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imago urbis Das Magazin für Städtebau und Mobilität

Jahrgang 2, Ausgabe 2, 2017-1

2 | INHALT Sehr geehrte Damen und Herren, drei Monate sind nun vergangen, nachdem die erste Ausgabe erschienen ist. Sie war mit 120 Seiten ein starkes Magazin und berichtete über Städtebau und Mobilität in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Viele Leser konnten gewonnen werden und haben sich für die Arbeit bedankt.

Diese Ausgabe ist nun 20 Seiten dicker als gewollt. Das zeigt aber das breite Themenspektrum von „imago urbis“.

Berichtet wird aus den Bundesländern

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg. Von verlassenen Bauwerken über Bauprojekte in der Innenstadt und am Wasser zur Beschaffung neuer Fahrzeuge in zwei Großstädten. Ein Hingucker ist der „Weihnachtszauber“, der vier sächsische Städte porträtiert.

BRENNPUNKT Alles, was mit Baukultur, Städtebau und Mobilität zutun hat.

PORTRÄT Vorstellung von sehenswerten Orten und Ausflugszielen.

BERLIN / LEIPZIG: Neue Busse und Bahnen....................10

EXKLUSIV Fotoserien von verlassenen und maroden Gebäuden und Industrieanlagen.

EVENTS Präsentation und Rückblick von besonderen Veranstaltungen.

Beide Großstädte beschaffen zurzeit eine große Anzahl neuer Busse und Bahnen sowie S-Bahnen und U-Bahnen.

BOULEVARD Ein Thema, das die Bürger bewegt oder aktuell für Stoff in der Stadt sorgt.

LITERATUR Neuerscheinungen und Besprechungen.

Ich wünsche spannende Lesestunden.

Ihr Dave Tarassow, Herausgeber.

post@imagourbis.de www.imagourbis.de Chefredaktion, V.i.S.d.P, CvD, Konzept: Dave Tarassow Autoren: Basti Dämmler, Christian Raetzke, Juliane Richter, Dave Tarassow, Doreen Tarassow, André Winternitz Fotografen: Samuel Boche, Michél Bötig, Basti Dämmler, Julia Debus, homuth+partner architekten, Tobias Neumann, Juliane Richter, Ralf Seifert, Alina Simmelbauer, Dave Tarassow, André Winternitz Vorschaubilder: Dave Tarassow, Exklusiv: André Winternitz, Events: Michél Bötig Titelbild: Dave Tarassow, Dresdner Altstadt

DRESDEN: Dresdner Tatrawagen..........................6 2010 wurden sie offiziell aus dem Liniendienst verabschiedet, kommen sie aber trotzdem noch zum regulären Einsatz.

LEIPZIG: Bauprojekte der Verkehrsbetriebe.....22 In 2016 wurde viel umgebaut, darunter die Könneritzstraße. Geplant ist auch die Georg-Schwarz- und Dieskaustraße.

Jahrgang 2, Nummer 2, 2017-1 Herausgeber: MADE BY DAvE c/o Dave Tarassow Brockhausstraße 38 04229 Leipzig

BRENNPUNKT

Satz & Layout: MADE BY DAvE Redaktionsschluss: 1. Dezember 2016 Erscheinung: 7. Januar 2017 Bezug: Das Magazin kann online kostenfrei auf www.imagourbis.de und www.issuu.com/imagourbis.de gedownloadet werden.

Copyright: Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt u. liegt beim Herausgeber.

Haftung: Weitere Veröffentlichung nur mit unserer Zustimmung. Die Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers. Keine Haftung auf Irrtümer und Druckfehler. Gerichtsstand ist Leipzig.

LEIPZIG: Freilegung des Elstermühlgrabens.....34 Seit 2005 wird der Elstermühlgraben im Stadtzentrum freigelegt. Bis 2020 soll das Bauvorhaben abgeschlossen sein.

LEIPZIG: Boowtown Leipzig............................40 2004 wurde eine Schneise geschlagen.

Zurzeit entstehen entlang der FriedrichEbert-Straße neue Bauprojekte.

INHALT | 3

EXKLUSIV

BOULEVARD

EVENTS

SALZMÜNDE: VEB Kaolin- und Tonwerke.................50

LEIPZIG: 850 Jahre Leipziger Messen...............64

RASTER : BETON 2016: Kunst- und Architekturfestival.........118

In der DDR arbeiteten hier bis zu hundert Leute und produzierten Porzelanerde, Porzelanton und weiße Tonerde.

Nach dem Messeprivileg von 1165 feierte Leipzig im vergangenen Jahr „850 Jahre Leipziger Messen“.

Anlässlich „40 Jahre Grünau“ fand ein Festival statt, um sich mit dem Stadtteil künstlerisch auseinanderzusetzen.

KOHLMÜHLE: VEB Linolenwerk Kohlmühle.............52

LEIPZIG: 100 Jahre Hauptbahnhof....................72

denkmal 2016: Fachmesse für Denkmalfreunde......126

Unter dem Namen LIKOLIT stellte man ab 1903 Wachstuch und bedrucktes Linoleum her. Insolvenz läuft seit 2013.

Eine der größten Verkehrsbahnhöfe der Welt wurde im Dezember 2015 „100 Jahre“ alt. Dies wurde groß gefeiert.

Im November 2016 fand die europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung statt.

LEIPZIG: Sowjetischer Pavillon........................54

ANNABERG-BUCHHOLZ / CHEMNITZ / DRESDEN / LEIPZIG: Weihnachtszauber in Sachsen............78

1950 wurde der Sowjetische Pavillon als Startpunkt für Messerundgänge der Staats- und Parteiführung eröffnet.

„Fröhliche Weihnacht überall ...“ zwischen Tiefland und Erzgebirge.

LITERATUR

LEIPZIG: Bayerischer Bahnhof.........................56

NEUERSCHEINUNG: 2016 / 2017........................................132

Der 1844 fertiggestellte Bayerische Bahnhof verfügte auch über ein großes Bahnbetriebswerk, das dem Abriss naht.

WÜNSDORF: Haus der Offiziere..............................58 Im brandenburgischen Wünsdorf gab es 1906 bis 1994 einen Militärstandort.

In der DDR mit fast 70.000 Soldaten.

FORST: Fabrik Prüschel..................................60 In Stahlbetonskelettbauweise wird 1924 für C.H.Prüschel eine Textilfabrik errichtet. Die Stilllegung erfolgte 1992.

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PORTRÄT BAUTZEN: und seine Stadtbefestigung.............100

Besprechung: Die gerettete Stadt..........................136

Im 14. bis 15. Jahrhundert wurde um die Stadt eine Befestigung angelegt, die heute noch in Teilen vorhanden ist.

Der Journalist und Architekturkritiker Dr. Arnold Bartetzky über „25 Jahre Stadtentwicklung in Leipzig“.

WITTENBERG: und Martin Luther............................112 Wer ist Martin Luther und was hat es mit der Reformation von 1517 auf sich?

Welche Rolle spielt dabei Wittenberg?

4 | PORTRÄT

FREIBERG Die Stadt Freiberg befindet sich im Freistaat Sachsen, sie liegt zwischen Chemnitz und Dresden, und hat über 40.000 Einwohner.

Etwa um die Jahre 1162/1170 entstand Frei-

berg und war die größte Stadt der Mark Meißen. Sie liegt am Rande des Erzgebirges.

Geprägt wurde die Stadt vom Bergbau, der

PORTRÄT | 5

erstmals im Jahre 1185 in einer Urkunde vom Markgrafen Otto von Meissen erwähnt wird. 1168 finden Handelsleute in der heutigen Freiberger Altstadt, damals die Gemarkung Christiansdorf, in den Spuren ihrer Fahrzeuge glänzende Steine. Sie ließen sie in Goslar untersuchen und erhielten die Nachricht, dass sie einen ungewöhnlich hohen Silberanteil haben. Freiberg wurde zum

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neuen Bergbaustandort. Bis 1969 gab es hier den Bergbau. 1765 gründete sich die Bergakademie, eine der weltweit ältesten bergbautechnischen Hochschulen.

Der historische Stadtkern steht unter Denkmalschutz. Mehrere Gebäude wurden ausgewählt für die Kandidatur zum UNESCOWelterbe „Montanregion Erzgebirge“.

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Zur Adventszeit lassen sich die Tatrawagen öfters im Dresdner Stadtbild blicken

DAVE TARASSOW Im Mai 2010 wurden die Tatrawagen in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden aus dem Linienverkehr verabschiedet.

Jedoch sollten sie nicht gänzlich verschwinden, sondern für den Sonderverkehr, wie Fußballspiele oder Konzerte, als Reserve dienen. Die Linie 3 wird während des Beginns und Ende der Vorlesungszeit als Linie E3 zwischen Betriebshof Trachenberger Straße und Plauen mit Tatrazügen verstärkt. Zur Adventszeit sind sie außerdem auf den Linien 4, 8 und 11 im Einsatz, entweder planmäßig oder dazwischen zur Verstärkung. So verkehren auf den Linien 3, 4 und 11 T4DM-Dreifachtraktionen (drei Triebwagen) und auf der Linie 8 als klassischer Tatrazug (zwei Triebwagen). Im Einsatz sind 14 von 19 Fahrzeugen. Das Zusatzangebot wird von den Dresdnern und Touristen sehr gut angenommen. Damit kann der Fahrplan stabilisiert werden.

Fotos: Dave Tarassow

Es leben die Tatrawagen in Dresden Die Linie E3 als Dreifachtraktion fährt in die Haltestelle Bahnhof Neustadt ein

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Eine Doppeltraktion rollt auf der Augustusbrücke – im Hintergrund die Martin-Luther-Kirche

Blick zurück in die Geschichte In den 1960er Jahren wies der Fuhrpark der Dresdner Straßenbahn einen veralteten Bestand auf. Ein Großteil der Fahrzeuge wurde in den 1920er Jahren gebaut. Im Waggonbau Gotha gab es keine ausreichenden Produktionskapazitäten für Neufahrzeuge. Getestet wurden 1964 und 1965 zwei Tatra-Triebwagen von ČKD Praha aus der Tschechoslowakei. Dabei handelte es sich um Einrichtungsfahrzeuge, die 14,50 Meter lang und 2,50 Meter breit waren. Der Knackpunkt war, dass solche breiten Fahrzeuge im Liniendienst nicht eingesetzt werden konnten, da maximal 2,20 Meter Breite erlaubt war.

So mussten die Testfahrten in der Nacht durchgeführt werden. Sie waren erfolgreich und man begann mit der Entwicklung eines Typs mit 2,20 Meter Breite. Sie hatte eine Anfahrtsbeschleunigung von 1,8 m/s² und Vielfachsteuerung, hohe Belastbarkeit auf Bergstrecken und einem ruhigen Lauf. Die Kapazität im Fahrgastraum war sehr gut. Und der Fahrerarbeitsplatz komfortabel ausgestattet, darunter mit einem Fahrschalter

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und zwei Fußpedalen. 1967 wurde der T4D-Prototyp (T4D = Triebwagen der 4.

Generation in Auslieferung für die DDR) mit der Wagennummer 2000 von Prag nach Dresden geliefert. Getestet wurde er vorher schon in seiner Geburtsstadt.

Der neue Typ war nun 2,20 Meter breit und konnte für den Beiwagenbetrieb eingesetzt werden. Die Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h sank auf 55 km/h wegen des Beiwagenbetriebs. Die Motorleistung wurde von 4 x 40 kW auf 4 x 43 kW erhöht. Testfahrten erfolgten mit Triebwagen und Beiwagen anschließend, jedoch war der Beiwagen ein umgebauter Triebwagen des Typs T1 mit einer Breite von 2,40 Meter. Die Fahrten mussten erneut nachts durchgeführt werden. Produziert wurde ein Prototyp-Großzug, bestehend aus zwei Triebwagen und einem Beiwagen, der aber kurzfristig nach Belgrad geliefert wurde, um Aufträge zu erhalten.

Gefahren wurde mit zwei angelegten Stromabnehmern. Schließlich begann 1968 die Serienlieferung von 572 Triebwagen und ab 1971 von 250 Beiwagen.

Der erste Linieneinsatz erfolgte auf der Linie 7 zwischen Wölfnitz und Weixdorf.

Insgesamt wurden bis 1984 821 Fahrzeuge beschafft. Interessant sind die Wagennummern. Hatten die Triebwagen Nummern von 2000 abwärts und Beiwagen 2001 aufwärts erhalten, wurden 1971 Baureihen und damit eine sechsstellige Wagennummer eingeführt. Die T4D (Triebwagen) erhielten die Baureihe 222. Bei den vorhandenen Triebwagennummern wurden die letzten drei Zahlen angehangen. Also aus Triebwagen 1999 wurde Triebwagen 222 999. Die Beiwagen erhielten die Baureihe 272 und damit aus 2007 die 272 007. Die neugelieferten Triebwagen ab 1971 erhielten die Wagennummernreihe ab 001. Durchaus gab es auch eine siebte Zahl, zum Beispiel 222 999-0, die eine Selbstkontrollziffer war, elektronisch berechnet.

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Am Bahnhof Neustadt biegt die Linie E3 nach Plauen ein

Durch drei vorhandene Fahrzeuge konnten mehrere Zugkombinationen gebildet werden: Solowagen (T4D, 15 Meter), Tatrazug/Minizug (T4D+B4D, 28 Meter), Doppeltraktion/Traktion/ Trakt (T4D+T4D, 30 Meter) und Großzug (T4D+T4D+B4D, 45 Meter). Geplant war auch T4D+T4D+T4D+B4D, doch die Stromversorgung des Liniennetzes und der schlechte Gleiszustand reichten nicht aus. Der Unterbau des Gleisbetts wurde durch die schweren Fahrzeuge zusätzlich belastet.

Wie in vielen Städten begann auch in den Dresden in den 1990er Jahren die Modernisierung von Tatrawagen.

1991 wurde der Triebwagen 222 557 als Prototyp modernisiert. Ein Jahr später begann dann die Serienmodernisierung, die sich jedoch deutlich vom Prototyp unterscheidet, weshalb er zum Arbeitsund Versuchsfahrzeug wurde. In einigen Triebwagen wurde die Fahrerkabine ausgebaut und zum Triebbeiwagen umgebaut. Parallel begann ab 1991 die Ausmusterung oder Verschrottung nicht mehr benötigter Triebwagen. Wurden sie verkauft, gingen sie nach Osteuropa, aber auch nach Gera, wo sie als Arbeitsfahrzeuge dienen. Ab 1996 begann die Beschaffung von Niederflurwagen und weitere Tatrawagen wurden ausgemustert. 2003 folgten dann alle nicht modernisierten Trieb- und Beiwagen. Im selben Jahr begann auch die Ausmusterung modernisierter Trieb- und Beiwagen.

Abschied der Tatrawagen Am 2. November 2009 endete der planmäßige Einsatz im Tagesverkehr, nachdem ausreichend neue Fahrzeuge im Einsatz sind – zu diesem Zeitpunkt 166 NGT (Niederflurgelenktriebwagen).

Der 29. Mai 2010 stand im Zeichen des offiziellen Tatra-Abschieds in Dresden, der auf der Augustusbrücke vor der Altstadtkulisse gefeiert wurde. Als Reserve wurden 13 Trieb- und 6 Beiwagen behalten, die vor allem bei Verstärkerfahrten und Sonderverkehre eingesetzt werden.

2015 konnten nochmal zwei und 2016 vier Fahrzeuge hauptuntersucht werden, damit sie weitere acht Jahre im Einsatz sind. Auf der Studentenlinie E3 verkehren zu Beginn und Ende der Vorlesungen zusätzlich Tatrawagen, um den Studentenansturm der TU Dresden zu bewältigen.

Auch der Stadionzubringer E10 wird mit Tatrawagen ausgestattet. Zum Einsatz kommen mittlerweile Dreifachtraktionen,

bestehend aus drei Triebwagen. Zusätzlich verkehren sie in der Adventszeit, um den Fahrplan stabil zu halten. Doch alle Tatrawagen sind nicht aus dem Stadtbild verschwunden. Das Straßenbahnmuseum hat einen Großzug in rot und elfenbein aus vergangenen Zeiten, der restauriert wurde. Neun Triebwagen dienen als Rangier- und Schleppfahrzeuge für den Winterdienst. Sowie ein Triebwagen als Schienenschleif- und Fahrleitungsschmierwagen sowie ein Triebwagen für Fahrleitungsinspektionen. Neue Fahrer werden für die Tatra zwar nicht mehr ausgebildet, aber ein Fahrschulwagen kann für Fanfahrten gemietet werden, der zugleich als die neue Kinderstraßenbahn Lottchen dient.

Zwei Schlepptriebwagen werden seit 2008 als Partyzug im Dresdner Nachtleben eingesetzt. „Es leben die Tatrawagen in Dresden“.

In der Haltestelle Bahnhof Neustadt begegnen sich Flexity und Tatra

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BIMMELBUS LEIPZIG

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Abendstimmung zwischen Potsdamer Platz und Mall of Berlin

BERLIN: DAVE TARASSOW Die Bundeshauptstadt Berlin hat mit 189,4 Kilometern Deutschlands größtes Straßenbahnnetz. Nach Melbourne und Sankt Petersburg das drittgrößte auf der Welt. 245 Bus- und Tramlinien bedienen über 7600 Haltestellen. 2015 beförderte die Berliner Verkehrsbetriebe AG (BVG) eine Milliarde Fahrgäste. Die BVG bedienen die Verkehrsmittel Tram, Bus und U-Bahn sowie Fähren. Die S-Bahn wird von der S-Bahn Berlin GmbH, einer Tochter der Deutschen Bahn AG, betrieben. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf die Schienen- und Straßengebundenen Fahrzeuge. Im Tramsektor bietet die BVG 22 Tag- und 9 Nachtlinien sowie im Bussektor 152 Tag- und 62 Nachtbuslinien an. Sie bedienen 803 Tag- und 414 Nachtstraßenbahnhaltestellen sowie 6452 Bushaltestellen. Das Netz der U-Bahn ist

146,3 Kilometer groß und hat 173 U-Bahnhöfe, die zehn Linien bedienen. Gefahren wird auf 1435 mm Spurweite. Im Einsatz sind 1242 U-Bahnen, 350 Straßenbahnen und 1454 Busse. Eine große Menge. Aber für Berlin, das 891,68 km² groß ist, 12 Bezirke mit 96 Ortsteilen, und 3.520.031 Einwohner hat, und damit auch das Berliner Umland anfährt, ist das in Ordnung.

Berlin wächst und schläft nicht. Sie ist modern, zeitgemäß und menschlich.

Eine Stadt, die sämtliche Bedürfnisse befriedigen muss. Barrierefreie Haltestellen und Fahrzeuge sowie digitale Informationen stehen auf der Tagesordnung. Zurzeit investieren die Berliner Verkehrsbetriebe eine große Summe Geld, um ihren Fuhrpark zu modernisieren. 220 Straßenbahn- und 273 U-Bahnen im Wert von 3,1 Milliarden Euro, die ab 2020 ausgeliefert werden.

Fotos: Dave Tarassow

Neue Busse und Bahnen für die Hauptstadt

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Einer der neuen SCANIA-Gelenkbusse am Berliner Hauptbahnhof

Eindecker und Doppeldecker für die Zukunft Mit über 1400 Bussen ist Berlin der größte Busbetrieb Deutschlands. Zurzeit (Stand 2015) verkehren: Zweiachs-Eindecker mit neun verschiedenen Typen von den vier Herstellern EvoBus, MAN, SOLARIS und VDL; Dreiachs-Eindecker mit einem Typ von EvoBus; sechs Typen von EvoBus, MAN, SCANIA und SOLARIS; und Doppeldecker mit drei Typen von MAN, SCANIA und VDL. Das macht zusammen 560 Eindecker plus zwei Leasingfahrzeuge, 476 Gelenkbusse und 418 Doppeldecker. Dazu kommen 118 Busse von Subunternehmer. Die ältesten Busse sind von 2002 und die jüngsten von 2015.

Ein Omnibus hat eine Lebensdauer von 16 bis 20 Jahren. Danach müssen wieder Neue angeschafft werden.

Am 8. Oktober 2014 präsentierten die Berliner Verkehrsbetriebe ihren neuen Gelenkbus des schwedischen Herstellers

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SCANIA. In der Typenbezeichnung heißt er „SCANIA Citywide LFA“ und die BVG-Bezeichnung lautet „G16“. Von diesem Bustyp wurden 156 Fahrzeuge bestellt, die bis 2017 in den Linieneinsatz gehen sollen. Im Einsatz sind aktuell 110 Fahrzeuge. Sie bieten 45 Sitz- und 54 Stehplätze sowie 2+1 Mehrzweckplätze für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen an.

Dies macht eine Platzkapazität von 99.

Maße: 18.000 mm breit, 2.550 mm breit und 3.000 mm hoch. Mit einer Leistung von 236 kW und 320 PS bekam er eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.

Das Vorhaben kostet 50,7 Millionen Euro – 310.000 Euro pro Fahrzeug. Gefertigt werden sie im nordpolnischen Słupsk, einige Komponenten kommen aber auch aus Schweden. Das Fahrzeug hat nur noch an der Mitteltür eine Rampe, beim Vordereinstieg entfällt sie. Damit wurde möglich, Platz für ein erweitertes Mehr-

zweckabteil und zehn zusätzliche Sitzplätze zu schaffen. Beim Vordereinstieg gibt es nun eine Fußbodenheizung, um die Rutschgefahr bei Nässe und Schnee zu minimieren. Außerdem begrüßen die BVG dabei ihre Fahrgäste in fünf Sprachen. An der zweiten und dritten Tür gibt es erstmals eine Außenbeleuchtung.

Wenn sich die Flügeltüren schließen, leuchtet eine rote Lampe als Warnsignal auf. Eine Kamera erfasst beim Rechtsabbiegen den toten Winkel für den Busfahrer. Die Überwachungskamera im Fahrgastraum kann bei Gefahr die Aufnahmen direkt an die Leitstelle senden.

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Der Eindecker „VDL Citea LLE 120“ für die Berliner Verkehrsbetriebe

Im Jahr 2015 wurde der nächste neue Bustyp vorgestellt – das war am 30. Januar. Neben den 18 Meter langen Gelenkbussen folgte nun ein 12-MeterStandardbus (Eindecker) des niederländisch-belgischen Herstellers VDL. In der Typenbezeichnung heißt er „VDL Citea LLE 120“ und die BVG-Bezeichnung „E30“. Von diesem Bustyp wurden 236 Fahrzeuge bestellt, die bis 2019 in den Linieneinsatz kommen sollen. Im Einsatz sind aktuell 110+2 Fahrzeuge. Sie bieten 34 Sitz- und 36 Stehplätze sowie einen Mehrzweckplatz für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen. Dies macht zusammen eine Platzkapazität von 70. Maße: 11.980 mm lang, 2.500 mm breit und 3.123 mm hoch. Mit einer Leistung von 187 kW und 255 PS bekam er eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h. Die BVG finanziert diese Busflotte aus eigener Tasche und der Vertrag ist flexibel gestaltet, sodass sie ihre Nachfrage anpassen kann, je nachdem, wie lange die ältesten Busse noch fahrtauglich sind. Die neuen Busse wurden in Leichtbauweise hergestellt und sollen durch ein geringes Eigengewicht (9 Tonnen statt 12 Tonnen der bisherigen BVG-Busse) im Vergleich zu ihren Vorgängern rund 20 % weniger Kraftstoff

verbrauchen und bis zu 95 % weniger Stickoxide ausstoßen und 60 % weniger Reifenabrieb, was sich positiv auf die Feinstaubbelastung auswirkt. Durchschnittlich können sie 20 % weniger Treibstoff verbrauchen. Klingt für die BVG super, da sie jährlich 50 Millionen Euro für Diesel beim Tankwart bezahlen muss. Die Leichtbauweise macht sich machbar durch den Glasfaserstoff und Polyurethan. Schichtweise werden die Stoffe für die Dach- und Bodenplatten übereinander gelegt. Ein weiterer Höhepunkt ist das Absenken des Fahrzeuges. Bisher konnten sich Busse nur auf der rechten Seite absenken, wo die Haltestelle liegt. Nun kann sich der Bus auch gleichmäßig absenken. Im Oktober 2016 gaben die Berliner Verkehrsbetriebe bekannt, vorerst keine weiteren Busse dieses Typs mehr zu bestellen. Es bleibt bei den bisher 110 gelieferten Fahrzeugen.

An diesem trüben Januartag im vergangenen Jahr wurde neben einem neuen Eindecker, auch ein neuer Doppeldecker vorgestellt. Gebaut hat ihn der schwedische Hersteller SCANIA als Prototyp für die BVG. In der Typenbezeichnung heißt er „SCANIA Citywide LF“ und die BVG-

Foto: VDL Bus & Coach

Der „SCANIA Citywide LF“

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Und der Doppeldecker „VDL Citea DLF 114“

Foto: Scania

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Foto: VDL Bus & Coach

Bezeichnung „D07“. Er bietet 70 Sitz- und 24 Stehplätze sowie 1 Mehrzweckplatz für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen.

Dies macht zusammen eine Platzkapazität von 94. Maße: 10.940 mm lang, 2.550 mm breit und 4.060 mm hoch.

Mit einer Leistung von 209 kW und 280 PS bekam er eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Es handelt sich um einen Testbus, der in Serie aber schon in London und Singapur verkehrt. Die bisherigen Doppeldecker sind Spezialanfertigungen gewesen und damit auch teurer. Nun sucht die BVG nach dem richtigen Fahrzeug auf dem vorhandenen Markt. 416 Doppeldecker von NEOMAN wurden 2005 bis 2010 gebaut und sind bis heute im Einsatz. Sie haben drei Achsen, da sie länger als Standardbusse sind. Der SCANIA-Doppeldecker kommt mit zwei Achsen aus. Allerdings ist er auch nur knapp 11 Meter lang, gegenüber den knapp 14 Meter langen NEOMAN-Bussen. Damit haben weniger Fahrgäste Platz und es führt nur noch eine Treppe auf das Deck.

Außerdem ist sie gerade und wird in Fahrtrichtung begangen. Über den ersten beiden Sitzreihen im Deck gibt es ein Glasdach. Am Vordereinstieg zeigt ein Display an, wie viele Plätze im Deck noch

frei sind. Dazu zählt ein Sensor an der Treppe die Fahrgäste. Möglich ist es auch, Sensoren an jedem Platz zu montieren und zu zeigen, wo gerade ein Platz frei ist. Oben gibt es auch USB-Anschlüsse Eine neu konstruierte Klimaanlage ist auch dabei. Gekostet hat der Testbus 400.000 Euro.

Weiter ging es am 11. August 2015, als der nächste Doppeldecker-Testbus präsentiert wurde. Diesmal ist der niederländisch-belgische Hersteller VDL wieder dran. Als die Berliner Verkehrsbetriebe zum Pressetermin einluden, zeigte VDL erstmals der Weltöffentlichkeit seinen ersten Liniendoppeldecker. In der Typenbezeichnung heißt er „VDL Citea DLF 114“ und BVG-Bezeichnung „D08“.

Er bietet 70 Sitz- und 16 Stehplätze sowie einen Mehrzweckplatz für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen. Dies macht zusammen eine Platzkapazität von 86. Maße: 11.400 mm lang, 2.550 mm breit und 4.060 mm hoch. Mit einer Leistung von 206 kW und 280 PS bekam er eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Auch dieser ist kürzer – knapp 12 Meter statt der bisher eingesetzten knapp 14 Meter. Klimaanlagen sind heute keine Selbstverständlichkeit.

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Eine KT4D-Doppeltraktion auf dem Alexanderplatz

Tatrawagen gehören zum Berliner Stadtbild Da gehen die Meinungen über Vor- und Nachteile ziemlich auseinander. Besonders für Busse müssen spezielle Klimaanlagen konstruiert werden. Dieser Bus hat eine, ebenso eine Fußbodenheizung beim Vordereinstieg, damit die Rutschgefahr von Nässe und Schnee minimiert werden kann. Auch hier gibt es im Deck USB-Anschlüsse, allerdings an jedem Sitz. Während der SCANIA-Doppeldecker auf einem Display anzeigt, wie viele Sitzplätze auf dem Deck frei sind, zeigt das Display im VDL-Doppeldecker an, wo genau noch Sitzplätze frei sind.

