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Mittelstandsmotor: 30 Jahre Bürgschaftsbanken in den neuen Bundesländern

MITTELSTANDSMOTOR

30 Jahre Bürgschaftsbanken in den neuen Bundesländern

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Mit der politischen Wende vor mehr als 30 Jahren begann auch die Reise von der Plan- in die Marktwirtschaft. Eine Reise, die auch die Bürgschaftsbank Thüringen (BBT) von Beginn an mit Mut zum Risiko begleitet hat. Anfang September feierten die sechs ostdeutschen Bürgschaftsbanken in Berlin ihr 30-jähriges Bestehen. Zwischen 1991 und 2021 konnten mit ihrer Hilfe von der Ostsee bis zum Erzgebirge mehr als 46.000 kleine und mittlere Unternehmen unterstützt, mehr als 33 Mrd. Euro investiert und 250.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. In Thüringen profitierten etwa 8.000 Mittelständler von der Arbeit der Bürgschaftsbank, die Kredite und Beteiligungen in Höhe von 2,43 Mrd. Euro verbürgte. 185.600 Arbeitsplätze im Land konnten gesichert werden, davon 60.200 neu geschaffen. „Wir blicken stolz auf diese Zahlen. Sie sind der Beweis für die erfolgreiche Arbeit, die unsere Kolleginnen und Kollegen in den vergangenen drei Jahrzehnten geleistet haben“, sagt Stefan Schneider, Geschäftsführer der BBT. „Die Bürgschaftsbank wird auch in Zukunft treuer Begleiter des thüringischen Mittelstands bleiben und gute unternehmerische Ideen fördern.“

/ Gemeinsam für die

Südthüringer Wirtschaft

Seit Beginn besteht eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen der Bürgschaftsbank Thüringen und der IHK Südthüringen. Als Gesellschafter der Bürgschaftsbank steht die IHK zu ihrer Verantwortung im Rahmen der Wirtschaftsförderung für ihre Mitglieder. Hierzu gehört die Finanzierungsberatung der Mitgliedsunternehmen – einschließlich der Prüfung von Bürgschaftsanträgen und der dazugehörigen Stellungnahme – sowie die Mitwirkung im Bürgschaftsausschuss. „Mit der Gewährung einer Ausfallbürgschaft durch die BBT wird es oftmals erst möglich, sehr gute Projekte zu verwirklichen, deren Realisierung sonst an unzureichenden Sicherheiten scheitern müsste. Angesichts der aktuellen Herausforderungen, wie demografischer Wandel, Digitalisierung und Unternehmensnachfolge wird der Beitrag der Bürgschaftsbanken für Existenzgründungen, Nachfolgen und Wachstumsprojekte noch weiter an Bedeutung gewinnen,“ unterstreicht IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Pieterwas.

/ Mit Förderung zum Erfolg

Ein Beispiel für eines dieser Unternehmen ist die SHT Suhler Hebezeugtechnik GmbH. Das Unternehmen kann auf eine mittlerweile 100-jährige Geschichte zurückblicken. Nach der Insolvenz der Hebezeugwerk Suhl GmbH 2004 erfolgte der Neustart durch Dirk Rabestein. Unter seiner Leitung gelang es, die SHT von einem reinen Handelsunternehmen zum Produzenten und Servicedienstleister für Kleinhebezeuge geringer Lasten zu entwickeln und damit eine Nische zu besetzen. In dieser Kombination und mit der Entwicklung eigener Produkte verfügt die SHT über Alleinstellungsmerkmale, um sich eine stabile Marktposition zu sichern.

Im Zuge des Generationswechsels hatte Dirk Rabestein auch über die bundesweite nexxt-change-Nachfolgebörse mit Unterstützung der IHK Südthüringen eine Nachfolgelösung gesucht. Fündig wurde er dann in dem Hamburger Ralf Ressel, der aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen in der metallverarbeitenden Industrie, u. a. auch in der Sparte Hebezeuge/ Fördertechnik, über die erforderlichen persönlichen, kaufmännischen und administrativen Voraussetzungen verfügte. Zudem brachte er Synergien aus der Marktkenntnis in seinem bisherigen Wirkungsumfeld im Bereich des Schiffbaus und der Hafenlogistik mit. Unter diesen Prämissen gelang es, den Stabwechsel zum Juli 2019 zu vereinbaren. Die Finanzierung des Kaufpreises wurde durch die Hausbank begleitet und zum notwendigen Teil durch die Bürgschaftsbank Thüringen abgesichert. Seither ist es Ralf Ressel gelungen, die erfolgreiche Entwicklung fortzusetzen, weitere Potenziale zu erschließen und den Kurs auf ein weiteres Unternehmenswachstum auszurichten.

Angesichts der wachsenden Zahl anstehender Betriebsübergaben in Thüringen ist zu erwarten, dass sich die enge Zusammenarbeit zwischen der Bürgschaftsbank Thüringen und der IHK Südthüringen bei der Begleitung von Nachfolgeprozessen auch in Zukunft vertrauensvoll fortsetzen wird.

Die BBT hilft Existenzgründern und bestehenden Betrieben, Kredite für ihre Vorhaben zu bekommen, auch wenn sie keine oder zu wenige bankübliche Sicherheiten – wie etwa Immobilien, Lebensversicherungen u. ä. – stellen können. Mit ihren Ausfallbürgschaften reduzieren sie das Risiko der Hausbank auf ein Fünftel und signalisieren, dass sie das Vorhaben des Unternehmens für erfolgversprechend halten.

