archipelago No5

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Zeitschrift Fachbereich 3 | Hochschule Anhalt | Architektur Facility Management Geoinformation | Standort Dessau

No5

archipelago



Editorial Einem Fachbereich für Architektur, Facility Management und Geoinformationswesen eine Zeitschrift abzuringen, die dessen Identität verkörpert, kommt den Irrfahrten des Odysseus gleich und der Erkundung eines mysteriösen Inselreichs, dessen Unverbundenheit allein durch die Erzählung zu einem Ganzen wird.

Eine Inselwelt also wird hier unter dem neuen Titel »archipelago« evoziert. Und ist nicht der Fachbereich, ja vielleicht jeder Fachbereich, geradezu kykladischer Struktur, der Natur nach Archipelagos? Die Artikel dieser Ausgabe zeigen, daß auf allen Inseln fleißig gearbeitet wird, mit Ernst aber auch mit Humor. Wenn wir uns der Mühe unterziehen, mit der neuen »achipelago« den kulturellen Austausch zwischen unseren vielen Inseln weiter zu entwickeln und zu verfeinern, also den ‚Fährverkehr‘ optimieren und ein gemeinsames Narrativ entwickeln, werden wir reich belohnt.

Wo nicht ein homerisches Epos die Jahrtausende überdauert, ist alljährlich wiederkehrend der Versuch einer Beschreibung in Fragmenten zu wagen, wie sie hier nun mit der Ausgabe für 2014 unter dem doch sehr treffenden Titel »archipelago« vorliegt. Gerade die Unverbundenheit und damit die Individualität der zusammenwirkenden Protagonisten und Sektoren erhält hiermit einen verheißungsvollen Glanz. // Johannes Kalvelage Erinnert sei daran, dass »Archipelagos« einst der Name für das Ägäische Meer oder die Ägäis war und sich später auch auf deren Inselwelt bezog, die Athen vorgelagerten Kykladen. Die Kykladische Architektur aber hat zu Beginn der Moderne nicht nur Adolf Loos und Le Corbusier fasziniert und die Entwicklung einer ornamentlosen aber funktionellen Architektur für eine neue Gesellschaft begründet. In ihrer unprätentiösen Schlichtheit und Serialität ist diese elementare Architektur noch heute eine interessante Referenz nicht nur für das klimagerechte Bauen. Sie erinnert vor allem auch daran, in Frage zu stellen und wieder neu zu beginnen, damit der Raum unserer Kultur lebendig bleibt.

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Inhalt 01 Editorial 04 Das zweite Gesicht 12 LICHTER DER GROßSTADT 16 Der große Preis 20 Schöne neue Welt 24 Der Gigant 28 IN EINER KLEINEN STADT 33 Jetzt oder nie 36 Bretter, die die Welt bedeuten 40 Berlin Underground 46 La Dolce Vita 52 Die Schule des Lebens 54 In Eis und Schnee 57 SCHWER IN ORDNUNG 60 DIE VERMESSUNG DER WELT 63 Uns gefällt die Welt 64 DAS FLIEGENDE AUGE 66 Flying Roofs 68 Interview mit einem Professor 72 Der Nestbeschmutzer 78 Rosa Ziegel 80 Needful Things 84 Impressum und Bildnachweis

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Das Zweite Gesicht PORTRÄTS IN HOLZ GESCHNITTEN

Elective ‚space and volume‘ MA Architecture DIA WS 2013.14 betreut von: Prof.: Angelika-Christina Brzóska

Das Erlernen der druckgrafischen Techniken, das werkgerechte bildkünstlerische Umsetzen der raum-körperhaften Darstellungen auf der Fläche, gehört seit eh und je zur gestalterischen Ausbildung der Architekten. An unserem Fachbereich betreut Frau Prof. Angelika-Christina Brzóska die Studierenden gestalterisch sowie handwerklich-technisch. Die Studenten werden mit anspruchsvollen Themen konfrontiert, bei denen ihre Wahrnehmung von Körper und Raum stark gefordert wird. Figürliches Zeichnen, perspektivisch glaubhaftes Zeichnen und der materialgerechte Umgang mit dem Entwurf, die grafische Umsetzung der dreidimensionalen Zeichnung in die Fläche, (sei es beim Holzschnitt, der Radierung oder beim Präge- oder Flachdruck), all das bildet die Grundlage gestalterischen Tuns. In diesem Zusammenhang wird seit drei Jahren ein Grafikwettbewerb ausgelobt. Die von einer Jury ausgewählten Arbeiten werden in einer Gesamthöhe von 1000,-€ prämiert. Vater der Idee ist der Dekan des Fachbereiches 6, Herr Prof. Dr. Jürgen Schwarz, der so den Köthener Absolventen bei ihrer Verabschiedung zu dem Zeugnis eine buchstäblich ausgezeichnete Druckgrafik überreichen kann. Die Preisgelder sowie die Materialkosten wurden dankenswerterweise vom Dekanat 6 getragen. Die hier gezeigten Grafiken sind Holzschnitte, die im Jahr 2013 zum Thema Portrait von den Studierenden des internationalen Studienganges im DIA erarbeitet wurden. // Bodo Brzóska/ Red.

Siyuan Yin 24x12 cm

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links: NelTa Paul 22x22 cm rechts: Sadazim Sharipov 20x18 cm

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Zhang Xin Yao 17x17 cm

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Xioa Ying 12x13 cm

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Abhischek Prabhu 22x23 cm

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Phung Myen Lam 25x20 cm

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Lichter der Großstadt CITY/ CINEMA: TEHERANS FILMZEUGNISSE

In seiner Masterarbeit ‚City/Cinema: Looking at Teheran City Heritage‘ versucht Farokh Falsafi, einen Zusammenhang zwischen der Stadtentwicklung Teherans und ihrer fotografischfilmischen Dokumentation herzustellen. Dabei beschreibt er, welche Architekturen, Quartiere, Plätze und Straßen als Räume und Kulissen dienten.

technische Verbesserung und zunehmende Bedeutung wurde die Fotografie zu einer wesentlichen Quelle der Dokumentation des Zeitgeistes. An den Bildern, die bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts produziert wurden, kann deutlich gesehen werden, dass postkartenartig die signifikanten Orte und Bauten der Stadt präsentiert werden. Das Ziel ist eindeutig, nämlich zu zeigen wie modern und europäisch Zugleich versteht er die Fotografie und den Teheran ist. (Bild 04-15) Film als jene Medien, die Realitäten schaffen indem sie gesellschaftliche Kontexte festhalten. ** Farokh Falsafi erklärt die Stadt als So werden sie zu Dokumenten und Referenzen eine Bühne, in der sich historische Schichten einer bestimmten Zeit und sind entsprechend überlagern und stets Anlass geben für ein Produkt subjektiv-objektiver Sichtweise. unterschiedliche Aneignungsformen, Gerade wegen dieser Feststellung ist er der AnSubversionen und Deutungen. ** sicht, dass beide Medien wesentliche Grundlagen sind, um das Vergangene erzählen und Der iranische Film greift diese Orte auf verstehen zu können. Er weist darauf hin, dass und ergänzt sie durch jene, die nicht zu der vor allem der Film relativ früh die Stadt zum Schokoladenseite der Stadt gehören und Objekt ihrer Begierde deklarierte, denn hier bis heute die Hauptfläche der Stadt bilden. sammeln sich die unterschiedlichsten Formen urbaner und architektonischer Gegebenheiten. In der iranischen Filmtradition, ob dokumenSomit erklärt Farokh Falsafi die Stadt als eine tarisch oder fiktional, ist der Schauplatz oft Bühne, in der sich historische Schichten über- Teheran. Er konzentriert sich in seiner Arbeit lagern und stets Anlass geben für unterschied- vor allem auf jene Spielfilme, die in den letzten liche Aneignungsformen, Subversionen und Jahren produziert wurden und eine subtile geDeutungen. sellschaftspolitische Kritik beinhalten. ** Zugleich versteht er die Fotografie und den Film als jene Medien, die Realitäten schaffen indem sie gesellschaftliche Kontexte festhalten. ** Er beschreibt die historischen Parallelitäten zwischen den medialen Errungenschaften, die in Europa und Amerika entstanden und den Modernisierungsprozessen in Teheran. Auch wenn die neuen Medien wie das Radio, das Telefon, die Elektrifizierung, die Fotografie, der Film etc. verzögert ankamen, so ist doch festzustellen, dass Teheran relativ zeitnah an diesen Entwicklungen teilhaben konnte. Schon in den Jahren um 1850 gab es die ersten Fotografien, die unterschiedliche Atmosphären der Stadt aufnahmen (Bild 01-03). Durch

Die ‚low-budget‘ Filme wie: „The Tenant“, 1986, „Crimson Gold“, 2003, „White Night“, 2003, „Beautiful City“, 2004, „Teheran has no pomegarantes“, 2007, „Canaan“, 2007, „The Hunter“, 2010, (Bild 16-19) sind in reale städtische Strukturen und Institutionen eingebettet. Sie zeigen signifikante und problematische Bereiche der Stadt: Straßenverläufe mit unzähligen Fahrzeugen, Motorrädern, Fahrrädern, Karren, Kutschen und dazwischen Passanten, die sich kreuz und quer zwischen diesen Objekten und den hilflosen Verkehrspolizisten bewegen; Verwaltungseinrichtungen mit Schikanen, Kontrollen und einer aufgeblasen Bürokratie, die Tage und Wochen für die Bearbeitung banalster Anfragen braucht; überfüllte und schlecht ausgestattete Krankenhäuser, die wenig Sinne und Zeit vor allem für die Armen der

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Masterthesis MA Architecture DIA SS 2013 betreut von: Prof. Dr. Omar Akbar


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Stadt haben (Bild 20-27); Armenquartiere mit extrem hoher Bewohner- und Baudichte, Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Drogenhandel und dem Fehlen von Basisinfrastrukturen; Neubaugebiete am Rande der Stadt, die mit Hilfe von Schwarzarbeit und illegalen Methoden massenhaft produziert werden und bei dem nächsten Erdbeben teilweise auseinanderbrechen. ** Es gelingt ihm mit fotografischen, filmischen und städtebaulichen Dokumenten, die er in Zusammenhänge stellt, die Geschichte der Stadt Teheran zu beschreiben. **

lichen Ausdehnung der Stadt und sonstiger Dokumente ergänzte er bei seiner Betrachtung eben auch die filmische Sicht auf die Stadt. Seine Schlussfolgerung ist, dass auch der Spielfilm einen wichtigen dokumentarischen Wert hat, denn er zeigt in der Regel den Zeitgeist, der in einer bestimmten Phase der Stadt bedeutend war. Gerade wenn in einer Stadt wie Teheran die statistischen Erhebungen staatsideologisch tendenziös sind und nur rudimentär die Realitäten widerspiegeln, beweist Farokh Falsafi, dass narrative Ansätze auch zum Begreifen und Verstehen der Stadt eine methodische Relevanz haben.

Es gelingt ihm mit fotografischen, filmischen und städtebaulichen Dokumenten, die er in // Omar Akbar Zusammenhänge stellt, die Geschichte der Stadt Teheran zu beschreiben. Zu den wissenschaftlich objektiven Fakten wie etwa der Bevölkerungsentwicklung und der baulich-räum-

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Der große Preis DIE PREISTRÄGER 2013 ‚LARS-LERUP-PREIS‘ UND ‚ROBERT-OXMAN-PREIS‘

Master Architecture DIA - Preisvergabe an die mäßige Gastdozenten. besten Studentenentwürfe des Jahres 2012.13 Insgesamt waren 16 Projekte (Einzel- und Inzwischen zum 3. mal wurden im englisch- Gruppenarbeiten) von den betreuenden Dosprachigen Studiengang Master Architecture zenten des 2. Jahres/ Abschlussarbeit nominiert „Dessau International Architecture / DIA“ am und 17 Projekte aus dem 1. Studienjahr. Um Ende des Sommersemesters 2013 die besten aus dieser Auswahl die Preisträger zu bestimstudentischen Arbeiten des vergangenen Jah- men, wurden aus den internationalen Gästen res mit dem „Lars-Lerup-Preis“ für die beste der DIA Abschlusspräsentationen zwei Jurys Arbeit des 1. Studienjahres (1. + 2. Semester) zusammengesetzt: und dem „Robert-Oxman-Preis“ für die beste Abschlussarbeit prämiert. Die Hochschule An- Die Jury des Lars-Lerup-Preises 2013 (besetzt halt hat mit der Einführung der beiden Preise mit Chris Platt / Glasgow School of Art, Adam beschlossen, herausragende Studenten des DIA Frampton / OMA Hongkong und Melissa zu fördern - im Namen zweier Persönlichkeiten, Clinch / Unit3 London unter dem Vorsitz von deren langjähriges Engagement für den Studi- DIA Direktor Prof. Alfred Jacoby) entschied engang damit zum Ausdruck kommt: Prof. Dr. sich, zwei Preise zu vergeben: einen zweiten Lars Lerup (Rice University, Houston) und Platz, der an Liu Quingbo (studio Sam CherProf. Dr. Robert Oxman (Israel Institute of mayeff) ging und einen 1.Preis an Ignacio Technology, Haifa), beide Gründungsmitglie- Boscolo (studio Roger Bundschuh) mit seinem der des Studiengangs im Jahr 1999 und regel- Projekt „CAVA - Cooperative of Audio Visual

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Arts – A New Academy for Berlin“ : “…[the student] has managed to translate an abstract conceptual approach into a very functional yet at the same time sensual and poetic proposal. While the structure of the design frequently references his (very thorough) analyses of the historic context, it constantly reinterprets this context in new, surprising and exciting ways. The attention to detail and the general degree of skill in handling architectural solutions in innovative and functionally convincing ways is to be highly commended. They are strongly indicative not only of a strong and unusually well thought out conceptual basis, they also show clearly that this conceptual approach was followed stringently or even intensified in the design process. Yet, the resulting design does not primarily convince with its logical precision or intellectual approach, its real quality lies in the tension it creates between the rationality of the very process-oriented design approach and the


CAVA - Cooperative of Audio Visual arts r e d e f i n i n g

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“ b a u a k a d e m i e “

CAVA - Cooperative of Audio Visual Arts “The void as the existing space between volumes” by Heidegger "Music is the space between the notes" by Debussy “The Monotone Symphony” by Yves Klein concept.

original section

new section

cava (spanish) = cellar/ winery cellar. an underground room often used for elaborating and storing things. Sometimes the absence of something can become much stronger, meaningful and even more real than something that is actually present in time and space. This concept of “the Void” as a creator or shaping tool of space goes around two main layers of research such as the site and traditional urban fabric of Berlin and the inexistent old Bau-Akademie Building, creating a new scene for the interaction between the production of knowledge of the students and the Berliner society in a more social and political environment. A new space for the unexpected urban event is set up. site/ traditional urban fabric of Berlin. The new Building takes the original footprint of the old Bau-Akademie as a starting point but it immediately transforms itself creating a dialogue with the present and losing its original condition of autonomous object. It recomposes the different scales of the urban fabric with a series of subtraction and addition operations depending on the surroundings. A research explores the urban voids of the interior courtyards of the Berliner blocks as a project material. After several translations, this research is used to start digging out and shaping the original building.

original plan

The building it´s not anymore an object in itself but the result of the immediate surroundings and also the whole city of Berlin. old Bau-Akademie Building. The project it´s based on a critic to the several strong attempts to rebuild the old Bau-Akademie Building. After recognizing different elements of the original structure (facade rhythm, 3d grid structure, roof system), a research explores different possible redefinitions of them in order to break the original self centralized typology. A new typology in internal and urban structure emerges for a particular site in the present time, looking forward the future use but with all the historic burden of the past.

