern zum Wald hin waren Haufen von verschiedensten, vom Eiszeitgletscher rund geschliffenen Steinen, die ja immer wieder von den Feldern abgeklaubt werden mussten. Mit der Zeit wurden die Steinhaufen von Steinbrech und Erdbeeren, die ganz besonders aromatisch und süß waren, überwachsen.

GETREIDEMAHD AM RUTARHOF um 1954 GETREIDEERNTE AM RUTARHOF 1950er Jahre


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U RSU L A K UCH L ING


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Wenn es mich freute, ging ich gern mit den Halterbuben Kühe weiden, da hatten wir auch unsere Spiele. In den Nachkriegsjahren herrschte Dürre und die Weide auf den ausgebrannten südseitigen Wiesenhängen war schlecht, so dass die hungrigen Kühe immer wieder in die Felder „durchgingen“. Das war nicht lustig und wenn man allein war, schon gar nicht.

HALTERBUB (HOLLER HANS) 1937 URSI UND ANNETTE um 1947



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Ich ging ab Kriegsende nicht mehr in die Schule und habe am Rutarhof mitgearbeitet. Meine jüngeren Geschwister mussten vor allem in den Schulferien sehr früh viel mitarbeiten. Nach dem Krieg hatten wir wirtschaftlich sehr schwere Zeiten, da war die Familie plötzlich zum Arbeiten ganz alleine und sehr angewiesen auf unsere Arbeitskraft. Es gab dann auch keine Unterstützung aus Elberfeld mehr – das hat doch bis dahin viel ausgegeben.

GESCHWISTER 1946 URSI, ANNETTE, KLARA, VEIT UND HILDI 1949



KINDHEIT AUF DEM RUTARHOF ANNETTE MOCHAR

Die jüngst e Tocht er Wer ner B er gs, *19 4 0 , i m Ge s p r ä ch


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A N N E TT E M OCH AR

Bewusst habe ich meinen Vater erst kennengelernt, als er vom Krieg zurückgekommen ist. Da habe ich zu ihm gesagt: „Kommen Sie mit Hasen schauen.“ Ich war damals fünf und er war mir fremd. Ich erinnere mich auch, wie knapp nach dem Krieg mein Taufpate, der Dichter Walter Bauer, mit den englischen Besatzungsoffizieren mit dem Jeep zu Besuch gekommen ist – er war so zwei- dreimal am Rutarhof.

ANNETTE 1945


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MAUKI UND ANNETTE 1941 ANNETTE (SCHLAFEND) 1943

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An die ersten Bilder, die mein Vater nach dem Krieg von mir gemalt hat, kann ich mich nicht sehr erinnern. Ich weiß noch, dass es im „schwarzen Zimmer“ – dem Schlafzimmer – war. Später hat er mich an meinem Geburtstag gemalt – mit einem großen Fliederstrauß.


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ANNETTE (SCHLAFEND) 1945 ANNETTE 1947

An die Zeit vor meinem Schuleintritt kann ich mich so gut wie gar nicht erinnern, die ersten Erinnerungen setzen später ein, als ich dann in Möchling in die Schule gegangen bin. Meine Freundin war die „Holler Altschi“, Kathi, die Tochter des einzigen Nachbarn auf dem Berg, mit der ich zusammen zur Schule ging. Nachmittags war ich oft bei ihr und kann mich an den Hof und die alten „Hollers“ erinnern. Kathi konnte kein Wort Deutsch und ich nicht Slowenisch – bis wir in die Schule gekommen sind, hat sie Deutsch können und ich Slowenisch. Wir haben es uns gegenseitig beigebracht. Das erste Jahr nach dem Krieg war es fast nur Slowenisch, das damals in der Volksschule gesprochen und unterrichtet wurde. Meine größeren Geschwister waren da schon nicht mehr in der Volksschule. Sie gingen in Klagenfurt zur Schule. Meine Schwester Hildegard oft jedoch wochenlang nicht – sie hatte einen Schock erlitten, weil einmal auf ihrem Schulweg in der „Halt“ unter dem Hof eine Bombe explodiert war. Das war noch im letzten Jahr der Volksschule, in die sie dann auch nur mehr ganz selten gegangen war.


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DIE KINDER MIT OMA ELBERFELD 1943 ANNETTE (GEBURTSTAG) 1949

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Zur Volksschule bin ich mit Kathi immer allein den weiten Weg gegangen. Wenn sie „gesponnen“ hat, ist sie auch gar nicht gekommen und ich habe gewartet und gewartet. Einmal hat da der Rehbock so geschrien, ich habe mich umgedreht und bin nach Hause gerannt. Der Weg führte zuerst vom Berg hinunter durch den Wald. Unten in der Ebene, in Unterkrain, sind dann mehrere Kinder von den anderen Höfen dazugekommen. Im Winter war es dabei oft finster, doch wir haben kein Licht gebraucht, wir waren das Gehen in der Dunkelheit gewohnt, niemand hat eine Taschenlampe gehabt. Dass wir beim Stapfen durch den Schnee richtige Schuhe gehabt hätten, wäre sehr übertrieben gesagt. Nach kurzer Zeit waren unsere Schuhe nämlich quatschnass. Mit Zeitung haben wir sie dann ausgestopft, dass sie getrocknet sind. Gefroren haben wir dabei trotzdem nicht. Gefroren haben wir eher, wenn wir mit dem „Herrn Pacher“, dem Wirtschafter, mit dem Schlitten gefahren sind. Wenn recht hoher Schnee war, dann hat uns der Herr Pacher mit dem Schlitten geführt – eventuell. Das waren dann schon die „besseren“ Zeiten. Aber da hat man halt wieder gefroren, wenn man auf dem Schlitten gesessen ist, weil man ja zum Anziehen auch nicht so viel hatte.

VEIT (SCHLAFEND) 1939 HILDI UND ANNETTE 1946


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A N N E TT E M OCH AR

Angst habe ich keine gehabt, weil es war ja fast immer meine Freundin Kathi mit mir unterwegs, und wenn man von der Volksschule heimkam, war es ja noch nicht finster – erst später im Gymnasium kamen wir oft auf dem Heimweg in die Dunkelheit, aber da waren ja meist Veit und Hildi, meine größeren Geschwister, mit mir unterwegs. Oder meine Schwester Klara, die einen Absolventenkurs an der Handelsakademie gegangen ist. Spielen untereinander konnten wir, als ich klein war, kaum, denn die größeren Geschwister waren ja alle auswärts in der Schule. Ich erinnere mich noch, wie mein Bruder Veit vor den vielen „Tschurtschen“ (Tannenzapfen) unter den Fichtenbäumen ausrief: „Mein Gott, was da Tschurtschen sind!“ Denn sie mussten immer zur Strafe einen Sack Tschurtschen in die Schule bringen – als Heizmaterial – und rund um die Schule gab es da gar keine mehr – alle waren weggeklaubt.

WALDBLUMEN 1947



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Ich war die Kleinste und hab noch nicht viel mitarbeiten können. Spielen konnte ich mit der Nachbarstochter Kathi. Wenn ich aber zu spät nach Hause gekommen bin, hab‘ ich angeblich schon immer oben im Wald, auf dem Weg vom Holler-Hof her geheult. „Die ANNETTE um 1950 URSI IM FENSTER 1931

Uhr war hinten!“ Geschimpft haben sie dann schon, wenn ich zu spät gekommen bin, sonst hätte ich ja nicht schon im Wald geheult.