© Juliane Eirich

Bei einem Festakt Anfang September wurde das 30-jährige Bestehen der Bürgschaftsbanken der neuen Bundesländer zelebriert.

Mehr Informationen unter www.bb-thueringen.de

REVOLUTION DES GEBÄUDEBAUS

Olymp.Solutions schafft digitalen B2B-Marktplatz

In unserer Serie „Gründer des Monats“ stellen wir Existenzgründer aus Südthüringen vor, die sich durch eine besondere Geschäftsidee auszeichnen. Für diese Ausgabe interviewten wir den Gründer Mathias Weisheit, Geschäftsführer der Olymp.Solutions GmbH.

Mathias Weisheit und Uwe Kühnert sind die Köpfe der Olymp.Solutions GmbH (v. l.).

Wer sind die Personen hinter Olymp.Solutions und was war die Motivation zur Gründung? Mathias Weisheit: Nach meinem Hochschulstudium zum Informatiker habe ich viele Jahre mit Prof. Dr. Uwe Straubel ein Software- und Consulting-Unternehmen in Schmalkalden geführt. Damals wie heute ist es meine Leidenschaft, für meine Kunden optimale, nutzbringende Lösungen für ihre Geschäftsprozesse zu entwickeln. Mit Uwe Kühnert konnte ich einen Partner gewinnen, der als Diplom-Ingenieur in verschiedenen Führungspositionen gearbeitet hat und über eine ausgesprochen hohe Kommunikations- und Vertriebsstärke verfügt. Mit dieser Kombination ergänzen wir uns sehr gut.

Rückblickend war die Motivation zur Gründung eine Mischung aus „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, einer neuen Herausforderung, überschüssigem Engagement und viel Energie, aber vor allem Leidenschaft für digitale Softwarelösungen.

Mit welcher Zielsetzung sind Sie an den Start gegangen? Mathias Weisheit: Aktuell sehen wir uns vor der Situation, dass die Globalisierung des Marktes kleinere Hersteller und lokale Handwerksunternehmen verdrängt. Hersteller von Bauelementen haben einen hohen Marketing- und Vertriebsaufwand, um ihre Produkt- und Leistungsangebote zu platzieren. Zudem gibt es keinen „Marktplatz“, der das gesamte benötigte Produkt- und Dienstleistungsportfolio der Baubranche abdeckt. Weiterhin führt die Entkopplung von Dienstleistung und Produkt zu Qualitätsproblemen und zu überhöhten Dienstleistungspreisen für die Bauherren.

Olymp.Solutions wird u. a. die Möglichkeiten bieten, Gebäude- und Modernisierungsprojekte kostengünstiger und trotzdem mit einer hohen Qualität umzusetzen. Dienstleistungen, Gewerke, Baustoffe und Bauelemente werden ökonomisch und transparent an einer Stelle – dem Marktplatz – verglichen und direkt (digital) bestellt. Olymp.Solutions ist letztlich eine Plattform, die durch Kombination der verschiedenen Sichtweisen der Marktakteure, wie Bauherren, Handwerker, Ingenieure, Hersteller, Makler und Versicherer, digitale Services entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Gebäudebaus nutzbar macht.

Wie muss man sich das konkret vorstellen? Mathias Weisheit: Bisher handelt jeder Akteur für sich auf seinen ganz eigenen Wegen. Er fängt sozusagen jedes Mal bei „Null“ an. Mit unseren mobilen Apps wie „APOLLON“ und „HERAKLES.WORK“, die als Teil einer Multi-Sided-Plattform konzipiert sind, koordinieren wir diese Marktakteure untereinander. Die Orchestrierung der Beratungs- und Einkaufsprozesse ermöglicht den optimierten Einsatz von Ressourcen, von der Zeit- und Kostenersparnis, über die Vereinfachung der Planung bis hin zum Betrieb des Gebäudes.

Kurzum sind wir für Bauherren der erste Anlaufpunkt für ihr Bauprojekt, für Handwerker sind wir das Sekretariat für Angebote, Einkauf und Abrechnung, für Bauleiter sind wir der Assistent für Projektdokumentation und Ausschreibungen und für Hersteller sind wir die Marketing- und Vertriebsangestellten auf Provisionsbasis.

Olymp, Herakles, Apollon: Klingt nach griechischer Mythologie. Wie mystisch ist Ihr Projekt? Mathias Weisheit: Die Namen sind in den ersten Tagen der Ideenentwicklung entstanden. Ausgangspunkt war die herausragende Arbeit unserer Handwerksheldinnen und -helden. Dies führte zu „HERAKLES.WORK“ und so schrittweise zu „APOLLON“ (Handwerker-App), Demeter und so weiter.

Die Mystik ist schließlich in der Realität angekommen und wir wurden von einigen Partnern unterstützt, ohne deren Mitwirkung wir nie so weit gekommen wären.

Thüringen fördert Gründerinnen und Gründer bei ihren Vorhaben. Haben Sie Leistungen in Anspruch nehmen können? Mathias Weisheit: Für unser Projekt „Olymp.Solutions – HERAKLES.WORK“ habe ich mit der Gründerprämie einen Zuschuss zur Finanzierung meiner Lebenshaltungskosten erhalten, ohne den ich nie den Schritt in die Selbstständigkeit geschafft hätte.

An dieser Stelle gilt unser Dank der IHK Südthüringen, den Handwerkskammern, der IHK Erfurt und vor allem dem ThEx und der Thüringer Aufbaubank, die uns mit Rat, Tat und der finanziellen Unterstützung in den ersten Monaten zur Seite standen.

www.olymp.solutions