BRENNPUNKT | 15 Während der Busverkehr schon vor vielen Jahren komplett auf Niederflurtechnik umgestellt werden konnte, ist das beim Straßenbahnverkehr noch nicht komplett vollzogen. Wie in vielen ehemaligen DDR-Städten, prägen auch in Berlin die tschechischen Tatrawagen. Im Jahr 1976 trafen die ersten Kurzgelenktriebwagen vom Typ KT4D ein. Bis 1987 wurden 583 Triebwagen beschafft. Dies war die größte Anzahl eines Fahrzeugtyps in einer deutschen Stadt. Die neue Straßenbahn fuhr erstmals am 11. September 1976 auf der Linie 75 zwischen Hackeschen Markt und Betriebshof Weißensee. Ziel war es seinerzeit, nur noch einen Fahrzeugtyp einzusetzen. Doch bei vielen Streckenabschnitten reichte die Stromversorgung nicht. 1990 bis 1991 wurden deshalb mehrere KT4D an die Nachbarstadt Potsdam verkauft. Im sächsischen Bautzen fand von 1992 bis 1997 die Modernisierung von 171 KT4D statt. Heute wie damals bilden sie größtenteils eine Doppeltraktion aus zwei Triebwagen. Sie bieten 33 Sitz- und 66 Stehplätze an. Dies macht eine Platzkapazität von 99. Maße: 18.110 mm lang, 2.200 m breit und 3.100 mm hoch. Mit einer Leistung von 4 x 45 kW Gleichstrom bekam sie eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Die letzten Tatrawagen sollen zum Fahrplanwechsel 2017/2018 aus dem Stadtbild verschwinden, damit die Berliner Straßenbahn dann komplett mit Niederflurwagen im Einsatz ist. Zurzeit sind noch 79 Triebwagen einsatzfähig. Bis 2019 sollen 40 Triebwagen als Reserve im Bestand erhalten bleiben. Ihre Ausmusterung hängt aber von der Lieferung neuer Straßenbahnwagen ab. 2016 wurden „40 Jahre KT4D“ und „150 Jahre Berliner Straßenbahn“ gefeiert.

Einrichtungs- und Zweirichtungswagen für den flexiblen Einsatz Die „FLEXITY BERLIN“ rollen durch die Stadt

Der Straßenbahnfuhrpark in Berlin ist überschaubar. Zurzeit (Stand 2016) verkehren: KT4D des tschechischen Herstellers CKD Praha, GT6 (Ein-/Zweirichtungsfahrzeuge) der deutschen Hersteller AEG, Adtranz und Bombardier Transportation sowie GT6-08/GT8-08 von Bombardier Transportation. Das macht im Einzelnen: 79 KT4D und 161 GT6. Plus den aktuell ausgelieferten GT6-08 und GT8-08. Die ältesten Fahrzeuge – die Tatrawagen –

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können, wenn alle neuen bestellten Fahrzeuge des Typs FLEXITY BERLIN ausgeliefert sind, ausgemustert werden. Dafür rechnet man mit dem Jahr 2019. Dann ist der Fuhrpark zu 100 % barrierefrei. Eine Straßenbahn hat eine Lebensdauer von 30 Jahren und kann danach auf 20 bis 30 Jahre ertüchtigt werden. Danach müssen wieder Neue angeschafft werden. Es ist also ein Teufelskreis.

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Ein Blick in den Fahrgastraum der neuen Straßenbahn – zu sehen ist ein Einrichtungsfahrzeug

Um die letzten Tatrawagen ausmustern zu können, begannen die Berliner Verkehrsbetriebe im Jahr 2005 mit einer europaweiten Ausschreibung für durchgängig niederflurige Straßenbahnwagen, das heißt 100 % Niederflurangebot. Zum Einsatz sollen Einrichtungs- (ER) und Zweirichtungsfahrzeuge (ZR) kommen, um bei Baustellen und Störungen flexibler zu sein. Aus Kostengründen plant man statt Wendeschleifen in Zukunft Stumpfgleise (Zurücksetzen des Fahrzeugs). Die BVG hatten zwei Fahrzeuge getestet, um sich ein Bild vom aktuellen Markt zumachen. Im Probebetrieb erfolgten der ULF aus Wien und der INCENTRO für Nantes.

Sie entschieden sich ein Jahr später für den INCENTRO, den Bombardier Transportation produziert. Im Oktober 2008 wurden für 13 Millionen Euro vier Prototypen bestellt, jeweils einmal als Ein- und Zweirichtungsfahrzeug mit einer Länge von 30,8 Metern und 40,0 Metern. Die neuen Straßenbahnen wurden auf Herz und Nieren getestet. Am 29. Juni 2009 beschloss der Aufsichtsrat der BVG die Anschaffung von 99 Fahrzeugen des Typs „FLEXITY BERLIN“. Sie haben ein Volumen von 305,3 Millionen Euro. Gefertigt werden sie in den Werken Bautzen und

und Hennigsdorf. Im September 2011 begann die Auslieferung der ersten 13 Fahrzeuge. Im Juni 2012 beschloss der Aufsichtsrat dann, zusätzlich 39 Fahrzeuge zu bestellen. Insgesamt wären es dann 138 Fahrzeuge, ohne die vier Prototypen.

Bestellt sind 38 ER-Wagen mit 40,0 Metern, 47 ZR-Wagen mit 40,0 Metern und 53 ZR-Wagen mit 30,8 Metern. Im Dezember 2015 wurden 47 weitere 40,0 Meter lange Zweirichtungsfahrzeuge bestellt. Dazu gab es eine Bestelländerung des letzten Abrufs von 2012, wo 20 noch nicht gelieferte Bahnen von 30,8 Metern auf 40,0 Metern geändert wurden. Aus dem Rahmenvertrag von bis zu 206 Straßenbahnwagen wurden bisher 189 Fahrzeuge bestellt. Im November 2016 wurde bekannt, dass die BVG weitere, mindestens 80 Zweirichtungsfahrzeuge beschaffen will, damit der Rahmenvertrag komplett ausgeschöpft werden kann. Die zusätzlichen Fahrzeuge, die über die 206 hinausgehen (das sind 12 Stück), müssen erneut ausgeschrieben werden. Insgesamt finanziert das Land Berlin das Vorhaben mit 439,1 Millionen Euro. Die bisher größte Summe für bestellte Straßenbahnen in Deutschland.

Die neuen Fahrzeuge bieten bei 30,8

Metern Länge beim ER 60 Sitz- und 129 Stehplätze (189 gesamt) und beim ZR 52 Sitz- und 132 Stehplätze (184 gesamt) sowie bei 40,0 Metern Länge beim ER 84 Sitz- und 164 Stehplätze (248 gesamt) und beim ZR 72 Sitz- und 173 Stehplätze (245 gesamt), jeweils mit zwei Mehrzweckplätzen. Sie haben eine Breite von 2.400 mm und eine Höhe von 3.450 mm.

Mit einer Leistung von 50 kW bekam sie eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. Bei der Breite von 2,30 Meter können sie bis auf Köpenick und Teilen des Pankower Netzes überall eingesetzt werden.

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Und es geht weiter mit neuen Straßenbahnen ...

Am 1. Januar 2016 gründeten die Berliner Verkehrsbetriebe auf Betreiben des Finanzsenators Matthias Kollatz-Ahnen die Fahrzeugfinanzierungsgesellschaft (FFG), um den sich vermehrenden Problemen von Fahrzeugmangel und dem Angebotsausbau in Zukunft zustellen.

Die BVG bestellte ab 2020 für die nächsten fünfzehn Jahre 220 Straßenbahnund 273 U-Bahn-Wagen von rund 3,1 Milliarden Euro.

Der GT8-08 auf der Linie M4 zum Hackeschen Markt

LEIPZIG: Im Frühjahr 2014 schrieben die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH europaweit neue Straßenbahnen aus. Sie sollen die letzten Tatrawagen des Typs T4D-M ablösen. Ihre Beiwagen – die B4D-M – wurden bereits 2012 ausgemustert.

Die Triebwagen verkehren weiterhin als Großzug, der normalerweise aus zwei Triebwagen und einem Beiwagen besteht, mit einer Länge von 45 Metern.

Der Beiwagen bleibt, jedoch ist er ein Niederflurwagen, wovon im Jahr 2001 38 Fahrzeuge von Bombardier Transportation angeschafft worden. Auch eine sogenannte Dreifach-Traktion kommt zum Einsatz, das heißt, drei Triebwagen werden gekuppelt. So können weiterhin genügend Fahrgäste für stark frequentierte Linien mitgenommen werden. Für die LVB gab es aber wieder kein passendes Fahrzeug auf dem Markt, weshalb sie eine komp. Neukonstruktion ausschrieb.

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Modern und innovativ für neue Tram Noch dominieren die Tatrawagen das Leipziger Stadtbild – im Einsatz mit Niederflurbeiwagen

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Am 21. Dezember 2016 um 6.36 Uhr wurde die neue Straßenbahn per Tieflader „als Erlkönig“ geladenen Gästen präsentiert

Beworben hat sich unter anderem die HeiterBlick GmbH, ein Leipziger Straßenbahnbauunternehmen, die von den LVB gegründet wurden, als sie ihrer Tochter, der Leipziger Fahrzeugservice-Betriebe (LFB) GmbH, den Auftrag zum Bau eines 22,50 Meter langen Straßenbahnwagens gab. Das war 2002 und beim Fahrzeug handelt es sich um den Leoliner, wovon heute 50 Fahrzeuge unterwegs sind.

Doch die LVB drohte bei Lieferungsverzug mit hohen Geldstrafen, weshalb sich HeiterBlick zurückzog. Der polnische Hersteller SOLARIS Bus & Coach S.A. erklärte sich bereit, für die LVB ein neues Fahrzeug zu entwickeln. Erst 2009 ist die Firma auch in den Straßenbahnmarkt eingestiegen und produziert seitdem den Tramino, der in Deutschland in Braunschweig und Jena verkehrt. Am 26. März 2015 wurde der Vertrag von fünf Vorserienfahrzeugen unterschrieben. Geplant sind 41 Fahrzeuge mit einem Volumen von 120 Millionen Euro. Sie sind 38 Meter lang und 2,30 Meter breit sowie einem Niederfluranteil von 65 %. Während die Tramino, so heißt die Tram-Baureihe, starre Achsen besitzen, hat die Leipziger Version Drehgestelle, weshalb auch ein Niederfluranteil von 100 % nicht gegeben

werden kann. Gefertigt werden die Fahrzeuge in Polen. Viele Komponenten kommen aus der mitteldeutschen Region.

Im Oktober 2015 wurde die erste Option 9 weiterer Fahrzeuge eingelöst. Damit sind nun 14 Triebwagen bestellt, obwohl die LVB erstmal ihr neues Produkt auf Herz und Nieren testen wollte, bevor sie weitere beschafft. Ein Jahr später, im November 2016, gab der Freistaat Sachsen neue Fördermittel für die zweite Option,

die wieder 9 Fahrzeuge beinhaltet. Damit wären noch zwei Optionen (insgesamt 18 Stück) offen. Ein neuer Triebwagen ersetzt zwei Tatrawagen (insgesamt 30 Meter). Im Dezember 2016 traf das erste neue Fahrzeug in Leipzig an und wird in den nächsten Monaten auf Herz und Nieren getestet. Im Februar 2017 soll es der Öffenlichkeit präsentiert werden. Mit einem Linieneinsatz ist im Sommer 2017 zurechnen. Einsatzgebiet ist die Linie 4.

Der NGT10 wird vom Tieflader in die Hauptwerkstatt gezogen – später fuhr er aus eigener Kraft wieder raus in die Sonne

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Der neue „Urbino 18“ der 4. Generation an der Endhaltestelle Lindenau, Dr.-Hermann-Duncker-Straße

Neue Gelenkbusse für hohes Fahrgastaufkommen Die 18 Meter langen Gelenkbusse eignen sich für stark frequentierte Linien, wo Standardbusse mit 12 Metern Länge weniger geeignet sind. Abgesehen von den Hybridfahrzeugen haben die Leipziger Verkehrsbetriebe einen reinen Fuhrpark der polnischen Firma SOLARIS Bus & Coach S.A. Dazu gehören 5 Urbino 8.6 (8.600 mm lang, 2.400 mm breit, 2.850 mm hoch), 53 Urbino 12 (12.000 mm lang, 2.550 breit, 2.850 mm hoch) und 45 Urbino 18 (18.000 mm lang, 2.550 breit, 2.850 mm hoch). 2016 schrieben die LVB für den wachsenden Fahrgastanstieg europaweit 25 neue Busse aus. Das Rennen machte wieder SOLARIS und lieferte im November 2016 die ersten sechs Busse.

Optional 8 Busse bis Dezember 2016 und optional 11 Busse bis Ende 2019.

Im vergangenen Jahr präsentierte der Bushersteller die vierte Generation der Urbino-Reihe. So verläuft unter dem

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Kopffenster nun eine harte Kante statt der bisherigen weichen Rundung. Die Radausschnitte sind modelliert hervorgehoben. Ebenso veränderte man die Dachkranzgestaltung. Gefertigt wird das Fahrzeug im rostfreien Edelstahl.

Geschuldet der Sicherheit, Gewichtsreduktion und Kosten wiegt der Gelenkbus nun 850 Kilo weniger, der Standardbus dagegen 700 Kilo. Beim Motor greift

man auf Produkte von DAF und CumminsAggregate zurück, nachdem MAN den Verkauf an Dritte stoppte. Die ersten neuen Busse ersetzen sechs Urbino 12Busse von 2005, da sie seit Einführung der Leipziger Umweltzone 2011 nur noch eine Ausnahmegenehmigung haben. Der siebte Bus brannte und wurde ausgemustert. Bis Ende 2019 werden die LVB dann 70 Urbino 18-Busse im Bestand haben.

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Der E-Bus an der Ladestation am Connewitzer Kreuz

Umweltfreundlich unterwegs mit dem E-Bus Am 2. Mai 2016 wurde an der Endhaltestelle Connewitz, Kreuz der Linie 89 Leipzigs erster „E-Bus“ präsentiert.

Dieser wird vom Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme in Dresden den Leipziger Verkehrsbetrieben zu Testzwecken zur Verfügung gestellt und begleitet. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und gehört zu rund 40 Projekten im Schaufenster „Bayern-Sachsen ELEKTROMOBILITÄT VERBINDET“. Der Bus wird komplett elektrisch betrieben und schafft bei voller Leistung fast 40 Kilometer. Ladestationen befinden sich in Connewitz, Kreuz und im Bushof Lindenau. Ist die Leistung aufgebracht, lädt er sich in sechs Minuten wieder auf. Die Batteriegröße beträgt 86 Kilowatt. Die Buslinie 89 zwischen Hauptbahnhof, Innenstadt, Musikviertel, Südvorstadt und Connewitzer Kreuz

dient als Teststrecke für das Projekt „eBus Batterfly“. Im Sommer 2016 sollte ein zweiter Bus folgen, mit einer Leistung von 133 Kilowatt, der aber bisher nicht zum Einsatz kam. Bis zum Herbst selben Jahres machte der E-Bus deutliche Schwierigkeiten und stand öfters in der Werkstatt. Getestet wird der E-Bus nun ein Jahr. Dabei wird der tatsächliche Energieverbrauch gemessen, ein mögliches elektrisches Busnetz modelliert und die Wirtschaftlichkeit untersucht. Sollte der Test erfolgreich sein, möchten die LVB 70 E-Busse anschaffen. Zum aktuellen Zeitpunkt kosten die Fahrzeuge jedoch zwischen 500.000 bis 600.000 Euro und damit fast dreimal so viel wie ein Dieselbus.

Ursprünglich sollte der „eBus Batterfly“ bereits mit Eröffnung des City-Tunnels Leipzig und der Inbetriebnahme der

S-Bahn Mitteldeutschland im Dezember 2013 in Markkleeberg (südlich von Leipzig) mit zwei Linienbussen den Betrieb aufnehmen. Start wäre am Bahnhof Markkleeberg mit schmetterlingförmiger Linienführung gewesen. Die Ladestationen an ausgewählten Haltestellen. Bei Erfolg sollte der Busverkehr komplett elektrisch betrieben werden, wie es seit Jahrzehnten bereits der Straßenbahnverkehr ist. Doch das Projekt ist an der Markkleeberger Politik gescheitert.

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Ein Doppelstockzug auf der S2 am S-Bf. Leipzig-MDR im Sommer 2016

BR 182+Dosto vs. BR 1442 auf der S2 Bei der europaweiten Ausschreibung um das „MDSB II“-Netz der S-Bahn Mitteldeutschland gewann die Deutsche Bahn AG als Betreiber erst in der zweiten Runde, nachdem sie das Bewerbungsverfahren anfechte. Das Gericht entschied zugunsten der DB. Damit konnten aber die neuen Fahrzeuge nicht mehr bis zum Fahrplanwechsel 2015 ausgeliefert werden. So verkehrten auf der Linie S2 zwischen Dessau–Leipzig–MarkkleebergGaschwitz Einheiten aus der Baureihe 182 (Taurus) und Doppelstockwagen.

Diese Garnitur, aber mit BR 143, sah man zuletzt im Sommer 2013 auf der S10 zwischen Halle und Leipzig, bevor die neuen S-Bahn-Triebzüge eingesetzt wurden.

Loks und Waggons waren von der S-Bahn Dresden und weiteren Betrieben ausgeliehen. Bestellt wurden 29 Triebzüge der Baureihe 1442 (Talent 2, BR 442) von Bombardier Transportation. 19 Dreiteiler

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und 10 Fünfteiler. Sie haben einige technische und äußerliche Veränderungen: zum Beispiel statt grüne rote Türen und im Triebkopfbereich gibt es Gruppenplätze statt Sitzreihen in Fahrtrichtung. Im Triebzug mit roten Türen im City-Tunnel

August 2016 wurden die neuen Triebzüge ausgeliefert und stückweise eingesetzt, sodass die S2 nun wieder komplett in Hand der BR 1442 ist, die auch Hamsterbacke bei den Pufferküssern genannt wird.

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Straßenbahnverkehr und Bauarbeiten im Fokus

Fotos: Dave Tarassow

LEIPZIG: ÖPNV-Bauprojekte DAVE TARASSOW Im 21. Jahrhundert wünscht sich der Fahrgast nicht nur digitalen Service und puren Fahrkomfort, sondern auch eine ansprechende und sichere Gestaltung der Verkehrsanlagen. Für die Nutzung von Omnibus und Straßenbahn muss es Niederflurwagen und Bahnsteige geben, damit auch mobilitätseingeschränkte Personen das Verkehrsmittel benutzen können. Digitale Fahrtzielanzeiger informieren nicht nur über die Abfahrtszeiten, sondern auch über Umleitungen und Störungen. Nicht alle haben ein Smartphone, teils mit Internet, die Apps abrufen können, um sich über Störungen zu informieren. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH ist in Deutschland ein sehr gutes Vorbild für die Gestaltung von ÖPNV-Verkehrsanlagen. Mit 314,1 Kilometern Gleislänge hat sie das zweitgrößte Straßenbahnnetz Deutschlands und ist unter den Top 10 in der Welt. Solch ein großes Netz steht in einer hohen Verantwortung. Allein schaffen die Verkehrs-

betriebe es nicht, ihr Angebot zu modernisieren. Deshalb muss immer wieder auf Fördermittel zurückgegriffen werden.

Doch seit Jahren bekommen die Betriebe immer weniger Zuschüsse von Kommune und Land. Der Gleiszustand wird immer schlechter und es muss zum Schluss über langfristige Stilllegungen nachgedacht werden. Auf Verschleiß zufahren, kann sich später mit Unfällen rechnen.

Im Jahr 2016 investierten die Leipziger Verkehrsbetriebe rund 26 Millionen Euro in das Schienennetz. Unter dem Motto „Leipziger investieren für Leipziger“ erhöhen sie damit die Leistungsfähigkeit des Netzes für eine wachsende Stadt.

Leipzig kratzt mittlerweile wieder an die 600.000er Einwohnermarke an, die bis 2020 erreicht werden soll. „Der Investitionsschwerpunkt liegt dabei auf den Strecken, wo das Unternehmen durch Modernisierung und Instandhaltung zur Fahrplanstabilisierung und Beschleunigung beitragen kann.“ heißt es in einer Pressemitteilung zum Baustellensommer

2016. Durch die Bündelung von Maßnahmen auf den Linien nutzten die LVB Sperrzeiten, um auf mehreren Abschnitten gleichzeitig bauen zu können. Natürlich zum Ärgernis vieler Fahrgäste. Aber die Gleisanlagen müssen saniert werden!

Schwerpunkt in diesem Jahr waren viele Langsamfahrstellen, vor allem auf der Linie 7 zwischen Böhlitz-Ehrenberg und Sommerfeld. Ein Großteil konnte hier nun beseitigt werden und der Fahrplan kann wieder besser eingehalten werden.

Störungen gibt es aber nach wie vor mit Falschparkern in der Georg-SchwarzStraße. Eins von mehreren Großprojekten konnte in diesem Jahr fertiggestellt werden: Die Könneritzstraße.

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Die Könneritzstraße vor dem Ausbau (2013)

Könneritzstraße: 1,2 km, 3 Haltestellen, 5 Linien Die Könneritzstraße ist über 1,2 Kilometer lang und die Hauptstraße des Ortsteils Schleußig. Wichtige Straßenanbindungen sind der Schleußiger Weg, die Rödel- und Antonienstraße sowie die Industriestraße und der Klingerweg. Die Straße wird von beidseitigen Baumreihen und Gründerzeithäusern sowie vielen Geschäften geziert. Um die Haltestelle Stieglitzstraße befindet sich das Stadtteilzentrum. Am Klingerweg, Industriestraße und Antonienstraße gibt es zudem die direkte Möglichkeit, in den Leipziger Auenwald zu gelangen. Umschlossen ist die Könneritzstraße von der Weißen Elster, man gelangt also nur über Brücken zu ihr.

Die Könneritzstraße nutzen täglich 15.000 Autofahrer, genauso viele Nutzer im Bus- und Straßenbahnverkehr. Drei Haltestellen gibt es hier: Rödelstraße, Stieglitzstraße und Holbeinstraße.

Bedient werden sie von den Tramlinien 1 und 2 (jeweils im 10-Minuten-Takt) sowie den Buslinien 74 (10-20-Minuten-Takt) und N1 und N3 (Nachtbusse).

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Die Haltestelle Stieglitzstraße ist das Zentrum der Könneritzstraße (2016)

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Beim Gleisbau wird auf „Rheda City D“ gesetzt – mit Zwei-Block-Schwellen und Rillenschienen (Juli 2016)

Der Straßenzustand war in einem desolaten Zustand. Eine Sanierung der kompletten Straße wurde immer wieder verschoben. Teilabschnitte gab es 20052006 mit der Haltestelle Holbeinstraße und 2008 mit der Haltestelle Rödelstraße.

Der Abschnitt zwischen Oeserstraße (Haltestelle Rödelstraße) und Holbeinstraße musste jedoch noch bis 2015 warten. Die Gleisanlagen wurden zuletzt in den 1980er Jahren saniert. Großverbundplatten kamen zum Einsatz – 15 Meter lang, damit war es in der DDR einfacher und günstiger schnell neue Gleise zu verlegen. 2014 musste jedoch auf einem Abschnitt eine Langsamfahrstrecke von 10 km/h her. Das Kanalsystem geht bis in Jahr 1910 zurück. 2015 begannen dann die umfangreichen Baumaßnahmen in der Könneritzstraße. Um den Straßenbahnverkehr aufrechtzuhalten, wurde halbseitig gebaut und die Straßenbahn eingleisig durchgeführt. Im Bereich der Haltestelle Stieglitzstraße befand sich die Ausweichstelle – Auf Grund der komplexen Leitungsverlegungen wurde dieser Abschnitt auf 2016 gelegt. Zwischen Oeserstraße und Rochlitzstraße sowie Alfred-Frank-Straße und Holbeinstraße wurden Gehwege und Fahrbahnen neu

Straßen- und Gleisbau in Höhe Brockhausstraße (September 2015)

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Querschnitt der Könneritzstraße zwischen Rochlitzstraße und Antonienstraße

errichtet. ÖPNV und Autos teilen sich weiterhin eine Fahrspur. Seitlich wurden Radstreifen angelegt – vorher war es sehr gefährlich für Radfahrer, da sie größtenteils auf Schlackepflaster fuhren, während die Autos auf den Großverbundplatten Gas geben konnten. Rücksicht wurde dabei nicht immer genommen. Für den Gleisbau wurde die Bauart „Rheda City D“ auf Zwei-Block-Schwellen verwendet, die deutlich zur Lärmreduzierung beiträgt.

An Straßenecken entstanden sogenannte Gehwegnasen und kleine Stadtplätze.

An der Schnorrstraße und Holbeinstraße wurden neue Fußgängerampeln montiert – die erste für Schüler der benachbarten Grundschule. Hier war auch eine zusätzliche Haltestelle vorgeschlagen worden.

Der Abstand zwischen den Haltestellen Oeserstraße und Schnorrstraße betrug dann ca. 260 Meter, vorher wie jetzt sind es ca. 460 Meter. Der Abstand zwischen den Haltestellen Stieglitzstraße und Holbeinstraße beträgt ca. 410 Meter.

Durch die neue Haltestelle erhoffte man sich zusätzliche Fahrgaste, die die Stadt Leipzig und Leipziger Verkehrsbetriebe jedoch nicht sahen. Der Straßenraum zwischen Rochlitzstraße und Alfred-Frank-Straße wurde im Jahr 2016 in Angriff

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genommen. In den Sommerferien fand eine Vollsperrung für alle Verkehrsteilnehmer statt. Die Straßenbahnen wurden über den Felsenkeller umgeleitet, Busse und Schienenersatzverkehr über die Brockhaus- und Holbeinstraße. Im Bereich der Haltestelle Stieglitzstraße befand sich ein großer Mischwasserkanal, der erneuert werden musste. Auch wurden einige Leitungen umverlegt und die Straße – die einen Buckel hat – etwas abgesenkt, damit die Bahnsteige gerade verlaufen und keinen leichten Bogen aufweisen. Um den Radstreifen fortzuführen, wird dieser vor dem Bahnsteig angehoben. Nun hat auch das Stadtteilzentrum in Schleußig eine barrierefreie Mobilitätsanbindung. 95 neue Bäume Die neue Haltestelle Stieglitzstraße

wurden gepflanzt, 85 Fahrradbügel montiert und 199 Pkw-Stellplätze eingerich tet. Weggefallen sind durch den Umbau 11 Stellplätze und 27 Bäume wegen ihres Gesundheitszustands. Am 30. November 2016 konnte die Könneritzstraße dann wieder komplett dem Verkehr übergeben werden.

Gewerbetreibende gründeten die „IG Könneritzstraße“ und entwickelten ein Marketingkonzept, um die KÖ, wie sie nun verniedlicht heißt, auch während der Baustellenzeit attraktiv zu machen. Zum Beispiel mit Plakaten wie „WILLKÖMMEN“ oder dem jährlichen KönneritzstraßenFest.

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Bei der Verkehrsfreigabe der Antonienbrücken am 8. Dezember 2016

Antonienbrücken, Raschwitzer Straße, S-Bf. Möckern, Heiterblickallee, Westplatz Ein weiteres Großprojekt sind die Antonienbrücken in der Antonienstraße. Die beiden Brückenbauwerke stammen aus den Jahren 1969 und 1971, sind verschlissen und müssen erneuert werden. Anfang 2015 begannen die Abrissarbeiten und einige Wochen später wurde schon mit dem Neubau begonnen. Sie sind mittlerweile fertig und seit Dezember 2016 rollen Straßenbahnen und Autos wieder drüber. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2017 geplant. Ein kleineres Projekt waren die Haltestellenumbauten am S-Bf. Möckern in der Georg-Schumann-Straße und die Raschwitzer Straße in der Bornaischen Straße. Beide Haltestellen gehören zum Stadtbahnausbauprogramm der Linie 11. Die Haltestelle Raschwitzer Straße befindet sich im

Querschnitt der ausgebauten Haltestelle Raschwitzer Straße

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Die Haltestelle S-Bf. Möckern ist nun barrierefrei und verkehrssicherer ausgebaut

im Südabschnitt und ist zwischen dem Connewitzer Kreuz und dem Straßenbahnhof Dölitz/Stadtgrenze die vorletzte Haltestelle, die nun modernisiert wurde.

Demnächst soll auch die Haltestelle Pfeffingerstraße ausgebaut werden.

Der Nordabschnitt mit der Georg-Schumann-Straße muss mit einem großen Ausbau noch warten. Die stark frequentierte Haltestelle S-Bf. Möckern wurde jedoch vorgezogen, da sich unmittelbar ein S-Bahn-Haltepunkt befindet sowie das Jobcenter und die Agentur für Arbeit.

Bus und Straßenbahn teilen sich weiterhin eine Fahrspur. Die Haltestellen wurden gegenüber gelegt. Radfahrstreifen sind angelegt worden, im Bereich der Bahnsteige mit angehobener Radfahrbahn. Natürlich kamen auch hier digitale Fahrtzielanzeiger zum Einsatz. Diese Haltestelle wird von den Tramlinien 10 und 11 sowie der Buslinie 90 bedient, alle verkehren im 10-Minuten-Takt. Die S-Bahn verkehrt im 30-Minuten-Takt und verbindet den Ortsteil Grünau mit dem Hauptbahnhof. Kaputte Gleise – das Gleisprofil wies Risse auf – gab es in der Heiterblickallee, sodass hier die Straßenbahn – die Linie 7 – nur noch mit 10 km/h fahren durfte. Instandsetzungsarbeiten fanden statt, aber nur zur Überbrückung.

