Feuer und Flamme für den "Tango"

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Unzählige Samlinge werden in de n Gewächsh äusern der Hüller Hpfenf orschu_g gezogn und haben die Chance, als neue Hopfensorte irgéndwann auf den Markt zu kommen.

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Laue der Zeit nach festen

rriteien aussortiert. Nur die besten Pflanzen Foto: Trouboukis

Feuer und Flamme für den Tango“

Fachwelt lobt neue Hüller Hopfensorte als Multitalent für traditionellen und innovativenBiergeschmack Von Karin Trouboukis

Hüll — Das kleine DorfHüll hat sich mit seinem einzigartigen Forschungsinstitut als Wiege des Hopfens, als Geburtsstätte neuer Sorten weltweit einen Namen gemacht. letzt haben die Hüller Forscher eine neue Sorte herausgebracht, eine, auf der große Hoffnungen ruhen: Tango“ soll nicht nur ro— bust und aus Sicht der Inhalts— stoffe und des Ertrags hochwertig sein, auch kommt die Aromasorte bei den Brauern gut an. Für Walter König, Geschäftsführer der Gesellschaft für Hopfenforschung, ist das ein ganz entscheidendes Kri— terium: Tango ist die Antwort auf die klassischen Aromasorten, die die Brauer dringend brauchen.“ Eine Ho fensorte aus Hüll, das ist nic ts wirklich Neues, obwohl jede Neuzüchtung streng genommen an sich doch eine kleine Sensation ist. Aber mittlerweile steht das Hüller Institut schon seit 95 Jahren dafür, reagiert auf An— forderungen der Natur, des Marktes, der Brauer, auf Idima, Umweltschutz, man pro— biert, kreuzt, forscht. Viele lahre intensiver Arbeit stecken hinter jeder Neuzüchtung, bevor sie präsentiert und auf den Markt gebracht werden kann. Und dass selbst beste Werte nicht immer Garant für den Erfolg sind, das hat sich gerade erst wieder gezeigt: Neue Fla— Vorsorten, wie beispielsweise Bavaria“ oder Mandarina Polaris“, kamen nicht so an, wie erhofft. Vielleicht, weil sie im Zuge der Craft—Beer—Welle etwas falsch positioniert wurden“, meint Walter König. Denn als Braufachmann weiß er, dass der Biermarkt trotz al— ler Trends doch eher traditionell geprägt ist. Modebegriffe wie Drinkability“ für den Trunk eines Bieres, das Gefühl irrf Mund und den Geschmack, hört er deshalb gar nicht so gerne. Er formuliert auch da lieber bodenständig: Ein Bier muss laufen.“ Und genau das täten mit der neuen Sorte Tango“ gebraute Biere, das habe sich in zahlreichen Sud— versuchen mit den Partnerbrauereien Bitburger, Weihenstephan oder BarthHaas, den Mitgliedsbrauereien der Gesellschaft für Hopfenfor— schung und auch bei Versuchen etlicher Hobbybrauer ge— zeigt. Tango“ sei klassisch orientiert — und dennoch vielfältig, je nachdem, wie und wann die Sorte im Brauprozess zum Ein— satz kommt. Tango“ habe sich hier als echtes Multitalent bewährt: Klassisch eingesetzt sei die Sorte vergleichbar mit den beliebten Traditionssorten Hallertauer Tradition und Perle, bei sehr später Hopfen— gabe oder Kalthopfung kämen dann blumige Zitrusnoten deutlicher zum Vorschein. Immer gekennzeichnet seien die