new plans

REDEFINITION OF THE ORIGINAL VOID

SITE PLAN 1.1000

original roof slope

original section

original outdoor walls

NEW STRUCTURAL MODULE

original facade

ROOF RESEARCH

3D GRID RESEARCH

negative facade

original plan

FACADE RESEARCH

re-scaling of facade SKIN RESEARCH

Ignacio Boscolo Lars-Lerup-Preis 2012.13 PERSPECTIVE INTERIOR

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dramatic spaces created in this process…” (Ro- built structure and infrastructure - which is a ger Bundschuh zur Nominierung des Projekts). complex simulation that has taken the project beyond the expectations for a Master‘s Thesis Für die beste Abschlussarbeit, ausgezeichnet paper [and] raises a discourse on a potential mit dem Robert-Oxman-Preis 2013, wurden shift of the role of the architect from one of a von der Jury (mit Liss C. Werner / HS Anhalt, »designer« towards one of an »administrator« of Tony Liew / School of Architecture, Building a design-influencing decisions taken by indiviand Design Taylor’s University Malaysia und dual citizens.” Richard Douzijan / School of Architecture & Design, Lebanese American University (LAU), Beide Jurys waren beeindruckt von der QualiByblos / Lebanon unter dem Vorsitz von Prof. tät der eingereichten Projekte und des weiten Gabriel Feld / RISD, Providence / USA) zwei Spektrums an Themen und Techniken, mit Anerkennungen ausgesprochen für die Arbei- denen sich die Studenten am DIA auseinanten von Pattanun Thoungsuk (studio Gastprof. dergesetzt hatten; ein großes Kompliment an Peter Ruge) und Md. Tawfique Rahman (stu- Studenten und Studiengang von Gästen, die dio Prof. Andrea Haase). Der 1.Preis ging an die Arbeiten aus ihren Perspektiven heraus auf die Arbeit „Spatializing The Social | Compu- dem Niveau von international renommierten tational Strategies for Intervention in Informal Universitäten und Büros vergleichen. Areas of Istanbul“ von Andrea Rossi und Lila Panahi Kazemi (studio Krassimir Krastev). Aus An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückder Begründung zur Nominierung von Kras- wunsch an die Preisträger und Nominierten, simir Krastev: “… the proposed platform is und ein großer Dank an die Juryteilnehmer! designed to predict the effect of behavioral, social and economic decisions of individual // Beeke Bartelt citizen onto a constantly adapting model of

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Andrea Rossi + Lila Panahi Kazemi Robert-Oxman-Preis 2012.13


Schöne neue Welt ARCHITEKTURENTWÜRFE IN DER SPIELWELT VON MINECRAFT

„Besser als die Wirklichkeit – Warum wir von Computerspielen profitieren und wie sie die Welt verändern“, betitelte Jane McGonigal ihren Bestseller aus dem Jahr 2011. Immer mehr Menschen erliegen der Faszination digitaler Spielewelten. Sehen wir in Ihnen wirklich nur die blassen Nerds, die sich nach Mitternacht bei Tiefkühlpizza und XL-Cola in kitschigen Fantasiewelten oder blutigen Ego-Shootern in eine Parallelwelt flüchten? Computerspiele vermögen weit mehr, als zu unterhalten. Für Jane McGonigal sind Spieler hochkompetente Problemlöser und geübte Teamplayer. Kreative Köpfe, zielorientierte umsichtige Strategen, durchsetzungsstark aber sozial kompetent und kooperativ. Wie sie haben auch wir unseren Blick gelenkt auf die Möglichkeiten, die uns Computerspiele heute, etwa in der Ausbildung junger Kreativer, eröffnen. ** Spieler sind kreative Köpfe und zielorientierte umsichtige Strategen. **

(Museum of Modern Art) würdigte seinen Einfluss auf die Spielewelt 2013 mit einer Aufnahme in seine ständige Sammlung zeitgenössischer Kunst - neben Spieleklassikern wie Pong, Space Invaders oder Asteroids. ** Klobiger Retrolook ersetzt prächtig gerenderte Grafiken. ** Minecraft ist ein Phänomen. Es verzichtet gänzlich auf motivierende Spielelemente wie Belohnungen oder Highscores. Es verfügt ebenso wenig über eine Story. Klobiger Retrolook ersetzt prächtig gerenderte Grafiken. Dafür lädt es den Spieler ein in eine Welt schier grenzenloser Gestaltungsfreiheit. Als Open-World-Game steht dem neuzeitlichen Entdecker eine unendlich große Landschaft offen. Eine Terra Inkognita voller Rätsel. Gebirge wollen erklommen, Höhlen entdeckt und Rohstoffe erkundet werden. Immer wieder neue Werkzeuge und Bauelemente lassen sich über eine virtuelle Werkbank aus den vorhandenen Ressourcen craften (fertigen). Durchbrechen im Survival-Modus nachts gefährliche Zombies den idyllischen Schein der bunten Welt und trachten der Spielfigur nach dem Leben, bietet die Kreativ-Variante Unsterblichkeit, die Fähigkeit zu fliegen und stellt zudem jedes Baumaterial in unendlicher Klötzchenmenge zur Verfügung. Damit sind der Erschaffung großartiger Bauwerke alle Möglichkeiten eröffnet.

Ich wache auf an einem Strand. Vor mir erstrecken sich Lagunen und ein weiter Ozean. Die Küste wird gesäumt von grünen Hügeln. Im Hintergrund ragt eine schroffe Bergkette empor. Meine Welt besteht aus Quadern. Auch die Sonne ist ein gleißendes Quadrat inmitten eckiger Wolken. Streifzüge lassen mich immer neue Landschaften entdecken, lianenbehangene Regenwaldriesen, weite Wüsten, versunkene Schneelandschaften, dunkle kathedralenähnliche Höhlen, allerorten grandiose Panoramen. ** Eine Terra Inkognita voller Rätsel. ** Ich bin allein. Nur einige Tiere leisten mir Gesellschaft. Das Semesterprojekt »Minecraft« nutzt die natürliche Faszination, die von Computerspielen Minecraft heißt das Spiel, in dessen Welt ich ausgeht. Die Sehnsucht, wieder und wieder soeben gespawnt (erschaffen) wurde. Ein Spiel, Neues zu entdecken und zu erproben, zieht sich das längst die Wohn- und Kinderzimmer er- motivierend als roter Faden durch das Projekt. obert hat. Ein typisches Indiegame, erschaffen In Minecraft verkehrt sich die gewohnte Art, von nur einer Person, dem schwedischen Pro- einen architektonischen Entwurf zu erarbeiten. grammierer Markus Persson, genannt Notch. Sonst vom Zwei- ins Dreidimensionale, von Der vielleicht durchschlagendste Spieleerfolg der Verkleinerung ins 1:1 gedacht und umgeder letzten Jahre wurde als PC-Version bereits setzt, arbeiten wir hier direkt plastisch im Ge11-Millionen mal verkauft, die X-Box-Ausgabe lände. Wir höhlen aus und fügen an, höhlen über 7 Millionen mal. Das New Yorker MoMA aus und fügen an. Wir bewegen uns ständig in

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und um unser Objekt, prüfen, vergleichen, betrachten Proportionen, Blick- und Wegebeziehungen. Eingänge können ohne Verzug sofort durchschritten, Treppen begangen und Fenster durchblickt werden. Wie fühlt sich ein Raum an? Zu hoch? Zu breit? Ein Weg zu lang? Der Ausblick spannend? Eine große Spielwiese. Die epischen und mit viel Liebe zum - kubischen - Detail inszenierten zufallsgenerierten Landschaften machen anonyme Entwürfe ohne Verortung ganz unmöglich. Bereits die Wahl des Grundstückes bestimmt die weitere Arbeit. Ein hoher Gipfel im Schneebiom oder eine Wüstenschlucht, das Blätterdach des Regenwaldes oder das schummrige Dunkel einer natürlichen Höhle verlangen nach gänzlich anderen gestalterischen Ansätzen. Später im Detail soll und darf das Umfeld weiter modelliert und gegebenenfalls neu bepflanzt werden. ** Das Denken im fixen Raster wird so selbstverständlich wie die permanent notwendige Abstraktion in der Umsetzung eigener Ideen. ** Ganz nebenbei vermittelt das Projekt Prinzipien modularen Bauens. Die würfelförmigen Bauelemente haben eine immer gleichbleibende Kantenlänge. Allenfalls die halben Würfel einiger Baustoffe erleichtern die Ausbildung architektonischer Details. Das Denken im fixen Raster wird so selbstverständlich wie die permanent notwendige Abstraktion in der Umsetzung eigener Ideen. Das ungewohnte Miteinander von grenzenloser Freiheit und steter Beschränkung setzen die eigenen Denkmuster zurück und machen wieder frei für neue Ansätze und Wege in der Findung eines funktionierenden Miteinanders von Form und Funktion. Minecraft befreit von ‚Unannehmlichkeiten‘ wie der Schwerkraft oder Baukosten, setzt uns aber mit seiner unerbittlich gerasterten kartesischen Welt auch Grenzen im Tun. 20 Architekturstudenten hatten im Sommersemester 2013 die Aufgabe, eine Hotelanlage


Projekt BA Architektur SS 2013 betreut von: Prof. Stefan Worbes + Dipl.-Ing. (FH) Anja M端ller

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zu planen. Außer einem gemeinsamen Spawnpunkt, einer alten Ritterburg, die auch immer wieder Treffpunkt und virtuelle ‚Litfasssäule‘ für allgemeine Bekanntmachungen war, gab es nur wenige feste Rahmenbedingungen. Es galt, ein Minimum von 20 Übernachtungsmöglichkeiten zu planen. Weitere Entwurfs- und mithin auch spätere Bewertungskriterien waren so individuell wie die Bauplätze und Konzepte. Eine Bungalowanlage am Sandstrand eines weiten Ozeans stellt eben gänzlich andere Ansprüche als ein verschlungenes Konglomerat aus Baumhäusern zwischen den herabhängenden Lianen eines Regenwaldgebiets. Die Objekte sind zu Land, zu Wasser oder aus der Luft erschlossen und dürfen inzwischen durchwandert werden. Das Projekt kann in kommenden Semestern eine Fortsetzung erfahren. Die unbegrenzte Weite der an ihren Rändern immer wieder neu zufallsgenerierten Minecraft-Welt bietet Platz für weitere kreative Konzepte. // am Bilder studentische Arbeiten: S.21: Marco Gothe . links: David Thier . oben: Janos Magyar

Eine Freigabe des Servers für Besucher ist geplant. Dort werden Sie neben den Entwürfen des Semesterprojektes auch eine virtuelle Rekonstruktion unseres Hochschulcampus‘ erleben können. Ein Youtube-Video mit Rundgang über den Dessauer Hochschulcampus in der Minecraft-Welt unter www.youtube.com/watch?v=d3wolRfhhY4

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Der Gigant QUELLE-AREAL NÜRNBERG

Das ‚Quelle‘-Gebäude, in den 50er Jahren von Ernst Neufert für das Versandhaus entworfen, ist nach der Krise und den Veränderungen des Versandhandels nun ohne Funktion. Neue Formen des Verkaufens haben sich durchgesetzt.

Fragen der Erschließung, Belichtung, zu öffentlichem Raum müssen neu gedacht werden. Vergleichbar einem städtebaulichen Entwurf, sind Straßen, Plätze, private und gemeinschaftliche Flächen zu definieren und dies über 4-5 Etagen. Eine Raumstadt in ihrer Struktur ist zu erfinden. Die Entwürfe sind unterschiedlich weit gekommen mit dieser Strategie, aber gerade Arbeiten, die das Prinzip der Bewegung aufgriffen, dem Weg der Waren durch das Gebäude gleich, haben interessante Ansätze gefunden, die sich vom gängigen Ansatz der Zerstückelung und Überformung fernhielten.

Die Struktur des Gebäudes entsprach in einer bestimmten Weise seiner speziellen Funktion. Für 10.000 Menschen gebaut, stellt das zweitgrößte Gebäude der Bundesrepublik heute mit 250.000 m2 nicht nur ein denkmalgeschütztes Bauwerk, sondern auch ein architektonisch herausforderndes Volumen dar. Bei seiner Transformation, seiner Umnutzung sind viele Fragen aufgeworfen. Es geht um Fragen urbaner Inter- Zu verstehen, dass es nicht nur um neue Nutvention und Urbanität an sich. zungen geht, sondern um eine explizite architektonische Intervention, vergleichbar chirurVoraussetzung ist aber ein Verständnis für die gischen Eingriffen, ist ein Fazit des Seminars. Besonderheit der Geschichte der Struktur und Dieses Grundverständnis ist nachhaltiger, als physischen Präsenz. Es war nicht die Aufgabe, einen Strauß von Nutzungen vorzuschlagen, vorschnell neue Nutzungen zu suchen, sondern die im Zweifel sehr kurzlebig sein können. in überlegten Schritten eine architektonische Infrastruktur zu implantieren, die es ermöglicht, im zweiten Schritt ein neues Leben zu // Johannes Kister integrieren.

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Studio MA Architecture DIA SS 2013 betreut von: Prof. Johannes Kister


Lena Pozdnyakova

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Andzela Brasanac

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www.afg.hs-anhalt.de/architektur

» DIE UNENDLICHE LEICHTIGKEIT DES BAUENS « NUR MIT ARCHITEKT

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In einer kleinen Stadt EXERCISE URBANISM FREILASSING * SONNENFELD »The Summer semester course of Urbanism II, led by Prof. Dr. Andrea Haase for the International Course of DIA Master of Architecture, was facing a very specific and practice-oriented task: The spatial organisation of a civic center as a specific location within an infilling of residences for 5000-8000 inhabitants. Private and public spaces were to be provided and appropriately to be differentiated - the typical task for the architect to do the »impossible«: to reach highest density and equally best quality of open spaces! The overall idea was to develop and test concepts of urban design for a district in the center of the small town of Freilassing within the urban growth region of Salzburg.« THE TASK was specified relative to the interest of a private investor to build residences on unbuilt land and his negations with the Local Authority. This way, it was defined in many ways, leaving only space for creativity within the range of provided options of density, for noise protection and for conceptualizing a location (place/building) for different citizens initiatives in relationship with a main public space. This was the major task of the compulsory course (90 participants) on the basis of basic studies about options for and patterns of density of built form arrangement, carried out and slightly guided by the elective course (6 participants). On this basis, the minimal number of 5000 inhabitants and the maximal number of 8000 inhabitants to be attracted arose. The types of built form arrangement were also determined by needs for providing passive noise against traffic noises from surrounding, roads, railway tracks and from planes, crossing the site in 2-minutes rhythms on their way to landing at Salzburg airport. COMMUNAL PLANNING APPROACH The task is defined as infilling residential uses of highest possible density on an inner urban site near to the existing urban core. The reason for this interest relates to the pressure of investment in the wider metropolitan region of Salzburg with highest land prizes for residences in

the city of Salzburg and with comparably low prizes in the surroundings, specifically on the German side of the hierarchy of cores and subcenters. Additionally, consumers come from Salzburg to do their everyday shopping on the German side in order to benefit from the lower prizes here as well. This means to support the existing shops in the urban core of Freilassing by providing sufficient parking spaces for the regular commuters on the site. It also means, that the site, as an unbuilt one, will be the first stage of urban transformation, to be followed by later stages of transformation in the existing urban core. The existing conditions do show first symptoms of densification by 5-storey buildings alongside Münchner Straße and monofunctions like ”Aldi” in the western part of the site, bridging the gap to more and more densely used sites of service industry. MULTIDISCIPLINARY CONTEXT The context of this urban design task is comprehensive: it comprises spatial, functional, economic and socio-cultural aspects of developing a small urban core in a two-national metropolitan area. It meets a serious demand of the regional housing market and is equally obliged to respect the local requests for residential uses in terms of a lack of affordable housing in inner urban areas for singles, older people and for those ones of the society who depend on social funding. These groups of poten¬tial users are not only a very sensitive mixture of demand-side on the housing market, they do also request specific care and comfort in terms of adjacent open spaces, elevators and appropriate living conditions for disabled and ill people, needing “sheltered homes”. The question of “social use of land” and appropriate ways of integrating specific user groups into an area to be urbanized goes along with needs for extending and qualifying public spaces for leisure and recreation. This question of land use to build the ground for architecture and landscape design to be conceptualized spatially and strategically.

