h Info 03/2015

Page 1

03 / 2015

Forum / Seite 8 – 9

Tourismusland Schweiz Rund um die Schule / Seite 14 – 15

Grosses Kino an der Kanti Hottingen

Gedankensplitter / Seite 17

Migration in einer globalen Welt Öko-logisch! / Seite 19

Was steckt in unseren Smartphones? Kolumne / Seite 20

Von Schweinen, Bauern und Scheuklappen termine

17 / 12 / 2015

Weihnachtskonzert

03-04 / 03 / 2016 Besuchstage

14 / 03 / 2016

Forum KSH «Standort Schweiz»: Finanzplatz

Leidenschaft

Was unser Feuer entfacht... editorial interview sport wirtschaft

seite seite seite seite

2 4-5 6-7  12

HOTTINGEN IST DIE WIRTSCHAFTSSCHULE MIT INNOVATIVEM UND PRAXISBEZOGENEM BILDUNGSANGEBOT IM RAUM ZÜRICH.


h info 03 / 2015 editorial

Leidenschaft Liebe Leserin, lieber Leser

von sandra nussbaumer «Ich möchte später Geschichtslehrer werden!» – «Und ich Auslandkorrespondent; am liebsten irgendwo in Afrika.» Am diesjährigen Gartenfest plaudere ich mit ein paar Schülern aus einer dritten Klasse des Gymnasiums über das Leben, die Schule und Zukunftsvisionen. Die Jungs sind über den Sommer plötzlich erwachsen geworden. Ich habe es gar nicht bemerkt. Wo vor den Sommerferien noch pubertierende Buben in den Schulbänken sassen, stehen mir jetzt junge Männer gegenüber. Einer raucht gar eine Zigarre. Doch aus ihren Äusserungen, der Begeisterung in ihrer Stimme und den leuchtenden Augen sprechen ein Idealismus und eine Leidenschaft, die wir als Jugendliche alle hatten, die vielen allerdings in diesem Prozess des Erwachsenwerdens, mit der Ernüchterung über die Welt oder die eigenen Möglichkeiten, abhandenkommt. Denn sie lernen, dass der Beruf, von dem sie träumen, nicht viel Geld einbringt, die Zukunftsperspektiven eher düster sind oder es ein langer und steiniger Weg ist bis zum Ziel und nur die wenigsten reüssieren, und entscheiden sich für etwas Solides, etwas Sicheres. Auf der Strecke bleibt dabei fast immer die Leidenschaft. Szenenwechsel: In einer vierten Klasse behandeln wir Schiller. Sein Leben war von vielen Höhen und Tiefen geprägt und insbesondere die jungen (Sturm-undDrang-)Jahre von grossen Leidenschaften und Extremen. Schreiben, Theater, Wein und Tabak, Frauen. Zuweilen, so scheint es, war er so sehr von diesem inneren Feuer getrieben, dass dieses die Vernunft komplett ausschaltete. Mag sein, dass das Frönen der Leidenschaft nicht in jedem Fall positiv ist, man es mit einer lasterhaften, ausschweifenden Lebensweise in Verbindung bringt, es zerstörerisch wirken kann. Und doch bin ich der Überzeugung, dass es die Leiden-

schaft ist, die den Menschen lebendig macht. Denn die Leidenschaft treibt einen an, setzt neue Kräfte frei, erfüllt einen und macht schliesslich glücklich. In seinem späteren Leben stellte sich auch bei Schiller Ernüchterung ein über die Welt und den Menschen. Das innere Feuer allerdings ist nie ganz erloschen. Dies bezeugen die Heldenfiguren der späten Dramen: Johanna, Maria oder Wilhelm Tell. Wenn er es aus eigener Kraft nicht schafft, dann muss man den Menschen eben mittels Literatur und Kunst erziehen, damit er zur schönen Seele wird. Schillers Idee, der Mensch dürfe «nicht nur, sondern solle die Lust und die Pflicht in Verbindung bringen; er solle seiner Vernunft mit Freuden gehorchen», scheint mir jedoch etwas gar vernünftig. Da halte ich mich lieber an Goethes «Faust», dessen zwei Seelen in seiner Brust als gegensätzliche Kräfte unablässig wirken und ihn unermüdlich vorwärts treiben. Herzklopfen kann sich schliesslich auch anderswo einstellen als beim Küssen. Beim Schauspielern beispielsweise. Ankita Makwana, ehemalige Schülerin der Kanti Hottingen, spricht im Interview über ihre Leidenschaft für die Schauspielerei, ihre märchenhafte Karriere in Bollywood und ihre eigene Sitcom «Zurich 8001». Oder beim Sport, wie die letzten drei Porträts dieser Reihe zeigen. Auch bei unternehmerischen Tätigkeiten: Die zwei Amerikaner Ken Johnson und Elian Savodivker entfachten während der Arbeitswoche im Herbst das Feuer in den Schülerinnen und Schülern der Klasse G2c und weckten ihren Unternehmergeist. Oder beim Gestalten dieses Heftes. Und hoffentlich auch beim Lesen. •

Redaktion Bild oben: Sandra Nussbaumer Bild unten: Barbara Ingold

Basil Baumgartner G3c, Schuljahr 2012/13 «Berge und Felsen – Expressives Malen»

2


3


h info 03 / 2015 interview

Ein Hauch von Bollywood in Zürich

Ankita Makwana ist in Bollywood ein Star. Die Schauspielerin und Filmproduzentin hat 2002 an der Kanti Hottingen die Matura gemacht. Im Interview erzählt sie von ihrer fast schon märchenhaften Karriere.

von sandra nussbaumer Ankita Makwana, Sie sind eine erfolgreiche Schauspielerin und Filmproduzentin in Bollywood. Momentan sind Sie für den Dreh der Sitcom «Zurich 8001» in der Stadt. Haben Sie da nicht Wichtigeres zu tun, als Ihre ehemalige Schule zu besuchen? (Lacht.) Ich habe so viele schöne Erinnerungen an meine Gymi-Zeit, dass ich sehr gerne hierher gekommen bin! Wann immer ich in Zürich und in diesem Quartier unterwegs bin, denke ich an diese Zeit zurück. Woran erinnern Sie sich denn zum Beispiel? Manchmal sind das konkrete Dinge wie Personen oder Ereignisse, manchmal aber auch Gefühle oder Stimmungen. Die Zeit am Gymi ist wahrscheinlich für jede Person sehr prägend, weil sie in eine sehr wichtige Phase der Entwicklung fällt. Man wird vom Kind zum Erwachsenen, festigt seine Identität, findet seinen Platz im Leben. Das gilt auch für mich: Ich bin hier erwachsen geworden. Meine erste Liebe habe ich hier gefunden und viele Menschen kennengelernt, mit denen ich noch heute freundschaftlich verbunden

4

bin. Ich habe auch viel fürs Leben gelernt. Und damit meine ich nicht unbedingt das Fachliche, sondern vielmehr das, was man so nebenbei lernt: mit Menschen umzugehen, sein Leben zunehmend selbstständiger zu gestalten oder – was für mich ganz wichtig war – Misserfolge zu meistern, wieder aufzustehen, wenn man hingefallen ist. Wenn man an diese Schule kommt, hat man immer zu den Besten gehört. Das ändert sich hier ziemlich schnell. Plötzlich schreibt man nicht mehr so einfach gute Noten. Damit muss man umgehen können. Für mich jedenfalls war das eine gute Vorbereitung auf das Leben. Bei wie vielen Castings oder Vorsprechen habe ich die Rolle nicht bekommen? Das waren unzählige! Manchmal hatte ich vier Castings pro Tag und bin ohne Rolle nach Hause gegangen. Und das monatelang! Das muss man aushalten können. Man darf die Hoffnung nicht aufgeben oder an sich selbst zweifeln, sondern muss versuchen, die positive Einstellung zu behalten, und seinen Weg weiterverfolgen. Sie kennen bestimmt dieses Sprichwort: «Everything will be okay in the end. And if it’s not okay, then it’s not the end.» Daran glaube ich. Wie kamen Sie überhaupt nach Bollywood? So geradlinig ist dieser Weg ja nicht verlaufen... Ja und nein. Mein grosser Kindheitstraum war es, Schauspielerin zu werden. Ich habe schon als Kind gesungen und getanzt und bin auch aufgetreten. Mit ungefähr elf Jahren hätte ich sogar die Chance gehabt, für einen englisch-indischen Fernsehkanal eine Kindersendung zu moderieren. Meine Eltern haben allerdings nicht zugestimmt – und das war auch gut so. Es wäre sicherlich noch zu früh gewesen.

Neben der Schauspielerei hatte ich immer einen zweiten Traumberuf: Anwältin. Und dieser wurde zunehmend drängender, als ich älter wurde. Deshalb habe ich das Wirtschaftsgymi besucht und deshalb habe ich nachher das Studium an der Universität St. Gallen in Angriff genommen und mit dem Bachelor in Wirtschaft und auch in Jura abgeschlossen. Und dort rückte aus dem Nichts mein erster Traumb eruf wie der in den Vordergrund.

«ALS ICH SAGTE: ‹AM FREITAG ZIEHE ICH NACH INDIEN!›, WAR ICH SELBER ÜBERRASCHT.» Was heisst «aus dem Nichts»? Nun ja, das heisst wohl irgendwo tief aus meinem Innern. (Schmunzelt.) Ich hatte ja diesen zweiten Karriereweg eingeschlagen und nachdem ich die erste der Prüfungen für den Bachelor erfolgreich hinter mich gebracht hatte, feierte ich dieses Ereignis mit meiner Familie. Das war an einem Samstag, ich erinnere mich noch ganz genau. Während des Essens fragten meine Eltern, was ich für Pläne hätte, wie ich mein Studium fortsetzen und mein Leben gestalten wolle. «Am Freitag ziehe ich nach Indien», kam es aus meinem Mund. Nicht nur meine Familie, auch ich selbst war überrascht über diese Aussage. Als sich die erste Aufregung gelegt hatte, wollte mir doch niemand so recht glauben. Ich aber wusste tief in meinem Innern, ich

würde nach Mumbai ziehen, und leistete eine Woche lang intensive Überzeugungsarbeit bei meinen Eltern. Schliesslich hatte ich sie so weit, dass sie mir einen Flug buchten – den ich zu allem Unglück auch noch verpasste. Aber ich flog an besagtem Wochenende dann doch noch nach Indien. Das klingt abenteuerlich. Stimmt. (Lacht.) Ich hatte jedenfalls nicht wirklich eine Vorstellung davon, was ich in Indien machen und wie mein Leben aussehen würde. Da ich ja nichts geplant hatte, habe ich zuerst ungefähr einen Monat lang in einem Hotel gelebt. Im Fitnessbereich, wo ich trainiert habe, hat mich dann ein Produzent angesprochen. Zwar hat er mir nicht direkt eine Rolle angeboten, aber er hat mich an die Schauspielschule gebracht, an der auch sein Sohn studierte, mir bei der Zusammenstellung meines Portfolios geholfen und mir wertvolle Tipps gegeben, wofür ich ihm heute noch sehr dankbar bin. Das ist ja eine Geschichte wie aus einem Hollywoodfilm! ...oder wie aus einem Märchen. So wirkt sie zumindest. Ich bin jedoch davon überzeugt: Es musste alles so kommen. Leben Sie ein ebensolches Leben? Eines wie aus einem Hollywoodfilm? Nein. Mein Leben ist viel weniger glamourös, als Sie sich das jetzt vielleicht vorstellen. Aber ich lebe sehr gerne in meinem Beruf – auch wenn das sehr oft ein 200%-Job ist.


