luzern, den 31. Oktober 2013
lebensart
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H et GZ no 34
w e i n
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t i p p
dac sichert qualität und garantiert herkunft
Alexandra Rosé Millésime 2004 nur die besten weinjahre sind gut genug für diese cuvée aus dem hause Laurent-perrier. 1982 vinifizierte Bernard de Nonancourt, Patron des Champagnerhauses Laurent Perrier, die Cuvée Alexandra Rosé Millésime zum ersten Mal. Benannt ist der Champagner nach seiner ältesten Tochter Alexandra. Sie heiratete 1987, im Jahr der Vollendung der ersten Cuvée. Zur Herstellung des Champagners setzte Bernard de Nonancourt fortan nur Spitzenjahrgänge ein. So wurde die Cuvée bis heute nur siebenmal hergestellt. Auf den 1982er folgten die Jahrgänge 1985, 1988, 1990, 1997, 1998 und 2004. Mitte Oktober wurde der 2004er nun lanciert. Man darf sich freuen: Experten betrachten das Weinjahr 2004 als eines der grössten der letzten zwei Jahrzehnte.
Seltenes Verfahren Bei der Herstellung der Cuvée Alexandra Rosé Millésime durchlaufen die Trauben der beiden Rebsorten Pinot Noir und Chardonnay die Maischegärung gemeinsam, was ein seltenes Verfahren ist. Normalerweise werden die Trauben separat vergoren. Für die gemeinsame Maischegärung von Pinot Noir und Chardonnay müssen beide Rebsorten zum gleichen Zeitpunkt ihre optimale Reife erlangen. Dies ist nur in herausragenden Weinjahrgängen gegeben. Das richtige Verhältnis zwischen den beiden Rebsorten, etwa 80 Prozent Pinot Noir und 20 Prozent Chardonnay, ist ebenfalls entscheidend für die Qualität des Champagners. Die Cuvée Alexandra Rosé Millésime 2004 ist in einer wertigen Holzkiste verpackt und präsentiert sich in einer Flasche, die in ihrer Form an die ersten Champagnerflaschen am französischen Hofe erinnert. Deren Inhalt, der Champagner, hat eine durchscheinende Farbe von Bernsteinrosa. Die Nase weist ausdrucksvolle Aromen kandierter Zitrusfrüchte auf. Im Gaumen machen sich Noten von milden Gewürzen über metallische Anklänge und säuerliche Früchte bis hin zu getrockneten Rosen bemerkbar.
Lange Tradition Laurent-Perrier zählt zu den wenigen Champagnerhäusern, die noch in Familienbesitz sind. 1812 gründete André Michel Pierlot das Unternehmen. Nach seinem Tod führte seine Ehefrau Mathilde Emilie Perrier das Champagnerhaus weiter und benannte es in Laurent-Perrier um. Ihre Tochter verkaufte es 1939 an Marie-Louise Lanson de Nonancourt, die für sich und ihre beiden Söhne Maurice und Bernard eine finanzielle Zukunft suchte. Deren Sohn Bernard übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg die Geschicke des Familienbetriebes. Seit 1992 führt seine älteste Tochter Alexandra Pe(beb) reyre das Unternehmen. Bezugsquelle: Fachhandel, Preis für die Gastronomie: CHF 320.00 www.laurent-perrier.com
Öwm / lammerhuber
Herbststimmung: Blick vom Nussberg in Richtung Süden auf die Stadt Wien.
wiener gemischter satz – buntes durcheinander im weingarten
einst floss der leichte wein in den heurigen rund um wien in rauen mengen und für wenig geld durch durstige Kehlen. heute ist gemischter satz eine spezialität, deren jahrgang 2013 erstmals die dac tragen wird.