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WORKING PROCCESS As a preparation for the compulsory course Urbanism II, an elective task was organised for a group of 6 students. The members of this group went to Freilassing in order to get to know the structures of region, town and site and to start developing ideas for built form arrangement and open spaces for the site »Sonnenfeld« during a workshop, organised and carried out by Prof. Dr. Andrea Haase, Dessau/ Munich and Prof. Rainer Schmidt, Berlin/ Munich in collaboration with the planning authorities of Freilassing and the owner of the site. After this field trip the collected information and experience was shared with the other students of the compulsory course, to be worked on in groups of 3-4 students. As a result 26 design concepts were delivered, representing various approaches and visions for a neighbourhood design. As the premises for density had been very high and the urban design concepts showed a clear reflection of this demand, the results of the task were taken onto a further level of consideration to be tested, evaluated and qualified by further studies aboiut »healthy conditions« for living environments in the thesis-studio »Innovative nuclei for a healthy region« by Prof. Dr. Andrea Haase. // Olena Shvab

Studio MA Architecture DIA SS 2013 betreut von: Prof. Dr. Andrea Haase + Prof. Rainer Schmidt


drawings by Olena Shvab

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Bartosz Bochynski Mariia Kolodiazhna Olena Shvab

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Fengjiao Guo Qingbo Liu Jingwen Qiu

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high density 194,471 m2/ 5 storey medium density 95,444 m2/ 4 to 2 storey low density 2,160 m2 TOTAL : 292.075 m2

Steve Kuo Valerio Napoli Catalina Polini

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Jetzt oder nie DIE NACHHALTIGKEIT IM AKTUELLEN ARCHITEKTURDISKURS

Die Erinnerungen an mein Studium in Dresden sind stark mit der Bibliothek verbunden. Bücher aus Westdeutschland ermöglichten zu Beginn der 80er Jahre einen Blick über die Mauer. Außer den etablierten Hochglanzpublikationen lenkten erste Veröffentlichungen meine Aufmerksamkeit auf das ökologische und naturnahe Bauen. Neugierig verfolgten wir den Beginn einer Entwicklung, die uns unerreichbar schien. Es war Zufall, dass mein Einstieg ins Bauen 1989 bei Schneider-Wessling in Köln begann. Ein Architekt, welcher sich dieser Thematik intensiver als andere stellte. Es war ebenfalls Zufall, dass wir am Wettbewerb für die Bundesumweltstiftung in Osnabrück teilnahmen und dass wir den Wettbewerb gewonnen haben. Damit war ich am Beginn meines Berufslebens von einem Thema infiziert, welches mich seit über 20 Jahren nicht mehr losgelassen hat. Der 1997 im eigenen Büro realisierte Kindergarten in Dresden-Leubnitz unterschreitet bis heute jede ENEV. Ebenso ist das ökologische Konzept bis heute aktuell geblieben. ** Können wir uns diesen Mehraufwand überhaupt leisten? ** Inzwischen hat der komplexere Begriff der ‚nachhaltigen Architektur‘ den des ‚ökologischen Bauens‘ abgelöst. Das Thema hat in über 20 Jahren an Breite zugenommen. Kaum ein Bau wird ohne den Hinweis auf energiesparende Maßnahmen oder auf nachhaltige Qualitäten realisiert. Unterschiedliche Definitionen, die im weitesten auf das 3-Säulen Modell der Nachhaltigkeit abzielen, gibt es ebenso viele, wie es Realisierungsrichtungen gibt. Ebenso lange wie die Ideen, gibt es die Zweifel. Können wir uns diesen Mehraufwand überhaupt leisten? Oder müssen wir uns diesen Mehraufwand leisten? Wenn wir dies bejahen, bleibt die Frage nach den Folgen. Entstehen für den Einzelnen materielle Einschränkungen oder gar ein Verzicht an Lebensqualität. Die Grünen, mit ihrem überraschend niedrigen Wahlergebnis im Jahr 2013

Das zielt direkt auf unsere Lebensweise und damit auf unser Konsumverhalten. Die Mobilität steigt, unserer Motoren und unsere Wohnungen vergrößern sich immer noch kontinuierlich. Es entsteht beispielsweise die Frage, die Architekten betrifft, wie viel Wohnraum benötigen wir? Aus der Schweiz sind 50m2 pro Person in der Diskussion.2 Ebenso kann nach der Größe einer Schule oder des Arbeitsplatzes gefragt werden. Die ENEV, die die energetische Einsparung nur auf die Fläche bezieht und nicht auf die Personen wird dem Gedanken der Suffizienz nicht gerecht. Die Generation der heute 50-60ig jährigen hat das Thema vorangebracht und in die gesellschaftliche Mitte gerückt. Maßnahmen zur ökologischen Effizienzverbesserung bestimmen unser Handeln. ENEV bis Passivhaus gekoppelt mit energiesparenden Haushaltsgeräten entsprechen der ökologischen Verantwortung unserer Generation und man kommt zu Über** Ökologisches habe ich oftmals legungen, ob eine Altbauwohnung von 80 m2 als Bereicherung erlebt. ** oder ein Passivhaus mit 200 m2 den besseren Vergleichbar stellt es sich im Bauen dar. Die ökologischen Fußabdruck hinterlässt? Investition in eine gute Wärmedämmung ist kein finanzieller Verzicht oder eine gestalteri- Aus studentischer Sicht sind 50 m2 Wohnfläche sche Einschränkung. Ein gut gedämmtes Haus üppig und eine Entscheidung zwischen Wohist ein Gewinn an klimatischer Behaglichkeit. nung oder Passivhaus kaum aktuell. Es bleibt Zuerst sind unsere Lebensbedürfnisse und fol- die Frage, wie wird die Generation der heute gend unser Konsumverhalten für unseren öko- 20-30ig jährigen ihre Position zur Nachhaltiglogischen Fußabdruck verantwortlich. Es geht keit finden. Der Beitrag »Der Nestbeschmutum den Wandel unserer Bedürfnisse und damit zer« zum Thema Nachhaltigkeit, in der letzten um den Wandel unserer Lebensziele oder Le- Ausgabe ist der eigentliche Anlass für diesen bensideale. Ohne dieses Überdenken werden Artikel. die notwendigen Umwelt- und Klimaschutzziele nicht erreicht. Die bisher vorrangig ange- Der Autor springt mit den Argumenten und wandten Effizienzmaßnahmen müssen durch provoziert mit verbalen Bildern. Einige AusÜberlegungen zu Konsistenz und zu Suffizienz sagen bleiben beim Lesen haften: „verzichten erweitert werden. Man kann Effizienz mit „… müssen ist ätzend“, „öko ist uncool“ oder gleiches Resultat bei geringerem Ressourcen- „eine Nation grenzdebiler Körnerfresser“. einsatz …“ definieren. Konsistenz wäre das „… Neben dieser Meinung fällt beim Gespräch Wirtschaften in Einklang mit den Kreisläufen mit der jüngeren Generation die Breite under Natur …“. Suffizienz, als die unser Han- terschiedlicher Lebenseinstellungen auf. Eindeln direkt beeinflussende Überlegung, betrifft treten für grüne Ideen ist für viele Teil ihres das „… Maßhalten, von nichts zu viel wollen, Handelns. Wenn schon Provokation gegenüber damit für anderes, das man ebenfalls braucht, arrivierter grüner Bürgerlichkeit, dann liegen meine Sympathien bei Jugendlichen die freinoch Platz bleibt“1. stellen sich diese Frage, ob eine Partei die den Umweltschutz im Kern ihres Programms führt, vom Bürger für die Propagierung des Verzichtes mit Stimmenentzug bedacht wurde. Wenn beispielsweise als Alternative zur Fahrt mit dem Auto, die Fahrt mit Bus und Bahn empfohlen wird, ist der Gedanke des Verzichtes für viele naheliegend.Für mich hat sich der Gedanke des Verzichtes nie in dieser Art gestellt. Die Freude an der Mobilität ist für mich zuerst eine Freude an der eigenen körperlichen Bewegung. Gleichzeitig schätze ich bei größeren Entfernungen die Entspanntheit in der Bahn. Ökologisches habe ich oftmals als Bereicherung erlebt. Im Bioladen habe ich den Geschmack der Kindheit wiederentdeckt. Der Geschmack wie ich ihn von der fetten Sahne oder einem Schweinskotelett kenne und nicht vermissen möchte.

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willig Containern. Die Position, von unseren Abfällen bzw. Resten zu leben, beeindruckt mit der Konsequenz im Konsumverzicht. Bei mir bleibt die Neugier, welche Bedürfnisse artikuliert die nächste Generation? Vielleicht werden die Lebensideale anders gesucht und was uns, als Verzicht schwer fällt, ist für die Jüngeren ein erstrebenswertes Ziel. ** Wann, wenn nicht jetzt? ** Zufällig unter den CD´s wiedergefunden, überrascht die Aktualität des Rio Reiser Songs. „Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wie, wenn ohne Liebe? Wer, wenn nicht wir?“3 Vermutlich ist die Fragestellung in wiederum 25 Jahren ebenso aktuell. Die Antworten muss dann die nächste Generation geben. // Matthias Höhne 1 Steffen, Arne: Weniger!, in: db deutsche Bauzeitung, 2012 / 5 2 Stulz, Roland: Auf dem Weg in Die 2000 Watt Gesellschaft, in: Detail Green, 2010 / 1 3 Rio Reiser: Wann?, Songtext 1987

Das Profil des deutschsprachigen Masters „Nachhaltige Architektur“ bildet zum verantwortungsbewussten Handeln aus. Gesellschaftstheoretische Themen, architektonische und technische Problemstellungen zur Nachhaltigkeit werden intensiv betrachtet. Die Auswahl studentischer Arbeiten steht stellvertretend für 2 Jahre Master „Nachhaltige Architektur“ im Fach »Gestalt, Technologie, Material«. Zum Studioprojekt „Wohnen - am Neustädter Hafen in Dresden“ war ein Nachhaltigkeitskonzept aufzustellen. Ausgehend von einer Begriffsbestimmung sind die Inhalte zukunftsweisender und damit "Nachhaltiger Architektur" zu definieren und in einem Maßnahmenkatalog zu dokumentieren. Die Abbildungen stammen aus den Arbeiten von Nicole Kühne, Bingxin Liu und Katrin Nahrstedt. www.afg.hs-anhalt.de/architektur/studiengaenge/architektur-ma/

Bingxin Liu

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Projekt MA Architektur SS 2013 betreut von: Prof. Dr. Matthias Höhne


AUSSENWAND

VERGLASUNG

gefüllter Porotonziegel S9-P 42.5cm U-Wert 0,2 W/m²K

Holzrahmen dunkel lasiert U-Wert 1,2 - 1,5 W/m²K

Fassadenplatten ‚Rockpanel colours‘aus Basaltgestein 6-8mm

3-Scheiben-Isoliervergl. spez. Beschichtung + Argongasfüllung U-Wert 0,6 W/m²K Uges-Wert 0,9 W/m²K

GRÜNDACH

extensive Dachbegrünung

DECKE

intensive Dachbegrünung

Vormauerziegel ‚Leipzig‘ 11.5cm

Stahlbetondecke, Trittschalldämmung, Estrich, Parkett/ Fliesen

Isokorb zur thermischen Trennung von Decke und auskragenden Balkonteilen

SCHNITT KONSTRUKTION Gestalt Technologie Material II | Prof. Dr. Matthias Höhne | Katrin Nahrstedt

oben: Katrin Nahrstedt unten: Nicole Kühne

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Bretter, die die Welt bedeuten ZWEI BÜHNEN IM ALTEN HEIZKRAFTWERK DRESDEN Der Standort des alten Heizkraftwerkes im Dresdner Zentrum erforderte die Vorstellung, aus maroden, feuchten und brachialen Industrieteilen den Glanz zweier Theater entstehen zu lassen. Die Stadt Dresden betreibt neben Semperoper und Staatsschauspiel zwei seltene und unbekanntere Theaterbühnen. Das »Theater der Jungen Generation« besitzt als Kinder- und Jugendbühne eine klare Zielgruppe. Die Aufgabe ist mit dem Heranführen der Jugend an die im besten Sinne bürgerliche Theaterform klar umschrieben. Dies erfordert ein neues frisches Schauspiel in einer entsprechenden Architektur. ** Aus maroden brachialen Industrieteilen soll der Glanz zweier Theater entstehen.** Die „Staatsoperette Dresden“ ist ein Musiktheater mit besonderer Programmausrichtung. Über die politisch unterschiedlichen Jahrzehnte wurde eine Theaterform bewahrt, die heute in Deutschland einmalig ist. Das Haus hat sein Publikum und wird von diesem geliebt. Darin stecken die schunkelnden Emotionen, die man mit der Operette verbindet. Das Programm ist jedoch von Musical bis Rockoper breiter angelegt als der traditionelle Name erwarten lässt. ** Das Haus hat sein Publikum und wird von diesem geliebt. ** Eine Führung im Haus am alten Standort zeigte, unter welch räumlich schlichten Bedingungen bis heute engagiertes Theater entsteht. Die Herausforderung der Aufgabe bestand in der anspruchsvollen städtischen Situation zwischen Bahnlinie, Platten- und Gründerzeitbebauung, dem umfangreichen Raumprogramm und dem gewaltigen unter Denkmalschutz stehenden Altbau. In dieser Komplexität zwischen historischem Bestand und neuen Theaternutzungen eine eigene Entwurfsidee zu entwickeln und im Verlauf des Entwurfsprozesses nicht zu verlieren, war die beson-

dere Schwierigkeit für die Studenten. Bei der durch die Industrieanlage. Größe der Aufgabe widmeten sie sich unter- Ein knappes Jahr nach dem Studioprojekt hat schiedlichen Vertiefungen. der Stadtrat entschieden, dass die Züblin AG mit Prof. Jörg Friedrich als Architekt mit dem Inga Schlauch konzentriert sich auf den öf- Umbau des Heizkraftwerkes zum Theater befentlichen Teil beider Theater. Überlegt ge- auftragt wird. staltet sie die Raumfolgen Platz - Foyer - Zuschauerraum. Sie gibt dem Theater mit der // Matthias Höhne modernen Foyerfassade ein neues Gesicht zum Wettiner Platz. Julia Himmelreich hat für die Integration beider Theater in den Bestand originelle Entwurfslösungen gefunden. Innerhalb der kräftigen Industriestruktur entstehen für die Zuschauer überraschende Räume. Die ergänzten Gebäudeteile sind klar und angemessen gegenüber den Altbauten entworfen. Monique Meißner und Stefan Thiemicke nutzen für die Neuplanung der Operette die Maschinenhalle als Eingangsbereich. Der räumliche Dialog von historischem Foyer und neuem Zuschauerraum ist der markante Teil ihres Entwurfes. Nicole Kühne und Carolin Schulze setzen die Schwerpunkte im Städtebau und in einem organischen Neubaukörper. Dessen rotbraune Metallfassade steht im Dialog zum Klinkerton der Altbauten. Katrin Nahrstedt legt den spannendsten Raum als Fuge zwischen Alt- und Neubau. In der ehemaligen Maschinenhalle hat sie für das Besucherzentrum Raumlösungen mit mehreren Ebenen und interessanten Durchblicken gefunden. Das Projekt des Heizkraftwerkes war und ist in Dresden aktuell. Parallel zum Studioprojekt im Wintersemester 2012/13 lief das öffentliche Vergabeverfahren für alle Bauleistungen an einen Generalübernehmer. Die STESAD, als die für das Verfahren beauftragte Gesellschaft der Stadt Dresden, unterstützte uns mit Planmaterial, Aufgabenstellung und Führung

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Projekt MA Architektur WS 2012.13 betreut von: Prof. Dr. Matthias Höhne + Prof. Andreas Theurer


Inga Schlauch

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von oben: Julia Himmelreich Nicole K端hne und Carolin Schulze

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von oben: Blick in das Maschinenhaus Monique MeiĂ&#x;ner und Stefan Thiemicke Katrin Nahrstedt

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Berlin Underground VISUALISIERUNG DES HISTORISCHEN FUNDAMENTGEWÖLBES DES EHEMALIGEN KAISER-WILHELM-DENKMALS

Es ist ein kalter Wintermorgen an diesem 6. Dezember 1949. Ein riesiger Kopf samt Rumpf baumelt an einer Kranwinde vor dem Berliner Stadtschloss. Bauarbeiter lassen ihn vorsichtig herab. Immer mehr neugierige Passanten umringen die Szenerie.