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ANNETTE um 1947 SCHNEEMANN (URSI, ANNETTE UND VEIT) um 1947

Weihnachten war immer sehr aufregend, obwohl nicht viel geschenkt wurde. Der Christbaum, das war vollkommen geheim. Das Christkind kam noch bis ich vierzehn war. Die Hauptaufgabe vorher war das Heringsalatschneiden. Tante Nina, unsere Ruftante aus Klagenfurt, ist auch immer gekommen, die war zu Weihnachten ständiger Gast. Wenn das Christkind einmal geläutet hatte, dann war Friede und Eintracht, aber vorher waren die Eltern immer wahnsinnig nervös. Papa war es immer sehr wichtig, dass alle schön mit Geschenken bedacht waren – aber eben meist ganz einfache, damals. Einmal, da war ich sechs, waren so Schokoladewürfel in Silberpapier am Christbaum und die hab´ ich heruntergestohlen, die dann so gesucht worden sind. Ich habe ja Schokolade damals gar nicht gekannt. Die haben sehr gut geschmeckt. Mein Bruder Veit hat das Weinheber-Gedicht „Dezember“ aufgesagt, das war ein ständiges Ritual. Der Herr Pacher ist immer zur Mette gegangen; wir nicht, denn es war ja im Finstern weit zu gehen – durch den Schnee. Schnee war damals fast immer zu Weihnachten. Papa hat den Schnee ja immer zum Malen und zur Ruhe gebraucht.


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SCHNEEMANN 1954



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Später war Papa traurig, dass der Winter oft nicht mehr so lange dauerte, denn da kam er mehr zum Malen, ohne sich anderen sonst notwendigen Arbeiten widmen zu müssen. Wir Kinder sind im Winter gern Schlitten gefahren, aber es war meist so viel Schnee auf unserem Berg, dass man gar nicht Schlitten fahren konnte. Schifahren konnten wir da schon eher – auf den kleinen Hängen am Rutarhof. Doch dass man dafür woanders hingegangen wäre, das gab es überhaupt nicht. Gebadet wurde zu Ostern und Weihnachten. Im Haus hätte man es gar nicht können. Erst später haben wir eine kleine Waschküche gehabt, da war so ein Kessel, wo man viel heißes Wasser machen konnte und auch die Wäsche auskochen konnte. Wir mussten auch das Wasser sammeln, weil es ist nicht so viel aus der Leitung vom Tal heraufgeronnen. Der „Widder“ hat ja nur eine geringe Menge Wasser vom Tal herauf transportiert. Der Widder war ein Apparat, der einzig mit der Eigenkraft des Wassers dieses aus dem Tal herauf bef ördert hat. Er hat geklopft, wie ein Herz. Die Wasserleitung aus dem Tal kam auch nur an einer Stelle im Haus an. Wenn der Widder nicht funktionierte, GREIS, KIND UND LILIEN 1946 ZWEI KNABEN 1948

stehen geblieben ist, musste man ziemlich weit hinunter, um ihn zu reparieren. Im Winter ist er öfter eingefroren und dann kam kein Wasser aus der Leitung. Die Winter waren auch viel kälter als heute.


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URSI (SCHULARBEITEN) 1938

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Vorgelesen hat Papa sehr gerne, das war immer am Sonntag oder auch manchmal am Abend. Papa bevorzugte dabei die Andersen Märchen. Er hat aber auch sehr gerne Gedichte vorgelesen. Spät sind wir nicht ins Bett, weil wir mussten ja um fünf Uhr früh wieder aufstehen, weil wir ja eine Stunde zum Zug gehen mussten, der kurz vor sieben abfuhr. Ich wüsste nicht, gar so viel Erziehung von meinen Eltern bekommen zu haben. Lesen lernen musste ich mit meinem Schwager Heimo – grässlich.


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A N N E TT E M OCH AR

Die Tiere am Rutarhof die hab‘ ich nicht gern gehabt. Ich musste immer die Kühe weiden. Das war mir eine schreckliche Arbeit. Auch dann noch, als ich von der Schule in Klagenfurt nach Hause gekommen bin. Um vier Uhr nachmittags musste ich noch Kühe weiden gehen – ein, zwei Stunden, bis es halt richtig finster war. Und da hat mir die kleinere Nachbarstochter, die Holler Greti meist geholfen, die war so als „Gesellschaftsdame“ dabei. Ich habe tatsächlich mein ganzes Leben mit Viecher zu tun gehabt und hab´ sie nie mögen. Auch nicht die Pferde. Wie ich mich wundere, wenn meine Enkel Jakob und Magdalena gern bei den Pferden herumtun und sie putzen. Ich habe sie immer mit sehr viel Scheu gehandhabt. Man musste sie ja halten, wenn etwas auf den Pferdewagen aufgeladen wurde. Die Bremsen haben die Pferde gestochen und man musste sie halten, dass sie nicht davongegangen sind. Und das waren mir alles schreckliche Arbeiten.

KINDER BEIM KÜHEWEIDEN um 1970 ANNETTE MIT DORA um 1950




Auf dem Rutarhof gab es Schweine, Kühe, Pferde. In der Zeit ist ja alles noch mit Pferden gemacht worden. Hasen waren fallweise da, Hühner auch immer. Und ein Hofhund war immer da, da hat man Wert drauf gelegt – einfach auch als Wachhund. Jetzt darf man angeblich solche Kettenhunde nicht mehr haben. Bei uns hätte ich mir das gar nicht vorstellen können. Es wär' ja dann auch kein richtiger Wachhund mehr. Der „Flocki“, der hat so gebellt, dass man genau gewusst hat, wer da kommt – ein Einheimischer MAGD UND KIND 1967 GEPLÄNKEL 1956

oder ein Fremder – für jeden hat er ein unterschiedliches Bellen gehabt. Später hatten wir dann die „Senta“. Der Hund auf Papas Holzschnitten ist die Senta.



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Das Tollste war, wie da einmal einer gekommen ist und die Mama sagt: „Wer kommt denn da?“ Ich wusste es nicht und sie sagte: „Na Du siehst es ja – ist es ein Einheimischer oder?“ Und ich sagte: „Er schaut aus wie ein Graf.“ Und es war der Graf Ariprand. Besucher sind immer wieder einmal gekommen. Oft blieben sie auch länger. So wie der Dichter Georges Glaser, der war ein ganzes Monat da. Der hat die Mama fast zur Verzweiflung gebracht. Der hat auch seinen Sohn René mitgehabt. Und der sollte Deutsch lernen. Und einmal hat er dann einen Aufstand gemacht: „Alle lernen Französisch, nur das arme Kind lernt nix Deutsch!“ Und SITZENDES MÄDCHEN 1952 CHRISTINE LAVANT, ANNETTE UND KLARA 1951

er hat nix können. Aber wir auch nicht. „Ich will auch Grand-père-Kas!“, hat er geschrien. Weil wir haben immer nur Topfen gekriegt, aber der „Pacher“ hat immer so ein Eck Käse bekommen – so aus diesen Dosen. Und er wollte auch einen „Grand-père-Kas“.