h info 03 / 2015 interview

«MANCHMAL HATTE ICH VIER CASTINGS PRO TAG UND BIN OHNE ROLLE NACH HAUSE GEGANGEN. UND DAS MONATELANG! » Ankita Makwana Copyright: Patrizia Human Wie sieht denn ein gewöhnlicher Arbeitstag bei Ihnen aus? Jeder Arbeitstag fällt bei mir anders aus, deshalb ist es umso wichtiger für mich, diszipliniert zu sein. Mein Tag beginnt jeweils am frühen Morgen mit ein bis zwei Stunden Workout. Und dies, egal wo ich mich gerade auf dieser Welt befinde. Das gehört als Schauspielerin auch zum Job. Man muss in Form sein und auf sein Aussehen achten. Zurzeit bin ich ja für die Produktion meiner Sitcom für ein paar Monate hier in Zürich. Da arbeite ich schon häufig sechs Tage in der Woche. Wenn ich nicht gerade selbst vor Kamera stehe, dann bin ich eigentlich nach meinem Workout den ganzen Morgen und Vormittag mit der Organisation der Produktion der Sitcom beschäftigt. Das bedeutet beispielsweise, Castings durchzuführen, geeignete Drehorte zu suchen, mit meinem Marketing-Team zusammenzusitzen usw. Am Nachmittag arbeite ich mit meiner Crew zusammen, treffe mich mit meinem Cast, um das Skript von «Zurich 8001» zu besprechen, oder nehme Promotionstermine für meinen neuen Film «Fever» wahr – ein indischer Thriller, der vollständig in der Schweiz gedreht wurde. Der Film soll bald in die Schweizer Kinos kommen. Ich spiele dort eine Hauptrolle. Das klingt spannend. Können Sie uns ein bisschen mehr verraten? Zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht viel. Aber wie Sie vielleicht schon gehört haben, spielen in den Hauptrollen neben mir noch der Bollywood-Star Rajeev Khandelwal, die schöne Gauhar Khan, das britische Model Gemma Atkinson und das Ex-Bond-Girl Caterina Murino. Es lohnt sich also, ins Kino zu gehen!

Was für Rollen spielen Sie denn so? Das kann alles Mögliche sein. Mir ist wichtig, dass die Rollen, die ich spiele, für mich das gewisse Etwas haben, mich fordern und ich mich entwickeln kann. Oft sind das die grossen Rollen in einem Film. Ich spiele aber auch kleinere Parts neben grossen Schauspielern, weil ich dabei viel von ihnen lernen kann.

«IM HOTEL HAT MICH EIN PRODUZENT ANGESPROCHEN.» Sind diese grossen Tränen echt, die in den Bollywoodfilmen immer geweint und entsprechend in Szene gesetzt werden? (Lacht.) Echte Tränen würde man im Film fast nicht sehen. Das ist Glycerin. Werden Sie eigentlich erkannt und angesprochen auf der Strasse? In Mumbai sicherlich häufiger als in Zürich. Aber auch hier passiert mir das immer mal wieder, dass mich jemand um ein Foto bittet. Darüber freue ich mich natürlich. Ich kann mich an beiden Orten frei bewegen. So berühmt bin ich noch nicht. Sie leben sozusagen in zwei Welten: in der Schweiz und in Indien. Wo liegen die Unterschiede zwischen diesen beiden Kulturen? Es wird Sie vielleicht überraschen, aber so unterschiedlich sind die zwei Welten nicht. Das liegt vor allem daran, dass ich in zwei

Grossstädten lebe. Klar, in Mumbai gibt sehr viel mehr Menschen als in Zürich und es ist unglaublich chaotisch, laut und hektisch, aber gewisse Dinge funktionieren effizienter. Wenn ich dort zum Beispiel eine Packung Linsen kaufen möchte, die sind aber gerade ausgegangen, so teilt mir das der Verkäufer nicht einfach schulterzuckend mit und wendet sich dann wieder seiner Arbeit zu, sondern er schreibt meine Adresse auf, besorgt mir innerhalb von zwei Stunden diese Linsen und liefert sie mir nach Hause. Das gibt es in Zürich noch nicht. Eine Sache allerdings ist grundlegend anders, nämlich das Verhältnis von Nähe und Distanz zwischen den Menschen. In Mumbai hat es immer Leute auf der Strasse, viele Leute. Man ist sich automatisch körperlich nah. In Indien suchen die Menschen die Nähe zu anderen Menschen, auch an Orten, wo es nicht viele Leute hat. Das Zugfahren ist ja ein oft zitiertes Beispiel zu diesem Thema – zu Recht. Die Menschen in Indien setzen sich zueinander ins Abteil und treten sogleich mit dem Gegenüber in Kontakt, reden über dies und das. In der Schweiz ist ja jeweils das genaue Gegenteil der Fall. Jeder ist am liebsten für sich. Auch bei einem Filmdreh habe ich einmal Ähnliches erlebt, als eine Schauspielkollegin mich fragte, ob ich mit ihr das Zimmer teile. Nicht aus Kostengründen, sondern wegen der menschlichen Nähe. In solchen Situationen bin ich sehr schweizerisch. Ich brauche zwischendurch etwas Ruhe und Abstand.

Da gibt es eine Inderin, die werde ich spielen, einen New Yorker, also Amerikaner, einen Italiener, einen Belgier und eine Schweizerin. Wie Sie das vielleicht aus den US-amerikanischen Sitoms kennen, geht es um das Leben dieser fünf Figuren, deren Alltag mit seinen Problemen und Herausforderungen, aber auch den Freuden. Kulturunterschiede werden also sicherlich auch ein Thema sein. Vor allem aber geht es um Freundschaft. Wird die Sitcom auch in der Schweiz zu sehen sein? Hoffentlich! Das ist keine Bollywood-Produktion, sondern eine weltweite. Ich hoffe sehr, dass sie auch in der Schweiz ausgestrahlt wird. Und wenn nicht, dann kann man die Sitcom sicherlich online schauen. •

Sind Kulturunterschiede auch das Thema der Sitcom «Zurich 8001», die Sie produzieren? Es geht in «Zurich 8001» um fünf junge Menschen, deren Leben sich in Zürich kreuzen.

5


h info 03 / 2015 sport

Leistungssportler an der Kanti Hottingen

Was sie alle verbindet, ist nebst vollem Engagement vor allem grosse Leidenschaft .

von barbara ingold Mit Noël-Marie Eckert, Jannick Brunner und Badoux Thibault beenden wir unsere dreiteilige Serie über Spitzensportler an der KSH. Die Sportarten der bisher portraitierten Schülerinnen und Schüler deckten von Hockey über American Football bis Bogenschiessen bereits ein sehr breites Spektrum ab. Nun kommen noch Golf, Segeln und Mountain-Biken dazu. Wir wünschen unseren Sportbegeisterten weiterhin viel Power und Erfolg!

6

Mountainbike

Segeln

badoux thibault (i3a)

jannik brunner (g2f)

Ich fahre seit vielen Jahren Mountainbike. Anfangs war das einfach noch im Wald mit meinem Fahrrad. Die Disziplin, die ich jetzt ausübe, heisst Dirtjump und das mache ich seit fast 5 Jahren. Weil ich schon lange vom Mountainbiken angefressen war, hatte ich mich damals für einen Kurs beim Sportamt Zürich angemeldet und dort lernte ich Leute kennen, die mich zum Weitermachen motivierten. Im Moment investiere ich leider nicht mehr soviel Zeit in mein Hobby wie auch schon. Ich war früher fast jeden Tag im Sattel, doch jetzt habe ich gerade zu viel Stress in der Schule. Es ist nicht immer einfach, neben der Schule den nötigen Trainingsaufwand zu betreiben. Andererseits ist Biken auch ein toller Ausgleich zum Schulstress und ich möchte bald wieder voll einsteigen und auf mein ehemaliges Level kommen. Mit meinem Freund Josiah war ich zwei Wochen in Frankreich und machte dort extrem Fortschritte. Mein nächstes Ziel ist, wie gesagt, wieder in Bestform zu kommen und dann von dort aufzubauen. •

Mit 10 Jahren habe ich ein FerienplauschAngebot im Segelclub Stäfa besucht und habe so das Segeln entdeckt. Anfangs trainierte ich einmal wöchentlich im Segelclub Stäfa und nahm an regionalen Regatten mit ca. 30 Booten teil. Mit ungefähr 12 Jahren wurde ich ins Regionalteam SSTR5 (Swiss Sailing Team Region 5) aufgenommen. Dort nahm ich an allen sogenannten Punktemeisterschaften mit 90-120 Booten teil, von welchen es jeweils 5 pro Jahr gibt. Daneben gibt es auch noch eine Schweizermeisterschaft mit ca. 200 Booten, die vier statt zwei Tage dauert. Wenn man in der Jahresrangliste unter den ersten 30 ist, kann man sich für zwei Auslandsregatten (eine Weltmeisterschaft, eine Europameisterschaft oder eine nordamerikanische Meisterschaft) qualifizieren. Besonders stolz bin ich auf meine Qualifikation für die nordamerikanische Meisterschaft, wo wir den dritten Platz im Teamrace gewannen. Es gab eine Zeit, als ich im Nationalteam war, da trainierte ich zweimal die Woche je 3 Stunden und war fast jedes Wochenende entweder an einer Regatte oder in einem Trainingsweekend. Ausserdem fanden manchmal auch während der Schulzeit Trainingswochen statt, meist im Ausland. Seit diesem Sommer segle ich nun aber ein grösseres Boot, einen 420-er, und trainiere nur noch einmal pro Woche. Manchmal habe ich an Wochenenden noch Regatten und besuche in den Ferien Trainingslager im Ausland. Da ich also nicht mehr so viel segle wie früher, kann ich Schule und Hobby nun gut unter einen Hut bringen. Früher machten mir die

Stundenausfälle wegen den Trainingslagern oft zu schaffen, weil ich dann Prüfungen und Schulstoff nachholen musste. Ich werde jedoch im Hinblick auf das Maturjahr nach den nächsten Schweizer Meisterschaften wohl ganz mit dem Segeln aufhören. Fasziniert an diesem Sport hat mich seit jeher vor allem das Starkwind-Segeln. Es gibt Situationen beim Segeln, da darf man sich keinen Fehler erlauben, sonst kippt das relativ kleine Boot augenblicklich und man findet sich im Wasser wieder. Dies kann in einem Training mit richtig viel Wind, wo man schwierige und riskante Manöver trainiert, gut fünf Mal passieren. Danach muss man das Boot eine gefühlte Ewigkeit lang leer schöpfen. Ausserdem kann Starkwindsegeln extrem kräfteraubend sein, denn man muss sich in Ausreissgurte einhaken, aus dem Boot hängen und viel mit dem Segel arbeiten, es ständig anziehen und rauslassen, um den perfekten Druck im Segel aufrecht zu erhalten. Das erfordert totale Konzentration und körperliche Höchstleistung. •


h info 03 / 2015 sport

Golf noël-marie eckert (g1c)