auf absehbare Zukunft verschlossenen Gewölbe digital nachzuempfinden und virtuell zugänglich zu machen. Der Berliner Unterwelten e.V. hat das Projekt fachlich begleitet und Plandokumente sowie Fotografien zur Verfügung gestellt. Der Verein hat bis ins letzte Jahr noch Führungen durch die Anlage geleitet. Einstieg Der Kopf gehört Kaiser Wilhelm I., dessen war die steile Leiter eines ehemaligen Revisimonumentales Reiterstandbild hier für 50 onsschachtes. Jahre das Stadtbild prägte. Wie im Jahr darauf das Stadtschloss, soll auch das Denkmal einem Am 09. März 1888 verstarb mit Kaiser WilAufmarschplatz der SED-Regierung weichen. helm I. das erste Staatsoberhaupt des 1871 neu Im Frühjahr 1950, pünktlich zum Pfingsttref- gegründeten deutschen Reiches. Ihm, der die fen der FDJ auf dem Lustgarten, war es bis auf deutschen Kleinstaaten zu einem Reich einte, den Sockel abgetragen. wuchs postum schnell ein Personenkult zu und Rufe nach einem ehrenden Denkmal wurden laut. Bereits 1889 wurde ein Wettbewerb zur ** Der Kopf gehört Kaiser Wilhelm I. ** Errichtung eines Deutschen Nationaldenkmals Die stabilisierenden Gewölbe unterhalb der ausgeschrieben - gerichtet ausschließlich an oberirdischen Aufbauten der Anlage sind bis deutsche bzw. deutschsprachige Künstler. Arheute erhalten. Sie galten zur Zeit ihrer Ent- chitekten, Bildhauer und Stadtplaner reichten stehung als Meisterleistung des Ingenieurbaus. ihre Vorschläge ein. Die imposante Grundfläche des Denkmals, 76 auf 38 Meter, ist noch ablesbar. Einige Trep- Kaiser Wilhelm III., Enkel des zu Ehrenden, penabsätze, Spuren der aufgehenden Säulen- verwarf alle Vorschläge und auch das Urteil der halle und flankierenden Pavillons und auch durchaus prominent besetzten Jury und ließ der Mosaikfußboden sind erhalten. Letzterer den Entwurf des namhaften Bildhauers Reinwurde zu Teilen von einer vor Witterungsein- hold Begas umsetzen. Am Spreeufer, vis-à-vis flüssen schützenden Asphaltdecke verschlossen. von Lustgarten und Stadtschloss, im Rücken Die baulichen Reste der ehemals imposanten die Bauakademie Friedrich Schinkels. Anlage stehen heute unter Denkmalschutz. Es entsteht ein monumentales Reiterstandbild, Außer einigen Geschichtskundigen ahnt wohl das den Einheitskaiser Wilhelm I. zeigt. Es folgt keiner der zahlreichen Passanten zwischen der Achse des Eosanderportals, das HauptporSpreekanal und Marx-Engels-Forum, welch tals des Stadtschlosses. An den 4 Ecken seines imposante Räume sich unter seinen Füßen Bronzesockels schweben Siegesgöttinnen auf verbergen. Bis vor wenigen Jahren noch tem- Kugeln. Auf den vier vorspringenden Ecken porär im Rahmen vereinzelter Kunstaktio- des Unterbaus aus Granit bewachen Löwen nen zugänglich, ist heute der Zutritt vollends Siegestrophäen. verwehrt. Die Fläche wird aktuell als Ort des zukünftigen Denkmals zur Erinnerung an die Die Reiterstatue wird auf den drei dem Schloss Deutsche Einheit von 1990, eventuell unter abgewandten Seiten von einer Säulenhalle aus Nutzung des Gewölbeunterbaus, diskutiert. Sandstein eingefasst. An deren Enden stehen, von Quadrigen bekrönt, 2 Eckpavillons. DieEin Projekt im Studiengang Architektur nahm sen architektonischen Teil der Anlage entwarf das geheimnisvoll Verborgene des Ortes zum der Stuttgarter Architekt Gustav Halmhuber. Anlass, die erhaltenen aber der Öffentlichkeit

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Der hintere Teil des Denkmals ist vom Spreekanal aus zugänglich. Dort befindet sich ein auch heute noch erhaltener Anlegesteg, der wahrscheinlich für Schleppkähne genutzt wurde. Die gesamte Anlage stand auf einem erhöhten Unterbau aus poliertem rotem Granit. Dieser erhöhte Festplatz rings um den Reiter war über neun Stufen vom Bürgersteig aus zu erreichen und geeignet für nationale Feste aller Art. Spötter der Zeit nannten das Denkmal auch „Zoo von Wilhelm Zwo“. Die Anlage vereinte nicht weniger als 21 Pferde, 2 Ochsen, 8 Schafe, 4 Löwen, 16 Fledermäuse, 6 Mäuse, 1 Eichhörnchen, 10 Tauben, 2 Raben, 2 Adler, 16 Eulen, 1 Eisvogel, 32 Eidechsen, 18 Schlangen, 1 Karpfen, 1 Frosch, 16 Krebse, zusammen 157 Tiere. ** Spötter der Zeit nannten das Denkmal auch ‚Zoo von Wilhelm Zwo‘. ** Unter dem Denkmal mündete ursprünglich der Mühlengraben in den Kupfergraben. Das Fundament wurde, für die Zeit technologisch herausfordernd, bis in die Wasserfläche hinein gebaut. Die virtuelle Rekonstruktion des Fundamentgewölbes fand im System AutoCAD statt. Die Software hat vom Maschinenbau, über Designentwicklungen bis eben hin zur Architekturdarstellung breite Anwendungsfelder. Sie ermöglicht die maßstabsgerechte Generierung nahezu beliebig geformter räumlicher Geometrien. Basierend auf Konstruktionszeichnungen aus der Entstehungszeit des Denkmals entstand aus Hand der Studenten eine digitale Replik der historischen Gewölbekonstruktion. Grundrisse und Schnitte wurden im virtuellen Raum aneinander ausgerichtet. Bereits in diesem ersten Arbeitsschritt zeigte sich die Stärke des räumlichen Arbeitens. Auch sorgfältig gefertigte 2-dimensionale Pläne offenbaren häufig geometrische und maßliche Differenzen. Eine räumliche Konstruktion deckt diese


WPM BA Architektur SS 2013 betreut von: Prof. Johannes Kister + Dipl.-Ing. Cornelia Böttner + Dipl.-Ing. (FH) Anja Müller

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Abweichungen gnadenlos auf. In der Projektarbeit galt es, diese Punkte über die wenigen vorhandenen Fotografien und das Wissen um baukonstruktive Zusammenhänge zu einer logisch konsistenten Konstruktion zusammenzuführen. Insbesondere die Gewölbedecken im sogenannten Dom direkt unter der Reiterfigur waren geometrisch komplex und durchaus Herausforderungen an das räumliche Vorstellungsvermögen. ** Es entstand eine digitale Replik der historischen Gewölbekonstruktion. **

Literaturhinweise: „Schloßfreiheit - Vor den Toren des Stadtschlosses“; Dietmar und Ingmar Arnold; be.bra Verlag; 2000 Eine Animation, erstellt im Programm 3D Stu- „Dunkle Welten: Bunker, Tunnel und Gewölbe unter Berlin“; dio MAX, lässt Blicke in das Innere der, bis auf Dietmar und Ingmar Arnold; Ch. Links Verlag; 2010 ihre Enden, geschlossenen Konstruktion zu. Die Ergebnisse der Arbeit zeigt ein Film, der Links: im Portal YouTube zu sehen ist. www.youtube.com/watch?v=eRllr6ZtRsI www.berliner-unterwelten.de // am www.berliner-verkehrsseiten.de/schloss/index.html

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oben: das Gewรถlbe des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals rechts: Storyboard Janosz Magyar

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La Dolce Vita EINE ZEICHENEXKURSION NACH FLORENZ

Im Frühsommer nach Italien, ein wirklich verlockendes Angebot im gewohntem Studentenleben. Wie zu erwarten lockte die von den Professoren Carl Constantin Weber und Stefan Worbes angebotene Exkursion im Sommersemester 2013 nicht wenige Studenten. Bereits die Vorbereitungen für die Reise waren viel intensiver, als von uns erwartet. Professor Weber und Professor Worbes investierten viel Zeit und Geduld, um uns kennenzulernen und gemeinsam ein Konzept für die Reise zu erarbeiten. Professor Weber übernahm die komplette Detailplanung jedes einzelnen Tages und erwies sich unterwegs als wortgewandter und unersetzbarer Reiseführer mit viel Fach- und Hintergrundwissen. So sollte es gelingen, die Toskana in kurzer Zeit maximal zu erleben. Als absolut einmalig blieb mir vor allem die Aussichtsplattform PIAZZALE MICHELANGELO in Florenz in Erinnerung, zu der wir gleich am ersten Abend aufstiegen. Der Blick über die durch den Arno geteilte Stadt zu unseren Füßen bot einen großartigen Vorgeschmack auf das, was uns in den kommenden Tagen noch erwarten sollte. ** Der Blick über die durch den Arno geteilte Stadt zu unseren Füßen bot einen großartigen Vorgeschmack. ** Die Stadtkulisse rechts des Arno ist geprägt durch den DOM SANTA MARIA DEL FIORE - ein gewaltiges Kuppelbauwerk, das als Hauptwerk Filippo Brunelleschis gilt. Die Kuppelbesteigung des im Jahr 1436 erbauten Unikats war für den frühen Morgen geplant. Ein weiser Schritt, da sich traditionell vor vielen Attraktion bereits um 10 Uhr morgens lange Warteschlangen bilden und auch Aufstiege sind für (träge) Studenten mit im Tageslauf immens ansteigender Lufttemperatur immer schwieriger zu bewältigen.

PALAZZO VECCHIO, das Rathaus aus Zeiten der Medici. Im zweiten Obergeschoss befinden sich die früheren Wohn- und Arbeitsräume der Familie, die denen in Versailles in nichts nachstehen. Kein Wunder, schließlich waren die Medici im 15. und 16. Jahrhundert eine der vermögendsten und einflussreichsten Familien der Welt. Ihren Besitz verdankten Sie dem Textilhandel. Eine rasche Vermehrung begünstigten sowohl ihre guten Beziehungen in alle Herren Länder, wie auch die Tatsache, dass Sie in Florenz erstmals ein funktionierendes Bankwesen etablierten. Direkt am ARNOUFER liegen die UFFIZIEN, eines der wohl bekanntesten Museen weltweit überhaupt. Sie beherbergen eine beeindruckende Sammlung historischer Kunstwerke von Antike bis Spätbarock. Für mich nicht weniger spannend aber war ein isolierter Privatgang, der über ein eigenes Treppenhaus im ersten Obergeschoss des Museums über die PONTE VECCHIO auf die andere Arnoseite führt. Florenz war eben für eine lange Zeit nicht nur die reichste Stadt der Welt, sondern auch eine viel umkämpfte. Eine Stadt, in der auf offener Straße immer wieder Menschen zu wütenden Mobs zusammen kamen und ihre Wut an der Stadt und ihren Menschen ausließen. Damit die Familie Medici trotzdem heil zu ‚ihrem‘ Gottesdienst kam, gab es diesen Geheimgang von den Uffizien zur SANTA CROCE, bzw. zum Palazzo Pitti, dem späteren Wohnpalast der Familie. Sie waren damals eine der ersten, die auf die ehemals verschmähte Arnoseite übersiedelten. Dort war das Land günstig und vor allem gab es Platz, nicht nur für ihren neuen Palast, sondern auch für einen riesigen Lustgarten dem Gardin Boboli, der einen Großteil des andern Uferseite einnahm. ** Man lebte gefährlich in den Straßen von Florenz. **

die Fenster in den untersten Geschossen sind oft noch immer vergittert und im Gegensatz zu vielen anderen Städten meist auch eher spärlich. Die TÜREN dagegen sind riesig. In ihren Proportionen gleichen sie eher Festungstoren. All das gibt der Stadt ihren ganz eigenen Charakter und auch Charme. Die berühmtesten Türen der Stadt sind ohne Zweifel die Portale des Baptisteriums am DOM. Eigens für die Gestaltung der beiden Letzten gab es 1401 einen nationalen Wettbewerb, man könnte sagen einen der wohl frühesten Gestaltungswettbewerbe der Geschichte - finanziert durch die Wollhändler der Stadt. Fest stand nur, dass sie aus zehn vergoldeten Vierecken bestehen sollten, als Mosaike ausgearbeitet und je eine Geschichte der Bibel darstellend. Die berühmtesten Bildhauer der Zeit beteiligten sich daran. Brunelleschi unterlag damals mit seinem Entwurf für das erste der zwei Portale einem Entwurf von Lorenzo Ghiberti. Über sein zweites Portal, dass er später 1452 beenden sollte, soll Michelangelo gesagt haben, die Tafeln seien so schön, dass sie sich gut an der Pforte zum Paradies ausnähmen. Die originalen Türen zieren die Taufkirche heute nicht mehr, sondern befinden sich in einem mehrere Meter hohen gläsernen Safe in der nur wenige Schritte entfernten Dombauhütte. Am Baptisterium selbst befindet sich eine Kopie. Aber wenn man auf einer Reise durch Italien eines lernt, dann dass es manchmal nicht darauf ankommt, ob man das Original oder die Fälschung sieht. MICHELANGELOS DAVID zum Beispiel begegnet einem mindestens drei Mal in Originalgröße und Material in Italien. Der Echte, an dem hin und wieder Stellen mit Klebestreifen gesichert werden, befindet sich auch in Florenz. Er ist das Highlight der Sammlung in der Accademia. Seite an Seite mit Michelangelos Sklaven.

Man lebte gefährlich in den Straßen von Flo- Teil der Exkursion waren zwei längere TagesDie Stadtkulisse nicht weniger prägt der renz. Dies ist vielerorts noch immer ablesbar, ausflüge. Der erste führte uns nach LUCCA,

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eine Stadt im Tal des Flusses Serchio, ca. 20 km nordöstlich von Pisa. Im 13. und 14. Jahrhundert zählte Lucca zu den einflussreichsten europäischen Städten, große Bedeutung hatte insbesondere die Textilindustrie. Die großen Plätze, die romanischen Kirchen und die mittelalterlichen Türme sowie grandiose Plätze, wie die PIAZZA DELL‘ANFITEATRO zeugen noch heute von der einstigen Bedeutung der Stadt. Die Piazza ist der innere Raum eines ehemaligen römischen Amphitheaters. Seine Mauern beherbergen heute Geschäfte. Nur an der Außenseite vermag man noch Originalteile des Amphitheaters zu erkennen. Am augenfälligsten in Lucca jedoch ist die von vier Toren durchbrochende Befestigungsanlage. Sie wurde in den Anfängen des 16. Jahrhunderts begonnen und 1645 fertiggestellt und zählte lange zu den beeindruckendsten Italiens. Noch heute kann man auf dem mehrere Meter breiten gut erhaltenen und von Bäumen gesäumten Wall wie auf einer Promenade um die Stadt laufen. Während Florenz als Paradebeispiel einer Renaissance-Stadt beeindruckt, hat sich SIENA den mittelalterlichen Charakter der italienischen Gotik erhalten. Die historische Innenstadt gehört seit 1995 zum UNESCO-Welter- gen. Der lange Schatten des 102 Meter hohen be. Turms des Palazzos wandert wie der Zeiger einer Sonnenuhr über sie. ** Die Oberfläche der Piazza fühlt sich so angenehm an, dass sich //pau viele Touristen einfach darauf legen. ** Bekannt ist Siena weit über Italien hinaus für den alljährlich zweimal stattfindenden Palio di Siena. Das wie ein riesiges Volksfest anmutende Pferderennen wird auf der PIAZZA DEL CAMPO, dem zentralen Platz der Stadt ausgetragen. Dessen Grundfläche ist in neun etwa gleich große Dreiecke unterteilt, die sich alle zum Rathaus, dem Palazzo Pubblico, hin neigen. Die Oberfläche besteht aus rotem Backstein und fühlt sich so angenehm an, dass sich viele Touristen einfach für ein kleines Nickerchen direkt darauf le-

Exkursion BA Architektur SS 2013 begleitet von: Prof. Carl Constantin Weber + Prof. Stefan Worbes

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von links oben: Siena . Arno Florenz . Lucca Palazzo Publico Siena . Lucca Siena . Ponte Vecchio Florenz Piazza dell‘anfiteatro in Lucca Florenz rechts: Palazzo Vecchio Florenz folgende Seiten: TĂźr (+Prof. Worbes) in Florenz Piazza del Campo in Siena . Blick von der Piazzale Michelangelo in Florenz Dom Santa Maria del Fiore . Santa Croce in Florenz Skizzieren bei Nacht Dom Santa Maria del Fiore . vor dem Arno im Hintergrund die Ponte Vecchio in Florenz

