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© Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG
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Wohnsiedlung in Neu-Ulm Housing Estate in Neu-Ulm Architekt: G. A. S.-Sahner, Stuttgart Georg Sahner Mitarbeiter: Torsten Belli, Herrmann Falch, Anne Hausch, Jürgen Sick Tragwerksplaner: Ing. Büro Müller, Kirchberg
Foto: Peter Bonfig, München
Verlässt man die Stadt Neu-Ulm in Richtung Süden, streift man riesige Areale ehemaliger Kasernenanlagen. Wie zufällig und ohne erkennbare Struktur stehen die übrig gebliebenen Militärbauten, aber auch erste Neubauten inmitten der großen Brachflächen. In einem Randbereich, angrenzend an landwirtschaftlich genutztes Ackerland entsteht ein kleines Wohngebiet, dessen Zentrum im Moment die bereits fertig gestellte Hausgruppe der 20 Systemhäuser bildet. Der Städtebau vermittelt einen menschlichen Maßstab und erinnert an Dorfstrukturen mit Platz und Gassen. Vor allem die große Dichte (GFZ im Kernbereich = 0,8) und die abwechslungsreiche Gruppierung der Häuser geben den so entstehenden Außenräumen halt. Für die Genehmigung war ein eigens für dieses Areal erstellter Bebauungsplan notwendig, der die Überlagerung von Abstandsflächen erlaubte. Er wurde in einem kooperativen Verfahren unter Mitwirkung von Kommune, Bauträger und Architekt entwickelt. Die kleinen Eingangshöfe des winkelförmigen Haustyps schaffen mit den zugehörigen Schuppen ein wichtiges Stück Privatheit. Auf den ersten Blick ist es nicht wahrnehmbar, dass hier alle Häuser einen identischen Erdgeschossgrundriss besitzen und sich aus dem gleichen Baukasten entwickeln. Zu vielgestaltig ist das Bild, das sich aus den unterschiedlichen Dachformen, aber vor allem aus den Möglichkeiten der städtebaulichen Gruppierung ergibt.
Das Systemhaus ist das Ergebnis eines Ideenwettbewerbs der Landesbausparkassen zur Entwicklung eines kostensparenden und ökologischen Bausystems. In einer zweiten Bearbeitungsstufe wurden die Preisträger beauftragt, zusammen mit einem Generalunternehmer verbindliche Preisangebote zu erarbeiten. Dabei erwies sich das hier vorgestellte Konzept als das Preisgünstigste. Grundgedanke ist der modulare Aufbau der einzelnen Häuser. Ausgehend von einem Minimalvolumen, das neben zwei Räumen auch die Treppe und den zentralen Versorgungsschacht mit Küche, Bad und WC beinhaltet, lässt sich die Wohnung um zusätzliche Individualräume erweitern. In der maximalen Ausbaustufe entsteht eine 7-Zimmerwohnung über drei Geschosse. Raumgrößen und -zuschnitte sind dabei ähnlich, sodass das Haus sehr verschiedene Nutzungskonzepte zulässt. Ohne große bauliche Eingriffe lässt sich auch nachträglich eine Einliegerwohnung im Erdgeschoss abtrennen. Weitere Varianten entstehen durch unterschiedliche Möglichkeiten der Unterkellerung und die verschiedenen, angebotenen Dachbausteine. Die Module selbst sind elementiert, beschränken sich zum Beispiel auf einen festgelegten Fensterkatalog und werden weitgehend vorgefertigt. Das Konzept lässt es zu, das Haus mit den unterschiedlichsten Konstruktionsmaterialien zu bauen, um der örtlichen Verfügbarkeit von Rohstoffen und Herstellerbetrieben zu entsprechen (s. a. Seite 690).
Lageplan Maßstab 1:1500 Site plan scale 1:1500 Module LBS-Systemhaus: A Minimalvolumen B Anbaumodule C Maximalvolumen
f d b c
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a A
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C
LBS System House modules A Minimum volume B Extension modules C Maximum volume