S
chnurgerade ausgerichtet und akurat zurechtgestutzt reihen sich rund um das Rote Haus am Wiener Nussberg Rebzeile an Rebzeile. Der Nussberg erhebt sich über die Ortsteile Heiligenstadt, Nussdorf, Grinzing sowie Sievering und Neustift am Walde im 19. Gemeindebezirk. Dort auf gut 250 Meter über Meer bietet sich ein Panoramablick über die Grossstadt. Zusammen mit dem Kahlenberg und dem weiter nördlich gelegenen Bisamberg gehört der Nussberg zu den bekanntesten Reblagen der Stadt. Kleinere Weingärten gibt es am Maurerberg im Süden der Stadt. Die Begrünung des Muschelkalkbodens zwischen den Rebzeilen ist kurz geschnitten. Anfang Oktober hängen die Trauben schwer, reif und auf die Ernte wartend an den Stöcken. Das Durcheinander bezieht sich denn auch nicht auf die Ordnung im Weingarten, sondern auf die unterschiedlichsten Rebsorten, die bunt gemischt nebeneinander gedeihen. Riesling, Rotgipfler, Weissburgunder oder Traminer sind nur einige der Sorten, die angebaut werden. Daraus keltern rund 230 Produzenten Wiener Gemischten Satz. Einige «Gemischte» bestehen aus mehr als einem Dutzend Traubensorten. Der einstige Zechwein in den Heurigen ist einer der traditionsreichsten Weine Österreichs und heute das Aushängeschild des Wiener Weinbaus. Mit 612 Hektar Reben auf dem Stadtgebiet ist Wien weltweit die einzige Hauptstadt mit einer bedeutenden Weinproduktion. Und neben dem Gemischten Satz werden viele sortenreine Weissweine und auch einige Rotweine abgefüllt.
Von der Masse zur Klasse Das bunte und jeweils gleichzeitig gelesene Sortengemisch in den Weingärten war in früheren Zeiten zur Ertragsabsicherung und Risikominderung gedacht. Denn witterungsbedingt schwankten die Erträge einzelner Sorten viel mehr als heute und nur in besten Jahren reiften alle Trauben optimal. Knapp reife Trauben waren aber kein Nachteil. Sie brachten Frische in den Wein, während überreife Früchte für Fülle sorgten. So gesehen, war der gemischte Satz eine Versicherung für den Winzer, die garantierte, dass jedes Jahr ein ansprechender Wein produziert werden konnte. Um den Absatz mussten sich die Winzer keine Sorgen machen. Der Markt lag ihnen zu Füssen. So pilgerten die Städter in die Vororte und die Winzer verdienten lange Zeit mehr Geld mit ihren Heurigen und Buschenschänken als mit dem Weinbau. In den Gaststätten, in denen sie ihre Weine ausschenkten und dazu Speisen anboten, waren grosse Mengen und günstige Preise gefragter als Qualität. Die harte Arbeit in den Reben überliessen sie den Hilfskräften. «Noch heute sind
die Heurigen ein bedeutender Wirtschaftszweig und Touristenmagnet», sagt Gerhard J. Lobner, Önologe und Geschäftsführer im Weingut Mayer am Pfarrplatz. «Seit etwa zehn Jahren legen die Winzer aber zunehmend auch grossen Wert auf die Qualität der Weine. Damals begann, forciert durch die Gruppe der WienWein-Winzer, eine konsequente Qualitätspolitik.» Neue Anbauregelungen führten zu einer Renaissance, die mit der geschützten Herkunftsbezeichnung Wiener Gemischter Satz DAC einen Höhepunkt erlebt.
Mayer am Pfarrplatz Das traditionsreiche Weingut Mayer am Pfarrplatz in Heiligenstadt ist Inbegriff der Wiener Heurigenkultur. Seit 1683 werden dort beste Weine vom kalkhaltigen Nussberg, der mitten in einem Wohnquartier gelegenen Alsegger Riede und dem kargen Schenkenberg gekeltert. Auf der Basis von Grünem Veltliner, Riesling, Zierfandler, Weissburgunder und Rotgipfler wird seit vier Generationen auf höchste Weinqualität gesetzt. Und das vom frischen Wiener Gemischten Satz bis zu den sortenrein abgefüllten Spezialitäten. Daran wurde in den vergangenen Jahren nicht gerüttelt, obwohl sich viel verändert hat. 2001 kauft der Werber Hans Schmid das Rote Haus und die dazugehörenden Reben am Wiener Nussberg. Die Trauben liess er bei Mayer am Pfarrplatz zu Wein verarbeiten. 