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Die Schule des Lebens STUDENTEN BAUEN EIN BILDUNGSZENTRUM IN NEPAL Nepal - ein kleines Land in Südasien mit vielen Extremen. Das über 8000 Meter hohe Himalaya-Gebirges prägt weite Teile seiner majestätischen Landschaft. Hier befindet sich mit dem Mount Everest auch der höchste Punkt der Erde.

wurde 1973 als Grundschule gegründet und 1983 zu einer weiterführenden Schule erweitert. Etwa 1200 Schüler werden von nur 26 Lehrkräften unterrichtet. Über 90 Prozent der Absolventen fassen niemals auf dem Arbeitsmarkt Fuß. Im Rahmen eines Mehrzweckgebäudes sollen nun eine Bibliothek, eine AusbildungsBildungspolitisch allerdings stagniert Nepal stätte für ortsübliche Berufe und ein Gemeinauf sehr tiefem Niveau. Über 50 Prozent der dezentrum zur Förderung der ortsansässigen nepalesischen Bevölkerung sind Analphabeten. Bevölkerung geschaffen werden. Viele Kinder brauchen bis zu zwei Stunden für ihren Schulweg. Nicht selten ein gefahrvol- Die gesellschaftlichen Verhältnisse in Nepal ler Weg. So wie der kleine Ajit aus dem Dorf sind für uns nur schwer vorstellbar. Der klasKumpur in Zentralnepal. Um zur Schule zu sische Teufelskreis der Armut zeigt sich besongelangen, muss er jeden Morgen den reißen- ders deutlich in seinem Bildungssystem. Bilden Strom Trishuli überqueren. Er nutzt den dung aber ist, in einer globalisierten Welt mehr sogenannten Tuin, einen Korb, der an 2 ros- denn je, der Schlüssel persönlicher Entwicktigen Drahtseilen hängt. Danach führt ihn lung. Etwa 80 % der Bevölkerung lebt weit sein Weg entlang des stark befahrenen Prithwi abseits der Städte. Daher besuchen auch nur ca. Highways. Stets darauf hoffend, dass einer der 66 % der Kinder überhaupt eine Schule. Die maroden LKWs, die eng an ihm vorbei fahren, nepalesische Regierung hat sich das Ziel gesetzt, ihn mitnimmt. bis 2015 allen Kindern den Besuch einer Schule in Gehdistanz zu ermöglichen. Die fünfjäh** Über 50 Prozent der nepalesischen rige Grundstufe soll per Gesetz obligatorisch Bevölkerung sind Analphabeten.** und unentgeltlich sein. Eine tatsächliche Umsetzung aber ist nicht absehbar. Die derzeitige In der Schule angekommen wird der mühsa- Einschulungsquote für die Grundstufe liegt bei me Weg nicht wirklich belohnt. Die Shree Ja- nur 74 % und bereits im ersten Schuljahr bregadamba Higher Secondary School hat viel zu chen 13% der Kinder die Ausbildung wieder ab. wenige und zu kleine Klassenzimmer. Zudem Der chronische Lehrermangel, fehlende Untergibt es nur wenige Schulbänke. So sitzen die richtsmaterialien und der Mangel auch nur an Schüler dicht zusammen gedrängt auf dem Bo- Unterrichtsräumen fördert das Entstehen teuden. Ein Teil des Unterrichts findet im Freien rer Privatschulen - erst recht unerschwinglich statt. für die arme Landbevölkerung. Die Schule liegt im Südwesten Nepals nahe des Bardia Nationalparks in Thakurdwara. Die Mehrheit der Dorfbevölkerung gehört den im Land benachteiligten Tharu an. Der Volksstamm der Tharu lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft und wohnt häufig fernab der wenigen Schulen. Viele können sich die Schulausbildung zudem nicht leisten, da Schuluniformen und Unterrichtsmaterialien selbst bezahlt werden müssen. Die »Shree Jagadamba Higher Secondary School«

räume, den Himalaya, das Mittelgebirge und das Terai im flachen, tropischen Süden. Im Terai lebt fast die Hälfte der Landesbevölkerung. Die Nachfahren der Ureinwohner dieser Region sind die Tharu. Unser Anliegen ist es, der nepalesischen Bevölkerung hier eine qualifiziertere Ausbildung zu ermöglichen. So soll eine neue Bibliothek das bisherige Angebot der Shree Jagadamba Higher Secondary School sinnvoll ergänzen. Geplant ist außerdem der Bau eines Werkstattgebäudes, in dem landesübliche Handwerksberufe gelehrt werden können. Das soll die Motivation der Schüler stärken, ihre Ausbildung zu beenden und ihnen den Weg auf den Arbeitsmarkt erleichtern. ** Wir werden mit ortsüblichen Baumaterial arbeiten, auf traditionelle Bauweisen zurückzugreifen und heimische Handwerker einbinden. **

Verschiedene Entwürfe entstanden im Wintersemester 2013/14. Die gestalterischen Ideen sind mit den dortigen klimatischen Bedingungen und traditionellen Bauweisen in Einklang zu bringen. Besonderes Augenmerk liegt auf nachhaltiger Unterstützung, das heißt Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit der einheimischen Bevölkerung und Beschäftigten sowie Schülern der bestehenden Schule geplant. Wir werden mit ortsüblichen Baumaterial arbeiten, auf traditionelle Bauweisen zurückzugreifen und heimische Handwerker einbinden. Ein offenes kreatives Mitein** Nur ca. 66 % der Kinder besuchen ander gibt dem Projekt eine gute Perspektive überhaupt eine Schule.** und ist hoffentlich Initiator einer positiven Auch heute noch, nachdem 1963 die sozialen Entwicklung in der Region. Ungerechtigkeiten des Kastensystems gesetzlich verboten wurden, bestimmen sie nachhal- Die Projektorganisation übernehmen der ehtig das Denken im Alltag der Nepalesen. Nepal renamtliche Verein Mirador, sowie mit Profesist reich an vielen verschiedenen Völkern, die sor Dr. Claus Dießenbacher, MA FM Carola rund 30 Millionen Einwohner lassen sich in Rauch und MA AR Beeke Bartelt der Fachüber 30 Volksgruppen und -stämme aufteilen. bereich Architektur, Facility Management Nur etwa die Hälfte spricht die offizielle Lan- und Geoinformation der Hochschule Anhalt. dessprache Nepali. Es gibt drei große Kultur- Unterstützt werden Sie von zahlreichen Stu-

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BA Architektur BA FM WS 2013.14 betreut von: Prof. Dr. Claus Dießenbacher

denten der verschiedenen Studiengänge und auch des Fachbereiches Design. Der Mirador e.V. hat bereits in den vergangenen Jahren gemeinsam mit der Hochschule Anhalt einige soziale Projekte durchgeführt. Studentische Architekturentwürfe wurden vor Ort umgesetzt. So entstand in den Jahren 2012 und 13 eine Krankenstation in Guatemala und 2009 eine Kinderbibliothek in Südafrika (ithubadessau. Bitte nutzt für Spenden den Bildungsspender wordpress.com). Alle Projekte wurden aus- www.bildungsspender.de/projektnepal schließlich aus Spenden finanziert. Spenden per SMS: Im Februar/März 2014 fand die Vorortrecher- um mit 5 Euro zu helfen sende: GIB5 PROJEKTNEPAL an die Kurzwahl 81190 che statt und im Winter 2014/15 beginnt die um mit 9 Euro zu helfen sende: GIB9 PROJEKTNEPAL an die Kurzwahl 81190 bauliche Umsetzung. Die Spendenakquise läuft. Bereits im Sommer waren wir auf dem Cam- Offizielles Spendenkonto: pusfest der Hochschule und dem Bauhausfest Hochschule Anhalt Dessau mit einem eigenen Informationsstand Konto-Nr. : 81001509 präsent. Jede auch noch so kleine finanzielle BLZ: 81000000 (Bundesbank, Filiale Magdeburg) Unterstützung ist uns eine große Hilfe. Wenn Verwendungszweck: Projekt Nepal, Kassenzeichen: 34003010 du einmal nicht weißt was du schenken sollst - (Bitte Namen und Anschrift für Spendenquittungen angeben) schenke eine Spende. Alle Sponsoren erhalten eine Spendenurkunde und werden in der Pro- Mehr Info: jektdokumentation namentlich erwähnt. www.facebook.com/ArchitekturHilft www.mirador-ev.org/ // mey/ am www.bauhaus-dessau.de/mirador-ev-architektur-hilft-eine-schule-fuer-nepal.html

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In Eis und Schnee BAUKLIMATIK IN DER PRAXIS

Eine Karawane stapft in weißer Winterlandschaft durch kniehohen Schnee. 25 Menschen in warmer Funktionskleidung, mit Gamaschen, auf roten Schneeschuhen mit ebenso roten Stöcken. In den Rucksäcken Expeditionsnahrung. Sie sind auf der Suche. Auf der Suche nach einem geeigneten Schneefeld. Sie wollen die kommende Nacht in Iglus verbringen. Aus eigener Hand gebaut. Etwa 20 Studenten nehmen teil an dieser Exkursion mit dem Ziel, bauphysikalische Prinzipien durch eigenes Erleben besser verstehen zu lernen. Sie studieren Gebäude- und Energietechnik an der Fachhochschule Erfurt oder Architektur bzw. Facility Management an der Hochschule Anhalt in Dessau. Fachliche Anleitung erfahren Sie von Prof. Dr. Sven Steinbach, der an der Hochschule Anhalt Bauklimatik lehrt. Um die Organisation in Schnee und Eis kümmert sich der Allgäuer Outdoorspezialist „Spirits of Nature“. ** Die wundersame Wirkung, in großer Kälte einen merklich wärmeren geschützten Raum zu schaffen, beruht auf dem Prinzip des „Schwarzen Strahlers“. **

Gefrierpunkt stellt sich ein. Bereits eine zusätzlich aufgestellte Kerze kann die Raumtemperatur um bis zu 4 Grad erhöhen. Bauliche Voraussetzungen sind ein Zugang unterhalb des Bodenniveaus des Iglus und eine absolut intakte geschlossene Kuppelhülle. Jedes Leck funktioniert wie ein Kamin. Es entlässt beständig warme Luft nach außen und zieht kalte nach sich. ** Bereits eine zusätzlich aufgestellte Kerze kann die Raumtemperatur um bis zu 4 Grad erhöhen. ** Die Funktionsweise der Schneebauten wurde mittels moderner Messtechnik untersucht und dokumentiert. Installierte Temperatur- und Feuchtigkeitsmesssonden speisten ihre Werte in Datenlogger, digitale Speichereinheiten, die automatisiert Messdaten aufnehmen und auf Speichermedien ablegen. Infrarotkameras zeigten sehr anschaulich die Temperaturunterschiede zwischen außen und innen und entlarvten unerbittlich etwaige Lecks. // am

Die Verdichtung des gefundenen möglichst homogenen und ebenen Schneefeldes erfolgt in einer „Stampfkette“. Nur aus kompaktem festem Schnee lassen sich mittels spezieller Schneesägen die Blöcke arbeiten, aus denen die Kuppelbauten zusammengesetzt werden sollen. In etwa 4 Stunden sind die großformatigen Kuben gestochen und zu insgesamt 6 Iglus zusammengesetzt. Sie werden jeweils 3 bis 4 Teilnehmern in -12° Celsius kalter Umgebung als Schlafstatt dienen. Die wundersame Wirkung, in großer Kälte einen merklich wärmeren geschützten Raum zu schaffen, beruht auf dem Prinzip des „Schwarzen Strahlers“. Die von den Menschen im Innenraum abgegebene Wärmestrahlung wird an der Innenseite der Kuppel reflektiert, ein stabiles Mikroklima mit Wärmehorizonten um den

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Exkursion BA Architektur BA FM WS 2012.13 begleitet von: Prof. Dr. Sven Steinbach


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www.afg.hs-anhalt.de/facility-management

» DIE FABELHAFTE WELT DER FLÄCHEN, PROZESSE, DATEN « NUR MIT FACILITY MANAGEMENT

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Schwer in Ordnung PROJEKTSTUDIE ZUR EINFÜHRUNG EINES CAFM-SYSTEMS AN DER STIFTUNG BAUHAUS DESSAU

Das Bauhaus Dessau, ein Hort von Kunst, Kultur und Wissenschaft, eine Ikone der Kunst- und Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Stiftung Bauhaus ist aber auch Verwalter verschiedener Immobilien, neben dem Bauhausgebäude selbst und den angrenzenden Werkstätten, etwa der Meisterhäuser, der angemieteten Archivräume in der Alten Brauerei Dessau und von Gebäuden in der Siedlung Törten. Diese wie auch alle beweglichen Güter, vom profanen Büromöbel bis zu ungezählten Objekten im historischen Sammlungsarchiv, fordern Instrumente, sie ergonomisch zuverlässig und zeit- und kosteneffektiv und zu verwalten. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule Anhalt unter Leitung von Prof. Jens Nävy untersuchte Nutzen und Szenarien der möglichen Implementierung eines CAFM(Computer Aided Facility Management)-Systems in die bisherigen Arbeitsstrukturen. ** In größeren baulichen Objekten, etwa Krankenhäusern, Flughäfen oder weitläufigen Produktionsstätten ist der Einsatz von CAFMSystemen seit Jahren etabliert. ** In größeren baulichen Objekten, etwa Krankenhäusern, Flughäfen oder weitläufigen Produktionsstätten ist der Einsatz dieser, auf digitalen Datenbanken basierenden, Systeme seit Jahren etabliert und ihre Rentabilität nachgewiesen. Sinn und Kosteneffizienz im Umfeld vergleichsweise kleinerer Objekte sind dagegen noch wenig untersucht. CAFM-Systeme basieren auf einer zentralen Datenbasis. Eingepflegt werden, nicht selten riesige, Datenbestände: Gebäudepläne, Raumnummern und -nutzungen, technische Einbauten, Möbellisten, aber auch Reinigungspläne, Wartungszyklen, Belegungspläne und vieles mehr. Mit menschlichem Vermögen sind diese Datenmengen sehr schnell nicht mehr zu erfassen, Entscheidungen kaum mehr objektiv zu treffen. Die Programme ermöglichen in der Be-

triebsphase eine schnelle und einfache Informationsbereitstellung. Arbeitsprozesse, etwa das Gebäudekosten- und Dienstleistungscontrolling, werden effektiv unterstützt. Auch komplexe Szenarien und Prozesse können transparent dargestellt werden. Die Institutionen erreichen schnell eine höhere Entscheidungskompetenz und Planungssicherheit. ** Mit menschlichem Vermögen sind diese Datenmengen sehr schnell nicht mehr zu erfassen, Entscheidungen kaum mehr objektiv zu treffen.** Konkret untersucht wurde der Einsatz des Systems Byron BIS. Die Software bietet die Möglichkeit, vorhandene CAD-Pläne einzubinden und arbeitet mit Modulen, von der Schlüsselverwaltung über Reinigungsmanagement bis zur Raumplanung, die je nach Anforderung implementiert werden können. In enger Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsleiter der Stiftung Bauhaus, Florian Bolenius, erarbeiteten die Studenten Anja Erdmann, Michal Jahodka, Anna-Liesa Schmidt und Philipp Talaska ein CAFM-Konzept und entwickelten einen ersten funktionsfähigen Prototypen. Im Rahmen einer IST-Analyse (Quick-Scan) wurden zu bewirtschaftende Objekte erfasst, sowie beteiligte Organisationseinheiten, vorhandene Datenbestände und die bisher eingesetzten IT-Systeme betrachtet. In mehreren Workshops mit Mitarbeitern der Stiftung wurden zudem die Anforderung und Ziele an das Konzept festgesteckt. Eine Planskizze formulierte diese Ziele dezidiert und sehr präzise. Diese Leitgedanken bestimmen alle späteren Funktionen des Systems. Welche können durch das System Byron BIS abgedeckt, welche möglicherweise spezifisch für den Anwender entwickelt werden? Welche Drittsysteme sollen eingebunden werden? Welche Aufgaben haben welche Prioritäten?