Noël-Marie Eckert

Mit vier Jahren war ich das erste Mal mit meinen Eltern auf der Driving-Range, als wir noch in den USA lebten und sie selber mit dem Sport begannen. Ich nahm ab und zu ein paar Stunden und es machte mir grossen Spass. Als wir nach England zogen, pausierten wir mehr oder weniger, doch zurück in der Schweiz machten wir wieder weiter. Mit regelmässigem Golfunterricht habe ich also erst vor vier Jahren begonnen. 2012 machte ich meine Platzreife (die Erlaubnis auf dem Platz zu spielen) und begann, Turniere zu spielen. Mit dem Erfolg wuchs dann auch die Leidenschaft für diesen Sport. Was mich an dieser Sportart fasziniert, ist, dass man sich über viele Stunden hinweg konzentrieren muss, damit der Ball in die richtige Richtung fliegt und schliesslich mit möglichst wenigen Schlägen im Loch landet. Man muss alles vergessen können und sich ganz aufs Hier und Jetzt konzentrieren, deswegen ist mentale Stärke extrem wichtig. Gleichzeitig braucht man aber auch Kondition, Ausdauer und Technik. Es kommt auf jeden einzelnen Schlag an. «The most important shot in Golf is the next one», sagte denn auch Ben Hogen, einer der besten Golfer. Sofern es die Schule erlaubt, trainiere ich bis zu fünf Mal die Woche und gehe zwei Mal ins Fitnessstudio. An Wochenenden stehen im Sommer meistens Turniere an und am Freitagnachmittag die jeweilige Proberunde. Es ist sehr schwierig, die Proberunden am Freitag zu spielen, da ich meistens bis 16:00 Schule habe und die Turniere oft nicht in der Nähe stattfinden, sondern zum Beispiel in Lugano, Zuoz, La Largue etc. Schule und Sport unter einen Hut zu bringen, ist also nicht immer leicht, aber ich bekomme

grosse Unterstützung von meiner Familie. Es braucht sehr viel Motivation und Selbstdisziplin, um neben der Schule einen Sport intensiv und auf hohem Niveau auszuüben. Wegen meinem enormen Trainingsaufwand bleibt mir also lediglich das Wochenende, um mich auf Prüfungen vorzubereiten oder um Hausaufgaben zu erledigen. Daher arbeite ich nach dem Training oder nach Turnieren auch oft bis spät abends. Ausgang liegt da nicht drin. Doch der Aufwand lohnt sich! Besonders stolz bin ich darauf, dass ich in den letzten zwei Jahren mein Handicap (die Wertung der Leistung) enorm verbessert habe. Ausserdem konnte ich dieses Jahr an der «Credit Suisse Junior Tour» teilnehmen und qualifizierte mich bis ins Finale. Dieses Jahr habe ich mich für das Schweizer Nationalkader beworben. Mein nächstes Ziel ist es nämlich, mehr Turniere auf internationaler Ebene zu bestreiten, um in absehbarer Zukunft auf Olympiaebene spielen zu können. •

7


h info 03 / 2015 forum ksh

Tourismusland Schweiz

Mit Dr. Hans Peter Danuser von Platen, ehemaliger langjähriger und schon fast legendärer Kurdirektor von St. Moritz, und René Kamer, CEO der SBB-Tochtergesellschaft RailAway, kamen am ersten Forum zum Thema «Standort Schweiz» zwei gewichtige Branchenkenner zu Wort.

von verena stauffacher Schweizerischer hätte der Auftakt am 10. November kaum sein können: Im Hintergrund das Matterhorn auf der Leinwand, davor ein Alphornbläser. Nicht irgendeiner jedoch war es, der ins Horn stiess, sondern «Mister St. Moritz» Hans Peter Danuser himself. Faszination Tourismus Von Tourismus habe er keine Ahnung gehabt, als er vor fast vierzig Jahren als Dreissigjähriger seine 30-jährige, steile Karriere als Kurdirektor begonnen habe, blickt dieser auf seinen Einstieg in diese Branche zurück. Fasziniert habe ihn von Anfang an, dass er in seinem Job von A bis Z mit Menschen zu tun gehabt habe. Eine Herausforderung sei gewesen, mit dem wenigen Geld, das die Kurvereine ganz allgemein zur Verfügung hätten, etwas bewegen zu können. «Der Kick ist nicht der Gewinn, sondern die Wirkung im Markt mit wenig Geld.» René Kamer macht «die Gene» verantwortlich für sein Engagement im Tourismus. Mit einem Urgrossvater, einem Grossvater und einem Vater, die samt und sonders bei den SBB angestellt gewesen seien, habe er als «jugendlicher Rebell» gerade dies auf keinen Fall gewollt – mit dem Resultat, dass er nach einem zweiwöchigen Gastspiel als Hochbauzeichner-Lehrling schliesslich eben doch genau dort gelandet sei und so bei der «schönsten Branche» seine Berufung gefunden habe. «Mich hat es gepackt, nicht nur ein Produkt zu verkaufen, sondern die Freizeit der Menschen mit eigenen Ideen bereichern zu können», sagt Kamer und lässt keinen Zweifel daran, dass ihn diese Faszination auch nach 40 Berufsjahren noch nicht losgelassen hat.

8

Was tut ein Kurdirektor überhaupt? Diese Frage habe er sich auch gestellt, als er für diese Aufgabe gewählt worden sei, schmunzelt Danuser. Inzwischen weiss er es: Man hat dafür zu schauen, dass möglichst viele adäquate Gäste in den Ort kommen. Mit anderen Worten: Der Kurdirektor ist ein Verkäufer, hat für attraktive Angebote zu sorgen und dafür, dass die Marke seiner Destination bekannt ist. «Jeder Anbieter, nicht nur der Kurdirektor, muss seine Nische finden und dann seine Message im Markt breitschlagen.» Dazu brauche es persönliche Kontakte vor allem zu potenziellen Gästen, die noch nicht hier seien. Ein Knochenjob sei das, aber im Nachhinein stelle er fest, dass er eigentlich nie das Gefühl gehabt habe, zu arbeiten, weil es so viel Freude gemacht habe. In der Schweiz vom Tourismus zu leben, sei durchaus möglich, auch wenn man dabei nicht so viel verdiene wie mit einem Job etwa im Finanzwesen, meint Danuser. Dafür fühle man sich als «Happy Maker», bringe Menschen aus aller Welt zusammen und helfe mit, dass sie schönste Ferienzeiten verbringen könnten. Vor allem unternehmerisches Denken und gute Ideen würden dazu beitragen, auf der Karriereleiter voranzukommen – «und man hat erst noch viel Spass dabei.» Den «Werbespot» für eine Tätigkeit in dieser Branche unterstützt auch René Kamer. Durchschnittlich 28 Jahre alt sind die Mitarbeitenden im von ihm geführten Unternehmen, und sie seien mit Leidenschaft an der Arbeit. «Das Monetäre spielt nicht die Hauptrolle für ein Engagement auf diesem Gebiet, entscheidend sind die Passion und die Bereicherung, vielen Freude zu bereiten.» Risikogeschäft und Wirtschaftsmotor Mit 167’000 Vollzeitstellen und Gesamteinnahmen von weit über 30 Milliarden Franken ist die Tourismus-Branche ein bedeutender Wirtschaftszweig in unserem Land. Gerade für einen abgelegenen Bergort wie St. Moritz sei es, so Danuser, auch ein riskantes Ge-

schäft, weil die Wintersaison, die lukrativste Zeit, aufs Jahr gesehen kurz sei und die in dieser Periode erwirtschafteten Einnahmen den ganzjährig laufenden Kosten gegenüberstünden. St. Moritz habe es über 80 Jahre hinweg mit immer gleichem Logo und Schriftzug geschafft, sich als starke, vertrauenswürdige Marke weltweit zu behaupten. Dafür sei der Gast auch bereit, etwas mehr zu bezahlen. Tagestourismus generiert hohe Wertschöpfung Kamer bemängelt, dass in Statistiken der Tagestourismus meist nicht in die Wertschöpfungswerte einbezogen sei. Gerade in diesem Bereich ist RailAway stark, kombiniert das Unternehmen doch Freizeitangebote anderer Partner wie etwa Skipässe, Museums- oder Musicaleintritte und vieles mehr mit Leistungen des öffentlichen Verkehrs und vermarktet so das weltweit beste Schweizer öV-Netz. Rund zwei Millionen verkaufter RailAway-Angebote pro Jahr bezeugten, dass der Freizeit- und Tagestourismus in der Tourismus-Wertschöpfungskette eine wichtige Rolle spiele, so Kamer. Dies in ständig zunehmendem Mass angesichts der Tendenz der Kunden, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu unternehmen. Fürs Image auf Stärken hinweisen In Bezug auf das Image, das die Schweiz im Ausland hat, ist sich Kamer bewusst, dass die einzigartige Natur ein schlagendes Argument ist. Doch sei es wichtig, sich nicht nur auf dieser Einzigartigkeit auszuruhen, sondern vielmehr konkret die Zielgruppen und deren Bedürfnisse im Auge zu haben. «Bei der Werbung und der Kommunikation müssen wir die Einzelheiten, welche die Faszination für unser Land ausmachen, den einzelnen Zielgruppen, den einzelnen Bedürfnissen zuordnen. Es besteht ein Nachholbedarf darin, die Angebote bedürfnisorientiert zu gestalten.»


h info 03 / 2015 forum ksh

So sehr das Land als abwechslungsreich, spektakulär und hinreissend wahrgenommen wird, so wenig gilt das für die Schweizer. Solid, seriös, zuverlässig – aber auch langweilig, ja bisweilen sogar unfreundlich, so unser Image. «Wir Schweizer sind ‹Bünzli›, uns fehlt etwa der österreichische Schmäh, aber das ist unser Naturell, daran gibt es nichts zu schrauben. Das ist auch überhaupt nicht nur negativ», relativiert Danuser. Wohl seien wir im Vergleich etwa zu Amerikanern eher trocken, dafür sei unsere Freundlichkeit ehrlich, authentisch, nicht aufgesetzt. Der Ruf der Unfreundlichkeit komme allerdings nicht nur von ungefähr, wir würden uns selber als unfreundlicher hinstellen, als wir seien, findet Kamer. Er hält es für ungeschickt, diesem Image durch besondere Kampagnen für Gastfreundlichkeit entgegenzuwirken. Vielmehr seien die Stärken, für die wir bekannt sind, hervorzuheben, so etwa unsere Zuverlässigkeit und Sprachgewandtheit. Dennoch: «Ein bisschen mehr Souplesse würde uns nicht schaden.» Ausgerechnet der öV fehlt Den abgespielten Werbefilm von Schweiz Tourismus, der klischeehaft eine «Grand Tour» mit dem Auto durch die Schweiz zeigt, goutiert Danuser nicht. Klischees brauche es bei der wirksamen touristischen Vermarktung einer Destination zwar durchaus, doch gelte es hauptsächlich, seine Stärken konzentriert darzustellen. Dass die Schweiz ihr weltweit bestes öV-Netz in ihrer Werbung komplett ausblendet, beurteilen beide Gesprächspartner als verfehlt. Es mangle diesem Auftritt an jenem messerscharfen Profil, das für touristische Werbung, solle sie wirksam sein, heute unabdingbar sei, kritisiert Danuser. Frankenschock und hohe Preise als Erfolgsbremse? Der prognostizierte Einbruch des Tourismus in der Schweiz als Folge des sogenannten Frankenschocks im Januar dieses Jahres ist

zumindest im Schweizer Geschäft von RailAway weitgehend ausgeblieben, dies vor allem dank des schönen Sommerwetters. Zwar war per Ende September übers Jahr gesehen ein minimaler Rückgang von 0,6% zu verzeichnen, dafür ist die Zahl inländischer Gäste um 0,9% gestiegen. Dass die harte Währung ebenso wie die hohen Preise für den Gesamttourismus in der Schweiz aber ein Handicap darstellen, will Hans Peter Danuser nicht verneinen. Doch müsse man sehen, dass die Frankenstärke das Vertrauen widerspiegle, das die Schweiz überall geniesse. Eine starke Marke zu sein, habe seinen Preis. Über Dinge wie Frankenschock und hohes Preisniveau, die nicht zu ändern sind, will auch René Kamer nicht lamentieren. Vielmehr gelte es, diese Nachteile über innovative, qualitativ hochstehende und differenziert bedürfnisgerechte Angebote zu kompensieren. Für solche Produkte seien die Kunden auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. «Längerfristig gesehen ist diese Herausforderung sogar gut, weil sie die Anbieter zwingt, in Innovationen zu investieren», ist Danuser überzeugt. Als erfolgreiche Beispiele nennt er die Jungfrau- und die Titlisbahnen, die schon frühzeitig den asiatischen und amerikanischen Markt konsequent und gut bearbeitet haben und so jedes Jahr neue Rekordzahlen schreiben. Diversifikation des Angebots ist auch für ihn das Erfolgsrezept, gerade in schwierigen Zeiten. «Nicht jammern, sondern immer die positiven Aspekte herauspicken, neue Lösungen finden», lautet das Fazit des selbsternannten «pathologischen Optimisten».