Hopfenforschung habe einen -Wettbewerb zur Narnensndung veranstaltet, fündig wurde man bei einem Hopfenbaukongress in Argentinien, dem Mutterland des Tango. Ahnlich vielfältig wie dieser Tanz sei die neue Hopfensorte, so Lutz: Sie kann sehr ruhig sein wie unsere traditionellen, untergärigen Biere, aber auch feurig und intensiv, wie zum Beispiel ein Craft—Bier.“ Eben intensiv und ausdrucksstark, auf jeden Fall eindrucksvoll, kurz und knackig — am liebsten auch für den internationalen Markt. So also kam der Tango“—Hopfen zu seinem Namen, die neue Sorte, die auch die strengen und komplexen Anforderungskriterien zu einer Markteinführung so gut erfüllt. Welche das sind, das erklärt Anton Lutz anch bei den online abrufbaren Beiträgen zu den Hopfenbauversammlungen der Landesanstalt für Landwirtschaft (UL) zusam— men mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Brauqualität und Liefersicherheit seien Grundvoraussetzungen, die Wettbe— werbsfähigkeit auf dem globa— len Markt auch auflange Sicht, dann natürlich hohe und ständig steigende Anforderungen seitens des Umwelt- und\Ressourcenschutzes, auch extremen Klimabedingungen müsse eine neue Sorte gewachsen sein, mit möglichstwenig chemischem Panzenschutz auskommen und widerstandsfähig gegen Krankheiten sein. ;. ‘ ”%”. .” " i [, J Tango“ kann das alles und Eine schnelle Artdr Vervielfältigung ist di e sogenannte Stecklihgsvermehrung, die Hopfenforscher ist kein Baby mehr, sondern Anton Lutz hierzeigt (oben). DerVersuch beweist: Bei resistenten Hopfen hat der Mehltau keine Chance bereits zehn Jahre alt. Die Sor(unten links), obwohl der Stock direkt daneben stark befallen ist. Dichter Behang zeichnet die neue te hat in dieser Zeit etliche PrüSorte Tango“ aus (unten rechts). Fotos: Trouboukis (2), Landesanstalt für Landwirtschaft (1) fungen bestanden: Ihre Mutter ist Cascade“, eine US— arnerikanische die sich Sorte, HOPFENFORSCHUNG SEIT 95 JAHREN vor allem gegen hohe Tempe— raturen bewährt hat, ihr Vater Eine Katastrophe war die Zuchtgärten sind Eigentum die Züchtung sowie die wisein Hüller Zuchtstamm, eine Initialzündung für die Grün— der GfH und stehen dem Frei- senschaftliche und techniKreuzung aus Hallertauer dung des Hopfenforschungs— staat kostenlos für For- sche Forschung. Tradition“ mütterlicherseits institutes: ln den 1920er lah- schungszwecke zur Verfüi und einem weiteren Zuchtren vemichtete die Pilzkrank- gung; die GfH bezuschusst 1962: Neubau des seither stamm, der sich durch gute Reheit Falscher Mehltau mit der aus den eigenen Einnahmen ständig erweiterten Instituts— sistenzen und starken Behang For- gebäudes auf der gegenüberfachlichen Bezeichnung Investitionen und auszeichnet. Windet gut, kom— Pseudoperonospora Humuli schungsprojekte, die Perso- liegenden Straßenseite; Auspakte Dolden, mittelspäte Rei— die Emten in der Region prak- nalkosten sowie laufende Be- weitung der Forschungsziele fung, ein durchschnittlicher tisch völlig. Die Forschung triebskosten trägt der Frei— und Vergrößerung des For— Ertrag von 2,95 Tonnen pro gegen diese Krankheit und staat Bayern. Hier wichtige schungs— und BeratungsHektar — errechnet aus den die Züchtung resistenter Sor- Iahreszahlen im Überblick: teams. Jahren2012bis 2020—dazu ein ten waren vordergründige mittlerer Alphasäurengehalt Ziele, deshalb wurde auf Be— 1926: Kauf eines HopfenDas Institut ist heute das von 9, 1 Prozent, ein hoher Getreiben der Brauwirtschaft gutes in Hüll zur Schaffung Zentrum “für Forschung und samtölgehalt, sehr gute Klima— 1926 die Gesellschaft für Hop- einer zentralen Beratungs— Beratung im Hopfenbau und toleranz, durchgehend gute fenforschung (GfH) gegrün- stelle für den Hopfenbau zur steht für kompakte Informa— Aromabeurteilungen und Fle— det. Das Hüller Hopfenfor- Sicherung der Versorgung tion aus füanbteilungen. Ak— xibilität im Brauprozess — Anschungsinstitut wird getra- mit Qualitätshopfen für die tuell werden auf 82 Prozent ton Lutz und das Forschungs— gen von der Gil-I und dem Brauwirtschaft. Die Ziele der der deutschen Hopfenanbauteam stehen hinter ihrem “ Freistaat Bayern: Gebäude, Gesellschaft waren die Be- ächen Hüller Zuchtsorten Tango als, wie Lutz es formubauliche Einrichtungen und kämpfung der Peronospora kultiviert. Alterliert, ,zukunftssichere Quelle: GfH native zu den bewährten Sorten“. Klassisch in der Ausprä— Tango-Biere mit einer ange— Sorte Tango“ erworben wer- schaftsrat Anton Lutz, warum gung und modern, was die nehmen Bittere, auf die der den. der Sortenname Tango“ zu Marktanforderungen betrifft — Brauer sehr viel Wert legt“. Mit Feuer und Flamme sind diesem Zuchtstamm — der üb- Walter König drückt es noch Beschluss des GfH—Vorstan— auch jene für die neue Sorte, rigens lange Jahre nur durch deutlicher aus: Der Tango ge— des ist der Antrag auf Sorten- die an ihr jahrelang gearbeitet eine für den Laien kompliziert hört in den Boden.“ ‘ WZ schutz im Dezember 2020 ge— haben. Für die Forschungs— anmutende Nummernkombistellt werden, seit Januar 2021 gruppe erklärt deren stellver— nation deniert war — so gut €")? Ein Video dazu nden Sie auf www.donaukurier.de können Lizenzen für die neue tretender Leiter, Landwirt— passt. Die Gesellschaft für ,

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