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Projekt BA Facility Management SS 2013 betreut von: Prof. Jens Nävy


In der Studie zur Stiftung Bauhaus lagen die Prioritäten zum einen in der Gebäudeverwaltung als Kernfunktion, einschließlich eines Raumbuches mit Informationen zu denkmalpflegerischen Aspekten, Belegung und auch einer fotografischen Dokumentation, sowie der Außenanlagenverwaltung. Als Schwerpunkte für die Nutzungsphase wurden die allgemeine Anlagenverwaltung, sowie das Schlüssel- und das Reinigungsmanagement vereinbart. Neben dem CAFM-System sollen die Programme Microsoft Office, AutoCAD und eine Software zur Gebäudeautomation Anwendung finden.

Funktionen der Priorität 1 und diese zunächst ausschließlich für das Bauhausgebäude selbst umgesetzt. Dazu gehören etwa die beschriebene Raum- und Flächen-, sowie die Inventarverwaltung. In den Phasen 2 und 3 werden weitere Gebäude aufgenommen, sowie ergänzende Funktionen, wie das Veranstaltungsund Fuhrparkmanagement eingebunden. Eine Amortisation der Kosten ist in Abhängigkeit von einem möglichen weiterführenden Engagement der Studenten, besonders in der Phase der Datenakquise, in einem Zeitraum von 2 bis 6 Jahren zu erwarten.

Bestandteil der Untersuchung war weiterhin ein Datenakquisitionskonzept, das beschreibt, welche Informationen in welcher Form unter welchem Aufwand in die Datenbank eingespeist werden müssen.

Der im Rahmen der Projektarbeit entstandene Prototyp erfasst das Bauhausgebäude als CADObjekt und exemplarisch einen ersten raumbezogenen Datenbestand. Ein abschließend entwickeltes Einführungskonzept gibt allen Projektbeteiligten konkrete Handlungsschritte Eine Kostenprognose schätzte die notwendigen zu einer zeitnahen Umsetzung des Konzeptes Investitionen für Einführung und Betrieb des an die Hand. Systems unter Berücksichtigung der Einsparungspotentiale über eine definierte Laufzeit. // am Auf Basis der vereinbarten Umsetzung der Konzeptstrategien in 3 Stufen wurde die Amortisation mittels Return-On-InvestmentMethode betrachtet. In Phase 1 werden alle IT-

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Die Vermessung der Welt EIN DIGITALES MODELL DER BÜHNE DES ANHALTISCHEN THEATER Bühne frei, Spot an! Eine Handvoll Studenten steht auf dem von langer Nutzung gezeichneten schwarzen Bühnenboden des Dessauer Theaters. Im Rücken die aufwändigen Apparaturen, die den Augen der Besucher sonst stets verborgen bleiben. Vor ihnen die mit rotem Samt bezogenen Sitze den Rängen. Auf diesem Boden begeistern sonst allabendlich Schauspieler, Tänzer, Sänger und Musiker ihr Publikum. Heute wird kein Künstler diese Bühne betreten und kein Besucher im Saal Platz nehmen. Die Studenten positionieren Spiegelreflexkameras auf staksigen Stativen. Das Klicken der Auslöser erfüllt den Saal. Heute werden hier zahllose Fotografien des Bühnenraumes entstehen. Das Anhaltische Theater Dessau ist eines der größten Bühnenhäuser Deutschlands. Über 1000 Zuschauer finden in dem Mehrspartenhaus Platz. Hier ertönen die famosen Konzerte der Anhaltischen Philharmonie. Hier werden Schauspielinszenierungen, Opern, Operetten und Musicals aufgeführt. Hier wird Ballett getanzt.

und wenigstens zu einem Drittel überlappend aufgenommen. Die SfM-Software (Structure from Motion) aSPECT3D errechnet über photogrammetrische Algorithmen eine Punktwolke, die alle auf den Fotografien erfassten Wände, Böden, Decken und Einbauten, so auch die Scheinwerfer, umfasst. Die Punkte werden dann untereinander an geometrisch exponierten Stellen zu einer geschlossenen Oberfläche vernetzt. Im letzten Arbeitsschritt wird aus den entstandenen Fotografien die Textur entnommen und auf das digitale Modell gelegt. Ergebnis ist ein verformungsgetreuer digitaler Klon des Bühnenraumes, der die virtuelle Erprobung verschiedenster Lichtszenarien und deren genaue Ausmessung möglich macht. Die Arbeit der Lichttechniker des Landestheaters erfolgt dann in einem eigenen speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnittenen Programm, in das das Modell übernommen wird. ** Ergebnis ist ein verformungsgetreuer digitaler Klon des Bühnenraumes. **

Eine erste Feuerprobe hatte die ‚digitale Bühne’ bei der Vorbereitung der Inszenierung der Oper Tosca von Giacomo Puccini zu bestehen. Das Ergebnis ist in der von Hans Peter Cloos inszenierten Aufführung in der aktuellen SpielIn Kooperation mit dem Masterstudiengang zeit 2014/15 am Anhaltisches Theater Dessau Geoinformatik der Hochschule Anhalt wird zu sehen. mittels moderner Messtechnik ein digitales Abbild der komplexen Raumgeometrie entste- // am hen. Das virtuelle Modell soll die Bühnentechniker bei der passgenau auf das Bühnenbild abgestimmten Positionierung der Lichttechnik unterstützen. Umgekehrt werden die Bühnenbildner exakte Staffageobjekte fertigen können, ausgemessen an der Lichtprojektion im virtuellen Raum. Prof. Dr. Lothar Koppers und MA Eng. Tobias Kirschke begleiten das Projekt www.anhaltisches-theater.de/tosca federführend.

** Das virtuelle Modell soll die Bühnentechniker bei der passgenauen Positionierung der Lichttechnik unterstützen. **

Grundlage der Arbeit sind hunderte hochauflösende Digitalaufnahmen des Raumes. Für das spätere Mergen (Verrechnen) der Bilder werden diese aus verschiedenen Perspektiven

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Projekt MA Geoinformatik WS 2013.14 betreut von: Prof. Dr. Lothar Koppers + MA Eng. Tobias Kirschke


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www.afg.hs-anhalt.de/geoinformation

» UNSER PLANET « BESSER MIT GEOINFORMATION

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Uns gefällt die Welt BUNDESWEIT EINMALIGER MASTER-FERNSTUDIENGANG „GEOINFORMATIONSSYSTEME“ AKKREDITIERT

In Zeiten von Google Maps, Bing Maps und Co. wird deutlich, raumbezogene Informationen, also Geoinformationen, werden überall benötigt und können über Computer, Tablet oder Mobiltelefon fast überall bereitgestellt werden. Wenn es um die Verwaltung von Geoinformationen in speziellen Anwendungsbereichen geht, dann kommen die Geoinformationssysteme, kurz GIS, ins Spiel. GIS werden vielfältig eingesetzt, sei es in der Verwaltung von Liegenschaften, zur Organisation der Baupflege in einer Kommune, ja selbst in der Friedhofsverwaltung wird mittlerweile mit GIS gearbeitet. Logistikunternehmen planen die Touren ihrer Fahrzeugflotte. Versorgungsunternehmen verwalten ihre Anlagen, also Strom-, Gas- und Wasser- oder Abwassernetze, in einem GIS. Versicherer kalkulieren Schadensrisiken ortsabhängig. Einzelhandelsunternehmen können Standorte und Belieferung mit GIS optimieren. Die Einsatzmöglichkeiten von GIS sind also fast unbegrenzt und immer dort, wo die Fragen: wo? wohin? wo lang? computergestützt zu klären sind.

Der fünfsemestrige Studiengang hat einen Lehrumfang von 90 Credits und schließt bei erfolgreicher Thesis mit den Abschluss „Master of Engineering“ ab. Die Möglichkeit die Inhalte des Studiengangs in einem Online-Fernstudium zu erlernen ist deutschlandweit einmalig. Im Wintersemester 2010 wurden die ersten Studierenden immatrikuliert, mittlerweile haben die ersten Absolventen ihr Studium erfolgreich abgeschlossen. Dem im Juli 2013 akkreditierten Studiengang wird eine hohe Qualität bescheinigt. Online-Fernstudium als zeit- und ortsunabhängiges Studium ist optimal für Berufstätige. Moderne Kommunikationswege gestatten im Fernstudium Kommunikation und Betreuung der Studierenden, sodass, wie mit der Akkreditierung festgestellt, vergleichbare Ergebnisse wie in traditionellen Studienformen erreicht werden. // Holger Baumann

Für Einrichtung und Betrieb von GIS bedarf es Wissen über Geodaten, über Datenmodellierung, über Datenspeicherung in Datenbanken, über die Datenanalyse und die Darstellung in Karten und Plänen. Dies alles sind Inhalte des Master-Fernstudiengangs „Geoinformationssysteme“. Er richtet sich als E-Learning-Studiengang an Berufstätige, die bereits in diesen Bereichen arbeiten, aber die wissenschaftlichen Grundlagen vertiefen und einen Blick über die eigene Tätigkeit hinaus auf weitere und neuere Anwendungsmöglichkeiten werfen wollen. Der Studiengang wird online über das Internet studiert. Dazu gibt es eine Lernplattform mit Lehrmaterialien, Aufgaben und natürlich Foren zur Diskussion und Zusammenarbeit untereinander und mit den Lehrbeauftragten. Die zwei Präsenzphasen im Semester dienen zum Kennenlernen und zum Ablegen von Prüfungsleistungen. In einer 14-tägigen Sommerschule, dem GIS-Camp, werden gemeinsam Projekte Weitere Informationen zum Studiengang finden Sie auf unserer Website bearbeitet. www.afg.hs-anhalt.de/fgs/

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Das fliegende Auge HOCHAUFLÖSENDE BILDER AUS LUFTIGEN HÖHEN

Wie ein zu groß geratenes Insekt kreist es um die beiden Kirchtürme. Lichter in blau und grün blinken an seinen Auslegern. 6 Rotoren halten das nicht ganz einen Meter messende Gefährt leise surrend in der Luft. Unter seinem Bauch elektronische Schaltungen. Eine Kamera ist auf einer kleinen Plattform befestigt. Zwei Studenten stehen auf der schmalen Brücke zwischen den zwei Türmen der Köthener Jakobskirche und steuern den Hexakopter. Er soll ihnen Bilder von sonst unerreichbaren Stellen des Bauwerks liefern. Die Masterstudenten Alexander Merker und André Pape unterstützen eine Bachelorarbeit, die das vollständige Aufmaß und die Entwicklung eines virtuellen Modells der Kirche zum Ziel hat. Professor Dr. Heinz Runne betreut das Projekt des Studienganges Vermessung und Geoinformatik an der Hochschule Anhalt. Mit klassischen erdgebundenen Messgeräten wurde bereits erfasst, was im Gesichtsfeld des am Boden Stehenden liegt. Das etwa 5000 Euro teure Fluggerät gewährt jetzt Blicke aus luftiger Höhe. Die Kamera wird über 400 Bilder, etwa eines je Sekunde, geschossen haben, wenn sie wieder gen Boden sinkt. Der Bereich von den Traufen bis zu den Kirchturmspitzen kann so vollständig aufgenommen werden. An diesem Tag geht es dem Projektteam nur um die Erfassung der Textur. Sie soll später als Haut auf das digitale Modell des Kirchenbaus gelegt werden und ihm einen natürlichen Ausdruck verleihen. Bereits seit einigen Jahren lernen die Studenten der Studiengänge im Bereich Vermessung und Geoinformatik Techniken der Luftbildfotografie und Luftbildphotogrammetrie kennen. Die Ausbildung umfasst technologische Aspekte, die Auswertung der Daten, aber auch rechtliche Fragestellungen.

2 Quadrokopter (Vierflügler) und 23 Mikrokopter zur ‚Flugflotte‘ des Fachbereiches. Unter Leitung von Prof. Dr. Lother Koppers werden deren Nutzungspotentiale in den Bereichen Datenerfassung und Objektgenerierung ausgelotet. Eine Projektgruppe der im Masterstudiengang Vermessung und Geoinformatik Studierenden um Christian Chojnacki und André Oberstedt arbeitet kontinuierlich an der Verbesserung und Erweiterung des Equipments und entwickelt im Rahmen von Forschungsprojekten verschiedenste Einsatzszenarien. ** Die Mikrokopter erlauben den Studenten, gefahrlos Trainingsflüge zu absolvieren. ** Die kleinen Mikrokopter, nicht viel größer als ein DIN-A4-Blatt, dienen ausschließlich Lehrzwecken. Mit ihrem geringen Gewicht sind sie windanfällig und so ohnehin vor allem für Indoorflüge geeignet. Durch ihre geringe Traglast führen sie als einziges Equipment kleine Kameras mit. Die Mikrokopter erlauben den Studenten, gefahrlos Trainingsflüge zu absolvieren und den nicht ganz einfachen Umgang mit der sensiblen Steuereinheit zu üben. Bei Einsatz der großen Geschwister im Rahmen von Forschungsprojekten und Dienstleistungen mit und für verschiedene Kooperationspartner kann neben hochauflösender Kameratechnik auch ein GPS (Global Positioning System)Tracker zur Aufzeichnung der Flugroute mitgeführt werden. Dazu kommen Sensortechnik, etwa für die Messung von Temperatur, Luftdruck oder Windstärke sowie Sensoren zur Lageerfassung. Ein aktuelles Forschungsprojekt befasst sich mit der Implementierung von Ultraschallsensoren zur automatischen Erkennung von Hindernissen. ** Ein aktuelles Forschungsprojekt befasst sich mit der Implementierung von Ultraschallsensoren. **

Der für das Kirchenaufmaß eingesetzte Hexakopter gehört zur Gruppe der UAV, der Un- Die Geräte werden immer unter Sichtflug manned Aerial Vehicle. Neben ihm gehören gesteuert, d.h. zwischen Pilot und Fluggerät

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Projekt BA Vermessung und Geoinformatik WS 2013.14 betreut von: Prof. Dr. Heinz Runne + Prof. Dr. Lothar Koppers


muss zu jeder Zeit unmittelbarer Sichtkontakt bestehen. Ein mitgeführter GPS-Tracker kann die Steuerung unterstützen. Dazu wird im Vorfeld am Rechner eine Route konzipiert und während des Flugs ausgegeben. Mittels einer Augmented-Reality-Datenbrille kann live das Bild der Bordkamera in das Glas des ‚Piloten‘ eingespielt werden. Durch die Vielseitigkeit und Modularität der UAVs verfügen sie über ein breites Einsatzszenario. Die an der Kirche gemachten Luftbilder könnten ebenso dem Denkmalpfleger Schadstellen am Gebäude aufzeigen. Archäologen etwa hätten die Möglichkeit, den Fortschritt ihrer Ausgrabungen exakt zu dokumentieren. Mittels photogrammetrischer Auswertung der Luftbilder können räumliche Daten generiert werden. Dafür werden die Fotografien entzerrt und in drei Dimensionen ausgemessen. Komplexe Algorithmen erkennen Kanten

und berücksichtigen Schattenwürfe. Unter Einbeziehung der Brennweite des Objektivs, der Linsenverzerrung, des Standpunktes der Kamera zum Aufnahmezeitpunkt und weiterer Parameter entsteht in spezifischen Anwendungsprogrammen eine exakte virtuelle Kopie des betrachteten Gebietes. In der Nahbereichsphotogrammetrie können so Gebäude oder Ingenieurbauwerke vermessen und Umbauten dokumentiert werden. Bei Aufnahme größerer Gebiete sind Anwendungen in Land- und Forstwirtschaft oder in der Stadtplanung möglich.

litärischen Interventionen, etwa Aufklärungseinsätzen oder der Überwachung von Sperrgebieten. Eine Kooperation der Hochschule mit dem THW Dessau unter Leitung von Prof. Dr. Lothar Koppers untersucht Einsatzmöglichkeiten im Katastrophenfall. Eine entstandene Bachelorthese zeigt, dass UAVs eine sinnvolle Ergänzung, etwa bei der Deichüberwachung im Hochwasserfall oder der Lagekontrolle bei großen Bränden sein können.