etwa reisten 40% weniger Touristen in die Innerschweiz. Diese Verluste konnten jedoch überkompensiert werden, unter anderem durch deutlich mehr Reisende aus China. So fuhren allein im Juli nicht weniger als 40’000 chinesische Gäste auf die Rigi. Sich an deren Reisekultur und Vorlieben anzupassen, stelle allerdings sowohl die Anbieter als auch die Einheimischen vor einige Probleme. Potenziale noch nicht ausgeschöpft Hilfe aus der Politik oder Subventionen zu fordern, scheint für René Kamer nicht das probate Mittel zum Erfolg der Branche zu sein. Dieses sieht er vielmehr darin, die unternehmerische Kreativität in den eigenen Reihen zu aktivieren. «Fokussieren auf das, was man hat, seine Stärken nutzen», lautet seine Devise. Das grösste touristische Potenzial sieht er in der Produkteinnovation und -diversifikation, dort, wo es darum gehen müsse, die Bedürfnisse der Kunden zu erkennen und die nachgefragten Angebote zu kreieren. Hans Peter Danuser vermutet das grösste brachliegende Potenzial im Medizintourismus. Dies würden auch aktuelle Marktforschungen bestätigen. Einen Rehabilitationsaufenthalt in einem Hotel zu verbringen, sei wesentlich kostengünstiger als in einer Klinik und wäre für viele Patienten auch aus medizinischer Sicht eine durchaus mögliche, angenehme Alternative. •

Das Publikum ändert sich Dass sich die Zusammensetzung der Touristen in der Schweiz im Zusammenhang mit der Frankenstärke verändert hat, stellt René Kamer in seiner Nebenfunktion als Verwaltungsrat von Luzern Tourismus fest. In dieser Region sind die Zahlen von Besuchern aus Europa stark rückläufig. Aus Deutschland

9


«Gesichter in Dingen» / Fotografische Formensafari

Fach Bildnerisches Gestalten Im Rahmen des SOL-Projekts machten sich die Schülerinnen und Schüler der G2-Klassen auf die Suche nach «Gesichtern in Dingen». Dabei entdeckten sie, dass unser Auge nicht nur ordnungsliebend sondern auch gestaltsuchend ist und hielten ihre «Funde» fotografisch fest.



h info 03 / 2015 wirtschaft

Kanti Hottingen meets Silicon Valley Wie zwei Amerikaner unseren Schülerinnen und Schülern unternehmerisches Denken beibringen.

von bruno heine «Did you like this activity?» – «Who knows Steve Wozniak?» – «Albert Ellis said: Create your own destiny!» – «Does this apply to Steve Jobs or Bill Gates?» Ja, Sie fragen sich bestimmt, wo wir uns hier befinden. Im Englischunterricht? Oder ist das doch eine Wirtschaftslektion? «Each team has 5 minutes to brainstorm a pitch for a funny object that must include the product’s name and a compelling reason to fund it. Each team member must talk during the two-minutelong presentation. Elian and Ken will pick the best pitch. Any questions?» Und wer sind Elian und Ken? Die Schülerinnen und Schüler der Klasse G2c mit dem Akzent Entrepreneurship sprechen in dieser Woche vor den Herbstferien nur Englisch. Sie sollen Unternehmergeist und Know-how praxisnah vermittelt bekommen, um optimal auf das Projekt der eigenen MiniUnternehmung vorbereitet zu sein. Mit dem Veranstalter «Camp BizSmart» haben wir einen Partner gefunden, der normalerweise im Silicon Valley, quasi dem «Herzen des Unternehmertums», Entrepreneurship-Camps für Jugendliche durchführt. Als Pilotprojekt in Europa hat «Camp BizSmart» mit Ken Johnson und Elian Savodivker eine solche Woche bei uns an der Kanti Hottingen durchgeführt. Was zeichnet Unternehmerpersönlichkeiten aus? Wie stellt man ein erfolgreiches Team zusammen? Wie präsentiert man eine gute Idee, um potentielle Investoren zu überzeugen? Um solche Fragen ging es in den ersten Tagen. Danach machten sich die Schülerinnen und Schüler an ihren Business-Case: Der amerikanische E-Bike-Hersteller Vintage sucht ein Ladegerät, mit dem die Kunden ihr E-Bike unterwegs aufladen können, ohne einen Stromanschluss zu verwenden. Ziel ist es, neben der eigentlichen Produktidee auch zum Beispiel über verwendete Materialien und deren Kosten, die Profitabilität, das Kundensegment und den Vertrieb zu informieren und die eigenen unternehmerischen Fähigkeiten hervorzuheben.

12

Tim Steiner und Cédric Egli mit den Jury-Mitgliedern Nina Reinhart und Martin Andersson Die Schülerinnen und Schüler zeichneten Prototypen und bastelten diese aus einfachen Materialien wie Karton, Papier und Draht, sie kreierten unter Zeitdruck ein Logo, entwickelten und testeten aus wenigen vorgegebenen Materialien eine Verpackung für ein rohes Ei oder erfanden einen Werbeslogan für die eigene Unternehmung. Und immer wieder mussten die Schülerinnen und Schüler ihre Resultate präsentieren. Dazwischen stellten Elian und Ken den Schülerinnen und Schülern knifflige Aufgaben, die sie mit kreativen Ansätzen lösen mussten, um Punkte fürs Team zu ergattern. Belohnt wurde beispielsweise auch, wer wichtige Persönlichkeiten kennt oder mit Internettechnologien vertraut ist. All diese Aktivitäten wurden immer wieder mit den eigenen Erfahrungen als Unternehmer untermalt. Diese praktischen Übungen wurden ergänzt durch Referate von weiteren Unternehmern aus der Schweiz. Am Freitagnachmittag war es dann soweit: Die Schülerinnen und Schüler begrüssten die dreiköpfige Jury mit einem kräftigen Händedruck, präsentierten ihre Lösungen und stellten sich kritischen Fragen. Die Jury zog sich zur Beratung zurück, währenddessen sich bereits die Eltern in der Aula einfanden und von Peter Stalder begrüsst wurden. Erneut erläuterten Gruppe um Gruppe ihre Ergebnisse auf Englisch. Auch wenn diesmal mit

kräftigerer Stimme vorgetragen wurde, Nervosität und Anspannung waren immer noch erkennbar. Einzig die beiden Workshop-Leiter strahlten nun Zuversicht und Erleichterung aus, nachdem sie die Gruppen bereits vor der Jury haben auftreten sehen.

tationen arbeiteten und auch zu Hause erst nach Mitternacht den Stift zur Seite legten. Für Kilian hat sich der Aufwand gelohnt! Doch auch die übrigen Schülerinnen und Schüler haben während dieser Woche tollen Einsatz gezeigt!

Nach jeder Präsentation gratulierten Elian und Ken den Jungunternehmern, und jeder einzelne erhielt ein persönliches Feedback zu seinem Einsatz während der Woche. Noch ein Gruppenfoto und weiter ging es mit der nächsten Präsentation und der mit Spannung erwarteten Siegerehrung. Welche Gruppe hat die Jury am stärksten überzeugt? Welche Gruppe hat während der Woche am meisten Punkte gesammelt und wen haben Elian und Ken als besten Unternehmer erkoren? Das Team GIF (Great Idea Factory) gewinnt gleich zweimal. Es hatte sowohl am meisten Punkte erarbeitet, als auch die beste Lösung präsentiert. GIF darf im nächsten Jahr an einem Event für Jungunternehmer teilnehmen und kann sich dort im besten Fall sogar Kapital für die eigene Mini-Unternehmung beschaffen. Den Award für den besten Unternehmer erhielt Kilian Haefeli, der CIO von GIF. Kilian überzeugte im Gespräch mit den Workshop-Leitern, bei der Team-Arbeit und gehörte zu jenen Schülerinnen und Schülern, die am Donnerstagabend noch bis 19.30 Uhr in der Schule an ihren Produkten und Präsen-

Die Schülerrückmeldungen fallen deshalb durchwegs positiv aus: «I recommend your workshop to everyone whoʼs interested in entrepreneur thinking.» – «I think it's a really good preparation for our own little company.» – «Die vielen verschiedenen Challenges machten Spass! Oft war es stressig, da wir unter Zeitdruck standen, aber trotzdem war es toll! Ich würde die Woche sofort wiederholen!» – «Ich schätze es sehr, dass eine solche Arbeitswoche für uns durchgeführt wurde.» Es folgte ein letzter Applaus für die Schülerinnen und Schüler, Präsente und Dank an die Organisatoren. Freude, Dankbarkeit und Stolz überwogen bei allen Anwesenden: Das war ein wahrhaft gelungener Abschluss dieser Pionierwoche – und mit Gewissheit die richtige Vorbereitung auf die im nächsten Herbst startende Unternehmertätigkeit! •


h info 03 / 2015 arbeitswoche

Create Table IMS-Modulwoche Während andere Klassen in der Woche vor den Herbstferien auf Studienreise gehen oder spezifische Schwerpunkte verfolgen, absolvieren die IMS-Klassen eine sogenannte Modulwoche am ZLI.

von sandra nussbaumer «Was ist SQL?» – «Eine Sprache, um Datenbanken zu bearbeiten.» – «Was für Datenbanken?» – «Relationale Datenbanken.» – «Was ist eine relationale Datenbank?» – «Eine Datenbank mit Tabellen, die untereinander Beziehungen haben.» – «Was ist eine Tabelle?» – «Eine Tabelle besteht aus Daten in Zeilen und Spalten.» – «Was sind Daten?» – «Attribute.» – «Was sind Attribute?» Mit diesem Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Lehrer und Schülern beginnt der Montagmorgen. Damit werden die theoretischen Grundlagen für dieses Kursmodul aufgefrischt, dessen Thema lautet: Datenbanken mit SQL bearbeiten. Weil es auf die letzte Frage hin still geblieben ist im Raum, fährt Lehrer Manuel Badzong fort: «In Datenbanken entsprechen Tabellen Entitäten, die in einem konzeptionellen Datenbankmodell definiert wurden.» Die Schüler nicken wissend, der Laie versucht, zumindest einen wissenden Eindruck zu erwecken. So abstrakt und unverständlich dieses Thema erscheint, so viel anschaulicher und verständlicher wird es im Laufe der Woche werden. Was im Schulalltag zwischen Geldflussrechnung, Subjonctif oder Literaturanalyse oft etwas in den Hintergrund rückt, ist die Tatsache, dass die IMS-Schüler und die wenigen -Schülerinnen neben dem Erwerb der Maturität eine Berufsausbildung zum Applikationsentwickler absolvieren. Und das geschieht nicht erst im Praxisjahr. Bereits während der drei Schuljahre an der Kanti Hottingen verbringen die SuS jeweils einen Tag im Bildungszentrum Zürichsee (BZZ). Dieser berufsbildende Teil wird ergänzt durch 2 – 3 Modulwochen pro Jahr beim Zürcher Lehrbetriebsverband ICT (ZLI), der die so genannt überbetrieblichen Kurse durchführt.