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A N N E TT E M OCH AR

Später bin auch ich nach Klagenfurt zur Schule gegangen. Schon als Zehnjährige musste ich, oft bei hohem Schnee im tiefen Winter den Schulweg bewältigen – eine Stunde Fußmarsch und dann eine halbe Stunde Fahrt mit der Bahn – es war schon eigentlich eine harte Sache. Nach Hause ist man erst um vier Uhr nachmittags wieder gekommen. Wenn die Schule länger dauerte ist man erst am Abend nach Hause gekommen – oft erst um acht Uhr abends, wenn es manchmal schon stockfinster war. Doch es ist einem nie so beschwerlich vorgekommen. Wenn die Leute sagten: „Ma, seid ihr arm“, dachten wir: „Was sind wir denn gar so arm?“ Auch aus dem Nachbarort Möchling und von überall sonst her sind die Schüler nur zu Fuß gegangen. Als ich das erste Jahr ins Gymnasium gegangen bin, habe ich einen neuen Mantel gekriegt – den hab‘ ich glaube ich gleich am ersten oder am zweiten Tag im Zug hängen gelassen. Und nimmermehr gekriegt. Es war aber damals eine Riesenanschaffung ein Mantel. Mein Bruder Veit fragte sofort: „Wo hast denn Du deinen Mantel?“ Er hat gleich vom Bahnhof Tainach Stein, wo wir ausgestiegen waren, in Kühnsdorf, dem nächsten Halt des Zuges, angerufen. Einer hat sich scheinbar über den neuen Mantel gefreut. Denn wir haben später noch am Fundamt und überall gefragt – aber weg war er. Das war natürlich eine „Tragödie“.

FRONLEICHNAMSKINDER 1962 MÄDCHEN MIT WEIHKERZEN 1954


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A N N E TT E M OCH AR

Mein Vater hat die ganze Arbeit am Hof mitgemacht. Zum Malen hat er sich aber die Zeit genommen. Und wenn er gemalt hat, hat er nicht gearbeitet. Aber er hat ja nur gemalt, wenn es eben die Arbeit zugelassen hat. Wenn aber irgendetwas angestanden ist, die Heuarbeit oder das Getreide, dann hat er nicht gemalt. Wo wir dann größer waren, hat er sich dann ja auch wieder leichter Zeit zum Malen oder zu Skizzier-Fahrten nehmen können. Es war ja so, dass immer einer zu Hause bleiben musste – wie eben meine Schwester Klara nach der Matura.

BEI DER GETREIDEMAHD 1949 KLARA (SCHULARBEITEN) 1946


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A N N E TT E M OCH AR

Wir haben als Kinder viel am Rutarhof gearbeitet, es war ja alles händisch zu machen. Das Getreide wurde händisch gemäht und zu Garben gebunden, aufgestellt und dann wieder heimgeführt und gedroschen – das war ja unheimlich viel Arbeit. Aber es war überall so. Erst später ist die Mechanisierung in unsere Gegend gekommen. Mägde und Knechte gab es nach dem Krieg keine mehr am Hof. Nur der Herr Pacher war ständig da, nannte sich Wirtschafter und war für alles, ein Tausendsassa, wie mein Neffe Gerald zu sagen pflegte. Wenn man diesen nämlich fragte, was er einmal werden wolle, sagte er: „So wie der Herr Pacher, ein Tausendsassa!“


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ARBEITSALLTAG AM RUTARHOF um 1956 BEI DER GETREIDEMAHD um 1957



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HILDE um 1954

Am meisten durchgesetzt hat sich noch die Hildi. Die ist auch im Sommer bei den von ihrer Klasse organisierten Ausflügen mitgefahren – immer so eine Woche, die die Schüler untereinander organisiert hatten. Aber das gab auch immer eine „Diskussion“, weil eben so viel Arbeit war. Damals war ich so 14 Jahre. Die anderen mussten, wo ich noch kleiner war, schon immer mitarbeiten. Als sie Matura hatte – sie ist am Nachmittag drangekommen – ist zum Beispiel Hildi noch in der Früh um vier mit der Sense mähen gegangen. Sie war bis zehn bei der Mäherei dabei. Das war ja mit der Sense alles zu mähen und eine irre Arbeit – die ganzen steilen Hänge. Aber das weiß ich noch genau, dass man ihr noch gesagt hat, sie müsste doch nicht mitgehen. Aber sie wollte noch mähen und dann zum Zug.


ZWEI MÄDCHEN 1932

Für Hausaufgaben hatten wir nie viel Zeit. Und bis 1960 gab es auch nur Petroleumlicht auf dem Rutarhof. Das einzige Warmwasser war im sogenannten „Schiff“ beim Herd, mehr gab es nicht. Neben dem Kühe-Weiden musste ich am Acker eggen und bei der Ernte oder bei der Heuarbeit mitmachen. Es war schon ständig etwas zu tun. Es war täglich Futter zu machen und der Stall zu misten – und bei den Kühen einstreuen und die Schweine wieder extra misten. Sobald man schulreif war, war man schon arbeitsfähig.



208 KI NDHE I T A UF D E M RU TARH O F

A N N E TT E M OCH AR

ANNETTE MIT BARBARAZWEIGEN 1945

Einmal ist der Stall fast abgebrannt. Meine Schwester Klara hat die Petroleumlampe im Schweinestall hängen gehabt und oberhalb war eine Holzdecke mit Stroh darauf. Das hat glimmen angefangen. Da wollte sie das mit dem Messer rausschneiden und hat dadurch erst recht Luft zugeführt, so dass schon Flammen rausgelodert sind – aus dem Vordach, wo der Schweinestall war. Das hat man noch mit Wasser löschen können. Aber es war bei uns immer wenig Wasser vorhanden. Aus dem Trog im Stall wird es damals wohl hergenommen worden sein. Das am Hof und im Haus benötigte Wasser musste vom Tal mit einem „Widder“ hinaufgepumpt werden. Der hat ja nur sehr dünne Mengen transportiert. Ins Haus war das Wasser nur zum Waschbecken in der Küche geleitet. Und in den Stall. Baden konnten wir nur in einem Waschschaffel. Später wurde noch eine „Waschküche“ unter dem Haus errichtet. Ein kleiner Raum, wo eine Blechwanne war, wo das Wasser mit Brennholz erhitzt wurde. Es war ein einfacher Wäschekessel, kein Boiler. Dort wurde dann auch die Wäsche gekocht. Wenn es sehr viel Zwetschgen gab, ist darin auch Zwetschgenmarmelade gekocht worden. Das war der „Powidl“, den hat man so lang kochen müssen, bis er fest war. Die Waschküche wurde Anfang der 1950er Jahre errichtet. Früher gab es nur in der Küche das Wasserschaffel am Herd, wo all das stattfand. Das Klo war im Freien draußen. „80 Schritte“, hat der Landesamtsdirektor Newole gesagt, „musste ich auf die Toilette gehen.“


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210 KI NDHE I T A U F D E M RU TA RH O F