In diesem Jahr wurde nun grundhaft erneuert und die Straßenbahn kann wieder schneller fahren.

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Im Herbst 2016 erfolgte noch der notwendige Ausbau der Haltestelle Westplatz in der Käthe-Kollwitz-Straße. Die Nachbarseite in der Friedrich-Ebert-Straße wurde bereits 2004 erneuert. Die Haltestelle Westplatz ist eine wichtige Ausweichhaltestelle bei Störungen in der

Jahnallee und im Ranstädter Steinweg sowie beim Stadionverkehr (Red Bull Arena). Mit Bahnsteigen und DFI-Anzeigen ist sie nun zeitgemäß. Das Gleisbett wurde mit Rollrasen ausgebildet. Bedient wird sie von den Tramlinien 1 und 14.

Die ausgebaute Haltestelle Westplatz während den Bauarbeiten

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Blick auf die Haltestelle Adler in der Dieskaustraße, die von der Linie 3 bedient wird

Dieskaustraße: 2,4 km, 5 Haltestellen, 2 Linien Die Dieskaustraße ist komplett ca. 5,9 Kilometer lang und durchstreift als Hauptstraße mehrere Ortsteile. Die Baumaßnahme beschränkt sich auf ca.

2,4 Kilometer zwischen der Zschocherschen Straße/Antonienstraße und der Georg-Ellrodt-Straße in den Ortsteilen Kleinzschocher und Großzschocher.

Wichtige Straßenanbindungen sind die Zschochersche Straße und Antonienstraße sowie die Georg-Ellrodt-Straße und Brückenstraße (südliche Verbindungsstraße zwischen Leipzig und Markkleeberg). Die Straße weißt viele Hauslücken auf, sanierte wie unsanierte Gründerzeithäuser. Sie bietet keine Aufenthaltsqualität. Die Dieskaustraße nutzen täglich zwischen 5.750 und 22.350 Autofahrer. Im Radverkehr zwischen 300 und 680 Nutzer.

Fünf Haltestellen gibt es hier: Adler, Schwartzestraße, Kötzschauer Straße, Artur-Nagel-Straße und Kunzestraße.

Bedient werden sie von der Tramlinie 3 (10-Minuten-Takt) und der Nachtbuslinie N1. Nicht zur Dieskaustraße gehörend, aber zur Baumaßnahme, ist die Halte-

stelle Huttenstraße in der Huttenstraße, die auch von der Buslinie 65 (10-20-Minuten-Takt) bedient wird.

Der Straßenraum hat eine deutliche Aufwertung verdient – in Höhe Schwartzestraße

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Querschnitt der Haltestelle Huttenstraße – auch nach dem Umbau soll die Buslinie 65 nur einseitig halten

Der Straßenzustand ist teilweise in einem desolaten Zustand. Der Bereich zwischen Schwartzestraße und Windorfer Straße wurde straßenseitig bereits saniert. Langsamfahrstellen gibt es hier zum Glück noch nicht. Nur innerhalb der Eisenbahnbrücke in Höhe Artur-Nagel-Straße reißen Lkws gern die Fahrleitungen herunter und die Straßenbahn muss bis zur Kötzschauer Straße eingekürzt werden. Dann erfolgt Schienenersatzverkehr bis Knautkleeberg – das sind acht Haltestellen und zusätzliche Fahrzeit. Die Straßenbreiten liegen zwischen 12,25 Meter und 19,70 Meter und daher wird es straßenseitig mal Pkw-Stellflächen geben und mal nicht. Sicher ist, das Auto und Straßenbahn sich weiterhin eine Fahrspur teilen. Im Sommer 2016 wurde den Anwohnern, Gewerbetreibenden und Interessierten auf einer Bürgerinformationsveranstaltung das Bauprojekt vorgestellt. Es heißt: „(…) bauliche, verkehrsorganisatorische und stadtgestalterische Mängel mit Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und Sicherheit“ und weiter: „keine Bäume im Straßenraum vorhanden, Zustand der Gleisanlagen der LVB schlecht“. Ziel ist also nicht nur eine Sanierung und Aufwertung, sondern auch die Erhöhung der Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer. Es

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sollen beidseitig zwischen Zschochersche Straße und Anton-Zickmantel-Straße breite Radstreifen angelegt werden. 64+ neue Bäume sind vorgesehen. Seit 2011 wird der Straßenumbau vom Verkehrsund Tiefbauamt der Stadt Leipzig geplant. Seitdem gab es vier Gestaltungsvarianten. Der aktuelle Planungsstand befasst sich mit Variante 4: beidseits 2,50 Meter breite Gehwege; 1,60 Meter breiter Radstreifen; 2,00 Meter breite Pkw-Stellflächen; 6,50 Meter Fahrbahnbreite mit Straßenbahn, jeweils 3,25 Meter pro Richtung; barrierefreie Haltestellen mit angehobener Radfahrbahn. Zurzeit gibt es 190 Stellplätze ohne zeitliche Einschränkungen, zusätzlich stehen 46 Stellplätze mit zeitlichen Beschränkun gen bzw. eingeschränktem Halteverbot an Wochentagen zur Verfügung. Das

macht 236 Stellplätze. Künftig würden nur noch, wenn der Grunderwerb klappt, 167 Stellplätze vorhanden sein. Damit fallen 69 weg. Die Baukosten könnten sich auf 16,4 Millionen Euro belaufen, der Stadtanteil beträgt 7,7 Millionen Euro.

Die Erhebung von Straßenausbaubeiträgen ist gemäß Kommunalabgabengesetz (KAG) in Höhe von 25 % der umlagefähigen Kosten erforderlich. Die Haltestelle Huttenstraße erhält sogenannte Haltestellenkaps, Bahnsteige, die direkt am Gehweg oder auf dem Gehweg liegen.

Diese Haltestelle bedienen die Linien 3 und 65 sowie N1. In der seitlichen Dieskaustraße befindet sich die Haltestelle der Linie 65 in Richtung Markkleeberg, die auch am Cospudener See Halt macht, ein sehr beliebtes Ausflugsziel im Sommer.

Gleisplan in der Huttenstraße mit Haltestelle Huttenstraße und Dieskaustraße zwischen Brückenstraße und Anton-Zickmantel-Straße Grafik: Stadt Leipzig

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Lageplan der Dieskaustraße zwischen Haltestelle Artur-Nagel-Straße (verlegt) und Höhe Windorfer Straße Grafiken: Stadt Leipzig

Die Haltestelle Kunzestraße wird von der Kunzestraße nach Süden an die Karl-HeftStraße/Brauereistraße verschoben.

Auch die Haltestelle Artur-Nagel-Straße wird nach Süden verschoben, allerdings nur auf die andere Seite. Die Kreuzung Dieskaustraße/Artur-Nagel-Straße wird neugeordnet, damit entfällt auch die stadtauswärtige Verbindung zur Bismarckstraße. Das Gleisbett wird im Haltestellenbereich aufgeweitet und eine separate Linksabbiegespur eingeordnet. Die stadteinwärtige Haltestelle Kötzschauer Straße wird gegenüber der stadtauswärtigen gelegt. Die Wendeschleife bleibt erhalten, nur das künftig im Uhrzeigersinn eingefahren wird. Die Haltestellen Schwartzestraße und Adler (stadteinwärts) bleiben an ihren Standorten.

Das geplante weitere Verfahren sieht so aus: Weiterführung der Planung ist nach der Auswertung der Hinweise der Öffentlichkeit vorgesehen, bei Bedarf erfolgt eine weitere Detailplanung für die Vorzugsvariante (Variante 4); Bearbeitung der Vorzugsvariante als Ergebnis der Vorplanung einschließlich der Öffentlichkeitsbeteiligung mit dem Ziel, unter Ein-

beziehung des Fachausschusses für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig, diese von der Ratsversammlung zu beschließen; Ratsbeschluss zur Bestäti-

gung der Vorzugsvariante für die weitere Planung im 4. Quartal 2016. Eine Realisierung ist ab 2019/2020 vorgesehen.

Die Haltestelle Kunzestraße an ihrer aktuellen Position

Haltestelle Kötzschauer Straße mit Einfahrtsgleis (links) und Ausfahrtsgleis (rechts) der Wendeschleife In der Wendeschleife Kötzschauer Straße, die im Linienverkehr nicht genutzt wird – Das Foto entstand bei einer Einkürzung der Linie 3 als Bauarbeiten stattfanden

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An der stadteinwärtigen Haltestelle Pfingstweide

Georg-Schwarz-Straße: 750 Meter, 2 Haltestellen, 4 Linien Die Georg-Schwarz-Straße ist komplett ca. 2,5 Kilometer lang und durchstreift als Hauptstraße die Ortsteile Lindenau und Leutzsch. Die Baumaßnahme beschränkt sich auf ca. 750 Meter zwischen der Hans-Driesch-Straße und der Philipp-Reis-Straße im Ortsteil Leutzsch.

Wichtige Straßenanbindungen sind die Hans-Driesch-Straße, Ludwig-Hupfeld-Straße und Am Ritterschlösschen.

Unmittelbar befindet sich der S-Bahnhof Leutzsch mit Anschluss an die S-Bahn zwischen Grünau und Hauptbahnhof sowie dem Regionalexpress nach Weißenfels und Erfurt. Der Straßenraum wird beidseitig von sanierten und unsanierten Gründerzeithäusern geprägt. Großverbundplatten beim Gleisbett und Schlackepflaster für Pkw-Stellplätze und teilweise für die Fahrbahn. Die Georg-SchwarzStraße nutzen täglich 11.700 Autofahrer und 350 Radfahrer.

Zwei Haltestellen gibt es hier: Pfingstweide und Philipp-Reis-Straße. An der Pfingstweide befindet sich ein kleines Einkaufszentrum. Bedient werden sie Und die Haltestelle Philipp-Reis-Straße

von der Tramlinie 7 (10-Minuten-Takt) und den Buslinien 67 (20-Minuten-Takt), N3 und N5 (Nachtbusse).

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Lageplan des neuen Straßenraums mit der Haltestelle Philipp-Reis-Straße

Der Straßenzustand ist in einem desolaten Zustand. Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer ist nicht immer gewährleistet. Im Frühjahr 2015 erfolgte eine erste Bürgerinformationsveranstaltung, dem sich weitere anschlossen, daneben auch Workshops zur Gestaltung von zwei Stadtplätzen. Das Vorhaben sieht einen grundhaften Ausbau vor. Neue Gleise, weiterhin mit Autos auf einer Fahrspur, und barrierefreie Haltestellen mit angehobener Radfahrbahn; beidseitige Radstreifen, 41 Pkw-Stellflächen und Baumreihen am südwestlichen Rand.

Erhöhung der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, sichere Querungsmöglichkeiten für Radfahrer und Fußgänger. An der Pfingstweide entsteht eine Fußgängerampel, die das aktuelle Provisorium ablöst. Pflanzung von 30 neuen Bäumen (zurzeit Baumlos). Zur Ecke Karl-Schurz-Straße entsteht ein neuer, kleiner Stadtplatz. Auch der Bereich vor den Leutzsch-Arkaden wird umgestaltet und verkehrsberuhigt angelegt.

An der Hans-Driesch-Straße wird der zweigleisige Abzweig zum Straßenbahnhof Leutzsch entfernt. Die Wendeschleife Philipp-Reis-Straße bleibt erhalten und erhält durch die Aufweitung der Gleis-

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anlage im Bereich der gleichnamigen Haltestelle ein neues Ein- und Ausfahrtsgleis. Verwendet wird für den Gleisbau die Bauart „Rheda City D“ auf Zwei-BlockSchwellen, die Erschütterungen reduziert.

Begonnen wird im April 2017 mit vorgezogenen Leistungen der Wasserwerke.

Der erste Bauabschnitt erfolgt von Mai bis Oktober 2017 zwischen Hans-DrieschStraße bis William-Zipperer-Straße (Leutzsch-Arkaden). Im Sommer 2017

Grafiken: Stadt Leipzig

gibt es dann eine Vollsperrung für den Straßenbahnverkehr, damit die Gleisbauleistungen realisiert werden können. Der zweite Bauabschnitt erfolgt von März bis Dezember 2018 zwischen William-Zipperer-Straße und Philipp-Reis-Straße. Dabei wird halbseitig gebaut und eingleisig gefahren, um den Straßenbahnverkehr aufrechtzuhalten. Nach dem Ausbau werden auch hier Straßenausbaubeiträge von 25 % erhoben.

Haltestelle Pfingstweide mit verkehrsberuhigter Zone an den Leutzsch-Arkaden und William-Zipperer-Straße

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Andrang beim Bootsverkehr auf dem Elstermühlgraben

Fotos: Dave Tarassow

Der Elstermühlgraben für Mühlen, Städtebau und Freizeit DAVE TARASSOW Leipzig wurde an Elster, Pleiße, Parthe und den beiden Rietzschken erstmals im Jahre 1015 urkundlich erwähnt. Die Siedlung befand sich an den zwei bedeutendsten europäischen Handelsstraßen – via regia (Königsstraße) und via imperii (Reichsstraße). Und das mitten in einem Auenwald und sumpfigen Land. Damit verbunden natürlich auch viele Bäche, Gräben und Flüsse sowie Seen. Die Stadt Leipzig ist also schon seit Beginn an eine Wasserstadt. Von Süd nach Nord schlängelt sich die Weiße Elster durch die Stadt, hauptsächlich durch den Auenwald, und mündet in Halle in die Saale. Die Pleiße kommend aus dem heutigen Leipziger Neuseenland fließt durch den südlichen Auenwald und mündet wiederum in das Elsterflutbett. Es gibt einige Nebenarme der Elster, wie die Luppe und Nahle.

Aber auch Mühlgräben, zum Antrieb von Mühlen. Das erste Leipziger Bootshaus eröffnete 1888 am Schleußiger Ufer der Weißen Elster und seitdem werden geführte (Motor)Bootsfahrten angeboten.

Das Familiengeführte Unternehmen „Bootshaus Herold“ gehörte zu den ersten, die auch den Stadthafen am Elstermühlgraben ansteuerten.

Ein Bronzemodell von Elster, Pleiße und Parthe mit Vorstädten und Stadt Leipzig um 1840 auf der Gustav-Adolf-Brücke – unten links fließt der Elstermühlgraben und darüber nach Norden der Pleißemühlgraben

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Am Kreuz von Weißer Elster, Elsterbecken und Alter Elster (Mitte) mit Zugang zum Elstermühlgraben

Freilegung des Elstermühlgrabens Der Elstermühlgraben zweigt an der Weißen Elster östlich der Marschnerbrücke (Marschnerstraße) ab und fließt vorbei am Schreberbad zur FriedrichEbert-Straße. Weiter über die Carl-Mariavon-Weber-Straße, den Ranstädter Steinweg und um die östliche Seite des Waldstraßenviertels und mündet im Rosental wieder in die Weiße Elster.

Angelegt um 1000 für den Antrieb der Anger- bzw. Jakobsmühle, aber auch zur Hochwasserregulierung. 1492 wurde hier erstmals Papier geschöpft.

Am Ranstädter Steinweg siedelten sich zahlreiche Fischer und Färber an. Als man den Steinweg als wichtigste Straße in Richtung Westen (heutige Ortsteile wie Plagwitz und Lindenau sowie die Städte Merseburg und Weißenfels) verbreiterte, wurde 1878 der Abschnitt überwölbt und 1879 die Angermühle abgerissen. Ende der 1930er Jahre kam es zur Verseuchung der Pleiße durch massive, ungeklärte Industrieabwässer und vor allem der karbochemischen Betriebe im Südraum

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von Leipzig. Durch die Verbindung des stark phenolbelasten Flusses mit dem Wasser der Weißen Elster wurde auch der Elstermühlgraben in Mitleidenschaft gezogen. Anfang der 1960er Jahre entschied man sich, den Elstermühlgraben zwischen Schreberbrücke (am Schreber-

bad) und Rosentalwehr (am Naturkundemuseum/Rosentalgasse) unter die Erde zu legen. Bereits in den 1950er Jahren wurde der Pleißemühlgraben zwischen Schleußiger Weg/Bundesstraße 2 und Rosentalwehr überwölbt und weiter bis zum Zoo zugeschüttet.

Bei der Freilegung im Sommer 2009 – in solch einem Rohr floss der Elstermühlgraben ab den 1960er Jahren

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Der Elstermühlgraben am Ranstädter Steinweg in Richtung Angermühlbrücke

Im Jahr 1990 startete die Initiative „Pleiße ans Licht!“, womit die Freilegung des Pleißemühlgrabens und später auch des Elstermühlgrabens gemeint ist. Zwei innerstädtische Gewässer sollten wieder im Stadtraum dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit dem Ausbau der östlichen Jahnallee zwischen Leibnizstraße und Goerdelerring (seit 2005 wieder Ranstädter Steinweg) in den Jahren 2005 bis 2006 wurde die Freilegung des Elstermühlgrabens als erster Bauabschnitt in die Planungen einbezogen.

Der originale Verlauf befindet sich auf der Nordseite, der Aufgrund von Geh- und Radwegen sowie der Verkehrsführung auf die Südseite verlegt wurde. Dort befand sich ein breiter Grünstreifen. Der alte Verlauf wurde bis auf 50 Meter vom Rosentalwehr kommend zugeschüttet.

In diesen 50 Metern befindet sich ein Tierschutzraum für Fledermäuse. Zwischen Thomasiusstraße/Leibnizstraße (am Brückensprengungsdenkmal) und Rosentalwehr wurde ein neues Flussbett mit drei Brücken und einem halben Wehr in einem Betontrog errichtet. Die neue Angermühlbrücke flankiert mit vier weißen Stelen und blauem Licht. Die Brückendurchfahrt ertönt in einem rot.

Am Rosentalwehr wurde außerdem ein Anlegesteg installiert. Die Eröffnung fand am 14. September 2007 mit Kanuten statt.

Befahren konnte der neue Abschnitt aber

noch nicht. Ein Paddeln in nördlicher Richtung zum Auenwald war und ist auch nicht möglich, da erst Gefahren im Flussbett beseitigt werden müssen.

Die Anlagestelle an der Angermühlbrücke, die sich direkt an der Innenstadt befindet

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Zur Mittagszeit am Stadthafen ist noch nicht viel los

Der zweite Bauabschnitt befindet sich zwischen Schreberbrücke und FriedrichEbert-Straße mit dem geplanten Stadthafen. Errichtet wurden zum großen Teil ein 10 Meter breites Flussbett und zwei Brücken. Am Schreberbad wurde die Schreberbrücke als Bogenbrücke neu errichtet. Die zweite Brücke, der Blüthnersteg, befindet sich westlich von der Friedrich-Ebert-Straße über einer Wehranlage. Nach dem Angerwehr am Ranstädter Steinweg ist es das zweite Wehr. Der Grund ist die Hochwasserregulierung der Weißen Elster, wozu der Elstermühlgraben deutlich beiträgt. Auf einem großen Grundstück zwischen Elstermühlgraben und Käthe-Kollwitz-Straße sollte längst ein innerstädtischer Stadthafen entstehen. Das Hafenbecken soll über 5000 m² groß sein, mit Anlegestellen für kleine und große Boote. Das extra für Leipzig entwickelte LeipzigBoot mit einem niedrigen Tiefgang darf jedoch nicht ins Becken, da es dort nicht wenden kann. Die Tiefe des Mühlgrabens beträgt 70 bis 90 Zentimeter. Dafür wurde das neue Flussbett auf 10 Metern Breite angelegt. Diese legen an einem 78 Meter langen Steg an und ab. Drumherum sollen Wohn- und Gewerbeeinheiten

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errichtet werden, unter anderem mit einem Bootsshop und Gastronomie. Auch Rundfahrten über die Leipziger Gewässer und vor allem ins Leipziger Neuseenland sollen von hier aus angeboten werden.

Die Stadt Leipzig schrieb das Bauprojekt

mehrmals aus, fand aber keinen geeigneten Bauherren. Einige wollten es privat erschließen. Und der städtische Haushalt reichte für Ausgaben von knapp 4 Millionen Euro nicht aus. Am 30. August 2010 wurde dieser Abschnitt feierlich eröffnet.

Die Straßenbahn befährt die Westbrücke, die durch die Freilegung neu errichtet wurde – seitlich stehen Alt- und Neubauten

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Blick Straßenbahnverkehr von der Westbrücke und auf Bauarbeiten den Bauabschnitt im Fokus3.3 in Richtung Elsterstraße

Ein Jahr später – am 11. Juli 2011 zum TAG BLAU – wurde der „Gewässerkurs 1“ eingeweiht. Dabei handelt es sich um den Leipziger Gewässerverbund, der mehrere Bootstouren durch verschiedene Gewässer und entlang sehenswerter Kulturstätten für Interessierte konzipiert hat. Dieser startet am Stadthafen und verläuft westlich zum Palmengartenwehr, zweigt dann südlich auf das Elsterflutbett zur Schleuse Connewitz ab. Von dort geht es weiter über die Pleiße und den Floßgraben durch den südlichen Auenwald an den Cospudener See. Das Ziel ist dann der Zöbigker Hafen am Südostufer des Cospudener Sees in der Stadt Markkleeberg. Wenn eines Tages die Verbindung mit dem Harth-Kanal zum benachbarten Zwenkauer See fertig ist (voraussichtlich 2020), ist der „Gewässerkurs 1“ mit 15 Kilometern Länge komplett befahrbar. Dafür wurden 2006 die Schleuse Cospuden (am Kelchsteinweg) und 2009 bis 2011 die Schleuse Connewitz errichtet. Bis 2018 pachtet nun die Stadthafen Leipzig GmbH das geplante Hafengrundstück und bietet mit Bootsverleih, Rundfahrten, Sport und Gastro einen Ersatz-Stadthafen an. Einer der Gründer ist der erfolgreiche Kanute Jan Benzien.

Fotos: Dave Tarassow

Ausklang beim „TAG BLAU“ auf dem Cospudener See – im Hintergrund erhebt sich die Pyramide von „BELANTIS – Das Abenteuerreich“

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Am 18. November 2016 fand der Baggerbiss mit Oberbürgermeister Burkhard Jung zum Bauabschnitt 3.1 statt

Der dritte und letzte Abschnitt zur Freilegung des Elstermühlgrabens ist die Carl-Maria-von-Weber-Straße, der Poniatowskiplan und zwischen Lessingstraße und Thomasiusstraße. Eingeteilt wurde der Abschnitt in drei Teilbauabschnitten auf Grund der Finanzierung und den Neubau von vier Brücken. Der Abschnitt 3.3 liegt zwischen der Friedrich-Ebert-Straße und Elsterstraße, der am 21. Mai 2015 eröffnet wurde. Während die Nordseite eine Bruchsteinmauer nach historischem Vorbild besitzt, erhielt die Südseite eine Sichtbetonmauer mit einem Ufer, das über zwei Rampen erreichbar ist. Vor der Sichtbetonmauer wurden zur Begrünung des Abschnitts mehrere Bäume und Ranken gepflanzt. Das Flussbett war zur Erbauungszeit deutlich breiter, als das neue Kanalartige Flussbett. Auf der Friedrich-Ebert-Straße wurde die Westbrücke neu errichtet. Im November 2016 begann die Freilegung des Abschnitts 3.1 zwischen Lessingstraße und Thomasiusstraße, der im November 2017 fertig sein soll. Parallel wird auf der Thomasiusstraße die Funkenburgbrücke neu errichtet.

Die Eröffnung findet nach Abschluss der Umbauarbeiten des Quartiersplatzes im Juni 2018 statt. Bis 2022 soll dann der

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Abschnitt 3.2 zwischen Elsterstraße und Lessingstraße am Poniatowskiplan erfolgen. Vor dem Flussbett befindet sich eine kleine Grünfläche mit einem Gedenkstein für den gefallenen polnischen Fürst Jósef Antoni Poniatowski, der am 19. Oktober 1813 in den Fluten des Elstermühlgrabens ertrank. Das Gewässer führte zu diesem Zeitpunkt Hochwasser. Am Ranstädter Steinweg Ecke Thomasiusstraße erinnert zudem das Brückensprengungsdenkmal, das am 19. Oktober 1813 vorzeitig in den Wirren von Napoleons Rückzug gesprengt wurde, statt bis sie auf der anderen Seite waren. Sie war die letzte Brücke in Richtung Westen, die nicht vorher schon vorsorglich zerstört wurde.

Viele Soldaten fanden im Elstermühlgraben den Tod. Zum Bauprojekt werden zwei weitere Brücken neu errichtet: Die Poniatowskibrücke in der Lessingstraße und die Elsterbrücke in der Elsterstraße.

Den Elstermühlgraben begleitet ein öffentlicher Weg, damit man ihn auch zu Fuß entlang gehen und nicht nur vom Wasser aus entdecken kann. Ab 2022 ist der Elstermühlgraben dann komplett freigelegt und es kann mit dem Boot entlang des Waldstraßenviertels nördlich ins Rosental gepaddelt werden oder in Richtung Westen über die Weiße Elster und den Karl-Heine-Kanal zum Lindenauer Hafen sowie in Richtung Süden über die Pleiße ins Leipziger Neuseenland.

Der Poniatowskiplan in Richtung Lessingstraße – rechts steht das Poniatowski-Denkmal

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Querschnitt der Friedrich-Ebert-Straße im Jahr 2016

Fotos: Dave Tarassow

Boomtown Leipzig friedrich-ebert-strasse DAVE TARASSOW In Leipzig wurde und wird schon immer gebaut. Da wird sich in der nächsten Zeit auch nichts ändern. Leipzig ist eine wachsende Stadt. Und wachsen tut auch die Friedrich-Ebert-Straße. Im Jahr 2004 fanden auf der südlichen Seite, zwischen Käthe-Kollwitz-Straße und Karl-Tauchnitz-Straße, umfangreiche Straßenbauarbeiten statt. Die Straße wurde verbreitert, die Straßenbahn erhielt in der Straßenmitte einen eigenen Bahnkörper, seitlich zwei Fahrspuren pro Richtung sowie Parkbuchten mit Baumreihen, Radfahrbahn und Gehweg. Der Grund für diese Straßenverbreiterung ist, dass man damit den Dittrichring und Martin-Luther-Ring, den westlichen Promenadenring, entlasten wollte.

Später sollte dann auch der Abschnitt zwischen Käthe-Kollwitz-Straße und Jahnallee vierspurig ausgebaut werden.

Problem waren aber mehrere Häuser, die im Weg standen. Beim Ausbau der Jahnallee 2005 bis 2006 wurde zur Ecke Friedrich-Ebert-Straße das älteste erhaltene Haus am Waldplatz abgerissen, für eine Rechtsabbiegespur, wo man vornherein wusste, die könnte kaum genutzt werden. Zehn Jahre später – 2016 – könnte man davon immer noch überzeugt sein. Das Eckhaus wurde 1862 im Klassizismus errichtet. Ein Baudenkmal, bei dem das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen die „städtebaulich wichtige Ecksituation“ betonte. 2000 flossen in die Sicherung von Dach und Fassade 200.000 DM Städtebaufördermittel.

Ein kleines Häuschen nebenan wurde

erhalten und ein SUBWAY-Store öffnete.

Weiter südlich stand das sogenannte Märchenhaus, die Friedrich-Ebert-Straße 81a/b, aus den Jahren 1901 bis 1903. Errichtet nach Plänen des Leipziger Architekten Robert Röthig als Doppelwohnhaus. Die Fassade war reicht dekoriert, wies Reminiszenzen unterschiedlichster Stile auf, wie Porträtreliefs, Masken, Putten, Gaffköpfe und Wappenkartuschen.

Das Meisterwerk im Eklektizismus besaß Hauseingänge mit Kreuzgewölbe und Mosaikboden. Wände mit Marmorbändern und aufgesattelte Eichenholztreppen. In den Wohnungen unterschiedliche Stuckdecken im Jugendstil. Bis in den 1990er Jahren war es bewohnt und danach sich selbst überlassen. Es gehörte einer Erbengemeinschaft in Amerika.

Die Untere Denkmalschutzbehörde der

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Das Märchenhaus im März 2006 vor dem Abriss

Stadt Leipzig, das Stadtforum Leipzig und engagierte Bürger versuchten alles, das Haus zu retten. Auch mit der Dresdner Bank als Investor. Doch auch bereitgestellte Fördermittel bewegten nichts.

Die Eigentümer beantragten den Abriss.

Im Oktober 2005 wurde der Dachstuhl durch einen Brand fast komplett zerstört.

Da sich die Stadt Leipzig ergebnislos sah, gab sie dem Abrissantrag grünes Licht.

Im April 2006 begann der Abriss eines prunkvollen Gebäudes. Für den Ausbau sollten sieben Baudenkmale auf Wunsch der Stadt Leipzig abgerissen werden.

