Foto: Cliristina Links
Unerhörtes erzählt man sich im Dorf von den Untaten des Bären: Die Unterwäsche der Großmutter soll er von der Leine gestohlen haben, und auf die Haustiere habe er es abgesehen - doch die ausgeschickten Jäger haben ein mehr freundschaftlichaugenzwinkerndes Verhältnis zu dem Räuber. Auch der alte Adam, der ein Feld bewachen soll, beeilt sich keineswegs, die Kartoffcldiebc zu stellen und zu bestrafen. Mit doppelbödigem Humor erzählt der armenische Autor von dörflichen Originalen, hinter deren Kauzigkeit und Schlitzohrigkeit Lebensweisheit und Güte stehen.
Schutzumschlag: Hans-Joachim Pctzak
Als Meister psychologischer Gestaltung g erweist sich Matewosjan, wenn er die seelischen Konflikte eines Halbwüchsigen 1 schildert, der mit sich ringt, ob er dem ] von allen verachteten Außenseiter seiner | Klasse bcistchcn oder sein instinktives Mitgefühl mit dem Schwachen unterdrükken soll. In einer anderen Erzählung wirft eine Mutter ihrem Sohn sein Mitgefühl mit anderen, seine Güte vor, denn in die- | ser Welt müsse man hart und böse sein können. Matewosjan siedelt fast alle seine Erzählungen in dem fiktiven Dorf Zmakut an. In der Verbundenheit mit der Natur sieht ! er eine wesentliche Quelle für ein harmonisches Zusammenleben, aber er vermittelt keine dörfliche Idylle. Zmakut ist für Matewosjan ein Teil der großen Welt, es trägt alle ihre Probleme und Konflikte in sich. Von Hrant Matewosjan (geb. 1955) erschienen in der DDR bisher »Das Schelmenstück der Hammeldicbe« (1969), »Die Büffelkuh« (in: Erlesenes 2, 1975) und »Mutter fährt den Sohn verheiraten« (in: Erlesenes 3, 1978).