A N N E TT E M OCH AR

Meine Mutter habe ich eigentlich hauptsächlich arbeitend erlebt. Für sie war wirklich für nichts anderes Zeit als zu arbeiten. Sie hat ja auch immer für die ganzen Leut' kochen müssen. Später hat sie immer gesagt: „Was ist heutzutage kochen, wo man alles hat“. In den ersten Jahren hatte sie meist Taglöhner, weil die Arbeit konnte sie ja nicht am Feld allein machen und denen musste sie auch was auf den Tisch stellen. Brot gebacken hat sie – alles allein. Das Brot zu backen war immer eine große Anstrengung. Da wurde so ein Tisch mit einer Truhe darunter, aus Pachers Zimmer, in die Küche getragen, damit’s warm war, das Mehl. Für 14 Tage mindestens wurde im Vorhinein gebacken. Zum Schluss war das Brot schon ziemlich hart und schimmlig. Es gab ein Gestell, wo oben die Brotlaibe drinnen waren – wie ein Fahrradständer – mit Weidenbögen zwischen zwei Stangen. Das war in der Speis, die war ja auch mehr so ein feuchter Raum. Früher haben sie gesagt, da singt man schöner, wenn man schimmliges Brot isst. Brot hat man sich auch eventuell ausgeliehen, vom Nachbar Holler. Wenn die noch Brot hatten, konnte das Backen noch einen Tag verschoben werden. Das Backen war der Mama immer recht mühsam, aber sie hat immer gebacken. Es war ja schon allein das Kneten so eine Schwerarbeit – in dieser Truhe. Zeitweise ist der Herr Pacher für das Mehl mit dem Getreide zur Mühle gefahren. Das Mehl wurde dann in Säcken gelagert und so viel zum Backen gebraucht worden ist, ist in den Tisch mit seiner Truhe gekommen. Dem Herrn Pacher war das immer ein großes Vergnügen, zur Mühle zu fahren. Das waren seine Highlights, zur Mühle oder zum Schmied zu fahren.

MUTTER MIT KIND 1947


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NEBELSONNE 1958

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In der Schule sind wir auch mit den anderen Kindern viel zusammengekommen. Auch auf den Rutarhof sind immer wieder welche hinaufgekommen – aus den Nachbarhäusern in Unterkrain unten im Tal. Zur Gemeinde in Gallizien ging man eine Stunde zu Fuß. Wenn eine Post zu holen war, ist man immer nach Gallizien gegangen. Auch der Briefträger ist ja regelmäßig gekommen – wohl jeden zweiten Tag. „Tät' i aber trinken a Glasl.“ Das sagte er, wenn die Mama gefragt hat, ob er einen Most trinken wolle. Das war die obligate Unterhaltung. Für den war es ja ein steiler Marsch von Unterkrain hinauf. Die Mama hat später erzählt, wie er gejammert hat, er muss zum Nachbar Holler, weil ein Brief zurückgekommen ist „Gefallen für Heimat und Vaterland“ – der einzige Sohn, nicht. Die aber eh keine eben „für Heimat und Vaterland“ waren. Kriege sind aber so was Blödes – es ist schauerlich. An diese Zeit kann ich mich ganz wenig erinnern. Ich erinnere mich noch, damals, wie die Partisanen kamen, bin ich bei der Oma gelegen. Wo der die Taschenlampe mitnehmen wollte und sie gesagt hat: „Ne Jung, det brauch ich ja“. Und er hat sie ihr gelassen. Die Oma aus Elberfeld war das. Es war, glaube ich, sogar der Gleiche, den sie ein andermal „Ne Jung, dass du da bist“ begrüßte, als er nachts in Uniform in ihr Zimmer kam. Sie dachte ja, es sei ihr Sohn Werner, der da ins Zimmer kam. Auf jeden Fall hat er ihr die Taschenlampe gelassen. Erinnern kann ich mich auch, wie gegen Ende des Krieges die Draubrücke bombardiert wurde. Da sind wir hinter dem Haus gestanden und die Flieger sind so tief über uns auf die Eisenbahnbrücke zugeflogen, dass man gesehen hat, dass Schwarze im Flugzeug gesessen sind. Die Flieger sind so niedrig über den Hof hinweg, dass die Äste der Linden gewackelt haben. Die sind da direkt bei uns im Sturzflug zur Brücke hinunter. Die haben die Brücke kaputt geschossen, aber sie wurde bald schon wieder notdürftig repariert. Der Zug musste dort immer langsam fahren und auf der Rückfahrt von Klagenfurt sind wir dort immer abgesprungen, weil es den Heimweg ziemlich verkürzt hat. Man musste aber den richtigen ZeitSCHULKINDER 1969

punkt erwischen, wenn der Zug am langsamsten war, denn dann hat er auf einmal wieder angezogen und dann war’s vorbei.


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A N N E TT E M OCH AR

Meinen Vater beim Malen habe ich miterlebt, wenn er draußen gemalt hat. Gut erinnere ich mich, als er das Wegkreuz bei Horzach gemalt hat. Da bin ich immer mitgegangen mit dem Malkasten. Wo er dann die Kinder verscheucht hat, wenn sie schauen waren. Als ich klein war, hat Papa noch viel draußen vor dem Motiv gemalt. Da hat man immer tragen helfen können. Auch im Atelier durfte ich oben sitzen und malen. Ich habe nicht viel gemalt. Ich war nicht sehr begabt – es war immer der Obir und eine Kirche dazu, das war alles. So wie auf dem Bild von mir mit den Barbarazweigen, vor dem großen Fenster bin ich gesessen – damals war da noch der Tisch frei, der später immer mit vielen Sachen angeräumt war. Später war er ja leider nicht mehr so frei, dass irgendwas Platz gehabt hätte. Das Bild der Geschwister Poscharnig – das waren Nachbarskinder. An das kann ich mich auch noch erinnern, dass er die gemalt hat. Direkt unter uns war ihr Hof. Es war wahrscheinlich zu Fronleichnam, dass sie ihm gefallen haben. Ich glaub´ sie sind dann sogar raufgekommen immer zum Malen, so zwei, drei Tage lang.


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FAHRSCHÜLER 1977 MUTTER UND KIND 1978



KINDHEIT AUF DEM RUTARHOF CHRISTINE SHAMARI

Die Enkelin Wer ner B er gs, *19 5 1 , i m Ge s p r ä ch


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CHRISTINE 1958

CH RI ST INE SH AM ARI


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CH RI ST INE SH AM ARI

Der Rutarhof war unsere zweite Heimat. Wir sind in den großen Ferien eigentlich immer in Kärnten gewesen – so bis zum 18. Lebensjahr. Und wenn mich irgendwer gefragt hat, woher ich bin, hab´ ich gesagt aus Kärnten – ich hab' nicht gesagt Wienerin, das war ganz witzig. Ich hab' mich gar nicht so wienerisch gefühlt, sondern mehr kärntnerisch. In Wien war halt die Pflicht, die Schule. Auf dem Rutarhof haben wir ordentlich mitgearbeitet. Wir haben gern gearbeitet und wir haben dort viel gearbeitet.

CHRISTINE um 1954 CHRISTINE UND GERALD 1953


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Ich war eigentlich viel beim Opa oben im Atelier. Wenn da Besuch war – ich war immer dabei und auch beim Malen oft. Mich hat er eigentlich akzeptiert, wenn ich mich nicht zu viel bemerkbar gemacht hab´, beim Holzschneiden, beim Malen. Wir haben mit Opa auch viele Bilder vom Dachboden geräumt und aussortiert. Auch das Pinselwaschen haben wir ganz gerne mit dem Opa gemacht – das war so ein abendliches Ritual. Entweder hat er die Pinsel vor dem Stall gewaschen oder auf den Stufen vorm Haus. Mein Bruder Gerald und ich haben eigentlich immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihm gehabt – wir haben auch keine Zurückweisung erlebt. Wir sind halt die ersten Enkel gewesen und waren viel am Rutarhof – aber zur Oma haben wir weniger Kontakt gehabt, die war nicht zugänglich. Das war ganz eigenartig. Zu Oma haben wir ein sehr distanziertes Verhältnis gehabt. Mit ihr hast schwer warm werden können. Sie war überhaupt nicht so eine herzliche Großmutter. Ihre Schwester Mirl, die war sehr herzlich. Die war unsere Oma. Aber die Rutarhof Oma? Ja, wir haben festgestellt, sie ist auch eine Oma. Sie war irgendwie unnahbar. Wir haben sie schon erlebt, aber eigentlich immer nur als streng. Kinder haben sie nicht sehr interessiert.