Schon in den 1960er Jahren fand eine Straßenverbreiterung durch Abrisse statt. Zwei Jahrzehnte später ging es damit weiter. 1995 veröffentlichte die Stadt Leipzig Pläne, die Gedanken der „autogerechten Stadt“ der 1960er Jahren zu vollenden. Auf Grund eines großen Protests der Leipziger Bürger und des Stadtforums Leipzig konnte der Abriss bis auf drei Denkmale reduziert werden.

Es waren die Häuser der Friedrich-EbertStraße 12, 14 und 16. Die Hausnummer 16 war das Henriette-Goldschmidt-Haus.

Im Jahr 2000 wurden die drei Gebäude abgerissen. Die Straßenverbreiterung zwischen Käthe-Kollwitz-Straße und

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und Manetstraße (vor der Karl-TauchnitzStraße) konnte 2004 starten. Sie zerschneidet nun den Ortsteil Zentrum-West, mit dem Bachstraßenviertel auf der westlichen Seite und dem „Verlorenen Westviertel“ auf der östlichen Seite.

Verloren deshalb, weil hier im Zweiten Weltkrieg viel zerstört wurde und vom damaligen Charme nicht mehr allzu viel erhalten blieb. Nun schlug man eine Schneise. Die vorgesehene Entlastung kam nie, der hohe Autoverkehr auch nicht. Im Jahr 2016 kam Freude auf, das wieder beidseitig auf der Friedrich-EbertStraße gebaut wird. Und dabei handelt sich es nicht nur um eine Handvoll neuer Gebäude.

1. Das „Waldplatz Carré“ der CG-Gruppe in der Friedrich-Ebert-Straße 87 bis 93 2. An der Friedrich-Ebert-Straße Ecke Käthe-Kollwitz-Straße plant ImVest Wolf einen Neubau 3. Am historischen Westplatz schließt WINCON eine Baulücke 4. Eine weitere Lücke schließt Lohrmann&Stein mit der Friedrich Ebert-Straße Ecke Gustav-Mahler Straße 5. Gegenüber entstehen von ImVest Wolf Wohnhäuser der Friedrich-Ebert Straße 12, 14 und 16 mit Rekonstruk tion der Henriette-Goldschmidt-Haus fassade 6. Angrenzend errichtet ein unbekannter Bauherr weitere Wohnhäuser Damit erhält die Friedrich-Ebert-Straße zwischen Jahnallee/Waldplatz und Manetstraße zumindest wieder eine fast geschlossene Bebauung zurück.

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Hofseite der neuen Wohnhäuser an der Friedrich-Ebert-Straße

Grafiken: homuth+partner architekten

residenz am Waldplatz Auf den ehemals fünf Grundstücken der Friedrich-Ebert-Straße 87 bis 93 begann die CG-Gruppe im Herbst 2016 mit einem Neubauprojekt. Das Ensemble befindet sich im beliebten Waldstraßenviertel, dass von den Gewässern der Weißen Elster bald wieder umschlossen ist. Herrliche Jugendstilarchitektur und das Sportforum mit Arena und Red Bull Arena sowie dem Schreberbad und Stadthafen mit Ausflügen ins Leipziger Neuseenland schließen sich an. Auch eine Straßenbahnhaltestelle befindet sich fast vor der Haustür. Gemeinsam mit dem Leipziger Architekturbüro homuth+partner wurde ein anspruchsvolles Wohnkonzept entwickelt. In die Maisonette- und Split-LevelWohnungen (Die Räume sind durch eine halbe Etage versetzt) gelangt man direkt von der Tiefgarage in die Wohnung. Geplant sind 110 Mietwohnungen zwischen 11,30 €/m² bis 12,20 €/m² – der Schwerpunkt liegt auf 3-Raum-Wohnungen – und drei Gewerbeflächen im Erdgeschoss.

In der Tiefgarage hält man 74 Plätze vor.

und die Straßenseite

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Blick auf die Rückseiten der Wohnhäuser an der Mendelssohn- und Alexanderstraße zur Kreuzung hin

Fotos: Dave Tarassow

:

friedrich-ebert-/ kathe-kollwitz-str.

Der Bauträger ImVest Wolf mit seiner Firma LE Quartier 1 GmbH plant an der Friedrich-Ebert-Straße Ecke Käthe-Kollwitz-Straße, nördlich der Straßenbahnhaltestelle Westplatz der Linien 1 und 14, einen Wohnungsneubau. Auf diesem Areal befindet sich ein typisches Leipziger Handwerkerhaus, das direkt auf eine große Kreuzung blickt, und bis jetzt keinen wirklichen Nutzer fand. Schwierig wird hier eine Randbebauung, da das Handwerkerhaus im Weg steht. Statt einem Wohnhaus, sollte es kommen, könnte man auch ein Seniorenheim errichten.

Im Erdgeschoss mit verschiedenen Einzelhandelsflächen.

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Das Handwerkerhaus

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Am Westplatz soll 2017 ein Neubau entstehen – damit wird eine Raumkante geschlossen

Fotos: Dave Tarassow

Friedrich-ebertstrasse 41-43 So soll der Neubau aussehen Grafik: homuth+partner architekten Auf der nordwestlichen Seite des Westplatzes – ein ehemaliger Stadtplatz zwischen Gustav-Mahler-Straße und Kolonnadenstraße – plant die WINCON Immobilien GmbH einen Neubau mit 44 Wohnungen und zwei Gewerbeflächen.

Als Architekturbüro zeichnet sich homuth+partner verantwortlich. Im Umfeld befinden sich nördlich zwei Altbauwohnhäuser, östlich modernisierte und altmodische Plattenbauten und südlich ein 1990er Jahre-Neubau mit dem Schriftzug „FORUM ALTER WESTPLATZ“.

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Hier wurde die Fassade den umliegenden Gebäuden angepasst – sehr loebenswert

Grafik: homuth+partner architekten

gustav-mahlerstrasse 2a Der Neubau orientiert sich am gegenüberstehenden Altbau (links)

Lohrmann&Stein errichtet ab Frühjahr 2017 einen Neubau an der Gustav-Mahler-Straße Ecke Friedrich-Ebert-Straße, die Westseite der Straßenraumverbreiterung. Der Neubau nimmt die Kubatur des Nachbargebäudes auf. Damit soll eine Eingangssituation zur Gustav-Mahler-Straße und ins Bachstraßenviertel erzeugt werden. Zehn Eigentumswohnungen werden es sein. Die Entwürfe kommen vom Leipziger Architekturbüro homuth+partner.

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Entwurf für die Neubebauung an der Friedrich-Ebert-Straße

friedrich-ebertstrasse 12, 14, 16 Gegenüber, mit zur Ecke Reichelstraße, errichtet seit Sommer 2016 ImVest Wolf drei neue Wohnhäuser mit Gewerbeflächen und Tiefgarage, die vom Architekturbüro Mann&Schott gestaltet worden.

Mit dabei ist das „Henriette-GoldschmidtHaus“, das im Jahr 2000 zugunsten der Straßenverbreiterung der Friedrich-EbertStraße abgerissen wurde. Der Verein für Familien- und Volkserziehung erwarb 1889 das Wohnhaus in der damaligen Weststraße 16 durch große finanzielle Anstrengungen und großzügigen Spenden jüdischer Bürger. Genutzt wurde es als Vereinshaus. Die Weststraße wurde 1934 in Hindenburgstraße und 1945 in Friedrich-Ebert-Straße umbenannt.

Im Haus gab es im Laufe der Zeit mehrere Nutzungen: ein Volkskindergarten, das 1872 gegründete Seminar für Kindergärtnerrinnen, die 1878 angelegte Höhere Schule für Damen, die später in FröbelFrauenschule umbenannt wurde, ein Schülerinnenpensionat sowie ein Seniorenrinnenheim. Henriette Goldschmidt wurde 1825 in Krotoszyn (Posen) geboren und starb am 30. Januar 1920 in Leipzig und war deutsche Frauenrechtlerin, Pädagogin und Sozialpädagogin. Sie wohnte 31 Jahre in diesem Haus. 1921 erhielt das Haus nach ihrem Tod den Namen „Henriette-Goldschmidt-Haus“. Im selben Jahr wurde der Verein für Familien- und Volkserziehung aufgelöst.

Das Haus wurde in die Henri-HinrichsenStiftung eingegliedert, die wiederum 1921 der Stadt Leipzig in die treuhänderische Verwaltung zum Zweck der Frauenbildung übergeben wurde. Henri Hinrichsen und Henriette Goldschmidt eröffneten 1911 die „Hochschule für Frauen“, heute eine Berufsschule für Soziales und Gesundheit. 1991 wurde das bedeutende Haus für 38.000 DM an eine Stadtmitarbeiterin verkauft, die es später für 1,2 Millionen DM wieder verkaufte.

Als 1995 die Pläne bekannt wurden, die Friedrich-Ebert-Straße in diesem Abschnitt zu verbreitern, hieß das auch, das Haus muss abgerissen werden. Viele Stadträte, Bürger und Vereine, sogar

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Tiefbauarbeiten an der Friedrich-Ebert-Straße Ecke Reichelstraße im Dezember 2016

Friedrich-ebertstrasse x bundesweit, regten Widerstand.

Die Ratsversammlung stimmte knapp für den Hausabriss und damit für die Verbreiterung des unnötigen Straßenraums.

Allerdings beschlossen sie auch, dass bei einem Wiederaufbau die Fassade originalgetreu rekonstruiert werden muss. Am 18. März 2000 erfolgte schließlich der Abriss, der schon längst vollzogen sein sollte, den aber engagierte Bürger verhindern konnten.

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Nördlich anschließend plant das Architekturbüro Mann&Schott für einen anderen Bauherren drei weitere Wohnhäuser mit 100 Wohnungen.

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ALTENBURG Die Stadt Altenburg befindet sich im Freistaat Thüringen, liegt südlich von Leipzig, und hat über 32.000 Einwohner. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Altenburg im

Jahre 976 unter anderem nach der Gründung der Markgrafschaft Meißen. 1132 gab es eine weitere Urkunde – als der Kaiser Lothar III. die Kaiserpfalz Altenburg nutzte.

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Die Kaiserpfalz war der Grund, dass aus der Siedlung eine Stadt wurde und den heutigen Namen trägt. Außerdem liegt sie an der europäischen Handelsstraße via imperii.

Das Schloss Altenburg wurde erstmals 976 von Kaiser Otto III. erwähnt. Im 12. Jahrhundert wurde sie zur Kaiserpfalz (Palast) umgebaut. 1455 fand hier der „Altenburger

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Prinzenraub“ statt, in der zwei junge Prinzen durch den Ritter Kunz von Kauffungen entführt worden. Zwischen 1706 und 1744 wurde die Burg durch die Herzöge Friedrich II. und Friedrich III. zum Schloss ausgebaut.Seit 1918 ist das Schloss Altenburg im Besitz der Stadt.

Hier wurde außerdem nach 1810 das Kartenspiel Skat erfunden und bekannt.

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veb ka tonwerke

ANDRÈ WINTERNITZ Das Areal des einstigen VEB Kaolin- und Tonwerke Salzmünde Werk Spergau liegt unscheinbar nahe Bad Dürrenberg. Schon von weitem ragen die Schlote aus der dichten Vegetation hervor. Sonst deutet nichts auf einen zu DDR-Zeiten florierenden Betrieb. Nach der Wende gingen hier die Lichter aus, bis dahin arbeiteten in dem Betrieb zu Spitzenzeiten hunderte Menschen. Produziert wurden hier Porzellanerde, Porzellanton und weiße Tonerde.

Heute ist dieser Ort ein Idyll für FLora und Fauna, trotz der Altlasten, die sich über die Jahre in der Umgebung verteilt und abgesetzt haben. Aktuelle Planungen, was mit dem Areal geschehen soll, gibt es bisher nicht.

Dank seines hohen Schmelzpunkts von 1450 °C dient(e) Kaolin in der Keramikindustrie hauptsächlich als Grundlage zur Herstellung von weißem Porzellan und für hellbrennende Tonmassen.

Bekanntes Endprodukt ist das Meißner Porzellan. Ein Zusatz bei der Herstellung von Boden- und Wandfliesen fördert die Qualität, je höher der Kaolin-Anteil, desto größer kann die Fliese sein, da ihre mechanischen Eigenschaften nach dem Brennen verbessert werden.

Aus Gruben im Raum Halle (Saale) bei Salzmünde/Möderau, Etzdorf, Spergau und Rossbach wird Kaolin und weißbrennender Ton durch die Kaolin und Tonwerke Salzmünde GmbH abgebaut. Kleine Vorkommen gab oder gibt es noch im Rheingau bei Geisenheim sowie in Rheinhessen. Kaolin kommt in der Natur vergleichsweise selten vor, nennenswerte Lagerstätten befinden sich in Brasilien, in den USA, Deutschland, England, Tschechien, Japan, China, Indien und auf den Philippinen.

Fotos: André Winternitz/ rottenplaces.de

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aolin- und salzmĂœnde

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e l o n i l b ve l h o k ANDRÈ WINTERNITZ Der VEB Linoleumwerk Kohlmühle (Likolit) entstand 1902/03 aus einer Filiale der Sebnitzer Papierfabrik. Unter dem Namen LIKOLIT stellte man hier später Wachstuch und bedrucktes Linoleum her.

Am 25. November 2013 wurde das Insolvenzverfahren für die Likolit Linoleumwerk Kohlmühle GmbH eröffnet.

Im Mai 2015 flossen etwa fünf Kubikmeter Dioctylphthalat aus dem Linoleumwerk über die Kanalisation in die Sebnitz. Mitarbeiter einer Forellenzucht entdeckten den öligen Film am Lachsbach, in den die Sebnitz mündet. Die Feuerwehr fing die Chemikalie ab und dichtete das Leck eines Tanks der Fabrik ab.

Warum dieser Leck schlug ist unklar. Am 21. September 2015 lösten Spaziergänger einen Feuerwehreinsatz aus, als diese beim „Austreten“ im Gebüsch des Werks kleine gelbe Behälter mit Gefahrenkennzeichnung entdeckten.

Da bei Likolit früher radioaktives Material für einige Prüf- und Messverfahren eingesetzt wurde, vermuteten die Wehrleute Restbestände und richteten einen Sperrbereich ein. Die Behälter waren leer, Proben ergaben jedoch, das diese mit verstrahltem Material in Kontakt gekommen waren. Sie wurden in einem Spezialbehälter abtransportiert.

Fotos: André Winternitz/ rottenplaces.de Für die Innenaufnahmen gab es keine Genehmigung zur Veröffentlichung seitens des Eigentümers.

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sowjetische DAVE TARASSOW Pavillon, goldene Spitze, roter Stern und eine Messehalle Die heutige Halle 12 auf dem Gelände der ehemaligen Technischen Messe Leipzig wurde in den Jahren 1923 bis 1924 nach Plänen von Oskar Pusch und Carl Krämer errichtet.

In den 1920er Jahren wurden in vielen Städten neue Sportstätten gebaut und auch Leipzig wünschte sich eine Halle, jedoch hatte die Stadt kein Geld. Der Inhaber der Messehalle, der „Verband der Werkzeugmaschinen“ erklärte sich bereit, sie in den Wintermonaten als Sporthalle zur Verfügung zu stellen. Der „Verein Sportplatz Leipzig“ übernahm die Kosten für die Innenraumumgestaltung.

Da die Halle mit den Stadien nicht mithalten konnte, bekam sie durch die beiden ausführenden Architekten einen Portikus an die Ostseite. So konnte die neue Sporthalle am 8. Oktober 1927 mit 8000 Plätzen unter den Namen

„Achilleion“ eröffnet werden.

Sie blieb lange Zeit die einzige Großsporthalle. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Sporthalle stark zerstört.

Ein Jahr nach Kriegsende fand die erste Messe wieder statt. 1950 bis 1952 wurden Fassade und Innenraum des Portikus‘ nach dem Vorbild Moskauer Bauten aus den 1930er Jahren umgebaut und er erhielt eine goldene Spitze mit rotem Sowjetstern.

Das Achilleion wurde 1950 als „Sowjetischer Pavillon“ wiedereröffnet. Er diente als Startpunkt für die Messerundgänge der Staats- und Parteiführung. Im Pavillon befanden sich nur Verwaltungs- und Repräsentationsräume der Messe- und Ausstellungs-AG und die Halle 12 diente als Ausstellungshalle für die Maschinenbauindustrie.

Fotos: Dave Tarassow

Seit dem Umzug der Leipziger Messe 1996 auf das neue Messegelände, steht der Sowjetische Pavillon leer. Er wird sehr gern für Besucher geöffnet, Ausstellungen und Shootings finden statt. Doch ein neuer Eigentümer lässt sich nicht so leicht finden. Die Landesbank Berlin hatte Interesse und wollte ein IMAX-Kino einbauen, ebenso die benachbarte BIO-CITY mit Erhaltung des Pavillons und einem Teilbzw. Komplettabriss der Halle 12. Auch die Stiftung Deutsches Holocaust-Museum war am Pavillon interessiert, die ein nationales Dokumentations- und Informationszentrum über die Zeit und die Verbrechen des Nationalsozialismus einrichten wollten.

Oder ein angeblich reicher Russe, der hier ein EishockeyStadion mit eigener Mannschaft etablieren wollte.

Im Herbst 2016 wurde nun im Pavillon der Grundstein für das neue Domizil des Leipziger Stadtarchivs gelegt.

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DAVE TARASSOW In den Jahren 1841 bis 1844 wurde der „Bayerische Bahnhof“ in Leipzig eröffnet, angelegt von der SächsischBayerischen Eisenbahn-Compagnie, und diente als Ausgangspunkt der Bahnstrecke zwischen Leipzig und Hof. Bereits 1842 wurde der Bahnhof mit dem ersten Streckenabschnitt nach Altenburg eröffnet, obwohl er noch unvollendet war. Fertiggestellt wurde er im September 1844.

1883 gab es zur besseren Verknüpfung mit dem Eisenbahnverkehr den Anschluss an das Straßenbahnnetz. Ende 1912 diente der Bayerische Bahnhof nur noch dem Nah- und Güterverkehr sowie für Messesonderzüge, da die Schnellund Eilzüge am Hauptbahnhof begannen und endenden.

1939 sollte nach Plänen eines Düsseldorfer Architekten, das Bahnhofsgelände einer Prachtstraße weichen. Parallel entstand ein großes Bahnbetriebswerk, das die erste in Deutschland zusammenhängende Bahnbetriebsanlage war. Unter anderem mit Lokschuppen, Stellwerk und Kohlebunker.

Bei Luftangriffen 1943 und 1944 wurde das Bahnhofsareal teilweise zerstört. Der Portikus und die Gebäude der Westseite blieben erhalten, die hölzerne Bahnhofshalle – 95 Meter lang und von zwanzig zwölf Meter hohe Eichensäulen getragen – brannte völlig aus und die Gebäude der Ostseite mussten größtenteils abgerissen werden. Die Abfahrt befand ich auf der Westseite und die Ankunft auf der Ostseite. Nunmehr hatte der Bayerische Bahnhof keine Überdachung mehr für seine Fahrgäste. Um 1970 sollte der Bahnhof komplett stillgelegt werden. Acht Jahre später kam die Idee, Teile

des Geländes in eine dauerhafte Schauanlage umzugestalten. Bestandteil war auch eine Museumsbahn zur Technischen Messe, die zu Messezeiten und besonderen Anlässen betrieben werden sollte. Dazu kam es jedoch nicht. Stellwerke und Bauwerke wurden in den 1980er Jahren erneuert.

Die Formsignale ließ man aus Denkmalschutzgründen an den Bahnsteigen erhalten. 1952 schloss das Bahnbetriebswerk seine Tore, das sich seitlich der Gleisanlagen befand. Ein großer Ringlokschuppen mit Drehscheibe befindet sich östlich des heutigen S-Bahnhofs Leipzig-MDR und westlich der Großmarkthallen. Um die Drehscheibe zu erhalten, hatte man während des Bahnhofsneubaus einen kleinen Teil der Außenmauern neu gegossen. Die komplette Bahnhofsanlage wurde dann 2001 stillgelegt. Zuletzt fuhren noch Regionalzüge nach Altenburg und Zwickau. Zum Abschied fand auch eine historische Dampfzugsonderfahrt nach Altenburg statt. Auf dem Portikus, der vier Durchfahrten hatte und nördlich zu einer Drehscheibe führte, hatte eine Glocke, die die Abfahrt der Züge ankündigte.

Sie befindet sich heute im Verkehrsmuseum Dresden. Der Portikus ist 20 Meter hoch, 30 Meter breit und 6 Meter tief und wiegt 2800 Tonnen. 2006 wurde er durch die Bauarbeiten des City-Tunnels mit einem unterirdischen Bahnhof nach Osten verschoben, um ihn in offener Bauweise zu errichten. 2009 ging es dann wieder zurück und anschließend erfolgte die Sanierung.

2012 wurde er mit sächsischer und bayerischer Beflaggung in einer Feierstunde übergeben. Der Portikus samt Neben-

bäude ist der älteste erhalte Kopfbahnhof Deutschlands, sogar von der Welt spricht man.

Mit Eröffnung des CityTunnels im Jahr 2013 kann man nicht wirklich mehr davon sprechen. Vor und hinter dem Portikus befinden sich die Zugangsbauwerke in den S-Bahnhof. Erhalten sind neben dem Ringlokschuppen noch eine Wagenhalle und Nebengebäude, die beiden letzteren sollten längst abgerissen sein. Im westlichen Empfangsgebäude befindet sich seit 2000 ein Gasthaus mit Brauerei. Das komplette Areal wird seit 2013 schrittweise zu einem Stadtteilpark umgestaltet. Von dem einstigen Eisenbahncharme ist in Sachen Schienen und Signale nichts mehr erhalten. Außer der neuen Gleisanlage in Richtung Altenburg – zwar tiefgelegt, aber offen, so dass man die vorbeirauschenden Züge beobachten kann.

Fotos: Dave Tarassow

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haus der BASTI DÄMMLER Die Zeiger der Turmuhr sind stehen geblieben, der Genosse Lenin blickt selbstbewusst in die bewaldete Weite von Brandenburg, doch der Militärmarsch ist verstummt, Wünsdorf ist wieder eine Stadt wie jede andere.

Fast ein Jahrhundert lag hier im Süden von Berlin das militärische Herz von Deutschland. Ab 1906 zieht die preußische Armee in Wünsdorf ein. Nach Ausbau zu einer echten Militärstadt verlegt die Reichswehr hierher ihren Hauptsitz. Im letzten Atemzug des Ersten Weltkrieges entsteht dazu im Jahr 1919 die kaiserliche Turnanstalt, darauffolgend zur Heeressportschule umstrukturiert. Mit dem Machtangriff der Nationalsozialisten wird Wünsdorf ab 1933 enorm ausgebaut.

Moderne Truppen kommen in die Garnision und ab 1935 sitzt hier das Oberkommando der Wehrmacht. Die Heeressportschule wird dabei zur

Reichssportschule weiterentwickelt. Es ist ein neuer Stützpunkt des deutschen Spitzensportes, für die Olympiade 1936 in Berlin trainieren hier die deutschen Athleten für die Wettkämpfe, ziehen durch das kaiserliche Schwimmbad ihre Bahnen.

1939 beginnt dann Deutschland einen Krieg, den sie nicht gewinnen können, so ist es gerade der 20. April 1945, an dem die Rote Armee fast ohne Widerstand in Wünsdorf einmarschiert.

Es beginnt ein neues Kapitel in der Militärgeschichte der Stadt. Die Sowjetunion übernimmt dabei die Tradition des Standortes und macht Wünsdorf zum Oberkommando der GSSD (Gruppe Sowjetische Streitkräfte in Deutschland).

Von hier aus befehligt die Generalität die 500.000 sowjetische Soldaten in der DDR, fast 70.000 sind davon alleine in Wünsdorf stationiert. Die Reichssportschule mit ihrem

weitläufigen Gelände wird dabei zum kulturellen Mittelpunkt umgebaut, dem Haus der Offiziere. Die Turnhallen wandeln sich zum Theatersaal und Ballsaal, es entsteht zudem ein Museum, Bibliothek, Radiosender, Speisehaus, Kino und einiges mehr. Sowjetische Geschichte in preußischer Hülle.

Das Ende kommt 1994, mit der deutschen Wiedervereinigung ziehen die Sowjets ihre Truppen aus Deutschland ab, Wünsdorf wird leer gezogen.

Darauf verfällt das Haus der Offiziere in einen tiefen Dornröschenschlaf, ein riesiger Palast in Brandenburg, in der Hoffnung auf den Prinzenkuss.

Fotos: Basti Dämmler/ www.industrie-kultur-ost.de

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BASTI DÄMMLER Es rattert, es knallt.

Die Webstühle versetzen das Gebäude in Bewegung und geben Zentimeterweise feinsten Stoff frei. Es ist der Herzschlag der Stadt Forst an der Neiße. Schon seit dem späten Mittelalter spezialisiert sich das ansässige Handwerk in Forst auf die Handweberei von Leinenstoffen. Die umliegende Braunkohle und die technischen Errungenschaften der Dampfmaschine und des mechanischen Webstuhles erfassen die alte Tuchmacherstadt wie ein industrieller Tsunami. Ab dem Jahr 1821 entwickelt sich Forst dabei zu den bedeutendsten Textilstädten in Mitteleuropa.

Zwangsläufig erhält es auch den Beinamen „Deutsches Manchester“ und den hat es sich wahrlich verdient, in den 1930er Jahren klappern an der Neiße 4.500 Webstühle, die pro Jahr 18-20 mio. Meter Tuch webten. Einher mit dieser rasanten Entwicklung geht

auch die Tuchfabrik Pürschel.

1878 gründete Hugo Pürschel im Forster Stadtzentrum seine erste kleine Tuchfabrik. Die Fabrik wächst schnell und kommt räumlich an ihre Grenzen. So ist es sein Sohn Carl Heinrich Pürschel, der 1924 in der Nordstadt ein neues Firmenkapitel aufschlägt und eine moderne Tuchfabrik errichtet. Ausgeführt wird der Bau in Stahlbetonskelettbauweise mit Ziegelausfachung, verblendet mit markant gelben Klinker. Das Geschäft floriert und die Tücher von Pürschel gehen in die ganze Welt. So kommt es 1929 und 1934 zu einer weiteren baulichen Erweiterung.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Anrücken der Roten Armee wird die Tuchstadt Forst zur direkten Kampfzone. Es folgt ein Kampf um jede Fabrik, die Spuren dieser Schlacht sind heute noch an den Gebäuden abzulesen.

Nach der Demontage und dem Aufbau der jungen DDR werden viele alte Tuchfabriken enteignet. Die Tuchfabrik Pürschel geht dabei in den „VEB Modetuch Forst“ über.

Als „VEB Tuchfabriken Forst“ werden fast alle Tuchwebereien 1964 in der Stadt zu einen Großbetrieb vereint. Nach einer kurzen Privatisierung folgt 1992 das leise Ende, der letzte Webstuhl in Pürschels Fabrik wird abgeschalten, die Fabrik ihrem Schicksal überlassen. Doch nach 22 Jahren des Leerstandes scheint die alte Tuchfabrik nun wachgeküsst zu werden, in ihrem Mauern soll in den folgenden Jahren eine Likörfabrik entstehen.

Fotos: Basti Dämmler/ www.industrie-kultur-ost.de

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KÖTHEN Die Stadt Köthen befindet sich im Land Sachsen-Anhalt, nördlich von Halle, und hat über 26.000 Einwohner. Erstmals erwähnt wurde der Ort in mehreren Chroniken, die

über das Jahr 1115 berichten.

Hier entstand die erste Deutsche Akademie der frühen Neuzeit sowie der erste deutsche

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Schulbuchverlag. 1617 wurde in Köthen die „Neue Fruchtbringende Gesellschaft zu Köthen – Vereinigung zur Pflege der deutschen Sprache“ gegründet.

finden die „Köthener Bachfesttage“ statt – 2017 zum 50. Mal. Bach schrieb hier unter anderem einen Teil des Wohltemperierten Klaviers.

Der große Komponist Johann Sebastian Bach wirkte von 1717 bis 1723 auch in Köthen und war als Hofkapellmeister unter Fürst Leopold von Anhalt-Köthen tätig. Seit 1967

Im Mittelpunkt der Altstadt steht die um 1400 errichtete Jakobskirche mit ihren zwei 75 Meter hohen Kirchtürmen, die über eine Brücke verbunden sind.

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DAVE TARASSOW Nach dem Stadt- und Messeprivileg von 1165 wurden 2015 auch „850 Jahre Leipziger Messen“ gefeiert. Als Leipzig vor 1000 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurde, fanden natürlich auch schon Messen statt. Denn Leipzig liegt an den zwei bedeutendsten europäischen Handelsstraßen, der via regia (Königsstraße, West-Ost) und via imperii (Reichsstraße, Nord-Süd). Das Messeprivileg wurde 1165 von Otto dem Reichen verliehen. Reich war er aber nicht.

