Aurum- Grünes Gold für klassische Bierstile

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Aurum – Grünes Gold für klassische Bierstile Hüller Aromahopfen | Der Klimawandel bringt besondere

Herausforderungen für Hopfenpflanzer und Brauer. Aurum, die neue Hüller Aromasorte mit Tettnanger Background, präsentiert sich nicht nur als klimatoleranter Edelhopfen, sondern macht auch mit einem fein-hopfigen Aroma in Kombination mit einer angenehm milden Bittere ihrem Namen in zahlreichen Brauversuchen alle Ehre. Nach langjähriger Entwicklungsund Selektionsarbeit durch die Hopfenforschung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) entschied die Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH) im Sommer 2020, Aurum als wirtschaftliche und umweltfreundliche Hüller Aroma-Neuzüchtung den Pflanzern und Brauern anzubieten. Aurum verfügt über entscheidend verbesserte Klima- und Krankheitstoleranz und kann als weiteres Standbein im klassischen Aromabereich dienen.

lZüchtungsziel Von Anfang an, als vor fast 100 Jahren die Züchtung von Hopfensorten am Hopfenforschungszentrum Hüll begann, wurde das Ziel verfolgt, für die Hopfen- und Brauwirtschaft feinste Aromasorten zu entwickeln. Sie sollten den Landsorten in ihrem Aroma nicht nachstehen, aber zugleich einen eigenen Schutz vor Krankheiten besitzen und durch ihr gesteigertes Ertragspotenzi-

Autoren: Dr. Elisabeth Seigner, Anton Lutz, Dr. Klaus Kammhuber, alle Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Hopfenforschungszentrum Hüll, Wolnzach; Walter König, Gesellschaft für Hopfenforschung, Hüll, Wolnzach

1232  Brauwelt | Nr. 46-47 (2020)

al eine wirtschaftliche Hopfenproduktion ermöglichen. Diesem Plan folgend kreuzte Herbert Ehrmaier, ehemaliger Züchter am Hopfenforschungszentrum Hüll, im Sommer 1995 die Landsorte Tettnanger mit der männlichen Hüller Aromalinie 91/36/04 (Abb. 1). Es ist äußerst schwierig, in einem einzigen Kreuzungsschritt – ausgehend von einer Landsorte – alle relevanten agronomischen Verbesserungen im neuen Sämling zu realisieren und dennoch das von Brauern so geschätzte Aroma einer Landsorte zu bewahren. Außerdem erweist sich die Wahl des Vaters als schwierig, denn das Züchtungspotenzial eines männlichen Hopfens ist diffizil zu beurteilen, insbesondere, weil er selbst keine Dolden ausbildet und somit

sein Beitrag zu den Doldeninhaltsstoffen und dem Ertrag seiner Töchter unklar ist. Aber dennoch hat sich der Züchter für den richtigen Vater entschieden. So konnte er eine Sorte entwickeln mit feinem deutschen Landsorten-Aroma, kombiniert mit breiter Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, gutem Habitus sowie höherem Alphasäuregehalt. Zudem wurde das Ertragspotenzial im Vergleich zu den Landsorten deutlich gesteigert. Unter Hunderten von Sämlingen aus dieser Nachkommenschaft fiel der Aromastamm mit der Codenummer 96/01/24 als besonders aussichtsreicher Kandidat auf. Bereits in den Zuchtgärten der LfL und ab 2002 auch in den Anbauprüfungen unter Praxisbedingungen überzeugte die Tettnanger Tochter Aurum auf breiter Linie. Sie erwies sich als recht robust gegenüber den relevanten Krankheiten und Schädlingen. Durch diese breite Widerstandsfähigkeit können Spritzungen mit Pflanzenschutzmitteln konsequent reduziert werden. Bei den Pflanzern punktete die Neuzüchtung auch durch ihre deutlich verbesserte Windefähigkeit sowie den gleichmäßig zylindrischen Rebenaufbau mit sehr gutem Behang und daraus resultierenden höheren

Abb. 1 Stammbaum der T   ettnanger T   ochter  Aurum


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