Die Ausbildung ist modular aufgebaut. «Datenbanken mit SQL bearbeiten» ist Modul 105. «SQL ist eine Sprache zur Definition und Bearbeitung von Datenstrukturen in relationalen Datenbanken», erklärt Alain. Er findet diese Modulwochen ziemlich gut, auch deshalb weil sie nicht so streng sind wie die regulären Schulwochen. Modul 105 baut logischerweise auf Modul 104 auf. «Das haben wir im Unterricht am BZZ gehabt», sagt Joël und führt aus: «Da ging es darum, strukturierte Daten in einer Datenbanksoftware abzubilden und zu verwalten, oder einfacher ausgedrückt, Daten aus Tabellen miteinander zu verknüpfen. Dabei gilt es, ein paar Regeln zu beachten. In relationalen Datenbanken sind Datensätze in Tabellen miteinander verknüpft. Je nach Bedarf lassen sich das Erfassen und Löschen von Datensätzen unter gewissen Voraussetzungen einschränken, damit referentielle Integrität gewährleistet werden kann.» Zu den Unterschieden zwischen den beiden Modulen bemerkt er: «Am BZZ haben wir mit Access, einer Datenbanksoftware von Microsoft, gearbeitet. Damit lassen sich Datenbanken erstellen, ohne die Datenbanksprache SQL anwenden zu müssen. Wir hatten sozusagen die Perspektive des Benutzers oder der Firma inne. Jetzt arbeiten wir quasi hinter den Kulissen als Administrator in der Schaltzentrale und lernen diese relationalen Datenbanken zu strukturieren und zu bearbeiten, so wie das zum Beispiel in einer Softwarefirma geschieht.» Ein einfaches Beispiel für eine relationale Datenbank aus unserem Schulalltag wäre das Intranet der Kanti Hottingen. Da gibt es verschiedene Strukturen, die mit Inhalten gefüllt sind, sprich: Schülerlisten, Elternkontakte, Lehrerverzeichnis, Stundenpläne, Terminkalender, Stundenkontokorrente etc. Die Informationen in diesen Tabellen sind miteinander verknüpft. Der Administrator kann nun Tabellenstrukturen erstellen und verändern. Dazu gehört auch die Definition der Benutzerrechte. Über die Benutzerrolle wird definiert, welche Informationen verfüg-

bar sind. «Sie müssen nicht einmal ein explizites Datenbanksystem als Beispiel nehmen. Facebook funktioniert ebenfalls nach diesem Prinzip und hat damit die Struktur einer relationalen Datenbank», wirft Alain ein. Gearbeitet wird in dieser Woche mit der Open-Source-Software «MySQL». Am Montagvormittag lösen die SuS zunächst einfache Abfrageaufgaben. Sie sollen beispielsweise eine Liste aller Datenbanken anzeigen (SHOW DATABESES) oder alle Tabellen in der Datenbank sichtbar machen (SHOW TABLES). Im Laufe der Woche werden die Aufgaben anspruchsvoller. Zum Beispiel: «Erstellen Sie eine Auswertung von der Tabelle Mitarbeiter mit einer Spalte, die alle Mitarbeiter zeigt, die eine Provision erhalten. Beim Namen des Mitarbeiters ist das Attribut mname zu verwenden, für den Bonus das Attribut mprov. Der Bonus soll ohne Dezimalstellen und mit Punkt und Strich (.-) dargestellt werden. Sortieren Sie die Ergebnismenge aufsteigend nach mprov.» Lehrer Ali Frei erklärt, der Fokus der Ausbildung liege darauf, den SuS Methodenkompetenz zu vermitteln. Es sollen Vorgehensweisen und Lernangebote zur Verfügung gestellt werden. «Allerdings: Nur was selber erarbeitet und immer wieder an unterschiedlichen Situationen wiederholt wird, führt zu Erfahrung und schliesslich zu Kompetenz“, ist Frei überzeugt. Er findet es wichtig, dass die SuS im Unterricht vielfältige Möglichkeit haben, das Gelernte anzuwenden, und zwar in möglichst realitätsnahen Szenarien. «Das Thema Datenbanken ist didaktisch anspruchsvoll. Das ist nicht so ein sexy Modul wie beispielsweise Webauftritte», sagt Frei schmunzelnd. «Das braucht geeignete Aufträge, um die Jugendlichen abzuholen. Praxisnahe Beispiele sind deshalb unabdingbar.» Ali Frei macht diese Arbeit nebenberuflich. Vielleicht ist er deshalb so geduldig und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Seit 1986 ist er in der Informatik tätig. Hauptberuflich arbeitet er im Bereich Requirements Engeneering, an der Schnittstelle zwischen Anwender und Software-Entwickler. Vor 15 Jahren hat er die

Berufsschullehrerausbildung abgeschlossen. Seither unterrichtet er einmal wöchentlich Erwachsene, die sich zu Applikationsentwicklern weiterbilden, im Auftrag des ZLI. Am Donnerstagmorgen werden zunächst Fragen zu den Inhalten des Vortages geklärt. Es ging um Zeichenketten. Jemand will noch einmal den Unterschied zwischen «%» und « _ » erklärt haben. «%» ersetzt ein oder mehrere Zeichen, « _ » nur ein Zeichen. Das Wort «Buchhaltung» lässt sich zum Beispiel wie folgt darstellen: ‹%haltung› oder ‹ _ uchhaltu _ _ ›. «In der ersten Variante können Sie alles Mögliche einsetzen. Bedingung ist nur, dass ein Wort entsteht, das mit -haltung aufhört», führt Ali Frei aus. Simon witzelt: «Ja, Tierhaltung beispielsweise, oder Sklavenhaltung...». Die anderen lachen. Der Befehl «SELECT * from Slave Mode;», hat diese Woche ohnehin einige Lacher erzeugt. Bevor am folgenden Tag die ganzen Inhalte dieses Moduls geprüft werden und die Woche abgeschlossen wird, geht es an diesem zweitletzten Tag um Benutzerrechte. Nach einem Theorie-Input sollen die SuS Benutzerprofile anlegen. Ziel ist es, Benutzerprofile zu erstellen, mit denen auf Tabellen und Tabellenspalten einer einfachen Lohnbuchhaltung zugegriffen werden können. Das Thema SQL scheint nun gar nicht mehr so abstrakt und unverständlich, sondern nachvollziehbar und logisch. Die Schüler nicken wissend. Der Laie nun auch. •

13


h info 03 / 2015 rund um die schule

Grosses Kino an der Kanti Hottingen

Das Gottfried-Keller-Schulhaus wurde für kurze Zeit zum Drehort einer brisanten neuen Schweizer Filmproduktion.

Filmszene aus «Nina liebt» – Nina im Gemeinderatsbüro

von barbara ingold Während der Sommerferien herrscht im Schulhaus der Kanti Hottingen gewöhnlich Hochbetrieb, wenn jeweils anstehende Renovationsarbeiten, Um- und Ausbauten vorgenommen werden, jeder Winkel auf Hochglanz geputzt wird und auch die LehrerArbeitszimmer meist gut besetzt sind. In der ersten Augustwoche 2015 war jedoch besonders viel los: Vor dem Haus standen die Lieferwagen der C-Films AG, daneben rauchend einige junge Filmschaffende, der Gang im ersten Stock war vollgestopft mit Film-Equipment und Requisiten, ein älterer Herr in einem sehr altmodisch anmutenden Outfit wartete in der improvisierten KaffeeEcke auf seinen Einsatz, ein Papp-Schild wies den Weg zum «Crew-Catering» am Ende des

14

Ganges, ein weiteres zum «Filmset» in den Zimmern von Rektor Stalder und Prorektor Suter. Diese Räumlichkeiten waren kaum wiederzuerkennen, erstrahlten quasi im alten Glanz der späten 60er-Jahre. Und wie damals üblich wurde in den Büros geraucht! (Keine Bidis, wie ich zunächst vermutete, sondern Kräuterzigaretten.) Die C-Films AG zeichnet verantwortlich für namhafte Schweizer Filmproduktionen wie z. B. Lüthi & Blanc, Der Verdingbub, Der Goalie bin ig, Akte Grüninger, Der Koch, Grounding oder Mein Name ist Eugen. Die aktuelle Produktion im Auftrag des SRF spielt im Jahre 1969 und hat die Verwahrung von Frauen zum Thema. Bis in die späten 70er-Jahre konnten in der Schweiz nämlich Frauen wegen «liederlichen Lebenswandels» verwahrt werden, meist wegen unehelicher Mutterschaft. «Nina liebt» erzählt die Geschichte einer jungen Frau aus bescheidenen Verhältnissen, die mit dem Sohn der einflussreichsten Familie im Dorf eine Liebesbeziehung eingeht.


h info 03 / 2015 svens buchtipp

rund um die schule

Sven Fischer, I1a

Gone: Verloren Band 1 der sechsteiligen Fantasy-Thriller-Reihe von Michael Grant Prorektor Suter mit Frau Keller und Schülerin in seinem Büro

Die daraus resultierende Schwangerschaft wird (nicht nur ihr) zum Verhängnis und führt schliesslich zu einer langen Verwahrung im Frauengefängnis Hindelbank. Ninas Geschichte ist zwar fiktiv, ihr Schicksal jedoch ist tausenden von dokumentierten Fällen nachempfunden. Besonders mittellose Frauen waren der Willkür der Justiz damals völlig ausgeliefert, die Kinder wurden ihnen weggenommen und zur Adoption freigegeben (manchmal auch verdingt oder in Anstalten platziert), oft wurden sie ohne ihr Einverständnis zwangssterilisiert und unter fürsorgerischen (respektive administrativen) Freiheitsentzug gestellt, also in Anstalten oder Gefängnissen verwahrt. Diesem düstere Kapitel des Schweizer Sozialstaats also ist der Film gewidmet, der u.a. in unserem Schulhaus gedreht wurde. «Nina liebt» spielt in einem Zürcher Dorf, das es in der Form aber gar nicht gibt. Das Setting wurde, wie in Filmen über frühere Jahrzehnte üblich, zusammengeschustert aus Pfäffikon, Gossau und dem Zürcher Quartier Hottingen. Gefragt waren Originalgebäude aus den 50er-Jahren, v.a. das Interieur musste stimmen: Die Schrankwände, die Böden, die Grosszügigkeit der Räume, das etwas Hölzerne, das typisch ist für die Zeit. Das Gottfried-Keller-Schulhaus war da die perfekte Location. Zwar stammen die Originalpläne aus den späten 30er-Jahren, doch konnte das Gebäude wegen der Baustoffknappheit während dem Krieg erst 1949 realisiert werden und dementsprechend «modern» geriet dann

auch der Innenausbau. Frau Marion Schramm, Produktionsdesignerin und Verantwortliche fürs Szenenbild des Films, war auf Anhieb begeistert von der Lokalität. Szenenbildner wählen die Drehorte für einen Film, machen Stilvorgaben für die Kostüme und bestimmen die Ausstattung bis hin zu baulichen Massnahmen, denn oft müssen die Interieurs von Häusern komplett nachgebaut werden, weil sie innen modernisiert wurden. Auch dafür ist Frau Schramm, von Haus aus Architektin, zuständig. So ein Dreh ist enorm aufwändig, denn Innen- und Aussenaufnahmen werden oft an ganz verschiedenen Orten gemacht. So wurde zum Beispiel aus den Rektorenbüros Sitzungszimmer und Büro des Gemeindepräsidenten – das Gemeindehaus jedoch steht in Gossau. Da muss jedes Detail stimmen, vom Vorhangstoff bis zur Zigarettenmarke. Die Architektur, so Frau Schramm, ist nicht nur Dekor, sondern wird auch metaphorisch als Spiegelbild für den seelische Zustand der Akteure eingesetzt. (Ganz deutlich ist dies zum Beispiel im motivverwandten Verdingbub mit seinen arg beklemmenden Innenräumen zu spüren!) Das KSH-Interieur wurde für den aktuellen Dreh also auf Ende 60er getrimmt, mit Requisiten aus dem Fundus der Stadt Zürich, die nämlich ein geheimes museales Lager mit alten Möbeln führt. Auch die alten Bilder aus dem Bilderarchiv des Kantons, die bei uns in diversen Büroräumlichkeiten hängen, fanden Verwendung. (Das Gemälde vom toten Esel aus dem Lehrerzimmer, hervorragend geeignet depressive Zustände zu spiegeln, kam aber leider nicht zum Zug.) Die Dreher-

laubnis erhielt die C-Films AG problemlos und unkompliziert von Schulleitung und Sekretariat. Überhaupt sei die Arbeit im Haus «ganz wunderbar» gewesen, Herr Francesco Mandala vom Hausdienst ein «Superschatz», stets bemüht, der Crew jeden erdenklichen Wunsch zu erfüllen. Auch Hausmeister Peter Schuler habe sich sehr hilfsbereit gezeigt und extra den technischen Dienst aufgeboten, um die BüroUhren nach den Drehzeiten zu richten. Alles lief wie am Schnürchen, sehr professionell und machte Spass. Man darf gespannt sein auf Ninas Leidensweg, der wenigstens szenenweise an die Kanti Hottingen führt. Ab 2016 im Kino... •