Ein zweites Privileg von 1497 von Kaiser Maximilian I. konnte bis heute aber nicht bestätigt werden. Hier entstand nicht nur die erste Messe der Welt, sondern auch das erste Mustermessehaus der Welt, die zugleich das erste und einzige Untergrundmessehaus besaß. Nicht zu vergessen ist, dass hier auch die Mustermesse erfunden wurde. Bekannt sind die Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse. Viele Produkte begannen hier ihren Erfolg.

Die Messetradition ist heute noch vor allem in der Innenstadt spürbar.

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Auftakt mit 850 Luftballons Am 20. Oktober 2014 lud die Leipziger Messe auf dem Markt vor dem Alten Rathaus ein. Sie suchten 850 Bürger, die mit 850 Luftballons das Doppel-M darstellen und anschließend in die Luft lassen. Damit wurde das Festjahr „850 Jahre Leipziger Messen“ eingeläutet. links: 850 Luftballons steigen in den Himmel am Alten Rathaus. darunter: Schlüsselübergabe zwischen Zoo und Messe. rechts: Theaterstück mit Löwenskulptur vor dem Leipziger Zoo. unten: Finale „Lipsias Löwen“ auf dem Augustusplatz mit Feuerwerk.

Fotos: Dave Tarassow

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Eroffnung KONGRESSHA Gemeinsam mit dem Festakt „1000 Jahre Leipzig“ wurde am 29. Mai 2015 die sanierte KONGRESSHALLE am Zoo eingeweiht. Der Eigentümer Zoo Leipzig übergab der Leipziger Messe als Betreiber den Schlüssel. Nach dem Festakt lud die Messe zu einem Tag der offenen Tür ein und die vielen Räume konnten besichtigt werden. Einen weiteren öffentlichen Besichtigungstermin gab es am 5. Juli 2015, dann mit Vorträgen zur Messegeschichte.

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StadtFestSpiel

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Die Leipziger Messe war beim „StadtFestSpiel“ anlässlich des Stadtjubiläums natürlich mit dabei. Die Löwenskulptur „Wirtschaft & Handel“ widmete sich der Leipziger Messe und machte auch vor der KONGRESSHALLE einen Stopp und führte ein Theaterstück auf.

Die Messetochter FAIRNET zeichnete sich für die Logistik des gesamten Programms verantwortlich.

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FesteMpfang In die imposante Glashalle der 1996 eröffneten Neuen Messe wurde am Abend des 27. Juni 2015 geladen.

850 Gäste aus Wirtschaft, Kultur und Politik feierten gemeinsam die älteste Messe der Welt. Welche Produkte hier ihren Anlauf hatten und wie sich bis heute entwickelten. Die Löwenskulptur vom StadtFestSpiel war auch wieder präsent. Reden gab es vom Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, dem Sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich, dem Vorsitzenden des Ausstellungs- und Messeausschusses Walter Mennekes, und den beiden Messe-Geschäftsführern Markus Geisenberger und Martin Buhl-Wagner. Die Thomaner durften hier natürlich nicht fehlen. Der große Empfang fand anschließend in der Magnolienallee statt, wo man sich bis nach Mitternacht amüsieren konnte.

Das Vokal-Ensemble „Adorabilli“ und die „Lounge Society“ sorgten für eine atmosphärische Stimmung. Es gab Speisen aus aller Welt und zur Dämmerung leuchteten die Glashalle und der Messeteich in bunten Farben.

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Kindermuseum

links: Rede vom Sächsischen Ministerpräsident beim Festakt. darunter: Lounge Society. unten: Die Magnolienallee. rechts: Eröffnung des Museums „KinderMachenMesse“. darunter: Ausstellungsstücke.

Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig eröffnete am 28. Juli 2015 mit einem Kinder- und Sommerfest wieder ihr KinderMuseum. Hier befindet sich die Dauerausstellung „Kinder machen Messe“, das auch das einzige Messemuseum Deutschlands ist. In mehreren Themenwelten wird die Entwicklung der Leipziger Messen dargestellt und lädt durch ein interaktives Spiel ein.

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Leipz Passag Höhepunkt und Abschluss waren das „Leipziger Passagenfest“, das nunmehr zum sechsten Mal in den Höfen, Passagen und Kaufhäusern der Innenstadt stattfand. Es stand im Zeichen des Messegeburtstags. Begonnen wurde um 18 Uhr mit einer Eröffnung auf dem Marktplatz, wo seit hunderten von Jahren Waren angeboten und vertrieben werden. Pferdewagen zeigten, wie im Mittelalter die Waren transportiert wurden. Die Höfe am Brühl, das Warenhaus Karstadt, die Mädler Passage und Galeria Kaufhof, Kleines Joachimsthal, Oelsners Hof, Städtisches Kaufhaus und Strohsackpassage sowie der Petersbogen, Messehof, Specks Hof und Hansa-Haus, Barthels Hof und die Marktgalerie luden zu einem bunten Programm ein. Bis Mitternacht hatten rund 300 Geschäfte geöffnet.

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ziger genfest Zum Beispiel wurden in der Mädler Passage historische Automobile und eine Modenschau präsentiert. Im Barthels Hof blickte man in die Welt der Leipziger Messen. Es wurden mittelalterliche Marktszenen dargestellt und es konnte sich über das Stapelrecht und seine Folgen informiert werden.

Im Städtischen Kaufhaus, dem weltweit ersten Mustermessehaus, wurde sich zurück ins Jahr 1901 versetzt.

Rustikale Speisen und Tränke luden auf den Markt ein. Spielleute, Fakiren, Ritter und Pferdewagen begrüßten das Volk. Um 23.23 Uhr startete schließlich der große und beliebte Festumzug mit allen Akteuren und Gästen durch die beleuchtete Innenstadt. Um Mitternacht war schließlich auch dieses Passagenfest zu Ende.

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00 jahre leipziger uptbahnhof DAVE TARASSOW Ein weiteres von vielen Jubiläen im Jahr 2015 war der 100. Geburtstag des Leipziger Hauptbahnhofs. Am 4. Dezember 1915 wurde der bis heute größte Kopfbahnhof der Welt eröffnet.

Errichtet wurde er von der SächsischKöniglichen Staatseisenbahn und der Preußischen Staatseisenbahn. Das heißt, beide Unternehmen teilten sich den Hauptbahnhof und hatten alles doppelt. Von den ursprünglich 26 Gleisen sind heute noch 21 in Betrieb. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark in Mittleidenschaft gezogen. Zerstört waren die Westhalle, die Decke der Querbahnsteighalle und das Dach der Bahnhofshalle. Der erheblichste Angriff war am 7. Juli 1944, als einer der stützenden Abschlussbögen brach und in den folgenden 20 Minuten weitere

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nacheinander zwischen der Bahnhofshalle und der Querbahnsteighalle einstürzten – wie eine Kettenreaktion.

Der Wiederaufbau dauerte bis 1965.

In der DDR beschloss die Deutsche Reichsbahn, alle stark zerstörten Bahnhofshallen nicht wieder aufzubauen.

Da aber der Leipziger Hauptbahnhof besonders für Messegäste aus der Bundesrepublik Deutschland eine Repräsentation besaß, wurde hier eine Ausnahme gemacht. Dafür wurde die Deutsche Reichsbahn der DDR im In- und Ausland gelobt. 1997 eröffnete hier ein Shoppingcenter. Seit der Eröffnung des City-Tunnels 2013 fahren nun auch Züge unter dem Hauptbahnhof durch. Ein Jahrhundertprojekt. In einer Festwoche vom 24. bis 27. Oktober 2015 wurde „100 Jahre Hauptbahnhof Leipzig“ gefeiert.

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Ausstellung von Zugen Auf den Gleisen 22, 23 und 24 wurden moderne und historische Fahrzeuge ausgestellt. Auf dem Museumsgleis 24 befinden sich seit der Eröffnung der „Promenaden Hauptbahnhof Leipzig“, die 2017 ihr 20-jähriges Bestehen feiern, eine Dampflok von 1943, der Fliegende Hamburger und drei Krokodile. Diese wurden um zwei Ferkeltaxen und eine Draisine ergänzt.

Ein Talent 2-Triebzug der Abellio Rail Mitteldeutschland GmbH, die seitdem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 das Saale-Thüringen-Südharz-Netz betreiben, und der neue Zug des Chemnitz-Leipzig-Express der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB), die ihren Betrieb ebenso zum Fahrplanwechsel aufnahmen, präsentierten sich. Daneben gab es auch einen Talent 2-Triebzug der S-Bahn Mitteldeutschland und ein Regio-Shuttle RS1 der MRB. Ein Hingucker war die neue IC 2-Generation, eine Lok der Baureihe 146 und ein Doppelstockzug, die mit zwei Jahren Verspätung erstmals im Netz der Deutschen Bahn eingesetzt werden.

oben: Triebzug von Abellio. unten: Personenwagen der MRB. darunter: Steuerwagen des IC 2. rechts oben: Ausgestellte historische Fahrzeuge auf dem Museumsgleis. unten rechts: Taufe eines IC 2.

Fotos: Dave Tarassow

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Taufe eines Zugs Am Nachmittag des 24. Oktober 2015 wurde der Steuerwagen des ausgestellten IC 2-Doppelstockzugs auf den Namen „Leipziger Neuseenland“ getauft. Während die ICEs nach Städten benannt werden, sollen die IC 2 mit Regionen betitelt werden. Anlässlich des Bahnhofsjubiläums ein guter Zeitpunkt, denn zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 gingen die ersten Züge auf der Verbindung Leipzig– Hannover–Norddeich in den Einsatz.

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Konzert in der Osthalle Erstmals fand in der Osthalle des Hauptbahnhofs ein Konzert eines Orchesters statt. Das Leipziger Mendelssohn-Orchester spielte Musikstücke aus Filmen, wie die Eisengiesserei, James Bond und Harry Potter.

DOK-Festiv und ZEITKI Zwei Tage später, am 26. Oktober 2015, wurde abends das DOK-Festival in der Osthalle des Hauptbahnhofs eröffnet und ein Film gezeigt, in dem auch Leipzig vor 1990 zu sehen war. Eine Stunde später wurde das legendäre ZEITKINO in der LUDWIG Buchhandlung mit dem Film „Am Ende der Schienen“ eröffnet. Offizielle Eröffnung war jedoch morgens am 27. Oktober 2015 mit einem Kinderfilm. Zu unterschiedlichen Zeiten konnten Leipziger und Besucher verschiedene Kinder- und Erwachsenenfilme schauen. Das DEFA-Zeitkino befand sich 1950 bis 1992 in den Zugangsräumen zu den Bahnsteigen im Verkehrstunnel, die durch die Bauarbeiten in den 1990er Jahren verschlossen wurden. Für 10 bis 50 Pfennig konnten sich früh bis abends in einer Endlosschleife mehrere Filme angeschaut werden.

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Am 27. Oktober 2015 fand die Festwoche dann ihren Abschluss. Eine neue Illumination in der Querbahnsteighalle wurde mit einer Showeinlage eingeweiht. Über 10.000 Lichter installierte man in den letzten Wochen. Nun strahlt ein Nachtblau vom Dach hinunter, besondere Ecken, wie die Rundbögen, sind nun auch ausgeleuchtet. Übrigens können alle Farben angezeigt werden. Damit steht dem 20. Geburtstag der Promenaden nichts im Wege.

Illumination in der Querbahnsteighalle

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weihnacht in sac DAVE TARASSOW Bevor das Jahr endet, gibt es für viele Menschen noch mal einen Höhepunkt: Die Weihnachtszeit. Ende November öffnen die ersten Weihnachtsmärkte.

Auf dem Marktplatz steht eine große Tanne, geschmückt mit Kugeln und Lichterkette. Mehrere Buden sind aufgestellt und es duftet nach Glühwein, Spekulatius, Lebkuchen, Schokoapfel und anderen Leckereien. Nicht nur der Weihnachtsmarkt ist festlich geschmückt, auch umliegende Wohnund Geschäftshäuser beteiligen sich am Weihnachtszauber. Richtig schön wird es dann abends, wenn die Tanne und die Buden funkeln, Rauch von der Grillplatte steigt und man mit Freunden gemütlich einen Glühwein trinkt.

Karussellfahrten und Liedersingen für die Kinder, der Weihnachtsmann besucht mit der Eisenbahn die Stadt und die traditionelle Bergparade aus dem Erzgebirge erfreuen jeden Besucher.

Und nach den Weihnachtsfeiertagen ist der Weihnachtszauber in den Städten wieder vorbei.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde im Jahre 1310 in München ein Nikolausmarkt. König Wenzel IV. verlieh 1384 der sächsischen Stadt Bautzen das Recht zur Abhaltung eines freien Fleischmarkts, der vom Michaelistag (29. September) bis Weihnachten stattfand.

Damit gilt er als der älteste in einer Chronik genannte Weihnachtsmarkt in Deutschland. Der „Dresdner Striezelmarkt“ hingegen ist der älteste urkundlich erwähnte Weihnachtsmarkt in Deutschland, nämlich von 1434.

Die Fleischer in Bautzen waren eine der mächtigsten Zünfte. 1505 wurde in einer Verordnung festgeschrieben, dass kein anderer Ort in der Oberlausitz einen derartigen Markt abhalten durfte. Neben den Fleischwaren kamen später auch Produkte des täglichen Bedarfs hinzu. Der „Bautzener Weihnachtsmarkt“ heißt seit 2009 nun „Wenzelsmarkt“, benannt nach dem König Wenzel. 2016 findet bereits der 633. Wenzelsmarkt statt. Seit dem 20. Jahrhundert folgten viele deutsche Städte dem Weihnachtsmarkt.

Am besten lässt sich der Weihnachtszauber im Erzgebirge erleben. Wenn die Dunkelheit hereinbricht, werden die Lichter auf dem Schwibbögen angeschaltet und die Fenster erleuchten die dunklen Straßen. Engel und Bergmänner begrüßen die Besucher. Und wenn das Erzgebirge verschneit ist, wird es märchenhaft. Jährlich zieht es zahlreiche Touristen ins „Weihnachtsland Erzgebirge“ – dann können sie erzgebirgische Bräuche und Traditionen kennenlernen und erleben. Jeder kennt die Erzgebirgische Volkskunst, womit unter anderem Räuchermännchen und Pyramiden gemeint sind.

Im Laufe der Jahrhunderte ist aus einer Feierabendbeschäftigung der Bergmänner die Volkskunst entstanden, die heute weltweit bekannt ist. Die Bergparaden und Bergaufzüge bilden in der Adventszeit meistens den Höhepunkt der Weihnachtsmärkte. Mehrere hundert Bergleute laufen dann durch die Städte. Die größte Bergparade des Erzgebirges findet jährlich am 4. Advent in Annaberg-Buchholz statt.

Nicht verpassen darf man eine historische Fahrt mit der Fichtelbergbahn, die seit 1897 zwischen Cranzahl und Oberwiesenthal dampft.

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Fotos: Dave Ta

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AnNABERG-BUCHHOLZ Bleiben wir in Annaberg-Buchholz, der Hauptstadt des Erzgebirges. Die Stadt erreicht man mit der Erzgebirgsbahn, unter anderem vom Chemnitzer Hauptbahnhof aus. Der AnnabergBuchholzer Weihnachtsmarkt lädt am Fuße des 832 Meter hohen Pöhlbergs und der St. Annen-Kirche mit über 80 Buden in erzgebirgischer Bauweise auf dem Marktplatz ein. Im Mittelpunkt stehen eine beleuchtete Tanne, eine Marktpyramide und das Wichtelhaus.

Die Marktpyramide erzählt die Stadt-, Bergbau- und Weihnachtsgeschichte mit 18 Figuren. Auf der Bühne findet Liedersingen statt, Adventskonzerte und Krippenspiele in der St. Annen-Kirche, der größten spätgotischen Hallenkirche Sachsens. In der Bergkirche St. Marien ist die Bergmännische Krippe zu sehen. Auch die Manufaktur der Träume lädt in der Weihnachtszeit ein.

Hier finden Sie alles, was das Herz der Erzgebirgischen Volkskunst begehrt, ob Schwibbögen, Nussknacker, Pyramiden oder Räuchermännchen. Ebenso Engel und Bergmänner, die man beide sehr gern ins Fenster stellt. Seit 1924 wird hier auch der Annaberger Faltstern gebastelt.

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CheMnITZ Als „Tor zum Erzgebirge“ ist die Stadt Chemnitz gemeint. Von hier aus gelangt man mit der Erzgebirgsbahn ins Erzgebirge, wie es der Name schon sagt. Unter anderem nach Annaberg-Buchholz, aber auch nach Freiberg. Auf dem Markt in der Innenstadt befindet sich mit über 200 Buden der „Chemnitzer Weihnachtsmarkt“.

Vor dem Alten Rathaus steht eine Fichte mit 800 Lichtern. Auch die Marktbuden sind natürlich beleuchtet und festlich geschmückt. Neben weihnachtlichen Köstlichkeiten, wie Glühwein, Stolle und Bratapfel, wird auch hier die Erzgebirgische Volkskunst groß geschrieben und ist nicht zu übersehen.

Seit 1986 dreht sich eine 12 Meter hohe, auf fünf Etagen, Weihnachtspyramide mit 24 Figuren, die den Alltag im Erzgebirge darstellen.

Besonders typisch sind dabei die Waldarbeiter, der Jäger, das Reiterlein, die Kurrendesänger und die Bergmänner. Gegenüber steht ein fünf mal zwei Meter großer Schwibbogen, die die Handwerker des Erzgebirges mit Schnitzer und Klöpplerin zeigt. Ein übermannsgroßer Nussknacker und Schneemann sowie ein Bergmann und Engel gehören auch dazu. In der Nähe zum Weihnachtsbaum steht eine große

Spieldose, die die Bescherung in der Stube zeigt. Ihr Drehteller hat einen Durchmesser von 4,40 Meter. Um den festlich geschmückten Weihnachtsbaum drehen der Weihnachtsmann mit einem Schlitten voll mit Geschenken sowie beschenkte Kinder ihre Runden.

Halbstündlich erklingen weihnachtliche Weisen. In der Klosterstraße befindet sich der historische Weihnachtsmarkt „Chemnitzer Klosterweihnacht“.

Handwerker und Krämer bieten in historischen Marktbuden und auf dem Platze ihre Waren an. Unter anderem sind dabei der Steinmetz Marian, der vor Ort Fackelsteine aus Sandstein fertigt, der Schmied Ferris, der historische Beschläge vor Ort fertigt, der Riemenschneider Georg, der für jedermann einen passenden Gürtel hat und die Weberin Antje, die Tücher am traditionellen Webstuhl herstellt. Auf dem Düsseldorfer Platz befindet sich das „Erzgebirgsdorf“ und hier bekommt man alles, was wie Nussknacker, Räuchermännchen und Schwibbögen klingt. Aber auch Räucherhäuschen können hier gebastelt werden, Baumschmuck bemalt und Kerzen gestaltet werden. Das Backen von Plätzchen darf hier natürlich nicht fehlen.

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Dresdner StrieZ Der bekannteste und größte unter ihnen ist der „Dresdner Striezelmarkt“.

Seine Geschichte geht auf das Jahr 1434 zurück, als der sächsische Kurfürst Friedrich I. ein Privileg ausstellte.

Zunächst war es ein Fleischmarkt, der an einem Tag nach den vorweihnachtlichen Fastentagen stattfand, damit die Bürger ihren Weihnachtsbraten erwerben konnten. Mit der Zeit wurden auch andere Produkte angeboten. Um 1500 entstand der Name Striezelmontag, da er am Montag vor Weihnachten stattfand. Striezel ist mittelhochdeutsch und bedeutet Stolle, benannt nach dem Christbot. Im 16. Jahrhundert kamen immer mehr Händler auf dem Markt. Nach 1700 wurde die Marktdauer verlängert. Bisher war der Striezelmarkt immer auf dem Altmarkt, wechselte er ab dem 19. Jahrhundert öfters an den Goldenen Reiter und die Innere Neustadt. Nach 1945 musste der Markt öfters seinen Standort wechseln, da die Altstadt zerstört war. 1977 kehrte er wieder auf den Altmarkt zurück, wo er bis heute seinen Platz behielt, mit

einer Ausnahme. Der Markt verzeichnet heute rund 230 Händler. Eröffnet wird er mit einem Ökumenischen Gottesdienst in der Kreuzkirche. An der Wilsdruffer Straße befindet sich das Eingangstor zum Striezelmarkt.

Ein 13,03 Meter hoher und 5,85 Meter breiter Schwibbogen, der der größte begehbare erzgebirgische Schwibbogen der Welt ist. Bis 2008 gab es an seiner Stelle ein Märchenschloss mit Adventskalender, Kasperletheater, Weihnachtsmannwerkstatt und einem Märchenwald, der durch den Umbau des Altmarkts nicht wiederaufgebaut wurde.

Die einzelnen Attraktionen sind nun verteilt auf dem Markt zu finden. Mit 14,62 Metern Höhe steht hier auch die größte erzgebirgische Stufenpyramide der Welt. Die bis zu 1,80 Meter großen Figuren wurden aus Ahorn, Buche und Esche hergestellt. Im Fokus steht natürlich der Weihnachtsbaum. Seit 2012 wird der Baum durch die Dresdner ausgesucht – 2016 wurde jedoch eine der nichtgewählten Bäume aus 2015 genommen. Seit zwei Jahren steht

unterm Weihnachtsbaum auch eine große erzgebirgische Weihnachtskrippe. Die „Erzgebirgische Volkskunst“ ist also auch in Dresden verbreitet. Bei den Spezialitäten gibt es unter anderem die Pulsnitzer Pfefferkuchen, die Dresdner Stollen und Pflaumentoffel.

Am Samstag vor dem 2. Advent wird das Dresdner Stollenfest gefeiert. Zum Naschen gibt es eine vier Meter lange, zwei Meter breite, ein Meter hohe und dreieinhalb Tonnen schwere Riesenstolle, die übrigens die weltweitgrößte Stolle ist. Nach der Enthüllung am Schloßplatz fährt der Riesenstollen auf einem vierspännigen Pferdefuhrwerk in einem funkelnden Festumzug durch die Altstadt und kommt zum Schluss auf den Striezelmarkt an, wo der Riesenstollen angeschnitten wird.

Weitere Höhepunkt auf dem Striezelmarkt sind das Adventskalenderfest, das Schwibbogenfest, Pyramidenfest sowie das Pfefferkuchenfest und Pflaumentoffelfest. Als Währung kann man Striezeltaler erwerben. Die Händler haben täglich bis 23 Uhr geöffnet und

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er hält für diesen Tag ein besondeAngebot vor, dass im Rahmen des hnenprogramms Sternstunden äsentiert wird. Auch gibt es die tion des Christbaumschmückens, Teams gegeneinander antreten d das schönste Christbäumchen hmücken. Der Sieger erhielt einen heck für ein soziales Patenprojekt. r Christbaum wird danach an eine richtung verschenkt. Am vorletzten nungstag vor Heiligabend findet r beliebte Weihnachtsliederabend tt, an dem Dresdner Chöre teilnehn.

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Der Weihnachtsmarkt vor traumhaftschönster Kulisse ist wohl der „Advent auf dem Neumarkt“ mit der Frauenkirche im Mittelpunkt. Seit 1910 gibt es ihn. Auf diesem Weihnachtsmarkt wird die Zeit zwischen 1830 und 1920 dargestellt. Mit Marktbuden und Speis und Trank vor der Frauenkirche. Angeboten werden traditionelle, hochwertige, bodenständige und handgefertigte Erzeugnisse mit hoher Qualität und Originalität von Handwerkern, Künstlern und Händlern im Allgemeinen.

Advent auf dem Neumarkt

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MittelALter-Weihnacht iM Stallhof Im Stallhof des ehemaligen Residenzschlosses findet jährlich die „Mittelalter-Weihnacht“ statt. Das Residenzschloss wurde im Jahre 1289 erstmals urkundlich erwähnt. Um 1400 begann der Ausbau der Burg unter Markgraf Wilhelm dem Einäugigen zu einer fürstlichen Residenz. Der Stallhof wurde 1591 unter Kurfürst Christian I. fertiggestellt. Er diente im 17. Jahrhundert als Schauplatz für große Reitturniere und ist einer der ältesten in der originalen Ausgestaltung erhaltenen Turnierplätze weltweit. An der Seite befindet sich der sogenannte Lange Gang, eine Verbindung zwischen Georgenbau und Johanneum (damals Stallgebäude, heute Verkehrsmuseum), der für die Zuschauerplätze genutzt wurde. Zur Straßenseite hin, mit Blick zur Frauenkirche und Hofkirche, befindet sich der Fürstenzug. Das Wandbild ist 102 Meter lang und besteht aus rund 23.000 Fliesen aus Meißner Porzellan. Es ist das das weltgrößte Porzellanbild. Ab und zu werden hier noch Reitturniere ausgerichtet, viel mehr aber kulturelle Veranstaltungen, wie der mittelalterliche Weihnachtsmarkt.

Historische Marktbuden, geschmückt mit Fahnen, und 50 Krämer und Handwerker, die mit den Werkzeugen und Materialien sowie in der Kleidung des späten Mittelalters arbeiten, laden zum besonderen Ambiente ein. Täglich spielen die kurfürstlichen Hofmusikanten aus St. Petersburg. Das BrassQuintett ist ein renommiertes Ensemble und sorgt mit mittelalterlicher und barocker Musik für die richtige Stimmung. Aber nicht nur. Wenn die Dunkelheit hereinbricht, werden die Kerzen und Laternen angezündet. Die Feuerspucker erhellen den Himmel. Es dampft vom Grill und der Abend kann gemütlich bei einer Tasse Glühwein ausgeklungen werden.

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Leipziger Weihnachtsmar Der „Leipziger Weihnachtsmarkt“ fand erstmals im Jahre 1458 statt und gehört damit neben Bautzen und Dresden zu den ältesten Weihnachtsmärkten in Deutschland. Mit fast 300 Marktbuden ist er auch einer der größten und beliebtesten. Der Weihnachtsmarkt hat seinen Schwerpunkt auf dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus. Eröffnet wird der Markt vom Oberbürgermeister und dem Thomanerchor. Jeden Abend erklingen vom Rathausbalkon die Stadtpfeifer.

Die Marktbühne lädt zum Singen, Tanzen und horchen ein. Auf dem Markt steht eine große geschmückte und beleuchtete Tanne aus dem Vogtland.

In den letzten Jahren wurden Tannen oder Fichten von Leipziger Bürgern gespendet. Natürlich lädt der Weihnachtsmann auch zur Sprechstunde ein. Weitere Standorte in der Altstadt sind der Naschmarkt, das Salzgässchen und die Reichsstraße, die Peters- und Grimmaische Straße sowie der Nikolaikirchhof und der Augustusplatz.

Im Böttchergässchen hing von 1997 bis 2012 der weltweit größte freistehende Adventskalender an einer Hausfassade.

857 m2 Fläche und drei mal zwei Meter große Fenster, die von Schülern und der Musikschule Johann Sebastian Bach bespielt wurden. Auf Grund von Schäden wurde der Kalender seitdem nicht mehr aufgehängt. Es war der nunmehr 558. Weihnachtsmarkt.

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Vor dem Opernhaus auf dem Augustusplatz befindet sich das „Leipziger Märchenland“ mit den bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm. Doch nicht alles ist korrekt dargestellt, man habe Fehler eingebaut und die müssen gefunden werden. Ringsherum sind Marktbuden und ein Riesenrad aufgestellt.

Nikolaikirchhof Auf dem Nikolaikirchhof steht die im Jahre 1165 errichtete Nikolaikirche – in diesem Jahr bekam Leipzig das Stadtund Messerecht verliehen. Empor sticht eine acht Meter große erzgebirgische Pyramide heraus, die mit Feuerzangenbowle und Waffeln die Besucher anlockt. Auf einem Brunnen befindet sich ein Adventskranz mit vier Kerzen.

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Nostalgie .. im Salzgasschen Im Salzgässchen und in der Reichsstraße, die zwischen Markt und Nikolaikirchhof liegen, sind zwei nostalgische Fahrgestelle zu sehen.

Ein mehrstöckiges Etagenkarussell nach historischem Vorbild und ein Riesenrad, aber nicht so hoch. Kurz vor der Eröffnung des Weihnachtsmarkts 2009 brannte ein teils über 100 Jahre altes Etagenkarussell durch einen Kurzschluss aus. 2010 konnte ein originalgetreues Karussell wieder präsentiert werden. Zwischendurch duftet es nach Leckereien, denen man nicht widerstehen kann.