2007 übernimmt Hans Schmid das Erbe von Franz Mayer und engagiert den heute 37-jährigen Winzersohn Gerhard J. Lobner als Geschäftsführer. Während die Linie Mayer am Pfarrplatz klassisch weitergeführt wird, bietet die Linie Rotes Haus Platz für modern interpretierte Spitzengewächse. So wird der «Rotes Haus Gemischter Satz Nussberg Reserve» nur aus den Sorten Grau- und Weissburgunder sowie Neuburger und Traminer gekeltert, die im grossen Fass gären und reifen. In der Schweiz erhältlich sind die Weine von Mayer am Pfarrplatz bei Martel in St. Gallen. Neben dem Weinbau betreibt Mayer am Pfarrplatz mehrere Gastronomiebetriebe. Im Stammhaus am Pfarrplatz 2, wo einst der Komponist Ludwig van Beethoven wohnte und an seiner neunten Symphonie arbeitete und bis zur Ernte 2012 die Weine gekeltert wurden, befindet sich der ganzjährig geöffnete Heurige. Im Restaurant Pfarrwirt, gleich nebenan in der Nummer fünf, wird eine gehobene Wiener Küche zelebriert. Im Sky Restaurant & Bar in der obersten Etage des Modehauses Steffl an der Kärntnerstrasse bietet sich ein Blick auf die Skyline der Stadt, das Riesenrad und den Stephansdom. gabriel tinguely
www.pfarrplatz.at
Nach der Freigabe durch das Nationale Weinkomitee wurde die Verordnung von Bundesminister Nikolaus Berlakovich im August dieses Jahres unterschrieben. Somit wird der Wiener Gemischte Satz ab dem Jahrgang 2013 zur neunten DAC-Herkunft in Österreich. Die Verordnung zum Wiener Gemischten Satz schreibt vor, dass zumindest drei weisse Qualitätsrebsorten gemeinsam in einem Wiener Weingarten angepflanzt sein müssen, welcher im Kataster des Wiener Rebflächenverzeichnisses als Wiener Gemischter Satz eingetragen ist. Der grösste Sortenanteil einer Rebsorte darf nicht höher als 50 Prozent sein, der drittgrösste Anteil muss mindestens zehn Prozent betragen. Der vorhandene Alkohol ist mit höchstens 12,5 Volumenprozenten auf der Etikette anzugeben. Der Wein darf keinen stark wahrnehmbaren Holzeinsatz vorweisen und muss trocken sein. Zusätzlich kann der Wiener Gemischte Satz DAC auch mit einer Lagenbezeichnung auf den Markt kommen. Der vorhandene Alkoholgehalt ist bei Lagenweinen mit mindestens 12,5 Volumenprozenten auf der Etikette anzugeben. Der Wein kann, muss aber nicht zwingend der Geschmacksangabe «trocken» entsprechen und darf nicht vor dem 1. März des auf die Ernte folgenden Jahres verkauft werden. Die DAC erstreckt sich ausschliesslich auf die Regelung des Wiener Gemischten Satzes. Alle Qualitätsweine Wiens dürfen weiterhin unter der Bezeichnung Wiener Wein verkauft werden. Ein Gemischter Satz, der nicht den DAC-Regelungen entspricht, muss als Landwein mit der Herkunftsbezeichnung Weinland in Verkehr gebracht werden. «Diese Sonderregelung war für den Wiener Wein notwendig, da Wien gleichzeitig Hauptstadt und Bundesland ist und damit bis 2009 Weinbauregion für Landwein und auch Weinbaugebiet für Qualitätswein war», sagt Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing. «Die neu geschaffene DAS für den Wiener Gemischten Satz ist eine viel strengere Qualitäts- und Herkunftsgarantie als die bisherige Regelung.» www.oesterreichwein.at
Die fünf WienWein-Winzer Michael Edlmoser, Rainer Christ, Thomas Podsednik, Fritz Wieninger und Gerhard J. Lobner.
wien – hauptstadt des weins
Unter dem Titel «WienWein» formierten sich im Jahr 2006 fünf ambitionierte Winzer zu einer Gruppe, die gemeinsam für die höchste Wein-Qualität aus Österreichs Bundeshauptstadt Wien die Werbetrommel rührte. Die Weingüter Christ, Cobenzl, Edlmoser, Mayer am Pfarrplatz und Wieninger haben sich nicht nur zum Ziel gesetzt, die Qualität und Einzigartigkeit des Wiener Weins, insbesondere der Ur-Wiener-Tradition – des Wiener Gemischten Satzes – in der weiten Welt bekannt zu machen. Mindestens genauso gross ist ihr unermüdlicher Einsatz für das Fortbestehen und den Schutz des Wiener Weinbaus an sich. www.wienwein.at