Ein Gyrokopter, ein bemannter Hybrid aus Helikopter und Flugzeug, wird die Einsatzmöglichkeiten zukünftig noch erweitern. Diese Tragschrauber sind besonders für Anwendun** Mittels photogrammetrischer Auswertung gen geeignet, bei denen eine geringe Geschwinkönnen räumliche Daten generiert werden. ** digkeit erwünscht ist. Das Gerät wird derzeit in Jenseits des Bereiches der Vermessung und ersten Projekten erprobt. Geoinformation werden UAVs bei Polizeieinsätzen, etwa bei der Auffindung vermisster // am Personen in unwegsamem Gelände mittels Wärmebildkamera eingesetzt. Ebenso bei mi-

Virtueller Rundgang durch die Jakobskirche Köthen: www.jakobskirche-koethen.de/assets/flash/start.swf Rundflug um das virtuelles Modell der Kirche: www.youtube.com/watch?v=LY0iJnpQt_M Informationen zum Gyrokopter www.youtube.com/watch?v=W8YxOZ_pTLM www.youtube.com/watch?v=WpfEaoV4I6M

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Flying Roofs PROJECTS OUT OF THE COURSE MEMBRANE STRUCTURES

RESEARCH PROJECTS OF THE IMS E.V. The overall shape is of a wing and supposed to - INSTITUTE AT THE ANHALT UNIVER- increase the ventilation and exchange of air at the open edges of the Atrium. The structure SITY was finished at the 11.09.2012 and IMS is leaThe IMS e.V. Institute for Membrane and Shell ding the research monitoring for the behavior Technologies e.V. is an associated Institute of of the cushions in respect of radiation, heat cirthe Anhalt University of applied sciences in culation of the individual cushions and the enDessau. In 2006, for the first time in the world, closed unified space between the upper cushion the master course M.Eng. and Archineer® and lower single layer membranes. The general Membrane Structures started in cooperation interest is to find out how and if the Atrium between the Anhalt University and the IMS is influenced by the natural ventilation to be e.V. Lead by Prof. Dr. Robert Off already 8 enhanced by the shape of the wing-like strucmaster courses started and with more than 190 ture, and can such spaces be activated for the students from all over the world this postgra- improvement of thermal behavior of buildings duate long distance learning course has become in general. very successful. DEVELOPMENT OF A METHOD TO MECHANICALLY PRESBesides teaching new construction methods HARDEN especially related to membrane and net const- TRESSED MEMBRANE STRUCTURES ructions, IMS e.V. established an independent BY SPRAYING WITH CONCRETE – FAresearch institute where research and develop- BRIC USED AS REINFORCEMENT AND ment for shell technologies as well as energy AS DEAD FORMWORK efficient building are focal points. Here two of The importance of shell structures for the built the latest projects are reported shortly: environment is unquestionable and well docuETFE CUSHION STRUCTURES - FIRST mented. Since the 1920s, the pioneers of shell BUILD ETFE-BELT STRUCTURE, SAXO- construction worked intensely to find new methods of building efficient shell structures. Pier NY ANHALT RESIDENCE BERLIN Luigi Nervi, Eduardo Torroja, Felix Candela, The Atrium of the permanent residence of the Frei Otto and Heinz Isler can be mentioned country Saxony-Anhalt in Berlin, is holding a as the most prominent ones. The basic quesfree standing open Steel - ETFE roof of 375m² tion for all of them was the question of form and how to bring the form into built strucoverlapping the Atrium of about 120 m². tures. While Frei Otto focused on membrane As the building is protected as historical he- and cable structures, Isler worked on different ritage it cannot be touched by the new struc- experimental approaches including, amongst ture except at one side where a new wing was others, the approach to harden forms by ice/ added some years ago. There the structure is cold. Since the 60s, another method of builable to transfer horizontal loads into the exis- ding shell structures evolved. Membranes were ting building. The tree steel structure columns used as pneumatic formwork, thus “binshells” are resting on 4 small ground piles. The over- were born. Further research in this field happeall structures is made of 7 cushion fixed at the ned during the last years. upper beam of 4 parallel a fish belly girder. At the underside there are mechanically anticlastic In contrast to the pneumatic approach as menpre-stressed single Layers ETFE Foil membra- tioned above we did research on the possibility to harden mechanical prestressed membrane nes with integrated PUR-Belts. structures by spraying them with concrete. The

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overall objective was to find a setup to build concrete shells with little formwork effort and in an economic manner. One main focus is set on basic material considerations and evaluation of the membrane and concrete materials. The first question was the decision of which fabric material to use between the two groups: PESPVC and Glas-PTFE. Due to the fact that spraying causes abrasion and micro damages of the coating layers, the fabric fibers will be exposed to the cement-water-mixture hence glassfibres are inapplicable. The second question to decide on was either to use open mesh fabric or closed fabric. In case of the membrane working as reinforcement, it is crucial to achieve good composite behavior. We evaluated the composite properties and decided to use open mesh fabric with a certain mesh width to guarantee bonding of the two concrete layers. In case of the membrane only working as a formwork, a closed fabric is more useful due to the surface finish habit respectively due to architectural and maintenance reasons. A survey towards the different concrete mixtures did follow. Due to the fact that we prestressed the membrane layer, we evaluated how this prestress is transferred through the composite and how this influences the overall structural behavior. Flexural testing’s with different levels of prestress and samples with different material-combinations were executed. The second main focus was on the method of applying concrete as well as defining the crucial parameters for the right spraying setup. Various experiments to find and adjust the relevant parameters regarding the ratio of water to cement, closed or open mesh fabric, concrete with steelfibres, the maximum grain size as well as machine parameters were specified. After having found the correct setup for the production of shells, the built prototype underwent an evaluation of the thickness of the shell. With one scan for the upper surface and one for the lower surface and after matching the two point clouds, we could exactly check


the thickness of the shells in each point of the structure. For the evaluation of the behavior under loading, we scanned the lower surface to measure the deflection in different stages of loading. The results of these large scale tests were interpreted and compared with the fem model. In conclusion, we defined the design guidelines and the form/curvature parameters with regard to the spraying process and statically reasons. Furthermore, a collection of construction details were developed. // Heike Kleine www.afg.hs-anhalt.de/fms/

Projects MA Membrane Structures WS 2013.14

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Interview mit einem Professor EINE INVESTIGATIVE BEFRAGUNG PROF. DR. OMAR AKBAR STÄDTEBAU

Für die Freiheit.

Salvador Dali: „Wer interessieren will, muss August Macke: „Ich reiße mir die Bilder Stück provozieren.“ Wen haben Sie zuletzt provofür Stück aus dem Gehirn.“ Warum sonntags ziert? ins Museum? Einen Bekannten, der aus lauter MultikulturaliMuseen sind die größten kulturellen Errungen- tät, die Werte der europäischen Kultur verleugnete. schaften menschlicher Zivilisation. Sie müssen für Ich empfahl, dass er doch in einem demokratischedie Öffentlichkeit gepflegt, geschützt und entwi- ren Land als Deutschland leben sollte. Etwa in ckelt werden. Nicht der Tag als Ritual ist wichtig, Saudi-Arabien, wo Menschen- und Frauenrechte sondern der Genuss an dem, was wir in diesen weltweit an erster Stelle stehen. Orten sehen, lernen und erfahren. Antonio Doni: „Die natürliche Reaktion anArthur Schopenhauer: „Lesen ist Denken mit gesichts der Lächerlichkeit des Menschen und fremdem Gehirn.“ Welches Buch empfehlen der Welt ist das Lachen.“ Was bringt Sie zum Sie, soll ich lesen? (ausgenommen Bibel, Kapi- Lachen? tal, Zarathustra, Neufert) Kluge Witze. Am meisten die jüdische Witze. Ein Roman pro Monat. »Maximum City Bombay« von Suketu Mehta; Hauptstädte der Erin- Jakob Boßhart: „Der Intellekt hat alles derart nerung« von André Aciman; »Sarajevo Malboro« zerfleischt, dass man vor nichts mehr Ehrfurcht von Miljenko Jergovic; »Stein der Geduld« von empfindet.“ Was erzeugt in Ihnen Ehrfurcht? Atiq Rahimi etc., etc., etc. Frauen, die trotz Terror, Unterentwicklung und Platon: „Die Notwendigkeit ist die Mutter der Tradition ihre Stimme heben und für die Freiheit Erfindung.“ Was halten Sie für die wichtigste kämpfen. Erfindung der Menschheit? (ausgenommen Faustkeil und Bologna-Reform) Eckhard Tolle: „Wenn du die Berührung mit der inneren Stille verlierst, verlierst du den Die Menschenrechte, die Freiheit und die Demo- Kontakt mit dir selbst.“ Worin finden Sie sich kratie sind Erfindungen, die möglicherweise nie selbst? gänzlich erreicht werden, so bleiben sie doch großartige Utopien. Beim Essen, Trinken und Reden mit Freunden. Oscar Wilde: „Eine Weltkarte, auf der das Land Utopia nicht eingezeichnet ist, ist kein Abbild der Welt. Denn ihr fehlt das Land, wo der Traum der Menschheit ewig Anker wirft.“ Welchen großen Traum haben Sie?

Keith Richards: „Ich hatte nie Probleme mit Drogen. Nur ohne.“ Tabak, Kaffee, Wein oder Schokolade? Ohne Wein wäre das Leben etwas schwer.

Dass in der Welt die Religionen keine Rolle mehr Zu »Freie Wahl« . Was denken Sie über: spielen und dass Freiheit und Demokratie siegen. (Zur Auswahl standen Begriffe, zu denen man nach Herzenslust seine Gedanken aufschreiMatsuo Basho: „Blühendes Gras auf dem alten ben konnte. siehe S. 71) Spazieren gehen: dabei Schlachtfeld, den Träumen entsprossen der to- Musik hören und träumen kann Wunder bewirten Krieger.“ Wofür lohnt es sich zu kämpfen? ken. Davon träumen, dass die Welt eines Tages

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ohne Waffen existiert und jene, die im Auftrage der Bürger für eine gewisse Zeit und für bestimmte Aufgaben eine Macht bekommen, diese nicht missbrauchen.

PROF. JOHANNES KISTER ENTWERFEN/ BAUKONSTRUKTION Arthur Schopenhauer: „Lesen ist Denken mit fremdem Gehirn.“ Welches Buch empfehlen Sie, soll ich lesen? (ausgenommen Bibel, Kapital, Zarathustra, Neufert) Reichen die nicht? Salvador Dali: „Wer interessieren will, muss provozieren.“ Wen haben Sie zuletzt provoziert? Ich hoffe, es gelingt mal wieder. Antonio Doni: „Die natürliche Reaktion angesichts der Lächerlichkeit des Menschen und der Welt ist das Lachen.“ Was bringt Sie zum Lachen? Humorlosigkeit. Billy: „Wenn der Kitsch nicht wäre, hätte die Kultur ein Problem mit den Kunden.“ Besitzen Sie Kitsch? Kitsch bemerkt man immer an anderen. Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: „Dies ist die allem endlichen Leben anklebende Traurigkeit, die aber nie zur Wirklichkeit kommt, sondern zur ewigen Freude der Überwindung dient. Daher der Schleier der Schwermut, der über die ganze Natur ausgebreitet ist, die tiefe unzerstörliche Melancholie allen Lebens. Nur in der Persönlichkeit ist Leben; und alle Persönlichkeit ruht auf einem dunklen Grund, der allerdings auch Grund der Erkenntnis sein muss.“ Wie traurig sind


Sie?

die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Schlachtfeld, den Träumen entsprossen der toGrund, warum sich so wenige Leute damit be- ten Krieger.“ Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Man muss Enttäuschung und Trauer trennen. Zu schäftigen.“ Warum soll ich studieren? betrauern waren bislang nur wenige, aber wichtiGegen alle Grausamkeiten die Menschen einander ge. Enttäuschung gibt es öfter. Wenn man sich erstmal darauf eingelassen hat, und der Natur antun können. Ich kämpfe lieber fängt das Denken irgendwann an, Spaß zu ma- gegen, als für etwas. Kämpfer für eine vermeintEckhard Tolle: „Wenn du die Berührung mit chen. In meinem Büro hängt der Spruch: Geist lich gute Sache haben dieselbe allzu oft in ihr der inneren Stille verlierst, verlierst du den ist geil! Gegenteil verkehrt. Deshalb bin ich misstrauisch. Kontakt mit dir selbst.“ Worin finden Sie sich selbst? August Macke: „Ich reiße mir die Bilder Stück Salvador Dali: „Wer interessieren will, muss für Stück aus dem Gehirn.“ Warum sonntags provozieren.“ Wen haben Sie zuletzt provoIn der Wiederholung. ins Museum? ziert? Keith Richards: „Ich hatte nie Probleme mit Weil es scheint, als habe die Kunst alles wirklich Drogen. Nur ohne.“ Tabak, Kaffee, Wein oder Große längst hervorgebracht und als seien wir nur Schokolade? noch armselige Epigonen. Tröstlich könnte sein, dass das vielleicht jede Generation von sich denkt. Alles. Arthur Schopenhauer: „Lesen ist Denken mit Zu »Freie Wahl« . Was denken Sie über: fremdem Gehirn.“ Welches Buch empfehlen Macht: gutes Konzept Sie, soll ich lesen? (ausgenommen Bibel, KapiVorbilder: der Bessere tal, Zarathustra, Neufert) Volksmusik: Schweigen Happy Meal: 3 Gänge Nachtzug nach Lissabon - ich weigere mich den Karriere: kommt sicher noch Film anzusehen, weil es mir den Reiz nähme, Fehler: weitermachen manche Stelle im Buch wieder und wieder zu Gott: Göttin lesen. Sauerbraten: als Rheinländer Kassettenrekorder: kenne ich noch Platon: „Die Notwendigkeit ist die Mutter der Synchronschwimmen: Ehe Erfindung.“ Was halten Sie für die wichtigste Schweigen: Stille Erfindung der Menschheit? (ausgenommen Tempolimit: mache ich jetzt auch Faustkeil und Bologna-Reform) Convenience: geht nicht Kontrolliert Feuer zu machen. Ich friere leicht! Außerdem sind wir immer noch nicht zu Ende damit. PROF. RALF NIEBERGALL GEBÄUDELEHRE/ ENTWERFEN Oscar Wilde: „Eine Weltkarte, auf der das Land Utopia nicht eingezeichnet ist, ist kein Klaus Koch: »Was sich so alles durchs Gehirn Abbild der Welt. Denn ihr fehlt das Land, wo windet, jammerte der Gedanke in einer Ni- der Traum der Menschheit ewig Anker wirft.“ sche.“ Wie lebt es sich mit Gehirn? Welchen großen Traum haben Sie?

Meinen Statiker, meinen Haustechniker, meinen Brandschutzingenieur… . Wenn man sie nicht ständig provoziert, interessieren sie sich wirklich nicht die Bohne für Architektur! Antonio Doni: „Die natürliche Reaktion angesichts der Lächerlichkeit des Menschen und der Welt ist das Lachen.“ Was bringt Sie zum Lachen? Die verquaste Lyrik, die sich manche Studentinnen und Studenten abringen, wenn sie Erläuterungen zu ihren Entwürfen schreiben. Billy: „Wenn der Kitsch nicht wäre, hätte die Kultur ein Problem mit den Kunden.“ Besitzen Sie Kitsch? Ich bekomme regelmäßig welchen geschenkt. Irgendwie meinen die Leute, das sei das Richtige für mich. Manches davon ist so rührend schrecklich, dass es mir wirklich ans Herz gewachsen ist. Jakob Boßhart: „Der Intellekt hat alles derart zerfleischt, dass man vor nichts mehr Ehrfurcht empfindet.“ Was erzeugt in Ihnen Ehrfurcht?

Die Art, wie Albrecht Dürer eine Akelei und eine Frau gemalt hat, das jeweilige lebendige Original dazu, jemand der die Relativitätstheorie versteht Besonders schlecht bei Vollmond! Aber danke für Meine Träume sind immer zu groß, als dass ich sie und höhere Mathematik, ach, so vieles eigentlich das Kompliment! wirklich zu träumen wagte. ... Henry Ford: „Denken ist die schwerste Arbeit, Matsuo Basho: „Blühendes Gras auf dem alten

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PROF. STEFAN WORBES GEBÄUDELEHRE/ ENTWERFEN Koch: »Was sich so alles durchs Gehirn windet, jammerte der Gedanke in einer Nische.“ Wie lebt es sich mit Gehirn? Als Werkzeug ist es unschlagbar. (Sollte man immer bei sich führen.)

Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: „Dies ist die allem endlichen Leben anklebende Traurigkeit, die aber nie zur Wirklichkeit kommt, sondern zur ewigen Freude der Überwindung dient. Daher der Schleier der Schwermut, der über die ganze Natur ausgebreitet ist, die tiefe unzerstörliche Melancholie allen Lebens. Nur in der Persönlichkeit ist Leben; und alle Persönlichkeit ruht auf einem dunklen Grund, der allerdings auch Grund der Erkenntnis sein muss.“ Wie traurig sind Sie?