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Alt-Leipzig auf dem Naschmarkt Umgeben vom Alten Rathaus, der Alten Handelsbörse, dem ehemaligen Messehaus Handelshof und der Grimmaischen Straße, wo auch Zugang zur Mädler Passage besteht, befindet sich der Naschmarkt. Dort hat Wolfgang Johann von Goethe auch seinen Auerbachs Keller im Blick. Jährlich kann man hier einen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt genießen. Handwerkern über die Schulter schauen, wenn sie Produkte herstellen, oder Gastwirten, wenn sie Speis und Trank zubereiten.

Wenn im Leipzig des 21. Jahrhunderts die Dunkelheit hereinbricht, werden auch hier die Kerzen und Laternen angezündet und es wird richtig gemütlich im „Alten Leipzig“.

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Der Weihnachtsmann kommt und die Dampflok pfeift Am Samstag vor dem 1. Advent fuhr eine historische Dampflok in den Leipziger Hauptbahnhof ein. Im Führerstand begrüßte der Weihnachtsmann seine kleinen Besucher. Anschließend ging er mit seinen Gehilfen zu einer Kutsche und fuhr mit einer Blaskapelle durch die Altstadt zum Markt. Dort hielt er seine erste Sprechstunde, die dann täglich folgte. Die Weihnachtszeit wird sehr gern für Sonderfahrten mit historischen Schienenfahrzeugen genutzt. An- und Abfahrten von Dampf- und Dieselloks mit mehreren Reisezugwagen der ehemaligen Deutschen Reichsbahn der DDR erfreuen sich bei jeder Gelegenheit.

Erzgebirgische Bergparade Traditionell fand vor dem 4. Advent die „Erzgebirgische Bergparade“ in der Altstadt statt. Gestartet wurde am Hauptbahnhof und es ging vorbei am Schwanenteichpark, dem Nikolaikirchhof, Markt und Richard-Wagner-Platz, wo ein großes Abschlusskonzert der Bergleute folgte. Damit wird auch nach Leipzig erzgebirgische Stimmung gebracht.

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BAUTZEN

und seine Stadtbefestigung Die heutige Stadt Bautzen bestand bereits in der Steinzeit. Im dritten Jahrhundert gab es hier eine ostgermanische Siedlung. 1002 wurde dann die Ortenburg als budusin civitatem als zentraler Ort der Oberlausitz und Stammesmittelpunkt der Milzener (westslawischer Stamm) vom Bischof Thietmar von Merseburg erstmals erwähnt. 1018 wurde auf der Ortenburg der Friedensvertrag zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Polen unterzeichnet. Inhalt war ein 15-jähriger Krieg zwischen Heinrich II. und dem heidnischen Lutzien. In den folgenden Jahren entwickelte sich östlich der Ortenburg die Stadt Bautzen. Sie lag an der Spree und der via regia, einer bedeutenden europäischen Handelsstraße, und der Frankenstraße, die von der via regia abzweigt und für den Transport von Erzfunden aus dem Erzgebirge diente sowie für Pilger der Jakobswege.

Im Jahre 1213 erhielt Bautzen vermutlich das Stadtrecht, möglich sei auch 1157. Was der Name civitas Budusin bedeutet, weiß man nicht so ganz. Es könnte Grenzort heißen, aber auch benannt nach dem Fürsten Budissentius, der diese Siedlung im neunten Jahrhundert gegründet haben soll. Oder die Weckerin, ein Mädchenname. Möglich ist auch eine Hüttensiedlung. Eine Bautzener Sage schreibt, dass an der Stelle, wo heute Bautzen liegt, eine schwangere Herzogin unterwegs Halt machte und überrascht ihr Kind geboren habe. Ihr Mann fragte dann:

„Wird es ein Sohn?“ und übersetzt „Bude syn“.

Der Name änderte sich in den folgenden Jahrzehnten öfters. Erstmals wurde 1519 Pautzen und 1523 Bautzen erwähnt. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Budissin und Bautzen parallel von den Bürgern genutzt. Budissin war aber die amtliche Bezeichnung.

1868 wurde „Bautzen“ durch eine Sächsische Ministerialverordnung zum neuen amtlichen Namen.

Um die Stadt Bautzen wurde in der Eisenzeit ein erster Wall errichtet. Die Stadtbefestigung entstand im 14. bis 15. Jahrhundert und war eine doppelte Ringmauer mit mehreren Bastionen und Tortürmen. Während der Hussitenkriege wurden die Befestigungen ausgebaut und verstärkt, damit konnten alle Belagerungen abgewiesen werden. Die Hussitenkriege bezeichnen Auseinandersetzungen und Schlachten in den Jahren 1419 bis 1436, die vom Königreich Böhmen ausgingen. Hussiten sind reformatorische bzw. revolutionäre Strömungen, die ab 1415 nach Verbrennung von Jan Hus, Theologe und Reformator, entstanden. Es wird vermutet, dass auch die Vorstadt bereits um 1400 eine Stadtmauer besaß. Um 1400 gab es vermutlich eine Mauer mit rechteckigen Türmen.

Während den napoleonischen Kriegen besaß die Stadtbefestigung keine Standkraft mehr. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Stadtmauer stückweise zurückgebaut.

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Blick auf den Dom St. Petri und das Rathaus mit der Altstadt

An einigen Stellen ist sie noch erhalten, auch mit ihren Bastionen und Türmen. Besonders von der 1909 errichteten Kronprinzenbrücke, die aber 1945 mit der Schlacht um Bautzen im Zweiten Weltkrieg gesprengt und 1949 wiederaufgebaut wurde, und seitdem den Namen Friedensbrücke trägt, hat man einen wunderschönen Blick auf die „Stadt der Türme“. Innerhalb der ehemaligen Stadtmauern befindet sich natürlich die Altstadt. Ihre Fläche ist 19 Hektar groß und in 326 Grundstücke aufgeteilt. Sie ist als Flächendenkmal der Städtebaukunst geschützt. Zu den Anlagen der Stadtbefestigung sind heute noch erhalten: imago urbis 2017-1

Alte Wasserkunst, Alter Wasserturm, Burgwasserturm, Gerberbastei, Lauenturm, Matthiasturm, Mühlbastei, Mühltor, Neue Wasserkunst, Nicolaiturm, Rathausturm, Reichenturm, Röhrscheidtbastei, Schülerturm, Turm der Berufsakademie und der Wendische Turm. Auch mehrere Meter Stadtmauer sind noch erhalten und können besichtigt werden. Nicht zu vergessen ist die Ortenburg.

Anhand eines kleinen Stadtrundgangs werden ausgewählte Anlagen der ehemaligen Stadtbefestigung vorgestellt.

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LAUENTURM Der Lauenturm ist der älteste städtische Torturm von Bautzen. Er wurde in den Jahren 1400 bis 1403 errichtet und benannt nach dem Wappentier des Königreichs Böhmen, dem Löwen (Leu). Wer nach Böhmen wollte, musste durch das Tor. Er befindet sich im Süden der Altstadt zwischen der Mühltorgasse und der Inneren Lauenstraße, die das Kornmarkt-Center mit dem Hauptmarkt und Rathaus verbindet. Seine Kubatur ist quadratisch, während seine Nachfolger meist rund gebaut worden, damit die Geschosse besser abprallen konnten. Die Mauern sind drei Meter dick. Die Steine waren für den Bau eines Ortenburgturms geplant, da es aber immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Burg kam, fühlten sich vor allem die Bautzener Zünfte vom Bauvorhaben bedroht. Während der Bautzener Landvogt abwesend war, nahm sich der Bautzener Stadtrat die Steine und begann mit dem Bau des Torturms, die der Landvogt für den Ortenburgturm vorsah.

Der Landvogt protestierte in Prag. Doch die Stadt Bautzen erreichte mit der Aussage, der Turm diene dem Wohl der Stadt und dem Wohl der böhmischen Krone. Der Lauenturm war nur vom Wehrgang aus erreichbar. Eine Tür, wie sie heute an der Inneren Lauenstraße vorhanden ist, gab es damals noch nicht. Beim angrenzenden Haus gibt es eine Verbindung vom zweiten Stockwerk in den Turm. Vor dem Turm lag der Stadtgraben, der über eine Zugbrücke erreichbar war, ab 1700 bestand eine feste Brücke.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Lauenturm zum Hochsicherheitsgefängnis umgenutzt und wurde im Volksmunde „Der Preuße“ genannt. Der Unterbau des

Turms aus Stein wurde ab 1615 durch einen hölzernen Aufbau verschönert. Dieser wurde 1720 durch einen Brand zerstört und erst 1740 erneuert. Zwischen 1615 und 1865 läutete die Turmglocke, die zu jeder Stunde schlug, als Armesünderglocke bei den Hinrichtungen. 1827 bis 1858 wurde der Lauenturm stückweise abgetragen, um der neuen Verkehrssituation gerecht zu werden. An der Südseite wurde 1913 ein sechs Meter hohes Reiterstandbild des sächsischen Königs Albert I. enthüllt, geschaffen von Walter Hauschild. Die Haube von 1740 wurde im Zweiten Weltkrieg erneut zerstört und 1956 rekonstruiert. 1990 bis 1991 wurde das Bauwerk von oben bis unten saniert.

Der Lauenturm war eines der wichtigsten Verteidigungsbauwerke der Stadt Bautzen.

Ehrenamtliche führen heute Interessierte durch den Lauenturm und erläutern die Geschichte, vor allem zur Bautzener Stadtbefestigung. Von hier aus hat man einen wunderschönen Rundumblick auf Stadt und Land.

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Mühltorgasse Ecke Innere Lauenstraße

Museumsebene zum Lauenturm

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Nachbildung eines Gefangenen

Das Treppenhaus

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REICHENTURM Der Reichenturm gehörte mit seiner Befestigung zum bedeutendsten Zugang nach Bautzen und lag an der Straße nach Görlitz.

Er verbindet die Reichsstraße, die Flaniermeile der Stadt, mit dem Hauptmarkt, die ihm auch den Namen gab. Das östlich gelegene Bauwerk wurde in den Jahren 1490 bis 1492 errichtet. Der untere Teil wurde aus Stein und der obere Teil aus Holz gebaut.

Dieser Turm erhielt 1555 eine Uhrschelle (Musikinstrument), die die volle Stunde anzeigte. Wegen Einsturzgefahr musste 1593 der Holzteil abgetragen und neu aufgebaut werden. Seitlich des Turms wurde eine Arreststube angelegt, die als Gefängnis für Schuldner diente. Durch die Belagerung des Kurfürsten Johann Georg I. im Jahre 1620 wurde der Turm durch die sächsischen Truppen beschädigt. Im selben Jahr wurde er von einer Brandkugel getroffen und brannte bis auf das Mauerwerk aus. Erst sieben Jahre später wurde er wiederaufgebaut. Ein Jahr später folgten die Dachträger, die Turmkugel auf der Turmspitze und die Fahne. Die Uhrschelle konnten aus Geldmangel nicht erneuert werden. 1639 wurde der Reichenturm beim Abzug der Schweden bei der Doppelbelagerung von sächsischen und schwedischen Truppen erneut in Brand gesetzt. Bis 1663 blieb eine Ruine übrig und wurde dann wiederaufgebaut. Der Rat der Stadt hatte zuvor mit einer Spendensammlung begonnen. Im selben Jahr wurde der Reichenturm fertiggestellt, der auch die Glocke des 1660 eingestürzten Rathausturms besaß. 1686 brannte der Turm wegen eines Standbrands vollständig aus. Zehn Jahre war es wieder eine Ruine. 1696 begann der Wiederaufbau. Und es ging weiter

mit Stadtbränden, so 1709. Wegen Geldmangel blieb er bis 1715 zerstört. 1714 wurde vom Rat der Stadt eine Lotterie gestartet.

1715 wurde er dann wiederaufgebaut. Damit er nicht erneut Feuer fängt, wurde der obere Teil massiv gebaut und erhielt einen Barockaufsatz, der noch heute erhalten ist.

1718 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen.

Der Turm ist nun 56 Meter hoch. Durch den Umbau wurde auch eine Wohnung für einen Türmer eingerichtet. Oberhalb des Turms sind zwei kurfürstliche Wappen und zwei Stadtwappen montiert. 1721 erfolgte die neue Uhrschelle. 1797 fand eine umfassende Sanierung statt. 1840 erhielt der Turm einen Blitzableiter. 1868 gab es Ausbesserungen.

1991 bis 1993 erfolgte eine komplette Restaurierung. Bereits 1747 wurde festgestellt, dass der Turm neigt. Aktuell um ganze 1,44 Meter. Er wird auch als der „Schiefe Turm von Bautzen“ bezeichnet. Der Grund könnte das nur 80 Zentimeter tiefe Fundament sein, das aber auf Felsgestein stehen soll und beim Umbau 1715 bis 1718 mit zusätzlichen Pfeilfern für Sicherheit sorgen sollte.

Im Jahr 2016 wurde der Reichenturm komplett hinter einer weißen Plane versteckt und wird bis Jahresende gründlich saniert.

Damit ist er aber für Bautzener und Touristen teilweise trotzdem zugänglich.

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WENDISCHER TURM Der Wendische Turm entstand Anfang des 15. Jahrhunderts mit seinem Unterbau, etwa gleichzeitig mit dem des Lauenturms und Schülerturms. In den Jahren 1478 bis 1492 erfolgte der Oberbau des Turms. Durch einen Sturm wurde die Turmspitze aus Holz und Schiefer beschädigt und 1566 durch eine Backstein-Pyramidenspitze ersetzt. Die Plattform besitzt eine Zinnenbrüstung. 1663 wurde der Wendische Turm für einige Zeit das Schuldgefängnis. Nachdem 1834 das Wendische Tor abgebrochen wurde, sollte 1841 auch der Wendische Turm folgen, weil hier eine neue Kaserne errichtet werden sollte. Die Soldaten wohnten in klassischen Wohnungen. Da der Oberleutnant Kimmel keine Rücksicht auf die gebauten Strukturen nahm, riefen die Bautzener Bürger den Architekten Gottfried Semper zur Hilfe.

Sein Entwurf lieferte für 350 Soldaten eine Kaserne, die den Turm und die mittelalterliche Architektursprache einbezog. Ab 1933 wurde die Kaserne vom Finanzamt genutzt.

Zwischendurch gab es anderweitige Nutzungen, aber seit 1990 ist das Finanzamt hier wieder anzufinden. 1992 sanierte man den Turm äußerlich.

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ALTE WASSERKUNST Die Alte Wasserkunst diente zur Trinkwasserversorgung der Stadt Bautzen. In den Jahren 1495 bis 1496 gab es eine Holzmühle, die im Winter 1515 niederbrannte. 1558 wurde ein Neubau durch Wenzel Röhrscheidt den Älteren errichtet. 1597 wurde ein zweites Schöpfwerk eingebaut, um den steigenden Wasserbedarf aus der Spree zudecken. Der Bau wurde aus Stein hergestellt, ist sieben Geschosse hoch und besitzt einen 47-MeterTurm, der sich nach oben verjüngt. Er diente auch der Stadtbefestigung, weshalb am unteren Teil ein Wehrgang vorzufinden ist. Auf dem Rundturm konnten Geschützte positioniert werden. 1606 wurde die Neue Wasserkunst gebaut, um wieder dem steigenden Wasserbedarf gerecht zu werden. Das angebaute Langhaus diente als Wohnung des Wassermeisters. Die Spree wird an der Alten Wasserkunst mit einem Wehr gestaut. Das Wasser trieb das Wasserrad mit dem eingerichteten Pump- und Schöpfwerk an und floss durch hölzerne Rohre in 86 verteilte Bütten in den Hochbehälter. Die Holzrohre wurden 1798 durch Eisenrohre ersetzt. 1965 wurde die Mühle stillgelegt und zum technischen Museum umgebaut. Anstatt des Wasserades ist heute eine Wasserturbine im Einsatz, aus der Strom gewonnen wird. 1982 bis 1984 und 2006 bis 2007 wurde die Alte Wasserkunst saniert. Eine Treppe mit 114 Stufen führt zur 40 Meter hohen Turmplattform, bei der man fast einen Rundumblick auf Bautzen und seine Landschaften hat.

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ORTENBURG Die Ortenburg befindet sich am nordwestlichen Zipfel der Bautzener Altstadt und liegt auf einem Felsplateau über der Spree.

Sie war über mehrere Jahrhunderte die Stammesburg der Milzener, ein westslawischer Stamm, und die Hauptburg der Oberlausitz. Vor der Burg, östlich gelegen, befand sich die Siedlung für die Burgbesatzung. Das Grundstück, auf dem die Ortenburg errichtet wurde, war von drei Seiten der Spree umflossen. Bereits in der Bronzezeit war der Ort besiedelt. Der erste Wall wurde in der Eisenzeit aufgeschüttet. König Heinrich I. legte im Jahre 928 im Bogen der Spree eine Landesburg an. Er begann mit dem Bau einer Ringmauer, die sein Sohn, Otto I., beendete. Otto I. ließ auf dem steilen Spreeufer dann die Ortenburg errichten.

Hier stand vermutlich als älteste christliche Einrichtung der Oberlausitz eine Marienkapelle. Im Jahre 1018 wurde auf der Ortenburg der Friedensvertrag zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Polen unterzeichnet. Inhalt war ein 15-jähriger Krieg zwischen Heinrich II. und dem heidnischen Lutzien. Erstmals wurde die Ortenburg 1405 namentlich erwähnt. Vor den Hussitenkriegen im 15. Jahrhundert erhielt die Burg starke Befestigungen. 1401 und 1441 gab es Beschädigungen durch Stadtbrände. Nach dem „Frieden von Olmütz“ (Ein 10-jähriger böhmisch-ungarischer Streit zwischen Vladislav II. und Matthias Corvinus) 1479 wurde die Lausitz dem ungarischen König Matthias Corvinus zugesprochen und ließ durch den Landvogt in den Jahren 1483 bis 1486 die Ortenburg im gotischen Stile neu aufbauen.

Dadurch entstand auch der Matthiasturm, das Wahrzeichen der Burg, an dem Schloss-

graben zur Ecke der Schloßstraße. Im Laufe des Dreißigjährigen Kriegs (1618 bis 1648) wurde die Burg während der Belagerung von schwedischen Truppen 1621 und 1639 in Brand gesteckt. Bereits 1635 begann man mit dem Wiederaufbau. 1648, mit Ende des Kriegs, war die Burg wieder aufgebaut, jedoch war 1672 nur die Hälfte des Daches gedeckt. 1698 wurde der Dachstuhl mit drei Renaissancegiebel fertiggestellt. Von der Schloßstraße war das Matthiastor zugänglich. Am heutigen Schlossgraben befand sich der Burggraben. Dazu gehörte auch der Burgwasserturm, der für die Versorgung der Besatzung diente. Bis zum 17. Jahrhundert gab es auch einen Wehrturm, der jedoch zusammengestürzt ist. 1649 wurde das Hofrichterhaus vollendet. Auf dem Burghof befindet sich ein 16 Meter tiefer Burgbrunnen, der nur von Sammelwasser gespeist wurde. 1782 wurde der Burggraben zugeschüttet und die Burgmauer durchgebrochen. Ein Kornhaus, ein Magazingebäude und das Salzhaus wurden gebaut. 1907 brach man die Mauer zur Stadt teilweise ab.

Im Zweiten Weltkrieg wurde 1945 der Burgwasserturm, das Kornhaus und Magazingebäude stark beschädigt. In den 1990er Jahren wurde die Ortenburg saniert. Seit 1971 befindet sich im ehemaligen Salzhaus das Deutsch-Sorbische Museum und anstelle des zerstörten Kornhauses befindet sich seit 2003 das Puppentheater des DeutschSorbischen Volkstheaters. Vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zum 17. Jahrhundert war die Burg im Sitz des Landvogts und bis zum 19. Jahrhundert der Oberamtsregierung der Oberlausitz. Heute ist hier der Sitz des Sächsischen Oberverwaltungsgrichts.

Der Matthiasturm

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Ein Teil der Burg

Bergauf in den Burghof

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MÜHLTOR Das Mühltor, das sich zwischen Ortenburg und Alte Wasserkunst befindet, entstand nach den Belagerungen durch die Hussiten in den Jahren 1429 und 1431. Angelegt wurde es vermutlich als Ausfalltor für künftige Verteidigungen des westlichen Abschnitts der Stadtmauer. Zum Mühltor gibt es einen Weg, der vom Spreetal hinauf zum Eselsberg bzw. dem Wendischen Kirchhof führt.

Hier wurde Mehl und Getreide auf Eseln zwischen der Stadt Bautzen und den Mühlen im Spreetal transportiert. So entstand auch der Name Eselstor. Im Jahre 1606 nahm das Tor seine heutige Gestalt an. Die Spitzbögen bestehen aus handgestrichenen Ziegeln und lagern auf Granitpfeilern. Das Mühltor wurde um 21.30 Uhr vom Torwächter geschlossen. Im Obergeschoss befand sich die Wächterstube.

Zum Spreetal und rechts zur Mühlbastei

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MICHAELISKIRCHE Im Jahre 1429 wurde die Westseite der Stadt Bautzen durch die Hussitenkriege belagert.

Für die Stadtbefestigung war sie eine der schwächsten Verteidigungsanlagen, da sich hier eine Plattform befand, auf dem die Angreifer lagerten. Die Bürger haben ihre Stadt verteidigt. Beim schwersten Angriff der Hussiten soll der Erzengel Michael am Himmel erschienen sein und mit seinem Schwert dem Volke zur Seiten gestanden haben. Zum Dank errichteten die Bautzener an dieser Stelle die Kapelle St. Michael, die erstmals 1473 erwähnt wurde. Die Stadtmauer wurde später bis zur Alten Wasserkunst verlegt, damit entstand ein Kirchhof, der auch sicher vor Feinden war. 1495 wurde an der Südseite ein Turm und an der Westseite das Langhaus herrichtet. Um 1520 war das Bauwerk vollendet und heißt seitdem Michaeliskirche. Nach der Reformation von 1517 um Martin Luther und dem Einzug des Protestantismus in der Oberlausitz fanden 99 Jahre lang keine Gottesdienste mehr statt. Erst im Sommer 1619 wurde der evangelische Gottesdienst auf Sorbisch erlaubt.

Der Rat der Stadt wandelte die Michaeliskirche als Pfarrkirche der protestantischen Sorben um und im Herbst selben Jahres fanden wieder Gottesdienste statt. 1634 wurde das Gotteshaus durch einen Stadtbrand nur leicht beschädigt und ging trotz der Lagerung von fünf Tonnen Pulver nicht in Feuer auf. Im Kirchenschiff befinden sich der 1693 gefertigte Altar und die 1784 geweihte Orgel. 1892 wurden die Emporen erbaut, die Südfenster verbaut und die Treppenhäuser an die Außenseite angelegt. Dadurch wurden auch eine neue Orgel und drei neue Kirchenglocken eingebaut. Die Kirche besaß imago urbis 2017-1

über keinen angrenzenden Friedhof, da kein Platz bestand. Im Zweiten Weltkrieg und bei der Schlacht um Bautzen brannte die Turmhaube aus. Die Glocke von 1929 blieb erhalten und läutete als einzige Glocke in Bautzen das Neujahr von 1946 ein. Bei der Restaurierung von 1964 bis 1976 wurden die Umbauten von 1892 zurückgebaut. 1992 erhielt sie ein neues Geläut. 2005 begann die Sanierung der Fassaden.

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WITTENBERG

und Martin Luther – 500 Jahre Reformation – Die „Lutherstadt Wittenberg“ befindet sich in Sachsen-Anhalt, an der Elbe gelegen und wurde besonders bekannt durch Martin Luther, der hier einst 95 Thesen anschlug und damit eine Reformation einläutete.

Doch wer ist Martin Luther, was beinhaltete die Reformation und was können wir im Jubiläumsjahr 2017 erwarten?

In einer Urkunde vom 12. April 965 steht, dass der Ort, wo heute Wittenberg liegt, als der slawische Gau Nizizi (Teil der damaligen Sächsischen Ostmark bzw. nach Teilung derselben Mark Lausitz und umfasste das Gebiet zwischen der Mulde, Elbe und der Schwarzen Elster). Es handelt sich aber vermutlich um eine Fälschung aus dem Jahre 1000. Aus den Jahren 973 und/oder 1004 gibt es eine Erwähnung, die mehr auf den heutigen Ort zutrifft. Dort werden immerhin zwei heutige Ortsteile erwähnt. Der Stadtname Wittenberg wurde erstmals wohl im Jahre 1174 ausgesprochen, als Graf Thiedrich von Wittburc genannt wird, der vermutlich der Burgmann war, der in einer Urkunde des Bischofs Balderam von Brandenburg für das Kloster Leitzkau um 1187 im Zusammenhang mit Wittenburg erwähnt wurde. Auch wird eine Kirche genannt, die eine Vorgängerin der Stadtkirche St. Marien ist.

Wittenberg war schon immer ein politisches Zentrum. Beteiligt waren die Askanier, ein deutsches Uradelsgeschlecht, das zum ältesten regierenden Hochadel zählte und dem eine besondere Bedeutung für die Landesgeschichte der heutigen deutschen Bundesländer Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen zukommt.

Durch den erweiterten Erwerb der Gerechtigkeit stieg der Einfluss der Bürger auf ihre Stadt und es entstand 1317 (nachgewiesen vom Rat) eine Selbstverwaltung. Im Jahre 1332 erlangte die Stadt die niedere Gerichtsbarkeit und konnte den Bäckern, Fleischern, Schuh- und Tuchmachern einen regulierten entwickelten Rahmen geben. 1354 wurde dann das Marktrecht verliehen. 1380 folgte das Stadtrecht und die verliehene Erlaubnis zur Errichtung von Stadtmauern. So konnten die Hussiten (verschiedene reformatorische bzw. revolutionäre Bewegungen in Böhmen des 15. Jahrhunderts, durch Jan Hus, Theologe und Reformator, der 1415 verbrannt wurde) 1429 die Stadt belagern, aber nicht einnehmen. Rudolf I. führte Sachsen-Witten -berg 1356 mit seiner Territorialpolitik vom Herzogtum zum Kurfürstentum und die Stadt erlangte den Status einer kursächsischen Hauptstadt. Doch 1422 verloren die Askanier die sächsische Kurwürde an die

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Blick auf das Rathaus und die St. Marien-Kirche am Markt

Wettiner, nachdem Albrecht der III. starb.

Auch der Status einer kurfürstlichen Residenz schwand. Von Friedrich dem Streitbaren wurden alle bis dahin erworbenen Rechte bestätigt und 1444 die höhere Gerichtsbarkeit erweitert. Wittenberg entwickelte sich jedoch ohne besonderen Status weiter. 1486 wurde die Stadt wieder zur kurfürstlichen Residenz, nachdem Friedrich der Weise 1486 die Kurwürde übernahm, hervorgegangen 1485 durch die Leipziger Teilung (eine bedeutende Landesteilung der sächsischen Gebiete im 15. Jahrhundert, die die folgenschwerste Fehlentscheidung von imago urbis 2017-1

Sachsen ist). Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte sich Wittenberg zu einer starken Festung an der mittleren Elbe entwickelt. Die Einwohnerzahl von etwa 2000 Menschen blieb jedoch. 1502 errichtete Friedrich der Weise die Universität Wittenberg, die die erste Universität von einem Landesherrn und nicht von einer Kirche gegründet im Reich war. Damit entwickelte sich die Stadt weiter. Lucas Cranach der Ältere kam 1505 nach Wittenberg und drei Jahre später Martin Luther. 1518 lehrte Philipp Melanchthon an der Universität.

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MARTIN LUTHER Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren und starb am 18. Februar 1546 in Eisleben. Er war Theologe und zeichnet sich für die 95 Thesen an der Wittenberger Schlosskirche verantwortlich. Er entdeckte Gottes Gnadenzusage im Neuen Testament wieder und orientiere sich von nun an ausschließlich an Jesus Christi. Er wollte Fehlentwicklungen in der Christentumsgeschichte in der Kirche seiner Zeit überwinden. Seine Bedeutung des gnädigen Gottes, seine Predigten und Schriften sowie die Bibelübersetzung veränderten die von der römisch-katholischen Kirche dominierte Gesellschaft in der frühen Neuzeit für die Zukunft. Es kam zu einer Kirchenspaltung, zur Bildung von evangelisch-lutherischen Kirchen und weitere christliche Konfessionen, die Martin Luther aber nicht beabsichtigte.

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REFORMATION 1517 Ein Jahr vor Luthers Thesenanschlag predigte er erstmals öffentlich gegen die Ablasspraxis. Ablassbriefe sollten den Gläubigen zeitliche Sündenstrafen im Fegefeuer für sie oder gestorbene Angehörige gegen einen entsprechenden Geldbetrag erlassen und bescheinigen. Der Ablassbrief ist ein Nachlass von auferlegten Strafen, die von dem Sünder nach seiner Umkehr noch zu verbüßen sind. Im Sommer 1517 verlas er vom Mainzer Erzbischof Albrecht die „Instructio Summarium“, eine Anweisung für die im Land umherreisenden Ablassprediger. Mit einem Teil dieser Einnahmen wollte Albrecht seine Schulden bei den Fuggern (ein schwäbisches Kaufmannsgeschlecht, der Name stand europaweit für Reichtum) bezahlen, die ihm bisher sein Kurfürstenamt beglich.