BEGEGNUNG AUF DER KAPPLER STRASSE 1952 CHRISTINE UND GERALD 1956



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An die Dora kann ich mich erinnern, das war ein richtiges Reitpferd. Der Onkel Veit ist sie ja oft ohne Sattel geritten. Einmal hat er für die Hochzeit von der „Holler-Altschi“ geladen – reitend, mit dem Hut und mit dem Kranz. Da ist er auf der Dora, als Hochzeitslader – „Vadovc“ – zu allen hingeritten und hat eingeladen.

MUTTER UND KIND MIT WEISSER HAUBE 1980 ZWEI MASKERER 1980


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Opa hat im Sommer immer viel Besuch gehabt. Wenn es heiß war, hat er den Besuchern gern „Kalte Ente“ gemacht – das ist ein Getränk aus Most, Zucker und Zitronenscheiben. Einmal war ein bekannter Sportreporter mit seiner Familie zu Besuch. Wir sind im „Ställchen“ gesessen, dem Sitzplatz unter der großen Linde auf der großen Wiese gleich hinter dem Haus, der rundherum eingezäunt war, damit die weidenden Kühe nicht dazukommen konnten. Die damals zwölfjährige Tochter saß auch dabei und trank durstig unbemerkt ein Glas nach dem anderen. Als dann alle aufstanden um zu gehen, torkelte sie ganz ordentlich und lachte laut dazu.

MÄDCHEN 1960 SPAZIERGANG 1976


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Das Küheweiden hab ich nicht so schrecklich gefunden. Ich hab mich dabei gut unterhalten. Und lustig war es überhaupt, wenn Hüterbuben da waren – der Zechner Peppi und der Adi – da war’s eigentlich immer sehr unterhaltsam. Wenn ein schwüles Wetter war, da wollte man schon nach Hause und hat immer gewartet, wann rufen sie endlich „hemo“ und der Onkel Veit hat sich hingestellt am Hof und hat ganz laut „hemo“ gerufen. Das hat man bis zu den letzten Wiesen gehört. Eigentlich heißt es ja wohl „gremo“ – slowenisch für „gehen wir, gehen wir”. Aber wir haben es mit Heim – kommt's heim, verbunden. Sonst haben wir schon „hore“ und „dole“ also die Ausdrücke für rauf und runter verwendet. Oder „herdo“ das war drehen, wenn man wollte, dass die Kuh ENKELIN ANNA FOTOGRAFIERT WERNER BERG um 1973 MUTTER UND KIND 1975

in eine andere Richtung geht. Ich hab das Weiden eigentlich in ganz lustiger Erinnerung. Wir haben das den ganzen Sommer gemacht. Also zwei Monate haben wir tagtäglich geweidet – außer am Sonntag, da sind die Kühe in der umzäunten Halt gewesen.


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KINDER 1966

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Gelesen haben wir auf dem Rutarhof auch viel. Lustig war das Bücherabstauben. Ich hab dabei so viele Shakespeare Dramen gelesen. Da war ich so vierzehn und bin da über den Shakespeare gestolpert und hab´ ihn mit Begeisterung gelesen. Ein Jahr später haben wir das in der Schule lesen müssen. Das war so schlimm, ich hab´ lange keinen Shakespeare mehr anschauen können. Zu einigen Bildern habe ich eine besondere Beziehung. Nachdem ich als Kind viel in Opas Atelier war, habe ich viele Bilder gekannt. Eines STROHBLUMEN UND WINTERMOND 1951 FRONLEICHNAMSKINDER 1975

hatte ich aber besonders gern: „Strohblumen und Wintermond“. Ich habe Opa oft gebeten, dieses Bild für mich herauszustellen, damit ich es anschauen kann.


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CH RI ST INE SH AM ARI

Im Sommer 1967, ich war damals 15 Jahre alt, durfte ich mit Opa den AtelierDachboden räumen. Das war eine große Ehre, dorthin durfte sonst kaum jemand. Wir schauten gemeinsam viele Bilder und Grafiken durch, und Opa fragte mich oft: „sollen wir das behalten oder vernichten?“ Damals wanderte Vieles auf den Haufen zur Vernichtung. Bei einem der Bilder war ich anderer Meinung als Opa: ich fand, der „Schmerzensmann“ sollte bleiben – und jetzt wurde dieses Bild schon in einigen Ausstellungen bewundert. Bei einer dieser Räumaktionen flatterte plötzlich eine Fledermaus herum. Ich verfolgte sie, um sie zu fangen. Sie hatte sich hinter einem großen Bild niedergelassen, das verkehrt an der Wand lehnte. Ich fing sie sogar, aber das Biest biss mich in die Hand und flog davon. Als ich aufblickte, stand ich vor dem mittleren Bild des Altars. Es beeindruckte mich sehr, und ich fragte Opa, was das sei. Er meinte, „so eine Art Altar, das habe ich einmal versucht“. Ich wurde neugierig und meinte, wir sollten den ganzen Altar aufstellen. Das machten wir dann auch. Onkel Veit half uns, die Bilder hinaus auf die Wiese zu tragen und den Altar zusammenzustellen. Dann kam die ganze Familie zusammen und bewunderte das Werk. So kam eines der Herzstücke von Bleiburg nach Jahrzehnten wieder ans Licht.

DER ALTAR WIRD IN DER HALT AUFGESTELLT 1967 HEILIGE FAMILIE 1933


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KINDHEIT AUF DEM RUTARHOF HARALD SCHEICHER

Enkel Wer ne r B e r g s , * 1 9 5 9


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H A RAL D SCH EICH ER

Opa, wie ich meinen Großvater Werner Berg stets nannte, prägte meine Kindheit und Jugend. Sehr häufig waren wir mit meiner Mutter auf dem Rutarhof zu Besuch. Mein Vater verehrte ihn als Künstler und hatte schon vor der Bekanntschaft mit meiner Mutter ein Bild von ihm erworben. Erzählt wird, dass Opa mich einmal malen wollte – aber ich wollte nie fotografiert und auch nicht gemalt werden und habe mich geweigert. Heute tut mir das sehr leid, aber als Kind wusste ich ganz genau, was ich wollte und was nicht.

WERNER BERG MIT DEN ENKELN MARTIN UND ELISABETH um 1970 ˇ MIT KINDERN O CE 1977


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H A RAL D SCH EICH ER

Die Besuche auf dem Rutarhof waren immer sehr aufregend. Da Arbeiten, wie das Küheweiden, für mich selten waren, mochte ich das sehr. Auch die Tage, an denen ein Schwein geschlachtet und anschließend das Fleisch verarbeitet wurde, sind mir als wahre Festtage in Erinnerung. Als ich etwas größer war, half ich auch bei der Feldarbeit mit. Ich hatte einen sehr guten Kontakt zur jungen Familie meines Onkels und Taufpaten Veit. Oft fuhr ich mit dem Rad von Völkermarkt auf den Rutarhof und übernachtete auch dort. Die händisch zu verrichtende Arbeit war anstrengend und abends sank ich müde ins Bett – so sehr mich das faszinierte, hoffte ich doch, einmal einen Beruf zu finden, wo man nicht unentwegt so anstrengend körperlich arbeiten musste.

