Vernissage

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Einleitung

Der künstlerische Impuls ist uralt: schon unsere Steinzeit-Vorfahren hatten das Bedürfnis, Gemälde und Kunstgegenstände zu erschaffen. Ausdrucksstarke Tier- und Frauenfiguren zeugen von dem ästhetischen Empfinden der Ur-Künstler, die unzählige Stunden mit primitivsten Werkzeugen handschmeichelnde Formen aus Elfenbein und Stein herausarbeiteten. Genau so ausdauernd wie seine Steinzeit-Vorgänger hat Detlef Bieger seit Jahrzehnten an verschiedenen kunstvollen Gegenständen gearbeitet, mit Messern schnitzend und mit Schleifpapier beharrlich reibend, in stiller Selbstreflexion oder im tiefgründigen Gespräch mit Freunden und Familie. Holz, Stein, Ton und Knochen, gelegentlich auch eigens gegerbtes Elchleder: diverse Medien regen ihn zum Schaffen an. Stets ist sein Bedürfnis, aus den Rohgegenständen herauszuarbeiten, was er bereits in ihnen sieht, nicht, ihnen eine künstliche Form zu erzwingen. Die verwachsenen Wurzeln eines jahrhundertealten Wachholderstrauchs enthalten einen Vogel, oder ein Instrument, oder ein Ornament; ein Stück Seifenstein birgt eine Zwerg-Frau; in einem auf Reisen aufgelesenen Stück Holz befindet sich ein Fabelwesen; ein Fragment eines gefundenen Walknochens ergibt eine Schneebrille. Steinzeitliche Kunstmotive und -formen sowie die Kunst von noch existierenden Kulturen (z.B. der kanadischen und australischen Ureinwohner) sind in Detlefs Arbeit unverkennbar. Es wäre aber ungerecht, von einer “Appropriation” zu sprechen, da Detlef selbst seit frühester Kindheit von diesen Kulturen fasziniert ist und seine Arbeiten auf eine Bemühung deuten, an diese Ur-Traditionen anzuknüpfen und darin seine eigenen Sprache zu finden. Jeder der aufwendig erarbeiteten Gegenstände ist Ausdruck von Detlefs Kreativität und zeugt von einem fortwährenden künstlerischen Impuls, der fruchtbar ist und ein Leben füllen kann. Wer diese Kunst in die Hand nimmt, fühlt, warum sie entstanden ist.

Introduction Back in the Stone Age our ancestors were already exhibiting a need to create art. Graceful animal figurines and voluptuous female statuettes attest to the aesthetic vision of ancient artists who, in countless hours and with the most primitive tools, fashioned objects out of stone and ivory that pleased their hand and eye. Like his Stone Age ancestors, Detlef Bieger has been creating artful objects for decades, carving with simple tools and patiently sanding with scraps of sandpaper, both in contemplative solitude and in thoughtful conversation with friends and family. Wood, stone, clay, bone, moosehide, and other materials inspire him. His prime motive is always to reveal what is already present in the raw materials, not to impose an artificial form. The contorted roots of a centuries-old juniper may give birth to a bird, or an instrument, or an ornament; a piece of soapstone hides a gnome; a fragment of wood brought back from a trip gives rise to a letter-opener; a section of whale bone gleaned on the beach contains snow goggles. Prehistoric motifs and shapes as well as themes from extant cultures (for example, Canadian or Australian aboriginals) are unmistakable. To call this “appropriation” seems unjust, as Detlef, who has been drawn to Stone Age cultures since childhood, seeks to understand them and find his own language within them. Each patiently crafted object is an expression of Detlef’s creativity and a demonstration of his continuing artistic impulse, which is fruitful and fulfilling. When you take this art in your hand, you can feel why it was made.

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