Dazu sandte er den Ablassprediger Johann Tetzel nach Sachsen. Am 4. September 1517 wurden von Martin Luther 97 Thesen vorgestellt, um eine Disputation über die wissenschaftliche Theologie unter seinen Mitdozenten anzuregen. Im Oktober selben Jahren verfasste er 95 weitere Thesen, die direkten Bezug auf die Ablasspraxis und die Rolle der Kirche nahmen und schickte sie an dem Erzbischof Albrecht und verbreiterte, sie

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dank des damaligen Buchdrucks, schnell unter den Anhängern. Martin Luther habe dann am 31. Oktober 1517 am Hauptportal der Schlosskirche die „95 Thesen“ angeschlagen, wovon Philipp Melanchthon berichtet. Der Thesenanschlag galt als Legende. Im Jahr 2006 wurde eine handschriftliche Notiz von Georg Rörer, langjähriger Sekretär von Martin Luther, entdeckt, die darlegt, dass er sie wirklich anschlug.

Jedoch steht fest, dass die 95 Thesen schon vor dem Anschlag bekannt waren, im Ort kursierten und von den Gelehrten diskutiert wurden. Martin Luther löste mit seinen 95 Thesen die Reformation aus. Der Ablasshandel war für ihn nur der Grund, um seine allgemeine Forderung einer grundlegenden Reform der ganzen Kirche zu verdeutlichen.

1518 veröffentlichte Martin Luther den „Sermon von dem Ablass und Gnade“ in der verständlichen Volkssprache, in der er erstmals verfasste, und verließ damit die akademische Welt. Nicht nur Kirche und Theologie waren von der Reformation betroffen, sie setzte auch eine umfangreiche gesellschaftliche Entwicklung um – weltweit. Und diese hält auch 500 Jahre später noch an.

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LUTHERS SCHAUPLÄTZE

Schlosskirche

Lutherhaus

Melanchthonhaus

Auf den Spuren von Martin Luther kann man heute an vielen Orten und Landschaften gehen. Dazu gehören der Lutherweg durch die Bundesländer Bayern, Hessen, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und Städte wie Torgau als Hauptstadt der Reformation und Nürnberg als Medienzentrum für die Verbreitung von Luthers Thesen. Eisleben ist der Geburts- und Sterbeort von Luther.

Und Wittenberg gilt als die Hauptwirkungsstätte vom Reformator und ist bis heute vom historischen Erbe geprägt. Unter dem Kurfürsten Friedrich den Weisen, der Luther schätzte und förderte, wurde die Stadt zu einem der geistigen und kulturellen Zentren Europas. 1508 lebte Luther als Mönch im Schwarzen Kloster. Er promovierte 1512 an der Universität Wittenberg zum Doktor der Theologie und hatte die Bibelprofessur inne.

1514 wurde er zum Prediger in der Stadtkirche St. Marien berufen. Vermutlich am 31. Oktober 1517 schlug er seine 95 Thesen zur Ablasspraxis an das Hauptportal der Schlosskirche an. An der historischen Meile in Wittenberg, entlang der Schloßstraße und Collegienstraße, liegen die Wohnhäuser und Denkmäler seiner Anhänger, wie die Gelehrten Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen und der Maler Lucas Cranach.

Bis über das 16. Jahrhundert hinaus bewahrte sich die Stadt eine bedeutende Rolle in Kirche, Wissenschaft und Kultur. Seit 1938 trägt Wittenberg offiziell den Namen „Lutherstadt Wittenberg“ und seit 1996 stehen die Schlosskirche, die Stadtkirche St. Marien, das Lutherhaus und Melanchthonhaus unter UNESCO-Weltkulturerbe.

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JUBILÄUMSJAHR 2017 „AM ANFANG WAR DAS WORT“ ist das Motto für das Jubiläumsjahr 2017.

Am 31. Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal der Thesenanschlag von Martin Luther.

Das Reformationsjubiläum soll von Offenheit, Freiheit und Ökumene geprägt sein. Neben vielen Ausstellungen und Vorträgen gib es auch viele Höhepunkte. Zum Beispiel „Kirchentage auf dem Weg“ findet vom 25. bis 27. Mai 2016 in den Städten Berlin, Potsdam, Magdeburg, Dessau-Roßlau, Wittenberg, Eisleben, Halle, Leipzig, Jena, Weimar und Erfurt statt. An Christi Himmelfahrt verbindet ein zeitgleich stattfindender ökumenischer Gottesdienst in allen Städten den Kirchentag, ebenso mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg. Jede Stadt feiert „500 Jahre Reformation“ mit einem eigenen Programm.

Es gibt kulturelle, spirituelle und touristische Spuren auf dem Weg zum gemeinsamen Festgottesdienst am 28. Mai 2017 in Wittenberg. Am 27. und 28. Mai 2017 erfolgt das große Festwochenende auf den Elbwiesen von Wittenberg. Bei Sonnenuntergang findet die „Nacht der Lichter“ statt. Am Sonntagmorgen, wenn die Sonne um 5.19 Uhr aufgeht, werden die Schlafenden mit extra komponierter Musik und Textlesungen geweckt. Zur Mittagszeit startet der Festgottesdienst und am Abend gibt es ein großes Konzert. Ein weiterer Höhepunkt sind vom 31. Mai bis 10. September 2017 die „Konfiund JugendCamps“. In 11 Camps werden 1500 Jugendliche pro Woche in Zeltdörfern wohnen und sich über ihre Ansichten austauschen und voneinander lernen.

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Die Festivalzentrale in Grünau, die zusammen mit den Architekt_innen von Octagon und dem Gestalterkollektiv Basis Leipzig ausgebaut wurde Foto: Julia Debus

RASTER : BETON. Ein Festival für Kunst und Architektur in Leipzig-Grünau im Sommer 2016 JULIANE RICHTER / RASTER : BETON Welche Geschichten kann ein nur vier Jahrzehnte alter Stadtteil, der als Lebensraum für im Augenblick rund 40.000 Einwohner dient, erzählen? Anders gefragt: Was passiert in einer Plattenbausiedlung am Rande einer mittelgroßen, mitteldeutschen Stadt, nachdem der Architekt die Siedlung geplant hat, die Kräne im Takt die Gebäude errichtet und die vorgefertigten Großtafeln aufeinandergestapelt haben; nachdem der letzte Bauarbeiter weggegangen ist und die Siedlung den Realitätstest bestehen muss? Ist aus einem Platz, der scheinbar ohne Geschichte und Tradition ist, ein identitätsstiftender Ort geworden? Und heute, einige Jahrzehnte nach Fertigstellung: Was denken die Bewohner_innen, die Grünaus wechselvolle Geschichte miterlebten, über den

Wandel der Leitbilder – von Rückbau und Umsiedlung zu erneuter Verdichtung in der wachsenden Stadt? Was sagt unser Verhältnis zu einer bestimmten Architektur über unser Verhältnis zu Vergangenheit und Geschichtsschreibung aus? Was ist in kapitalistischer Zeit noch übrig von der sozialistischen Utopie? Hat das Allee-Center, die größte Grünauer Shoppingmall, die Funktion des sozialistischen Kulturhauses übernommen?

Das Festival RASTER : BETON, das im Frühling und Sommer 2016 in Leipzig-Grünau stattfand, stellte sich den oben genannten Fragen und beantwortete sie mit Hilfe der Kunst: Auf Einladung des D21 Kunstraum Leipzig wohnten und arbeiteten sechs Künstler_innen aus Deutschland, Österreich und Frankreich über mehrere Monate im Viertel und entwickelten zusam-

men mit Anwohner_innen und lokalen Institutionen künstlerische Arbeiten, die sich explizit mit dem öffentlichen Raum und der spezifischen, dominierenden PlattenbauArchitektur auseinandersetzten.

Die Künstler_innen deuteten den Ort auf ihre ganz persönliche Weise und addierten damit eine neue Erzählschicht zum großen Narrativ von Grünau. Dabei kann sich Kunst auf einen höheren Grad von Freiheit berufen als eine der Objektivität verpflichtete Wissenschaft, sie kann Blickwinkel und Perspektiven verändern und die Wirklichkeit auf eine partikulare und subjektive Art und Weise interpretieren.

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Daniel Theilers „Grünau Golf Resort“ Fotos: Michél Bötig

Einer der eingeladenen Künstler war Daniel Theiler, der den „Grünau Golf Resort“ (GGR) gründete und damit den größten urbanen Golfplatz der Welt mitten in der Siedlung errichtete. Denn das hat Grünau mehr als genug: Platz und Grünflächen, letztere insbesondere nach den großflächigen Abrissen Anfang der 2000er Jahre. Das Projekt hat auf spielerische Weise auf Klischees und Vorurteile gegenüber dem Ort und auch dem Sport aufmerksam gemacht: Der reale, oder auch nur angenommene elitären Status einer Sportart vermittelte sich im – vermeintlich – degenerierten Wohngebiet auf eine ganz ungewohnte Weise. Mit einfachen Mitteln und humoristischem Gestus wurde ein definierter Raum (die Grünfläche zwischen Plattenbauten) ganz anders genutzt als vorgesehen: Er wurde umcodiert in einen Golfparcours.

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Mitglied werden im exklusiven GGR durften nur Grünauer_innen oder von ihnen vorgeschlagene Leute.

Während man theoretisch im ganzen Viertel golfen konnte, da überall Löcher gegraben und Fähnchen aufgestellt wurden, konnten während der Golf-Schnupperkurse und eines Turniers nahe dem ClubHaus an der Alten Salzstraße sportliche Fähigkeiten ganz praktisch erprobt werden. Während seines Aufenthalts in Grünau lernte Daniel Theiler die Nachbar_innen kennen, agierte wahlweise als Clubleiter, neuer Freund vor allem für die Kinder und Taxifahrer – immer an der Schnittstelle zwischen Kunst und Leben; als charmanter Gefährte und dennoch distanziert. Denn bei aller Überzeugung und der Haltung eines ernsthaften, aufmerksamen Zuhörers, war Ironie (das Logo des GGR lehnte sich stilistisch an Gestaltungen aus der DDR-Zeit an)

dem Projekt von Anfang an eingeschrieben.

Lochmarkierung: Die Fahne mit dem Logo des GGR Foto: Tobias Neumann

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Rundgang mit Julischka Stengele

Ein weiteres Projekt waren die performativen Rundgänge der Künstlerin Julischka Stengele. Ihre Touren, die sie im Duktus touristischer Stadtführungen anleitete, boten eine abweichend Deutung der Geschichte des Ortes sowie der Nutzung baulicher Details an.

Sie kreierte und deklarierte „Sehenswürdigkeiten“ und formulierte – changierend zwischen ernsthafter Präsentation von Ergebnissen der künstlerischen Forschung und humoristischer Erzählung – eine queer-feministische Utopie an Hand von vorhandener Kunst im öffentlichen Raum, Architektur und Platzgestaltungen in Grünau.

Eine alternative Nutzung öffentlicher Räume zeigte auch das Berliner Architekturbüro zukunftsgeraeusche auf, indem es ortsansässige Tanzvereine, die normalerweise in geschlossenen Räumen trainieren, in die Öffentlichkeit eines belebten

Foto: Tobias Neumann

Stadtplatzes holte und Passanten zum Mittanzen anregte. Die Tanzarena wurde durch eine Installation mit großformatigen Collagen historischer Fotos und Zukunftsvisionen für Grünau gefasst.

Auch die Künstlerin Folke Köbberling arbeitete mit Anwohner_innen zusammen und realisierte mit ihnen ein Wandornament in Wachs, dessen fortwährende Veränderung durch klimatische Einflüsse und menschliche Eingriffe noch heute fotografisch dokumentiert wird.

Schließlich ist noch der Kino-Wagen des französischen Kollektivs Bruit du Frigo zu nennen, der ebenfalls unter Mithilfe von Freiwilligen errichtet wurde. Er zeigt Grünau mittels einer mobilen Camera Obscura, in welcher man durchs Viertel gezogen wird, aus derart ungewohnter Perspektive, dass selbst langjährige Bewohner_innen die Orientierung verloren.

Bruit du Frigo verstehen die Straße als Bühne, die jeder selbst aktiv bespielen und gestalten kann.

Dementsprechend konnten sich Beteiligte an dem Projekt auch als Regisseure eines Live-Films erproben.

Vor dem Kinowagen von Bruit du Frigo Foto: Samuel Boche

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Filmreihe im Heizhaus

Foto: Tobias Neumann

Rauf und Runter – Ab- und Aufwertung In der Erzählung über Ab- und Aufwertungen städtischer Räume bilden große Wohnsiedlungen und Plattenbauten einen ganz eigenen Strang: Unter Wissenschaftler_innen und Denkmalpfleger_innen schon seit einiger Zeit, insbesondere aber innerhalb jüngerer Generationen, hat sich die Bewertung der großen Wohnmaschinen der 70er Jahre verändert. Als Nachgeborene, die weder ideologische noch ökonomische Kämpfe miterlebt haben, bewerten sie die spezifischen Qualitäten und Ästhetiken des Plattenbaus neu – in Ost- wie Westeuropa. Teilweise schwingt im „Plattenbauhype“ eine gewisse Sehnsucht mit. Der Journalist Oliver Koerner von Gustdorf erklärt sie mit den Erfahrungen von Utopieverlust: „Die einstmaligen Visionen eines beständigen Fortschritts erscheinen als wiederholter Traum, in dem wir etwas wieder finden, was wir

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eigentlich nie besessen haben.“ Der Kurator David Crowley attestierte gar eine gewisse Nostalgie, die er mit einer Kritik an heutigen, geänderten Verhältnissen erklärt: Es sei schließlich eine der Wertvorstellungen der internationalen architektonischen Moderne gewesen, dass Architektur vorrangig soziale Funktionen haben sollte – der Architekt diente dem öffentlichen Gemeinwohl. Heute haben die Investor_innen weitaus mehr Macht als die Architekt_innen – sie bestimmen über Kapital und Bauland, über Grundrisse bis hin zu gewünschten Bewohner_innen.

Die Verwertungsmechanismen des Marktes gehen noch weiter: Fassadenteile der Bauten der Ostmoderne werden an Shoppingmalls geklebt, Plattenbauelemente werden zu Designobjekten, zu Motiven für Kartenspiele, Baukästen und Weihnachtsbaumanhänger, zu

eindimensionalen Architekturzitaten. Von denkmalpflegerischen Bemühungen, mit denen argumentiert wird, bis hin zur ironischen Überspitzung ist der Mechanismus doch ein altbekannter: Sie werden als „Kultobjekte“ vermarktet, die Platte wird Mainstream und als Relikt einer untergegangenen Epoche der Popkultur unter dem Schlagwort „Hipness“ einverleibt.

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Karla während einer Performance von STUDIO URBANISTAN im Plattenbau Foto: Alina Simmelbauer

Foto: Juliane Richter

Plattenbau und zeitgenössische Kunst Der Plattenbau rückte Anfang der 2000er vor allem zum Zeitpunkt seines Nicht-Mehr-Gebrauchs und Abbruchs in den Fokus von Bildender Kunst, Theater und Performance – ein Zeitpunkt, als er in schrumpfenden Städten zum Symbol des „Funktionsverlustes modernen Bauens in nachindustrieller Gesellschaft“ (Peter Richter) geworden war. Projekte wie „Superumbau“ in Hoyerswerda oder „Hotel Neustadt“ in Halle-Neustadt nahmen sich dieses architektonisch-kulturgeschichtlichen Topos‘ an – nicht selten kursierte Kritik an den Ergebnissen, sie seien letztlich „kulturell überhöhte Sterbebegleitung“ (Peter Richter) oder lediglich dekorative „Bekunstung“ der Platte.

Insbesondere in wachsenden Städten haben sich die Vorzeichen geändert: Jeder Künstler, der in einem (vorerst) abgewerteten Gebiet arbeitet, muss selbstkritisch die

eigene Rolle im WohnraumVerwertungsrondell hinterfragen.

Wir glauben, dass in Grünau auf Grund der Eigentümer_innen-Struktur (vorrangig genossenschaftliche) keine Gentrifizierung zu befürchten steht. Gleichwohl wächst Grünau, was eine Folge der stadtweiten Entwicklung Leipzigs ist.

Aufmerksamkeit und die Nutzung von (negativen) Erfahrungen aus anderen Städten ist auch hier geboten, um Freiräume weiterhin zu erhalten.

Auf der symbolischen Ebene ist Grünau von Anfang an mehr gewesen als die Summe seiner gebauten Architekturen: In ihm materialisierte sich als sichtbares Zeichen die Zukunftsvision eines Staates, für dessen Selbstverständnis die Garantie bezahlbaren Wohnraums als Grundrecht elementar war. „Eine Wohnung für

alle“, hieß es. Statt in verschiedenen Vierteln segregiert, wohnte hier „jeder unter gleichen Bedingungen in gleichen Wohnungen: Es wohnten der Generaldirektor im gleichen Haus wie der Anlagenfahrer aus dem großen Chemiekombinat, die Oberbürgermeisterin im gleichen Block mit dem Schaltwart (…) und dem Städtebauer, der die Stadt mitgeplant hatte“ (Karl-Heinz Schlesier). Die pathetisch überhöhte Vision der sozialen Gleichheit, die letztlich Utopie geblieben ist, sollte sich in der Gleichverteilung von Wohnraum und Konsumgütern spiegeln und in den Bauten aus vorgefertigten, seriell und in Masse produzierten Plattenelementen die Herausbildung „sozialistischer Lebensweisen“ von Kleinfamilien in Hausgemeinschaften vollziehen. Es ist vielleicht verkürzt, zu sagen, dass Architektur direkter Ausdruck einer Ideologie ist, dennoch propagierte

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Podium zum Symposium „Grünau 40 – Von hier aus betrachtet“ mit Stefan Rettich, Folke Köbberling, Sigrun Kabisch und Andreas Höll (v. l.)

Foto: Julia Debus

sie neben dem sozialistisch interpretierten sozialen Gestus des Staates seine Leistungsfähigkeit.

Das „Vorwärts!“ war allgegenwärtig, die Zukunft fast Gegenwart.

Heute betrachten Soziologen die Platte als Chiffre, „die einen komplexen Zusammenhang zwischen der DDR-Ideologie und den baulichräumlichen Konfigurationen sozialen Handelns bezeichnet. (Christine Hannemann). Formal war sie das Ergebnis der Rationalisierung im Bausektor und die mit ihrer Hilfe errichteten großen Wohnkomplexe standen bereits zur Entstehungszeit in der Kritik. Nicht erst seit 1990 avancierte der Plattenbau zum Symbol einer verfehlten Wohnungspolitik, aber seit der Friedlichen Revolution ist er darüber hinaus ein Synonym für einen gescheiterten Staat geworden und auch heute, 27 Jahre später, schwer von ideologischen Bewer-

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tungen zu entkoppeln. Die Platte wurde Instrument der DDR-Kritik.

Dabei wird oft vergessen, dass ebenso große Wohnsiedlungen wie auch Vorfertigung und Industrialisierung internationale Phänomene sind, die letztlich allesamt auf Ideen und Experimente der Moderne rekurrieren.

Diese Punkte wurden auch in einem Symposium reflektiert, das während RASTER : BETON in der „Völkerfreundschaft“ in Grünau stattfand. An zwei Tagen konnten die Arbeiten der Künstler_innen erlebt und besucht werden und fanden Diskussionen und Referate renommierter, internationaler Wissenschaftler_innen statt. Es referierten unter anderem Simone Hain, David Crowley, Juliana Pantzer, Annie Fourcaut, Wolfgang Kil, Stefan Rettich und Ines Weizman.

Ausgehend von einem lokalen

Schwerpunkt weitete das Symposium den Fokus mit dem Ziel der Vergleichbarkeit, wie es auch insgesamt ein Anliegen des Festivals war, einen Blick aus internationaler Perspektive und mit internationalen Gästen auf Grünau zu werfen: Denn natürlich ist Grünau kein Einzelfall und Plattenbaugebiete weltweit stehen vor ähnlichen Fragestellungen wie Grünau. Dementsprechend wurde von Dieter Hassenpflug ein Vortrag über neue Siedlungen in China gehalten, der aus soziologischer Perspektive interessante Vergleichspunkte zu deutschen Großwohnsiedlungen auftat. Denn das Thema ist aktueller denn je: Wachsende Städte auf der ganzen Welt benötigen Wohnraum für die Massen. In China, Mexiko und Russland werden neue Wohnsiedlungen errichtet, deren Maßstäbe europäische Vorstellungen sprengen.

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Ausstellung im D21 Kunstraum

Das Programm von RASTER : BETON war noch weiter gefasst: Eine Ausstellung im D21 Kunstraum zeigte künstlerische Positionen aus Deutschland und Frankreich zu Großwohnsiedlungen, Plattenbauten und ihren intellektuellen, historischen und baulichen Vorbildern und Bezügen. Eine Filmreihe führte an ungewöhnliche Orte in Grünau, Vorträge und Workshops mit Jugendlichen wurden durchgeführt und während regelmäßiger Öffnungszeiten der Festivalzentrale konnten sich Besucher_innen über das Festival informieren und mit den Organisator_innen und Künstler_innen ins Gespräch kommen oder einfach Bücher zum Thema lesen und erwerben. Einige Projekte von RASTER : BETON werden auch zukünftig in Grünau zu erleben sein: Der Kino-Wagen befindet sich jetzt im Kinder- und Jugendhaus KiJu, wo er weiterhin genutzt wird.

Foto: Julia Debus

Der Golfclub wird vom lokalen Kulturhaus KOMM-Haus fortgeführt, Folke Köbberlings Ornament wird noch einige Monate an der Fassade verbleiben. „Jeder Platz braucht Zeit, um ein Ort zu werden.“ Der Satz von Oswalt Matthias Ungers begleitete das Festival von Anfang an.

Er ist zugleich Zustandsbeschreibung und Entschuldigung großer Siedlungen weltweit. Und auch Grünau ist mittlerweile ein Ort mit einem spezifischen Geist (genius loci) geworden, vergleichbar mit Gründerzeitvierteln, die ebenfalls in kürzester Zeit gebaut wurden und mit den Jahrzehnten ganz eigene Charaktere herausgebildet haben.

In Grünau sind die Erinnerungen an die Anfänge des Viertels noch lebendig, das wurde auch aus den vielen Erzählungen während des Festivals deutlich: So mussten

die Bewohner_innen der ersten Stunden provisorische Wege anlegen, auf der Baustelle anpacken und den Weg zur Straßenbahn in Gummistiefeln zurücklegen. „Schlammhausen“, einst der gebräuchliche Begriff für die neue Siedlung, wurde zum verbindenden Zustand und Ursprungsmythos von Grünau. „Grünau insgesamt ist und bleibt ein Produktionsversuch menschlicher Heimat“, schreibt der Architekturhistoriker und Publizist Wolfgang Kil in Abwandlung eines Ernst Bloch-Zitats. Die Bewohner_ innen der Neubausiedlung haben sich mittlerweile den Raum angeeignet – haben Wege eingelaufen, Bäume gepflanzt, Nachbar_innen kennengelernt. Kurz: Sind heimisch geworden. Nirgendwo gibt es einen besseren Ort dieser Aneignung als in dem Areal am Frankenheimer Weg, einem Zwitter zwischen Privat-Garten und öffentlichem Park,

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Abschlussveranstaltung im Garten am Frankenheimer Weg

den Ingrid und Fritz Hundt vor über dreißig Jahren angelegt haben.

Während der Abschlussveranstaltung von RASTER : BETON kamen hier Nachbar_innen und Besucher_ innen aus ganz anderen Stadtteilen zum Grillen und Filmschauen zusammen. Für uns als Festivalveranstalterinnen war es genau das, was Grünau sein kann: ein Stadtteil, der wie jeder andere ganz Unverhofftes zu entdecken bietet, der manchmal wunderschön ist, und manchmal furchtbar öde, der sich mehr und mehr individualisiert und in unterschiedliche atmosphärische Orte auffächert, je näher man ihm kommt, der überall anders ausseht und ganz sicher auch polarisiert. Und eine weitere Erkenntnis haben wir mitgenommen: Letztlich haben nicht nur wir etwas mit dem Ort gemacht, sondern der Ort auch mit uns. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen.

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Foto: Michél Bötig

Mehr Informationen, Fotos und Videos: raster-beton.de/rueckblick Fritz Hundt mit Tafeln seiner Freiluftausstellung zur Geschichte Grünaus Foto: Michél Bötig

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Glanzvolle Messestände auf der „MUTEC 2016“

Fotos: Dave Tarassow

denkmal & MUTEC 2016 – Denkmalpflege und Museumstechnik DAVE TARASSOW Im Herbst 2016 lud die Leipziger Messe wieder international ein.

Vom 10. bis 12. November 2016 fand die europäische Leitmesse „denkmal“ für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung im Verbund mit der internationalen Fachmesse „MUTEC“ für Museumsund Ausstellungstechnik und der Fachmesse Lehmbau statt. 13.900 Besucher wurden gezählt. Die Messen finden alle zwei Jahre statt.

Die MUTEC präsentierte mit 80 Ausstellern aus 10 Ländern als eines ihrer Highlights den technologischen Fortschritt, den Museen und Ausstellungshäusern neue und spannende Möglichkeiten bieten.

Angebote zur Verbesserung der Besucherführung und der musealen Infrastruktur. Innovative Ansätze medialer Präsentation, Museums-

pädagogik und didaktische Vermittlung sowie die detaillierte Besucherforschung. Für Archive und Bibliotheken wurde auch der Nerv getroffen. Erstmals fand die Messe für Museums- und Ausstellungstechnik als Eigenmesse statt.

Die denkmal zeigte mit 435 Ausstellern und 17 Ländern – bereits zum 12. Mal – wieder die umfangreiche Welt der Denkmalpflege.

Mit über 150 Veranstaltungen wurde ein internationales und vielfältiges Fachprogramm geboten. Dazu gehörten hochkarätige Tagungen, Workshops und Fachverträge sowie Podiumsdiskussionen und Expertenrunden. Vorstellung von Best-Practice-Beispielen aus nationalen und internationalen Projekten. Live-Handwerk bei Zimmerern und Tischlern. Ins Gespräch kommen mit Handwerkern über historische und moderne Baustoffe.

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Die „Jugendbauhütten“ präsentierten sich mit Mitmachaktionen

Jugendbauhütte und PEGASUS – Schulen adoptieren Denkmale An jedem Abend fand eine Auktion für historische Baustoffe statt, die wie immer sehr gut besucht war.

Ein Schwerpunkt waren die jungen Messebesucher. Sie konnten sich über verschiedene Ausbildungsberufe informieren und handwerkliches Können ausprobieren.

Passende Messestände gab es unter anderem bei der Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, bei dem Jugendliche in einem Freiwilligen Jahr für Denkmalpflege (FJD) Theorie und Praxis über Denkmalpflege und Handwerk lernen, sowie dem PEGASUS-Programm „Schulen adoptieren Denkmale“ des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus.

Hier adoptieren Schüler ein Jahr lang ein ausgesuchtes Denkmal und beschäftigen sich dami tintensiv.

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Teilnehmer des PEGASUS-Programms – Nachbarschaftsschule Leipzig, Leipziger Denkmalstiftung und Apostelhaus – im Schuljahr 2016/2017

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Verleihung des „Bernhard-Remmers-Preis“ für das Leipziger Capa-Haus

Auszeichnungen und Preisverleihungen – darunter „Berhard-Remmers-Preis“ 2016 Zum 11. Mal fand die Verleihung der Goldmedaille statt. Sie wurde 1996 von der Leipziger Messe ins Leben gerufen für herausragende Leistungen in der europäischen Denkmalpflege. Erneut wurden zehn Persönlichkeiten und Betriebe ausgezeichnet. Parallel erfolgte die 9. Messeakademie, bei dem Studenten in einem Architekturwettbewerb mit Entwurfsaufgaben zwischen verschiedenen historischen Objekten ihr Wunschprojekt zeitgemäß gestalten können, um mit dem Spannungsfeld zwischen Denkmalpflege und Architektur in Berührung zu kommen. Der 12. Denkmalpflegepreis der Handwerkskammer zu Leipzig und der 14. Hieronymus-Lotter-Preis der Kulturstiftung Leipzig wurden ebenso verliehen. Ein besonderer Höhepunkt ist die Verleihung des „Bernhard-Remmers-Preis“ für herausragende Leistungen in der

handwerklichen Baudenkmalpflege. Über 1000 Anmeldungen und fast ebenso viele Gäste kamen in das Congress Center Leipzig.