DREI KINDER 1978 GRENZPASSAGIERE 1978


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H A RAL D SCH EICH ER

Mit etwa 13 Jahren fing ich selbst zu malen an. Opa war dabei mein großes Vorbild. Sehr beeindruckte mich, wenn er seine neuesten Bilder im Atelier oder in den jährlichen kleinen Sonderausstellungen in Bleiburg zeigte. Opa schenkte mir damals schon wertvolles Malmaterial und eine Staffelei. Zu meinem großen Leidwesen ließ er sich aber nie beim Malen zuschauen. In den frühen 1970er Jahren war er unserer Familie gegenüber überhaupt sehr verschlossen. Auch mit der jungen Familie meines Onkel Veit hatte er zunehmend belastende Konflikte. Dennoch hoffte ich immer auf einen besseren Kontakt zu ihm.

ELISABETH UND MARTIN 1969 MUTTER UND KIND 1979


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KINDER IM WINTER 1980

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H A RAL D SCH EICH ER

Als ich 1978 mit 18 Jahren den Führerschein erwarb und ein eigenes Auto besaß, nutzte Opa, der selbst immer nur mit dem Rad oder der Bahn unterwegs war, zunehmend die Gelegenheit, sich von mir abholen oder chauffieren zu lassen, wobei sein Rad und Rucksack meist im Kofferraum mitzunehmen waren. In vielen Gesprächen bei den Fahrten kamen wir uns näher und er schätzte bald auch meine Mitarbeit als sein „Sekretär“, wenn er seine Sachen ordnete, Ausstellungen vorbereitete oder Anfragen zu beantworten hatte. Mein Interesse für die Welt der Malerei und insbesondere für seine Bilder beeindruckte ihn sichtlich. Gezielt erweiterte er meine schon vorhandenen Kenntnisse und vermisste bald seinerseits die Zeit mit mir, als ich im Herbst 1979 zum Studium der Medizin nach Wien zog. Umso mehr schätzte er meine Anwesenheit in den Ferien und Sommermonaten und bezeichnete mich einmal als den „Grenznutzen“ seiner letzten Lebensjahre. Sosehr ich mich bemühte, und so glückliche Momente wir zusammen erlebten, konnte ich der Ausweglosigkeit und Verdüsterung, die im letzten Lebensjahr sein Denken beherrschte, nicht Einhalt gebieten. Oft hatte ich das Gefühl, er würde auch mit mir brechen können und mich von einem zum anderen Moment aus seinem Nahkreis wieder verstoßen. Doch dazu kam es nie, vielmehr bestimmte er, dass ich nach seinem Tode sein unteilbar nachgelassenes Werk verwalten und mich um alle dieses Werk betreffenden Belange kümmern sollte.

MARTIN um 1970 MANN KIND UND BALLONS um 1980


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WERNER BERG MIT ENKELIN BARBARA um 1977 IM COUPÉ 1978


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252 B I O G R A F I E WE RN E R B E RG

Werner Berg wurde 1904 in Elberfeld (Wuppertal) geboren. Nach dem Besuch der Schule absolvierte er eine Handelslehre und studierte Staatswissenschaften, ab 1924 in Wien, wo er 1927 mit Auszeichnung promovierte. Eine sich bietende wissenschaftliche Laufbahn schlug er aus, der lange gehegte Wunsch Maler zu werden brach durch und er inskribierte bei Karl Sterrer an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Nach einem Jahr wechselte er 1928 an die Münchner Akademie und wurde Meisterschüler von Carl Caspar. Damals stand auch schon sein Entschluss fest, sich später mit seiner Frau, die ebenfalls ihr Studium abgeschlossen hatte, auf dem Land anzusiedeln. 1930 erwarb die junge Familie den Rutarhof, eine entlegene Bergwirtschaft im slowenischsprachigen Südosten Kärntens. Werner Berg war nun Bauer und Maler, er fand in der neuen Lebensform Sinn und Anschauung, oft forderten ihn jedoch die Mühen des bäuerlichen Alltags bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Nach ersten Ausstellungserfolgen in Deutschland wurde 1935 eine Ausstellung seiner Bilder im Kölner Kunstverein polizeilich als „nicht dem gesunden Volksempfinden entsprechend“ gesperrt. Er zählte zu den „entarteten Künstlern“. 1941 wurde Werner Berg als Sanitätssoldat eingezogen, 1942 kam er als Kriegsmaler an die Eismeerfront nach Skandinavien. Im Herbst 1945 kehrte er auf den Rutarhof zurück. 1951 lernte Werner Berg die Dichterin Christine Lavant kennen, deren herausragende Bedeutung er als einer der ersten erkannte. Infolge schwerer Konflikte im eigenen Lebensbereich und fortdauernder Anfeindungen eines Teiles des offiziellen Wiener Kunstbetriebs kam es 1955 zum psychischen Zusammenbruch und einem fast einjährigen Spitalsaufenthalt. Gefestigt und bestimmter fand Werner Berg danach zu neuer Schaffenskraft. Es folgten eine Reihe größerer und bedeutender Ausstellungen. 1968 wurde die „Werner Berg Galerie der Stadt Bleiburg“ erstmals eröffnet, deren Bestand der Künstler in seinem Testament als Stiftung der Öffentlichkeit vermachte. Nach dem Tod seiner Frau 1970 – er hatte sie stets als „Herrin und Seele des Rutarhofes“ bezeichnet – war Werner Bergs letztes Lebensjahrzehnt von zunehmender Vereinsamung, aber auch von großer künstlerischer Schaffenskraft geprägt. Am 7. September 1981 starb Werner Berg in seinem Atelier am Rutarhof.


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254 A BBILDU NGSVE RZ E I C H N I S