Eines Tages geschieht es: Sams Schulklasse hat plötzlich keinen Lehrer mehr und auch sonst sind alle Personen über 15 Jahre verschwunden – sie sind einfach weg und anscheinend verhält es sich in der ganzen Stadt so. Anfangs sind alle Jugendlichen noch geschockt und wollen fliehen, aber es gibt kein Entkommen, denn eine unüberwindbare Barriere umschliesst die Stadt. Das reine Chaos bricht aus und das Recht des Stärkeren scheint zu gelten. Als ob das nicht schlimm genug wäre, entwickeln ein paar der Kinder noch übernatürliche Kräfte. Wie zum Beispiel Caine, der von der Coates Academy kommt und mit einem geschickten Plan und seinen telekinetischen Kräften die Macht übernimmt. Doch Caine verfolgt dunkle Absichten – einzig der sympathische Sam scheint in der Lage zu sein, ihm die Stirn zu bieten. Doch Sam ist gar nicht daran interessiert, die Verwaisten anzuführen, sondern er will den merkwürdigen Ereignissen auf den Grund gehen. Als er die ersten Anhaltspunkte in einem nahe gelegenen Atomkraftwerk findet, bleiben nur noch wenige Tage Zeit... Ich habe alle sechs Bücher der FantasyThriller-Reihe gelesen und bin schlichtweg begeistert. Das Buch liest sich flüssig und aufgrund der Spannung möchte man es nicht mehr aus der Hand legen. Der Autor Michael Grant hat an alles gedacht: Was passiert mit den Babys? Wie sollen sich die Kinder auf längere Zeit ernähren? Mein Fazit: Absolut empfehlenswert! •

Gone: Verloren

15


h info 03 / 2015 gartenfest

Eine Schatzsuche in der Karibik mit 400 Leuten

Das diesjährige Gartenfest war ein voller Erfolg. Dahinter stecken eine sorgfältige Planung und viel Arbeit, vor allem am Abend selbst. Ein Blick hinter die Kulissen.

tierten, ob man für den Abend einen Pool mieten solle, sah ich die Herausforderung vor allem darin, auf der grossen Sportwiese Karibikstimmung aufkommen zu lassen, ohne das Budget sprengen zu müssen, und das Aufstellen auf einen zweitägigen Akt zu beschränken. Ein solcher Abend will gut geplant sein.

von maria kattner (co-präsidentin der so, g4b) Das diesjährige Gartenfest versprach auch dieses Jahr wieder ein unvergesslicher Anlass zu werden. Passend zum Thema «Karibik» waren wir mit wunderbarem Sommerwetter gesegnet. Die knapp 400 Gäste bestehend aus ehemaligen und aktuellen Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen inklusive deren Familien und Mitarbeitern erwartete eine lockere Stimmung, tolle Musik, Grilladen und exotische Cocktails sowie eine Schatzsuche. Während sich die Gäste amüsierten, hatte die Schülerorganisation wie immer alle Hände voll zu tun. Freitagnachmittag, 14 Uhr: Die Blätter für die Bambusverkleidung bei der Bar sind bereits verwelkt, die Hawaiishirts unauffindbar, die Liegestühle noch nicht aufgestellt und die Kokosnussaschenbecher sind auch noch nicht verteilt. Die gute Nachricht: Das Piratenschiff steht! Das diesjährige Thema «Karibik» hat die Fantasie der SO-Mitglieder angeregt. Während die einen von Sandstränden träumten und die anderen stundenlang darüber disku-

16

17 Uhr: In einer Stunde geht’s los. Die Zelte stehn, die Bänke auch. Wer das Klebeband hat, müsste bitte schnell noch die Getränkelisten ankleben. Ach ja, wo zum Teufel sind die Essensbons? Mit Events ist es immer so eine Sache, nach ewiglangen Planungen und Brainstormings ist der Abend selbst dann doch sehr schnell vorbei, ohne Garantie, dass der Aufwand zum Erfolg führen wird. Schon Monate vorher steht ein grobes Konzept: Thema, Datum, Musikacts, Unterhaltung. Über den Sommer heisst es: Deko kaufen. Für dieses Jahr bedeutete dies mehrere Trips zum Brocki, wo alte Koffer, Karibikhemden, Flip Flops, alte Lampen, Schatztruhen etc. erstanden wurden. Dann, nach den Sommerferien, gehen die echten Vorbereitungen los und damit ein ewiges Laufen! Ganz ehrlich, Sportschuhe waren noch nie so verführerisch. Einsatzlisten wurden erstellt und etwa zwanzigmal wieder geändert, Plakate aufgehängt und alle umliegenden Nachbarn mit Flyern auf die baldige Ruhestörung hingewiesen. Es musste nach Helfern unter den Lehrpersonen gesucht werden und aussenordentliche SO-Treffen waren unabkömmlich, um alle immer auf dem neuesten Stand zu halten. Bei all diesen Aufgaben ist ein gut funktionierendes Team unerlässlich! Der SO-Vorstand, dem seit x Jahren die Organisation des Gartenfestes obliegt, besteht zu diesem Zeitpunkt aus 10 Mitgliedern. Während der zweitägigen Vorbereitung mussten alle mitanpacken, damit

alles rechtzeitig fertig wurde. Doch wenn ich in den letzten Jahren etwas gelernt habe, dann ist es dies: Man kann viel planen und besprechen, aber am Tag, an dem es drauf ankommt, wird zu 90% improvisiert. Am Morgen besprochene To-Do-Listen werden wieder über den Haufen geworfen, denn jeder packt einfach dort an, wo er am dringendsten gebraucht wird. 17.30 Uhr: Kann das hier mal jemand übernehmen? Ich muss seit um 10 Uhr auf Toilette, und jetzt istʼs ja nicht mehr viel. Wie jedes Jahr war auch dieses Mal Schlag 18 Uhr alles fertig, keine Sekunde früher. Jeder von uns trug ein gespanntes Lächeln im Gesicht, und im Falle von Marc Gerhardi, dem Vize-Präsidenten, sogar einen Hula-Rock auf den Hüften. Mit den Securityleuten auf ihren Plätzen und den Würstchen auf dem Grill konnte der Abend losgehen. Wie immer gehörten die Mitarbeiter und Lehrpersonen zu den ersten Gästen. Viele brachten ihre Kinder mit, welche entweder Fussball oder Federball spielten und in den Genuss von Gesichtsmalerei kamen. Es dauerte nicht lang, bis die ersten ehemaligen Schülerinnen und Schüler auftauchten, viele braungebrannt und mit Geschichten von Zwischenjahren und Auslandsaufenthalten, andere mit Berichten über ihr Studium. Es wurden Erinnerungen ausgetauscht und Anekdoten erzählt. Die ersten Versuche den alten Lehrer zu Duzen sind immer sehr amüsant mitanzuhören. 20 Uhr: Wie in Gottes Namen konnten wir die Ping-Pong-Bälle fürs BeerPong vergessen?! Passend zum karibischen Flair sorgte eine Stealband für Urlaubsstimmung, später gefolgt von unserer hauseigenen Lehrerband, die altbekannte Songs zum Besten gab. Obwohl es bereits Lärmreklamationen vor Einlass

der Gäste hagelte und obwohl kein Pool gemietet worden war, war es ein erfolgreiches Gartenfest. Die wahren Gewinner des Abends waren jedoch unbestritten Freja Zappa und Sally Trümpler, welche mit dem Fund eines versteckten Schatzes in den Genuss eines Liftschlüssels für fünf Tage gekommen sind. 23.45 Uhr: Ist doch alles super gelaufen! Niemand hat sich übergeben, es gab genug zu essen und wir haben etwa 400 Gäste gezählt. By the way: Hat jemand mein Handy gesehen? Auch das Aufräumen ging schneller als gedacht, vielleicht weil wir alle motiviert waren, es schnell hinter uns zu bringen, wahrscheinlich aber eher, weil die Hälfte der Deko auf merkwürdige Weise im Laufe des Abends verschwunden war. Samstag in der Früh, 01.30 Uhr: Wer lässt denn bitte eine Öllampe mitgehen? Eine kaputte noch dazu! Die SO sagt Danke an alle, die erschienen sind, und freut sich auf das nächste Jahr. •


h info 03 / 2015 gedankensplitter

nachruf

Migration in einer globalen Welt

Gibt es ein uneingeschränktes Recht auf Migration? Peter Schuler, Hausmeister

von rufus butz Eigentlich wollte ich über etwas anderes schreiben, aber aufgrund der hohen Aktualität möchte ich nochmals aufs Thema Migration zu sprechen kommen, das ich schon das letzte Mal als Gegenstand meiner Gedankensplitter gewählt habe. Stand das letzte Mal vor allem Kant mit seinen Überlegungen im Zentrum, so möchte ich dieses Mal einige grundsätzliche Argumente aus der laufenden philosophischen Diskussion aufgreifen und Ihnen – kurz gefasst – vorstellen. Was also spricht für, was gegen ein allgemeines Recht auf uneingeschränkte Migration? Libertäre Geister, die einen Minimalstaat propagieren, kennen kein allgemeines staatliches Recht, das Einwanderungswilligen die Einwanderung untersagen könnte. Die einzelnen Bürger haben in dieser Theorie das Recht, andere Menschen (Bürger oder Fremde) auf ihrem Boden aufzunehmen, zu beschäftigen, aber auch wieder wegzuweisen, da sie mit ihrem Eigentum machen können, was sie wollen. Der Staat aber, dessen Aufgabe die Durchsetzung der Rechte individueller Eigentümer ist, «hat kein Recht, die Einwanderung zu beschränken» (Carens 2014, S.27). Aus einer ganz anderen politischen Richtung kommend, gelangen egalitaristische Philosophen zu einem ähnlichen Schluss: In Abwandlung des Rawl’schen Argumentes vom Urzustand fordern sie eine offene Migrationspolitik. Der Staat hat hier auch kein Recht, Einwanderungswilligen den Zutritt zu verwehren, vielmehr sollte er offene Grenzen befürworten, denn diese können die ungerechte «Geburtslotterie», die Zufälligkeit der Geburt wenigstens teilweise ausgleichen.