August Macke: „Ich reiße mir die Bilder Stück für Stück aus dem Gehirn.“ Warum sonntags ins Museum? Gar nicht. (höchstens mal zweckpessimistisch, besonders zu Semesterbeginn) In der Woche ist meist zuwenig Zeit. Eckhard Tolle: „Wenn du die Berührung mit Arthur Schopenhauer: „Lesen ist Denken mit der inneren Stille verlierst, verlierst du den fremdem Gehirn.“ Welches Buch empfehlen Kontakt mit dir selbst.“ Worin finden Sie sich Sie, soll ich lesen? (ausgenommen Bibel, Kapi- selbst? tal, Zarathustra, Neufert) Darauf bin auch ich sehr gespannt. (bisherigen (...menno) »Zen und die Kunst, ein Motorrad zu Funden traue ich nicht) warten«, Robert Pirsig, ISBN 3596220203 Keith Richards: „Ich hatte nie Probleme mit Oscar Wilde: „Eine Weltkarte, auf der das Drogen. Nur ohne.“ Tabak, Kaffee, Wein oder Land Utopia nicht eingezeichnet ist, ist kein Schokolade? Abbild der Welt. Denn ihr fehlt das Land, wo der Traum der Menschheit ewig Anker wirft.“ Single Malt, Havanna, Jabugo, Rioja, Fines Welchen großen Traum haben Sie? de Claire, Cava, Rennautos (gegen Sucht hilft manchmal sehr, sie sich nicht leisten zu können) Nürburgring Nordschleife unter 8:31:20 min (ach was, den Weltfrieden natürlich)

Platon: „Die Notwendigkeit ist die Mutter der PROF. CARL CONSTANTIN WEBER Erfindung.“ Was halten Sie für die wichtigste GRUNDLAGEN DER GESTALTUNG Erfindung der Menschheit? (ausgenommen Faustkeil und Bologna-Reform) Oscar Wilde: „Eine Weltkarte, auf der das Land Utopia nicht eingezeichnet ist, ist kein das Rad (s.o.) Abbild der Welt. Denn ihr fehlt das Land, wo der Traum der Menschheit ewig Anker wirft.“ Basho: „Blühendes Gras auf dem alten Welchen großen Traum haben Sie? Schlachtfeld, den Träumen entsprossen der toten Krieger.“ Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Col de l`Iseran, Col d`Izoard, Passo dello Stelvio, Col du Tourmalet, Gran Sasso d`Italia, Tre Cime (eigentlich nur) um dazuzulernen di Lavaredo, Gran San Bernado, Passo di Gavia, Col de la Bonette, Pico del Veleta, Col du GlanBilly: „Wenn der Kitsch nicht wäre, hätte die don, Alpe d`Huez, Mortirolopass usw. Kultur ein Problem mit den Kunden.“ Besitzen Sie Kitsch? Matsuo Basho: „Blühendes Gras auf dem alten Schlachtfeld, den Träumen entsprossen der toNatürlich. ten Krieger.“ Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Jakob Boßhart: „Der Intellekt hat alles derart Die Frage klingt nach Zögern und Abwägen. zerfleischt, dass man vor nichts mehr Ehrfurcht Jemand der Solches wissen möchte wird wahrempfindet.“ Was erzeugt in Ihnen Ehrfurcht? scheinlich für nichts kämpfen wollen. Lohnt sich eine Antwort? Qualität (in jeder möglichen Erscheinungsform)

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Salvador Dali: „Wer interessieren will, muss provozieren.“ Wen haben Sie zuletzt provoziert? Das kann nicht lange her sein (siehe letzte Frage) Antonio Doni: „Die natürliche Reaktion angesichts der Lächerlichkeit des Menschen und der Welt ist das Lachen.“ Was bringt Sie zum Lachen? Beim Begriff Lachen fällt mir nicht zuerst die Lächerlichkeit ein ..., eher das Glück. Billy: „Wenn der Kitsch nicht wäre, hätte die Kultur ein Problem mit den Kunden.“ Besitzen Sie Kitsch? Unangenehmer als Kitsch ist die Angst davor. Kitsch wird gern und viel unreflektiert als Totschlagargument benutzt. Die traumatische Angst eventuell in den Verdacht zu geraten, Kitschiges zu produzieren oder zu mögen, führt oft zu einer Form gewordenen Totenstarre. Kitsch hat nicht automatisch etwas mit Gefühl oder der Darstellung einer persönliche Stellungnahme zu tun. Kitsch hat auch nichts mit Formreichtum oder Detailliertheit zu tun. Kitsch ist schlicht die minderwertige Nachbildung von etwas Wertigem. Ich behaupte, keinen Kitsch zu besitzen, fürchte mich aber nicht, verdächtigt zu werden, zu solchem fähig zu sein. Keith Richards: „Ich hatte nie Probleme mit Drogen. Nur ohne.“ Tabak, Kaffee, Wein oder Schokolade? Mit`m Radel foahrn. Zu Freie Wahl . Was denken Sie über: Siehe Bild rechts: Das Fegefeuer muss ein Doppelhaushälften- Nagelstudio sein, in dem Rasenkantenschneider und Studienabbrecher in aller Freundschaft beim Convenience Happy Meal mit Sauerbraten und Bubble Tea AllInclusive Langeweile als Mittelalterfest mit Waffen-Spielen und Fasching planen.


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Der Nestbeschmutzer ‚HOMO STUDENTICUS SPCC. ARCHITECTUS‘

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Rosa Ziegel MIT VERLUST IST ZU RECHNEN

Wir fragen oft, was macht nur die Faszination an historischen Gebäuden aus? Oder, warum vermögen es moderne Gebäude oft nicht, trotz unserer modernen Haltung und künstlerischen Bildung, das Herz zu berühren - auf eine Weise, die emotional ist und nicht intellektuell? „Es geht ein Geist der Selbstherabwürdigung durch unser Gewerbe.“ bemerkte Adolf Loos vor nunmehr über 100 Jahren. Beklagte Loos einst die Imitation edler Baustoffe, die Surrogate, die von der Schönheit und Ehrlichkeit eines Materials abbringen, so sehen wir uns heute mit dem Vergessen handwerklicher Techniken konfrontiert. Beides führt zum Missbrauch, zum Unverstand in Bearbeitung und Verwendung eines Materials. Dabei liegt gerade in der Vielfalt seiner Bearbeitung die hohe Kunst, in deren Kombination eine besondere Harmonie. Das Erkennen, das Innewohnen handwerklicher Arbeit im Gegenstand verknüpft ihn mit uns, gibt ihm seinen kulturellen Platz. Durch die dem Charakter eines Materials entsprechende Bearbeitung wird seine Seele herausgearbeitet. Doch dem Handwerk „wird schrittweise die Herrschaft aus den Händen gewunden, denn es hat sich Jemand eingefunden, der quantitative Arbeitsleistung besser und billiger herstellt: die Maschine.“

Bauelemente und Fertigmischungen Einzug halten. Schneller. Effizienter. Einfacher. Doch wo bleibt da die Kultur? Blieb den Profanbauten vor dem Einzug der ‚Fertiggerichte‘ zumindest die Qualität der Handwerkskunst, so werden aus einst dem menschlichen Maßstab und Seele entsprechenden Gebäuden seelenlose Hutschachteln. (Die Hutschachtel möge dies vergeben, wenn man denn nur nicht in ihr wohnen sollte.) Neu, wie geschleckt sehen sie aus. Steril. Abwischbar. Austauschbar. Reinheit und Jugendfrische ein Leben lang. So entschwindet unsere Baukultur hinter einer „Haferflocken-Gesundheit, einer Seifen- und Zitronen-Reinlichkeit“, die zweifelsohne Holly Golightly besser zu Gesicht steht als unserer gebauten Umwelt. Wo bleiben die Dinge voller Charakter, Geschichte, mit dem kleinen Makel, der sie so individuell werden lässt und für die wir sie lieben? UND DER ‚ROSA ZIEGEL‘ IN DER KATEGORIE ‚CONVENIENCE IM BAUWESEN‘ GEHT AN: alle Wärmedämm-‚Sondermüll‘Fassaden, Buntsteinputze, Schnellputzleisten, Fensterbänke mit PVC-Beschichtung in Marmordekor, glasierten Dachsteine, auf denen sich nicht auch nur die winzigste Moosspore absetzen kann etc. pp.

Nun, an einer stranggepressten Aluminium- 1 Adolf Loos ‚Die Baumaterialien‘ 1898 fensterbank ist an sich nichts Verwerfliches, nur will sie eben auch richtig verstanden sein, will sie ihren maschinell gefertigten Charakter im Zusammenklang mit anderen Fassadenelementen spielen können. Es geht darum, im Bauelement zu lesen, seine Identität zu verstehen, seine architektonischen Harmonien zu finden. Denn der Verlust der Identität des Materials, der materialgerechten Bearbeitung, ob nun handwerklich oder maschinell, steht einer kulturellen Fortschreibung der profanen Baukunst im Wege, in der, angetrieben von der Idee, das Bauen und den Unterhalt von Gebäuden so leicht wie möglich zu gestalten, vorfabrizierte

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vorher/ nachher; gesehen in der PeterholzstraĂ&#x;e, Dessau

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Needful Things DINGE DIE DU NICHT BRAUCHST, ABER VIELLEICHT TROTZDEM HABEN SOLLTEST

Wo ist der riesige Plastikkasten geblieben? Polaroidkameras kommen jetzt auch klein und praktisch daher. Wer den alten Trend neu aufleben lassen will, sollte schon mal mit dem Sparen beginnen. Denn dieses Modell kostet 179 Euro. /www.coolstuff.de Spiel, Spaß und ganz nebenbei eine Portion Nachhilfe in Architekturgeschichte. Mit diesem 4D-Städtepuzzle gibt es das alles in einem Karton. Für 40 Euro entscheidest du, wohin die Reise gehen soll. Rom, Paris, Las Vegas oder doch Hong Kong? /www.coolstuff.de

Die Post-it-Uhr ist für 9 Euro ein wahres Schnäppchen und du brauchst dir ob sofort nichts mehr auf die Hand zu schreiben. Dort hat es ohnehin niemals so lange gehalten, bis man es gebraucht hätte. /www.geschenkefuerfreunde.de/

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Waren Luftschlösser schon immer deine bevorzugten Bauwerke? Mit dem 100 Euro teuren 3Doodler kannst du tatsächlich in der Luft zeichnen. Die dünnen Stränge aus geschmolzenem ABSKunststoff formen sich wahlweise zum Arbeitsmodell für die nächste Zwischenpräsentation oder in jede beliebige Plastik für den kreativen Hobbykünstler. /www.coolstuff.de

Auch wenn man es sich nicht leisten kann, Reisen gehört irgendwie zum Studentenleben. Für alle, die die Idee mit den Pinnadeln für zu konservativ halten, gibts die Rubbel-Weltkarte für 19 Euro. /www.wall-art.de Ist deinem Leben etwas der Schwung ausgegangen? Diese Spacerail Kugelbahn zeigt dir wie es geht. Geradezu meditativ flitzt die kleine Stahlkugel über die bis zu 20m lange Kunststoffbahn. Gut angelegt sind die 20 bis 50 Euro bei www.coolstuff.de.

4D Städtepuzzle

3dooodler

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Hol dir ein St端ck lustige Comicwelt in den Alltag. Mit dieser 2D-Comictasche f端r 25 Euro machst du auf dem Campus ganz sicher eine gute Figur. /www.coolstuff.de Diese Minecraft-Fackel f端r 37 Euro erhellt nicht nur deinen Arbeitstisch. Sie besch端tzt auch auf dem Weg zur Uni vor Zombies, Skeletten und anderem lichtscheuen Ungetier. /www.coolstuff.de

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Möchtest du öfter ‚in die Luft gehen? Oder einfach einmal Nachbars Grundstück inspizieren? Der 70 Euro teure Mini-Quadcopter mit Kamera verleiht dir Flüüügel. /www.coolstuff.de Seminarbeginn um 8 Uhr? Nur Darth Vader kann sicherstellen, dass du rechtzeitig aus den Federn kommst. Zur Revanche darfst du diesem hier, und nur diesem, auf den Kopf schlagen. Der Star-Wars-Wecker im Legolook kostet 33 Euro bei www.coolstuff.de.

Erreichen deine geschnippsten Papierkugeln einfach nicht die vorderen Bänke? Lass dir helfen von einem alten Meister. Mit Leonardo da Vincis Holzmodell eines Katapultes sind dir Rekordweiten gewiss. 20 gut angelegte Euro bei www.ccolstuff.de Will einfach keine Freude aufkommen in der Bauphysik-Vorlesung? Die Handpuppen Tiger, Delfin, Eichhörnchen, Pferd und Hase begeistern ganz sicher deine Kommillitonen auf den hinteren Bänken. Das Stück für unter 5 Euro bei www.geheimshop.de

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ZEITSCHRIFT FACHBEREICH 3 DER HOCHSCHULE ANHALT ARCHITEKTUR FACILITY MANAGEMENT GEOINFORMATION STANDORT DESSAU No 5 ARCHIPELAGO HERAUSGEBER Fachbereich Architektur, Facility Management und Geoinformation der Hochschule Anhalt www.afg.hs-anhalt.de Hochschule Anhalt FB3 PF 2215 06818 Dessau

REDAKTION Cornelia Böttner Jenny Meyer Anja Müller Viola Paulokat Anne Vent ILLUSTRATIONEN Marta Kazimierczak LAYOUT Cornelia Böttner Olena Shvab Borhan Uddin DRUCK Druckerei RUPA-Druck Friedrich-Naumann-Straße 11 06844 Dessau Fragen, Kritik und Themenvorschläge bitte per E-Mail: RedaktionFB3@afg.hs-anhalt.de Erscheinungsweise: jährlich © Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwendung nur mit Genehmigung des Herausgebers. BILDNACHWEIS Cover und Rückseite: Marta Kazimierczak • S.1 Marta Kazimierczak • S.4 Siyuan Yin • S.5 NelTa Paul, Sadazim Sharipov • S.6 Zhang Xin Yao • S.7 Xioa Ying • S.8 Abhischek Prabhu • S.9 Phung Myen Lam • S.10-11 Anja Müller • S.15 Farokh Falsafi • S.16-17 Ignacio Boscolo • S.18-19 Andrea Rossi, Lila Panahi Kazemi • S.21 Marco Gothe • S.22 David Thier • S.23 oben: Janos Magyar • S.24-25 Lena Pozdnyakova • S.26 Andzela Brasanac • S.27 Marta Kazimierczak • S.29 Olena Shvab • S.30 Bartosz Bochynski, Mariia Kolodiazhna, Olena Shvab • S.31 Fengjiao Guo, Qingbo Liu, Jingwen Qiu • S.32 Steve Kuo, Valerio Napoli, Catalina Polini • S.34 Bingxin Liu • S.35 oben: Katrin Nahrstedt, unten: Nicole Kühne • S.37 Inga Schlauch • S.38 Julia Himmelreich, Nicole Kühne, Caroline Schulze • S.39 Monique Meißner, Stefan Thiemicke, Katrin Nahrstedt • S.41-42 Berliner Unterwelten e.V. • S.43 oben: Berliner Unterwelten e.V., unten: Janos Magyar • S.44 Berliner Unterwelten e.V. • S.45 Janos Magyar • S.47 Carl Constantin Weber • S.48 Marco Gothe, Carl Constantin Weber • S.49 Anja Müller • S.50 Carl Constantin Weber • S.51 Marco Gothe, Anja Müller, Viola Paulokat, Carl Constantin Weber • S.53 Projektteam »Nepali« • S.54 Stephan Jörchel • S.55 Projektteam »Iglubau« • S.56 Marta Kazimierczak • S.61 Tobias Kirschke • S.62 Marta Kazimierczak • S.65 Christian Chojnacki • S.71 Carl Constantin Weber • S.72-77 Marta Kazimierczak • S.78 Steve Michaelis • S.79 Cornelia Böttner • S.80 www.coolstuff.de, www.geschenkefuerfreunde.de • S.81 www.coolstuff.de, www.wall-art.de • S.82-83 www.coolstuff.de, www.geheimshop.de

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