2: Ursi, Deatil aus Omas mit Ursi, 1931, 95 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 4/5: Kinder, 1933, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk 6/7: Kinder, 1930, 31 x 48 cm, Rohrfedertusche auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 9: Auf dem Wagen, 1935, 90 x 100 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 11: Die Kinder des Rotbärtigen, 1937, 31 x 48 cm, Aquarell, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 12/13: Davonschreitende Alte mit Buben, 1981, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 14: Sitzendes Mädchen, 1930, 48 x 30 cm, Rohrfedertusche auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 16: Schlafender Bub, 1929, 10,5 x 18 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 17: Kinder, 1928, 30 x 48 cm, Aquarell, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 18: Knabenkopf, 1928, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 19: Schlafendes Kind, 1929, 10,5 x 18 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 20: Ursi, 1929, Bleistiftskizze, 14 x 11 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 20: Ursi, 1929, 17 x 11,5 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 21: Ursi, schlafend, 1930, Bleistift auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 22: Mauki und Ursi, 1930, 22 x 14,5 cm, Tinte und Bleistift auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 23: Mauki und Ursi, 1931, 48 x 31 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 24: Kinder unterwegs, 1930, 31 x 48 cm, Rohrfedertusche auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 25: Badende Knaben, 1930, 48 x 30 cm, Rohrfedertusche auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 27: Kinder vor Haustüre, 1931, 95 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 28: Hockendes Mädchen, 1931, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 29: Kind mit Kaninchen, 1931, 70 x 84 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 30: Klärchen, 1931, 31 x 48 cm, Rohrfedertusche auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 31: Mauki mit Klärchen, 1931, 95 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Dr. Harald Scheicher 32/33: Junge Mutter (Magd mit Kind), 1932, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 34: Klärchen, 1932, 14 x 21 cm, Tuschskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 35: Der Kinderfresser, 1932, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Sammlung Leopold II 36: Zwei Buben, 1930, 48 x 30 cm, Rohrfedertusche auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 37: Frierender Bub, 1933, 80 x 65 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz, Courtesy Galerie Magnet 38: Klärchen, schlafend, 1932, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 39: Bettlerkinder, 1933, 75 x 65 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 40: Am Grabe, 1933, 90 x 100 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 42/43: Kind, Katzen, Blumen, 1933, 75 x 95 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 44: Bettler mit Bettlerkindern, 1932, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 45: Puste, 1947, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 46: Zigeunerkinder, 1933, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 46: Bub und Stier, 1933, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 47: Mädchen, 1934, 21 x 14 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 48: Theresa (Das tote Kind), 1935, 49 x 62 cm, Bleistift auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 49: Theresa (Das tote Kind), 1935, 95 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Wien Museum 50: Ursi und Klärchen, 70 x 84 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz, Courtesy Kunsthandel Kraut 52: Junge Mutter, 1934, 55 x 45 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 54: Veit, 1936, 24 x 31 cm, Rötel und Bleistift auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 55: Veit, 1940, 120 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 56: Hildi und Veit, 1940, 49 x 62 cm, Rötel auf Papier, Dr. Harald Scheicher 57: Beim Frisieren (Nani und Klärchen), 100 x 60 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz, Courtesy Kunsthandel Kraut 58: Annette (Säugling), 45 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 60/61: Annette (Geburtstag), 1949, 35 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 62: Zwei Knaben, 1946, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 63: Frierendes Mädchen, 1947, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk 64/65: Geplänkel, 1958, 35 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 66: Knabe mit Hund, 1964, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 67: Drei Kinder, 1981, 62 x 47 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 68/69: Abschied, 1933, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg


255 71: Mutter mit Kind, 1936, 89 x 63 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 72/73: Abschied, 1933, 65 x 80 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 74/75: Eingeschlafene Mutter, 1948, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 76: Ursi, 1936, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Dr. Harald Scheicher 78: Ursi und Oschmautz Mitzi, 1930, Foto: Werner Berg 79: Ursi und Oschmautz Mitzi, 1930,75 x 65 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 80: Klärchen im Gitterbett, 1932, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 80: Kinder beim Gitterbett, 1932, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 81: Schlafendes Kind, 1930, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 82: Mauki und Klärchen, 1946, 48 x 30 cm, Rohrfedertusche auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 83: Junge Familie, 1932, 90 x 100 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 84: Kinder und Hendln, 1932, 14 x 21 cm, Tuschskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 85: Die Großmutter, 1933, 95 x 120 cm, Öl auf Leinwand, Dr. Harald Scheicher 86: Flötenspieler (Curt), 1933, 21 x 14 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 87: Ursi und Klärchen (mit Heiligen), 1934, 100 x 90 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 88: Ursi und Klärchen, 1933, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 89: Gutenachtkuss, 1933, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Privatbesitz, Courtesy Kunsthandel Kraut 90: Ursi (singend), 1934, 21 x 14 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 91: Der Flötenspieler, 1933, 120 x 95 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 92: Singende Fronleichnamskinder, 1934, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 93: Singende Knaben, 1934, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 94: Mauki mit Klärchen, 1932, Foto: Werner Berg 95: Omas mit Ursi, 1931, 95 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 96: Kinder mit Hendln, 1933, 75 x 65 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 97: Ursi mit Nera, 1933, Foto: Werner Berg 98: Rakonig Kathi, 1933, Foto: Ursula Scholz 99: Rakonig Kathi, 1933, 80 x 65 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 100: Klärchen und Rakonig Kathi, 1933, Foto: Ursula Scholz 101: Alte mit Kindern, 1934, 95 x 115 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 102: Ursi und Rakonig Kathi, 1933, Foto: Ursula Scholz 103: Kathi und Ursi, 1933, 80 x 65 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 104: Kind, 1934, 21 x 14 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 105: Mutter mit Kindern, 1934, 62 x 47 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 106: Hildi, 1935, 35 x 40 cm, Öl auf Leinwand, Dr. Harald Scheicher 107: Die Großmütter, 1932, 75 x 120 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 108: Prozession, 1931, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 109: Fronleichnamskinder, 1933, 95 x 120 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 110/111: Totes Mädchen, 1932, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 112: Ursi und Klärchen, 1934, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 113: Blumenstrauß und Mädchen, 1934, 75 x 65 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 114: Liegende Mädchen, 1931, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 115: Zwei Mädchen, 1932, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 116: Curt Sachsse auf dem Totenbett, 1936, 49 x 62 cm, Bleistift auf Papier, Privatbesitz 117: Mutter nährend eingeschlafen, 1934, 75 x 95 cm, Öl auf Leinwand, Gemeinde Wien 118: Herr Pacher mit Lyda, 1960er Jahre, Foto: Heimo Kuchling 119: Heureuter (Rutarhof ), 1960er Jahre, Foto: Heimo Kuchling 120: Klärchen, 1935, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 121: Klärchen mit Strohhut, 1936, 45 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 122: Schweinsköpfe, 1936, 65 x 80 cm, Öl auf Leinwand, Kunstsammlungen des Landes Kärnten 123: Der Rutarhof, 1931, 48 x 30 cm, Rohrfedertusche auf Papier, Privatbesitz 124: Kinder, 1933, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 125: Am Wiesenmarkt, 1933, 90 x 100 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 126: Magd mit Kindern (Nani mit Hildi und Klärchen), 1936, 90 x 100 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz


256 A BBILDU NGSVE RZ E I C H N I S 127: Ursi, 1935, 21 x 14 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 128/129: Klara und Ursi (lesend), 1936, 60 x 100 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 130: Welpe, 1936, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 131: Ursi mit Reh, 1933, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Privatbesitz 132/133: Pferd hinter Lilien, 1934, 75 x 95 cm, Privatbesitz 134: Ursi (Wald), 1936, 35 x 45 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 135: Ursi, 1937, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 136: Ursi mit Fieber (schlafend), 1936, 70 x 84 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 137: Ursi (schlafend), 1935, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 138: Ursi mit Fieber, 1936, 45 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 139: Ursi und Lampe, 1936, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Dr. Harald Scheicher 140: Mauki und Annette, 1943, Foto: Werner Berg 141: Mauki und Hildi, 1936, 95 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 142: Ursi und Klara (mit Azalee), 1940, 75 x 95 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 143: Am Obir (Curt Sachsse, Uris, Mauki und deren Schwester Mirl, 1931, Foto: Werner Berg 144/145: Zigeunerpferd, 1933, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 146: Kinder II, 1937, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 147: Klara, 1937, 58 x 38 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 148: Ursi und Klara, 1937, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 149: Ursi und Klara (Wald), 1940, 120 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 150: Ursi und Klara, 1943, 49 x 62 cm, Bleistift auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 151: Sitzendes Mädchen (Ursi), 1937, 21 x 14 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 152: Ursi und Annette, 1943, Foto: Werner Berg 153: Mauki und Hildi, 1937, 35 x 45 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 154: Anja, 1956, 62 x 47 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 155: Anja, 1952, 15 x 20 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 156: Hildi, 1943, Foto: Werner Berg 156/157: Hildi, 1939, 24 x 31 cm, Bleistift und Rötel auf Papier, Privatbesitz 158: Veit, 1940, 49 x 62 cm, Bleistift und Rötel auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 159: Die Kinder des Rotbärtigen, 1937, 49 x 62 cm, Bleistift auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 160: Getreidemahd am Rutarhof, um 1954, Foto: Heimo Kuchling 161: Getreideernte am Rutarhof, Ende 1950er Jahre, Foto: Heimo Kuchling 162: Halterbub (Holler Hans), 1937, 62 x 49 cm, Bleistift auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 163: Ursi und Annette, um 1947, Foto: Heimo Kuchling 164: Geschwister, 1946, 95 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 165: Ursi, Annette, Klara, Veit und Hildi, um 1947, Foto: Heimo Kuchling 166: Annette, 1947, 20 x 15 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 169: Annette, 1945, 45 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 170: Mauki und Annette, 1941, 49 x 62 cm, Rötel auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 171: Annette (schlafend), 1943, 49 x 62 cm, Rötel auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 172: Annette (schlafend), 1945, 35 x 45 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 173: Annette, 1947, 20 x 15 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 174: Die Kinder mit Oma Elberfeld, 1942, Foto: Werner Berg 175: Annette (Geburtstag, 1949, 95 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 176: Veit (schlafend), 1939, 14 x 21 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 177: Hilde und Annette, 1946, 45 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 179: Waldblumen, 1947, 80 x 65 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 180: Annette, um 1950, Foto: Heimo Kuchling 181: Ursi im Fenster, 1931, 21 x 14 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 182: Annette, um 1947, Foto: Heimo Kuchling 183: Schneemann (Ursi, Annette und Veit), um 1947, Foto: Heimo Kuchling 184/185: Schneemann, 1954, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 186: Greis, Kind und Lilien, 1946, 75 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg


257 187: Zwei Knaben, 49 x 62 cm, Aquarell auf Papier, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 188/189: Ursi (Schularbeiten), 1938, 45 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 190: Kinder beim Küheweiden, um 1970, Foto: Heimo Kuchling 191: Annette mit Dora, um 1950, Foto: Heimo Kuchling 192: Magd und Kind, 1967, 62 x 47 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 193: Geplänkel, 1956, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 194: Sitzendes Mädchen, 1952, 62 x 47 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 195: Christine Lavant, Annette und Klara, um 1952, Foto: Heimo Kuchling 196: Fronleichnamskinder, 1962, 15 x 20 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 197: Mädchen mit Weihkerzen, 75 x 95 cm, 1954, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 198: Bei der Getreidemahd, 1946, Foto: Heimo Kuchling 199: Klara (Schularbeiten), 1946, 55 x 45 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 200: Arbeitsalltag am Rutarhof, um 1956, Foto: Heimo Kuchling 201: Bei der Getreidemahd, 1950er Jahre, Foto: Heimo Kuchling 202: Hilde, um 1954, Foto: Heimo Kuchling 204/205: Zwei Mädchen, 1932, 47 x 62 cm, Holzschnitt, Gemeinde Wien 207: Annette mit Barbarazweigen, 1945, 65 x 80 cm, Öl auf Leinwand, Magistrat Klagenfurt 209: Mutter und Kind, 1947, Aquarell, 60 x 49 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 210/211: Nebelsonne, 1958, 35 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 212: Schulkinder, 1969, 35 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 214: Fahrschüler, 1977, 100 x 40 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 215: Mutter und Kind, 1978, 15 x 20 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 216/217: Bäurin und Kinder, 1949, 15 x 20 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 218/219: Christine, 1958, 45 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 220: Christine, um 1954, Foto: Heimo Kuchling 221: Christine und Gerald, 1953, 100 x 60 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 222: Begegnung auf der Kappler Straße, 1952, 75 x 95 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 223: Christine und Gerald, um 1956, Foto: Heimo Kuchling 224: Mutter und Kind mit weißer Haube, 1980, 62 x 47 cm, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 225: Zwei Maskerer, 1980, 70 x 84 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 226: Mädchen, 1960, 15 x 20 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 227: Spaziergang, 1976, 63 x 89 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 228: Enkelin Anna fotografiert Werner Berg, um 1973, Foto: Heimo Kuchling 229: Mutter und Kind, 1975, 15 x 20 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 230/231: Kinder, 1966, 75 x 120 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 232: Strohblumen und Wintermond, 1951, 75 x 55 cm, Öl auf Leinwand, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk 233: Fronleichnamskinder, 1975, 15 x 20 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 234: Der Altar wird in der Halt aufgestellt, 1967, Foto: Heimo Kuchling 235: Heilige Familie, 1933, 150 x 120 cm, , Öl auf Leinwand, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk 236/237: Mann Kind und Ballons, 1977, 15 x 20 cm, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 238: Werner Berg mit den Enkeln Martin und Elisabeth, um 1972, Foto: Heimo Kuchling 239: Oˇce mit Kindern, 1977, 75 x 95 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 240: Drei Kinder, 1978, 15 x 20 cm, Bleistiftskizze, Privatbesitz 241: Grenzpassagiere, 1978, 65 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 242: Elisabeth und Martin, um 1969, Foto: Heimo Kuchling 243: Mutter und Kind, 1979, 65 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 244/245: Kinder im Winter, 1980, 35 x 75 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 246: Martin, um 1972, Foto: Heimo Kuchling 247: Mann Kind und Ballons, 1980, 95 x 120 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 248: Werner Berg mit Enkelin Barbara, um 1976, Foto: Heimo Kuchling 249: Im Coupé, 1978, 90 x 100 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg 250: Werner Berg mit Enkelkind, um 1974, Foto: Heimo Kuchling


258 IM P RES S U M

Begleitbuch zur Ausstellung: WERNER BERG – KINDER Werner Berg Museum Bleiburg / Pliberk 20. Mai bis 29. Oktober 2017 Projektmanagement Hirmer: Jürgen Kleidt Gestaltung: Gerhard Messner Lektorat: Nani Frosch Fotografie: Werner Berg, Ursula Scholz, Heimo Kuchling, Harald Scheicher, Tomo Jeseniˇcnik, Archiv Werner Berg Gedichte Christine Lavant aus: 1. Christine Lavant: Gedichte aus dem Nachlass, Hg. von Doris Moser und Fabjan Hafner unter Mitarbeit von Brigitte Strasser. Mit einem Nachwort von Doris Moser. © Wallstein Verlag, Göttingen 2014 2. Christine Lavant: Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte, Hg. und mit einem Nachwort von Doris Moser und Fabjan Hafner unter Mitarbeit von Brigitte Strasser. Mit einem Nachwort von Doris Moser. © Wallstein Verlag, Göttingen 2017

Papier: GardaMatt Art, 150 g/m2 Druck und Bindung: Printer Trento Printed in Italy Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Hirmer Verlag GmbH, München, 2017 © Werner Berg: Bildrecht, Wien © Texte: bei den Autoren ISBN 978-3-7774-2824-6 www. hirmerverlag.de






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