Auch eine utilitaristische Argumentation postuliert offene Grenzen, denn warum sollen die Interessen der Bürger eines Staates mehr zählen als die Interessen der Einwanderungswilligen? Warum soll die Kultur des betreffenden Staates ‹besser›, ‹schützenswerter›, ‹wertvoller› sein als die durch Einwanderung möglicherweise entstehende neue Kultur(en)? Und auch ökonomisch sorgen in der Regel, so die Argumentation, offene Grenzen eher für eine Maximierung der wirtschaftlichen Gesamterträge von Staat A. Lässt sich diesen drei Argumenten, die die Hauptfläche des heutigen «ethischen Argumentationsfeldes» abdecken, überhaupt etwas rational entgegensetzen? David Miller sieht vor allem zwei wichtige Argumente für Beschränkung der Einwanderung: Zum einen betrachtet er (mit vielen anderen natürlich) die eigene, gemeinsame Kultur als schutzwürdig, vor allem auch deshalb, weil der öffentlichen Kultur «mit Blick auf die Realisierung von Demokratie und anderen sozialen Zielen eine wertvolle Funktion zukommt» (Miller 2014, S.56). Zum anderen argumentiert er dahingehend, dass jeder Staat das Recht habe, die Bevölkerungsgrösse selber zu steuern, dies vor allem auch aus Gründen der Regulierung des Bevölkerungswachstums im Zusammenhang mit ökologischen Problemen. Seiner Meinung nach sollte jeder Staat – eben vor allem aus ressourcentechnischer, ökologischer Sicht - für sich die Bevölkerungsgrösse stabilisieren; durch ungehinderte Migrationsbewegungen könnte dieses Vorhaben indes torpediert werden, da gewisse Staaten ihre Untätigkeit lösen könnten, indem sie «ihren Bevölkerungsüberschuss durch internationale Migration ‹exportieren› » (Miller 2014, S.59) würden. Wie Sie sehen, es gibt einige gute Argumente. Welche nun die besten sind und wie die praktischen Konsequenzen aussehen sollen, das überlasse ich Ihnen. Wichtig ist meines Erachtens nur, dass man mit möglichst vielen Menschen möglichst unvoreingenommen und, bei allen Emotionen, die wichtig sind und

Peter Schuler ist von uns gegangen auch zur Sprache kommen sollen, rationalunangestrengt, aber engagiert argumentiert, um den Blick freizubekommen für verschiedene Ansichten und Lösungen. Zwei Anmerkungen zum Schluss: Diese Gedanken sind unabhängig von der Frage, ob jemand sich in irgendeiner Weise verfolgt bzw. wirtschaftlich zur Flucht gezwungen sieht und deshalb ein Recht auf Asyl beanspruchen möchte. Das wäre wieder getrennt zu erörtern. Und wer sich genauer informieren möchte, dem sei die Aufsatzsammlung empfohlen: Andreas Cassee, Anna Goppel (Hrsg.): Migration und Ethik. Münster: mentis-Verlag 2014. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass viele Volkswirtschaften gerade profitiert haben durch die Einwanderung bedrohter Menschen. – Das könnte Konsequenzen haben für die Immigrationspolitik, zumal jeder Fremde das Recht hat, sich zur «Gesellschaft anzubieten». Drittens, so Kant, darf man Menschen zwar abweisen, aber nur, wenn es ohne ihren Untergang geschieht. Das ist unstrittig, es gehört zum Völkerrecht, dass an Leib und Leben Bedrohte ein Asylrecht haben – die Frage bleibt aber, was man tut, um Menschen dieses Recht einzuräumen, wie aktiv, passiv bzw. verhindernd man sich in dieser Hinsicht verhält. Ich weiss auch nicht, was die Lösung für die Flüchtlingsströme, die nach Europa drängen, ist, denke aber, dass eine sachlichphilosophische Betrachtung der grundsätzlichen Sachverhalte, auch bei diesem sehr emotionalen Thema, sinnvoll ist und auch dazu führen soll, die Positionen (eigene und fremde) kritisch zu hinterfragen. Sicher kann Kant uns dabei einige Denkanstösse geben. •

Zum Tod unseres Hausmeisters von martin strauss Mit grosser Betroffenheit hat unsere Schule die traurige Nachricht von diesem plötzlichen Hinschied unmittelbar vor den Herbstferien hinnehmen müssen. Seit vier Jahren war Peter Schuler Hausmeister an der Kantonsschule Hottingen: Er hat die Nachfolge seines Vorgängers Hanesch Auer mit Elan und Hingabe angetreten und nach bestem Wissen und Gewissen versucht, die nicht immer ganz leichten Aufgaben, die mit einem solchen Posten verbunden sind, zur allseitigen Zufriedenheit zu erfüllen. Zu etlichen Lehrkräften hat er den Kontakt, auf den er durchaus Wert legte, gefunden und auch gepflegt. Hatte er die nötige Zeit für ein kürzeres oder längeres Gespräch, nahm er sich diese und erzählte bei solchen Gelegenheiten gerne aus seinem nicht immer einfachen Leben. Die Schülerinnen und Schüler, welche näher mit ihm zu tun hatten, wussten stets, wer vor ihnen stand und woran sie waren. Dasselbe gilt sicher auch fürs Hauspersonal, welches ihm zum grossen Teil direkt unterstellt war und für welches er die Verantwortung trug. Nun wurde Peter Schuler leider viel zu früh aus unseren Reihen und aus der Mitte seines Lebens gerissen. Viele von uns werden ihn noch lange in guter Erinnerung behalten, denn er war einer jener Mitarbeiter, die man so schnell nicht vergisst. •

Rufus Butz, Deutsch- und Philosophielehrer

17


h info 03 / 2015 wort des rektors

Rudolf – der Pültlischieber Liebe Leserin, lieber Leser von peter stalder Vor der Zimmertür im Schulhaus Waldeggli drängeln die Schülerinnen und Schüler ins Zimmer – es wird geschubst, gestossen und gekreischt. Die Biologielektion steht an und keiner will der Letzte sein. Der Biologielehrer hatte doch in der letzten Stunde so wunderbar gruselig die Weinbergschnecke zerlegt – da will jede und jeder etwas mitbekommen. Schliesslich sind die dreissig Plätze im Zimmer besetzt. Als Letzter kommt noch Rudolf – ich nenne ihn Ruedi. Er hatte das Klassenbuch im Geographiezimmer liegen lassen und musste es noch holen; denn der Biologielehrer beharrt pedantisch auf der Anwesenheit des Klassenbuches – das weiss Ruedi. Er schiebt beim Betreten des Biologiezimmers ein Pültli vor sich her, welches der gestrenge Herr Rimensberger vor der Türe bereitgestellt hat; es muss jeweils durch den letzten Schüler oder die letzte Schülerin im Biologiezimmer noch hinzugestellt werden, weil die Klasse sonst nicht ins Zimmer passt: das geht nur schiebender Weise. Es ist also wie überall: den Letzten beissen die Hunde … Die etwas bizarr anmutende Szene spielt sich nicht vor vierzig Jahren in einem Primarschulhaus im oberen Tösstal ab, sondern könnte täglich an einer Zürcher Mittelschule beobachtet werden. Denn einmal mehr steht das Bildungswesen – nicht nur im Kanton Zürich – unter Spardruck. Im Jahr 2017 sollen die Zürcher Mittelschulen 18 Millionen Franken einsparen. Bei zwanzig Schulen bedeutet dies im Durchschnitt 900’000 Franken. Da die Kanti Hottingen immer noch zu den kleineren Mittelschulen gehört, rechne ich für das Jahr 2017 mit einem Sparpaket von ca. 600’000 Franken. Für alle Mittelschulen bedeutet die Sparübung generell, dass ungefähr eine Schule von der Grösse der Kanti Hottingen weggespart werden muss. Das bedeutet nicht, dass weniger Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden, sondern dass ca. 1’000 Schülerinnen und Schüler über alle Schulen so platziert werden müssen, dass im Endeffekt grössere Klassen unterrichtet werden können. Die Platzver-

18

Dr. Peter Stalder, Rektor

hältnisse werden dann wirklich eng – ähnlich wie im Schulhaus Waldeggli. Freifächer wird man wohl weitgehend streichen müssen, Halbklassenunterricht sowieso. Die Schulen müssen schlicht weniger lohnwirksame Lektionen abhalten; in der freien Wildbahn der Wirtschaft würde man wenig zimperlich Personal entlassen. Über Lösungsansätze denke ich selbstverständlich nach. Diese hier aber bereits zu kommunizieren, scheint mir etwas früh und unangebracht, weil ich immer noch die Hoffnung hege, dass die Obrigkeit ein Einsehen hat und uns mit dem unwürdigen Szenarium des Pültli schleppenden Ruedi verschont. Wir sind uns im Klaren, dass der Kanton Zürich seinen Finanzhaushalt im Griff haben muss. Die Bildungsinstitutionen auf unserer Stufe sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln sorgfältig umzugehen, nach kreativen, vertretbaren Lösungen zu suchen und diese umzusetzen. Das aber nun vorgelegte Sparpaket wird die Schulen so hart treffen, dass ein Abbau von Qualität unausweichlich scheint. Ob wir mit den Sparübungen jeder Schülerin und jedem Schüler mit bestandener Maturität zugleich auch noch die Türen zu Universitäten und ETH öffnen können, steht in den Sternen. Genug des Jammerns: Ich lade Sie ein, am Tag der Bildung, am 13. Januar 2016, unsere Schule zu besuchen und sich davon zu überzeugen, dass uns die Bildung Ihrer Kinder und der Jugendlichen wirklich am Herzen liegt. •


h info 03 / 2015 öko-logisch!

agenda

Was steckt in unseren Smartphones?

Die Smartphones, unsere ständigen Begleiter in Hosensackgrösse, können sehr viel. Aber dafür müssen auch sehr viele verschiedene Stoffe verarbeitet werden.

Dezember 2015

März 2016

17. Weihnachtskonzert, 03./04. Besuchstage 18.30 Uhr 07./08. Aufnahmeprüfung 21. Weihnachtsferien schriftlich, ganzer Tag unterrichtsfrei (SOL), 1. Klassen: Volleyball Januar 2016 04. Schulbeginn

Februar 2016

14. Forum KSH «Stand- ort Schweiz»: Finanz- platz, Aula, 10.45-12.15 Uhr

23. Aufnahmeprüfung mündlich, ganzer Tag 02. Präsentationen unterrichtsfrei (SOL) IDPA, 07.45-17.00 Uhr, öffentlich

02. Ende Probezeit von christoph meier Fast jede Schülerin und jeder Schüler besitzt ein Smartphone. Für viele ist die Nutzung dieses Gadgets verbunden mit einem Freiheits- und Zusammengehörigkeitsgefühl. In diesem Artikel geht es aber nicht, wie meist im Zusammenhang mit der Schule, um Ablenkungsgefahr, digitale Demenz oder um den Nutzen dieser Geräte, sondern um die Frage, was denn alles in einem Smartphone drinsteckt und woher es eigentlich kommt. Wenn wir ein Smartphone in den Händen halten, kommt es uns als EIN Stück vor. Es besteht aber aus ca. 200 meist sehr kleinen Einzelteilen, die in Fabriken von Hand zusammengebaut werden müssen. Die meisten dieser Fabriken stehen in China, Taiwan oder Südkorea. Dort findet zwar die Endmontage statt, nicht aber die Produktion der 200 Einzelteile. Auch diese werden allerdings häufig in asiatischen Ländern hergestellt. Die Produktion kann aber nur laufen, wenn alle dazu benötigten Rohstoffe bereitstehen. Insgesamt kommen in einem Handy meist über 60 verschiedene chemische Elemente zum Einsatz – eine stolze Zahl, wenn man bedenkt, dass es lediglich ca. 90 stabile Elemente gibt! Die benötigten Rohstoffe kommen zwar eigentlich alle weltweit vor, doch gibt es nur wenige Regionen, in denen sich ein Abbau wirtschaftlich lohnt. So können die Produzenten bei einigen Rohstoffen auswählen, aus welchem Land und eventuell von welcher Mine sie ihn beziehen möchten, bei anderen aber nicht. Gold gehört beispielsweise zur ersten Kategorie: Es wird in vergleichbaren Mengen (je ca. 200 – 350 Tonnen pro Jahr) in China, Australien, den USA, Russland und Südafrika abgebaut. In den meisten dieser Länder gibt es Vorschriften zum Schutz der Bergarbeiter und Umwelt, die auch eingehalten werden. Daneben gibt es aber auch viele, vor allem afrikanische Kleinproduzenten, die unter zum Teil prekären Umständen nach dem Gold suchen und dieses aus dem Muttergestein herauszulösen versuchen. Gold wird in Smartphones für elektrische Kontakte verwendet – ca. 30 mg pro Gerät. Bei 1.3 Milliarden verkauften Geräten macht das insgesamt 39t Gold, das im Jahr 2014 in Mobiltelefone eingebaut über die Ladentische ging!