Erstmals wurden zwei Bauprojekte ausgezeichnet – national und international. Für das internationale Baudenkmal wurde das Kapitol in Havanna geehrt. In der nationalen Kategorie stand das Palmengarten Palais (Capa-Haus) in Leipzig im Mittelpunkt. Ein Ensemble, bei dem keine Wand vor der Sanierung mehr

über Standsicherheit verfügte. Die LS Denkmal GmbH & Co. KG aus Bayern erwarb das sogenannte Capa-Haus und sanierte es nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten mit höchsten Ansprüchen.

Der Name entstand durch den ungarischen Kriegsfotografen Robert Capa, der die letzten Tage im April 1945, als Leipzig durch die US-Armee befreit wurde, dokumentierte.

Die Preisverleihung des „Hieronymus-Lotter-Preis“ fand im Richard-Wagner-Saal in der Alten Nikolaischule statt

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Aufzeichnung der Tagung „Konflikte in der Denkmalpflege“

Bürgerschaftliches Engagement – Vereine und Stiftungen präsentieren Auch das Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ wurde auf der Messe wieder groß geschrieben.

Akteure wie das Ortskuratorium Leipzig der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die sich aktuell mit der Sanierung der Russischen Kirche liebevoll beschäftigen, das Forum für Baukultur e.V. aus Dresden, die Kindern und Jugendlichen die Denkmalpflege näher bringen oder die Leipziger Denkmalstiftung auf dem Gemeinschaftsstand der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Leipzig, haben auf sich aufmerksam gemacht und ihr Portfolio präsentiert. Die Leipziger Denkmalstiftung lud zur Tagung „Konflikte in der Denkmalpflege – Denkmalschutz: Verhinderer oder Förderer?“ ein, um der Frage nachzugehen, ob unsanierte Baudenkmale Neuinvestitionen tatsächlich im Wege stehen und wie man das Problem lösen kann.

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Daneben gab es die aktuelle Debatte, dass die Koalitionspartner aus CDU und SPD des Freistaats Sachsen in Zukunft keine Fördermittel mehr für die Denkmalsanierung ausgeben möchten. Das heißt: 0 €.

Kontrovers wurde darüber diskutiert.

Die Messe „denkmal“ hat es sich seit ihrer ersten Messe im Jahr 1994 zur Aufgabe gemacht, Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung in den Fokus der Bevölkerung, Politik und Wirtschaft zustellen. Sie wurde zur Leitmesse in Europa. Es gibt keine vergleichbare Messe. Erneut findet sie – im Verbund mit der MUTEC – vom 8. bis 10. November 2018 auf der Leipziger Messe statt.

Messestand des Ortskuratoriums Leipzig der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

130 | PORTRÄT

GÖRLITZ Die Stadt Görlitz befindet sich im Freistaat Sachsen, östlich von Dresden, und hat über 55.000 Einwohner. Sie ist die östlichste Stadt in Deutschland, liegt direkt an der

Neiße und zur Grenze zu Polen. Erstmals urkundlich erwähnte wurde sie im Jahre 1071 durch den König Heinrich IV.

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Von Zerstörungen blieb Görlitz im Zweiten Weltkrieg fast völlig befreit. Alle wesentlichen Phasen der mitteleuropäischen Siedlungsentwicklung ohne größere bauliche Veränderungen sind erhalten geblieben.

Die Stadt hat die meisten Baudenkmale in Deutschland und die historische Altstadt ist von großer Bedeutung. Das Stadtbild wird gern für Filmproduktionen genutzt, vor allem

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aus Hollywood, wie „In 80 Tagen um die Welt“ oder „The Grand Budapest Hotel“.

Bis 1945 befand sich östlich der Neiße die Oststadt von Görlitz. Doch durch die Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg gehört dieser Teil nun Polen. Die Stadt heißt Zgorzelec. Verbunden werden beide Städte durch die Altstadtbrücke.

132 | LITERATUR DOREEN TARASSOW Zusammenstellung von ausgewählten Neuerscheinungen 2016/2017.

Kompakt & Visuell Architektur

Architekturführer Deutschland 2017

Lost Places Leipzig

Jonathan Glancey verschafft uns mit seinem Buch einen leichten und verständlichen Überblick über die faszinierende Welt der Architektur. Sortiert nach Epochen, erfährt der Leser wichtige Merkmale und Informationen zur Entstehung bestimmter Bauwerke und dessen Bauweise. Über 450 bedeutende Beispiele und deren Stile, werden in diesem Buch detailliert beschrieben und erklärt.

Im Architekturführer Deutschland 2017 werden 97 aktuelle Bauwerke vorgestellt.

Museen, Amts- und Bürogebäude, wie private Wohnhäuser oder Bildungsbauten werden unter die Lupe genommen. Ob Sanierung, Umbau oder Neubau, alles ist dabei. Recherchiert wurden die Bauwerke vom Deutschen Architekturmuseum (DAM). Mit Vorschlägen waren die Architektenkammern in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Nieder­sachsen, Nordrhein-­Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und ­Sachsen beteiligt. Die Planungen junger Architekten stehen dabei im Fokus. Die Auswahl bildete übrigens die Grundlage für die Jury zum „DAM Preis für Architektur in Deutschland 2017“.

In diesem Bildband wird man durch das Reich der Leipziger Ruinenwelten geführt. Orte, die einen heute fast mystischen Eindruck auf den Betrachter erzielen, werden hier abgebildet. Durch den Beginn der Industrialisierung und dessen Bauten, wurde das Stadtbild maßgeblich geprägt und zeigt wunderschöne und raumgreifende Architektur. Doch heute warten genau diese Bauten auf Investoren, die sich ihrer annehmen. Viele von ihnen warten vergeblich und fristen ein Dasein als Spekulationsobjekt.

Marc Mielzarjewicz hat es sich zur Aufgabe gemacht und genau diese Orte in ästhetischem Schwarz-Weiß eingefangen.

Durch eine wirkungsvolle Lichtregie werden diese zu neuem, düsteren Leben erweckt und offenbaren ihre einstige Schönheit, die ihnen selbst der Verfall nicht zu nehmen vermag.

Jonathan Glancey, Dorling Kindersley ISBN 978-3831031344 19,95 Euro www.dorlingkindersley.de

Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal DOM publishers ISBN 978-3-86922-549-4 28,00 Euro www.dom-publishers.com

Marc Mielzarjewicz Mitteldeutscher Verlag ISBN 978-3954627523 22,95 Euro www.mitteldeutscherverlag.de

Foto: Dorling Kindersley

Foto: DOM publishers

Foto: Mitteldeutscher Verlag

LITERATUR | 133

Elbphilharmonie

Räumliche Leitbilder erarbeiten

Die Zumutbarkeit im Denkmalrecht

Im Hamburger Hafen gelegen, umfasst die Elbphilharmonie eine Kombination aus traditioneller Bauweise und futuristischem Design. Es besitzt einen der besten Konzertsäle der Welt, ein Hotel und eine offene Plaza, inklusive LuxusApartments. Der Schweizer Star Architekt Herzog & de Meuron entwarf dieses wunderschöne Jahrhundertprojekt.

Die Elbphilharmonie stellt das neue Wahrzeichen Hamburgs da und wird in diesem Buch ausführlich porträtiert.

Als strategisches Instrument verhilft das räumliche Leitbild dazu, bei Planungsund Bauvorhaben frühzeitig die richtigen abgestimmten Entscheidungsgrundlagen zur Hand zu haben und Mittel gezielt einzusetzen. Ziel ist es, Qualitäten zu benennen, Stärken zu unterstützen und vor allem Entwicklungsspielräume zu präsentieren. Durchgesetzt hat sich in der Gemeinde- und Stadt- sowie Quartiersentwicklung der Leitbildprozess, um seine Entwicklungsvorstellungen aufzuzeigen. Im Buch werden mit 26 Fragen die Schlüsselmomente und mögliche Stolpersteine eines Leitbildprozesses erläutert.

In diesem Buch wird der Stand der Rechtsentwicklung zur wissenschaftlichen Zumutbarkeit in allen Bereichen des Denkmalrechts übersichtlich dargestellt.

Wichtige verwaltungsrechtliche Entscheidungen und Beschlüsse werden für Rechtsanwender erläutert und deren Zusammenhänge erklärt. Ergänzt wird das Buch durch nicht veröffentlichte Gerichtsentscheidungen und Musterformulierungen.

Der Autor Joachim Mischke berichtet selbst seit den Anfängen um die Jahrtausendwende über die Elbphilharmonie.

Fotograf dieser atemberaubenden Innenund Außenaufnahmen ist der renommierte Fotograf Michael Zapf.

Durch seine Fotos dokumentiert er die Geschichte und den Bauverlauf des neuen Wahrzeichens der Hansestadt.

Joachim Mischke Edel Germany ISBN 978-3841904898 12,95 Euro www.edel.com

Institut Urban Landscape ZHAW ISBN 978-3-03863-016-6 29,00 Euro www.triest-verlag.ch

Dieter J. Martin, Stefan Mieth, Jörg Spennemann Kohlhammer ISBN 978-3-17-023332-4 69,90 Euro www.kohlhammer.de

Foto: Edel Germany

Foto: Institut Urban Landscape ZHAW

Foto: Kohlhammer

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134 | LITERATUR DOREEN TARASSOW Zusammenstellung von ausgewählten Neuerscheinungen 2017.

Eisenbahn im Aufbruch Bis in die 1960er Jahre war die Deutsche Bundesbahn das allerwichtigste Verkehrsmittel des Wirtschaftswunderlands Bundesrepublik Deutschland. Diese Epoche ist bis heute noch sehr beliebt und findet großen Anklang bei den Eisenbahnfans. In diesem Bildband wird man in die Welt der Loks entführt, lernt Bahnhöfe kennen und wie die Menschen damals gereist sind. Das Buch nimmt uns auf eine bildgewaltige Zeitreise mit.

Angefangen von Schwarz-Weiß bis zum Farbfilm.

101 Dine, die ein EisenbahnLiebhaber wissen muss

101 Dinge, die man über die Deutsche Reichsbahn wissen muss

Fragen wie „Wo fährt der schnellste Zug“ oder „Welches ist der längste Tunnel?“ interessierte viele Eisenbahn-Liebhaber und auch diese lernen immer wieder gerne dazu. In diesem Buch geht es um technische Fakten der Eisenbahn, Rekorde die aufgestellt wurden und auch Errungenschaften. Auch erfahrene Eisenbahnliebhaber kommen voll auf ihre Kosten – Kuriositäten und Extremes werden in diesem Buch ebenfalls berücksichtigt.

Dank diesem Buch werden Sie auf eine Reise durch die gesamte Eisenbahngeschichte geschickt. Besonderheiten und Geheimnisse werden aufgedeckt und erklärt. Den Leser erwarten 101 AhaErlebnisse, welche informativ und gleichzeitig unterhaltsam beschrieben werden.

Von 1945 bis 1993 war die Deutsche Reichsbahn, kurz DR, ein sehr komplexes Staatsunternehmen innerhalb der DDR. Es hatte sowohl Interessantes als auch Überraschendes zu bieten. Allerhand Kuriositäten, zumindest aus heutiger Sicht betrachtet, laden zum schmunzeln und träumen ein. Der Autor Michael Reimer, selbst Eisenbahner, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Reichsbahn zu erforschen. In seinem Buch „101 Dinge, die man über die Deutsche Reichsbahn wissen muss“, präsentiert er seine 101 Aha-Erlebnisse.

Erscheinung: April 2017 Peter Schricker GeraMond Verlag ISBN 978-3-86245-168-5 39,99 Euro www.verlagshaus24.de

Stefan Friesenegger GeraMond Verlag ISBN 978-3-95613-028-1 14,99 Euro www.verlagshaus24.de

Michael Reimer GeraMond Verlag ISBN 978-3-86245-164-7 15,00 Euro www.verlagshaus24.de

Foto: GeraNova Bruckmann Verlagshaus

Foto: GeraNova Bruckmann Verlagshaus

Foto: GeraNova Bruckmann Verlagshaus

LITERATUR | 135

Chemnitz und seine Verkehrswege

Der Knödelpresse Die Baureihe 180

Seit Urzeiten ist die alte sächsische Industriemetropole ein wichtiger Verkehrsknoten – auch heute noch. Dementsprechend ist die Geschichte der sächsischen Industriemetropole sehr vielfältig und spannend. Die Autoren des Buchs sind selbst fachkundige Kenner. Durch informative Fakten und Illustrationen zum Bahngeschehen, wird den Lesern ein guter Einblick in dessen Geschichte gewährt. Auch die ungewöhnliche Seite der Straßenbahngeschichte und andere Verkehrsmittel werden in diesem Buch erläutert und dargestellt.

Insgesamt 35 Mehrsystemlokomotiven, die auf dem 3-kv-Gleichstromnetz der ČSSR, als auch auf dem 15-kV Wechselstromnetz der DDR eingesetzt wurden, beschaffte die DR mit den Tschechoslowakischen Staatsbahnen. 20 Dieser Loks erhielten die Baureihenbezeichnung 230, die ČSD reihte 15 Loks als Baureihe 372 ein.

Als die DB AG gegründet wurde, wurden ehemalige Reichsbahn-Loks als BR 180 bezeichnet und zusammen mit ihren tschechischen Schwestern im Elbtal eingesetzt. Die BR 180 war mit ihren 120 km/h nur bedingt im Personenverkehr einsetzbar, weshalb ein Umbau auf 160 km/h geprüft wurde. Sie stellten bei der DB eine Splittergattung dar, weshalb sie an den DB-Güterverkehr abgegeben wurden. Im Jahr 2002 wurde die erste Lok abgestellt und 2014 dann alle ausgemustert.

Erscheinung: März 2017 André Marks Klartext ISBN 978-3837517675 29,95 Euro www.klartext-verlag.de Foto: Klartext Verlag

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In diesem Buch geht es um die technische Entwicklung und deren Einsätze in Deutschland, Tschechien und Polen.

Bildarchiv 68 Eisenbahn Kurier ISBN 978-3-8446-6600-7 19,80 Euro www.ekshop.de Foto: Eisenbahn Kurier

Die letzten Altbauelloks der Deutschen Bundesbahn (1) Am 1. Januar 1968 führte die Deutsche Bundesbahn ihr neues Nummernschema ein. In ihrem Betriebsbestand befanden sich noch zahlreiche E-loks der Vorkriegsbaujahre. Zum Teil waren diese weit über 40 Jahre alt, wie z. B. die Baureihe 132 sowie technisch veraltet und verbraucht.

Dadurch erbrachten viele dieser Loks nur noch untergeordnete Leistungen.

Die BR 118 und 194, ebenfalls Vorkriegsbauarten, waren Ende der 1960er Jahre unverzichtbar für den schweren und hochwertigen Zugdienst. 1968 bis 1988 wurden die Loks ausgemustert. Frank Lüdecke dokumentiert diese Epoche mit technischen Daten, Lebensläufen, schreibt über die Einsatzgeschichten und der Verbleib einzelner Maschinen. Band 1 Band befasst sich mit den BR 104 bis 145.

Frank Lüdecke Eisenbahn Kurier ISBN 978-3-8446-6026-5 49,90 Euro www.ekshop.de Foto: Eisenbahn Kurier

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Besprechung zu Arnold Bartetzky, „Die gerettete Stadt“ CHRISTIAN RAETZKE Im Jahr 2015 erschien ein Buch, das für die Kenntnis der Entwicklung des Leipziger Stadtbildes im letzten Vierteljahrhundert von kaum zu überschätzender Bedeutung ist: „Die gerettete Stadt“ von Arnold Bartetzky (Lehmstedt Verlag, Leipzig; 19,90 Euro).

Der Autor, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Fachkoordinator für Kunstgeschichte am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig und einer breiten Öffentlichkeit als Architekturkritiker vor allem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung bekannt, untersucht dabei – so der Untertitel des Buches – „Architektur und Stadtentwicklung in Leipzig seit 1989: Erfolge – Risiken – Verluste“. Gleich zu Beginn des Vorworts betont der Autor, die im Buch erzählte Geschichte sei nicht nur von lokalem Interesse; vielmehr sei Leipzig ein Brennglas, das die allgemeinen Tendenzen der Stadtentwicklung seit der Wende verdichtet darbiete. Der Leser fühlt sich also berechtigt, eine Darstellung zu erwarten, die sich nicht im Erzählen lokaler Histörchen erschöpft, sondern die grundlegenden Ideen und Tendenzen der Stadtentwicklung anhand eines bedeutsamen Beispieles darbietet und dabei Positives wie Negatives – eben Erfolge und Verluste – in ausgewogener Form einbezieht.

Diesem Anspruch wird das Buch in vollständiger, ja begeisternder Weise gerecht. Viele heutige Darstellungen nehmen zwar Allgemeingültigkeit für sich in Anspruch, sind aber tatsächlich oft einseitig in ihren Ansichten und verlieren sich in Details und einer pedantischen Gelehrsamkeit, die den Blick aufs Ganze eher verstellt als fördert. Das Buch von Arnold Bartetzky dagegen zieht – wie es nur große Geschichtswerke tun – den Schleier vom Wirken der Ideen, der Kräfte und Gegenkräfte und der sie verkörpernden Personen, die letztlich jede geschichtliche – auch stadtgeschichtliche – Entwicklung prägen. Bei der Lektüre des Buches wird Geschichte im Sinne

Rankes lebendig: Eine Idee, eine Anschauung entwickelt sich, gefördert vom Zeitgeist und von den Umständen; sie gewinnt die Vorherrschaft; doch während sie noch unangefochten dazustehen scheint, bringt sie Widerspruch und Gegenkräfte hervor, die, zunächst im Verborgenen wachsend, mit einem Male

ihren Platz einnehmen, nur um ihrerseits wieder umgestaltet oder überwunden zu werden.

Innerhalb des letzten Vierteljahrhunderts – von der Wende 1989/90 bis heute – drängt sich in der Stadtentwicklung Leipzigs eine in der Zusammenschau fast

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links: Cover des Buches, oben: Buchpräsentation am 14. April 2015 in der Leipziger Stadtbibliothek. bestürzende Fülle solcher Bewegungen und Wirkungen zusammen, die sich hier in meisterlicher Darstellung vor dem Auge des Lesers entfaltet. Dabei ergibt sich so manche Überraschung. Der nach 1989 gefasste Grundsatzbeschluß, den historischen Grundriß und die Maßstäblichkeit der Innenstadt soweit möglich zu reparieren und wiederherzustellen, im Einzelfall auch unter Einschluß von (Teil-) Rekonstruktionen prägender Einzelbauten, war bereits in der späten DDR vorbereitet worden, wenn auch die meisten Konzepte dazu in den Schubladen verblieben; die Wende bedeutete in dieser Hinsicht also keine radikale Umkehr, sondern brachte bereits Vorhandenes zur Entfaltung. Der Bestand war allerdings 1989 geprägt vom allgegenwärtigen Verfall der Stadt, der im Fernsehbeitrag „Ist Leipzig noch zu retten?“ seine berühmte Dokumentation fand und ein wichtiger Auslöser der friedlichen Revolution in Leipzig war. Eine damals und (leider) auch heute unerhörte Bewegung breiter Bevölkerungsschichten fand ihren Niederschlag in der „1. Volksbaukonferenz“ vom Januar 1990. Während dort aber planwirtschaftliche Fragen der Beschaffung

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von Baumaterial und Baufachkräften im Zentrum standen, war dies schon wenige Monate später kein Thema mehr: die Marktwirtschaft überschwemmte die Stadt mit Ressourcen, sofern sich entsprechende Investoren fanden. Die oft ungeklärten Eigentumsverhältnisse und der Grundsatz „Rückgabe vor Entschädigung“ lähmten allerdings zunächst einmal die Reparatur der Stadt. Investorenmittel flossen ungehemmt in die Peripherie, wo Wohnparks und gigantische Einkaufszentren hochgezogen wurden und zu einer Verödung des Leipziger Stadtgebiets und zum Darniederliegen des innerstädtischen Handels führten.

Dennoch setzte bald auch in der Stadt selbst eine rege Bautätigkeit ein. Die Lücken der Stadtmitte wurden mit Bauten gefüllt, die sich mal mehr, mal weniger an die Gestaltungssatzung hielten und in ihrer Qualität höchst schwankten. In den übrigen Stadtvierteln entfaltete sich eine rege Bautätigkeit, die sich zum einen – in erwünschter und erfreulicher Weise – auf die Sanierung von Altbauten bezog, zum anderen aber auch eine ungeheure Quantität an Büro- und Einkaufsflächen produzierte. Der damit einhergehende

Fotos: Dave Tarassow

Ruf Leipzigs als „Boomtown“ stand aber, gerade als er den höchsten Grad erreichte, auf tönernen Füßen: Deindustrialisierung, hohe Arbeitslosigkeit und Bevölkerungsschwund bedeuteten eine starke Unterauslastung der so erzeugten Kapazitäten und führten letztlich zum Abkippen in Stagnation und Leerstand und zu einer Abrißwelle, die auch durch fehlgeleitete öffentliche Mittel verstärkt wurde. An der damals praktizierten „Perforation“ der Stadt und dem „Rückbau“ (also Abriß) vieler einzelner Bauten wird beispielhaft deutlich, wie aus einer (scheinbaren) Notwendigkeit eine Idee wird, die – wie hier vom damaligen Stadtbaurat und einigen Architekten – offensiv vertreten und mit viel Theorie und Rhetorik gerechtfertigt und schöngeredet wird. Doch wie immer, erwuchs aus dieser Lage auch hier eine Gegenkraft.

Ein erneutes Wachstum von Bevölkerungszahl und Beschäftigung im Verein mit einem wieder auflebenden starken Bürgerengagement führte in den letzten Jahren zur Aufgabe solcher verquasten Konzepte und erneut zu einer weitgehenden Bewahrung und Sanierung der nach zwischenzeitlichen schmerzhaften

138 | LITERATUR Abrissen noch vorhandenen gefährdeten Altbausubstanz. Doch auch die neue Entwicklung ist mit städtebaulichen Kompromissen, Gefahren und Fehlern verbunden. So führt etwa die an und für sich begrüßenswerte Idee, Wohnen und Einkaufen wieder mehr in der Stadt zu konzentrieren, zu einer Wucherung von sogenannten Stadthäusern und von Stadtteil-Einkaufszentren, die mit banaler bis beleidigender Architektur das Niveau der Leipziger Baukultur gefährlich nach unten ziehen.

Dieses reiche Panorama entfaltet der Autor mit Hilfe eines hervorragend lesbaren, ja glänzenden Stils, der sich zu gelegentlichen Höhepunkten steigert, ohne jemals effekthascherisch zu wirken.

Dabei ist das Werk zugleich auf dem strengsten Quellenstudium aufgebaut, von dem die über 500 Fußnoten Zeugnis ablegen. Angesichts der historisch noch nicht weit zurückliegenden Geschehnisse und der Vielfalt der Akteure greift der Autor auf viele verschiedenartige Quellen zurück, auch auf mündliche Aussagen von Beteiligten, die aber objektiviert und in den Gesamtzusammenhang einge-

ordnet werden. Dem sicherlich naheliegenden Drang, angesichts der bunten Entwicklung in Anekdoten zu verfallen, hat der Autor konsequent widerstanden.

Vereinzelte Beispiele wie der Vergleich der äußeren Erscheinung des Baulöwen Jürgen Schneider zu seiner Glanzzeit und bei seiner Verhaftung (S. 97 f.) stehen nicht für sich, sondern sollen als Symbol Grundsätzliches illustrieren.

Erfrischend sind die Beurteilungen, die man in einem solchen Buch erwarten darf und die der Autor dort, wo es angemessen ist, auch mit viel Verve liefert.

Das Handeln der wesentlichen Personen, die teils die Entwicklungen gestalteten, oft aber auch von ihnen getrieben wurden, erfährt – der Autor hält sich hier sehr zurück – eine ausgewogene, nie verletzende Beurteilung, in der das aus heutiger Sicht Mißfallende soweit wie möglich dem Drang der Umstände zugerechnet wird. Die Architektur der nach 1989 entstandenen Neubauten wird dagegen in oft pointierter Weise charakterisiert.

Das Mißlungene, das leider in Fülle produziert wurde, wird mit jeweils wenigen, aber wunderbar treffenden Worten bloßgestellt; es gibt aber auch viele Gebäude, denen der Autor eine positive Wertung widmet. Insofern herrscht auch hier bei aller Zuspitzung im Einzelnen insgesamt eine gerechte, gelassene Balance. Der Rezensent kann die Wertungen in praktisch allen Fällen aus seiner eigenen, notwendig subjektiven Sicht nur bestätigen.

Eine Ausnahme möchte er lediglich für zwei aus seiner Sicht durchweg schlechte Bauten machen: das Bildermuseum (das im Buch eine differenzierte, in Teilaspekten wohlwollende Beurteilung erhält) und die neue katholische Propsteikirche St. Trinitatis (die der Autor sogar ausdrücklich lobt, sich dabei allerdings nur auf das bereits fertiggestellte Äußere bezieht).

Dabei wirft der Autor auch immer wieder ein Schlaglicht auf die zeitgenössische Architekturkritik, die aus heutiger Sicht – oft nur wenige Jahre später – manchmal völlig danebenliegt und deren von modernistischer Kampfrhetorik geprägte Texte heute oft nur noch Erheiterung

Das „Museum der bildenden Künste“ an der Reichsstraße Ecke Brühl im April 2015, beim Neubau des dritten Winkelbaus.

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Der 2005 bis 2006 errichtete Abschnitt des Elstermühlgrabens am Ranstädter Steinweg (Stichworte Betontrog und Stahlgitter). auslösen. Herrlich treffend stellt der Autor etwa hinsichtlich des (eigentlich banalen, aber immerhin erträglichen) KPMG-Baus an der Münzgasse fest, man müsse ihm „zugutehalten, dass er nicht so schnell altert wie mancher Text, der über ihn geschrieben wurde“ (S. 133).

Das löst natürlich Nachdenklichkeit hinsichtlich der Halbwertszeit der ebenso hymnischen wie intellektuell verquasten Kritiken einiger heutiger Neubauten aus.

Ein Beispiel von vielen für eine Entwicklung, in der eine gute Idee leider nur in enttäuschender Form in die Wirklichkeit zu treten vermochte, ist die Freilegung der innerstädtischen Flussarme (S. 186).

Wie der Autor zu recht feststellt, ist dies im Ansatz eine nicht genug zu lobende Initiative der Stadtreparatur. Die konkrete Umsetzung aber, mit Brackwasser in Betontrögen zwischen häßlichen Stahlgittern und Schnellstraßen, hat leider nichts zur Bereicherung des Stadtbildes und zur Hebung der Aufenthaltsqualität beigetragen. Nachdem der jüngst fertiggestellte Abschnitt an der Carl-Mariavon-Weber-Straße – der im Buch nicht mehr berücksichtigt werden konnte

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konnte – etwas besser geraten ist, bleibt zu hoffen, dass es bei künftigen Freilegungen stärker gelingt, sich der ursprünglichen malerischen Wirkung der Gewässerläufe zu nähern.

Wenn man das Buch durchgelesen hat (was man am liebsten in einem Zuge tun würde), teilt man die Ansicht des Autors, dass die von ihm beschriebene Periode sich heute hinreichend abgerundet hat, um ein Resümee zu ziehen, wenn auch natürlich viele Entwicklungen weitergehen. Wie immer, wenn man von einer Epoche Abschied nimmt, wird man melancholisch. Das passiert nicht nur dem Leser, sondern sogar dem Autor: die letzten Absätze des Buches fallen fast wehmütiger und nachdenklicher aus, als man es angesichts der insgesamt doch beeindruckenden Erfolgsbilanz erwartet hätte. Doch ja, es stimmt: viele Freiräume im eigentlichen und im übertragenen Sinne, viele Möglichkeiten, die es im letzten Vierteljahrhundert gab, sind abgeschlossen und vorübergegangen; und es gibt besorgniserregende Entwicklungen, sowohl falsche Weichenstellungen der Vergangenheit, die heute noch fortwirken,

als auch Fehlentscheidungen der Gegenwart. Wie der Autor so treffend formuliert: „Ungeachtet der rapiden Vermehrung kruder Bauten wird Leipzig … als eine architektonisch sehr attraktive Stadt wahrgenommen. (…) Man sollte sich aber nicht darauf verlassen, dass die Stadt noch viel mehr bauliche Rücksichtslosigkeit ohne größere Schäden wegstecken kann“ (S. 284). Wenn alle für die Entwicklung der Stadt Verantwortlichen, von den Politikern und Beamten über Großinvestoren und Wohnbaugesellschaften bis hin zu Stadthaus-Eigenheimbauern, dieses Buch lesen würden – wozu der Rezensent sie unter Strafandrohung verpflichtet sehen möchte –, dann würde man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und der nachdenkliche Ausblick des Autors würde bei nachträglicher Betrachtung von einer glückhaften Zukunft der Stadt Leipzig überstrahlt werden.

Dr. Christian Raetzke ist Rechtsanwalt in Leipzig und Mitglied im Förderverein der Leipziger Denkmalstiftung e.V. und widmet sich seit seiner Jugend der historischen Baukunst.