Zur zweiten Kategorie gehören die Metalle der Seltenen Erden. Sie sind für viele Spezialanwendungen notwendig: z.B. Yttrium für die Hintergrundbeleuchtung, Neodym für Magnete (Vibration, Lautsprecher, Mikrophon) oder Europium in den Bildschirmen. Die Metalle der Seltenen Erden werden fast ausschliesslich in China abgebaut, was China ein Monopol gibt, das es auch schon auszunützen versucht hat. Ausserdem sind die Umweltschutzvorschriften in China häufig sehr locker. Fast allen metallischen Rohstoffen gemeinsam ist, dass sie nicht in reiner Form, d.h. «gediegen», in der Natur auftreten, sondern häufig unter Einsatz von viel Wasser und geeigneten Lösungsmitteln aus metallischen Verbindungen – häufig Oxiden – herausgelöst werden müssen. Dies führt eigentlich immer zu Umweltverschmutzung in kleinerem oder grösserem Ausmass, weil die Abwässer in Flüsse oder Seen geleitet werden und die Abluft zum Teil ungefiltert ausgestossen wird. Wenn wir also ein Smartphone in den Händen halten, halten wir «die ganze Welt» in Händen, weil die Rohstoffe aus allen Weltregionen kommen. Wir sollten uns bewusst sein, dass sehr viele Menschen an der Produktion beteiligt waren und sollten uns ab und zu darüber informieren, wie die Arbeitsbedingungen in den Minen und Fabriken sich entwickeln. Nur so ist das eingangs erwähnte Freiheits- und Zusammengehörigkeitsgefühl echt. •

April 2016

08./09. Präsentationen Maturitätsarbeiten, 15.-17. Theateraufführung 07.45-11.30 Uhr, 18. Sechseläuten, ganzer öffentlich Tag unterrichtsfrei 08-13. Sprachwoche Französisch H2/I2 19.-22. Arbeitswoche

15. Sportferien

29. Schulbeginn

präsentationen 02. Februar 2016 07.45-17.00 Uhr

08./09. Februar 2016 jeweils von 07.45-11.30 Uhr

Präsentation IDPA der 3. H-Klassen

Präsentation der Maturitätsarbeiten der 4. G-Klassen

Die Präsentationen sind öffentlich. Eltern und Freunde der Schule sind dazu herzlich eingeladen. Der Detailplan kann auf dem Intranet eingesehen werden.

studientage 9.-11. Mai 2016 3 Tage Workshops unter dem Motto «Zeitgeist – Trends – Zeitströmungen» 3 Tage Cafeteria im Foyer der Kanti Hottingen Nebst Lehrpersonen und SuS, können auch Eltern trendige Kurse anbieten oder in der Cafeteria helfen – strömen Sie mit! Infos bei: k.trueb@ksh.ch

impressum Redaktionsschluss Nr. 3 / 2015: Nr 1/2016: 11. März 2016 Redaktion: Barbara Ingold (b.ingold@ksh.ch), Sandra Nussbaumer (s.nussbaumer@ksh.ch)

Christoph Meier, Physiklehrer

Mitwirkende an dieser Nummer: Rufus Butz, Sven Fischer, Simon Haas, Bruno Heine, Barbara Ingold, Maria Kattner, Christoph Meier, Sandra Nussbaumer, Peter Stalder, Verena Stauffacher, Martin Strauss, Katrin Trüb

Fotografien: Simon Haas, Barbara Ingold, SRF/Pascal Mora, Cristina Sobhy, Patrizia Human, gyselroth Gestaltung: gyselroth™ – Agentur für Brand Identity und Digital Media, Simon Haas (BG-Seite) Druck: Bühler Druck AG, Schwerzenbach

19


h info 03 / 2015 kolumne

Von Schweinen, Bauern und Scheuklappen

Man mag von Schulreisen und Arbeitswochen halten, was man will – sie haben immer einen erzieherischen Mehrwert.

von barbara ingold Schulreise zum Bio-Bauernhof im Appenzellerland, zutrauliche Kühe, frei weidende Ferkel... Während der eine Schüler sofort bemerkt, dass diese Kühe aber kaum einheimische seien (es handelte sich in der Tat um Angus-Rinder), fragt ein anderer allen Ernstes, ob Schweine eigentlich auch ein Maul hätten. Ja, auch Schweine haben ein Maul, der Rüssel ist das Riechorgan. Besagter Schüler stammt nicht etwa aus dem Tal der Ahnungslosen, sondern aus dem Zürcher Bildungsbürgertum. Dass sich gerade bei Stadtkindern der Naturbezug oft auf Vorgarten und Haustier beschränkt, hat wohl damit zu tun, dass Fernreisen so erschwinglich geworden sind. Einst ein Privileg der Reichen, sind Badeferien auf Mallorca und Städtereisen nach Übersee heute finanziell bald attraktiver als Wanderwochen in der Schweiz. Auch haben immer weniger Familien Bauern in der Verwandtschaft, bei denen der Nachwuchs Ferien auf dem Hof verbringen könnte. Sonntagsspaziergänge im Wald können mit dem digitalen Unterhaltungsangebot nicht mehr konkurrenzieren und Pfadfinder-Organisationen klagen seit Jahren über schwindende Mitgliederzahlen. Wo also sollen Kinder also noch Naturerfahrung sammeln, wenn nicht in der Schule?

sofort daran, sich eine Megaportion davon auf seinen Teller zu schaufeln. Ob er denn nicht gehört habe, dass wir zu wenig Fleisch hätten? «Doch! Darum habe ich ja auch extra viel genommen, denn ich brauche Fleisch!» Eine Hofführung und ein paar Tage Arbeitseinsatz im Münstertal können aber höchstens einen homöopathischen Einblick geben in eine ursprünglichere, uns aber immer fremdere Welt. «Armi Sieche!», meint denn auch ein Schüler am ersten Arbeitstag auf der Fahrt in den Forst. «Hier oben kann man ja keine rechte Ausbildung machen und Karriere schon gar nicht, da gibt es nur Scheissjobs!» – Hallo? Santa Maria hat sogar eine Berufsschule, Zernez eine Mittelschule und die renommierten Internate Zuoz und Ftan stehen Einheimischen offen, wie uns Bauer Rico Lamprecht erklärt. Er selbst führt einen Mutterkuhhaltungsbetrieb in Craistas, ist Grossrat der Region, seine vier Kinder haben alle eine solide Berufsausbildung beziehungsweise ein Studium und danach durchaus Karriere gemacht. Auch sind sie alle ziemlich in der Welt herumgekommen (Kanada, USA, Südamerika, Australien, Neuseeland, Malaysia) und wirken recht zufrieden mit ihrem gar nicht so traurigen Los. Allfällige Vorurteile seitens der Zürcher Mittelschüler legen sich im Kontakt mit den ansässigen Bauern und Förstern denn auch rasch und sie zeigen sich im Gegenteil zunehmend beeindruckt von der bodenständigen Tüchtigkeit der Bergler. Der hands-on Einsatz im abgelegenen Bergtal erweitert beim einen oder anderen den etwas beschränkten Stadthorizont bis Ende Woche beträchtlich. Doch auch das Lagerleben in der Jugi an sich ist für viele eine wertvolle Erfahrung. Pünktlichkeit bekommt eine neue Dimension, wenn 26 Personen auf einen warten. Dass man sich

20

auf einer gemeinsamen Wanderung nicht einfach irgendwo an die Sonne legt, während die anderen weiter ziehen, scheint anfangs noch nicht allen klar zu sein – ebenso wenig wie das Gebot der Rücksichtnahme auf andere Gäste, die nach 22h schlafen wollen, oder öV-Passagiere, die eine Dauerbeschallung aus portablen Lautsprechern nicht unbedingt goutieren. Hier wird es anstrengend für die Lagerleiter und zwei, drei renitente Schüler absorbieren schnell mal 90% der Aufmerksamkeit. Es fällt aber auch auf, dass manche Schüler nicht zu wissen scheinen, wie man mit einem Lappen den Tisch sauber wischt, geschweige denn, wie man einen Besen oder eine Schaufel hält. Auch das Abräumen des Geschirrs stellt für einige eine echte Herausforderung dar und man ahnt, wer zu Hause nie hat mithelfen müssen. Pfadis sind da weiter, die können sogar kochen, abwaschen, putzen, Gruppen organisieren und leiten, sind gewohnt, Verantwortung zu übernehmen und für das Kollektiv zu denken. Letzteres fällt einigen Schülern besonders schwer: Sie entwickeln zwar durchaus Eigeninitiative, wenn es um die Befriedigung ihrer ureigenen Interessen geht, doch was um sie herum geschieht, kümmert sie wenig. Ein (un)schönes Beispiel dafür erlebte ich in einem Lager vor drei Jahren, als der Kochtrupp statt der benötigten 2kg Geschnetzeltem versehentlich nur 1kg eingekauft hatte. Schüler T. anerbot sich daraufhin spontan, die schwere Pfanne in den Speisesaal zu tragen und machte sich, nun an der Quelle des Zürigschnätzleten,

Liegt das am jugendlichen Egozentrismus, mangelndem Anstand oder einem auf Hedonismus ausgerichteten Zeitgeist? Nicht unbedingt. Ich vermute eher, dass es eine normale Begleiterscheinung der Gruppendynamik ist. Im Kollektiv kann sich der Einzelne in der Masse verstecken und sein ansonsten vielleicht durchaus vorhandenes Verantwortungsgefühl temporär ablegen. Auch Erwachsene neigen zu diesem Verhalten, wie ein Blick in die Kaffeestube des Lehrerzimmers nach der 10-Uhr-Pause zeigt: Schmutzige Tassen, Teller mit Speiseresten, zerknüllte Papiertüten und dergleichen warten geduldig auf den Hausdienst, der das Chaos beseitigen soll. Auch im Gemeinschaftskühlschrank vergammeln über die Ferien regelmässig «vergessene» Takeaways und verderbliche Lebensmittel, für die sich irgendwie keiner zuständig fühlt. Die graduelle Enthemmung im Schutz der Gruppe ist also ein altersunabhängiges Phänomen – was nicht heisst, dass es zu tolerieren ist. Eine Sensibilisierung für die Wahrung der Eigenverantwortung in Form einer Zurechtweisung von Zeit zu Zeit kann nicht schaden. •


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.